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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Lesen => Thema gestartet von: Huhn am 1.01.2018 | 16:16

Titel: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 1.01.2018 | 16:16
Hallo an alle Lesewütigen!

Wie in den letzten beiden Jahren auch, möchte ich gerne eine Reading-Challenge starten. Da sich jedoch gezeigt hat, dass mit der Challenge, die ich sonst einfach vorgegeben habe, viele nicht so viel anfangen konnten, dachte ich, wie ändern dieses Jahr die Regeln.

Diesmal sucht ihr euch eure persönliche Challenge selbst aus und postet sie hier in den Thread. Dabei könnt ihr euch an vorhandenen Challenges aus dem Netz bedienen (etwa die Popsugar-Challenge (https://www.popsugar.com/entertainment/Reading-Challenge-2018-44138581), die wir in den letzten Jahren genutzt haben (auch in deutscher Übersetzung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105039.msg134572343.html#msg134572343) von Greifenklaue)) oder auch eine eigene ausdenken (z. B. "Ich möchte 10 neue Genre entdecken und daraus je zwei Bücher lesen."). Ich sammle im Startpost alle Teilnehmenden und ihre jeweiligen Challenges. Wenn ihr mir sagt, ob ihr eure Challenge auch auf einer privaten Website, auf Goodreads, Facebook oder sonstwo verfolgt, kann ich auch gern auf eure Seite verlinken.

Wie letztes Jahr auch, würde ich mich freuen, wenn ihr im Verlauf des Jahres nicht nur Listen postet, welche Bücher ihr gelesen habt, sondern auch ein oder zwei Worte zu diesen Büchern verliert. Ihr könnten zum Beispiel erzählen, warum ihr das Buch gelesen habt, wie es euch gefallen hat oder wem ihr es empfehlen würdet.

So weit also von mir! Ich wünsche allen ein freudiges Lesejahr 2018!

Wer macht mit?

Menthir - POPSUGAR-Challenge - 27/40

Infernal Teddy - 100 Bücher - 125/100

Tante Petunia - ? - 1/?

Huhn - verschiedene Challenges/40 Bücher (aktuell: Clean the shelves 1/5) - 23/40

Greifenklaue - POPSUGAR-Challenge - 0/40

Lyris - 80 Bücher aus 40 Kategorien, SuB abbauen, Reihen beenden - (192/79?)/(80/40), 16 Reihen abgeschlossen

Liv - 39 Kategorien + 3 aufgestockt auf 7 "Extra" - 64 Bücher; 39 + 6 (39+ 3 7) Kategorien (gezählt von März bis Oktober, insgesamt wohl ~100 Bücher)

Weltengeist - ab 1. September jeden Tag 20+ Seiten (rechnerisch ca. 8 Bücher) - 12/8

Timberwere - 30-40


(aktuell bis Antwort #95 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105098.msg134701480.html#msg134701480))
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 1.01.2018 | 21:53
Danke für die Eröffnung!

Nachdem ich mich letztes Jahr noch nicht rangetraut habe, aber immerhin etwa 11.000 Seiten gelesen habe, traue ich mich dieses Jahr hinter dem Vorhang hervor.

Ich habe einen Freund zu der POPSUGAR-Challenge herausgefordert und werde mich dieses Jahr an dieser versuchen. Mal sehen, wie weit es mich trägt. :)

Ich werde - wie gewünscht - Rückmeldung zu meinen Büchern geben. Ich habe heute schon mit den ersten beiden Büchern angefangen. Einem Pratchett & Baxter-Roman (Die lange Erde) und einer autobiographsichen Sozial"studie" (Hillbilly Elegy von J.D. Vance). Ich schreibe dann zu gegebener Zeit mehr dazu, wenn die ersten beiden Bücher abgearbeitet sind. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Infernal Teddy am 1.01.2018 | 22:03
Ich werde denke ich einfach mich seriell durch unsere gemeinsame Sammlung durch"fräsen". Ziel: 100 Bücher.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Tante Petunia am 1.01.2018 | 22:12
Ich habe dieses Jahr für mich auch wieder eine Reading Challenge gestartet.

Mein erstes Buch, welches ich dieses Jahr beendet habe ist:
"Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom" von Tony Attwood. Das Lesen dieses Buches hat mir geholfen meinen Sohn besser zu verstehen und mein Handeln als Vater zu verändern.

Zur Zeit lese ich von Terry Pratchett "Raising Steam" - a Discworld Novel. Ich liebe die Scheibenweltromane. Dieser hat es gleich mit den ersten Seiten wieder geschafft mich in seinen Bann zu schlagen und in die Scheibenwelt zu entführen.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 2.01.2018 | 17:25
Ich bin ja letztes Jahr auf des Teddys Ratschlag hin zu Goodreads gewandert und hab mich dort einer Challenge-Gruppe angeschlossen. Hab mir jetzt mal ganz allgemein vorgenommen, 40 Bücher zu lesen. Und um mich anzuspornen, werd ich wohl immer mal kleinere Challenges einbauen. Aktuell steht die Challenge zuerst fünf Bücher zu lesen, die halb gelesen seit Monaten bis Jahren hier rumliegen (nennt sich "Clean your shelves"). Vorher lese ich noch das angefangene Buch fertig, das ich kurz vor Silvester noch gestartet habe.
Wenn ich mit den Büchern durch bin, schau ich mal weiter. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Greifenklaue am 2.01.2018 | 18:34
Ich werd mich wieder an der PopsugarChallenge mit 40 versuchen.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 4.01.2018 | 09:12
Für alle die die Popsugar-Challenge nutzen wollen hier schon mal ein Tipp zur Kategorie "Ein Buch über oder mit Sport":

Katja Brandis: Freestyler
Die Diskussion um behinderte Sportler, die an "normalen" Wettkämpfen teilnehmen wollen und der medizinische Fortschritt haben im Jahr 2030 in zwei neuen Kategorien geendet: Freestyler Klasse X und M. Bei X dürfen behinderte wie nicht-behinderte Athleten teilnehmen. M steht für "modifiziert", hier -und auch nur hier- starten Sportler mit medizinischen Verbesserungen, wie künstlichen Muskeln, Sehnen, Gelenken u. ä. Diese beiden Kategorien spiegeln auch die beiden Haupthemen des Buches wieder: Behinderte (Sportler) und die Frage wie weit kann/darf/geht ein Mensch für Erfolg und welche Folgen kann das haben.
Es handelt sich um ein Jugendbuch, sprachliche Höhen und hochkomplizierte Handlungsstränge sind daher erwartungsgemäß nicht vorhanden, aber durch die Themen interessant zu lesen. Wirkt auch durchaus realistisch, wenn ich auch einige Dinge die vorkommen noch nicht im Jahr 2030 bis 2032 erwarten würde, sondern eher ein paar Jahrzehnte später, aber das ist verkraftbar.

Für mich habe ich die Popsugar- und Drachenlese-Challenge (siehe Ideensuche) zusammengeworfen, alle Kategorien die mehr oder weniger gleich sind, die bereits schon einmal in den letzten Challenges vorkamen oder nicht wirklich passen (wie "aus dem Jahr deines Highschool-Abschlusses") entfernt und komme somit auf eine Liste von 80 Kategorien. Das nehme ich als Zahl der Bücher, die ich dieses Jahr mindestens lesen will. Die Kategorien habe ich in Untergruppen unterteilt wie "auf den Autor bezogen", "auf den Titel/Cover bezogen", "Genere" etc. und möchte aus jeder Untergruppe mindestens die Hälfte der Kategorien erfüllen.
Außerdem will ich zuerst meinen SuB abarbeiten, die begonnen Reihen fortführen bzw. abschließen (soweit ich sie nicht komplett aufgebe) und erst dann etwas völlig neues beginnen. Da ich aber nicht die einzige bin, die Bücher auf meinem SuB ablegt, werde ich Bücher meines Mannes und meiner Kinder nicht als "neu" zählen bzw. diese ggf. auch ungelesen wieder entfernen.

Kurz zusammengefasst für den Eingangspost ;): 80 Bücher aus 40 Kategorien, SuB abbauen, Reihen beenden

Beinah vergessen: Bisher mit 2 Büchern 2 Kategorien erledigt
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 4.01.2018 | 22:53
Buch 1 von 40 ist ausgelesen!  :)

Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 7: Der Gejagte (https://images.booklooker.de/s/00rbC4/Wolfgang-Hohlbein+Der-Gejagte-Die-Chronik-der-Unsterblichen-Band-7.jpg)
(Challenge: Clean the shelves)

Ich arbeite gerade im Sinne meiner ersten Challenge den Stapel angefangener/rumliegender Bücher ab und hab mit dem aktuellsten angefangen (das liegt erst seit Dezember).

Andrej und Abu Dun leben auf Malta. Während Andrej sich dem Templerorden angeschlossen hat, hat Abu Dun in einer Witwe und ihrem Sohn eine Familie gefunden. Allerdings bedroht neben der heranrückenden Übermacht des türkischen Heeres auch ein geheimnisvoller Dämon, der es auf den Brudermörder Andrej abgesehen zu haben scheint, das fragile Glück.

Das bislang spannendste Buch der Reihe. Der Wechsel der Szenerie ist gefühlt ein ziemlicher Bruch zum Vorband und das in vielerlei Hinsicht: Band 6 endete irgendwo in Ostmitteleuropa und mit der Andeutung, dass ihre Freundschaft Abu Dun weit mehr bedeute als Andrej - jetzt also plötzlich Malta und Abu Duns Familienglück. Nichtsdestotrotz gewinnt das Buch nach dem abrupten Einstieg und der Eingewöhnung an das ungewohnte Umfeld zunehmend an Substanz und die Klimax am Ende ist die bislang beste der Reihe. Ich freu mich schon auf den nächsten Band... meine mich vage zu erinnern, dass sie da irgendwo in Abu Duns Heimat unterwegs sind... langsam müsste ich auch mal da ankommen, wo ich vor Jahren mal aufgehört habe, die Reihe zu lesen...
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 6.01.2018 | 17:27
Ich habe ebenfalls mein erstes Buch gelesen. Wir peilen auch in unserer Popsugar-Challenge nur die Buchmenge aus der Standardchallenge an, allerdings dürfen dort Vorschläge getauscht werden mit Challenges aus dem Advanced-Bereich.

J.D. Vance - Hillbilly Elegy - A Memoir of a Family and Culture in Crisis (https://en.wikipedia.org/wiki/Hillbilly_Elegy)
(Aus der POPSUGAR-Challenge, eine der advanced challenges: A book about a problem facing society today)

Das Buch ist dafür gelobt wurden, dass es eine Erklärung liefere, warum Menschen mit den entsprechenden Hintergründen Menschen wie Trump wählen würden oder für den Brexit stimmen würden.
Diese Meinung teile ich nach der Lektüre nicht.

Allerdings ist dieses Buch dennoch ein tiefer Einblick in die Seele jener, die im Gebiet der Appalachen aufgewachsen sind und durch die wiederholten ökonomische Krisen innerhalb der USA migrieren mussten und kulturell aufgelaufen oder überholt wurden.

Gleichwohl kann dieses Werk kaum als allgemein gültig durchgehen, da es eher die Geschichte einer Person und einer Familie erzählt. Dennoch geht die Erzählung freilich in die Richtung, dass man gerne glauben mag, dass Vances eigenen Erfahrungen von vielen im Rostgürtel (in diesem Fall, der weißen Bevölkerung: der Autor bezeichnet sich selbst als Hillbilly) geteilt sind.

Es ist ein lebendiges Buch. Es wirkt ehrlich und für den jungen Autoren auch heilsam, trotz seines eigenen Erfolges darüber zu erzählen. Insofern bereut man die 264 Seiten nicht.

Ich habe es gelesen, um quasi eine innere Perspektive auf die Sache zu bekommen, die im Großen von George Packer in seinem überragenden Buch "The Unwinding (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Unwinding)" erzählt wurde.

Wenn ich eine Bewertung im Bereich von 1-10 machen sollte, würde ich dem Buch 7,5 von 10 Punkten geben.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 7.01.2018 | 14:09
Das Wochenende voll ausgenutzt und das zweite Buch beendet.

Terry Pratchett & Stephen Baxter - Die lange Erde (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Lange_Erde)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book by two authors)

Der Auftakt zu der Reihe um die Lange Erde ist mir in einem Famila-Krabbelkorb für 3€ in die Hände gefallen, und nachdem ich im Vorfeld durch mir bekannte Scheibenweltfanatiker Schlechtes über das Buch gehört habe, dachte ich mir, dass ich für 3€ wenig falsch machen kann.

Und ich muss sagen, dass die Kritik der Scheibenweltfanatiker wohl daher rührt, dass es eben nicht die Scheibenwelt ist.

Der erste Band der langen Erde ist sehr leichte Lektüre, die durchaus einen gewissen Sense of Wonder innerhalb der Erde vermitteln mag. Grundlage der Überlegung ist Baxters Beschäftigung mit Quantenmechanik, sodass es zu einer Art Sci-Fi-Roman wird, der jedoch anders gefärbt und sehr leserfreundlich ist und auf die wissenschaftlichen Hintergründe nur sehr grobe Verweise gibt.

So reisen die Helden des Buches in einem Luftschiff, welches Mark Twain heißt. Und der Verweis des Buches, dass es ein Reiseroman im Sinne von Mark Twains Roughing It (https://en.wikipedia.org/wiki/Roughing_It) ist, kommt selbst im Laufe der Geschichte. Wer also schon eine tiefe Beschäftigung mit den durch die vielen, bereisbaren Abarten der Erde entstehenden Problemen erwartet, wird enttäuscht werden. Die Andeutung kommt, dass dies in späteren Teilen passieren wird.
Das Buch selbst ist also alternative Reiseliteratur, in der die Postkutsche durch ein High-Tech/Low-Tech-Luftschiff ersetzt wurde, und wer sich an lockere Beschreibungen halten mag und unverkrampft mit dem Titelhelden Joshua auf Reise gehen mag, der wird einiges auf der langen Erde entdecken und daran auch seinen Spaß finden.
Die Sprache ist sehr eingängig, aber auch oberflächlich. Die Szenen gehen allesamt nicht sehr in die Tiefe, sodass das Werk eher eine gut beschriebene Dia-Show ist. Was ich aber insgesamt als angenehm empfunden habe.

Wermutstropfen sind für allerdings etwas die Helden, die allesamt etwas zu schnippisch-allwissend sind. Von der selbst-lernenden KI Lobsang, zum eigentlichen Helden Joshua, bis zu der spät auftauchenden Ergänzung Sally. Da sich alle drei Helden insofern etwas zu sehr ähneln, auch wenn sie sich in Details unterscheiden, üben die Protagonisten auf mich keinerlei Reiz auf und stehen so hinter ihren Entdeckungen zurück.

Dafür kommt als Verweis auf Schrödinger natürlich eine Katze vor.  ;)

Ingesamt ist es aber eine lockere, flockige Lektüre von etwa 480 Seiten, die sich problemlos lesen lässt und auch nicht langweilig ist. Ein großes Buch ist es allerdings auch nicht.

6 von 10 Punkten. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 8.01.2018 | 09:52
Das war ein aktives Wochenende: Buch #3 für dieses Jahr erledigt. Ich habe einen Seitenleseschnitt von über 100 Seiten pro Tag dieses Jahr. Neidisch blicke darauf, dass es so gut losging, mich aber jetzt die Verpflichtungen wieder einholen und ich am Ende mich wieder bei um die 30 Seiten einpendeln werde.  :'( ;D

Ona Radtke - Wir sind auf einem großen Klärungskurs - Überbevölkerung als globales Menschheitsproblem (https://books.google.de/books?id=9AKC-J-l0NQC&printsec=frontcover&dq=Ona+Radtke&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjxhbmZ-sfYAhXJLFAKHRiHC20Q6AEIKDAA#v=onepage&q&f=false)

(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book by a local author)

Streng genommen ist der Lokalautor halb getrickst, denn Ona war mehr ein Weltbürger denn eine Landpomeranze, wie ich es bin. Was es für mich qualifiziert: er ist der Bruder meiner Nachbarin, die zusammen mit ihrer Mutter dieses Buch und den Nachlass von Ona bearbeitet und herausgegeben hat.

Das 168 Seiten umfassende Buch selbst gibt Anregung zu einer sozialökologischen Selbstverpflichtung des Menschen, seine Fortpflanzungsrate zu begrenzen. Er argumentiert stark anhand der Argumentationslinien von Jared Diamond, allerdings baut seine Betrachtung auch auf dem Werk von Elias und einer grundlegend altlinks gerichteten Selbsterziehung der Jungstudentenschaft der Spät-60er und Früh-70er.

Garniert ist es durch die philosophische Suche eines Weltreisenden, ein Potpourri aus Wissenschaft, Empfindung, Philosophie und eigenen Reiseerfahrungen und Lebenserfahrungen in Dritte-Welt-Länder.

Das Ganze ist fragmentarisch, doch auch anregend zu lesen, weil er sich nicht in unrealistisch-utopischen Gedanken ergeht, sondern eben durchaus realistisch in seiner Betrachtung bleibt, wenngleich der Autor schon das Wünschenswerte herauskehrt. In erster Linie wünscht er sich, eine Beschäftigung mit seinem Thema der Überbevölkerung, allerdings ist er nicht streng missionarisch oder fordert unmenschliche Konsequenzen. Seine Wünsche verbinden sich nicht mit Weltfremdheit, ganz im Gegenteil.

Ich teile einen Teil seiner Weltanschauungen nicht, u.a. ist er Anhänger der orgonomischen Lehre (https://de.wikipedia.org/wiki/Orgon) Wilhelm Reichs, aber dennoch bleibt der grundlegende Gedankengang zumindest anregend, teils provozierend und wirkt aus der Erfahrung eines Mannes geboren, in dessen Lebzeit die Bevölkerung in vielen Dritte-Welt-Ländern explodierte und der sich aus eigener Anschauung (er war bspw. an Schulgründungen in Guatemala beteiligt) mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Konsequenzen in diesen Gebieten beschäftigte und sich zu seiner Schrift genötigt fühlte.

Diese blieb, wie beschrieben, fragmentarisch, denn er konnte sie nicht gänzlich vollenden, weil er vorher verstorben ist. Seine Familie hat sein Werk beendet und veröffentlicht; eine ganz eigene Leistung.

Das Besondere für mich an diesem Buch ist für mich die private Leistung des Mannes, der sich dieses Werk abseits von wissenschaftlicher Lehre zugetraut hat und diese Thesen und seine Überlegungen aber auch durchaus vor diesem Podium vertreten hat. So ist ein Nachwort von Prof. Wolfgang Lucht (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Lucht) beigefügt. Dieses Werk ist durch methodische Überlegungen und eigener Anschauung entstanden und ist gleichzeitig auf sympathische Weise mit persönlichen, aber letztlich fast immer unaufdringlichen persönlichen Erfahrungen garniert.
Was es auch möglich macht, eine lektüre-artige Beziehung zu dem Autoren aufzubauen und dieses Werk nicht zu trockener Zahlenschubserei verkommen lässt.

So bleibt das privat verlegte Werk für mich lesbar und brauchbar, anregend, völlig ab davon, ob man die einzelnen Schlüsse teilt oder nicht. Ich kann die Lektüre empfehlen.

8 von 10 Punkten. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 14.01.2018 | 14:33
Das (Buch #4 2018) war eine taffe Nuss. Ich habe am 8. Januar angefangen und mich bis heute damit beschäftigt. Zwischenzeitlich so frustriert, dass ich mich selbst disziplinieren musste, um das Werk zu beenden und mir verordnete, mindestens 50 Seiten am Tag zu lesen, um die 576 Seiten irgendwann erlesen zu haben. Gemeint ist das Werk:

Richard David Precht - Erkenne die Welt - Eine Geschichte der Philosophie - Band 1 (https://www.amazon.de/Erkenne-die-Welt-Geschichte-Philosophie/dp/3442312620)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book you borrowed or that was given to you as a gift)

Ich habe das Buch zu meinem 30. Geburtstag bekommen, unter anderem nach einer Diskussion, warum sich eigentlich keiner in der Neuzeit so wirklich mit dem schwierigen Unterfangen einer Philosophiegeschichte widmet, in dem Versuch, sie auch einem interessierten Laienpublikum oder gar der breiten Öffentlichkeit zu öffnen.

Auftritt Richard David Precht.

Man kann von dem Mann halten, was man möchte. Es ist definitiv hoch anzurechnen, dass er genau diesen Versuch unternimmt und sich durch die schwierige Aufgabe in mehreren Bänden kämpfen möchte. Während letztes Jahr Band 2 erschien, habe ich also jetzt erst mit Band 1 begonnen.

Warum aber war die Erfahrung für mich frustierend?

Precht schreibt gefällig, wenn auch in seinen stilistischen Blüten etwas repetitiv. Seine Worthülsen bescheinigen ihm eine preußisch-geprägte Zitat-Grundbildung, denn dauernd soll etwas an irgendeinem Wesen genesen (Geibels berühmt-berüchtigtes "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen." aus dem Jahr 1861 ist hier Grundlage) oder die berühmte Verkürzung von Clausewitz kommt häufiger vor, also dass irgendwas die Fortsetzungen eines anderen mit anderen Mitteln sei. ("Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.")
Seine Sprache per se ist verständlich und präzise, auch wenn er mir zu viele Sätze suggestiv mit drei Punkten beendet.
Und zudem - selbst wissend, dass manche der Vergleiche hinken - versucht er althergebrachte Diskussionen und Konflikte mit modernen gleichzusetzen oder zumindest zu verbinden, um ein Gefühl für die Sache zu geben. Mit der Absicht, eine schwer verdauliche Philosophiegeschichte populärwissenschaftlich zu behandeln, ist das durchaus gelungen.

Allerdings ist Precht übermäßig urteilend und sich selbst widersprechend urteilend, ohne das aufzulösen. So kann innerhalb einer Seite ein antiker Philosophie gleichzeitig äußerst brillant und äußerst dumm sein. In seinen Urteilen ist der Autor zudem sehr binär: entweder ist jemand genial, oder er ist ganz falsch davor. Zwar widerlegen seine eigenen Worte zur Philosophiegeschichte das, und er es dadurch auch. Deutet also durch den Inhalt an, dass es Ebenen zu seinem Urteil gibt, doch sein Urteil bleibt immer am äußersten. Und seine Urteile wirken damit auch reichlich arrogant bisweilen.
Während das Arrogante mir ein gewisser Störfaktor ist, kann ich im Rahmen des Werkes aber noch darüber hinwegsehen.
Schwerer fällt mir das bei inhaltlichen Fehlern (und da haben sich bspw. einige Faktenfehler eingeschlichen oder unsachgemäße Vereinfachung), die gar mir auffallen mussten, der ein philosophischer Laie ist.
Doch am schwersten ist, dass die hehre Absicht des Buches nicht erfüllt werden kann.

Die Einleitung des Werkes ist sehr gut und verspricht Lust auf mehr. Er spricht davon, wie schwer Interpretation ist. Er erwähnt auch immer wieder die quellenmäßige Problematik. Und er möchte zum Denken anregen und den Wissenskosmos von etwa 2000 Jahren eröffnen. Und ich glaube ihm, dass es seine wirkliche Absicht ist. Doch seine abschließenden Urteile verhageln es einem. Dadurch, dass er alles be- und verurteilt in dem Denken, in seiner Wirkung und seiner Konsequenz, lässt er selbst wenig Raum zum Denken. Man kann es also nur im Widerstand zum Geschriebenen tun. Obwohl der philosophische und auch der philosophiehistorische Diskurs wünschenswert ist, und seine dialektische Bearbeitung durchaus ein hehres Ziel ist, wenn es bildungstechnisch betrachtet werden will, tut genau dies einem Werk, welches populärwissenschaftlich zum Denken anregen will, nicht gut. Und das ist mein eigentlicher, zentraler Kritikpunkt an dem Werk.

Das im Vergleich zur Antike sehr kurze Mittelalterkapitel versöhnt immerhin ein wenig, in der Hinsicht. Weil er weniger Material zu bearbeiten hat, nimmt er sich etwas mehr Zeit, die Denklinien nachzuzeichnen, innerhalb derer man mit- und umdenken mag. Auch wenn er hier zu abschließenden Urteilen kommt.

In der Philosophie gibt es durchaus immer die Diskussion, ob die großen Alten ("Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn!"  ;)) schon alles grundsätzlich gedacht haben, was Mensch und Kosmos angeht, oder ob wir eine stringente Modernisierungsgeschichte auch in der Philosophie haben. Precht stellt sich mit seiner Philosophiegeschichte eher auf die modernistische Seite, was er in seinem Werk im Unterton auch glaubhaft rüberbringt. Die abhängige, aufeinander aufbauende Entwicklung der grundsätzlichen Philosophie ist die Stärke des Buches. Ich bin mir sicher, dass er auch die Rückschläge, die wiederkehrenden Bilder der Vergangenheit und dergleichen erkennt, so wirklich greifbar macht er dies jedoch nicht. Sein großer Bruch ist nur der, den man erwarten würde: nämlich das Ende Westroms. Er deutet an, dass das Erbe dann doch nicht ganz verloren ist, weil die griechische Philosophie beispielsweise in Arabien weiterlebt (Ostrom nimmt er nach Justinian ganz aus dem Fokus, kirchengeschichtlich nimmt er das orthodoxe Christentum bspw. nicht wahr). Dieser direkte Aufbau wird sicher auch vereinfacht sein, ist aber in seiner Betrachtung gewöhnlich und als solcher nachvollziehbar. Philosophie als "einzige Konstante" der Entwicklung des Menschen. Schön, wenn das so einfach wäre.

Sein philosophiegeschichtlicher Fokus ist also rein auf die klassische europäische Philosophiegeschichte ausgelegt und wagt sich nicht an die Bereiche, die an ihrer Peripherie und gar außerhalb liegen. Die Gründe dafür kann ich - ab von der großen Masse - nur schwer einschätzen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er sich an den Pfaden der ganz klassischen Philosophiegeschichte entlanghangelt, und die betrachtet nunmal von den Vorsokratikern bis ungefähr Adorno und Satre (neuere Strömungen sind da wohl noch umstritten) den "abendländischen Kern".
Und es ist wohl viel gefordert, sich zu wünschen, dass eine populärwissenschaftliche Philosophiegeschichte in weltgeschichtlicher Lesart für den geneigten Laien geschrieben würde. Denn dort ist der aufeinander aufbauende Gedanke schwerer zu halten, aufgrund dessen, dass Kultur schlechter und weniger übergeleitet wirkt.

Aber wie dem auch sei.
Das Werk ist - gerade auch aufgrund der Kritik, die Precht für seine Art und seine "Popularphilosophie" einsteckt - mutig und verfolgt einen konzeptuellen, untertonigen Gedanken. Dafür ist ihm zu danken.
Letztendlich musste ich mich dennoch durch das Werk teils quälen, aufgrund der bisweilen auftretenden Widersprüche, der stilistischen Wiederholungen und Worthülsen, die mich beim Lesen etwas langweilten, und vor allem wegen der zu strikten Urteile über die Denker und den Verlauf ihrer Gedanken (trotz der angemerkten Quellenproblematik!).

Insgesamt vergebe ich 4 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 14.01.2018 | 23:06
Ich habe am Abend noch ein kleines Büchlein hinterhergeschoben, welches ich eigentlich direkt zur Veröffentlichung lesen wollte. Dementsprechend: Buch #5

Timothy Snyder - On Tyranny - Twenty Lessons from the Twentieth Century (https://www.theguardian.com/books/2017/mar/20/on-tyranny-twenty-lessons-from-twentieth-century-timothy-snyder-review)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book you meant to read in 2017 but didn't get to)

Der Link führt zu einem Artikel zu dem Buch aus dem Guardian. Dieser Artikel kann den Inhalt und die Absicht wohl besser wiedergeben, als ich es kann. Ich empfehle also auch das Lesen des Artikels.

Aber ich will Folgendes schreiben. Vor einigen Jahren habe ich Stéphane Hessels (https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A9phane_Hessel) kleine Schriften gelesen (Empört Euch! und Engagiert Euch!), und ich habe mich bisweilen ein wenig geärgert über diese Aufforderungen. Ich habe kein Problem mit den Aufforderungen gehabt, politisch zu werden, mich zu empören und mich zu engagieren. Ich bin ein politischer Mensch und lebe dieses Engagement auch.
Was mich geärgert hat, ist, dass dieser Aufforderung so wenig inhaltlich innerhalb des Buches folgte. Das hat wahrscheinlich mehr mit mir als mit dem Herrn Hessel zu tun. Der Mann hat eine sehr beeindruckende Vita und aus dieser Erfahrung versucht sein Innerstes weiterzugeben. Aber mir persönlich fehlte etwas: die Anwendung. Das Beispiel. Die Resistánce war zu abstrakt, selbst mir als Historiker. Sie war zu diffus, und auch zu ambivalent, obwohl von Hessel in den kleinen Schriften unhinterfragt. Vielleicht habe ich mich auch daran gestört.

Timothy Snyders Werk ist amerikanisch. Es ist aber knapp und präzise, es arbeitet sehr aus dem historischen Werk Snyders, dass sich vor allem mit Holocaust und der Geschichte politischer Verfolgung beschäftigt (und auf sehr vielen Denkern in die Richtung, auch osteuropäische (!), aufbaut: u.a. Hannah Arendt, Vaclav Havel oder auch Leszek Kołakowski) . Es warnt eindringlich, an manchen Stellen vielleicht sogar etwas hysterisch, vor dem Übergang einer Demokratie in eine Autokratie. Das Buch ist weitestgehend natürlich auch eine Streitschrift gegen Donald Trump, ohne dass dieser benannt wird. Aber sie ist fern von oberflächlich, und sie gibt Handlungsanweisungen, womit man im Kleinen beginnen kann, seine Demokratie zu verteidigen. Wo man anfangen kann, nachzudenken, sich zu informieren und vor allem das selbstständig zu tun.

Sie ist in der Essenz - wie gesagt - amerikanisch. Sie zielt auf dieses Publikum ab (so diffus der einheitliche Begriff in Amerika sein darf), aber auch einem Europäer dient dieses Buch durchaus. Wir erleben schließlich politisch etwas ganz ähnliches.

Und so kann ich sagen, die kurzen 128 Seiten (die eher Hemdtaschen-Format haben denn wirkliches Buchformat) sind lohnenswert und anregend, selbst wenn man die jeweiligen Lehren im Detail vielleicht nicht ganz oder teils gar nicht teilen mag. Es ist ganz definitiv ein ehrlich wirkender, überlegter und packender Aufruf. Zwischen dem Aufruf hat er feines Gespür für das Wesen von Autokratie und Dissidenz und spannt dazwischen keinen Orakelspruch auf, aber doch eine wahrscheinliche Entwicklung, die wir dieser Tage und in der jüngeren Vergangenheit häufiger beobachtet haben. Definitiv empfehlenswert, und sei es nur für den Gedankengang.

Dementsprechend kann ich dem kleinen Büchlein 8 von 10 Punkten geben.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 14.01.2018 | 23:11
Ich arbeite mich derzeit durch meinen Elric-Sammelband, den ich irgendwann im letzten Jahr angefangen habe. Der ist aber ganz schön dick und ich verbringe meine Freizeit aktuell eher mit der Jahresendabrechnung unseres Vereins... *seufz* Wird also wohl noch dauern.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 16.01.2018 | 17:07
5 Bücher in 5 Kategorien beendet.

Nr. 5 war:
Ein Buch mit einer Alliteration im Titel: Tad Williams, Happy Hour in der Hölle

Ich habe zwar Dante nicht gelesen, aber so nur mit weniger Humor stelle ich es mir etwa vor.
Bobby Dollar aka Anwaltsengel Doloriel (der als Fürsprecher für die gerade Verstorbenen dafür sorgen soll, dass sich die Gegenseite nicht unberechtigt Seelen unter den Nagel reißt) wurde zum Ende von Band 1 (Die dunklen Gassen des Himmels) unvermittelt von seiner Freundin getrennt. Dummerweise ist diese nämlich eine Dämonin und wurde von ihrem Gebieter in die Hölle zurückbeordert. Also macht sich Bobby getarnt mit einem Dämonenkörper auf in die höheren Kreise der Hölle um sie dort herauszuholen. Dummerweise ist der einzige zugängliche Eingang eher in einer unteren Ebene, so dass er sich durch verschiedenste Ebenen, Gefahren und Kreaturen emporarbeiten muss.
Ich habe lange gezögert weiterzulesen, da mir von vorn herein bewusst war, dass mir Teil zwei weniger liegen wird als Teil 1 und lag damit auch durchaus richtig. Aber es war eine durchaus unterhaltsame Lektüre, die auch immer mal wieder zum Nachdenken anregt. Allerdings ist Band 3 (Spät dran am jüngsten Tag) nun wirklich unvermeidlich, da das Ende von Band 2 zu viele offene Enden hinterlässt.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 20.01.2018 | 18:28
Ich habe gerade Buch #6 dieses Jahr beendet. Diesmal eher etwas leichtes für Zwischendurch.

James Luceno - Star Wars - Tarkin (http://starwars.wikia.com/wiki/Tarkin_(novel))
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about a villain or antihero)

Ein Freund hatte das Hörbuch gehört und war recht angetan davon, dass die Figur des Grand Moffs Tarkin hier näher beleuchtet wird.

Ich möchte gar nicht zu tief ins Detail gehen, aber es ist eine seichte, aber ganz nette Lektüre. Die das Buch durchziehende Story ist dabei recht einfach gehalten und hat selbstverständlich mit dem Todesstern zu tun, oder viel mehr mit seiner Konstruktion.
Da das Buch zum offiziellen Kanon gehört, war davon auszugehen. Dabei hat diese Einordnung scheinbar etwas hinderlich denn befreiend gewirkt, denn diese Geschichte entwickelt wenig Biss, außer dass sie Tarkins bekanntes strategisch-taktisches Gespür beleuchtet. Aus sich selbst hat sich jedoch wenig Feuerkraft und ist stark vorhersehbar. Und die Helden der hellen Seite wirken ein bisschen wie die Rogue One-Helden in noch seichter. Wenn man das Buch also aus dieser Sicht betrachtet, wird man unter Umständen oder vielleicht sogar wahrscheinlich enttäuscht sein.

Das spannende Element findet sich im Hintergrund Tarkins, der auf seine Art sehr allegorisch für das Erleben und Erwachen vieler Sith ist, ohne selbst ein Machtbegabter zu sein. Damit wird eine Verbindung zu den beiden Machtnutzern Sidious und Vader gestrickt.
Luceno konstruiert diese aber nicht nur in der Hinsicht sehr gut, denn der immer wieder beleuchtete Hintergrund erklärt auch viele Motivationen der Gegner und macht die Schlussfolgerungen Tarkins nachvollziehbar und transparent. Und sein Hintergrund, seine Erziehung spielt zudem in der Lösung der Story eine immense Rolle. Die Metakonstruktion Lucenos ist hier also außergewöhnlich gut gelungen und trägt das Buch konzeptionell und macht es spannend genug, der an sich eher feuerlosen Hauptgeschichte zu folgen.

Abgestuft dazu lässt sich die Beziehung zu Vader positiv bewerten, denn die Beziehung zwischen den beiden Charakter entwickelt sich in dem nicht sehr langen Buch glaubhaft.
Hier fallen jedoch auch die von außen herangetragenen Notwendigkeiten auf und dort, wo Luceno hätte eine stetere Hand hätte haben können.
So ist Vader zu Beginn so, wie wir ihn sprachlich kennen. Also mit diesem archaischen, fast shakespearianischen Duktus (was ja bekanntlich auch James Earl James' Hintergrund geschuldet war), den man so schätzt. Diesen hält Luceno jedoch nicht durch und erzeugt sprachlich seinen Vader, der jedoch dadurch etwas die sprachliche Eigenidentität gegenüber Tarkin verliert.

Das Buch passt sich tatsächlich recht nahtlos in den Kanon ein. Ist von seiner Hauptgeschichte etwas zu flach, da ich aber tatsächlich an Tarkins Geschichte interessiert war, konnte ich dem Buch trotzdem einiges abgewinnen.
Es wäre noch besser gewesen, hätte Luceno mehr Freiheiten gehabt. Mit einer bombastischeren Geschichte und dem wirklich guten Erzählungsaufbau, hätte ein außergewöhnliches Werk dabei rauskommen können.

So ist es nur ein gutes, nicht sehr tiefgehendes.

7 von 10 Punkte.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 23.01.2018 | 21:39
Damit ist auch Buch #7 erledigt. Ich möchte es im Folgenden nur kurz beschreiben, aber lobend erwähnen.

Leo Perutz - Wohin rollst du, Äpfelchen... (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523762.html)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with a fruit or vegetable in the title)

Ich habe das Buch nur gegriffen, weil ich keine Ahnung hatte, wer Leo Perutz ist. Und ich sah, dass meine Eltern von einer Haushaltsauflösung einen Karton voller Bücher mitbrachten, wo dieses Buch bei war. Ich erinnerte mich an die Challenge; sah, dass es die Möglichkeit gab, ein Buch zu nehmen, in welchem eine Frucht vorkommen soll und griff zu.

Und was für ein glücklicher Zufallsgriff es war. Dieses Buch ist wie eine tragische, aber nicht tödliche Bahnreise. Es steigen massenhaft Menschen mit ihren kleinen Geschichten zu, wieder aus, geraten in Vergessenheit. Der Zufall ermöglicht allerhand, mal nett, mal weniger nett. Und wir reisen mit einem Protagonisten, der fest entschlossen ist, sich für erfahrenes Unrecht zu rächen.

Und er erlebt eine ironische, wie unwahrscheinliche, wie brutale Reise durch sein eigenes Leben. Ein Kriegsrückkehrer des ersten Weltkrieges, der nicht zurück in die Gesellschaft findet.
Mit einem Cast, der wirklich auf knapp 250 Seiten unaufführbar ist seiner Menge.

Und dabei ist alles beschrieben mit einer großen Liebe zum Detail, ohne wirklich ausladend zu sein. Mit großem Feingefühl für die Charaktere, die allesamt glaubhaft und unglaubhaft, auffällig unauffällig und doch auch irgendwie vom großen Krieg versehrt sind.

Dabei leben auch die Lokalitäten von einem gewissen Lokalkolorit. Von Ort zu Ort.

Das Buch erzählt in unterschiedlichen Tempo. Mal langsam und gemächlich, dann schnell und fieberhaft, doch immer der Szenen angemessen. Und es hat ein offenes wie anregendes Ende.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ist das Beste, was ich dieses Jahr bisher lesen durfte. 9 von 10 Punkten!
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 26.01.2018 | 14:01
Buch 6, 7 und 8 => Damit 8 Bücher in 8 Kategorien (Außerdem eine Serie abgeschlossen, aber das muss nicht gezählt werden.)

Brandon Q. Morris: Titan, Io und Enceladus - Die Rückkehr
"Ein Buch, das auf einem anderen Planten spielt", "Das nächste Buch einer Serie, die du schon begonnen hast" und "Ein Buch über Tod oder Trauer"
Die erste Kategorie ist eeetwas großzügig ausgelegt, da Titan kein Planet ist, aber würde er um die Sonne statt um den Saturn kreisen, wäre er das bestimmt. :)

Zusammen mit dem Startband "Enceladus" bilden diese Bücher die Eismond-Reihe, in der sich das Raumschiff ILSE mit einer ziemlich internationalen Besatzung auf den Weg macht den Saturnmond Enceladus zu erforschen. Über Titan und Io "stolpern" sie dann mehr oder weniger spontan.

Was mich besonders begeistert hat, ist die Tatsache, dass der Autor das Wissen, das über den jeweiligen Mond jetzt bereits vorhanden ist als Grundlage verwendet. Dadurch und die plausible Erklärung für technische Dinge (zumindest für mich plausibel :)) fühlt sich die Sache sehr realistisch an. Lediglich das letzte Buch fällt etwas ab. Sowohl inhaltlich als von der Glaubwürdigkeit her.
Auf jeden Fall lesenswert, und das sage ich, obwohl ich niemals damit gerechnet hätte, dass ich an Hard Sience Fiction Gefallen finden würde.

Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 29.01.2018 | 07:10
#8

Barbara Tuchman - The March of Folly: From Troy to Vietnam (https://en.wikipedia.org/wiki/The_March_of_Folly)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with an ugly cover (https://pictures.abebooks.com/isbn/9783103800012-de-300.jpg))

Dieses Buch ist ein Spätwerk der mit Preisen überhäuften Historikerin. Und es ist...

Frau Tuchman hat ein Ziel mit diesem Werk verfolgt. Sie wollte eröffnen und darlegen, wann eine Regierung als töricht bezeichnet werden kann[Sie folgt letztlich Platons Definition von politischer Torheit] und versucht dafür ein Muster anhand mythischer Entscheidungen zu deduzieren. Von Rehabeam bis Troja, wenn man so will.
Dort stellt sie dann fest, dass eine Regierung dann töricht handelt, wenn sie bewusst oder unbewusst gegen ihre eigenen Interessen handelt und dabei die kritischen Stimmen (im Sinne Trojas also Laokoon und Kassandra) überhört oder ignoriert, was dann zwangsläufig zum Untergang oder Verlust führen muss.

Nach dieser Einleitung versucht sie dann Troja zum Musterbeispiel zu machen und anhand dieses Musterbeispiels versucht sie dann zu erläutern, warum die Renaissance-Päpste, warum die britischen Politiker in Bezug auf Amerikas Unabhängigkeit, und warum die amerikanischen Politiker und Militärs in Bezug auf Vietnam solche Torheit haben wallten lassen.

Zu viel zur Absicht. Zur Umsetzung:

Eigentlich lässt sich wenig produktives sagen. Frau Tuchman versteht es - wenn ich es provokativ positiv formulieren will - den Geschichtsstoff so hinzubiegen, dass es auf ihre Interpretation passt. Dadurch lässt sie sich verleiten mit einem bissigen Unterton über die diversen Akteure mit leichter Hand zu urteilen. Also deren Dummheit zu verdammen. Und so liest sich das Buch in gedachten Extremen, denn wir lesen permanent, als wie schlau und gebildet und genial jemand galt, um dann nur seine Torheit unter Beweis zu stellen. Und das über fast 500 Seiten lang. Sie scheint das Verurteilen ausreichend zu genießen.
Immer wieder versucht sie ihren Laokoon und ihre Kassandra unterzubringen, die freilich überhört werden (müssen). Und daraus entsteht für sie immer wieder der Eindruck, dass die Menschen nicht aus der Geschichte lernen und die Wahrheit nicht erkennen wollen.

Dass die Wahrheit tiefgründiger ist, will Frau Tuchman in diesem Werk nicht auffallen und sehr verbleibt es starr und in die eigene These verbissen, dass Regierungen tumb sind und sich selbst herabwirtschaften.

Um dieses gebetsmühlenartig wiederholen zu können, hangelt sie sich an einer Zusammenfassung der Ereignisse entlang im chronologischen Sinne, versieht sie mit ihren Kommentaren und löst sich dabei auch nicht von denkbar einseitigen Sichten. Sie ist in keinem ihrer Beispiele bereit, alle Seiten des Konfliktes zu beleuchten, sondern beleuchtet eigentlich ausschließlich die "Verliererseite" aus sich heraus und kommt immer wieder zum Schluss, dass alleine Torheit zur Niederlage führte und dass doch die Alternativen so deutlich auf der Hand lagen und so leicht zu erreichen gewesen wären.

Das macht das Lesen dieses Werkes schlichtweg ätzend und enervierend. Die Zusammenfassung sind zwar grob richtig, aber viele Details ihrer Interpretation angepasst. Wer etwas zu den Renaissancepäpsten und dem Kampf gegen Luther und Co. lesen will, findet sinnigere Werke. Wer etwas über die amerikanische Unabhängigkeit lesen will, finde eine Myriade sinnigerer Werke und Vietnam hat so viele kritische, wie gute Kommentatoren, Historiker und Darstellungen hervorgebracht, dass Frau Tuchmans Darstellung höchstens als schwach ausreichend gelten darf.

Normalerweise urteile ich nicht so streng über Werke von diesem Ausmaß. Aber hier fühlte ich mich als Leser veräppelt, dass man mir eine so eklatante Interpretation von Geschichte aufbürsten wollte; welche zudem weder methodisch, noch schriftstellerisch gelungen ist. Sie macht es auf eine bewährte Weise, aber am Ende muss man trotz aller Argumente und (zurechtgezimmerten Fakten) konstatieren, dass Frau Tuchman nicht über den Punkt hinauskam, dass sie einmal auf die "Großen" schimpfen wollte. Ein Allgemeinplatz, den wir an jedem Stammtisch zusammenbekommen hätten. Und das in ähnlicher Qualität.

Nachdem Frau Tuchman also durch ihr Werk über die Torheit der Regierenden dargestellt hat, dass es auch eine Torheit der Schreibenden geben kann,

will ich dem Werk 2,5 von 10 Punkten geben.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 29.01.2018 | 10:50
Ich habe eben beschlossen, Hörbücher (so es komplette Lesungen sind) auch mit reinzuzählen. Einfach, weil ich dieses Wochenende dank Krankheit mal so richtig welche weggerockt habe. Genau genommen widerspricht es der "Clean the shelves"-Challenge, Bücher zu lesen, die ich dieses Jahr erst erworben oder entdeckt habe bevor ich nicht fünf Bücher für die Challenge gelesen habe. Da ich aber nur mit fünf Büchern da angemeldet bin, find ich das ganz schön hart - außerdem hab ich bereits eins gelesen und ein weiteres ist in Arbeit und ich konnte dieses WE wegen Krankheit nix lesen, weil Kopfweh. Insofern fühl ich mich nur ein bisschen wie Schummeln, wenn ich hier jetzt andere Bücher aufführe...  ;)

Nicole Gozdek - Die Magie der Namen (https://hoerbuchscout.de/die-magie-der-namen.html)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Nr. 19 freut sich schon sehr auf seine Namensgebung - denn mit ihr wird er endlich sein wahres Ich kennenlernen! Doch bei der Zeremonie muss etwas schiefgelaufen sein. Alle anderen Nummer haben bekannte Namen erhalten und mit ihnen ihre Namensmagie, die sie zu der Person samt Aussehen, Fähigkeiten und Vermögen heranreifen lässt, die sie in vorigen Leben bereits waren. Nr. 19 hingegen bekommt den völlig unbekannten Namen Tirasan Passario und von Magie ist bei ihm keine Spur zu bemerken - er bleibt unwissend und 1,50m groß. Enttäuscht macht er sich auf den Weg nach Himmelstor ins große Namensarchiv, um dort mehr über sich herauszufinden. Unterwegs lernt er nicht nur sich selbst besser kennen, sondern auch die Welt in der er lebt - und die Menschen um ihn herum.

War ein wirklich schönes Buch und auch angenehm vorgelesen. Gut, die Charaktere waren zu Teilen etwas klischeebehaftet, aber das mildert sich im Laufe der Handlung ein wenig ab. Ich mag es, dass die Autorin so mutig ist, ihre eigene Interpretation von Magie vorzustellen und durchzuziehen. Namensmagie ist mal ein wenig was anderes als das, was ich mir sonst so unter Magie vorgestellt habe - zumal wirklich jeder in dieser Welt darüber verfügt, Magie also nicht einzelnen vorbehalten ist. Die Idee, dass Menschen wiedergeboren werden und dann nahtlos ihr altes Leben übernehmen (Behörden verwalten solange ihren Besitz), fand ich auch spannend. Recht angenehm und unerwartet fand ich auch die, für so nen klassischen Fantasyschinken, unorthodoxe LBGT-Liebesgeschichte.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Das Ende kam abrupt, aber nicht unlogisch. Und es gibt seit letztem Jahr einen zweiten Band (den aber leider noch nicht als Hörbuch).
Alles in allem hat es mir gut gefallen, war leicht geschrieben und für kranke Hühnchen eine gute Bettlektüre.

Lynn Flewelling - Luck in the Shadows (https://en.wikipedia.org/wiki/Luck_in_the_Shadows)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Durch "Die Magie der Namen" ist mir eingefallen, dass ich tatsächlich schon länger vorhatte, mich mal durch die Liste mit der LGBT-Fantasy auf Goodreads zu arbeiten. Das ist so ein Thema, über dass ich mir nie Gedanken gemacht habe - aber die meiste klassische Fantasy ist ja doch eher so ziemlich hetero. Und warum nicht auch mal was anderes. Dabei wollte ich jetzt keinen Drachenporno, sondern gern etwas mit ner "richtigen" Handlung, in der das ganze Liebesgedöns nur Teil der Gesamtstory ist, ohne peinlich hervorgehoben zu werden. Letztendlich war meine Wahl dann praktisch bedingt einfach das erste interessant klingende Buch auf der Liste, zu dem ich online auch ein Hörbuch gefunden habe. Demnach für mich eine echte Zufallsentdeckung!

Der 16-jährige Alec of Kerry hat gewaltig Pech gehabt und sitzt nun unschuldig in einem Kerker, seine Hinrichtung erwartend. Doch ehe es so weit ist, bietet ihm ein Fremder, der ebenfalls seit kurzem hier festsitzt, an, ihn bei seiner Flucht zu begleiten. Alec willigt ein und aus der gemeinsamen Flucht wird eine gemeinsame Reise. Der Fremde stellt sich ihm als Seregil of Rhiminee vor... allerdings reist er normalerweise nicht unter diesem Namen, sondern unter einer Reihe anderer. Einige davon sind Alec bekannt - sie gehören zu Barden, die manchmal hier durchs Land ziehen. Im Verlauf der Reise bietet Seregil Alec an, sein Lehrling zu werden - natürlich nicht nur als Barde, sondern auch für die Tätigkeiten in den Schatten, die Seregil sonst ausübt. Da Alecs Vater letzten Winter verstarb, hält ihn nichts in seiner Heimat und er willigt ein. Zu Seregils großer Freude erweist sich sein Schüler als äußerst talentiert und gelehrig - und loyal. Bei einem Einbruch zum Zwecke der Spionage lässt Seregil einen unscheinbaren Talisman mitgehen, um ihn seinem Auftraggeber im Süden zu bringen. Doch der Gegenstand scheint verflucht zu sein und nach kurzer Zeit ist Seregil nicht mehr Herr seiner Sinne. Nun ist es an Alec, den Kranken und die erbeuteten Informationen zurück nach Rhiminee zu bringen.

Ich hör das Hörbuch auf Englisch, daher die englischen Namen, sorry. Die Geschichte ist fesselnd, die Charaktere einfühlsam beschrieben. Am Medium Hörbuch liegt es wohl, dass ich bei den vielen Namen, besonders der Adligen in Rhiminee, ein wenig den Überblick verloren habe. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Handlung - sie ist komplex, aber trotzdem noch überschaubar. Es gibt mehrere Handlungsstränge, kleinere und größere, die zum Teil im ersten Band aufgelöst werden, sich zum Teil aber auch über die weiteren Bände ziehen. Bin gerade ziemlich begeistert. LGBT hin oder her (der entsprechende Handlungsstrang fährt sowieso nur äußerst langsam an und wird im ersten Buch kaum mehr als angedeutet) - das Buch ist wirklich eines der besseren, die ich in den letzten Monaten in der Hand hatte. War lange nicht mehr so involviert in eine Geschichte. Hab das erste Hörbuch (17 Stunden) in zwei Tagen runtergesuchtet und ich denke, ich werde mir auch die Papierausgabe zulegen. Definitiv Wiederlesewert. Jetzt erstmal den zweiten Band als Hörbuch *warme Decken und Kamillentee auspackt*...  ^-^
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 3.02.2018 | 23:54
Lynn Flewelling - Stalking Darkness (https://en.wikipedia.org/wiki/Stalking_Darkness)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Der zweite Teil der Nightrunner-Reihe von Lynn Flewelling. Auch als Hörbuch.

Nachdem die Verschwörung gegen die Königin erfolgreich aufgedeckt wurde, sehen sich Seregil und Alec neuen Problemen gegenüber. Alec hat weiterhin allerhand zu lernen. Als Sir Alec wird er in die Adelsgesellschaft Rhiminees eingeführt. Und im Namen der Tarnidentität Seregils, der berühmten Rhiminee Cat, führt er Aufträge in den Schatten aus. Seregil hingegen ist, seit er die geheimnisvolle Holzscheibe geklaut hat, die ihn fast das Leben kostete, Teil einer magischen Prophezeiung, deren konkreten Inhalt ihm sein alter Lehrmeister, der Magier Nysander, aber nicht ganz verraten will. Und das ist nicht die einzige Prophezeiung, die Seregil in diesen Tagen berührt. Die Lage spitzt sich zu, als ein Nekromant das Magierhaus sowie das Versteck der Rhiminee Cat überfällt und Alec sowie Nysanders Gehilfen Thero gen Norden entführt, um dort rechtzeitig zum Auftreten eines Kometen ein grausiges Ritual zu vollbringen. Seregil und sein Freund Micum machen sich mit Nysander auf den Weg in den Norden. Nichts ahnend von all dem befindet sich auch Beka Cavish, die frisch in die königliche Armee eingetretene Tochter Micums, auf dem Weg dorthin. Was wird der Tag des Kometenfalls ihnen allen bringen?

Ich suchte die Reihe grad total weg. Wahnsinnig spannende Handlung, deutlich düsterer als im Vorgängerband. Und ein Wechselbad der Gefühle - gerade gegen Ende. Dazu eine der überzeugendsten Romanzen, die ich in langer Zeit im Fantasy-Bereich gelesen habe. Sie passt sich mühelos in die Handlung und den Hintergrund ein ohne dabei in den Vordergrund zu drängen. Beka Cavish als neuer und erster weiblicher point-of-view-Charakter ist eine gelungene Ergänzung zu den bisherigen Figuren. Eine junge Frau, die mit Geschick, Durchhaltevermögen und innerer Stärke ihren Weg geht und zu ihren Idealen steht. Kein Hauch von peinlicher Quoten-Emanze, stattdessen ein facettenreicher Charakter mit eigenen Zielen und Beweggründen. Ich bin ganz begeistert!

Lynn Flewelling - Traitor's Moon (https://en.wikipedia.org/wiki/Traitor%27s_Moon)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Der dritte Teil der Nightrunner-Reihe. *weitersuchtet*

Nach den schrecklichen Erlebnissen in der finalen Schlacht unter dem Kometen haben sich Alec und Seregil außerhalb Skalas ins wilde Umland zurückgezogen, wo sie, weit weg von den bitteren Erinnerungen, das vorsichtige Glück ihrer noch jungen Beziehung genießen. Die dringende Bitte der Königin Idralain, ihre Tochter Klia auf ihrer Mission nach Aurënen zu begleiten, um die Aurënfaie davon zu überzeugen, ihre Häfen wieder für Skala zu öffnen (unabdinglich für Skala, um den laufenden Krieg mit dem Nachbarland noch zu ihren Gunsten wenden zu können), beendet die vorläufige Ruhe. Seregil willigt ein, sich als Botschafter an der Mission zu beteiligen - obwohl er weiß, dass er in Aurënen nicht mehr willkommen ist, seit er in seiner Jugend von ebendort exiliert wurde. Und tatsächlich erweist sich der Aufenthalt in den heiligen Stätten der Faie als nervenaufreibende Aufgabe. Die in internen Intrigen verstrickten Familien des Rates, Spione, Liebschaften und alte Fehden lassen die Verhandlungen aussichtslos erscheinen. Dass die Königin im Sterben liegt und ihre Thronfolgerin Phoria ganz andere Pläne hat, macht die Mission nicht einfacher.

Der dritte Band  ist, was Action angeht, etwas langsamer die beiden anderen und legt dafür den Fokus auf Politik und Intrigen sowie eine Krimihandlung (ein Mörder wird gesucht). Bin etwas durcheinandergekommen mit den unglaublich vielen Namen - das mag aber auch am Medium Hörbuch gelegen haben (ich vergesse Gehörtes schnell wieder). Der Band räumt mit Seregils Vergangenheit auf, die ihn in den Vorbänden immer wieder schwer belastete und macht so den Weg frei für Neuanfänge. Wie auch die beiden Vorbände sehr spannend, wenn auch diesmal komplexer und nur an einem Ort spielend (die anderen beiden bestanden ja zu großen Teilen aus Reisen). Was anderes und trotzdem eine fesselnde Fortsetzung. Ich freu mich schon auf den nächsten Band!
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 10.02.2018 | 01:43
Ich, Anfang des Jahres: Ich werde diesen wankenden Stapel alter Bücher zuerst lesen, ehe ich mit neuen Büchern anfange. Und auf keinen Fall werde ich mir noch mehr Bücher kaufen, meine Regale sind schon doppelreihig voll und ich hab keinen Platz für noch ein Regal. Ich werde ein vernünftiges und haushaltendes Huhn sein!

Ich, Anfang Februar: *seufz* (https://tapas.io/episode/277406)

Besitze jetzt die komplette Nightrunner-Reihe von Lynn Flewelling in Totholz.  :-[ Und Januar-Huhn hatte recht: woanders als auf dem Fußboden kann ich die quasi gar nicht mehr lagern. Naja, wollte ja eh mal alte Unisachen aussortieren... ;D
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 10.02.2018 | 13:00
Ne Woche krank hat meinen Input an eher leichter Lektüre stark erhöht. So dass ich derzeit Buch 22 lese. Tatsächlich haben sich auch 22 verschiedene dafür Kategorien gefunden.

Hier mal die Highlights:

Tommy Krappweis: Ghostsitter, Band 1-4 (Ein Buch, in dem ein Brand ausbricht/Das nächste Buch einer Serie, die du schon begonnen hast/Ein Buch, in dem eine Frau entführt und/oder verspeist wird/Ein Buch in dem ein Raub passiert)
Tom hat eine Geisterbahn mit echten Geistern bzw. anderen "monströsen" Wesen geerbt. Damit er das Erbe nicht verliert muss er diese erfolgreich betreiben. Komplikationen bleiben da nicht aus, vorallem da ihm ein Konkurrent zu gerne sein Fahrgeschäft abluchsen möchte.
Witzige originelle Geschichte für Kinder ab 10 Jahre

Markus Walther: Der Letzte beißt die Hunde (Ein Buch über einen Schurken oder Antihelden)
Auch wenn der Autor als Meister für kurze und kürzeste Geschichten gilt, kann ich dem gar nicht zustimmen. Seine "Gute und Böse Nachtgeschichten" waren für mich größtenteils nix. Ganz im Gegensatz "Der Letzte beißt die Hunde". Auch wenn es ab und an ein wenig Slapstick-mäßig anmutet und eine der Hauptfiguren hin und wieder hierzu verleitet :bang: macht die Geschichte einfach Spaß. Eventuell hilft es, wenn man nicht ganz unbeschlagen in Kriminalliteratur a la Arthur Conan Doyle, Agatha Christie u. ä. ist. Hier werden mit beißendem Humor sämtliche Klischees auf die Schippe genommen.

Genevieve Codman: Die unsichtbare Bibliothek (Ein Buch, in dem eine Bibliothek oder Buchhandlung vorkommt)
Irene ist Bibliothekarin in der Bibliothek, die außerhalb aller existierenden Parallelwelten liegt. Damit ist es ihre Aufgabe wichtige, besondere oder für eine bestimmte Welt einzigartige Bücher zu besorgen. Oft heißt das einfach nur, das betreffende Buch in der nächsten Buchhandlung zu kaufen, aber wenn das nicht geht müssen auch mal andere Methoden herhalten. Die Parallelwelten unterscheiden sich durch das Maß an Chaos bzw. Ordnung das dort herrscht, Vorhandensein von Magie und/oder Technik oder anders abgelaufenen geschichtlichen Ereignissen. Ihr aktueller Auftrag führt sie in ein mehr oder weniger viktorianisches London mit Steampunk-Elementen (Dampfkutschen, Zeppeline) und Elfen. Da Elfen ein Anzeichen für starke Chaos-Einflüsse sind ist diese Welt potentiell gefährlich. Das macht sich auch sehr schnell bemerkbar, da nicht nur der Eigentümer des Buches, das sie beschaffen soll, ermordet wurde, das Buch verschwunden ist, sondern auch verschiedenste Gruppierungen hinter dem Werk her sind. So entwickelt sich ein Wettkampf mit harten Bandagen um ... Grimms Märchen.
Ist mal ein etwas anderer Ansatz der Fantasy-Literatur, der durchaus gefällt.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 27.02.2018 | 19:37
#9

Peter Scholl-Latour - Die Welt aus den Fugen - Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart (https://www.perlentaucher.de/buch/peter-scholl-latour/die-welt-aus-den-fugen.html)
(Aus der Popsugar-Challenge: A book that was being read by a stranger in a public place)

Das Buch wurde von einem Mann gelesen, mit dem ich jeden Tag Bus fahre. Da ich es kurz darauf in einem Krabbelkorb im Supermarkt meines Vertrauens sah, habe ich es dann für die Challenge erwählt.
Das Buch selbst ist eine Mischung aus Sachbuchelementen, vor allem aber eine Sammlung von Artikeln und Interviews, zu denen sich PSL sich im Laufe der Jahre 2007-2012 geäußert hat, und zwar durch das politische Spektrum, von Veröffentlichungen in großen Tagesblättern über Veröffentlichungen in Mitte-Links-Blättern bis zu Publikationen für die neue Rechte.

PSL hat hier sicher darzustellen versucht, dass sein Beobachten und seine Beobachtungsgabe überparteilich ist und sich politischer Zugehörigkeit weitestgehend entzieht.
Wie für PSL üblich, verwendet er viel Zeit darauf, zentrale Argumente gebetsmühlenartig zu wiederholen und neigt zu seinem gewohnten Elitismus, bei dem er immer ein wenig lakonisch und trotzig am Ende konstatiert, dass die Geschichten vielleicht anders ausgegangen wären seitens des Westens und seinen Bemühungen in Nah- und Mittelost, wenn man doch nur auf den Mann gehört hatte.
Und er gibt sich sehr viel Mühe, dass seine Aussagen glaubhaft dargelegt und untermalt sind, sodass man ihn das an manchen Stellen sogar glauben will, dass die Machthabenden die Informationslagen absichtsvoll unterschlagen und sich wohl weislich in selbst gewählte Untergänge stürzen.

Von diesem Punkt ausgehend entwickelt sich aber die wahrhaft spannende Subgeschichte des Buches, über deren Artikel der zu dem Zeitpunkt schon hochbetagte PSL nun alterssanfter und reflektiver in seinem Beobachten wird, und doch an alten Geschichten festhält, so objektiv er sich auch gibt.
Interessanterweise lässt er nämlich auf de Gaulle und die letzten Versuche, an einem Kolonialismus festzuhalten, nichts kommen und erinnert sich an seine eigene Beteiligung als Soldat im Indochinakrieg als "erotisches Abenteuer". Ansonsten neigt er dazu, verantwortliche Politiker auf dieselbe Schiene wie Barbara Tuchman (siehe Buch 8) zu setzen.
Insofern sind diese beiden Werke gar nicht so unähnlich, ab von der Form.

PSL ist jedoch deutlich glaubwürdiger als Frau Tuchman in seinem Unternehmen. Und wenn man an seiner trotzigen Selbstbeweihräucherung (als sei er der wahrhafte Laokoon, auf den niemand hört) vorbeiliest oder hindurchliest, findet man wie bei PSL üblich, kulturellen Perlen und einen tatsächlich von westlicher Moral weniger behafteten Ansatz, internationale Politik zu verstehen, der den jeweiligen Kulturen Platz zum Atmen und Denken und zur Souveränität einräumt.
Wer das als Leser leisten mag, findet viele interessante Stücke und auch die Stellen, in denen PSL als Mensch selbstkritisch ist. Und dort, wo politische Analyse und Selbstkritik an seiner eigenen Erfahrungsmöglichkeit zusammentreffen, ist diese Aufsatz/Interview/Berichtssammlung am stärksten.
Dort wo sie belehren will, wie gut er die Zukunft vorhergesagt hat, kann sie bisweilen durchwachsen sein, so richtig viele seiner Prognosen auch waren.
Hin und wieder kann mich sich aber nicht des alten Spruches in Gedanken erwehren, der zwangsläufig mit den Propheten verbunden bleibt: Ein weiser Prophet wartet das Ergebnis ab.

Formal fand ich die Sortierung nicht ideal, und die ausgewählten Artikel zur Krise am Hindukusch waren im Mittelteil des Buches zu gleichförmig, sodass der Part sehr zäh war.
Wer letztlich aber an politischer Zeitgeschichte interessiert ist, kommt immer noch nicht ganz an den kleinen, großen, alten Mann der Kriegsberichterstatter vorbei. So sehr er auch kritisiert wird und den Selbstdarsteller, den großen Beobachter (in) der Geschichte darstellen will.

6 von 10 Punkte.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 16.03.2018 | 13:10
#10

Michael Crichton - Gold - Pirate Latitudes (https://en.wikipedia.org/wiki/Pirate_Latitudes)
(Aus der Popsugar-Challenge: A book set at sea)

Dieses Buch ist posthum erschienen. Und das merkt man dem Buch an jeder Ecke und Kante an.
Das Buch ist auf lediglich 368 Seiten erzählt und wirkt wie eine zusammengefügte Skizze, aus dem erst ein Buch werden wollte. Mehr ein Script-Leitfaden denn ein Roman.

In aller Kürze: die Piratencrew ist noch unausgegoren und weitestgehend ohne charakterliche Zeichnung. Sie sind Freibeuter, die mit Kaperbrief ausgestattet werden und versuchen eine große Prise aufzubringen und werden... oh wunder ...verraten. Die Verratszenarien und Szenen sind sehr vorhersehbar.
Es sind so ziemlich alle Piratenklischees gesammelt und abgespult. Die Darstellung der Frauen ist im Übrigen stark gewöhnungsbedürftig. Sie sind selbst für ein pseudo-testoteron-basiertes Szenario doch sehr willenlos und bückstückartig aufgeführt. Und es gibt nicht einmal den Versuch, dieses weiter zu thematisieren.

Wer also eine umfassende Sammlung von Piratenklischees aus der Karibik benötigt, wird hier eine kurze Zusammenstellung in doch einigermaßen lesbarer, aber langweiliger Form finden.
Wer jedoch einen spannenden Roman lesen möchte, wird von diesem unfertigen Skript wahrscheinlich nur enttäuscht sein.

Dementsprechend möchte ich gar nicht mehr Worte darüber verlieren, was Captain Charles Hunter so alles erlebt oder auch nicht erlebt.

Aufgrund der schönen Klischeesammlung noch 2,5 von 10 Punkte.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 25.03.2018 | 20:23
Stand: 47 Bücher aus 46 Kategorien gelesen. SUB wird tatsächlich kleiner und die eine oder andere Reihe habe ich auch schon beendet bzw. zumindest bis zum derzeitig erschienen Stand gelesen. So auch diese drei:

D. D. Everest: Archie Green und die Bibiliothek der Magie - Ein Buch, in dem ein Ritter oder Held ein Ungeheuer erschlägt
D. D. Everest: Archie Green und der Fluch der Zaubertinte - Ein Buch, in dem einer der Protagonisten verflucht wird/ist
D. D. Everest: Archie Green und das Buch der Nacht - Ein Buch, das ein Reihenabschluss ist

Ja, ja, schon wieder Jugendbücher. Zugegeben. Aber die haben echt Spass gemacht. Schön ausgedachtes Ambiente, sympatischer Hauptcharakter, die Wendungen kommen allergößtenteils nicht wirklich überraschend, aber auch die Handlung passt und läßt eine gewisse "Grundspannung" entstehen.

"Archie Greene bekommt an seinem Geburtstag ein ganz besonderes Paket überbracht – eines, das vierhundert Jahre auf seine Auslieferung gewartet hat. Auch der Inhalt ist mehr als außergewöhnlich: ein magisches Buch! Und ehe sich Archie versieht, ist er in Oxford in der Bibliothek der Magie angekommen und soll dort die Künste des Buchbindens erlernen. Als ob das nicht alles schon aufregend genug wäre, geht dort auch noch etwas Unheimliches vor sich: Eine Quelle der schwarzen Magie raubt den Büchern ihre Zauberkräfte und plötzlich ist Archie der Einzige, der sie beschützen kann."
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 1.04.2018 | 17:39
Buch 50: Eva Wolf - Zogen einst fünf wilde Schwäne (Ein Buch mit einem Liedtext-Zitat als/im Titel)
Lag in den aussortierten Büchern unserer Bücherei, tatsächlich hat mich der Titel angezogen. Da die vordere Klappe des Schutzumschlages gefehlt hat, habe ich mir eine Moment überlegt es liegen zu lassen, abe da war mir schon die oben genannte Kategorie der Challenge eingefallen. Interentrecherche hat auch kaum etwas ergeben, außer dass vorkommende Personen für "Kenner" leicht wiederzuerkennen sind und der Handlungsort wohl Kulmbach ist.
Wie der Titel erwarten läßt spielt die Handlung mitten im 2. Weltkrieg. Anna, als einziges Mädchen in ihrer Klasse am Gymnasium, muss dabei zusehen wie sich nach und nach die Reihen um sie herum lichten. Erst Lehrer durch Lehrerinnen, Pensionäre oder gar nicht mehr ersetzt werden, dann Mitschüler mit Notabitur entlassen und eingezogen werden. Auch Ihren heimlichen Verlobten Jörg erwischt es schließlich. Das reguläre Abitur wird schließlich nur noch von vier Mädchen und einem wehruntauglichen Jungen aus ehemals drei gut gefüllten Klassen geschrieben. Zusätzlich zur Sicht von Anna wir auch aus Sicht verschiedener junger Soldaten und daheimgebliebener, wie dem Schuldirektor, über die letzten Kriegs- und die anschließenden Jahre berichtet. Die Autorin schreibt dabei relativ sachlich, aber nicht emotionslos und nicht zu sehr jedes Detail auswalzend. Für diesen Stil war ich sehr dankbar, da er dem Leser die Möglichkeit bietet (nur) so tief ins Geschehen einzutauschen wie er möchte bzw. verkraftet.

Buch 53 (derzeit letztes): Jan Beinßen - Frankenwein und eine Leiche (Ein Buch von einem regionalen Autor)
12. Fall für Fotograf und Hobbydetektiv Paul Flemming aus Nürnberg. Auch wenn er sich eigentlich raushalten und lieber zur inneren Einkehr in ein Kloster nahe Würzburg zurückzieht, holt in der Mord an einem US-Unternehmer sogar dort noch ein, als der Tatort - in Form eines Flusskreuzfahrtschiffes- im Würzburger Hafen anlegt. Hält sich der Mörder im Kloster auf? Wird er auch die Ehefrau des Opfers noch erwischen?
GsD, Jan Beinßen hat die Kurve wieder gekriegt. Nach einem guten Start der Serie ging die Qualitätskurve erst stetig nach unten, um dann wieder etwas anzusteigen und jetzt ist sie definitiv wieder auf dem alten Niveau. Durchhalten lohnt. Wer mit den Lokalkolorit nichts anfangen kann, hat eventuell aber etwas weniger davon.

Da langsam die Kategorien weniger werden benötige ich mal Euren Input zu den beiden folgenden:
- Ein Kinderbuchklassiker...
- Ein Fantasy-Klassiker

Aktueller Stand: 53 Bücher aus 51 Kategorien, 5 Reihen abgeschlossen (allerdings auch zwei neu eröffnet ::)).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 1.04.2018 | 18:01
So, und gleich nochmal ich. Aber diesmal zu unserer Tochter. 8 Jahre alt, hier unter dem Namen "Liv" angemeldet und seit heute ebenfalls Challenge-Teilnehmer.  :)

Für sie haben wir meine Liste (auf Pop-Sugar und Drachenchallenge basierend) auf 39 Kategorien (für jede verbleibende Woche des Jahres eine) + drei Extra "eingeschmolzen". D. h. unpassendes raus, zusammengelegt (z. B. "Ein Buch, das im Dschungel, in den Bergen oder in einer Wüste spielt"), umformuliert oder vereinfacht ("Fantasy-Buch" statt "Fantasy-Klassiker").

Läuft seit heute und sie ist mitten in Buch 1 und 2, die wohl in die Kategorien "Ein Buch mit einem Schurken/Verbrecher" (Die drei !!! - Heuler in Not) und "Ein Buch, das auf See spielt" (Petzi - Die besten Geschichten) fallen werden.

Bin mal gespannt. Um die Anzahl der Bücher mache ich mir keine Gedanken, aber sie wollte auch einige eher schwierige Kategorien behalten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 3.04.2018 | 21:14
Voll gut! Willkommen im Team, Liv! :D

Uff... wenn ich so weitermache, muss ich mir überlegen, inwiefern ich Webcomics in meine Challenge einfließen lassen kann. Gerade lese ich kaum etwas anderes, aber Webcomics dafür exzessiv... O__O
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 24.04.2018 | 21:42
Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 8: Die Verfluchten (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verfluchten)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Andrej und Abu Dun reisen auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Herkunft in Abu Duns Heimat. Dort lernen sie Meruhe kennen, deren Charme Andrej sofort erliegt. Doch hinter der Frau steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Als Andrej und Abu Dun sie aus der Sklaverei retten wollen, ist ihr das offenbar gar nicht so recht, denn sie steckt mitten in einer größeren Sache, die sie gern alleine gelöst hätte. Die beiden Reisenden folgen ihr dennoch in die libysche Wüste. Auf ihrer Reise, auf der sie größeren Mächten als je zuvor gegenüberstehen, scheint zum ersten Mal die hunderte Jahre währende Freundschaft zwischen Abu Dun und Andrej ernsthaft gefährdet.

Joar, las sich ganz gut runter, war aber nicht der beste Band. Nachdem Meruhe zum wiederholten Male deutlich macht, dass sie weder gerettet werden will noch muss, wird Andrejs Stalking irgendwann lächerlich. Und bis zum Schluss bleibt irgendwie schleierhaft, um was es eigentlich allen Beteiligten hier geht. Wie üblich fallen Abu Dun und Andrej durch die Handlung ohne irgendwas zu raffen und auch phasenweise ohne jegliche nachvollziehbare Motivation. Sie scheinen auch ziemlich lernresistent zu sein, wenn ich maol so die bisherigen Bände rekapituliere. Immerhin das Finale ist cool. Im nächsten Band scheinen sie wohl wieder gen Ostmitteleuropa zu streben. Da freu ich mich drauf. :) Außerdem ist Band 9 der erste, den ich nicht vor Jahren schonmal gelesen habe. Also gehe ich jetzt wirklich ohne Vorwissen in die weitere Handlung. O__O!
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 2.05.2018 | 07:57
#11
Ich habe endlich mal wieder ein Buch geschafft. Streng genommen habe ich in der Zwischenzeit schon 2 1/2 Bücher gelesen, aber die passten nicht in die Challenge.

Agilolf Keßelring - Wegweiser zur Geschichte: Bosnien-Herzegowina (http://www.mgfa.de/html/einsatzunterstuetzung/bosnienherzegowina)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book set in a country that fascinates you)

Die Wegweiser der Geschichte berichten von der Geschichte von Krisengebieten, in denen die Bundeswehr tätig ist und soll zum einen Soldaten im Auslandseinsatz auf die sozio-historischen Besonderheiten der Krisengebiete vorbereiten, sind zum anderen aber auch für die interessierte Öffentlichkeit geschrieben. Von 2005 bis 2012 wurden sie vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegeben, seit dieses das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist, übernimmt dieses die Herausgabe. Meist sind sie im Schöningh-Verlag herausgegeben, allerdings gibt es die Wegweiser auch zum kostenlosen PDF-Download auf der Internetseite des ZMSBw.

Es sind meist kleine, prägnante Werke, die nicht umfassend sind, sondern eher einen Einstieg in die Gebiete ermöglichen, und sich mit Bewertungen zu aktuellen Krisen zurückhalten. Als solche erscheinen die Werke nicht oder zumindest wenig politisch gefärbt.

Dieser kleine Wegweiser ist genau das, was er angibt zu sein. Ein Wegweiser.
In seiner Ordnung, Struktur und seiner Verständlichkeit ist das Werk vorbildlich und verdient höchstes Lob.

Das Werk, welches als Einstieg in das Thema für interessiertes Publikum und für Einsatzsoldaten konzipiert ist, versucht in kurzer, überblicksartiger Art und Weise die zentrale Problematik der Auseinandersetzungen in und um Bosnien-Herzegowina durch die Geschichte (mit Fokus auf das 19./20. Jahrhundert) zu schildern.
Das gelingt den unterschiedlichen Autoren ohne für eine der vielen Seiten des Konfliktes Partei zu ergreifen. Sie gelingen so zu einem höchst objektiv wirkenden Werk, welches auch die Probleme der internationalen Staatengemeinschaft anreißt.

Aufgrund der Kürze des Werkes muss das Buch sich freilich mit Ausschnitten und oberflächlichen Beschreibungen begnügen, aber es werden die entsprechenden Entwicklungen nachvollziehbar verdichtet. Obwohl mehrere Autoren an den jeweiligen Abschnitten gearbeitet haben, ist der Gesamtstil vergleichbar und es fallen keine Artikel hinten runter.
Es sind in jedem Kapitel weiterführende Literaturhinweise gegeben und eine umfassende Bibliografie angehängt, um sich bei Bedarf tiefer in die historischen Gefilde dieses spannenden Landes einzuarbeiten.

Ich habe das Buch selbst in meiner Zeit als Wehrpflichtiger in die Hand gedrückt bekommen, habe aber lange Zeit davon abgesehen, es zu lesen, weil ich es gefärbt wähnte. Darin habe ich mich getäuscht und kann das Buch empfehlen.
Verbesserungswürdig ist aus meiner Sicht lediglich, dass das Buch ansprechender hätte geschrieben werden können. Andererseits ist das immer Geschmackssache und eine blütenreichere Sprache hätte wiederum die Gefahr beschworen, dass der informative Charakter verloren geht. Insofern bleibt auch die Entscheidung nachvollziehbar.

Insgesamt 7,5 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 4.05.2018 | 15:05
#12

William Shakespeare - King Lear  (https://en.wikipedia.org/wiki/King_Lear)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: a book that is also a stage play or musical)

Ich habe mich, nachdem ich jetzt 2/3 meines Lebens English fließend spreche und lese, endlich mal an eine relativ ursprachliche Variante von King Lear gewagt. Was heißt endlich mal, eigentlich hatte ich es noch nie gelesen, sondern nur in unzähligen Varianten gesehen und stets genossen.
Am meisten haben mir die 1974er-Aufführung mit James Earl Jones und die Versionen mit Ian McKellen als Lear gefallen.

Ich habe mich aber nicht so richtig rangewagt, bis ich im Januar endlich damit beginnen wollte. Zuerst ist mir aber aufgefallen, dass ich in einen sehr passiven Lesehabitus verfallen bin und ich im ersten Versuch gar nicht in das Stück reinkam. Also habe nur das wissenschaftlich-literarische Vorgeplänkel und die editorischen Notizen der Wordsworth-Ausgabe gelesen.
Während es also weitere drei volle Monate auf dem To-Read-Stapel lag, nahm ich es Anfang der Woche in Augenschein und fragte mich, ob das Werk nicht mehr Kraft hätte, wenn ich es mir selbst vorspielte.

Ich habe für die Lektüre eines Theaterstückes wahrscheinlich noch nie so viel Zeit gebraucht wie mit King Lear, aber tatsächlich habe ich mich erwischt, wie ich immer mehr Szenen gegenüberstellte. In eilender und abwechselnd tiefer Lektüre und im stimmenreichen Spiel mit mir selbst.
Es war überraschend belohnend.

Zum Werk selbst braucht wohl wenig gesagt werden und ich will mich darüber auch nicht lange auslassen. Ich würde gerne eine Inszenierung sehen, welche die Rolle des Duke of Albany stärker betont. Alles in allem ist Lear weiterhin eines meiner liebsten Stücke und es in Originalsprache zu wagen, war natürlich eine besondere Herausforderung. Die Wordsworth-Edition ist jedoch schlank und gut bearbeitet, ohne eine zu tiefe Beschäftigung mit der Materie zu erwarten.
Die tragische Reichweite des Stückes bleibt weiterhin vorbildlich.

Bei Bedarf setze ich mich gerne auch inhaltlich damit auseinander. :)

Auch nach all den Jahren verliert das Stück seinen Reiz auf mich nicht, deswegen 8 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 5.05.2018 | 15:42
#13

Erich Kästner - Konferenz der Tiere (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Konferenz_der_Tiere_(Roman))
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A childhood classic you've never read)

Während ich also gestern Abend wie ein Schluck Wasser in der Kurve den Abend ausklingen ließ und mich fragte, womit ich meinen Urlaub beginnen würde, schaute ich in meinen Bücherschrank. Meine müden Äuglein fanden den Bereich der Kinderbücher, also jener Bücher die entweder meiner eigenen Kindheit entstammten oder die ich von der Aufmachung nett fand oder aus Komplettismus aus Haushaltsauflösungen und dergleichen aufbewahrt habe.

Die Konferenz der Tiere. Warum nicht etwas leichtes und etwas entspanntes zu Beginn des Urlaubs lesen? Etwas, was sich luftig anfühlt und dich mit einen Schmunzeln in den Urlaub begleitet?

Die Konferenz der Tiere ist definitiv das falsche Buch dafür. Nicht nur, dass es hinter kleinen Witzchen eine sehr ernste Thematik aufgreift und Themen wie Antimilitarimus, Diversität und Weltfrieden auf das Tableau der Kleinen (und Kenner, wie der Kästner schreibt) setzt, sondern auch, dass er zu drastischen Mitteln greift, wie Vandalismus und Kindsentführung und auf seine Art die Tiere als Guerilla einsetzt, deren Methoden nicht sehr friedfertig sind, auch wenn kein Menschenleben zu Schaden kommt.

Ein kleines Büchlein, welches doch auch etwas zum Denken anregen mag und sicher der persönlichen Erfahrung Kästners geschuldet ist, schließlich war die Konferenz der Tiere sein erstes Kinderbuch nach dem 2. Weltkrieg.
An mir war es in meiner Kindheit und in meiner Jugend vorbeigegangen.

Letztlich ist es ein nettes, kleines Büchlein, gerade in seiner Rücksichtnahme auf Diversität (bis auf bei Skunks ;) ). Aber darüber hinaus wirkt es doch ein wenig knöchern und Kästner hat liebevollere Bücher für Groß und Klein geschrieben. Und es hat mich nicht fröhlich in den Urlaub gleiten lassen.  ~;D

Ich gebe dem Werk 6 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 10.05.2018 | 17:06
#14

Peter Englund - Verwüstung - Eine Geschichte des 30-jährigen Krieges (https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-86)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book mentioned in another book)

Gut, gut. Ich sehe ein, der Challenge-Eintrag ist halb fingiert. Dass dieses Werk - welches zwar vom Autoren als nichtwissenschaftlich bezeichnet ist - bei diesem großen Zeitenpanorama in vielen Fußnoten wissenschaftlicher Texte gelandet ist, ist nicht weiter verwunderlich. Für mich erfüllt es aber letztlich den Tatbestand. :)

Das Buch hat einen zu großen Umfang, um es in allen Einzelheiten an dieser Stelle zu besprechen. Gesagt werden muss, dass es ein forderndes, wenn nicht herausforderndes Werk ist. Es ist ein Geschichte-erzählendes Werk, welches seinen Fokus auf die Zusammenhänge und Nichtzusammenhänge des 30-jährigen Krieges setzt. Es ist insofern herausfordernd, dass es in seinem martialisch wie kulturellem Rundumschlag einen wachen Geist fordert und in seinem Umfang auch erwartet, dass der Leser sich mit den einzelnen Kapiteln auseinandersetzt. Mit diesem Werk will - trotz seiner erzählerischen Art - gearbeitet werden.

Eine häufig zitierte Rezension aus der FAZ titelt "Wo aber sind die Fragen?" (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-wo-aber-sind-die-fragen-11298022.html) und konstatiert, dass Peter Englund zu viele Antworten auf keine Fragen findet und so zu viel Wissen zwischen zwei Buchdeckeln sammelt. Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Sicher, Englund stellt selbst im Text nicht zu viele Fragen in direkter Art, die er danach im wissenschaftlichen Sinne abarbeitet, sondern er gibt sich der Erzählung hin. Doch die Fragen an die Zeit, an die Zusammenhänge, an die die Lebensumstände und die Lebensart sind allgegenwärtig und nach diesen arbeitet er sie beflissen und umfangreich ab.
Der Spiegel ist hierbei Erik Jönsson (https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Dahlberg), dem späteren Grafen von Dahlberg, den wir durch die Zeit begleiten. Englund erklärt anhand seines Werdeganges die Gesellschaft, die Moral, die Kultur und das Gebaren der Zeit. Gleichwohl ein wenig aus schwedischer Sicht, was der Autor auch eingesteht.

Wer bereit ist, sich über einen längeren Zeitraum mit dieser Geschichte zu befassen, wird nicht nur zahlreiche Antworten finden, sondern auch die vielen subtilen Fragen, die Englund selbst an die Zeit und die Geschehnisse stellt. Und er wird ein sehr reichhaltiges Panorama erhalten, in der er immer wieder fündig werden wird.

In der Übersetzung von Wolfgang Butt ist das Buch nicht nur thematisch, sondern auch in Sachen Lesevergnügen ein außergewöhnliches Buch und ich kann die Lektüre nur ans Herz legen.

Ich vergebe 9,5 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 12.05.2018 | 19:31
Langsam wird es echt mal wieder Zeit, gut das ich gerade ein Buch habe, über das ich berichten möchte.

Killen McNeill: Am Schattenufer (Ein Buch, das in dem Jahrzehnt deiner Geburt spielt)
Killen McNeill ist gebürtiger Ire, kam als Austauschstudent nach Deutschland und arbeitet seit 40 Jahren als Englischlehrer an einer deutschen Schule. Also genau der richtige um über die 70er Jahre in Irland und Deutschland zu erzählen.
John lebt in Nordirland, ist Protestant und erlebt gerade mit wie die Welle an Anschlägen auch auf sein Heimatdorf überschwappt, als er im Rahmen seines Deutschstudiums ein Auslandsstipedium erhält. So landet er in einem kleinen Ort in Franken, das seinem Heimatort so ähnlich und doch wieder so anders ist. Vorallem sicherer. Aber auch hier ist nicht alles eitel Sonnenschein und die Vergangheit wirft noch deutliche Schatten. Außerdem trifft er Teresa, die wie er ein Auslandssemester in Deutschland einlegt. Teresa aus dem gleichen Ort wie er, in die er schon als Teenager verliebt war, die aber dummerweise Katholikin ist. In Deutschland stört das niemand, so wird aus beiden doch noch ein Paar. Zu Hause darf das aber niemand wissen.
Der Hauptfaden der Geschichte spielt sich 1973/74 meist in Deutschland ab, wird aber immer wieder von Rückblicken in die Kindheit ergänzt, auch das gleichzeitge Geschehen in Irland wird durch Besuche und Briefe/Anrufe von Angehörigen am Leben gehalten, bis sich beides mit Wucht aufeinanderprallt und zum Höhepunkt der Geschichte hinführt. Den Abschluss bildet ein Sprung ins Jahr 2007, der ein "was-aus-allen-wurde" darstellt.
Ich fand das Buch sehr interessant zu lesen. Ja, man kennt mehr oder weniger den geschichtlichen Hintergrund, aber nicht unbedingt Details oder wie alles in den Alltag von ganz gewöhnlichen Menschen hineingespielt hat. Dabei ist es ja gar nicht so lange her.
Auch sehr schön fand ich die Ansichten eines völlig Fremden zur die fränkische Mentalität. (Ich bin vergleichsweise nur ein ganz klein bißchen fremd.  ;D)

Damit weist mein Zwischenstand folgendes aus: 70 Bücher gelesen, dabei 64 Kategorien erfüllt, 7 Reihen abgeschlossen.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 12.05.2018 | 19:52
So, da war doch noch eine.  ;)

Liv war auch fleißig, 18 von 39 Büchern und ebenso viele Kategorien (wie z. B. Ein Buch, in dem ein Sportereignis stattfindet/Ein Buch in dem Freundschaft eine wichtige Rolle spielt/Ein Buch mit einem Schurken oder Verbrecher/Ein Buch mit Zwillingen/Ein Buch in dem jemand sehr reich oder sehr geizig ist/Ein Buch mit einem Raub oder Diebstahl/Ein Buch, das auf See oder am Meer spielt) sind erledigt.

Darunter alleine 14 Bücher "Die Blogger-Bande", die wir damit auch wärmstens empfehlen können. Ok, für Kinder, die schon sicher lesen können bis ca. 13/14. Aber vielleicht hat da jemand Bedarf. :)
Die Blogger-Bande bestehen aus Tarik, Antonia, Finn und Celina, die sich bei einem Computer-Kurs kennengelernt haben und nun zusammen Rätseln und merkwürdigen Ereignissen wie der "Vollmondverschwörung" oder dem "Raub auf leisen Pfoten" nachspüren, über die (und andere interessante Dinge) sie in ihrem Blog berichten. Den es übrigens wirklich gibt (www.die-bloggerbande.de). Zwischen dem Text finden sich immer wieder Comic-Einschübe, was das Lesen sehr abwechslungsreich macht.
Einziges Manko: Die Bücher sind exklusiv für ALDI und daher nur ein bis zweimal im Jahr dort oder gebraucht zu bekommen.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 31.05.2018 | 09:12
#15

S.W. Pokrowski - Ao, der Mammutjäger
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with an animal in the title)

Ao, der Mammutjäger - wer das Buch mit seinem klassischen Cover sieht, könnte es für ein klassisches Kinderbuch halten. Es ist allerdings das Werk eines Mannes, der sich sehr für sowjetisch-marxistische Archäologie interessiert hat und auf diese Weise ist es auch in die DDR geschwappt.

Letztlich ist es eine 168-Seiten lange Erzählung, in der das Leben von unterschiedlichen Stämmen geschildert wird, allen voran der schwarzbraunen und der roten Füchsen. Sie sind technologisch noch im Mesolithikum zu verorten, sind aber bereits in den ersten Zügen einer sich andeutenden Sesshaftwerdung.

Die Erzählung bemüht sich erzählerisch, aber eben auch angeblich mit wissenschaftlicher Rückendeckung, ein Jahr im Leben eines solchen Stammes zu erzählen. Letztlich berührt diese Erzählung den archäologischen Kenntnisstand der Zeit nur marginal, vielmehr ist das Werk an einer gefälligen Erzählung interessiert und an den sozialen Prozessen innerhalb dieser Stammesverbände. Der Rest ist angelehnt, im Gros nach Wissenschaftsstand grob korrekt, aber eben nur schmückendes Beiwerk.

Die marxistische Auslegung des Werkes im Hinterkopf behaltend, ist es nicht verwunderlich, dass ein "Zauberer" bzw. "Schamane" als Erzfeind auftritt und seine Blenderfähigkeit, also die "Zauberkraft" nutzt, um ein kapitalistisches Leben aufzubauen. Das heißt, nachdem jeder Steinzeitmensch im Idealwesen der marxschen Arbeit sich mit seiner Arbeit identifiziert und unmittelbar zum Fortkommen und Überleben des Volkskörpers beiträgt, beutet der Kapitalist die Stämme aus, stiehlt ihre Frauen und frisst sich mit seiner Baggage an den erbeuteten Wildtieren fett.

Das Buch kann natürlich nur darin enden, dass die jeweiligen Jagdgemeinschaften ihre eigene Stärke erfahren - in diesem Fall ist es das Töten eines Mammuts und das Essen des Herzens des Mammuts (Chumma genannt), welches einen immun gegen die kapitalistische Blendkraft macht, quasi durch die Erfahrung etwas so großes und mächtiges besiegt zu haben, dass ein Mensch dagegen doch nur gering sein kann - und schließlich den Bonzenzauberer erschlagen.

Jetzt deutet die Erzählung an, dass die Arbeiterjäger Rache nehmen wollen an der Nachkommenschaft, doch als grundsätzlich sozial friedfertige Arbeiter ringen sie den Nachfahren des Zauberers ab, dass diese ihre Zauberkraft (kapitalistisches Kapital) in den Dienst des Volkes stellen. Immerhin können die Zauberer dort ja Mammuts und Rentiere "beschwören". Die Produktionsmittel werden also an das Volk zurückgegeben.

Innerhalb der Erzählung gibt es natürlich noch mehr Bildnisse, auch darüber, wie der Kapitalist versucht, die Volksgemeinschaft zu spalten und es ihm beinahe gelingt, aber letztlich bleibt es auf dieser Weise - wenn man die Hintergründe kennt - ein fast witzige Lektüre, weil sie freilich Anleihen aus der Archäologie hat, eine spannende Erzählung bieten will und dennoch der entsprechenden Staatslehre gerecht werden will/muss.

Leider ist die deutsche Übersetzung etwas bieder geraten und die Erzählung selbst glänzt nicht durch sprachliche Strahlkraft, aber für einen Rollenspieler gibt es einige interessante Punkte, die für Schamanismusgesellschaften spannend sein könnten.

Aufgrund des interessanten Versuches im Sinne des historischen Materialismus gebe ich dem Werk 6 von 10 Punkten. Wenn man es ohne die entsprechende Brille liest, eher 4 von 10.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 6.06.2018 | 10:36
Isabel Bogdan - Der Pfau (https://www.perlentaucher.de/buch/isabel-bogdan/der-pfau.html)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

In einem der gemütlichen Ferien-Cottages der McIntoshs hat sich mitten im Winter eine Gruppe Banker einquartiert, um dort mit Hilfe einer Psychologin an ihrem Teambuilding zu arbeiten. Leider fährt die Chefin der Gruppe ein blaues Auto und es gibt da diesen verrückt gewordenen Pfau. So werden eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, in deren Verlauf einige Dinge im Chaos versinken, andere dafür überraschend gut klappen und ein guter Hund sehr ungerecht behandelt wird.

Ich hab das Buch von Kolleg_innen zum Geburtstag bekommen. Hätte es mir selbst nie gekauft, hab mich dann aber beim Lesen köstlich amüsiert. :D Las sich fluffig runter und ich hab gut gelacht. Bloß das Ende fand ich dann etwas unbefriedigend, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Klare Leseempfehlung für alle, die noch auf der Suche nach luftiger Strandlektüre sind (oder Zugelektüre, wie bei mir).

Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 16.06.2018 | 18:12
Jim Butcher - Wolfsjagd - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 2 (http://)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Harry Dresden ist ziemlich blank, denn seit der Sache mit diesem Schwarzmagier und aufgrund seiner zweifelhaften vielleicht-Verbindung zu Gangsterboss Marcone heuert ihn die Polizei kaum noch an. Murphy traut Dresden nicht mehr über den Weg, sieht sich aber wegen einer haarigen Angelegenheit gezwungen, ihn trotzdem zu Rate zu ziehen. Das FBI mischt auch noch kräftig mit und am Ende ist Harry auf der Flucht, um eine Menge Leben retten zu können.

Tja der zweite Band der Reihe hat Spaß gemacht, auch wenn ich ihn etwas schwächer als den ersten fand. Freu mich schon auf den nächsten. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 13.07.2018 | 08:58
Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig, auch wenn ich eher langsam gelesen habe die letzten Wochen aufgrund von erhöhter Arbeitsbelastung und mangelndem Schlaf.
Und dementsprechend faul war ich auch, hier zu pflegen.

#16

Andrzej Sapkowski - Das Erbe der Elfen
(Aus der POPSUGAR-Challenge: The next book in a series you started)

Ich habe die Kurzgeschichten vorher gelesen gehabt und in einer bewährten Büchergrabbelkiste (wo ich, wie man sieht, ein Gros meiner Bücher beziehe) also den ersten Band der eigentlichen Reihe entdeckt. Jetzt kann man darüber streiten, ob das erste Buch einer Reihe die Challenge abhakt. Ich denke jedoch, dass dies gültig ist, da die allgemeine Empfehlung ist, die Kurzgeschichten vor dem ersten Band der Serie zu lesen.

Ich möchte auch hier, aus zeitlichen Gründen, gar nicht so sehr ins Detail gehen, sondern mich mit einer gängigen Kritik an dem Werk auseinandersetzen. Dem Erbe der Elfen-Band wird mitunter vorgeworfen, dass er die Handlung noch nicht wirklich ins Rollen bringt und nichts substanzielles passiert. Und deswegen lohne es sich - aus der Sicht einiger - nicht, sich zu sehr mit dem Band zu beschäftigen.
Das kann man, wenn man möchte, so sehen. Ich hingegen muss zwar konstatieren, dass die Handlung sich nicht überschlägt, aber ich finde, dass Herr Sapkowski gerade dafür gelobt werden muss.

Der Ansatz ist schlichtweg ein anderer: Der Autor beschäftigt sich hier mit dem Einführen einiger Charaktere und der Welt, aber - und das ist ganz wichtig - er verliert sich nicht in der Langatmigkeit vieler anderer Autoren, die ihre Charaktere einführen wollen. Obwohl er Punkte wie Ausbildung von Charakteren thematisiert, langweilen sie einen eben nicht zu Tode. Das liegt daran, dass Sapkowski meines Erachtens ein außergewöhnliches Gefühl für die nötige Länge einer Szene hat, um die notwendige Erkenntnis zu präsentieren, ohne dem Leser zum Hals rauszuhängen mit unnötiger Detailverliebtheit.

Im Allgemeinen sind die Szenen in dem Werk nicht unbedingt kurz, aber sie werden nicht erst alle mühsam aufgebaut und tropfen dann aus, sondern sind fast immer mitten drin, als würde man nur den notwendigen Ausschnitt sehen müssen, um die Gesamtlage überblicken zu können.
Das fand ich persönlich sehr angenehm.

Zudem beherrscht Sapkowski etwas, was viele Autoren im Fantasybereich bei weitem nicht beherrschen, nämlich die Dialoge. Die Dialoge des Werkes ergeben einen ganz eigenen Reiz, weil sie eben den untergründigen Humor des Gesamtwerkes schön wiedergeben, selten zu lang sind, immer eine gewisse Bissigkeit haben und er darüber ebenso viele Informationen einbettet wie über die Beschreibungen.
Allgemein ist Sapkowski in seinen Beschreibungen selbst eher etwas lakonisch, aber doch meist prägnant und aussagekräftig genug.

Insofern hat das Werk mich erfreut, obwohl natürlich am Ende stehen bleiben kann, dass es eben doch recht kurz ist und noch nicht zu viel in der Handlung vorantreibt und ein eher gemäßigtes Tempo veranschlagt. Ich find das allerdings insgesamt gelungen, deswegen

7,5 von 10 Punkte.

#17
Fjodor Dostojewski - Der Spieler (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spieler)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book made into a movie you've already seen)

Meine Mutter ist Gregory Peck-Fan. In meiner Kindheit war es so, dass es Sonntags einen gemeinsamen Fernseh-/Videonachmittag gab und abwechselnd suchten mein Vater und meine Mutter die Filme aus. Und meine Mutter ist, ich betone es gerne, Gregory Peck-Fan. Großer Gregory Peck-Fan. In den 90er Jahren habe ich also so gut wie jeden Film aus der Gregory Peck-Filmographie gesehen. Von den großen Filmen Moby Dick und To Kill a Mockingbird, über den Perlen wie On the Beach und eben auch die wenig guten Filme wie The Great Sinner.

The Great Sinner ist eine Verfilmungsvariante von Dostojewksis Spieler. Und es ist nur eine Variante, der ich nie viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Weder hat dieser unterdurchschnittliche Film mich je dazu gebracht, über das dahinterstehende Werk nachzudenken oder mich überhaupt darauf aufmerksam zu machen. Gänzlich lag der Film eher in den Untiefen meiner Erinnerung bis ich eben jenes Buch fand. Ich selbst habe in meinem Leben schon Dostojewski gelesen, nämlich die Dämonen, allerdings habe ich Dostojewski mehr aus der politisch überladenen Betrachung kennengelernt mit seinen unterschiedlichen Interpretationen in unterschiedlichen Russlands, immer eingebettet im politischen Diskurs und eben - für Dostojewskis Interpretation typisch - in christlicher Lesart.
Insofern waren Film und Buch nicht zusammenzubringen gedanklich, auch wenn das Buch nur aus der Interpretation am Rande kannte. Auf der einen Seite die dauernde psychologische Thematik des Autoren, die existenziell-verzweifelten Beziehungen zwischen den Akteuren und das wartende Unglück, auf der anderen Seiten der amerikanische Chic der 40er Jahre, eher ramontische Sehnsuchtsschwere amerikanischer Art und einfach ein bisschen Glücksspiel.

Und glaubt mir, das Erbtantchen aus dem Spieler lässt sich amerikanisch nicht darstellen. Nicht zu der Zeit, nicht mit den Mitteln der 40er und 50er Jahre.

Ich habe also das Werk aus dem Haushalt eines Gestorbenen übernommen (Haushaltsauflösung) und da dieser augenscheinlich ein großer Dostojewski-Freund und -Kenner war, dachte ich mir, dass ich diesen Unbekannten am besten darin ehre, dass ich seine zentralen Sammlungen lese.

Angefangen habe ich also mit dem Spieler, einem recht kurzen, aber dennoch interessanten Werk, welches wie so viele Werke Dostojewskis semi-autobiographisch ist. Sowohl die unglückliche Liebe des Protagonisten zu Polina, die in seiner Glücksspielsucht untergehen muss als auch seine Glücksspielsucht selbst.
Den Rahmen bildet dazu eine Geschichte eines russichen Obristen, der im Ruhestand noch zum General ernannt wurden ist, und sich selbst und sein Vermögen verpfändet, ebenso so unglücklich verliebt, als er sich in eine Frau verliebt, die wir heute als "Golddigger" bezeichnen würden. Während sie in einem Ort namens Roulettenburg auf eine Erbschaft und/oder auf das Glück im Spiel warten, geht alles erwartungsgemäß den Bach runter.

Wir folgen also der Rahmengeschichte und der Geschichte des Protagonisten, die beide in diesen Strudel geraten, der hier und da klassisch konstruiert seinen Höhepunkt finden muss, in einer Art wie Dürrenmatt sie geliebt hätte, schließlich ist es der Zufall (Glücksspiel), welcher die schlimmstmögliche Wendung herbeiführt. Natürlich nicht alleine, denn ausgerechnet die angeblich so schwer kranke Erbtante, auf deren Erbe alles wartet, kommt auch noch nach Roulettenburg, und verzockt Haus und Hof.

Insgesamt liest das Werk sich interessant und auch fix weg. Es ist erstaunlich gut gealtert und ist sicher leicht in die Moderne zu übertragen. Dostojewskis Erkenntnis sind menschlich und für die menschliche Natur recht allgemein und somit erstickt das Werk nicht in seiner Zeitgeistigkeit des 19. Jahrhunderts.

Ebenso interessant wie das Werk selbst ist seine Entstehung, welches selbst ein Vabanque-Spiel war. Ein abgerissener Dostojewksi, stark an seiner Spielsucht leidend, hat seinem Verleger quasi als Wette angediehen, dass er in einem Drittel eines Jahres ein fertiges Buch präsentieren könnte. Er diktierte das Werk seiner späteren Ehefrau in lediglich 26 Tagen.
Der eigene Lebensrahmen des Autoren macht das Werk noch um einiges interessanter.

Schlussendlich ist einzusehen, dass der Spieler zu den Klassiker der russischen Literaturgeschichte gehört und auch ich kann eine volle Leseempfehlung aussprechen.
8 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 13.07.2018 | 16:02
Ich bin ja eher vor lauter Lesen nicht zum Schreiben gekommen. ;D Da ich hier nicht alle Bücher vorstellen kann/will (und sich auch nicht alle lohnen), mein letztes, Nr. 112. Mit dem ich die 77. von 80 Kategorien meiner Challenge erfüllt habe.
Arthur Escroyne: Der Killer im Lorbeer - Ein Roman, der auf einer realen Person basiert
Arthur Escroyne ist der 36. Earl von Sutherly. Außerdem Keksdosendesigner, professioneller Hobbygärtner und Verlobter der Leiter der Mordkommission von Trench. (Jetzt die Hauptfigur im Buch, aber die Ähnlichkeiten mit Athur Escroyne, dem Autor sind wohl nicht rein zufällig.) Es erschließt sich nicht wirklich warum so ein ländliches Städtchen eine eigene Mordkommission hat, aber gebraucht wird sie, als zuerst eine junge Frau im ortseigenen Heckenlabyrinth und später ihre Arbeitgeberin zu Füssen des Earls Eingangstreppe aufgefunden wird. Neben dem Kriminalfall -der solide konstruiert, aber nicht herrausragend ist- gibt es ganz viel Geschichte über das Leben der beiden Haupt- und einiger Nebenpersonen, eine Portion leicht schrägen Humor und eine ungewöhnliche Erzählperspektive. Erzähler ist Arthur Escroyne höchstpersönlich, aber nicht nur als Ich- sondern auch als allwissender Erzähler, wenn er in der Szene gerade nicht vorkommt. Sehr interessant und unterhaltsam zu lesen, aber definitiv eher leichte Kost.

Der ersten Teil meiner Challenge ist schon lange übererfüllt habe, aber die letzten Kategorien krieg ich jetzt auch noch.
Was den Abschluss von Reihen betrifft: 10 geschafft, 3 neu eröffnet.  ::)
Den Stapel ungelesener Bücher habe ich derzeit ganz gut im Griff, aber sowohl mein als auch meines Sohnes Geburtstag (was in punkto Büchern noch schlimmer ist) stehen diesen Monat noch an. Also steht der explosionsartige Anstieg schon vor der Tür.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 13.07.2018 | 16:23
Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein). Außerdem 37 von 39 "normalen" Kategorien erfüllt und 5 von 7 zusätzlichen (ich habe hier die Anzahl erhöht, ursprünglich waren es nur 3, aber sie ist immer so enttäuscht, wenn irgendwas nirgendwo mehr passt.  ;D)

Tipp von ihr:
Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere (alle Bände) - Ein Buch aus der Bücherei, Ein Buch mit einem Tier auf dem Cover, Ein Buch, in dem Magie vorkommt, u. a.
Die Wintersteinschule ist eine Schule wie alle anderen. Außer der Klasse von Miss Cornfield. Die ist nicht nur eine ganz ungwöhnliche Lehrerin, sondern hat auch noch einen besonderen Bruder. Mr. Mortimer ist der Inhaber der magischen Zoohandlung und vermittelt nach und nach an jedes Kind in der Klasse ein magisches Tier. Die Tiere können sprechen, allerdings nur mit Ihrem zugehörigen Menschen und Mr. Mortimer. Außerdem erscheinen sie Fremden als Plüschtiere, Dekofiguren oder Schwimmhilfen.
Im Grunde geht es um Kinder mit verschiedensten Problemen: Schüchtern, tollpatschig, überdreht, Ängsten etc. Die Reihe hat zwar grundsätzlich zwei Hauptcharaktere, um die es im ersten Buch auch nahezu ausschließlich geht, aber jeder weitere Band widmet sich 1-2 weiteren Kindern und wie Ihre Tiere ihnen Lebenshilfe geben. Außerdem gibt es die "Nebenreihe" Endlich Ferien!, bei dem jeder Band ein Kind und sein Tier in den Urlaub begleitet. Schön gemacht, nett zu lesen und durchaus lustig (auch für Erwachsene für eine Kleinigkeit zwischendurch).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 14.07.2018 | 10:10
#18
Astrid Dehe und Achim Engstler - Auflaufend Wasser (https://www.deutschlandfunkkultur.de/nordsee-ist-mordsee.950.de.html?dram:article_id=241667)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book tied to your ancestry)

Dieses Büchlein ist eine Novelle eines Autorenduos, welches vom Schicksal des Tjark Evers (https://de.wikipedia.org/wiki/Tjark_Evers) gehört hat und sich schließlich fragte, wie werden wohl seine letzten Stunden gewesen sein?

Zur kurzen Erläuterung, denn dieser Novelle ist es egal, ob man ihren Ausgang kennt. Der eigentliche Ausgang ist schließlich überall zu erfahren, für viele im hohen Norden sowieso bekannt: Tjark Honken Evers ist Steuermann-Azubi und möchte von seiner Lehranstalt zu Weihnachten nach Hause, zum 4. Advent reist er mit einem Boot im tiefen Nebel an, er wird von zwei Ruderern abgesetzt, doch sie alle irren sich. Es ist nicht die beginnende Insel Baltrum, die sie erreicht haben, sondern eine Plat - also eine (Watt-)Sandbank - vor Baltrum. Als die Flut wieder aufläuft, verfasst Tjark Evers einen Abschiedsbrief an seine Familie, bittet Gott um Vergebung und schickt dies in der Zigarrenkiste, die er seinem Vater zu Weihnachten schenken wollte, von seinem Halstuch umbunden, ins Meer. Die Zigarrenkiste wird angespült, von Tjark Evers fehlt jede Spur. Das war Weihnachten 1866.

Astrid Dehe und Achim Engstler bearbeiten diesen Stoff nun auf ihre Art und Weise. Diese ist nicht nur, aber vor allem, eine Introspektion, nicht nur eine Beschreibung des Innenlebens Tjarks, sondern in erster Linie eine Abfolge von Gleichnissen. Tjarks Gedanken wandern immer wieder vom Unvermeidlichen weg, erkennt dann wieder den bevorstehenden Tod, um dann doch wieder davor zu fliehen. Doch die Aussichtslosigkeit führt ihn immer wieder zur selben Erkenntnis. Als die Erkenntnis nicht mehr abzuwenden ist, überlegt er, sich selbst zu ertränken, bevor die Nordsee ihn ertränkt. Ein letztes Aufbegehren, ehe die alles bestimmende See über sein Schicksal verfügt. Doch die Erinnerungen an seine Vorfahren hält ihn davon ab. Tjark verurteilt Gott, sieht ihn zwiegespalten, sieht ihn grundlos wütend und zornig, doch seine Angst treibt ihn doch wieder in Gottes Netz, bittet schriftlich um Gnade. Das Wasser steigt, seine Gliedmaßen verweigern durch das kalte Wasser langsam den Dienst. Tjark wird letztlich schicksalsergeben. Ist es nicht das Schicksal eines Mannes, der das Meer herausfordert, dass er entweder ertrinkt oder steinalt wird? Er vergewissert sich, dass das Meer am Ende doch immer gewinnt, alles letztlich nur dem Meer entliehen ist, stört sich alsdann an priesterlichen Worten, dass wir Menschen aus der Erde kämen und zu ihr zurückkehrten, wo doch alles im Feuchten beginnt. Er ergibt sich der Nordsee. Das Wasser läuft weiter auf. Tjark Evers stirbt.

Die Novelle umfasst knapp 113 Seiten und ist sehr angenehm geschrieben. Eine Weile braucht man, um in die vielen Gleichnissen hineinzuwachsen, der Text ist einem wellenförmigen Fließen nachempfunden und fließt nicht gleichförmig, doch auf seine Weise schon beständig. Wie sich die Gedanken Tjarks auch der Tide gleich formen und wieder abfließen, dann wieder auffließen, ist schon beeindruckend.
Es ist eine kleine Novelle, die bei mir nachwirkt und mir entsprechend gefallen hat.

8 von 10 Punkten.

P.S.: In den letzten Jahren erfreut sich diese Thematik wieder größerer Aufmerksamkeit. Es gibt bspw. auch einen Kurzfilm zu der Geschichte mit Musik vom Schandmaul: Tjark Evers (https://www.youtube.com/watch?v=t9tFtW3fZfc)

P.P.S: Für mich Gültigkeit für die Challenge hat das Werk dadurch gewonnen, dass ich den Nachnamen mit dem Protagonisten teile, aus einer Seefahrerfamilie stamme und das letzte mir bekannte Ertrinkende mein eigener Onkel war, auch wenn dieser in der Ostsee ertrank.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 16.07.2018 | 14:06
Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein).
Voll cool!  :cheer: Wieso zählen die LTB nicht mit?
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 17.07.2018 | 11:19
#19

David Henry Wilson - Jeremy James oder Elefanten sitzen nicht auf Autos (https://en.wikipedia.org/wiki/David_Henry_Wilson)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with characters who are twins)

Ein weiterer, eher zufälliger Eintrag und der erste, den ich als Vorleser tätige. David Henry Wilson ist ein bekannter, britischer Kinder- und Jugendbuchautor, der eben mit Jeremy James seinen eigenen, fortlaufenden Kinderbuchprotagonisten geschaffen hat. Das oben genannte Werk ist das Erstlingswerk zu dieser Reihe und ist im Jahr 1977 erschienen.

Meine Ex-Schwägerin hat für meinen Neffen die Buchreihe günstig erstanden und so fiel es mir zu, meinem Neffen die Geschichten vorzulesen und ihn beim Lesen lernen zu unterstützen. Gemeinsam haben wir uns an das scheinbare Abenteuer Jeremy James gewagt...

...und es ist in dem Sinne kein Abenteurer geworden, sondern eher eine kleine Milieustudie des missverstandenen Sohnes im elterlichen Alltag. Permanent geht es um die Ängste von Jeremy James, und den eher kleinen Alltagskatastrophen, die seine Eltern verbrechen, weil sie sowohl die Phantasie als auch die Wahrheitsbekundungen des kleinen Jeremy ignorieren. Es sitzt in der Titel-gebenden Geschichte nämlich wirklich ein Elefant auf dem Auto. ;)
Viel mehr als ein freundliches Kinderbuch ist es also fast etwas erschreckend zu lesen, da es eher - einen etwas lieber gestalteten - Alltag eines gemobbten und bisweilen vernachlässigten Jungen wiedergibt, der sich in der "Erwachsenenwelt" nicht so recht zurechtfindet.
Ich musste beim Vorlesen also mehr schlucken als schmunzeln. Peter Pans aufständiger Kampf gegen das Erwachsensein erscheint mir schöner, denn Jeremy James hat am Ende zwar hier und da Spaß, aber kein wirkliche Flucht aus dem schweren Alltag - der jetzt nicht mit dem naturalistischen Verismus eines Cormac McCarthy beschrieben ist, aber doch mehr Eltern aufrütteln denn Kindern bespaßen kann. Selbst wenn seine Eltern ihn nicht verstehen und er in die Nachbarschaft flieht, wird er von den anderen Kindern mehr schikaniert als dass sie mit ihm auf Augenhöhe spielen.

Im West- und Mitteleuropa des 70er Jahre, allerdings auch noch heute, ist es gleichwohl so, dass viele Kinder in Jeremy James und seinen Problemen sicher einen Seelenverwandten treffen können, weshalb ich das Buch darüber gar nicht zu sehr verurteilen möchte und den Ansatz sogar interessant finde.
Ein wirklicher Lesespaß ergibt sich daraus allerdings nicht, auch wenn die eine oder andere Anekdote zum Schmunzeln ist.

Für die Challenge trifft es nur zu, weil in dem Buch eben auch Zwillinge vorkommen, die in Jeremys Alter sind. Einfache Erfüllung des Tatbestandes, gleichwohl keine Protagonisten.

Ich vergebe 4 von 10 Punkten. Meinem Neffen haben die kleinen Geschichten im Übrigen fast gar nicht gefallen. Lediglich der titelbildende Elefant sorgte für Kopfkino, aber auch nur, weil mein Neffe ein kleiner Autonarr ist. ;)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 17.07.2018 | 18:42
Voll cool!  :cheer: Wieso zählen die LTB nicht mit?
Kinderlogik. Ich weiß auch nicht so genau. Offenbar sind die zu anspruchslos, oder so.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 17.07.2018 | 18:50
 ;D Ach so. Aber im Vergleich zu Hägar dürften sie eigentlich in der Textmenge vorne liegen, oder?
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 17.07.2018 | 19:00
Da es keiner von den großen Sammelbänden war, ja.
Lustigerweise war es "Hägars Herrengedeck" (das Ding hat die Form eines Bierkrugs). Hatte sie sich von ihrem Opa ausgeliehen. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich alles verstanden hatte, aber es hat ihr großen Spass gemacht.

Derzeit versucht sie sich am Hobbit, nachdem ich ihr den Herrn der Ringe ausgeredet habe. ::) Aber ich glaube den packt sie auch noch nicht.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 17.07.2018 | 19:15
Da es keiner von den großen Sammelbänden war, ja.
Lustigerweise war es "Hägars Herrengedeck" (das Ding hat die Form eines Bierkrugs). Hatte sie sich von ihrem Opa ausgeliehen. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich alles verstanden hatte, aber es hat ihr großen Spass gemacht.

Derzeit versucht sie sich am Hobbit, nachdem ich ihr den Herrn der Ringe ausgeredet habe. ::) Aber ich glaube den packt sie auch noch nicht.
Hihi, es scheint zum Lesen als Kind dazuzugehören, sich irgendwelche witzigen Comics durchzulesen, ohne die Witze zu verstehen. ^^ Ging mir mit Hägar genauso. Meine Mutter musste mir jeden Hägar-Comicstrip in der Zeitung haarklein erläutern. Und natürlich ist nix "witziger", als ein lang und breit erklärter Witz.  ::)

Und von wegen Hobbit: Mir gings mit Märchenmond als Kind so. Hab das geschenkt bekommen, versucht zu lesen und es dann wieder sein gelassen. Gehört dazu, auch mal an einem Buch zu scheitern, weils noch zu hoch hängt. Wenns zu langweilig wird, kann sie es ja weglegen und später nochmal lesen. Zumindest ich hab mir dann immer nen Keks gefreut, dass ich das "schwere" Buch nun doch lesen kann. ^-^

Herr der Ringe ist allerdings echt ein ziemlicher Brecher. Hab den mit 12 oder so gelesen und über ein Jahr dafür gebraucht und das war stellenweise auch echt kein Lesevergnügen mehr sondern der pure Sturkopf, dieses Buch unbedingt gelesen haben zu wollen. Bei späteren Leseversuchen hab ich dann festgestellt, dass das Buch sooo schwer nun auch nicht zu verstehen ist und ich vermutlich einfach noch zu jung dafür war. Außerdem hat mich niemand vor diesem Kapitel über Pfeifenkraut gewarnt gehabt...

Wie alt ist Liv nochmal? Wenn ihr der Hobbit zu hoch hängt, aber sie Lust auf Fantasy hat: Kennt sie "Der durch den Spiegel kommt"  (http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/literaturkritiken/1426-boie-kirsten-der-durch-den-spiegel-kommt)von Kirsten Boie schon? Ich hab das als Kind geliebt!

Edit sagt: Hab drüber nachgedacht... ich hatte den HdR schon gelesen, als der erste Film in die Kinos kam. Muss also doch noch ne ganze Ecke jünger gewesen sein, denn 2001 wurde ich 11... *kopfkratz*
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 18.07.2018 | 06:18
Sie ist 8. Der Hobbit hat eine Altersempfehlung ab 10. Ich meine ich hätte ihn etwa in dem Alter gelesen, so 10-12. Problem ist aber tatsächlich auch das Optische. Es ist halt im Verhätnis der bisherigen Bücher recht umfangreich und sie sagt auch, die Schrift ist ihr zu klein.
Den Herrn der Ringe habe ich erst viel später gelesen, mit 20/21. Am mangeldem Verständnis lag es also eher nicht, dass er mir nicht gefallen hat.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 18.07.2018 | 07:33
Wenns an der Aufmachung liegt... es gibt da neuerdings auch diese wahnsinnig toll illustrierten Harry-Potter-Neuauflagen (https://www.carlsen-harrypotter.de/hardcover/harry-potter-und-der-stein-der-weisen-vierfarbig-illustrierte-schmuckausgabe-harry-potter). Um die tanze ich schon seit ner Weile drumherum. Hab grad nicht im Kopf, wie groß oder klein da die Schrift ist, aber es gibt im Inneren jede Menge richtig schöner Illustrationen zum Text. Und den Harry kann auch locker eine 8-Jährige schon lesen. Die Neuauflagen hätten zudem den Vorteil, noch nicht alle vorhanden zu sein... so muss sie auf die nächsten Bände brav warten, wie jede gute Harry-Potter-Leserin.  >;D (Mal davon ab, dass zwar die ersten drei Bände problemlos für 8-Jährige gehen... die danach aber eher nicht mehr. Es ist also durchaus sinnvoll, sich mit dem Lesen Zeit zu lassen.)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 20.07.2018 | 15:31
Vom Hobbit gibt es auch eine Kinder- und Jugendbuchausgabe. Habe ich ihr auch schon vorgeschlagen, aber im Moment hat sie kein Interesse dran.
Was die Harry-Potter-Delux-Ausgabe betrifft. Bei den Preisen schlage ich das höchstens den Großeltern als Geschenktipp vor. Mein Geldbeutel kriegt davon Schnappatmung. Aber zugegeben, ein großer Harry-Potter-Fan bin auch nicht.
Dabei fällt mir ein, das ich ihr das nächst mal, wenn sie ja nix mehr zu hören hat, die Charlie-Bone-Hörbücher in die Hand drücke. Die haben für mich die Erwartung erfüllt, die ich an Harry Potter hatte (und nix wars).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 20.07.2018 | 17:53
Mein Geldbeutel kriegt davon Schnappatmung.
Meiner leider auch. Und vermutlich wäre es auch klüger, lieber meinem Vater die "Familienexemplare" von damals abzuschwatzen. *seufz* Aber die Bilder sind wirklich schön!

Hach... und wie wäre es mit Büchern von Cornelia Funke für Liv? Drachenreiter (https://de.wikipedia.org/wiki/Drachenreiter) dürfte doch genau für ihre Altersgruppe geschrieben sein. Und wenns kein Fantasy sein muss - Die wilden Hühner (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wilden_H%C3%BChner) sind einer der Gründe für meinen Forennamen. Ich LIEBE diese Bücher!
Zitat
Abenteuer kann man doch nicht planen wie Ballett oder sowas. Die warten um die Ecke und - zack! - plötzlich sind sie da!
Von den wilden Hühnern gibt es auch diese tolle Hörbuchversion, gelesen von der wundervollen Frau Funke selbst. Und solltet ihr jemals die Gelegenheit haben, sie auf einer Lesung live zu erleben - unbedingt hingehen. Sie liest unglaublich lebendig und mit einer sehr angenehmen Stimme und sie nimmt sich sehr viel Zeit - am liebsten für die vielen Kinder im Publikum. So eine tolle Frau. *schwärm*

Sorry für die vielen ungefragten Ratschläge. Ich lasse anderen so schrecklich gerne meine Lieblingsbücher angedeihen und leider freut sich selten jemand wirklich darüber. *schnüffel*
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 20.07.2018 | 19:58
Drachenreiter haben wir sogar. Gute Idee.
Ach, die wilden Hühner, ja die habe ich auch gern gelesen. Oder vielleicht zuerst diesen Ableger "Die wilden Küken". Ich glaube die sind altersmäßig besser dran. Außerdem kenne ich die auchn noch nicht.  ;D Die schreibe ich jetzt mal auf unseren Merkzettel.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 20.07.2018 | 20:05
Ich nerve euch dann mal unauffällig mit meinem Progress in der Challenge, lasst euch nicht stören.  :-*

#20
Andrew Miller - Friedhof der Unschuldigen (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/andrew-miller-friedhof-der-unschuldigen-abrissbirnen-der-aufklaerung-12306778.html)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about death or grief)

Zuerst muss der dolle, beiläufige Schreibstil Andrew Millers genannt werden. Er entführt den Leser durch die Straßen von Paris im späten 18. Jahrhundert, glänzt mit vielen beiläufigen Details, als würde man durch die stinkenden Straßen voller Unrat schlendern, und dann vor allem sein Viertel mit jedem Kapitel etwas besser kennen lernen. Dieses detailreiche, aber nicht zu ausladende Erzählen ist ideal geeignet, um einen Mann aus einem dörflichen Bereich der Normandie in die Großstadt kommen und alles bestaunen zu lassen, sich vom Zeitgeist einfangen und wieder ausspucken zu lassen.
Wer also auf eine - manchmal makabre - Entdeckungstour gehen will, liegt mit diesem Buch goldrichtig.

Zuletzt muss der dolle, beiläufige Schreibstil Andrew Millers kritisiert werden, denn er kann sich in den großen Fäden seiner Geschichte nicht so ganz davon trennen und so wirkt das Leben des Ingenieurs Jean-Baptise Baratte eben beiläufig. Ich belege Kritik hier nicht positiv oder negativ, denn es ist beides. Auf der einen Seite ist es bisweilen frustrierend, dass Miller nicht wirklich bei einer Szene verweilen mag. Es ist frustrierend, dass er die Gefühle Barattes, seine Liebesgeschichte, die Probleme seines Lebens nur so streift und immer, wenn man denkt, jetzt würde sich die Geschichte entzünden, pendelt sie wieder ins Nebenher und Weiter. Seine gesellschaftlich problematische Beziehung zu einer ehemaligen Kurtisane, sein mäßiges Verhältnis zu Minister und dessen Diener Lafosse, die Vergewaltigung an der Enkelin des Küsters und dem Selbstmord des Täters, das Aufkommen revolutionärer Stimmung, in der sogar Baratte durch sein One-Night-Alter-Ego Beche eingebunden wird: Sein Alter Ego wird zur Stimme des Widerstandes und taucht allenthalben aus, und doch hat nichts bleibende Konsequenzen.
Durchgehend geht Baratte seiner eigentlichen Aufgabe nach: den Friedhof der Unschuldigen ausgraben, die Kirche darauf einreißen und am Ende alles planieren.
Und so bleibt es auch ohne Konsequenz, dass eben jene Kirche am Ende abbrennt, gar angezündet wird, weil ein Arbeiter dort tragisch stirbt und seine flämischen Freunde ihm einen großen Scheiterhaufen gönnen. Und man sieht all die großen Themen an diesem Leben vorbeistreifen. Es geht weiter. Alles, was groß scheint, geht im Streben der Menschen und der Zukunft einfach weiter.

Andererseits ist vielleicht auch gerade das der große Wurf in dem Werk. Dass eben ein Leben so beiläufig erzählt wird, dass jede Regung der Geschichte nur eine Kleinigkeit darstellt, wenn nicht alle Fäden an das eine Narrativ gebunden werden. Dass alles klein im Verlauf wirkt, wenn die eigentliche Aufgabe im Fokus steht.

Letztlich schadet dies aber dem Zauber, der diesem Werk innewohnen könnte. Zurück bleibt dennoch eine angenehm lesbare Lektüre, die nicht besonders fordernd ist, die sich nirgendswo verstricken mag und die am Ende - auch wenn sie es hier und da andeutet - nicht wirklich provozieren will. Es lebt von seiner sich aufbauenden Stimmung, und den vielen Kleinigkeiten. Man bummelt eben durch Barattes Leben, nimmt alles beiläufig mit und dann ist das Werk auch vorüber.

6 von 10 Punkte.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 21.07.2018 | 12:24
Sorry!  :-X
Ich komm dann mal auch wieder zum Thema zurück.
Kevin Hearne: Aufgespießt, Die Chronik des eisernen Druiden 8 (Ein Buch in dem Trolle vorkommen)
Allgemein zur Serie: Atticus O'Sullivan ist der letzte Druide und dass seit 2000 Jahren. Das macht ihn interessant im positiven wie negativen Sinn und so bekommt er es mit unterschiedlichsten Wesen wie Göttern, Vampiren, Werwölfen, Hexen, Feen etc., in allen möglichen Teilen der Welt und anderen Gefilden zu tun. So weit so gut und nett bis spannend zu lesen. Je nachdem wie sehr einem das momentane Thema, Umgebung, Nebencharaktere etc. zusagen.
Der derzeit neueste Band ist mE eine Steigerung. Das liegt hauptsächlich daran, dass inzwischen doch noch weitere Hauptcharaktere aufgetaucht sind (die mir auch durchaus mehr liegen als Atticus selbst) und das ganze Buch in drei Handlungssträngen verläuft, die sich immer mal wieder gegenseitig beeinflussen und am Ende auch wieder zusammenlaufen. Besonders gut gefällt mir Owen, für den 2000 Jahre die Zeit stillstand und nun mit der viel zu modernen Gegenwart konfrontiert wird.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 10.08.2018 | 19:40
@Lyris: Da deine Zählung etwas komplizierter ist - wie ist denn dein aktueller Stand? :D

@Challenge: Oh weh, Goodreads schimpft mit mir, weil ich schon 16 Bücher hinterm Plan hinterherhänge. Mal gucken, ob ich das noch irgendwie aufhole bis zum Ende des Jahres...

Lynn Flewelling - Shadows Return (https://en.wikipedia.org/wiki/Shadows_Return)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Das ist der vierte Band der Nightrunner-Reihe, die ich im Frühjahr während meiner Krankheit gesuchtet habe. Vor diesem Band hab ich mich lange gedrückt, weil ich dank Goodreads-Rezensionen ein paar halbgare Spoiler gelesen hatte, die mich daran zweifeln ließen, ob ich Bock auf das Buch habe. Hat sich dann so nicht bewahrheitet, aber es ist in der Tat der bislang düsterste Band der Reihe und etwas schwer verdaulich. Ein wenig Spannung war raus, weil ich schon wusste, dass es weitere drei Bücher gibt... vermutlich war der bei Erscheinen noch nen Tacken dramatischer. :D

Alec und Seregil tun sich nach ihren Erlebnissen schwer damit, sich wieder in Rhíminee einzuleben. Deswegen sind sie eigentlich ganz froh darüber, als sie auf einer fragwürdigen Mission zurück nach Aurënen geschickt werden. Doch unterwegs wird ihre Reisegruppe überfallen und die beiden Protagonisten finden sich, voneinander getrennt, als Sklaven in Plenimar wieder. Der Alchemist Yhakobin erwirbt Alec und hat finstere Pläne mit dem Halbblut. Seregil wiederum trifft im Haushalt seines geheimnisvollen Meisters einen alten Bekannten wieder, auf den er gut hätte verzichten können.

Wie gesagt ein sehr düsteres Buch, in dem, ich lehne mich mal an eine der Rezensionen auf Goodreads an, die Protagonisten entführt, versklavt, vergiftet, gefoltert, gedemütigt und missbraucht werden - und das ist nur die erste Hälfte. Mir persönlich wars stellenweise zu viel. Insbesondere deswegen, weil die beiden Helden der Geschichte die meiste Zeit über absolut chancenlos sind. Sie können sich weder wehren, noch flüchten und haben keine Aussichten auf Besserung und keine Hoffnung, zumal sie über weite Teile des Buches nicht einmal sicher sind, ob der jeweils andere überhaupt noch am Leben ist. Und dieses alchemistische Experiment ist rundweg... weird. Nichtsdestotrotz war das Buch spannend und ab einem gewissen Punkt gehts auch wieder bergauf. Dennoch... die ein oder andere "der Protagonist wird halbtot geprügelt"-Szene weniger hätte dem Ganzen sicher nicht geschadet.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 21.08.2018 | 09:11
#21

Timothy Snyder - The Road to Unfreedom (https://www.theguardian.com/books/2018/apr/15/the-road-to-unfreedom-russia-europe-america-timothy-snyder-review-tim-adams)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book that's published in 2018)

Ein Buch, ein Auftrag. Letztlich führt Timothy Snyder hier aus, was er in seinem kleinen und inzwischen recht verbreiteten Essay "On Tyranny" abstrakter entwickelt hat, ohne jetzt dezidierte Handlungsanweisungen geben zu wollen, auch wenn er am Ende in die Richtung deutet.
Das Buch verfolgt die Absicht, zum einen zu zeigen, wie faschistoiden Tendenzen, aber auch wirklich faschistisch-philosophisches Gedankengut wieder an Relevanz gewinnt, zum anderen zu zeigen, wie dieser ideologische Überbau zu diversen Handlungen führt. Er versucht diese Handlungen nachzuvollziehen.

Im Detail bedeutet das, dass Snyder aufzeigt, wie vor allem Russland in die Denkstrukturen der 20er und 30er Jahre zurückgekehrt sind (allerdings auch in Europa), angelehnt an Denker wie Iljin (https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Alexandrowitsch_Iljin) oder Carl Schmitt (https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt). Er versucht aufzuzeigen, wie heutige Rechtsdenker diese alte Schriften - im Zentrum die Idee ewiger russischer Unschuld - in die russische Moderne übertragen haben. Und wie aus diesem Überbau geopolitisches Handeln entsteht, weil Putin sich - nach Annahme Snyders - diesem Überbau verpflichtet sieht.

Anhand dieser Leitlinie versucht der Autor nachzuvollziehen, wie diverse russische Entscheidungen auf diesen Gedankenlinien verlaufen und das tut er recht plausibel. Dabei spiegelt er russische Interventionen zunehmend auf die Geopolitik in Abgrenzung und mit der Absicht der EU zu schaden, und dann auch in Bezug auf die USA und die Kandidatur von Trump.
Dabei geht er auf eine Myriade aktueller Themen ein, in denen seiner Ansicht nach russische Fäden gezogen werden. Er behandelt unter anderem moderne russische Propaganda und ihre Funktionsweise (Abschaffung lokaler Medien, um Nachrichten abstrakter zu machen, die Begrifflichkeit der Fake News, die durch Trump an Bedeutung gewann, aber staatstheoretisch in Russland bspw. verankert ist - Influencer - Bot-Accounts bei Twitter, Facebook etc. - Den Versuch Presse unglaubwürdig zu machen, um eigene Unglaubwürdigkeit zu decken etc.), akut geführten Cyberkrieg und setzt auch die Ukrainekrise in den Zusammenhang der eurasischen Idee.
Im letzten Part geht es dann vor allem daran, wie Amerika sich hat vorführen lassen und den "russischen" Kandidaten Donald Trump bekam. Er zeichnet nach, wie Trumps Kampagne, aber auch die Person Trump seine russischen Kontakte nutzt und nutzte (beispielhaft sei die Rolle Paul Manaforts (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Manafort) genannt), sein "Finanzimperium" auf russischen Kreditfüßen steht und inwieweit dessen handeln oligarchisch-faschistisch ist. Zunehmend gewinnt der Gedanke der modernen Oligarchie an Bedeutung im Buch und Snyder weißt daraufhin, dass Russland begonnen habe - da es nicht in der Lage war, nach dem Ende der Sowjetunion westlichen Erfolg zu importieren - russische Probleme zu exportieren. Ein ewiger Krisenkreislauf, von Snyder Politics of Eternity genannt, in der Fakten, Modernität und Hoffnung an Bedeutung verlieren und tagtägliche Krisen von den eigentlichen Strukturen und Problemen ablenken.

Snyder macht das Ganze in einem klaren, politischen Auftrag. Seine Meinung von den amerikanischen Drahtzieher ist dabei schlecht und er sieht die meisten als schlechte Kopien der russischen Originale (bspw. Steve Bannon), dennoch erkennt er, dass die amerikanische Gesellschaft dem auch Tür und Tor geöffnet hat. Er macht sich Gedanken, wie dem Phänomen begegnet werden kann, findet dafür jedoch keine abschließenden Handlungsmaximen.

Jetzt kann man von dem Werk halten, was man möchte und darf sich vergewissern, dass es einen klaren politischen Auftrag und eine ebenso klare politische Botschaft hat, allerdings ist die Argumentation Snyders nicht von der Hand zu weisen, wenn vielleicht auch etwas extrapoliert. Wer das Werk zu engstirnig sieht, wird eine russische Weltverschwörung wittern, was dem Werk meines Erachtens nicht gerecht wird, auch wenn der russisch-politische Krisenimpetus sehr ausführlich zur Aussprache kommt. Allerdings ist das Abbild der russischen Geopolitik glaubwürdig, gerade in Bezug auf den Rechtsruck Amerikas und Europas. Es ist schließlich bekannt, dass fast alle rechtsnationalen Klientelparteien in Europa russisch finanziert oder zumindest unterstützt sind, sei es der Front Nationale Le Pens oder Gauland und seine AfD.

Insofern ist es ein ungemein eindringliches Werk, dessen Lektüre empfehlenswert ist. Es ist zu betonen, dass Snyder im Übrigen nicht das russische Volk angreift, sondern lediglich dessen oligarchische Führungselite, aber dass man dies bei der Stilisierung des russischen Feindes leicht vergessen kann. Dieses Buch sollte mit einem gewissen Abstand gelesen werden, will mehrfach gelesen und gut durchdacht werden. Denn selbst sich gegen seinen eindringlichen Inhalt zu stellen, ist bedenkenswert und begrüßenswert, aus Sicht des politischen Diskurses. Es ist ein Stück weit polarisierend, es will es auch sein. Es ist ein Stück weit extrem in seinen eigenen Ansichten und schlägt auch zwei, drei Mal unter die Gürtellinie, wo die Emotionalität des Autors in seine Analyse wandert (er bezeichnet Trump bspw. als "American loser" an einer Stelle), und mahnt einen gerade dadurch unabsichtlich und implizit, einen ruhigen Kopf zu bewahren.
Es ist ein lohnenswerter Gedanke. Es ist nichts weniger, als unsere geopolitische Gegenwartsbewegung in eine greifbare Form zu gießen und eben davor zu warnen. Es ist letztlich auch eine Verteidigung amerikanischer Demokratie, aber auch das Eingeständnis, dass das Ende der Geschichte nach dem Ende der Sowjetuntion nicht erreicht war. Es ist nichts weniger als die Aufforderung, Demokratie wieder zu leben mit all seinen Facetten und sie nicht der Oligarchie und totalitärem Denken hinzugeben, oder es dieses zumindest zu erdulden. Es ist die Erkenntnis, dass Faschismus längst nicht tot ist, auch wenn er sich bisweilen als antifaschistisch kleidet (vor allem in Russland).
Es ist ein mutiges und zu diskutierendes Buch.
Es ist ein gutes Buch.

9 von 10 Punkten.

Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 21.08.2018 | 10:16
#22

Wajdi Mouawad - Anima (http://www.fr.de/kultur/literatur/wajdi-mouawad-anima-grauhoernchen-erzaehlt-a-576560)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book by an author of a different ethnicity than you)

Im Was lest ihr gerade?-Thread hatte ich bereits dazu geschrieben:
Eine Art Kriminalthriller, der aus der Sicht von Tieren geschildert wird, welche den Protagonisten auf seinem Weg beobachten.
Sehr interessant komponiert, manchmal ist die Brachialität des Inhaltes zu konstruiert für die jeweilige Szene, häufiger aber ist es sehr eindrücklich. Habe jetzt etwa 50% des Buches gelesen und bin insgesamt angetan, auch durch die vielen, detailreichen Einzelperspektiven. Manchmal will Mouawad zu viel mit dem Holzhammer, in anderen Szenen will er manchmal zu zärtlich sein. Ich werde es dennoch beenden und, da es Teil meiner Reading Challenge ist, auch noch genauer beleuchten.

Es ist mehr als ein Kriminalthriller, es ist aber auch ein Manifest dessen, wenn ein Autor zu viel möchte. Es beginnt als Kriminalthriller als die Frau des Protagonisten getötet wird. Die Perspektivität des Romans ist dabei in den ersten zwei von vier Kapiteln die große Stärke des Buches, denn wir begleiten den Protagonisten Wahsch Dibsch scheinbar durch die Augen der vielen Tiere, die ihm auf dem Weg begegnen.
Allerdings befasst sich das Buch nicht damit, den Mörder finden zu wollen. Der ist bekannt, doch die Polizei will ihn nicht festnehmen, weil er ein wichtiger Informant ist und ihn noch braucht. Also macht sich der Protagonist selbst auf die Suche nach dem Mörder, nicht um ihn zu stellen, sondern anfangs mit dem Gedanken, dem Mörder seiner Frau nur ins Gesicht schauen zu wollen.
Wahsch macht sich also auf die Suche und gerät dabei zunehmend zwischen die Mühlen, erfährt, dass der Mörder ein Mohawk-Indianer ist und gerät in die Kriminalität des Reservats, wird Teil eines politischen Spiels durch die Indianer, bei denen aber - durch die Tiere beobachtet - der Mensch immer die Bestie bleibt. Soweit, so gut. Also was der Mensch auch probiert - der Protagonist oder seine Mitstreiter oder gar Antagonisten - am Ende steht bestialische Gewalt. Und so wird aus Wahschs Jagd bald eine wilde Flucht, weil der Mörder seiner Frau ihn ausfindig macht. Das Werk gewinnt an Abstrusität, der erst teils an brutale Surrealität grenzt, denn so wird der Protagonist durch den Antagonisten im Laufe des Buches bspw. vergewaltigt. Ungefähr in der Mitte des Buches begegnen sie sich dann zum tödlichen Kampf, den der Protagonist gewinnt. Auf dem Weg werden die entsprechenden Mittel verstreut, und man merkt, dass der Autor eigentlich Theatermann ist, und im Sinne von Checkhov's Gun (https://en.wikipedia.org/wiki/Chekhov%27s_gun) eben die entsprechend dramatischen Gegenstände verteilt, denn natürlich wird der Mohawk-Mörder durch ein Sioux-Messer getötet. Ab hier endet die Perspektivität durch verschiedene Tiere und wird ersetzt durch die Perspektivität eines Tieres. Eines wilden Wolfes, der den Protagonisten nach dem Kampf mit dem Antagonisten rettet und fortan sein "Hund" ist.

Wichtig in dem Werk sind seine Entwicklungsstränge. Während die Brutalität allgegenwärtig ist - bei weitem aber nicht so gut und glaubwürdig wie bspw. einem Cormac McCarthy - ist Wahsch zu Beginn seiner Selbsteinschätzung nach eher ein friedfertigerer Typ, der Gewalt eher zum positiven Zwecke nutzt. Er will sich so auch nicht an dem Mörder rächen, sondern ihn nur sehen, woraus letztlich Notwehr entsteht. Das Buch stellt jetzt jedoch dar einen Bruch da, im Übrigen durch den Wolfhund symbolisiert, der Mason-Dixon-Line (https://de.wikipedia.org/wiki/Mason-Dixon-Linie) heißt. Anhand dieser Grenzerfahrung entwickelt sich das Buch in die nächste Phase, denn auf einmal wird aus Wahsch ein Racheengel. Es ist bereits im ersten Teil des Buches angelegt, dass irgendwas mit Wahschs Herkunft nicht stimmt, und er ein Trauma mit sich rumträgt.

Im weiteren Buch wird klar, dass dieses Trauma darin begraben, dass er als Kind das Massaker von Sabra und Schatila (https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Sabra_und_Schatila) erlebt hat. Das arbeitet er in Teil 3 des Buches, unter den Eindrücken der ersten beiden Kapitel, auf, und erfährt, dass sein Ziehvater der Drahtzieher oder zumindest eine wichtiger Mörder dieses Massakers war. Nebenher sprengt er noch einen Hundekampfring und rettet ein selbstzerstörerisches Mädchen von ein paar Rednecks. Die Perspektiveneinengung beginnt im Übrigen in dem Moment, in dem er nachvollzieht, dass jeder Mensch nach indianischer Sage irgendwann seinem Totemtier begegnet, was bei Wahsch der Wolf ist. Da das Tier nach einer Grenze benannt ist, wird der Rest des Buches also zwangsläufig zur Grenzerfahrung. Kapitel 4 ist schließlich das erste Kapitel aus scheinbar menschlicher Sicht, nämlich des Gerichtsmediziners, der mit dem Mord an Wahschs Frau beschäftigt war. Dieser erfährt eine gewisse Empathie für Wahsch und aus seiner Sicht lernen wir, dass Wahsch seinen Ziehvater ausfindig macht und tötet, und zwar so in dem Stile, wie dieser das Massaker von Sabra und Schatila begangen hat. Damit, dass Wahsch mit dem Mädchen (Winona) und Mason-Dixon-Line nach Alaska reist, endet das Buch.

Grundsätzlich ist es ein sehr interessantes Werk, welches wie gesagt als Kriminalthriller beginnt, dann ein Stückweit zum psychologischen Trip wird, da Wahsch sich zu Beginn fragt, ob er seine Frau nicht selbst umgebracht hat. Dann wird das Buch zunehmend zu einem Milieustück und Road-Trip-Buch, von großer Gewalt beschattet. Im Zentrum steht dabei immer die Entwicklung Wahschs, der erst Opfer der Geschehnisse ist, dann Initiative übernimmt, Opfer bleibt bis er seinen inneren Wolf entdeckt (im Übrigen glaubt er, dass der Wolf, sein Totem, der Geist seines Antagonisten ist, der Welson Wolf Rooney heißt...) und dann selbst zum Täter und Rächer wird, und damit übrigens die Prophezeihung erfüllt, die sein Name ihm gibt, weil Wahsch Dibsch quasi sowas wie grausamer Mörder bedeutet und den Vater an das Massaker erinnern sollte.
In kurz: Der Mensch ist Tier und verfällt in Grenzsituationen seiner animalischen Urart.

Hier wird deutlich, dass der Autor zu viel will und dadurch Lücken erzeugt. Bspw. kann Wahsch teils arabisch, teils nicht, weiß aber nicht, was sein arabischer Name bedeutet und fragt sich das nie, obwohl er seinen wahren Namen nie erfährt, sondern eben nur merkt, dass er quasi ein Mann ohne Namen ist. Die Namen seiner Familienmitglieder werden im Laufe des Buches klar, weil die anderen Familienmitglieder sie beim Massaker riefen. Nur der Junge, der zuletzt getötet werden sollte, hatte deswegen keinen Namen, weil sein Name nie gerufen wurde.
Letztlich versucht der Autor Genregrenzen zu durchbrechen, nebenbei ein psychologisches Profil zu schustern, eine Person vollständig zu entwickeln und greifbar zu machen. Das Ganze tut er immer durch Extreme. Die Gewalt ist extrem, die Zärtlichkeit ist extrem. Alles besteht aus Extremen und Extrapolationen, und damit auch durch Klischees, sodass man letztlich vieles nachvollziehen kann, aber keine wirkliche Bindung zur Handlung bekommt. Dann will er jede Handlung irgendwie erklärbar machen, aber will zu viel erklären, verrennt sich. Lediglich der letzte Turn ist wahrlich interessant, als klar wird, dass die Perspektive durch die Tiere doch am Ende die Perspektive Wahschs ist, was in Kapitel 4 aufgeklärt wird, da dem Gerichtsmediziner ein Manuskript vorliegt, welches den drei Kapiteln davor entspricht. Dadurch verliert das Buch seinen surrealen Charakter schlagartig und lenkt den Blick zuletzt darauf, dass Wahsch quasi die Welt nur durch die Brille der alltäglichen Gewalt sehen und verstehen kann. Im Übrigen ist es nämlich auch so, dass viele der Tiere, die ihn beobachten, sterben oder selbst töten, während sie beobachten, oder eben schützen und dem Tod zu entfliehen suchen. Das erklärt schließlich auch die Einengung der Perspektive, am Anfang durch viele Tiere dargestellt bis er - wie oben genannt - seinem Totem begegnet.

Abschließend bleibt es aber ein interessantes Buch, welches aber eher durch seine Komposition als durch das geschriebene Wort selbst glänzt. Ich habe letztlich nur die deutsche Übersetzung gelesen, die an sich gefällig, aber nicht sehr blütenreich ist. Die Gewalt ist teils extrem, aber nicht sonderlich schockierend. Schade bleibt, dass Mouawad nicht alle seine Einflüsse so verbinden konnte, dass keine zu großen Brüche entstehen und so bleibt trotz seines Dranges, alles erklären zu wollen, vieles unerklärt. Nicht, weil es unerklärlich wäre, sondern weil es zu viel war. Es ist überladen und lässt dadurch andere Perspektiven vermissen, die in der Komposition mehr Sinn ergeben hätten. Das Motiv von Welson Wolf Rooney wäre interessant gewesen, doch er erscheint nur als brutal. Damit ist er ein letztlich brutaler wie langweiliger Antagonist.

Dennoch ist es ein Werk, welches man sicher so nicht häufig liest, und auch wenn die Multiperspektivität keine wirkliche ist, liest es sich dadurch zumindest in der ersten Hälfte sehr interessant. Wegen dieses ungewöhnlichen Ansatzes gebe ich dem Werk, trotz seiner Schwächen, 7 von 10 Punkten.

P.S.: Reviermarkierung spielt im Übrigen eine sehr wichtige Rolle in dem Buch. Permanent werden Dinge bepinkelt, eingekotet bzw. auf oder in sie ejakuliert. Wahrscheinlich ist dies der wahre psychologische Schlüssel zu dem Buch, inwieweit Macht mit Urin, Sperma und Kot zusammenhängt.

P.P.S: In einer Szene wird im Übrigen angedeutet, dass die Mordvariante, die Welson Wolf Rooney nutzt - er öffnet, v.a. schwangeren, Frauen den Unterleib mit einem Messer und vergewaltigt sie in das neu geschaffene Loch bis zur Ejakulation - ebenfalls von seinem eigenen Ziehvater bei dem Massaker genutzt wurde. Dieser Zusammenhang bleibt einmalig und nicht weiter beleuchtet. Darüber dürfte in dem Werk ausgiebig spekuliert werden, sollte es tiefergehende Rezeption erfahren.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 22.08.2018 | 09:22
Lynn Flewelling - The White Road (https://en.wikipedia.org/wiki/The_White_Road)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Alec und Seregil sind wieder sicher in Aurënen angekommen. Ihr Empfang ist herzlich, aber die Gastfreundschaft kennt ihre Grenzen - denn ihr Begleiter Sebrahn wird als potentielle Gefahr wahrgenommen. Tatsächlich ziehen die drei ungebetene Gäste an - verschiedene Parteien haben ein Interesse daran, den kleinen Rhekaro zu besitzen. Schließlich ist klar - um zu verhindern, dass weitere Rhekaro geschaffen werden und um mehr über Sebrah zu lernen, brauchen sie das alchemistische Buch, das Yhakobin verwendete. Begleitet von Seregils altem Freund Micum machen Seregil, Alec und Sebrahn sich auf zurück nach Plenimar, um es aus Yhakobins Nachlass zu stehlen. Doch ihre Pläne geraten gehörig durcheinander, als Alecs lang verschollene Verwandtschaft aus dem Norden auftaucht und ebenfalls Interesse an Sebrahn hat. Die geheime Reise wird zur Hetzjagd.

Der fünfte Band der Nightrunner-Reihe und er hat mir tatsächlich viel besser als sein Vorgänger gefallen. Spannend und die Charaktere durften sich endlich wieder frei bewegen. Yay! :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 22.08.2018 | 18:37
Uuund es geht gleich weiter (hab ja 15 Bücher Rückstand laut Goodreads....). Hab festgestellt, dass ich fast neben der Stadtteilbibliothek wohne, da bin ich gleich mal hin und hab ausgeguckt, was die so an Comics da haben.

Guy Delisle - Geisel (https://www.reprodukt.com/produkt/graphicnovels/geisel/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Ich zitier einfach mal die Inhaltsangabe des Verlags, denn treffender könnte ichs auch nicht beschreiben:
Zitat
1997 wird Christophe André, Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, im Nordkaukasus von tschetschenischen Separatisten entführt. Guy Delisle hat Christophe André einige Jahre später getroffen und die Geschichte seiner Geiselhaft aufgezeichnet: 111 Tage Warten, ohne jedes Wissen um das, was draußen passiert, ob man ihn für tot hält oder um seine Rettung bemüht ist.

Wie auch schon die anderen Graphic Novels des Autors hat mich dieses Buch richtig gefesselt. Und das, obwohl ein guter Teil der Panels denselben, leeren Raum zeigen. Starker Typ, um den es da geht. Beim Lesen bin ich nicht drumherum gekommen, zu überlegen, was ich wohl in seiner Situation getan hätte. Wahnsinn.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 26.08.2018 | 20:48
Derek Landy - Hölle und Highway (Demon Road 1) (https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/demon_road_hoelle_und_highway-7869/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Kurz nach ihrem 16. Geburtstag muss Amber feststellen, dass ihre Eltern sie fressen wollen. Glücklicherweise vermittelt eine Bekannte ihrer Eltern sie an Milo, der sie mit dem Auto wegbringen kann. Auf der Flucht muss Amber mit ihrer neuentdeckten dämonischen Seite, einem gefräßigen Oldtimern, Vampiren, Höllenfürsten und anderen Grausligkeiten klarkommen. Glücklicherweise findet sie unterwegs nicht nur in Milo einen treuen Freund.

Meine Fresse war das Buch so schlecht. Ich habe mich zu Tode gelangweilt und es am Ende quasi nur noch überflogen, damit ich es wenigstens für meine Challenge zählen kann. Werde die Reihe aber ganz gesichert nicht weiterverfolgen. Amber ist eine nervige Teenie-Göre, die nicht nur total egomanisch, sondern dazu noch strotzendoof ist. Aber alles halb so wild, denn wenigstens sieht sie ja als Dämon uuuunfassbar heiß aus - was ihr auch ständig gesagt wird. Genauso, wie ihr in normaler Gestalt andauernd von random Passanten mitgeteilt wird, dass sie hässlich und dick ist. Weil das halt so ist im Leben...

Ihr Begleiter Glen ist so unglaublich unnötig, dass ich nichtmal besonders froh sein konnte, als er endlich weg war... er war mir einfach nicht wichtig genug, mir irgendwelche Gedanken über ihn zu machen. Insbesondere die nutzlosen Monologe, die er die ganze Zeit hält, waren so nervenzersägend uninteressant, dass ich sie irgendwann einfach übersprungen habe. Milo ist ok, aber irgendwie nur halb so geheimnisvoll, wie der Autor sich wohl dachte. Sobald sie das Auto haben, war irgendwie klar, dass das ein Geisterauto ist und auf seiner Lebenskraft läuft. Das wurde mir dann im hinteren Teil des Buches als großer Reveal verkauft, war aber eigentlich die ganze Zeit irgendwie logisch.
 
Und dann die Handlung. Eigentlich immer nach demselben Schema - sie fahren mit dem Auto wohin, dort gibt es Ärger, der vermeidbar gewesen wäre, wenn die nicht alle hirnamputiert gewesen wären, dann lösen sie den Ärger und fahren zur nächsten Station. Da sowieso relativ schnell klar ist, wohin sie müssen, sind alle Stationen dazwischen auch noch irgendwie unnötig. Als wüsste man schon, wo die Schnitzeljagd hingeht und würde nur der Vollständigkeit halber noch den Rest der Zettel sammeln. Daneben diverse Logiklöcher (Wieso zum Geier haben ihre Eltern sie nicht einfach im Keller gehalten, wenn sie sie eh bloß nach 16 Jahren fressen wollten? Wieso hat diese Nulpe Glen ein Todeszeichen samt Auftrag - was hat der Typ, der ihm das verpasst hat, sich dabei bloß gedacht?!).

Ich habe das Buch ausgeliehen, weil ich die Skullduggery-Pleasant-Reihe eigentlich ganz nett fand und weil es gute Bewertungen hatte. Hätte nicht gedacht, dass es so dermaßen beschissen ist. Ich stehe ja im Allgemeinen auf YA-Literatur und wie frühere Rezensionen zeigen, scheue ich auch nicht vor Schund zurück, wenn er mich gut unterhält. Aber dieses Buch hat mich nicht unterhalten. Es war vorhersehbar, langweilig, langatmig und die Figuren sind ausnahmslos nervig und verhalten sich nicht nachvollziehbar und dumm. Ich hab mittelmäßige Fanfiction gelesen, die besser war als das hier. Und im Gegensatz zu Erstlingswerken oder veröffentlichter Fanfiction hat der Autor hier nichtmal die Ausrede mangelnder Erfahrung oder fehlender redaktioneller Betreuung. Da gibts nichts zu verzeihen: Das Buch ist Schrott.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 3.09.2018 | 17:24
Bisschen spät, aber immerhin...

Habe mir vorgenommen, ab dem 1. September konsequent 20+ Seiten pro Tag zu lesen. Das sollte rein rechnerisch noch für 8+ Bücher im Jahr 2018 reichen.
Ja, Bücher. Belletristik und Sachbücher, aber Bücher. Rollenspielmaterial, Comics, Zeitungen, Zeitschriften, Papers, Onlinebeiträge etc. zählen nicht mit.

Ich werde nicht für jedes Buch ein neues Posting machen, sondern einfach alles in diesem Posting sammeln, was fertig wird.

Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 3.09.2018 | 17:29
Willkommen im Club, Weltengeist!  :cheer:
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 5.09.2018 | 18:01
Jetzt musste ich doch tatsächlich selber nachschauen was ich eigentlich wollte.  :D

Ziel - Aktueller Stand:
80 Bücher aus 40 Kategorien, SuB abbauen, Reihen beenden - (124/79)/(80/40), 10 Reihen abgeschlossen

Aber die 80. Kategorie (es ist tatsächlich Nr. 80 - Ein Buch mit einer Frucht oder einem Gemüse im Titel) schaffe ich auch noch.

Was den SuB betrifft: Enthält derzeit 17 Bücher, die ich auch wirklich zu lesen gedenke und 11 weitere von denen ich noch nicht weiß ob ich sie lesen will (nicht meine eigenen, sondern von Mann und Kindern)
@Huhn: Dazu musst du nichts aufschreiben, ich wollte es nur für mich festhalten, weil ich den Punkt so gar noch nicht richtig im Auge hatte.

Für Liv:
56 von 39+7 Büchern gelesen. 39 von 39 normalen Kategorien erledigt und 6 von 7 zusätzlichen. Es fehlt noch: Ein Buch, dessen Autorin denselben Vornamen hat wie du. (Das mit dem Nachnamen habe ich gleich weggelassen, wusste ich schon aus meiner Challenge, dass es niemanden gibt.)

Außerdem hat sie "erfolgreich" am Sommerferien-Leseclub teilgenommen.
https://www.oebib.de/index.php?id=1718
Nicht, dass man sie zum Lesen anregen müsste.  ;D Aber ich finde es eine schöne Idee.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 22.09.2018 | 13:31
Ich war fleißig!

Nicole Gozdek: Die Magie der Lüge (https://www.piper.de/buecher/die-magie-der-luege-isbn-978-3-492-70438-0)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Anderta Passarios Leben als fahrende Wahrsagerin wird völlig auf den Kopf gestellt, als ein ihr Unbekannter die Realität umkrempelt. Plötzlich hat sie einen Sohn an der Backe, ihr Ex taucht wieder auf und ihr neuer Gefährte ist krank vor Eifersucht. Schnell findet sie heraus, wer an der Misere Schuld ist - ihr Namensvetter Tirasan Passario. Anderta macht sie auf die Suche nach ihm, um ihn zu nötigen, die Realität wieder zu korrigieren. Dabei wird sie zu allem Elend auch noch von einem ziemlich nervötenden Typen verfolgt, der unbedingt ihre Geschiochte aufschreiben möchte, weil sie als Passario jetzt so einen bekannten Namen trägt. Bei diesen Voraussetzungen klappt unterwegs natürlich nicht alles nach Plan und auch Tirasan entpuppt sich nicht als der Erzfeind, als den sich Anderta ihn vorgestellt hatte.

Das Buch ist die Fortsetzung von "Die Magie der Namen", hat mir aber nicht so gut wie der Vorgänger gefallen. Anderta ist in einer ziemlich passiven Rolle. Lauter Menschen nötigen sich ihr auf oder werden ihr aufgenötigt und außer rumzukeifen, fällt ihr nicht ein, wie sie damit umgehen könnte. Natüüüürlich erwachen im Verlaufe der gemeinsamen Reise ihre freundschaftlichen Gefühle für diesen nervigen Chronisten und ihre mütterlichen Gefühle für das sacknervige Kind. *kotzwürg* Klar - wenn ich Leute nicht mag, muss ich mich auch nur lange genug mit ihnen auf einem Fleck aufhalten und dann mag ich sie doch... -.-

Ich habe zudem eine Abneigung gegen Kinder in Fantasy-Geschichten und Blagen wie dieses sind der Grund dafür. Es ist einfach nur unfassbar nervig, heult pausenlos rum und hält die Story mit nutzlosen Episoden auf. Natürlich lieben es alle ganz dolle, weil... ja weil es halt ein Kind ist und "man" Kinder eben sehr liebt. In diesem Fall ist das Kind auch noch ein gewaltiges Plotloch. Im Gegensatz zu Anderta, die ihren plötzlich aufgetauchten Sohn in der neuen Realität gar nicht kennt, kennt der Sohn Anderta sofort als Mutter - was keinen Sinn ergibt, denn auch er ist immun gegen Wahrheitsmagie, müsste demnach also in seiner neuen Rolle genauso überfordert sein.

Trifft bei mir vielleicht nen Nerv, aber diese unterschwellige Botschaft, dass Frauen eben im Grunde ihres Herzens immer liebende Mütter seien und ihnen im Zweifelsfall nur die Augen geöffnet werden müssten, sackt mich maßlos an. Ich hab darüber richtig schlechte Laune beim Lesen bekommen. Auch, dass Anderta sich nie durchzusetzen weiß. Alle schreiben ihr vor, as sie zu tun hat und sie meckert und lamentiert dann, macht es aber genau so. Und dann ist sie dazu noch so saudumm. Betäubt z.B. die Magie eines Magiers, um ihn in Ruhe verhören zu können. Und dann sagt der Magier "Ich bin müde und werde jetzt schlafen" und legt sich schlafen! Die Betäubung wirkt nur zwölf Stunden! Und statt den Typen wachzuhalten, um ihn weiter verhören zu können, fügt sich Anderta dem "unentrinnbarem" Schicksal, dass der jetzt halt schläft und geht weg. WIE DUMM IST DIE EIGENTLICH?! Ich hatte irgendwann das dringende Bedürfnis, allen Protagonist_innen so richtig saftig ins Gesicht zu schlagen.  :gasmaskerly:

*atmet durch* Eines der Grundprobleme des Buches ist einfach dieser Perspektivwechsel. Anderta Passario kommt im ersten Band außer im Epilog nicht vor. Ich interessiere mich nicht für sie. Ich wollte wissen, wie es mit den Hauptfiguren aus dem ersten Band weitergeht. Aber außer Tirasan und seinem Leibwächter kommen die gar nicht weiter vor. Und auch Tirasan wird zu einer Nebenrolle verbannt. Wirklich interessante Szenen wie sein klärendes Gespräch mit dem Leibwächter geschehen Offscreen. Stattdessen muss ich lesen, wie Andertas Sohn sich mit Süßigkeiten vollstopft. Ich verstehe diesen Fokuswechsel nicht und er tut dem Buch auch wirklich nicht gut. In diesem Sinne: Der erste Band war ganz ok, den zweiten würde ich mir eher sparen, wenn ich nochmal die Wahl hätte.


Blake Nelson: Emmaboy Tomgirl (https://www.beltz.de/kinder_jugendbuch/produkte/produkt_produktdetails/7369-emmaboy_tomgirl.html)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Emma und Tom waren mal gut befreundet, jetzt aber nicht mehr, weil Jungs und Mädchen halt nicht befreundet sind. Als sie an einem Projekt über Jungen und Mädchen arbeiten sollen, passiert etwas Ungeahntes: Ihre Körper sind plötzlich vertauscht! Emma steckt in Toms Körper und Tom in Emmas. Jetzt müssen sie versuchen, die Rolle der/des anderen zu spielen. Ob das gut geht?

War ein Zufallsgriff aus der Vorschlagsliste der Onleihe meiner Stadtbibliothek. Naja liest sich halt wie etwas, das Kinder in der 6. Klasse in der Schule lesen müssen. Inhaltlich fand ichs eher schwach. Es will Vorurteile widerlegen, ersetzt es aber bloß durch neue. Klar können Mädchen Sport! Emma ist schließlich beim Turnen (ausgerechnet Bodenturnen... son klassischer Mädchensport... *seufz*). Und klar haben Jungs auch voll die Gefühl. Und Emma ist gar nicht zickig, sie leidet nur darunter, dass Mädchen (im Allgemeinen und als solche) großem Leistungsdruck ausgesetzt sind, während Jungs halt machen dürfen, was sie wollen und das natürlich auch nutzen, um nur scheiß zu machen.
Ist zwar so ne ganz witzige Geschichte - aber diese Idee dahinter, dass jetzt halt alle Jungen und alle Mädchen so und so seien, die nervt. Genau genommen lernt Tom ja nichts über Mädchen im Allgemeinen, sondern nur über Emma als Einzelperson. Und Emma lernt nicht alle Jungen kennen, sondern nur Tom. Die Schlussfolgerung, dass Mädchen angepasst und klug und stark gefordert seien, während Jungen voll rebellisch, ungeschickt und irgendwie leicht dümmlich seien... naja. Von diesem klassischen Frau-Mann-Schema, dass keinen Platz für andere Geschlechtsidentitäten kennt, mal ganz abgesehen.


Franziska Gehm: Die Vampirschwestern 1: Eine Freundin zum Anbeißen (https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/die_vampirschwestern_eine_freundin_zum_anbeissen-3419/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Daka und Silvania sind Halbvampirinnen. Ihr Vater ist nämlich ein echter Vampir, was ja ganz schön cool ist. Leider ist es vorbei mit dem unbesorgten Herumfliegen - denn auf Wunsch ihrer Mutter zieht die Familie in eine piefige Neubausiedlung in Deutschland. Dort möchte Mama Tepes im Klobrillenbusiness ganz groß herauskommen. Und ihre Töchtern sollen ihre menschliche Seite besser kennenlernen. Natürlich geht schon kurz nach dem Einzug alles drunter und drüber. Daka und Silvania fallen Rolltreppen herunter, der Nachbar schöpft Verdacht, als er eine tote Ratte auf der Veranda findet und Papa Tepes will unbedingt im Wald scheißen. Alles großer Fumps, wie es auf Vampwanisch heißt. Oder doch nicht?

Ist halt ein Kinderbuch, hat mich aber wirklich gut unterhalten. Ich bin mir sicher, als Kind hätte ich es geliebt (ich fand Vampirgeschichten immer endlos cool). Fäkalhumor ist ja genau meins und als Frau Tepes 250 Klobrillen in die neue Wohnung trug, hatte mich das Buch schon gewonnen. ;D Das Schöne - es ist eine ganze Buchreihe und die Stadtteilbibliothek ist zwei Gehminuten von meiner Wohnung entfernt. Gucken zwar immer alle merkwürdig, wenn ich da als Erwachsene die Kinderbuchabteilung plündere. Aber ich kann ja auch nix dafür, dass Kinderbücher irgendwie fantasievoller und ansprechender sind als Standardfantasy für Erwachsene. Außerdem liest es sich schneller als epochale Erwachsenenschinken und ich hab grad keine Lust darauf, monatelang an einem Buch herumzulesen.

Cornelia Funke: Kleiner Werwolf (https://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Werwolf)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Auf dem Rückweg vom Kino wird Motte von einem Wolf angefallen und kurz darauf wächst ihm nicht nur ein Bart. Zum Glück gibt es seine beste Freundin Lina und die vertrauenswürdige Lehrerin Frau Pruschke. Gemeinsam werden sie schon eine Lösung finden.

Hach ja, das Buch wollte ich schon länger lesen - einfach, weil ich vorhabe, alle Bücher der Autorin mal gelesen zu haben. Wie alle ihre Bücher ist auch dieses schön geschrieben und illustriert. Für meinen Geschmack war es dann doch ein bisschen sehr kurz, aber es ist ja auch für ein deutlich jüngeres Publikum als mich gedacht. Ich denke, als Kind hätte ich es sehr gemocht, so wars doch etwas langweilig. Werwölfe und so!

Chris Riddell: Ottoline und die gelbe Katze (https://www.kinderbuch-couch.de/riddell-chris-ottoline-und-die-gelbe-katze.html)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Eine Reihe von Einbrüchen überschneidet sich mit jeder Menge Vermisstenmeldungen - reiche Frauen trauern nun sowohl um ihren Schmuck als auch ihre geliebten Schoßhunde. Zum Glück gibt es Ottoline und ihren Freund Mr Munroe, das pelzige norwegische Sumpfwesen. Die beiden kümmern sich fachkundig um das Problem, indem sie einen pfiffigen Plan nicht nur schmieden, sondern auch umzusetzen wissen!

Ich liebe dieses Buch! Die Zeichnungen sind von dem Illustrator, der auch die Klippenland-Chroniken illustriert hat und geben dem Buch so richtig Charme. Bild und Text gehen ineinander über und auf jeder Seite gibt es etwas zu Entdecken. Eine wahre Freude! Und Ottoline ist ja auch einfach mal eine coole Socke, die zu Recht ein Diplom als Verkleidungskünstlerin hat, zwei eigene Sammlungen pflegt und außerdem darauf achtet, dass die vielen Firmen, die ihre Eltern engagiert haben, damit Ottoline gut versorgt ist, ihren Job auch anständig machen. Ich hatte es aus der Bibliothek, aber ich denke, ich werds mir auch nochmal kaufen.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 22.09.2018 | 15:49
@Die Magie der Lüge: Solche Bücher, wie du sie da beschreibst, sind der Grund, warum ich mal mit Rollenspielen angefangen habe - weil ich die unfassbar dummen Protagonisten der allermeisten Bücher nicht mehr ertragen habe.

Ich war übrigens auch fleißig - schon 3 abgeschlossene Bücher (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105098.msg134662133.html#msg134662133) in 3 Wochen (plus einige angefangene). :d
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 2.10.2018 | 17:38
Chris Riddell: Ottoline und das Schulgespenst (https://www.kinderbuch-couch.de/riddell-chris-ottoline-und-das-schulgespenst.html)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Ottoline lernt eine neue Freundin kennen, Cäcilia. Als sie erfährt, dass diese auf ein Internat geht, möchte Ottoline das natürlich auch und mit Erlaubnis ihrer Eltern besucht sie dann Alice-B.-Sanders Schule für anders Begabte. Ob sie dort auch ihre eigene Begabung finden wird?

Auch der zweite Band der Reihe war sehr vergnüglich zu lesen, auch wenn ich den Verlauf der Geschichte vorhersehbarer als im ersten Band fand.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 7.10.2018 | 20:21
Während ich gerade überlege, was ich so als nächstes lese, stelle ich fest, dass mir der Trend zu Büchern biblischen Ausmaßes imer mehr auf den Keks geht. Ich habe gerade vier Bücher, zwischen denen ich mich entscheiden muss, und jedes davon hat um die 600 Seiten. Sechshundert! Und dieser Trend fällt mir schon seit Jahren auf - gerade Autoren, die zum Recherchieren neigen, müssen dann auch wirklich alles, was sie gefunden haben, irgendwo reinwursten. Muss das eigentlich wirklich sein? Kann man eine gute Geschichte heutzutage nicht mehr unterhalb von Tolkien-Format erzählen?
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 9.10.2018 | 18:57
Ja, das ärgert mich auch total. Zumal die meiste "Recherche" zwar aufwendig gewesen sein mag, aber der Geschichte wenig Mehrwert bietet. Muss da immer an so ein Buch denken, in dem beschrieben wurde, wie uuuunglaublich streng so ein Archiv im Vatikan sei. Unter anderem müssten die Leute da mit *gasp* Bleistift schreiben, weil Tinte im Lesesaal verboten sei. Das klang so, als sei der Autor dort mal kurz zu Besuch gewesen um das herauszufinden. Hätte er jemals den Fuß in irgendein anderes Archiv gesetzt hätte er wissen können, das in so ziemlich jedem Archiv Bleistifte vorgeschrieben sind und das nichts mit dem Vatikan zu tun hat. Mal ganz davon ab: War denn diese Info überhaupt notwendig? Solche "Recherchen" sind für mich voll der Abturner. Blähen das Buch unnötig auf und zeugen von Unkenntnis und Oberflächlichkeit der Autorin oder des Autors.  :gasmaskerly:
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 14.10.2018 | 13:11
Ich kümmere mich heute nur um die Vervollständigung. Ich trage das schon eine Weile vor mir her, weil ich eigentlich zu dem einen oder anderen Buch mehr schreiben müsste und im Moment zu faul bin. Deswegen nur in sehr kurzer Form. Wo ich an anderer Stelle schon etwas geschrieben habe, füge ich das kurz ein, anstatt mich ausführlich zu äußern.

#23

Stefan Gmünder u. Klaus Zeyringer - Das wunde Leder - Wie Kommerz und Korruption den Fußball kaputt machen  (https://www.deutschlandfunk.de/stefan-gmuender-und-klaus-zeyringer-das-wunde-leder.1310.de.html?dram:article_id=422289)

(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about or involving a sport)

Ich bin mal gespannt, ob es neue Erkenntnisse bezüglich der vielen Skandale im Fußball gibt oder ob es nicht nur eine gescheite Zusammenfassung des Bekannten ist. :)

Für die Challange habe ich zudem das weiter oben genannte "Wunde Leder" beendet, welches sich letztlich als gute Zusammenfassung der Problematik präsentierte, in allerdings nur abrisshafter Form. Einige filmische Projekte zum Thema sind tiefergehend.

Für die hilfreiche und schnelle Zusammenfassung dennoch 6,5 von 10 Punkten. Sie ist ein guter Einstieg in das Thema.

#24

Dan Simmons - Terror (https://www.nytimes.com/2007/03/18/books/review/Rafferty.t.html)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book recommended by someone else taking the POPSUGAR Reading Challenge)

Ich lese mich im Moment auch durch einen relativen Wälzer und zwar

Dan Simmons - Terror (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Terror_(novel))

Sind immerhin 992 Seiten. Habe jetzt knapp 10% erst gelesen, der Ersteindruck ist aber ganz gefällig. :)

Dan Simmons - Terror wieder ausgepackt, um es dies Wochenende, welches ich krankheitsbedingt nicht auf einem Festival verbringen kann, auszugleichen und was zu schaffen im Krankenlager.

Habe unter der Woche einen zweiten Versuch gestartet Terror von Dan Simmons zu lesen.

Beim ersten Versuch hatte ich an sich wenig am Buch auszusetzen, sondern lediglich bemerkt, dass ich ein Stück weit meine Disziplin verloren habe oder sie nie erlernt habe, mich systematisch mit längeren Büchern auseinanderzusetzen. Und Terror ist ein langes Buch.
Etwa um die 1000 Seiten, aber nicht mit diesem Seitenklaulayout, welches viele Fantasywerke haben, sondern wirklich mit gefüllten Seiten.

Im zweiten Versuch habe ich mich jetzt innerhalb einer Woche mit System (feste Anzahl an Seiten pro Tag) auf Seite 600 vorgelesen und finde dieses Buch recht gelungen. Ich lese es auf Empfehlung eines Freundes, der es als Hörspiel gehört hat. Mit Hörspielen kann ich selbst aber recht wenig anfangen, also habe ich zur Buchversion gegriffen.

Ich muss allerdings sagen, dass das Menschliche in dem Buch überzeugt, während die mystisch-geheimnisvollen Parts weniger überzeugen. Sie wirken auf mich wenig belebend, auch wenn sie spannend und etwas aufpeppend sein sollen.
Im Werk Drood habe ich genau diese Parts, die am Rande der wirklichen Wahrnehmung liegen und den schwindenen Zugriff der Protagonisten auf die Realität symbolisieren, genossen. In Terror nutzt er doch zu sehr die Holzhammermethode in diesen Szenen, sodass ich immer froh bin, wenn diese vorbei sind.
Insgesamt trotzdem eine lohnenswerte Investition von Zeit und Mühe, sich mit diesem langen Werk auseinanderzusetzen. :)

Terror habe ich am Sonntagabend noch beendet bekommen. Mehr dazu muss ich beizeiten für die Challenge schreiben.

Das Ende um den verbliebenen Leutnant, der zu den Inuit findet, habe ich aus literarischer Metasicht verstanden. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass er das Mythische nicht so aufklärt, wo er es vorher holzhammer-artig genutzt hatte.

Insgesamt aber ein sehr gutes und empfehlenswertes Buch! Man braucht aber unbedingt Geduld, um es zu lesen. Wenn man die nicht hat, gilt die oben verlinkte Rezension aus der NY Times. :)
Oder Weltengeists Ärger über viel zu lange Bücher, die ich grundsätzlich teile. Auch Huhns Feststellung trifft es bei diesem Werk ganz sicher. Trägt hier auch selten zur Geschichte, gleichwohl zur Atmosphäre bei.

8 von 10 Punkten.

#25

Hugo von Hofmannsthal - Jedermann - Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes (https://de.wikipedia.org/wiki/Jedermann)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: An allegory)

Das Drama um den Jedermann ist ein klassisches Stück christlicher Reue und in seiner Funktion komplett als Allegorie angelegt. Es zeigt einen unbarmherzigen Reichen, der oberflächlich den einen oder anderen Schuldner schikaniert und ihm anheim stellt, selbst Schuld an seinem Schicksal zu haben.

Fortan dann mit dem eigenen Schicksal konfrontiert, muss selbst der reiche Jedermann spüren, dass die Menschen ihm nur dann zugetan sind, solange er gesund und erfolgreich ist. Und je mehr die Spukgestalt des Todes in sein Leben tritt, desto mehr verlassen die Menschen seine Seite, da sie nichts mit dem Tod und Untergang zu schaffen haben wollen.

Letztlich erkennt der Jedermann, dass er nichts vorzuweisen hat und sich nicht vor Gott verantworten kann. Er trifft eine schwache, kranke Frau, die sinnbilich für seine guten Taten steht, und ihn nicht in Jenseits begleiten kann, weil er sie nie gepflegt hat. Er versucht auch auf sein Reichtum zu vertrauen, doch dieser - versinnbildlicht durch Mammon - verwährt ihm den Wunsch mit in Jenseits zu ziehen.

Und so bleibt als letzter Ausweg, auf Gottes unendliche Gnade zu vertrauen und zurück zu Gott zu finden, ehe er diesem gegenübertreten muss, was der Tod ihm gewährt. Mit der Hilfe eines weisen Mönches findet er zurück in den Schoß Gottes, was seinen Ausdruck darin findet, dass der Teufel, der sich Jedermanns malade Seele holen wollte, unverrichteter Dinge in der letzten Szene wieder abrücken muss, als Tod Ultimatum schließlich ausläuft

Der Reiz dieses Stückes liegt nicht wirklich in seinem Inhalt, sondern in der Wahl der Szenen und der Ausstaffierung der Szenen. Ich habe das Stück allerdings nicht aufgeführt erlebt, hat aber wohl in Salzburg eine gewisse, jährliche Tradition. Ich glaube auch, dass das an sich doch recht banale Stück Erbauungsallegorie nur durch seine Darstellung gewinnen oder verlieren kann, nur dadurch an Eindringlichkeit und Vermittlung Ausdruck bekommt und durch die möglicherweise tollen Festszenen auch in unserer konsumreichen Zeit an bildgewaltiger Symbolik gewinnen kann.
Immerhin tritt der Tod und die angedrohte Abrechnung im Moment höchsten Konsumes auf.

Allein als gelesenes Theaterstück entfacht es bei mir nur wenig. Es beruft sich auf mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Erbauungsliteratur,und mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Mysterienspiele. Allerdings habe ich diese, so sie mir bekannt sind, meist mehr gefallen, weil sie stets einen bissigen Witz haben. Das geht dem Jedermann allerdings ab.

Die Beschäftigung mit dem Stück ist im Rahmen der Vorkriegszeit vor dem ersten Weltkrieg gesellschaftlich durchaus interessant. Wahrscheinlich interessanter als das unbelebte Kernstück selbst.

5 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 24.10.2018 | 13:08
Als ich das Leseprojekt Anfang September angefangen habe, war mein Ziel, 20 Seiten pro Tag zu lesen und so mindestens 8 Bücher bis zum Ende des Jahres zu schaffen. Nun, die 8 Bücher hatte ich schon vorgestern gelesen, Tendenz weiter steigend. :d
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 24.10.2018 | 17:53
 :cheer: :cheer: :cheer:
Wuhuuu! Glückwunsch! Das ging ja flott.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 24.10.2018 | 18:58
:cheer: :cheer: :cheer:
Wuhuuu! Glückwunsch! Das ging ja flott.

Das liegt daran, dass ich einen Schnitt von ca. 45 Seiten pro Tag habe halten können. Bin sehr zufrieden.
Allerdings ist das zu Lasten meines Rollenspiel-Lesepensums gegangen. Was nicht unbedingt schlecht sein muss ;).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 31.10.2018 | 12:03
Bernd Nielsen-Stokkeby: Baltische Erinnerungen. Estland, Lettland und Litauen zwischen Unterdrückung und Freiheit (https://images.booklooker.de/x/017STM/Bernd-Nielsen-Stokkeby+Baltische-Erinnerungen.jpg)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Bernd Nielsen-Stokkeby, ein deutschstämmiger, in Estland geborener Journalist, erzählt in einer Mischung aus historischer Rundschau, politischem Bericht und persönlicher Erinnerung vom Schicksal der baltischen Staaten bis zum Herbst 1991. Ein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf Estland. Vom Mittelalter unter der Herrschaft des Deutschen Ordens über die schwedische Zeit bis ins 19. Jahrhundert unter russischer Obermacht, dann die kurze Episode nationaler Unabhängigkeit im 20. Jahrhundert und die Weltkriege. Der größere Teil des Buches beschäftigt sich mit der Sowjetzeit und der Loslösung der baltischen Staaten Ende der 80er/Anfang der 90er. Das Buch endet (und ich denke, da spoilere ich nichts) mit der frisch gewonnenen Unabhängigkeit der baltischen Staaten - die 1991 allerdings noch so taufrisch ist, dass noch Vieles offen, ungeklärt und ungewiss scheint.

Hab das Buch von meinem Vater bekommen, der es total klasse fand. Ich lese Sachbücher in meiner Freizeit allgemein eher ungern, weswege ich eine gute Weile gebraucht habe, um das Werk durchzulesen (aka ich habs mir aufs Klo gelegt, und pro Tag ca. 3 Seiten geschafft...).

Allgemein hatte es, für mich, seine Stärken immer dann, wenn der Autor aus eigener Erinnerung sprach. Seine Schul- und Studienzeit und die anschließende kurze Epoche in der Wermacht (die Deutschbalten wurden in die Wermacht eingezogen, was zu der absurden Situation führte, dass sie in Estland gegen die eigenen Nachbarn zu kämpfen hatten) waren wirklich interessant. Auch seine anschließende Tätigkeit als Fernsehjournalist, durch die er die Möglichkeit hatte, mit lauter wichtigen Staats- und Behördenchefs in Zeiten des Umbruchs zu sprechen, war echt spannend. Zeitzeugenberichte haben ihre Schwächen - aber sie lesen sich eben ungemein nah dran am Geschehen.

Ich hätte mir gewünscht, dass er statt einer Geschichte des Baltikums lieber seine Autobiographie verfasst hätte. So kam es zu einem verwirrenden Sprüngen, wenn er ganze Episoden aus seinem Leben ausließ, weil sie eben woanders als in den baltischen Staaten stattfanden. Auch fand ich diejenigen Abschnitte, die er durch Recherchen aufgefüllt hatte, ziemlich trocken und so mit Namen und Fakten überladen, dass ich mir das sowieso alles nicht gemerkt habe. Zum Teil setzt er Einiges an Wissen voraus, das die Menschen 1991 sicherlich gehabt haben mögen - ich allerdings nicht. Was weiß ich, wie der Sturm auf irgendeinen Fernsehturm in Litauen vor meiner Geburt aussah. o.O Persönlich empfand ich Herrn Nielsen-Stokkeby als fürchterlich unsympathisch, was die Lektüre des Buches erschwerte. Seine Privilegien als Sohn aus reichem Hause in Estland nimmt er irgendwie als selbstverständlich hin, seine Studienzeit verbrachte er statt mit dem Studium damit, sich bei soner Burschenschaft die Hucke vollzusaufen, zu seiner Zeit bei der Wermacht fehlt jegliche Reflexion dessen, ob das vielleicht irgendwie scheiße gewesen sein könnte. Als Journalist (aber das ist vielleicht beruflich von Vorteil) war er ein dreister Nervbolzen. Und diese ständige Betonung, welch unfassbar wichtige Leute er denn nicht alles zu welch umwerfenden Zeiten getroffen habe, wirkte irgendwann ziemlich aufgeblasen.

Die größte Schwäche des Buches war meiner Meinung nach aber der Nationalstolz, der es durchsuppte. Ich weiß, dass Estland aus seiner historischen Entwicklung heraus eine andere Einstellung dazu hat als Deutschland. Trotzdem fand ich es wirklich anstrengend, wie teleologisch die gesaaaamte Geschichte Estlands natürlich auf dessen nationale Freiheit hinauslief. Bezeichnend fand ich ganz am Ende dann die großzügige Feststellung des (deutschstämmigen!) Autors, dass den ganzen Russen, die alle von den Sowjets zur Unterdrückung des estnischen Volkes dort angesiedelt worden seien, nach der Unabhängigwerdung Estlands nun geholfen werden müsse, in ihre Heimat zurückzukehren. Dass auch ein Teil der russischen Bevölkerung für die estnische Unabhängigkeit votiert hatte und dass die nicht alle erst seit gestern dort lebten, sondern zum Teil schon seit Generationen, ignoriert er gekonnt weg. Besonders merkwürdig halt, nachdem er selbst ja auch gar kein Este ist, seine eigene Anwesenheit dort aber immer für selbstverständlich nahm. Tatsächlich würde ich jedoch tippen, dass er mit dieser Ansicht damals vielen Menschen in Estland aus der Seele sprach. Sicherlich eine der Wurzeln heutiger Probleme dort.

Trotz der Schwächen also für mich ein lesenswertes Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat.  :)

Und jetzt habe ich mich so ans Lesen aufm Pott gewöhnt, dass ich mir ein neues Klobuch werde suchen müssen...
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 2.12.2018 | 11:30
Huch, nur noch ein knapper Monat übrig! Hm, wenn ich jetzt ein Buch pro Tag lese, könnte es noch klappen mit meiner Challenge.  ;D Naja was solls - am Ende hats trotzdem Spaß gemacht. Wie läufts bei euch so?

In der Goodreads-Gruppe, in der ich angemeldet bin, haben sie schon 2019 eingeläutet. Ich denke, ich werd den neuen Thread hier im Tanelorn dann auch demnächst eröffnen. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 2.12.2018 | 11:36
Huch, nur noch ein knapper Monat übrig! Hm, wenn ich jetzt ein Buch pro Tag lese, könnte es noch klappen mit meiner Challenge.  ;D

Hä? Wolltest du nicht 40 Bücher lesen? Du hast doch immer mal was gepostet - hast du echt erst so wenige?

Zitat
Naja was solls - am Ende hats trotzdem Spaß gemacht. Wie läufts bei euch so?

Bin bei zwölf (siehe hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105098.msg134662133.html#msg134662133)), Tendenz steigend. Rund ein Buch pro Woche seit ich eingestiegen bin und im Mittel doppelt so viele, wie ich gedacht habe. Bin sehr zufrieden, vor allem auch weil ich dadurch wieder besser darin geworden bin, mich zu konzentrieren und längere, auch kompliziertere / fremdsprachige Texte zu lesen. Das mache ich nächstes Jahr bestimmt weiter.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Infernal Teddy am 2.12.2018 | 11:41
115 von 100 sagt Goodreads (https://www.goodreads.com/user/show/10755234-infernal-teddy) - dürften aber mehr sein, da ich manche sachen vergessen habe zu erfassen, und manche sachen nicht in der datenbank sind
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Timberwere am 2.12.2018 | 12:13
Ich habe 2018 deutlich mehr geschrieben als gelesen; Bücher hatte ich eigentlich nur am Shabbat und Feiertag in der Hand. Genau mitgezählt habe ich nicht, aber bei etwa einem Buch pro 1-2 Shabbatot dürften es dieses Jahr nur etwa 30-40 Bücher gewesen sein. Mäh.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 2.12.2018 | 12:55
Hä? Wolltest du nicht 40 Bücher lesen? Du hast doch immer mal was gepostet - hast du echt erst so wenige?

Ich bin momentan bei 19. :D Ich bin zuversichtlich, durch den dritten Band von Harry Dresden demnächst auch durch zu sein (bin etwa in der Hälfte) und ich hab noch ein Kinderbuch hier liegen, das ich auch demnächst noch schmökern möchte. Aber so alles in allem bin ich weit entfernt von der 40. Das ist aber auch in den letzten beiden Jahren so gewesen und gar nicht schlimm. Die 40 ist sone wahllose Zahl, die mich immer mal animiert, wieder ein Buch in die Hand zu nehmen. Und wenn ich dieses Jahr 21 Bücher schaffe, war das eins mehr als letztes Jahr. Und vor zwei Jahren habe ich sogar nur 12 Bücher geschafft. Ich steigere mich also langsam.  ^-^ Ist natürlich weit entfernt von dem Tempo, das ich zu Schulzeiten mal hatte - aber da hatte ich halt auch blöde gesagt nichts anderes zu tun, weil ich in der Pampa lebte und keinen eigenen Internetzugang hatte.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 10.12.2018 | 08:51
Ich muss mir unbedingt nächstes mal ein höheres Ziel setzen. Oder mehrere in Etappen. Irgendwie stört es mich weniger, das Ziel nicht zu schaffen, als viel zu früh damit fertig zu sein.

Derzeit versuche ich die Jugend- und (insbesondere) Kinderbücher aus meiner Liste durch "normale" Bücher zu ersetzen. Ein Kinder- und vier Jugendbücher sind noch drin ("Ein Kinderbuchklassiker, den du nie gelesen hast" natürlich nicht mitgerechnet  :)).

Da ja viele von den Listen, die so kursieren nicht sooo begeistert sind, habe ich zur Challenge 2019 folgende Idee: Um das ganze etwas "tanelorniger" zu machen, stellt jeder (der möchte  ;)) seine 1-3 Lieblingsbücher aus 2018 kurz vor bzw. verweist auf seine eventuell schon vorhandene Vorstellung. Dazu gibt er 2-5 Kategorien pro Buch an, die auf dieses Buch zutreffen.
Je nachdem wie viele mitmachen bzw. wie viele Bücher sich jemand vornehmen möchte, kann man sich dann pro Teilnehmer eine Kategorie oder alle Kategorien eines Buches oder einfach komplett alle oder... rauspicken. Zusätzlich finde ich die Kategorie "eines der vorgestellten Bücher" noch nett.
Ist vielleicht ein wenig aufwendig, aber mir täts so oder so ähnlich gefallen. Außerdem hätte man für jede Kategorie schon mal einen Vorschlag.  ;D
Was denkt ihr?
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 10.12.2018 | 09:16
Ich find die Idee schön, eine eigene Liste zu erstellen, würde aber wie dieses Jahr auch die Option, sich ne eigene Challenge zu erstellen, freihalten. Ich mach mal einen eigenen Thread mit der von dir vorgeschlagenen Kategoriensuche auf. Und demnächst eröffne ich auch den Thread mit der Reading Challenge 2019 und poste da die Ergebnisse bzw. Links zu anderen Challenges rein. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 13.12.2018 | 19:30
Ich bin zum Ende des Jahres wegen der sehr hohen Belastung auf Arbeit und in meinen Ehrenämtern eingebrochen, habe seit dem 01.11. nicht mehr gelesen.
Aber ich versuche noch ein paar Seiten zu beenden.

Diese Challenge hier schaffe ich nicht, aber Goodreads beruhigt mich immerhin und sagt, dass ich 42 Bücher beendet habe dieses Jahr.

Und natürlich nehme ich auch gerne nächstes Jahr an der Challenge teil. Also vielen Dank, dass ihr euch Gedanken darum macht. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 13.12.2018 | 19:49
Ich gebe zu, dass mich das Abarbeiten einer Liste für eine Reading Challenge wenig reizt. Dafür habe ich einfach zu viele Bücher liegen, die ich ohnehin schon dringend lesen wollte ;)

Werde daher nächstes Jahr einfach wieder versuchen, meinen "mindestens 20 Seiten pro Tag"-Vorsatz durchzuziehen, aber halt wieder ohne Liste.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 14.12.2018 | 09:07
Ich gebe zu, dass mich das Arbeiten einer Liste für eine Reading Challenge wenig reizt. Dafür habe ich einfach zu viele Bücher liegen, die ich ohnehin schon dringend lesen wollte ;)
Geht mir ähnlich. Ich hab in den letzten Jahren dann einfach so lange ruminterpretiert, bis das, was ich eh lesen wollte, zur Liste gepasst hat. Ich werd an der Liste fürs nächste Jahr zwar demnächst mitarbeiten, weil ich Lyris' Idee schön finde, aber ob ich die dann wirklich voll übernehme, muss ich sehen. Aber auch zur Inspiration sind solche Listen ja schön. Insofern schadet es auch nicht, eine zu haben. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 18.12.2018 | 19:43
Ich mag die, vor allem mit ganz vielen Kategorien, da passt dann immer was. Manchmal hilft sie mir auch, wenn ich mich absolut nicht entscheiden kann was ich als nächstes lesen will.  ;D Die Bücher die ich lesen wollte habe ich auch so alle gelesen (auch teilweise mit "etwas" Interpretation  ;)), und ein paar auf die ich ohne Liste wahrscheinlich nie gekommen wäre.

Für Liv fand ich es insofern gut, weil sie noch mal über den Inhalt nachgedacht hat bzw. teilweise auch aufmerksamer gelesen hat (hatte ich zumindest den Eindruck).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 18.12.2018 | 20:05
Ich glaube, ich lasse mich wieder von Kategorien inspirieren, ohne mich daran zu binden.  :think: Warum nur ein Stück vom Kuchen, wenn ich doch auch die ganze Bäckerei haben kann, ne?  ~;D
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 18.12.2018 | 20:21
Sooo - ich arbeite mich vorwärts, hab ja noch knapp zwei Wochen.  ^-^

Jim Butcher - Grabesruh - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 3 (https://www.feder-und-schwert.com/verlagsprogramm/die-dunklen-faelle-des-harry-dresden-3-grabesruh/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Verrückt gewordene Geister treiben ihr Unwesen. Harry Dresden, der Magier und Privatdetektiv, macht gemeinsam mit seinem Freund Michael, der "Faust Gottes", Jagd auf sie. Doch wer steckt hinter dem ganzen Chaos? Nach und nach werden die Angriffe persönlicher. Offenbar hat eine Person noch ein Hühnchen mit Harry zu rupfen. Leider hat Harry keine Ahnung, wer das sein könnte.

Hat mir gut gefallen. So langsam geht die mir versprochene Feen-Action los, auch wenn der Fokus dieses Bandes dem Titel gerecht natürlich an einer anderen Stelle liegt. Ich freu mich schon auf den nächsten (muss ihn mir nur erst kaufen, die Stadtbibliothek hat da eine unerfreuliche Lücke in ihrer Sammlung).

Susan Ee - Angelfall - Fürchtet euch nicht (Angelfall Band 1) (https://literaturschock.de/literatur/belletristik/fantasy-und-phantastik/angelfall-fuerchtet-euch-nicht)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Engel haben die Erde in Schutt und Asche gelegt. Durch die postapokalyptische Welt zieht Penryn mit ihrer psychisch kranken Mutter und ihrer im Rollstuhl sitzenden Schwester Paige auf der Suche nach Nahrung, Unterschlupf und Schutz vor den marodierenden Straßengangs. Doch einmal hat die kleine Familie sich zu weit hinaus gewagt in die Dunkelheit. Sie werden Zeuge einer brutalen Szene: Engel schneiden einem der ihren die Flügel ab. Im darauffolgenden Chaos entführen die Engel die kleine Paige. Penryn sieht nur eine Möglichkeit: Der verletzte Engel muss sie zum Engelshorst führen, damit sie ihre Schwester dort herausholen kann, ehe ihr Schlimmeres widerfährt. Auf der widerwilligen gemeinsamen Reise lernen die beiden einander besser kennen.

Tja, ich mag Romanzen und die hier hat mir Spaß gemacht. Wie im Genre üblich, sieht der Engel Raffe natürlich überirdisch gut aus und hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Genreblondinen ist Penryn aber tatsächlich die meiste Zeit eine brauchbare und eigenständige Persönlichkeit. Aufgrund dessen dass ihre Mutter in psychotischen Phasen auf sie und ihre Schwester loszugehen pflegte, hat Penryn zahlreiche Kampfsport- und Selbstverteidigungskurse absolviert und weiß sich entsprechend zu wehren. Es gibt da diese höchst befriedigende Szene, in der sie so einen vorlauten Soldaten in Grund und Boden drischt, das war wirklich erfrischend. Was ich weniger gut gelungen fand, war die Darstellung der Engel. Ich fand es sehr unpassend, dass diese selbst ständig von "Engelwelt" und "Engelgesetzen" sprachen. Wir sagen doch auch nicht dauernd "Menschenwelt" und "Menschengesetze". Dadurch gab es einige verschenkte Chancen, in denen ein showing-not-telling-Ansatz der Story viel gegeben hätte. Beispielsweise wäre die Szene, in der Penryn dem das Laufen nicht gewohnten Raffe die Füße verarztet und er ihr mitteilt, dass sowas in der "Engelwelt" etwas sehr Intimes sei, authentischer gewesen, wenn er einfach peinlich berührt reagiert hätte. Wie halt ein Mensch reagieren würde, dem angeboten wird, ihm den Hintern einzucremen. Da erzähl ich ja auch nicht lang und breit, dass das aber bei mir zuhause sehr intim ist. Da musst du ja in dem Moment auch erstmal drauf kommen, dass das eine im kulturellen Hintergrund bedingte unterschiedliche Wahrnehmung ist. Insgesamt aber eine schöne Geschichte, die mir Lust auf den zweiten Band gemacht hat. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 19.12.2018 | 12:17
#26

Robert Harris- Dictator (https://www.perlentaucher.de/buch/robert-harris/dictator.html)

(Aus der Popsugar-Challenge: A novel based on a real person)

Da waren wir also, der Hausklave Tiro, Cicero, Caesar, das Ende der Republik und ich. Die ersten beiden Teilen haben alles in ihrer Macht stehende getan, um mich auf diesen Moment vorzubereiten, mich zu fesseln und in Spannung zu quälen, bis ich endlich dazu komme, das Buch zu lesen. Das - hoffentlich - fulminante Finale.

Das Buch ist natürlich schon eine Weile erschien und ich habe mir das immer mal für eine Zeit reiner Leselust aufbewahrt und nun also war es soweit. Und das Finale ist...

Handwerklich ist wenig an dem Werk auszusetzen. Es ist grob auf dem Stand der Forschung, es fasst einen guten Rahmen ein, es vergisst keine wichtigen Etappen auf dem Weg zum Ende der Republik bzw. Caesars und Ciceros Leben, es hat einen interessanten Ansatz und aus - historischer Sicht - eine Plethora an spannenden Charakteren.
Das Buch hat ausgezeichnete Bewertungen und viele Bewunderer und doch...

...wollte es bei mir nicht so recht zünden. Robert Harris gehört sicher zu meinen Lieblingsautoren, wenn ich auf die letzten 15 Jahre meines Lesens zurückschaue. Immerhin habe ich in der Zeit alleine 7 Werke von ihm gelesen (Fatherland, The Ghost, Pompeji, The Fear Index und dann schließlich die Cicero-Reihe Imperium, Conspirata und nun Dictator - das macht ihn zum zweitmeist gelesenen Autor von mir), und was ich fast immer geschätzt habe, sind die Charaktere und die Zwischentöne, die Harris hat erwecken können. Nicht nur die spannenden Plots, die Verwicklungen, die gute handwerkliche Machart, der historische Überbau haben mir gut gefallen, sondern die Charaktere.

Jetzt gelingt Harris etwas außergewöhnliches, denn am Ende des Tages ist anzuerkennen, dass er auf knapp 500 Seiten eine Republik untergehenlässt und die Schritte dahin plausibel macht, mit dem Stand der Geschichtsforschung verbunden und trotzdem so, dass das Drama doch grob durchscheint. Allerdings ist das ein µ zu viel, denn um das zu schaffen, muss er fast alle Feinheiten opfern und widmet sich nur in ganz wenigen Episoden dem Menschlichen seiner Protagonisten. Tiro wird auf reine Pflichterfüllung reduziert (außer in den drei Momenten, wo er als Sklave befreit wird, seinen eigenen Bauerhof bekommt und am Ende eine von ihm selbst befreite Sklavin geheiratet hat), Cicero verkommt zu einer Person reinster bi-polarer Störung, die entweder überlegen, entschlossen und cool (himmelhochjauchzend) oder weinerlich, geschlagen und ausgemergelt (zu Tode betrübt) ist. Caesar ist eine ungreifbare Person bis in ihren Tod. Keine Zwischentöne, obwohl Harris das nochmal mit seiner scheiternden Ehe mehr schlecht als recht versucht.

Und dadurch, dass Harris für die Schnelligkeit und Größe der Erzählung - wie schon in The Fear Index - für die übergeordnete Geschichte seine Charakter verblassen lässt, ist es am Ende nur noch ein handwerklich gutes, bewundernswert recherchiert, aber doch etwas dröges Buch. Ciceros Genius erschließt sich nicht mehr, sondern ist nur noch reine Zuschreibung. Cicero ist also genialisch, weil Harris direkt sagt, dass dem so sei, aber es geht nicht mehr aus dem Kontext hervor. So verlieren Episoden wie die Philippischen Reden einfach ihre Kraft und verhallen im Äther.

Und so können wir uns am Ende zwar vorstellen, dass das Ende der römischen Republik für viele eine tragische Geschichte war, der Bürgerkrieg eine furchtbare Sache und dann bei Cicero, als quasi letzter Überlebender der großen Republik, die Proskriptionen eine furchtbare Wirkung gehabt haben müssen, aber erleben, mitfiebern, das können wir nicht. Wie durch eine milchige Mattscheibe erleben wir das Ende Roms, aber ein Gefühl für diese Größe kann Harris durch seinen unpersönlichen Zugang auf emotionaler Ebene nicht mehr erwecken. Lediglich Catos Tod passt hervorragend in die Machart des Werkes und hinterlässt im Gesamten Eindruck. Schade. Hier lag des Potenzial für ein Stück Weltliteratur, am Ende bleibt es einfach - zum Glück - ein gutes Buch.

7 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 19.12.2018 | 12:43
#27

Nathaniel Philbrick - Valiant Ambition - George Washington, Benedict Arnold, and the Fate of the American Revolution (https://www.nytimes.com/2016/05/22/books/review/nathaniel-philbricks-valiant-ambition.html)
(aus der POPSUGAR-Challenge: A True Crime)

Zugegeben, diese Einordnung ist vielleicht nicht im klassischen Sinne sauber, weil man sich eher aufgeklärte oder - meist für viele noch spannender - unaufgeklärte Mordfälle vorstellt, die rekonstruiert oder aufgerollt werden. Kein Truman Capote hier. Aber die Definition der True Crime-Literatur sagt auch, dass es um wahre und möglichst große Verbrechen gehen soll. Und welches Verbrechen könnte größer sein als der Hochverrat, hier verbunden mit dem Versuch, eine Revolution, dessen Held man auf dem Schlachtfeld gewesen ist, an seinen Kriegsgegner zu verraten?

Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit dem kompletten amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und als kleines Manko kann vielleicht vorangestellt werden, dass Mr. Philbrick einfach davon ausgeht, dass jemand, der in dieses Thema einsteigen will, grundsätzlich eine Ahnung von der Revolution hat, denn er macht sich keine Mühe das Vorgeplänkel, die Unabhängigkeitserklärung und die großen Fakten tiefergehend zu beleuchten oder gar den Hintergrund zu erklären. Wer dieses Buch liest, tut also gut daran, sich vorher zumindest einen sehr groben Überblick über die Vorkommnisse zu verschaffen.

Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Verrat Benedict Arnolds an der Revolution, aber die Rolle Arnolds erscheint - oder erschien - der Forschung doch klar, warum das Ganze nochmal hinterfragen? Philbrick übernimmt keine bloße Verteidigung Arnolds und versucht ihn reinzuwaschen. Die Faktenlage ist zu klar, dass er schuldig daran geworden ist. Was er tut ist, er gibt dem Verräter ein menschliches Gesicht und macht seine Tat vor dem historischen Hintergrund nachvollziehbar. Ohne dabei zu werten, fasst er die entscheidenden Schritte zusammen, die Arnold zu seinem Verhalten gebracht haben können, also Abfolge und Steigerung.
Es betrachtet Arnold allerdings nicht isoliert, denn er legt zur selben Zeit die Entwicklung George Washingtons daneben, und erklärt auch dessen Entscheidungen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen und freilich auch die Schnittpunkte beider Herren.

Grundsätzlich erkennt Mr. Philbrick eine gewisse, charakterliche Ähnlichkeit in Arnold und Washington zu Beginn ihrer Karrieren. Beide neigen zu aggressiven Vorgehen auf dem Schlachtfeld, sind bisweilen übermütig, aber auch mutig. Jetzt bricht der Autor von hier an aus und betrachtet ihrer Entwicklung, wie beide zu Helden werden und wie schließlich der eine auch noch zur Legende im positiven Sinne wird, während der andere fällt.

Die Erklärungen Philbricks sind menschlich, angemessen, suchen ihr Heil in der Analyse der Persönlichkeit und den daraus entstehenden Taten und Konsequenzen, was das Werk sehr nachvollziehbar macht. Der Autor hat ein Gespür dafür und misst immer wieder die Menschen aneinander ab, also auch die zwischendrin immer wieder auftauchenden Briten und Amerikaner auf beiden Seiten (leider nicht immer: es wird klar im Werk, dass Philbrick bspw. einen der Gründerväter - John Adams - sehr kritisch sieht. Wir erfahren in diesem Werk aber nicht wirklich, warum dem so ist.)
Er vergisst dabei aber auch nicht, die neu entstehenden und althergebrachten Strukturen zu beleuchten, kommt aber immer wieder zu dem Schluss, dass es letztlich die menschlichen Entscheidungen (auch innerhalb der Strukturen) sind, welche zu diesen folgenschweren Entscheidungen führen.

Das Werk kommt etwas langsam in Gang, aber sobald es in Gang ist, schreibt Philbrick gefällig, gegen Ende sogar spannend. Er will nicht überfordern mit seinem Schreibstil, bleibt nahe am Thema, vertieft die jeweiligen Szenen nicht zu sehr. Für Militärhistoriker, trotz der Versuche das Vorgehen zu beschreiben, ist dieses Werk nichts, weil es zu oberflächlich bleibt.
Wen aber interessiert, wie Menschen sich in der Krise entwickeln und das anhand zweier Beispiele anschaulich erläutert haben möchte, kann ich dieses Buch empfehlen.

8 von 10 Punkten.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Infernal Teddy am 22.12.2018 | 21:40
Well, die "offizielle Liste" für 2019 ist da...

(https://media1.popsugar-assets.com/files/thumbor/HGFUo1NpqXU4HCgb6JNIdEiLAGs/fit-in/728xorig/filters:format_auto-!!-:strip_icc-!!-/2018/11/09/097/n/1922283/8d21863875735d9e_PS18_2019_ReadingChallenge_Pinterest/i/2019-POPSUGAR-Reading-Challenge.jpg)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 22.12.2018 | 22:35
Danke, Teddy :) Ich hab grad Besuch da - der neue Thread für 2019 kommt dann morgen! *händchenreibs*
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 24.12.2018 | 11:08
Susan Ee - Angelfall - Tage der Dunkelheit (Angelfall Band 2) (https://www.lovelybooks.de/autor/Susan-Ee/Angelfall-Tage-der-Dunkelheit-1237276980-w/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Nachdem Raffe am Ende des letzten Bandes die vermeintlich tote Penryn ihren Leuten übergeben hat, ist er auf einem Rachezug gegen diejenigen, die ihm seine Flügel stahlen und gegen Dämonenschwingen eingetauscht haben. Penryn ist derweil mit ihrer Mutter und der von den Engeln verstümmelten Paige im Camp des Widerstandes untergekommen. Dort finden sie allerdings nur wenige Freunde - wer traut schon einer von den Toten auferstandenen mit einer wahnsinnigen Mutter und einer gruseligen Schwester? Als die kleine Paige große Stücke aus zwei Gangern herausbeißt, die Penryn belästigt hatten, sind sie im Camp endgültig nicht mehr gut gelitten. Auf der anschließenden Flucht geraten sie vom Regen in die Traufen - nun gilt es, von Alcatraz zu entkommen, ehe die künstlichen Skorpionwesen, die dort das Sagen haben, ihnen das antun, was die anderen Insassen erleiden mussten...

Hat weiterhin Spaß gemacht zu lesen und im Gegensatz zu vielen anderen, die das Buch rezensiert haben, fand ich auch nicht, dass Raffe der Handlung unbedingt fehlen würde. Es war durchaus interessant, auch mal Penryn dabei zuzusehen, wie sie alleine klarkommt. Der heimliche Held dieses Buches ist sowieso Pooky Bear, das Engelsschwert, das trotz seines albernen Namen einige Tricks auf Lager hat.

Susan Ee - Angelfall - End of Days (Angelfall Band 3) (https://rhapsodyinbooks.wordpress.com/2016/11/02/review-of-the-trilogy-penryn-the-end-of-days-by-susan-ee/)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Raffe und Penryn sind wieder vereint und allmählich kristallisiert sich heraus, dass der eigentliche Feind in den Reihen der Engel zu suchen ist. Eine Fahrt bis in die Hölle wird nötig, um Raffe die nötige Stärke zu verleihen, aus diesem Kampf als Sieger hervorzugehen. Im abschließenden Showdown sehen sich Penryn und Raffe trotz aller gemeinsamen Abenteuer auf verschiedenen Seiten. Wird Raffe nach allem, was sie durchlebt haben, wehrlose Menschen abschlachten, um sich den Posten als Sprecher Gottes unter den Egeln zu sichern?

Hab den letzten Band auf Englisch gelesen, weil ihn die Stadtbibliothek nicht hatte und die englische Ausgabe günstiger war. Was für ein Durcheinander- von Hörbuch über e-Book auf englisches e-Book. o.O Die Trilogie lohnt sich, am Stück zu lesen. Gerade der zweite und dritte Band gehen mitten in der Handlung nahtlos ineinander über. Der große Showdown am Ende ist wirklich cool gewesen. Ich ärgere mich immer, wenn Kämpfe bloß aus Kanonengedonner und tollen Kampfmoves bestehen, weil sich das langweilig liest. Hier allerdings werden die Menschen dem übermächtigen Gegner gegenüber kreativ und nutzen dessen Stärken zu ihren Gunsten. Einzig das Ende fand ich dann doch etwas kitschig und dick aufgetragen, aber gut, das haben die Leserinnen (ich gehe mal davon aus, dass das Publikum vornehmlich weiblich ist) wohl erwartet.

Insgesamt hat die Reihe Spaß gemacht. Es waren einige ganz überraschende Wendungen dabei, die Charaktere waren tough und mit der Liebesgeschichte hat es die Autorin nicht übertrieben. Ich konnte mich sogar mit dem (post)apokalyptischen Hintergrund anfreunden, obwohl das eigentlich nicht so meins ist. War jetzt auch nicht das Beste, was ich je gelesen habe, hat mich aber unterhalten und gefesselt. :)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 30.12.2018 | 12:16
Da das Jahr morgen endet und ich bis dahin wohl keine der angefangenen Lektüren mehr beenden werde, fasse ich meine Challenge mal kurz zusammen. :)

Ich habe dieses Jahr wieder 40 Bücher angepeilt und davon 23 geschafft zu lesen. Das sind zwei mehr als letztes Jahr! Das werte ich mir als Erfolg! :) 2016 hab ich mit 12 Büchern angefangen - die Idee, durch die Challenge mehr zu lesen, funktioniert also. Das fühlt sich ziemlich gut an. *plustert froh* Ich hab auch dieses Jahr wieder ne schöne Mischung aus Büchern gelesen: Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur, Genre, die ich sonst nicht so lese, Bücher die ich mochte und solche, die mir nicht gefallen haben. Außerdem Bücher sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Meine Entdeckung des Jahres war definitiv die Nightrunner-Reihe von Lynn Flewelling. Die letzten beiden Bände und der Kurzgeschichtenband stehen auch schon im Regal und warten darauf, nächstes Jahr gelesen zu werden. :)

Was nicht so geklappt hat, war diese "Clean the shelves"-Challenge. Ich nehme mal an, ich hab einfach gerade wirklich keinen Bock auf die Bücher, die seit Jahr und Tag halbgelesen bei mir im Regal stehen. Statt mir vorzunehmen, sie unbedingt lesen zu müssen, warte ich jetzt einfach drauf, dass sie mich mal anlachen und ich wieder Lust auf sie habe. :)

Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe:
1.) Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 7: Der Gejagte
2.) Nicole Gozdek - Die Magie der Namen
3.) Lynn Flewelling - Luck in the Shadows
4.) Lynn Flewelling - Stalking Darkness
5.) Lynn Flewelling - Traitor's Moon
6.) Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 8: Die Verfluchten
7.) Isabel Bogdan - Der Pfau
8.) Jim Butcher - Wolfsjagd - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 2
9.) Lynn Flewelling - Shadows Return
10.) Lynn Flewelling - The White Road
11.) Guy Delisle - Geisel
12.) Derek Landy - Hölle und Highway (Demon Road 1)
13.) Nicole Gozdek: Die Magie der Lüge
14.) Blake Nelson: Emmaboy Tomgirl
15.) Franziska Gehm: Die Vampirschwestern 1: Eine Freundin zum Anbeißen
16.) Cornelia Funke: Kleiner Werwolf
17.) Chris Riddell: Ottoline und die gelbe Katze
18.) Chris Riddell: Ottoline und das Schulgespenst
19.) Bernd Nielsen-Stokkeby: Baltische Erinnerungen. Estland, Lettland und Litauen zwischen Unterdrückung und Freiheit
20.) Jim Butcher - Grabesruh - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 3
21.) Susan Ee - Angelfall - Fürchtet euch nicht (Angelfall Band 1)
22.) Susan Ee - Angelfall - Tage der Dunkelheit (Angelfall Band 2)
23.) Susan Ee - Angelfall - End of Days (Angelfall Band 3)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Infernal Teddy am 31.12.2018 | 23:37
So, finales Ergebnis laut Goodreads: 125 von 100 Büchern gelesen
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Lyris am 1.01.2019 | 08:56
192 von 80 Bücher, alle 80 Kategorien erledigt, 16 angefangene Reihen abgeschlossen, SUB ist (wieder) hoch (es war gerade erst Weihnachten ;)) aber übersichtlich

Liv: Von März bis ca. Anfang Oktober 64 Bücher, alle Kategorien erledigt
(Nachdem alle Kategorien erfüllt waren hatte sie keine Lust mehr die Bücher zu zählen, ich schätze es dürften fürs ganze Jahr locker 100 gewesen sein)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Menthir am 1.01.2019 | 20:07
Ich komme nicht auf eure hohen Zahlen, möchte dafür aber meinen Respekt zum Ausdruck bringen.

Ich habe bei Goodreads meine Challenge auf 40 Bücher gelegt gehabt und 51 Bücher geschafft: Menthir (https://www.goodreads.com/user/year_in_books/2018/76112445)
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 5.01.2019 | 14:44
So, dann will ich auch mal abrechnen...

Bisschen spät, aber immerhin...

Habe mir vorgenommen, ab dem 1. September konsequent 20+ Seiten pro Tag zu lesen. Das sollte rein rechnerisch noch für 8+ Bücher im Jahr 2018 reichen.
Ja, Bücher. Belletristik und Sachbücher, aber Bücher. Rollenspielmaterial, Comics, Zeitungen, Zeitschriften, Papers, Onlinebeiträge etc. zählen nicht mit.

8 Bücher hatte ich mir für das letzte Drittel von 2018 vorgenommen. 19 sind es geworden (diese Woche mitgerechnet):


Damit bin ich sehr, sehr, sehr zufrieden. Und einige Bücher davon haben meinen Horizont auch wirklich erweitert. Schon allein deshalb werde ich das Projekt im Jahr 2019 fortführen. Davon werde ich allerdings nicht mehr hier berichten, sondern unter goodreads.com (https://www.goodreads.com/user/show/91628117-weltengeist).
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 5.01.2019 | 19:32
Ein Zusatzdäumchen hoch für Cornelia Funke! Hats dir gefallen? Der zweite Band ist besser und der dritte der beste. Wenn du mich fragts. :D

Da du dich im 2019-Thread auch angemeldet hast, würde ich einfach (mach ich bei Teddy auch so) ab und an mal auf Goodreads checken, wie viele Bücher du gelesen hast und die Zahl hier ins Tanelorn übertragen? So von wegen Thread aktuell und befüllt halten und Vergleich und so. :)

Freut mich jedenfalls, dass alle hier so viele Bücher gelesen und Erwartungen übertroffen haben. Genau dafür war diese Challenge gedacht. ^___^
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Weltengeist am 5.01.2019 | 20:09
Ein Zusatzdäumchen hoch für Cornelia Funke! Hats dir gefallen? Der zweite Band ist besser und der dritte der beste. Wenn du mich fragts. :D

Ja, siehe auch die Kurzrezi in meinem ursprünglichen Beitrag (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105098.msg134662133.html#msg134662133) oder die längere auf Goodreads (https://www.goodreads.com/review/show/2658516421?book_show_action=false&from_review_page=1). Und ja, es ist interessant, dass du den zweiten Band noch besser findest - das erhöht die Chance, dass ich ihn mir in nächste Zeit mal ansehen werde.

Zitat
Da du dich im 2019-Thread auch angemeldet hast, würde ich einfach (mach ich bei Teddy auch so) ab und an mal auf Goodreads checken, wie viele Bücher du gelesen hast und die Zahl hier ins Tanelorn übertragen? So von wegen Thread aktuell und befüllt halten und Vergleich und so. :)

Das kannst du gerne machen, wenn du dir die Arbeit machen magst.
Titel: Re: Reading Challenge 2018
Beitrag von: Huhn am 5.01.2019 | 20:20
Das kannst du gerne machen, wenn du dir die Arbeit machen magst.
Och, so viel Arbeit ist es nicht. Bin auf Goodreads ja eh und dort werden mir eure Bücher ja angezeigt. Würde da jetzt auch nicht Schießhundmäßig hinterher sein, aber so hin und wieder, wenns mir einfällt. aktualisier ich das mit. :)