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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: winterknight am 28.01.2018 | 14:49

Titel: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: winterknight am 28.01.2018 | 14:49
Das DND5 Spieler Handbuch ist bei Amazon (com) auf Platz 47, der allegemeinen Büchern.
Neben der Raube Nimmersatt.

Stand heute 14:00  (https://www.amazon.com/best-sellers-books-Amazon/zgbs/books/ref=pd_dp_ts_books_1#3)( das wird stündlich aktualisiert)
Edit:Anhang Screenshot

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Pesttanz am 28.01.2018 | 14:58
Was willst du uns mit diesem Themenstrang sagen, oder fragen?

RPG tot hört man sowieso alle paar Jahre. Kann ich aktuell gar nicht nachvollziehen. Heute ist die Szene lebendiger denn je.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Swafnir am 28.01.2018 | 15:00
Und genau das will er damit auch sagen  ;)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grandala am 28.01.2018 | 15:23
Zitat
Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt

Also die Szenen in den kleinen Städten dieses Landes haben sicherlich einen Schlag abbekommen da der Einzelhandel vor Ort eingebrochen ist. Die Internetpräsenz des Hobbies ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Ich denke alle Indikatoren weisen darauf hin, dass es mehr Spiele und Spiele gibt als jemals zuvor. Von Tod kann da eigendlich keiner sprechen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 28.01.2018 | 15:51
Also die Szenen in den kleinen Städten dieses Landes haben sicherlich einen Schlag abbekommen da der Einzelhandel vor Ort eingebrochen ist.

Oder diese Szenen sind durch den Onlinehandel von der Abhängigkeit vom Vorhandensein eines solchen Einzelhandelsgeschäfts befreit worden, man weiß es halt nicht.

Vielleicht muss mal ein neues Modell her, wie man Leute mit den Sachen in Kontakt bringt, der Einzelhandel ist ja in etwa so zukunftsträchtig wie der Kohleabbau. Vielleicht brauchen wir eine Rollenspiel-Fernleihe-Nationalbibliothek oder sowas. Oder die Drachenzwinge gehört massiv gefundet oder etwas in der Art.

Die Achillesferse der Szene ist meiner Meinung nach nicht die Verfügbarkeit der Produkte (die gibts allgegenwärtig über den Onlinehandel) oder die Möglichkeit, sich die Sachen anzuschauen (das geht allgegenwärtig über Youtube), sondern die Verfügbarkeit von Mitspielern. Die ist abseits der urbanen Zentren nach wie vor ziemlich glücksabhängig. Ceterum censeo: Wer diese Zeilen liest und sich NACH WIE VOR nicht in www.spielerzentrale.de und www.spielerverzeichnis.org eingetragen hat, der versündigt sich am Hobby und sollte nach Französisch-Guayana verbannt werden.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: D. Athair am 28.01.2018 | 16:17
[...] und sollte nach Französisch-Guayana verbannt werden.
Dahin (https://www.arte.tv/de/videos/RC-014361/die-geister-des-flusses/)?  ~;D

Ich sehe das überhaupt nicht so, dass der Einzelhandel keine Zukunft hat. Im Gegenteil. Der muss sich bloß besser an die neue Zeit anpassen. Otherland oder Ultra Comix sind für mich Beispiele, die das hinbekommen. Da laufen auch immer wieder Rollenspiel-Runden, persönliche Beratungen, Roman-Lesungen, ... sowas bekommt das Schlaraffenland der Faulen (Amazon) nicht hin.

Auch die eigene Beschäftigung mit dem Kram, das Reinbättern, das Überprüfen persönlicher Qualitätsmerkmale geht online nur sehr bedingt (Charakterbogen anschauen, SL-Kapitel und allgemeine Einführung überfliegen, Impressum lesen - inkl. Druckangaben und ggf. Unterstützer-Listen).


Wenn ich mir im UltraComix die Auslage anschaue, dann hat sich das Angebot in den letzten Jahren massiv verändert. Der deutschsprachige Anteil ist massiv mehr geworden. Und da der Laden versucht immer das komplette Angebot deutschsprachiger Verlage (inkl. System Matters, Nackter Stahl, Runequest Gesellschaft, Redaktion Phantastik) zu führen, ist der Eindruck auf eine gewisse Weise durchaus objektiv.
Die deutliche Vergrößerung des Angebots hat natürlich auch negative Konsequenzen: Selbst bei deutschsprachigen Sachen verteilen sich die Präferenzen auf immer mehr Systeme ... und dadurch wird der Pool an Leuten, die dasselbe spielen wollen kleiner.  Das macht die Spielersuche schwieriger. (Und erschwert für SL die Entscheidung, welches Spiel sie gerade und mittelfristig überhaupt leiten wollen.)

Hab ich eben erst als Kommentar im Spielosophie-Blog geschrieben: Aufmerksamkeit ist heute mehr denn je "Flaschenhals-Ressource". Mehr noch als Geld.


@ Rollenspiel = tot. Als 13Mann damals (2007) angefangen hatten, waren die einer von wenigen Verlagen, die sich aktiv gegen diese Aussage gewehrt haben. Und ich denke sie hatten Recht. Rolemaster und Traveller liefen gut genug, um diese unmodernen Urgestein-Spiele auf Deutsch zu bringen. Dass es den Verlag (abseits von Aborea) nicht mehr so richtig gibt, hat mMn andere Gründe. (Das was die Akteure für RM unbedingt machen wollten, haben sie umgesetzt. Bei Traveller kam ne neue Edition und da war das riesige Frusterlebnis mit Liftoff. Heredium hat der Erfinder mehr oder weniger aufgegeben.)   
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Weltengeist am 28.01.2018 | 16:19
Also die Szenen in den kleinen Städten dieses Landes haben sicherlich einen Schlag abbekommen da der Einzelhandel vor Ort eingebrochen ist. Die Internetpräsenz des Hobbies ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Ich denke alle Indikatoren weisen darauf hin, dass es mehr Spiele und Spiele gibt als jemals zuvor. Von Tod kann da eigendlich keiner sprechen.

Ich habe aber auch den Eindruck, dass es erst seit einigen Jahren wieder bergauf geht. Verlässliches können uns dazu natürlich nur die Verlagsleiter sagen, aber mein Gefühl ist, dass es vor einigen Jahren schon mal deutlich finsterer ausgesehen hat als jetzt. Und dass gerade die mediale "Werbung" durch Let's Plays, Auftauchen in populären Fernsehserien etc. eine dicke Aktie an der Verbesserung hat.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 28.01.2018 | 16:20
Ich weiss nicht, ob nur die Mitspieler*innen ein Problem sind.

In meinen Augen sollte Rollenspiel viel mehr noch im Sog des Brettspiele-Booms mitschwimmen. Wie, kann ich nicht genau sagen, es ist wohl schwierig, Ulisses davon zu überzeugen, sie müssen jetzt unbedingt ein DSA-Brettspiel rausbringen. Rollenspiel müsste sich imho noch mehr in das Gesamtkonzept "Spielen" einbringen. Hey, es gab KRE-O Drizzt-Figuren, es gibt D&D Malbücher und Kinderbücher, Brettspiele, PC/Konsolen-Spiele, etc. Vielleicht sit der Schritt zum Rollenspiel (und damit neuen Spieler*innen) dann gar nicht mehr so groß.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Bildpunkt am 28.01.2018 | 16:33
Ich weiss nicht, ob nur die Mitspieler*innen ein Problem sind.

In meinen Augen sollte Rollenspiel viel mehr noch im Sog des Brettspiele-Booms mitschwimmen. Wie, kann ich nicht genau sagen, es ist wohl schwierig, Ulisses davon zu überzeugen, sie müssen jetzt unbedingt ein DSA-Brettspiel rausbringen. Rollenspiel müsste sich imho noch mehr in das Gesamtkonzept "Spielen" einbringen. Hey, es gab KRE-O Drizzt-Figuren, es gibt D&D Malbücher und Kinderbücher, Brettspiele, PC/Konsolen-Spiele, etc. Vielleicht sit der Schritt zum Rollenspiel (und damit neuen Spieler*innen) dann gar nicht mehr so groß.

kommt doch bald ein DSA Brettspiel raus...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: D. Athair am 28.01.2018 | 16:35
[...] Ulisses davon zu überzeugen, sie müssen jetzt unbedingt ein DSA-Brettspiel rausbringen [...]
Haben die doch schon gemacht: Orkensturm.
Das Abenteuerkartenspiel Aventuria geht auch in die Richtung.

Wobei der Brettspielmarkt momentan als überhypt gilt. Ob sich die Veröffentlichungsflut dort noch lange so aufrecht erhalten lässt?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Runenstahl am 28.01.2018 | 16:38
Rollenspiel ist absolut nicht tot. Zumindest in meinem Örtchen blüht die Szene und es gibt viel RPG-Nachwuchs. In meinen eigenen Gruppen rekrutieren wir derzeit gerade junge Rollenspieler um unseren Altersdurchschnitt wieder runterzudrücken.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Eismann am 28.01.2018 | 16:39
Moment... soll das heißen, die Raupe Nimmersatt ist tot?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 28.01.2018 | 16:40
Moment... soll das heißen, die Raupe Nimmersatt ist tot?

 ~;D

Da hast du immer nur nicht weit genug gelesen. Das wird auf der letzten Seite aufgeklärt: Sie lebt weiter als Schmetterling.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 28.01.2018 | 16:52
Ist ja gut, ich hätte Splittermond nehmen sollen, habe keine Ahnung von DSA.  >;D

Und ich glaube nicht, dass Brettspiele überhyped sind. Vgl. dazu Besucherzahlen der SPIEL in den letzen Jahren.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 28.01.2018 | 17:01
Ist ja gut, ich hätte Splittermond nehmen sollen, habe keine Ahnung von DSA.  >;D

Und ich glaube nicht, dass Brettspiele überhyped sind. Vgl. dazu Besucherzahlen der SPIEL in den letzen Jahren.

Eine gewisse Art von Blase könnte schon da sein, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, dass ziemlich viele Brettspiele mittlerweile ungeniert die 70-Euro Grenze reißen, und dass solche Sachen wie Gloomhaven mal solide 200 Euro kosten. Aber da bin ich kein Experte für.

Oder unsere rentnerhafte Vorstellung von massenproduzierten Familienspielen im Spielwarenladen ist mittlerweile einfach nicht mehr richtig, und stattdessen entwickeln sich manche Spielformen, die erst einmal wie "brave Brettspiele" wirken, einfach in den Luxusbereich hinein.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 28.01.2018 | 17:09
Eine gewisse Art von Blase könnte schon da sein, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, dass ziemlich viele Brettspiele mittlerweile ungeniert die 70-Euro Grenze reißen, und dass solche Sachen wie Gloomhaven mal solide 200 Euro kosten. Aber da bin ich kein Experte für.

Oder unsere rentnerhafte Vorstellung von massenproduzierten Familienspielen im Spielwarenladen ist mittlerweile einfach nicht mehr richtig, und stattdessen entwickeln sich manche Spielformen, die erst einmal wie "brave Brettspiele" wirken, einfach in den Luxusbereich hinein.
Naja, wenn ich höre (und das ist halt meine "Blase"), dass Schüler*innen vermehrt am Wochenende sich zum Spielen treffen, bin ich optimistisch. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob die da nicht nur Looping Louie als Trinkspiel missbrauchen.  ~;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 28.01.2018 | 17:11
Naja, wenn ich höre (und das ist halt meine "Blase"), dass Schüler*innen vermehrt am Wochenende sich zum Spielen treffen, bin ich optimistisch. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob die da nicht nur Looping Louie als Trinkspiel missbrauchen.  ~;D

Looping Louie hat aus Generationen von unschuldigen Spielkindern Männer gemacht.  ~;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: YY am 28.01.2018 | 17:17
Eine gewisse Art von Blase könnte schon da sein, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, dass ziemlich viele Brettspiele mittlerweile ungeniert die 70-Euro Grenze reißen, und dass solche Sachen wie Gloomhaven mal solide 200 Euro kosten. Aber da bin ich kein Experte für.

Das ist keine Blase, sondern eine Untergruppe von Brettspielen, die ziemlich solide da steht.

Die hier öfter mal als "Brettspiele der Todessternklasse" bezeichneten Riesendinger gab es (ganz) früher im Grunde nur im Wargaming-Bereich, aber hochwertig produzierte, opulent ausgestattete und entsprechend teure Brettspiele sind schon ziemlich lange nicht mehr wegzudenken. Und das sind oftmals Spiele, die aus verschiedenen Gründen große Zielgruppenüberschneidungen mit Rollenspielen haben.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: JS am 28.01.2018 | 17:41
Metal ist tot.
Techno ist tot.
Rollenspiel ist tot.
XYZ* ist tot.

*: Bitte irgendwas mit einer sehr aktiven und vielfältigen Fanszene einsetzen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 28.01.2018 | 19:28
Wer diese Zeilen liest und sich NACH WIE VOR nicht in www.spielerzentrale.de und www.spielerverzeichnis.org eingetragen hat, der versündigt sich am Hobby und sollte nach Französisch-Guayana verbannt werden.

Bin ich deshalb im Exil in Polen? Weil ich meinen Eintrag in der Spielerzentrale nicht pflege?  ~;D

Okay, allen Spaß beiseite, ich sehe die Spielerverfügbarkeit als Teilaspekt des größeren Problems. Die wahre Achillesferse des Rollenspiels scheint mir die mangelnde Sichtbarkeit zu sein. Das Konzept ist einfach hinreichend unoffensichtlich, dass man es nicht mal eben im Geschäft erklären kann (zumindest nicht bei der Aufmerksamkeitsspanne des heutigen Konsumenten). Und die Erklärung gibt einem auch keinen klaren Eindruck von den vielen Vorzügen des Hobbys.
Daher sind verfügbare und auffindbare Spieler sehr wichtig, die potentiellen Einsteigern oder Leuten ohne Runde weiterhelfen können. Da mangelt es leider bei vielen auch an der Bereitschaft, u. A. Neulinge zu unterstützen. (Ob das Hobby wirklich in der Krise steht, ist dafür übrigens unerheblich. Es ist wohl für alle besser, wenn es mehr Rollenspieler gibt, egal ob es gerade nach irgendeinem Maß zu wenige gibt.)
Wegen dieses Problems der Sichtbarkeit sind Let’s Plays eben sehr wertvoll, weil sie das Hobby direkt nachfühlbar zeigen. Mike Mearls zumindest erklärt den Erfolg der aktuellen D&D-Edition mit diesem neuen Trend. (Vor allem Critical Role wäre hier zu nennen.)

Wie sich der Aufwind für das Hobby für die Verlage auswirkt, ist naturgemäß eine ganz andere Frage. Der Sog der LPs geht vor allem zu den großen Systemen – allen voran D&D. Das ist für die Kleinen erst einmal schlecht. Die Neulinge wechseln später vielleicht das System, aber eben nur vielleicht.
Dieses Aussieben könnte aber auch die Rettung der Branche als Ganzes sein.  Ryan Dancey führte den Crash in den 90ern nicht etwa auf CCGs zurück, sondern auf die enorm gewachsene Zahl an Systemen und Kampagnenwelten, auf die sich die Dollars verteilten. Das war einer der Impulse zur OGL: eine Fokussierung des Marktes zu bewirken. Vielleicht kommt diese Fokussierung jetzt durch LPs.

Ganz allgemein ist der Zusammenhang zwischen Rollenspielbranche und –hobby oft schwierig. Eine starke Branche ist sicher ein Zeichen einer gesunden Szene, aber der Umkehrschluss muss nicht unbedingt gelten. Am Ende ist Tischrollenspiel eben der Marxismus der Unterhaltung und daher marktwirtschaftlich inhärent problematisch.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: General Kong am 28.01.2018 | 19:34
Metal ist tot.
Techno ist tot.
Rollenspiel ist tot.
XYZ* ist tot.

*: Bitte irgendwas mit einer sehr aktiven und vielfältigen Fanszene einsetzen.

Ich fühle mich auch schon ein bisschen hinfällig ... :korvin:
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Swafnir am 28.01.2018 | 19:57
Techno hat noch nie gelebt  >;D

Ich denke viel hing wirklich daran, dass die Rollenspielgemeinde in großen Teilen sehr eigenbrötlerisch ist, dass das Hobby dahingesiecht ist.

Da sind die Let's Plays und Youtube-Videos Gold wert. Die Nachfrage ist groß, man muss nur an Leute rankommen. Ich sehe es bei unserem Jugendrollenspieltreff: Wir sind ein Jahr lang mit 1-5 Jugendlichen rumgegurkt. Jetzt hatten wir ein paar Aktionen (waren auf einer Brettspielcon und haben Einsteigerrunden angeboten, haben auf zwei Veranstaltungen in Bibliotheken Rollenspiele vorgestellt) und  im Dezember hatten wir auf einmal 13 und im Januar 15 Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren da, die unbedingt spielen wollten.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: YY am 28.01.2018 | 20:09
Am Ende ist Tischrollenspiel eben der Marxismus der Unterhaltung

 ;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Niniane am 28.01.2018 | 20:10
Metal ist tot.
Techno ist tot.
Rollenspiel ist tot.
XYZ* ist tot.

*: Bitte irgendwas mit einer sehr aktiven und vielfältigen Fanszene einsetzen.

Punk is not dead!

Ich sehe das aber wie Swafnir. Wenn ich in die größte Facebook-Gruppe zum Thema Rollenspiel schaue, ist dort fast jeden Tag ein Post von jemandem, der zwischen 18-25 ist und noch nie Rollenspiel betrieben hat, aber sehr interessiert ist. Meistens haben die Personen dann auch gleich eine Gruppe, die auch noch nie gespielt hat. Ich freue mich da immer drüber, weil mir das zeigt, dass immer noch Nachwuchs kommt. Und solche Initiativen wie den Jugendrollenspieltreff von Swafnir finde ich super  :d
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 28.01.2018 | 20:59
;D

Das war durchaus nicht nur als Witz gemeint. :)

Auch wenn das System einen wichtigen Anteil am Spielgelingen trägt, liegt der Großteil der Produktion doch in den Händen des Spielleiters und (in unterschiedlichem Maße) der Spieler. Tischrollenspiel gibt also die Produktionsmittel der Unterhaltung an den Bürger.
Außerdem passt es nicht zu typischen kapitalistischen Modellen: Es gibt keine geplante Obsoleszenz, keine laufenden Abgaben an den Hersteller oder Ähnliches. Einmal kaufen, ewig spielen – marktwirtschaftlich eine Katastrophe. Wäre ich wirklich Marxist (was ich nicht bin), hielte ich MMORPGs und Co für den offensichtlichen Versuch des Kapitals, das Rollenspiel zu einem kapitalistischen Produkt umzubauen.
Es passt auch sonst in das Klischee des sowjetischen Produkts. Eine raffinierte Anwendung völlig simpler und wohl etablierter Technologien. Würfel gab es schon vor Jahrtausenden (selbst wenn man auch den W20 besteht, länger als das Christentum), Papier und Stift seit Jahrhunderten. Die neueste Technologie im Rollenspiel ist der Buchdruck, den Gutenberg 1452 vorstellte.
Ich kann es nicht anders formulieren: Tischrollenspiel ist der Marxismus der Unterhaltung (siehe Anhang).

Aus diesem Grund verwirrt es mich übrigens ohne Ende, dass es in Amerika entstand. Das ist ein wenig so, als hätten die Bayern den Champagner erfunden oder der Vatikan die Anti-Baby-Pille.
Vielleicht wurde es deshalb so oft tot gesagt: Es entstand in einer wenig dafür geeigneten Gesellschaft. Das würde auch erklären, warum es gerade wieder eine Blüte durchläuft. In allen westlichen Gesellschaften beobachten wir eine Verschiebung weg vom Konsum physischer Güter hin zu informativen Gütern (meistens digitale Produkte).

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Orok am 28.01.2018 | 21:14
Dahin (https://www.arte.tv/de/videos/RC-014361/die-geister-des-flusses/)?  ~;D


OT: Danke für den Filmtipp. Ersten beiden Folgen schon gesehen. Sehr Cthulhu!
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: am 28.01.2018 | 21:27
Kommerziell und makroökonomisch betrachtet ist das Rollenspiel offensichtlich mausetot. Ein Spielgenre, das in D dramatisch weniger als 100 Personen in Vollzeit zu beschäftigen imstande ist, darf aus meiner Sicht mit vollem Recht so bezeichnet werden.

Muss uns das aber kümmern? Natürlich nicht. Ich empfinde jedenfalls die Qualität und Vielfalt an Rollenspielprodukten aktuell als ganz großartig und gehe dem Hobby mit großer Freude nach.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: YY am 28.01.2018 | 21:30
@Lichtbringer:

Ich habe es auch nicht nur als Witz verstanden, aber über die Formulierung musste ich trotzdem herzhaft lachen.
Da ist schon was dran.


Dass Rollenspiel in einer dafür ungeeigneten Gesellschaft entstand, würde ich aber nicht sagen.
Es ist in einer verschwindend kleinen Nische entstanden, in der Selbermachen immer einen hohen Stellenwert hatte (auch, weil es oft nicht anders ging).
Wenn man unbedingt wollte, könnte man den großen Erfolg der 80er und frühen 90er Jahre als kommerzielle Blase betrachten, in deren Verlauf der Markt letztlich übersättigt war - aber da gehören noch ein paar andere Faktoren rein und ich würde es nicht auf diesen Blickwinkel beschränken wollen.

Und die große Entwicklung weg von physischen Gütern sehe ich auch nicht so pauschal. Die physischen Ausgaben verkaufen sich im Rollenspiel im Verhältnis zu den digitalen Versionen wesentlich besser als bei (fast?) allen anderen Printmedien und es gibt einen gar nicht so kleinen Markt für limitierte Ausgaben oder auch "normale" Auflagen schicker Bücher, die teils in dem sicheren Wissen angeschafft werden, dass man das niemals spielen wird.

Am Ende ist das wieder der große Unterschied zwischen Brauchen und Wollen.
Freilich könnte man mit minimalstem Aufwand bis ans Ende seiner Tage Rollenspiel betreiben - im Extremfall mit schlanken Systemen, die man komplett im Kopf hat.
Faktisch haben wir alle die Regale voll  ;)



Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Kaskantor am 28.01.2018 | 21:37
@ Wellentänzer wenn du das schon aus volkswirtschaftlicher Sicht siehst, lohnt es sich mehr als die Landwirtschaft. Rollenspiel muss wenigstens nicht zu 40% subventioniert werden:).
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: ArneBab am 28.01.2018 | 21:41
Kommerziell und makroökonomisch betrachtet ist das Rollenspiel offensichtlich mausetot. Ein Spielgenre, das in D dramatisch weniger als 100 Personen in Vollzeit zu beschäftigen imstande ist, darf aus meiner Sicht mit vollem Recht so bezeichnet werden.
Da könnten wir auch fragen, wie viele Leute davon leben, Skat-Karten zu produzieren. Und kulturell ist es ganz und gar nicht tot: Die Ideen aus verbreiteten Rollenspielen erreichen 10 Jahre später die Massenmedien, weil sie viel mehr Leute erreicht haben als die meisten anderen Medien - gerade, weil sie kommerziell so schwer gehen.

Oder vielleicht haben unsere Verlage (und wir) einfach zu wenig Verkaufsfertigkeiten: Den Wunsch und das Können einfach Dinge zu produzieren, die RollenspielerInnen einen Mehrwert bringen. So wie Magic aus ganz wenig ganz, ganz viel Geld gemacht hat - und damit viele Fantasy-ZeichnerInnen beschäftigt hat. Oder wie Munchkin SJGames finanziert - ohne Rollenspiel aber nie möglich gewesen wäre.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 29.01.2018 | 07:11
@YY: Da drückte ich mich gestern wohl etwas unklar aus. Also...

Mit den informativen Gütern meinte ich nicht, digitale Sachen seien der neue Trend im Rollenspiel. Es ging mir darum, dass mit diesem Wandel zu informativen Gütern sich die Vorstellung von Konsum und Eigentum verändert. Digitale Produkte verkaufen keine physischen Objekte, sondern Zugang.
Netflix verkauft keine einzelnen Serien, sondern einen Zugang. Auch physische Objekte wie der Amazon Kindle werden gekauft wegen des Zugangs, den sie eröffnen.
Und bei einem Rollenspielbuch geht es selten, um die (oft holperig formulierten) Zeilen, sondern um den Zugang zum Spiel oder der Spielwelt, den sie gewähren. Man liest es ja nicht für das Lesevergnügen, sondern um es dann als Werkzeug zu verwenden.


Dass Rollenspiel in einer dafür ungeeigneten Gesellschaft entstand, würde ich aber nicht sagen.
Es ist in einer verschwindend kleinen Nische entstanden, in der Selbermachen immer einen hohen Stellenwert hatte (auch, weil es oft nicht anders ging).

Völlig richtig. Aber es wirft ja trotzdem die Frage auf, warum Rollenspiel totgesagt wurde. Und mir scheint der Wert, den die amerikanische/westliche Kultur auf Konzerngewinne legt, durchaus sehr wichtig für diese Einschätzung zu sein. Rollenspiel als Hobby wurde totgesagt, weil es als Branche schlecht stand. Und diesen Schluss zu ziehen, das erfordert schon einen festen Glauben an Kapitalismus.


All das soll übrigens nicht heißen, dem Rollenspiel ginge es so gut wie eh und je. Das scheint mir nicht der Fall zu sein. Verkaufszahlen sind halt nur kein guter Indikator.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Weltengeist am 29.01.2018 | 07:27
Kommerziell und makroökonomisch betrachtet ist das Rollenspiel offensichtlich mausetot. Ein Spielgenre, das in D dramatisch weniger als 100 Personen in Vollzeit zu beschäftigen imstande ist, darf aus meiner Sicht mit vollem Recht so bezeichnet werden.

Naja, so gesehen ist es aber sogar in Zeiten, als die Zahl der Spieler noch in den Hunderttausenden lag, tot gewesen. Denn viel mehr als wenige hundert Leute, die beruflich davon gelebt haben, dürfte es auch in den besten Zeiten nicht gegeben haben.

(Wobei - wenn ich mal die Rollenspielläden und -versender mitzähle, fange ich sogar an, die Schätzung der "dramatisch weniger als 100 Personen" für die Gegenwart anzuzweifeln. Da könnten wir die 100 vielleicht auch heute noch zusammenkriegen.)

Aber ich weiß schon, dass das nicht der Kern deiner Aussage war. Sudoku beschäftigt ja in Deutschland auch keine tausende Leute in Vollzeit, und trotzdem käme keiner auf die Idee, es als tot zu bezeichnen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 07:42
Das "marxistische" finde ich persönlich ja eigentlich sogar das großartigste an diesem Hobby.
Ich würde es bloß nicht so nennen.. :D

Im Kern braucht man ein paar Würfel, Stift, Papier und nen Haufen Fantasie, und den Rest könnte man sich selber aus den Fingern saugen.

Allerdings schau auch ich mir gerne ein gut gemachtes Produkt an, also kauf ich weiterhin hin und wieder was Neues.

Mein Problem ist es leider wirklich, geeignete Mitspieler zu finden, weil ich mir schwer tue online mit Fremden zu spielen und meine Gruppe weggebrochen ist wegen Wegzug einiger Spieler aus Berufsgründen. Ich kenne viele die mal rollengespielt (vor allem DSA) haben, aber nicht zu motivieren sind. :/
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Greifenklause am 29.01.2018 | 08:04
Das "marxistische" finde ich persönlich ja eigentlich sogar das großartigste an diesem Hobby.
Ich würde es bloß nicht so nennen.. :D

Im Kern braucht man ein paar Würfel, Stift, Papier und nen Haufen Fantasie, und den Rest könnte man sich selber aus den Fingern saugen.

Allerdings schau auch ich mir gerne ein gut gemachtes Produkt an, also kauf ich weiterhin hin und wieder was Neues.

Mein Problem ist es leider wirklich, geeignete Mitspieler zu finden, weil ich mir schwer tue online mit Fremden zu spielen und meine Gruppe weggebrochen ist wegen Wegzug einiger Spieler aus Berufsgründen. Ich kenne viele die mal rollengespielt (vor allem DSA) haben, aber nicht zu motivieren sind. :/

Schon mal mit Notlösungen versucht?

Wir spielen beispielsweise in der einen Runde ab 20.00 am Wochenende bis Mitternacht, weil nur da unsere Kinder schon im Bett sind.
In der anderen Runde spielen wir alle paar Montage von 18.15- 20.15, weil nur das mit Arbeitszeiten und Arbeitsstress konveniert.
Gerade bei letzterem dachte ich erst "WTF?!? Das ist doch vieeel zu kurz!" Aber wider Erwarten funktioniert das erstaunlich gut.

EDIT: Als Tip gedacht, eine Rollenspielrunde mal zeitlich anders umzusetzen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 29.01.2018 | 08:52
Das "marxistische" finde ich persönlich ja eigentlich sogar das großartigste an diesem Hobby.
Ich würde es bloß nicht so nennen.. :D

Judäische Volksfront?! Wir sind die Volksfront von Judäa!  ~;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 08:56
Eher "unkommerziell".
"Marxistisch" finde ich da ein bisschen zu weitreichend und hochtrabend, wenn ich nur beschreiben will, dass ein Hobby keine großen Geldmittel braucht um ausgeübt zu werden.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 29.01.2018 | 09:16
Eher "unkommerziell".
"Marxistisch" finde ich da ein bisschen zu weitreichend und hochtrabend, wenn ich nur beschreiben will, dass ein Hobby keine großen Geldmittel braucht um ausgeübt zu werden.
Aber aber aber wenn ich mein Rollenspiel selber schreibe und euch allen als PDf gebe sind doch die Mittel der Produktion in der Hand der Arbeiter??

 ~;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: winterknight am 29.01.2018 | 09:25
...
All das soll übrigens nicht heißen, dem Rollenspiel ginge es so gut wie eh und je. Das scheint mir nicht der Fall zu sein. Verkaufszahlen sind halt nur kein guter Indikator.
Was ist dann ein guter Indikator? Ein Buch (das es erst seit 2 Jahren es auf dem Markt gib) verkauft sich besser als ein Kinderbuch, das wirklich jeder JEDER kennt. (und relativ stabil: April letztes Jahr PHB Platz 33)
und das bei einer szene bei der ich das *Gefühl* habe, dass die lieber im FLGS einkauft als bei Amazon. (Oder es sich illegal als pdf besorgt.) Das kann ich aber nicht mit Zahlen belegen, sondern nur "aus dem Bauch heraus".

Dieses "Rollenspiel ist tot" stimmt halt nicht. Es ist lebending wie eh und je.
Ich frage mich woran liegt dieses fatalistische Einstellung
Völlig richtig. Aber es wirft ja trotzdem die Frage auf, warum Rollenspiel totgesagt wurde. Und mir scheint der Wert, den die amerikanische/westliche Kultur auf Konzerngewinne legt, durchaus sehr wichtig für diese Einschätzung zu sein. Rollenspiel als Hobby wurde totgesagt, weil es als Branche schlecht stand. Und diesen Schluss zu ziehen, das erfordert schon einen festen Glauben an Kapitalismus.
Bei Punk (und Metal) ging es auch nicht um die Verkaufszahlen als es totgesagt wurde.
@Lichtbringer Du lebst ( oder zumindest machst Geld) mit dem Hobby, wenn ich das richtig weiß. (  :headbang:). Was ist deine beriebswirtschaftliche Einschätzung.

Zum Thema Kapitalismus: Wenn D&D nicht ordentlich Gewinne abwerfen würde, wäre das bei Haspro weg.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 09:50
Ich glaub ich kann sagen, dass es zumindest in meinem erweiterten Freundeskreis tot ist.
Bis ca 1995 hat irgendwie fast jeder den ich kannte mal mehr oder weniger sowas gespielt. Oder wären interessiert daran gewesen an einer TTRPG-Runde teilzuhaben.

Heutzutage haben die Leute die ich kenne irgendwie Schiss davor, obwohl, oder eventuell auch gerade weil sie früher DSA und D&D gespielt haben.
Ich denke hier ist weniger der Zeitaufwand das Problem, sondern eher der "Nerdfaktor" bei der Sache.

(kleiner Zusatz: Brettspiele sind aber in dem Freundeszirkel kein Problem im Gegensatz dazu)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Boba Fett am 29.01.2018 | 10:16
Die Bewertung des Zustands des Rollenspiels (in Deutschland) ist kein leichtes Thema.
Es fehlen immer verlässliche Daten.
Die Verlage sind /verständlich/ zurückhaltend mit konkreten Zahlen und da, wo Transparenz herrscht, fehlen oft Vergleiche zu frühren Zeiten.
Und auch insgesamt sind diese Zahlen nicht wirklich aussagekräftig.

Eine Runde, die z.B. Anfang der 90er mit DSA oder Shadowrun zu spielen angefangen hat und es seit dem die gleiche Version spielt, wird nicht wahrgenommen.
Für Verlage, die vom Verkauf neuer Produkte leben, sind solche Runden natürlich vollkommen irrelevant.
Und auch für die im Internet kommunizierende Rollenspiel-Szene sind solche Runden nicht wahrnehmbar.
Niemand weiß, wie viele es davon gibt - trotzdem sind sie ein Bestandteil der Rollenspiel-Hobby-Kultur.
Auch wenn diese keinen Umsatz generieren und nicht wahrgenommen werden.



Ich lese immer "Rollenspiel ist spottbillig". Das ist korrekt, aber nur die halbe Wahrheit.
Und ich glaube, dass diese ausgesagte Hälfte nicht erklärt, warum Rollenspiel so wenig Zulauf hat.
Dieser Teil erklärt nur, warum Verlage so wenig Geld mit Rollenspiel umsetzen können.

Rollenspiel ist ein Luxusprodukt!

Bei dieser Bewertung geht es nicht um finanzielle Mittel. Die Mitglieder unserer Wohlstandsgesellschaft sind durchaus bereit, sehr viel Geld für ihre Freizeit-Gestaltung zu investieren.
Das kann man daran sehen, was die Leute sonst so für ihre Freizeit an Geld investieren.
Warum spricht der alte Mann da also von Luxus?

Rollenspiel kostet ZEIT und MÜHE!
Alle Spieler müssen sich mit dem Spiel beschäftigen und die Regeln lernen.
Alle Spieler müssen sich die Zeit nehmen und LESEN (für manche Menschen ist das unvorstellbar!).
Alle Spieler müssen sich die Zeit nehmen, und eine Figur erschaffen und diese Zeitinvestition wird vor dem Spiel selbst fällig.
(Anmerkung: Ein erfahrender Rollenspieler (also ein bereits angefixter) empfindet dies evtl. als lohnenswert. Als Neuling ist das aber erst einmal eine wahrgenommene Hürde!)
Alle Spieler müssen sich regelmäßig verbindlich zu bestimmten Zeiten verabreden und zusammenkommen (online, oder sich sogar zu einem gemeinsamen Treffpunkt aufmachen).
Der Spielleiter muß viel Zeit investieren, um sich vorzubereiten. Er muß Abenteuer lesen, herumtüfteln, etc. etc.

Und das ist ein Luxus, den sehr viele nicht mehr leisten wollen und so manche auch gar nicht mehr können.
Vor allem ist das ein Luxus, den man sich bei konkurrierenden Freizeitbeschäftigungen auch gar nicht leisten muß.
Wenn man Rollenspiel attraktiver machen möchte, wäre das eine Maßgebliche Stellschraube.
(bei Interesse diskutieren wir das "wie" gerne woanders.)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 29.01.2018 | 10:19
@Boba Fett: Das ist sehr gut beobachtet. War das früher anders? Also das Freizeitverhalten.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Boba Fett am 29.01.2018 | 10:50
@Boba Fett: Das ist sehr gut beobachtet. War das früher anders? Also das Freizeitverhalten.

Ja, die Erwartungshaltung hat sich geändert.

Die Leute sind nicht mehr bereit, sich einzubringen und zu investieren, um danach vielleicht irgendwann einen Gewinn (tolle Freizeit) zu bekommen.
Das liegt daran, dass es genug Alternativen gibt, die es erlauben, so zu denken.
Beim Computerspiel (online) habe ich meistens "Learning by Doing". Ich muß keine Vorarbeit leisten. Ich kann sofort loslegen.
Ich muß auch keine verbindlichen Verabredungen treffen. (Das mache ich vielleicht, weil ich erkannt habe, dass ein bestimmtes Spiel geil ist und ich es mit Freunden spielen möchte, aber dann bin ich ja schon angefixt...)
Theoretisch muss ich nicht mal das Haus verlassen. Ich kann es "überall" und "zu jeder Zeit" spielen, und das ungewaschen, unrasiert und im ekligsten Look, mit dem ich niemand begegnen wollen würde.

Und viele andere Freizeitangebote werben mit ähnlicher Flexilität (selbst wenn diese gar nicht so existiert). Und diese Werbung formt unsere Erwartungshaltung.

Andere Angebote, die das nicht können, gestalten sich dafür als Opposition, als exklusives Event, das man zelebrieren kann.
Der Kinobesuch ist da ein Beispiel. Oder der Saunagang (der heute im Wellnesspalast stattfinden muß).
Das ist dann wegen der gefühlten Exklusivität en vogue.

Rollenspiel ist da der Verlierer. Es hat die Notwendigkeit des hohen Aufwands, präsentiert sich aber nicht exklusiv genug.
(vor allem wird es natürlich gar nicht wirklich wahrgenommen - Werbung findet (zu teuer) ja gar nicht statt.)
Die Menschen erwarten mehr, als sie beim Rollenspiel wahrnehmen.



Aber auch die Menge an Freizeit, die die Menschen haben. Wir haben weniger Zeit.

Beispiele:
Schüler haben inzwischen mehr Zeit in der sie sich mit Schule (und Vor- bzw. Nachbereitung) beschäftigen,
dazu kommen dann noch Aktivitäten (Sportverein, Musikschule, ...) - die früher nicht so massiv die Freizeitmenge einschränkten.
(Beispiel: Abitur nach der 12 Klasse, aber ohne Einschränkung der Stoffmenge. Es muß also in 8 Jahren der Stoff von 9 Jahren durchgezogen werden...)
Studenten haben seit der Umstellung auf Bachelor/Master auch definitiv weniger Freizeit.

Und auch im Beruf wird inzwischen mehr erwartet, mehr Zeitinvestition, mehr Flexibilität, ...

Nicht wenige von uns haben wiederum Familie, wodurch auch uns die Freizeit, die wir mit Rollenspiel verbringen können, knapper wird.
Da die Leute, die wir rekrutieren können eher in unserem Alter sind, haben auch die wiederum potentiell eher Familie.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 11:41
@Boba: Ja, das stimmt schon. Hab ich auch relativ früh bemerkt, als die CRPGs immer ausgefeilter wurden. Irgendwie wuchs da der Widerstand der Leute sich diesen Aufwand anzutun den man bei TTRPG hat.

Ich habe einen sehr guten Freund, der Witcher, Skyrim und Horizon durchgespielt hat wie nix, aber nicht mehr für TTRPGs zu haben ist, obwohl ich mit dem damals DSA angefangen habe anno 1986. Glaub da spielt auch eine soziale Komponente mit. Für manche ist das auch  einfach schwierig sich hinzusetzen und vor anderen Leuten eine Person auszuspielen.

Stellt sich ja auch nicht jeder hin, und macht mal schnell Impro-Laientheater wenn ich eine ähnliche Experience einfacher im stillen Kämmerlein haben kann.

Ich merke diesen Aspekt wirklich ganz stark in meinem Freundeskreis, und das bei lauter Leuten die eben früher DSA, Shadowrun und D&D gespielt haben.

Brettspiele sind okay, aber TTRPG wird als sozial und zeitlich zu aufwändig empfunden.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Weltengeist am 29.01.2018 | 11:49
Brettspiele sind okay, aber TTRPG wird als sozial und zeitlich zu aufwändig empfunden.

Ich hatte ja immer die These, dass der Wechsel zu den Computerspielen gar nicht sooo viel mit Zeit zu tun hat. Convenience, klar - kann man mal zwischendurch zocken und muss nicht erst eine Gruppe organisieren. Vor allem aber ist es eben eine ganz andere Art von Spiel, bei dem es in erster Linie um das Taktische geht und um's Gewinnen. Die Art von Spielern, die früher TTRPG gespielt haben, um Monster zu schnetzeln und zu looten, sind dann halt als erste zu den Computerspielen gewechselt. Zumal die auch noch die besseren Special Effects haben... ;)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 13:24
Also aus persönlicher Anekdotensicht kann ich da nur zustimmen.

Es war auch wirklich der "Slayer" und Min-Maxer in der Gruppe, der als erstes zu den Computer-RPGs abgewandert ist.
Das war sogar schon zu Zeiten von Ultima 6. (übrigens wieder ein anderer als der oben erwähnte Skyrim/Witcher/Horizon-Spieler..)

Glaub das was er da eigentlich haben wollte war dort einfacher zu kriegen mit weniger nötigem selbstzugenerierenden "Fluff".
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 29.01.2018 | 13:31
Ich hatte ja immer die These, dass der Wechsel zu den Computerspielen gar nicht sooo viel mit Zeit zu tun hat. Convenience, klar - kann man mal zwischendurch zocken und muss nicht erst eine Gruppe organisieren. Vor allem aber ist es eben eine ganz andere Art von Spiel, bei dem es in erster Linie um das Taktische geht und um's Gewinnen. Die Art von Spielern, die früher TTRPG gespielt haben, um Monster zu schnetzeln und zu looten, sind dann halt als erste zu den Computerspielen gewechselt. Zumal die auch noch die besseren Special Effects haben... ;)
Ich glaube, das trifft nicht mehr ganz zu. Gerade die Witcher-Reihe wird auch für Worldbuilding, Atmosphäre und Charaktere gelobt. Bekannte von mit (aktive Rollenspiel-SL, Fantasy-Autorin) sind von Witcher 3 begeistert. Und Planescape Torment? Die Kämpfe nur Schlaglöcher, der Preise für Story-Fortschritt immer ein anderer...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 29.01.2018 | 13:36
Ich glaube, das trifft nicht mehr ganz zu. Gerade die Witcher-Reihe wird auch für Worldbuilding, Atmosphäre und Charaktere gelobt. Bekannte von mit (aktive Rollenspiel-SL, Fantasy-Autorin) sind von Witcher 3 begeistert. Und Planescape Torment? Die Kämpfe nur Schlaglöcher, der Preise für Story-Fortschritt immer ein anderer...

Weltengeist schreibt ja auch, dass diese "als erstes" gewechselt haben.
Nicht dass es nun im Jetzt im Allgemeinen so ist.


Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Crimson King am 29.01.2018 | 13:43
Ich habe zugegebenermaßen schon lange niemanden mehr ernsthaft behaupten hören, Rollenspiel sei tot. Es ist ganz sicher kein Allerweltshobby, aber das ist Gleitschirmfliegen auch nicht, und da behauptet auch keiner, das sei tot.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 29.01.2018 | 13:56
Alle Spieler müssen sich mit dem Spiel beschäftigen und die Regeln lernen.
Alle Spieler müssen sich die Zeit nehmen und LESEN (für manche Menschen ist das unvorstellbar!).
Alle Spieler müssen sich die Zeit nehmen, und eine Figur erschaffen und diese Zeitinvestition wird vor dem Spiel selbst fällig.

Also ein Großteil meiner Spieler besitzt keine Rollenspielbücher und hat nie eines gelesen.

Die Regeln kennen sie auch kaum, bzw. lernen sie mit der Zeit während des Spielens.

Und Charaktererschaffung? Wer mag. Der Rest wählt aus vorbereiteten Templates. Oder wir spielen mit Playbooks.

Aber stimmt natürlich, dass einer in einer solchen Runde die Vorbereitung übernehmen muss. Und dass meine Spieler wohl nie ohne mich spielen werden.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 29.01.2018 | 14:05
Also ein Großteil meiner Spieler besitzt keine Rollenspielbücher und hat nie eines gelesen.

Die Regeln kennen sie auch kaum, bzw. lernen sie mit der Zeit während des Spielens.

Und Charaktererschaffung? Wer mag. Der Rest wählt aus vorbereiteten Templates. Oder wir spielen mit Playbooks.

Aber stimmt natürlich, dass einer in einer solchen Runde die Vorbereitung übernehmen muss. Und dass meine Spieler wohl nie ohne mich spielen werden.

Da braucht aber dringend mal jemand ein Lebkuchenherz geschickt, um etwas Anteilnahme an den geschilderten Missverhältnissen ausgedrückt zu bekommen. Für sowas sollte es einen Versand geben. :)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Boba Fett am 29.01.2018 | 14:17
Ich hatte ja immer die These, dass der Wechsel zu den Computerspielen gar nicht sooo viel mit Zeit zu tun hat. Convenience, klar - kann man mal zwischendurch zocken und muss nicht erst eine Gruppe organisieren. Vor allem aber ist es eben eine ganz andere Art von Spiel, bei dem es in erster Linie um das Taktische geht und um's Gewinnen. Die Art von Spielern, die früher TTRPG gespielt haben, um Monster zu schnetzeln und zu looten, sind dann halt als erste zu den Computerspielen gewechselt. Zumal die auch noch die besseren Special Effects haben... ;)

Kann ich nicht bestätigen.
Pathfinder würde dann nicht so erfolgreich sein.
Für Savage Worlds und Dungeonslayers gilt das gleiche.
Das sind taktische Spiele, bei denen es ums Gewinnen geht.
(Shadowrun könnte man auch nennen, aber ganz ehrlich: das ist nicht wirklich taktisch. OSR lasse ich auch raus, weil das für Neulinge irrelevant ist)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 29.01.2018 | 14:33
Da braucht aber dringend mal jemand ein Lebkuchenherz geschickt, um etwas Anteilnahme an den geschilderten Missverhältnissen ausgedrückt zu bekommen. Für sowas sollte es einen Versand geben. :)

Ach, das passt so schon. Ich weiß das Informationsgefälle für meine Zwecke einzusetzen.  8]  ;)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 29.01.2018 | 14:39
Mmh? Der Verlauf der Bücherverkäufe ist doch unstrittig, oder?

Anfang der 90iger gab's einen Riesen-Boom gefolgt von einem Riesen-Crash teilweise auch ausgelöst/getragen durch Computerspiele aber vor allem durch Magic&Co(!).

Seit Mitte der 00er (also die letzten 12 Jahre!) sind die Auflagen relativ konstant bis steigend. Und immer noch getragen von den Platzhirschen (=große Systeme). Aber durch die größere Bereitschaft mehr Geld pro Produkt auszugeben, geht es den Verlagen gut.

Das sind auf jeden Fall die Aussagen, die ich auf Cons von Verlagsmitarbeitern bekommen habe. Natürlich darf man da nicht alles glauben, aber es scheinen mir glaubwürdige Personen zu sein und es war konsistent bei verschiedenen Verlagen.

Beim Einzelhandel ist völlig anders, die haben tatsächlich Probleme.


Bleibt die Anzahl der aktiven Spieler. Hier ist es tatsächlich schwierig, verlässliche Daten zu bekommen. Persönlich habe nicht den Eindruck, dass sie weniger werden, aber das mag eine Filterblase sein, weil ich häufiger auf der Drachenzwinge bin, die ja sehr aktiv ist und in einer Großstadt lebe.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Crimson King am 29.01.2018 | 14:44
Der klassische ladenbasierte Einzelhandel hat in fast allen Branchen Probleme, weil Handelsketten und Internet einfach die kostengünstigere Konkurrenz darstellen. Bevor man da auf "Rollenspiel ist tot" kommt, müsste man eher "Einzelhandel ist tot" konstatieren. Die Menge an Rollenspielern hat dabei eine besonders große Schnittmenge mit gewohnheitsmäßigen Internetusern, was dazu führt, dass ein besonders großer Anteil am Handel sich aufs Internet verlegt.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 29.01.2018 | 15:18
Das DND5 Spieler Handbuch ist bei Amazon (com) auf Platz 47, der allegemeinen Büchern.
Neben der Raube Nimmersatt.

Stand heute 14:00  (https://www.amazon.com/best-sellers-books-Amazon/zgbs/books/ref=pd_dp_ts_books_1#3)( das wird stündlich aktualisiert)
Edit:Anhang Screenshot

Und auf der Seite bei weitem nicht das seltsamste Buch.  wtf? Schräg, was die Leute kaufen. Anstatt vernünftigerweise Rollenspielbücher.  ^-^
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Sphinx am 29.01.2018 | 16:21
Ich würde auch sagen das Rollenspiel an sich aktuell recht gut dar steht. Das es als Verlag weiterhin schwer ist, gut das ist halt so.
Das größte Problem hier bei uns auf dem Lande ist das finden von Spielern, gerade mit Mitte 30, gar nicht so einfach. Die Spielerzentrale ist eine schöne Idee, aber die Seite Bräuche IMO mal ein Facelift. Denn so sind die Einträge hier in der Gegen etwas mau. Was nicht heißen soll das es über die Jahre nicht den einen oder anderen Kontakt gab.

Aber ich denke viele wissen gar nicht das es sowas wie Rollenspiele gibt. Die kennen ein Computer Rollenspiel und dann hört es schon auf. Hab ich selbst gerade erlebt als ich ein paar Online bekannte dazu überredet hab mal ne Runde Rollenspiel über Internet zu betreiben. Bis jetzt gefällt es denen, einer von denen hat es wiederum seinem lokalen Freundeskreis was er da macht. Und was ist jetzt die Nerven ihn das er für sie eine Runde leiten soll weil sie es auch ausprobieren möchten. Ich kann mir also gut vorstellen das noch viel mehr Spaß dran hätten wenn sie überhaupt wüssten das es das gibt.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 29.01.2018 | 16:37
Zitat
totgeglaubte leben länger

Wenn man genau hinhört ist Rollenspiel jetzt in etwa seit MtG tot, also bald ein viertel Jahrhundert. Ich denke, was die "Leute" sagen wollen, ist, dass das Rollenspiel wie sie es kannten massiven Veränderungen unterlegen ist, weshalb es ihnen erscheint, als sei "das Rollenspiel tot".
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: YY am 29.01.2018 | 19:02
Mit den informativen Gütern meinte ich nicht, digitale Sachen seien der neue Trend im Rollenspiel. Es ging mir darum, dass mit diesem Wandel zu informativen Gütern sich die Vorstellung von Konsum und Eigentum verändert. Digitale Produkte verkaufen keine physischen Objekte, sondern Zugang.

Genau das ist doch der Riesenunterschied zum Rollenspiel.

Wenn der Autor ein Rollenspiel erst mal rausgehauen hat, ist es seinem weiteren Einfluss ein großes Stück weit entzogen. Dann machen die Spieler damit, was sie wollen - das war in den Anfangszeiten völlig selbstverständlich und hat z.B. bei Traveller frühzeitig die vielsagenden Kürzel OTU, MTU und YTU (official, my und your traveller universe) mit sich gebracht.

Das ist für mich gerade der Gegenentwurf zum Dauerberieselungsabo, wie es Netflix & Co. mir andrehen. Dort bin ich nämlich fremdbestimmt, was mir angeboten bzw. was überhaupt "für mich" produziert wird.

Im Rollenspiel ist das anders und dafür ist das Speichermedium eigentlich weitestgehend egal. Gerade deswegen gibt es da aber die Tendenz, Sachen vor Fremdeinfluss geschützt zu beziehen - ob nun als PDF oder als physisches Buch, spielt keine Rolle. Beides ist aber explizit eine statische Grundlage, auf deren Verwendung und weitere Ausgestaltung nur man selbst Einfluss nimmt. Also anders als beim Fernsehprogramm oder auch bei großen Online-Spielen, die öfter mal durch wenig durchdachte Änderungen ("damit es allen mehr Spaß macht"...) spielmechanisch völlig zerschossen werden.
Und anders als ein hypothetisches Online-Regelwerk, wo ich für einen kleinen Beitrag immer von überall Zugriff auf die neueste und damit natürlich allerbeste Regelfassung habe - und nur auf diese...

Sämtliche digitalen Zugangsmodelle liefern mir in gewissen Zeitabständen fertige Produkte, die ich dann nutze oder halt nicht.
Rollenspiele liefern mir eine Werkzeugkiste, mit der ich mir selber meinen Kram bastele. Natürlich bestimmt der Inhalt dieser Werkzeugkiste zu einem gewissen Anteil, was ich damit wohl bauen werde. Aber ohne eine ordentliche Portion Eigenleistung geht es eben nicht - und das ist einer der Faktoren (wie auch von Boba hier angesprochen), warum Rollenspiel nie ein echtes Massenprodukt sein kann: Sein Alleinstellungsmerkmal ist doch gerade die riesige Auswahl und der enorm große persönliche Einfluss selbst dann noch, wenn man sich für ein bestimmtes System entschieden hat.
Das geht in vielen anderen Bereichen allein schon aufgrund technischer und sonstiger Hürden nicht, aber im Rollenspiel hat der Endnutzer das letzte Wort und sonstigen Einfluss auch weit jenseits der binären Entscheidung: Fresse ich das so, wie ich es angeboten kriege oder gar nicht?

Und ja, natürlich läuft das ein bisschen gegen den Zeitgeist, wo man gerade die Freizeitbeschäftigung völlig komplikationslos und mit "Erfolgs(erlebnis)garantie" will und sich auf der anderen Seite bloß zu nichts verpflichtet und sich alle Optionen möglichst lange offen halten "muss".
Das ist aber auch eine Frage der Lebenserfahrung und der Perspektive - bei den meisten lässt dieser Quatsch irgendwann deutlich nach.


Rollenspiel als Hobby wurde totgesagt, weil es als Branche schlecht stand. Und diesen Schluss zu ziehen, das erfordert schon einen festen Glauben an Kapitalismus.

Da muss man aber auch immer fragen, von wem es totgesagt wurde.
Verschiedene Verlage und die zugehörigen Brancheninsider konnten das zu mehreren Gelegenheiten aus ihrer Perspektive durchaus zu Recht sagen.
Von den Spielern kam dann - wie auch hier im Forum oft genug - nur der Kommentar: "Ich merk nix" ;)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Weltengeist am 29.01.2018 | 19:14
Wenn man genau hinhört ist Rollenspiel jetzt in etwa seit MtG tot, also bald ein viertel Jahrhundert. Ich denke, was die "Leute" sagen wollen, ist, dass das Rollenspiel wie sie es kannten massiven Veränderungen unterlegen ist, weshalb es ihnen erscheint, als sei "das Rollenspiel tot".

Ich denke nicht. Zumindest die alten Säcke wie ich sagen sowas, weil nur noch ungefähr ein Zehntel so viele Leute Rollenspiele spielen wie in der Blütezeit Mitte der Achtziger Jahre. Was man sowohl an Auflagenzahlen ablesen kann als auch daran, wie viele Rollenspieler man so in der durchschnittlichen Schule, Uni etc. antrifft. Klar ist da ein Wahrnehmungsbias drin, aber deutlich weniger geworden ist es schon.

Was natürlich nichts daran ändert, dass "tot" etwas deutlich anderes als "weniger" ist.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Selganor [n/a] am 29.01.2018 | 19:24
Was man sowohl an Auflagenzahlen ablesen kann als auch daran, wie viele Rollenspieler man so in der durchschnittlichen Schule, Uni etc. antrifft. Klar ist da ein Wahrnehmungsbias drin, aber deutlich weniger geworden ist es schon.
Also wenn ich die Anzahl der Rollenspieler die ich in den 80ern (zur Schulzeit) oder den 90ern (waehrend Studium) mit den Rollenspielern die ich jetzt regelmaessig "anderswo" (im Rollenspielverein, online, ...) vergleiche koennte ich nicht unbedingt sagen, dass das wirklich weniger Leute waeren.

Man sieht vielleicht weniger Rollenspieler "auffaellig" in der Oeffentlichkeit (z.B. im Bus irgendwelchen Rollenspielkram lesen), aber das muss ja nicht heissen, dass es weniger Rollenspieler gibt.

Ich habe hingegen eher das Gefuehl, dass heute weit mehr Leute (zumindest ansatzweise) wissen was es mit Rollenspiel auf sich hat als damals in den 80ern/90ern...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Crimson King am 29.01.2018 | 19:35
Ich denke nicht. Zumindest die alten Säcke wie ich sagen sowas, weil nur noch ungefähr ein Zehntel so viele Leute Rollenspiele spielen wie in der Blütezeit Mitte der Achtziger Jahre. Was man sowohl an Auflagenzahlen ablesen kann als auch daran, wie viele Rollenspieler man so in der durchschnittlichen Schule, Uni etc. antrifft. Klar ist da ein Wahrnehmungsbias drin, aber deutlich weniger geworden ist es schon.

Was natürlich nichts daran ändert, dass "tot" etwas deutlich anderes als "weniger" ist.

Weniger geworden ist es vor 20 Jahren. Danach ist die Zahl der Spieler doch leidlich konstant geblieben.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 29.01.2018 | 19:42
Ich denke nicht. Zumindest die alten Säcke wie ich sagen sowas, weil nur noch ungefähr ein Zehntel so viele Leute Rollenspiele spielen wie in der Blütezeit Mitte der Achtziger Jahre. Was man sowohl an Auflagenzahlen ablesen kann als auch daran, wie viele Rollenspieler man so in der durchschnittlichen Schule, Uni etc. antrifft. Klar ist da ein Wahrnehmungsbias drin, aber deutlich weniger geworden ist es schon.

Was natürlich nichts daran ändert, dass "tot" etwas deutlich anderes als "weniger" ist.

Also meine Erfahrung ist da eine andere ... aufgehört hat quasi keiner von denen, mit welchen ich schon vor 20 Jahren spielte. Vielleicht 5%. Hinzugekommen sind aber doch schon einige. Der Altersschnitt hat sich halt verschoben, da ein Großteil der szene mit mir gealtert ist.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Skyrock am 29.01.2018 | 20:36
Das Hobby liegt doch schon im Sterben, seit der Atari 2600 1977 die leseunwillige, faule und unaufmerksame Jugend von heute mit Ms. Pacman und Space Invaders verdorben und vom anspruchsvollen Rollenspiel wegverführt hat. Es ist einfach ein sehr lang gezogener Tod.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 29.01.2018 | 21:28
Ich denke ja, dass die Vergleiche mit den 80ern ganz massiv verzerrt sind.

Wie viele Leute haben damals Monopoly oder Risiko gekauft? Hätten die Brettspiele als Hobby in ihren Lebenslauf geschrieben oder bei einem ersten Date über Brettspiele gesprochen? Wohl eher nicht.

Analog dazu haben damals ganz sicher sehr viele die Einsteigerboxen zu D&D oder DSA gekauft. Ohne das sie dadurch jemals mittel- oder langfristig Rollenspieler wurden.

Ich würde jederzeit behaupten, dass heute die Blütezeit der Brettspiele ist. Viele Anbieter, viele Spiele, viel Medienpräsenz (gerade in den neuen Medien) u.s.w. Die Auflagen waren aber zu Zeiten wo es vor allem Monopoly und Risiko gab ganz sicher in einer ganz anderen Liga.

Und das selbe trifft IMHO auf Rollenspiele zu. Blütezeit, aber eben kein Monopol und keine Goldgräberstimmung mehr.

Und Raubkopien und legale PDFs dürften die gedruckten Auflagen auch ganz massiv reduzieren.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 29.01.2018 | 21:35
Und Raubkopien und legale PDFs dürften die gedruckten Auflagen auch ganz massiv reduzieren.

Wiewohl die Zeit der der gefühlten hohen Bedrohungslage durch die Raubkopiererei ja auch irgendwie schon wieder durch ist. Für mein Gefühl wird das in allen Medien mittlerweile einfach eingepreist und gut ist. Weder haben die Raubkopien die Computerspielbranche zerstört, noch gibt es keine Musik mehr, noch werden keine Filme mehr verkauft. Und Rollenspielraubkopien sind eh vergleichsweise unnütz, weil der Großteil der Rollenspieler eben doch nicht mit Laptop am Spieltisch spielt und scrollt, sondern nach wie vor ganz normal mit Büchern.

Und es ist auch immer die Frage, wie stark die Raubkopien die Verkäufe wirklich reduzieren. Wenn jemand 50 Euro im Monat für Rollenspiele ausgeben kann und will, dann werden aus diesen 50 Euro nicht plötzlich 250 Euro, wenn er mit den Raubkopien aufhört. Das ist alles schrecklich kompliziert.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Swafnir am 29.01.2018 | 21:38
Wiewohl die Zeit der der gefühlten hohen Bedrohungslage durch die Raubkopiererei ja auch irgendwie schon wieder durch ist. Für mein Gefühl wird das in allen Medien mittlerweile einfach eingepreist und gut ist. Weder haben die Raubkopien die Computerspielbranche zerstört, noch gibt es keine Musik mehr, noch werden keine Filme mehr verkauft. Und Rollenspielraubkopien sind eh vergleichsweise unnütz, weil der Großteil der Rollenspieler eben doch nicht mit Laptop am Spieltisch spielt und scrollt, sondern nach wie vor ganz normal mit Büchern.

Und es ist auch immer die Frage, wie stark die Raubkopien die Verkäufe wirklich reduzieren. Wenn jemand 50 Euro im Monat für Rollenspiele ausgeben kann und will, dann werden aus diesen 50 Euro nicht plötzlich 250 Euro, wenn er mit den Raubkopien aufhört. Das ist alles schrecklich kompliziert.

Das sehe ich ähnlich. Ich denke kaum dass das eine große Rolle spielt.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 29.01.2018 | 21:38
Für mein Gefühl wird das in allen Medien mittlerweile einfach eingepreist und gut ist. Weder haben die Raubkopien die Computerspielbranche zerstört, noch gibt es keine Musik mehr, noch werden keine Filme mehr verkauft.

Natürlich. Aber wenn Du die Auflagenzahlen der 80er mit den Auflagenzahlen von heute vergleichst ist es eben schon relevant, dass es sowas gibt. Und selbst wenn die Raubkopien wirklich nicht so stark ins Gewicht fallen (obwohl ich wirklich viele kenne die welche besitzen), fallen die legalen Ebooks sicher schwer ins Gewicht.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Skyrock am 29.01.2018 | 21:51
Zunehmend sind auch die Regeln vom Verlag aus umsonst verfügbar (z.B. D&D5-SRD, DSA5-Regelwiki) oder werden massiv subventioniert (z.B. Shadowrun-5-GRW). Ich nehme an die Netzwerkexternalitäten einer großen Spielerbasis und die dadurch größere Attraktivität für Intensivkäufer überwiegen den entgangenen Gewinn aus verlorenen Verkäufen an ein paar schmarotzende Piraten.

Das echte Geld wird zumindest bei den großen Namen wie D&D sowieso durch den Wert der IP und deren Verwertung auf wichtigeren Märkten wie dem Computerspielmarkt gemacht.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: winterknight am 29.01.2018 | 23:06
Zunehmend sind auch die Regeln vom Verlag aus umsonst verfügbar (z.B. D&D5-SRD, DSA5-Regelwiki) oder werden massiv subventioniert (z.B. Shadowrun-5-GRW). Ich nehme an die Netzwerkexternalitäten einer großen Spielerbasis und die dadurch größere Attraktivität für Intensivkäufer überwiegen den entgangenen Gewinn aus verlorenen Verkäufen an ein paar schmarotzende Piraten.

Das echte Geld wird zumindest bei den großen Namen wie D&D sowieso durch den Wert der IP und deren Verwertung auf wichtigeren Märkten wie dem Computerspielmarkt gemacht.
Es gibt mWn 2! Computer Spiele mit D&D. Das ist ein MMORP Free2Play. Das ist von 2013?/2014. Das ist sicher keine Goldgrube klar macht gewinn, aber nicht so viel. Und ein Idle Clicker. (Jetzt auch nicht der Renner. Wenn es noch einen dritten gibt dann ist der so großartig, dass ich von dem niochts mitbekommen habe.
Haspro muss richtig Geld mit D&D machen, die haben Bilanzen und Aktionäre. Da ist nicht einer der sagt "Achja lass die Kindner da im Keller ein bissle spielen, wenn die Null auf Null rauskommen ist fein."
Wenn die nicht mindestens 15-20% Rendite bringen wird das eingedampft. Schöner Name hin oder her. Die verkaufen dann den Namen wie Atari.
Ich sage: Rollenspiel lebt mehr als in den 80er. Das ist ein wachsender Markt.
Und es ist nicht mehr, dass nur "Dicke Jungs" spielen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 30.01.2018 | 00:11
Es gibt mWn 2! Computer Spiele mit D&D. Das ist ein MMORP Free2Play. Das ist von 2013?/2014. Das ist sicher keine Goldgrube klar macht gewinn, aber nicht so viel. Und ein Idle Clicker. (Jetzt auch nicht der Renner. Wenn es noch einen dritten gibt dann ist der so großartig, dass ich von dem niochts mitbekommen habe.
Haspro muss richtig Geld mit D&D machen, die haben Bilanzen und Aktionäre. Da ist nicht einer der sagt "Achja lass die Kindner da im Keller ein bissle spielen, wenn die Null auf Null rauskommen ist fein."
Wenn die nicht mindestens 15-20% Rendite bringen wird das eingedampft. Schöner Name hin oder her. Die verkaufen dann den Namen wie Atari.
Ich sage: Rollenspiel lebt mehr als in den 80er. Das ist ein wachsender Markt.
Und es ist nicht mehr, dass nur "Dicke Jungs" spielen.
Es gibt übrigens einen Haufen D&D-Games, nur nicht gerade alles AAA-Titel. Die Nordlandtrilogie, Die Forgotten Realms Archives Collection, Die Krynn-Serie, die Ravenloft-Serie, Dragonshard, Baldur's Gate - Reihe, Icewind Dale....

Edit: Gibts fast alles bei Gog.com
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Blizzard am 30.01.2018 | 00:30
Es gibt übrigens einen Haufen D&D-Games, nur nicht gerade alles AAA-Titel. Die Nordlandtrilogie, Die Forgotten Realms Archives Collection, Die Krynn-Serie, die Ravenloft-Serie, Dragonshard, Baldur's Gate - Reihe, Icewind Dale....

Die Nordland-Trilogie ist aber DSA und nicht D&D. ;)

Zu den D&D-Games sollte man auf jeden Fall auch noch die Neverwinter Nights-Spiele zählen.

Um noch was zum Topic zu sagen: Dass Rollenspiel tot sei ist mir so in der Form (als Aussage) noch nicht begegnet. Vielleicht, dass das Hobby stagniert oder rückläufig ist. Aber selbst dem kann ich nicht zustimmen. Wer der Ansicht ist, dass das Rollenspiel (Hobby) tot sei, der hat vermutlich die RPG-Entwicklung der letzten 5 Jahre verpennt. Das beste Gegenbeispie-oder argument zu dieser These sind Crowdfunding & Kickstarter (auch wenn ich kein Backer bin)...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 06:52
Es gibt mWn 2! Computer Spiele mit D&D. Das ist ein MMORP Free2Play. Das ist von 2013?/2014. Das ist sicher keine Goldgrube klar macht gewinn, aber nicht so viel. Und ein Idle Clicker. (Jetzt auch nicht der Renner. Wenn es noch einen dritten gibt dann ist der so großartig, dass ich von dem niochts mitbekommen habe.
Haspro muss richtig Geld mit D&D machen, die haben Bilanzen und Aktionäre. Da ist nicht einer der sagt "Achja lass die Kindner da im Keller ein bissle spielen, wenn die Null auf Null rauskommen ist fein."
Wenn die nicht mindestens 15-20% Rendite bringen wird das eingedampft. Schöner Name hin oder her. Die verkaufen dann den Namen wie Atari.
Ich sage: Rollenspiel lebt mehr als in den 80er. Das ist ein wachsender Markt.
Und es ist nicht mehr, dass nur "Dicke Jungs" spielen.

Ähm ... gegenwärtig ist D&D "eingedampft". Ebenso sieht ein eingedamptes Produkt bei Hasbro aus: aktuell gibt es ... zwei Arbeitsplätze, die voll von D&D leben und nochmal zwei teilweise. Der wahrscheinlich einzige Grund, warum überhaupt noch ein paar Bücher pro Jahr rauskommen ist der spin-off-merchandise Bereich. Aber das nur so am Rande ...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 30.01.2018 | 07:02
Ähm ... gegenwärtig ist D&D "eingedampft". Ebenso sieht ein eingedamptes Produkt bei Hasbro aus: aktuell gibt es ... zwei Arbeitsplätze, die voll von D&D leben und nochmal zwei teilweise. Der wahrscheinlich einzige Grund, warum überhaupt noch ein paar Bücher pro Jahr rauskommen ist der spin-off-merchandise Bereich. Aber das nur so am Rande ...
Gegenüber was? Der d20-Blütezeit und dem 4E-Fiasko?
Stimmt.

Allerdings sollte man dann auch beachten, dass sich D&D 5E wieder zum meistgespielten/meistgekauften RPG entwickelt hat. Und zahlreiche Ex-WotC-Mitarbeiter zumindest projektweise wieder dabei sind (siehe z. B. Robert J. Schwalb mit Xanathar´s Guide to everything). Außerdem sind es wieder Eigenproduktionen; zu Beginn wurde ja an andere Studios ausgelagert.

Insofern:
D&D RPG ist nicht von der Existenz bedroht und wird imho auch nicht quersubventioniert über das Merchandise. Es ist allerdings nur ein kleiner Flecken in HASBROs großer Spielwiese.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 07:18
Ich habe hier gerade einen interessanten Artikel (https://www.quietspeculation.com/2015/02/crushing-the-dream-of-working-at-wizards-of-the-coast/) über die Wotzies gefunden ... ehemalige und aktuelle Mitarbeiter bewerten die Firma. Immerhin knapp 150. Ich hau mich weg vor Lachen (Inkompetenz wird befördert).
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 30.01.2018 | 07:27
Ich habe hier gerade einen interessanten Artikel (https://www.quietspeculation.com/2015/02/crushing-the-dream-of-working-at-wizards-of-the-coast/) über die Wotzies gefunden ... ehemalige und aktuelle Mitarbeiter bewerten die Firma. Immerhin knapp 150. Ich hau mich weg vor Lachen (Inkompetenz wird befördert).
Hat aber nichts mit dem Erfolg vom D&D-RPG zu tun. Dass der Laden nicht die Traumfabrik ist (zum Arbeiten), dürfte wohl jedem klar sein.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 07:31
Hat aber nichts mit dem Erfolg vom D&D-RPG zu tun. Dass der Laden nicht die Traumfabrik ist (zum Arbeiten), dürfte wohl jedem klar sein.

Hab ich ja auch nicht gesagt. Aber der Artikel ist sehr lustig.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 30.01.2018 | 07:38
Hab ich ja auch nicht gesagt. Aber der Artikel ist sehr lustig.
Geh auf Glassdoor und suche Paizo. Gleiche Bewertung wie WotC.
Wie er im Artikel schon sagte, er hat Rosinenpicken betrieben. Aber da ich eh keinen neuen Arbeitgeber suche, ist das für mich im Rahmen des RPG egal.

Man sollte im Zuge erfolgreicher RPG auch mal die Newcomer (auf die letzten Jahrzehnte gesehen) aufzeigen; nicht jeder mag sie, aber Cubicle 7 stehen bei ICv2 auch nicht so schlecht.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 07:54
Dann suche halt GW, Hasbro oder meinetwegen Disney ... die lesen sich da ganz anders.

Aber zurück zum Thema: tot ist RPG sicher nicht - im Gegenteil. Wir leben schon eher in der goldenen Zeit. Dank Internet ist man weltweit up-to-date, hat völlig neue Möglichkeiten des Spielens (online, oder auch via Liveschaltung); gefühlt gibt es myriarden Systeme zu jedem erdenklichen Thema. Wir können uns sogar das Luxusproblem gönnen darüber zu diskuttieren ob und wenn ja: wie LGBT mehr Präsenz im Hobby haben sollte ... das sind echte Luxusthemen, die vor 25 Jahren nur zu einem ungläubigen Kopfschütteln geführt hätten. Damals. Vor dem flächendeckenden Internet. Als man neue Kontakte quasi nur über die Conventions schließen konnte. Als neue Rollenspiele nur dann bekannt wurden, wenn dein lokaler Laden sie ins Programm nahm. Als man bei der Erwähnung, was für ein Hobby man habe, wie ein Satanist bestaunt wurde ... nö Leute: so lebendig wie heuer ist Rollenspiel vermutlich nie gewesen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chruschtschow am 30.01.2018 | 08:15
Ich habe gestern erst ein PHB 5 in einem meiner Kurse gesehen und ich hab's nicht angeschleppt oder initiiert. Und nein, das waren nicht die Superphysiknerds mit an Autismus grenzender Konzentrationsfähigkeit. ::) #diesejungenLeute
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Wellentänzer am 30.01.2018 | 08:17
Ich habe hier gerade einen interessanten Artikel (https://www.quietspeculation.com/2015/02/crushing-the-dream-of-working-at-wizards-of-the-coast/) über die Wotzies gefunden ... ehemalige und aktuelle Mitarbeiter bewerten die Firma. Immerhin knapp 150. Ich hau mich weg vor Lachen (Inkompetenz wird befördert).

Lol. Krass. Danke für den Link. Klingt aber nach einem Klassiker und ist nicht so irre verwunderlich. Da steht nirgends "Das sind alles voll krasse Arschlöcher.", sondern der Tenor lautet für mich klar "Da sind inkompetente Manager an der Spitze. Die sind nicht böse, aber machen alles falsch." Naja, was soll ich sagen? Genau sowas würd ich erwarten von solch einer Nerdbude. Oder?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Scimi am 30.01.2018 | 08:45
Laut Mike Mearls (https://mobile.twitter.com/mikemearls/status/764241988128419840?lang=en) hat sich das Spielerhandbuch von D&D 5E schon nach nichtmal zwei Jahren häufiger verkauft als jeweils das der 3., 3,5. und 4. Edition überhaupt in der Gesamtauflage.

Auf DTRPG (http://www.drivethrurpg.com) bieten aktuell weit mehr als 5000 Publisher Rollenspielprodukte an.

In Los Angeles hingen vor einer Woche öffentlich Werbetafeln für eine Rollenspielrunde über Twitch (https://www.reddit.com/r/criticalrole/comments/7r3n24/no_spoilers_look_who_got_a_billboard_in_los/) wie es sie sonst für Fernsehsendungen gibt. Mit inzwischen über 100.000 Live-Zuschauern lohnt sich das wahrscheinlich…

Zumindest in Übersee läuft das definitiv gerade.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: winterknight am 30.01.2018 | 09:03
Es gibt übrigens einen Haufen D&D-Games, nur nicht gerade alles AAA-Titel. Die Nordlandtrilogie, Die Forgotten Realms Archives Collection, Die Krynn-Serie, die Ravenloft-Serie, Dragonshard, Baldur's Gate - Reihe, Icewind Dale....

Edit: Gibts fast alles bei Gog.com
Wenn schon der Klugscheißermodus angeworfen wird, mache ich das auch.
Da sind AD&D Spiele  :P
Was ich meinte sind aktuelle/LebendeSpiele.

Laut Mike Mearls (https://mobile.twitter.com/mikemearls/status/764241988128419840?lang=en) hat sich das Spielerhandbuch von D&D 5E schon nach nichtmal zwei Jahren häufiger verkauft als jeweils das der 3., 3,5. und 4. Edition überhaupt in der Gesamtauflage.

Auf DTRPG (http://www.drivethrurpg.com) bieten aktuell weit mehr als 5000 Publisher Rollenspielprodukte an.

In Los Angeles hingen vor einer Woche öffentlich Werbetafeln für eine Rollenspielrunde über Twitch (https://www.reddit.com/r/criticalrole/comments/7r3n24/no_spoilers_look_who_got_a_billboard_in_los/) wie es sie sonst für Fernsehsendungen gibt. Mit inzwischen über 100.000 Live-Zuschauern lohnt sich das wahrscheinlich…

Zumindest in Übersee läuft das definitiv gerade.

Ich beliebe dabei ( Wie archo auch) RPG ist erfolgreich, weil RPG Erfolgreich ist. AUCH Wirtschaftlich.
Dieses ganze früher war mehr Lametta im Rollenspiel ist genau das, ein lammentieren über vergangene Zeiten. Weil man selber den Arsch nicht hochbekommt.
Ich freu mich in seiner Zeit zu leben
- in der eines meine Probleme ist, dass ich nicht genug Zeit Critical Role zu sehen
- in der es (gefühlt) 5000 OSR gibt, bei denen manche sogar Frauen auschließen
- in der jede Woche eine neue Fate Verion rauskommt
und
es mittlerweile Fantasy Filme gibt, die man sich ohne sich zu schähmen anschauen kann. (zwischen Conan und LotR gabs ja wirklich nur Müll)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Der Nârr am 30.01.2018 | 09:13
Da sind AD&D Spiele  :P
Was ich meinte sind aktuelle/LebendeSpiele.
Moooment.

Willst du etwa sagen, dass ein fast 30 Jahre altes Spiel wie Champions of Krynn in bezaubernder EGA-Grafik von 1990 nicht maßgeblich zum Umsatz von D&D beiträgt?

 ~;D

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich das letzte Mal gehört hätte, dass Rollenspiel tot sei.

Nur von Leuten die mit Rollenspiel überhaupt nichts zu tun haben, da herrscht gelegentlich komplette Ablehnung bzw. blanker Unglauben, dass es Leute gebe, die mit "sowas" Geld verdienen können.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 30.01.2018 | 09:17
Die Nordland-Trilogie ist aber DSA und nicht D&D. ;)

[...]
Oh verphext. Stimmt.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 09:38
Laut Mike Mearls (https://mobile.twitter.com/mikemearls/status/764241988128419840?lang=en) hat sich das Spielerhandbuch von D&D 5E schon nach nichtmal zwei Jahren häufiger verkauft als jeweils das der 3., 3,5. und 4. Edition überhaupt in der Gesamtauflage.

Daruf würde ich - geflissentlich - einen Mückenschiss geben. Diese Form der "Information" hören wir von ihm schon immer. Die jeweils nächste Edition verkauft sich immer besser als die Vorgängeredition. Trotzdem gibt es immer weniger Leutchen, die direkt für D&d arbeiten ... klingt sehr glaubwürdig. Und wie gut muss sich erst Pathfinder verkauft haben, wenn doch die 4E angeblich bessere Verkaufszahlen als die 3.5 hatte, welche sich besser verkauft haben soll als die 3E (von der wir immerhin wissen, dass sich das PHB weit über 1 Mio. mal verkauft hat). Laut "State of the Industrie" hat PF aber auf langer Strecke D&D 4 geschlagen ... also müsste sich - laut Mearls - das Grundbuch zu PF wohl an die zwei Millionen mal verkauft haben ... eher unwahrscheinlich.

Insofern: D&D läuft sicher nicht schlecht, aber kaum so gut wie vor 15-18 Jahren - dafür haben wir ein viel breiteres Spektrum an Rollenspielen, auch dank der d20-Lizenz von anno dazumal.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Kaskantor am 30.01.2018 | 10:04
Aber bei den paar Marktzahlen, die zumindest für Onlinespielen bekanntgegeben werden, schlägt DnD5 alle anderen Spiele (auch ältere DnD-Versionen) um Längen. Da kommt nach DnD5 lange, lange nix und dann meistens eine ältere DnD-Version:).
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 30.01.2018 | 10:06
Michael Mingers hat gesagt, dass Ulisses ca. 3000 deutsche DnD5-Spielerhandbücher in einem halben Jahr verkauft hat.
Quelle: Dorpcast Episode 110 - Der Jahresrückblick 2017 Etwa bei Minute 51

Das ist echt viel. :)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 30.01.2018 | 10:12
Michael Mingers hat gesagt, dass Ulisses ca. 3000 deutsche DnD5-Spielerhandbücher in einem halben Jahr verkauft hat.
Quelle: Dorpcast Episode 110 - Der Jahresrückblick 2017 Etwa bei Minute 51

Das ist echt viel. :)

Obwohl es in der Rollenspiel-Szene mittlerweile alles andere als unüblich ist zum englischen Original zu greifen...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Sphinx am 30.01.2018 | 10:13
Ich würde mal sagen gerade durch Youtube wird das Hobby auch bekannter. Bin ja seit etwas über einem Jahr bei DnD5e angekommen und hab mir dementsprechend auch erst mal einen überblick via Youtube verschafft. Klar sind solche Videos nicht mit "Schminktipps" vergleichbar (die haben gut Millionen+ aufrufe). Aber Kanäle wie Matthew Coleville die noch recht jung sind schaffen schon 250.000 Aufrufe bei Video Tutorials. Auch Kanäle wie "How to be a Great Game Master/Player", Taking20,... haben ihre 5.000 bis 20.000 Aufrufe bei den Videos.
Dazu dann Streams von Spielgruppen, wie der Platzhirsch Critical Role mit bummeligen 300.000 aufrufen nur auf YouTube.

Das ganze ist einfach was komplett anderes als es noch vor einigen Jahren war. Wo man auf Conventions, den Lokalen Laden oder den Freundeskreis angewiesen war um sich über das Hobby auszutauschen. Damit in Kontakt zu kommen war noch viel schwieriger...wer fährt schon auf eine Con wenn er nicht schon ein Interesse daran hat sich näher mit dem Thema zu beschäftigen.
Rollenspiel steht aktuell auf gesunden Füßen würde ich sagen, und es gibt ja auch keinen Grund das es in die Top 10 der beliebtesten Hobbys kommen muss.

Michael Mingers hat gesagt, dass Ulisses ca. 3000 deutsche DnD5-Spielerhandbücher in einem halben Jahr verkauft hat.
Quelle: Dorpcast Episode 110 - Der Jahresrückblick 2017 Etwa bei Minute 51

Das ist echt viel. :)

Tjo alleine meine Kleine Onlinerunde ist mittlerweile für 4 verkaufte Bücher (+1 Englisch) verantwortlich. Obwohl wir erst seit ein paar Wochen Spielen, es alles absolut blutige Neulinge sind und ich gesagt hab das sie es erst mal nicht zum Spielen brauchen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Swafnir am 30.01.2018 | 10:34
Zunehmend sind auch die Regeln vom Verlag aus umsonst verfügbar (z.B. D&D5-SRD, DSA5-Regelwiki) oder werden massiv subventioniert (z.B. Shadowrun-5-GRW). Ich nehme an die Netzwerkexternalitäten einer großen Spielerbasis und die dadurch größere Attraktivität für Intensivkäufer überwiegen den entgangenen Gewinn aus verlorenen Verkäufen an ein paar schmarotzende Piraten.

Das echte Geld wird zumindest bei den großen Namen wie D&D sowieso durch den Wert der IP und deren Verwertung auf wichtigeren Märkten wie dem Computerspielmarkt gemacht.

Das mit dem subventioniert bei Shadowrun stimmt laut Jan-Christoph Steines nicht (Quelle Interview mit Nick Nack - wenn ich mich recht entsinne).
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Scimi am 30.01.2018 | 11:14
Daruf würde ich - geflissentlich - einen Mückenschiss geben. Diese Form der "Information" hören wir von ihm schon immer. Die jeweils nächste Edition verkauft sich immer besser als die Vorgängeredition. Trotzdem gibt es immer weniger Leutchen, die direkt für D&d arbeiten ... klingt sehr glaubwürdig. Und wie gut muss sich erst Pathfinder verkauft haben, wenn doch die 4E angeblich bessere Verkaufszahlen als die 3.5 hatte, welche sich besser verkauft haben soll als die 3E (von der wir immerhin wissen, dass sich das PHB weit über 1 Mio. mal verkauft hat). Laut "State of the Industrie" hat PF aber auf langer Strecke D&D 4 geschlagen ... also müsste sich - laut Mearls - das Grundbuch zu PF wohl an die zwei Millionen mal verkauft haben ... eher unwahrscheinlich.

Insofern: D&D läuft sicher nicht schlecht, aber kaum so gut wie vor 15-18 Jahren - dafür haben wir ein viel breiteres Spektrum an Rollenspielen, auch dank der d20-Lizenz von anno dazumal.

Der Kerl kann ja viel behaupten, aber Amazon-Rankings wird er nicht fälschen können. Und wenn das PHB es da in hoch in die Top 100 aller Bücher (nicht Rollenspielbücher, Bücher) schafft, heißt das, das da verdammt viele von verkauft wurden.

Und auch aus diversen Quellen habe ich im letzten Jahr vermehrt gehört, dass es in den USA eine ganze Menge Teenager/junge Erwachsene geben muss, die eher so aus der Internet/Computerspiele-Ecke zu D&D gefunden haben und nicht traditionell über Läden/Rollenspielszene ins Hobby gekommen sind.

Ich denke nicht, dass es da belastbare Zahlen zu gibt, aber ich hatte das Gefühl, dass die Kundschaft von D&D 3-4 sich eher aus Leuten rekrutiert hat, denen die Marke und das Spiel ein Begriff waren. Ist es völlig unvorstellbar, dass jetzt eine neue Generation das Spiel für sich entdeckt?

Und um 2.000.000mal PF zu verkaufen, müssen nur für jedes verkaufte Printexemplar vom Fate Core-Grundregelwerk 60 bis 80 PF-Grundregelwerke verkauft werden. Das halte ich jetzt nicht für unrealistisch.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 30.01.2018 | 11:26
Das hier ist ebenfalls in den Top 100 (94 im Augenblick):
https://www.amazon.com/Xanathars-Guide-Everything-Wizards-Team/dp/0786966114/ref=zg_bs_books_94?_encoding=UTF8&psc=1&refRID=W7MZ4RACMS7WAK51N3H5
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 14:34
Das hier ist ebenfalls in den Top 100 (94 im Augenblick):
https://www.amazon.com/Xanathars-Guide-Everything-Wizards-Team/dp/0786966114/ref=zg_bs_books_94?_encoding=UTF8&psc=1&refRID=W7MZ4RACMS7WAK51N3H5

Und jetzt ist es Platz 105 ... so what? Wie aussagekräftig ist ein Verkaufs-Ranking einer online-Platform, die alle paar Stunden aktualisiert wird? Das ist ja kein Langzeitwert sondern eine Momentaufnahme. Darauf kannst du gar nichts aufbauen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 30.01.2018 | 14:41
Archoangel ist wieder mal Anti.  >;D

Tja, eine 50 ist trotzdem keine 500 oder 5000.

Ich halte das für eine interessante Beobachtung.

Meinetwegen kann hier gern ein Beobachtungsthread aufgemacht werden, wo ihr alle paar Stunden Rankingupdates postet.  ;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 30.01.2018 | 14:50
Okay, unter dem Link kann man das PHB bei Amazon wohl tracken (https://www.novelrank.com/asin/0786965606).
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 30.01.2018 | 15:58
Okay, unter dem Link kann man das PHB bei Amazon wohl tracken (https://www.novelrank.com/asin/0786965606).

Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret. Würde mich dennoch mehr als wundern, wenn Mr.Mearls hier die "Wahrheit" (TM) getwittered hätte ... das würde dann - bedenkt man die Zahlen von 3E - ja bedeuten, dass amazon weltweit höchstens 10% der Verkäufe ausmacht ...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 30.01.2018 | 16:45
Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret. Würde mich dennoch mehr als wundern, wenn Mr.Mearls hier die "Wahrheit" (TM) getwittered hätte ... das würde dann - bedenkt man die Zahlen von 3E - ja bedeuten, dass amazon weltweit höchstens 10% der Verkäufe ausmacht ...

Nimm mal China raus und schaue dir nur amazon.com an, über den längsten Zeitraum der geht:

(https://2.bp.blogspot.com/-E1bjOF6zuEU/WnCSov_kLzI/AAAAAAAEDj0/KSIcFn27qn08k0B8393aRGwoRVgbnRtoACLcBGAs/s1600/D%2526D5PHB%2BAMZ.png)

Da hast du dann die geforderten Langzeitwerte.

Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 30.01.2018 | 16:51
Die Verhältnisse der Amazon-Domänen kommt mir komisch vor. Amazon.uk mag ja ganz Europa beliefern, aber sind die Verkäufe von Amazon.ca und Amazon.de nicht zu groß im Vergleich zu Amazon.com?

2017
Amazon.com 31k
Amazon.co.uk 13k
Amazon.ca 9k
Amazon.de 11k
Amazon.it 3k
...
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 30.01.2018 | 17:03
Ich denke die Zahlen sind nur vom Ranking extrapoliert und sollten - besonders bei kleineren Märkten - sicherlich hinterfragt werden.

Eigentlich ging es ja ums Sales Ranking und da ist D&D5 PHB doch einen Großteil des letzten Jahres in der Top 100 gewesen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Crimson King am 30.01.2018 | 17:13
Wir prominent sind denn in den USA klassische Rollenspielläden gegenüber dem Onlinegeschäft? Und wieviel wird in den USA ggf. über andere Online-Plattformen gekauft?

Ansonsten versuche ich ein Stück weit, international agierende klassisch kapitalistisch agierende Konzerne zu Gunsten lokaler Produzenten und Anbieter zu meiden, wenn sich dies ohne Verrenkungen meinerseits gewährleisten lässt. Bei Amazon bestelle ich eigentlich nur Sachen, die ich auf anderen Wegen nur schwierig kriege.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Rhylthar am 30.01.2018 | 17:16
Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret. Würde mich dennoch mehr als wundern, wenn Mr.Mearls hier die "Wahrheit" (TM) getwittered hätte ... das würde dann - bedenkt man die Zahlen von 3E - ja bedeuten, dass amazon weltweit höchstens 10% der Verkäufe ausmacht ...
Bezüglich der anderen Editionen? Nö, warum?

Er splittet geschickt 3.0 und 3.5 auf, obwohl 3.5 ein einziger Convenience-Kauf war, denn man konnte 3.0 locker mittels der SRD upgraden.  Und: In der SRD waren im Gegensatz zur jetzigen 99 % aller Inhalte enthalten (abgesehen einiger ikonischer Monster). Wenn man beide zusammenzählen würde, wären sie evtl. über 5E.

4E hat sich zu Beginn afaik gut verkauft, waren auch durchaus günstig.

Also das 5E, gerade nach der Durststrecke 4E, mehr verkauft wurde, halte ich durchaus für möglich.

Sagt mir aber nichts darüber aus, wie viel mehr diese Edition gekauft wird. An den Verkaufszahlen des ersten (in den Editionen vergleichbaren) Nachfolgeprodukts könnte ich zumindest eher erkennen, wieviele Leute dabei geblieben sind.

@ CrimsonKing:
Schwierig zu sagen. ICv2 führt aber seine Charts u. a. auf Befragungen von Händlern zurück, sie müssen also relevant sein.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 30.01.2018 | 17:55
Die Verhältnisse der Amazon-Domänen kommt mir komisch vor. Amazon.uk mag ja ganz Europa beliefern, aber sind die Verkäufe von Amazon.ca und Amazon.de nicht zu groß im Vergleich zu Amazon.com?

Amazon.com ist ja hauptsächlich für die USA zuständig. Und die USA hat ganz grob dreimal soviele Bewohner wie Deutschland... passt also so ganz grob.

Wobei man auch schauen sollte, dass gerade in den USA die Konkurrenz bezüglich englischer Rollenspielprodukte auch größer sein dürfte als in Deutschland, also der Marktanteil unter Umständen geringer ausfallen könnte.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: winterknight am 30.01.2018 | 22:56
Wir prominent sind denn in den USA klassische Rollenspielläden gegenüber dem Onlinegeschäft? Und wieviel wird in den USA ggf. über andere Online-Plattformen gekauft?
Ansonsten versuche ich ein Stück weit, international agierende klassisch kapitalistisch agierende Konzerne zu Gunsten lokaler Produzenten und Anbieter zu meiden, wenn sich dies ohne Verrenkungen meinerseits gewährleisten lässt. Bei Amazon bestelle ich eigentlich nur Sachen, die ich auf anderen Wegen nur schwierig kriege.
In jeder größeren Stadt ist mindestens ein wenn nicht zwei Rollenspielläden. In Minneapolis ist einer so groß wie ein Mittlerer REWE  (Spielfläche nicht mitgerechnet, allerdings inkl. Comics)
In allen Barnes& Nobles ( Vergleichbar mit Thalia) gibt es eine kleine Rollenspiel Ecke mit den gängisten Produkten (ca. ein Regal 1mx1,50) und B&N gibt es überall.
Ich denke (keine Zahlen), dass es so ist wie hier. (Die meisten) Rollenspieler versuchen in FLGS zu kaufen und nicht bei Amazon.
Was man in echte Zahlen messen kann sind die Tickets für den GenCon. Die steigen seit jahren. (wie bei der SPIEL).
Also gehts doch aufwärts mit dem Hobby.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Scimi am 30.01.2018 | 23:56
Okay, unter dem Link kann man das PHB bei Amazon wohl tracken (https://www.novelrank.com/asin/0786965606).

Zitat von: https://www.novelrank.com/faq
Book sales estimates are still estimates, and for books selling a low volume ( less than 100 copies a month for instance ) the estimates are most likely accurate within 1%. In the end, it is all based on sales rank changes rather than sales numbers, and NovelRank should not be used to dispute hard sales figures from publishers or Amazon.

Außerdem steht da: "Due to high popularity, this sales estimate is low; actual sales are much higher." Was auch immer "much higher" dann konkret bedeutet. Vergleiche die Daten für PHB 3.0 (https://www.novelrank.com/asin/0786915501) und PHB 3.5 (https://www.novelrank.com/asin/0786941928)… Außerdem sind verschiedene Produkte unterschiedlich gelistet und werden dann getrennt gezählt:
https://www.novelrank.com/asin/0786941928 (https://www.novelrank.com/asin/0786941928)
https://www.novelrank.com/asin/0786962461 (https://www.novelrank.com/asin/0786962461)
https://www.novelrank.com/asin/0786962461 (https://www.novelrank.com/asin/0786962461)

Ich würde die Zahlen allerhöchstens als untere Grenze nehmen…

Und mit anderen Zahlen (http://www.enworld.org/forum/showthread.php?496562-D-amp-D-product-sales-numbers-on-Amazon-etc&p=6926045&viewfull=1#post6926045) kommt man auch auf andere Zahlen…
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 31.01.2018 | 05:58
Die Werte für 3.0 und 3.5 kannst Du mal völlig knicken, weil da ganz offensichtlich die Blütezeiten noch gar nicht in der Statistik erfasst sind.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 31.01.2018 | 07:13
Jo ... erstens gibt es die Seite erst seit 2014 und zweitens hast du da nicht die Amazon-Verkäufe verlinkt, sondern zufällig gewählte Drittanbieter. Das bringt recht wenig.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Archoangel am 31.01.2018 | 07:16
Und mit anderen Zahlen (http://www.enworld.org/forum/showthread.php?496562-D-amp-D-product-sales-numbers-on-Amazon-etc&p=6926045&viewfull=1#post6926045) kommt man auch auf andere Zahlen…

Das wiederum ist schon wieder Kaffeesatzleserei. Ich kann doch nicht einfach mal einen mir genehmen Verkaufsrang nehmen und den dann großzügig mit einer geschätzend Zahl verkaufter Bücher mal der letzten paar Jahre nehmen ... Statistik ist ein paar Jahre her, aber ich höre deutlich meinen verstorbenen Prof im Grab rotieren.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Chiungalla am 31.01.2018 | 08:11
Was wir aber wohl trotzdem festhalten können:
Wenn alleine Amazon knappe 200.000 Exemplare eines Rollenspielsystems verkauft, dann hatte unser Hobby wohl noch keine Begegnung mit dem Sensenmann.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Talwyn am 31.01.2018 | 08:46
Mir reicht es ehrlich gesagt völlig, wenn ich mir ansehen, wie viel Rollenspielmaterial in den unterschiedlichsten Genres und Sparten gegenwärtig veröffentlicht um sagen zu können, dass das Hobby vermutlich nie lebendiger war.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Grubentroll am 31.01.2018 | 10:19
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.

Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 31.01.2018 | 10:23
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.
Wenn nur noch die gleichen alten Leute die gleichen alten Spiele bespielen, würde ich sagen.
Bei Musik- und Stil-Subkulturen kann man das ja beobachten, wenns nicht Retro wird.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Faras Damion am 31.01.2018 | 10:32
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.

Rollenspiel wäre tot, ...
- wenn ICH keine neuen Mitspieler finde.
- wenn Verlage keine neuen Publikationen mehr für MICH produzieren.
- wenn ICH in den Foren keine Hilfe bei Problemen finde.
- wenn ICH keine aufregende neue Impulse mehr bekomme.
...

Keine gute Definition, aber für mich okay. ;)

Und bei all den Punkten habe ich überhaupt keine Sorge für die nächsten 5 Jahre und eigentlich auch keine für die nächsten 10. :)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Scimi am 31.01.2018 | 15:53
Das wiederum ist schon wieder Kaffeesatzleserei. Ich kann doch nicht einfach mal einen mir genehmen Verkaufsrang nehmen und den dann großzügig mit einer geschätzend Zahl verkaufter Bücher mal der letzten paar Jahre nehmen ... Statistik ist ein paar Jahre her, aber ich höre deutlich meinen verstorbenen Prof im Grab rotieren.

Achso, wenn das irgendwer zu Fuß macht, ist es glaskugelig, aber wenn eine Internetseite mit im Prinzip derselben Methode eine Zahl X rausbekommt, dann heißt es:

Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret.

Alle Amazon-Zahlen, die hier herumgehen, sind irgendeine Schätzung, die auf Erfahrungswerten und Änderungen im Verkaufsrang basieren, das ist bei den jeweiligen Quellen auch so angegeben. Du kannst dir doch nicht einfach die Werte herauspicken, die dir in den Kram passen.  wtf?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: wild dice am 31.01.2018 | 15:59
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.

Würden wir es denn merken, wenn das Hobby im Sterben liegen würde?
Foren wie dieses sind jedenfalls denkbar ungeeignet die Situation widerzuspiegeln.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Boba Fett am 31.01.2018 | 17:06
Würden wir es denn merken, wenn das Hobby im Sterben liegen würde?
Foren wie dieses sind jedenfalls denkbar ungeeignet die Situation widerzuspiegeln.

Ich denke, wenn immer weniger Geld in unserem Hobby umgesetzt werden würde, immer weniger Leute über Rollenspiel reden wollen würden,
immer weniger Leute zu Veranstaltungen fahren würden, dann würde man das durchaus merken.

Klar könnten dann noch Milliarden Chinesen und Inder im stillen Kämmerlein DSA spielen, aber wie das so ist mit dem Baum, im Wald der umfällt, wenn niemand da ist.
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 31.01.2018 | 17:12
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?

Existieren Dinge, die keine Homepage haben?
Das ist nur scheinbar eine triviale Frage. :)

Ich denke schon, dass wir hier eine schlimme Echokammer sind. Ein Grund mehr, den Gratis-Rollenspieltag und dergleichen aktiv zu unterstützen, auch wenn der Effizienzgrad vermutlich ärgerlich niedrig ist. Ich bin leider kein Facebooker, aber ihr wilden Jungs seid doch sicher welche: Wie sieht denn die Lage da aus? Gibts auf Facebook viel Rollenspiel-Aktivismus oder eher nicht? Hat sich das spürbar verändert in die eine oder andere Richtung?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Kaskantor am 31.01.2018 | 17:24
Ohne Ende.
Allein auf der DnD 5th Edition Seite ist die Hölle los. Gibt auch eine deutsche Seite, die ist etwas ruhiger aber auch aktiv.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 31.01.2018 | 17:28
Na, dann ist doch alles Wölkchen.

Ob die ganzen Rotzlöffel allerdings jemals mit uns Grognards mithalten können werden, da muss man natürlich erst mal noch ein großes Fragezeichen setzen.  ~;D
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: D. Athair am 1.02.2018 | 21:13
Facebook
und
Rotzlöffel
Göttlich! Eine Kombination zum Kaputtlachen.:loll:

Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 2.02.2018 | 13:23
So, wie so oft komme ich erst viel zu spät zum Antworten. Sonntag wurde mein zweites Kind geboren. Das hält einen beschäftigt…

Ich wollte trotzdem noch ein paar Einwürfe loswerden:

@YY: Du hast Recht, mein Vergleich mit digitalen Produkten war klar fehlerhaft. Danke, dass du einen meiner Irrtümer beseitigtest.


@winterknight: Dass ich mit Rollenspielen Geld mache, ist doch reichlich übertrieben. Ich habe zwei kommerzielle Produkte veröffentlicht, die komplett aus meiner Feder stammen, und bin ein wenig an Fate-Produkten beteiligt. Ich bewege mich schon seit Jahren im vagen Dunstkreis der Verlage, aber Experte bin ich nun auch nicht.


Daher hier meine halbwissende Einschätzung:

1) Wir haben keine exakten Zahlen, aber es sieht trotzdem deutlich so aus, als wäre die Zahl der Rollenspieler seit dem 80ern doch drastisch gefallen. Der Gewinn der Skatkartenbranche mag kein exakter Indikator für die Zahl der Skatspieler sein, aber die Zahl der verkauften Blätter korreliert vermutlich trotzdem damit.
Die DSA1-Box verkaufte sich über 100.000-mal. Wir wissen nicht, wie viele davon auch gespielt wurden, aber wenn nur jeder zweite damit auch spielte und wir annehmen, wirklich jeder Spieler in einer Runde hätte eine Box besessen (schließlich könnte man mit einer Box durchaus fünf Spieler versorgen), wären das immer noch über 50.000. Heutige Schätzungen drehen sich eher im Bereich von 10.000.

2) Wie Boba korrekt bemerkte, ist das Problem heutzutage eins der Zeit. Rollenspiele erfordern nicht nur Zeit (das hält sich tatsächlich in Grenzen, wenn man es mal umrechnet), sie sind auch mit relativ hohem Anfangsaufwand verbunden, bevor eine Belohnung eintrifft. Das gilt für Neulinge erstrecht oder für Leute, die eine Runde suchen, aber auch für jene, die schon voll etabliert sind. Wenn ich mich mit meiner Runde verabrede, dann dauert es noch bis zu diesem Treffen, bis mein Belohnungszentrum heiß läuft. Wenn ich mich dagegen an einen Rechner setze, kann ich sofortige Rückkopplung kriegen.

3) Wir schauen gerne auf Neulinge, weil (a) das Hobby sie braucht, um nicht durch Austritt oder gar Exitus der Beteiligten zu schrumpfen. Aber auch weil (b) die Faktoren, die Leute zum Rollenspiel bringen, sich in den Faktoren widerspiegeln, die sie dort halten (vor allem, wenn sich ihre Runde auflöst oder sie umziehen oder Ähnliches, was ein erneutes Aufbauen einer Runde erfordert).

4) WotC etablierte schon vor Jahren drei Kernfaktoren, die Leute zum Rollenspiel bringen und halten: (1) Mittelschicht, (2) genügend Freizeit, (3) geringe Mobilität und schwache Anbindung an urbane Zentren (bei dem Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel in den USA heißt das Vorstand und kein Auto). Letzterer Punkt war vor allem wichtig, weil hier die Konkurrenz zu anderen Hobbys in Erscheinung tritt. Wer stattdessen die vielen Angebote eines Stadtzentrums hat, der wird nicht so leicht Rollenspieler. (Selbst wenn er selbst möchte, müssen ja noch die Mitspieler denselben Versuchungen widerstehen.) In den USA waren es daher Jugendliche in Vorstädten und Studenten, die den dicksten Batzen darstellten. Beide haben für gewöhnlich kein Auto und leben zu weit weg von bspw. Diskotheken, um statt Rollenspiel Tanzen zu gehen. Mit der zunehmenden Ausstattung von Wohnorten mit instantan zugänglicher Unterhaltung, ohne dafür fahren zu müssen, besteht hier ein Problem.

5) Hier machen sich auch größere ökonomische Faktoren bemerkbar. Die Mittelschicht wird nicht gerade größer, die Freizeit wird durch steigende Arbeitszeiten und Pendelzeiten nicht mehr, und die Urbanisierung schafft die Vorstädte langsam ab. (Und der Geburtenrückgang schafft die Jugendlichen ab.)

6) Um diesen Problemen zu begegnen gibt es verlagsseitig nur die Möglichkeit, die Aktivierungsenergien klein zu halten. Konzepte die Plot-Point-Kampagnen sind ein schönes Beispiel, der neuen Realität von wenig Zeit/Aufmerksamkeit Rechnung zu tragen. Auch das Kaufabenteuer fügt sich hier gut ein. Ende der 90er war diese Produktgattung so gut wie tot (einer der Zwecke der OGL war, dass andere Firmen Abenteuer schreiben könnten und WotC es nicht selbst machen müsste). Geld wurde mit Splatbooks verdient. Aber jene erfordern tiefes Einsteigen in ein System und viel Lesezeit. Aktuell sind es wieder mehr Abenteuer – und zunehmend kürzere Abenteuer mit geringen Vorbereitungsaufwand. Oder Zusatzprodukte wie Kartendecks, die sofort genutzt werden können.
Der zweite Punkt sind natürlich schnelle Mittel und Wege, um zu einem System zu kommen, bereitzustellen. Einsteigerboxen usw. richten sich nicht nur an völlige Neulinge, sondern sind vor allem dafür da, das erfahrene Rollenspieler sie nutzen können, um Leute zu ihrem System zu bringen (seien es Einsteiger oder jene, die bisher andere Systeme spielten).

7) Das Problem aus Sicht der Verlage ist, dass diese Produkte nicht in denselben Mengen verkauft werden. Dass Splatbooks so beliebt waren, liegt daran, dass auch die Spieler sie kauften. Abenteuer werden nur von SLs erworben. Also braucht es weniger Angestellte und weniger Produkte, um die Nachfrage zu decken.
Jemand wies zurecht darauf hin, dass Hasbro D&D einstellen würde, wäre es nicht rentabel. Aber genau das passierte zu 75 %. Die Zahl der Leute, die heute bei WotC an D&D arbeiten, ist ein Bruchteil dessen, was Anfang des Jahrtausend dort arbeitete.
Ja, das Spielerhandbuch verkauft sich sehr gut, aber das Produkt ist bereits fertig. Um Angestellte zu rechtfertigen, muss man weitere Produkte auf den Markt bringen. Und das Geld der Kunden verteilt sich heute eben auf viel mehr Optionen, so dass für Rollenspiel im Allgemeinen und ein System im Speziellen weniger bleibt.

8) Ein Ausweg aus diesem Debakel ist, die Spielerschaft mehr zu aktivieren. (Was durch das Netz heute besser geht denn je.) Es muss ein Ruck durchs Hobby gehen. Wie viele Nischenhobbys haben sich unsere Ansprüche und unsere Thementiefe immer weiter gesteigert, so dass es schwierig ist, hineinzukommen.
Deshalb kann ich jeden SL nur ermutigen, sich zu überlegen, wie es Einsteiger ins Hobby bringen könnte und wie man Hürden klein hält. Vor allem, wenn man im Verein spielt, sollte man immer einen Satz vorgefertigter SCs parat haben, falls jemand auftaucht. Und den Interessierten nicht mit einer riesigen Datenmengen abzuschrecken, ist vielleicht wichtiger, als alles andere.

9) Die neue Akzeptanz für Rollenspiel und Nerds ist ein zweischneidiges Schwert. Ich möchte nicht in einer Zeit leben, wo ich als Satanist angesehen werde, sobald ich ein Regelwerk berühre. Aber es ist auch nicht abstreitbar, dass diese Kontroversen wirklich gute Werbung war.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Megavolt am 2.02.2018 | 13:26
So, wie so oft komme ich erst viel zu spät zum Antworten. Sonntag wurde mein zweites Kind geboren. Das hält einen beschäftigt…

Herzliche Gratulation! :)
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Lichtbringer am 2.02.2018 | 15:29
Danke. Kann ich jedem nur empfehlen.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Teylen am 2.02.2018 | 16:00
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?
Keiner ist relativ. Es gibt sehr viele Hobbys die ich persönlich nicht wahrnehme, die aber dennoch ausgeübt werden.
Zumal für die Lebendigkeit des Hobbys das Hobby ausgeübt werden sollte.
Das heißt das Hobby Rollenspielen besteht für mich in erster Linie aus dem Spielen.
Das Hobby sich im Internet mit Personen austauschen kann sich mit dem Rollenspiel-Hobby überschneiden, muss es aber nicht. Das heißt nur weil ich persönlich zufällig Begeisterung und Tatkraft für Bloggen aufbringe, und über Rollenspiel blogge. Macht mich das nicht unbedingt zu einem intensiveren Rollenspiel-Hobbyisten als eine Person die seit 1991 jede Woche 1-3 WoD Runden hat, sich aber nicht darüber verbreitet.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: borkosh am 2.02.2018 | 16:07
Der Punkt des Zeitaufwands, den Lichtbringer und andere angesprochen haben, wird auch von vielen Indie/Story Games angegangen. Besonders bei frühen Spielen, so mein Eindruck, wurde oft angesprochen, dass es Wunsch der Autor*innen ist, ein Spiel zu schreiben, dass, anders als "traditionelle Rollenspiele", sofort losgespielt werden kann und auch an einem Abend ein befriedigendes und abgeschlossenes Erlebnis liefert.
Ob das eine erfolgreiche Strategie ist, den zeitlichen Problemen, vor die Rollenspiele eine Gruppe oft stellt, entgegen zu treten, weiß ich aber auch nicht.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Settembrini am 2.02.2018 | 16:12
Wenn nur noch die gleichen alten Leute die gleichen alten Spiele bespielen, würde ich sagen.
Bei Musik- und Stil-Subkulturen kann man das ja beobachten, wenns nicht Retro wird.

Ich glaube Audiophile/Hi-FI ist wirklich tot. Das liegt aber an einer Geburtskrankheit.

Modelleisenbahnen siechen, sind aber wohl immer noch nicht tot. Slot Cars inkl. Wettbewerbe hatten unglaublicherweise ein revival. Die Plastikmodellbauer stehen schlechter da, als das Rollenspiel.

So richtig tot dürfte Telephonkartensammeln sein, aber wer weiß was da im Untergrund abläuft...

...man darf nicht vergessen, daß Rollenspiele populär wurden, kurz bevor der Pluralismus im Westen zu voller Blüte gelangte: D&D, vor allem AD&D 1st Edition war noch ein nationales Phänomen in den USA (1978). Mit den 80ern und dem Kabelfernsehen und dann dem Web verschwanden die richtig großen Gesamtlinien aus dem westlichen Pop-Pluralismus der Freizeitgestaltung und der Vorlieben. Das Explodieren der Anzahl der stabilen, ausdifferenzierten Musikstile kann man da sehr gut als Beispiel nehmen.

Wir vergleichen also Hype, Verkaufszahlen und massenkulturellen Einfluß des Danish-Doom-Metal mit dem von Elvis Pressley. Also Splittermond mit AD&D1st. Tot ist also nur relativ zum allerletzten Ausläufer einer Massenkultur, die so nicht mehr existiert, jenseits weniger Großereignisse und Grundbedürfnisse. Aber selbst da machen die USA den Vorreiter: stetig sinkendes Interesse an Football, dem letzten großen Vereiniger vor den Bildschirmen. Platz 1, aber auf stetig sinkendem Gesamtniveau.

It's the pluralism, baby.

Aus Konsumsicht ging ung geht es dem deutschen Hobby gut. Mit der Eigenproduktion...naja...das mag jeder selber beurteilen. Hüstel.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Maarzan am 2.02.2018 | 16:14
Es reicht ja nicht nur schnell zu "ködern", der Fisch muss ja auch an der Leine/ der Spieler mit weiteren "Möhren" bei Laune gehalten werden, bis er ganz eingeholt worden ist.

Mal schnell was spielen ist also Ok, aber dabei muss auch direkt die Perspektive auf "mehr" geboten und schmackhaft gemacht werden.
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: tartex am 29.04.2020 | 13:30
Aus diesem Grund verwirrt es mich übrigens ohne Ende, dass es in Amerika entstand. Das ist ein wenig so, als hätten die Bayern den Champagner erfunden oder der Vatikan die Anti-Baby-Pille.

Ich würde das eher so sehen: TSR hat mit D&D alte Kulturtechniken standardisiert, in Scheiben geschnitten, und in eine (bald) bunte Verpackung gesteckt, um es dann zum Verkauf anzubieten. Es ist also sehr kapitalistisch.

Wenn es D&D (und Rollenspiele) in dieser Form nicht gäbe, würden viele hier ihre kreative Ader doch genauso, aber wahrscheinlich gesplitteter - und wahrscheinlich noch günstiger ausleben: mit Geschichtenschreiben, Brettspielen, Rumlabern, Lesungen, etc. Fast alles noch günstiger.

Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: KhornedBeef am 29.04.2020 | 16:20
Is necro, but is true, Vladimir.

Nein wirklich, kam dir der Gedanke jetzt ganz plötzlich in den Sinn?
Titel: Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
Beitrag von: Trollkongen am 2.05.2020 | 15:00
Spielerhandbuch ist übrigens heute auf Verkaufsrang 70. Hält sich also sehr solide.