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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Thema gestartet von: Pyromancer am 4.06.2017 | 16:17

Titel: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 4.06.2017 | 16:17
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=102876.0;attach=23783)

Techlevel ist grob 13. Jahrhundert, mit "Geheimwissen" das durchaus etwas höher gehen kann.
Einsatzzweck ist der Warentransport über einen ausgetrockneten Salzsee (paarhundert km), das dürfte so das ideale Einsatz-Szenario sein.

Fragen an die Segler:
Die Hochtakelung ist anachronistisch. Gibt es technische Gründe, die dagegen sprechen, dass mit 13.-Jahrhundert-Materialen zu machen?
Kriegt eine 5-Mann-Crew das Ding realistisch bedient?

Frage an die Materialkundler:
Ich hätte die Mittelachse gerne gefedert. Sind Blattfedern aus Stahl, die die grob 10 Tonnen federn, damals technisch machbar? Falls nein: Was bräuchte es? "Geheimwissen" kann ich zur Verfügung stellen, eine industrielle Basis, die über das 13. Jahrhundert hinausgeht, leider nicht.

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: KhornedBeef am 4.06.2017 | 16:47
Holy crap, große Blattfedern. Ja, mit Geheimwissen über frühe Hochofen-Technik  (wohl 14. Jrhd.) und große Schmiedestücke ginge das wohl. Wäre aber tatsächlich das Niveau "weltweit bekannte Stahlmeister".
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 4.06.2017 | 18:12
Holy crap, große Blattfedern. Ja, mit Geheimwissen über frühe Hochofen-Technik  (wohl 14. Jrhd.) und große Schmiedestücke ginge das wohl. Wäre aber tatsächlich das Niveau "weltweit bekannte Stahlmeister".

Sehr gut. Wie aufwändig wäre das denn grob geschätzt? D.h. wie viele Meisterschmiede/Geheimwissen-Metallurgen plus Gehilfen müssten daran realistischerweise arbeiten? Und wenn man vom irdischen 13. Jahrhundert ausgeht: Woher bzw. von wem krieg ich den Rohstahl?

Kugel- bzw. Wälzlager sollten kein Problem sein, oder?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: KhornedBeef am 4.06.2017 | 18:45
Sehr gut. Wie aufwändig wäre das denn grob geschätzt? D.h. wie viele Meisterschmiede/Geheimwissen-Metallurgen plus Gehilfen müssten daran realistischerweise arbeiten? Und wenn man vom irdischen 13. Jahrhundert ausgeht: Woher bzw. von wem krieg ich den Rohstahl?

Kugel- bzw. Wälzlager sollten kein Problem sein, oder?
Keine Ahnung von Lagern,  aber wenn man die Idee erstmal hat ;)
Was den Stahl betrifft: Rohstahl würde höchstwahrscheinlich von den Meistern selbst hergestellt. Dazu muss durch das flüssige Roheisen sauerstoffhaltige Luft geblasen werden bis der Kohlenstoffgehalt unter 2,1% sinkt. Und dann kommen vielleicht noch Legierungselemente. Das alles wäre vermutlich mit einem Holzkohle-Hochofen verbunden  (für das Roheisen).
Edit: Das sind große Anlagen, Dutzende von Facharbeitern und für jede ein Meister würde ich sagen (Hochofen, Konverter, Schmiede)
Edit: Komma beim Kohlenstoffgehalt
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: kirilow am 4.06.2017 | 19:11
Ein ungefragter Rat/Änderungsvorschlag: ich würde den (ja schon recht bootsähnlichen) Wagen ja hauptsächlich auf den Rädern auf der Längsachse ruhen lassen. Dafür dann aber mehr (denke: Rollerblade). Die Mittelachse würde ich dann eher wie Ausleger auslegen, es berührt also immer nur ein Rad den Boden und begrenzt die Krängung und verhindert das Umfallen. Dafür braucht es dann auch keine Stahlfedern -- wenn die Achse nur den Winddruck und nicht das Gewicht vin Ladung und Wagen tragen muss, tut es auch ein Holzstamm.

Zu 1) denke, das sollte (wenn natürlich auch nicht so bequem bedienbar und optimiert) auch im 13. Jhd. möglich gewesen sein. Mein Verdacht (der aber nicht auf tieferem Wissen oder Recherche basiert) ist ja, dass diese Takelung ihre Vorteile auch erst mit den neueren Kielkonstruktionen gewinnt, also damals möglich aber gar nicht so vorteilhaft gewesen ist.

Liebe Grüße
kirilow

auf dem Mobiltelefon getippt, deshalb vermutlich voll von Fehlern. Bitte um Nachsicht.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: kirilow am 4.06.2017 | 19:25
Nachtrag: fünf Mann scheint mir evtl. möglich, aber mit Materialien des 13. Jahrhunderts recht knapp bemessen. Wie denkst Du Dir denn die Aufteilung? Ein Steuermann, zugleich Kapitän und zwei pro Segel?
(nehme mal an, dass die alle an Deck sind und nicht in Schichten, dann bräuchte es natürlich nochmal mehr.)

ceterum censeo dass der Wagen für ein Landfahrzeug etwas zu groß dimensioniert ist, das erzeugt auch die Konstruktionsprobleme. Aber natürlich nur, wenn man das realistisch haben will. Aber damit hast Du ja angefangen...

Liebe Grüße
kirilow

auf dem Mobiltelefon getippt, deshalb vermutlich voll von Fehlern. Bitte um Nachsicht.


Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 4.06.2017 | 19:55
Ein ungefragter Rat/Änderungsvorschlag: ich würde den (ja schon recht bootsähnlichen) Wagen ja hauptsächlich auf den Rädern auf der Längsachse ruhen lassen. Dafür dann aber mehr (denke: Rollerblade). Die Mittelachse würde ich dann eher wie Ausleger auslegen, es berührt also immer nur ein Rad den Boden und begrenzt die Krängung und verhindert das Umfallen.

Und wie würde der Wagen dann gesteuert? Bei meinem momentanen Entwurf ist das ja kein Problem.

Nachtrag: fünf Mann scheint mir evtl. möglich, aber mit Materialien des 13. Jahrhunderts recht knapp bemessen. Wie denkst Du Dir denn die Aufteilung? Ein Steuermann, zugleich Kapitän und zwei pro Segel?
(nehme mal an, dass die alle an Deck sind und nicht in Schichten, dann bräuchte es natürlich nochmal mehr.)
Genau so hab ich mir das vorgestellt. Und Schichten gibt's nicht, d.h. wenn der Wagen fährt, dann sind alle Mann an Deck.
Edit: Bei schwierigen Windverhältnissen kann man ja ein Segel streichen und so zu viert das verbleibende Segel bedienen.

Zitat
ceterum censeo dass der Wagen für ein Landfahrzeug etwas zu groß dimensioniert ist, das erzeugt auch die Konstruktionsprobleme. Aber natürlich nur, wenn man das realistisch haben will. Aber damit hast Du ja angefangen...
Ein bisschen Realismus muss schon sein!

Das ist z.B. ein Ding, dass sich Leute zum Spaß gebaut haben: https://www.youtube.com/watch?v=97fjOmGg2jc
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 5.06.2017 | 17:41
Wie würde wohl ein Kriegs-Segelwagen aussehen und wie würden sich solche bekämpfen?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: YY am 5.06.2017 | 18:08
So richtig "dogfight"-tauglich wären sie ja wohl nicht, von daher würde man sie wohl am Ehesten möglichst schwer panzern (evtl. nicht nach allen Seiten) und sie mit möglichst weitreichenden Fernwaffen ausstatten, die aber das Fahrgestell nicht übermäßig belasten und sich nicht mit den Segeln ins Gehege kommen - Belagerungsarmbrüste/Skorpione, Wallbüchsen, kleine Kanonen u.Ä. je nach Verfügbarkeit.

Gegen feindliche Segelwagen würde man wohl am Ehesten auf einen "mobility kill" setzen, indem man die Segel schädigt.

Grundsätzlich müsste man sie jedenfalls mit Streitwagen oder Kavallerie gegen Angriffe im Nahbereich schützen - und diese Kräfte bräuchte es dann auch für den Todesstoß gegen feindliche Segelwagen.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 5.06.2017 | 19:01
Grundsätzlich müsste man sie jedenfalls mit Streitwagen oder Kavallerie gegen Angriffe im Nahbereich schützen - und diese Kräfte bräuchte es dann auch für den Todesstoß gegen feindliche Segelwagen.

Truppentransport-Segelwagen, die vor dem Gefecht Kavallerie entladen?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: YY am 5.06.2017 | 19:38
Scheitert für die meisten Kontexte an der machbaren Größe und Zuladung, denke ich.

Es sei denn, man fährt damit dermaßen weit im Nichts rum, dass man die Pferde besser rumkutschiert, als ihren Proviant auf ein paar Wagen zu packen und sie laufen zu lassen.
Dann kann das eventuell sinnvoll sein, wobei die zahlreichen Transporter dann auch wieder geschützt werden müssen, sonst steht man nach dem Gefecht möglicherweise da und kommt nicht mehr vorwärts...

Wäre jedenfalls eine recht interessante Konstellation, weil man gegen einen zunächst plänkelnden Gegner immer vor der Entscheidung steht, die Kavallerie abzusetzen und damit strategisch unbeweglich zu werden, aber taktisch besser da steht oder umgekehrt.

Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 5.06.2017 | 20:03
Scheitert für die meisten Kontexte an der machbaren Größe und Zuladung, denke ich.

Man verschenkt halt den Reichweiten- und Ausdauervorteil des Segelwagens, wenn man ihn auf Kavallerie- oder gar Streitwagen-Geschwindigkeit runterbremst. Wir waren ja im anderen Thread so bei 20-30 km Marschleistung pro Tag, das macht der Segelwagen bei gutem Wind in der Stunde, und zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, auch ein paar Tage hintereinander, ohne zu Murren.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: El God am 5.06.2017 | 20:09
Je nach verfügbarem Material wäre vielleicht sogar eine Luftfederung denkbar. Näher am technischen Stand dürfte eine Blattfederung aus Kompositmaterial sein: Horn-Holz-Sehne oder Horn-Stahl-Sehne wäre vielleicht leichter realisierbar?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: El God am 5.06.2017 | 20:10
Weiterer Gedanke: Wäre mit sowas nicht sogar ein primitives amphibisches Gefährt möglich?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 5.06.2017 | 20:13
Hey, die Mongolen mit ihren Kompositbögen sind ja gleich nebenan, da liegt eine Kompositfederung ja eigentlich nahe. Ich bin nur skeptisch, ob die Materialien die nötige Belastbarkeit hergeben.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: YY am 5.06.2017 | 20:33
Man verschenkt halt den Reichweiten- und Ausdauervorteil des Segelwagens, wenn man ihn auf Kavallerie- oder gar Streitwagen-Geschwindigkeit runterbremst.

Stimmt.

Nächster Gedanke dazu:
Wenn man Gebiete hat, für die sich solche Konstruktionen lohnen, dann kommt man da als versprengter abgesessener Kämpfer wahrscheinlich sowieso nicht mehr aus eigener Kraft lebend raus, ob man nun ein Pferd unterm Arsch hat oder nicht.
Man muss also sowieso alle Mann auf den Wagen transportieren und kann die Kavallerie durch Infanterie ersetzen - die lässt sich allemal stressfreier transportieren und führen, und man kriegt wesentlich mehr unter mit der begrenzten Fläche und Zuladung.

Allerdings ändert sich dann auch deren Aufgabe etwas. Auf Streitwagen und Kavallerie bin ich ja ursprünglich gekommen, weil die im Nahbereich einen Segelwagen zumindest so weit ausmanövrieren können, um die eigenen Gefährte zu schützen.
Das kann Infanterie nicht - aber weil die ja sowieso einen eigenen fahrbaren Untersatz haben, kann man den auch entsprechend auslegen.

Will heißen, es gäbe dann die normalen Frachtsegler, die recht schwer gepanzerten Segler mit schweren Fernwaffen und kleinere Segler zum Abfangen bzw. Immobilisieren der Gegner im Nahbereich - durch Zerstörung von Segeln und Rädern oder Rammen und Entern. Da kann man sich dann technisch auch wieder schön austoben  :)
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 5.06.2017 | 22:30
Leichter Eskort-Wagen:

(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=102876.0;attach=23799)

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: YY am 6.06.2017 | 06:09
Sehr schnittig  :d
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 6.06.2017 | 13:08
Etwas größer und gefährlicher:
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=102876.0;attach=23803)

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Scimi am 6.06.2017 | 13:39
Ich denke, du bist bei dem Eigengewicht und der Zuladung viel zu optimistisch, vor allem bei der relativ kleinen Segelfläche.

Mal so als Kontext, was mit größerer Rahtakelung, leichter Bauweise und modernen Rädern/Achsen so drin ist (Rumpf und Masten sind Holz, Segel Leinen und Takelung Hanfseile, genereller Technikstand Mitte 19. Jh): Wind Wagon Astakan (https://m.youtube.com/watch?v=p44Es26MM_c)
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 6.06.2017 | 14:32
Ich denke, du bist bei dem Eigengewicht und der Zuladung viel zu optimistisch, vor allem bei der relativ kleinen Segelfläche.

Ich hab das Gewicht beim ersten Frachtwagen grob überschlagen und da eher extrem pessimistisch gerechnet. Mit Gitterbauweise und Stoffbespannung geht das sicherlich leichter, auch mit 13.-Jahrhundert-Technik.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 6.06.2017 | 14:46
Wenn jemand Formeln hat, wie ich aus Segelgeometrie, Windgeschwindigkeit/-richtung und Fahrtrichtung/-geschwindigkeit den Segeldruck ausrechnen kann: Gerne her damit!
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 7.06.2017 | 17:04
Ich hab das mal mit "elastischer Stoß der Luftmoleküle an der Segelfläche" überschlagen (keine Ahnung, wie nah an der Realität das ist), und Größenordnungsmäßig sollte es schon hinhauen, dass diese Segelwagen fahren.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Feuersänger am 7.06.2017 | 17:16
Zum Thema Vortrieb kannst du dich ja mal hier belesen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Physik_des_Segelns

Beispiel: Ein Boot mit einer Segelfläche von 35 m2 erzeugt bei einem scheinbaren Wind von 5 m/s einen Vortrieb von 263 N. Segelt das Boot mit 6 Knoten (3,09 m/s) entspricht dies einer Windleistung von 0,81 kW oder 1,09 PS .
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Feuersänger am 7.06.2017 | 17:38
Was die Einsatzbandbreite solcher Segelwagen angeht...
Transport von Fracht über Salzseen scheint mir stimmig und gut. Es ist allerdings zu bedenken, dass dieser dann nur während der Trockenzeit möglich sein wird, und in den entsprechenden Klimazonen wahrscheinlich der Wind immer ungefähr aus der gleichen Richtung kommt, es wird also in der gleichen Jahreszeit entweder gar kein Rückweg möglich sein, oder sehr sehr langsam (kreuzen). Im absoluten Idealfall kann man im Dreieck um das Zentrum eines Hochdrucksystems herum fahren.

Den Einsatz als Kampffahrzeug hingegen... lasst uns mal sehen: ein Waffensystem, das nur in eine Richtung fahren kann, das wenn es über das Ziel hinausgeschossen ist nicht wenden kann, dessen Antriebssystem in Brand geschossen werden kann, und das katatrophal versagt wenn man ihm einen Baumstamm oder spanischen Reiter in den Weg schmeisst, oder einen Graben aushebt, oder das Gelände sonstwie unbefahrbar macht...  what could possibly go wrong?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Isegrim am 7.06.2017 | 17:56
(...) es wird also in der gleichen Jahreszeit entweder gar kein Rückweg möglich sein, oder sehr sehr langsam (kreuzen).

Kann man mit einem Segelwagen überhaupt gegen den Wind kreuzen? Funzt ja auch nicht mit allen Segelschiffen, hat glaub ich mit dem Kiel und Wasserwidestand zu tun...
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 7.06.2017 | 17:57
Den Einsatz als Kampffahrzeug hingegen... lasst uns mal sehen: ein Waffensystem, das nur in eine Richtung fahren kann, das wenn es über das Ziel hinausgeschossen ist nicht wenden kann, dessen Antriebssystem in Brand geschossen werden kann, und das katatrophal versagt wenn man ihm einen Baumstamm oder spanischen Reiter in den Weg schmeisst, oder einen Graben aushebt, oder das Gelände sonstwie unbefahrbar macht...  what could possibly go wrong?

Die Frage ist doch: Was für bessere Alternativen gibt es? Sagen wir mal, du willst mit deinen Frachtwagen regelmäßig durch Gebiete fahren, in dem räuberische Nomadenstämme mit Reiterkriegern ihr Unwesen treiben.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 7.06.2017 | 17:58
Kann man mit einem Segelwagen überhaupt gegen den Wind kreuzen? Funzt ja auch nicht mit allen Segelschiffen, hat glaub ich mit dem Kiel und Wasserwidestand zu tun...
Das sollte mit einem Wagen sogar sehr viel besser gehen als mit einem Schiff - nach meinem Laienverständnis. Mit Rädern kann ich ja sehr viel besser "auf der Spur" bleiben.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Isegrim am 7.06.2017 | 18:05
Bezweifle ich ein bischen (auch wenn ich nicht viel Ahnung vom Thema habe). Ein Schiff mit einem Kiel (oder Schwertern) zur Seite zu drücken ist fast unmöglich, der Schub wird in eine Vorwärtsbewegung umgeleitet. Ein Radfahrzeug bietet mE keinen so starken Widerstand gegen Druck von der Seite. Merkt man bspw, wenn man mit dem PKW bei starkem Seitenwind aus dem Windschatten eines LKW kommt.

EDIT
Die Frage ist doch: Was für bessere Alternativen gibt es? Sagen wir mal, du willst mit deinen Frachtwagen regelmäßig durch Gebiete fahren, in dem räuberische Nomadenstämme mit Reiterkriegern ihr Unwesen treiben.

Im Zweifel: Mehr Reiterkrieger dabei haben... ;)
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Scimi am 7.06.2017 | 18:17
Auf einer planen Fläche, explizit auf einem Salzsee, ist das eigentlich ein gutes Transportmittel. Zumindest war Kaiser Yuan aus dem China des 6. Jh. von der Technik sehr begeistert und anscheinend hat sie sich lange genug gehalten, dass sie die Europäer im 16. Jh. abschauen konnten...

Gegen den Wind fahren kann man zwar eher schlecht, aber mit dem Wind direkt im Rücken will man auch nicht segeln - dann wird man quasi durch das eigene Segel ausgebremst. Wenn es eine Gegend gäbe, wo z.B. beständiger Südwind wäre, dürfte ein ständiges Reisen in Ost-West-Richtung kein Problem sein.

Als Kampfahrzeug kann ich mir das auch vorstellen - wenn es regen Verkehr mit Segelwagen gibt (in einer Gegend, die zu karg für Reittierhaltung ist), brauche ich sowie so ein schnelles Transportmittel, um an so eine Karawane heranzukommen und sie zu entern. Und dann braucht es bewaffnete Wagen als Geleitschutz. Wenn die Technik länger im Einsatz ist und es keine sinnvolle Alternative gibt, kann ich mir schon vorstellen, wie sich da eine ganze Nische entwickelt...


Wo ich nach ein bisschen Einlesen und Nachdenken inzwischen wahrscheinlich am ehesten drüber stolpere, ist der eigentliche Wagen, wie der gebaut sein müsste, dass er nicht einfach umfällt, welche Last die Achsen halten müssen und bei welchen (vergleichsweise) hohen Geschwindigkeiten er funktionieren muss. Was ich mir für das 13. Jh. so an "moderner" Leichtbauweise vorstelle, kommt am ehesten auf einen Leiterwagen heraus - aber den wollte ich nicht mit Segel fahren, der kippt um oder die Räder fliegen bei der starken Belastung weg...
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Feuersänger am 7.06.2017 | 18:19
Die Frage ist doch: Was für bessere Alternativen gibt es? Sagen wir mal, du willst mit deinen Frachtwagen regelmäßig durch Gebiete fahren, in dem räuberische Nomadenstämme mit Reiterkriegern ihr Unwesen treiben.

In diesem Szenario sehe ich wirklich ein Problem. Über kurze Distanzen dürften Pferde schneller sein als Segelwagen. Vor allem aber ist es wie gesagt reichlich trivial, diesen Segelwagen den Tag zu verderben, mittels aufgestellter Hindernisse, Gräben, aufgeweichtem Boden etc. etc... und das ist dann auch ziemlich "alles oder nichts", also entweder der Segelwagen schafft es an der Falle vorbeizusteuern, oder er ist königlich geschraubt.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 7.06.2017 | 18:26
In diesem Szenario sehe ich wirklich ein Problem. Über kurze Distanzen dürften Pferde schneller sein als Segelwagen. Vor allem aber ist es wie gesagt reichlich trivial, diesen Segelwagen den Tag zu verderben, mittels aufgestellter Hindernisse, Gräben, aufgeweichtem Boden etc. etc... und das ist dann auch ziemlich "alles oder nichts", also entweder der Segelwagen schafft es an der Falle vorbeizusteuern, oder er ist königlich geschraubt.

Wenn man einen Salzsee oder eine weite Ebene hat, dann ist das mit dem Stellen von Fallen ja auch nicht so einfach, weil man ja ziemlich genau wissen müsste, wo der Wagen entlang fährt. Aber mit einem Reitertrupp im Hinterhalt liegen und dann ein paar Kilometer an den Wagen ranreiten, entern und mit der Beute abzischen, das ist ja kein Problem - wenn da kein Kriegswagen mit 50 Armbrustschützen den Geleitschutz gibt.

Ich bin mir aber selbst auch nicht sicher, ob es diesen Leidensdruck überhaupt gibt. Die Wagen verkehren nur unregelmäßig, d.h. wahrscheinlich sind Überfälle nicht an der Tagesordnung, und die beste Lösung ist, einfach zu hoffen, dass nichts passiert.  8)
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Ifram am 7.06.2017 | 19:24
Müsste der Segelwagen aus einem Überfall denn überhaupt als Sieger hervorgehen? Sehr wahrscheinlich mehrere eigene Verletzte und / oder Tote zu erwarten ist für Angreifer eigentlich abschreckend genug, um relativ unbehelligt Fracht transportieren zu können.
Anderer Gedanke: Wegzölle, Tribute oder andere Vereinbarungen mit einzelnen Reitergruppen sind auch im Interesse der potentiellen Angreifer. Sonst kommt eben keiner mehr. Wer fährt denn schon seine teuren, mit Geheimwissen konstruierten Wagen ins Verderben?
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Feuersänger am 7.06.2017 | 19:37
Als ob die Aussicht, seine Beute mit weniger Komplizen teilen zu müssen, jemals einen Piraten, Banditen oder sonstigen Räuner von einem Überfall abgehalten hätte.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: YY am 7.06.2017 | 22:44
Den Einsatz als Kampffahrzeug hingegen... lasst uns mal sehen: ein Waffensystem, das nur in eine Richtung fahren kann, das wenn es über das Ziel hinausgeschossen ist nicht wenden kann, dessen Antriebssystem in Brand geschossen werden kann, und das katatrophal versagt wenn man ihm einen Baumstamm oder spanischen Reiter in den Weg schmeisst, oder einen Graben aushebt, oder das Gelände sonstwie unbefahrbar macht...

Die Richtung ändern kann es schon, nur sonderlich wendig ist es nicht.
Und für die defensive Verwendung ist die eingeschränkte Manövrierbarkeit unterm Strich kein großes Hindernis, solange man genug "Zähne" hat.
Man will ja nur durchkommen und weiterfahren, nicht jeden kleinen Fußgänger der Gegenseite massakrieren.

Fallen und Sperren hat Pyromancer ja schon kommentiert, das wäre beim angedachten Gelände ein gigantischer Aufwand.
Wenn man das tatsächlich so betreiben würde/könnte, wäre an dem Punkt wohl saftiger Wegzoll angesagt - oder größere Kampfhandlungen, weil man einen derart gut organisierten Gegner auch wieder wirksam zerschlagen kann.

Ein Radfahrzeug bietet mE keinen so starken Widerstand gegen Druck von der Seite. Merkt man bspw, wenn man mit dem PKW bei starkem Seitenwind aus dem Windschatten eines LKW kommt.

Da merkt man doch überhaupt nur was, weil der Wind plötzlich wieder einsetzt.
Vor dem Überholen war es ja die ganze Zeit egal, weil man es so leicht ausgleichen konnte ;)

Als ob die Aussicht, seine Beute mit weniger Komplizen teilen zu müssen, jemals einen Piraten, Banditen oder sonstigen Räuner von einem Überfall abgehalten hätte.

Das kommt schwer auf die Umstände an, insbesondere die Höhe der Beute und den Verzweiflungsgrad, aber auch die Verfügbarkeit besser geeigneter Ziele.
Wenn man damit rechnen muss, ordentlich Kontra zu kriegen, steht ja auch schnell das Scheitern des Überfalls im Raum.

Diese Rechnung macht so gut wie jeder Räuber intuitiv auf und sie führt z.B. dazu, dass sich der normale Straßenräuber ganz gezielt Opfer statt Gegner sucht oder dass es in den Ländern viel mehr Überfälle auf Geldtransporte gibt, wo die Leute nicht bewaffnet fahren.

Wenn ich aber eh schon nichts mehr zu fressen und auch sonst nichts zu verlieren habe, von einem erfolgreichen Überfall aber Monate in Saus und Braus leben kann oder auf Lebenszeit ausgesorgt habe...
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 8.06.2017 | 12:31
Der Frachtwagen kommt leer bei Windstärke 4 auf ~20 km/h, auch quer und sogar ganz leicht gegen den Wind.
Voll beladen sinkt die Maximalgeschwindigkeit auf ~15 km/h, da muss der Wind aber schräg von hinten kommen. Quer zum Wind sinkt die Geschwindigkeit auf 7 km/h, und gegen den Wind kann man beladen vergessen.

Annahmen:
Segelfläche: 40 m²
Rollwiderstandskoeffizient: 0,01 (Autoreifen auf Beton)
Luftwiderstandskoeffizient: 2 (rechteckiges Brett)
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.06.2017 | 12:55
Vielleicht müsste man da mal einen Segler fragen. Ich habe von einem Freund genug mitbekommen um zu wissen dass Segelboote nicht durch Komponentenzerlegung des Windes angetrieben werden. Das ist alles etwas kompliziert
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 8.06.2017 | 13:06
Als grobe Näherung und Plausibilitätsnachweis taugt es allemal.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: El God am 8.06.2017 | 13:12
Ich glaube, persönlich würde ich das einfach gern in einem technisch fortgeschritteneren Setting sehen. Blattfedern, eine sinnvolle Bereifung und man könnte damit zum Beispiel auch über eine schöne Grasebene segeln...
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 8.06.2017 | 13:18
Ich glaube, persönlich würde ich das einfach gern in einem technisch fortgeschritteneren Setting sehen. Blattfedern, eine sinnvolle Bereifung und man könnte damit zum Beispiel auch über eine schöne Grasebene segeln...

Es gab in Nordamerika einen (wirtschaftlich erfolglosen) Segelwagen-Dienst. Aber spätestens mit dem Aufkommen der Eisenbahn ist halt auch die kleinste Nische weg, und es bleibt nur die Anwendung als Spaßgefährt.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Scimi am 8.06.2017 | 14:12
In China gab es die Technik über 1000 Jahre lang, wenn womöglich auch nur für Vergnügungsfahrten.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 10.06.2017 | 12:03
Püschls "Physik des Segeln" ist zwar hochinteressant, und enthält auch Formeln, wie man die Kräfte am Segeln berechnen kann. Leider fehlen praktische Beispiele und Überschlagsformeln, und irgendwelche mehrdimensionalen Ringintegrale über irgendwas - das geht mir dann auch zu weit.  :P
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2017 | 13:02
Ich habe jetzt mit Hilfe der NASA eine sehr brauchbare Näherungslösung gebastelt. Wer also halbwegs realistische Werte für Segelwagen braucht, für den hab ich jetzt etwas:
http://www.drivethrurpg.com/product/216526/Sail-Wagons

Und wer wissen will, wie genau ich die Werte berechnet habe:
http://www.drivethrurpg.com/product/216527/Physical-Background-of-Sail-Wagons
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Settembrini am 16.07.2017 | 15:03
Die Mongolen würden leider nicht den Segelwagen überfallen, sondern einfach die Orte, die von den Gefährten verbunden werden. Da ist viel mehr zu holen und keiner kann abhauen. Außer vlt. mit ein wenig Vorsprung mit nem Segelwagen...

Was mir gleich eine kleine Minikampagne eingibt: Flüchtende auf einem kleinen Trek von Segelwagen.

Und die Mongo-Klikke verfolgt die, vong Ardefaggt her.

Äußere Linie vs. Innere Linie usw. Jede Oase die sie anlaufen kann Potentiell schon von Mongo-Schergen inflitriert sein, oder eben nicht. Einzige Chance: Erreichen des christlichen Abendlandes, oder des Grünen Tals oder sonstewie.

Kampfsegler Galaktika.
Titel: Re: Segelwagen
Beitrag von: Pyromancer am 16.07.2017 | 16:43
Coole Idee. Meine war genau anders herum.

(copy&paste von woanders, daher auf englisch:)

---
Agarthi was once a powerful empire, its center located under the Gobi desert is. It was ruled by a race of snake people, but with a few humans in the "middle management", and lots and lots of human slaves. The reasons are unknown, but one day all the snake people retreated to the underground part of their kingdom and sealed all the entrances, leaving the humans stranded on the surface. Under pressure from surrounding human barbarians, the Agarthi retreated to their core land, mighty mountain fortresses in the Gobi desert, where they remain - mostly unknown - until today (today = 1245AD).

They trade with human settlements at the edge of the desert (gold and diamonds for food and slaves, mostly), and from time to time man one of their smaller fortresses there and use them as trade posts.

There is a centuries old struggle between the faction that wants to remain in the desert and await the return of their snake masters, and the faction that want to "abandon the old ways" and conquer a little bit of more hospitable land, with smaller factions siding with one or the other as they can gain politically from it. But the argument has become more heated, and a few "suspicious deaths" among powerful figureheads have happened.

All of this is unknown in Karakorum, there are only a few unreliable rumors of a mighty kingdom in the desert. But there isn't much else to do, so Töregene Kathun sends out a small diplomatic mission, to locate and find this kingdom, establish contact, and - depending on what they find - demand submission and tribute, raid, or spy the defenses for future campaigns.
---

Also die SCs als Anführer dieser kleinen diplomatischen Mission (~paarhundert Reiter), die Kontakt mit Agarthi aufnehmen und sich schön in die Ränkespiele einmischen können.

Und so eine Agarthi-Festung sieht ungefähr so aus (den Schuttkegel am unteren Rand wegdenken):
(http://www.therpgsite.com/attachment.php?attachmentid=1097&d=1498404026)