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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Sehen => Thema gestartet von: alexandro am 4.04.2018 | 12:16

Titel: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 4.04.2018 | 12:16
Ich finde die meisten Marvel und Star Wars kommen bei den Kritikern viel zu gut weg, weil sie die Filme sowieso nicht ernst nehmen. Das nervt mich wiederum extrem.

Aber nicht so gut, wie andere Filme (z.B. Lalaland... selten so einen banalen Schrott gesehen, dagegen ist jeder Marvel- oder DC-Film tiefgründige Künst, aber der wird natürlich von fast allen Kritikern gelobt, weil sie sich nicht trauen was gegen die Hollywood-Darlings zu sagen).
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: tartex am 4.04.2018 | 12:33
Aber nicht so gut, wie andere Filme (z.B. Lalaland... selten so einen banalen Schrott gesehen, dagegen ist jeder Marvel- oder DC-Film tiefgründige Künst, aber der wird natürlich von fast allen Kritikern gelobt, weil sie sich nicht trauen was gegen die Hollywood-Darlings zu sagen).

La La Land ist ein hassenswerter, aber in sich logisch konsistenter und für mich unterhaltsamer Film. 92% bei Rotten Tomatoes.

Avengers 1 hat auch 92%

Wonder Woman - ein Film mit einem Finale wie ein Senkblei hat auch 92%

Black Panther hat 97% - trotz meiner Ansicht nach vieler klarer Schwächen.

Star Wars - The Force Awakens kommt auf 93% - warum auch immer.  :o
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 4.04.2018 | 12:39
Ich denke Lalaland (oder auch Lady Bird oder Three Billboards) hatte mehr Schwächen, in Punkto Kohärenz der Geschichte, als Black Panther. Dass Superheldenfilme von Kritikern ignoriert, bzw. nur in einem kurzen Paragraph (der sich idR mit "wer's mag" zusammenfassen lässt) besprochen werden, damit kann ich leben (auch wenn ich Siskel&Ebert vermisse, die sich damals getraut haben, auch Filme "ohne Anspruch" kritisch zu analysieren). Aber dass Old-Hollywood-Kritiker mittlerweile an einer derartigen Elfenbeinturm-Mentalität angekommen sind, dass sie "ihre" Filme in den Himmel loben und kein einziges kritisches Wort zu diesen verlieren, das kotzt mich massiv an.

Und Rotten Tomatoes ist nochmal eine ganz andere Welt.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: tartex am 4.04.2018 | 13:02
Aber dass Old-Hollywood-Kritiker mittlerweile an einer derartigen Elfenbeinturm-Mentalität angekommen sind, dass sie "ihre" Filme in den Himmel loben und kein einziges kritisches Wort zu diesen verlieren, das kotzt mich massiv an.

Ja, eben: auch Superhelden-Filme werden nicht kritisiert, außer sie werden allgemein "zum Abschuß freigegeben". Sie JL oder F4.

Worauf ich hinaus wollte: ich denke nicht, dass Superhelden-Filme von snobischen Filmkritikern schlechter behandelt werden, als Festival-Filme. Dass (Film-)Kritik heutzutage generell problematisch ist, dem stimme ich zu, aber das ist hier nicht Thema. (War früher selbst Kultur-Journalist - ich kenne die Problematik von beiden Seiten.)

Abgesehen davon, verstehe ich nicht, warum viele Genre-Filmfans so eine dünne Haut haben. Nichts ist perfekt, aber, wenn man darauf hindeutet, kriegen manche schon einen Beiß- oder gar Tränenreflex.

Ich freue mich, wenn jemand mir meine Lieblinge zerlegt. Der setzt sich damit wenigstens ernsthaft auseinander, anstatt nur PR-Texte abzuschreiben.

Aber nicht mal der Guardian traut sich heutzutage eine schlechte Kritik über einen Superheldenfilm zu schreiben, ohne eine positive Gegenrezi anzubieten, weil er sonst vom Online-Mob niedergemacht wird.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 4.04.2018 | 13:23
Eben das meinte ich ja: Superheldenfilme werden nicht rezensiert, sondern per "Press Kit" rezensiert, weil die Kritiker "besseres zu tun haben", als sich mit diesen Filmen zu befassen. Ich hätte absolut nichts gegen eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Filmen (z.B. sind die Analysen von "Nando v Movies" oder "Moviebob" immer sehr gut) und ich würde es begrüßen, wenn die E-Filme auch etwas tiefgründiger analysiert würden (im Gegensatz zu den Genrefilmen, welche durchaus umfassend analysiert werden (nur eben nicht von den etablierten Kritikern), fehlt eine tiefgreifende Analyse der Oscar-Bait-Filme fast komplett - Renegade Cut wäre afaik der einzige Channel, der sich zumindest ansatzweise mit dem Thema befasst).
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Jiba am 4.04.2018 | 14:08
...fehlt eine tiefgreifende Analyse der Oscar-Bait-Filme fast komplett...

Also jetzt komm aber! Die Tatsache, dass sie (mögliche) Auszeichnungs-Kandidaten sind sorgt bereits für eine kontroverse Haltung dazu. Gewinnt nicht der persönliche Lieblingsfilm in L.A., Cannes oder Berlin, oder wird er erst gar nicht nominiert, kommt man doch aus der Debatte gar nicht mehr heraus. Da überschlagen sich Laien und Kritiker darin, dass bestimmte Filme doch viel besser/schlechter sind als andere, aus den Gründen A, B, C. Die objektive Filmkritik wird ja ohnehin nie geschrieben... obwohl... vielleicht irgendwann von Algorithmen.

Und die Sache mit "Bitte nehmt Superhelden-Filme filmisch ernster" könnte ich auch in Hinblick auf dieses Forum hier retour geben. Ich meine, wenn es doch vielen Zuschauern ganz offensichtlich nur um dicke Effekte und krachige Action-Szenen geht, dann ist es auch legitim die nach dem Motto abzufrühstücken "Waren die Effekte gut? Waren die Actionszenen gut? Ja? Guter Film." Klar, Superheldenfilme können uns natürlich auch was über die elementaren Aspekte des Menschseins oder über Macht und Verantwortung oder über das Älterwerden erzählen. Aber im Ernst: Wie viele Superheldenfilme tun das denn?

Genau. Bei "Birdman" findet man sowas eben eher als bei "Batman".

Und ist ja jetzt auch nicht so, als würden uns dem Arthouse-Kino öffnen... noch nicht mal dem Phantastischen oder Dystopischen. Alle diskutieren seitenlang über "Star Wars", aber kaum einer spricht über "Moon". Alle reden sich den Mund über "True Blood" fusselig, aber keiner spricht über "When Animals Dream". Also ich sehe in der Aufmerksamkeits-Ökonomie, gerade unserer Szene, eine deutlich positivere Bilanz für die Blockbuster und Fantasy-Schmachtfetzen unserer Zeit. Und ich würde schon lieber über Artsy-Filme oder Oscarverleihungen reden. Scheitert hier jedesmal nach Beitrag 5 oder so. Dann herrscht hier nämlich gähnendes Desinteresse.

Und bzgl. Genrefilm: Genres sind vor allem dann interessant, wenn ein Film ein Genre entweder absolut perfekt verkörpert (Fluch der Karibik, Der Herr der Ringe) oder transzendiert (Leone's Italo-Western z.B.). Ansonsten können wir ja primär über tolle Momente reden. Die echte Bedeutung eines Films zeigt sich sowieso erst auf längere Sicht, nämlich darin wie oft er zitiert wird.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 4.04.2018 | 14:59
Die Tatsache, dass sie (mögliche) Auszeichnungs-Kandidaten sind verhindert bereits für eine kontroverse Haltung dazu.

Fixed your post.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: tartex am 4.04.2018 | 15:10
Für mich nutzt halt ein guter Superhelden-Film das (finanziell gerechtfertigte) Marketing-Interesse, um dann die Zuseher, die sowieso und wegen der Action kommen, mit tollen Themen dann auch noch entsprechend den Bauch zu pinseln. Langfristig wird sich das Marvel-Universum nur halten können, wenn es ALLE Genres, die es so gibt, vampirisch aussaugt.

Man sieht das ja schon daran, wie Disney inzwischen im Fließbandbetrieb recht junge, interessante Indie-Regisseure für die Filme nutzt.

Ich hätte auch recht sicher mit einem Marvel-La-La-Land-Verschnitt Spass.

Persönliche Filmbiographie: Bis 16 Genre-Fan. Dann bis 26 eigentlich nur Indie-Kino. (Okay, Star Wars und Superhelden auch, wenn mal was kam.)  Seit es die große Superheldenschwemme gibt, bin ich damit eigentlich durchgehend beschäftigt, aber meine bezaubernde Ehefrau nimmt mich beinahe wöchentlich in einen Festival-Film mit. Und objektiv betrachtet, muss ich sagen, dass die meisten der Filme tatsächlich um Klassen besser sind, als das Genre-Kino.

Aber das Genre-Kino hält mit Dauermarketingbeschuß mein Interesse. Jeden Tag schiebt mir Google Now unzählige Artikel über die Superheldenfilme vom nächsten und übernächsten Jahr unter und ich will wirklich wissen, wie sie meine geliebten Comics umsetzen: ob sie die Ritzen, durch die ich damals in den Heften die Wahrheit hinten den Kostümen und Kämpfen fühlen konnte, auch dort setzen, wo ich das noch heute riechen könnte.

Ich freue mich über jede neue Film- und Serien-Ankündigung immer noch wie ein Kind. Auch wenn es dann im Endeffekt doch nicht so viel Spass macht, wie erhofft. Aber ich habe schon als Kind mit Spielzeugkatalogen und Computerspielzeitschriften eigentlich mehr Spass gehabt, als mit den angepriesenen Produkten nach dem Erwerb.

Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Jiba am 4.04.2018 | 15:59
Fixed your post.

Mehr hast du dazu nicht zu sagen?
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: First Orko am 4.04.2018 | 16:02
@Jiba:  :d
Würd vielleicht nicht alles unterschreiben (besonders Batman <> Birdman  >;D) aber der Post bringt soviel Dinge auf den Punkt, die bei mir immer nur so vage Gedanken waren. Top! Hab ich jetzt was zum drüber grübeln...
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: 6 am 4.04.2018 | 17:56
Also jetzt komm aber! Die Tatsache, dass sie (mögliche) Auszeichnungs-Kandidaten sind sorgt bereits für eine kontroverse Haltung dazu. Gewinnt nicht der persönliche Lieblingsfilm in L.A., Cannes oder Berlin, oder wird er erst gar nicht nominiert, kommt man doch aus der Debatte gar nicht mehr heraus. Da überschlagen sich Laien und Kritiker darin, dass bestimmte Filme doch viel besser/schlechter sind als andere, aus den Gründen A, B, C. Die objektive Filmkritik wird ja ohnehin nie geschrieben... obwohl... vielleicht irgendwann von Algorithmen.
Eigentlich ist die Kritik am Oscar und dessen Nominierungen eine ganz Andere. (https://www.youtube.com/watch?v=nxkjLQdFmRI) (Zusätzliches Material auf TV-Trope (http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/OscarBait). Der ESC ist übrigens in die gleiche Falle gelaufen und hat deswegen bereits 1997 das Kind mit dem Bad ausgeschüttet)
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 4.04.2018 | 21:08
Mehr hast du dazu nicht zu sagen?


Nein. Oder besser gesagt: bei fast allem was du schreibst, war meiner Erfahrung nach das Gegenteil der Fall.

Warum werden die elementaren menschlichen Themen von "Birdman" von Kritikerseite mehr gewürdigt, als z.B. die von "Logan"? Weil ersterer tiefgründiger ist? Ich glaube nicht, Tim.

@tartex: Sehe ich größtenteils ähnlich, bis auf den Genre-Vampirismus. Trotz einiger tiefgründiger Themen (die alle schon in den Comics da waren) gehört jeder Marvel Film klar zum Genre der anderen Marvelfilme und versucht nicht, da irgendwie in fremden Gewässern zu wildern. Das ist einerseits schade (weil da definitiv noch mehr gehen würde), andererseits finde ich es auch gut, dass so etwas wie "Ex Machina" oder "The Shape of Water" (oder auch "Lalaland") ihr eigenes Ding machen und sich nicht an irgendein Franchise angliedern (wie es unlängst mit "Unbreakable" und "Cloverfield" geschehen ist - zwei Filme, die für sich genommen gut sind, die aber durch ihre Franchise-isierung massiv verlieren).
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Vash the stampede am 5.04.2018 | 18:24
... und sich nicht an irgendein Franchise angliedern (wie es unlängst mit "Unbreakable" ... Filme, die für sich genommen gut sind, die aber durch ihre Franchise-isierung massiv verlieren).

Ist das wirklich eine erzwungene Angliederung? Hast du dazu Informationen? Zugegeben, ich freue mich monstermässig auf Glass.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 5.04.2018 | 18:27
???

Wo hab ich denn etwas von "erzwungen" geschrieben. Ich finde einfach, dass es nicht gut funktioniert.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Vash the stampede am 5.04.2018 | 18:48
OK, das habe ich so heraus gelesen. Stand nicht so da. Mein Fehler.

Deine Ansicht teile ich nicht. Shyamalan-verse ist für mich derzeit die beste und reizvollste Superhelden-Reihe.
Titel: Re: Re: Avengers: Infinity War
Beitrag von: tartex am 5.04.2018 | 19:19
Warum werden die elementaren menschlichen Themen von "Birdman" von Kritikerseite mehr gewürdigt, als z.B. die von "Logan"? Weil ersterer tiefgründiger ist? Ich glaube nicht, Tim.

Man muss das mit dem Genre schon als potentielle Schwäche sehen. In einem Superhelden-Film wird es immer x Kämpfe geben, einfach weil die sein müssen, nicht, weil sie unbedingt für die Charaktere Sinn machen.

Gegenargument wäre natürlich, dass Konflikte in jedem Film sein müssen, und ob Kampf oder nicht, ist auch schon egal.

Aber Logan hat bei den Kritikern auch super abgeschnitten. Bei Rotten Tomatoes hat er 93% bei den Kritikern. Birdman hat nur 92%.

 
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 5.04.2018 | 19:33
zwei Filme, die für sich genommen gut sind, die aber durch ihre Franchise-isierung massiv verlieren).
Da muss ich mal kurz einhaken: "Unbreakable" wird dadurch schlechter, dass 17 Jahre später in einem anderen Film darauf Bezug genommen wird und ein noch nicht erschienener Film die Handlungsstränge vereinen wird?
Versteh ich nicht. Ich persönlich find ja sowohl Split als auch den Unbreakable-Bezug super, weil in meinen Augen dadurch dem Ganzen eine neue Dimension abgewonnen wird (und freue mich auch auf Glass).
Das muss man ja nicht so sehen, aber wieso es den bereits bestehenden Film schlechter macht, das versteh ich nicht.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: 6 am 5.04.2018 | 21:27
Über Unbreakable und Spilt kann ich nichts sagen, da ich Split noch nicht gesehen habe, aber bei Gloverfield wird durch das erzwungene Einbinden von Gloverfield Paradox ne ganze Menge Hintergrund vom ersten Film aufgelöst und damit in die Tonne getreten. Paradox zu schauen, macht den Original Gloverfield wirklich dämlicher.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Gorbag am 5.04.2018 | 22:23
Ich persönlich vertrete ja die Meinung, dass Star Wars und Marvel einfach den Markt auf hohem Niveau gesättigt und abgestumpft haben. Das Publikum und der gemeine Kritiker sehnen sich ja mittlerweile schon nach einem Film in dem niemand Spandex trägt oder irgendeine "cool Power" hat.

Disney hat einfach seine Filmformel entdeckt und produziert jetzt genau nach dieser Formel Filme am Fließband. Filme, die ich feiern würde, wäre das Genre nicht so unglaublich breit getreten. Versteht mich nicht falsch, es sind richtig gut gemachte Aktion Filme nur ist man als Kinogänger doch mittlerweile übersättigt. Ich gehe mittlerweile in Marvel-Filme mit der gleichen Geisteshaltung mit der ich in einen Burger King gehe. Ich mache es weil ich mein Bedürfnis nach Unterhaltung/Ernährung auf einem gewohnten Niveau stillen will, erwarte aber keine fordernde avantgardistische Küche. Ich weiß einfach schon vorher, dass ich für meine 12€ angemessen unterhalten werde, rechne aber nicht damit einen Meilenstein der Filmgeschichte zu erleben.

Ich würde Black Panther z.B. als größte Leistung attestieren, dass er eine hervorragende Designstudie zum Thema afrikanischer Cyberpunk ist. Als Superheldenfilm ist er aber nur mehr vom Gleichen gewesen. Wäre er in einer Kinolandschaft wie zu Zeiten von Iron Man 1 raus gekommen, ich hätte ihn überschwänglich gefeiert.

Ich glaube bei Kritikern, die sich im Bereich des Mainstreamkinos rum treiben geht es ähnlich. Da ist alles schon mal etwas positiver zu bewerten, was nicht aus dem Supersumpf kommt, ungeachtet der sonstigen Leistung. Sicherlich macht das keine Welten aus, aber es macht schon einen Unterschied und wenn es nur eine positivere Grundhaltung ist mit der man im Kinosessel platz nimmt. Und dazu kommt dann natürlich noch die Tatsache, dass eine schlechte Kritick eines Marvelstreifens mittlerweile Majestätsbeleidigung ist und sofort 3000 Fanboys deinen Twitterkanal zuspammen, wenn du dich zu negativ äußerst (wobei das eh schwer ist, da die Filme wie gesagt ein gutes Grundniveau gefunden haben).
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 5.04.2018 | 22:29
So komisch es auch klingt, aber aus eben diesen (übrigens sehr gut beschriebenen) Gründen bin ich langsam aber sicher ins schräge Kunstkino abgedriftet, und gucke jetzt mit Begeisterung Zeug wie Fritz Langs Nibelungen, Tarkowskijs Stalker oder Dr. Caligari.

Nicht, weil es ja ach so kulturell wertvoll ist (mit solchen Attributen konnte man mich früher eher vergraulen), als vielmehr, weil es so anders ist. Und auf seine eigene Art und Weise cool und gar nicht dröge.

Um beim Vergleich mit Burger King u.ä. zu bleiben:
Nach einem halben Jahr Gummibärchen und Kartoffelchips entdeckt man auf einmal die Deliziösität eingelegter Gurken!  ;D
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: KhornedBeef am 5.04.2018 | 22:47
Nur mal meinungshalber: ich ordne Avengers und The Winter Soldier nicht einwandfrei demselben Genre zu. Letzterer z.b. wäre eher ein Superhelden-Thriller ( wo sonst gibt es den ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel im Einkaufszentrum). Ansichtssache, natürlich.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Talasha am 5.04.2018 | 22:50
Nur mal meinungshalber: ich ordne Avengers und The Winter Soldier nicht einwandfrei demselben Genre zu. Letzterer z.b. wäre eher ein Superhelden-Thriller ( wo sonst gibt es den ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel im Einkaufszentrum). Ansichtssache, natürlich.
Antman geht auch stark in eine andere Richtung, was mir durchaus gefällt. Aber um den Vergleich durch zu halten: Es ist immer noch ein Burger, auch wenn es eine schöne neue und leckere Variante ist. Ich kann da Kwutegs Kontrastprogramm verstehen.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Gorbag am 5.04.2018 | 23:22
Nur mal meinungshalber: ich ordne Avengers und The Winter Soldier nicht einwandfrei demselben Genre zu. Letzterer z.b. wäre eher ein Superhelden-Thriller ( wo sonst gibt es den ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel im Einkaufszentrum). Ansichtssache, natürlich.

Das wäre das Problem mit der Franchise Sache. Die Hauptgeschmacksrichtung ist Marvel-Superheld, mit einer breiten Palette von Aktionaromen und im Abgang kommt dann das Drama/Thriller. Oder anders formuliert: Das eine ist Typen in Spandex hauen sich, während sie eine Verschwörung aufdecken vs. Typen in Spandex hauen sich, während sie lustig sind. Hauptsächlich hauen sich aber Typen in Spandex und der Rest ist Zierde.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: tartex am 5.04.2018 | 23:46
Nur mal meinungshalber: ich ordne Avengers und The Winter Soldier nicht einwandfrei demselben Genre zu. Letzterer z.b. wäre eher ein Superhelden-Thriller ( wo sonst gibt es den ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel im Einkaufszentrum).

Schwarzeneggers Commando (https://www.youtube.com/watch?v=9G1SW3LamWo).  ~;D

2 Nasen tanken super.  ~;D ~;D
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: KhornedBeef am 6.04.2018 | 08:44
Schwarzeneggers Commando (https://www.youtube.com/watch?v=9G1SW3LamWo).  ~;D

2 Nasen tanken super.  ~;D ~;D
Touche
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: lowfyr am 6.04.2018 | 08:59
, dass eine schlechte Kritick eines Marvelstreifens mittlerweile Majestätsbeleidigung ist und sofort 3000 Fanboys deinen Twitterkanal zuspammen, wenn du dich zu negativ äußerst (wobei das eh schwer ist, da die Filme wie gesagt ein gutes Grundniveau gefunden haben).

Na ja, das Gegenteil stimmt aber auch, ich habe bei Serienjunkies zum Beispiel mal eine Kritik zu Civil War gelesen, die den Film mit Birth of a Nation verglich. Was wenn man bedenkt das der als einer der rassistischten Filme aller Zeiten gilt, eine steile These ist. Genau so gibt es wahrscheinlich zu jedem der Marvelfilme einen Artikel, der ihm Rassimus Sexismus oder noch so einige andere -ismusse unterstellt. Spontan fallen mir da Iron Man 3 Dr. Strange und zu einem geringeren Grad Guardians 2 ein.

 Und genau so gibt es genug Beispiele, wo irgend eine Meldung über einen Marvelfilm sofort zig Kommentare auslöst die unter anderem den Untergang der Filmindustrie durch diese Filme herbeigeführt sehen.
Und das haben selbst die Transformersfilme noch nicht geschafft^^

Es sind gut gemachte Unterhaltungsfilme, nicht mehr und nicht weniger, und nur weil mir zum Beispiel die Filme gefallen bedeutet das nicht das mir nicht auch die Filme gefallen, die oft im Kulturteil ausgiebig besprochen werden^^

Was Oscarbait angeht, natürlich werden gewisse Filmsparten und Themen da wohlwollender aufgenommen als andere. Was auch daran liegen könnte das wohl viele der Juroren eher nach der Zusammenfassung der Filme gehen als sie sich anzusehen.

Ich bezweifle z.B. stark das Ledger damals auch den Oscar bekommen hätte, wenn er nicht vorher verstorben wäre.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Sashael am 6.04.2018 | 12:02
Und genau so gibt es genug Beispiele, wo irgend eine Meldung über einen Marvelfilm sofort zig Kommentare auslöst die unter anderem den Untergang der Filmindustrie durch diese Filme herbeigeführt sehen.
Und das haben selbst die Transformersfilme noch nicht geschafft^^
Von den Transformersfilmen gibt es ja auch "nur" 4 (oder 5?), während Marvel mittlerweile mit Black Panther die Nummer 18 erreicht hat. Und mehr vom Gleichen kommt. Ich hatte Spiderman: Homecoming hier echt lange eingeschweißt herumliegen, bevor ich mich jetzt mal aufraffen konnte, ihn zu sehen. Er hat mich unterhalten, aber es gab halt auch überhaupt keine Überraschungen. Naja, ausser der einen, aber die hab ich dann 5 Sekunden vorher auch schon geschnallt. Thor: Ragnarök (ich weigere mich, den deutschen Untertitel zu benutzen) fand ich wieder unterhaltsamer. Weil zum einen mehr bekannte Gesichter sterben, auch wenn es "nur" Nebencharaktere sind, was mal was anderes ist als "Die Große Bedrohungtm killt dutzende gesichtsloser Bystander" und zum anderen durch den teilweise schon echt albernen Humor. Und den Soundtrack. Aber ansonsten fügt er sich in den Marvel-McDonalds-Geschmack mit ein. Was an sich nicht unbedingt etwas Schlechtes ist, aber ich merke, dass sich bei mir Übermüdungserscheinungen bemerkbar machen.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Menthir am 6.04.2018 | 13:18
Ich habe nicht die Empfindung, dass Superheldenfilme von Kritikern gemieden werden oder nur nach Schema F bewertet (oder von Filmakademien ausgezeichnet oder eben nicht ausgezeichnet) werden. Sicher ist ein Gros der Bewertungen nach Schema F in der heutigen Zeit, weil selten die Zeit bleibt, sich im Detail mit einem Film auseinanderzusetzen, aber mit dieser Problematik lebt die gesamte Unterhaltungsindustrie, auch teils gewollt.

Aber diese bedächtigen Kritikerpersonen gibt es, sie gehen häufig nur im allgemeinen Lärm (bzw. der Schwemme durchschnittlicher und unterdurchschnittlicher Filmkritiken) unter. Und diese Leute gibt es auch in der Filmkritik für Superheldenfilme.

Ich erinnere mich daran, dass ich einst einen Artikel gelesen habe (war bei der BBC nach einem Interview mit Nolan), wo man sich ausführlich mit dem Werken M.C. Eschers und der Wirkung auf Nolan und seine Filme beschäftigt hat. Und die Filmkritik sich dementsprechend daran hochgezogen hat, wie Nolans Filme eine Art Arthouse-Eklektizismus im Hollywoodgewand sein. Und wie diese Synthese klappe, oder was das für das moderne Kino bedeutet. Das war allerdings in Bezug auf Interstellar.

Bezüglich Nolan - um nochmal auf den direkten Superheldenfilm einzugehen - erinnere ich auch einige sehr ausführliche und in die Tiefe gehende Kritiken zur Dark Knight-Trilogie, die sich eben sehr mit Nolans Interpretation von Batman beschäftigte und wie diese Filme, in einer Zeit, in der die klassischen Superheldenfilme wieder gefragter wurden, das Genre ein Stück weit konterkarierte. Die eben überaus fasziniert waren davon, dass Batman für sie ein plausibler Antiheld ist und mit jedem Teil zunehmend wurde. Und - nach einer von vielen Lesarten - die ganze Prämisse des Superheldentums in Frage gestellt wurde.
Und noch mehr erinnere ich mich, an kollektive Kritiker-Enttäuschung, als Nolans Mitwirkung an Man of Steel nicht dafür sorgte, aus dem klassischen Superman-Bild und Superman-Film auszubrechen. Diese Kritiken waren aber bei weitem nicht alleine auf die visuelle Schaubarkeit des Films bezogen, sondern bezogen sich auf Rahmen, Wirkung und teils auf die "Soziologie des Superhelden".

Ich für mich persönlich muss allerdings auch feststellen, dass meine Müdigkeit dem Genre gegenüber schon immer sehr ausgeprägt gewesen ist und ich nur ein Bruchteil der neuen Superheldengeneration gesehen habe. Deswegen kann ich im Detail sicher nicht für jeden Film sprechen, denn so fallen die meisten Iron Man, Avengers und Gedöns-Geschichten für mich raus, weil sie für mich persönlich weitestgehend unschaubar waren (I look at you, Thor!).
Und ich konsumiere sicher auch einiges - um in der Metapher zu bleiben - an McDonalds/BurgerKing-Filmen. Allerdings sind die Superheldenfilme für mich eher der Filet-o-Fish, eben ohne echten Fisch*.
Aber gerade deswegen bin ich an ernsthafter Kritik zu diesen Filmen interessiert und muss sagen, dass ich sie zu fast allen mich interessierenden Superheldeneskapaden auch gefunden habe.

* Ich bin mir über den Urban Legend-Charakter dessen bewusst. So ist das sicher auch 'ne Urban Legend, dass Superheldenfilme recht platt sind.  :)
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: alexandro am 8.04.2018 | 02:30
Da muss ich mal kurz einhaken: "Unbreakable" wird dadurch schlechter, dass 17 Jahre später in einem anderen Film darauf Bezug genommen wird und ein noch nicht erschienener Film die Handlungsstränge vereinen wird?
Versteh ich nicht. Ich persönlich find ja sowohl Split als auch den Unbreakable-Bezug super, weil in meinen Augen dadurch dem Ganzen eine neue Dimension abgewonnen wird (und freue mich auch auf Glass).
Das muss man ja nicht so sehen, aber wieso es den bereits bestehenden Film schlechter macht, das versteh ich nicht.

Umgekehrt: Split wäre ein wesentlich besserer Film geworden, ohne den Bezug auf Unbreakable.

Damals war Unbreakable eine wunderbare Dekonstruktion des Superhelden-Genres, düster und bedrückend, weil er dem Zuschauer vor Augen führt, was die schwarz-weiße Gut-Böse-Moral bedeutet, wenn komplexere Charaktere diese Rolle einnehmen. Price ist ein sympathischer Charakter, dessen Motivation nachvollziehbar ist, und wenn dem Zuschauer klar wird, dass man die ganze Zeit mit einem Comic-Schurken (im wahrsten Sinne des Wortes, denn Price nimmt bewusst diese stereotype Rolle ein) mitgefiebert hat, dann bringt dies den Zuschauer dazu, den eigenen Umgang mit allzu einfachen moralischen Bewertungen zu überdenken.

Eine Fortsetzung zu Unbreakable ist überflüssig. Was danach passiert (weitere Origins, Teambildung/größere Bedrohung), hat man schon hunderttausendmal in Superheldenfilmen und Comics gesehen. Vor 15 Jahren hätte ich mich trotzdem drüber gefreut, weil es zu diesem Zeitpunkt noch nichts vergleichbares auf der großen Leinwand gab, aber heutzutage - mit der Flut von Filmen, die genau dasselbe machen - warum?

Und Split hat diese Ansicht bestätigt. Eine ziemlich konventionelle Origin-Story, bei der keine wirklich neuen Akzente gesetzt werden, welche das Genre auf dem Kopf stellen. Ein durch und durch banaler Film, ein Wurmfortsatz von Unbreakable. Und ich vermute stark, dass Glass nicht besser wird. Einfach weil es aus den falschen Gründen gemacht wird.
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Vash the stampede am 8.04.2018 | 07:12
@alexandro.
Zwei Fragen: Angenommen Split hätte nicht diese eine sehr kurze Szene und keine Verbindung zu irgendwas. Was für ein Film wäre er dann für dich? Und welche Bewertung würde er dann von dir bekommen?
Titel: Re: Kritiker vs. Superheldenfilme, war: Avengers: Infinity War
Beitrag von: Urias am 8.04.2018 | 18:34
Abgesehen davon, verstehe ich nicht, warum viele Genre-Filmfans so eine dünne Haut haben. Nichts ist perfekt, aber, wenn man darauf hindeutet, kriegen manche schon einen Beiß- oder gar Tränenreflex.

Dem Stimme ich zu. Und das nehme ich jetzt mal zum Anlass eine gewagte These aufzustellen: Das Mainstreampublikum dieser Filme will keine tiefergehende Besprechung des Materials. Man hört zwar immer mal wieder "Diese supertollen Filme werden nicht wahrgenommen und ich will, dass sie auf einer Stufe mit Arthouse betrachtet werden" (selbiges gilt übrigens auch für die Debatte Videospiele als Kunstform) aber wenn das dann eintritt und sich dann wirklich mal jemand findet, der eines dieser Produkte auf Herz und Nieren betrachtet heißt es, dass man doch da zu viel rein interpretiere, alles nicht so arg sei und generell der/die Autor*in sich da was aus der Nase ziehen würde. Im Zuge der ganzen Anita Sarkeesian Debatte wurde das oft so angeführt und auch bei Filmen ist das nichts neues. Da passiert es gerne dass man, nachdem man mal wirklich kritisch an einen Superheldenfilm heran gegangen ist gerne, dass das doch nur ein Superheldenfilm sei und was man sich denn erwarte.

Ich glaube auch, dass oft wenn diese FOrderung in den Raum gestellt wird ein relativ naives Bild von Filmkritik im Hintergrund liegt. Eine gute Filmkritik ist eben nicht "Soundtrack war so und so, Charaktere haben sich logisch verhalten und die Story hat auch keine Lücken". Das machen vielleicht Kritiker*innen in diversen Tageszeitungen aber eine vernünftige Filmkritik geht über die rein handwerklichen Faktoren hinaus und ja, greift gerne auch mal auf theoretisches Handwerskzeug aus den Geisteswissenschaften zurück (was, wie ich persönlich erfahren durfte, für viele Fans des Genre-Kinos auch ein ganz ganz großes Pfui ist weil das ist doch alles Gewäsch und keine echte Wissenschaft). Beispiele für eine solche Betrachtungsweise finden sich etwa hier (https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/mar/30/steven-spielberg-video-gamers-ready-player-one-gaming), hier (https://www.newstatesman.com/culture/culture/2012/08/slavoj-%C5%BEi%C5%BEek-politics-batman) oder hier (https://www.youtube.com/watch?v=gLOxQxMnEz8).

Dementsprechend glaube ich aus, dass diese Forderung eigentlich heißt "Ich will hören, dass der Film den ich mag gut ist und auf einem Niveau mit diesen verkopften Oscar-Filmen". Dazu noch kurz: Wer behauptet, dass diese automatisch von jeglicher Kritik abgelöst sind sollte sich mal Artikel zu American Sniper durchlesen. Zur Hand habe ich hier auch gerade eine Rezension von Crash (https://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2009/12/worst-movie-of-the-decade/32759/), der 2004 Best Picture gewann. Also von Oscarkandidat und keine Kritik kriegen ist ja mal so garnicht zu reen.