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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Bree am 10.01.2018 | 11:24

Titel: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Bree am 10.01.2018 | 11:24
Hallo liebe Community.

Zuerst wollte ich ranten, aber dann bin ich doch auf eine Diskussion rund um das Thema neugierig geworden:

Vorab: Mit ROLLENspiel ist soetwas wie "erweitertes Charakterspiel" gemeint. Also nicht nur punktuelle Charakterdarstellung und Spieltisch-Theater, sondern auch die Charakterprogression als Akteur in der Spielwelt auf langfristigeren Blick.



Das eigentliche Problem:
Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.



Und ich frage mich (und mein Gegenüber) immer: Warum?
Aber ich habe noch nie eine Antwort erhalten, die ich für gut begründet halte.

Ich kann ohne den regelseitigen Spielfluss zu brechen auch in DnD die klassischen charakter-darstellenden Situationen bieten: literarische Beschreibungen, Monologe und Dialoge. Daran kann es also erstmal nicht liegen.

Wann findet noch Rollenspiel statt: Wenn Charaktere/Spieler sich für oder gegen Dinge entscheiden müssen. Entscheidungen zeigen Prioritäten und erzeugen dadurch, oder referieren auf, Charaktereigenheiten und kommunizieren diese nicht nur an den Spieltisch, sondern auch in die Spielwelt und den Plot.
Auch das geht in DnD nicht weniger gut, als in DSA-WOD-CTHULUH (?)

Zuletzt gibt es Player-Empowerment.
Und das wäre meiner Meinung nach ein sehr gutes Argument gegen die ROLLENspiel-Tauglichkeit von DnD. Denn dort, wo ich die Spielwelt aus meinem eigenen Ideenschatz heraus ein bischen Richtung Charakterdramaturgie schubsen kann, habe ich natürlich andere Möglichkeiten, Charaktere darzustellen (ob "mehr" sei mal dahingestellt, schließlich büßt man an anderer Stelle durch PE ja auch wieder ein, Stichpunkt Reliablität der Spielwelt).

Aber! Niemand der Wald-Und-Wiesen-Rollenspieler (Damit meine ich Nicht-Tanlornies (logisches) oder Nicht-Fate-und-Konsorten-Fans), die üblicherweise vorwerfen, DnD tauge nicht für Charakterspiel, mag oder betreibt Player-Empowerment. Und obwohl sie es kennen, führen sie es nicht als Begründung auf.

Vielmehr habe ich das Gefühl, dass die genannten Systeme (DSA, WoD, Cthuluh) gerade deshalb als "Charakterspiel-Freundlicher" verstanden werden, weil sie dazu missbraucht werden können, das Charakterspiel auf platte Klischees zu reduzieren ("WIE EXOTISCH DARFS DENN SEIN?", "DAS LETZTE WORT HAT DER SPIELLEITER"), wodurch man garkein Charakter-Rollenspiel mehr betreiben muss, sondern nur noch literarische Figuren über ein literarisches Schachbrett zieht. Nach festen Regeln, die wahlweise den Bloodline/Kultur-Beschreibungen, oder der Regionalband-Exegese spielerfahrenerer Pseudo-Gurus entspringen.
Als Fachbegriff schlage ich hiermit das Wort KASTRATENROLLENSPIEL (in Zornhau'scher Großschreibung) vor, um die Überlegenheit quasi aller anderen Spielarten zu unterstreichen. Und jetzt fühlt euch gefälligst schlecht, ihr Pseudo-Charakterspieler. lol. Sorry, wurde doch zum Rant  :-\
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Sir Markfest am 10.01.2018 | 11:58
Vorab: Mit ROLLENspiel ist soetwas wie "erweitertes Charakterspiel" gemeint. Also nicht nur punktuelle Charakterdarstellung und Spieltisch-Theater, sondern auch die Charakterprogression als Akteur in der Spielwelt auf langfristigeren Blick.

Charakterprogression als Akteuer in der Spielwelt hat IMHO nichts mit "Rollen"spiel zu tun.
Erweitertes Charakterspiel ist ja doch mit jedem System möglich (mal besser, mal schlechter, aber das kommt auf System/Gruppe/Spielstil an)...?

Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 10.01.2018 | 12:00
Zitat
Zuerst wollte ich ranten, aber dann bin ich doch auf eine Diskussion rund um das Thema neugierig geworden:

Wo ist diese Diskussion, von der du schreibst?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 12:06
Wo ist diese Diskussion, von der du schreibst?
Die sollen wir jetzt starten . Und das haben wir ja auch drauf :)

Edit: Zum Thema: Halte ich auch für Quatsch, außer für sehr spezielle Definitionen von Rollenspiel. Das sind alles erstmal normale Systeme a la "Bla bal Handlung"  [Sl: Handlung dieser Art löst Probe auf Attribut aus] [Spieler: Wurf] [Handlung erfolgreich oder nicht]. Die Zielsetzung, und Werkzeuge zur Charakterabbildung, und auch das SL-Instrumentarium sind sehr verschieden, aber in echtes Hindernis gibt es da nicht.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 10.01.2018 | 12:17
Zitat
Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.

Bis auf SaWo habe ich davon alles mal gespielt und kann es EIN WENIG bestätigen

Der Grund, weshalb bei WoD soviel Charakterspiel ist und bei DnD weniger liegt einfach daran, dass für WoD eigentlich nur die "Charakterbücher" existieren und keine Abenteuer. Wenn du keine Abenteuer hast musst du dich mit dem beschäftigen, was du hast, und das ist dein eigener Charakter ^^

DSA ist eher wie DnD, also du hast vor allem Abenteuer, die im Fokus stehen. Bei DSA gibt es aber sehr viel Fluff, sodass die Interaktion mit der Spielwelt und der eigenen Kultur zum Charakterspiel anreizt. Bei DnD ist die Welt eher Settng, also Spielbackground, der nicht so zentral ist und eher die Abenteuer Flair gibt

Cthuluh is speziell ^^
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 12:28
Bis auf SaWo habe ich davon alles mal gespielt und kann es EIN WENIG bestätigen

Der Grund, weshalb bei WoD soviel Charakterspiel ist und bei DnD weniger liegt einfach daran, dass für WoD eigentlich nur die "Charakterbücher" existieren und keine Abenteuer. Wenn du keine Abenteuer hast musst du dich mit dem beschäftigen, was du hast, und das ist dein eigener Charakter ^^

DSA ist eher wie DnD, also du hast vor allem Abenteuer, die im Fokus stehen. Bei DSA gibt es aber sehr viel Fluff, sodass die Interaktion mit der Spielwelt und der eigenen Kultur zum Charakterspiel anreizt. Bei DnD ist die Welt eher Settng, also Spielbackground, der nicht so zentral ist und eher die Abenteuer Flair gibt

Cthuluh is speziell ^^
wtf?
Alsoooo...Ein Fußball ist besser für Backgammon als Mensch-ärger-dich-nicht weil da ist keine Anleitung bei?
Edit: Na gut, bisschen weniger albern. Warum das mehr an dokumentierter Spielwelt und Anleitung zur Verwendung Rollenspiel verhindert, verstehe ich nicht. Warum bei DSA genau das Gegenteil passieren soll, verstehe ich auch nicht.
Edit2: Was ich verstehe, ist, dass DnD mehr Optionen zum kompetetiven Charakterbau bietet als Call of Cthulhu, und die Effektivität im Kampf auch mehr thematisiert wird als bei DSA. Und es gibt vermutlich mehr typische Dungeoncrawls als für die anderen beiden. Man kann also so einen Eindruck bekommen. Is trotzdem Quatsch ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Viral am 10.01.2018 | 12:32
Die WoD ist doch auch regelreich.

Das Problem ist eher der "Gun-Porn" oder "Feat-Porn" in manchen Systemen bzw. das was SL und Spieler draus machen. Man kann mit D&D wunderbar ROLLENspielen. Wenn man den "Gun-Porn" raushalten will greift man einfach zu oD&D oder zu D&D5. DSA ist nicht mein System, aber da sieht es wohl ähnlich ist.

Das sind die gleichen engstirnigen Vorurteile wie D&D ist ja nur Dungeon-Crawling und Monster tot schlagen. Dann sag ich immer ... schon mal Planescape gespielt?

... so Zeit zum Mittagessen ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Ludovico am 10.01.2018 | 12:32
Ein schönes Thema!

Es bestätigt mich ein bißchen in folgender Ansicht:
Spiele werden u.a. durch Historie als gamistisch oder nicht gamistisch betrachtet, aber weniger durch die Regeln.

Als Beispiel:
DSA hat Regeln, bei denen ich noch nicht feststellen konnte, dass sie der Immersion sonderlich zuträglich sind. Bei DnD ist das ebenfalls so.
Bei DSA dagegen wurde viele Jahre aber das ROLLENspiel gepredigt (u.a. durch Kiesow). Bei DnD dagegen wurde der gamistische Aspekt insbesondere hervorgehoben.

Als Ergebnis findet man bei DSA eher Spieler (insbesondere älteren Semesters), wie Bree sie beschreibt. Bei DnD dagegen findet man eher gamistisch veranlagte Spieler.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Derjayger am 10.01.2018 | 12:34
Ist ein Vorurteil, das gern unreflektiert nachgeplappert wird.
Wenn es Unterschiede in der RP-Tauglichkeit gibt, dann sind sie klein und recht unbedeutend. Kleiner, als man gemeinhin annimmt und nicht der Rede wert.

Viel Spaß auf den nächsten 8 Seiten :D
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Anro am 10.01.2018 | 12:43
Hab ne Weile gebraucht, zu greifen, wo die regelreichen Systeme klar den regelarmen Systemen gegenüberstehen.

Ich bin an folgende Frage gestoßen:

D&D hat eher steile und vertikale Entwicklung der Charaktere, die quasi gezwungen ist.
DSA hat eine flache, vertikale Entwicklung, die aber wenn gewünscht etwas horizontaler gewählt wreden kann.
In Vampire steigen Charaktere so weit ich weiß nicht so schnell und irre in Ihrer Stärke auf, zumindest nicht so steil.
In Cthullu ist ebenfalls keine starke Entwicklung zu sehen.

Ist die unterschiedliche Progression vielleicht das Problem?

Oder geht es eher darum, dass ein DnD mehr auf Kampf ausgerichtet ist und mehr Fähigkeiten für Kampf hat, während in den Systemen auf der anderen Seite sehr viele Nicht-Kampf-Fähigkeiten sind und sich so Charaktere mechanisch in den sozialen-interaktionsszenen merklicher Unterscheiden können? (Auch mehr als "es gibt für alle sozialen Interaktionen 5 verschiedene Fähigkeiten")
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: 1of3 am 10.01.2018 | 12:57
Die Gruppe, die du hier nicht verstehst, würde ich grob "Storyteller" nennen. Player Empowerment ist dagegen eins der Merkmale von "Storygamern".

Das sind in gewisser Weise Denkschulen, die sich zu bestimmten Zeiten etabliert haben. Mit Autoritäten, Geboten und natürlich Symbolen in Form gewisser Spiele.

Wer sagt also sagt: "Vampire taugt zum Rollenspiel, D&D nicht", sagt auch: "Regeln sind nicht so wichtig." Das ist so ein Kerngedanke für Storyteller. Mit Regeln sind hier vor allem klare Handlungsvorschriften gemeint. Zahlen auf Zetteln (siehe DSA) sind völlig OK, dienen aber eher als Gedankenstütze für die Darstellung, denn als Input für gewisse Regelprozesse, welche man anstartet.

Es geht also vor allem darum, was zum Beispiel Vampire NICHT hat:
- Klare Aufträge. In D&D bekommst du XP für das Überwinden von Monstern (oder Sammeln von Schätzen).
- Klare Abwicklung. Man wünscht Interpretationsspielraum, wenn man würfelt.

Solche Regeln werden als Dinge gesehen, die vom eigentlichen Rollenspiel ablenken.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Kardohan am 10.01.2018 | 13:21
Die Bekannten des OP haben schlicht und einfach nicht begriffen, dass es nicht die Menge an Regeln ist was zählt, sondern was man daraus und damit macht. Insbesondere wann, wie und warum man sie eben nicht für jeden gegebenen Blödsinn einsetzt. Ich kann mit einem Regelschwergewicht a la Rolemaster kommen und genaus ROLLENspielen, wie mit Leichtgewichten wie Risus oder Fate.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Lord Verminaard am 10.01.2018 | 13:24
DSA ist doch ein regelreiches System. WoD mit allen Splatbooks auch. Handling Time ist schon ein Thema, aber eher für Tempo, als für die Frage nach Rollenspiel im Sinne von Charakterspiel in deinem Sinne, also insbesondere auch persönliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum. Dabei sind natürlich vor allem Spielinhalte ausschlaggebend, aber das Regelwerk kann natürlich Hinweise auf bevorzugte Spielinhalte geben. Gleiches gilt für Hintergrundmaterial und publizierte Abenteuer. Hier erkennt man bei DSA und WoD einen stärkeren Fokus auf sozialer Interaktion, sowohl bei den Fertigkeiten als auch bei der Ausrichtung des Materials, in dem die Antagonisten eher menschenähnlich sind, die Charaktere sich daher weniger einfach durch ihre Herkunft von den Antagonisten abgrenzen, sondern dies durch ihre Persönlichkeit tun müssen. D&D kann man natürlich auch so spielen, hier haben wir aber doch einen stärkeren Schwerpunkt auf Monstern und (jedenfalls traditionell) magischen Gegenständen. Hinzu kommt, dass das Stufen- und Klassensystem einen vergleichsweise starren Entwicklungspfad bildet, natürlich auch mit Differenzierungsmöglichkeiten, aber Baukastensysteme geben mehr Freiheit, den Charakter so zu entwickeln, wie der Spieler es für passend hält. Was nicht heißen soll, dass ausgerechnet die drei genannten Systeme besonders gut für Charakterentwicklung geeignet sind, da gibt es mit Sicherheit bessere.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Infernal Teddy am 10.01.2018 | 13:30
Das heir so betonte "ROLLENspiel" ist völlig unabhängig vom gewählten System.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Viral am 10.01.2018 | 13:36
DSA ist doch ein regelreiches System. WoD mit allen Splatbooks auch. Handling Time ist schon ein Thema, aber eher für Tempo, als für die Frage nach Rollenspiel im Sinne von Charakterspiel in deinem Sinne, also insbesondere auch persönliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum. Dabei sind natürlich vor allem Spielinhalte ausschlaggebend, aber das Regelwerk kann natürlich Hinweise auf bevorzugte Spielinhalte geben. Gleiches gilt für Hintergrundmaterial und publizierte Abenteuer. Hier erkennt man bei DSA und WoD einen stärkeren Fokus auf sozialer Interaktion, sowohl bei den Fertigkeiten als auch bei der Ausrichtung des Materials, in dem die Antagonisten eher menschenähnlich sind, die Charaktere sich daher weniger einfach durch ihre Herkunft von den Antagonisten abgrenzen, sondern dies durch ihre Persönlichkeit tun müssen. D&D kann man natürlich auch so spielen, hier haben wir aber doch einen stärkeren Schwerpunkt auf Monstern und (jedenfalls traditionell) magischen Gegenständen. Hinzu kommt, dass das Stufen- und Klassensystem einen vergleichsweise starren Entwicklungspfad bildet, natürlich auch mit Differenzierungsmöglichkeiten, aber Baukastensysteme geben mehr Freiheit, den Charakter so zu entwickeln, wie der Spieler es für passend hält. Was nicht heißen soll, dass ausgerechnet die drei genannten Systeme besonders gut für Charakterentwicklung geeignet sind, da gibt es mit Sicherheit bessere.

+1
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Archoangel am 10.01.2018 | 13:47
Ich verstehe die Frage nicht. Häh?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Crimson King am 10.01.2018 | 13:53
Das heir so betonte "ROLLENspiel" ist völlig unabhängig vom gewählten System.

Es gibt grundsätzlich Systeme, die eine rational-lösungsorientierte Herangehensweise an die Spielsituationen motivieren.

Grundsätzlich kann man mit jedem Rollenspielsystem Charakter- und Storyspiel betreiben. Bei Systemen, die die falsche Herangehensweise an ein Problem schnell mal mit dem Ableben des Charakters bestrafen, liegt eine diesem Aspekt angemessene Vorgehensweise aber nahe. Belohnungmechanismen, die vor allem auf Überwindung von Herausforderungen abzielen, motivieren ebenfalls entsprechend. Mit dem Regelumfang hat das meines Erachtens nichts zu tun.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Silent Pat am 10.01.2018 | 13:56
Wenn jemandem alles was - überspitzt gesagt - mehr als drei Seiten Regeln hat, nicht zum ROLLENspielen (TM) taugt, dem würde ich das hier empfehlen:

https://www.vhs-bonn.de/programm/kultur-und-kunst.html?action%5B149%5D=course&courseId=484-C-V6206
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ghoul am 10.01.2018 | 13:57
Vorab: Mit ROLLENspiel ist soetwas wie "erweitertes Charakterspiel" gemeint. Also nicht nur punktuelle Charakterdarstellung und Spieltisch-Theater, sondern auch die Charakterprogression als Akteur in der Spielwelt auf langfristigeren Blick.
In erster Linie haengt dies vom Spielleiter ab, nicht vom Regelwerk. Ein gutes Spielleiter schafft eine konsistente Spielwelt, mit der die Spieler interagieren und die sie veraendern koennen. Ein schlechter Spielleiter bietet keine kosistente Welt, sondern skaliert einfach die Herausforderungen an die Machtstufe der Spieler-Personnagen.
Und damit kommen wir zum Punkt, an dem das Regelwerk doch einen Einfluss hat. Die aelteren D&D-Editionen sehen fest vor, dass die Charaktere Spielwelteinfluss nehmen (Titel, Festungsbau, Abflachung des Machtzuwachses ...). Die neueren D&Ds verleiten zum unbegrenzten Hochskalieren. Einige Storyteller-Spiele helfen zwar bei der Charaktererschaffung, die Personnage in die Spielwelt einzubinden, ein schlechter SL verhindert aber trotzdem die Zunahme an Einfluss im Lauf des Spiels.

Zitat
Als Fachbegriff schlage ich hiermit das Wort KASTRATENROLLENSPIEL (in Zornhau'scher Großschreibung) vor, um die Überlegenheit quasi aller anderen Spielarten zu unterstreichen.
Wie geil, Danke fuer diesen neuen Jargon!  >;D Darf ich Dir im Gegenzug die PESA-Mitgliedschaft anbieten?  :w20:
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Maarzan am 10.01.2018 | 15:54
Das ist doch eigentlich eher eine Frage der Art der Regeln selbst als ihrer Anzahl.

Das, was einen Fokus bei den Regeln bekommt, wird immer auch Aufmerksamkeit ziehen und ist iunter ein paar Umständen auch die verlässlichere Lösungsart gegenüber "freiem Spiel". 
Und manche Regeln zwingen dem Spiel dann auch ihre eigenen Charakter auf, wenn z.B. ein Erstschlag extrem wichtig für das Überleben ist oder Verbesserungen an Kämpfen hängen.
Ähnliches kann aber auch ein SL mit seiner Art bewirken, z.B. wenn NSC immer antagonistisch oder hinterhältig sind oder jeder nicht getötete Gegner dann beim nächsten mal besser vorbereitet auf Rache sinnt.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Faras Damion am 10.01.2018 | 16:24
These 1: Man kann mit jedem Regelwerk jeden Spielstil spielen.

Spielstile werden von Regeln, Abenteuern und Zusatzmaterial mehr oder weniger unterstützt, aber dennoch kann unser Lieblingsspiel variabel auf unsere Bedürfnisse angepasst werden. Das ist ja das Tolle. :)
Da gibt es nur wenige Ausnahmen (Dread simulativ zu spielen, wäre herausfordernd).


These 2: Bei den kleinen Systemen herrscht ein Spielstil vor.

Die meisten, die solche Systeme spielen, haben gezielt nach passenden Speziallösungen für sich gesucht.


These 3: In den verbreiteten Systemen finden sich Gruppen verschiedenster Spielstile.

Man bleibt bei einem System, weil man damit angefangen hat, keine neue Regeln lernen will oder keine Gruppe im Indiesystem findet. Es mögen zwar die typischen Vorurteile für die Mehrzahl der Gruppen stimmen (DnD = Gamist, DSA = Simulationist, WOD = Mary Sue, usw.), aber jeder der regelmäßig Gruppen gewechselt hat, hat viel Variation kennengelernt. :)


Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Oberkampf am 10.01.2018 | 16:29
Ich seh das Problem auch eher darin, dass du (gemeint ist der TE) es mit einer Gruppe an Spielern zu tun hat, die grob eher in die Storyteller-Kategorie passen. 1of3 hat zu diesem Spielertyp mal einen langen und ergiebigen Thread ins Leben gerufen. Mit den Ergebnissen stimme ich zwar nicht 100%ig zu, aber im insgesamt wird der Spielertyp mit seinen Vorlieben und Ansichten ganz treffend charakterisiert.

Es ist mMn vergebliche Liebesmüh, mit dem Storyteller-Spielertyp über Rollenspiel allgemein und erst Recht ROLLENspiel zu diskutieren, von Regeln und den Vorteilen verschiedener Regelsysteme ganz zu schweigen. Storyteller sammeln sich gehäuft bei verschiedenen Regelwerken, die für ihr Spiel relativ bedeutungslos sind, aber die in Storytellerkreisen einen guten Ruf haben. Das sind (unter anderen?) die drei genannten (DSA, oWoD - V:tM und CoC). Wenn du was anderes spielst, kannst du evtl. auch andere Spielertypen kennenlernen. Und da der Berg nicht zum Propheten kommt... 

Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: felixs am 10.01.2018 | 16:34
ein DnD mehr auf Kampf ausgerichtet ist und mehr Fähigkeiten für Kampf hat, während in den Systemen auf der anderen Seite sehr viele Nicht-Kampf-Fähigkeiten sind und sich so Charaktere mechanisch in den sozialen-interaktionsszenen merklicher Unterscheiden können? (Auch mehr als "es gibt für alle sozialen Interaktionen 5 verschiedene Fähigkeiten")

Ja, ich glaube, dass es das ist.

Die Frage ist, ob das Spiel eher dichte Beschreibungen fördert, oder eher taktische Erwägungen fördert.
Desto umfangreicher die direkt aufs Spiel einwirkenden Regeln eines Systems sind (meist vor allem also Kampfregeln), desto weniger Raum bleibt für anderes.
Und umgekehrt.

Bei DSA ist es allerdings wohl wirklich eher ein durch Prägung der Spielerschaft hervorgerufenes Problem. Und bei DSA gibt es auch eine ziemlich interessante Durchmischung von energischem Bestehen auf "richtiges ROLLENspiel" und einem großen Regelberg, der aber von vielen auch nach Buchstabenlaut gespielt wird. Scheint mir ziemlich einzigartig zu sein.
Und natürlich ist das historische Argument auch bei anderen Systemen wirksam.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Settembrini am 10.01.2018 | 16:40
Ich glaube, der OP hat ein besonderes Phänomen entdeckt, daß ich selber noch nicht ganz fassen konnte...ich muß grübeln.

Irgendwas stimmt an der Beobachtung, daß es nicht nur um das soziale Interaktionen Ausspielen geht...sondern darum...daß irgendwie durch die DSA-und WODddigkeit eine ganz bestimmte Art von Sozialrollenspiel betrieben wird...und das ist nicht das, was man Stimmungsspiel nennt...nein...da ist etwas...Bauergaming kommt nahe ran...aber bei der Beobachtung im OP ist noch mehr...
D&D ist da der Feind, weil etwas objektivierbar ist. Weil ein Spieler Kaiser werden kann, Kraft eigener Wassersuppe, nicht...Kraft...dessen wofür das Wort fehlt......aber das ist es noch nicht ganz...grübel...
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 16:43
Ich glaube, der OP hat ein besonderes Phänomen entdeckt, daß ich selber noch nicht ganz fassen konnte...ich muß grübeln.

Irgendwas stimmt an der Beobachtung, daß es nicht nur um das soziale Interaktionen Ausspielen geht...sondern darum...daß irgendwie durch die DSA-und WODddigkeit eine ganz bestimmte Art von Sozialrollenspiel betrieben wird...und das ist nicht das, was man Stimmungsspiel nennt...nein...da ist etwas...Bauergaming kommt nahe ran...aber bei der Beobachtung im OP ist noch mehr...
D&D ist da der Feind, weil etwas objektivierbar ist. Weil ein Spieler Kaiser werden kann, Kraft eigener Wassersuppe, nicht...Kraft...dessen wofür das Wort fehlt......aber das ist es noch nicht ganz...grübel...
Ich verstehe nicht komplett was du meinst, aber meine Intuition sagt mir du bist da an was dran. Hat DnD weniger in-die-Welt-geworfenheit ?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 10.01.2018 | 16:48
Zitat
wird...und das ist nicht das, was man Stimmungsspiel nennt...nein...da ist etwas...Bauergaming kommt nahe ran...

WoD und Bauerngaming?  ;D
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Archoangel am 10.01.2018 | 16:54
Klar - wenn du sie konsequent bestpielst, also in Vampire beispielsweise mit dem Neonate beginnst, wirst du zu Lebzeiten keine Position innerhalb der Spielwelt erreichen, die man als "machtvoll" bezeichnen könnte (also innerhalb deiner Gesellschaft). Zum Prinzenamt werden dir z.B. immer ein paar Jahrhunderte Erfahrung fehlen. Kann man schon als "Bauergaming" bezeichnen.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Settembrini am 10.01.2018 | 16:58
Ich verstehe nicht komplett was du meinst,

Ich ja auch nicht...aber Bree hat da was Besonderes beobachtet. Oder etwas besonders dargestellt...neulich hat ein SL mal stundenlang NSPs ausgespielt...wir haben viel mit denen geredet...aber jeder war so, wie man dachte...ganz viel kleine Klischees...die wurden durchexerziert...irgendwie ist das auch dabei...und D&D stört...weil zu überraschend oder ergebnisorientiert?...bei DSA und CoC gehts...WoD auch?...bestimmt auch WoD.
...romantische Entquantifizierung un-objektivierbarkeit...Liebe zur Hermeneutik...Flucht in eine Pseudohermeneutik?


irgendwas ist das BREE! Mehr input!
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: alexandro am 10.01.2018 | 17:02
Zitat
Klar - wenn du sie konsequent bestpielst, also in Vampire beispielsweise mit dem Neonate beginnst, wirst du zu Lebzeiten keine Position innerhalb der Spielwelt erreichen, die man als "machtvoll" bezeichnen könnte (also innerhalb deiner Gesellschaft). Zum Prinzenamt werden dir z.B. immer ein paar Jahrhunderte Erfahrung fehlen. Kann man schon als "Bauergaming" bezeichnen.

Naja, technisch gesehen kann bei Vampire ein Neonate recht problemlos Prinz werden, wenn er regelmäßig genug ohne Downtime gespielt wird (wodurch er die Werte des eigentlichen Prinzen relativ schnell in den Schatten stellt) und/oder der Spieler des Charakters es einfach drauf hat, außerhalb der Box zu denken und sich intelligenter anzustellen, als es dem SL möglich ist. In letzterem Fall hat er sich das Prinzenamt aber auch ehrlich erspielt und der SL sollte imo froh sein, einen solchen Spieler in der Gruppe zu haben.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Settembrini am 10.01.2018 | 17:08
Zitat
wodurch man garkein Charakter-Rollenspiel mehr betreiben muss, sondern nur noch literarische Figuren über ein literarisches Schachbrett zieht. Nach festen Regeln, die wahlweise den Bloodline/Kultur-Beschreibungen, oder der Regionalband-Exegese spielerfahrenerer Pseudo-Gurus entspringen.

So quasi:

"Rondra zum Gruße!"
"Die Zwölfe seien bei Dir. Was ein gar schröcklicher Regen!"
"Hört, hört, Regen nennt er das, ich nenne es den Flinken Difar der Wolken!"
"Hohoho"
"Doch führt nicht solch Rede im Munde es bringet gar Unglckelychkayt über das Haus."
"Ja, er hat Recht. Verzeyhet und bringe er mir einen guten Humpen"
"Wohlann, den soll er bekommen und auch ein wenig Eintopf mit Brühwurst"

-- Spieler guckt selig.

Meinst Du sowas?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 17:15
Hm, sicher kein Zufall dass die drei bei uns belarpt werden, bei DnD höre ich davon nichts...
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 10.01.2018 | 17:18
Zitat
Hm, sicher kein Zufall dass die drei bei uns belarpt werden, bei DnD höre ich davon nichts...

Liegt aber mehr an den Kosten für Dungeon-Kulisse und Monster-Kostüme
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Viral am 10.01.2018 | 17:19
grad etwas wenig Zeit, aber hier ein paar Gedankenfetzen:

D&D: Die SCs sind ein Zahnrädchen von vielen, die den Weltenmotor am laufen halten. Ggf. läuft die Welt weiter auch ohne, dass die SCs weiter existieren. Das wird den Spielern vermittelt

CoC, WoD, Fate: Die Spieler sind DAS Zahnrad, an dem es hängt, damit der Weltenmotor weiter läuft. Man ist oder wird ziemlich schnell WICHTIG oder es wird einem die Wichtigkeit des eigenen SCs suggeriert. Entsprechend kann ein SC-Tod zu sehr emotionalen Reaktionen beim Spieler führen (Überspitzt: "Du Arschloch, hast meinen Charakter getötet! In deiner Gruppe Spiel ich nie wieder!"). IT Ehrfurcht vor den SCs usw.....
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Rhylthar am 10.01.2018 | 17:21
Ich brauche mehr Input zum Bekanntenkreis.

Ich versuche mal etwas:
Die Spieler*innen sind alle in den späten 30ern/Anfang 40ern. DSA war ihr erster Berührungspunkt (oder zumindest der, den als erstes ernsthafter und regelmäßiger gespielt haben).
Sie haben zum größten Teil studiert, sind vielfach auch Familienmenschen (Frau/Mann, Kind, etc.). Sie sind aber im ganzen jung geblieben (Kleidungsstil, Freizeitbeschäftigung), der ein oder andere hat in seinen jungen Jahren durchaus der Gothic-Szene angehört (oder es zumindest auch ganz gerne gehört).

Kommt das irgendwo hin?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: alexandro am 10.01.2018 | 17:21
Zitat
Hm, sicher kein Zufall dass die drei bei uns belarpt werden, bei DnD höre ich davon nichts...

Sicher liegt es daran, dass bei D&D oft nicht klar ist, wie bestimmte Sachen überhaupt zustande kommen, während der Weg dorthin bei WoD, DSA etc. recht stark im Setting verzahnt ist. Ergebnisorientiert bedeutet letztendlich auch ein Ignorieren des Weges und damit der Möglichkeiten andere Wege einzuschlagen.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 17:22
Liegt aber mehr an den Kosten für Dungeon-Kulisse und Monster-Kostüme
...weil solche Godzillas und Schleimmonster halt nicht so wichtig sind. Kammerspiel-P&P?  Ich komm nicht drauf
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: alexandro am 10.01.2018 | 17:29
Selbst wenn man die Monster bei D&D weglässt und, sagen wir mal, ein Treffen der Assassinen-Gilde von Faerun spielt, um einen neuen Anführer zu wählen (inklusive Intrigen, geheimer Absprachen und auch Mordanschlägen auf Rivalen), würde das im P&P wahrscheinlich besser funktionieren, als wenn man ein LARP daraus macht (bzw. würde sich das LARP u.U. eher wie "DSA in Waterdeep" anfühlen, als wie D&D).

Einfach weil man bei D&D deutlich mehr abstrahiert, was im LARP halt nicht geht.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Faras Damion am 10.01.2018 | 17:35
grad etwas wenig Zeit, aber hier ein paar Gedankenfetzen:

D&D: Die SCs sind ein Zahnrädchen von vielen, die den Weltenmotor am laufen halten. Ggf. läuft die Welt weiter auch ohne, dass die SCs weiter existieren. Das wird den Spielern vermittelt

CoC, WoD, Fate: Die Spieler sind DAS Zahnrad, an dem es hängt, damit der Weltenmotor weiter läuft. Man ist oder wird ziemlich schnell WICHTIG oder es wird einem die Wichtigkeit des eigenen SCs suggeriert. Entsprechend kann ein SC-Tod zu sehr emotionalen Reaktionen beim Spieler führen (Überspitzt: "Du Arschloch, hast meinen Charakter getötet! In deiner Gruppe Spiel ich nie wieder!"). IT Ehrfurcht vor den SCs usw.....

CoC und Probleme mit dem Tod seines Charakters? Klingt masochistisch. :)
Und bei Fate spielen ist meisten doch Few-Shots, oder?

Während DnD sehr lange Kampagnen anbietet, bei denen es schade ist, die hochstufige Figur zu verlieren.



Mal was ganz anderes:

Wie wichtig ist euch Immersion bei Gesprächen?

Immersiv empfinde ich eher railroadige Rollenspiele wie CoC und z.T. DSA. Wenn man den Bürgermeister unbedingt schnell überzeugen muss, da sonst die Katastrophe passieren wird. Oder wenn man versucht, den Mitcharakter aufzubauen, der gerade die schlimmste Nacht seines Lebens erlebt hat.

Taktik oder Worldbuilding ist auch nett cool, sind aber für mich weniger intensiv.




Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 10.01.2018 | 17:40
Zitat
Wie wichtig ist euch Immersion bei Gesprächen?

Immersion ist sowas wie der Schufa Score: 100% gibt es nie

Halte nix von dem Begriff
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Archoangel am 10.01.2018 | 17:55
grad etwas wenig Zeit, aber hier ein paar Gedankenfetzen:

D&D: Die SCs sind ein Zahnrädchen von vielen, die den Weltenmotor am laufen halten. Ggf. läuft die Welt weiter auch ohne, dass die SCs weiter existieren. Das wird den Spielern vermittelt

CoC, WoD, Fate: Die Spieler sind DAS Zahnrad, an dem es hängt, damit der Weltenmotor weiter läuft. Man ist oder wird ziemlich schnell WICHTIG oder es wird einem die Wichtigkeit des eigenen SCs suggeriert. Entsprechend kann ein SC-Tod zu sehr emotionalen Reaktionen beim Spieler führen (Überspitzt: "Du Arschloch, hast meinen Charakter getötet! In deiner Gruppe Spiel ich nie wieder!"). IT Ehrfurcht vor den SCs usw.....

Das könnte zumindest erklären warum meine letzte WoD-Gruppe so belämmert aus der Wäsche geschaut hat als sich die Welt weitergedreht hat. Macht Sinn.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chruschtschow am 10.01.2018 | 17:55
Ich habe den Eindruck, es geht hier um dieses Vor-sich-hin-Rollenspielen. Man hat eine Figur in der Welt und macht Sachen. Aber nicht richtig zielgerichtet. Man reist an Orte, spricht mit Leuten, manchmal nietet man sie auch um. Aber insgesamt ist es eher betulich. Das Ziel sind nicht der Drache, der Prinz, der Große Alte. Man führt lieber die Hexe zurück auf den Pfad der Tugend. Man erledigt Handlangerdienste für den Sheriff, nicht den Prinzen direkt. Man lässt die Taschenlampe fallen und rennt davon.

Aber man rüttelt bitte nicht an den Grundfesten der Welt.


...weil solche Godzillas und Schleimmonster halt nicht so wichtig sind. Kammerspiel-P&P?  Ich komm nicht drauf

So nenne ich das, wenn meine Fate-Runde partout vor sich hin rollenspielt. Was auch ganz gut passt, wäre noch Touristenrollenspiel. Ich will die Welt sehen, sie auch erleben. Aber nicht zu viel.


CoC, WoD, Fate: Die Spieler sind DAS Zahnrad, an dem es hängt, damit der Weltenmotor weiter läuft.

Gerade bei WoD, teils auch bei CoC, sind die SC das eben je nach Runde nicht. Da wird dann halt eben vor sich hin gerollenspielert. Und in Fate? Meine Runde viktorianischer Ermittler in Sachen Übernatürliches hat mit ziemlichen Eifer kleine Straßenkinder entwurmt und Tee getrunken. Das geht auch in Fate. Und nein, das ist nicht "working as intended". Aber wenn sie nun ein Mal Spaß dran haben ...

Und für dieses Touristenrollenspiel muss es ja auch was zu sehen geben. Energische NSC bei den Sieben Gezeichneten. Ein unwahrscheinlich umfangreicher Hintergrund, der für jeden was hat, seien es Salzarellenrezepte für den Feinschmecker, reichlich Lokalkolorit für den Ethno-Fan oder auch doch mal ein Ork für den Action-Touristen.

[EDIT]
Und das meine ich jetzt gar nicht so sehr als Geätze in Richtung DSA. Ein bisschen Lästern, aber liebevoll. Den größeren Teil des DSA-Zeugs bis in die späten 90er konnte ich rück- und vorwärts auswendig. War halt ein ganz passabler Mei ... Reiseleiter. ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Sir Markfest am 10.01.2018 | 18:44
Und für dieses Touristenrollenspiel muss es ja auch was zu sehen geben. Energische NSC bei den Sieben Gezeichneten. Ein unwahrscheinlich umfangreicher Hintergrund, der für jeden was hat, seien es Salzarellenrezepte für den Feinschmecker, reichlich Lokalkolorit für den Ethno-Fan oder auch doch mal ein Ork für den Action-Touristen.
[EDIT]
Und das meine ich jetzt gar nicht so sehr als Geätze in Richtung DSA. Ein bisschen Lästern, aber liebevoll. Den größeren Teil des DSA-Zeugs bis in die späten 90er konnte ich rück- und vorwärts auswendig. War halt ein ganz passabler Mei ... Reiseleiter. ;)

Jo, die Bezeichnung Touristenrollenspiel für DSA trifft es irgendwie sehr gut!
Eine Welt, wo man seine Figur hineinstellt, gerne Eisenbahnausflüge zu den epischen Sehenswürdigkeiten unternimmt oder Busfahrten zu den prominenten NSCs.
Wo man mit seiner Figur mehr "Downton Abbey" spielt als "Transformers".
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Lord Verminaard am 10.01.2018 | 18:48
Irgendwie muss ich gerade an den DSA-Meister denken, der mir sagte, ich müsse meinen Jäger schweigsamer spielen... (Wir erinnern uns an Mantel, Schwert und Zauberstab, wo die drei Zitate des Jägers Kopfschütteln, Kopfnicken und "Hmmmm" waren.) Charakterspiel als "Malen nach Zahlen", und der Meister passt auf, dass nicht übergemalt wird. Ganz im Sinne von Florian Don Schauen, würde ich meinen. Das gab/gibt es bestimmt, aber ich denke, man tut DSA Unrecht, es darauf zu reduzieren. Und D&D zu viel der Ehre, wenn man es als Heilmittel dagegen auslobt...

Edit: Oder harmloseres Beispiel, der Con-Meister, der, nachdem ich erklärte, einen Krieger aus Almada zu spielen, erst ein "Almada"-Lied zur Melodie von "Azuro" anstimmte, und dann später einen NSC, äh eine Meisterperson, mir Pferdewurst servieren ließ und mich ganz erwartungsvoll anguckte, hier hätte ich wohl eine freiwillige Jähzornprobe würfeln sollen oder so, weil wohl (wie ich vermute) man in Almada Pferde für den besten Freund des Menschen hält, aber immerhin, mein Versagen blieb ohne Konsequenzen. ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Klingenbrecher am 10.01.2018 | 19:30
Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.

Meine Spielrunde bevorzugt Pathfinder sowie DnD. Weil: Sie Powergamer sind. Das Spiel am Tisch ist ihnen auch wichtig jedoch liegt bei meiner Grp das Augenmerk auf der Charakterprogression alá WoW. EXP and Gear, pls. Die reinen Erzählspiele wie DSA, Malmsturm/Fate, Degenisis, WoD ( obwohl dies auch in ein Powergamer Feuerwerk verwandelt werden kann). Bekommen nur zörgerlich zuspruch.

Würde wirklich mal gerne eine schöne ruhige Runde DSA leiten. Aber da würden meine Spieler mit losen Nervenenden aus den Fenstern springen.  :D
Das gleiche gilt aber auch für zu stark aufs Spiel ausgelegte Rollenspiele wie Iron Kingdoms und Entfesselt die halt eher als Interaktive Battlemaps gespielt werden. ( Ja , ja DnD fällt da auch drunter lässt sich aber auch noch nice ohne Battlemap spielen.)

Mein Fazit

Es hängt stark von den Spielern wie auch von SL ab. Den jedes Spiel bietet eine Form des Rollenspiels. Jedoch nicht jeder mag das damit verbundene Spielsystem. Hier stelle ich die mutige behauptung auf das die Spieler eher ein System meiden wollen und dann mit der Aussage das dass schlecht für PnP ist ausweichen.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ghoul am 10.01.2018 | 20:00
Selbst wenn man die Monster bei D&D weglässt und, sagen wir mal, ein Treffen der Assassinen-Gilde von Faerun spielt, um einen neuen Anführer zu wählen (inklusive Intrigen, geheimer Absprachen und auch Mordanschlägen auf Rivalen), würde das im P&P wahrscheinlich besser funktionieren, als wenn man ein LARP daraus macht (bzw. würde sich das LARP u.U. eher wie "DSA in Waterdeep" anfühlen, als wie D&D).

Einfach weil man bei D&D deutlich mehr abstrahiert, was im LARP halt nicht geht.
Intrigen und Verhandlungen gehen im LARP sehr gut, s. auch die Krimidinner "Kopfloses Dinner" wo jeder Hauptcharakter eigene Spielziele hat.
Aber die KASTRATENSPIELER im LARP, was machen die da? Sie spielen aus, wie sie Fertigkeiten steigern oder Rüstungen reparieren, bzw. als SL erwarten sie auch noch, dass ich das tue. Ich könnte kotzen!
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Oberkampf am 10.01.2018 | 20:16
...blieb ohne Konsequenzen. ;)

Mal abgesehen, dass ich das Zitat völlig aus dem Kontext reiße, ist Handeln ohne Konsequenzen nach meiner Ansicht das typische Merkmal für diesen Spielstil. Die Charaktere irren irgendwie in der Welt herum, aber was sie tun oder lassen hat, abgesehen von den Dingen, die im Abenteuerplot festgelegt wurden, keine Konsequenzen.

Das sind dann auch Welten, die sich wirklich unabhängig von den Spielern/Charakteren entwickeln.  ~;D
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: alexandro am 10.01.2018 | 20:18
Irgendwie muss ich gerade an den DSA-Meister denken, der mir sagte, ich müsse meinen Jäger schweigsamer spielen... (Wir erinnern uns an Mantel, Schwert und Zauberstab, wo die drei Zitate des Jägers Kopfschütteln, Kopfnicken und "Hmmmm" waren.) Charakterspiel als "Malen nach Zahlen", und der Meister passt auf, dass nicht übergemalt wird. Ganz im Sinne von Florian Don Schauen, würde ich meinen. Das gab/gibt es bestimmt, aber ich denke, man tut DSA Unrecht, es darauf zu reduzieren. Und D&D zu viel der Ehre, wenn man es als Heilmittel dagegen auslobt...

Genau. Das ist kein Problem der verwendeten Regeln und auch nicht der Spielphilosophie, sondern allein eine des SLs. Das Problem des "Malen-nach-Zahlen" tritt auch in regelorientierteren Rollenspielen auf, nur dann halt auf die Regeln bezogen, statt auf die Charakterdarstellung. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an meine erste Runde D&D3 (sogar eine Promo-Runde von Amigo), wo der SL eine Aktion nicht zulassen wollte, weil es dafür keine Regeln gab*. Bis damals hatte ich nur WoD und Star Wars gespielt, aber das kam mir trotzdem (oder gerade deshalb?) instinktiv falsch vor.

*mittlerweile wurde die Aktion (den Gegner in der Hektik des Kampfes einen Gegenstand mopsen) in die PF-Regeln eingeführt - am grundlegenden Problem ("Malen-nach-Zahlen") ändert das natürlich nichts.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: 1of3 am 10.01.2018 | 20:41
Das sind dann auch Welten, die sich wirklich unabhängig von den Spielern/Charakteren entwickeln.  ~;D

Tatsächlich kam eben ja schon die genau umgekehrte Ansicht. Wahrscheinlich ist das Kriterium dann unabhängig.

Interessant finde ich aber den Gedanken der Abstraktion bzw. des Vorspulens.


@Bree: What du mich einmal sagen, was du mit "Charakter-Rollenspiel" meinst? Ich bin mir da unsicher.


Gesendet von meinem K011 mit Tapatalk

Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Jiba am 10.01.2018 | 20:55
@Hanky-Panky: Immersion ist auch ein doofer Begriff. Aber bring das nicht wieder auf. Der Begriff ist nicht totzukriegen. 

D&D: Die SCs sind ein Zahnrädchen von vielen, die den Weltenmotor am laufen halten. Ggf. läuft die Welt weiter auch ohne, dass die SCs weiter existieren. Das wird den Spielern vermittelt

CoC, WoD, Fate: Die Spieler sind DAS Zahnrad, an dem es hängt, damit der Weltenmotor weiter läuft. Man ist oder wird ziemlich schnell WICHTIG oder es wird einem die Wichtigkeit des eigenen SCs suggeriert. Entsprechend kann ein SC-Tod zu sehr emotionalen Reaktionen beim Spieler führen (Überspitzt: "Du Arschloch, hast meinen Charakter getötet! In deiner Gruppe Spiel ich nie wieder!"). IT Ehrfurcht vor den SCs usw.....

Also diese Aufteilung halte ich nun für absolut beliebig! Warum soll das eine System den Charakteren mehr Bedeutung für die Welt zuschreiben als das andere. Gerade in CoC gewinnt am Ende doch eigentlich immer der Mythos? Da bewegt sich die Welt auch, wenn die Charaktere nicht da sind... so quasi bereits aus dem Setting heraus.

Überhaupt, diese Idee von der Weltenmaschine: Natürlich stehen die SCs auch bei D&D im Mittelpunkt. Es dreht sich alles um sie. Sie sind die Avatare der Spieler. Also ist es vollkommen müßig, das sich eine Welt weiterbewegt, wenn die SCs nicht vor Ort sind. Oder sitzt ihr als SL am Spieltisch (oder noch besser: allein zu Hause) und spielt Szene um Szene NPCs aus, die sich miteinander unterhalten. Oder malt euch das wenigstens haarklein im Oberstübchen aus.

Wahrscheinlich nicht.

Alles, was im Rollenspiel passiert, findet im gemeinsamen Vorstellungsraum statt. Und der generiert sich in der konkreten Spielsituation durch die Spieler und den SL im gemeinsamen Austausch. Natürlich: Irgendwas in einem Settingbuch gelesen zu haben, kann Teil dieses Vorstellungsraum sein, wenn es allen zugänglich ist und es nicht nur einer weiß – sonst würde ich nicht sagen, dass es Teil dieser Rollenspielrunde ist. Wenn sich also nur der SL irgendwas ausmalt, was irgendwo stattfindet und es keiner erfährt, dann gehört es nicht zum gemeinsamen Vorstellungsraum. Und wenn er es den Spielern erzählt, dann kommt es ja doch irgendwie darauf an, dass die SCs was damit machen (oder zumindest "etwas hätten machen können")... und dann sind die SCs ja doch Dreh- und Angelpunkt des Ganzen.

Und auch, ob ich meinen SC jetzt abtreten sehen will und wie ich da reagiere, hat überhaupt gar nichts mit dem System zu tun. Es gibt zwar Systeme, wie etwa Fate oder 7te See, wo SCs erst sterben, wenn alle am Tisch damit einverstanden sind... ich weiß nicht, diese Argumentation ist für mich leider etwas schief.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Weltengeist am 10.01.2018 | 20:57
Beim Lesen des Anfangspostings haben mich spontan zwei Gedanken zu DSA4 gestreift:


Was will ich damit sagen? Ich bin mir auch noch nicht sicher. Aber für das, was ICH unter ROLLENspiel verstehe, sind sehr wenige Regeln wohl besser als sehr viele.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: YY am 10.01.2018 | 22:32
Aber für das, was ICH unter ROLLENspiel verstehe, sind sehr wenige Regeln wohl besser als sehr viele.

Und genau dafür stimmt das, was Infernal Teddy weiter oben schrieb:
Dann ist das System, welches ich ignoriere, logischerweise ziemlich egal.


Interessant/relevant wird das erst da, wo ein System tatsächlich klare Werte und zugehörige Regeln für den angedachten ROLLENspielbereich liefert. Das findet sich aber im OP so gar nicht und braucht deshalb wohl auch erst mal nicht breitgetreten werden.
Noch geht es hier mMn um reine Fragen der Perspektive.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: alexandro am 10.01.2018 | 22:40
Es kann durchaus relevant sein, wenn die Regeln zwar nicht benutzt werden (weil sie der Gruppe zu lahm sind), die Kenntnis der Regeln aber die Fiktion informiert (d.h. weil man weiß wie bestimmte Sachen normalerweise funktionieren im System, kann man im Freeform-Spiel/im abstrakten System konsistentere Beschreibungen produzieren).
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 10.01.2018 | 22:49
Es kann durchaus relevant sein, wenn die Regeln zwar nicht benutzt werden (weil sie der Gruppe zu lahm sind), die Kenntnis der Regeln aber die Fiktion informiert (d.h. weil man weiß wie bestimmte Sachen normalerweise funktionieren im System, kann man im Freeform-Spiel/im abstrakten System konsistentere Beschreibungen produzieren).
True.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Bad Horse am 10.01.2018 | 23:05
Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.

Ganz simpel: Die einen kommen mit einem festen Setting, die anderen erst mal nur mit Regeln. In das Setting kann man sich reinlesen, und das Abenteuer ist ja eigentlich nur Ablenkung vom Setting.

Klar, das geht bei D&D auch, aber da steht das Abenteuer gefühlt mehr im Zentrum als das Setting.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Rhylthar am 10.01.2018 | 23:08
Ganz simpel: Die einen kommen mit einem festen Setting, die anderen erst mal nur mit Regeln. In das Setting kann man sich reinlesen, und das Abenteuer ist ja eigentlich nur Ablenkung vom Setting.

Klar, das geht bei D&D auch, aber da steht das Abenteuer gefühlt mehr im Zentrum als das Setting.
Jein. Also D&D ist sicherlich nicht so verzahnt wie DSA-Aventurien, aber ich habe in vielen Gruppen gespielt, da war da kein Unterschied zu erkennen. Planescape, Ravenloft, Greyhawk...und natürlich Forgotten Realms.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Crimson King am 10.01.2018 | 23:17
Bei D&D genau umgekehrt: Kämpfe gehen total schnell, daher eigentlich mehr Zeit fürs Rollenspiel. Leider gibt's die Kämpfe "für zwischendurch" dafür an allen Ecken, also doch keine Zeit mehr fürs Rollenspiel.[/li][/list]

Das ist allerdings ziemlich editions- und stufenabhängig.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Klingenbrecher am 11.01.2018 | 04:45
Das ist allerdings ziemlich editions- und stufenabhängig.

DnD ist für mich eins der schnellsten Kampfsysteme.

Vergleich

Ad&D

EtW0 RK gedönns= Gut hier haben wir uns den Streifen selbst auf Papier gemalt daher wurde auch dieses System recht flott. Mit nur einem Becherwurf konnte ein Angriff plus schaden behandelt werden.

D&D 3.5/ 3.75 Pathfinder Grundangriff um einen Mindestwert zu erreichen= Bis jetzt das schnellste System das ich bei DnD kenne. Auch zwei Würfel in den Becher und ab gehts. ( W20 und Schadenswürfel)

D&D 4 = Diese Edition habe ich ausgelassen

D&D 5 Grundangriff um einen Mindestwurf zu erreichen, es KÖNNEN bis zwei W20 im Spiel kommen wegen Vor- und Nachteile= Auch hier empfinde ich das System noch als sehr schnell auch wenn der Würfelpott jetzt schon recht voll ist. ( W20 plus schadenswürfel + Vor oder Nachteilwürfel)

Nehmen wir jetzt WoD

Angriff würfeln bis zu 7+ Würfel
Schaden würfeln  bis zu 6 + Würfel
Absorbtionwürfel 4 + Würfel

Kämpfe empfinde ich in der WoD als sehr Zeitfressen.

DSA 5

Werfe DREI W20 und da gehen schon meine Spieler rennen. XD

Dsa empfinde ich als eines vom Setting am schönsten gestalteten RPG`S aber das System. Verdammte Hacke das System.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Oberkampf am 11.01.2018 | 06:47
Dann ist das System, welches ich ignoriere, logischerweise ziemlich egal.


Ich finde schon, dass es mehr hermacht, wenn man 600+ Seiten Regelwerk ignoriert als ein Leichtgewicht wie Fate.

Mal abgesehen davon, dass nach meinem Verständnis dieses Spielstils Regelwerke nur an ausgewählten Stellen ignoriert werden. Mehr als 4h regelkonforme Charaktererschaffung? Kein Problem, nehmen Spieler und SL gerne auf sich. Kämpfe nach riskanten Kampfregeln, die unerwünschte Ergebnisse produzieren könnten? Besser ignorieren.

Das Spannende an manchen, gerade den unter Storytellern (aus evtl. historischen Gründen?) beliebten Systemen ist, dass sie auf traditonellen Regelwerken der 80er/90er aufbauen, die unerwünschte Ergebnisse am Spieltisch produzieren können und als Ausweg dann Regeln ignorieren, wo das passiert.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chruschtschow am 11.01.2018 | 08:36
Ich finde schon, dass es mehr hermacht, wenn man 600+ Seiten Regelwerk ignoriert als ein Leichtgewicht wie Fate.

Ich denke, dass es tatsächlich leichter ist, ersteres zu ignorieren. Fate hat halt ein paar Regeln, die für alles gelten. Und die sind immer recht gleich. Und die kann man gut beim Arbeiten sehen. Es ist recht absehbar, was sie tun, wenn man sie auslöst. Sie greifen recht stark ins Spielgeschehen ein.

Das will der Regelignorierer an sich gar nicht! Es ist doch viel leichter zu sagen: Alchimie? Nein. Die Regeln dafür sind doch viel zu kompliziert. Das machen wir immer einfach so. Die Regeln für soziale Auseinandersetzen? Charme? Überreden? Überzeugen? Nein, das kann doch eh keiner so genau unterscheiden, was da gemeint ist. Das machen wir immer einfach so. Ausdauer? Niemand benutzt die Ausdauerregeln! Das machen wir immer einfach so. Schöner Spieleabend übrigens. Total toll. Wir haben nicht ein Mal gewürfelt.

Witzigerweise nennen die gleichen Leute Fate gerne mal handwedelig, obwohl das regelseitig viel stärker bestimmend in diese Form Spiel eingreifen und lenken würde. Da sind die unerwünschten Ergebnisse nämlich so schwer zu ignorieren, weil sie eben so deutlich auftreten (Reizen? Dann hast du ein Problem. Jetzt! Akut! Wo ist das bitte schön? Erfolg mit Kosten? Das klappt, aber da springt dir irgendwas mit Schmackes ins Gesicht. Jetzt! Mit Schmackes! Wo ist das bitteschön? Konsequenzen heißen Konsequenzen aus einem Grund. Der Arm ist ab und bleibt ab. Leb damit!) :d
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 11.01.2018 | 08:53
DnD ist für mich eins der schnellsten Kampfsysteme.

Vergleich

Ad&D

EtW0 RK gedönns= Gut hier haben wir uns den Streifen selbst auf Papier gemalt daher wurde auch dieses System recht flott. Mit nur einem Becherwurf konnte ein Angriff plus schaden behandelt werden.

D&D 3.5/ 3.75 Pathfinder Grundangriff um einen Mindestwert zu erreichen= Bis jetzt das schnellste System das ich bei DnD kenne. Auch zwei Würfel in den Becher und ab gehts. ( W20 und Schadenswürfel)

D&D 4 = Diese Edition habe ich ausgelassen

D&D 5 Grundangriff um einen Mindestwurf zu erreichen, es KÖNNEN bis zwei W20 im Spiel kommen wegen Vor- und Nachteile= Auch hier empfinde ich das System noch als sehr schnell auch wenn der Würfelpott jetzt schon recht voll ist. ( W20 plus schadenswürfel + Vor oder Nachteilwürfel)

Nehmen wir jetzt WoD

Angriff würfeln bis zu 7+ Würfel
Schaden würfeln  bis zu 6 + Würfel
Absorbtionwürfel 4 + Würfel

Kämpfe empfinde ich in der WoD als sehr Zeitfressen.

DSA 5

Werfe DREI W20 und da gehen schon meine Spieler rennen. XD

Dsa empfinde ich als eines vom Setting am schönsten gestalteten RPG`S aber das System. Verdammte Hacke das System.
DnD (3.5) ist flott, wenn man alle Regeln im Kopf hat. 1,5-Zoll-Schritt oder wie das heißt, Gelegenheitsattacken und eine ganze Latte von Effekten die dein Trefferwurf  modifizieren, da kommt was zusammen.
Selbst dann sind viele Systeme flotter. SaWo, Barbarians of Lemuria, sogar GUMSHOE...
Aber wenn man gut drin steckt, ist ein Kampfrunde zügig machbar. Zeit kostet nachgucken oder Regelerklärung viel mehr.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chruschtschow am 11.01.2018 | 09:08
DnD (3.5) ist flott, wenn man alle Regeln im Kopf hat. 1,5-Zoll-Schritt oder wie das heißt, Gelegenheitsattacken und eine ganze Latte von Effekten die dein Trefferwurf  modifizieren, da kommt was zusammen.

Und nicht vergessen: Stacking Bonuses, Synergien aus Feats. Da kommt stellenweise ganz schön was zusammen, um eine Probe vom Anfang bis zum Ende durch zu exerzieren. Ja, der Wurf selbst geht schnell, weil mit einem Mal machbar. Aber der Wurf ist ja nur Teil der Probe. Ok, bei dem Angriff gelten Shield-Boni nicht. Doch, magischer Schild mit der ... Nee, das ist ja ein Force Bonus. Der zählt eh. Und da hast du jetzt aber zwei Mal Natural Armor eingerechnet. *rechnerechne* Ja, Treffer. Zugegebenermaßen ist das aber immer noch wesentlich eleganter als Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - ... to be continued.

Das ist auch so eins der Paradoxa der Rollenspielwelt. Fate oder irgendein anderes Erzählsystem ist zu meta. Aber diese Regelgiganten? Nö, da kommt die Beschwerde nicht, obwohl Regelanwendung eigentlich zwangsläufig immer meta ist. Was denn sonst? Zückt der Dieb jetzt in der Geschichte die Würfel, wirft sie, zeigt dem Wachmann das Ergebnis und der lässt ihn leise zur Schatzkammer durch? Regeln geschehen immer auf einer Meta-Ebene. Meine Erklärung ist da mehrgeteilt, warum für einen spezifischen Spielertyp aber das regelschwere System trotzdem anders wahrgenommen wird.
- Der Kampf ist das Minispiel außerhalb des Spiels. Das ist ja eh was anderes als das eigentliche Rollenspiel. Also wird das Regelgemetzel nicht als meta wahrgenommen.
- Gerade DSAs 3W20-Probe ist am Spieltisch faktisch nicht berechenbar. Man kann ein grobes Gefühl dafür haben, ob das jetzt eher klappen könnte oder nicht. Aber Schwellenwerte, ab denen ich sagen könnte, dass eine Chance jetzt mehr als 50% beträgt? Nein. Die Regeln liegen dadurch so ein bisschen im Nebel. Also kann ich die auch gar nicht so gut beim Benutzen sehen.
- Regelignorieren und Handwedeln geht immer.
- Regeln, die sich stark auf das Narrativ auswirken, können ja weg gehandwedelt werden. Mach das mal mit einem narrativen System, das ja eben genau darauf abzielt.

Darum meine ich, dass gerade Regelmonster für ROLLENspiel gut ... geeignet sind? Nein, nicht geeignet. Es geht ja eben darum, das System nicht zu benutzen. Die Regeln sind also nicht in dem Sinne geeignet, das gewünschte Spiel gut abzubilden, sie sind gut geeignet eine Erklärung bereitzustellen, dass sie nicht genutzt werden.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Hotzenplot am 11.01.2018 | 09:33
Das Problem ist doch: Es gibt kein perfektes "Systembenutzungstool". Die meisten Systeme lassen sich je nach Geschmack der Spielrunde völlig unterschiedlich spielen. Das, was in einem Regelbuch drin steht und das, was am Tisch passiert, können zwei völlig unterschiedliche Dinge sein. Irrelevant, ob das System FATE, DSA und DnD heißt. Das gilt insbesondere für die am meisten gespielten Systeme.
Klar gibt es einige Ausnahmen. Mir fällt gerade POLARIS ein, aber da gibt es sicher noch ein paar andere. Aber auch FATE ist nicht nah genug an einer narrativen Handlungsmaxime, dass es immer gleich gespielt wird. Deshalb sind Vergleiche von Systemen bei der Betrachtung ROLLENspiel/rollenSPIEL so schwierig, da sie - so wie hier - das Ergebnis des Spielverhaltens in der Spielrunde betrachten.
Wenn man überhaupt vergleichen will, dann müsste man das anhand objektiv feststellbarer Faktoren nach Wort (Schrift) der Autoren und meinetwegen deren deutlich formulierter Intention* machen.

Fazit: Spart euch den Scheiß.  ~;D Spielt einfach das worauf ihr Bock habt. Und wenn ihr ein Rollenspielsystem habt, auf das sich alle einigen konnten und das ausreichend gut genug funzt - herzlichen Glückwunsch. :)

*schon die Intention von Rollenspielautoren und dem, was sie geschrieben haben, geht ja zuweilen weit auseinander.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: KhornedBeef am 11.01.2018 | 09:43
@Chruschtschow: Das mit der "nebligen" Probe ist sicher ein Knackpunkt: Bei Fate sieht man alle Zahnrädchen, bei DSA schafft man das nicht so ganz. Das gleiche Prinzip nutzt Warhammer FRP3: Je mehr du das "gamen" des Würfelwurfs (durch die Handlungsoptionen der Figur) behinderst, desto eher kann sich der Spieler darauf zurücklehnen, "wie sein Charakter" zu handeln.
Dazu kommt dann das "simulative" z.B. bei DSA. Ein Attacke ist eine physische Handlung, die klappt oder nicht -> Probe, die klappt oder nicht. Demgegenüber hast du bei Fate eher Handlungskategorien, und ob die klappen hängt auch davon ab....dass dein Gegner vor 2 Jahren deinen Hund getötet hat? Das schmeckt dem phantastischen Realisten nicht.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 11.01.2018 | 10:08
Zitat
Fazit: Spart euch den Scheiß.  ~;D Spielt einfach das worauf ihr Bock habt. Und wenn ihr ein Rollenspielsystem habt, auf das sich alle einigen konnten und das ausreichend gut genug funzt - herzlichen Glückwunsch.

 :d
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Selganor [n/a] am 11.01.2018 | 10:18
DnD (3.5) ist flott, wenn man alle Regeln im Kopf hat. 1,5-Zoll-Schritt oder wie das heißt, Gelegenheitsattacken und eine ganze Latte von Effekten die dein Trefferwurf  modifizieren, da kommt was zusammen.
... und man Magie die ueber reine (und staendige) Boni rausgeht ignoriert.
Sobald noch Sprueche mit "Jetzt mache ich XdY Schaden, allerdings nur wenn ich die Spell Resistance des Ziels ueberwinde, dann macht der noch einen Save gegen Z, dann haengt das evtl. noch davon ab welche Stufe das Ziel und ich haben was genau sonst noch passiert" (ok, vielleicht hier leicht ueberspitzt, aber leider nur leicht)

Oft genug hatte man in 3.x (zu dem ja auch Pathfinder gehoert) Encounter bei denen sich das Encounter durch das Vorhandensein (oder Fehlen) bestimmter magischer Effekte extrem unterscheiden kann (bis hin zu: "Muessen wir das noch auswuerfeln?")
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chruschtschow am 11.01.2018 | 12:08
@Hotzenplotz:
Ich habe nicht den Eindruck, dass es hier wirklich um ein Problem und seine Lösung geht. Das ist mehr so ein Thread nach dem Motto: "Kennste das auch?" - "Ja! Und es macht mich wahnsinnig! ARGH!" - "Genau! Mich auch! ARGH!" Eher so eine Art Selbsthilfegesprächskreis für Leute, denen das System doch ein bisschen mattert. ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Bree am 12.01.2018 | 19:57
So, ich hatte viel zu tun, aber habe mich eben fleißig durch eure Beiträge gelesen, und dabei wohl mindestens soviel nachgedacht, wie gelacht.

Zur Schätzung bzgl meiner üblichen Spielrunden:
Mitte 20, nicht wirklich aus der Gothic-Szene. Eher so Menschen kurz vorm/am Beginn des Berufslebens, die mit DSA 4.1 ins Hobby eingestiegen sind.


Zitat
@Bree: What du mich einmal sagen, was du mit "Charakter-Rollenspiel" meinst? Ich bin mir da unsicher.
Wie im OP angedeutet: Im Prinzip alles, was mit dem Einnehmen der Charakter-Perspektive, oder der Darstellung des Charakters zu tun hat. Und zur Darstellung gehören dabei auch solche Dinge wie sich für oder gegen den Tyrannenmord zu entscheiden, sprich: Aktive Plot-Teilnahme, die eine für den Charakter relevante Geschichtlichkeit schaffen.
Schlichtweg alles, was nicht "rein brettspielig" auf der Meta-Ebene abläuft. Also man könnte, wenn man wollte, ja auch viele "Rollenspiele" als reine Brettspiele spielen, und auf jede Art von Immersion oder Charakterveranschaulichung pfeifen. Dann ists zwar kein Rollenspiel mehr, aber was dann übrig bleibt, ist eben der Part, der Nicht-Charakterspiel ist.


So quasi:

"Rondra zum Gruße!"
"Die Zwölfe seien bei Dir. Was ein gar schröcklicher Regen!"
"Hört, hört, Regen nennt er das, ich nenne es den Flinken Difar der Wolken!"
"Hohoho"
"Doch führt nicht solch Rede im Munde es bringet gar Unglckelychkayt über das Haus."
"Ja, er hat Recht. Verzeyhet und bringe er mir einen guten Humpen"
"Wohlann, den soll er bekommen und auch ein wenig Eintopf mit Brühwurst"

-- Spieler guckt selig.

Meinst Du sowas?

 ;D Jain. Also ja, das gehört definitiv auch zum Kastratenrollenspiel, aber was ich viel öfter beobachte, sind prima facie weniger belanglose Situationen.
Sprich Situationen, in denen es im Prinzip tatsächlich um gewichtige Plotinhalte geht, in denen aber für quasi jede Entscheidung die getroffen wird der Regionalband zur Kultur des Spielercharakters gewälzt wird, um die "rollenspielerisch-spielweltlich korrekte" Handlungsoption auszuwählen.
Jede andere Option wäre sozusagen "Schlechtes Rollenspiel/Powergaming/WieExotischDarfsDennSein?/DasLetzteWortHatDerSpielleiter".


@Hotzenplotz:
Ich habe nicht den Eindruck, dass es hier wirklich um ein Problem und seine Lösung geht. Das ist mehr so ein Thread nach dem Motto: "Kennste das auch?" - "Ja! Und es macht mich wahnsinnig! ARGH!" - "Genau! Mich auch! ARGH!" Eher so eine Art Selbsthilfegesprächskreis für Leute, denen das System doch ein bisschen mattert. ;)
Also wenn es eine Lösung, im Sinne von: "Wenn du X, Y und Z tust, dann kannst du es schaffen, dass deine Spieler sich mal auf eine einzige Runde "abenteuerliches", "dynamisches" Rollenspiel einlassen", gibt, dann bin ich schon an Lösung interessiert :D

Aber davon ab: Ja, die Selbsthilfe funktioniert übrigens ziemlich gut, während ich mich zum Zeitpunkt des Opening Posts noch wirklich geärgert habe, kann ich dank eurer, teils ratsamen und teils irrwitzig komischen Beiträge mittlerweile doch über das Thema schmunzeln.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Settembrini am 12.01.2018 | 23:51
Zitat
Sprich Situationen, in denen es im Prinzip tatsächlich um gewichtige Plotinhalte geht, in denen aber für quasi jede Entscheidung die getroffen wird der Regionalband zur Kultur des Spielercharakters gewälzt wird, um die "rollenspielerisch-spielweltlich korrekte" Handlungsoption auszuwählen.
Jede andere Option wäre sozusagen "Schlechtes Rollenspiel/Powergaming/WieExotischDarfsDennSein?/DasLetzteWortHatDerSpielleiter"

Ja, das ist ja geil, das ist ja ein Fund! Die Dinosaurier hatten alle Federn!
Sowas ist das, was Du da ausbuddelst!

Das wußte ich ja gar nicht! Machen die DSA/WoDies das also! Quasi...wie Max-Weber-Exegese bei deutschen Soziologen!

Ich bin begeistert.

Kiesow*Hagen-Exegese-Rollenspiel.

Selbstverwirklichung durch freiwillige Aufgabe der Selbstwirksamkeit. Gewollte Unterwerfung unter einen Meta-Phantasietextkorpus als Problemlösungsstrategie innerhalb eines Phantasietextes!

Jetzt verstehe ich auch den Kastraten-Wortteil besser.

Genaugenommen ist es die einzige mögliche Auflösung des wahnwitzigen Zielkonflikts, den Blumenkamp-Kiesow damals herbeigeschrieben hat: Wenn man all den Ge- und Verboten dieser pädagogischen Gängelei Folge leisten will, dann darf man ja weder kreativ sein, noch Kämpfen oder gar Regelfuchsen, noch dies, noch jenes: Es bleibt also nur in den von den Autoritäten abgesegneten Texten und Paratexten nach Verhaltensstrategien zu suchen.

Unglaublich, aber wohl wahr. Phänomenal. Gutes ROLLENspiel als gegenseitig anerkennendes Kopfnicken erzeugende Handlung, die aus einem gemeinsam rezipierten Korpus von schwammigen, nur dem korrekt sozialisiert und lesenden zugänglichen,  Phantasietexten abgeleitet wird.

Hermeneutisches Rollenspiel.

Danke Bree.

Addendum: Da es kein "Recht haben" geben soll und kann, sondern nur die gemeinsame Anerkennung den hermeneutischen Genuß zuläßt, ist natürlich D&D volkommen ungeeignet. Wo am Ende durch den Text richtig oder falsch auch in einer originellen Art und Weise herausgelesen werden kannn. Da Originalität kein Wert ist, und eben auch durch genaue und logische Analyse abgeleitete Aussagen keinerlei Respekt erheischen...ja, es ist Aventurien-Hermeneutik! Heureka!

Das erklärt auch all die pissigen Reaktionen: Wer da mit Logik, Fakten, Zahlen und Wortbetrachtung kommt, der ist ein böser Spielverderber.

Hossa, Bree, ganz vielen lieben Dank! Mir scheint ein wichtiges Puzzleteil nun von Dir gefunden worden zu sein.

Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: YY am 13.01.2018 | 01:29
Ich finde schon, dass es mehr hermacht, wenn man 600+ Seiten Regelwerk ignoriert als ein Leichtgewicht wie Fate.

Das hat ja auch einen Grund mehr:
Beide ignoriert man, wenn sie unliebsame Ergebnisse produzieren (können) - entweder im Vorfeld oder sogar erst dann, wenn der Würfel schon liegt (hoffentlich hinterm Schirm :P).

Aber den dicken Brocken ignoriert man obendrauf auch dann, wenn es einfach zu viel Arbeit ist, die Regeln anzuwenden, obwohl sie grundsätzlich für die anstehende Situation taugen würden.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Deep One am 13.01.2018 | 13:43

Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.



Und ich frage mich (und mein Gegenüber) immer: Warum?

Weil es in diesen Systemen eigene Fertigkeiten für Sachen wie Astronomie, Kunst oder Backen gibt.

Nein, ehrlich!

Einer meiner Mit-SL hält Midgard für das Beste seit der Einführung von vorgeschnitenem Brot, weil man da Sachen wie "Sternenkunde" lernen kann und das macht die Charaktere so schön farbig. Ich selbst bin eher in der regelleichten OS/R-Ecke beheimatet - wenn jemand gern vom Hintergrund her ein Zuckerbäcker sein will, dann -puff!- ist er das jetzt eben - aber für meinen Mit-SL ist es wichtig, dass solcherlei Mumpitz auch seinen Niederschlag auf dem Charakterbogen findet. Der würde die Aussagen Deiner Bekannten sofort unterschreiben.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 13.01.2018 | 13:51
Zitat
Einer meiner Mit-SL hält Midgard für das Beste seit der Einführung von vorgeschnitenem Brot, weil man da Sachen wie "Sternenkunde" lernen kann und das macht die Charaktere so schön farbig.

Also ich hab Midgard 4 gespielt und weiß daher dass es keine solche Fertigkeit gibt, sondern das läuft über Himmelskunde, was nicht nur Sternenkunde is sondern noch viele andere Sachen beinhaltet, die Crunch betreffen

Dann gibt es noch sowas wie Astrologie glaube ich aus einem Extrabuch, da steckt dann aber ein Subsystem zum Propehezeien dahinter und ist nicht nur Fluff

Der Basket weaving-Vorwurf trifft nicht
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Deep One am 13.01.2018 | 14:03
Also ich hab Midgard 4 gespielt und weiß daher dass es keine solche Fertigkeit gibt, sondern das läuft über Himmelskunde, was nicht nur Sternenkunde is sondern noch viele andere Sachen beinhaltet, die Crunch betreffen

Dann gibt es noch sowas wie Astrologie glaube ich aus einem Extrabuch, da steckt dann aber ein Subsystem zum Propehezeien dahinter und ist nicht nur Fluff

Der Basket weaving-Vorwurf trifft nicht

Ok, dann hab ich es mir nur eingebildet, dass die dämliche SternenHimmelkunde in einem Jahr Spiel auch mal so gar nicht relevant war. Dank' Dir, schön zu wissen.  ::)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 13.01.2018 | 14:08
Zitat
Ok, dann hab ich es mir nur eingebildet, dass die dämliche SternenHimmelkunde in einem Jahr Spiel auch mal so gar nicht relevant war. Dank' Dir, schön zu wissen.  ::)

Ja, ist nur relevant wenn man Wildnisabenteuer spielt oder Seefahrten
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Amromosch am 13.01.2018 | 14:13
Ich versuch's mal mit Pathfinder vs DSA 4(.1):

- Bei Pathfinder kann ich einen Charakter erschaffen, ohne mich mit dessen "Psychologie" zu beschäftigen
- Bei DSA 4.1 muss ich bei der Erschaffung Vor- und Nachteile auswählen, die mir angeben, wie mein Charakter tickt
- Bei Pathfinder stehen auf dem Charakterbogen ausschließlich Fähigkeiten, die mir helfen, gamistisch das Abenteuer voranzubringen
- Bei DSA 4.1 werden ich durch gamistisch sinnlose Fähigkeiten auf dem Charakterbogen dazu ermutigt, mit der Spielwelt zu interagieren, ohne das AB voranzubringen, also den Fokus komplett auf Charakterspiel zu legen
- Bei Pathfinder spiele ich Kämpfe mit einem Bodenplan, also eher wie ein Brettspiel
- Bei DSA 4.1 spiele ich (i.d.R.) ohne einen Bodenplan. Dadurch fühlt es sich etwas mehr so an, als würde man einfach "weiterspielen"

Das alles könnte dazu führen, dass sich Spieler bei DSA 4.1 stärker dazu angehalten fühlen, aus ihrer Charakterpsychologie heraus zu agieren als bei Pathfinder.

Ergänzung: Durch das extrem hohe Machtniveau, dass hochstufige PF-Charaktere erreichen können, dürfte ein Hineinversetzen in den Charakter und in dessen "Probleme" für viele Spieler schwieriger sein als bei DSA 4.1.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 13.01.2018 | 14:18
Zitat
Ergänzung: Durch das extrem hohe Machtniveau, dass hochstufige PF-Charaktere erreichen können, dürfte ein Hineinversetzen in den Charakter und in dessen "Probleme" für viele Spieler schwieriger sein als bei DSA 4.1.

Ich kann jetzt nur von DnD 3.5 sprechen, aber das wird wohl ähnlich sein

Bei DnD hatte man schon ab Level 4,5 keine realistische Einschätzung mehr, was man da überhaupt für eine Person zockt

Bereits ab diesen Leveln ist man jedem Ottonormalverbraucher der Spielwelt haushoch überlegen und quasi ne eigene Kategorie

Da hört die Erdung auf und man bewegt sich mit der Figur in einer nebulösen Sphäre und kann kaum noch Vergleiche ziehen zu den Normalsterblichen
Man vergleicht dann maximal wieder mit anderen Class-Leuten, die dann besser, schlechter als die eigene Class sind. Aber das fühlt sich künstlich an

Von High Level-Ebenen mal ganz zu schweigen, aber die Kampagne war schon vorher tot

Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Bree am 13.01.2018 | 17:19
Ich kann jetzt nur von DnD 3.5 sprechen, aber das wird wohl ähnlich sein

Bei DnD hatte man schon ab Level 4,5 keine realistische Einschätzung mehr, was man da überhaupt für eine Person zockt

Bereits ab diesen Leveln ist man jedem Ottonormalverbraucher der Spielwelt haushoch überlegen und quasi ne eigene Kategorie

Da hört die Erdung auf und man bewegt sich mit der Figur in einer nebulösen Sphäre und kann kaum noch Vergleiche ziehen zu den Normalsterblichen
Man vergleicht dann maximal wieder mit anderen Class-Leuten, die dann besser, schlechter als die eigene Class sind. Aber das fühlt sich künstlich an

Von High Level-Ebenen mal ganz zu schweigen, aber die Kampagne war schon vorher tot

Aber das geht in DSA doch genauso. Mit Herz des Tiers und/oder unitatio-attributo into große meditation kommt man auch mit mäßig viel AP auf Attributwerte jenseits der 100 und AsP-Werte jenseits der 1000. Einschätzbarkeit much?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 13.01.2018 | 17:24
Zitat
Aber das geht in DSA doch genauso. Mit Herz des Tiers und/oder unitatio-attributo into große meditation kommt man auch mit mäßig viel AP auf Attributwerte jenseits der 100 und AsP-Werte jenseits der 1000. Einschätzbarkeit much?

Schlecht designte Einzelzauber sagen ja nichts über ein Gesamtsystem aus
Mit so einer Argumentation könnte ich auch umgekehrt die billigen Stufe 1-Zauber bei DnD  nehmen und daraus ableiten, dass DnD total lowmagic und bauergaming is
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ghoul am 14.01.2018 | 16:39
Ich kann jetzt nur von DnD 3.5 sprechen, aber das wird wohl ähnlich sein

Bei DnD hatte man schon ab Level 4,5 keine realistische Einschätzung mehr, was man da überhaupt für eine Person zockt

Solches hatte ich im Sinn, als ich in #18 schrieb, dass ein guter SL eine konsistente Spielwelt bieten muss. Hat mein Charakter Stärke 20, die Werte normaler Menschen sind aber 3 bis 18, dann will ich wissen was das bedeutet (bei AD&D wäre Stärke 20 "Hügelriesenstärke"). Die Spielwelt muss sich dann entsprechend auch entsprechend anfühlen, statt dass der SL einfach die Stärke oder TP aller Gegner hochschraubt.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 16.01.2018 | 20:19
Bei DSA dagegen wurde viele Jahre aber das ROLLENspiel gepredigt (u.a. durch Kiesow). Bei DnD dagegen wurde der gamistische Aspekt insbesondere hervorgehoben.
Ich denke inzwischen seit längerem, dass das den Spielstil deutlich mehr beeinflusst als die Regeln.

Wenn Enten medial ständig als das Ultimative Rennauto gezeigt werden, würde ich erwarten, dass viel mehr Leute mit Enten Rennen fahren als mit Wagen von Porsche. Obwohl sie von einem Porsche völlig abgehängt würden. Der Porschefahrer wird allerdings nicht lange bei Rennen mitmachen dürfen (es sei denn, er kauft auch eine Ente).

Mit dem Vergleich will ich nicht sagen, dass die Regelwerke per-se für ihre Verwendung ungeeignet sind, oder dass DnD besser für Story und DSA besser für Gamismus ist, sondern nur, dass die regeltechnische Eignung mit der wirklichen Nutzung nicht unbedingt viel zu tun haben muss.

Wenn das Regelwerk sich selbst immer wieder als schnell anpreist, sehr gut geschrieben ist und die Regeln alles in allem ganz in Ordnung sind, werden Leute es vermutlich schneller spielen (oder das Spiel wird sich zumindest schnell anfühlen).
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 16.01.2018 | 20:23
Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - Attacke - Parade - ... to be continued.
Hier möchte ich mal eine Lanze für DSA (3) brechen: Bei uns lief das auf hohen Stufen eher so (
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
): Finte +5! Parade! Attacke! Parade! Attacke +10! Parade +5, misslungen, 1w6 + 14 Schaden!
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Crimson King am 16.01.2018 | 20:58
Hier möchte ich mal eine Lanze für DSA (3) brechen: Bei uns lief das auf hohen Stufen eher so (
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
): Finte +5! Parade! Attacke! Parade! Attacke +10! Parade +5, misslungen, 1w6 + 14 Schaden!

Auf hohen Stufen ist das im Rahmen. Auf niedrigen Stufen ist das ja auch eher Attacke - daneben - Attacke - daneben - Attacke - daneben.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Weltengeist am 16.01.2018 | 21:03
Auf hohen Stufen ist das im Rahmen. Auf niedrigen Stufen ist das ja auch eher Attacke - daneben - Attacke - daneben - Attacke - daneben.

Nee, das ist nicht DSA3, sondern Midgard 3... >;D
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chruschtschow am 16.01.2018 | 21:19
Aber gab es da nicht irgendwann die Ausdauer als Abbruchkriterium?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: trendyhanky am 16.01.2018 | 21:36
Zitat
Aber gab es da nicht irgendwann die Ausdauer als Abbruchkriterium?

Yup, jede erfolgreiche Parade minimiert deine Ausdauer, und wenn die bei 0 ist heißt das bei Midgard --> lass es sein
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: nobody@home am 16.01.2018 | 21:41
Yup, jede erfolgreiche Parade minimiert deine Ausdauer, und wenn die bei 0 ist heißt das bei Midgard --> lass es sein

Na ja...bei Midgard verliert man meiner Erinnerung nach Ausdauer im Kampf primär dadurch, daß der Gegner erst mal eine erfolgreiche Attacke hinlegt. Heißt, solange beide Seiten einfach nur fleißig aneinander vorbeischlagen, gibt's erst mal theoretisch kein Zeitlimit, weil ja die eigenen Attacken (Fehlschläge eingeschlossen) keine AP kosten... ;D
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Crimson King am 16.01.2018 | 21:54
Na ja...bei Midgard verliert man meiner Erinnerung nach Ausdauer im Kampf primär dadurch, daß der Gegner erst mal eine erfolgreiche Attacke hinlegt. Heißt, solange beide Seiten einfach nur fleißig aneinander vorbeischlagen, gibt's erst mal theoretisch kein Zeitlimit, weil ja die eigenen Attacken (Fehlschläge eingeschlossen) keine AP kosten... ;D

Das ist korrekt. Allerdings empfand ich bei Midgard das Problem, gar nicht erst zu treffen, als deutlich weniger prominent.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Chiarina am 17.01.2018 | 00:09
Midgard-Kämpfe können trotzdem recht lang dauern, weil die Ausdauer kumulativ mit dem Gradaufstieg steigt. Der Verlust von Lebenspunkten ist zwar gefährlich, aber oft genug verursacht ein Treffer nur Abzüge bei der Ausdauer... und von der kann ein Charakter auf hohen Graden eine ganze Menge haben.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 19.01.2018 | 19:40
Nee, das ist nicht DSA3, sondern Midgard 3... >;D
Bei DnD Anfangscharakteren habe ich Attacke (daneben), Attacke (daneben), Attacke (daneben), Attacke (daneben), Attacke (daneben), Attacke (daneben) erlebt - dann hatten alle SCs verfehlt und der Goblin war dran.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 19.01.2018 | 20:33
Nette Anekdote, aber dass es so kommt ist extrem wenig wahrscheinlich.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: nobody@home am 19.01.2018 | 21:02
Nette Anekdote, aber dass es so kommt ist extrem wenig wahrscheinlich.

Kommt drauf an, wie die Trefferchancen der einzelnen SC gegen diesen bestimmten Goblin gerade stehen. Angenommen, es sind über den Daumen gepeilt im Schnitt zufällig gerade genau 50% pro Nase (was je nach Edition für Anfängercharaktere schon recht großzügig sein mag)...dann ist die Chance für so einen Ausgang bei sechs Personen immer noch 1/64 (1,5625 %) pro Kampfrunde, bei schlechteren individuellen Ausgangschancen auch höher. Vielleicht bin ich ja nur ein Snob, aber "extrem" wenig wahrscheinlich würde ich das noch nicht nennen. ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 19.01.2018 | 22:35
Jedenfalls wäre es dann nicht *typisch* oder *charakteristisch*.

Typisch wäre, dass mindestens einer trifft und der 1/2 HD Gobo tot ist.  ;D

Bei 6 gegen 1 Gobo schafft das auch DSA!
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2018 | 12:27
Jedenfalls wäre es dann nicht *typisch* oder *charakteristisch*.
Das war in der Runde der erste Kampf. Wir waren alle Erststufler.

Statt typisch und Charakteristisch wäre die Frage: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass so eine Kampfrunde an einem Anfangsspielabend vorkommt? Wieviel Prozent der Neulinge erleben das (und werden dadurch vielleicht geprägt)?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 20.01.2018 | 12:44
Ich halte das Konstrukt was hier gerade aufgebaut wird für blödsinnig. Wenn es mal ab und an (wie oft genau halte ich für total egal, solange es nicht ein Regelfall ist) vorkommt, dass in einer Runde jeder Spieler mit seine Aktion nicht erfolgreich ist was genau soll da wie "prägen"?

Worauf willst du hinaus?


(Ich rede hier nicht von DSA, das mathematisch so gebaut ist, dass ein Duell zwischen ähnlich kompetenten Gegnern gut und gerne mal dutzende Runden dauern kann, und diesen Umstand in noch jeder Edition mit diversen Krücken zu kompensieren versucht (und zum Teil auch vermag!). - Dass ein Spielerlebnis, das eine gut und gerne dreistellige Anzahl von nötigen, immer gleichartigen Würfen beinhaltet um einen Kampf abzuwickeln irgendwie nervt darauf kann man sich sicher einigen.)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Crimson King am 20.01.2018 | 13:06
In den älteren DnD Versionen kann sowas mit by the book mit 3w6 von oben nach unten durchgewürfelten Charakteren schon mal vorkommen. Da hat dann halt keiner nen Stärkebonus, was bei 'nem Goblin dann eine Trefferchance von ca. 30% bringt. Bei DSA ist das dagegen Standard. Dazu kommen die gegenüber DnD != 4e zum Start deutlich höheren HP bei vergleichbarem Waffenschaden.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 20.01.2018 | 17:54
Plus schadensreduzierende Rüstung!

Ein gerüsteter Soldat (Kettenhemd), benötigt 9 Schwerttreffer bis er ausser Gefecht ist! Mit Parade 10 kann er (im Duell) 50% der Treffer negieren - macht 18 Treffer! Irre, ein echter Bug im Kerndesign.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2018 | 20:39
Ich halte das Konstrukt was hier gerade aufgebaut wird für blödsinnig. Wenn es mal ab und an (wie oft genau halte ich für total egal, solange es nicht ein Regelfall ist) vorkommt, dass in einer Runde jeder Spieler mit seine Aktion nicht erfolgreich ist was genau soll da wie "prägen"?

Worauf willst du hinaus?
Ich will darauf hinaus, dass die Runde meine Ansicht über Systeme ohne Parade nachhaltig geprägt hat. Für mich ist der Kampf bei DnD so weit von meiner Vorstellung des Kampfes weg, dass ich dadurch aus der Welt gerissen werde (was vermutlich durch dieses "ist wirklich keiner von uns in der Lage auch nur mal einen Treffer zu landen" verstärkt wurde, also mit einer anderen Ersterfahrung möglicherweise weit weniger deutlich wäre).

(was diesen Beitrag wieder zum Thema zurückbringt)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 20.01.2018 | 20:58
Und bei DSA ist es deiner Meinung nach besser gelöst?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2018 | 21:39
Und bei DSA ist es deiner Meinung nach besser gelöst?
Besser würde ich nicht sagen, aber leichter nachvollziehbar: Der Goblin hat pariert, so dass in Wirklichkeit gar nicht 6 danebengeschlagen haben. Was in DnD eigentlich genauso ist, aber da wurde es nicht haptisch repräsentiert: Der Goblin hat nicht gewürfelt. Ob er ausgewichen ist oder du einfach schlecht angegriffen hast, musst du dir selbst vorstellen.
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Bad Horse am 20.01.2018 | 21:49
Können wir uns darauf einigen, dass Kämpfe, in denen lange einfach gar nix passiert, irgendwie öde sind, und zum Thema zurückkommen? :)

Klar - wenn Kämpfe nicht spannend oder abwechslungsreich sind, guckt man halt eher, ob man eine andere interessante Beschäftigung findet ...
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: nobody@home am 20.01.2018 | 22:06
Können wir uns darauf einigen, dass Kämpfe, in denen lange einfach gar nix passiert, irgendwie öde sind, und zum Thema zurückkommen? :)

Ich denke schon. Selbst der olle Sun Tzu war ja schon der Meinung, daß Kämpfe nicht dadurch besser werden, daß man sie in die Länge zieht -- und der muß es ja schließlich gewußt haben. ;)
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: Samael am 20.01.2018 | 22:27
Besser würde ich nicht sagen, aber leichter nachvollziehbar: Der Goblin hat pariert, so dass in Wirklichkeit gar nicht 6 danebengeschlagen haben. Was in DnD eigentlich genauso ist, aber da wurde es nicht haptisch repräsentiert: Der Goblin hat nicht gewürfelt. Ob er ausgewichen ist oder du einfach schlecht angegriffen hast, musst du dir selbst vorstellen.

Kommt dir die Argumentation nicht selbst ein bisschen schwachbrüstig vor?
Titel: Re: ROLLENspiel-Tauglichkeit regelreicher Systeme (oder: DnD vs DSA vs Fate)
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2018 | 22:36
Kommt dir die Argumentation nicht selbst ein bisschen schwachbrüstig vor?
Nein, sonst hätte ich sie nicht geschrieben.

Dass da kein kolossaler, fundamentaler, konzeptueller Fehler im verbreitetsten Rollenspiel der Welt dahintersteckt, sondern Designentscheidungen, die für sich Sinn ergeben, aber eben bestimmte Nebeneffekte haben, heißt ja nicht, dass diese Effekte nicht existieren.