Hm, ich finde die generelle Darstellung des Johnson als kalten Mittelsmann durchaus für stimmig. Denn in den meisten Fällen arbeitet er aus einer Position heraus, die eben weit über der der Runner steht (wenn man nicht gerade Argent und Co. anheuert).
Runner sind ersetzbar und sie sind mehr auf den Johnson angewiesen als er auf sie. Denn wenn er sie nicht bekommt, gibt es andere, die den Job machen. Und dann den Ruf ernten, denn das ist für einen Runner mindestens genau so wichtig wie die Nuyen, die es für den Auftrag gibt. Der Johnson weiss genau das und kann auch dementsprechend auftreten.
@ Ludovico:
Ich glaube, da haben wir beide eine andere Vorstellung davon, wie die Shadowrun-Welt aussieht. :)
Ich würde auch nicht sagen, sie haben sich "die" Runner ausgesucht, sondern würde mutmaßen, dass sie immer mehrere Eisen im Feuer haben. Wenn es nun nicht gerade um hochspezialisierte Aufträge geht (deshalb das Argent-Beispiel), ist es dem Johnson (und dem Konzern) vollkommen egal, wen sie bekommen. Im übrigen ist es wohl auch den meisten Runnern egal, für wen sie arbeiten, Hauptsache Geld und Prestige.
Aber egal was sie denken und fühlen: wer im Geschäft bleiben will bzw. diesen Job aus welchen Gründen auch immer positiv zum Abschluss bringen will, wird ein Mindestmaß an Professionalität an den Tag zu legen versuchen.
Wobei ich mal vermuten würde "Johnsons mit Runnerkontakt" dürften im betrieblichen Rahmen (Sprich der Konzernmann ist nicht effektiv auf eigenen Antrieb dabei) weniger im Konzern direkt angestellt, sondern selbst ein unabhängiges oder pseudounabhängiges "Beraterbüro" sein, welches eben keinen direkten zwingenden Bezug zum Konzern hat (und voraussichtlich nebenbei legale Arbeit für weitere Auftraggeber macht) und zur Not abgestoßen werden kann.
Was nun den Johnson angeht, so hat er folgendes Ziel:Jein, also gerade das letzere sehe ich nicht so. Tod der Runner? Ihm doch egal, spart Geld. Entführung nicht geklappt? Dumm gelaufen, aber er ist in meinen Augen nicht der Verantwortliche, sondern einfach nur "Bote"/Verhandler.
Er hat Arbeit auf seinem Tisch, die besagt, dass für ein Projekt eine bestimmte Person entführt werden soll. Wenn er diesen Auftrag extern vergibt, dann doch mit dem Ziel, dass der Auftrag erfüllt wird. Das Scheitern ist schlecht für ihn und der Tod der Runner auch.
Professionalität würde ich auch unterschreiben, wenn auch sicher nicht immer und bei allen. Freundlichkeit/Neutralität gehört da aber nicht immer dazu, widerspricht wie gesagt vielleicht dem allgemeinen Gesellschaftsklima und wenn er mehrere Interessengruppen hat und sich die Rosinen rauspicken kann, ist der Johnson immer in der besseren Verhandlungsposition und kann sich in der Regel mehr rausnehmen.
Und das dürfte häufig der Fall sein. Obwohl die Konzerne /Auftraggeber die sind, die etwas von den Runnern "wollen", sitzen sie doch letztlich eigentlich immer am längeren Hebel. Und in der Runnerwelt nimmst du vielleicht auch Unprofessionalität bei der Verhandlung in Kauf, wenn die Bezahlung stimmt.
Jein, also gerade das letzere sehe ich nicht so. Tod der Runner? Ihm doch egal, spart Geld. Entführung nicht geklappt? Dumm gelaufen, aber er ist in meinen Augen nicht der Verantwortliche, sondern einfach nur "Bote"/Verhandler.
Ich glaube, wir sollten mal festlegen, wo auf den "Achsen" wir hier Johnsons/Runner ansiedeln.
Und danach richtet sich das grundsätzliche Verhältnis zwischen Runner und Johnson. Btw.: Ich glaube nicht, dass der Johnson zwangsläufig die Runner aussucht. Da ist der Schieber zwischengeschaltet.
Das heißt da passt m.E. durchaus auch ein eiskalter Typ für den Runner mitunter eine Ware zum verschleißen ist. Wenn die vom Run nicht zurück kommen, muss man auch niemanden bezahlen, und holt sich die nächsten. Eventuell noch den Schieber wechseln, der es ggf. nicht drauf hat.
Fangen wir mal beim einfachen an, dem Großkonzern mit Abteilungen für sowas...
Jemand mit genug Einfluß, z.B. der Leiter einer hochpriorisierten Forschungsabteilung, gibt nach oben weiter, dass er entweder mehr Leute oder gar besondere Leute braucht, z.B. X,Y oder Z. Er ist nicht die Personalabteilung und auch nicht dafür zuständig, wie die Leute rankommen, will das auch eigentlich gar nicht so genau wissen, ist ja nicht sein Job.
Oben auf der Leiter wird nun geprüft, was geht und wenn sich dann rausstellt, dass wir über eine nur quasi-freiwillige Extraktion reden, wird über verschiedene Kanäle (nur bekannt wenigen Leuten) eine besondere Abteilung eingeschaltet, die offiziell für, sagen wir mal PR-Angelegenheiten zuständig ist, inoffiziell aber Zugriff auf tiefe schwarze Kassen und entsprechendes Personal hat (natürlich so, dass man es ggf. abstreiten könnte). Dieses Personal hat Kontakte in die Unterwelt, sei es über entsprechende Schieber oder durch jahrelange Kontakte mit Runnern - vermutlich gibt es auch Kontakte zu lokalen Syndikaten, etc. für andere Zwecke.
Dort wird der entsprechende Job nun vorbereitet, indem z.B. grundlegende Arbeiten an internes Personal vermittelt wird, indem Infos zugekauft werden, etc. Anschließend wird der Johnson rausgeschickt. Der Johnson kann dabei verschiedene Rollen haben, er kann ein dummes Sprachrohr sein, das nur ausführt, evtl. mit einem Verhandlungsbudget - oder mehr, bis hin zum Projektleiter für diesen speziellen Job. Je nach Job, Runnern, etc. eben.
Hi Folks.
Was natürlich bis zu dem Punkt auch nur gilt wenn der betreffende Konzern einem anderen an die Gurgel will (z.B. Horizon gegen NeoNet).
Wie läuft es aber ab wenn es zu Konzerninternen Streitigkeiten kommt (z.B. Ares gegen Ares).
Auch da wird es verschiedene Möglichkeiten geben wie ein Johnson agieren kann ohne das was weis der Geier wieviele Abteilungen der Firma davon wissen (was in diesem Fall sogar sehr Suboptimal wäre).
Es stimmt das ein Johnson vom Grundsatz her alle oder zumindest viele rollen annehmen kann aber das ist nicht das gefährliche an sich. Gefährlich ist es wenn er sich für jemanden ausgibt der er nicht ist.
Auch das mit dem Betrug an Runnern kann verschiedene Gründe haben und müssen sich für den Konzern nicht immer finanziell lohnen.
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Auch glaube ich das betrug wegen Finanziellen gründen eher selten vom Konzern an sich ausgeht (mal ehrlich wieviel soll das runnerteam verdienen das sich es für einen Megakonzern lohnt sie über den Tisch zu ziehen) sondern eher vom Johnson aus (20000 für ein vierköpfigen Team sind für einen Konzern nicht viel. Für eine Einzelperson aber schon).
In diesem Sinne.
Spendet Blut. Spielt Rugby.
Wenn ich mir nun diese Abläufe und Aufgaben des Johnsons anschaue, so denke ich, dass ein Konzern weniger einen arroganten Schnösel für solche Posten sucht, sondern eher umgängliche Leute, die Erfahrung im Umgang mit Runnern und Verbrechen haben - evtl. also ehemalige Runner.
Was meint ihr?
Johnsons waren in meiner Vorstellung immer die Brücke zur zutiefst korrupten, rein profitorientiert-entmenschlichten Konzernmaschinerie, die Kernelement der dystopischen Gesellschaftsstruktur im Cyberpunk ist. Diese Welt besitzt keinen Respekt vor Leben, vor geistigem oder Privateigentum und kennt keinen Begriff für Grundrechte mehr. Konzernsklaven sind Besitz, Asset und Ressource, der "kleine Mann" ist im Getriebe von "big money" nur eine Zahl von vielen Einsen und Nullen.
Das heißt da passt m.E. durchaus auch ein eiskalter Typ für den Runner mitunter eine Ware zum verschleißen ist. Wenn die vom Run nicht zurück kommen, muss man auch niemanden bezahlen, und holt sich die nächsten.
Hm, ich finde die generelle Darstellung des Johnson als kalten Mittelsmann durchaus für stimmig. Denn in den meisten Fällen arbeitet er aus einer Position heraus, die eben weit über der der Runner steht (wenn man nicht gerade Argent und Co. anheuert).
Ja, die unterschiedlichen Mentaltäten können ein großes Problem sein
Auf der anderen Seite sind die beiden Parteien aber kulturell/sozial/ideologisch große Gegensätze:
Der eine kennt die schönen Seiten des Konzernlebens und hält den Slum für kriminellen Abschaum. Für die andere Seite bildet der Konzern das Feindbild überhaupt und man weiß die Freiheit außerhalb der Arkologie zu schätzen.Würde ich jetzt nicht so unbedingt so sehen, rs sind unterschiedliche Lebensstile und arten aber d.h. nicht das jeder Runner dies so sehen muss.
Ich finde diese Perspektive etwas zu platt.
Das Ganze wird für mich wesentlich interessanter, wenn eben nicht klar auf einer Seite die Guten und auf der anderen Seite die Bösen stehen.
Wenn man mit der Konzerndarstellung etwas näher am damaligen Vorbild bleibt, wird das viel mehr zum Goldenen Käfig statt zur Sklaventreiberhölle und die Schwerverbrecher auf der anderen Seite des Stacheldrahts müssen sich den Umstand schön reden, dass sie eben normalerweise nicht mal die Option haben, dort mitzumachen.
Durchlässigkeit/Mobilität in beide Richtungen funktioniert für Plotzwecke mMn nur ausreichend, wenn es auf beiden Seiten Licht und Schatten gibt.
Dann gibt es die Wahl zwischen der roten und der blauen Pille mit allem, was jeweils dran hängt.
Mit externen Johnsons hab ich so meine Probleme. In Anbetracht der Macht von Konzern- und Betriebsgeheimnissen glaub ich nicht, dass Konzerne oder andere Organisationen für irgendwas außer unwichtigere Jobs eine externe "Agentur" beauftragen würden.
Das kann ich mir vorstellen, ja. Klang zwischenzeitlich eher nach völlig unabhängigen Personalberatungen die zwischen Runnern und Interessensgruppe XY vermitteln.Die gibt es auch. Nennt sich "Schieber".
Ist möglich, aber gefeuert bedeutet halt, dass die Loyalität arg in Frage steht, ggf. will der dem Konzern ja sogar schaden. Willst du dem wirklich anvertrauen, dass der Konzern illegale Dinge in Auftrag gibt?Hmm, da ist was dran. Ist halt die Frage, wieviel psychologische Abhängigkeit gegenüber dem Konzern besteht. Wer das wie eine Familie sieht, bleibt vielleicht loyaler als ein Fremder. Aber kann auch anders lsufen. Und der Johnson kommuniziert ja die Details des Auftrags... ok, doch eher ein Background für Schieber.
Und es heißt Quäntchen seit der Rechtschreibreform, siehe Wiktionary (https://de.wiktionary.org/wiki/Qu%C3%A4ntchen).
Die gibt es auch. Nennt sich "Schieber".
Ich glaube nicht, dass sich unsere Perspektiven ausschließen. Auch oder vielleicht gerade eine entmenschlichte Konzernmaschinerie wie ich sie mir vorstelle, erschafft goldene Käfige um die eifrigen Bienchen bei Laune zu halten, das kommt wieder sehr auf die umliegende Gesellschaftsstruktur, ändert aber wenig an der Unmenschlichkeit in ihrer Natur.
Es gibt sicher auch genug Konzernsklaven, die ein erbärmliches Leben führen, so wie es heute schon genug Angestellte gibt, die bis in den Burnout und Selbstmord ihren Arsch für ihre Firma aufreiben und selbst dann noch wie Dreck behandelt werden.
Wenn die Konzerne bei mir nur noch bürokratische Effizienzmodule mit gut laufenden HR-Abteilungen wären, würde für mich ein entscheidenter Teil der Atmosphäre des Settings verloren gehen.
Kerngedanke ist für mich, dass "die Konzerne" nicht grundlegend böse angelegt sind, sondern als Ergebnis der kollektiven Entscheidungen und Taten ihrer jeweilligen Angestellten/Einwohner so werden. Jeder einzelne handelt für sich halbwegs rational, aus eigener Perspektive "gut" und könnte auch bei noch so viel gutem Willen nichts an den schlechten Aspekten ändern, aber das Gesamtbild ist dann katastrophal - ist ja heutzutage auch nicht wirklich anders ;)
In einem Satz: Die meisten westlichen Angestellten, die sich übertragen oder im Wortsinne tot arbeiten, machen das trotz der Konzern- bzw. Firmenstrukturen. Der klassische Sararimann tut es wegen dieser Strukturen und ist noch nicht mal wirklich unzufrieden dabei.