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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Mhaire am 16.11.2018 | 19:05

Titel: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mhaire am 16.11.2018 | 19:05
Wer die Sache in letzter Zeit beobachtet hat, dürfte schon gesehen haben, dass es ein paar Probleme mit der fünften Edition von Vampire gab. Da standen Vorwürfe im Raum, man würde sich bei Neonazis anbiedern. Zuletzt gab es immensen Stress um eine Passage, in der es hieß, die tschetschenischen Konzentrationslager seien ein Ablenkungsmanöver für etwas, was Vampire in der Region tun. Das hat sich hochgeschaukelt bis zu dem hier:

https://www.white-wolf.com/newsblog/a-message-from-white-wolf

Kurze Zusammenfassung und durch Gespräche mit ein paar Leuten aus dem Team Zwischen den Zeilen-Lesen: Da fliegen Leute. Reihenweise. Und in Zukunft wird klar aufgepasst, was und wer da schreibt. Ist das eine gerechtfertigte Reaktion? Oder ein Problem für die gesamte Branche, wenn selbst eine so große Marke so heftig stolpern kann? Ich bin da selber sehr unschlüssig und beobachte erst mal :/
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: zaboron am 16.11.2018 | 19:11
Ich bin mir sicher paradox hat hier den richtigen Schritt getan.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 19:11
Das ist nicht mal mehr "leute fliegen und aufpassen wer was schreibt", das ist "Studio auflösen und alles auf externe auslagern". Das problem ist halt eher das man hier ziemlich gedankenlos rundum provoziert hat - es ist kein wirtschaftliches versagen von White Wolf, es ist ein soziales versagen, und der Mutterkonzern schaut das er retten kann was geht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Swafnir am 16.11.2018 | 19:12
Ich find das sehr interessant, schätze aber mal dass das ein Speakers Corner-Thema ist.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 19:13
Ich muss allerdings gestehen das ich damit gerechnet habe das sowas in den nächsten sechs monaten oder so damit gerechnet hatte
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Ludovico am 16.11.2018 | 20:21
White Wolf wird also aufgelöst. Krass!
Und alles nur wegen eines Kapitels im GRW?!
Da muss doch mehr vorgefallen sein.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 16.11.2018 | 20:39
In einem Zusatzbuch. Das Kapitel war in einem Zusatzbuch. Wobei auch im GRW "Nazi-Brujah" zumindest angedeutet werden. Und das neue Werwolf-Videospiel... das finde ich ideologisch auch grenzwertig, also das, was ich davon weiß.

Aber nur, dass keine Missverständnisse entstehen: Wir reden von WW, ja? Onyx Path bleibt erhalten
(Die schulden mir noch ein Exalted: Dragonblooded 3rd Edition...)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 20:42
White Wolf als von Paradox unabhängige entität
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Samael am 16.11.2018 | 20:42
Was genau stand in dem Kapitel denn Schlimmes drin?
Deine Kurzzusammenfassung oben liest sich wir Standard-WW Content.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mhaire am 16.11.2018 | 21:35
Es stand drin, dass in der Region eine vampirische Splittergruppe unterwegs ist, die gerne wieder offen unter Menschen unterwegs sein und eine Terrorherrschaft herstellen will. Dabei nutzen sie als Ablenkung Berichte darüber, dass Homosexuelle verfolgt würden, um die wahren Geschehnisse zu verschleiern. Die Homosexuellen würden aber nur immer mal verhaftet und dann ein paar Tage festgehalten.

Da es derzeit tatsächlich Konzentrationslager und vor allem brutale Verfolgung von LGBTQIA+-Menschen in der Region gibt, fand das nicht jeder so richtig geschmackvoll. Angeblich sind die Texte dazu aber von jemandem, der aus der Region stammt und einfach nur wollte, dass das Thema international bekannter wird. Ich denke, damit hat man sich aber wohl einen Bärendienst erwiesen :(
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 21:46
Gab wohl mittlerweile offizielle Proteste seitens der Regierung und Russland
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 16.11.2018 | 21:52
Oje sind die Leut dünnhäutig geworden.  ::)

Sicher war das Thema ein wenig daneben aber das wr eine Mücke und kein Dinosaurier.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 21:53
Oje sind die Leut dünnhäutig geworden.  ::)

Sicher war das Thema ein wenig daneben aber das wr eine Mücke und kein Dinosaurier.

"Wenig daneben"? Echt jetzt?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 16.11.2018 | 21:58
Vielleicht führt es ja zu einem Ende von V5 und der ganzen damit einhergenden Edgelord-Geschichte. Ein Neubeginn mit V6, mit Kenneth Hite als Designer und einem komplett neuen Team, wäre cool. Also so richtig cool. Denke nur nicht, dass sich das eine Firma wird antun wollen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 16.11.2018 | 21:58
Ja echt jetzt. Es ist mehr als nur albern um jede Sache im RL einen Bogen machen zu wollen. Und es ist auch nicht so schlimm wenn irgendwo Nazis erwähnt werden. Braune Soße gibts nun mal, und in Rollenspielen konnte man immer schon auch die Bösen spielen. Und grade bei verdammten Vampiren solle es einen absolut nicht komisch vorkommen wenn die sowas machen.

Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: !Dom! am 16.11.2018 | 22:26
Vielleicht führt es ja zu einem Ende von V5 und der ganzen damit einhergenden Edgelord-Geschichte. Ein Neubeginn mit V6, mit Kenneth Hite als Designer und einem komplett neuen Team, wäre cool. Also so richtig cool. Denke nur nicht, dass sich das eine Firma wird antun wollen.
Das habe ich mir auch gedacht.
Vielleicht bekommen meine Jünger des Seht, dann doch ihr Serpentis zurück :d
Ansonsten die Nazis bei den Brujas passen, die KZ war der Schluss eher daneben, eine unnötige Verharmlosung.

Gab wohl mittlerweile offizielle Proteste seitens der Regierung und Russland
Quelle?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 16.11.2018 | 22:30
Quelle?

Quelle (https://en.crimerussia.com/gromkie-dela/chechens-hate-vampire-the-masquerade-game-for-sultan-ramzan-character/?fbclid=IwAR3JAL_PLwgpdUDV6AE4kzl2_MqoXKg8a__IFXt8hueCUVrDasXWkg77-74)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 16.11.2018 | 22:34
Das habe ich mir auch gedacht.
Vielleicht bekommen meine Jünger des Seht, dann doch ihr Serpentis zurück :d

Um solche Kleinigkeiten ginge es mir dabei gar nicht. Mich störte vielmehr das ganze Gehabe der Verantwortlichen - und dann nur ein halbgares Produkt abliefern.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 16.11.2018 | 22:58
... ich warte mal auf die Einschätzung der Fachfrau.

*summons Teylen*

Edit:
Die gibt es längst (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,69692.msg134685778.html#msg134685778).

Edit2:
In erster Linie sieht mir das nach:
1) "Großunternehmen fürchtet um sein Image" und
2) "bloß keine politischen Komplikationen, die dem Geschäft abträglich sein könnten" aus.

Inhaltlich deuten verschiedene Interessensgruppen die "Spielrealität" wie sie gerade mögen.
Die verschiedenen Deutungen ergeben zusammen genommen kein schlüssiges Bild.
Da sind Projektionen am Werk, welche der Paradox-Konzern aus genannten Gründen einfach so akzeptiert.

Abgesehen davon würde ich mich auch der Meinung von Teylen anschließen, dass White Wolf da nicht ordentlich gearbeitet hat.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 16.11.2018 | 23:02
Kurze Zusammenfassung und durch Gespräche mit ein paar Leuten aus dem Team Zwischen den Zeilen-Lesen: Da fliegen Leute. Reihenweise.

Reihenweise können da keine Leute fliegen, weil das White Wolf gar nicht hergibt. Was tatsächlich stimmt: Ende September ist der bisherige CEO auf eigenen Wunsch gegangen. Sehr kurzfristig. Mark Rein Hagen und Matthew Dawkins haben Ende August die Zusammenarbeit beendet. Warum und wieso weiß man nicht. Aber es war auch eigener Wunsch.

Und in Zukunft wird klar aufgepasst, was und wer da schreibt. Ist das eine gerechtfertigte Reaktion? Oder ein Problem für die gesamte Branche, wenn selbst eine so große Marke so heftig stolpern kann? Ich bin da selber sehr unschlüssig und beobachte erst mal :/

Nachdem WW es geschafft hat, dieses Jahr insgesamt vier Mal einen Shitstorm an den Hacken zu haben, ist die Reaktion meiner Meinung nach gerechtfertigt. Gerade weil sie nach der letzten Kontroverse im August einen Live Stream hatten, und versprochen haben aufzupassen. Und v.a. auch gesagt haben, die Camarilla und Anarch nochmal genau anzuschauen. In beiden Büchern gab es gelinde gesagt problematische Passagen.

Außerdem noch ein Hinweis: White Wolf und Vampire ist nicht mehr "groß". Da sind inzwischen einige Spiele mit ununterbrochener Veröffentlichungskette dran vorbeigezogen. Es ging drum, Vampire als Flagschiff wieder bekannter zu machen und ähnlich wie D&D das Rollenspiel als Nebenbetrieb zu fahren, und aus der IP richtig Geld zu machen mit anderen Produkten. Es gibt aber quasi fast nur negative Publicity. Die ist aber klar den Verantwortlichen zu zuschreiben.

D&D hingegen läuft auf einer Welle des Erfolgs dank Twitch und Streaming. Das Problem ist isoliert das Problem von WW, weil man auf fragwürdige Themendarstellung setzt.

Zum Thementitel: Das ist etwas reißerisch... eigentlich ist es auch kein Umsturz "bei" sondern "von".
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Oberkampf am 16.11.2018 | 23:03
Vielleicht bin ich blind, aber das PDF zur Camarilla gibt's jedenfalls nicht bei Drive Thru RPG, obwohl ich dachte, es da mal gesehen zu haben.

Naja, auch gut, ich war ja kurz in Versuchung, mir WoD 5 zu kaufen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 16.11.2018 | 23:04
Vielleicht bin ich blind, aber das PDF zur Camarilla gibt's jedenfalls nicht bei Drive Thru RPG, obwohl ich dachte, es da mal gesehen zu haben.

Naja, auch gut, ich war ja kurz in Versuchung, mir WoD 5 zu kaufen.

Du hast richtig gesehen. Das PDF ist heute zurückgezogen worden.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 16.11.2018 | 23:16
Da es derzeit tatsächlich Konzentrationslager und vor allem brutale Verfolgung von LGBTQIA+-Menschen in der Region gibt, fand das nicht jeder so richtig geschmackvoll. Angeblich sind die Texte dazu aber von jemandem, der aus der Region stammt und einfach nur wollte, dass das Thema international bekannter wird. Ich denke, damit hat man sich aber wohl einen Bärendienst erwiesen :(
In der Entschuldigung schreiben sie, dass sie das Thema schlecht umgesetzt haben, und nicht dass es ein Fehler war, das Thema aufzugreifen. Was ich gut finde: Mythische Verarbeitung von schrecklichen Ereignissen ist eine effektive Möglichkeit, mit ihnen umzugehen. Zum Beispiel um überhaupt darüber sprechen zu können.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 16.11.2018 | 23:54
Außerdem noch ein Hinweis: White Wolf und Vampire ist nicht mehr "groß". Da sind inzwischen einige Spiele mit ununterbrochener Veröffentlichungskette dran vorbeigezogen. Es ging drum, Vampire als Flagschiff wieder bekannter zu machen und ähnlich wie D&D das Rollenspiel als Nebenbetrieb zu fahren, und aus der IP richtig Geld zu machen mit anderen Produkten.
Ich fürchte, dass die WoD/Vampire dafür als IP nicht groß genug ist.
Außer D&D (+ eigenem Fantasy-Genre) ist das mMn nur Cthulhu (+ eigenem Horror-Genre).
Und ich finde, dass Chaosium da einen recht angenehmen Umgang mit CoC+Lizenzen pfegt (auch wenn Lovecrafts eigene Werke gemeinfrei sind, so ist es doch Chaosium, das den damals vergessenen Autoren in der Popkultur verankert hat).

WoD-Horror als eigenes Genre gibt es nicht. Vampire war (und ist) eine einflussreiche IP, aber so groß, dass man sie nur vermarkten müsste, ist sie nicht. (Ähnliche Größenordnung: Warhammer 40K.)

Was ich gut finde: Mythische Verarbeitung von schrecklichen Ereignissen ist eine effektive Möglichkeit, mit ihnen umzugehen. Zum Beispiel um überhaupt darüber sprechen zu können.
+1
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Huhn am 17.11.2018 | 09:36
Bitte beachtet: Tschetschenien ist nur auf dem Papier ein Teil von Russland. Was hier im Thread als "die russische Regierung" bezeichnet wird, dürfte die Regierung der Republik Tschetschenien (https://de.wikipedia.org/wiki/Tschetschenien) sein, die zwar der Russische Föderation angehört, aber trotzdem erstmal eine in sich geschlossene Einheit bildet. Verschafft euch gerne einen Überblick über die russisch-tschetschenischen Beziehungen bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Tschetschenischer_Konflikt). Das einfach als "die Russen" darzustellen, die sich fies in unsere westlichen Verhältnisse einzumischen wagen, ist falsch.

Was hier im Thread als Mücke, aus der ein Elefant gemacht würde, bezeichnet wird, ist eine von Menschenrechtsorganisationen öffentlich gemachte Verfolgungswelle gegen Homosexuelle in Tschetschenien (https://de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%A4ngnisse_f%C3%BCr_Homosexuelle_in_Tschetschenien), bei der Menschen verschleppt und gefoltert wurden. Die Rede ist von über 100 Verschleppten (die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Gefängnissen verschwinden) und mehreren Toten.

So wie das hier im Thread beschrieben wurde, und wie es auch aus dem Text von White Wolf hervorgeht, wurde in der Darstellung in den Vampire-Büchern die Schuld der Täter und das Leid der Betroffenen runtergespielt. Und das bei einem aktuellen Konflikt, der immer noch Menschen betrifft. Sowas geht überhaupt nicht.

Dass sich Leser_innen dieser Bücher darüber beschweren, ist aus moralischer Sicht völlig verständlich.

Was genau das Ziel der Tschetschenischen Regierung ist, die die Exstenz einer solchen Verfolgung dementiert, weiß ich nicht, dazu müsste deren Schreiben öffentlich sein. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie kein Interesse an negativer Publicity irgendeiner Art haben.

Hier geht es nicht um dünnhäutige Mimosen. Hier geht es um die Herabwürdigung von aktuell von Verfolgung und Folter betroffenen Menschen, das Entschuldigen von Tätern und natürlich um aktuelle Tagespolitik. Wer auch immer das bei WW für eine gute Idee befand, hat bestenfalls nicht nachgedacht. Schlimmstenfalls eine eigenartige Einstellung zu Menschenwürde. Und keine Ahnung von lokalen Verhältnissen und Befindlichkeiten in Tschetschenien wie Russland.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Rhylthar am 17.11.2018 | 09:44
Vor allem, wenn ich die Beiträge auf EN World richtig verstehe, hat man sich in der Vergangenheit darum bemüht, bestimmte Dinge nicht den Vampiren zuzuschreiben, eben aus diesen Gründen.

Der Holocaust, WWII und 9/11 werden auch nicht als "Vampirverschwörungen" dargestellt.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 17.11.2018 | 10:13
@Huhn: Chapeau! Sehr gut ausgeführt.

Und ja, man kann über Verfremdungseffekte schreckliche Gegebenheiten unserer Welt wie Rassismus, Sexismus, Folter etc. thematisieren. Das geschieht aber doch in aller Regel dadurch, dass man diese Dinge metaphorisch in einen ganz anderen Kontext setzt und sie nur auf den zweiten Blick, gleichsam als Allegorie, überhaupt erkennbar sind. In der V5 ist das Vampir-Tscheteschien aber kein anderer Kontext... der Autor hat das reale Leid stattdessen zur Verschwörung uminterpretiert, bei der es den Opfern ja eigentlich gut geht, IIRC.

Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: aikar am 17.11.2018 | 10:20
In erster Linie sieht mir das nach:
1) "Großunternehmen fürchtet um sein Image" und
2) "bloß keine politischen Komplikationen, die dem Geschäft abträglich sein könnten" aus.
Ich verstehe einerseits den Aufschrei der Betroffenen in Tschetschenien und auch das Verhalten des Unternehmens angesichts der Situation.
Was ich nicht verstehe ist, dass ein Unternehmen glaubt, eine Marke die eben wegen seiner provokativen Art groß geworden ist, politisch-korrekt gleichschalten zu können und dann damit erfolgreich zu sein.
D&D war immer das große System für den "Mainstream-Rollenspieler", WoD für das Ausloten der Grenzbereiche. Wenn man die WoD jetzt "unverfänglich" aufbaut, vergrault man damit nicht die Zielgruppe? Hätte das nicht von Anfang an auf einen unlösbaren Konflikt hindeuten müssen? Auch, dass das Aufgreifen aktueller realler Themen im Zeitalter sozialer Netzwerke zwangsläufig negative Emotionen von irgendeiner Seite provozieren muss?
Ja, das Tschetschenien-Thema war (gelinde gesagt) unglücklich aufgebaut. Aber lässt sich die WoD heute überhaupt noch so präsentieren, dass sich nicht jemand persönlich angegriffen fühlt und dabei noch WoD bleiben? Worin unterscheidet sich diese Situation von der Erklärung der Zustände und Mordraten in Mexico City durch den Status als Hauptstadt des Sabbat?

Und würde nicht der nächste Aufschrei aufgrund des massiven Abwanderns der Ältesten in den nahen Osten und der damit einhergehenden Folgen schon klar im Raum stehen?

Was bedeutet das dann für extreme Clans wie die Tzimisce oder allgemein den Sabbat (oder was noch davon übrig ist)? Ich war nie ein großer Fan dieser dunkelsten Bereiche der WoD, aber sie gehörten irgendwie dazu.

Oder wird Vampire dann einfach Underworld 2.0 (Womit sich der Kreis dann schließen würde)? Hätte das überhaupt noch Zugkraft?
Wie soll man einen Metaplot (der vielen OWoD-Spielern ja offenbar wichtig war) in der Jetzt-Zeit aufbauen, ohne aktuelle politische Themen zu tangieren?

Ich glaube Paradox hat da ein Paradox...
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Oberkampf am 17.11.2018 | 10:34
Ich verstehe einerseits den Aufschrei der Betroffenen in Tschetschenien und auch das Verhalten des Unternehmens angesichts der Situation.
Was ich nicht verstehe ist, dass ein Unternehmen glaubt, eine Marke die eben wegen seiner provokativen Art groß geworden ist, politisch-korrekt gleichschalten zu können und dann damit erfolgreich zu sein.
D&D war immer das große System für den "Mainstream-Rollenspieler", WoD für das Ausloten der Grenzbereiche. Wenn man die WoD jetzt "unverfänglich" aufbaut, vergrault man damit nicht die Zielgruppe? Hätte das nicht von Anfang an auf einen unlösbaren Konflikt hindeuten müssen? Auch das das Aufgreifen aktueller realler Themen im Zeitalter sozialer Netzwerke zwangsläufig negative Emotionen von irgendeiner Seite provozieren muss?
Ja, das Tschetschenien-Thema war (gelinde gesagt) unglücklich aufgebaut. Aber lässt sich die WoD heute überhaupt noch so präsentieren, dass sich nicht jemand persönlich angegriffen fühlt und dabei noch WoD bleiben?

Was bedeutet das dann für extreme Clans wie die Tzimisce oder allgemein den Sabbatt (oder was noch davon übrig ist)? Ich war nie ein großer Fan dieser dunkelsten Bereiche der WoD, aber sie gehörten irgendwie dazu.

Oder wird Vampire dann einfach Underworld 2.0 (Womit sich der Kreis dann schließen würde)? Hätte das überhaupt noch Zugkraft?


Naja, mal abgesehen davon, dass wir potentiellen Käufer heute 20 - 30 Jahre älter sind und vielleicht die ein oder andere Einstellung zur Coolness von Schock und Provokation geändert haben, leben wir auch in einer anderen Zeit als den 1990ern. Soviel Realweltbezüge und Verschwörungstheorien die WoD auch enthielt, irgendwie war in den 90ern den meisten Leuten wohl klar, dass das ganze eine Kunstwelt ist und Verschwörungstheorien unterhaltsame Hirngespinste sind. Heutzutage sind Verschwörungstheorien vielleicht zu weit in den Mainstream eingesickert, um daraus locker-flockige Spiele zu basteln.

Außerdem ist natürlich die Kommunikation über große Entfernungen hinweg einfacher. Die meisten Spieler, die ich in den 90ern kannte, haben sich über Berlin by night geärgert, aber die Möglichkeiten eines Internetaufschreis waren noch nicht gegeben.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 17.11.2018 | 11:36
Das stimmt schon. Aber politische Themen zu triggern, ohne dass es gleich einen Aufschrei gibt, ist doch auf jeden Fall möglich. Einfach indem man sich in Hollywood-esken Nebenwelten bewegt. Es gibt Polit-Thriller in Film und Serie, Dramen über soziale Ungerechtigkeiten... heck, es gibt Teenie-Serien über satanistische Hexen. Also ich würde sogar sagen, der Mainstream ist weniger empfindlich als früher bei harten Themen. Schwierig wird es dann, wenn das unreflektiert geschieht. Und die Schicksale von Opfern entwertet werden.

Die WoD ist ja nicht das einzige Rollenspiel, dass in menschliche Abgründe führt. Cthulhu tut das auch. Unknown Armies tut das. Kult tut das. In diesem Fall hat White Wolf das eben sehr plump und unüberlegt getan.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Swafnir am 17.11.2018 | 11:45

Naja, mal abgesehen davon, dass wir potentiellen Käufer heute 20 - 30 Jahre älter sind und vielleicht die ein oder andere Einstellung zur Coolness von Schock und Provokation geändert haben, leben wir auch in einer anderen Zeit als den 1990ern. Soviel Realweltbezüge und Verschwörungstheorien die WoD auch enthielt, irgendwie war in den 90ern den meisten Leuten wohl klar, dass das ganze eine Kunstwelt ist und Verschwörungstheorien unterhaltsame Hirngespinste sind. Heutzutage sind Verschwörungstheorien vielleicht zu weit in den Mainstream eingesickert, um daraus locker-flockige Spiele zu basteln.

Außerdem ist natürlich die Kommunikation über große Entfernungen hinweg einfacher. Die meisten Spieler, die ich in den 90ern kannte, haben sich über Berlin by night geärgert, aber die Möglichkeiten eines Internetaufschreis waren noch nicht gegeben.

Und heute gibt es mit den ganzen sozialen Medien eben auch ganz andere Möglichkeiten. In den 90ers hat man das gelesen und was man doof/unpassend fand hat man weggelassen oder das Buch wieder verkauft. Heute wird ein Shitstorm gestartet. Ich weiß nicht ob das eine gute oder eine schlechte Entwicklung ist. Ich bin aber im Thema WW nicht tief genug drin um diesen Fall adäquat beurteilen zu können.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: zaboron am 17.11.2018 | 12:08
Das stimmt schon. Aber politische Themen zu triggern, ohne dass es gleich einen Aufschrei gibt, ist doch auf jeden Fall möglich. Einfach indem man sich in Hollywood-esken Nebenwelten bewegt. Es gibt Polit-Thriller in Film und Serie, Dramen über soziale Ungerechtigkeiten... heck, es gibt Teenie-Serien über satanistische Hexen. Also ich würde sogar sagen, der Mainstream ist weniger empfindlich als früher bei harten Themen. Schwierig wird es dann, wenn das unreflektiert geschieht. Und die Schicksale von Opfern entwertet werden.

Die WoD ist ja nicht das einzige Rollenspiel, dass in menschliche Abgründe führt. Cthulhu tut das auch. Unknown Armies tut das. Kult tut das. In diesem Fall hat White Wolf das eben sehr plump und unüberlegt getan.
Hast du dir das Buch angeschaut um das es geht? Da werden schon ziemlich unreflektiert und unkommentiert rechte Thesen verbreitet. Das muss echt nicht sein.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 17.11.2018 | 12:12
Das habe ich nicht bestritten. Ich bin sogar exakt dieser Meinung, dass das von WW voll daneben war. Lies meinen Beitrag bitte nochmal unter dem Gesichtpunkt der Bestätigung deiner Meinung.  ;)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 17.11.2018 | 12:14
Und ja, man kann über Verfremdungseffekte schreckliche Gegebenheiten unserer Welt wie Rassismus, Sexismus, Folter etc. thematisieren. Das geschieht aber doch in aller Regel dadurch, dass man diese Dinge metaphorisch in einen ganz anderen Kontext setzt und sie nur auf den zweiten Blick, gleichsam als Allegorie, überhaupt erkennbar sind. In der V5 ist das Vampir-Tscheteschien aber kein anderer Kontext... der Autor hat das reale Leid stattdessen zur Verschwörung uminterpretiert, bei der es den Opfern ja eigentlich gut geht, IIRC.
Die Hervorhebung ist von mir, weil ich da ein tieferes Problem sehe. Wir haben auch schon Werwolf-Runden gespielt, in denen wir im Amazonas gegen Black Spiral Dancer geführte Ölkonzerne gekämpft haben. Da war das Leid allerdings real, aus bösen Taten von Menschen wurden böse Taten durch Werwölfe und Menschen, so dass Schrecken, Verderbtheit und Macht physisch sichtbar (bzw. vorstellbar) waren.

Ein funktionierender Umgang in diese Richtung hätte z.B. sein können, das Leid der Betroffenen nicht als "haha, ist nur eine Vampirlüge zur Ablenkung" umzudeuten, sondern die Verfolgung in Kontext zu düsteren Vampir-Ritualen zu setzen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 17.11.2018 | 12:38
Genau, ArneBab. Ich kenne solche Sachen auch primär aus dem "Werwolf"-Kontext, was ein Spiel ist, das durch seinen Animismus als Settingaspekt besonders dazu geeignet ist, realweltliche, politische, ökologische und gesellschaftliche Verwerfungen zu thematisieren und im Kontext umzudeuten... mehr noch als "Vampire" mit seinen starken Parallelgesellschaften.

Aber was für die Wölfchen gilt, gilt natürlich für alle WoD-Splats: Letztlich ist es viel umsichtiger zu sagen "Die Menschen tun einander schlimme Dinge an. Die Kreaturen der Nacht profitieren als Dritte davon." als "Die Kreaturen der Nacht sind der Auslöser der schlimmen Dinge, die Menschen einander antun."
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 17.11.2018 | 13:08
Was ich nicht verstehe ist, dass ein Unternehmen glaubt, eine Marke die eben wegen seiner provokativen Art groß geworden ist, politisch-korrekt gleichschalten zu können und dann damit erfolgreich zu sein.
D&D war immer das große System für den "Mainstream-Rollenspieler", WoD für das Ausloten der Grenzbereiche. Wenn man die WoD jetzt "unverfänglich" aufbaut, vergrault man damit nicht die Zielgruppe?

Okay, dazu muss ich einfach als Fan aus den 1990ern was schreiben. Ich habe das auch so schon im Onyx Path Forum geschrieben. Ich muss da etwas ausholen...

Anfang der 1990ern waren die Rollenspiele fast alle auf Mainstream gestrickt. Konkret: die Kundenzielgruppe waren das, was man heute als cis-heterosexuelle weiße Männer bezeichnen würde. Minderheiten egal welcher Hautfarbe und sexueller Orientierung kamen in Rollenspielbüchern nicht vor. Dann kam eine kleine Firma und ließ Minderheiten als positiv besetzte NSC in ihren Büchern auftauchen. Für viele war das damals das erste Mal, dass sie sich im Rollenspiel dargestellt fanden. Diese Firma war White Wolf. Damals war das provokativ, es war punk. Daher gab es gerade unter LGTBQI+ viele Fans der Firma. Zum ersten Mal kamen sie als Protagonisten vor und wurden nicht als Opfer, als moralisch-abweichend etc dargestellt. Das war um es kurz zu sagen durchaus ein Meilenstein der Rollenspiel-Geschichte.

Spulen wir ins Jahr 2018 vor. Mit dem Abschnitt im Camarilla Buch hat WW eine Rolle rückwärts gemacht. Personen, die auch heute noch weltweit (trotz einiger Verbesserungen in der westlichen Welt) verfolgt, gefoltert und getötet werden, werden in dem Abschntt als Opfer dargestellt. Als "billige" Schockeffekte für ein selbsternanntes Horror Rollenspiel. Nicht umsonst hat sich Joseph Carricker als einer der ersten öffentlich drüber aufgeregt. Joseph Carricker ist ehemaliger Angestellter von White Wolf, hat für OPP gefreelanced soweit mir bekannt, und ist selber schwul.

Zu Deiner Frage: nein, WW vergrault die Zielgruppe nicht dadurch, dass die WoD "unverfänglicher" wird. Denn ein Teil der Zielgruppe waren immer Minderheiten aus dem LGTBQI+ Umfeld. Insofern hat sich der Abschnitt wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt. Eine Firma, die immer Verbündeter war, lässt einen im Stich. Das ist als ob ein Freund ohne Grund vorbeikommt und Dich schlägt. Mit dem einzigen Grund, dass es Dich schockieren wird.

@Huhn: Super dargestellt!  :d :d :d
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Oberkampf am 17.11.2018 | 13:58
Zu Deiner Frage: nein, WW vergrault die Zielgruppe nicht dadurch, dass die WoD "unverfänglicher" wird. Denn ein Teil der Zielgruppe waren immer Minderheiten aus dem LGTBQI+ Umfeld. Insofern hat sich der Abschnitt wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt. Eine Firma, die immer Verbündeter war, lässt einen im Stich. Das ist als ob ein Freund ohne Grund vorbeikommt und Dich schlägt. Mit dem einzigen Grund, dass es Dich schockieren wird.

Ich würde das ein bisschen relativieren. WW war eigentlich ganz gut darin, Minderheiten anzusprechen und für die entsprechenden Empfänger eine progressive Botschaft zu senden, ohne den Mainstream zu vergraulen oder die politisch Konservativen zu verprellen. Im Grunde hat jeder das gefunden, was er gewollt hat. Das Chicago by night-Städtebuch war vielleicht ein bisschen progressiver als Mainstream USA, aber dafür gabs zum Ausgleich das Dark Colony-Regionalbuch. Klar hat dann jeder Fan einen Teil des Subtextes ausgeblendet, aber eben weil es keine Sozialen Medien in der Stärke von heute gab, war das einfach möglich.

Dass menschliche Verbrechen in WW-Produkten oft übernatürlichen Übeltätern in die Schuhe geschoben wurden, war schon in den 90ern ein Problem.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 17.11.2018 | 14:27
...aber dafür gabs zum Ausgleich das Dark Colony-Regionalbuch.

Kurze Frage aus echter Neugier: was hat Dich da gestört? Ich mag das Buch sehr und habe da viel Story rausgezogen...

Dass menschliche Verbrechen in WW-Produkten oft übernatürlichen Übeltätern in die Schuhe geschoben wurden, war schon in den 90ern ein Problem.

Spätestens mit dem Shoah Buch haben sie damit aufgehört, die tragischsten Verbrechen Vampiren und anderen in die Schuhe zu schieben. Und ja, das Buch zeigt wie man mit schwierigen Themen respektvoll umgeht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Blechpirat am 17.11.2018 | 21:45
Mal ganz abstrakt: Ich mag ja spiele wie "Weird Wars" und "Achtung Chutulhu!" nicht. Weil sie das Grauen des Krieges/der Nazivernichtungsmaschine für mich relativieren, in dem sie Monster in den Mix einführen. Da höre ich aber kaum Kritik.

Was ist denn jetzt hier anders, moralisch betrachtet? Ist es nur der Zeitpunkt (aktueller Konflikt vs. Konflikt aus der Vergangenheit)?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Rhylthar am 17.11.2018 | 21:52
Oh, es gab schon Kritik zu Achtung! Cthulhu, zumindest hier (Rumpel hat damals einen Thread eröffent). Meines Erachtens schliddern sie aber haarscharf an "mehr" vorbei, weil sie "nur" den Krieg betrachten und nicht das Drumherum.

Wenn Achtung! Cthulhu z. B. den Holocaust als cthuloides Experiment dargestellt hätte, hätte es wohl ganz anders ausgesehen. Von der Aktualität des Geschehens in Tschetschenien mal ganz abgesehen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Pyromancer am 17.11.2018 | 21:56
Ich empfinde es als überraschend und besorgniserregend, dass man über derartige Verhältnisse in Tschetschenien erst durch ein Rollenspiel erfährt, während das Thema in den Tagesnachrichten verschwiegen wird.

Ich lese Schweizer Zeitungen, wenn ich wissen will, was in Deutschland gerade passiert.

Mal ganz abstrakt: Ich mag ja spiele wie "Weird Wars" und "Achtung Chutulhu!" nicht. Weil sie das Grauen des Krieges/der Nazivernichtungsmaschine für mich relativieren, in dem sie Monster in den Mix einführen. Da höre ich aber kaum Kritik.

Ich höre (und teile) da genau die gleiche Kritik, und in meinem rollenspielerischen Umfeld werden solche Settings auch nicht bespielt.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Roach am 17.11.2018 | 21:59
Der wichtigste Unterschied ist meiner Meinung nach: bei Achtung! Cthulhu sind der Kult und die Kultisten mehr oder weniger Nutznießer der ganzen Situation, während die eigentlichen Verantwortlichen und Betreiber der Situation ganz normale Menschen sind. Der Schrecken der Situation wird hierbei nicht „abgemildert“, indem die Verantwortung anderen (den Kultisten) in die Schuhe geschoben wird.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Lord Verminaard am 17.11.2018 | 22:10
Ich bin grundsätzlich eher jemand, der Selbstzensur sehr kritisch sieht und es eher für bedenklich hält, wenn kreativ Verantwortliche, egal ob Redakteure, Konzertveranstalter oder Filmproduzenten, sich durch die bloße Drohung eines Shitstorms, egal von welcher Seite, bereits zu drastischen Maßnahmen genötigt sehen, bis sie jedes Maß verlieren (ich sage nur James Gunn). Der konkrete Fall hier ist aber aus meiner Sicht so eindeutig, dass die Reaktion des Mutterkonzerns einfach nur professionell und angemessen war.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: YY am 17.11.2018 | 22:29
Was ist denn jetzt hier anders, moralisch betrachtet? Ist es nur der Zeitpunkt (aktueller Konflikt vs. Konflikt aus der Vergangenheit)?

"Moralisch betrachtet" ist wohl der falsche Blickwinkel.
Dem Prinzip nach nimmt sich das nämlich nicht viel.

Relevanter sind da viel eher die konkrete Präsentation und die Frage, wer wie kritisiert und welche Reichweite diese Kritik entwickelt - und im nächsten Schritt, wie man eingetretene Shitstorms bewertet und damit umgeht. 
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Der Läuterer am 17.11.2018 | 22:33
Vielleicht hätte der Verlag das Thema gleich weglassen sollen.
Vielleicht hätte man das Ganze aber auch als weltweite Verschwörung zur Vernichtung aller Schwulen und Lesben gross aufziehen sollen, anstatt nur die Situation in Tschetschenien zu beleuchten.

Hätte das etwas geändert?

Das erinnert mich an die BADD Aktionen aus den 80ern und frühen 90ern.
"Rollenspieler sind böse." "Sie beschwören Dämonen." "Die Spieler werden in den Selbstmord getrieben."

Als ob es auf der Welt nichts schlimmeres gäbe, als eine unglückliche Veröffentlichung eines RPG Verlags.
Geht mir das zu weit? Bin ich zu liberal? Finde ich das geschmacklos? Bin ich zu dünnhäutig? Oder bin ich vielleicht gleichgültig?
Das sollte jeder für sich selbst definieren. Ich persönlich bin gegen Zensur.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 17.11.2018 | 23:00
Vielleicht hätte der Verlag das Thema gleich weglassen sollen.

Ja. Wenn ich nicht den Takt und das Feingefühl habe, ein Thema sinnvoll umzusetzen, soll man es lieber lassen.

Das erinnert mich an die BADD Aktionen aus den 80ern und frühen 90ern.
"Rollenspieler sind böse." "Sie beschwören Dämonen." "Die Spieler werden in den Selbstmord getrieben."

Der Vergleich ist falsch. In den 1980ern ging es um eine Generalattacke auf das Hobby von außen. Hier geht es um eine Kontroverse innerhalb des Hobbys. Hier hat ein Verlag Grenzen überschritten und die Fans haben sich beschwert. In den 1980ern ging es darum, Rollenspiele an sich kaputt zu machen.

Als ob es auf der Welt nichts schlimmeres gäbe, als eine unglückliche Veröffentlichung eines RPG Verlags.

Damit kannst Du fast alles im Hobbybereich wegbagatellisieren. Es bleibt: ein Verlag hat einen Teil der Fanbase, die den Verlag erst groß gemacht haben, quasi in den Magen getreten. Die Fans haben sich beschwert und der Mutterkonzern hat sich eingeschaltet, bevor die Millionen-Investition durch unfähige Autoren in den Sand gesetzt wird.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 17.11.2018 | 23:25
Mal ganz abstrakt: Ich mag ja spiele wie "Weird Wars" und "Achtung Chutulhu!" nicht. Weil sie das Grauen des Krieges/der Nazivernichtungsmaschine für mich relativieren, in dem sie Monster in den Mix einführen. Da höre ich aber kaum Kritik.

Was ist denn jetzt hier anders, moralisch betrachtet? Ist es nur der Zeitpunkt (aktueller Konflikt vs. Konflikt aus der Vergangenheit)?
Soweit ich es verstanden habe ist anders, dass sie das Geschehen als reines Ablenkungsmanöver beschrieben und verharmlost haben. Das ist aber jetzt wirklich nur noch aus dritter Hand, weil ich über das Buch nur Texte von mir Unbekannten und Berichte von Leuten hier über Texte zum Buch gelesen habe.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Der Läuterer am 17.11.2018 | 23:50
Damit kannst Du fast alles im Hobbybereich wegbagatellisieren.
Das sehe ich jetzt dezent anders.
Und ich glaube nicht, dass ich etwas wegbagatellisiere.

Ich will eigentlich nur aufzeigen, dass es weder um Tschetschenien gehen sollte, noch um Schwule, sondern um die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen, die 'anders' sind.
Wobei das 'anders sein' ja bereits von Orwell adäquat literarisch auf den Punkt gebracht wurde.

Es macht für mich keinen Unterschied, ob die Vampire, wenn sie eine Diät machen, dann nur Juden, katholische Nonnen, oder blonde Agnostikerinnen aussaugen.
Aber nur im ersteren Fall, würde der Aufschei gross sein. Ansonsten nicht.

Das ist für mich keine Gleichwertigkeit, sondern Scheinheiligkeit.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 18.11.2018 | 00:23
Mal ganz abstrakt: Ich mag ja spiele wie "Weird Wars" und "Achtung Chutulhu!" nicht. Weil sie das Grauen des Krieges/der Nazivernichtungsmaschine für mich relativieren, in dem sie Monster in den Mix einführen. Da höre ich aber kaum Kritik.

Der Unterschied ist (zumindest bei den Beispielen für sowas, die ich kenne), dass eben nicht die Nazis einfach nur als die Strohmänner für eine übernatürliche Macht hingestellt werden (und damit ultimativ nicht für die ganzen Gräuel verantwortlich wären), sondern eben der Aspekt hinzugefügt wird, dass die Nazis zusätzlich zu ihren ganzen historischen Verbrechen eben im Rahmen der übernatürlichen Komponente der Spielwelt auch noch mit deren finsteren Aspekten herumexperimentieren, um ihre Agenda voranzutreiben. Die Nazis bleiben in dem Szenario verantwortlich für ihre Taten und werden nicht als Marionetten einer anderen Macht "entschuldigt".

Auch die früheren Referenzen zur Nazizeit in der WoD liefen eher darauf hinaus, dass die Vampire das Treiben der Nazis als Tarnung benutzt haben, weil es eben passiert ist und sie die Gelegenheit genutzt haben. Sie waren aber eben nicht die treibende Kraft dahinter. Die Nazis haben da ihre Verbrechen noch ganz ganz von selbst begangen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 18.11.2018 | 04:16
Das sehe ich jetzt dezent anders.
Und ich glaube nicht, dass ich etwas wegbagatellisiere.

Du hast gefragt, "ob es auf der Welt nichts schlimmeres gäbe, als eine unglückliche Veröffentlichung eines RPG Verlags." Darauf bezog ich mich mit dem wegbagatellisieren. Denn das impliziert, dass man sich um RPG Produkte nicht kümmern müsse. Zumindest klang es so.

Ich will eigentlich nur aufzeigen, dass es weder um Tschetschenien gehen sollte, noch um Schwule, sondern um die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen, die 'anders' sind.[/font]
Wobei das 'anders sein' ja bereits von Orwell adäquat literarisch auf den Punkt gebracht wurde.

Darum geht es aber im konkreten Fall überhaupt nicht. Der Stein des Anstoßes war die konkrete Darstellung im Camarilla Buch. Da geht es nicht um konstruierte Fälle von Verfolgung, sondern um einen konkreten Fall und die respektlose Darstellung desselben.

Es macht für mich keinen Unterschied, ob die Vampire, wenn sie eine Diät machen, dann nur Juden, katholische Nonnen, oder blonde Agnostikerinnen aussaugen.
Aber nur im ersteren Fall, würde der Aufschei gross sein. Ansonsten nicht.

Der Fall ist konstruiert und geht an der Realität des publizierten Materials vorbei, weil Vampire keine "Diät" machen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Berta Broken am 18.11.2018 | 05:40
Rofl, versteh ich das richtig, dass Menschen sich drüber empören, dass in einer Fantasywelt ein Konzentrationslager als strategisches Ablenkungsmanöver betrieben wird? Wie affig ist das denn? Also da fehlt doch offensichtlich die kognitive Kapazität, um zwischen einer Fantasywelt und einem historischen/politischen Statement differenzieren zu können.

Man muss das ganze eben einfach nur seinem Kontext entreisen, und in einen Kontext zwingen, in dem man sich selbst als moralisch erhaben Ausweisen kann, geiler Diskussions-Stil.

Irgendwo zwischen "Postkolonialismus" und falschverstandenem Feminismus, Menschen, die glauben sich anhand ihrer seichten "moralischen Überlegenheit" wichtig machen zu müssen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 18.11.2018 | 06:16
Rofl

Okay, Lachen ist vielleicht jetzt nicht die erwartbarste Reaktion auf ein solches Thema.

Versteh ich das richtig, dass Menschen sich drüber empören, dass in einer Fantasywelt ein Konzentrationslager als strategisches Ablenkungsmanöver betrieben wird? Wie affig ist das denn? Also da fehlt doch offensichtlich die kognitive Kapazität, um zwischen einer Fantasywelt und einem historischen/politischen Statement differenzieren zu können.

Die "Welt der Dunkelheit" ist ja eben keine "Fantasywelt". Sie entspricht exakt der Realität, angereichert mit phantastischen (Horror-)Elementen. Und man kann sich, selbst wenn sie zu 100% "Fantasy" wäre, über die Darstellung bestimmter Themen in diesen Kunstwerken empören. Nämlich dann, wenn die Darstellung gedankenlos mit realen Geschehnissen umgeht. Ein Beispiel – und Vorsicht, das ist ein heftiges – gehen wir davon aus, nur rein hyptothetisch, ein naher Verwandter oder Freund erkrankt an Krebs und stirbt daran. Und dann seht ihr einen Spielfilm, in dem es darum geht, dass Krebserkrankungen eine Verschwörung sind: Krebs wird als eine reine Erfindung dargestellt. Niemand stirbt wirklich daran. Stattdessen stellt die Regierung falsche Krebsleichen her, die angeblichen Krebsopfer leben vollkommen gesund woanders. Würdest du diesen Film schauen können ohne unweigerlich an deinen an Krebs gestorbenen Angehörigen zu denken? Würdest du den Plot dieses Films nicht als dümmlich, aufgesetzt und pietätlos empfinden?

Genau darum geht es bei dieser Empörung: Es wird ein respektvoller Umgang mit den Opfern realer Verfolgung eingefordert. Und der fand bei der Instrumentalisierung von Homosexuellen-Folterlagern als schnöder Fantasy-Vampirplot eben nicht statt. Menschen, die selbst Opfer von Diskriminierung wurden, Angehörige von solchen sind oder einfach nur ein gutes Maß an Empathie besitzen, können sich da rein versetzen, in diese Opfer. Und die können eben darauf aufmerksam machen, dass man doch bitte deren Schicksale nicht in bräsiger Vampirfiktion verarbeitet.

Folgt man deinem Argument, dann könnte man ja gleich sagen, wenn man "The Man in the High Castle" guckt, darf man von den Methoden der nationalsozialistischen und japanisch-imperialen Besatzer (Gaskammern, öffentliche Erschießungen, Krematorien für Behinderte) nicht abgestoßen sein. Sind ja nur "fiktive Nazis".  :q

Deshalb: Da geht es bei den meisten Kritikern von White Wolf in dieser Sache auch gar nicht um die Unterstellung einer politischen Agenda. Da geht es einfach darum, dass man doch Rücksicht auf die Befindlichkeit seiner Mitmenschen nehmen soll, die reales Leid erfahren haben. Darf man ja auch. Ist freie Meinungsäußerung.

Insofern ist es vielleicht auch nicht die beste Idee, nur so als Tipp, wenn man Leute dafür kritisiert, dass sie sich beleidigt fühlen und im selben Atemzug... Leute beleidigt. Also ihnen bestimmte kognitive Fähigkeiten abspricht. Und dann selbst noch "Feminismus" oder "Postkolonialismus" ins Spiel bringt, die mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun haben... schließlich geht es hier um Hassverbrechen aus Homophobie.

Ich verstehe dich da doch richtig, oder, Berta Broken?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Shadom am 18.11.2018 | 07:17
Vergessen wir mal kurz "Empörung" und "Zensur" als Thema.


Was bleibt übrig?
Da gibt es eine kleine Firma, die einer großen gehört.
Die kleine Firma bringt eine Produktreihe auf den Markt.
Auch wenn diese gewissen Anklang findet, ist die damit verbundene PR sehr negativ und könnte den Erfolg von wichtigeren Produkten der großen Firma schädigen.
Die große Firma sieht sich das eine Zeit lang an. Das Problem veschärft sich.
Als Konsequenz stellt die große Firma das Produkt ein bzw. heuert von nun an externe an, um weitere potentielle PR damit auch auszulagern.


Wer genau ist hier über was verwirrt? Das sind ganz normale Abläufe. Paradox hat vernünftig reagiert.


Dass Vampire 5th sogar polarisieren WILL wurde schon lange vor dem Erscheinen des GRW angekündigt. Jetzt kommt die Quittung.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Berta Broken am 18.11.2018 | 08:00
Okay, Lachen ist vielleicht jetzt nicht die erwartbarste Reaktion auf ein solches Thema.

Wie konnte ich nur. Sorry, ich werde nacher zum Ausgleich nach Buchenwald fahren, um mich mal wieder so richtig schuldig zu fühlen.

Zitat
Die "Welt der Dunkelheit" ist ja eben keine "Fantasywelt". Sie entspricht exakt der Realität, angereichert mit phantastischen (Horror-)Elementen.
QED. ROFL.

Zitat
Und man kann sich, selbst wenn sie zu 100% "Fantasy" wäre, über die Darstellung bestimmter Themen in diesen Kunstwerken empören.
Manche Empörung ist halt gerechtfertigt und andere nicht. GMV und so. Warum empört sich wohl niemand darüber, dass Caesar in Asterix und Obelix nicht tausende Menschen aus den eigenen Reihen für konstruktiv angebrachte Kritik hinrichten lässt? Stattdessen ist er ein bedachter, ruhiger, ja quasi freundlich-verständnisvoller Zeitgenosse. Eine furchtbare Verherrlichung, oder?

Zitat
Nämlich dann, wenn die Darstellung gedankenlos mit realen Geschehnissen umgeht. Ein Beispiel – und Vorsicht, das ist ein heftiges – gehen wir davon aus, nur rein hyptothetisch, ein naher Verwandter oder Freund erkrankt an Krebs und stirbt daran. Und dann seht ihr einen Spielfilm, in dem es darum geht, dass Krebserkrankungen eine Verschwörung sind: Krebs wird als eine reine Erfindung dargestellt.
Wo ist das Problem? Ich kann damit leben, dass das als Prämisse in einem Spielfilm gesetzt wird. Das ist doch wie mit den klassischen Witzen über Lepra und Totgeburten.

Zitat
Niemand stirbt wirklich daran. Stattdessen stellt die Regierung falsche Krebsleichen her, die angeblichen Krebsopfer leben vollkommen gesund woanders. Würdest du diesen Film schauen können ohne unweigerlich an deinen an Krebs gestorbenen Angehörigen zu denken?
Nein, aber ist es die Schuld des Filmemachers, dass ich assoziative Erinnerungen damit verbinde? Dürfen keine Actionfilme mehr produziert werden, weil sie Menschen mit Kriegstrauma an ihre Vergangenheit erinnern?

Zitat
Würdest du den Plot dieses Films nicht als dümmlich, aufgesetzt und pietätlos empfinden?
Ich kann mir vorstellen, dass man mit der Prämisse nen guten Plot bauen kann. Selbst Iron Sky hat es geschafft mit "Nazis hinter dem Mond" einen unterhaltsamen Plot zu konstruieren. Und was "dümmlich" angeht: Ich halte Transformers für den Gipfel an Dümmlichkeit, aber das bedeutet nicht, dass ich mich moralisch drüber empöre, sondern nur, dass ich den Film ziemlich flach finde. Das rechtfertigt noch lange nicht den Rauswurf von Michael Bay.

Ein anderes Thema wäre es, wenn das als Dokumentation verkauft würde. Aber den Unterschied zwischen einer Dokumentation und einem Spielfilm kennst du vermutlich.

Zitat
Genau darum geht es bei dieser Empörung: Es wird ein respektvoller Umgang mit den Opfern realer Verfolgung eingefordert.
Und wie sich anhand der obigen Argumentation ergibt: Diese Erwartung ist eine, die mir anmaßend oder überheblich scheint, denn sonst müsste hier auch die Empörung über Asterix und Obelix triggern.

Zitat
Menschen, die selbst Opfer von Diskriminierung wurden, Angehörige von solchen sind oder einfach nur ein gutes Maß an Empathie besitzen, können sich da rein versetzen, in diese Opfer. Und die können eben darauf aufmerksam machen, dass man doch bitte deren Schicksale nicht in bräsiger Vampirfiktion verarbeitet.

Ja, die religiöse Kirche kann auch drauf aufmerksam machen, dass ihre Befindlichkeiten durch die Komödie "Dogma" eher negativ sind. Aber warum sollte man sich drum scheren? Es gibt auch Leute, die von Pornographie echt angekotzt sind (siehe Sen-Paradoxon: Wir büßen ein Mindestmaß an Liberalismus ein, wenn wir uns zum Sklaven deiner Befindlichkeiten machen).

Zitat
Folgt man deinem Argument, dann könnte man ja gleich sagen, wenn man "The Man in the High Castle" guckt, darf man von den Methoden der nationalsozialistischen und japanisch-imperialen Besatzer (Gaskammern, öffentliche Erschießungen, Krematorien für Behinderte) nicht abgestoßen sein. Sind ja nur "fiktive Nazis".  :q

Du verwechselst hier wieder ästhetisches Empfinden mit moralischem Empfinden. Klar, hat es eine moralische Komponente, wenn man in Unterhaltungsmedien Gewalt abstoßend findet. Aber das ist halt kein moralisches Argument gegen die Medien.
Man darf sich fühlen wie man will, von mir aus kannst du es dir auf Full Metal Jacket besorgen, und bei der Gummibärchenbande flennen, es hat für mich keinerlei moralische Implikationen über die Medien.

Zitat
Deshalb: Da geht es bei den meisten Kritikern von White Wolf in dieser Sache auch gar nicht um die Unterstellung einer politischen Agenda. Da geht es einfach darum, dass man doch Rücksicht auf die Befindlichkeit seiner Mitmenschen nehmen soll, die reales Leid erfahren haben. Darf man ja auch. Ist freie Meinungsäußerung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Paradox_des_Liberalismus
Wie gehabt, dieser Befindlichkeitsquatsch ist nicht mit freiheitlichen Werten vereinbar.

Zitat
Insofern ist es vielleicht auch nicht die beste Idee, nur so als Tipp, wenn man Leute dafür kritisiert, dass sie sich beleidigt fühlen und im selben Atemzug... Leute beleidigt.

Natürlich kritisiere ich Leute dafür, dass sie sich von Dingen beleidigt fühlen, die an den Haaren herbeigezogen sind. Falls du dich von meiner Art beleidigt fühlst, darfst du das natürlich gerne tun, solange du nicht erwartest, dass es mich nennenswert tangiert.

Zitat
Also ihnen bestimmte kognitive Fähigkeiten abspricht. Und dann selbst noch "Feminismus" oder "Postkolonialismus" ins Spiel bringt, die mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun haben... schließlich geht es hier um Hassverbrechen aus Homophobie.
Nein, es geht nicht um Hassverbrechen, es geht um die DARSTELLUNG VON HASSVERBRECHEN in UNTERHALTUNGSMEDIEN. (Man möge das bitte als Zornhau'schen Ausfall verstehen)

Zitat
Ich verstehe dich da doch richtig, oder, Berta Broken?
Ich weiss nicht, also ich hab das Gefühl, dass du verstehst was ich schreibe, aber echt komische Schlüsse draus ziehst.


Vergessen wir mal kurz "Empörung" und "Zensur" als Thema.


Was bleibt übrig?
Da gibt es eine kleine Firma, die einer großen gehört.
Die kleine Firma bringt eine Produktreihe auf den Markt.
Auch wenn diese gewissen Anklang findet, ist die damit verbundene PR sehr negativ und könnte den Erfolg von wichtigeren Produkten der großen Firma schädigen.
Die große Firma sieht sich das eine Zeit lang an. Das Problem veschärft sich.
Als Konsequenz stellt die große Firma das Produkt ein bzw. heuert von nun an externe an, um weitere potentielle PR damit auch auszulagern.


Wer genau ist hier über was verwirrt? Das sind ganz normale Abläufe. Paradox hat vernünftig reagiert.

Nehmen wir mal an, es gäbe genau eine Zeitung "True News", die über den Klimawandel berichten würde, während alle anderen Medien "alternative Fakten" oder christliches Gesülze a la "Die Welt ist eine Scheibe und Gott hat uns lieb" schreiben würden.
Nehmen wir an, "True News" würde einen gewissen Anklang finden, aber auch für viel Empörung in der breiten Gesellschaft sorgen. Schließlich wollen die Leute nichts von einem Klimawandel hören.
Daraufhin beschließt der Mutterkonzern von "True News", alle Schreiber von "True News" zu feuern, weil sie "über den Klimawandel berichtet haben".

Na, ist doch ganz normal, oder?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Rhylthar am 18.11.2018 | 08:04
Wie konnte ich nur. Sorry, ich werde nacher zum Ausgleich nach Buchenwald fahren, um mich mal wieder so richtig schuldig zu fühlen.
Den halten wir mal fest, damit keiner behaupten kann, er hätte sowas nicht gesagt.

Ansonsten endlich mal wieder jemand auf meiner Ignore-Liste.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Berta Broken am 18.11.2018 | 08:13
Den halten wir mal fest, damit keiner behaupten kann, er hätte sowas nicht gesagt.

Ansonsten endlich mal wieder jemand auf meiner Ignore-Liste.

Kannst du bitte aufhören, auf mich im maskulinen Genus zu referieren? Ich identifiziere mich weder als Mann noch als Kampfhubschrauber und das verletzt meine Befindlichkeiten.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: 6 am 18.11.2018 | 08:39
Und jetzt lassen wir mal das gegenseitige Eskalieren und kommen zurück zu einer Diskussion.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 18.11.2018 | 08:42
Kannst du bitte aufhören, auf mich im maskulinen Genus zu referieren? Ich identifiziere mich weder als Mann noch als Kampfhubschrauber und das verletzt meine Befindlichkeiten.

Goodbye.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: KhornedBeef am 18.11.2018 | 08:47
Bin am Handy darum kurz.
Berta Broken gibt sich sogar aus meiner Perspektive Mühe, Leute gegen sich aufzubringen. Aber ich mache es manchmal auch so, also Glashaus, Steine. Die Argumentation dahinter ist aber nicht so abwegig. Ich würde in diesem Fall einwenden, dass das Problem bei tagesaktuellen Menschheitsschanden liegt. Caesar und hitler sind halt lange tot. Aber das ist ein eher realpolitisches Argumentation, kein rationales.
Wenn ich den Holocaust leugnete könnte ich verstehen dass man mich feuert. Wenn ich ihn Vampire in die Schuhe schöbe, ....maybe, kommt auf den Kontext an? Reflexe sind da jedenfalls schlecht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 18.11.2018 | 08:54
Das ganze hat ja im Prinzip zwei Aspekte, die man diskutieren kann:

1.) Was bedeutet das für die Zukunft der WoD, und in einem gewissen Rahmen auch für das Hobby Rollenspiele insgesamt? Das ist ein Thema, das auch hier ins Forum gehört.

2.) Für wie angemessen oder unangemessen man den Shitstorm und die Folgen hält. Das dürfte tiefstes SC-Territorium sein.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 18.11.2018 | 08:59
Wer genau ist hier über was verwirrt? Das sind ganz normale Abläufe. Paradox hat vernünftig reagiert.

Ich vermute mal die Art, wie das ganze zustande gekommen ist. Ich hab mal versucht, der "Diskussion" auf Facebook zu folgen. Ungefähr die Hälfte dessen, was da von Seiten der WW-Kritiker kommt wäre hierzulande als Beleidigung, Nötigung und/oder Hate Speech justiziabel.

Ich meine, die Kritik ist ja berechtigt, aber...

Ich lass das Thema lieber, bevor ich mich jetzt in Rage schreibe.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 18.11.2018 | 09:01
WW hat sich so einige Fehler geleistet.

Im Vorfeld gab es ja schon diverse Kontroversen selbst um die Pre-Alpha. Und jetzt kommen diese Bücher.


Das Camarilla-Buch mit der Tschetschenienstelle, ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich es sogar überlesen, weil es so trivialisiert wird. Ich habe da auch nicht den direkten Bezug zu. Wir reden hier aber von aktuellen politischen Ereignissen. Auf der einen Seite werden Täter quasi in Schutz genommen und auf der anderen Seite das Ganze abgetan - "Folter, Verschleppungen etc, das ist gar nicht der Punkt , der Punkt ist... "Täter= Vampire, nicht die Menschen und

Das war ein markanter Fehler. Und dann kommt noch der Pädophilenchat aus dem Anarchenbuch.

Um es mal kurz zusammenzufassen: Einige Chatter schreiben darüber Kindern Blut zu geben um sie ruhig zu stellen, wie viel Blut man von Babies und Kleinkindern nehmen kann - im Sinne gegenseitiger Ratschläge und Erfahrungen, es wird ein Satz in den Raum geworfen "Kann man seine Kinder zu sehr lieben?" in eindeutigen Kontext, der so nur als Missbrauch verstanden werden kann, und wenn sich jemand offizielles vor der Tür befindet, wird der umgebracht, und das ganze mit "parent of the year" bejubelt.

Die größten Sorgen in dem Kontext sind die Maskerade und die Camarilla. Ich habe noch nicht mal Kinder, aber ich muss gestehen der Passus widert mich etwas an. Ich will also auch nicht wissen, wie sich sowas für Betroffene anfühlt.

WW ist hier schlicht unsensibel. Man kann drüber streiten, aber selbst im Wraith Buch zur Shoah  waren sie sensibler. Ein dutzendfaches. Die ersten Worte "never again", dazu Einleitungstexte und Klarstellungen in ordentlichem Umfang. Und: Sie haben dem Thema ein ganzes Buch gewidmet und es nicht "nebenher" erledigt.


Um es mal  etwas platt zu formulieren: Wer in den Ventilator kackt brauch sich über die Folgen nicht zu wundern. WW hat das selbst zu verantworten.

Soweit ich das ganze verstanden habe wird WW selbst nichts mehr publizieren. Die machen ihre Events und verkaufen Lizenzen - ob das besser oder schlechter ist, sei dahingestellt.

Die Frage ist, wer will dieses Eisen in nächster Zeit anfassen. WIr haben hier eigentlich eine echt starke Marke. Die hat zumindest erstmal an Wert verloren.  Sowas dürfte einige abschrecken. Anderen widerum egal sein. Ich kann mir vorstellen, dass die WoD weiter geht. Das Interesse ist da. Aber ich schätze - hoffe - die nächsten Produkte werden seichter.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 18.11.2018 | 09:06
Wenn ich den Holocaust leugnete könnte ich verstehen dass man mich feuert. Wenn ich ihn Vampire in die Schuhe schöbe, ....maybe, kommt auf den Kontext an? Reflexe sind da jedenfalls schlecht.

Das Problem ist, dass eben die realen Ereignisse als von den Vampiren als Ablenkung inszeniert dargestellt werden. Wenn WW früher auf reale Ereignisse Bezug genommen hat, wie eben die Shoa, dann immer in der Form, dass die Vampire da nur Trittbrettfahrer waren, die halt die Gelegenheit genutzt haben. Da waren immer noch die Menschen die verantwortlichen Täter.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Supersöldner am 18.11.2018 | 09:37
Nein die Magier ?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Viral am 18.11.2018 | 09:44
Ich persönlich bin gegen Zensur. Auch hat jeder sein Recht auf schlechten oder obskuren Geschmack.

Allerdings sollte ausgerechnet WW wissen, wie man mit grenzwertigen Theman umgeht. Dass es für einen "Mutterkonzern" im medialen Bereich es problematisch ist, wenn eine Marke statt mit positiver PR hauptsächlich mit negativer PR auffällt, sollte nachvollziehbar  sein. Dass nachdem sogar nach dem letzten Shitstorm auch angekündigt wurde, genauer drauf zu schauen und es trotzdem nicht funktioniert hat, ist dann auch problematisch. Dass dann der "Mutterkonzern" den Stecker zieht ist dann nur nachvollziehbar.

Müssten Sie es tun, vermutlich nicht. Aber aus wirtschaftlicher Sicht blieb ihnen da kaum eine andere Wahl. Wäre es nicht WW gewesen, sondern irgend ein Indie-Projekt hätte es vermutlich auch nicht so einen Shitstorm gegeben. Allerdings sind mir keine Indieprojekte bekannt, die in die Richtung mit grenzwertigen Themen spielen - aber ich bin da auch sehr informiert...

Wenn sie die IP weiterführen, wird das nächste Vampire ziemlich gestreamlined ;)

Zu guter letzt:
Über schlechten Geschmack lässt natürlich vortrefflich streiten. Insofern ist zu erwarten, dass der Thread hier etwas Konfliktpotential hat.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Crimson King am 18.11.2018 | 10:11
Ich persönlich bin gegen Zensur. Auch hat jeder sein Recht auf schlechten oder obskuren Geschmack.

Das ist keine Zensur. Niemand hat irgendwem verboten, irgendwas zu schreiben. Man muss dafür halt einen Verlag finden oder selbst gründen, in dessen Agenda die Inhalte rein passen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Edvard Elch am 18.11.2018 | 10:15
Das ist keine Zensur. Niemand hat irgendwem verboten, irgendwas zu schreiben. Man muss dafür halt einen Verlag finden oder selbst gründen, in dessen Agenda die Inhalte rein passen.

Genau. Die Sachen waren ja sogar veröffentlicht. Man konnte die kaufen. Dann haben Leute den Konzern darauf hingewiesen, dass das, was sie da veröffentlicht haben, Mist ist, woraufhin der Konzern gesagt hat "Oh, ja, stimmt. Wir nehmen das erst mal aus dem Programm und entfernen den Mist".
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 18.11.2018 | 10:16
Pressekonferenz in Moskau steht bevor (http://nsn.fm/press-center/kto-poselil-v-chechne-vampirov.html)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Supersöldner am 18.11.2018 | 10:18
warum Grade dort ?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 18.11.2018 | 10:18
Mit Verlaub - mein russisch ist etwas dürftig.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 18.11.2018 | 10:33
warum Grade dort ?

Weil Tschetschenien eine autonome Republik in Russland ist. Und weil Tschetschenien rechtliche Schritte gegen WW bzw. deren Vertriebspartner einleiten will, wegen des Tschetschenien-Kapitels im Camarilla Buch. Das Land fühlt sich nämlich durch die Darstellung einer "angeblichen" (deren Wort, nicht meins) Verfolgung von LGTBQI+ in Tschetschenien verunglimpft. Ziel ist es, den Namen des Autors des betreffenden Abschnitts zu erfahren. Damit man gegen ihn vorgehen kann. Die undurchdachte Geschichte hat also nun Konsequenzen über den RPG Bereich hinaus. Das Tragische an der Sache: Weil es ein RPG Buch ist, in dem fiktive Vampire behandelt werden, kann das Regime in Tschetschenien jetzt behaupten, die Verfolgung von Schwulen ist genauso erfunden.

Mit Verlaub - mein russisch ist etwas dürftig.

Tipp: Chrome übersetzt Dir Seiten. Und das gar nicht mal schlecht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 18.11.2018 | 10:34
Mit Verlaub - mein russisch ist etwas dürftig.

Oh, sorry. Chrome macht da Autotranslate. Bei mir allerdings auf englisch.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 18.11.2018 | 10:41
Danke für den Tipp, bei mir sogar auf Deutsch XD


Ok, die Prüfen noch ob sie Rechtsmittel nutzen. Tja, damit wird dann aus der Medienmanipulation im RPG eine im RL
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Berta Broken am 18.11.2018 | 10:48
naja über "Künstlerische Freiheit" ist ja so gut wie alles irgendwie erlaubt und legal, da werden die rechtlich wenig machen können, aber daß das gleich so  hohe Wellen schlägt? krass

Nunja, wie man an einigen Beiträgen auch hier im Forum, wo man eine gewisse Intelligenz eigentlich erwarten sollte, sieht, würden so einige doch gerne aufgrund ihrer Befindlichkeiten diese Art von "künstlerischer Freiheit" den Flammen übergeben.

Krass? WW hat Grenzen überschritten und sich nicht um die Konsequenzen gekümmert. Das ist das Ergebnis davon.

Zitat
Genau darum geht es bei dieser Empörung: Es wird ein respektvoller Umgang mit den Opfern realer Verfolgung eingefordert.


Garnicht damit zusammenhängend:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_Charlie_Hebdo
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 18.11.2018 | 10:53
Als WW Mitarbeiter würde ich zumindest Tschetschenien/Russland in nächster Zeit lieber meiden...

Hm, ich hab irgendwo einen Kommentar gelesen, dass der Autor des Abschnitts wohl jemand ist, der aus der Region stammt (und eine etwas unglückliche Form gewählt hat, auf das Thema aufmerksam zu machen). Ist aber reines Hörensagen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Odium am 18.11.2018 | 10:57
Nunja, wie man an einigen Beiträgen auch hier im Forum, wo man eine gewisse Intelligenz eigentlich erwarten sollte, sieht, würden so einige doch gerne aufgrund ihrer Befindlichkeiten diese Art von "künstlerischer Freiheit" den Flammen übergeben.


Garnicht damit zusammenhängend:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_Charlie_Hebdo
wtf?
Ein paar Nummern kleiner gings nicht, was?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 18.11.2018 | 10:58
Hm, ich hab irgendwo einen Kommentar gelesen, dass der Autor des Abschnitts wohl jemand ist, der aus der Region stammt (und eine etwas unglückliche Form gewählt hat, auf das Thema aufmerksam zu machen). Ist aber reines Hörensagen.
Hab ich auch schon gehört - ob das stimmt - kA.


Aber in der Präsentationsform ist das auch tatsächlich irrelevant.  Die Person würde ich vielleicht noch fragen, ob sie ganz bei Trost ist. Aber das dann zu veröffentlichen....

Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Barbara am 18.11.2018 | 11:10
Ich schließe diesen Thread vorübergehend, da er er auf eine politische Ebene ohne Rollenspielbezug abdriftet und eskaliert.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Timberwere am 18.11.2018 | 14:40
Ich öffne den Thread jetzt wieder, werde aber jetzt die Postings ohne direkten Rollenspielbezug in das Speakers Corner-Archiv verschieben.
Ich fordere alle Diskutanten zur Sachlichkeit auf sowie dazu, beim Rollenspielbezug zu bleiben!
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Supersöldner am 18.11.2018 | 14:40
ich hoffe ja das ganze Chaos beeinflusst nicht das Werwolf PC Spiel.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 18.11.2018 | 16:14
Wie konnte ich nur. Sorry, ich werde nacher zum Ausgleich nach Buchenwald fahren, um mich mal wieder so richtig schuldig zu fühlen.

Hab ich irgendwo gesagt, du sollst dich für irgendwas schuldig fühlen?
Habe ich nicht, wir diskutieren hier doch nur. Ziel: Erkenntnisgewinn. Da gibt es keine gegenseitigen Schuldzuweisungen.

Es denn natürlich ich habe dir (ich bleibe beim "Du" und rede nicht mehr in der dritten Person über dich oder eben unter Verwendung deines Nicks. Du hast ja klar gemacht, dass wir dich nicht "Er"-zen sollen. Wie magst du sonst angesprochen werden? Gerne per PM...) irgendwie das Gefühl gegeben, dass du von mir herabgewürdigt wirst (ich hab das im Gegenzug, bei Betrachtung deiner Beiträge, zum Teil schon, aber ich schiebe das auf die fehlende non-verbale Kommunikationsebene).

Ich schreibe alle meine Posts ohne die Absicht, jemanden zu beleidigen. Lies also die Posts von mir bitte unter dem Gesichtspunkt einer wohlwollenden Diskussionsbereitschaft. Die bringen wir doch wohl alle mit. 

Da die Moderation uns angewiesen hat, bitte beim Thema Vampire zu bleiben und nicht auf Dinge wie "Kunstfreiheit allgemein" einzugehen, mache ich das jetzt auch nicht. Daher müssen einige deiner Argumente ohne eine Replik meinerseits bleiben. Ich lass dir nur mal einen Link da, um zu zeigen, wie strittig das Thema ist, gerade wenn Persönlichkeitsrechte dazukommen: Kunstfreiheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstfreiheit). Und: Keiner zieht hier ernsthaft die Kunstfreiheit in Zweifel.

Zu deinen Einlassungen, in deinem Diskussionskultur-Thread (und das muss ich vorwegschicken, damit wir über das fiktionale Produkt "Vampire" überhaupt diskutieren können): Ich denke es gab hier ein Missverständnis. Wir haben beide (fälschlicherweise) angenommen, dass wir dieselbe Definition von "Fantasy" und "Phantastik" haben. In deiner sind die synonym austauschbar. In meiner nicht. Ich stütze mich auf eine (in der Szene recht verbreitete) Definition, nach der Fantasy (https://de.wikipedia.org/wiki/Fantasy) ein Untergenre der Phantastik (https://de.wikipedia.org/wiki/Phantastik) ist. Meine Definition ist da maximalistisch, also nicht die von Todorov (siehe Link).

Horrorelemente sind eben auch "phantastische Elemente" insofern sie eine übernatürliche Komponente haben. Im Englischen sind die Begriffe "Phantastik" und "Fantasy" übrigens zugegebenermaßen relativ deckungsgleich (mich korrigieren, wenn ich mich irre). "Vampire" wäre demnach Contemporary Fantasy (https://en.wikipedia.org/wiki/Contemporary_fantasy). Dieser Fantasystilrichtung ist es aber nun einmal ganz wichtig, dass die Konsensrealität (Consensus Reality) als solche zu erkennen bleibt. Statt viel eigenes World-Building zu betreiben, stützt sich solche Fantasy zum Großteil auf die realweltlichen Gegebenheiten und reichert nur mit verfremdenden Elementen an (In der WoD: Monster existieren).

Außerdem kommen wir mit einer allzu breiten Fiction/Non-Fiction-Trennung ja auch nicht weiter in dieser Frage: Es geht immer auch ein bisschen ums "Wie". Man kann nicht ohne Stirnrunzeln hervorzurufen in jedem Rollenspiel alles erzählen. Viele Elemente aus "Golden Sky Stories" passen nicht in die Welt von "Cthulhu", viele aus "Shadowrun" nicht in die Welt von "DSA". Klar, auch solche Stilmixe gibt es, aber sie werden als solche ausgezeichnet.

Letztlich verletzt "Vampire" mit seinem Writing an dieser Stelle diesen Anspruch auf Consensus Reality ein stückweit. Wenigstens aus der Perspektive einer großen Gruppe von Menschen, die alle ein Recht auf ihre Meinung haben. Weil sie eben direkt von eben dieser ganz echten und ganz und gar passierenden Realität betroffen sind. Bei "Vampire" haben sie das getan, der Verlag hat ihnen Recht gegeben und Konsequenzen daraus gezogen. Er hätte sich auch dagegen entscheiden können.

Ob der Tonfall, mit dem einige Kritiker ihre Kritik vorgetragen haben, jetzt der Richtige war oder nicht... das ist eine ganz neue Frage. Selbst wenn jemand sich beim Kritisieren wie das letzte A****loch verhält, muss das, was er kritisiert nicht automatisch falsch sein. Und das seine Empörung und seine Kritik gehört wird, das kann auch in unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung jeder für sich einfordern. Er muss eben nur damit rechnen auch Widerspruch ernten zu können. Das Recht forderst du für dich ja auch ein, Berta Broken.

Ansonsten: Was Murder-of-Crows sagt.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Fimbul am 18.11.2018 | 16:42
Ich kenne die beanstandete Textpassage nur als folgendes Sekundärzitat. Dem Vernehmen nach handelt es sich um Rollenrede, d.h. die Schilderung erfolgt aus der Perspektive eines Vampirs:

Zitat
“The recurring international controversy over the persecution of homosexuals is a clever media manipulation designed to keep the focus on Sharia law, away from the true inner workings of the republic. While homosexuals are indeed held in detention facilities for days, and humiliated, starved, tortured, and eventually fed upon and killed, this is not the point. The point is to distract from the truth of what Chechnya has become. That said, even among the Kindred any kind of ‚homosexual behavior‘ is punished harshly.“

Quelle: https://rainbo.co.uk/article/169

Es wird dabei doch keineswegs geleugnet, dass die internierten Homosexuellen über Tage hinweg gedemütigt, ausgehungert, gefoltert und schließlich getötet werden. Statt realen homophoben Menschen, die die Angelegenheit unter den Teppich kehren wollen (Dementi aus Russland), sind die Hintermänner in obiger Version fiktive homophobe Vampire, die es an die Öffentlichkeit durchsickern lassen, um damit von anderen Dingen abzulenken.

In beiden Fällen ist Homophobie letztlich Auslöser für die Taten. Nur dass es die fiktiven Vampire nicht gibt und demnach der reale Autor der Spielhilfe die Vorgänge einer breiteren Öffentlichkeit zur Kenntnis bringt. Damit wird also nicht von fiktiven Verschwörungen abgelenkt, sondern auf reale Vorgänge aufmerksam gemacht.

Ist das nun geschmackloser Voyeurismus oder subversiver Feueralarm? Darüber kann man sicherlich gespaltener Meinung sein, aber mehr Sachlichkeit würde der Diskussion gut tun.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 18.11.2018 | 16:44
Ist das nun geschmackloser Voyeurismus oder subversiver Feueralarm? Darüber kann man sicherlich gespaltener Meinung sein, aber mehr Sachlichkeit würde der Diskussion gut tun.
Was findest du an der Diskussion hier im Tanelorn unsachlich?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: YY am 18.11.2018 | 16:54
Da geht es wohl auch eher um die "öffentliche" Diskussion - aber der Käse ist schon längst gegessen. Man kann sich jetzt höchstens noch drüber unterhalten, was man auf beiden Seiten in ähnlichen Fällen anders machen sollte, auch wenn das mMn nicht viel her gibt: Wenn man in Ruhe drüber nachdenkt, ist der Weg relativ klar, nur fällt das schwer, sobald die Emotionen erst mal hochkochen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 18.11.2018 | 17:10
Nur dass es die fiktiven Vampire nicht gibt [...]
Mir scheint das auch ein Stein des Anstoßes zu sein: Der Vampir als Symbol und Metapher.
Die Art und Weise der Darstellung von Vampiren - gerade in dem Abschnitt - ist für die WoD unüblich.
Vielleicht wird hier der Sonderweg der WoD deutlich, weil die übernatürlichen Kreaturen bisher kaum als Metaphern für die finstere Natur des Menschen gesehen wurden.

Hier (https://psychcentral.com/blog/how-to-avoid-being-drained-by-energy-vampires/) findet sich was zur Vampir-Metapher als Bild für emotionalen Missbrauch.
 
Und hier ist der originale Textabschnitt (https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/45642392_10156065148718379_3595455030586507264_n.jpg?_nc_cat=109&_nc_ht=scontent-frx5-1.xx&oh=a92a1b430278488fc4746fa8327f731f&oe=5C751698), um den es wohl geht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Fimbul am 18.11.2018 | 17:19
Was findest du an der Diskussion hier im Tanelorn unsachlich?

Wie YY ganz richtig vermutete, ging es mir weniger ums „Tanelorn“, sondern die allgemeine Aufregung im Vampire-Fandom.

Bezogen auf dieses Forum ist meine Lesart der inkriminierten Textstelle eine andere als jene, die Themenstarterin Mhaire in Beitrag #9 paraphrasiert:

Es stand drin, dass in der Region eine vampirische Splittergruppe unterwegs ist, die gerne wieder offen unter Menschen unterwegs sein und eine Terrorherrschaft herstellen will. Dabei nutzen sie als Ablenkung Berichte darüber, dass Homosexuelle verfolgt würden, um die wahren Geschehnisse zu verschleiern. Die Homosexuellen würden aber nur immer mal verhaftet und dann ein paar Tage festgehalten.

Da es derzeit tatsächlich Konzentrationslager und vor allem brutale Verfolgung von LGBTQIA+-Menschen in der Region gibt, fand das nicht jeder so richtig geschmackvoll. Angeblich sind die Texte dazu aber von jemandem, der aus der Region stammt und einfach nur wollte, dass das Thema international bekannter wird. Ich denke, damit hat man sich aber wohl einen Bärendienst erwiesen :(

So wie ich das verstehe, wird das Ausmaß der Taten nicht relativiert, indem die Homosexuellen nur für ein paar Tage festgehalten werden. Daher obiges Sekundärzitat, damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 18.11.2018 | 18:02
Ich kenne die beanstandete Textpassage nur als folgendes Sekundärzitat. Dem Vernehmen nach handelt es sich um Rollenrede, d.h. die Schilderung erfolgt aus der Perspektive eines Vampirs:
<snip>
Es wird dabei doch keineswegs geleugnet, dass die internierten Homosexuellen über Tage hinweg gedemütigt, ausgehungert, gefoltert und schließlich getötet werden. Statt realen homophoben Menschen, die die Angelegenheit unter den Teppich kehren wollen (Dementi aus Russland), sind die Hintermänner in obiger Version fiktive homophobe Vampire, die es an die Öffentlichkeit durchsickern lassen, um damit von anderen Dingen abzulenken.
Das klingt wirklich harmloser als was ich bisher hier im Thread gelesen habe.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Fimbul am 18.11.2018 | 20:10
Und hier ist der originale Textabschnitt (https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/45642392_10156065148718379_3595455030586507264_n.jpg?_nc_cat=109&_nc_ht=scontent-frx5-1.xx&oh=a92a1b430278488fc4746fa8327f731f&oe=5C751698), um den es wohl geht.

Vielen Dank für den Link! Die Passage endet mit dem Hinweis, dass gerettete Vampire (oder Menschen) wertvolle Verbündete sein könnten. Scheint mir ein impliziter Aufruf für Asyl zu sein. Dies bestärkt meiner Meinung nach die These, dass eine eigentlich wohlmeinende Autorenintention von den Rezipienten gehörig missverstanden wurde.


Mir scheint das auch ein Stein des Anstoßes zu sein: Der Vampir als Symbol und Metapher.
Die Art und Weise der Darstellung von Vampiren - gerade in dem Abschnitt - ist für die WoD unüblich.
Vielleicht wird hier der Sonderweg der WoD deutlich, weil die übernatürlichen Kreaturen bisher kaum als Metaphern für die finstere Natur des Menschen gesehen wurden.

Hier (https://psychcentral.com/blog/how-to-avoid-being-drained-by-energy-vampires/) findet sich was zur Vampir-Metapher als Bild für emotionalen Missbrauch.

Gut möglich. Bei der hier im Diskussionsverlauf erwähnten Passage zum Aderlass an Säuglingen hatten ja auch einige den Vergleich zu Pädophilie gezogen. Dass einige Vampire bestimmtes Blut bevorzugen (z.B. von Jungfrauen), ist ein altbekannter Topos. Sich an Kindern zu vergreifen, ist popkulturell zwar ein noch gravierenderer Tabubruch, aber im Endeffekt nur eine Aktualisierung der althergebrachten Ritualmordlegenden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ritualmordlegende

Die individuelle Schmerzgrenze ist da recht unterschiedlich; genauso wie die Sicht auf Vampire, wo das Spektrum bekanntlich von „Superheroes with Fangs“ bis zu „Date-Rape-Blutegeln“ reicht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: KhornedBeef am 18.11.2018 | 22:42
Wieder sehr geil, wie die Textstelle mal wieder viel harmloser ist als alles andere. Aber weil das Thema ja so schlimm ist, muss überall mit der größtmöglichen Kelle zugelangt werden.
Können wir das jetzt als SC abtrennen?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Berta Broken am 18.11.2018 | 23:21
Wieder sehr geil, wie die Textstelle mal wieder viel harmloser ist als alles andere. Aber weil das Thema ja so schlimm ist, muss überall mit der größtmöglichen Kelle zugelangt werden.
Können wir das jetzt als SC abtrennen?

Pass auf, mich stellt man für eine inhaltlich sehr ähnliche Position schon seit Stunden an den Pranger :D
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 18.11.2018 | 23:29
Da gibt es noch einen ziemlich interessanten Blogpost, der für mich zustimmenswürdig ist:

https://motherboard.vice.com/de/article/3kyaev/vampire-the-masquerade-v5-review-worum-es-geht (https://motherboard.vice.com/de/article/3kyaev/vampire-the-masquerade-v5-review-worum-es-geht)

Dagegen:
https://rakshazarer.wordpress.com/2018/07/28/bei-der-neuen-vampire-masquerade-edition-v5-gibt-es-viel-groessere-probleme-als-rassismus-und-sexismus/ (https://rakshazarer.wordpress.com/2018/07/28/bei-der-neuen-vampire-masquerade-edition-v5-gibt-es-viel-groessere-probleme-als-rassismus-und-sexismus/)

Fazit:
Ich sehe meine Vermutung bestätigt, dass sich hierbei auch um einen Glaubenskrieg, der davon handelt, was Vampire denn nun eigentlich sei. Den Coup von Vampire Anfang der 90er in Bezug auf "Für jeden ist etwas dabei", kann man kaum wiederholen. Nicht zuletzt, weil politische Themen im Internet-Zeitalter ganz anders funktionieren.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 18.11.2018 | 23:41
Pass auf, mich stellt man für eine inhaltlich sehr ähnliche Position schon seit Stunden an den Pranger :D

Erstmal, an den Pranger stellt dich niemand. Hier sagt keiner "Guck mal, Berta, Schande was Berta so tut! Bewerft sie mit argumentativen, faulen Eiern!"

Du hast dich mit deinem Buchenwald-Kommentar doch selbst in Schuldnerpose geworfen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 18.11.2018 | 23:47
Vielen Dank für den Link! Die Passage endet mit dem Hinweis, dass gerettete Vampire (oder Menschen) wertvolle Verbündete sein könnten. Scheint mir ein impliziter Aufruf für Asyl zu sein. Dies bestärkt meiner Meinung nach die These, dass eine eigentlich wohlmeinende Autorenintention von den Rezipienten gehörig missverstanden wurde.
[...]

Die individuelle Schmerzgrenze ist da recht unterschiedlich; genauso wie die Sicht auf Vampire, wo das Spektrum bekanntlich von „Superheroes with Fangs“ bis zu „Date-Rape-Blutegeln“ reicht.

Die Absicht mag eine gute gewesen sein, aber:
- is a clever media manipulation  (also gar nicht richtig wahr - oder zumindest nicht in dem Ausmaß)
-  that's not the point. The point is... ( also eigentlich total nebensächlich, wichtig ist nur...)
-  mal ohne Zitat: Vampires are in charge and the guilty - ( Also fiktive Täter - keine Echten - ja wenn das schon eine Erfindung ist...)


Es ist ein RollenSPIEL-Buch. Eben ein SPIEL. 


Individuelle Spielweisen sind ja eh ein Thema für sich - aber die sind halt in der Regel in den eigenen vier Wänden.


Mal ehrlich, mir tut das im Herzen weh. Bei den vorherigen Fehltritten die da aktuel liefen hab ich noch WW verteidigt. Aber es hört irgendwo auf. Ich bin ein echter Vampirefan. Ich spiele jetzt seit 15 Jahren VtM, es ist das bis heute bei mir meist gespielte und geleitete System.  Ich habe ich weiß nicht wieviele Stunden beim Life verbracht, mit Spielabenden bei Freunden etc. Ich müsste lügen wenn ich sagen soll wieviele Euros ich für Bücher ausgegeben habe - nach Möglichkeit original, sonst drivethru... Ich habe mich gefreut wie blöde auf V5.  War klar auch skeptisch, aber gefreut hab ich mich. Und jetzt sowas. 

Ich stimme zu, ein bisschen mehr Zurückhaltung hätte hier nicht geschadet. Einfach  die Vampire etwas neutraler sein lassen. Etwas das die Vampire im Großen und Ganzen früher waren. Da war der Konflikt eben einer zwischen Vampiren, ohne den Versuch jedes  Ereignis einzubauen. Ohnehin überflüssig.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Just_Flo am 19.11.2018 | 00:08
Das klingt wirklich harmloser als was ich bisher hier im Thread gelesen habe.

Wobei es für mich trotzdem immer noch nach einem bewussten starken Spiel mit dem Feuer klingt. Und dabei hat man sich schlichtweg einfach die Finger verbrannt. Warum? Weil man das Gespür für die vielfältigen Schattierungen und die Entsprechenden Kontexte verloren oder der Autor / Redakteur sie nicht erlernt hat.

Eigentlich ist es ja ganz einfach. Wenn ich die Erfahrung mache, dass ich mit bestimmten Stielmitteln oder Strategien regelmäßig einen Griff ins Klo lande, dann verwende ich diese möglichst sparsam und und beobachte besonders gut, wie diese von anderen Personen verwendet werden um herauszufinden, was sie anders machen und warum diese bei ihnen besser funktionieren. Man hätte ja sogar in der eigenen Vergangenheit nachschauen können.

Es gibt gekonnt und nicht gekonnt. Wenn dies und die Tatsache, dass man, wenn man etwas nicht kann dies lernen kann Hybris ist, dann ist dies halt so.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 19.11.2018 | 01:03
Wobei es für mich trotzdem immer noch nach einem bewussten starken Spiel mit dem Feuer klingt. Und dabei hat man sich schlichtweg einfach die Finger verbrannt. Warum? Weil man das Gespür für die vielfältigen Schattierungen und die Entsprechenden Kontexte verloren oder der Autor / Redakteur sie nicht erlernt hat.
Und weil sich die Welt geändert hat. Es gibt heute lautstarke Gruppen, die sich viel, viel früher über irgendwas aufregen, aber völlig unterschiedliche Standpunkte vertreten. Da kann man nicht mehr so einfach sagen, dass man die blöden 80% halt ignoriert, weil die eigene Szene irgendwie nicht mehr so stark in sich selbst verankert ist.¹

Würde heute jemand DSA anfangen, würden sofort einige wegen der Political Correctness rumjammern (und damit viel Gehör finden) und andere sich wegen Elfenbrüsten in Jugendliteratur beklagen (und damit viel Gehör finden). Und am Ende würde das Spiel deswegen wohl gestoppt, weil kaum jemand es so lange erträgt, öffentlichem Hass ausgesetzt zu sein.

¹: Außer bei der leider nicht ganz kleinen Gruppe von Leuten mit geschlossen rechten Weltbild. Aber die 6% (https://www.tagesspiegel.de/politik/mitte-studie-der-universitaet-leipzig-rechtsextreme-finden-in-der-afd-eine-heimat/13732582.html) die das heute sind, sind nur noch halb so viel wie 1980 (https://de.wikipedia.org/wiki/SINUS-Studie_zum_Rechtsextremismus). Auch wenn sie irgendwie viel stärker zu hören sind …
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Koronus am 19.11.2018 | 01:35
Da gibt es noch einen ziemlich interessanten Blogpost, der für mich zustimmenswürdig ist:

https://motherboard.vice.com/de/article/3kyaev/vampire-the-masquerade-v5-review-worum-es-geht (https://motherboard.vice.com/de/article/3kyaev/vampire-the-masquerade-v5-review-worum-es-geht)

Dagegen:
https://rakshazarer.wordpress.com/2018/07/28/bei-der-neuen-vampire-masquerade-edition-v5-gibt-es-viel-groessere-probleme-als-rassismus-und-sexismus/ (https://rakshazarer.wordpress.com/2018/07/28/bei-der-neuen-vampire-masquerade-edition-v5-gibt-es-viel-groessere-probleme-als-rassismus-und-sexismus/)

Fazit:
Ich sehe meine Vermutung bestätigt, dass sich hierbei auch um einen Glaubenskrieg, der davon handelt, was Vampire denn nun eigentlich sei. Den Coup von Vampire Anfang der 90er in Bezug auf "Für jeden ist etwas dabei", kann man kaum wiederholen. Nicht zuletzt, weil politische Themen im Internet-Zeitalter ganz anders funktionieren.
Nachdem ich durch den Blog aufmerksam gemacht wurde, dass WW mit V5 eigentlich das macht, was wir als Neulinge bereits eh machen, so finde ich es Schade, dass sie auf die Schnauze gefallen sind. Denn meiner Meinung nach ist diese Welt schon die Welt der Dunkelheit da ich mir selbst mit W20 wirklich die upgefucktheit vorstellen kann, wie es bitte noch schlimmer sein kann ohne das die Apokalypse bereits anklopft. Das einzige System wo ich es mir vorstellen kann ist Cyberpunk 2.0.2.0. und auch das sehe ich zum Teil bereits als Endzeit an da es meiner Meinung nach genau die Stimmung zeigt, die W20 fehlt um es fassen zu können nämlich Machen wir nochmal vor dem Ableben noch eine letzte große Party! V5 ermöglicht einen Wirklich meiner Meinung nach alles zu spielen. Vom Anti-Helden mit Fangzähnen zum leibhaftigen Monster.

TLDR Ich stimme WW zu das WoD eigentlich schon immer die Realität mit Vampiren war.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Issi am 19.11.2018 | 11:46
Wie lange war es denn schon auf dem Markt bevor es zurückgezogen wurde?
Wochen? Monate?
(Weiß das zufällig jemand?)

Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Jiba am 19.11.2018 | 11:56
Ich glaube tatsächlich nur ein paar Tage, oder? Höchstens zwei Wochen...
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 19.11.2018 | 12:03
Wie lange war es denn schon auf dem Markt bevor es zurückgezogen wurde?
Wochen? Monate?
(Weiß das zufällig jemand?)
Die Mail von Modiphius kam am 5. November. Sowohl die mit dem Link für die Vorbesteller als auch der Newsletter mit der Ankündigung für den Shop.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Issi am 19.11.2018 | 12:05
Ah Ok, vielen Dank!
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 19.11.2018 | 21:03
Das kam grade als Mail rein:
Zitat
Hi there,

To those of you who have been eagerly awaiting your Vampire: The Masquerade preorder shipments: we're writing to you today to inform you of the latest shipping estimates, and to apologise to you for the delays that you have been experiencing.

You may have seen that White Wolf released a statement last week concerning the Camarilla book. They have decided to pause production whilst a more detailed review of the material in both this and the Anarch supplement is conducted. We already know this will involve editing or removing some material and as a result will delay production of these two books and the slipcase (as it contains both books).

Previously the Anarch, Camarilla and slipcases were planned to ship in December but they will now ship late January. We are receiving the Vampire dice, notebook and Story Teller Screens this month, then Luxury editions in December and any shipments just waiting on these like the Neonate bundle will still ship in December.

The PDF’s of Camarilla and Anarch have been temporarily removed from sale until White Wolf conducts their review and once edited will be provided to customers and made available again.

Once again, our apologies for the delay, and thanks for your patience. We’ll keep you informed when shipping starts.

Chris Birch, Modiphius
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Fimbul am 19.11.2018 | 22:28
Die Absicht mag eine gute gewesen sein, aber:
- is a clever media manipulation  (also gar nicht richtig wahr - oder zumindest nicht in dem Ausmaß)
-  that's not the point. The point is... ( also eigentlich total nebensächlich, wichtig ist nur...)
-  mal ohne Zitat: Vampires are in charge and the guilty - ( Also fiktive Täter - keine Echten - ja wenn das schon eine Erfindung ist...)

- Die Vorgänge werden als geschickte Medienmanipulation, aber nicht als Fake-News dargestellt. Wenn ein Bühnenmagier mit einer Hand wedelt, um davon abzulenken, wie er mit der anderen Hand seine Taschenspielereien vollführt, dann bleibt das Handwedeln ja auch vollumfänglich real.

- Das ist tatsächlich nicht der Punkt und total nebensächlich, weil es sich um die Sicht einen Vampirs handelt und laut ihm sind die Homosexuellen eben nur Mittel zum Zweck. Der Punkt ist die Frage, ob es der Autor auch so sieht und allgemeiner, ob reales Leid für fiktionalen Nervenkitzel herhalten darf und wenn ja, wie man das umsetzt. Darauf wird es keine allgemeingültige Antwort geben, weil Geschmäcker und individuelle Schmerzgrenzen eben verschieden sind.

- Ob nun homophobe Menschen oder homophobe Ex-Menschen (Vampire) verantwortlich sind, ist zwar eine Grenzverschiebung, aber meiner Meinung nach erst dann wirklich problematisch, sofern impliziert wird, dass es die Verfolgungen ohne die blutsaugenden Hintermänner nicht gegeben hätte.

Wenn man im Rahmen von Fiktion für reale Geschehnisse Fabelwesen verantwortlich macht, wird dann Realität aufgeweicht oder das Übernatürliche glaubhafter? Beginnt wirklich jemand, an der Verfolgung von Homosexuellen zu zweifeln, weil in einem Gesellschaftsspiel Vampire dafür verantwortlich sein sollen? Oder beginnt er im Umkehrschluss vielleicht sogar an Vampire zu glauben, weil es die Verfolgung ja tatsächlich gibt? Verführt „Harry Potter“ die Kinder zum Okkultismus? Machen „Killerspiele“ aggressiv? Wie also wirkt Fiktion auf die Realität zurück?

An irgendwelche plumpen Wirkmechanismen glaube zumindest ich nicht.

Mich wundert einfach die Heftigkeit der Reaktionen (weniger hier als andernorts im Netz), aber vielleicht bin ich da einfach zu abgestumpft oder habe zu wenig Bezug zur "Welt der Dunkelheit".
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Der Läuterer am 19.11.2018 | 22:34
Zwei Tage nicht online und ich verpasse die beste Schlammschlacht seit Monaten.

In dem Morast können sich jetzt ja schon die Schweine suhlen.
Ich hoffe damit nicht die Gefühle von mitlesenden Moslems und Juden zu verletzen und entschuldige mich im Vorhinein schon mal bei allen Schweinen für den unangebrachten Vergleich (und je nach dem, wie man das jetzt liest, kann man das missverstehen oder auch nicht).

Meine Mutter ist an Krebs gestorben - eigentlich ist sie daran elendiglich zugrunde gegangen. Und das, was der Krebs nicht geschafft hat, wurde von der Chemo vollendet.

Fühle ich mich betroffen oder gekränkt, weil jemand so etwas hier als Beispiel nutzt? Nein.
Würde ich mir einen Film ansehen, der die Krankheit als Weltverschwörung behandelt? Ja.
Ich kann, so glaube ich zumindest, noch recht gut zw. Realität und Fiktion trennen.

Als bekennender Cthuluista stelle ich mir die Frage, was passieren würde, wenn Chaosium so etwas geschrieben hätte? Für Delta Green oder NOW.
Es würde mich nicht kümmern, weil ich (s.o.) noch recht gut zw. Realität und Fiktion trennen kann.

Was wäre wenn Chaosium den Laden dicht machen müsste, weil der Shitstorm ein Schwein durchs Dorf treibt und der Verlag vom RPG Markt gefegt würde?

Mir würde nicht eine Sekunde lang das Herz bluten und ich würde auch nicht rum jammern 'Oh nein. Jetzt wird die 13. Version des Core Rulebooks niemals rauskommen.'
Vielleicht würde ich mich sogar freuen, weil sich mir dann immerhin die grotesk unrealistische Chance böte, vielleicht doch noch alle Szenarien vor meinem Tod spielen zu können.

Und immer daran denken. Wer im Schlachthaus sitzt, sollt' nicht mit Schweinen werfen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: zaboron am 19.11.2018 | 22:36
- Das ist tatsächlich nicht der Punkt und total nebensächlich, weil es sich um die Sicht einen Vampirs handelt und laut ihm sind die Homosexuellen eben nur Mittel zum Zweck. Der Punkt ist die Frage, ob es der Autor auch so sieht und allgemeiner, ob reales Leid für fiktionalen Nervenkitzel herhalten darf und wenn ja, wie man das umsetzt. Darauf wird es keine allgemeingültige Antwort geben, weil Geschmäcker und individuelle Schmerzgrenzen eben verschieden sind.
Das war halt nicht das einzige Mal bei dem in diesem Buch unreflektiert und unkommentiert fragwürdige Inhalte wiedergegeben wurden. Da sind noch ein paar dicke Brocken drin deren Gedankengut eindeutig in die rechte Szene gehört. Natürlich kann man nun sagen "der NSC ist halt so" aber dahinter steht ja immer eine bewusste Entscheidung des Autors, das jetzt genau so zu schreiben und man kann da durchaus fragen was damit beabsichtigt wurde. Notwendig ist das ganze nämlich definitiv nicht.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 19.11.2018 | 23:43
Hier noch meine Version zu Fimbuls Text:

Die Absicht mag eine gute gewesen sein, aber:
- is a clever media manipulation  (also gar nicht richtig wahr - oder zumindest nicht in dem Ausmaß)
-  that's not the point. The point is... ( also eigentlich total nebensächlich, wichtig ist nur...)
-  mal ohne Zitat: Vampires are in charge and the guilty - ( Also fiktive Täter - keine Echten - ja wenn das schon eine Erfindung ist...)

Die Deutungen in Klammern sind genau das, was ich für eine mögliche - aber eben nicht einzig logische - Schlussfolgerung halte.
Deswegen schrieb ich weiter oben von einem verdeckten "Glaubenskrieg" um die Essenz von Vampire im Fandom.

- Mediale Manipulation heißt zunächst nur, dass Aufmerksamkeit mit Hintergedanken gelenkt wird. Über die Wirklichkeit und Wahrheit ist damit noch nichts gesagt.

- Haupt- und Nebensachen haben was mit Wahrnehmung zu tun und gefühlter Wichtigkeit. Tatsächliche Wichtigkeit und Wirklichkeit ist davon zu unterscheiden.

- Bei "Vampires are in charge" kommt das Vampirbild massiv ins Spiel. Ob der Vampir als idealisierte und/oder dämonisierte Metapher für den Menschen verstanden wird oder als Bild für das vom Menschen abgetrennte Übernatürliche, macht einen Unterschied wie Tag und Nacht. Kurz: Das eigene Vampirbild entscheidet darüber ob und zu welcher von zwei völlig gegensätzlichen Bewertungen man kommt.


... und da wird die Geschichte von V:tM zur Hypothek. V:tM hat sich mMn in den 90ern nie für ein kohärentes Vampirbild entschieden sondern ein Buffet aufgebaut, an dem man sich bedienen konnte. Das hat im Klima der 90er funktioniert. Das "attitude game" das V:tM in den 90ern war jedoch, könnte es heute nur sein, wenn es voll auf Nostalgie und Trennung vom Zeitgeschehen setzen würde. (SR5 ist da mMn auch gegenüber SR4 nostalgisch zurückgerudert.)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 20.11.2018 | 00:33
Das Problem ist ja nicht, dass man es so auslegen muss, sondern dass es leicht so ausgelegt werden kann.


Aber selbst wenn Vampire als "Menschen" gesehen werden, bleibt das Problem, dass sie Menschen mit ihren Fähigkeiten kontrollieren. Insgesamt macht der Teil halt den Eindruck: Wenn es keine Vampire dort gäbe, würden die Menschen glücklich und zufrieden leben.

Ein Eindruck der sich in der V5 mir schon einige male aufgedrückt hat.


VtM in den 90ern war was anderes. Es war nicht aufs Tagesgeschehen bezogen. Ich vermisse das ein bisschen.  Auch wenn ich die Idee einer 2nd Inquisition schätze, aber diese "Aktualisierung" finde ich nicht gelungen.  World of Darkness war nie "World of History" oder eben jetzt "World of real world troublespots".
Mal ab davon, dass dies ziemlich unkreativ ist,  es führt fast zwangsläufig zum Konflikt.  Und ja, Glaube macht in V5 ein Thema aus - aber das sollte wohl eher im Spiel bleiben...
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 20.11.2018 | 01:23
Mal ehrlich, mir tut das im Herzen weh. Bei den vorherigen Fehltritten die da aktuel liefen hab ich noch WW verteidigt. Aber es hört irgendwo auf. Ich bin ein echter Vampirefan. Ich spiele jetzt seit 15 Jahren VtM, es ist das bis heute bei mir meist gespielte und geleitete System.  Ich habe ich weiß nicht wieviele Stunden beim Life verbracht, mit Spielabenden bei Freunden etc. Ich müsste lügen wenn ich sagen soll wieviele Euros ich für Bücher ausgegeben habe - nach Möglichkeit original, sonst drivethru... Ich habe mich gefreut wie blöde auf V5.  War klar auch skeptisch, aber gefreut hab ich mich. Und jetzt sowas. 

Ja, das gibt in etwa wieder, wie ich mich auch fühle. Und ich bin seit 22 Jahren an Bord und bisher jeden Schritt zu jeder neuen Auflage mitgegangen. Auch nWoD/CofD. Meine längste Rollenspielkampagne war Requiem mit 10 Jahren. Derzeit habe ich schon wieder 4-5 Jahre Dark Ages geleitet. Und gerade trotz Bedenken V5 angefangen - und jetzt eingestellt. Ich fand das einfach grenzüberschreitend und für mich nicht akzeptabel. Ich habe daraufhin mit dem Geldbeutel abgestimmt. Vorbestellungen nach EU Recht sind was tolles. ;)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: korknadel am 20.11.2018 | 07:44
Darauf wird es keine allgemeingültige Antwort geben, weil Geschmäcker und individuelle Schmerzgrenzen eben verschieden sind.

[...]

Wenn man im Rahmen von Fiktion für reale Geschehnisse Fabelwesen verantwortlich macht, wird dann Realität aufgeweicht oder das Übernatürliche glaubhafter? Beginnt wirklich jemand, an der Verfolgung von Homosexuellen zu zweifeln, weil in einem Gesellschaftsspiel Vampire dafür verantwortlich sein sollen? Oder beginnt er im Umkehrschluss vielleicht sogar an Vampire zu glauben, weil es die Verfolgung ja tatsächlich gibt? Verführt „Harry Potter“ die Kinder zum Okkultismus? Machen „Killerspiele“ aggressiv? Wie also wirkt Fiktion auf die Realität zurück?

An irgendwelche plumpen Wirkmechanismen glaube zumindest ich nicht.

Mich wundert einfach die Heftigkeit der Reaktionen (weniger hier als andernorts im Netz), aber vielleicht bin ich da einfach zu abgestumpft oder habe zu wenig Bezug zur "Welt der Dunkelheit".

Es geht bei dem Unbehagen, das die Textstelle hervorruft, nicht um Fragen, wie Du sie hier stellst (wie wirkt Fiktion auf die Realität zurück). Und es ist auch keine Geschmacksfrage. Es geht einfach nur um die Vorstellung, wie eine solche Textstelle auf Betroffene wirken mag, und da kommt dann eben die Schmerzgrenze ins Spiel. Freilich werden sich auch genug LGBT-Leute finden, die im RL unter Diskriminierung und Schlimmerem zu leiden haben und diese Textstelle trotzdem mit einem Schulterzucken quittieren. Aber es wird auch welche geben, die der Text verletzen kann. Man kann den Betroffenen ja nicht vorschreiben, welche Schmerzgrenzen sie gefälligst haben sollen. Und der Text ist tatsächlich nicht sonderlich eindeutig. Man kann den -- vor allem mit einigem Abstand -- ganz harmlos lesen. Aber Leute, die aufgrund schlechter Erfahrungen sensibilisiert sind, lesen den nun einmal anders, und für die müsste der Text eben eindeutiger formuliert sein. Ich selbst finde ihn auch nicht verwerflich, aber doch sehr bedenklich. Und dann sagt man halt: Okay, wir passen lieber ein bisschen mehr auf, als dass wir von den Betroffenen verlangen, doch gefälligst nicht so empfindlich zu sein, denn das Mitgefühl mit denen ist uns im Zweifel wichtiger als künstlerische Freiheit/Provokation/Rechthaben -- selbst wenn wir deren Empfindlichkeit vielleicht nicht ganz nachvollziehen können.

In diesem Sinne finde ich das jenseits aller Geschmacksfragen eine sehr schöne Entscheidung der Verantwortlichen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 20.11.2018 | 08:28
Ja, das gibt in etwa wieder, wie ich mich auch fühle. Und ich bin seit 22 Jahren an Bord und bisher jeden Schritt zu jeder neuen Auflage mitgegangen. Auch nWoD/CofD. Meine längste Rollenspielkampagne war Requiem mit 10 Jahren. Derzeit habe ich schon wieder 4-5 Jahre Dark Ages geleitet. Und gerade trotz Bedenken V5 angefangen - und jetzt eingestellt. Ich fand das einfach grenzüberschreitend und für mich nicht akzeptabel. Ich habe daraufhin mit dem Geldbeutel abgestimmt. Vorbestellungen nach EU Recht sind was tolles. ;)

Ich bin da bei euch. Ich bin ja mittlerweile seit 25 Jahren mit im Boot. Die V5 hatte ich als Rezi-Exemplar bekommen, und hatte mich trotz meiner Vorbehalte überzeugt. Aber bis ich gesehen habe wie es bei Parawolf weitergeht steht das Buch nicht auf meiner Einkaufsliste.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Deviant am 20.11.2018 | 10:49
Vielleicht noch als kurze Ergänzung:


In Tschetschenien  und Russland wird die Verfolgung/Folter etc. gerne als Medienmanipulation bzw. Erfindungen bezeichnet.

Vielleicht liest sich dann die Sache mit der Medienmanipulation durch Vampire doch nochmal etwas anders.


Es ist halt eine bereits existente Kerbe in die da gehauen wird.

Ich will da gar nicht zu sehr ins politische gehen. Strikt trennen ist bei einem solchen Text halt schwer.

Aber mit diesem Hintergrund ist das halt so eine Sache. Ich glaube jeder kann festhalten: Feinfühlig ist anders.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Issi am 20.11.2018 | 10:50
Ohne Vampire gut genug zu kennen: also ganz allgemein :
Es kann einem Autor passieren, dass er sich verschätzt. Dass etwas beim Leser anders ankommt als er dachte, dass da Schmerzgrenzen (besonders bei Betroffenen)überschritten werden.
Kann passieren, wenn man auf die Realwelt Bezug nimmt.
Ist dann quasi Berufsrisiko.
Ist auch nachvollziehbar wenn der Verlag sagt: Moment, zurück, das wollen wir nochmal überarbeiten.

Aber ist es deshalb nötig, das dafür auch personell Köpfe rollen ? Nach dem Motto: Wir müssen auch den /die "Schuldigen" finden und entfernen?
Wenn sowas gedruckt wird hat mMn. nicht nur einer/wenige Schuld, sondern da sind wenn dann schon auch viele in der Verantwortung.
Nicht nur einige, wenige Sündenböcke.
Ich würde es besser finden, wenn alle die Verantwortung übernehmen, und auch der Autor /die Autoren noch eine Chance bekommen würden.

Es kommt sonst rüber: Wenn es gut ankommt, dann identifiziert sich der Verlag mit dem Autor und erntet gerne mit an den Lorbeeren. Und wenn es schlecht ankommt, dann entfernt man ihn einfach und will nichts mehr mit ihm zu tun haben.


Als Autor braucht man da Rückhalt von seinem Verlag. Nicht nur, dass die vor dem Druck richtig hinschauen, sondern auch, dass sie einen nicht einfach fallen lassen, falls es nicht so ankommt wie erhofft.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Achamanian am 20.11.2018 | 11:09
- Bei "Vampires are in charge" kommt das Vampirbild massiv ins Spiel. Ob der Vampir als idealisierte und/oder dämonisierte Metapher für den Menschen verstanden wird oder als Bild für das vom Menschen abgetrennte Übernatürliche, macht einen Unterschied wie Tag und Nacht. Kurz: Das eigene Vampirbild entscheidet darüber ob und zu welcher von zwei völlig gegensätzlichen Bewertungen man kommt.


Da du diesen Punkt immer wieder erwähnst:
Wenn ich die zitierte Passage mit der Vorstellung lese: „Vampire sind Vampire und und stehen für nichts weiter als sich selbst/das Übernatürliche. Das Setting ist nicht unsere Wirklichkeit, sondern die Spielwirklichkeit, und da stecken nun mal Vampire hinter dem homophoben Terror in Tschetschenien“, dann finde ich sie noch relativ unproblematisch – vielleicht nicht gerade feinfühlig, aber auch nicht skandalös.

Aber gerade, wenn ich hier mit einer metaphorische Lesart der Marke "Vampire stehen hier für (bestimmte) Menschen in der wirklichen Welt“ herangehe, wie du es vorschlägst, wird es für meine Begriffe richtig unangenehm. Dann erscheint mir die Textpassage nämlich als etwas, das mir den homophoben Terror entweder in verschwörungstheoretischen oder in vulgärmarxistischen („das dient doch alles nur der Spaltung der Arbeiterklasse“) Begrifflichkeiten erklären will. Und genau das sind die Ansätze, bei denen ganz konkreter, menschenfeindlicher Terror (ob er nun homophob oder rassistisch oder sonstwas ist) letztendlich immer zum „Nebenwiderspruch“ heruntergespielt und aus dem Fokus gerückt wird, entweder zugunsten der Pflege von obskurantistischem „Geheimwissen“, hinter der überhaupt kein Begriff von Gesellschaft steckt, sondern nur eine invertierte Allmachtsphantasie, oder zugunsten einer bis zur Unkenntlichkeit verkürzten Kapitalismusanalyse.

Wenn ich die Textpassage mit dem Vampir als Bild übernatürlicher Schrecken lese, dann ist sie einfach nur reißerisch und zeigt wenig Respekt gegenüber den Gefühlen derjenigen, die evtl. betroffen sind oder sich mitbetroffen fühlen; aber wenn ich sie sie mit der Metapher "Vampir als Mensch" lese, dann vermittelt sie ein Weltbild, in dem Homophobie nicht etwa eine Hass-Ideologie ist, mit der man sich eigenständig auseinandersetzen und die man eigenständig bekämpfen muss, sondern ein Nebenschauplatz, der sich erledigt wird, sobald das „eigentliche Problem“ (die ominösen „Hintermänner“/das kapitalistische „Blutsaugersystem“) beseitigt ist.

Da bleibe ich doch ehrlich gesagt lieber bei der vergleichsweise harmlosen „Vampire sind Vampire und die Passage ist unbedacht dahingeschrieben“-Interpretation.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Supersöldner am 20.11.2018 | 11:19
In der M20 Gabe es ziemlich deutliche Andeutungen das die Technokraten Hinter Hitler stecken oder zumindest der Grund sind das er Raketen und so hatte. Damit er die Welt reinigt.  Das hat auch keinen gestört daher finde ich diese Aufregung jetzt etwas ...... Künstlich.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Infernal Teddy am 20.11.2018 | 11:27
In der M20 Gabe es ziemlich deutliche Andeutungen das die Technokraten Hinter Hitler stecken oder zumindest der Grund sind das er Raketen und so hatte. Damit er die Welt reinigt.  Das hat auch keinen gestört daher finde ich diese Aufregung jetzt etwas ...... Künstlich.

Dein leseverständnis ist... interessant.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 20.11.2018 | 11:43
Wäre das richtig, wenn man dadurch Kritik an den Verhätnissen ausdrücken oder in die Öffentlichkeit bringen will?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: LushWoods am 20.11.2018 | 11:49
Dein leseverständnis ist... interessant.

Außerdem waren das die 90er, da waren alle etwas relaxter als heute, was sowas anging.
Ich kann mich noch erinnern das tatsächlich das einzige, bei dem mir ein wenig die Kotze hochgekommen ist, das Clanbuch Baali war. Dieses eine Bild mit der Kurzgeschichte dazu ... ihr wisst schon.
Ansonsten hat sich doch keiner über Wraith/Shoa, Göbbels/Vampir, Swords of Heimdall/Nazis aufgeregt, oder?
Andere Zeiten, andere Sitten.
Und bevor das losgeht: Nein, ich verteidige nicht, stelle nur fest das dieser Shitstorm auch mit dem Zeitgeist zusammenhängt. Vor allem wenn ich mir so rpg.net und Konsorten angucke.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Supersöldner am 20.11.2018 | 11:52
hab das Baali Buch nie gelesen. Aber alles was ich über diese Blutlinie weiß sagt sie sind Böse.  So Böse das selbst alle andern Vampire sie killen wenn sie sie finden.   Das muss auch in irgend einer vorm dargestellt werden.  Auch wenn es natürlich möglich ist dabei schnell widerlich oder Lächerlich zu werden.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Issi am 20.11.2018 | 12:04
Eines wurde von den Autoren, dem Autor zumindest erreicht: Das Thema ist damit ins öffentliche Interesse gerückt.
(Es wird darüber diskutiert).
Das war, vermute ich zumindest, sicher eine der Absichten.
Der Shitstorm mit all seinen Folgen, vermutlich eher nicht.

Edit.
Nur mal rein logisch: Wenn ich auf Schlimmes aus dem Reallife  aufmerksam machen möchte, dann kann es eigentlich nicht mein Ziel gewesen sein, diese Dinge extra aufzugreifen nur um sie dann zu verharmlosen.

Ich verstehe allerdings, dass das so ankommen kann oder könnte. A la... "es gibt in Wirklichkeit  gar kein Leid, daran sind nur die Vampire schuld. "
Aber das erscheint mir, als Intention der Autoren, doch sehr widersprüchlich zu "wir wollen auf Leid im Reallife aufmerksam machen. "
Das ergibt in Kombination mMn. keinen Sinn.

Von einer Verurteilung,  wie : "Ihr wolltet das wirklich Schlimme absichtlich verharmlosen " würde ich deshalb Abstand nehmen wollen.
Selbst wenn es (nachvollziehbar !) so ankommen kann beim Leser.




Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 20.11.2018 | 13:04
Danke an korknadel und Rumpel, die mir weitere Dimensionen erschlossen haben:

Es geht einfach nur um die Vorstellung, wie eine solche Textstelle auf Betroffene wirken mag, und da kommt dann eben die Schmerzgrenze ins Spiel. [...] Aber es wird auch welche geben, die der Text verletzen kann. Man kann den Betroffenen ja nicht vorschreiben, welche Schmerzgrenzen sie gefälligst haben sollen. Und der Text ist tatsächlich nicht sonderlich eindeutig. Man kann den -- vor allem mit einigem Abstand -- ganz harmlos lesen. Aber Leute, die aufgrund schlechter Erfahrungen sensibilisiert sind, lesen den nun einmal anders, und für die müsste der Text eben eindeutiger formuliert sein. [...] Okay, wir passen lieber ein bisschen mehr auf, als dass wir von den Betroffenen verlangen, doch gefälligst nicht so empfindlich zu sein, denn das Mitgefühl mit denen ist uns im Zweifel wichtiger als künstlerische Freiheit/Provokation/Rechthaben -- selbst wenn wir deren Empfindlichkeit vielleicht nicht ganz nachvollziehen können.
Kann ich sehr gut nachvollziehen und würde ich auch unterschreiben.

In diesem Sinne finde ich das jenseits aller Geschmacksfragen eine sehr schöne Entscheidung der Verantwortlichen.
Das dagegen kann und will ich keineswegs unterschreiben. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass in Bezug auf den Umgang mit der Textstelle unterschiedliche Infos im Spiel sind.

Paradox schrieb von "Streichung der Textpassagen". Wenn das passiert, dann bedeutet das, das Rausradieren von LGBT-Leiden. Das mag für konkret Betroffene eine Lösung sein, weil sie ihr Leid nicht "ausgestellt" sehen. Für alle anderen LGBTQIA+ bedeutet es aber das Herausradieren von Leiden, das sie/wir erlebt haben bzw. das in der Geschichte immer wieder vor kam und zwar genau in dem Sinn, wie es die russisch-tschetschenische Seite will: "Es kommt nicht mehr im Text vor, weil es gar nicht existiert."
Und das finde ich völlig inakzeptabel! (Zumal auch die Schließung des WW-Studios wirkt, als hätte Paradox was gegen LGBTQIA+ Awareness bzw. ein Problem damit differenziert Stellung zu beziehen.)

Wenn das Umschreiben, das Modiphius angekündigt hat, wahr ist, dann kann daraus noch was werden.


Aber gerade, wenn ich hier mit einer metaphorische Lesart der Marke "Vampire stehen hier für (bestimmte) Menschen in der wirklichen Welt“ herangehe, wie du es vorschlägst, wird es für meine Begriffe richtig unangenehm.

1) Ja, diese Lesart ist extrem unangenehm.
2) Nein, genau die hatte ich nicht vorgeschlagen. Der Vampir als Personifizierung der psychologischen Schattenseiten und Abgründe von Menschen, die potentiell in jedem Menschen lauern, das war meine Lesart. Das ist etwas völlig anderes als das Böse und Verbrechen auf konkrete Gruppen zu projizieren.

... soll heißen: Ein Spiel wie Vampire muss sich - in einer globalen und eng vernetzten Welt - viel mehr damit beschäftigen, welches Vampirbild sie vertreten. Die 90er-Herangehensweise ist ziemlich invalide geworden.


Fazit:
Ich stimme mittlerweile zu, dass die Textpassagen so nicht gelassen werden können. Dafür sind sie einfach zu schlecht gemacht und laden zu - biographisch bedingten, völlig unterschiedlichen und gegensätzlichen Deutungen ein.
Die Lösung, die Textstellen zu streichen, sehe ich nach wie vor als völlig inadäquaten Umgang.

Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 20.11.2018 | 13:09
Die Lösung die Textstellen zu streichen sehe ich nach wie vor als völlig inadäquaten Umgang.

Ein Umgang, der sich in bester nuWW-Tradition sieht. Bisher haben Martin Ericssons und seine Edgelords ja nur Mist gebaut.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Achamanian am 20.11.2018 | 13:13
Die Lösung die Textstellen zu streichen sehe ich nach wie vor als völlig inadäquaten Umgang.

Das sehe ich ehrlich gesagt ähnlich, vor allem, weil sie ja jetzt schon mal "draußen" ist und durch einen kompletten Rückruf dann wahrschienlich nur noch mehr feindseligere Debatten getriggert werden ...
Den Ansatz, Vampire wieder wie traditionell als "Nutznießer" und nicht als Initiatoren und Hintermänner darzustellen, finde ich in der verfahrenen Situation da noch am vernünftigsten. Dann bleibt auch die Lesart der Vampire als Metapher für "das Dunkle im Menschen" zugänglich, wird für mein Gefühl sogar verständlicher, weil man eben nicht so sehr einer Externalisierung Vorschub leistet.

Im Endeffekt ist das Kind aber in den Brunnen gefallen, so richtig retten kann man die Situation m.E. nicht mehr. Es ist halt passiert, und jetzt ist die Frage, ob Paradox in Zukunft mehr Fingerspitzengefühl beweist ...
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: korknadel am 20.11.2018 | 13:21
Das dagegen kann und will ich keineswegs unterschreiben. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass in Bezug auf den Umgang mit der Textstelle unterschiedliche Infos im Spiel sind.
 

Ich meinte auch nur allgemein, dass ich es schön finde, dass reagiert wird und etwas geändert werden soll. Dass man gleich den ganzen Laden zumacht und Textstellen komplett streicht, anstatt sie zu verdeutlichen, das hatte ich so konkret damit jetzt gar nicht im Sinn bei meiner Aussage.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 20.11.2018 | 14:28
Den Ansatz, Vampire wieder wie traditionell als "Nutznießer" und nicht als Initiatoren und Hintermänner darzustellen, finde ich in der verfahrenen Situation da noch am vernünftigsten. Dann bleibt auch die Lesart der Vampire als Metapher für "das Dunkle im Menschen" zugänglich, wird für mein Gefühl sogar verständlicher, weil man eben nicht so sehr einer Externalisierung Vorschub leistet.
Ja ... und nein. Ich glaube eben nicht, dass man sich zu politischen Entwicklungen und historischen Ereignissen verhalten kann wie in den 90ern. Im Heute ist alles viel unmittelbarer miteinander vernetzt, verbunden und aufeinander bezogen. (Urban Shadows bringt das ganz schön zum Ausdruck.) Leben findet in Netzwerken statt und nicht mehr so sehr in Gruppen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Kurz: Vampire müssen in die Welt verwoben sein oder sie können nicht existieren. Das ist keine harte Dichotomie, aber eine Parallelwelt - von der Machtfülle, wie sie Vampire besitzen sollen - ist im Heute kaum mehr glaubhaft konstruierbar. Der Weg der 90er ist mMn versperrt. Die Lösungsmöglichkeiten, die ich sehe: Vampire mitten in die menschliche Geschichte hineinschreiben oder die 90er als nostalgischen Weg fortschreiben (mit der WoD als Parallelwelt zu einer "alternate history"). Vielleicht gibt es auch noch Weitere oder Mischformen.

=> "Nutznießung", Vernetzung, ... schließen sich nicht aus. Der Balance-Akt heute wäre vamprische und menschliche Grausamkeit als sowohl separate als auch aufeinander bezogene Phänomene darzustellen. Da könnte man vom multiperspektivischen (Baukasten-)Ansatz von Vampire:the Requiem lernen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Blechpirat am 20.11.2018 | 15:46
Ich stimme mittlerweile zu, dass die Textpassagen so nicht gelassen werden können. Dafür sind sie einfach zu schlecht gemacht und laden zu - biographisch bedingten, völlig unterschiedlichen und gegensätzlichen Deutungen ein.
Die Lösung, die Textstellen zu streichen, sehe ich nach wie vor als völlig inadäquaten Umgang.

Selbst wenn du Recht hast, ist das für ein Unternehmen keine Option. Es gibt vermutlich keine Formulierung, die nicht sofort wieder den nächsten Shitstorm befeuert. Streichen ist da die schmerzfreiste Lösung. Und dann spendet man noch einer geeigneten Hilfsorganisation, und gut ist - wenn man PR-Manager ist.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Grubentroll am 20.11.2018 | 15:59
Und bevor das losgeht: Nein, ich verteidige nicht, stelle nur fest das dieser Shitstorm auch mit dem Zeitgeist zusammenhängt. Vor allem wenn ich mir so rpg.net und Konsorten angucke.
Ja, da musste ich auch viel dran denken als diese James-Gunn-Diskussionen getobt haben vor einigen Monaten.

Es ist einfach ein komplett anderer Zeitgeist, und sich wie früher als der "krasseste harte Typ" hinstellen und politisch inkorrektes Zeug schreiben das Leute verärgert geht nicht mehr.

Meiner Meinung nach ist diese Meinungswelt immer noch vorhanden, aber die findet nun um so mehr unter guten Freunden statt und nicht mehr in der Öffentlichkeit.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: ArneBab am 21.11.2018 | 22:08
- Die Vorgänge werden als geschickte Medienmanipulation, aber nicht als Fake-News dargestellt. Wenn ein Bühnenmagier mit einer Hand wedelt, um davon abzulenken, wie er mit der anderen Hand seine Taschenspielereien vollführt, dann bleibt das Handwedeln ja auch vollumfänglich real.
Ein Punkt, der mir so langsam klar wird: Die bekommen Internationalen Ärger™ von den Leuten, die nicht wollen, dass über die Gräueltaten gesprochen wird. Irgendwas hat WW also richtig gemacht — bei allen handwerklichen Schwächen, die der Text zu haben scheint (ich habe ihn noch immer nicht gelesen).

PS: Erinnert ihr euch noch an die alten SR_D-Zeiten, als eine typische Signatur die Namen von Terroristen und Gefahrstoffen nannte und endete mit "and please bring me a Pizza when you come here"? Heute wird jemand vom US Heimatschutz festgesetzt, weil er "I’m going to destroy America" getwittert hat — im offensichtlichen "Ich sauf das leer"-Kontext.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 22.11.2018 | 00:54
Paradox schrieb von "Streichung der Textpassagen". Wenn das passiert, dann bedeutet das, das Rausradieren von LGBT-Leiden. Das mag für konkret Betroffene eine Lösung sein, weil sie ihr Leid nicht "ausgestellt" sehen. Für alle anderen LGBTQIA+ bedeutet es aber das Herausradieren von Leiden, das sie/wir erlebt haben bzw.

Nachdem die ersten, die sich durchaus lautstark beschwert haben, selber in den Bereich LGBTQI+ fallen, glaube ich nicht, dass man sich hier "herausradiert" sieht. Sondern das es um die unkritische respektlose Darstellung geht, die man so nicht sehen will. Ich bezweifele, dass nach der Entrüstung ein Umschreiben so möglich ist, dass am Ende alle Fans zufrieden sind. Für Paradox ist es der sicherere Weg, die Passage einfach komplett zu streichen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Teylen am 22.11.2018 | 01:10
Der Herausforderung dahingehend ist, das es durchaus Spieler aus dem Bereich der LGBT+ Gemeinde gibt, welche die Kapitel positiv aufgenommen haben.
Während meiner Teilnahme am "The Night In Question"-LARP Event in Austin, Texas habe ich versucht ein paar Ansichten von anderen Spielern zu erfragen.
Dabei habe ich versucht mich im Rahmen dessen bewegt was sozial umgänglich ist, heißt entweder bei laufenden Diskussionen mitgemacht oder auf den richtigen Moment gewartet, mit Spielern mit denen ich halbwegs vertraut bin und mit der Ansage das ich eine doch in ihrer Natur politische und potentiell kontroverse Frage habe vor gefühlt. Das heißt, mich einfach versucht so zu verhalten das ich nicht total über amerikanische Umgangsformen trampelte, wodurch ich dann weniger Meinungen bekam, aber durchaus qualifizierte. Heißt, es hat keiner abgelehnt, aber ich habe es jetzt nicht an Leute angetragen die ich erst dort kennenlernte.
 
Der Aspekt der allgemein positiv hervorgehoben wurde, von allen Beteiligten mit denen ich mich unterhielt, war das der Text darüber informiert das in Tschetschenien geschieht.
Sowohl von Personen die es davor wußten, als auch von Personen die dadurch von dem Text erfuhren und weiter recherchierten. Mit dem Hinweis auf Freunde die ebenfalls dadurch aufgenommen wurde.

Ein Aspekt der gerade von Personen hervorgehoben wurden die zu der LGBT+ Gemeinde zählen, sowohl hinsichtlich Partnern als auch der eigenen Repräsentation in Bezug auf genderfluidity, war das durch die Zuschreibung des Thema zu Vampiren es für sie deutlich erträglicher, anfassbarer war und sie sich aufgrund dessen explizit nicht ausgegrenzt fühlt. Wohingegen ein Text der durch den "Austausch mit Vampiren" verzichtet nicht-erträglich gewesen wäre und dazu geführt hätten das sie sich als direkt Betroffene im Spiel bzw. beim Spiel unwohl gefühlt hätten.

Ich persönlich hätte eher damit gerechnet auf "The Night in Question", das mehr noch als andere amerikanische Larps darauf bedacht ist jegliche Sexualitäten, Geschlechts-Identitäten, und weitere Themen gerade in diesem Bereich zu respektieren, repräsentieren und nicht zu diskriminieren, während klare Grenzen gesetzt wurden, wesentlich mehr Widerstand gegenüber der Veröffentlichung des Camarilla Buchs zu finden. Das heißt, mehr als im Grunde eigentlich keinen.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Teylen am 22.11.2018 | 01:32
Hinsichtlich des Umsturz bei White Wolf würde ich anmerken das die tatsächlichen Änderungen weniger dramatisch sind als der Artikel glauben machen mag.

Hierfür kann eine Zeitlinie unter Umständen helfen:
01. August:.........V5 Grundregelwerk wird veröffentlicht
04. August:.........V5 Grundregelwerk Anpassungen werden veröffentlicht (Inhaltswarnung, Loresheets, 3 Anhänge)
20. September:...Tobias Sjögren verkündet das er aufhört als CEO bei White Wolf zu arbeiten
05. November:....Anarch und Camarilla erscheinen als PDF
09. November:....White Wolf veröffentlicht eine Aussage das man der Problematik gewahr wurde und sich damit beschäftigt, aber noch mit Änderung im Management beschäftigt ist
16. November:....Shams Jorjani, VP of Business Development bei Paradox Interactive und Interim-CEO gibt bekannt das White Wolf zurück nach Paradox geführt ist

Allgemein hat White Wolf keinen Festangestellte Kreative in der Form von Autoren gehabt. Martin Eriksson und Jason Carl haben bekannt gegeben das sie weiterhin bei White Wolf, als Paradox Abteilung, arbeiten und nicht gekündigt wurden. Auch die weiteren Angestellten (Dhaunae De Vir, Karim Muammar, Shane DeFreest) haben nichts von einer Kündigung verlautbaren lassen.
Es wurde bereits auf der GenCon 2017 gesagt das White Wolf keine Pläne zu Inhouse-Projekten für Vampire über die Bände Camarilla und Anarch hinaus hat und bezüglich des möglichen Sabbat Band von Anfang an Lizenznehmer ins Spiel gebracht.

Das heißt, das einzige das sich wirklich strukturell handfest geändert hat, ist das man White Wolf, eine formals vollwertige Tochter die bereits auf Ressourcen von Paradox zugriff, nach fast drei Monaten ohne CEO, für die nächste Zeit wieder direkt in den Konzern geholt hat. Wobei man weiterhin nach einen Manager für White Wolf sucht, was für mich so klingt als könnte man sich vorstellen White Wolf als richtige Einheit wieder rauszuführen wenn es auf eigenen Beinen stehen kann.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 23.11.2018 | 16:46
Naja, und W5 und M5 dürften dann auch nicht in-House erscheinen, was heißt, dass man sich da einen Lizenznehmer suchen muss. Konkret war W5 ja bereits für GenCon 2019 angekündigt. Das dürfte sich ja nun kaum terminlich halten lassen. Ich vermute, es wird sich nach Chicago einiges verzögern, weil erstmal ein (oder gar mehrere) Lizenznehmer her müssen. Da gilt es Verträge auszuhandeln, bevor irgendwas entwickelt werden kann. Das bedeutet wahrscheinlich mindestens 1-2 Jahre lang keine neuen Bücher.

D.h. das WW Team sitzt erstmal rum und hat praktisch nix zu tun, außer Bücher von OPP zu genehmigen. Noch dazu ist man nun eine Abteilung bei Paradox. Mich würde es nicht wundern, wenn am Ende nicht doch ein Down-Sizing erfolgt, und das WW Team reduziert wird. Ericsson hat z.B. keinerlei Daseinsberechtigung solange es keine Story gibt, die er aktiv entwickeln kann. Aus meiner Sicht könnte man bis auf den VP, Dhaunae und Karim die anderen freistellen, weil nicht mehr notwendig. Aber das kommt (hoffentlich) noch.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Teylen am 23.11.2018 | 17:02
Ich habe bereits auf der GenCon gesagt das ich 2019 für eine Veröffentlichung 2019 für sehr stark optimistisch wie ambitioniert und für ehrlich gesagt sehr unrealistisch halte.
Unter anderem auch weil man diesbezüglich bisher weder einen Playtest noch einen Entwickler hatte. Zum Vergleich, Kenneth Hite als Entwickler für die V5 und Mary Lee als verantwortliche für die V5 Art Direction wurden beide 2017 angekündigt und zur GenCon 2017 war der erste Playtest schon veröffentlich und in der Endphase. Das heißt, W5 könnte durchaus 2019 erscheinen, allerdings hätte es auch schon davor eines kleinen Wunder Bedarf. Weshalb auch auf der GenCon 2018 nichts mehr offiziell von einer Werwolf Veröffentlichung 2019 zu hören war.

Das White Wolf Team hat auch weitaus mehr zu tun als Bücher von Onyx Path zu genehmigen.
Im (Tisch-)Rollenspielbereich wäre dies beispielsweise die Organisation und Betreuung der Übersetzungslizenzen für die V5. Brasilianische Fans haben bereits mit Absegnung von White Wolf ein Kapitel übersetzt um Lizenznehmer und White Wolf zu motivieren. Frankreich, Italien und andere Länder sitzen auch quasi auf glühenden Kohlen und würden gerne los legen.
Desweiteren will man vielleicht V5 Quellenbände haben die nicht nur von Onyx Path entwickelt wurden. Vielleicht dahingehend auch Projekte in andere Länder geben. Wo auch noch der Aspekt besteht das die Lizenzierung von Übersetzung aktueller fremdsprachiger Produkte ansteht.
Ich könnte mir ebenso vorstellen das man für die kommenden Grundregelwerke vielleicht nicht nur mit Onyx Path spricht sondern eventuell auch mit Pelgrane Press (wo Kenneth Hite quasi wohnt) Kontakt aufnimmt.

Das ist wiederum neben dem Umstand das man mehr als ein Videospiel zur World of Darkness veröffentlicht sehen will, weitere Merchandise Produkte und auch der LARP-Bereich weiterfloriert. Das heißt, neben dem schon zuvor angekündigten Changeling: The Dreaming LARP Anfang nächsten Jahres wurde auch aktuell The Night in Question 2019 angekündigt (Tickets ab dem 30.). Darüberhinaus glaube ich fest daran das es dort weitere Projekte geben wird.

Das wiederum ist neben Dingen wie dem Storytellers Vault (das Shane wuppt) und dem Marketing Sachen wie Geek & Sundry Shows - wo Europa deutlich mehr Marketing gebrauchen könnte.

Insofern hat White Wolf sehr viel zu tun und man kann argumentieren das eine weitere personelle Verstärkung über einen neuen CEO angebracht ist.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Anchises am 23.11.2018 | 19:01
Ich habe die V5 für mich seit der Pre-Alpha abgeschrieben. Ich habe das ganze als "verzweifelt edgy" empfunden, als Versuch irgendwie am (missverstandenen) "Puls der Zeit" zu bleiben.

Für mich ist das ganze weniger politisch/sozial anstößig, ich persönlich empfinde es eher als plump und wenig intellektuell wertvoll. Ich habe wenig Lust mich im Rollenspiel mit "aktueller Politik" zu beschäftigen, die Schlammschlacht erlebe ich schon anderswo mehr als genug. Wenn ich aktuelles Tagesgeschehen im Rollenspiel haben muss, dann bitte wesentlich subtiler und erwachsener.

Außerdem ist Paradox halt auf ein sauberes Image bedacht, dass hätte man bei WW wissen und beachten müssen.

Mich persönlich wundert es nur das hier die Grenze gezogen wird, das Zeug in der Pre-Alpha war für mich ebenso anstößig.  Lasteranschläge in Zeiten des IS, eine pädophile Vampirin als Spielercharakter usw.
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Teylen am 24.11.2018 | 03:49
Ich bin gerade dabei meine Meinung zu dem Thema in einen Blog-Artikel zu fassen.
Hierfür bin ich daran interessiert wer sich noch so in einem Blog oder über YouTube ausführlicher dazu geäußert hat.

Aktuell habe ich vier Quellen auf dem Schirm:
Gamestar: https://www.gamestar.de/artikel/paradox-nach-kontroversem-handbuch-eintrag-pp-entwickler-white-wolf-wird-die-unabhaengigkeit-entzogen,3337278.html
Riesländer: https://rakshazarer.wordpress.com/2018/11/17/white-wolf-skandale-paradox-zieht-die-notbremse/
Teilzeithelden: https://www.teilzeithelden.de/2018/11/17/verkaufsstopp-und-umstrukturierungen-bei-white-wolf/
PC Games: http://www.pcgames.de/Paradox-Interactive-Firma-236209/News/vampire-the-masquerade-white-wolf-unabhaengigkeit-1269555/

Einmal grob danach sortiert wie sehr ich den einzelen Bericht jeweils mag ^^;
(PC Games hat verloren weil sie arg Inhaltskreativ wurden XD)

Selbstgeschrieben dazu habe ich bisher:
Umstrukturierungen bei White Wolf (https://wodnews.blog/2018/11/23/umstrukturierungen-bei-white-wolf/)
Anarch und Camarilla Band zurückgezogen und späterer Veröffentlichungstermin (https://wodnews.blog/2018/11/23/anarch-und-camarilla-band-zurueckgezogen-und-spaeterer-veroeffentlichungstermin/)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 24.11.2018 | 08:51
Der PC Games Bericht erzählt doch nur die Pressemeldung nach?
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Teylen am 24.11.2018 | 12:10
Der PC Games Bericht erzählt doch nur die Pressemeldung nach?
Der Bericht behauptet das White Wolf als eigenständiges Studio von CCP gekauft und jetzt von Paradox zerschlagen wurde.
Paradox hat aber nur die IP von CCP gekauft, wo es kein White Wolf Studio mehr gab (*), dann Leute eingestellt und anschließend White Wolf gegründet.
(*) Außer Eddy Webb der die Lizenzen minimal betreute, aber ein Mann macht m.E. kein Studio und er wurde nicht übernommen.

In dem Kapitel des Camarilla-Band geht es auch nicht um die Verfolgung und Folter homosexueller Vampire.
Es wird in einem Satz erwähnt das auch homosexuelle Vampire verfolgt werden, es geht aber mehr um den Vampir-Staat sowie die Gräultaten gegenüber menschlichen Homosexuellen.

Insofern erzählt der PC Games Bericht den Polygon Artikel nach und wird m.E. dabei noch kreativ. ^^;
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 24.11.2018 | 15:37
Aktuell habe ich vier Quellen auf dem Schirm:
Gamestar: https://www.gamestar.de/artikel/paradox-nach-kontroversem-handbuch-eintrag-pp-entwickler-white-wolf-wird-die-unabhaengigkeit-entzogen,3337278.html
Riesländer: https://rakshazarer.wordpress.com/2018/11/17/white-wolf-skandale-paradox-zieht-die-notbremse/
Teilzeithelden: https://www.teilzeithelden.de/2018/11/17/verkaufsstopp-und-umstrukturierungen-bei-white-wolf/
PC Games: http://www.pcgames.de/Paradox-Interactive-Firma-236209/News/vampire-the-masquerade-white-wolf-unabhaengigkeit-1269555/

Mal ganz kurz meine Einschätzung:
- Gamestar hat die fundierteste Zusammenfassung für Außenstehende, die den Finger auch direkt auf den Satz legt, mit dem das ganze Problem anfängt
- Riesländer stößt im wesentlichen in das bekannte Horn, dass die WoD umgedeutet wurde, - was ihm nicht gefällt - und fühlt sich bestätigt
- TZ liefert (wenig überraschend) keinen nachrichtlichen Mehrwert
- PC Games macht aus Fakten Halbwahrheiten...
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: Camouflage am 21.12.2018 | 05:46
Der "Beipackzettel" zu der seit gestern herunterladbaren überarbeiteten Version des Camarilla-Handbuchs:

Zitat von: White Wolf
A MESSAGE TO THE READER

This version of this book is different from the the first PDF preview version.
What Did We Change?

■ Fixed some spelling, grammar, typos, and syntax for accuracy
■ Modified and improved parts of the layout, to make the book easier to read
■ Added new content about more cities to use in your chronicles
■ Added a “How To Use This Book” section for better context
■ Removed content that described a vampire-controlled state (Chechnya)
It’s unusual to remove content from a book like this, so why did we choose to
do so?
The “How To Use This Book” section discusses our intentions for this book,
and how it can fit into your Vampire: The Masquerade chronicle. The Camarilla
is a secret organization of immoral monsters, and its goals are to maintain this
secrecy while exploiting the dangers and problems of the mortal world – for
power, for blood, for survival. The contents of this book depict many examples
of how vampires leverage terrible situations for their own benefit, described
from their points of view and in their own words.
The World of Darkness has always been about horror, and horror is about
exploring the darkest parts of our society, our culture, and ourselves. Horror
should not be afraid to explore difficult or sensitive topics, but it should never
do so without understanding who those topics are about and what it means
to them. The removed content didn’t meet these goals, and made use of real
suffering with insufficient respect or context. Real evil does exist in the world,
and we can’t ever excuse its real perpetrators or cheapen the suffering of its
real victims.
In the chapter we removed, we lost sight of this, and dealt with a realworld,
ongoing tragedy in a crude and disrespectful way – a step that clearly
didn’t live up to our standards. We are grateful to the fans who helped remind
us of how it should be done, and we appreciate the dialogue this has created
between White Wolf and the community.

Schön übrigens, dass sie den Dateinamen der PDF-Dokumente ein explizites "New_" vorangestellt haben. So läuft man nicht Gefahr die ursprünglichen Dateien, so man sie denn noch hat, versehentlich zu überschreiben.
(Nein, ich gehöre nicht zu der "ich will keinen weichgespülten Sch..."-Fraktion, ich will die beiden Versionen schlicht aus rein "akademischen Interesse" (vulgo Neugier) miteinander vergleichen und hatte das Original dementsprechend extra weggesichert, damit ich es nicht versehentlich mit der neuen Version überschreibe)
Titel: Re: Umsturz bei White Wolf
Beitrag von: D. Athair am 21.12.2018 | 06:06
... die Textpassage liest sich soweit ganz gut. Was ich schmerzlich vermisse ist die Benennung des Themas, nämlich:
Verfolgung sexueller Minderheiten. Das hätte noch rein gehört. Dann wäre auch eine eigene, informierte Recherche möglich gewesen und hätte wohl auch die Autorenintension des getilgten Abschnittes gerettet.