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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Ucalegon am 28.09.2017 | 16:41

Titel: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 28.09.2017 | 16:41
Einleitung

Wer heute ins Rollenspielen (wieder)einsteigt, hat gute Chancen, das mit einem System zu tun, das Aufgaben, die traditionell bei der Spielleitung lagen, auf die ein oder andere Weise umverteilt. Sei es auf den Prozess, spezifische Regeln (Stichwort: Gamemaster Mechanics (http://www.genesisoflegend.com/2017/09/episode120/)) oder andere Mitspielende. Seien es das Vorlegen von Szenen, das Treffen eines (setting)spezifischen Tons  oder die Vorbereitung interessanter Situationen. Eine erfolgreiche Erscheinungsform dieses Wandels sind Rollenspiele ohne Spielleitung. [1] Sie gehen bei dieser Umverteilung so weit, dass eine Leitungsfunktion nicht mehr nötig ist - was freilich nicht heißt, dass alle Mitspielenden dort zwingend dieselben Aufgaben und Möglichkeiten haben und dieselbe Spielerfahrung machen. [2]

Darüber, warum dieser Wandel stattfindet, kann man viel Unsinn lesen - hauptsächlich von Leuten, die sich in ihrer beschränkten Perspektive darauf, wie Rollenspiel, das wir gut und gerne spielen, funktioniert, angegriffen sehen. So wird allenthalben unterstellt, dem lägen die Angst vor Willkür, fehlendes Vertrauen (besonders ironisch, weil man seinen Mitspielenden gerade in Rollenspielen ohne Spielleitung besonders viel Vertrauen entgegenbringen muss), gar traumatische Erfahrungen zugrunde. Auch beliebt ist das Herabwürdigen zu schlechten Spielenden oder SL (implizit auch im Vorwurf des Gelegenheitsspiels, an dem da, wo es denn tatsächlich praktiziert wird, nichts auszusetzen ist), die schlicht nicht verstanden hätten, wie man Rollenspiel am besten spielt und sich ihre Vorlieben gleichsam als Krücken zu dieser mystischen Erfahrung konstruierten. Ein verwandter Vorwurf ist Faulheit: Um Faulheit, Verantwortung zu übernehmen kann es sich aus offensichtlichen Gründen schonmal nicht handeln, bleibt Faulheit bei der Vorbereitung; eine eigenartige Kritik an Spielen, die gemeinsame Vorbereitung ganz bewusst zum Teil des Spielprozesses machen und auf diesem Weg dieselbe Qualität liefern wie bei SL-gesteuerter Vorbereitung.

Besonders unter Beschuss stehen dabei Rollenspiele, die die Spielleitung gleich ganz abschaffen - bis hin zu den Clowns, die versuchen, sie zu Nicht-Rollenspielen zu erklären.

Im Folgenden habe ich mir deshalb erlaubt, etwas auszuholen, um zu zeigen, wie und warum man auf eine Spielleitung getrost verzichten kann. Denn offensichtlich ist das nicht allen klar. [3]

Alle spielen mit.

Das erste Mal ein Rollenspiel gespielt und geleitet habe ich 2004. Das System hatte ich zusammen mit einem Schulfreund gebastelt. Bei der Erklärung, was eine Spielleitung sei, schrieb ich damals:   

Zitat
Der Gamemaster oder auch Spielleiter ist für das erzählen der Geschichte verantwortlich, er spielt selber aber nicht mit sondern leitet die Spieler durch das Abenteuer.

Wenn ich das heute so formuliere, dann um zu provozieren. Als Jugendlicher habe ich dagegen schlicht beschrieben, was die Rolle so besonders macht. Klar macht es Spaß, als SL spontan sein zu müssen, zu sehen, was die Runde aus einem vorbereiteten Szenario macht und mit ihr zu interagieren. Aber das ändert nichts daran, dass die Spielerfahrung eine grundlegend andere ist. Selbst ein modernes SL-Spiel wie Apocalypse World kennt keine Agenda für Spielerinnen, die darauf abzielte, wie sich die Spielerfahrung, die Geschichte für die SL anfühlen soll - das macht nämlich angesichts der Funktion auch keinen Sinn.

In vielen Rollenspielen ohne Spielleitung kann ich dagegen nahtlos vom Scene Framing dazu übergehen, eine Hauptfigur zu spielen und mich für sie einzusetzen, kann zu anderen Figuren wechseln und Nebenrollen oder die Opposition einbringen, kann Beschreibungen, ja die ganze Prämisse einer Geschichte benutzen, um meine Figur zu unterstreichen und umgekehrt. Ich kann rausfinden, was meinen Mitspielenden Spaß macht, was sie aus meinen Ideen machen, meiner Figur von ihnen eine Bühne bereiten und mich davon überraschen lassen, wo das die Geschichte hinführt.

Ich bin immer Teil eines Spiels, das auf meine Spielerfahrung ebenso ausgerichtet ist, wie auf die der Anderen.
 
Daraus folgt: Ohne Spielleitung steht die Spielerfahrung aller im Mittelpunkt, nicht nur die der zu beleitenden Spielerinnen. 

Drama!?

Für Drama-Rollenspiel liegt der Verzicht auf eine Spielleitung nahe. Im Gegensatz zu prozeduralen Plots, in denen sich die rollenspieltypische Truppe von Hauptfiguren an einem gemeinsamen Ziel abarbeitet und die Hindernisse auf diesem Weg und damit das Pacing oft von einer SL verwaltet werden, stehen hier die Beziehungen, Konflikte und Bedürfnisse der Hauptfiguren untereinander im Fokus. Den Großteil der Szenen speist also Material, das vorher gemeinsam vorbereitet worden, oft anschaulich visualisiert (Cosmos in Polaris, Grid in Grey Ranks, die Karteikarten in Fiasco) und allen bekannt ist.

Das wird nirgendwo so deutlich wie in Robin Laws' Hillfolk. Während die Spielerinnen sich selbst Szenen vorlegen, gemeinsam über den Fortgang der Handlung entscheiden, die dramatische Entwicklung ihrer Figuren im Blick behalten und damit den Schub liefern, der das Spiel vorantreibt, bleiben der SL kleinere Kurskorrekturen. Ehrenhaft, aber ohne Not.

Das soll freilich nicht heißen, dass nur dramatisches Kammerspiel von einer spielleitungslosen Konversation profitiert. Das Design ist dort vielleicht besonders erprobt, aber es gibt genug Rollenspiele, die es für andere Ziele fruchtbar machen. In Lovecraftesque weiß vor dem final horror niemand, welcher außerirdische Schrecken sich hinter den erspielten Ereignissen und Hinweisen verbirgt. In Sign in Stranger entdeckt man zusammen eine wirklich fremdartige Welt. In Posthuman Pathways stellt und beantwortet man sich gegenseitig Fragen über die Zukunft. Remember Tomorrow drängt im Sinne der getriebenen und entfremdeten Protagonistinnen in Cyberpunk-Romanen darauf, gerade die eigenen Figuren nicht aktiv zu spielen, sondern gerade die Maschine, unter deren Räder sie geraten. Und dann gibt es noch Modelle, die sich klassischen Genres entziehen wie Archipelago; My Daughter, the Queen of France; Microscope.

Daraus folgt: Es gibt mindestens so viele Spielziele, die sich spielleitungslos besser verwirklichen lassen wie es welche gibt, die auf die Leitungsfunktion angewiesen sind.

Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss.

Oft genug ist die SL qua ihrer Funktion dazu verdammt, immer die besten Ideen zu haben oder den eigenen Schrott zumindest so zu verkaufen; könnte ja die Spielerinnen verunsichern. In der Realität reicht es dagegen hin und wieder nur für was Halbgares. Hier glänzen diejenigen spielleiterlosen Rollenspiele, die Andere darauf aufbauen und verbessern lassen. "Try a different way" sagt die Mitspielerin in Archipelago. Und selbst, wo es diese Möglichkeit der Zusammenarbeit explizit nicht gibt, bleibt der eigene kreative Beitrag spielleitungslos eben nicht der einzige auf dem Tisch. Mitspielende greifen häufig Unauffälliges auf und drehen es so, dass man es fast nicht wiedererkennt. Besonders elegant ist auch Fiasco, wo man die Last einfach abgeben kann, wenn man gerade nichts Gutes hat und trotzdem einen angemessenen Einfluss auf die Szene behält.

Entsprechend lächerlich macht sich übrigens, wer versucht, Rollenspiele ohne Spielleitung zu diskreditieren, indem man mal behauptet, sie seien ohne Führung halt voller Jubelperser und sich gegenseitig übertrumpfen-wollender Egozentrikerinnen. Wer im Glashaus sitzt...

Daraus folgt: Rollenspiele ohne Spielleitung brauchen keine hyperkreativen Spielerinnen oder den 'Tisch voller SL.' Im Gegenteil: Hier verlässt man sich aufeinander. 

Konversation machen.

Rollenspiel ist ein Gespräch, in dem eine Fiktion ausgehandelt wird, mit der alle einverstanden sein müssen. Rollenspiel, das dabei allen Beteiligten gleiches Rederecht einräumt, ist intuitiv. Traditionelles Rollenspiel, das höchstens ein paar lauwarme Richtlinien für die SL-Rolle hat, verdeckt im schlimmsten Fall, dass es überhaupt eine Verhandlung gibt bzw. man muss erstmal aushandeln, wie man Missverständnisse und Uneinigkeit verhandeln will.

Weil Rollenspiele ohne Spielleitung es nicht haben, will ich auf dieses Problem aber gar nicht weiter eingehen und stattdessen anmerken, dass es auch in SL-losem Rollenspiel durchaus Gründe geben kann, bewusst eine Asymmetrie einzubauen. Archipelago verleiht einzelnen Spielerinnen offen "ownership" über bestimmte Aspekte der Welt und damit ein Veto-Recht, das nur sie haben. Eine Möglichkeit, Kontinuität und Konsistenz zu wahren. In Dog Eat Dog hat die Spielerin der Kolonialmacht ein umfassendes fiat-Recht, das ganz gezielt in dem Moment nicht mehr gilt, wo eine Spielerin verliert, indem ihre Figur Amok läuft.         

Daraus folgt: Rollenspiele ohne Spielleitung müssen ihre Konversation nicht so penibel ausgeglichen organisieren wie Fiasco. Asymmetrie hat aber immer einen guten Grund.

Zielvereinbarungen.

Was einen gemeinsamen Ton und Spielstil angeht, den im traditionellen Spiel die Spielleitung vorgibt, kann man sich bei SL-losen Rollenspielen im Wesentlichen auf das Spiel selbst verlassen. Gerade das Pacing ist meist eindeutig vorgegeben, oft auch angemessene Beiträge, besonders z.B. in Kagematsu, wo man die gewünschte Reaktion des Ronin aus einer Liste auswählt (Wie er sich wirklich fühlt, entscheidet natürlich seine Spielerin). Schon Fiasco-Playsets, aber vor allem natürlich stark eingeschränkte Setups wie in Montsegur 1244, Until We Sink oder Alienor ähneln in dieser Hinsicht vorgefertigten Szenarios, sind aber dennoch viel flexibler und haben Wiederspielwert. Vorbereitung wird dadurch in den meisten Fällen überflüssig.

Wo es hingegen Interpretationspielraum gibt wie in Archipelago oder Okult, findet man entweder über ein Instrumentarium (nochmal: "Try a different way") oder schlicht darüber zusammen, dass alle hier sind, um rauszufinden, was die anderen cool finden, nicht um über die Prämisse des Spiels hinaus etwas vorgekaut zu bekommen.

Daraus folgt: (Ein echter gemeinsamer Stil.) Rollenspiele ohne Spielleitung bewegen sich zwischen Spiel auf den Punkt und viel Raum für gemeinsame Interpretation.

Schlusswort

Man findet da draußen nicht nur Fiasco und Microscope, sondern zahllose andere Rollenspiele ohne Spielleitung, die traditionelle Aufgaben, wo sie sie überhaupt noch vorsehen, alle ein bisschen anders verteilen, aber immer ohne aus dem Spiel herausgelösten Schiedsrichterposten. Unterrepräsentiert sind vor allem fewshot- und Kampagnenspiele. Nicht, weil Spielleitungslosigkeit das bedingt, sondern die Designziele bisher oft anders lagen. Gibt es Sachen, die ohne SL nicht gehen? Bestimmt. Gibt es Sachen, die ohne SL besser gehen? Klar (siehe oben). Habt ihr vielleicht nicht gewusst.

Fragen, Kritik, Kommentare? (Besonders: Fallen euch noch weitere Gründe ein, warum man ein Rollenspiel ohne SL designt?)

Euer Ucalegon

--------------------------------
[1] Eine ausführliche Liste dieser Rollenspiele findet ihr hier. (http://www.story-games.com/forums/discussion/20920/the-ultimate-list-of-gmless-games)

[2] Berufene Stimmen halten "ohne Spielleitung" für irreführend, weil die Aufgaben der Spielleitung in solchen Rollenspielen ja nicht verschwinden, sondern nur anders verteilt werden. Besonders Jason Morningstar wird nicht müde, zu erwähnen, dass er Spiele designt, in denen alle die Spielleitung(en?) sind, weil er diese Rolle selbst so toll findet und sie anderen nicht vorenthalten möchte. Ich persönlich habe einen anderen Blick darauf. Spielleitung beschreibt eine dem Spiel enthobene Position, die selbst keinerlei Leitung bedarf, weil sie keine Spielerfahrung macht, die geleitet werden müsste. Der Übergang mag fließend sein und es stellt sich die Frage, ob es eine kritische Masse an oder gewisse zentrale Aufgaben gibt, die umverteilt werden muss, damit Spielleitung in diesem Sinne verschwindet, aber dass sie beispielsweise in Fiasco als bekanntestem Beispiel nicht existiert, ist wenigstens für mich eindeutig. "Ohne Spielleitung" ist als Definition ex negativo freilich auch nicht ideal, wie Ben Robbins zurecht anmerkt.

[3] Ähnlich allgemeine Beiträge zum Thema (mitsamt der oben zitierten Positionen) findet ihr hier. Alle vertreten sehr unterschiedliche Ansichten:
Ben Robbins: “I just like saying ‘overthrow the government'” (GMless RPGs, ECCC 2017) (http://arsludi.lamemage.com/index.php/884/gmless-talk-eccc-2017/)
Jason Morningstar: Ropecon 2015: Jason Morningstar: GMless design and play (https://www.youtube.com/watch?v=SnVgDDCleNk)
Joshua Fox: Some thoughts about GMless gaming (http://blackarmada.com/some-thoughts-about-gmless-gaming/)

Außerdem:
Where did modern gmless gaming come from? (http://www.story-games.com/forums/discussion/20291/where-did-modern-gmless-gaming-come-from)
Across the Table Podcast (https://axthetable.wordpress.com/) (Hervorragende Audio-Besprechungen wichtiger SL-loser Rollenspiele mit besonderem Blick auf ihr Design.)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Lord Verminaard am 28.09.2017 | 17:26
Hm, dafür, dass du mich ob meiner Arroganz gescholten hast, gibst du dir aber ganz schön Mühe, mich darin zu übertrumpfen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 28.09.2017 | 17:30
Es ist unfreiwillig komisch, dass ich hier im Forum nur DESHALB an einer Runde teilnehme, weil sie die traditionelle Teilung in Leitung und Spielgruppe aufweist.
Wäre sie grundsätzlich leiterlos, wäre mir das zu anstrengend.

Es hat also auch viel mit KAPAZITÄTEN zu tun, ob das Konzept von spielleiterlosen Systemen fruchtet.

Zitat
In vielen Rollenspielen ohne Spielleitung kann ich dagegen nahtlos vom Scene Framing dazu übergehen, eine Hauptfigur zu spielen und mich für sie einzusetzen, kann zu anderen Figuren wechseln und Nebenrollen oder die Opposition einbringen, kann Beschreibungen, ja die ganze Prämisse einer Geschichte benutzen, um meine Figur zu unterstreichen und umgekehrt. Ich kann rausfinden, was meinen Mitspielenden Spaß macht, was sie aus meinen Ideen machen, meiner Figur von ihnen eine Bühne bereiten und mich davon überraschen lassen, wo das die Geschichte hinführt.

Ich bin immer Teil eines Spiels, das auf meine Spielerfahrung ebenso ausgerichtet ist, wie auf die der Anderen.
 
Daraus folgt: Ohne Spielleitung steht die Spielerfahrung aller im Mittelpunkt, nicht nur die der zu beleitenden Spielerinnen. 

"Daraus folgt" mE ersteinmal nur, dass du lieber Spielleiter als Spieler bist.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 28.09.2017 | 17:45
(http://fs5.directupload.net/images/170928/temp/rc5lxou4.jpg) (http://www.directupload.net/file/d/4859/rc5lxou4_jpg.htm)
Vielleicht sagen Bilder ja mehr als Worte.
Ich versuche es mal. :)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 28.09.2017 | 18:20
Zitat
Für Drama-Rollenspiel liegt der Verzicht auf eine Spielleitung nahe
Das kann ich jetzt nicht unterschreiben.
 
Zitat
Im Gegensatz zu prozeduralen Plots, in denen sich die rollenspieltypische Truppe von Hauptfiguren an einem gemeinsamen Ziel abarbeitet und die Hindernisse auf diesem Weg und damit das Pacing oft von einer SL verwaltet werden, stehen hier die Beziehungen, Konflikte und Bedürfnisse der Hauptfiguren untereinander im Fokus.

Worauf man den Fokus legen möchte, bestimmt doch jede Gruppe selbst.
Drama ist da ebenso eine Möglichkeit.
Dieses Klischee von der Gruppe die sich alla "Malen nach Zahlen "durch das vorgefertigte Abenteuer schnetzelt ohne sich groß um ihre Charaktere zu kümmern, mag es natürlich auch geben aber
das ist, finde ich, nicht zwingend so, weil es eine Spielleitung gibt, sondern weil der Fokus nicht gemeinsam abgeklärt wurde.  :)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Sir Markfest am 28.09.2017 | 18:23
Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss.
Oft genug ist die SL qua ihrer Funktion dazu verdammt, immer die besten Ideen zu haben oder den eigenen Schrott zumindest so zu verkaufen

Ist etwas einseitig. Kann man dann nicht auch sagen, dass die Spieler im SL-losen Spiel nicht immer die besten Ideen haben...?
Hört sich etwas wie eine Neiddebatte ab a la "Die Idee des SL/des Autors gefällt mir gar nicht, ich hab da was viel cooleres"... oder irre ich mich?
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 28.09.2017 | 18:41
Zitat
Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss.

Oft genug ist die SL qua ihrer Funktion dazu verdammt, immer die besten Ideen zu haben oder den eigenen Schrott zumindest so zu verkaufen; könnte ja die Spielerinnen verunsichern. In der Realität reicht es dagegen hin und wieder nur für was Halbgares.
Das klingt für mich jetzt eher nach schlechter Erfahrung mit einem narzisstischen Spielleiter.
(Dass es die gibt, möchte ich gar nicht bestreiten)

Auch in einem Spiel mit Spielleiter spielt man sich in einer guten Runde gegenseitig die Bälle und Ideen zu.
Das ist zumindest meine Erfahrung. Spieler haben da jede Menge Einfluss.

Das "nicht selbst Metawissen haben und Einbringen" kann sowohl als Bug als auch als Feature angesehen werden.
Ein Feature ist es für die Spieler, die es bewusst nicht haben wollen, damit es für sie spannend bleibt und weil sie die Welt mit den Augen ihrer Figur entdecken wollen.
Oder für Spieler denen ständig kreativ sein zu anstrengend ist.

Ein Bug ist es für Spieler, denen nur die Figur spielen zu wenig ist. Die gezielt die Geschichte auf der Metaebene mitlenken wollen und das vorziehen.
 
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Swafnir am 28.09.2017 | 18:46
Ist etwas einseitig. Kann man dann nicht auch sagen, dass die Spieler im SL-losen Spiel nicht immer die besten Ideen haben...?
Hört sich etwas wie eine Neiddebatte ab a la "Die Idee des SL/des Autors gefällt mir gar nicht, ich hab da was viel cooleres"... oder irre ich mich?

Na da ist dann aber jeder involviert und nicht nur einer. Von daher ist die Chance auf eine geniale Idee höher. "Viele Köche verderben den Brei" wäre da vielleicht ein Gegenargument - könnte ich aber nicht unterschreiben.

Ich find die Diskussionen hier und in den beiden Threads zum "Spielleiter" und "Spieler" sehr interessant  :d Ich hab bei Fiasko ebensoviel Spaß wie bei einem "Totalitären SL" - daher fasziniert mich die Diskussion und welche Ansichten da aufeinenderprallen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Settembrini am 28.09.2017 | 19:03
Hm, dafür, dass du mich ob meiner Arroganz gescholten hast, gibst du dir aber ganz schön Mühe, mich darin zu übertrumpfen.

Ich möchte darauf hinweisen, daß auf die ernstgemeinte Frage, ob ich denn mal bei ihm mitspielen darf, beschimpft wurde.

Hier redet jemand vom hohem Podest, ohne jedoch irgendetwas davon nachprüfbar und vor allem erst verstehbar zu machen.

Bei Ron Edwards durfte man wenigstens mitspielen. Das ist echt eine neue Stufe der Abschottung und intellektueller...
Unredlichkeit ist das Höflichste, was mir einfällt.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Swafnir am 28.09.2017 | 19:12
Ich möchte darauf hinweisen, daß auf die ernstgemeinte Frage, ob ich denn mal bei ihm mitspielen darf, beschimpft wurde.

Hier redet jemand vom hohem Podest, ohne jedoch irgendetwas davon nachprüfbar und vor allem erst verstehbar zu machen.

Bei Ron Edwards durfte man wenigstens mitspielen. Das ist echt eine neue Stufe der Abschottung und intellektueller...
Unredlichkeit ist das Höflichste, was mir einfällt.

Nachdem was du bei Rumpel abgezogen hast, musst du dich nicht wundern wenn Leute mit dir nix mehr zu tun haben möchten. Eine Beschimpfung kann ich da allerdings nicht rauslesen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: KhornedBeef am 28.09.2017 | 19:17
Vielleicht heben wir die Debatte dann glatt auf ein höheres Niveau, indem wir nur noch die Sache kritisieren und die Personen dahinter für den Moment...ätherisch lassen. Steht ja nicht gleich das Schicksal der Welt auf dem Spiel.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Settembrini am 28.09.2017 | 19:27
Nachdem was du bei Rumpel abgezogen hast, musst du dich nicht wundern wenn Leute mit dir nix mehr zu tun haben möchten. Eine Beschimpfung kann ich da allerdings nicht rauslesen.

Ich spiele gerne bei Rumpel mit und er ist auch bei mir immer wilkommen mitzuspielen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Bad Horse am 28.09.2017 | 19:28
Bitte tragt eure persönlichen Konflikte per PM aus. Danke.

@Topic: Ich spiele gern SL-los. Ich bin ohne SL involvierter - beim Spiel mit SL kann ich auch mal abschalten, an was anderes denken und mich generell ablenken lassen. Beim SL-losen Spiel muss ich am Ball bleiben.

Wegen "bessere Ideen": Es ist möglich, dass ein SL, der länger darüber nachdenkt und an seinen Ideen herumfeilt, eine konsistentere und rundere Kulisse aufbaut als eine Gruppe an Spielern.  Aber wenn die SL mal auf dem Schlauch steht, dann gerät das Spiel schnell ins Eiern. Das passiert bei einer SL-losen Gruppe seltener, weil da einfach ein größerer Pool an Ideengebern da ist. Dass nun mehr Ideengeber zu mehr Ideen führen, leuchtet zumindest mir ein, und wenn diese Ideen in der Gruppe abgestimmt werden, dann glaube ich auch, dass genau diese Ideen genau zu dieser Gruppe sehr gut passen werden.

Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Settembrini am 28.09.2017 | 19:31
Bitte tragt eure persönlichen Konflikte per PM aus. Danke.



Es ist kein persönlicher Konflikt. Ich sage nur: Ucelagon ist nicht bereit, seinen Worten durch tatsächliches Spielen Ausdruck oder Nachprüfbarkeit zu verleihen. Das sollte jeder hier wissen.
Ich kenne Euch doch fast alle gar nicht, da ist nichts persönliches dabei.

Jeder Mitleser sollte aber wissen, daß hier viele schwadronieren, theoretisieren, ohne jemals dann zu spielen.
Das sitnicht privat, sondern zeigt, daß die meisten hier einen Nackten ob seiner Kleiderwahl loben.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Crimson King am 28.09.2017 | 20:45
Es ist kein persönlicher Konflikt. Ich sage nur: Ucelagon ist nicht bereit, seinen Worten durch tatsächliches Spielen Ausdruck oder Nachprüfbarkeit zu verleihen.

Die Aussage ist in dieser allgemeinen Form nicht korrekt. Ucalegon wollte ganz spezifisch mit Personen wie dir nicht spielen. Ich bin mir sehr sicher, dass andere da nicht auf taube Ohren stoßen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Viral am 28.09.2017 | 21:44
Spielleiterlos hab ich vor 2 Jahren mal online aus Interesse ausprobiert (Fiasko). Ich persönlich fand es war ein nerviges rumgeiere, bis man zu einem Ergebnis kam bzw. bei einem Spielerlebins rauskam, das für mich als spielenswert gewertet wurde. Für mich ist es schlicht ein gänzlich anderes Spielgefühl als bei SL-basierten RPGs und das Szenario fühlt sich bei SL-losen RPGs sehr weich und zu einem gewissen grad beliebig an.

meine sehr begrenzte Erfahrung mit SL-losen RPGs scheint mehr auf ein gemeinsames definierens eines relativ oberflächlichen Szenarios gerichtet zu sein. Hierfür kenne ich keine überzeugenden Kampagnen, die mich längerfristig fesseln - bin aber sehr offen für Empfehlungen. Es fühlte sich eher wie ein Brettspiel an.

meine langjährige Erfahrung mit SL basierten RPG Erfahrung: das ganze ist mehr auf Überraschungen, Entdeckungen und ergebnisorientiertes Spiel ausgerichtet, dabei ist das Entdecken einer Spielwelt mit vielen Einzelheiten eher zentral. Hier kenne ich viele Kampagnen, die mich schlicht geflashed haben ...

Wahrscheinlich hab ich für SL-lose RPGs die falsche Persönlichkeit oder mit den falschen Leuten gespielt ....

Ergänzung:  SL-lose RPGs sind für mich mehr an Schauspiel dran und weniger an Rollenspiel dran - zumindest was ich drunter verstehe ... fühlte mich an das Werwolf-Kartenspiel erinnert
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 28.09.2017 | 22:54
Ja, Ucalegon, das meiste von dem, was du hier schreibst, kann ich bestätigen. Ein nüchterneres Ausgangsposting ohne Spitzen gegen die Spielleitervertreter hätte mich aber wahrscheinlich noch mehr beeindruckt.

Generell scheinen mir einige Argumente recht stark zu sein, andere weniger. Wahrscheinlich ist das eine rein subjektive Sicht meinerseits, die ich aber trotzdem ´mal aufdrösele:

"Alle spielen mit" ist für mich kein allzu starkes Argument, und zwar schlicht und einfach deshalb, weil ich am Spielleiterposten auch Spaß habe. Mir ist dann auch egal, ob ich als Mitspieler oder Nichtmitspieler definiert werde. Ich habe Spaß am Spielleiten. Das reicht doch eigentlich.

"Drama", insbesondere wenn es unter den Spielercharakteren geschieht, finde ich schon gewichtiger. Ich freue mich, wenn in meinen Runden solche Sachen geschehen und merke oft genug, dass das zu Szenen führt, in denen der Spielleiter - so es denn einen gibt - relativ wenig zu sagen hat.

"Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss": Spätestens seit ich bei Tanelorn bin, würde ich sagen: Das ist ein gutes Argument. Ich will gar nicht behaupten, dass es hier irrsinnig viele Narzissten gibt. Es gibt aber einige, die ziemlich weit das Maul aufreißen. Und ehrlich gesagt: Es ermüdet mich. Ich habe keine Lust mehr, Leuten zuzuhören, die sich selbst am tollsten finden und dann auch noch so einen Missionsauftrag mit sich herumschleppen. Wie unangenehm! Ich kann nur sagen: Ich finde diese Leute so richtig scheiße, und zwar schon allein deshalb, weil sie sich so irrsinnig toll finden! Ich würde mich nie von so einem bespielleitern lassen. Aber wenn ich sie in einem spielleiterlosen Rollenspiel als ebenbürtige Mitspieler behandeln könnte, dann würde ich es wohl auf ein Spiel mit den meisten von ihnen ankommen lassen.

"Konversation machen": Ist das, was Ucalegon hier schreibt ein Argument für spielleiterloses Rollenspiel? Es sind eher Ausführungen zu ein paar Details, finde ich. Für mich ganz besonders wichtig in Sachen Konversation ist aber Bad Horses Beitrag:
Zitat von: Bad Horse
Ich bin ohne SL involvierter - beim Spiel mit SL kann ich auch mal abschalten, an was anderes denken und mich generell ablenken lassen. Beim SL-losen Spiel muss ich am Ball bleiben.
Das ist ganz genau meine Erfahrung. Und deshalb finde ich spielleiterloses Rollenspiel auch viel intensiver und fordernder. Für mich der Hauptgrund, warum ich das immer wieder gern mache.

Zielvereinbarungen: Hier sehe ich Licht und Schatten. Es ist toll, wenn eine Settingerschaffung als Gruppenprozess durchgeführt wird und hinterher zu schönen Spielerlebnissen führt. Es ist aber auch relativ viel Arbeit, beinhaltet die Möglichkeit des Scheiterns und ich kenne letztlich wenige Gruppen, in denen wirklich alle Spieler zu so etwas bereit sind (eigentlich nur eine einzige).

Fazit: Für mich ist das nicht die einzige Nonplusultra-Form des Rollenspiels, aber eine wichtige, die sich neben dem Rollenspiel mit Spielleiter absolut nicht verstecken muss. Ich hätte gern noch etwas häufiger die Gelegenheit dazu.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Rhylthar am 28.09.2017 | 23:22
Zitat
"Alle spielen mit" ist für mich kein allzu starkes Argument, und zwar schlicht und einfach deshalb, weil ich am Spielleiterposten auch Spaß habe. Mir ist dann auch egal, ob ich als Mitspieler oder Nichtmitspieler definiert werde. Ich habe Spaß am Spielleiten. Das reicht doch eigentlich.
Ich gehe noch einen Schritt weiter:
Ich habe Spaß am Spiel. Denn auch als SL bin "im Spiel", nur vielleicht sitze ich am Tisch mal am Kopfende.

Zitat
"Nein, du hast nciht immer die besten Ideen, Narziss": Spätestens seit ich bei Tanelorn bin, würde ich sagen: Das ist ein gutes Argument. Ich will gar nicht behaupten, dass es hier irrsinnig viele Narzissten gibt. Es gibt aber einige, die ziemlich weit das Maul aufreißen. Und ehrlich gesagt: Es ermüdet mich. Ich habe keine Lust mehr, Leuten zuzuhören, die sich selbst am tollsten finden und dann auch noch so einen Missionsauftrag mit sich herumschleppen. Wie unangenehm! Ich kann nur sagen: Ich finde diese Leute so richtig scheiße, und zwar schon allein deshalb, weil sie sich so irrsinnig toll finden! Ich würde mich nie von so einem bespielleitern lassen. Aber wenn ich sie in einem spielleiterlosen Rollenspiel als ebenbürtige Mitspieler behandeln könnte, dann würde ich es wohl auf ein Spiel mit den meisten von ihnen ankommen lassen.
Fühle mich zwar nicht angesprochen, spiele aber den Ball mal zurück: "Nur, weil 3 - 5 Schlaubi-Schlümpfe mit tollen Ideen am Tisch sitzen, wird daraus nicht zwangsläufig ein tolles Spiel".
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 28.09.2017 | 23:24
Zitat von: Rhyltar
"Nur, weil 3 - 5 Schlaubi-Schlümpfe mit tollen Ideen am Tisch sitzen, wird daraus nicht zwangsläufig ein tolles Spiel".

Das stimmt. Du brauchst auch noch ein gutes spielleiterloses System dazu.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Rhylthar am 28.09.2017 | 23:29
Das stimmt. Du brauchst auch noch ein gutes spielleiterloses System dazu.
Hm, und andersherum reicht ein guter SL nicht aus?

Für mich läuft es immer nur auf eins hinaus:
Spiel mit den Leuten mit gleichen Interessen und Du hast eine gute Runde. Ich fasse SL-lose RPG mit der Kneifzange nicht an, auch bzw. gerade weil Drama nichts für mich ist. Und ich will von einem SL "gelenkt" werden.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 28.09.2017 | 23:46
Zitat von: Rhyltar
Hm, und andersherum reicht ein guter SL nicht aus?

Ich verweise nochmal auf den Beitrag von Bad Horse. Die Spielintensität ist für mich bei spielleiterlosen Rollenspielen in der Regel höher.

Sicherlich ist das aber auch Ansichtssache. Es kann beispielsweise sein, dass das, was die Liebhaber der Spiele mit Spielleiter als "Rumgeeiere" ansehen, für mich stattdessen "Spannung" bedeutet, die Spannung nämlich, ob die Story nochmal den Bogen bekommt, wenn sich alle darum bemühen.

Spielleiterlose Rollenspiele haben kein Netz oder doppelten Boden: Es gibt niemanden, der irgendeinen Plot noch retten kann, wenn die Spieler ein bisschen lahm sein sollten oder wenn ihnen nichts einfällt. Deshalb ist jeder einzelne gefordert Ideen zu produzieren und sie mit den Ideen der anderen zu verzahnen. Ob das gelingt, finde ich spannend. Und wenn das gelingt, dann bin ich einfach glücklich.

Zitat von: Rhyltar
Spiel mit den Leuten mit gleichen Interessen und Du hast eine gute Runde.

Ja, das ist wohl so. Ich habe aber an beider Art Spiel Interesse. Und ich stelle fest, dass ich für die Rollenspiele mit Spielleiter einfacher Mitspieler finde. Deshalb bin ich über so einen Strang ganz froh.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 28.09.2017 | 23:51
Dieses Klischee von der Gruppe die sich alla "Malen nach Zahlen "durch das vorgefertigte Abenteuer schnetzelt ohne sich groß um ihre Charaktere zu kümmern, mag es natürlich auch geben aber das ist, finde ich, nicht zwingend so, weil es eine Spielleitung gibt, sondern weil der Fokus nicht gemeinsam abgeklärt wurde.  :)

Sicher. Hillfolk ist ja das "DramaSystem" und hat trotzdem eine SL. Was ich sagen wollte war, dass es sich da, wo Rollenspiel in erster Linie zwischen den Hauptfiguren stattfindet, anbietet, dem auch in der Struktur der Runde Rechnung zu tragen statt sie um eine Spielleitung herum zu organisieren, die dann am Ende recht wenig macht und der man wünscht, sie dürfte sich auch mal mit einer eigenen Hauptfigur einmischen.

Ich bin mir sehr sicher, dass andere da nicht auf taube Ohren stoßen.

(Werbung in eigener Sache: Ich bin dieses Wochenende mit Sign in Stranger, Kagematsu und Remember Tomorrow auf der wunderbaren Brain and Dice. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102150.0.html))

"Konversation machen": Ist das, was Ucalegon hier schreibt ein Argument für spielleiterloses Rollenspiel? Es sind eher Ausführungen zu ein paar Details, finde ich.

Ich formuliere es mal um: Ein Modell wie in Fiasco, wo alle am Tisch exakt dieselben Rechte und Pflichten haben, ist intuitiv. Wir sitzen um einen Tisch und handeln (reihum) die Fiktion aus. Irgendwelche Sonderrechte und -rollen sind erstmal nicht vorgesehen und können höchstens ad hoc hinzugefügt werden, wobei ich das in Fiasco praktisch noch nie erlebt habe. Das heißt aber wiederum nicht, dass jedes Rollenspiel ohne Spielleitung so funktionieren muss, sondern man hat viele, interessante Möglichkeiten, Autorität und Aufgaben zu variieren, aber eben gezielt und im Detail. Nur weil in Dog Eat Dog die Kolonialmacht ein umfassendes fiat-Recht hat oder in Kagematsu der Ronin finale Entscheidungen fällt, heißt das nicht, dass andere dort nicht Szenen für ihre Hauptfiguren framen dürfen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 29.09.2017 | 00:04
Zitat von: Ucalegon
Das heißt aber wiederum nicht, dass jedes Rollenspiel ohne Spielleitung so funktionieren muss, sondern man hat viele, interessante Möglichkeiten, Autorität und Aufgaben zu variieren, aber eben gezielt und im Detail.

Das Argument zielt also auf kreative Vielfalt, was die Aufgabenverteilung angeht. Da gehe ich mit. Natürlich ist die Aufgabenverteilung bei Rollenspielen mit Spielleitern auch unterschiedlich (Stichwort: Player Empowerment... stärker? schwächer? abwesend?). Wichtig zu wissen ist aber, dass spielleiterlose Rollenspiele in dieser Hinsicht nicht grundsätzlich unkreativ von einer Alle-sind-gleich-Basis ausgehen, sondern bewusst zu differenzieren wissen.

Zitat von: Ucalegon
(Werbung in eigener Sache: Ich bin dieses Wochenende mit Sign in Stranger, Kagematsu und Remember Tomorrow auf der wunderbaren Brain and Dice.)

Leider habe ich keine Zeit, aber mach mal weiter so: Ich verfolge deine Angebote interessiert und komme, wenn ich kann.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 29.09.2017 | 07:49
Sicher. Hillfolk ist ja das "DramaSystem" und hat trotzdem eine SL. Was ich sagen wollte war, dass es sich da, wo Rollenspiel in erster Linie zwischen den Hauptfiguren stattfindet, anbietet, dem auch in der Struktur der Runde Rechnung zu tragen statt sie um eine Spielleitung herum zu organisieren, die dann am Ende recht wenig macht und der man wünscht, sie dürfte sich auch mal mit einer eigenen Hauptfigur einmischen.
Das kommt wahrscheinlich darauf an, zwischen welchen Figuren das Drama stattfinden soll. Wenn auch der Spielleiter durch verschiedene  NSC stark in das Drama eingebunden ist und es dadurch mit vorantreibt, erfuellt er ja durchaus seinen Sinn und Zweck. Und er hat ausserdem genug Spielanteil.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: am 29.09.2017 | 07:52
Hm, merkwürdiger Thread. Was lese ich aus dem OP heraus? Ucalegon ist angepisst, dass spielleiterlose Spiele tendentiell gedisst werden und teilt mal ordentlich in die Gegenrichtung aus. Zudem stemmt er sich gegen die ausgrenzende Haltung mancher Leute und betont, dass spielleiterlose Systeme ebenfalls Rollenspiele sind - und nicht etwa einer ganz andern Kategorie angehören. Ehrlicher Weise habe ich in Summe den Eindruck, dass der Thread weniger einer inhaltlichen Zielsetzung dient. Ich verstehe ihn vielmehr als Teil einer politischen Auseinandersetzung um Deutungshoheiten. Wenn ich mich, wie mutmaßlich Ucalegon, als Rollenspieler auffassen würde und dauernd lesen müsste, dass spielleiterlose Systeme sich wahnsinnig brettspielig anfühlen und so gar nicht wie ein "echtes" Rollenspiel, wäre ich auch schlecht gelaunt. Insgesamt thematisch aber not my cup of tea. Und vielleicht ist das auch alles ganz anders.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Viral am 29.09.2017 | 09:18
ich dachte es geht um Meinungsaustausch und Diskussion. Nicht um - ich hab aber recht und ihr seid doof Diskussionen.

Manch einer führt die Diskussion eben auf provokante oder polemische Art. Sowas stört mich nicht - ist halt Internet.

BTT:
meine sehr beschränkte Erfahrung - wie oben erläutert - basiert nur auf einer Runde Fiasko ... es fühlte sich für mich dabei eben mehr wie dieses Werwolf-Kartenspiel (Die Werwölfe von Düsterwald) an. Das spielt man meist euch mit Leuten mit denen man gut auskommt (eigentlich sollte man das generell beachten, wenn man ein Hobby mit anderen zusammen macht). Deshalb stimm ich da Rhylthar voll zu:
Für mich läuft es immer nur auf eins hinaus:
Spiel mit den Leuten mit gleichen Interessen und Du hast eine gute Runde.

Was für eine Art von Spiel es am Ende des Tages ist oder wie es andere vielleicht nennen mögen, ist mir persönlich ziemlich egal. Für dieses Metier gibt es weder eine DIN-Norm noch einen ISO-Standard oder sonst was in die Richtung .... sprich wenn man sich über die Begrifflichkeiten streiten mag, kann man das sehr lange tun ... ich bevorzuge das zu spielen, was mir gefällt als mich an Begrifflichkeiten aufzuhängen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.09.2017 | 09:54
Zitat
Spieler haben da jede Menge Einfluss.

Das "nicht selbst Metawissen haben und Einbringen" kann sowohl als Bug als auch als Feature angesehen werden.
Ein Feature ist es für die Spieler, die es bewusst nicht haben wollen, damit es für sie spannend bleibt und weil sie die Welt mit den Augen ihrer Figur entdecken wollen.
Oder für Spieler denen ständig kreativ sein zu anstrengend ist.

Ich glaube das schließt sich aus. Wie willst du denn Einfluss nehmen auf etwas das du gar nicht kennst und auch nicht kennen willst. Vielleicht meinst du natürlich das man erst Metawissen erlangt und dann Einfluss darauf nimmt.
Alternativ könnte es natürlich auch sein das wir "Einfluss" anders definieren.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Settembrini am 29.09.2017 | 12:36
Es sind ja alles keine neuen Argumente, deswegen muß also die WAhrnehmung oder die durchführende Person neu sein.
Freue mich auf Spielberichte aus Heidelberg!
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 29.09.2017 | 13:38
Ich glaube das schließt sich aus. Wie willst du denn Einfluss nehmen auf etwas das du gar nicht kennst und auch nicht kennen willst. Vielleicht meinst du natürlich das man erst Metawissen erlangt und dann Einfluss darauf nimmt.
Alternativ könnte es natürlich auch sein das wir "Einfluss" anders definieren.
Letzteres
Ich definiere meinen Einfluss als Spieler so:
Ingame : Die Entscheidungen und Handlungen meiner Figur haben Einfluss auf das was im Spiel passiert(funktioniert natuerlich nicht bei Spielleiter Schienenhandlungen, dafuer muss offener und miteinander gespielt werden).
Outgame :Meine Meinung und die der Mitspieler haben abseits des Spieltisches Einfluss auf die Themen die wir gemeinsam spielen wollen.

Ich sehe ein, dass der Outgame Bereich vermutlich in manchen Runden ausschliesslich oder zu stark nur vom Spielleiter bestimmt wird. (Und vermutlich auch der Ingame Bereich)
Das finde ich nicht richtig. Ich schaetze Beides hat dazu gefuehrt, dass sich das Image des Spielleiters zu Recht verschlechtert hat.
Wenn die Spieler sagen: Hey mach mal, wir lassen uns gerne von Dir ueberraschen, ist das auch OK.
Aber wenn sie Ideen und Ziele haben, dann kann man das Outgame gemeinsam absprechen, finde ich.

Edit. Ich sehe das aber nicht als ein Spiel oder Regelproblem an. Sondern als einen falsch verstandener Spielleiter Posten.
"Meister" heisst es ja manchmal. Aber das ist man eben nicht, sondern nur"Spielleiter."
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Faras Damion am 29.09.2017 | 14:26
Wie ein kluger Mensch sagte: Fiasko ist eine Katastrophe mit einer Gruppe von Spielern aber toll mit einer Gruppe von Spielleitern.  :d

Ich habe sehr witzige Runden Fiasko erlebt genauso wie schlechte. Gemeinsam war, dass es immer One-Shots waren.

Daher die Frage: Hat jemand längere Zeit SL-los gespielt? Ich kann mir das nicht vorstellen, lasse mich aber gerne belehren. :)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Swafnir am 29.09.2017 | 14:30
Letzteres
Ich definiere meinen Einfluss als Spieler so:
Ingame : Die Entscheidungen und Handlungen meiner Figur haben Einfluss auf das was im Spiel passiert(funktioniert natuerlich nicht bei Spielleiter Schienenhandlungen, dafuer muss offener und miteinander gespielt werden).
Outgame :Meine Meinung und die der Mitspieler haben abseits des Spieltisches Einfluss auf die Themen die wir gemeinsam spielen wollen.

Ich sehe ein, dass der Outgame Bereich vermutlich in manchen Runden ausschliesslich oder zu stark nur vom Spielleiter bestimmt wird. (Und vermutlich auch der Ingame Bereich)
Das finde ich nicht richtig. Ich schaetze Beides hat dazu gefuehrt, dass sich das Image des Spielleiters zu Recht verschlechtert hat.
Wenn die Spieler sagen: Hey mach mal, wir lassen uns gerne von Dir ueberraschen, ist das auch OK.
Aber wenn sie Ideen und Ziele haben, dann kann man das Outgame gemeinsam absprechen, finde ich.

Edit. Ich sehe das aber nicht als ein Spiel oder Regelproblem an. Sondern als einen falsch verstandener Spielleiter Posten.
"Meister" heisst es ja manchmal. Aber das ist man eben nicht, sondern nur"Spielleiter."

Dieses "meistern" stört mich auch immer. Das klingt furchtbar und ich muss immer an "Meister, Meister Igors Augen brennen!" denken  >;D

Allerdings ist meistens einfach entweder die Übersetzung von Gamemaster oder ein Überbleibsel aus der DSA-Vergangenheit der Leute und hat - nach meiner Erfahrung - wenig Aussagekraft.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 29.09.2017 | 14:57
Oder man sagt "Erzähler", "Vorspieler", "Erstwerfer", "Regisseur", "Optimus Prime".
Ich bitte euch... wer sich nur an den Begriffen "Meister" oder "Spielleiter" aufhängt, zieht am eigentlichen Problem vorbei.

Wie Swafnir schon sagt...

Ggü meinen Spielern und hier spreche ich meist von SL.
Meine DSA-alten Hasen sprechen mich oft mit "Meister" an. "Meistern", "leiten" und "leiden" sind bei uns Synonyme.
Ggü Unbedarften spreche ich oft vom "Erzähler".
Pff....

Worthülsen, die in der jeweiligen Situation den Sachverhalt vereinfachen, mehr nicht...
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 29.09.2017 | 18:58
Daher die Frage: Hat jemand längere Zeit SL-los gespielt? Ich kann mir das nicht vorstellen, lasse mich aber gerne belehren. :)

Ich habe eine regelmäßige Remember Tomorrow-Runde. Wir stehen zZ bei Session 7. Uns plagen zwar die üblichen Terminschwierigkeiten, aber ansonsten läuft es gut. RT ist allerdings  eines der wenigen SL-losen Rollenspiele, die tatsächlich auch für langfristiges Spiel geschrieben worden sind. Andere halbwegs bekannte Beispiele dafür sind Archipelago, Sign in Stranger oder Grey Ranks.

Ich denke, es gibt ein paar Gründe, warum Indies allgemein eher kurz laufen: Man will sich von der klassischen Kampagne absetzen, sowohl im Hinblick auf die Länge als auch die Struktur, stattdessen gibt es oft einen engen Fokus oder einen klaren Endpunkt und wo traditionell viel Zeit nötig ist (Exploration, Kämpfe, Planen, Tavernenspiel, ...), geht es bei ihnen schneller.

Andererseits spricht aus meiner Sicht grundsätzlich nichts dagegen, ein SL-loses Rollenspiel lang anzulegen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Luxferre am 29.09.2017 | 19:21
Dieses "meistern" stört mich auch immer. Das klingt furchtbar und ich muss immer an "Meister, Meister Igors Augen brennen!" denken  >;D

Allerdings ist meistens einfach entweder die Übersetzung von Gamemaster oder ein Überbleibsel aus der DSA-Vergangenheit der Leute und hat - nach meiner Erfahrung - wenig Aussagekraft.

Viel befremdlicher, wenn Deine besten Freunde, alle so um die 40, noch immer dieses Wort benutzen und einige sogar die vermeintliche Autorität damit hochhalten ... naja  ::)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 30.09.2017 | 09:30
Wie der Begriff "Meister" gemeint war, ist eine Sache.
Eine andere ist, wie ihn Leute verstehen. Er kann halt irrtuemlich aufgefasst werden.
(Auch wenn er nie so gedacht war)
Das kann "Spielleiter "vielleicht  auch. Ich meine allerdings "Meister" klingt noch ein Bisschen mehr nach "Igor, dem buckligen Diener von Dracula " ~;D, zumindest fuer meinen Geschmack.
Ob diese falsche Auffassung jetzt allein an den falsch verstandenen Begrifflichkeiten liegt, weiss ich nicht. Da kam sicher auch noch sowas wie "der Meister hat immer Recht" dazu. Das koennte man ja auch "woertlich"verstehen.
Ohne den notwendigen Filter.

Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 08:20
Meiner Meinung nach ist das ganze Hickhack um Begriffe wie "Meisters" vs "Erzähler" oder "Spielleiter" entstanden aus Übertragungen und Zirkelschlüssen.

Viele haben mit DSA angefangen:
1.) Deshalb haben viele ihre ersten schlechten Erfahrungen mit DSA gemacht (ungleich "durch DSA"!)
2.) Manche haben schlechter Erfahrungen mit und durch DSA gemacht
3.) Die Gleichen oder auch Andere haben mit arroganten Spielleitern schlechte Erfahrungen gemacht
4.) Railroading war früher üblicher
5.) Bei DSA hieß es halt "Meister"

Da spielen viel Zufälle und Jugendsünden mit rein als auch die seinerzeitige Einstellung "Wir haben sonst keinen Spielleiter, dann soll es der Depp halt machen".
All das kann zu einer falschen Wahrnehmung von DSA und dem Begriff "Meister" im Speziellen führen.

Ich kann ohne weiteres DSA als Sandbox aufziehen.
Ich kann ohne weiteres DSA mit mehr Player Empowerment aufziehen.
Ob ich mich "SL", "Hintergrundspieler", "Meister" oder "Voodoopriester" nenne, ist da zweitrangig, nein sogar tertiär.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: KhornedBeef am 9.10.2017 | 08:55
+1
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 09:12
Die größten Grabenkämpfe erfolgen eh nicht "DSA gegen den Rest der Welt",
sondern "innerhalb DSA".
Die Hardcorer sind es stets, die uns DSA-Spielern das Spiel verleidete haben und manchen halt so sehr, dass sie das System hinter sich ließen.

Jemand, der die Spielleitung tatsächlich "meistert" oder dies zumindest versucht, ging irgendwann mal in sich, und hat versucht Cimären und Trugbilder hinter sich zu lassen.

Das kann dann durchaus ein Weg eines "gerechten Herrschers" sein, es kann auch ein Weg mit Player Empowerment sein.
Etwas dazwischen oder mal das eine und mal das andere.
Gilt im Grunde für fast jedes System.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 9.10.2017 | 09:47
Ich sehe das Problem des falsch verstandenen Spielleiter Postens auch systemuebergreifend.
Und das muss nicht mal zwingend am Hobby Rollenspiel liegen. Von klein auf kriegt man mit, dass manche Menschen bzw. Personen mit  Authority  scheinbar am laengeren Hebel sitzen, und wie diese Authority  teilweise verstanden und ausgeuebt wird. Und im Rollenspiel soll das aufeinmal ganz anders sein? So partnerschaftlich, mit gegenseitigem Respekt und auf Augenhoehe? Wo gibt es denn sowas? ~;D
Diesen Sprung muss man auch erstmal schaffen und verstehen, dass Spielleitung einfach anders funktioniert. Und sogar besser, wenn es keine kuenstlichen Hierachien gibt.
-
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 09:58
Ich sehe das Problem des falsch verstandenen Spielleiter Postens auch systemuebergreifend.
Und das muss nicht mal zwingend am Hobby Rollenspiel liegen. Von klein auf kriegt man mit, dass manche Menschen bzw. Personen mit  Authority  scheinbar am laengeren Hebel sitzen, und wie diese Authority  teilweise verstanden und ausgeuebt wird. Und im Rollenspiel soll das aufeinmal ganz anders sein? So partnerschaftlich, mit gegenseitigem Respekt und auf Augenhoehe? Wo gibt es denn sowas? ~;D
Diesen Sprung muss man auch erstmal schaffen und verstehen, dass Spielleitung einfach anders funktioniert. Und sogar besser, wenn es keine kuenstlichen Hierachien gibt.
-

Nicht ganz korrekt.
Es können sich ja drei Formen von Hierarchien ergeben:
1.) Rein privater Natur: Oft gibt es einen Freund, der das meiste organisiert oder starke Typen, stille Typen etc.
2.) Auf der Ebene zwischen Spieler-Spielleiter
3.) Auf der Ebene Spieler-Spieler, da ein Spieler zB vermeintlich mehr Ahnung hat als andere.
4.) Auf der Ebene Spielfigur-Spielfigur, aus welchen Gründen auch immer.

A) Für jeden der einzelnen Bereiche sollte man hinundwieder hinterfragen, ob und wenn ja welche Vorteile da eine Hierarchie bringt. Bzw welche Art von Hierarchie den größten Nutzen für alle bringt.
B)
i) In Ergänzung sollte man regelmäßig hinterfragen, welche Wechselwirkungen sich zwischen 1-4 ergeben und ob eine Hierarchie in einem Bereich aus reiner Gewohnheit aus einem anderen Bereich übertragen wurde und ob das überhaupüt einen Mehrwert hat.
ii) oder ob eine Person an der Hierarchie in einem Bereich nur deshalb festhält, damit sie "auch mal was zu sagen hat"
iii) oder ob eine Person nur deshalb in einem Bereich Hierarchie ablehnt, weil sie selbst nicht am Ruder sitzen darf. "Ich lasse mir ungern was sagen"-Fraktion
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 9.10.2017 | 10:51
@
Greifenklause
Ich wollte das Wort "Hierachie" gar nicht näher differenzieren.
Und sehe die auch beim Rollenspiel gar nicht.
Weder auf der Persönlichen Ebene noch in der Rollenfunktion als Spieler/Spielleiter.
Es gibt verschiedene Aufgaben, je nach Rolle, klar.
Aber das war es dann aus meiner Sicht auch.  :)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 11:23
@
Greifenklause
Ich wollte das Wort "Hierachie" gar nicht näher differenzieren.
Und sehe die auch beim Rollenspiel gar nicht.
Weder auf der Persönlichen Ebene noch in der Rollenfunktion als Spieler/Spielleiter.
Es gibt verschiedene Aufgaben, je nach Rolle, klar.
Aber das war es dann aus meiner Sicht auch.  :)

Hierarchien hast du fast überall.
Die Frage ist nur,
a) resultiert daraus ein Problem?
b) Wie lösen wir das Problem?
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 9.10.2017 | 11:28
Hierarchie ist aber nicht das Thema dieses Threads. Ich lese gerne Kommentare zu der Art und Weise, wie SL-lose Rollenspiele mit Autorität über verschiedene Aspekte des Spiels umgehen. Dafür, wie sich das mit SL verhält gibt es Lord Verminaards Thread. Wenn ihr allgemeiner diskutieren wollt, macht was eigenes auf.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Issi am 9.10.2017 | 11:39
Hierarchie ist aber nicht das Thema dieses Threads. Ich lese gerne Kommentare zu der Art und Weise, wie SL-lose Rollenspiele mit Autorität über verschiedene Aspekte des Spiels umgehen. Dafür, wie sich das mit SL verhält gibt es Lord Verminaards Thread. Wenn ihr allgemeiner diskutieren wollt, macht was eigenes auf.
Will ich nicht
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 11:45
@ Ucalegon:
EDIT Dafür, dass wir uns ins OT verzettelt haben, weil "Nutzen von SL-losen Elementen für SL-Systeme" in die xte Diskussion über "schwacher oder starker SL" bzw "Unterschieben von Spielstilen" abdriftete, entschuldige ich mich an dieser Stelle EDITENDE
----
BTT
Mein persönlicher Stil:
Ich bin gerne "starker SL". Geb ich offen und ehrlich zu. In den letzten Jahren hat es aber für mich immer Priorität, Wünsche, Änderungswünsche und Kritik möglichst schnell umzusetzen. Aber eben erst in dem Moment, wo das Problem fokussiert wird und nicht als vages "könnte mich wahrscheinlich stören, wenn wir es ausprobieren würden".

Und unter "Wünsche" fällt für mich halt auch das enttäuschte Gesicht des Mitspielers, wenn seine ganzen schlauen oder kreativen Ideen, ihn im Plot (zB Mordauftrag) nicht eine Spur weiter gebracht haben.
Deshalb bin ich nach und nach auch dazu übergegangen, Ideen, Mutmaßungen, ja sogar nicht ganz ernst gemeinte Einfälle, kreativ für zukünftige, gegenwärtige Plots, aber auch eben auch "rückwirkende Änderungen von noch nicht bekannten Setzungen" einzusetzen.

An dieser Stelle ist man dann schon fast beim "sl-losen" Spiel angelangt. Zumindest nutzt man Elemente daraus.

EDIT Auch wenn rein SL-lose Systeme nicht mein Ding sind (jedenfalls bisher), kann ich ihnen sehr viel abgewinnen. Zumindest in Mikroplots implementiere ich sie oder Elemente daraus sehr gerne!
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 9.10.2017 | 11:58
@ Ucalegon:
Recht hast du,
Und da er der Threadstarter ist, würde ich vorschlagen, dass Ihr seinen Wunsch befolgt.
Wenn Ihr also weiter OT diskutieren wollt, dann macht dafür doch einfach einen eigenen Thread.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 13:59
In meinem zweiten Absatz war ich doch längst wieder im Topic!?
(der erste diente ja nur der Erläuterung)
Die Thesen zu SL-losen Spielen sind für mich Gold wert.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 9.10.2017 | 14:12
In meinem zweiten Absatz war ich doch längst wieder im Topic!?
Und im ersten Absatz eben nicht. Der war komplett OT gewesen. Ucalegon wollte nicht wissen, wieso Du ins OT abgegleitet bist, sondern wollte das das OT einfach nicht mehr weiter hier thematisiert wird. Wenn Dir das so wichtig ist, dass Ucalegon versteht warum es aus Deiner Sicht ins OT gerutscht ist, dann schreib das als PM.

Ansonsten weiter hier im Thema.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 14:17
Ich lösche das bzw schreib das um.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 14:22
Vereinfacht:
Wenn ein SC meiner Spieler vor ein paar Mafiosi in ein heruntergekommenes Haus flüchtet und der Spieler fragt: "Ist das ein Spukhaus?"... dann ist es ein Spukhaus!
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: KhornedBeef am 9.10.2017 | 15:12
Vereinfacht:
Wenn ein SC meiner Spieler vor ein paar Mafiosi in ein heruntergekommenes Haus flüchtet und der Spieler fragt: "Ist das ein Spukhaus?"... dann ist es ein Spukhaus!
Testfrage: Wenn ein SC vor ein paar Mafiosi flüchtet und der Spieler fragt, ob er ihn das Macgyver/Kevin-allein-zuhaus-mäßig vorbereitete Heim eines Waffensammlers gelaufen, was sagst du dann? Ja, im Vertrauen dass die Runde das von sich balanciert? Nein, es sei denn der Spieler beschreibt selbst einen Haken an der Sache? Ja, und du beschreibst wie ihn eine Bowlingkugel trifft?
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 9.10.2017 | 15:22
Testfrage: Wenn ein SC vor ein paar Mafiosi flüchtet und der Spieler fragt, ob er ihn das Macgyver/Kevin-allein-zuhaus-mäßig vorbereitete Heim eines Waffensammlers gelaufen, was sagst du dann? Ja, im Vertrauen dass die Runde das von sich balanciert? Nein, es sei denn der Spieler beschreibt selbst einen Haken an der Sache? Ja, und du beschreibst wie ihn eine Bowlingkugel trifft?

Das mache ich vom dramaturgischen Mehrwert abhängig (Spielleiterwillkür)
oder vom Glänzen in den Augen der Mitspieler (Mehrspaß) abhängig.

Meistens balanciere ich von mir aus, ja! Nicht immer seh ich aber den Bedarf zu balancieren.
Der Plot im Spukhaus war beispielsweise eine Fieslichkeit, an der alle ihren Spaß hatten, da gab es nichts zu balancieren....
Halt stop, ich lüge: Ein paar der Mafiosis kamen dort durch Geister zu Tode, während der SC nur weiße Haare bekam...
Also wahrscheinlich balanciere ich instinktiv.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 00:34
Aber wenn die SL mal auf dem Schlauch steht, dann gerät das Spiel schnell ins Eiern. Das passiert bei einer SL-losen Gruppe seltener, weil da einfach ein größerer Pool an Ideengebern da ist.
Das geht davon aus, dass bei einem Spiel mit SL die SL die einzige ist, die Ideen liefert. Wenn die SL auf das auf-dem-Schlauch-stehen reagiert, indem sie offen sagt "ich stehe grade auf dem Schlauch, was wäre gerade spannend", dann gilt das Argument nicht mehr, denn alle sind Ideengeber.

Was eine SL zu haben bewirkt ist, dass diese Ideen an einer Stelle gesammelt und organisiert werden, statt dass alle zu jeder Zeit alle Ideen aller anderen und dazu ihr eigenes Spiel jonglieren müssen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 00:39
"Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss": Spätestens seit ich bei Tanelorn bin, würde ich sagen: Das ist ein gutes Argument. Ich will gar nicht behaupten, dass es hier irrsinnig viele Narzissten gibt. Es gibt aber einige, die ziemlich weit das Maul aufreißen. Und ehrlich gesagt: Es ermüdet mich. Ich habe keine Lust mehr, Leuten zuzuhören, die sich selbst am tollsten finden und dann auch noch so einen Missionsauftrag mit sich herumschleppen. Wie unangenehm! Ich kann nur sagen: Ich finde diese Leute so richtig scheiße, und zwar schon allein deshalb, weil sie sich so irrsinnig toll finden! Ich würde mich nie von so einem bespielleitern lassen. Aber wenn ich sie in einem spielleiterlosen Rollenspiel als ebenbürtige Mitspieler behandeln könnte, dann würde ich es wohl auf ein Spiel mit den meisten von ihnen ankommen lassen.
Ist das wirklich, was dabei herauskommt? Ist da nicht schon ein sich-am-tollsten-findender genug, um die Runde zu verderben, der als Spieler in einem Spiel mit SL völlig verträglich wäre?

(dabei muss ich sagen, dass ich bei Fiasko Spaß hatte, allerdings nur in den Szenen das Gefühl bekommen habe, wirklich ein Rollenspiel zu spielen, in denen wir die Regeln ignoriert und nur noch als Charaktere gehandelt haben)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 16.10.2017 | 01:18
Zitat von: ArneBab
Ist da nicht schon ein sich-am-tollsten-findender genug, um die Runde zu verderben, der als Spieler in einem Spiel mit SL völlig verträglich wäre?

Verstehe ich das richtig? Die These ist: Solche Supermeister spielen sich in Rollenspielen ohne Spielleitung immer noch genügend unangenehm auf um das Spiel zu verderben. Es braucht einen anderen Meister, der ihnen ihre Grenzen aufzeigt.

Also ehrlich gesagt hoffe ich, dass prinzipiell jeder anwesende Mitspieler dazu in der Lage ist. Und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 16.10.2017 | 07:53
Jeder "Supermeister" braucht folgende Korrektive:
-- Selbstkritik
-- andere Spieler
und zwar beide!

Sobald er diese Korrektive wertschätzt, wird der Tyrann zum Dienstleister.
Sollte er diese Korrektive nicht wertschätzen, ist er so oder so ein Problem, sei es als SL oder Spieler oder Spieler in SL-losen Systemen.
Jemanden, der zuviel Spotlight auf sich vereint oder Wünsche ignoriert, kann man korrigieren.
Wenn dieser sich auf die Korrektur einlässt, alles Wuppe!
Wenn nicht, Mist!

NUR am Rädchen "Starker SL - Schwacher SL - Mitspieler - Mitspieler (SL-loses System)" zu drehen, löst dieses Problem nicht, sondern betreibt nur Makulatur.

Oder anders: Wenn dir die Spielweise oder die Leitweise eines Mitspielers/SL nicht gefällt, dann rede mit ihm. Vielleicht hilft das Gespräch ja.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 08:55
Verstehe ich das richtig? Die These ist: Solche Supermeister spielen sich in Rollenspielen ohne Spielleitung immer noch genügend unangenehm auf um das Spiel zu verderben. Es braucht einen anderen Meister, der ihnen ihre Grenzen aufzeigt.
Die These ist: Nicht einen anderen Meister, sondern eine klare Rollenverteilung.

Dafür würde es allerdings auch reichen, wenn es einzelne nicht-SL Spieler gäbe.

(nebenbei: Es gibt auch Leute, die sind als SL toll aber als Spieler schwierig)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Maarzan am 16.10.2017 | 11:58
Das sind hier einmal 2 Ebenen der Anforderungen:
das erste ist ein Passen des Spielers zum spielleiterlosen Spiel. Wenn der eigene Geschmack in eine andere Richtung geht udn man das Spiel ernst zu nehmen gedenkt, ist man da einfach erstmal ein potentieller Problembär.

das zweite ist dann ein Passen des Spielers zu den anderen, was dann voraussetzt:
* Erkennen der eigenen Spielpräferenzen
* Kommunizieren der eigenen Spielpräferenzen
Bis hierhin erst einmal identisch mit den anderen Stilen auch, aber nun verstärkt im spielleiterlosen Stil notwendig,weil es eben keine formelle Instanz mehr gibt, welche das noch extra zusammenhalten würde bzw. per Spielangebot das am Ende weitgehend auf eine Ja-Nein Entscheidung reduziert:
* Finden eines expliziten Kompromisses
* Erkennen von Konfliktmomenten
* Einhalten dieses Kompromisses.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 13:24
Wenn die SL auf das auf-dem-Schlauch-stehen reagiert, indem sie offen sagt "ich stehe grade auf dem Schlauch, was wäre gerade spannend", dann gilt das Argument nicht mehr, denn alle sind Ideengeber.

Klar. Leuten, die ganz spezifisch mit einer SL spielen wollen, wird ein "was wäre gerade spannend" aber unter Umständen das Spiel kaputtmachen. Es ist vorher eben nicht klar ob das geht oder nicht bzw. es gibt keine Abläufe dafür.

allerdings nur in den Szenen das Gefühl bekommen habe, wirklich ein Rollenspiel zu spielen, in denen wir die Regeln ignoriert und nur noch als Charaktere gehandelt haben)

Ich fühle mit dir. So gehts mir mit dem für meine Figur vollkommen irrelevanten Klein-Klein (sie schafft es, sie schafft es nicht, sie schafft es, ...) vieler trad-Rollenspiele.

Die These ist: Nicht einen anderen Meister, sondern eine klare Rollenverteilung.

Bei SL-losen Rollenspielen gibt es da mehrere Ebenen. Jason Morningstar sagt über Fiasco, dass er explizit ungeregelt lässt, wer in einer Szene was sagen darf, weil er davon ausgeht, dass jede Gruppe schon am besten wissen wird, wie das bei ihnen läuft. Ist, finde ich, ein cheap-out, funktioniert aber erfahrungsgemäß gut, auch mit Fremden auf Cons. Ein wichtiger Grund, warum das so gut funktioniert, ist, dass die Rollenverteilung eine Ebene drüber absolut klar ist. Wenn die Spielerin an der Reihe nicht auf ihr Scene Framing-Recht verzichtet, dann entscheidet sie allein, wo wir in ihrer Szene sind, wer da ist und so weiter. Wie es ausgeht entscheiden wiederum Andere.

Bis hierhin erst einmal identisch mit den anderen Stilen auch, aber nun verstärkt im spielleiterlosen Stil notwendig,weil es eben keine formelle Instanz mehr gibt, welche das noch extra zusammenhalten würde bzw. per Spielangebot das am Ende weitgehend auf eine Ja-Nein Entscheidung reduziert:
* Finden eines expliziten Kompromisses
* Erkennen von Konfliktmomenten
* Einhalten dieses Kompromisses.

Gut formuliert. Ich würde ergänzen, dass die formelle Instanz wie oben beispielhaft dargestellt in vielen Fällen das jeweilige System ist, das wesentlich deutlicher als traditionelle Rollenspiele festlegt, wer wann was sagen darf. Statt einer SL als Klammer für divergierende Interessen.

Wobei in beiden Fällen klar sein muss: Ein grundsätzliches Problem bei der Bereitschaft sich aufeinander einzulassen, lösen weder eine SL noch ein cleveres System.

Fiasco:
Zitat
If you can't agree on a course of action, ask the player whose scene it is for help, and let him be the final arbiter of any log jam. Honestly, if you can't agree on this stuff it probably speaks to a bigger problem, and it might be worth taking a break to talk about it. 
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 15:59
(http://fs5.directupload.net/images/170928/temp/rc5lxou4.jpg) (http://www.directupload.net/file/d/4859/rc5lxou4_jpg.htm)
Vielleicht sagen Bilder ja mehr als Worte.
Ich versuche es mal. :)
Das ist meiner Ansicht nach unvollständig, weil die notwendigen Interaktionen fehlen. Ich versuche mal den fehlenden Teil hinzuzufügen:
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=104043.0;attach=24288/) (https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=104043.0;attach=24288)
Um die Komplexität der Interaktion einzuschätzen, bis klar ist, wie die Handlung weitergeht, zählt einfach die Pfeile.

Durch Regeln lässt sich das wieder reduzieren, z.B. wenn Erfolge dein rechter Nachbar beschreibt und Misserfolge dein linker Nachbar. Beispiel: A handelt und würfelt, B entscheidet, wie die Welt reagiert. In dem Fall richten alle ihr Spiel nach den Setzungen von A und B.
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=104043.0;attach=24290) (https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=104043.0;attach=24290)

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 16:28
Durch Regeln lässt sich das wieder reduzieren, z.B. wenn Erfolge dein rechter Nachbar beschreibt und Misserfolge dein linker Nachbar. Beispiel: A handelt und würfelt, B entscheidet, wie die Welt reagiert.

Wichtig, dass du das ergänzt, de facto gibt es nämliche keine SL-losen Rollenspiele, die so funktionieren, wie es dein Ausgangsmodell suggeriert. Siehe meinen Kommentar zum Scene Framing bei Fiasco oben.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 18:11
Kompliziertes Thema. Ich tue mir da immer schwer mit - der Beisreflex setzt ein.

Meine Erfahrungen im Hobby sind:
- Play-Empowerment wird von 19 von 20 SpielerInnen nicht gerne gesehen, je mehr desto "überforderter" sind einfach viele.
- In meinem Dunstkreis bewegt sich niemand (mehr) der auch nur gewillt ist ein GM-loses Spiel (erneut) zu probieren.
- Meine Eigenerfahrung besagt: GM-lose Spiele sind anders. Ein klassisches Rollenspiel ist es eher nicht, da ist man schon näher am therapheutischen Rollenspiel oder am Psychodrama. Zumindest eben in meiner Erfahrungswelt - das darf bei anderen gerne anders sein.
- Ein GM-loses Spiel klappt besser je mehr GMs am Tisch sitzen und schlechter je mehr "klassische" Spieler vertreten sind.
- Narzisten gibt es unter den Spielern durchaus häufiger als unter den GMs, nicht jedoch auffallend häufiger als unter den SLs.

Letztlich werden aber - wie man obig zum Teil gut nachlesen kann - mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Beides ist Obst, aber eben nicht das selbe. Irgendjemenad hat mal als erster den Vergleich mit den Ballsportarten aufgebracht, als Rollenspiel mit Ballspiel verglichen: wenn ich Freunde zum Ballspielen einlade habe ich ein Problem; einer kommt zum Fußball, einer zum Basketball und einer zum Golf. Sind alles Ballspiele ... ähnlich ist es hier. Zu behaupten das eine sei besser als das andere ist schwierig. Zu behaupten das eine sei anders als das andere ist korrekt.

Ich bin mir ziemlich sicher:
- das so ziemlich alle aus dem Hobby "Rollenspiel" in der Lage sind an einem "traditionellen" Rollenspiel Spaß zu haben.
- das eher eine Minderheit an einem GM-losen Spiel (sofort) Freude haben dürfte.
- das es jedoch gar keine konkurrierenden Spiele sein müssen, da Golf und Basketball auch nicht zwangsläufig in Konkurrenz stehen.

Für mich selbst ist es nichts, einfach und allein aus dem Grund heraus, dass ich nicht gerne spiele. Aber eben sehr gerne meistere. Und die Rückmeldung die ich bekomme gibt mir da eingfach recht: ich scheine wohl ein ziemlich begabter GM, aber ein absolut nervtötender Spieler zu sein ... naja ... mancha sind eben auch super Schiedsrichter und nutzlose Feldspieler, oder eben gute Trainer.

Das ist aber wie in der Schule: manche Schüler können sehr gut mit Lernzirkeln und selbständigem Lernen umgehen ; für nicht eben wenige ist Frontalunterricht deutlich zielführender. Ohne hier irgendjemanden diskriminieren zu wollen ... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? Nur ein paar Fragen. Zumindest kenne ich niemanden aus der hart arbeitenden "Arbeiterklasse", aber auch niemanden mit einer stress-belasteten Führungsfunktion der/die in ihrer Freizeit dann auch noch Lust hat sich mit einem GM-losen Spiel einzulassen. Kann aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein. Meine Spieler wollen in der Regel bespielt werden, letztlich also konsummieren. Währe also mal eine interessante Frage, ob die Fans der GM-losen Spiele auch generell ein anderes Konsumverhalten aufweisen ... spielt ihr gerne PC-Spiele, also solche, die euch ja quasi auch allles vorgeben, oder eher solche, die sich innerhalb der Regeln frei entfalten können. Zum Beispiel lieber Civi als DragonAge?

Letztlich ist die klassische Runde wohl eher nicht deshalb immer noch (gefühlt?) dominant, weil die armen armen Horden der geknechteten Spieler noch nicht befreit wurden, sondern wohl eher weil ein Großteil der Spieler es eben so will. Wie wohl auch Fleischkonsum der Mehrheit wichtiger erscheint als Veganismus, um mal ein anderes Beispiel zu nennen. Insofern sind "Gefühlsausbrüche" auch hier eher unangebracht. Niemand verurteilt einen GM-losen-Spiel-Verfechter, aber zumindest in meiner Erfahrungswelt sind nicht wenige Individuen dieser Spielgattung ähnlich missionarisch unterwegs, wie der typische Veganer - was eine Diskussion eben schwierig gestaltet. nicht alle, aber (gefühlt) sehr viele.

Ich bekenne mich zum klassischen Spiel - ich habe das andere ausprobiert und für mich war es nichts, bin aber nicht abgeneigt es nochmal zu probieren, schließlich spiele ich auch immer mal wieder ein Brettspiel.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 18:19
Kann Archoangel in allen Punkten zustimmen.
Kenne im privaten Umfeld auch niemanden, der GM-less spielen will.

Ich glaube der Reiz liegt wohl darin, was NEUES (oder Angel schriebt: anderes) auszuprobieren. Es hat ein wenig den Brettspielcharme, bei dem es meist auch keinen GM gibt und alle spielen gemeinsam.

Was ich bei Ucalegon rausgelesen hatte war aber auch, dass er gerne am liebsten SL ist und diese GM-less-Spiele bieten ja die Möglichkeit, als Spieler wie ein SL zu fungieren.

Was ich aber bezeichnend finde ist dass Ucalegon im anderen Thread nach einem System für eine Ersti-Runde sucht aber gerade KEIN GM-less-Spiel dafür nehmen will.
Was ja auch einiges über das Thema hier aussagt.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 18:22
Was ich aber bezeichnend finde ist dass Ucalegon im anderen Thread nach einem System für eine Ersti-Runde sucht aber gerade KEIN GM-less-Spiel dafür nehmen will.

Du darfst gerne wieder auf die Suche gehen und mir das Zitat hier präsentieren, wenn du eines gefunden hast.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 16.10.2017 | 18:24
Nee. Als Brettspieler, der mehr als genug Erfahrungen mit SL-losen Spielen hat, kann ich sagen dass der Brettspielvergleich total daneben ist. Auch hat es, wenn es so läuft wie es soll, absolut keinen "Brettspielcharme".
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 18:27
Ich vergleiche doch gar nicht mit Brettspielen. Ich sage nur, dass es für mich den selben Anreiz hat wie ein Brettspielabend: kann man machen, muss aber nicht sein, wenn auch Rollenspiel (also so wie ich es gerne habe) zur Alternative steht.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 16.10.2017 | 18:31
Du bist nicht der Einzige, der sich auf Brettspiele bezog. ;)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Maarzan am 16.10.2017 | 18:35
... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? ...

Rein anekdotenhaft: Der Riss schien mir grob (d.h. es gab Ausnahmen und ist damit nicht so eindeutig) eher zwischen Technikern/Naturwissenschaftlern/Medizinern/Juristen vs. Geisteswissenschaftlern/Wirtschaftlern gelegen zu haben. 
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 18:36
Zitat
Ich vergleiche doch gar nicht mit Brettspielen. Ich sage nur, dass es für mich den selben Anreiz hat wie ein Brettspielabend: kann man machen, muss aber nicht sein, wenn auch Rollenspiel (also so wie ich es gerne habe) zur Alternative steht.

das mit dem Brettspiel kommt ja auch von mir.
Also: Eingefahrene Gruppe, man kennt sich, es fehlt aktuell ein wenig der frische Wind, der SL hat keinen Bock mehr zu leiten usw.usf.
Man greift also nicht zu einem anderen klassischen RPG, bei dem ja doch alles wieder der gleiche alte Wein in neuen Flaschen ist, sondern spielt vllt maln Brettspiel.
Alles anders, keiner ist der SL, alle quasi (!) auf selber Ebene, anderer Fokus.

Kenne das von einigen Gruppen, dass sie zwischendurch einfach mal Brettspiele zocken statt RPG. Um weg zu kommen von den eingefahrenen Strukturen. Urlaub vom SL/Spieler-Gefälle usw.

Das glaube ich ist wohl oft ein Grund, GM-less Spiele mal auszuprobieren.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 18:37
Sind alles Ballspiele ... ähnlich ist es hier. Zu behaupten das eine sei besser als das andere ist schwierig. Zu behaupten das eine sei anders als das andere ist korrekt.

Absolut. Und ich werde sicher nicht versuchen, irgendwem die eigenen Erfahrungen mit SL-losen Rollenspielen auszureden.

Das ist aber wie in der Schule: manche Schüler können sehr gut mit Lernzirkeln und selbständigem Lernen umgehen ; für nicht eben wenige ist Frontalunterricht deutlich zielführender. Ohne hier irgendjemanden diskriminieren zu wollen ... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? Nur ein paar Fragen. Zumindest kenne ich niemanden aus der hart arbeitenden "Arbeiterklasse", aber auch niemanden mit einer stress-belasteten Führungsfunktion der/die in ihrer Freizeit dann auch noch Lust hat sich mit einem GM-losen Spiel einzulassen. Kann aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein. Meine Spieler wollen in der Regel bespielt werden, letztlich also konsummieren.

Aber ein Großteil der Leute spielt Rollenspiele mit einer klassischen SL. Könnte ich da nicht genauso fragen, ob diese ganzen SL, die aus meiner Sicht oft einen noch härteren Job machen als ich es in einem SL-losen Rollenspiel je müsste und ja eben nicht konsumieren, alle besonders gebildet sind/sein müssen/sein sollten?
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 18:37
@Arnebab: witzig ... deine Grafik mit SL ist ein Spiel, wie ich es seit 30 jahren nicht mehr erlebt habe, letztlich also nur ein Vorurteil, dass ich in solchen Diskussionen immer wieder höre ... dann eben dazu passend der Standardkonter der GMs: "Man, musstest du schlechte Spielleiter gehabt haben." <Beisreflex aus>

Will sagen: mit dieser Grafik unterstellst du den "klassischen" Rollenspielern etwas, was so an keiner Spielrunde stattfindet, außer möglicherweiße vereinzelt im DungeonHack Sub-Genre (aber auch da nur vereinzelt). Passender wäre es du würdest die obere Grafik nehmen und in die Mitte noch den GM einfügen. Dann hat das deutlich mehr Pfeile, was du vermutlich nicht willst.

Klassischerweiße hast du ohne GM sogar (nach meiner Erfahrung) weniger Pfeile, da der "ruhige/stille" Spielertyp eben nicht mehr regelmäßig durch den GM angespielt wird, aber das will in solch einer Debatte irgendwie auch niemand hören. Wie gesagt: je mehr SL/GM du an einer SL/GM-losen Gruppe beteiligst, desto besser die erlebte Runde (in meiner Welt).

Die Frage dürfte also eher lauten: für wen eignet sich ein GM-loses Spiel eigentlich überhaupt und für wen definitiv nicht? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein solches Spiel mit "6", "Settembrini", "Chiungalla" und "Luxferre" selbst mir ein gewiss hohes Maß an Spielfreude abverlangen würde, aber ich denke nicht, dass ich je in den Genuss kommen werde mit genau dieser erlauchten Besetzung zu spielen ...
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Maarzan am 16.10.2017 | 18:42
Es macht auch noch einen erheblichen Unterschied, ob jemand das als "oneshot" spielt und zumindest seine Messaltte für "(gutes) Rollenspiel" da einmal nicht so streng anlegt oder ob es darum geht jetzt für die nächsten 6 Monate das Programm festzulegen oder endlich mal wieder "richtig" zu spielen, und ggf dafür noch etwas Aufwand (weitere Anreise, Termine verschoben ...) getrieben zu haben.

Satter Löwe ist friedlicher Löwe - oder so ungefähr.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 16.10.2017 | 18:45
Klassischerweiße hast du ohne GM sogar (nach meiner Erfahrung) weniger Pfeile, da der "ruhige/stille" Spielertyp eben nicht mehr regelmäßig durch den GM angespielt wird, aber das will in solch einer Debatte irgendwie auch niemand hören.
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 18:49
Aber ein Großteil der Leute spielt Rollenspiele mit einer klassischen SL. Könnte ich da nicht genauso fragen, ob diese ganzen SL, die aus meiner Sicht oft einen noch härteren Job machen als ich es in einem SL-losen Rollenspiel je müsste und ja eben nicht konsumieren, alle besonders gebildet sind/sein müssen/sein sollten?

Jeder ist da ein wenig anders ... wie dir eventuell (hier zum ersten Mal) aufgefallen ist verwende ich die Begriffe SL und GM nicht synonym. Das hat auch einen Grund, der sich aus meiner persönlichen Erfahrungsdimension speist. Ein Spielleiter leitet ein Spiel. Ein Gamemaster ist der Meister seines Spiels. Weshalb es in unserem Hobby erschreckend viele SL und doch eher wenige GMs gibt. Ist - mE - ein qualitativer Unterschied. Persönlich kannte ich in den vergangenen 20 Jahren niemanden, der an meinem Spieltisch saß und nicht hin und weg war. Im Gegenteil: Gruppen bei denen ich mal einen Gastauftritt hatte wollten mir i.d.R. anschließend eine Lebenszeitverpflichtung aufdrücken. Ich muss also den Job als GM ziemlich gut machen, was mich natürlich auch feut.

Nicht wenige Gruppen haben ja das ernst Problem, dass niemand die Rolle des SL übernehmen will (bzw. die eines GM übernehmen kann), weshalb dann eben Modelle des SL-Wechsels eingeführt werden, damit jeder mal spielen kann. Solche Gruppen sind oftmals unglaublich geflashed, wenn dann eben ein Meister seines Fachs am Spieltisch sitzt (klingt arrogant, iss aber so). Und ich kann - nach meiner Erfahrungsdimension - eben nicht behaupten, dass ich jemals eine Gruppe traf, die GM-loses Spiel einem mit GM vorziehen würde (wohl aber habe ich schon Gruppen gesehen, die SL-loses Spiel einem Spiel mit SL vorziehen).

Und da kommen wir wahrscheinlich auch auf einen Kernpunkt, der das SL-lose Spiel an sich eben begünstigt: wenn keiner gerne und mit Leidenschaft leitet sind alternative Spielansätze attraktiver, als in einer Spielrunde in der es wenigstens einen GM gibt. Meiner Meinung nach. Das wäre dann auch mein "Beisreflex".

Eine Katastrophe war für mich übrigens der Spielabend mit vier GMs am Spieltiscvh - unspielbar trifft es am ehesten ... weder Klassisch noch als GM-loses Spiel.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Maarzan am 16.10.2017 | 18:56
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.
Ich habe auch Spiele gesehen, wo die stilleren Mitspieler von ein paar Lautsprechern gnadenlos an den Rand gedrückt wurden.
(OK, das waren jetzt keine hochstrukturierten Designerspiele, sondern eben freeform oder nur grob an eine System angelehnt)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 16.10.2017 | 19:00
Ich habe auch Spiele gesehen, wo die stilleren Mitspieler von ein paar Lautsprechern gnadenlos an den Rand gedrückt wurden.
(OK, das waren jetzt keine hochstrukturierten Designerspiele, sondern eben freeform oder nur grob an eine System angelehnt)
Schön, dass Du Deine eigene Aussage gleich wieder wegrelativiert hast. :)
(Btw. ich sehe dieser ständigen Forderung im Spiel durchaus auch skeptisch gegenüber. Ich selber will beim Rollenspiel eben nicht unbedingt immer ständig gefordert sein)
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 19:02
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.

Dann mögen deine Mitspieler andere sein. Ich habe aber durchaus eben "ruhige" Mitspieler, die eben gar nicht so oft angespielt werden wollen. Da ist es auch als GM ein Fingerspitzengefühl, die im richtigen Verhältnis anzuspielen. Ein Verhältnis, dass mE eine GM-lose Gruppe kaum leisten kann, es sei denn, der ehemalige GM übernimmt eben wieder eine besondere Rolle, aber dann ist eh alles für den Arsch ... darum geht es ja gerade.

Wie gesagt: ein GM-loses Spiel mit einer Gruppe von Leuten die ohnehin alle gerne zumindest leiten könnte ich mir zumindest als lustig vorstellen. Aber eine Gruppe bestehend aus:

Spieler A, Hauptschulabschluss und Berufsausbildung, stressiger Job und selten Zeit, klassisch "ungebildet", devot
Spieler B, Schulabbrecher und Gelegenheitsjobber mit unmöglichen Arbeits-/Freizeiten, ein Spezielgebiet mit persönlichem Interesse, sonst eher geringe Bildung, rechthaberisch und laut
Spieler C, Hausfrau und Mutter, wenig Freizeit, da sehr stark gefordert, hohe Bildung aber kein strategisches Denken, liebt "Frauenromane" und "Diablo", schüchtern
Spieler D, mittlerer Abschluss und Weiterbildung, Handwerksmeister mit hoher Verantwortung für eigene Mitarbeiter, liest nie, zurückhaltend
Spieler E, Hochschulabschluss, aber keine entsprechende Stelle, sondern "nur" Sekretärfunktion, hoch narzistisch und dominant

wird sich vermutlich mit einer klassischen Spielweise deutlich wohler fühlen, als mit einem SL/GM-losen Spiel. Die Dynamik ist auch eine ganz andere, als wenn du jetzt eben fünf Studenten der Geisteswissenschaften versammelst, die alle gerade eine Proseminar "Psychodrama-Pädagogik" abgeschlossen haben ...
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 6 am 16.10.2017 | 19:07
Dann mögen deine Mitspieler andere sein. Ich habe aber durchaus eben "ruhige" Mitspieler, die eben gar nicht so oft angespielt werden wollen. Da ist es auch als GM ein Fingerspitzengefühl, die im richtigen Verhältnis anzuspielen. Ein Verhältnis, dass mE eine GM-lose Gruppe kaum leisten kann, es sei denn, der ehemalige GM übernimmt eben wieder eine besondere Rolle, aber dann ist eh alles für den Arsch ... darum geht es ja gerade.
Äh. Das hat mit meinem Text (und mit dem Zitat Deines Textes) nichts zu tun. :)
Es ging doch darum, ob ein Spieler in einer GM-losen Runde stärker gefordert wird oder in einer Runde mit GM.
Ob und welches Fingerspitzengefühl Du bei einem Mitspieler brauchst, oder welche Spieler an GM-losen Spiel Freude haben, ist da eine komplett andere Baustelle und dazu steht auch nichts in meinem Posting.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 19:09
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.

Das sehe ich auch so.

Mein Punkt im Originalbeitrag war ja, dass man eben keinen 'Tisch voller SL' braucht. Ich habe allerdings auch eine andere Sicht auf Leute, die Rollenspiele spielen. Ich denke, die Mehrheit hat egal in welcher Rolle Spaß daran, ihre eigenen kreativen Beiträge zum Spiel zu machen - was anderes ist es denn, wenn Spielerinnen ihre Figur lebhaft ausspielen, beschreiben, was sie in der Fiktion konkret tut, beschreiben, wie ihre Figur aussieht, einen Plan machen, eine Hintergrundgeschichte für ihre Figur schreiben und so weiter. Und mehr als diesen Spaß an und die Bereitschaft zu eigenen Beiträgen braucht man für ein SL-loses Spiel nicht.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 19:48
...was übrigens nicht heißt, dass man für ganz andere Sachen wie Regeln lesen, auf deren Einhaltung achten, Leuten helfen, das Spiel zu lernen und generelle Moderation, Spielrunden organisieren et cetera nicht trotzdem oft genug eine Person hat, die sie allein in die Hand nimmt. Einige SL-lose Rollenspiele nennen das "facilitator".
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 20:14
@Ucalegon: Meines Erachtens schon: wenn du Mitspieler hast, die nicht gerne im Vordergrund stehen, die fast schon panisch werden, wenn alle sie ansehen, weil sie jetzt etwas sagen sollen, Spieler die sich als unkreativer als andere wahrnehmen und sich deshalb schlecht fühlen, wenn du sie dazu zwingst etwas zu beschreiben/sich mitzuteilen. Passive Spieler. Spieler die ihren Spielspass daraus ziehen zuzuhören, zuzusehen und ab und an einen Würfel zu würfeln. Spieler die immer einen hirnlosen Schläger spielen, der Dinge tötet und generell daruf angewiesen sind, dass ihnen jemand sagt was sie tun sollen. Spieler die devot sind. Spieler, die nie sprechen. Spieler die nie Eigeninitiative zeigen, die generell Mitläufer sind. Und. Und. und.

Da liegt mE das Problem (auf Spielerseite): ich gehe mal davon aus, dass Vertreter der SL/GM-losen Spielweise eine oder zwei Runden erlebt haben, in denen das ganz gut funktioniert hat und nun (oftmals) der meinung sind, dass das für alle Runden so sein könnte/sollte. Rollenspieler sind allerdings eine sehr heterogene Gruppe, die sich aus einer sehr heterogenen Bevölkerung rekrutieren. DEN Spielspaß gibt es nicht. Frag 10 Spieler da kriegst du 15 Definitionen für Spielspaß. Weshalb ich ja postulliere, das das GM/SL-lose Spiel für bestimmte Personen geeignet sein mag, aber eben niemals Mainstream sein wird (zumindest zweifle ich stark an, dass es zu meinen Lebzeiten Mainstream sein wird).

Du gehst also - nach meiner Erfahrungsdimension - davon aus eine Mehrheit von Spielern mit Attributen auszustatten, die wahrscheinlich eben keine Mehrheit in sich vereinen wird.

1. es gibt keine Mehrheit, die "egal welche Rolle" spielt. Die Mehrheit der 400 Spieler, die ich in meiner Hobby-Karriere beglücken durfte spielt genau ein und denselben Charakter wieder und wieder. Egal in welchem Setting, egal mit welchem System, egal in welcher Zeitlinie.
2. die Mehrheit der Spieler wird sich nicht darauf einigen können, was ein "kreativer Beitrag" ist. ich kenne viele Leute, die ihren Charakter z.B.: als "großen Mensch mit zweihänder" beschreiben würden - und das wäre in ihrer Sicht bereits superkreativ! Das werden aber nicht eben wenige anders sehen. Oder du kriegst ein Bild aus dem Internet vorgelegt: "Mein Charakter sieht so aus" oder eine Beschrfeibung alla "Mein Char ist so ein Allister-Typ mit dem Charakter von Malfoy". Erlebe ich mit erschreckender Häufigkeit.
3. Ich kenne eine erkleckliche Zahl von Spielern die nicht über "mein Charakter macht/tut" hinaus spielen wollen. Die finden direkte Rede befremdlich und wollen auch keine Fäntelaltersprache benutzen. ums verrecken nicht. Hintergrundgeschichte? "Woher soll ich das wissen, wir fangen doch gerade erst an" bis hin zu "mein Char ist Vollwaise und leidet unter Amnesie".

...

 Du hingegen postullierst einen bestimmten Spielertyp als DEN Spieler - und den gibt es nicht. Für jeden Spieler, der dir eine ellenlange Hintergrundgeschichte liefert gibt es einen mit zwei-drei Sätzen und einen Vollwaisen/Amnesiker. Für jeden der Spaß daran hat kreative Beiträge zu leisten gibt es einen "KILL!"-Typen und einen von dem du selten mehr als "Hallo" und "Tschüss" hörst. Für jeden der lebhaft beschreibt und ausspielt hast du einen, der sich aufregt: "Könnt ihr mal bitte mit dem Rollenspiel aufhören - wir haben hier ein Abenteuer zu erledigen!" und einen der die Beschreibungen grundsätzlich den anderen überlässt.

Und genau deshalb ist für mich das SL/GM-lose Spiel eben eine Randerscheinung, die mE eine sehr begrenzte Zielgruppe hat und eben nicht eine "Neuerung", die die Zukunft des Hobbys beschreibt. Die Rolle des SL/GM mag sich gewandelt haben, aber überflüssig ist er/sie nicht geworden und wird es auch auf absehbare Zeit eher nicht.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Archoangel am 16.10.2017 | 20:15
...was übrigens nicht heißt, dass man für ganz andere Sachen wie Regeln lesen, auf deren Einhaltung achten, Leuten helfen, das Spiel zu lernen und generelle Moderation, Spielrunden organisieren et cetera nicht trotzdem oft genug eine Person hat, die sie allein in die Hand nimmt. Einige SL-lose Rollenspiele nennen das "facilitator".

Ah ... man gibt dem GM einen neuen Namen und weniger direkten Einfluss aufs Spiel. Komische Lösung, aber solange sich Leute finden, die das O.K. finden ist es wohl O.K.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 20:23
Ich frage mich gerade fundamental, was eigentlich der Mehrwert bei GM-less Spielen ist gegenüber Spielen mit GM.

Aus dem Eingangsbeitrag geht da nix hervor, außer "macht auch Spaß, mal anders zu spielen."

Keines der Argumente spricht für ein Ergebnis, das sich ausschließlich mit GM-less realisieren ließe. Okay, ich komme aus der Fate-Ecke und habe da wohl einen speziellen Blickwinkel als jmd, der hauptsächlich DnD oder DSA spielt.

Trotzdem würde ich gerne mal lesen in paar Stichpunkten und ohne den "Ich werbe hier für einen anderen Spielstil"-Ton, was genau der Mehrwert von GM-less ist.
Außer "macht auch Spaß, mal anders zu spielen".
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: 1of3 am 16.10.2017 | 20:44
Ist Leistungssport. Deutlich anstrengeder als Runden mit SL. Wenn du dich mal so richtig verausgaben willst.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 21:17
1. es gibt keine Mehrheit, die "egal welche Rolle" spielt.

Das "egal in welcher Rolle" bezog sich darauf, dass die ganzen trad-Runden da draußen ja alle SL haben, die sie leiten und Leute, die nur hin und wieder mal SL sind oder nur für bestimmte Systeme und auf die "empowerten" Spielerinnen in Systemen, die weit entfernt davon sind SL-los zu sein und, ja, auch diejenigen, die einfach spielen.

Du hingegen postullierst einen bestimmten Spielertyp als DEN Spieler - und den gibt es nicht. Für jeden Spieler, der dir eine ellenlange Hintergrundgeschichte liefert gibt es einen mit zwei-drei Sätzen und einen Vollwaisen/Amnesiker. Für jeden der Spaß daran hat kreative Beiträge zu leisten gibt es einen "KILL!"-Typen und einen von dem du selten mehr als "Hallo" und "Tschüss" hörst. Für jeden der lebhaft beschreibt und ausspielt hast du einen, der sich aufregt: "Könnt ihr mal bitte mit dem Rollenspiel aufhören - wir haben hier ein Abenteuer zu erledigen!" und einen der die Beschreibungen grundsätzlich den anderen überlässt.

Und genau deshalb ist für mich das SL/GM-lose Spiel eben eine Randerscheinung, die mE eine sehr begrenzte Zielgruppe hat und eben nicht eine "Neuerung", die die Zukunft des Hobbys beschreibt. Die Rolle des SL/GM mag sich gewandelt haben, aber überflüssig ist er/sie nicht geworden und wird es auch auf absehbare Zeit eher nicht.

Ich will mich jetzt nicht darüber streiten, ob das Verhältnis 50/50 oder 20/80 oder sonstwas ist. Ich habe meine persönliche Sicht geschildert.

Zum Thema: SL-lose Rollenspiele heute und in Zukunft schrieb ich übrigens schon in Lord Verminaards Thread,

dass solche Rollenspiele geschrieben, finanziert, enthusiastisch gespielt und übersetzt werden und ein breiteres Publikum erreichen als früher. [Die beiden großen SL-losen Rollenspiele sind da offensichtlich Fiasco und Microscope. Mit Dialect hat bspw. ein SL-loses Rollenspiel 190000$ über KS geholt. Es gibt zahllose weitere Beispiele.] Sie alle scheinen von demselben Aufwind zu profitieren, in dem sich die Szene momentan befindet, obgleich der sie natürlich trotzdem nicht aus ihrer Nische blasen wird.

Insofern widerspreche ich dir da nicht im Geringsten. Die gewandelte Rolle der SL darf darüber hinaus gerne in anderen Threads besprochen werden. Hier geht es nicht darum.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 21:19
@Arnebab: witzig ... deine Grafik mit SL ist ein Spiel, wie ich es seit 30 jahren nicht mehr erlebt habe, letztlich also nur ein Vorurteil, dass ich in solchen Diskussionen immer wieder höre ... dann eben dazu passend der Standardkonter der GMs: "Man, musstest du schlechte Spielleiter gehabt haben." <Beisreflex aus>

Will sagen: mit dieser Grafik unterstellst du den "klassischen" Rollenspielern etwas, was so an keiner Spielrunde stattfindet, außer möglicherweiße vereinzelt im DungeonHack Sub-Genre (aber auch da nur vereinzelt). Passender wäre es du würdest die obere Grafik nehmen und in die Mitte noch den GM einfügen. Dann hat das deutlich mehr Pfeile, was du vermutlich nicht willst.
Man kann sie so verstehen, das stimmt leider, ist aber nicht, wie sie gemeint ist.

Was gemeint ist ist die Komplexität, um eine konsistente Vorstellung zu erhalten. Im klassischen Spiel moderiert die SL, was wirklich ist, sie führt im Endeffekt die Vorstellungen der anderen über die Spielwelt zusammen und lässt dann die Spielwelt konsistent damit handeln.

Ohne SL müssen die Spielenden auf alle anderen Vorstellungen gleichzeitig achten und wenn sie etwas über die Welt erzählen jede der anderen Vorstellungen und Setzungen berücksichtigen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 21:20
Ah ... man gibt dem GM einen neuen Namen und weniger direkten Einfluss aufs Spiel. Komische Lösung, aber solange sich Leute finden, die das O.K. finden ist es wohl O.K.

Also ich finde das nicht komisch. Funktioniert wunderbar.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 21:27
Ich frage mich gerade fundamental, was eigentlich der Mehrwert bei GM-less Spielen ist gegenüber Spielen mit GM.
Ein Vorteil könnte sein, dass es Niemanden gibt, ohne den die Runde gar nicht geht.

Für kleine Runden ist ein Vorteil, dass alle spielen können. Wenn du zu dritt bist und eineR die Rolle als SL übernimmt, gibt es nur zwei SCs. Ohne SL gibt es drei SCs. Zweiergruppen haben eine völlig andere Dynamik als Dreiergruppen. Ohne SL kannst du auch zu zweit noch spielen.

Und Dreiergruppen die auch zu zweit noch spielen können können viel, viel einfacher regelmäßige Treffen organisieren als z.B. Fünfergruppen. Das geht sogar noch, wenn alle einmal im Monat an einem zufälligen Wochenende verhindert sind.
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Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 21:34
Keines der Argumente spricht für ein Ergebnis, das sich ausschließlich mit GM-less realisieren ließe.

D.h. weil man z.B. ein Drama-Rollenspiel nicht ausschließlich ohne SL realisieren kann, hat es keinen Mehrwert, genau das mit gutem Grund zu tun? Merkwürdige Argumentation.

Mal ganz abgesehen davon, dass die vielen SL-losen Rollenspiele ja nicht gespielt würden, wenn sie für die Leute keinen Mehrwert hätten.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 21:42
Zitat
Ist Leistungssport. Deutlich anstrengeder als Runden mit SL. Wenn du dich mal so richtig verausgaben willst.

lol, okey

Zitat
Ein Vorteil könnte sein, dass es Niemanden gibt, ohne den die Runde gar nicht geht.

Für kleine Runden ist ein Vorteil, dass alle spielen können. Wenn du zu dritt bist und eineR die Rolle als SL übernimmt, gibt es nur zwei SCs. Ohne SL gibt es drei SCs. Zweiergruppen haben eine völlig andere Dynamik als Dreiergruppen. Ohne SL kannst du auch zu zweit noch spielen.

Hm, das kann ich mir gut vorstellen

Zitat
Mal ganz abgesehen davon, dass die vielen SL-losen Rollenspiele ja nicht gespielt würden, wenn sie für die Leute keinen Mehrwert hätten.

Es wird ja alles mögliche gespielt aus allen möglichen Gründen. Der Haupgrund ist aber immer, auf den sich es eigentlich reduziert: "weil es (mehr) Spaß macht."
Ist mir zuwenig als Antwort.
Hätte nur gerne nochmal kurz heruntergebrochen, was der spezifische Mehrwert von GM-less ist den nur GM-less bietet.
Bin da wirklich interessiert und finde schade dass es dazu kaum Infos gibt außer jetzt das von Arne

Zitat
D.h. weil man z.B. ein Drama-Rollenspiel nicht ausschließlich ohne SL realisieren kann, hat es keinen Mehrwert, genau das mit gutem Grund zu tun?

Wenn DAS jetzt die Quintessenz ist, dann okey

Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 21:57
Es wird ja alles mögliche gespielt aus allen möglichen Gründen. Der Haupgrund ist aber immer, auf den sich es eigentlich reduziert: "weil es (mehr) Spaß macht."
Es könnte auch sein, dass das ist, woran Leute gerade neues entwickeln, so dass die innovativen Sachen für SL-lose Rollenspiele entwickelt werden. Effektiv Netzwerkeffekte: Weil SL-loses Spiel gerade in Mode ist, arbeiten die kreativen Leute eher an SL-losen Spielen, so dass diese Spiele in vielen anderen Aspekten sehr gut sind — die aber vielleicht mit SL genauso gut wären.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 21:59
Zitat
Es könnte auch sein, dass das ist, woran Leute gerade neues entwickeln, so dass die innovativen Sachen für SL-lose Rollenspiele entwickelt werden. Effektiv Netzwerkeffekte: Weil SL-loses Spiel gerade in Mode ist, arbeiten die kreativen Leute eher an SL-losen Spielen, so dass diese Spiele in vielen anderen Aspekten sehr gut sind — die aber vielleicht mit SL genauso gut wären.

Kannst du das ausführen?
Vor allem weil ich wie Archoangel den Eindruck habe, dass GM-less ne Nische ist.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 22:02
Hätte nur gerne nochmal kurz heruntergebrochen, was der spezifische Mehrwert von GM-less ist den nur GM-less bietet.

Also, was für mich der spezifische Mehrwert an SL-losen Rollenspielen ist, kannst du meinem Eingangsbeitrag entnehmen. Obwohl ich es für unwahrscheinlich halte, will ich jetzt nicht ausschließen, dass ich das theoretisch alles irgendwie auch mit SL haben könnte, aber praktisch ist da bei allen traditionellen Rollenspielen Fehlanzeige. Ein paar alternative Meinungen von Leuten, die SL-lose Rollenspiele schreiben und das also gerade wissen müssen, habe ich ja auch noch verlinkt.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: ArneBab am 16.10.2017 | 22:11
Kannst du das ausführen?
Vor allem weil ich wie Archoangel den Eindruck habe, dass GM-less ne Nische ist.
Das ist auch meiner Meinung nach eine Nische, aber eben die Nische, in der ganz neue Wege gegangen werden. Und das ist immer spannend. Dass jetzt größere Summen über Kickstarter reinkommen, deutet darauf hin, dass die Nische gerade ein paar sehr gut gemachte Spiele hat, und gute Leute gehen oft dahin, wo gute Sachen geschaffen werden.

Ein großer Teil des Mehrwertes eines Spiels ist seine Produktionsqualität (die nicht immer mit den Produktionskosten gleichzusetzen ist).
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 16.10.2017 | 22:18
Das ist auch meiner Meinung nach eine Nische, aber eben die Nische, in der ganz neue Wege gegangen werden. Und das ist immer spannend. Dass jetzt größere Summen über Kickstarter reinkommen, deutet darauf hin, dass die Nische gerade ein paar sehr gut gemachte Spiele hat, und gute Leute gehen oft dahin, wo gute Sachen geschaffen werden.

Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass die Nische SL-loser Rollenspiele gerade besonders im Trend liegt oder so. Der Ball liegt momentan unbestreitbar im Feld 'Powered by the Apocalypse', würde ich sagen.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Chiarina am 16.10.2017 | 23:45
Zitat von: hanky-panky
Ich frage mich gerade fundamental, was eigentlich der Mehrwert bei GM-less Spielen ist gegenüber Spielen mit GM.

Ich versuche die Frage auch mal zu beantworten. Das kann ich aber natürlich nur aus meinen Erfahrungen heraus. Auf Grundsatzdiskussionen lasse ich mich hier gar nicht erst ein, weil sie aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen und Vorlieben zum Scheitern verurteilt und in meinen Augen völlig nutzlos sind.

Spielleiterlose Rollenspiele bedeuten für mich, dass die Ungewissheit, in welche Richtung sich das Spiel entwickelt, größer ist, als beim Rollenspiel mit Spielleiter. Die Handlung ist aufgrund des fehlenden Spielleiters oft genug weniger stromlinienförmig und weist stärkere Umwege und Komplikationen auf. Bei spielleiterlosen Rollenspielen steht in meinen Augen häufig nicht nur ein Spielinhalt zur Debatte (Wie gehen die Charaktere mit diesem Problem um?), es steht gleich das ganze Spiel zur Debatte (Bekommen die Spieler einen dramatischen Handlungsverlauf auf die Reihe?), es steht also mehr auf dem Spiel. Für mich ist das eine spannende Angelegenheit.

Wenn bei einem Rollenspiel mit Spielleiter offene Fragen entstehen, kann ich in der Regel ganz beruhigt sein: Entweder finden meine Mitspieler oder ich eine Antwort, die der Spielleiter dann abnickt, oder der Spielleiter beantwortet sie. Bei einem spielleiterlosen Rollenspiel erlebe ich es oft, dass die Situationen, in denen offene Fragen auftauchen, die sind, in denen das Spiel entsteht. Weil es keinen Spielleiter gibt und die Spieler unterschiedlich sind, müssen unterschiedliche Antworten überprüft werden. In der Regel wird Folgendes ausgehandelt: Welche Antworten sind besonders vielversprechend? Inwieweit bekommen wir sie unter einen Hut? Was kann man aus ihnen machen? Wenn das nicht geklärt wird, kann das Spiel zerfasern, können Szenen aufeinander folgen, die nichts miteinander zu tun haben, kann das Spiel spannungsarm vor sich hin plätschern. Das will niemand, denke ich. Das Allertollste ist aber, dass dieser Klärungsprozess eigentlich nur dann funktioniert, wenn sich alle gegenseitig gut zuhören und aufeinander eingehen. Dieses Miteinander-Gefühl habe ich in dieser Intensität bei Rollenspielen mit Spielleiter nicht und das ist deshalb auch eine Qualität für mich.

Ich mag übrigens auch Rollenspiele mit Spielleiter (und wundere mich regelmäßig über Leute, die gleich an entweder-oder denken, wenn jemand spielleiterlose Rollenspiele erwähnt). Tolle, raffinierte Plots und in sich geschlossene Welten entstehen mit Spielleiter wahrscheinlich häufiger. Ich habe versucht, zu beschreiben, dass das spielleiterlose Rollenspiel für mich trotzdem ein paar Qualitäten hat, die ich nicht missen möchte.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: trendyhanky am 16.10.2017 | 23:50
Cool, danke Chiarina
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Greifenklause am 17.10.2017 | 07:47
Im Grunde können beim SL-losen Spiel mehr Spieler kreativen Output einbringen, als bei weichem oder gar hartem SL.
Wobei das bereits stark vereinfacht ist.
Es gibt auch SL, die massiv auf Player-Empowerment setzen und harte SL, die massiv Ideen und Vermutungen der Mitspieler aufgreifen (wie weiter oben erwähnt).
Die Grenzen sind da sicherlich fließend, aber das "gewollte Mindestmaß" an kreativem Output und Playerempowerment ist im SL-losen Spiel einfach höher.
Titel: Re: [Essay] Ohne Spielleitung
Beitrag von: Ucalegon am 27.11.2017 | 22:02
Nachtrag

Der folgende, etwas versteckte Artikel:

Beyond the Game Master von Emily Care Boss, Ivan Vaghi und Jason Morningstar (S.163-169). (https://nordiclarp.org/w/images/a/a0/2012-States.of.play.pdf)

Anhand der SL-losen Rollenspiele Lexicon, Breaking the Ice, Polaris, Archipelago, Shock, Geiger Counter, Fiasco, Kagematsu, (Game Poems), Microscope

werden diese Gemeinsamkeiten herausgearbeitet

Zitat
Simplicity
Prescriptive Procedures
Fictional Positioning
Stats are not physics
Immersion isn't mandatory
Formal transparency
Shared ephemera
Prescribed story arcs
Collaboratively competitive
Redundantly reinforced focus
Roll to be surprised
You play to know your character
Free play
Metagaming
Autorailroading

in dem Versuch zu zeigen, wie ohne eine Spielleitung Aufgaben und Verantwortung umverteilt werden.

Für diesen Überblick lohnt es sich, den Artikel zu lesen. Stand ist allerdings 2012, die Betrachtung endet also an einem Punkt, ab dem es durchaus nochmal interessant wird. 

Ähnlich der frühere (2010) Versuch hier (http://thehopelessgamer.blogspot.de/2010/02/10-questions-with-jason-morningstar-of.html), das Ganze zu systematisieren:

Zitat
A. "GMless" with Homogeneous Player Roles
1. Everyone Has the Same Quasi-GM Powers: the best one here may be Universalis.
2. Players Take Turns Narrating Stuff: as in Once Upon a Time and Baron Munchausen.
3. Board-Game-Like Rules, All Players Have Same Role: Montsegur 1244, as far as I know.

B. "GMless" with Heterogenous Player Roles
1. Rotate the GM: Rune is probably the best example of this.
2. Restrict the GM Role + Broaden The Player Roles: every post-Forge game ever, plus some others.
3. Add "More GM's" With Specific Responsibilities: How We Came to Live Here, Great Ork Gods.
4. Carefully Specify Multiple Different Player Roles: Kazekami Kyoko Kills Kublai Khan, probably others.

C. By Our Powers Combined
1. Heterogenous, Rotating Specified Player Roles/Multiple GM's(?): Polaris.
2. Board-Game-Like Rules, Rotating GM: alpha and beta of Geiger Counter.

Hängt natürlich trotzdem alles sehr an der SL (Stichwort: ex negativo).

Der andere Ansatz ist, die Vorstellung von einer SL ganz rauszulassen und zu schauen, was diese Rollenspiele wie machen statt sich über die Umverteilung traditionell anzunehmender Aufgaben Gedanken zu machen.

Ben Lehman (Polaris) schrieb schon 2007: (http://www.story-games.com/forums/discussion/comment/76075/#Comment_76075)
Zitat
There is no inherent need for a GM in a role-playing game. So just write your game,
say who does what when, and playtest it. If it isn't fun, or if you see people doing
things that are not part of your who does what when, then clearly you need different
rules.

Für ein Rollenspiel wie Okult macht die Vorstellung von einer SL z.B. überhaupt keinen Sinn.

[Und: Dassselbe gilt auch für die Frage nach der möglichen Spieldauer, die nicht an einer SL hängt. Sign in Stranger, Archipelago oder Remember Tomorrow sind als Kampagnenspiele geschrieben worden. Einfach so.]