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Das Tanelorn spielt => Spieltisch - Archiv => Forenrollenspiele => [Cthulhu] Spawn of Azathoth => Thema gestartet von: Der Läuterer am 13.12.2017 | 21:20

Titel: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte - Sa., 17.09.1927
Beitrag von: Der Läuterer am 13.12.2017 | 21:20
Samstag, 17. Sept. 1927


Die Archenhold-Sternwarte befindet sich im Treptower Park in Berlin, im Bezirk Alt-
Treptow.

Dort steht der Grosse Refraktor, das längste bewegliche Fernrohr der Welt, auch Himmelskanone genannt. Der Refraktor wurde 1896 gebaut. Er hat eine Objektöffnung von 68 cm, eine Brennweite von 21 m und eine beweglichen Masse von 130 t. Die Linsen des Refraktors wurden bei Steinheil & Söhne, München, hergestellt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 14.03.2018 | 11:46
Fahrt zur Sternwarte
Samstag, 17. September 1927

Der strahlend blaue Himmel spannt sich über mir, als ich den Wagen aus der Garage lenke. Der Schmutz des Friedhofs ist entfernt, die Straße vom Regen reingewaschen. Das Automobil glänzt im Schein der Sonne eines warmen Spätsommertages. Die Passanten flanieren gutgelaunt beiderseits der Straße. Nichts würde an den gestrigen Tag erinnern, wären da nicht das Fahrzeug mit der zerstörten Frontscheibe am gegenüberliegenden Straßenrand und ein geschäftiger Nachbar der die Scherben mit dem Kehrbesen von der Straße entfernt.

Ich halte vor dem Haus und öffne dem Ehepaar Lohenstein die Tür zum Fond. Dann fahre ich in Richtung Treptower Park, um die Herrschaft bei der Archenhold-Sternwarte abzusetzen.

Noch bin ich unschlüssig, was ich mit der freien Zeit anfangen soll. Für eine Beobachtung des Hauses in der Königsallee reicht die Zeit nicht ... geschweige denn für einen Einstieg in das Haus ... zudem am hellichten Tag. Ich frage mich, ob aus Trudi noch etwas herauszubekommen wäre. Aber an einem Sonnabend wird Trudi kaum einen freien Tag und Zeit für einen Spaziergang durch den Treptower Park haben. Also werde ich wohl alleine einen Spaziergang durch den Park unternehmen und mir den Fundort des ermordeten Wachmanns Walter Heinzmann einmal genauer ansehen. Ich erwarte allerdings nicht, dort heute noch irgendeine aufregende Entdeckung zu machen.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 14.03.2018 | 13:42
Fahrt zur Sternwarte

Ich sehe unschlüssig auf die Überreste des Wagens vom Vortag und versuche mir die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Ich lächle Anton unverbindlich an, als er die Fondtür öffnet, so wie es seit Jahren Routine ist. Ich lasse Agathe zuerst einsteigen, ehe ich selbst ebenfalls Platz nehme.

"Bereit für den Ausflug, meine Liebe?"

Frage ich in beiläufigem Ton.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 16.03.2018 | 11:22
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Der Kies knirscht unter den Reifen, als ich langsam auf das Gebäude mit der eindrucksvollen Kuppel zurolle und schließlich den Wagen vor dem Haupteingang der Archenhold-Sternwarte zum Stehen bringe.

Auf der Fahrt haben die Lohensteins sich ungewöhnlich still verhalten. "Vermutlich sind alle noch mit den Gedanken an die merkwürdigen ... skurrilen Geschehnisse des gestrigen Tages beschäftigt. Vielleicht war auch der Schlaf der Herrschaft ähnlich unruhig wie meiner. Möglicherweise wollen sie auch nur nicht ihre Gedanken vor dem Chauffeur ausbreiten. Wer kann das schon wissen?"

Ich springe dienstbeflissen aus dem Wagen und öffne auf der Seite von Agathe die Fahrgasttür, um ihr aus dem Wagen zu helfen.

"Wann darf ich Sie wieder zurück erwarten?", frage ich dann den Professor.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 16.03.2018 | 13:22
Am Park

Ich steige hinter Agathe aus dem Wagen und wende mich direkt Anton zu.

"Ich denke wir werden uns direkt zur Sternwarte begeben, um uns dieses Gebäude einmal persönlich aus der Nähe anzusehen. Ich denke das sollte nicht länger als zwei Stunden dauern."

Fast schon wende ich mich ab, dann aber scheint mir ein Gedanke durch den Kopf zu schießen und ich wende mich wieder Anton zu.

"Sagen Sie Anton, haben sie am Vormittag etwas spezifisches geplant?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 17.03.2018 | 18:56
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

"Wenn Sie keinen anderen Auftrag für mich haben, werde ich einmal eine Runde durch den Park drehen. Vielleicht finde ich noch irgendetwas an dem Tatort. Vielleicht kann mir einer der regelmäßigen Parkbesucher etwas erzählen. Viel Hoffnung habe ich nicht, aber den Versuch ist es wert, um vielleicht etwas Licht in diese Angelegenheit zu bringen."

"So bin ich auch rechtzeitig wieder hier, bevor Sie mit der Besichtigung fertig sind."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 19.03.2018 | 09:38
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Ich nicke und lächle.

"Gut. Gut. Dann machen wir das so."

Ich schaue zu Agathe rüber.

"Bereit, meine Liebe?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 20.03.2018 | 19:56
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Ich warte, bis sich die Pforte der Archenhold-Sternwarte hinter den Lohensteins geschlossen hat. Dann wende ich mich in die andere Richtung und folge dem nahegelegenen Fußweg in den Treptower Park. Bei diesem Wetter an einem Sonnabend ist zu erwarten, dass außer mir einige Besucher im Park unterwegs sind.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 22.03.2018 | 10:20
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Ich genieße die Wärme der Sonne, als ich die verschlungenen Wege des Parks entlangschlendere und mich in Richtung See begebe.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 28.03.2018 | 22:48
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Während der Autofahrt nicke ich immer wieder ein, nur um einen Augenblick später wieder hoch zu schrecken. Obwohl ich am morgen einige Zeit vor dem Spiegel verbracht habe, kann das Make-Up vermutlich nicht ganz verbergen, dass ich gestern Abend viel zu lange gelesen habe, bis ich endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen bin.

Nachdem ich aus dem Wagen gestiegen bin, muss ich erst einmal blinzeln, bis sich meine Augen an das Tageslicht gewöhnt haben. Dann fällt mein Blick auf die Sternwarte, die sich einige hundert Schritt entfernt in den Himmel streckt. Der untere Teil des steinernen Gebäudes sieht ganz unscheinbar aus, bemerke ich. Doch darüber türmt eine Kuppel, aus der ein Fernrohr hervorragt. "Ob man damit wohl wirklich einzelne Sterne genauer sehen kann?", überlege ich laut und man merkt, dass trotz aller Müdigkeit meine Neugier geweckt ist, einmal durch so ein Teil zu sehen. "Komm Hans, sehen wir uns das Ganze aus der Nähe an!", forderde ich meinen Mann auf und packe in bei der Hand.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 31.03.2018 | 16:53
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Überrascht von der plötzlichen Intensität von Agathe, lasse ich mich mitziehen.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 2.04.2018 | 08:59
FAHRT ZUR STERNWARTE

Nach kurzem Weg wartet ein Audi 18/70 PS Typ M auf Euch.

Am weissen Automobil lehnt ein grosser, schlaksiger, blonder Mann mit einer Zigarette im Mund. Als er Euch sieht, schnippt er diese in den Kies und steht stramm.

"Karl. Zur Sternwarte, wenn ich bitten darf." Blumberg nimmt neben dem Fahrer Platz, Sauerbruch und Du hinten im Fond.

Nachdem die Fahrt durch Berlin begonnen hat, wendet sich Sauerbruch an Dich. "Doktor Degebach, hole er sich nicht den Tod bei dieser Zugluft." Er zieht seinen Mantel enger und klappt den Kragen hoch.

Wind weht durch Eure Haare.

Die Fahrt ist angenehm. Das Wetter ist gut. Die Sonne sendet spätsommerliche, wärmende Strahlen.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 2.04.2018 | 12:27
DIE STERNWARTE

Der Wagen hält auf einem überdachten Parkplatz hinter der Sternwarte.

Blumberg steigt aus und zeigt Dir und Sauerbruch das weitläufige Gelände. Um diese Zeit sind noch keine Besucher hier; nur ein paar wenige frühe Spaziergänger nutzen bereits die sonnigen Stunden im Park.

Dann zeigt er Euch das Innere der Einrichtung. Die kolossale Himmelskanone ist mehr als beeindruckend.

Zahllose Daten und Fakten fliessen aus Blumberg's Mund und schwirren in Deinem Kopf umher, wie ein sonor brummender Hornissen Schwarm.

Dann, irgendwann, als Du die Zeit bereits vergessen hast, ist die Führung vorbei.

Die Dunkelheit der Innenräume weicht urplötzlich dem gleissenden Sonnenlicht eines wunderschönen Spätsommertages, als Blumberg die schwere, doppelflüglige Vordertür entriegelt und aufstösst.

Du blickst in die Sonne und fühlst Dich, als seist Du auf einem anderen Planeten...
... als Du jemanden Deinen Namen rufen hörst.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 2.04.2018 | 21:05
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

"Oh, schau mal, wer da ist.", mache ich Hans auf den Mann aufmerksam, der gerade die Sternwarte verlässt. Als wir in Hörweite sind, grüße ich dann, mit einem frendlichen Lächeln auf den Lippen: "Doktor Degebach, sehr erfreut. Sie müssen wahrlich ein Frühaufsteher sein. Unser Chaffeuer hat uns im Eiltempo hierher gebracht und trotzdem sind sie schon mit der Besichtigung fertig, während wir eben erst angekommen sind."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 2.04.2018 | 22:03
VOR DER STERNWARTE

"Wie klein Berlin doch ist." Hört der Doktor Blumberg murmeln. "Die Frau mit dem Buch und dem Interesse an der Sternkunde."

Er winkt Euch zu. "Hallo. Und herzlich Willkommen bei unserer Sternenkanone."

Blumberg kommt Euch entgegen, schüttelt Euch die Hand und begrüsst Euch herzlich.
"Welch ein Glück. Dann gibt es heute zwei Führungen."

"Muss passen." Sauerbruch schaut auf seine Taschenuhr. Ein Klicken und der Deckel springt hoch. "Die Zeit rennt. Nie genügend davon da. Habe noch Dinge zu erledigen, Kajo."

Blumberg greift Sauerbruchs Hand und legt die andere auf seine Schulter. "Schön, dass Du da warst, Ernst. Ich habe mich gefreut, Dir die Warte zeigen zu dürfen. Wenn Du möchtest fährt Dich mein Fahrer und bringt Dich wohin Du es möchtest." Und Sauerbruch nimmt dankbar an.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 5.04.2018 | 21:19
An der Sternwarte

Etwas überrascht blinzle ich Hans und Agathe entgegen, dann fällt mir wieder ein, dass sie ja ebenfalls die Sternwarte besichtigen wollten.

"Ja, Frühaufsteher sind so ziemlich alle in unserem Beruf," antworte ich mit einem Lächeln und einem Seitenblick zu Sauerbruch. Als dieser sich verabschiedet reiche ich ihm recht förmlich die Hand. "Es war mir eine Freude und eine Ehre, Sie heute zu treffen, Herr Professor. Ich wünsche eine gute Rückreise und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen."

Dann wende ich mich Blumberg zu. "Herr Blumberg, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich durchaus die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen. Bei einem zweiten Blick sieht man ja doch manche Dinge mit anderen Augen und diese Sternwarte hat sicherlich einen zweiten Blick verdient," äußere ich mit einem schiefen Grinsen. "Was mich darauf bringt: Ich musste mich doch etwas über Ihren zweiten Namen wundern: Herr Krupp. Ich hoffe, Sie empfinden die Frage nicht als unverschämt, aber es ist doch etwas ungewöhnlich, dass ein Herr sich mit zwei Namen rufen lässt, oder irre ich mich?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 5.04.2018 | 23:32
An der Sternwarte

"Es freut mich, dass Sie uns begleiten!", antworte ich Dr. Degebach, bevor mein Blick wieder zu der Sternwarte gleitet, "Dann lassen Sie uns gleich aufbrechen. Jetzt, wo die Sonne langsam durch die Wolken bricht, lässt sich bestimmt etwas interessantes entdecken." Der Diskussion über Namen folge ich hingegen nur mit halbem Ohr, meine Aufmerksamkeit gilt eher der großen Kuppel der Sternwarte, die ich fasziniert bewundere, während wir uns über den Schotterweg nähern.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 6.04.2018 | 15:45
VOR DER STERNWARTE

Auf die Frage von Doktor Degebach lächelt Blumberg und nickt. "Ich weiss." ist das einzige, was er dazu zu sagen hat.

"Es freut mich, dass Sie sogar eine zweite Führung mitmachen wollen, Doktor."

"Aber falls die Herrschaften den Sternenhimmel betrachten wollen, dann sollten Sie warten, bis es stockfinster geworden ist."

"Also dann. Bitte eintreten." Blumberg hält Euch die Tür auf.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 9.04.2018 | 22:01
IN DER STERNWARTE

"Natürlich.", antwortet ich und betrete dann das steinerne Gebäude, in dessen Inneren mich erst einmal ein dämmriges Licht umschließt. Die kleinen Fenster in großer Höhe lassen offensichtlich auch bei gutem Wetter nur wenige Lichtstrahlen bis zum Boden der Sternwarte vordringen. Kaum haben mich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, geht jedoch bereits ein elektrisches Licht an.
"Herzlich willkommen!", tönt Blumberg und breitet seine Arme einladend aus. Mein Blick schweift durch den Raum. Staub hat sich in Ecken und Ritzen angesammelt, eine Hausdame haben sich die Herren hier wohl nicht geleistet. Mein Interesse gilt jedoch eher der hölzernen Treppe, die viele Meter in die Höhe zu einer Plattform führt. Ich bin neugierig auf das Teleskop, das uns dort wohl erwartet, übe mich jedoch in Geduld, solange Blumberg uns nicht zum Weitergehen auffordert.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 10.04.2018 | 11:56
IN DER STERNWARTE

In dieser ungewohnten Umgebung scheine ich etwas zu schrumpfen. Der Herr Professor scheint eindeutig eher ein Mann der Theorie und der Bücher als der angewandten Wissenschaft zu sein. Die physische Repräsentanz der Wissenschaft in Form der riesigen Himmelskanone scheint ihn sprachlos zu machen. Trotzdem nehme ich aufmerksam meine Umgebung wahr und schaue mich sehr genau in der Sternwarte um.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 14.04.2018 | 09:01
IM TREPTOWER PARK

Die Luft ist warm und angenehm.
Anton schlendert durch den Park.

Eine hungrige Wespe umschwirrt Dich auf ihrer vielleicht letzten, sinnlosen Jagd nach Insekten. Und all die Mühen für Larven, die niemals fliegen werden. Denn der nahende Winter verheisst ihren baldigen Tod.

Dein Weg führt Dich an den Weiher, an dem der Wachmann der Sternwarte tot aufgefunden wurde. Ein paar kleine Fische schwimmen unter den Rändern der Seerosenblätter umher.

Schilf und Rohrkolben wiegen sich sacht im Wind am Rande des Wassers. Nichts deutet auf den Fund der Leiche hin, die hier irgendwo gefunden wurde.

Dann hörst Du eine Frauenstimme. Sie ruft einen Namen. "Fritz."... "Fritz!"... "Friiiiittz!"... "FRITZ-chen."... "Fritz???"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 14.04.2018 | 19:08
Treptower Park - Archenhold-Sternwarte

Das Bild, welches der 'Tatort' bietet, entspricht meinen Erwartungen. Dennoch bin ich etwas enttäuscht.

Als die Rufe ertönen, schweift mein Blick durch den Park, um deren Ursprung oder etwas, das nach einem 'Fritz' aussieht, zu entdecken. "Ein Hund? Ein Kind? Was wird vermisst?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 15.04.2018 | 12:18
IM TREPTOWER PARK

Du hörst im Schilf ein Rascheln und ein Knurren. Dann ein Bellen. Wieder und wieder.

Der Boden zu Deinen Füssen wird nachgiebiger und immer feuchter. Als Du Dir durch das Schilfgas Deinen Weg bahnst, siehst Du Fritz. Ein Deutsch Drahthaar, der im sumpfigen Boden gräbt. Doch immer wieder fliesst das Wasser nach. An dieser Stelle sind viele Halme flach getreten worden und es finden sich auch zahlreiche Schuhabdrücke im Morast.

Aus der Ferne hörst Du weiterhin die Frau rufen.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 15.04.2018 | 13:33
IM TREPTOWER PARK

"Braver Hund ... Gut gemacht, Fritz", wiederhole ich immer wieder mit beruhigender Stimme, während ich meine Schuhe und Socken abstreife und meine Hosenbeine aufkremple. Dann folge ich dem Hund in den Morast, der zwischen meinen Zehen hindurchquillt und jeden Schritt mit einem saugenden Schmatzen quittiert.

Bei dem stämmigen Kläffer angekommen, ziehe die Stulle aus der Tasche, die mir die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit verkürzen sollte. Stattdessen fische ich den Bratenrest vom Brot und reiche ihn dem Hund als Belohnung. "Wollen sehen, was Du da gefunden hast ...", spreche ich weiter mit dem Jagdhund und hoffe, dass er darauf trainiert ist, gestellte Beute freizugeben.

Dann schiebe ich mit der linken meinen Ärmel zurück und lasse langsam tastend meine Hand in den glitschigen Untergrund sinken. Sofort umschließt der Morast meine Hand und Wurzelstränge streichen um meine Arme, als seien sie lebendig. Ich verdränge den Gedanken, was in diesem luftleeren Grund, dem Verfall und Verwesung allen Sauerstoff entzieht, für Gewürm haust. ... Meine Hände steckten bereits in weitaus unappetitlicheren ... Dingen. Also taste ich weiter. Ich will gefunden habe, was den Hund antreibt, bevor sein Herrchen erscheint.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 15.04.2018 | 19:48
IM TREPTOWER PARK

Deine Hände tauchen ins Wasser ein und Deine Finger tasten in der trüben Brühe herum, doch ausser den Wurzeln findest Du nichts.

Bevor Du jedoch aufgibst und abbrichst, ertasten Deine Finger etwas Glitschiges, das Du zuerst für eine Art dicken Wurm hältst. Du befreist das Ding zwischen den Wurzeln. Und was auf den ersten Blick wie ein Stück eines Lederhandschuhs aussieht...

... entpuppt sich als Finger. Aufgeweicht und verschrumpelt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 15.04.2018 | 20:52
IM TREPTOWER PARK

Im Krieg habe ich viele abgetrennte Körperteile gesehen ... alle möglichen Körperteile. Da ist ein Finger nichts, was mich aus der Fassung bringen würde.

Ich frage mich, ob der Finger von dem Wachmann stammen kann, dessen Überreste hier gefunden wurden. Ich versuche mich an den Inhalt der Zeitungsberichte zu erinnern. "Die Leiche wurde von einem Deutschen Drahthaar gefunden ..." "Warst Du das, Fritz?", frage ich mit einem Blick auf das aufgeregte Tier. "... Die Leiche war danach angeblich ... ausgedörrt, wie eine ägypthische Mumie (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,103776.msg134545916.html#msg134545916)." Ich betrachte meinen Fund skeptisch und überlege, wie sich eine Mumie nach etwa zwei Tagen im Wasser wohl verändern würde. Würde das Fleisch wieder aufweichen? "Leider kein Ring", stelle ich fest. "Allerdings könnte ein Ring leicht vo neinem Finger rutschen, der durch den Austrocknungsprozess geschrumpft ist." Ich untersuche den Finger nach Druckstellen, die auf einen Ring hindeuten könnten. "Lohnt es sich, noch einmal intensiver im Morast zu suchen? Aber das wäre wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen ..."

"Vielleicht sollte ich den Finger dem Professor zeigen? Er wird wissen, was man mit einem solchen Kurriosum anfängt. Der Polizei möcht ich den Finger nicht unbedingt selbst übergeben", überlege ich. "Unter den Polizisten gibt es solche und solche. Man lässt es besser nicht darauf ankommen ..." Erneut ziehe ich meine Stulle mit der Linken aus der Tasche, überlasse des Brot ohne Aufschnitt den Enten und wickle den Finger in das Papier. Vorsorglich falte ich das Papier zuvor, die benutzte Seite nach innen, so dass der Finger nicht mit Butter und Bratenfett verschmutzt wird.

"Vielleicht würde auch eine Zeitung etwas für den Finger bezahlen? Das gäbe ein schön-schauriges Foto ... Aber was würden die Lohensteins sagen, wenn herauskäme, dass die Zeitung den Finger von mir hat?"

Unentschlossen stecke ich den Finger zunächst in die Tasche. Dann wende ich mich um und winke der Frau. "Ich glaube ich habe Ihren Fritz gefunden!", rufe ich ihr freundlich zu und greife nach dem Halsband des Hundes.

"Wenn Fritz die Leiche gefunden hat, erfahre ich von ihr wohlmöglich noch ein paar interessante Details?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 16.04.2018 | 07:27
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg ist offensichtlich hoch erfreut, eine weitere Führung für Agathe, Hans und Ludwig machen zu dürfen.

"Wissen Sie, verehrte Herrschaften, wir haben in alten Büchern Namen entdeckt, die anscheinend in früheren Zeiten benutzt wurden, um die Planeten zu benennen. Saturn wird dort z.B. als Cykranosh bezeichnet."

"Besonders interessant ist jedoch, dass es dort auch Namen gibt, zu denen es offensichtlich keine Planeten gibt."

"Nun, sagen wir es so. Es könnte Planeten geben und das Wissen über ihre Existenz verloren ging, das wir versuchen wieder zu entdecken."

"Es handelt sich dabei um Schriften eines spanischen Missionars aus Mittelamerika, die wir aus dem Lateinischen übersetzt haben. Laut des Textes hat er alles bei den Tz'utujil aufgeschrieben, einem Stamm der Maya, die 1523 von dem spanischen Conquistador Pedro de Alvarado besiegt wurden."

"Zwei der Namen erscheinen uns besonders interessant - Yuggoth und Azathoth. Diese zwei versuchen wir hier zu entdecken. Sicherlich liegen sie jenseits des Neptun. Vermutlich sind sie recht klein und reflektieren auch nur wenig Licht der Sonne."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 16.04.2018 | 15:59
Im Inneren der Sternwarte

Ich höre mir alles interessiert an. Bei der Erwähnung der Planeten legt sich meine Stirn in Falten.

Den Namen habe ich doch schonmal irgendwo gehört in den letzten Tagen . . . geht es mir durch den Kopf.

An den Mann gewandt frage ich

"Ich habe noch nie von einer Theorie gehört, dass es unentdeckte Planeten in unserem Sonnensystem gibt. Woher kommt die Annahme, dass heidnische Indios eine korrektere Vorstellung haben als die moderne Wissenschaft?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 16.04.2018 | 19:56
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg kommt ins fabulieren. "Die Maya verfügten schon früh über profunde astronomische Kenntnisse. Der Missionar soll sich auch auf originale Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert bezogen haben. Wie sie ihre Berechnungen gemacht haben, ist auch mir noch immer ein Rätsel."

"Bei der Entzifferung der Zeichenfolgen ergibt sich jeweils eine bestimmte Summe von Tagen, die untereinander um 177 beziehungsweise 178 Tage differieren. Diese Spanne bezeichnet exakt ein Mondsemester - das sind sechs Mondmonate."
"Wussten Sie, dass die Zahlen 177 und 178 bedeutend für die Astronomie der Maya waren?"

"Insgesamt umfassen die Angaben einen Zeitraum von 13 Jahren - die Zahl 13 bezeichnet wiederum die Dauer eines Hauptintervalls der so genannten Langen Zählung - eines der wichtigsten Kalendersysteme der Maya."

"Ist das nicht wunderbar. Sagen Sie doch selbst, meine Herrschaften, dass das faszinierend ist."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 17.04.2018 | 00:15
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio."

Blumberg wendet sich der Himmelskanone zu. Er streichelt sanft über das Metall. "Pro Tag bewegen wir den grossen Refraktor, eigentlich den Doppelrefraktor, da es sich dabei um zwei, fest miteinander verbundene, Fernrohre handelt, um einen Zentimeter in Richtung Erdrotation."

"Der Astrograf besitzt ein 80 cm Objektiv mit einer Brennweite von 12,14 m. Das optische Fernrohr besitzt ein 50 cm Objektiv mit einer Brennweite von 12,59 m."

"Um die verschollenen Planeten zu entdecken, benutzen wir den Astrograf, der Aufnahmen mit langer Belichtungszeit zulässt. Die benutzte Kupferplatte hat eine Grösse von 42 x 50 cm und die Belichtungszeit beträgt 60 Minuten; immer in der Zeit zwischen jeweils 2 Uhr bis 3 Uhr machen wir die Belichtung."

"Die lichtempfindliche Schicht auf der Kupferplatte besteht aus einem Gel. Einem speziellen Gel. Natriumchlorid, Kaliumbromid, Kaliumiodid und Silbernitrat in Gelatine."

"Wir werten nur die Platte selbst aus, also das Negativ."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 17.04.2018 | 00:28
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Sterne und Planeten, schwarz vor weissem Hintergrund, haben sich als leichter auswertbarer erwiesen als Positiv-Abzüge. Ausserdem sparen wir durch die Nicht-Entwicklung auch Zeit."

"Die Mitarbeiter werten Tag um Tag die nächtlichen Fotografien aus. Sterne weisen klare Umrisse auf, da sie an Ort und Stelle bleiben. Die Planeten folgen den Gravitationskräften, bewegen sich und erscheinen somit verschwommen. Zumeist sieht man das Kreisbogenstück einer Ellipse."

"Neptun hat eine Umlaufzeit von knapp 165 Jahren. Entferntere Planeten, nennen wir sie der Einfachheit halber Yuggoth oder Azathoth, hätten demnach entsprechend längere Umlaufzeiten. Und ihre Strahlung wäre geringer."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 17.04.2018 | 21:36
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg ist sichtlich begeistert von dem was er tut.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Bundesarchiv_Bild_183-1983-0101-028%2C_Berlin%2C_Treptow%2C_Archenhold-Sternwarte%2C_Teleskop%2C_Refraktor.jpg (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Bundesarchiv_Bild_183-1983-0101-028%2C_Berlin%2C_Treptow%2C_Archenhold-Sternwarte%2C_Teleskop%2C_Refraktor.jpg)

"Unser Interesse weckten vier Ziffernkolumnen im Text. Diese lassen sich als Zeitperioden oder Planetenumlaufbahnen verstehen, die durch astronomische Zyklen teilbar sind und sich offenbar auf die Bewegungen der Planeten beziehen."

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/02/Treptow-Sternwarte%2C_Fokussieren_des_Fernrohres.jpg (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/02/Treptow-Sternwarte%2C_Fokussieren_des_Fernrohres.jpg)

"Sie umfassen Zeitspannen bis zu 6703 Jahren. Die Zahlen belegen, dass die Maya in viel grösseren Zeiteinheiten dachten, als wir bislang annahmen. Die Aufgabe der Mayakodizes lag vermutlich darin, Himmelsereignisse mit den Daten von Kultritualen in Einklang zu bringen. Die zyklische Zeitrechnung der Maya war wohl an der Kontinuität und Wiederholung von Zeiteinheiten ausgerichtet."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 18.04.2018 | 08:41
IM TREPTOWER PARK

"Ahhh, da bist Du ja. Komm!" Eine Frau mit langen dunklen Haaren und fast schwarzen Augen, vermutlich Anfang zwanzig, begrüsst den Hund überschwänglich mit fast kindlicher Freude.

"Hallo, Sie." Sie ist noch über zehn Meter von Dir entfernt. "Werter Herr?"

"Haben Sie meinen Hund aus dem Schilf befreit? Es tut mir unendlich leid für ihre Unannehmlichkeiten."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 18.04.2018 | 19:04
IM TREPTOWER PARK

Ich lasse den Hund zu seinem Frauchen laufen.

"Oh, keine Ursache! ... Fritz ist eben ein Jagdhund. Da entspricht es seiner Natur, dass er ab und an Witterung aufnimmt. ... Und eine ungewöhnliche Witterung dürfte diesem Ort wahrlich anhaften ...", deute ich vorsichtig an, während ich an meinen Beinen herabblicke und vorsichtig aus dem schwarzen glitschigen Morast steige, der hartnäckig an meinen Unterschenkeln und Füßen haften bleibt.

"Bitte sehen Sie mir nach, dass ich so frei war, Ihrem Fritz den Braten auf meiner Stulle zu überlassen, um sein Vertrauen zu gewinnen. ... Von dem Moment an verstanden wir uns prima, nicht wahr, Fritz?" Als ich erneut direkt Fritz anspreche, obwohl ich tatsächlich über ihn rede, rutsche ich kurz in den Dialekt: "Nee, der Kleene is uff Zack. Det find ich richtig knorke!"

Als ich sicheren Boden und meine Schuhen samt Socken erreicht habe, trage ich diese zuerst in der Linken. "Ich sollte mir wohl eine weniger feuchte Uferstelle suchen, an der ich meine Füße abwaschen kann", überlege ich laut. "Haben Sie einen Tipp für mich, wo ich eine geeignete Stelle finde?"

"Aber wo bleiben meine Manieren, gnädiges Fräulein?" Ich gehe mit ausgestreckter Rechten auf die junge Frau zu. "Darf ich mich vorstellen? Anton Hempel."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 19.04.2018 | 22:29
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg führt Euch weiter herum. Die Führung ist interessant. Kurzweilig. Die Zeit vergeht schnell.

Einen langen Gang entlang. Eine Flügeltür vor Euch. Der linke Flügel steht offen.
Ihr schreitet hindurch.

"Ich zeige Ihnen jetzt noch mein Büro, wenn Sie möchten. Sie dürfen so lange bleiben, wie Sie es wünschen. Wenn Sie bei Nacht einen Blick durch das Teleskop werfen möchten, dann..."

Ein paar Schritte, dann fällt die Tür hinter Euch hart ins Schloss. Ein Schlüssel wird gedreht, der Schlüssel aus dem Schloss gezogen.

Als Ihr Euch umdreht, seht Ihr einen grossen, kräftigen Mann von robuster Statur hinter Euch. Seinen blonden Haarschopf ziert eine breite Augenbinde, ähnlich einer Mumie.

"Ya slepoy, Kajo."

"Ya vizhu tebya."

"Ya nashel yego Yuggoth, Kajo."

Es ist Krassimir Nebolowski. Der Geflohene aus der Anstalt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 20.04.2018 | 20:38
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Sehr faszinierend, wirklich.", erklär ich bei den Erzählungen über die Maya, während ich mir in meinem schwarzen, eng beschriebenen Notizheft eifrig Notizen mache. Das Interesse in meiner Stimme wirkt echt, wenn auch nicht ganz klar sein dürfte, ob ich die Aussagen glaube, oder bloß die Ideen schätze. Als Blumberg beginnt Berechnungen wiederzugeben, halte ich jedoch inne. Schon bald schwirrt mein Kopf und ich muss mir eingestehen, dass ich nunmal kein Astronom bin, sondern bloß zu viel davon träume, dass es im Weltraum noch anderes Leben geben könnte. Als das Gespräch jedoch auf die Maya fällt, ist das jedoch schon eher mein Metier. Hier fühle ich mich sicherer und setze auch sogleich zu einer Nachfrage an. "Sagen Sie, die Maya mögen ja gute Rechner gewesen sein. Aber sie hatten doch sicher keine Teleskope, die soweit entfernte Sterne sehen konnten, oder?"

Während der restlichen Führung blicke ich mich interessiert um. Jetzt, wo nicht mehr von Sterenen die Rede ist, fällt mir wieder ein, dass hier in dieser Sternwarte ja ein Mord passier ist. Wie aufregend! Und wir schrecklich! Schweigend wandern meine Blicke umher und ich versuche jedes Detail aufzuschnappen. Vielleicht gibt es ja etwas, dass die Polizei übersehen hat? Ganz so wie bei Agathe Christie....

In meinem Kopf entstehen bereits erste Ideen für eine Kriminalgeschichte, als mich die zufallende Tür je aus meinen Gedanken reißt. Ich fahre herum, blicke den Mann irritiert an. Als ich erkenne, dass es der Mörder ist, der in der Zeitung abgebildet war, entfährt mir ein spitzer Schrei. Meine Hand fährt vor Schreck zum Mund und ich höre mein Herz pochen, als ich mich fieberhaft nach einem Versteck, einem Ausweg oder zumindest einer Waffe umsehe.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 20.04.2018 | 20:56
IM INNEREN DER STERNWARTE

Interessiert folge ich auch der zweiten Variante der Führung. Mit leichtem Amüsement stelle ich fest: jetzt, da eine Dame anwesend ist, deren lebhafte Fantasie schon in unserem ersten Gespräch zutage getreten war, ergeht Blumberg sich plötzlich in ausschweifenden Anekdoten über Eingeborene und deren angebliche astronomische Leistungen, statt wie bei Prof. Sauerbruch und mir bei den harten, greifbaren Fakten zu bleiben. Ich schnaube amüsiert. Glaubt er diesen Unsinn wohl selbst? Oder will er nur der gnädigen Frau Professor imponieren?

Dann plötzlich geht alles ganz schnell und mit einem Knall sehen wir uns dem Entlaufenen Irren gegenüber, der für uns unverständliche Laute von sich gibt, die Augen mit einer skurrilen, blutbefleckten Binde bedeckt (Ist das wirklich Blut?).

Meine Augen zischen von der monströsen Erscheinung zu unserem Gastgeber und wieder zurück. Hat er uns in eine Falle gelockt? Oder ist er selbst überrumpelt? Ist das eine Art grotesker Scherz? Meine Gedanken überschlagen sich beim Versuch, aus der Situation schlau zu werden.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 20.04.2018 | 21:28
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Frau Lohenstein, Sie überraschen mich immer wieder und Sie haben immer interessante Fragen parat."

"Die Antwort lautet ja UND nein."

"Die Maya hatten sicherlich kein leistungsstarkes Teleskop. Vielleicht hatten sie jedoch eine Art Teleskop, vielleicht auch nicht."

"Aber es gibt Belege für vorchristliche Linsen in Ägypten und Assyrien. Ich besitze ein solches Exemplar. Ich habe das Artefakt in meinem Büro. Es ist aus Quarz, also reinem Bergkristall und stammt aus einer Ausgrabungsstätte in der Stadt Aššur z.Zt. des Königs Sargon. Das war so etwa um 720 v. Chr."

"Die Maya haben Pyramiden errichtet wie die Ägypter. Vielleicht haben sie auch Linsen geschliffen wie die Assyrer?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 21.04.2018 | 00:13
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg stellt sich vor Agathe und geht noch zwei Schritte auf den Mann zu. Beschwichtigend breitet er seine Arme aus. Seine Stimme ist fest, dennoch vermag er seine Überraschung nicht zu verbergen.

"Krass... imir."

"Ya vizhu vse. Ya nichego ne uznayu." Antwortet der Mörder auf Russisch.

"Was... machst Du hier? Die ganze Stadt sucht nach Dir. Es wurde eine Belohnung auf Deine Ergreifung ausgesetzt."

Blumberg macht einen weiteren Schritt auf den Irrenhaus-Ausbrecher zu. "Was sagst Du? Du weisst doch, dass ich nur wenig Russisch verstehe. Du hast den Planeten Yuggoth entdeckt?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 21.04.2018 | 01:06
IM INNEREN DER STERNWARTE

"On vidit menya."

"On khochet ubit' menya."

"On prikhodit. On PRIKHODIT."

"Was kommt?" Blumberg scheint recht gut Russisch zu verstehen. "Weshalb will man dich töten?"

Krassimir reibt sich die Schläfen und nestelt an seiner Augenbinde herum.

An den Stellen, an denen sich seine Augen befinden sollten, beginnt es aus den Augenhöhlen immer heller zu leuchten.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 21.04.2018 | 11:51
IM INNEREN DER STERNWARTE

Fassungslos wandert mein Blick zwischen den Männern hin und her. Ich bringe kein Wort heraus,  versuche nur fieberhaft zu verstehen, was hier passiert. Wovon reden die? Ist das wirklich russisch? Kamen einige der Wörter nicht in dem Buch über die Sterne vor? Meine Gedanken rasen, aber ich vermag es nicht, auch nur einen von ihnen für mehr als einen Augenblick festzuhalten.

Als mein Blick auf einen Schraubenzieher fällt, der in einer offenen Bürolade liegt, schnappe ich diesen. Irgendeine Waffe ist immerhin besser als gar nichts. Zumindest verleiht mir das Metall in der Hand ein Gefühl von Sicherheit, während ich weiterhin abwarte, was passiert. Meine Nerven sind zum Zerreissen gespannt, jeden Augenblick rechne ich mit einem Angriff des Mörders.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 21.04.2018 | 19:15
IM INNEREN DER STERNWARTE

Der Russe ist ausser sich. "YA KHOTEL KTO-NIBUD' UBIT'."

"Beruhige Dich doch. Du stehst unter fürchterlichem Stress, Krassimir." versucht Blumberg zu beruhigen. "Du wolltest niemanden töten. Das weiss ich doch."

"Kajo, oni ne khoteli slushat'." Er nimmt die Binde vom Kopf.

Seine Augen strahlen jetzt wie kleine Autoscheinwerfer.

Es ist ein kaltes, totes Licht; weiss mit einem leicht bläulichen Schimmer.
"Sie nircht zuhören wollen. Irch nircht haben töten wollen."

"Irch nircht anders können. Irch gezwungen worden. Es heraus wollen. Es in mir. Es töten werden, wenn irch Augen öffnen."

Blumberg Stimme klingt besorgt "Wehr Dich dagegen, Krassimir." und er macht instinktiv einen Schritt zur Seite, heraus aus dem Licht, so dass der Schein des Russen's Augen auf Hans' Beine fällt.

"Wenn irch Augen werden öffnen, Mann qualvoll werden sterben." Sein ausgestreckter Arm deutet in Hans' Richtung.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 25.04.2018 | 13:45
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Seien Sie vorsichtig, Blumberg. Kommen Sie dem Mann lieber nicht zu nahe!" warne ich eindringlich. Ich ziehe Hans am Ärmel, um ihn aus der Blickrichtung des Wahnsinnigen zu bringen. All das, während meine Augen wie gebannt an den Lichtquellen hängen, die auf geradezu groteske Weise den Platz von Krassimirs Augen eingenommen haben.

Was ist das für ein absurdes Phänomen? Das ist doch völlig unmöglich! Ist das womöglich irgendein Taschenspielertrick? Aber wozu die Mühe, wenn er uns ohnehin ermorden will?

Ich lege den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite, dann kneife ich die Augen zusammen, alles im Versuch 'hinter' das Licht zu schauen und womöglich die Quelle ausfindig zu machen. Dann kommt mir ein anderer Gedanke und ich beginne, mich langsam, ganz langsam, seitlich um den großen Russen herumzubewegen. Ich bemühe mich, dabei kein Geräusch zu machen und seine Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen.

Vielleicht gelingt es mir, ihn in einem unachtsamen Moment von hinten zu überwältigen...
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 25.04.2018 | 19:21
IM INNEREN DER STERNWARTE

Krassimir ranzt unwirsch etwas in Ludwigs Richtung. "ZATKNUT'SYA!"

Blumberg dreht sich zu Dir um. "Doktor Degebach, Herr Nebolowski bittet Sie sehr höflich darum, doch bitte ruhig zu bleiben."

"UYTI S DOROGI!"

"Und er bittet Sie weiterhin eindringlich darum, die Gefährlichkeit der Situation nicht leichtfertig zu unterschätzen und bedankt sich bereits im Voraus für Ihr Verständnis."

"SADIT'SYA."

"Des Weiteren weist er Sie alle sehr freundlich an, doch bitte für kurze Zeit auf dem Boden Platz zu nehmen und so lange ruhig zu bleiben, bis die Situation geklärt ist."


Übersetzung
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 26.04.2018 | 13:33
Im Inneren der Sternwarte

Die ganze Szenerie wirkt auf mich sehr surreal. Ich stelle mich halb vor Agathe, um eine physische Barriere zwischen ihr und dem Irren zu erzeugen. Als das Licht seiner seltsamen Augen auf mich fällt, gehe ich zur Seite und versuche Agathe dabei mit zu nehen.

Als der Mann mich direkt anspricht, werfe ich unserem Führer einen Blick zu der eine Mischung aus Wut und Unverständnis enthält.

"Wovon redet dieser Mann? Was zum Kuckuck nochmal hat das alles zu bedeuten?
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 27.04.2018 | 17:43
IM TREPTOWER PARK

"Ich bin Fräulein Bischof." Sie macht einen leicht schelmischen Knicks "Kassandra Bischof." und deutet dann rechterhand den Weiher hinauf. "Dort hinten, im Röhricht, ist ein kleiner Steg. Sie werden ihn kaum übersehen können, aber ich werde Sie begleiten, damit Sie Fritzchen wieder retten können, für den Fall das..."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 30.04.2018 | 10:52
IM TREPTOWER PARK

Kassandras kecke Art gefällt mir ebenso wie die Bestätigung des 'Fräuleins'. Erwärmt von den Strahlen der Sonne und den Worten des Fräulein Bischof bin ich mir in diesem Augenblick ganz sicher, die bessere Wahl als meine Arbeitgeber getroffen zu haben. Gut gelaunt antworte ich daher mit einer angedeuteten Verbeugung: "Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen! ... Nun, fürs Erste erretten Sie mich aus dieser misslichen Lage", bedanke ich mich mit einem Blick auf meine Füße.

Mit einer einladenden Geste überlasse ich Kassandra den ersten Schritt in die gewiesene Richtung und folge an ihrer Seite, die nackten Füße im Gras, die Schuhe in der linken Hand, während Fritzchen aufmerksam die Gerüche ringsum untersucht.

"Ist das nicht ein wundervoller Tag heute? Ich könnte mir gerade nichts Schöneres vorstellen, als hier zu sein. Fritzchen macht das richtig ... vielleicht ist das die letzte Chance in diesem Jahr für ein Bad im See! ... Nicht wahr Fritzchen? Du hast es gut, kannst einfach in den Teich springen, wenn Dir danach ist, ohne dass ein Parkwächter schimpft oder die Gäste die Schupo rufen. ... In meinem nächsten Leben möchte ich als Hund geboren werden! ... Nein, lachen Sie nicht! Was kann es besseres geben? Ihr Fritzchen bekommt stets pünktlich sein Essen, darf tagsüber seine Nickerchen einlegen, den Kopf in Ihrem Schoß, wird behütet und gestreichelt ... und wenn es nach draußen geht, ist es Ihre liebevolle Hand, die ihn führt. ... Ja, ein Hund müsste man sein, ganz sicher!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 1.05.2018 | 17:09
IM TREPTOWER PARK

Ich schlendere an der Seite von Kassandra Bischof durch den Park und plaudere mit ihr über Belanglosigkeiten des Tagesgeschehens, wie die Uraufführung des Films 'Die selige Exzellenz' (http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/81347910/df_pos-2006-a_0000834) mit Willy Fritsch (https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Fritsch#/media/File:Alexander_Binder_-_Willy_Fritsch_1927.jpg) und Olga Tschechowa (http://www.virtual-history.com/movie/cigcard/68/large/A2740-2.jpg) im Ufa-Palast am Berliner Zoo (https://de.wikipedia.org/wiki/Ufa-Palast_am_Zoo#/media/File:Berlin_Ufa-Palast_am_Zoo_191-0463.jpg) am Vortag, den wir beide natürlich noch nicht gesehen haben. Als wir den kleinen Steg erreichen, der bis über den Schilfbewuchs hinausragt, breite ich für meine Begleiterin mein Sakko auf dem Steg aus. "Leider kann ich Ihnen nichts mehr zu Essen anbieten, das haben Fritzchen und die Enten schon verspeist. Diesmal wird es also kein Picknick", grinse ich. Ich selbst ziehe die Hosenbeine noch ein wenig weiter herauf, setze mich an den äußersten Rand der Bohlen und lasse die Beine ins klare Wasser baumeln, wo sich die Schlammkruste an meinen Unterschenkeln und Füßen langsam in Schlieren auflöst.

"Ah, das ist angenehm! So kann man es sich gut gehen lassen...", seufze ich.

"Sagen Sie, Fräulein Bischof, war es auch ihr Fritz, der den Wachmann gefunden hat? ... Das muss dann ja ein schöner Schreck gewesen sein! Ich habe in der Zeitung davon gelesen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 1.05.2018 | 21:28
Im Inneren der Sternwarte

Ich umfasse Hans Hüfte und bin dankbar, dass er sich vor mich stellt um mich zu schützen. "Hören Sie.", setze ich nun, da ich wieder etwas Mut gefasst habe, an, "Wir haben Ihnen nichts getan, wir kennen Sie noch nicht einmal. Können wir nicht einfach gehen und diese ganze Angelegenheit vergessen?" Obwohl ich mich bemühe, meiner Stimme einen festen Klang zu geben, schlägt schließlich doch Angst und Verzweiflung durch, als mein Blick wieder auf das surreale Auge trifft. Den Gedanken an Flucht habe ich mittlerweile aufgegeben. Meine Augen wandern nicht mehr auf der Suche nach Möglichkeiten durch den Raum, sondern ich bin ganz auf den Russen konzentriert. Seiner Aufforderung, dass wir uns niedersetzen sollen, komme ich trotzdem nicht nach und sondern tue so, als hätte ich dies überhört.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 2.05.2018 | 10:14
Im Inneren der Sternwarte

Ich blicke mich hektisch um, ob ich irgendetwas in meiner Nähe potenziell als Waffe benutzen könnte, wenn es hart auf hart kommt. Ansonsten blitzen meine Augen zwischen den Personen im Raum hin und her.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 3.05.2018 | 23:04
Im Inneren der Sternwarte

Die gebellten Befehle des Irren peitschen durch den Raum, und auch ohne ein Wort zu verstehen, kann ich mir denken, dass Blumbergs Übersetzungen mehr als wohlwollend sind.

Langsam, den Blick fest auf den Feind gerichtet, gehe ich in die Hocke. Eine Haltung, die vielleicht gerade so als Sitzen durchgehen könnte, mir aber dennoch erlaubt, schnell aufzuspringen, falls es nötig werden sollte.

Beschwichtigend hebe ich die Hände. "Kein Grund sich so aufzuregen." sage ich mit meiner beruhigendsten Stimme. "Wir sind doch alle Freunde hier. Wir können Ihnen bestimmt helfen, wenn Sie uns ihr Problem erklären..."

Gleichzeitig suche ich den Raum möglichst unauffällig mit Blicken ab.

Hier muss es doch irgendwas geben, was ich als Waffe verwenden kann! Einen harten Gegenstand und einen Moment der Unachtsamkeit, mehr bräuchte es gar nicht...

Schweiß läuft mir die Stirn herunter. "Setzt euch, tut lieber, was er sagt," wispere ich den anderen zu.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 6.05.2018 | 11:49
IM INNEREN DER STERNWARTE

Der Russe wendet sich Agathe zu.
"Umalchivayet zhenshchina!" und nähert sich zwei Schritte.

"Krassimir, Du bist hier unter Freunden." Beschwichtigend berührt Blumberg Nebulowskis Schulter, so dass dieser erschreckt den Kopf leicht dreht. "Und Du bist hier in Sicherheit. Niemand wird Dir etwas zu leide tun, mein Freund. Alles wird gut. Du musst nicht aggressiv werden."

"Die Frau heisst Agathe, mein Freund." Blumberg versucht Vertrauen aufzubauen. Und er stellt Euch vor. "Agathe. Krassimir." Krassimir. Agathe."

"Yesli eto sozdaniye prikhod togda vy umrete."

Der Russe beruhigt sich etwas.

"Was? Ich verstehe das nicht. Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst. 'Sozdaniye' heisst doch Wesen oder Kreatur, nicht wahr? Was heisst das? Was willst du uns sagen, Krassimir?"

"Welches Wesen wird kommen? Und weswegen werden wir sterben?"

"Eto vsegda prikhodit noch'yu. Vsegda noch'yu."

"Ja, Krassimir. Ich verstehe. Es kommt nur nachts. Wir werden auf der Hut sein."

"Ya govoryu pravdu. Ya ne ubiytsa."

"Krassimir, Du..."


Das Gespräch wird durch ein Klopfen an der geschlossenen Tür unterbrochen. "'ALLO! 'ier is' zuh. Machet se bitte uff. Isch 'ab 'ier Besuch'r."

Erneut ein Klopfen. Dann ein Rütteln. "Is' 'ier ein'r?"


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 6.05.2018 | 11:58
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ich weiche einen Schritt zurück, als sich der Russe mir nähert und stolpere dabei fast über einen am Boden liegenden Schraubenzieher hinter mir. Das metallene Geräusche lässt mich kurz zusammenzucken, bis ich realisiere, dass davon keine Gefahr ausgeht. Mit angstgeweiteten Augen blicke ich nun den Russen an, zwinge mich dann aber zu einem Lächeln. "Agathe...ähm....sehr erfreut."
Noch während ich spreche, kommen mir die Worte selbst seltsam vor. Aber vielleicht beruhigen sie denn Mann ja?

Dann bumpertes an der Türe und ich warte erst einmal ab und verharre abwartend.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 6.05.2018 | 16:10
https://vignette.wikia.nocookie.net/ppc/images/e/ec/Glowing_eyes.jpg/revision/latest?cb=20110905221217 (https://vignette.wikia.nocookie.net/ppc/images/e/ec/Glowing_eyes.jpg/revision/latest?cb=20110905221217)

Krassimir Nebulowski nach der Abnahme der Augenbinde.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 6.05.2018 | 22:14
IM TREPTOWER PARK

"Danke. Ich bleibe lieber hier stehen." Die junge Frau hält sich vom Steg fern.

Kassandra schaut traurig. "Nein, Herr Hempel, zum Glück nicht. Ich bin sehr dankbar, dass ich Fritz gestern nicht ausgeführt habe."

Sie wendet sich mit einem Schaudern vom See ab, während der Wind mit ihrem Haar spielt.
http://ruanava.ru/uploads/image/file/4395/13.jpg (http://ruanava.ru/uploads/image/file/4395/13.jpg)

"Mein Arbeitgeber hat seiner Gattin über den Fund berichtet. Ich war im Nebenraum. Irgendwann musste ich mich übergeben gehen."

"Wer ist zu so etwas fähig?" Sie schüttelt den Kopf. "Ich meine nicht den Mord, sondern das wie. Wie oder womit kann man jemanden so umbringen?"

"War es möglicherweise ein Blitz?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 7.05.2018 | 11:36
IM TREPTOWER PARK

Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich zwar den richtigen Hund aber nicht den Zeugen gefunden habe. Gleichzeitig bin ich beim Anblick der jungen Schönheit froh, dass es so gekommen ist. Und ich habe eine weitere Information erhalten: Fräulein Bischof ist eine Hausangestellte, nicht anders als ich. Mein Blick fällt auf meine Hände und mir ist klar, dass eine so hübsche und junge Frau kein Interesse an einem Mann wie mir haben kann. Dennoch beschließe ich, die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen und jedenfalls den Augenblick zu genießen.

"Nein, ich glaube nicht an einen Blitzschlag. Da muss etwas anderes dahinterstecken... Und ich würde gerne herausbekommen, was das ist", sage ich nachdenklich.

"Die Zeitungen scheinen einen Zusammenhang zwischen dem aus der Anstalt entflohenen irren Physiker Krassimir Nebolowski und diesem Mord zu sehen, auch wenn ich noch nicht ganz verstehe, wie das möglich sein kann. Der Nebolowski stand mit einem Bekannten meiner Arbeitgeber ... hmm ... in geschäftlicher Beziehung. Und dieser Bekannte ist auch vor ein paar Tagen verstorben ... ebenfalls unter etwas mysteriösen Umständen ... Da gehen ein paar sehr merkwürdige Dinge vor sich! Möglicherweise haben die Gelehrten aus der Sternwarte an ein paar Dingen gerührt, von denen wir Sterblichen besser unsere Finger lassen sollten. ... Ich meine, es ist doch so, sie schauen mit immer größeren Teleskopen immer weiter in die Tiefen des Universums ... und verstehen doch kaum etwas von dem wirklich, was sie dort finden. ... Die Schöpfung lässt sich vielleicht nicht gerne in die Karten schauen?"

Jetzt spüre ich doch einen leichten Schauder als Ausdruck einer Mischung aus obszöner Neugier und Angst vor dem Unbegreiflichen. Die Zeichnungen im Haus der Witwe von Eisenstein kommen mir wieder in den Sinn. Ich werfe reflexartig einen Blick über meine Schulter, als erwartete ich, eines der Gesichter hinter irgendeinem Baumstamm hervorlugen und mich beobachten zu sehen.

"Diese Leute sind ... merkwürdig. Also die feinen Herrschaften und Akademiker sind natürlich nicht wie Sie oder ich, aber das meine ich nicht. Hier ist etwas anderes im Gange."

"Man sollte nicht glauben, zu Höherem berufen zu sein. Das führt nur ins Unglück. Letztendlich hat jeder seinen Platz in dieser Welt", murmele ich mit einem Blick auf meine Hände ein wenig abwesend.

Ich blicke vorsichtig zu meiner Begleitung.

"Glauben Sie mir, ich bin sehr froh, dass Sie nicht so sind wie die! ... SIE sind so ... so ... nun, ich hätte heute morgen nicht gedacht, dass dieser Spaziergang sich als so angenehm herausstellen würde", versuche ich auf dem schmalen Grad zu balancieren.

"Vielleicht erlauben Sie mir, dass ich Sie und Fritz noch zurück geleite?", taste ich mich vorsichtig voran und ziehe meine vom Schlamm befreiten Füße aus dem Wasser. "Mir wäre es wirklich eine Freude. Ich werde gerade nicht gebraucht. Meine Herrschaft besichtigt in diesem Moment die Sternwarte. Das ist für sie sicher sehr kurzweilig und anregend und wird noch eine Weile dauern. ... Man fachsimpelt, klopft sich gegenseitig auf die Schultern und trinkt vielleicht noch gemeinsam eine Tasse Kaffee. Wie das eben so läuft. ... Ich säße nur nutzlos im Wagen herum und würde mich langweilen. Bitte erretten Sie mich vor diesem bitteren Los!", flehe ich mit dem besten spitzbübischen Grinsen, das meinem grobschlächtigen Gesicht gelingen will.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 8.05.2018 | 11:53
IM INNEREN DER STERNWARTE

Auf der anderen Seite der Flügeltüren bellt ein Hund.

"DER'MO DVORNYAZHKA!" Nebulowski dreht sich zur Tür. "Ya nenavizhu sobak."

Blumberg "Was? Aber Du magst doch... Hunde."

Ein kleiner, gedrungener Mann, fünfzig, mit Brille und mit kurze Haaren kommt aus einer Bürotür, die er vergessen hinter sich offen lässt. Er hält eine Kladde in der Hand und hat einen Bleistift im Mund.

Den Blick fest auf die Zettel gerichtet, macht er sich, ohne Euch wahrzunehmen, auf den Weg zur Flügeltür.
"Bol'shoy... bol'shoy. Daf muf if Pflumberg feigen. Daf ift grofarfig."


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 10.05.2018 | 17:18
IM TREPTOWER PARK

"Wenn Sie sich gewaschen haben, dürfen Sie mich begleiten." Kassandra streicht Fritz über den Kopf, der ihr darauf über das Gesicht schleckt. Sie kichert und macht zaghafte Versuche, das Tier abzuwehren, aber ein wenig scheint sie es auch zu mögen.

"Herr Anton, waren Sie schon mal im Observatorium? Es soll interessant dort sein. Haben Sie etwas Zeit?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 10.05.2018 | 19:34
IM TREPTOWER PARK

Die Lohensteins sind mein Schlüssel in die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Räume der Sternwarte. Ich bin entschlossen, das zu meinem Vorteil zu nutzen. Mit etwas Glück kann ich meiner Bekanntschaft auf diesem Wege etwas nicht alltägliches bieten.

"Mit Freude, Fräulein Kassandra! Dann verpasse ich das Ende der Besichtigung der Sternwarte durch die Lohensteins in keinem Fall und kann das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden."

Gleichzeitig ziehe ich aber auch die Möglichkeit in Betracht, meine Brotgeber könnten es als unangemessen empfinden, wenn ich in Damenbegleitung auftauche ... wo dies ja nicht mein freier Abend ist ... Von solchen Gedanken lasse ich mir jedoch nicht meine gute Laune verhageln und biete der hübschen Begleitung meinen Arm. Gemeinsam flanieren wir in Richtung des Teleskops, das sich wie eine Geschützmündung über dem Park erhebt. Wollte man unken und wäre dies nicht ein so wundervoller Tag, könnte man darin ein schlechtes Omen sehen. Aber im warmen Sonnenschein schmelzen die finsteren Erinnerungen an den Krieg schnell dahin und was bleibt, ist ein übergroßes Fernrohr.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 12.05.2018 | 10:20
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ihr geht durch den Park auf das Gebäude der Sternwarte zu. Das Gelände ist belebt, Besucher hier wie dort. Menschen der besseren Gesellschaft, das normale Volk muss arbeiten und Geld verdienen.

Der Eingang ist unverschlossen. Der Vorraum ist menschenleer. Ein Schild mit einem Pfeil weist auf den Rundgang in der Sternwarte hin, der vor 10 Minuten begonnen hat.

"Kommen Sie. Kommen Sie. Wir müssen hier entlang, sonst verpassen wir noch das beste." Kassandra ist etwas euphorisch.

Sie eilt mit Dir den Gang entlang, der an jeder Abzweigung mit einem Pfeil markiert wurde, biegt um eine Ecke und ihr seht in etwa 15 Meter Entfernung eine Gruppe von Besuchern vor einer Flügeltür warten, die ihnen offensichtlich den Rundgang versperrt.

Fritz beginnt zu knurren, als würde er einen anderen Rüden wittern... dann bellt er.

Auf der anderen Seite der Türen ruft jemand laut in einer fremden Sprache; vermutlich auf Russisch.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 12.05.2018 | 20:14
IM INNEREN DER STERNWARTE

Als ich die fremde Sprache höre und meine, Russisch darin zu erkennen, muss ich unweigerlich an das russische Zweiergespann (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104907.msg134580090.html#msg134580090) denken: Kirill und den wahnsinnigen Mörder Krassimir Nebolowski.

"Ist das Russisch?", spreche ich aus, was mich umtreibt und füge dann still für mich allein hinzu: "Ich wünschte, irgendjemand hätte erwähnt, ob Kirill bis heute weiterhin in der Sternwarte arbeitet. Aber dieser Kirill scheint entweder von der Bildfläche verschwunden oder keiner weiteren Erwähnung wert zu sein. Wer ist Kirill? Krassimirs Bruder? Und wenn er verschwunden sein sollte, seit wann?"

"Fräulein Kassandra, wenn das tatsächlich Russisch sein sollte, könnte es hier gleich ungemütlich werden! Ich habe ein ungutes Gefühl", flüstere ich meiner Begleiterin zu und rücke dabei näher an sie heran.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 18.05.2018 | 00:14
IM INNEREN DER STERNWARTE

Noch immer in Schockstarre verharrend, beobachte ich die Situation abwartend. Der Herr wirkt, als habe er uns vergessen - oder nicht? Immerhin, dann wird er uns nicht gleich umbringen. Ich spüre einen Drang etwas zu tun, doch mein Verstand rät mir, lieber abzuwarten, Zeit zu gewinnen. Die Vorstellung, hier noch länger festzusitzen, raubt mir fast den Verstand - aber irgendwann wird bestimmt Hilfe kommen. Ja, bestimmt. Herr Hempel würde sich irgendwann misstrauisch werden, rede ich mir ein, auch wenn mein innerer Monolog mir nur wenig Trost spendet. Gleichzeitg suchen meine Augen jedoch weiterhin den Raum nach einer Fluchtmöglichkeit ab.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 18.05.2018 | 22:14
Krassimir beruhigt sich etwas und fängt an zu fabulieren.
"Ikh sviney. Pochemu ..."

Und Blumberg übersetzt fast gleichzeitig.

"Ihr Schweine.
Warum helft Ihr mir nicht?
Ich bin totes Fleisch."

Krassimir rauft sich die Haare und reisst sich dabei Haarsträhnen aus.
Blumberg übersetzt weiter.

"Ihr werdet auch alle sterben.
Wenn das Licht auf Euch fällt.
Meine Zeit ist abgelaufen.
Das Pendel der Uhr steht still.
Keine Bewegung.
Kein Tick-Tack, Tick-Tack mehr.
Nichts.
Nur Stillstand.
Keine Bewegung.
Totenstille.
Toten.
Stille.
Nur tot.
TOT."

Krassimir setzt sich hin. Fast im Schneidersitz, den Oberkörper nach vorne gebeugt.
Dann richtet er sich wieder auf. "Ich habe Hunger."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 23.05.2018 | 20:57
IM INNEREN DER STERNWARTE

Einen Augenblick verharren wir so:
Ich versuche zu Lauschen, was dort hinter der Tür vor sich geht. Aber da ist allenfalls noch ein dumpfes Murmeln mehrerer Stimmen zu vernehmen.
Fritz versucht allen Anwesenden irgendetwas wichtiges mitzuteilen, ohne dass ein Mensch ihn verstehen könnte.
Und Kassandra versucht die pikierten Blicke zu besänftigen, indem Sie Fritz gut zuredet, mit dem Bellen aufzuhören. Letzteres hat nur den Erfolg, dass Fritz sein Kläffen gelegentlich unterbricht, um Kassandra einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen.

Schließlich werde ich ungeduldig. Der Professor und seine Gattin sind nirgendwo in Sicht ... eine offenbar versperrte Tür, die den öffentlichen Rundgang blockiert ... Krassimir oder irgendso ein bourgeoisiefeindlicher Rotgardist dahinter ... Da braucht es nicht viel Phantasie, um sich eine gefährliche Situation auszumahlen. Und so wäge ich ab: "Wenn ich richtig liege, könnte ich mir die ausgelobte Belohung verdienen ... und einen Stein im Brett bei den Lohensteins. Oben drauf kommt mit etwas Glück noch ein wenig Eindruck bei Kassandra. ... Wenn ich hingegen falsch liegen sollte, wird das hier ziemlich peinlich. Die Lohensteins werden denken, seit der Beerdigung gingen die Pferde mit mir durch. 'Sie spintisieren sich da etwas zusammen, Anton!', würden sie mich zurechtstutzen. Und vor Kassandra würde ich mich lächerlich machen." Ich kann damit umgehen, wenn man mir meinen Platz weist, wie gestern auf der Beerdigung, allerdings ich reiße mich auch nicht darum ... vor allem nicht in Begleitung einer reizenden Dame. Seufzend komme ich zu dem Schluss, dass es das kleiner Übel wäre, sich lächerlich zu machen als im Falle von Krassimirs Anwesenheit nichts unternommen zu haben. Darum schiebe ich mich unter Ausnutzung meiner Statur mit gelegentlich gemurmelten Entschuldigungen durch die Besuchergruppe bis zur Tür. Die Proteste halten sich in Grenzen, vermutlich halten viele der Anwesenden mich für einen Ordner der Sternwarte.

Ich betätige die Klinke und stemme mich mit langsam gesteigerter Kraft gegen die Flügeltür, aber die bewegt sich erwartungsgemäß um keinen Millimeter. Ich vergewissere mich durch einen Blick an die Stelle, wo anderfalls die Türangeln sein müssten, dass die Tür nur in den hinterliegenden Raum aufschwingen kann. Kein Zweifel, die Tür ist nicht schwergängig, sondern verschlossen. Nach einem letzten kurzen Zögern klopfe ich zurückhaltend und gebe mich dann laut zu erkennen: "Herr Professor Lohenstein? Frau Professor? ... Hier ist Anton! ... Verzeihen Sie die Störung! Der öffentliche Rundgang hat begonnen ... da wollte ich nur kurz fragen, ob ich lieber doch beim Wagen warten soll und ob alles recht ist bei Ihnen?" Dann lausche ich auf irgendeine Reaktion von der anderen Seite der Tür.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Mondsänger am 25.05.2018 | 09:36
Im Inneren der Sternwarte

Die Situation ist nahezu bizarr. Der merkwürdige Mann sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. Der Rest der Gruppe steht in verschiedenen Stadien des Schocks umher. Mitten in diese realweltliche Version eines Dali-Gemäldes höre ich Antons Stimme. Ein kurzer Blick umher sagt mir, dass einige andere es auch gehört haben müssen. Nach einem letzten Blick auf den am Boden sitzenden Mann, treffe ich eine Entscheidung. Ich rufe mit lauter Stimme - von der ich hoffe, dass sie bis zu Anton trägt.

"Herr Krassimir ist hier und hat Hunger, Anton. Vielleicht kommen Sie und helfen uns aus dieser misslichen Lage heraus."

Direkt nachdem ich Worte gesprochen habe, schaue ich zurück zu dem Mann am Boden. Jederzeit bereit auf eine plötzliche Bewegung zu reagieren.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 26.05.2018 | 18:04
Im Inneren der Sternwarte

"Herr Kasimir, ich könnte Ihnen etwas kochen!", versuche ich beschwichtigend auf den Mann einzureden. "Wenn Sie uns gehen lassen, dann ich Ihnen etwas zu essen bringen. Was meinen Sie?"

Dann höre ich Herrn Hempels Stimme und kann meine Erleichterung nur mit Mühe unterdrücken. Auch wenn er uns schon seit vielen Jahren gute Dienste leistet, kann ich mich doch nicht erinnern, je so froh über seine Anwesenheit gewesen zu sein." Gespannt warte ich, ob es ihm gelingt zu uns zu kommen, während ich meinen Blick weiter nicht von Kasimir abwende.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 27.05.2018 | 02:13
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Krassimir. Krassimir. Menya zovut Krassimir Nebulowski."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 27.05.2018 | 15:03
IM INNEREN DER STERNWARTE

"Ich lag also richtig!", stelle ich zugleich erleichtert und beunruhigt fest. Meinen Instinkt für Gefahr hat mir in manchem Hinterhof und im Großen Krieg schon wiederholt den Kopf gerettet. "Nur hab' icke diesmal nüscht dabei als wie meene Fäuste und 'n leeren Majen ... und wenn icke durchflutsch' bin ick erst mittenmang und dann Neese", fluche ich innerlich.

"Aber zuersteinmal müsste ich überhaupt hinter die Tür kommen." Ich betrachte zweifelnd die Flügeltür vor mir und wäge ab, ob ich diese ohne Werkzeug allein mit der Masse meines Körpers durchbrechen könnte und wieviele Anläufe ich hierfür wohl brauchen würde.

"Werkzeug ... Im Mercedes W03 liegen ein Satz Schraubenschlüssel und der Wagenheber, aber habe ich die Zeit, sie zu holen?", ich entscheide mich dagegen.

Dann wende ich mich um und frage mit gesenkter Stimme, damit man es hinter der Tür nicht hören kann, in die Runde: "Gibt es einen anderen Zugang in den Raum? ... Kennt sich hier jemand aus?" Mein auf der Suche nach Hilfe von Gesicht zu Gesicht wandernder Blick hält inne, als ich Kassandra ausmache. Sie schien den Rundgang bereits zu kennen und sich auf irgend etwas zu freuen... "Kann man die Runde andersherum laufen und von hinten in den Raum gelangen?", frage ich ungeduldig.

"Die Flügeltür wäre breit genug für mehrere Männer ...", überlege ich dann. "Zu Dritt sollte es leichter sein, durchzubrechen. ... Und was immer dort auf uns wartet, es kann vermutlich nur einen von uns erwischen." Mein Blick streift noch einmal über die Anwesenden auf der Suche nach den geeignetsten Kandidaten.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2018 | 21:02
IM INNEREN DER STERNWARTE

Der kleine Mann mit Brille betätigt die Klinke der Flügeltüren.
"Pochemu? Kakiye?" Er rüttelt an der Tür. "Otkrytyy. Aufmache."

Zur gleichen Zeit schaut Blumberg Agathe mit zuckenden Schultern an und seine Lippen formen die Worte 'W-as soll d-as?', während hinter ihm die Klinke mehrfach betätigt wird.

Er macht ein paar Schritte nach hinten und dreht sich um.

Krassimir richtet sich wieder auf. "Yest'?" Er stützt sich mit der rechten Hand vom Boden ab und steht auf. "Da. Essen wär gut."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 3.06.2018 | 01:33
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ich schnaufe resigniert, als niemand der Umstehenden mir antwortet. Wohin ich auch schaue, sehe ich nur ratlose Mienen. Daher nehme ich ein paar Schritte Anlauf und werfe mich mit aller Kraft und meinem ganzen Gewicht gegen die Tür.

Das Holz kracht und splittert, als der Riegel sich seinen Weg bahnt. Ich spüre, wie die Tür nachgibt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 3.06.2018 | 02:49
IM INNEREN DER STERNWARTE

Anton wirft sich hart gegen die Stelle, an der zwischen beiden Türen der schmale Spalt ist. Blech verbiegt sich und Holz splittert. Die Glasscheiben beider Türen zerspringen. Beide Flügel werden nach vorne gedrückt, so dass die Schlossfalle auf der rechten Seite aus dem Schliessblech auf der linken Seite springt.

Die rechte Flügeltür schwingt auf, so dass Du in den Gang hinein taumeln und stürzen würdest, würde die Tür nicht sogleich von etwas Schwerem aufgehalten werden. Du nimmst den Schlag wahr und hörst ein Stöhnen, bleibst aber auf den Beinen, während hinter der Tür ein kleiner Mann hart auf dem Boden aufschlägt. Seine Brille ist zerbrochen und sein Gesicht ist blutig. Papiere flattern zu Boden wie Herbstlaub.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 6.06.2018 | 11:25
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ich schiebe mich durch den nun offenen Spalt zwischen den Flügeltüren und blicke in verstört wirkende Gesichter. Darunter das Haupt von diesem Herrgott in Weiß, der mich gestern schon dumm hat dastehen lassen ... "Dr. Degebach, wenn ich nicht irre." Und der Professor mit seiner Gattin, dicht aneinander gedrängt. "Hätte nichts dagegen, wenn Kassandra jetzt so bei mir stünde ...", denke ich etwas neidvoll.

Ein Mann zwischen mir und der Gruppe wendet mir den Rücken zu. "Das muss Krassimir sein."

Vor mir auf dem Boden liegt ein kleiner Mann mit zerbrochener Brille. "Stumpich, der Kleene...", bewerte ich die Situation im ersten Moment und will schon jede unangenehme Reaktion seitens dieser mir nächststehenden Person ausschließen. "Det is so 'n abjebroch'ner, abjehalftater Zwerch jewes'n" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,103900.msg134559612.html#msg134559612), hallt es unversehens in meiner Erinnerung wieder. Die Entschuldigung, die mir auf den Lippen lag, verschlucke ich bei dem Gedanken. "Wohlmöglich ist es ein Glücksfall, dass ich diesen Kerl mit der Tür erwischt habe ..." Ich beschließe den 'Zwerch' im Auge zu behalten und stelle scheinbar versehentlich neben dem Mann meinen rechten Fuß auf sein Jackett, um es am Boden 'festzunageln'.

Auch wenn die Lohensteins es nicht unbedingt mögen werden, in manchen Situationen kann es sich nach meiner Erfahrung als nützlich erweisen, dem Gegenüber gleich zu zeigen, woher man kommt und durch welche Schule man gegangen ist.

"Bleeben Se besser ma' gleech da unten", gebe ich dem Hänfling in bestimmtem Ton einen 'freundlichen Rat'. "Det wa 'n ordentlicha Rumms für Ihnen Kopp! Aba Jlück im Unjlück: Doktor Degebach kann gleech nach Se kiek'n. Nich det Se noch 'n Ding an de Jondel zurückbehalt'n. Klaro? Grosch'n jefall'n?"

Nachdem proletarische Herrkunft und damit einhergehende Gewaltbereitschaft klargestellt wurden, wende ich mich mit geballten, jedoch noch gesenkten Fäusten an Blumberg: "WAS IST HIER LOS? Warum sperren Sie Ihre Gäste mit einem entlaufenen Irren ein?", frage ich bestimmt, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Es geht mir mehr darum, Blumberg durch bestimmtes Auftreten in die Defensive zu drängen. Ich hoffe, Blumberg ist überrumpelt und ich kann diesen Augenblick für einen Rückzug mit den Lohensteins nutzen.

Ohne eine Antwort von Blumberg abzuwarten, fahre ich in nächsten Moment in freundlichem Ton und mit plötzlich entspanntem Gesicht in Richtung der Lohensteins fort: "Wünschen Sie nun zu fahren?"

Angespannt warte ich auf die nächste Reaktion der Anwesenden. "Sollte Krassimir Anstalten machen, sich umzudrehen, dann muss ich sofort handeln, wenn ich nicht meinen Vorteil verlieren will." Mit einem kurzen Blick visiere ich die Nierenpartie des Rückens an.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 10.06.2018 | 13:43
IM INNEREN DER STERNWARTE

Nach wenigen Sekunden werde ich stutzig. Jegliche Reaktion auf mich bleibt aus. Keine Antwort der Lohensteins. Keine Regung des kleinen Mannes am Boden. Die Welt um mich herum scheint stillzustehen ... keine Bewegung kein Laut. Kein Kläffen mehr aus der Halle hinter mir. Alle Anwesenden verharren unbeweglich an ihrer Position, als habe sie ein Eishauch mitten im Spätsommer erfasst. Selbst das Licht wirkt plötzlich merkwürdig farblos und kalt.

Gestern schien der leblose Boden plötzlich von Leben erfüllt, als die Straße Wellen schlug und das Auto sich verformte. Nun ist es gerade andersherum und das Leben erstarrt.

Mein Puls beschleunigt sich, als ich mir vorstelle, was es für mich bedeuten könnte, in solcher Weise dauerhaft aus Zeit und Raum gerissen zu werden.

Zögerlich hebe ich mein Bein von dem Jackett des kleinen Mannes. ... Nichts geschieht.

Ich umrunde den Mann, der mir den Rücken zuwendet und in dem ich Krassimir vermute. Seine rotgeränderten Augen leuchten von innen heraus in einem kalten weißen Licht. Es schmerzt, in das Licht zu blicken, das nicht aus den Augäpfeln selbst, sondern von einem weit hinter dem Kopf des Mannes liegenden Ort zu kommen scheint ... als handele es sich bei Krassimirs Augen um die Tore zu einer fernen, weiten, leblosen Welt ... oder um Teleskope, deren Ziel einem die Netzhaut verbrennt, wenn man ohne einen starken Filter hindurchschaut. Eine innere Kälte erfasst meinen Körper und lässt ihn erschaudern. Rasch wende ich mit Grausen den Blick ab und tauche unter dem strahlenden Licht hindurch.

Als ich wieder hinter Krassimir angekommen bin, entdecke ich die Augenbinde und lege sie dem Russen von hinten wieder an. Dann gehe ich zurück zur Tür. Noch immer hat sich niemand bewegt. Ich breche eine Strebe neben den Glaseinsätzen aus einer der Flügeltüren. Mit der Strebe im festen Griff kehre ich zu Krassimir zurück. Als ich mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft den improvisierten Knüppel auf Krassimirs Schädel niederfahren lasse, zerbirst das Holz lautlos in hunderte kleiner Splitter, die erst rasch, dann immer langsamer durch den Raum fliegen, als handele es sich bei der Luft um eine träge Masse. Die meisten Splitter bleiben nach kurzer Wegstrecke einfach in der Luft hängen, ohne je den Boden zu erreichen.

Entsetzt öffne ich meinen Mund, um wenigstens meine eigene Stimme zu hören. Doch so laut ich auch zu schreien versuche ... die Grabesstille, die sich über alles gelegt hat, scheint mit eisiger Hand in meinen weit geöffneten Rachen zu greifen und mir meine Stimme zu entreißen.

Gehetzt blicke ich um mich. Aber ich finde keinen Feind, ich sehe kein Entrinnen ... Da ist einfach ... NICHTS ... um mich, das zu leben scheint. Nichts, was ich packen könnte, nichts, dem ich den Kragen umdrehen könnte, um in meine kleine Welt zurückzukehren ...

Hektisch blicke ich auf den kleinen Mann am Boden. Ich sehe die zerbrochene Brille und überlege, ob diese Brille mehr sein könnte als sie scheint. Ich konzentriere mich auf die Augen des Mannes und versuche darin eine Regung ... irgendeinen Hinweis auf Leben ... auf eine Reaktion auf meine Anwesenheit zu entdecken. Aber da ist nichts.

"Was kann ich tun?", frage ich lautlos in den Raum. Ich sehe die schwebenden Splitter und bin versucht, Krassimir zwei von ihnen in die Augen zu rammen. Vielleicht wird dann alles wieder normal? Aber ich fürchte, die Splitter würden nur durch zwei endlose Tunnel ins Nichts fallen. Das wäre im Moment mehr, als ich ertragen könnte.

Unsicher setze ich meinen Fuß erneut auf das Jackett des kleinen Mannes und warte ab. Das ist alles, was ich tun kann ... warten und hoffen ...

Und dann ist es so plötzlich vorüber, wie es angefangen hat ... genau so plötzlich wie die Verwerfungen der Straße kamen und gingen. Das erste Geräusch ist das leise Prasseln hunderter kleiner Splitter. Wie ein leichter Regen bei Windstille fallen alle gleichzeitig senkrecht herab, ohne ihre alte Flugbahn fortzusetzen. Bei all dem Irrsinn um mich herum, ist mir das gleich. Ich sauge das Geräusch der herabregnenden Splitter gierig in mich auf. So leise und absonderlich es auch ist, es ist mir so willkommen wie das Plätschern einer Oase in der Wüste.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 13.06.2018 | 20:48
Der keine Mann windet sich am Boden...
"Ahhh. Meimme, ahhh, Mmase. Seh hab'mm meer dee Mmase gebrochemm."
... und versucht dann sein Jacket unter Deinem Schuh herauszuziehen.

Er hält sich die blutende Nase mit der Hand, doch der rote Saft tropft ihm zwischen den Fingern herunter.
"Stehmm Seh mmeecht so da. Helfemm Seh meer hoch."

Der kleine Mann streckt seinen rechten Arm Anton entgegen und erwartet offensichtlich, dass Du seine Hand ergreifst und ihm aufhilfst.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 13.06.2018 | 20:49
Blumberg dreht sich zu Anton um. "Was zum Teufel...!"

Dann wieder zu Herrn und Frau Lohenstein. "Das ist doch Ihr...!"

Und wieder zurück zu Anton "Herr Anton... Sie?"
"Gehen Sie. Bringen Sie die Besucher weg von hier. Wir haben jetzt geschlossen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 13.06.2018 | 20:50
Und der Mann am Boden dreht sich langsam um.
"Pomoshch' oni mne."
"Pozhaluysta."

"Pozhaluysta! Pomoshch' oni mne."

Seine Augen sind wie gedimmte, schmutzige Scheinwerfer. Leuchtende Strahlen wie von zwei kleinen Grubenlampen.
"Pozhaluysta."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 13.06.2018 | 20:54
Hinter der Doppeltür jucht erschreckt eine Frau laut auf. "Aaahieeeh!"

Eine Männerstimme. "Haltet die Frau. Sie wird ohnmächtig."

Dann fangen die Besucher an zu reden. Unruhe kommt auf.

Und Fritzchen fängt an zu jaulen wie ein Kojote, während Kassandra versucht ihn zu beruhigen und ihm gut zuredet.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 15.06.2018 | 10:23
IM INNEREN DER STERNWARTE

Meine aufkeimende Panik verfliegt, als die Menschen wieder zum Leben erwachen und ich ihre Stimmen höre. Mir ist egal, was sie sagen, Hauptsache sie reden wieder. "Was immer das eben war, es scheint vorüber zu sein. Und vielleicht ist es sogar ein gutes Zeichen: Offenbar konnte es mir nichts anhaben. Alle anderen waren betroffen ... ich nicht. ... Und niemand würde es mir glauben, wenn ich es erzählen würde. Sie werden sich vielleicht wundern, wie es zu dem Schaden an der Tür gekommen ist und woher die Holzsplitter stammen. Aber sie würden mir trotzdem nicht glauben. ... Bin ich mir selbst überhaupt noch sicher, dass das eben passiert ist?"

Der Mann vor mir, den ich für den wahnsinnigen Krassimir halte, streift die Augenbinde wieder ab. Langsam beginnt er sich zu mir umzudrehen. Das Licht aus einen Augen zeichnet zwei diffuse, sich überschneidende Flecken auf die Wand des Flurs, die in meine Richtung wandern. Ich habe dieses Licht bereits gesehen und bin nicht scharf darauf, von seiner Kälte erfasst zu werden. Kurzentschlossen wäge ich die Gefahren gegeneinander ab: der 'stumpiche Zwerch' mit gebrochener Nase einerseits und der geisteskranke Hühne mit den kalten Augen andererseits. Ich will nicht sehen, welche kalte Ödnis oder was sonst da hinter seinen Augen liegen mag. Ich muss mich JETZT entscheiden und verlasse mich auf mein Gefühl und mein Glück: "Sollen die anderen sich um den Kleenen kümmern!", denke ich und springe im gleichen Augenblick auf Krassimir zu, um ihn zu Boden zu reißen und unter mir zu begraben, bevor er sich ganz umgedreht hat. Mit ausgebreitete Armen und meiner ganze Körpermasse werfe ich mich auf den Idioten.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 18.06.2018 | 23:11
Jetzt, Lutz, jetzt!

Das kalte Licht, das sich aus den Augen des gemeingefährlichen Irren ergießt, findet langsam seinen Weg in Richtung des Neuankömmlings. Und endlich dreht er mir den Rücken zu. Die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe.

Nicht mehr zögern, jetzt! JETZT!

Einen Sekundenbruchteil vor Anton springe ich vor und klammere meinen Arm von hinten um Krassimirs Hals. Antons Augen weiten sich, doch es ist zu spät, als dass er die Wucht seines Sprunges noch aufhalten könnte. Ein Aufprall, ein einziger Schrei aus drei Männerkehlen, und schon liegen wir wie ein verknotetes Bündel am Boden. Krassimir schreit wie am Spieß - eine dunkle, gefährliche Stimme - und auch Anton und ich fluchen aus Leibeskräften. Arme und Beine wirbeln umher, meine Faust trifft weiches Fleisch, gleich darauf prallt ein Schuh hart gegen meine Stirn. Angesichts dieser verknoteten, zuckenden Masse, die wir nun bilden, blitzt ungebeten das Bild eines Rattenkönigs (https://antville.org/static/sites/approx/images/rattenkoenig_v.jpg) durch meinen Geist - sicherlich eines der abstoßenderen Exemplare in der Kuriositätensammlung des anatomischen Instituts.

Dann, plötzlich, blicken mir die kalt leuchtenden Augen Krassimirs entgegen und ohne nachzudenken kralle ich die Finger meiner linken Hand mitten hinein, um diese perfiden Augen auszukratzen, auszulöschen, auszuradieren.

Ein Schock, als hätte ich meine Finger in Eiswasser getaucht. Nein, in flüssigen Stickstoff. In die unvorstellbar kalte, leere Weite des Alls. Einen Moment ist es still. Und dann bin nur noch ich es, der schreit. Wie von der Tarantel gestochen winde ich mich auf dem Boden, mich sinnlos mit den Füßen abstoßend. Auf dem Rücken liegend drehe ich mich im Kreis und kann nur noch auf meine Hand starren. Meine schöne, filigrane Chirurgenhand.

Neinneinnein, das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Nein! NEIN!
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 27.06.2018 | 23:30
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ein spitzer Schrei entfährt meiner Kehle und meine Hand fährt zum Mund, als die Tür berstet. Erst als Anton erblicke, entspannt sich meine Muskulatur. Erleichterung macht sich breit und ich nehme ein beinahe euphorisches Gefühl dar. Wie in Trance beobachte ich das folgende Geschehen, erleichtert, dass das zähe Warten zuvor beendet ist, aber zugleich schockiert von der Brutalität, die sich vor meinen Augen abspielt. Es dauert, bis ich wieder reagieren kann, bis meine Muskeln wieder reagiren und ich einen Laut hervorbringe. "Komm, Hans", stammle ich, als die Männer sich auf einanderstürzen. Ohne auf seine Reaktion zu warten, laufe ich aus der Türe hinaus, einfach weg von wir. Beinahe stolpere ich über eine Frau, lasse mich davon jedoch nicht aufhalten. Die Stufen hinab stolpere ich mehr als dass ich sie laufe und dann endlich - endlich! - füllt frische Luft meine Lungen. Die Hände auf die Oberschenke gestützt blicke ich mich vor der Sternwarte um. Mein Herz rast, der Atem geht schwer und doch drängt alles in mir darauf weiterzulaufen. Hektisch wandert mein Blick umher. Ist hier irgendwo ein Mensch zu sehen? Wo Hilfe herbekommen?
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 3.07.2018 | 23:28
VOR DER STERNWARTE

Agathe atmet vor der Sternwarte kräftig durch.

Als sich Dein Blick vom Schotterweg löst, stahlt Dir die Sonne wonniglich ins Gesicht. Im Park tummeln sich viele Spaziergänger. Männer, Frauen, Pärchen mit und ohne Kinder, auf Fahrrädern, mit Kinderwagen oder mit Hund.

Niemand achtet auf die Frau, die vor der Sternwarte um Luft ringt.

Als Du Dich erholt hast, rufst Du atemlos um Hilfe und wedelst mit den Armen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hält ein Fahrradfahrer an.
"Gnäd'ge Frau. Was ist los? Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 4.07.2018 | 08:37
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ludwig, der seine Lethargie überwunden hat, fasst seinen ganzen Mut zusammen und stürzt sich im fiebrigen Eifer auf Krassimir, der seinen Blick gerade Anton zuzuwenden gedenkt, als sich dieser auf ihn wirft.

Als er zwei Finger in Krassimirs Augen zu stechen versucht, durchzuckt ihn ein Schmerz, der aber schnell wieder nachlässt.

Doch die Haut der zwei Finger verliert schnell an Elastizität, wird erst ledrig und dann steif und hart, während sie sich um die Knochen zusammenzieht und jegliche Flüssigkeit aus ihr zu weichen scheint.

Die Finger nehmen eine ölig-durchscheinende, braun-honiggelbe Farbe an.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 4.07.2018 | 10:37
IM INNERN DER STERNWARTE

Ein Ruck am Revers und Krassimirs Kopf dreht sich in Antons Richtung - weg von Ludwig, der hilflos und erstarrt mit ansehen musste, wie zwei seiner Finger soeben verdorrten und sich zu mumifizieren begannen.

Sein Gesicht ist kreidebleich und er sieht so aus, als würde sein Verstand nicht wirklich erfassen können, was mit einem Teil seines Körpers soeben geschah. Vermutlich wird er entweder herumschreien oder ohnmächtig werden. Vielleicht sogar beides in dieser Reihenfolge.

Jetzt, da Krassimirs Blick nicht länger auf Ludwig ruht, wurde die Verwandlung seiner Hand anscheinend unterbrochen. Der Wahnsinn scheint vorbei zu sein.

Antons Gegner ist nicht sehr stark, aber die Gegenwehr ist anders als Du es erwartet hast. Er ist sehnig und windet sich unter Deinem Griff hin und her wie ein Aal.

Immer wieder ruft Krassimir Sätze und Worte, vermutlich auf Russisch, die Du nicht verstehst, deren Art und Weise wie sie von ihm gesprochen werden aber etwas flehentliches und bittendes auszudrücken scheinen.

Immer wieder musst Du nachgreifen, den Druck auf den zappelnden Mann erhöhen und erneut nachfassen, dann erst hast Du ihn nach langem Ringen am Boden fixiert. Du kniest auf seinem Rücken und seinen Oberschenkeln und hältst seine Arme fest, so dass er sich nicht mehr rühren kann.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 4.07.2018 | 17:22
Die Geräusche um mich herum dringen wie aus weiter Ferne zu mir, das Licht und die Gestalten wie durch einen dicken Nebel. Ich kann nichts ansehen, nichts denken, nichts verarbeiten. Nur diese beiden Finger starren mich an, die wohl nie wieder eine Pinzette greifen werden. Nie wieder einen Schnitt vernähen, nie wieder Strukturen ertasten, nie wieder eine Operation durchführen.
Und ich kann einfach nicht begreifen, was gerade geschehen ist und warum. Mit der gesunden Rechten drücke ich meine verstümmelte Linke gegen meine Brust, die Augen blicklos ins Leere gerichtet. Eine Träne läuft über meine Wange.

Vorbei! Das ist das Ende. Die Chirurgie war doch mein Leben! Alles habe ich ihr geopfert. All die Mühen, all die Schrecken... umsonst? Soll es das wirklich gewesen sein? Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen den ersten achtfingrigen Chirurgen der Nation!

Ein bitteres Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, ein trauriger Abglanz meines frechen, schiefen Grinsens, das ich sonst der Welt zu präsentieren pflege.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 4.07.2018 | 18:46
IM INNERN DER STERNWARTE

Unruhe in der anderen Besuchergruppe.

Schreie.
Einer schrill, die anderen gedämpft.
Ein Raunen.
Eine Frauenstimme. "Neiiin."
Jemand ruft "Oh mein Gott."
Ein anderer. "Wie schrecklich."

Blumberg folgt den Blicken der Besucher. "Erstaunlich. Höchst erstaunlich."

Kirill, der versucht hat aufzustehen, befindet sich in einer verzerrten, fast betenden, Position.
Auf seinen Knien, ist sein Körper nach hinten geneigt, als würde er sich an die Luft anlehnen. Seine Arme und Hände weisen nach vorne und unten. Die Hände sind geöffnet, die Finger gespreizt.

Das Gesicht des Mannes ist im Todeskampf völlig verkrampft und faltig.
Die Wangen eingefallen. Die Augen leere Höhlen. Der Mund ein Grinsen zweier Reihen von Zähnen mit zurückgezogenen, ausgetrockneten Lippen.

Nichts erinnert mehr an den russischen Astronomen, ausser seinem Kittel und dem grauen Flanell.
Er sieht aus wie eine Moorleiche; erstarrt mitten in der Bewegung
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 4.07.2018 | 23:10
VOR DER STERNWARTE

Die Menschen um mich herum kommen wir unendlich weit weg vor, wie in einer anderen Welt. Nach der Anspannung, dem seltsamen Auge, der Gewalt, die ich eben noch erlebt habe, kommt mir nun alles gedämpft vor. Es ist alles langsamer als sonst, und auch leiser. Vielleicht nehmen die Leute mich deshalb nicht wahr? Doch dann hält endlich ein Fahrradfahrer neben mir. Meine guten Manieren vergessend, packe ich ihn am Oberarm und blicke ihn verzweifelt an. "Sie müssen mir helfen! In der Sternwarte! Er hat ein Messer! Und Hans ist immer noch dort! Wir müssen schnell sein, sonst gibt es wieder Tote!". Beschwörend blicke ich den jungen Mann an. Mein Herz rast, Schweiß perlt auf meiner Stirn, doch das Sprechen beruhigt meine Nerven ein wenig. "Entschuldigen Sie", stammle ich schließlich, als mir bewusst wird, welch seltsamen Eindruck ich machen muss, "Das sind die Nerven. Es...ein Bewaffneter ist in der Sternwarte. Ich glaube, er ist verrückt. Ich konnte fliehen, aber mein Mann ist noch dort. Bitte, Sie müssen mir helfen!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 5.07.2018 | 18:14
VOR DER STERNWARTE

Die Spaziergänger bewegen sich wie in Zeitlupe.

Den jungen Mann am Arm packend, ziehst Du ihn vom Fahrrad. Er verliert seine Schiebermütze und sein Rad fällt in den Kies.

"Helfen? Ihnen? Aber natürlich."

Der junge Mann mit dem blonden Schopf, vermutlich ein Student, fängt an zu schwitzen und zu stammeln.
"Ein... ein Messer? Gnäd'ge Frau."

"Wieder Tote? WIEDER? Ich... ich weiss nicht, ob... ob ich da behilflich sein kann... sein kann. Ich glaube, ich... ich... ich bin ungeeignet."

Halb ziehst Du ihn. Halb schiebst Du ihn.
"Nun ja. Ich bin... bin in einer... einer Verbindung. Und ja, ich... ich habe mich bereits geschlagen."

Dann scheint er seinen Mut gefunden zu haben.
"Ich... ich werde Ihren Gatten befreien... werde es versuchen... werde es zumindest versuchen."

"Bleiben Sie draussen. Hier sind Sie sicher. Versuchen Sie einen Schupo zu erwischen oder holen Sie sonst irgendwie Hilfe. Ich... werde mich reinschleichen."

Dann verschwindet der Blonde mit den Knickerbockers durch die Tür der Sternwarte.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 6.07.2018 | 20:23
IM INNERN DER STERNWARTE

Ich lasse mich von den Schreien hinter mit nicht ablenken, sondern konzentriere mich auf die dringlichste Aufgabe: Krassimir zu fixieren. Auf jeden Fall will ich vermeiden, dass Krassimir mich anblickt. Nicht ohne Genugtuung presse ich Krassimir mein Knie in den Rücken, eben dort wo sich die Nire befindet. Mein Gewicht ringt dem Russen ein Stöhnen ab.

Auf dem Boden suche ich nach der Augenbinde, die ich Krassimir wieder angelegt hatte und die bei dem Zusammenprall mit dem Doc und mir doch wieder abgerutscht sein muss. Ich entdecke sie nicht, aber mir würden auch die freien Hände fehlen, die Binde anzulegen.

Noch perlen die Eindrücke an mir ab, ohne dass ich sie wirklich verarbeiten kann. "Bleib ruhig! Zwei Finger mehr ... einen hast Du sowieso schon in der Tasche ... Außerdem: Die Hand des Docs ist auch nicht schlimmer als der Anblick der Opfer eines Angriffs mit Giftgas", beruhige ich mich selbst. "Du schaffst das! Du bist schon mit ganz anderen Sachen fertig geworden! Was immer diese Astronomen da entwickelt haben ... worauf sie gestoßen sind ... irgendeine Waffe offenbar ... man kann ihr entgehen. ... Du bist ihr ausgewichen!"

Und dann ist da noch ein Funken Schadenfreude, als ich die Träne auf der Wange des Docs erblicke. "Gestern noch der Herrgott in Weiß und ich nur Luft ... und jetzt ein flennender Herrgott und ich habe die Situation unter Kontrolle!" Sofern sich bei dem Gedanken der Anflug eines Grinsens auf mein Gesicht stehlen sollte, wird er von der Kraftanstrengung überdeckt. "Man braucht keine zehn guten Finger, um weiterzuleben ... nur ist Deine Hand jetzt noch häßlicher als meine", denke ich hämisch.

Die Aufregung hinter mir ist noch nicht verklungen und langsam frage ich mich, ob es sich dabei tatsächlich um Krassimir oder die Hand des Docs dreht.

"Ich habe hier alles unter Kontrolle!", rufe ich den Besuchern hinter mir zu, ohne mich umzuwenden. "Bitte rufen Sie die Polizei! Dieser Mann ist aus dem Irrenhaus ausgebrochen und wird gesucht!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 8.07.2018 | 16:43
VOR DER STERNWARTE

"Bitte!", flehe ich den Mann an, "Ich...sonst muss ich mich selbst darum kümmern. Aber ich kann doch gar nicht kämpfen!" Den Mann am Arm gepackt, schiebe ich uns beide zu der Sternwarte. "Und es ist ja nur ein Angreifer. Sie müssen ihn doch einfach nur überwältigen! Die anderen Männer werden Ihnen dann sogleich helfen. Glauben Sie mir, jemand wie Sie schafft das bestimmt problemlos!" Mit großen Augen blicke ich an. Noch immer ist es vor allem Angst und Verzweiflung, die aus mir spricht. Aber allmählich bekomme ich wieder genug von meiner Umgebung mit um zu bemerken, dass der Mann auf meine Angst und das Ergreifen seines Armes eher reagiert, als auf die anfängliche Verwirrtheit und Verzweiflung. Und da es um das Leben von Hans geht, scheue ich auch nicht zurück, das zu nutzen und meine Reize spielen zu lassen. Und es scheint zu funktionieren, der Mann geht tatsächlich in die Sternwarte. Langsam und vorsichtig zwar, aber immerhin.

Ich renne unterdessen wieder zur Straße und halte nach einem Polizisten Ausschau. Und tatsächlich vermeine ich an einer Straßenkreuzung, rund 150 Meter entfernt einen Uniformierten zu erkennen, der auf eine ältere Dame einspricht, deren Hut größer ist als der Hund, den sie an der Leine führt. Also eile ich auf die beiden zu, blicke jedoch immer wieder zurück zur Sternwarte, voller Angst, wie es wohl Hans gerade gehen mag.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 8.07.2018 | 21:01
IM INNERN DER STERNWARTE

Etwas Zeit vergeht, doch dann nähern sich die Besucher der Sternwarte zaghaft. Ungläubig und unsicher. Zögerlich. Vorsichtig. Grosse Augen. Eine Hand vor dem Mund. Die Körpersprache des Erstaunens, wie des Entsetzens, spricht Bände.

Du hast mittlerweile Krassimir gut unter Kontrolle gebracht und fest im Griff. Die Lage ist gesichert. Die, auf dem Rücken angewinkelten, Arme kurz etwas weiter nach oben gedrückt, wobei die Gelenke leicht überdehnt werden und schon entweicht aus Krassimirs Mund ein gequältes Stöhnen. Ein freches, breites Grinsen ist alles, was Du dazu zu sagen hast.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 9.07.2018 | 12:47
IM INNERN DER STERNWARTE

"Augen zu!", knurre ich Krassimir an und verleihe meiner Forderung mit einer angedeuteten Erhöhung der Belastung auf den Rücken Nachdruck.

"Gaffen Sie doch nicht so! Rufen Sie die Schupos! Dalli ... oder warten Sie darauf, dass Ihnen jemand die Hose im Gehen flickt?!", versuche ich die Besucher wachzurütteln.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 10.07.2018 | 22:14
VOR DER STERNWARTE

"Herr Inspektor", rufe ich dem Mann zu, noch während ich auf ihn zulaufe. Mein Atem geht schwer, einzelne Haare haben sich gelöst und hängen ins Gesicht, wo sie an der von Schweiß feuchten Stirn hängen bleiben. "Herr Inspektor, sie müssen mir helfen!" Nun habe ich die beiden endlich erreicht und stütze mich schwer atmend auf meinen Oberschenkeln ab. "In der Sternwarte, dort drüben ist der Mörder. Dieser russische Irre, von dem die Zeitungen schreiben. Er ist bewaffnet und....". Ich stocke kurz und beschließe, das Auge nicht zu erwähnen. "Und er hat meinen Mann in seinem Gewahrsam", ergänze ich stattdessen. "Bitte, bitte kommen Sie mit mir." Flehend blicke ich den Schupo an und unterdrücke den Impuls, ihn einfach an der Uniform zu packen und mitzuzerren.

"Nun beruhigen Sie sich doch, gute Frau.", antwortet der Schupo mit sonorer Stimme. Dann streckt er sich in seiner etwas zu klein gewordenen Uniform durch und wendet sich der älteren Frau zu, die ich bis jetzt gar nicht recht beachtet habe. Sie zuckt zusammen, so als habe man sie beim Belauschen eines Gesprächs erwischt, das nicht für ihre Ohren gedacht war. Ich meine sogar zu erkennen, wie die dünne Haut auf ihrem runden Gesicht leicht rot wird. "Sie entschuldigen mich bitte, gnä' Frau", erklärt der Schupo ihr, während sein blonder Schnurbart sich sogar zu einem leichten Lächeln verzieht. "Aber wenn hier wirklich ein gesuchter Mörder herumlauft, dulded dies keinen Aufschub." Seine langsame Art zu sprechen steht in absurdem Widerspruch zu seinen Worten, wie ich mit zunehmender Unruhe bemerke. Doch ich sage nichts, immerhin bin ich auf seine Hilfe angewiesen. "Aber ich habe ja Ihre Adresse und werde spätestens heute Nachmittag bei Ihnen vorbeisehen, damit wir uns weiter darüber unterhalten, wer in Ihrem Garten Rosen gestohlen hat." Der Schupo hebt zur Verabschiedung seine Kappe. "Kommen Sie gut nach Hause!"

Dann, endlich, wendet er sich wieder mir zu. "Nun, Frau...." - "Lohenstein.", unterbreche ich ihn, "Agathe Lohenstein." Mit diesen Worten beginne ich zu der Sternwarte zu gehen, da ich es nicht aushalte, noch länger still zu stehen. "Also gut, Frau Lohenstein. Dann wollen wir einmal sehen, was uns in der Sternwarte erwartet."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 11.07.2018 | 23:38
VOR DER STERNWARTE

Mit hastigen Schritten dränge ich den Schupo zu der Sternwarte und versuche unterdessen, ihm einen knappen Überblick der Geschehnisse in der Sternwarte und der örtlichen Gegenbenheiten zu geben - so gut das in der Aufregung eben gelingt. Selbst als ich bemerke, dass er mir nicht recht zu glauben scheint, fällt es mir schwer, meinen Redeschwall zu unterbrechen, auch wenn ich zunehmend Wut in mir spüre. Wut darüber, dass mir der Mann nicht recht zu glauben scheint, sondern mir eher folgt um mich zu beruhigen als weil er daran glaubt, einen Mörder festnehmen zu müssen. Zumindest interpretiere ich sein besonders ruhig und mit einem leichten Lächeln gesprochenes "Nun dann, Frau Lohenstein. Dann sehen wir einmal, was Sie so verschreckt hat." genau so. Dennoch schlucke ich eine verärgerte Antwort hinunter und presse stattdessen nur hervor: "Passen Sie auf sich auf."

Dann verschwindet der Schupo auch schon in der Sternwarte und ich bleibe zurück, blicke mich ein wenig ratlos um und überlege, was ich noch tun könnte, um Hans zu helfen. Vorsichtig bewege ich mich zur Tür der Sternwarte und lausche, ob noch Stimmen oder gar Kampflärm zu hören sind. In diesem Moment lässt mich ein Knacken hinter mir zusammenzucken. Ich fahre herum und blicke genau auf den Verbindungsstudenten, der sich offensichtlich gerade davon schleichen wollte. Mit hochrotem Kopf beginnt er eine Antwort zu stammeln, wird von mir jedoch jäh unterbrochen. "Verschwinden Sie! Verschwinden Sie und schämen Sie sich für Ihre Feigheit." Mit diesen Worten wende ich mich ab und würdige den Mann keines weiteren Blicks, als dieser sich nun mit schnellen Schritten entfernt.

Erst als er weg ist, denke ich daran, dass der Mörder mich in meiner Unaufmerksamkeit genauso überraschen hätte können. Mein Herz beginnt bei dieser Vorstellung zu rasen, meine Finger werden ganz kalt. Als ich meine Gedanken schließlich wieder unter Kontrolle habe, blicke ich mich nach einer Waffe um und befreie nach kurzem Überlegen einen faustgroßen Stein aus der Erde. "Nein, dieser Russe wird mich nicht einfach so überraschen!", schwöre ich mir und blicke angespannt zu der Türe.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 17.07.2018 | 14:31
Die Situation um mich herum hat sich etwas beruhigt, und langsam, wie betäubt, löst sich mein Blick wieder von meiner entstellten Hand... nur um den nächsten alptraumhaften Anblick aufzusaugen: der kleine Mann ist erstarrt, in bizarrer, unmöglicher Haltung, eingesteift zu einer blicklosen Moorleiche...

Was passiert hier? WAS PASSIERT HIER? Das kann doch nur ein Alptraum sein...

"Ein Alptraum... ein Alptraum... ein Alptraum..." ungläubig schüttele ich wieder und wieder den Kopf.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 18.07.2018 | 22:45
IM INNERN DER STERNWARTE

Du hörst es nicht.

Du siehst es nicht kommen.

Etwas stösst Anton hart von der Seite an und wirft Dich um. Herunter von Krassimir.

Du bist überrascht worden. Ein junger Mann sitzt auf Dir. Die Steine unter Dir sind kalt und hart.

Seine Stimme ist triumphierend. "Ich... ich habe es getan. Ich habe es tatsächlich getan."

"Hans. Stehen Sie auf. Ihre Frau wartet auf Sie. Ich halte den Mann fest, bis die Schupos hier sind."

"Geh'n Sie. Der Mörder wird nicht entkommen."

Eine junge Frauenstimme schreit auf. "Nein. Sie Trottel. Das ist der falsche."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 20.07.2018 | 13:07
IM INNERN DER STERNWARTE

Verdutzt ziehe ich die Luft ein. Als die Überraschung der Wut weicht, pruste ich unkonrolliert heraus: "Biste nich janz richtich inne Jond'l?!? Haste Tomaten uff beeden Oogen? Rotznase! Torfkopp! Ick treib Dir gleich die Flausen aus! Dann können se Dir anschließend mit dem Irren zusammensperren!"

Zornig versuche ich, meinen neuen Gegner abzuschütteln.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 24.07.2018 | 22:12
Anton
IN DER STERNWARTE

Der Blondschopf drückt Dich mit seinem Gewicht nach unten.
"Lassen Sie Hans in Ruhe, Sie Mörder."
Mit seiner linken Hand schlägt er auf Dich ein wie ein kleines Mädchen.

Dann klammert er sich mit beiden Armen an Dich und versucht Deinen rechten Arm zu fixieren.

Ihr ringt miteinander. Der Student ist nicht kräftig. Aber hartnäckig.

Ein Schrei einer Frau. Schrill und hoch.
Ein Tumult unter den Besuchern entsteht.

Entsetzt stellst Du fest, dass die Arme des jungen Mannes sich wie ein Schraubstock um Deinen Unterarm geschlossen haben.

Ein Blick in sein Gesicht und Du erblickst darin nichts als blankes Entsetzen.
Seine Arme sind abgemagert und dürr.
Die Hände sind ledrig und Honig-braun. Knochig. Und Krallen-artig verkrampft.

Der Mann beginnt zu stöhnen, schwer zu atmen und zu japsen, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 24.07.2018 | 22:21
Agathe
IN DER STERNWARTE

Du siehst, dass Anton den Russen am Boden niedergerungen und fixiert hat, als sich der Student von der Seite gegen ihn wirft.

Offensichtlich hält er Anton für den Mörder und Krassimir für Hans.

Dann hörst Du Deinen Namen. "Agathe! Agathe!"

Schritte auf den Steinen. "Gottseidank. Da bist Du ja."

Hans schliesst Dich in seine Arme. "Geht es Dir gut? Bist Du verletzt?"

"Schnell. Schnell weg hier."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 24.07.2018 | 22:51
Agathe
IN DER STERNWARTE


"Nein!", brülle ich den Studenten an, wobei eher Wut als Angst in meiner Stimme mitschwingt. "Lassen Sie doch Anton und kümmern Sie sich um den Russen!", fahre ich ihn an, während ich den Stein bedrohlich in meiner Hand schwinge. Ich bin, ob dieses Idioten, so außer mir, dass ich Hans zunächst kaum wahrnehme. "Ja, ja gleich.", antworte ich ihm daher nur, während mein Blick immer noch auf die ringenden Männer gerichtet ist. Ohne diese aus den Augen zu lassen, versuche ich dem Schupo die Situation zu erklären und ihm begreiflich zu machen, dass der Russe der Mörder ist. Schließlich blicke ich ihn doch noch an: "Bitte, Herr Kommissar. Bitte nehmen Sie ihn fest, damit das hier endlich vorbei ist!".

Als ich meinen Kopf wieder wende und die Hand des Studenten erblicke, erstarre ich. Plötzlich ist die Angst, die ich zuvor mit Aktivität bekämpft hatte, wieder da. Ich stolpere ein paar Schritte nach hinten, direkt gegen Hans, der mich auffängt. "Ja, bleiben wir auf Abstand.", murmel ich fassungslos und bedeute Hans zurückzubleiben. "Aber Herrn Hempel können wir auch nicht alleine zurücklassen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 26.07.2018 | 19:00
Anton
IM INNERN DER STERNWARTE


Panik erfasst mich, dieser 'Krankheit' könne auf mich übergreifen. Was bedeutet es schon, dass ich den Finger angefasst habe und mir nichts geschehen ist? Das war nur ein Finger, seit tagen ohne jedes Leben. Aber diese Verwandlung des Blondschopfs ist im vollen Gange ... breitet sich aus ... wird nicht halt machen, bis der ganze Junge zu Leder und Staub geworden ist. Warum sollte sie bei diesen Händen halt machen, denen sie solche Kräfte verleiht?

Der Schweiß rinnt meine Schläfen erhab.

Meine Hände beginnen taub zu werden und viele kleine Nadelstiche bekunden, wie langsam das Leben aus ihnen zu weichen beginnt.

Meine Muskeln schmerzen, als ich versuche meine Arme diesen toten Händen zu entwinden.

Hilflos versuche ich, dem Mann auf mir meine Knie in den Rücken zu rammen. Ich zapple und winde mich. Ich versuche alle miesen Tricks, die ich in den Hinterhöfen meiner Kindheit gelernt habe. Aber all dies zeigt keine Wirkung...

Ich verstehe nicht, dass ein solches Leichtgewicht mich bezwingen kann! Ich muss an die Raserei denken, die manche Wahnsinnigen befällt und ihnen unbändige Kräfte verleiht. Ich hoffe, dass die Knochen in den toten Armen und Händen den Kräften nicht gewachsen sind, die jetzt auf sie wirken ... aber es kommt kein Geräusch berstenden Gebeins.

"Ich bin verloren!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 27.07.2018 | 18:46
IN DER STERNWARTE

Der Schupo mischt sich ein und lässt seinen Knüppel tanzen.
"Aufstehen, Du Lump. LOS! HOCH MIT DIR!"

Krassimir schreit auf. "Ahhh! AHHH! Net! Net! Net! AHHHHH!"

Nach einigen Schlägen seht Ihr, wie der Beamte mitten im Satz stockt. "Du gehst ins Loch, Bur..."

Das Gesicht des Mannes erbleicht. Seine Augen werden grösser, als seine Lippen sich bräunlich zu verfärben beginnen und seine Zunge zu einem ledrigen Klumpen Fleisch wird.

Er lässt seinen Schlagstock fallen, der geräuschvoll auf dem Boden klappert, und greift sich dann hektisch mit beiden Händen an seine Kehle, als würde er ersticken.

Währenddessen schiebt Krassimir seinen Körper mit beiden Beinen nach hinten, bis er mit seinem Rücken an die Wand stösst.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 27.07.2018 | 19:08
Anton
IN DER STERNWARTE

Der Student schaut Dich ungläubig an. "WAAAS? Was passiert mit mir?"

Der junge Mann schaut Dir direkt in die Augen. Sein Gesicht ist nur eine Handbreit von Deinem entfernt. "NEEEIIIIIN!"

Der blonde Bursche versucht sich hektich von Dir zu befreien. Doch es ist ihm unmöglich, sich loszureissen.

Dann scheint er
voller Panik den Verstand zu verlieren. "LASSEN SIE MICH LOS!"

"HÖÖÖÖÖREN SIIIIIEEE AUUUUUF DAMIIIIIT. HIII...L...FEEE!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 29.07.2018 | 15:48
Ludwig
IN DER STERNWARTE


Der Tumult vor mir geht nicht spurlos an mir vorüber. Die Schreie dröhnen mir in den Ohren, bis ich das Gefühl habe, mein Schädel müsse gleich zerplatzen.

Das halte ich nicht mehr aus, hört auf! Hört auf!

Noch immer neben mir stehend, ohne recht zu wissen, was ich tue, stehe ich auf. Wie durch einen Schleier nehme ich die Quelle des zermürbenden Lärms wahr. Ich laufe wortlos auf das ringende Duo zu, erst mit unsicheren Schritten, dann zielstrebiger. Den letzten Meter überwinde ich mit einem Satz und reiße mit meinem ganzen Gewicht den Studenten von Anton herunter. Ich begrabe ihn halb unter mir, presse ihm meine verstümmelte Linke auf den Mund und schlage mit der Rechten zu, zwei, drei kräftige Schläge voll gegen seine Schläfe.

Sei still, sei still, sei endlich still!
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 30.07.2018 | 20:53
Ludwig
IN DER STERNWARTE


Du ziehst mit höchster Kraft an dem Blondschopf, dessen Hände sich von Antons Arm partout nicht lösen lassen wollen. Mit dem Studenten ziehst Du auch Antons Arm zur Seite.

Der Verstand des jungen Mannes hat sich offensichtlich verabschiedet. Er schreit nur noch, völlig von Sinnen.

"AAAAAGHHHHHI! AAAAAGHHHHHI! AAAAAGHHHHHI!"

Du fällst auf den jungen Mann drauf und reisst gleichzeitig Anton mit zu Boden.

Auf den kühlen Steinen schlägst Du wie besessen auf den armen Mann ein, bist seine hysterischen Schreie endlich verstummt sind und er blutend am Boden liegt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 31.07.2018 | 16:06
Anton
IN DER STERNWARTE


Die Hände des Studenten krallen sich in Deinen Arm, wie schlanke, aber kräftige, kleine Würgeschlangen. Wie Schmarotzer-Pflanzen, die ihre Wurzeln in die Rinde der parasitierten Wirte graben.


Die Finger des Blondschopfs sind elastisch und sehr stabil. Es gibt anscheinend kein Entkommen aus diesem Griff.

Das Gesicht des jungen Mannes ist schweissgebadet, rot von der Anstrengung und
mittlerweile vor Entsetzen und Schrecken furchtbar entstellt.
Seine Augen sind so verdreht, dass nur noch das Weisse darin sichtbar ist.
Und während er sich windet wie ein Epileptiker, tropft ihm schaumiger Sabber aus seinen Mundwinkeln herab.

Du siehst es nicht, aber Dein Arm wird an den Stellen, wo die Hände des Mannes zupacken, mit Sicherheit Blutergüsse davontragen. Du spürst es.

Sein Geschrei "AAAAAGHHHHHI!" ist dermassen enervierend, nervenzerreissend, schrill und laut, dass Du froh bist, dass Ludwig ihn, mit einigen Schlägen ins Gesicht und auf die Schläfe, zum Schweigen bringt.

Trotz der wenigen Zeit, die vergangen ist, seit die Hände nach Deinem Arm gegriffen haben, spürst Du bereits jetzt ein Kribbeln in Deiner Hand. Die Blutzufuhr ist abgeschnitten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Deine Hand taub sein wird.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 1.08.2018 | 12:40
IN DER STERNWARTE

Das Innere der Sternwarte hat sich mittlerweile geleert. Von draussen dringen verwirrte und laute Stimmen zu Euch herein.


Das Gesicht des Schupos hat sich derweil bläulich verfärbt. Klägliches, trockenes Luftschnappen ist zu vernehmen. Versuche einzuatmen, ohne Aussicht auf Sauerstoff. Der Beamte geht in die Knie.

Seine Hände verkrampfen sich um seinen Hals, so dass dort Kratzspuren zurück bleiben.

Dann fällt in der Nähe von Euch eine Tür kräftig ins Schloss.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 1.08.2018 | 16:18
Anton
IN DER STERNWARTE


Verzweifelt merke ich, wie das Leben aus meiner Hand zu weichen beginnt. "Was würde aus mir ohne meine rechte Hand? Meine Hände sind mein einziges Kapital … mein Garant für Lohn und Brot! Vorbei mit der Kraftfahrerei!" Schon sehe ich mich als nutzlosen Krüppel um ein paar Groschen betteln oder als vermeintlich kriegsversehrter Kofferträger am Bahnhof einen kargen Lohn mitleidvoller feiner Damen zusammenkratzen, zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. "Nein, nie wieder arm!" Meine Furcht vor dem Ruin wandelt sich in verzweifelte Wut. "NEIN!", brülle ich zornig. Ich habe kein Werkzeug, keine Waffe, nichts das mir helfen könnte, außer meiner Stärke. Ich reiße und zerre, stemme und drehe: Meinen Arm kann ich nicht befreien ... aber ich kann den Körper des bewusstlosen Studenten ohne große Mühen hochheben! Mit der Linken greife ich mir den Gürtel des Hänflings. Ich will den Blondschopf wie einen Schild oder einen Rammbock vor mich halten und mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft und der Masse unserer beiden Körper auf Krassimir zustürmen, auf den Kopf des Russen zielen und dem Spuk ein für alle mal ein Ende bereiten. … Aber als ich mich mit dem Studenten am Schlafittchen aufgerichtet habe und nach Krassimir umsehe, ist der wahnsinnige Russe fort.

Verzweifelt stöhne ich auf. "Wenn die Kräfte dieses Dämons in Menschengestalt fortwirken, auch nachdem er verschwunden ist, bleibt mir nur noch, das unvermeidliche hinzunehmen."

Resigniert lasse ich den Blondschopf wieder zu Boden sinken. Meine Schultern hängen kraftlos herab. Dieser Verfall ist ein Feind, den ein Mensch nicht bekämpfen kann, ein Gegner, den man nicht greifen kann …

Neben dem bewusstlosen Studenten sinke ich auf den Boden zurück und beobachte das unvermeidliche Absterben meiner gefühllosen Hand.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 2.08.2018 | 23:30
IN DER STERNWARTE

Als das Gerangel vorbei und der Russe getürmt ist, wage ich mich endlich wieder in den Raum. "Dr. Degelbach, Herr Hempel - sind Sie verletzt? Können Sie gehen? Wir sollten verschwinden, bevor der Russe zurückkommt!" Hektisch blicke ich mich um und erst da fällt mein Blick auf die Körper des Polizisten und des Studenten. Ich stürze hin, knie mich neben die beiden und kontrolliere Puls und Atmung, was mit meinen zitternden Händen und dem rasenden Herzschlag gar nicht so einfach ist. Aber immerhin, die Aufgabe lenkt ab, und ich vermeide ich es bewusst, dass mein Blick auf die Hand des Studenten fällt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 3.08.2018 | 07:35
Agathe
IN DER STERNWARTE

Der blonde Student ist am Leben, wenn auch bewusstlos. Er hat Verletzungen von stumpfer Gewalteinwirkung im Gesicht und seine beiden Arme sind bis oberhalb der Ellenbogen mumifiziet und verschrumpelt.

Der Schupo ist tot. Sein Mund und seine Zunge, vermutlich auch die oberen Teile seiner Luft- und Speiseröhre, sind ebenfalls vertrocknet, so dass er qualvoll erstickt ist.

Der zweite Russe, Kirill, ist ebenfalls tot. Sein gesamter Körper wurde mumifiziert. Er sieht aus wie eine Moorleiche.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 3.08.2018 | 11:33
IN DER STERNWARTE

Von ausserhalb sind Trillerpfeifen zu hören. Die Polizei scheint auf dem Weg zu sein.

Blumberg stürzt von draussen in den Gang hinein. Er ist ausser Atem.
"Alle... Besucher... sind... draussen."


Er schaut sich um.
"Wo ist... Krassimir... hin?"

"Er muss... unbedingt... festgesetzt werden. Er... darf nicht... nochmals entkommen."

Dann bleibt sein Blick an Anton hängen.
"Was... Wer ist das? ... Wie? Legen Sie den Mann... hin."

Er schaut sich hektisch um.
"Wir müssen dem jungen Mann helfen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 3.08.2018 | 14:24
Anton
IN DER STERNWARTE


"Helfen? Dem armen Schwachkopf ist nicht mehr zu helfen! … Wer hätte je von einem solchen … Befall … gehört oder wie man ihn heilen könnte?" Obwohl offensichtlich sein sollte, was ich meine, hebe ich müde meinen tauben Arm und mit ihm die mumifizierten Hände des Studenten. "Dafür gibt es keine Medizin. Vielleicht versuchen Sie es mal mit Exorzismus, das wäre erfolgversprechender. Ansonsten können sie ihm nur die Arme abschlagen, bevor sich DAS weiter ausbreitet."

"Andererseits … die Kiste … ich meine Lydias Päckchen aus Port Blair … vielleicht besteht da ein Zusammenhang? Man hat doch schon von abscheulichen Tropenkrankheiten gehört … oder von Giften eingeschleppter Spinnen oder Reptilien", greife ich nach jedem Strohhalm, der sich mir bietet. "Aber selbst wenn es sich um eine Tropenkrankheit handelte, könnte die vermutlich niemand heilen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 3.08.2018 | 15:03
Anton
IN DER STERNWARTE


Blumberg schaut auf das blutige Gesicht des Studenten.

"Hören Sie auf. Hören Sie sofort auf, so etwas zu sagen." Seine Stimme ist energisch, aber gedämpft.

Und wird schneidend, fast militärisch und gut vernehmbar.
"Sie haben kein Recht, SO über diesen jungen Mann zu reden."

Um dann wieder leise zu werden. Fast wie in einem inneren Monolog.
"Er wollte nur helfen... und das ist jetzt sein Lohn?"

Dann schaut er auf die Arme des Mannes. "So etwas hat niemand verdient."

Vorsichtig berührt er einen Arm des Blonden. "Faszinierend. Aber... Wie kann so etwas sein? Es fühlt sich ledrig, holzig an... wie eine Baumwurzel. Was kann so etwas bewirken?"

"Und wir müssen ihn von Ihnen los bekommen."

Er greift Deinen Unterarm mit einer Hand und den Daumen einer verschrumpelten Hand.


Nach einigen Versuchen bekommt er den Daumen gut zu greifen und schliesslich hörst Du ein trockenes Knacken und Dein Arm ist von einer der Mumien-Hände befreit.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 5.08.2018 | 21:00
Anton
IN DER STERNWARTE


Verblüfft über Blumbergs Erfolg und die ihm offenbar innewohnenden Kräfte reibe ich meinen rechten Arm, um den Blutfluss anzuregen. Dabei bleibe ich auf dem Boden sitzen und bedenke den Berufssohn neben mir mit einem abfälligen Blick. Sein Schicksal berührt mich nicht. Rührseligkeit gehörte nie zu meiner Lebenswirklichkeit. Solche Empfindungen anerzogen zu erhalten, setzt gewisse wirtschaftliche Sicherheiten voraus. In den Arbeitersiedlungen spielt das Leben nach anderen Regeln.

"Wollte, hätte, könnte … die Friedhöfe sind voll von Leuten, denen nur jemand helfen wollte!"

Aber ich weiß, wann ich besser den Mund halte.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 11.08.2018 | 13:57
Ludwig
IN DER STERNWARTE


Endlich Stille. Eine warme, klebrige Flüssigkeit läuft an meiner Hand herunter und tropft neben dem reglosen Studenten auf den Boden. Ich kann den Blick nicht abwenden von den roten Tropfen, die den Steinboden sprenkeln. So vertraut und nun doch so fremd. Bisher nur ein unverzichtbarer Sauerstoffträger, eine physiologische Flüssigkeit. Nun aber Schuld, Ekel, Horror.

Noch immer wie betäubt wandert mein Blick über das Schlachtfeld. Der Schupo ist zu Boden gesunken, die Hände im Todeskampf um den Hals gekrallt. Kirill ist nur noch eine vertrocknete Moorleiche. Anton reißt den Studenten in die Höhe und lässt ihn wieder sinken; mein ausdruckloser Blick folgt seinen Bewegungen.

Trillerpfeifen wie aus weiter Ferne. Blumberg stürzt wieder herein. Er spricht mit gedämpfter Stimme, presst die Sätze gehetzt hervor, und langsam fokussiert mein Blick auf ihn, die Welt wird wieder schärfer, die Farben kehren zurück.

"....so etwas sein? Es fühlt sich ledrig, holzig an... wie eine Baumwurzel. Was kann so etwas bewirken?"

Ja, was? Eine Tropenkrankheit, wie wir vermutet hatten? Ein Parasit? Ein Gift? Aber nichts könnte Muskeln und Gewebe so schnell umwandeln und austrocknen, absolut nichts... das ist völlig unmöglich.

Ich zucke zusammen, als der Daumen des Studenten mit einem trockenen Knacken nachgibt. Unwillkürlich huscht mein Blick zu meinen eigenen verschrumpelten Fingern, die wie Fremdkörper von meiner Hand abstehen. Ich zwinge mich, meine Augen von dem Schreckensbild zu lösen.

Keine Zeit dafür, Lutz! Gleich ist die Polizei da... können wir uns rechtfertigen, können wir das hier erklären? Werden wir des Polizistenmordes angeklagt? Oder sollten wir fliehen...

"Krassimir!" entfährt es mir plötzlich. "Wo ist er hin?"

Dunkel erinnere ich mich an eine zuschlagende Tür. Wie lange ist das her? Minuten? Sekunden?

Ich eile zur Tür, durch die dieses Monster von einem Mann verschwunden sein muss, reiße sie auf... keine Spur von ihm.

Ratlos drehe ich mich zu meinen Leidensgenossen um. "Wir sollten..." beginne ich mit rauer, kratziger Stimme. "Wir sollten vielleicht von hier verschwinden. Wir können nichts von alldem plausibel erklären." Zweifelnd blicke ich zu Blumberg hinüber. "Was meinen Sie? Wird man uns glauben?"

Das Trillern der Polizeipfeifen wird lauter.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 13.08.2018 | 11:33
Anton
IN DER STERNWARTE


Die Polizei ist mir nicht fremd. Am besten geht man ihr aus dem Weg. Und wo es unvermeidlich ist: mal lässt sie mit sich reden, mal muss man zusehen, nicht erwischt zu werden. Bisher konnte ich meine Weste sauber halten ... Aber DAS HIER ist etwas ganz anderes ...

"Tun Sie sich keinen Zwang an", antworte ich Dr. Degebach resigniert und achselzuckend. "Aber ich sehe keinen Sinn darin, wegzulaufen. Das hat Krassimir bereits getan und lässt ihn schuldig genug wirken. ... Dazu die anderen 'Moorleichen' der letzten Tage ... Ganz gleich, ob man uns glaubt, was wir hier gesehen haben, uns wird man kaum verdächtigen, für DAS HIER verantwortlich zu sein. Dafür müsste die Polizei selbst erst einmal erklären können, wie wir das hier gemacht haben sollten."

"Und sehen Sie sich doch nur um", setzte ich einen Augenblick später nach und lasse meine kräftige Linke über Blumberg, den Polizisten und die Besucher aus dem Vorraum schweifen. "Was sollte es nutzen, jetzt wegzulaufen?"

"Wenn sich hier jemand Sorgen machen muss, dann wohl allenfalls ich", denke ich bitter. "Die Polizei wird sicher nicht einen Professor, seine Frau oder einen Doktor ... sämtlich unbescholtene Bürger von untadeligem Ruf ... beschuldigen, wenn sie mich als Alternative zur Auswahl haben!" Also setze ich meine Hoffnung auf den flüchtigen Krassimir. Der sollte für die Polizei ein plausibleres Ziel abgeben als ich. Dann fällt mir der Finger in meiner Tasche ein. "Wie soll die Polizei wissen, wann und wo der in meinen Besitz gekommen ist? Verflucht! Selbst dem Fräulein Bischof habe ich den Finger nicht gezeigt ... natürlich nicht ... sonst könnte sie jetzt bestätigen, wann und wie das Leichenteil in meine Tasche gekommen ist." Ich suche hektisch nach einem Ausweg. 'Die Wahrheit sagen' erscheint mir nicht sehr erfolgversprechend, weil Fräulein Bischof hier eher als Zeugin gegen mich fungieren würde. 'Den Finger Kirill unauffällig zustecken' erscheint mir angesichts der vielen Schaulustigen aussichtslos. Es bleibt mir wohl nur, darauf zu vertrauen, dass nicht alle Anwesenden durchsucht werden ... "Warum auch?", versuche ich mich zu beruhigen. "Nur die Ruhe bewahren ... keinen schuldigen Eindruck machen ..." Aber ich weiß nur zu gut, welchen Anschein mein grobschlächtiges Äußeres bei den Menschen erweckt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: trondetreublatt am 14.08.2018 | 19:05
Ludwig
IN DER STERNWARTE


"Sie haben sicherlich recht, Herr..." pflichte ich Anton bei und schweife etwas ab, mein Blick sinkt in mich gekehrt zu Boden. "...weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Ein Fluchtreflex. Die Nerven völlig überspannt...verständliche Reaktion, nur zu verständlich..." Meine Augen bleiben an meiner blutverschmierten Rechten hängen. War ich das wirklich? Habe ich diesen Kerl zusammengeschlagen?

Plötzlich fällt mir ein, dass der junge Mann meine ärztliche Hilfe gebrauchen könnte. Im Gegensatz zu Schupo und Kirill weilt er immerhin noch unter den Lebenden...hoffe ich zumindest.

Mit zwei schnellen Schritten bin ich bei dem jungen Mann und knie neben ihm nieder. Das Herz schlägt, der Brustkorb bewegt sich... dem Himmel sei Dank! Schnell begutachte ich den selbst angerichteten Schaden. Eine Rippenprellung, eine Kopfplatzwunde...nichts wirklich Ernstes. Womöglich hat er aber zumindest noch eine Gehirnerschütterung davongetragen, immerhin ist der Gute ja ohnmächtig geworden von meinen... Zuwendungen. Als ich ihn auf die Seite drehe, damit er nicht an seiner Zunge erstickt, bleiben die holzigen versteiften Arme an mir hängen und reißen an meiner Kleidung. Fast hätte ich es geschafft, das Wissen um diese schrecklichen mumienhaften Arme zu verdrängen und auch jetzt bringe ich es nicht über mich, den Blick darauf zu richten. Stattdessen säubere ich notdürftig die Wunde, wobei meine Hände noch blutiger werden, und schaue zu Blumberg hinüber: "Gibt es hier irgendwo einen Erste-Hilfe-Kasten?" Meine Frage klingt fast lächerlich ob der Zerstörung, die hier gewütet hat. Als ob ein paar Mullbinden so etwas rückgängig machen könnten.

Dennoch bekomme ich ein kurzes Nicken von Blumberg, der selbst ziemlich aufgelöst zu sein scheint. Er verschwindet kurz durch die offene Tür und kommt mit einem kleinen Verbandskasten zurück.

Als ich anfange, den Kopf des Studenten zu verbinden, stocke ich immer wieder in der Bewegung. Erst verstehe ich überhaupt nicht, warum diese tausendfache geübte Bewegung mir plötzlich so schwer fällt, doch dann, bei der nächsten Umrundung, bleiben wieder meine beiden verkümmerten, abstehenden Finger am Ohr des Studenten hängen und kratzen über seine Wange. Das Gefühl, das davon in meiner Hand ankommt, ist ein scheußliches Kratzen wie Fingernägel auf einer Schiefertafel. Der Anblick treibt mir erneut den kalten Schweiß auf die Stirn. Schnell beende ich meine Arbeit und stehe auf. Der Raum hat wieder angefangen sich zu drehen, doch ich will mir nichts anmerken lassen.
Reiß dich zusammen, Lutz! Du bist ein gestandener Mann! Du hast schon Schlimmeres gesehen!

"Lebt er überhaupt noch?" fragt Blumberg unvermittelt. Er steht neben mir, blickt auf den jungen Burschen mit dem Kopfverband hinunter. Das Heben und Senken des Brustkorbs ist in der Tat kaum noch zu sehen.

In diesem Moment ertönen noch einmal die schrillen Trillerpfeifen, schwere Schritte stürmen in den Raum. Die Polizei ist da.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 15.08.2018 | 17:26
IN DER STERNWARTE

Die Hand vor den offenen Mund geschlagen, beobachte ich mit schreckgeweiteten Augen die Szenerie. "Es...es gibt zahlreiche unbekannte Krankheiten.", stammle ich, bemüht, dem ganzen eine Erklärung zu geben. "Es wird sich bestimmt eine Erklärung finden lassen. Immerhin, er ist  am Leben, das ist es, was zählt." Dann wage ich mich ein paar Schritte in den Raum, um Doktor Degenbach bei der Behandlung zu assiszieren. Mein Blick bleibt dabei immer wieder an der Hand hängen, die zu berühren ich jedoch tunlichst vermeide.

Als die Trillerpfeifen zu hören sind, blicke ich auf. Kurz blitzt Angst in meinen Augen auf, dann erkläre ich jedoch mit fester Stimme: "Meine Herren, wir sind doch keine Verbrecher. Eine Flucht kommt gar nicht in Frage." Kurz schweift mein Blick über die Szenerie - mir ist nur zu bewusst, welchen Eindruck die Ordnungshüter bekommen müssen. "Kümmern Sie sich um den jungen Herren, ich werde versuchen, mit der Polizei zu reden. Mir wird man wohl kaum dieses Massaker zutrauen."

Auch wenn meine Beine sich seltsam taub anfühlen und meine Finger leicht zittern, strecke ich den Rücken durch, hebe das Kinn und gehe auf das Geräusch der Trillerpfeifen zu. Als ich die anrückenden Polizisten sehe, rufe ich ihnen schon von einiger Entfernung zu: "Endlich! Endlich, sind Sie da! Wir brauchen einen Krankenwagen! Und Sie müssen sofort ausschwärmen! Bitte! Der Mörder konnte flüchten! Dabei hatten die Männer ihn schon fast überwältigt!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 16.08.2018 | 20:57
IN DER STERNWARTE

Drei Schupos kommen ins Gebäude, während draussen noch immer eine Trillerpfeife zu hören ist.

"PO-li-ZEI!"
                "Zurücktreten. Lassen Sie uns vorbei."

"Machen Sie PLATZ!"

"Oh gütiger Gott." Einer der Polizisten wendet sich ab.
Er fasst einen Kollegen bei der Schulter "Dort liegt Walter."

"Ja. Ich sehe ihn. Geh. Such ein Telefon. Ruf die Ambulanz. Und Verstärkung."

Als der Mann verschwunden ist, wendet sich der Schupo Euch zu. "Was ist hier los?"

"Los. Aufstehen. Gehen Sie von dem Mann weg." wendet sich der andere Polizist an Euch, während Ihr den Blonden versorgt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 17.08.2018 | 11:49
Anton
IN DER STERNWARTE


Gefolgsam komme ich der Anweisung der Polizei nach. Nur zu gerne trete auch ich vom Tatort zurück, indem ich mich unter die gaffenden Besucher mische. Ich schiebe mich bis an die Seite von Kassandra Bischof und lächele sie an. Dann beuge ich mich zu Fritzchen herab und widme meine Aufmerksamkeit dem Hund, der mein Streicheln mit wedelndem Schwanz erwidert. Auf diese Weise steche ich nicht mehr durch meine Größe aus der Menge heraus. Ich tuschele mit Kassandra und verhalte mich, als sei ich immer an ihrer Seite gewesen.

"Weder laufe ich davon, noch dränge ich mich auf. Mit ein wenig Glück beachtet mich die Polizei nicht weiter."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 17.08.2018 | 18:19
IN DER STERNWARTE

"Bleiben Sie bitte hier, bis wir Ihre Namen und Adressen aufgenommen haben. Wir brauchen auch noch ihre Zeugenaussagen zu den Vorkommnissen." Der Polizist ist freundlich, aber bestimmt.

"Wo ist der Chef der Sternwarte."

Dann lauter. "WEISS JEMAND WO SICH DER CHEF DER STERNWARTE AUFHÄLT?"

Blumberg geht zu dem Polizisten und beide unterhalten sich kurz.

Dann verschwindet der Polizist in einem Büro, das ihm Blumberg anscheinend zugewiesen hat und alle Besucher werden in der Folge ins Büro gebeten, um ihre Zeugenaussage zu Protokoll zu geben.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Katharina am 20.08.2018 | 23:27
IN DER STERNWARTE

Ich stolpere, als mich der Polizist zur Seite drängt um zum Tatort zu kommen. Einen Augenblick bin ich perplex, dann fasse ich ihm von hinten auf die Schulter, nur um einen Augenblick später meine Hand zurückzuziehen. "Bitte, so hören Sie doch! Der Mörder ist auf der Flucht! Es ist der Russe, der in der Zeitung war. Er kann noch nicht weit sein! Sie erkennen ihn sofort an seinem Auge - aber weichen Sie bloß seinem Blick aus!" Ich blicke den Polizisten an, verzweifelt, da Krassimir wohl mit jeder verlorenen Sekunde mehr Abstand gewinnt. Erst als der Schupo mir zusagt, zwei Männer auszuschicken, werde ich ein wenig ruhiger, wenngleich ich kaum Hoffnung hege, dass die beiden jungen Polizisten den Russen auffinden und festsetzen können.

Als ich zur Aussage in das Büro gebeten werde, ordne ich zuvor kurz meine Haare und streiche mein Gewand glatt. Mit durchgestrecktem Rücken betrete ich dann das Büro, nehme auf dem Sessel Platz und blicke den Polizisten an. "Agathe Lohenstein, 41 Jahre alt, wohnhaft am Kaiserdamm 118, Bezirk Wilmersdorf.", gebe ich mechanisch meine Daten zu Protokoll. "Ich wurde Zeugin dieses schrecklichen Ereignisses und ich bevor ich hierzu nähere Aussagen mache, möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass der Täter kurz vor Ihrem Eintreffen geflohen ist und daher noch nicht weit sein kann." Kurz halte ich inne, das ruhige, druckreife Sprechen strengt an, wenngleich die Konzentration auf meine Worte mir wenigstens hilft, die furchtbaren Bilder der letzten Stunde aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

"Bitte, Frau Lohenstein!", erklärt mein Gegenüber mit ungeduldiger Stimme, "Lassen Sie uns unsere Arbeit machen und erzählen Sie uns einfach von Anfang an, was passiert ist."

"Mein Mann und ich haben Herrn Doktor Blumberg gestern auf der Beerdigung eines gemeinsamen Bekannten kennen gelernt", beginne ich schließlich meinen Bericht, "Wir haben uns eine Weile unterhalten und es stellte sich heraus, dass Herr Blumberg und ich eine gemeinsame Leidenschaft teilen: de Liebe zur Astronomie. Doktor Blumberg hat Hans - ich meine Herrn Professor Hans Hermann Lohenstein - und mich daraufhin eingeladen, diese Sternwarte, die sich in seinem Besitz befindet, zu besichtigten." Kurz halte ich inne, damit der Polizist alles notieren kann, dann fahre ich fort: "Wir kamen also heute morgen hierher und Doktor Blumberg bot uns eine sehr interessante Führung. Zum Abschluss führte er uns noch in sein Büro, also diesen Raum hier." Kurz lasse ich meinen Blick über die Umgebung schweifen und schlucke, als mir bewusst wird, dass hier alles seinen Ausgang nahm. "Plötzlich fiel die Türe zu und wir waren eingesperrt. Und da bemerkte ich erst diesen Russen, der mir uns im Raum stand. Es war dieser Wahnsinnige, der laut Zeitung aus einer Irrenanstalt geflohen war - groß, kräftig und er redete wirres Zeug. Er wollte uns nicht gehen lassen und ich hatte den Eindruck, dass wir alle sterben müssen. Doch dann, plötzlich, hat Herr Hempel, unser Fahrer, von Außen die Türe aufgebrochen. Ich konnte dadurch fliehen und versuchte Verstärkung zu holen. Es ist daher wohl meine Schuld, den jungen Studenten, der am Boden lag, und den Schupo in diese Sache hingezogen zu haben. Ich dachte, gemeinsam würde es uns schon gelingen, den Russen zu überwältigen. Doch als ich zurückkehrte, war bereits ein wildes Gerangel entbrannt, an dessen Ende der Russe fliehen konnte."

Ich halte kurz inne, blicke meinem Gegenüber direkt in die Augen: "Bitte, Herr Kommissar, Sie müssen diesen Russen fassen! Ich werde sonst niemehr ruhig schlafen können!"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 21.08.2018 | 11:42
IN DER STERNWARTE

Als Agathe Lohenstein das provisorische Büro verlässt, in dem die Polizei Quartier genommen hat, ruft der Polizist meinen Namen in den Flur. Einen Augenblick bin ich unentschlossen, doch dann stößt Kassandras Ellenbogen in meine Rippen. "Sie sind an der Reihe", raunt die junge Frau und ich meine eine Spur von Anerkennung in der Stimme wahrzunehmen. "Vermutlich ist es nur die Sensationslust, aber schaden tut es jedenfalls nicht."

"Sie entschuldigen mich, Fräulein Bischof." Ich streiche noch einmal über Fritzchens Kopf. Dann schreite ich durch die Gasse, die die schaulustigen Besucher für mich bilden, in Richtung Büro. Obwohl ich nichts Unrechtes getan habe ... diesmal ... ist mir ein wenig flau im Magen. Als sich die Eichentür hinter mir schließt, scheint mir dies kein gutes Omen.

"Nun, Herr ...," ich zögere verunsichert in Ermangelung eines Namens, "... Kommissar, was möchten Sie von mir wissen?" Automatisch nehme ich das schlichte Gemüt an, das die Menschen meist mit meinem Äußeren verbinden und nehme mir vor, viel zu erzählen, ohne viel zu sagen. Das war in der Vergangenheit schon öfters eine gute Strategie.

Der Polizist fragt nach meinem Namen und meiner Anschrift, was ich pflichtschuldig beantworte: "Anton Hempel, wenn's beliebt, geboren 19.02.1888 hier im schönen Berlin. Ich arbeite für die Eheleute Professor Lohenstein. Ich bin der Chauffeur! Ich wohne in der Villa der Lohensteins, Kaiserdamm 118. Hab' da 'ne Kammer unter'm Dach. ... Gestern gab's da 'nen Verkehrsunfall! Man, das war vielleicht 'n Rumms! ..." Der Polizist sieht von seinem Notizblock auf, räuspert sich und murmelt ein paar Worte. "Ja, Sie haben recht, das tut hier nichts zur Sache. Natürlich ..."

Ich schütze vor, aus dem Konzept gebracht worden zu sein, und komme ich ins Stocken. Als ich bemerke, wie ich nervös meine Mütze in den Händen drehe, hänge ich diese lieber über die Armlehne meines Stuhls und rutsche dabei unbequem auf der Sitzfläche. Der Beamte muss mir die Informationen aus der Nase ziehen.

"Ich weiß garnich' viel zu sagen. ... Wirklich nich'!"

"Ich hab' die Lohensteins heute Morgen zur Sternwarte gefahren. Der Professor hat gesagt, es werde eine Weile dauern. Also bin ich derweil innen Park. ... Hatte mir 'ne Stulle mitjenommen. ... Da habe ich 'nen Hund aus dem Schilf gezogen. Ich mag Hunde, wissen'Se? Der gehörte zum Fräulein Bischof!" Ich lächele kurz verschwörerisch. "Also er gehörte genaugenommen nicht ihr ... sie hat ihn nur für ihre Herrschaft ausgeführt ... im Park ... bei dem herrlichen Wetter ..."

Der Polizist hebt kritisch eine Augenbraue.

"Ja, richtig! ... Ich wollte dann sicher gehen, dass der Professor und die gnä' Frau nich' auf mich warten. Darum bin ich dann zurück zur Sternwarte. ... Das lag für's Fräulein Bischof sowieso auf'm Weg ... ein nettes Mädchen."

Ich lächle erneut. Der Polizist seufzt vernehmbar. Ich blicke schuldbewusst zu Boden.

"Naja, das Fräulein Bischof meinte, wir sollten doch ruhig mal reingehen in die Sternwarte. Sie war wohl schon öfters hier ... als Besucher. Also bin ich mit rein. Ich konnte genausogut drinnen auf die Lohensteins warten."

"Wir haben dann die Besuchergruppe gesehen und wollten uns anschließen. Die standen vor der verschlossenen Tür. ... Ja, die Tür vom Flur meine ich ... die ich aufgebrochen habe ... Aber ich musste das tun! Was hätte ich sonst tun sollen? ... Durch die Tür hab' ich wen russisch sprechen hören. Ich habe auch von diesem verrückten Russen in der Zeitung gelesen und der hat ja wohl mal hier gearbeitet ... und dann noch der tote Wachmann der Sternwarte im Park. ... Ich hab' also mal an der Tür gerüttelt. Die gnä' Frau hat durch die Tür um Hilfe gerufen. ... Und das hörte sich ... nun, sie wissen schon ... wirklich ernst an. ... Ich hatte ein ungutes Gefühl.  ... Na, da musste ich doch was unternehmen! Was hätten Sie denn da gemacht? ... Das mit der kaputten Tür tut mir wirklich leid! Vielleicht kann ich das richten? ... Erst habe ich noch gefragt, ob man irgendwie anders in den Raum dahinter kommt, aber niemand konnte mir helfen. ..."

"... Also ich durch die Tür und da standen se alle: Die gnä' Frau sucht Schutz hinterm Professor. Der Blumberg redet auf den Russen ein, versucht ihn zu beruhigen. Der Doktor ist auch da ... wie heißt der noch? Ich habe ihn auf der Beerdigung vom Professor von Eisenstein gesehen. ... Naja, se alle standen da rum und hatten Angst. ... Der kleine Kerl mit Brille ... der Tote ... stand direkt hinter der Tür. ... Ich denke, der muss die abgeschlossen haben, oder? ... Jedenfalls ist der hingefallen, als ich reinkam. ... Und er hat auf russisch mit dem Irren geredet. ... Dann ging alles ganz schnell: Der Doktor hat sich auf den Irren geworfen. Der Irre hat ... nun, wie soll ich's beschreiben ... der hat wild um sich geblickt!"

Kurz reiße ich die Augen weit auf und verzerre mein Gesicht, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dann runzle ich nachdenklich die Stirn.

"... Da war so ein ... wahnsinniges Leuchten in seinen Augen, ... nachdem er seine Augenbinde ausgezogen hatte. ... Das war ... schon ... beängstigend. ..."

Ich schüttle langsam den Kopf, als könnte ich damit die Erinnerung verscheuchen.

"Die gnä' Frau is' rausgerannt. Das war das beste, was sie tun konnte! ... Hat den Kopf bewahrt und die Polizei gerufen, denke ich. ... Der Doktor schreit und hält seine Hand. Der Wahnsinnige faselt wieder irgendwas ... auf Russisch vermute ich. ... Also werfe ich mich auf den Irren. ... Sie können mir glauben, ich hatte ihn am Boden! Der konnte sich nicht mehr rühren. ... Alles schien damit in Ordnung ... bis dieser junge Blondschopf sich einmischte und mich wie von der Tarantel gestochen von dem irren Russen runterstößt!!!"

Ich reibe mir demonstrativ die Rippen.

"... Der Blonde konnte sich garnicht beruhigen! Wie ein Verrückter ging der auf mich los, der Dummkopf! ... Entschuldigung, wenn ich das so deutlich sage. Ich wees ja, über Tote soll man nich' schlecht reden und so ... Ich meine, ich will den Teufeln nich' an die Wand malen, aber um den Jungen steht es doch ziemlich schlimm, nicht wahr? ... Jedenfalls stimmt es nun mal: Der Kleene hat alles verdorben! ... Er hielt mich für den Verrückten und den Russen für den Professor. Können Se sich det vorstellen?!? ... Also: Ich ringe mit der Knalltüte ... hmm, dem Studiosus ..., da schreit eine Frau und die Arme des Blonden werden plötzlich so komisch ... so trocken ... genau, wie sie's in den Zeitungen beschrieben haben ... und sein Griff wird unglaublich stark ... viel stärker als man's dem Hänfling zutrauen würde! ... Und der irre Mörder nimmt natürlich Reißaus!"

"... Dabei hätte ich die Belohnung gut brauchen können! Kann ja nicht viel an die Seite legen als Fahrer, wissen Se?", setze ich nach einem kurzen Moment nach, als sei ich aus der Erinnerung erwacht. "Jetzt ist das Geld futsch, wegen dem Studierten." Ich blicke traurig auf die Hände in meinem Schoß.

"Mehr weiß ich auch nich' ... auf's Gewissen! ... Ich wollt' nur helfen ... der gnä' Dame ... und dem Professor natürlich. ... Weil, das ist doch meine Pflicht, nich'wahr?"

Um Zustimmung heischend blicke ich den Polizisten fragend an. "Los, lass mich gehen!" Dabei hoffe ich, dass der Kriminale mir den arglosen Dummkopf abgekauft hat und mir keine weitere Beachtung mehr schenkt.
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 26.08.2018 | 21:03
IN DER STERNWARTE

"Also, Herr..." Der Polizist kratzt sich mit dem Bleistift am Kopf und schaut auf seinen Block. "Hempel."
Dann steckt er sich den Stift hinters Ohr und beugt sich leicht vor. "Die Polizei dankt Ihnen für Ihre Mithilfe. Ich begleite Sie heraus."
Der Polizist bringt Dich zur Tür und holt den nächsten Zeugen ins Büro.

Es ist später Nachmittag, als Ihr alle die Sternwarte verlassen könnt.

Blumberg entschuldigt sich wiederholt für die Unannehmlichkeiten und wünscht Euch ein erholsames Wochenende. "Es tut mir leid. Hoffentlich kann ich diesen Tag wieder gutmachen."

"Kommen Sie gut nach Hause. Ich werde die Belohnung auf die Ergreifung von Krassimir erhöhen, damit dieser Spuk endlich endet."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 27.08.2018 | 09:47
Anton
IN DER STERNWARTE


Ich horche auf, als Blumberg erklärt, die Belohnung für die Ergreifung von Krassimir sei von ihm ausgesetzt worden. "Dann wurde Krassimir also nicht in der Sternwarte verborgen, sondern Blumberg ... und vielleicht auch Kirill ... haben sich mit ihm überworfen? War der Tod des Wachmanns das Ergebnis eines ersten Übergriffs Krassimirs auf die Sternwarte? ... Oder hat die ausgesetzte Belohnung lediglich eine Alibifunktion? ... Vielleicht gibt ein Besuch in der Königsallee 133a weitere Aufschlüsse?"

Mein Magen knurrt, als ich mich von Fräulein Bischof verabschiede. "Ich hoffe, sie bekommen keine Unannehmlichkeiten wegen der Verspätung! ... Vielleicht sehe ich Sie und Fritzchen ja einmal wieder ... im Park?"
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Der Läuterer am 27.08.2018 | 09:52
Anton
IN DER STERNWARTE


Kassandra dreht sich leicht weg von Dir. "Vielleicht. Wer weiss. ... Auf Wiedersehen."
Titel: Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
Beitrag von: Joran am 27.08.2018 | 10:25
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