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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: schneeland am 17.06.2019 | 12:39

Titel: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 17.06.2019 | 12:39
Ausgehend von DerTods Anregung im Thread zum UK Games Expo-Vorall (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,110981.0.html) mache ich hier mal ein neues Thema auf, das sich explizit mit Sicherheitstechniken wie der X-Card beschäftigen soll. Mein Wissen in diesem Bereich ist eher spärlich ausgeprägt und, wie sich in der zuvor genannten Diskussion herausstellte, war selbst mein Verständnis der X-Card fehlerhaft, daher würde ich zunächst mal begrüßen, wenn jemand mit Ahnung vielleicht mal was zu den verschiedenen Alternativen, die derzeit verwendet oder diskutiert werden, sagen könnte.

Edit:
Auf Seite 12 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.275.html) habe ich versucht, die Ergebnisse der Diskussion einmal zusammenzufassen. Der Einfachheit halber der Text auch hier auf Seite 1:

Allgemeines
Als Sicherheitstechniken werden Strategien und Werkzeuge bezeichnet, die im Rollenspiel einerseits dazu dienen sollen, dass Gruppenmitglieder mit Erfahrungen konfrontiert werden, die ihre persönlichen Grenzen überschreiten, bzw. im Falle des Auftretens entsprechender Situationen im Spiel zeitnah geeignet zu reagieren, andererseits das Spiel in eine Richtung zu steuern, die von allen Beteiligten als angenehm empfunden wird. Der englische Begriff "Support Tools" ist hier insofern etwas passender als er nicht rein auf den Sicherheitsaspekt fokussiert. Der Begriff Gruppenmitglieder schließt in diesem Kontext Spieler und Spielleiter (jedweden Geschlechts) ein.

Ein prominentes Beispiel für ein Support Tool ist die X-Card (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit). Weitere Techniken werden in der Support Tools Compiliaton (https://docs.google.com/document/d/1T-4diHGaxlOy-N76rYmqYvLXkSV-dp_L3lSMZvb8Qqg/edit) beschrieben. Beispiele sind hier etwa die CATS-Technik (https://drive.google.com/file/d/0B74GInw5m2ICa3ZKMHFnbWFxWVk/view) (Concept-Aim-Tone-Subject Matter, auf deutsch vielleicht: Konzept-Ziel-Stimmung-Themen/Inhalte), Lines and Veils (https://rpg.stackexchange.com/questions/30906/what-do-the-terms-lines-and-veils-mean) (Grenzen und Ausblendungen) oder Script Change (https://briebeau.itch.io/script-change) (welche Bausteine wie Pause, Weiter, Rückspulen, Vorspulen, etc. enthält). Eine deutsche Übersetzung der genannten Techniken gibt es auf der Seite von Tina Trillitzsch (https://spielen.trillitzsch.net/sicherheitskarte/).

Weitere Techniken, für die derzeit keine deutsche Beschreibung vorliegt sind die O-Card (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit#) - ein Gegenstück zur X-Card, das signalisiert, das das Gruppenmitglied sich eine Intensivierung der Themen der aktuellen Szene wünscht - und die Ampel (Stoplight System) (https://www.musoapbox.net/topic/1747/indicating-discomfort-in-a-scene-online/2), die über die O-Card insofern hinausgeht, als sie die üblichen Ampelfarben auf den Wunsch nach Veränderung der Intensität der Szene abbildet (grün = kann intensiviert werden, gelb = Intensität gerade richtig, rot = zu intensiv, sollte zurückgefahren werden). Die Ampel wird ausführlicher auch in der Edition V5 des Vampire Regelwerkes beschrieben:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Anmerkungen

Bei der Lektüre der auf den oben genannten Seiten beschriebenen Techniken scheint, meinem Empfinden nach, oft ein Modell verteilter Autorenschaft aus wie es sich häufig in Erzählspielen und erzählerischen Rollenspielen (u.a. aus dem Forge-Umfeld) wiederfindet. Zwar wird letztlich auch beim klassischen Rollenspiel gemeinsam eine Geschichte erzählt, aber hier entstehen potentiell Konflikte, weil Sicherheitstechniken mit der etablierten Rollenverteilung in Konflikt stehen können.
Weiterhin scheint die Grundannahme durch, dass Rollenspiel auch schwierige Inhalte verhandeln soll (also beispielsweise Sexualität, intensive emotionale Beziehungen, verschiedene Formen von Gewalt und Horror) - der typische Fantasy-Dungeon Crawl ist hier sicher weniger betroffen als ein System, das explizit Horrorelemente beinhaltet
Die genannten Techniken zielen zwar nicht nur auf das Spiel mit Unbekannten, in der langjährigen Privatrunde sind aber sicher einige Dinge auch über eingespielte Konventionen zu regeln und bedürfen weniger expliziter Regelung als das Spiel auf einer Convention oder mit neuen Gruppenmitgliedern. Vorsicht ist aber insofern geboten als nicht ausgesprochene Konventionen auch nur Scheinüberstimmungen sein können (gerade vor dem Hintergrund einer stärker diversifizierten Spielerschaft).
Im Hinblick auf Sicherheitstechniken und Heimrunden ist zudem anzumerken, dass sich hier vielfach die Praxis einer Sitzung 0 etabliert hat, in der Erwartungen an der Spiel abgeglichen sowie ggf. Rahmenbedingungen für die Spielwelt oder die gespielten Charaktere festgelegt werden. Es findet also eine Konsensbildung (oder, im schlechteren Falle, die Offenlegung von Dissens) statt, ohne dass notwendigerweise bewusst auf Sicherheitstechniken zurückgegriffen wird.


Die X-Card
Dabei handelt es sich um eine Karte mit einem X, die von einem Gruppenmitglied verwendet werden kann, um (bspw. durch Antippen oder Hochhalten) zu signalisieren, dass ihn das Geschehen in der Fiktion belastet und er um Entfernung bzw. Ersetzung desselben bittet (es sei hier kurz noch einmal festgehalten, dass die X-Card sowohl von Spielern als auch von Spielleitern verwendet werden kann). Die Beschreibung der X-Card betont dabei, dass seitens des Auslösers der X-Card keine Erklärungsnotwendigkeit besteht - bei wohlwollender Lesart der Erläuterungen zur X-Card ergibt sich hier, dass eine Klarstellung der Inhalts als ggf. notwendig akzeptiert wird, der Auslöser aber darüber hinaus explizit nicht verpflichtet ist, Auskunft über die Gründe seiner Ablehnung oder die Herkunft derselben zu geben.

Aus der Beschreibung lässt sich ebenfalls ableiten, dass der Autor von einem häufigen, niederschwelligen Einsatz der X-Card ausgeht. Es erfolgt u.a. der Hinweis, dass eine häufige Nutzung intendiert sei, um einerseits sicherzustellen, dass die X-Card im Zweifelsfall auch zum Einsatz kommt, andererseits das Spiel generell in eine Richtung gelenkt wird, die unangenehme, aber nicht zwingend traumatische Situationen vermeidet.

Anmerkungen

Die vergleichsweise hohe Prominenz der X-Card innerhalb der Support Tools verleitet zur Annahme, dass sie als alleinstehendes Werkzeug eingesetzt werden sollte. Dies ist laut den Autoren nicht der Fall - stattdessen solle die X-Card als Ergänzung zur vorherigen Absprachen betrachtet werden.
Die Dokumentation der X-Card postuliert, dass durch den Einsatz der X-Card das Spielerlebnis für alle Gruppenmitglieder verbessert werde. Eventuelle Immersionsbrüche oder Konflikte werden eher spärlich diskutiert.
Ebenfalls nicht dokumentiert werden bei der Liste der unerwünschten Inhalte solche, die als weniger opportun gelten dürften (bspw: ein Spieler wünscht sich keine Konfrontation mit Homosexualität).

Die Diskussion hier

Die Diskussion hier beschäftigte sich vor allem mit der X-Card und ihrem Einsatz.

Kontroverse Punkte waren:
Das uneingeschränkte Autorenrecht bzw. Vetorecht durch die X-Card

Die X-Card ermöglicht Spieler wie Spielleiter ein uneingeschränktes Veto in den Erzählprozess eines anderen Gruppenteilnehmers.
Von Befürwortern der X-Card wurde an dieser Stelle betont, dass dies unerlässlich ist, um einem Betroffenen zu ersparen, sich für sein eigenes Unwohlsein bzw. die Berührung eines Traumas rechtfertigen zu müssen.
Kritiker der X-Card lehnen ein solch unbeschränktes Autorenrecht entweder vollständig ab, oder stellen in Frage, ob die Kollateralschäden durch die Nutzung der X-Card nicht zu hoch seien.
Speziell genannt wurden:
Es wurde zudem festgestellt, dass die X-Card wenig Unterstützung bei der Frage bietet, wie der Spielfluss wieder in Gang gebracht werden soll, nachdem er durch die X-Card unterbrochen wird.

Die X-Card und Problemspieler

Anknüpfend an den vorigen Punkt wurde die Befürchtung geäußert, dass allein das Vorhandensein eines solchen Hebels (d.h. des unbeschränkten Vetorechts) zur Beeinflussung der Erzählung dieser auch verstärkt genutzt wird, und dass insbesondere "Problemspieler" durch die X-Card das Spiel stärker torpedieren können.
Von Befürwortern der X-Card, insbesondere jenen, welche die X-Card auch bereits praktisch eingesetzt haben, wurde allerdings angeführt, dass sich eine Torpedierung oder übermäßige Ausnutzung der X-Card in der Praxis nicht beobachten lässt. Zudem weisen sowohl die Autoren der X-Card als auch einige Diskussionsteilnehmer darauf hin, dass die X-Card nicht als Mittel zur Lösungen sämtlicher zwischenmenschlicher Probleme im Rollenspiel konzipiert ist. Der Umgang mit Problemspielern bleibt also jenseits der X-Card weiter Aufgabe der Gruppe.

Die Angemessenheit der X-Card im Vergleich zur Stopp-/Pause-Karte

Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Autorenrecht durch die X-Card kam die Frage auf, welchen Mehrwert diese gegenüber anderen Techniken, wie der Stopp-/Pause-Karte mit anschließender Diskussion bietet.
Von Befürwortern der X-Card wurde hier angebracht, dass ein zentraler Punkt der X-Card gerade ist, dass Gruppenmitglieder nicht unter Rechtfertigungsdruck stehen. Kritiker wenden hier ein, dass Rollenspiel als kommunikatives Spiel ohnehin auf Austausch angewiesen wäre, und diese Situationen keine Ausnahme darstelle.

Die Nutzung der X-Card und anderer Techniken nicht nur zur Vermeidung tatsächlich traumatischer, sondern bereits "nur unangenehmer" Themen

Die hybride Natur der X-Card sorgte insbesondere bzgl. der Frage, wann sie zum Einsatz kommen soll, für kontroverse Diskussionen. Auch hier konnte letztlich keine Einigkeit erzielt werden. Generell bejaht wurde ein Einsatz von Sicherheitstechniken, allerdings nicht zwingend der X-Card, zur Vermeidung oder Behandlung traumatischer Situationen. Während einige Teilnehmer einen Einsatz von Support Tools zur Vermeidung "nur unangenehmer" Themen (wie bspw. ein rauchender NSC in einem Spiel, in dem eines der Gruppenmitglieder gerade versucht, mit dem Rauchen aufzuhören) als deutlich überzogen betrachten, weisen andere darauf hin, dass der Grad des Unwohlseins von außen schwer einschätzbar ist und eine umfängliche Diskussion, ob ein Thema "hinreichend kritisch" ist gerade dem Zweck des Schutzes zuwiderläuft.

Der Mehrwehrt der X-Card nach Nutzung weiterer Techniken

Schließlich wurde auch die Frage nach dem Mehrwert der X-Card gestellt, wenn zuvor andere Techniken wie bspw. die Klärung der Erwartungen (z.B. durch CATS) oder das Feststecken von Grenzen und Ausblendungen bereits zum Einsatz kamen. Diese wurde - analog zum vorigen Punkt - wahlweise mit sehr schmaler Nützlichkeit, die insbesondere über die Nutzung der Stopp-Karte nicht signifikant hinausgeht, oder mit hinreichender Nützlichkeit zum Auffangen von zuvor nicht-besprochenen Situationen beantwortet.

X-Card - Sicherheitstechnik oder Spielgestaltungswerkzeug

Der niederschwellige Einsatz, der von den Autoren der X-Card für deren Einsatz vorgesehen wird, wirft die Frage auf, ob es sich bei selbiger um eine reine Sicherheitstechnik handelt, oder ob sie hybriden Charakter besitzt und auch als Spielgestaltungswerkzeugs betrachtet werden kann. Die Beantwortung dieser Frage scheint einerseits schwerpunktmäßig davon abzuhängen, wie weit man den Sicherheitsbegriff fassen möchte, andererseits abhängig davon, welche Charakter ein Spieldesigner, der die X-Card als Technik mit einbezieht, dieser geben möchte (als Beispiel wurde das Spiel "For the Queen" angeführt, in welchem die X-Card spielgestaltenden Charakter hat).
Es lässt sich jedoch vorläufig festhalten, dass der spielgestaltende Charakter im allgemeinen bei anderen Techniken, wie bspw. der O-Card oder Ampel, stärker ausgeprägt ist.


X-Card und Spielstil

Unklar ist im Moment noch ein Zusammenhang zwischen Position zur X-Card und dem eigenen Spielstil. Die Vermutung, dass die X-Card vor allem von Spielern, die ein Modell verteilter Autorenschaft bevorzugen, befürwortet werden, lässt sich durch den aktuellen Diskussionsstand nicht bestätigen. Es deutet sich lediglich an, dass im Bereich des klassischen Rollenspiels etwas mehr Vorbehalte bestehen, insbesondere wenn es um Stimmungsspiel wie Horrorszenarien geht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 13:02
Der erste Schritt gegen überraschenden Ärger allgemein wäre eine möglichst aussagekräftige Spielbeschreibung.
Was dabei dann vermutlich helfen würde, wären Infos oder gar eine Checkliste zu den üblichsten Problemzonen.

Bezgl. X-Card. Da müsste erst einmal der genaue Umfang/Anwendungsprozess beschrieben werden und ggf. Unterbezeichnungen gefunden werden, da da wohl deutlich unterschiedliche Fälle/Schärfen von im Umlauf sind.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Selganor [n/a] am 17.06.2019 | 13:19
Die "offizielle" X-Card findet sich unter http://tinyurl.com/x-card-rpg inklusive ausfuehrlichen Beschreibungen, Hinweisen, ...

Es empfiehlt sich daher wohl erstmal das zu lesen ehe man glaubt was ueber die X-Card zu wissen und auf Hoerensagen dann zu antworten. ;) (Da sind uebrigens auch Links zu anderen Elementen wie der O-Card drin)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 17.06.2019 | 13:31
Die "offizielle" X-Card findet sich unter http://tinyurl.com/x-card-rpg inklusive ausfuehrlichen Beschreibungen, Hinweisen, ...
Es empfiehlt sich daher wohl erstmal das zu lesen ehe man glaubt was ueber die X-Card zu wissen und auf Hoerensagen dann zu antworten. ;) (Da sind uebrigens auch Links zu anderen Elementen wie der O-Card drin)

Immer toll, wenn sich ein paar der Kenner in die Forendiskussionen einschalten. Das macht zwar 90% der Gespräche überflüssig, aber man kommt schneller ans Ziel.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 13:47
Es macht einen Unterschied, wie ich was spiele.
Wenn der SL z. B. ein Werwolf Abenteuer vorbereitet hat,  kann ein SPL nicht einfach sagen: Streicht Wölfe.
Generell kommt es darauf an, wie man überhaupt leitet.
Spieler sind wichtiger, als das Spiel,  stimmt zwar,  aber ich würde mal behaupten, dass die X Card, so wie sie beschrieben ist, nicht für jede Art zu leiten taugt.
Das passt sicher am Besten für SL die keine konkrete Story vorbereitet haben, und ihre Pläne deshalb auch jederzeit umschmeißen können.

Einem SL mit Kaufabenteuer X würde ich eine etwas sanftere Handhabung empfehlen.
Wenn bestimmte Spielinhalte nicht gestrichen werden können, (warum auch immer), müssen evtl.  andere Lösungsmöglichkeiten gefunden werden dürfen.

Was mir grundsätzlich nicht gefällt, ist das: Hilft gegen alles. Funktioniert sicher-Gefühl beim Lesen.
Hat was von Werbung.

(Nur mein Eindruck)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 17.06.2019 | 14:05
Einem SL mit Kaufabenteuer X würde ich eine etwas sanftere Handhabung empfehlen.
Wenn bestimmte Spielinhalte nicht gestrichen werden können, warum auch immer. Müssen evtl.  andere Lösungsmöglichkeiten gefunden werden dürfen.

Die X-Card ist für groteske Con-Szenarios gedacht wie das im Nebenthread. Dinge, die man normalerweise keinem Durchschnittsspieler antut.
In deinen Kaufabenteuern findet sich sowas gar nicht, weil die sonst nicht verkauft werden dürften und sowieso für den Mainstreamgeschmack geschrieben sind.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 14:12
Die X-Card ist für groteske Con-Szenarios gedacht wie das im Nebenthread. Dinge, die man normalerweise keinem Durchschnittsspieler antut.
In deinen Kaufabenteuern findet sich sowas gar nicht, weil die sonst nicht verkauft werden dürften und sowieso für den Mainstreamgeschmack geschrieben sind.
Geschenkt.
Dennoch kann sich ja ein SL sein groteskes Abenteuer selbst geschrieben haben...
Mit Story Line und so.
Der ist ja dann ggf. auch aufgeschmissen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 17.06.2019 | 14:12
Ich könnte auch einfach einen Vertrag aufsetzen, juristisch abgesichert durch einen Rechtsanwalt.
Der könnte dann auch bei dem Rollenspiel dabei sitzen (gibt es sicher schon für 200€,... die Stunde).
Einvernehmlich steht dann auch eine Alexa auf dem tisch (oder ein vergleichbares Produkt von Appel Googel oder Huawei) welche alles überwacht (und aufzeichnet und an verschiedene Behörden oder Private Dienstanbieter weiterleitet.) in einigen Jahren kann das Gerät auch sicherlich jeglichen unangemessenen Content Auspiepsen.

Bei Verstößen kann dann Jeder Jeden verklagen und alles ist gut,... nachdem dann alle im Knast bei Wasser und Brot sitzen kann man genüsslich weiterspielen.

Ich glaube ich schreib ab jezt nur noch FSK 21+ auf meine Spielrunden,... selbst wenn ich eine Kinderrunde anbiete oder Leute auf einem Con für MauMau oder Schach suche,...
 :Ironie:

Vertrag,... hm gab es nicht mal so etwas wie einen Gruppenvertrag?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 17.06.2019 | 14:22
Grundlegend habe ich den Eindruck, dass viele Irritation über die X-Karte aus zwei Gründen entsteht:

a) Wenn ich seit 10+ Jahren mit derselben Gruppe von Freunden am Tisch sitze, wir uns alle genau kennen und sozial aufeinander eingespielt sind, dann ist der Bedarf nach Sicherheitsmaßnahmen natürlich geringer (wenn vielleicht auch nicht ganz 0). Wenn ich online oder auf einer Con mit jede Menge Wildfremder zusammengeworfen werde, sieht die Lage hinsichtlich Unsicherheiten und etwaiger böser Überraschungen schon anders aus. Tendenziell (!) spielen hierzulande viele in ihrer heimischen Tischrunde, während in den USA öfter mit Fremden gespielt wird. Dementsprechend andere Bedürfnislagen.

b) Die X-Card ist kein Allheilmittel und funktioniert auch nicht/kaum, wenn sie einfach im luftleeren Raum in die Runde geworfen wird. Sie ist Teil eines spielkulturellen Rahmens, bei dem das gemeinsame Reflektieren über das Spielerlebnis vor, während und nach der Runde strukturiert wird. Ich halte daher die Gefahr für missbräuchliche Verwendungen, Immersionsbruch etc. auch für weniger bedrohlich, eben weil Sicherheitsmechanismen ein Teil des normalen Ablaufs darstellen sollen.

Was ich meine wird deutlicher, wenn man die CATS-Methode (https://drive.google.com/file/d/0B74GInw5m2ICa3ZKMHFnbWFxWVk/view) hinzunimmt. Diese besagt, dass die Gruppe sich vorher über Concept (Konzept), Aim (Spielziel), Tone (Stimmung) und Subject Matter (Themen) der kommenden Spielrunde verständigt. Wir klären also vor Beginn, worum es im Spiel geht, was wir vom Spiel wollen, in welcher Stimmung wir es haben wollen, und welche evtl. problematischen Themen vorkommen werden. Die X-Card taucht hier in diesem letzten Punkt auf, um einen doppelten Boden einzubringen, falls TROTZ der Absprache während des Spiels unvorgehesene Probleme auftreten.

Wer also z.B. keine Wölfe im Spiel haben will, würde bei einer Runde Werewolf also nicht zur Spielunterbrechung der X-Card greifen, sondern bei einer gut kommunizierenden Gruppe schon im Vorfeld aussteigen können.
Ich denke, viele hier werden ein solches Briefing ohnehin schon nutzen, wenn vielleicht auch nur implizit - es ist immer nützlich, sich über Inhalte oder Stimmungen vorab zu verständen.

Zwei weitere Alternativen oder Ergänzungen zur X-Card (aus dem Gauntlet-Forum (https://www.gauntlet-rpg.com/tools-of-the-table.html)) wären:
- Die offene Tür: Wir einigen uns darauf, dass Leute für ein oder zwei Minuten den Tisch verlassen können, wenn sie mal durchatmen müssen, ohne dass das Spiel deswegen beendet werden müsste.
- Schwellen und Schleier: Wir verständigen uns darüber, welche Themen wir in unserem Spiel nicht haben wollen. Eine Schwelle darf nicht überschritten werden, auch nicht off-screen. Sie passieren in unserer Geschichte einfach nicht. Ein Schleier wird dann heruntergezogen, wenn wir das Thema nicht weiter im Details ausspielen wollen, sondern hier ausblenden und danach weiterspielen wollen.
Beispiele: In meiner Piratenrunde will ich eher die Disney-Stimmung, d.h. unsere Seeräuber plündern zwar, aber es gibt keine Vergewaltigungen - und nur die Bösen dürfen Gefangene umbringen. Das wären Schwellen. Sex-Szenen stören uns nicht, wir brauchen aber die Details nicht, also legen wir vorher fest, dass wir in solchen Fällen die 'Kamera' dezent gen Horizont richten.

Das wichtigste ist: All diese Instrumente sind keine Herrschaftsmittel, sondern soziale Werkzeuge, auf die wir uns zuvor gemeinsam einigen. Schlicht Möglichkeiten, mehr und besser, statt weniger zu kommunizeren, ohne evtl. Betroffene stets in Erklärungszwang bringen zu müssen.

P.S.: Eine große Liste an Sicherheits- und Kommunikationswerkzeugen für den Spieltisch findet sich HIER (https://docs.google.com/document/d/1T-4diHGaxlOy-N76rYmqYvLXkSV-dp_L3lSMZvb8Qqg/edit).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 14:43
@
Tod
Danke Dir

Jetzt mal FSK 12: Sex kommt vor, wird aber rechtzeitig abgeblendet. Sexuelle Gewalt gibt es nicht. -Wäre das, was ,denke ich, die meisten Runden gewohnt sind.

Mich würde ja schon interessieren, wofür X Cards denn so verwendet werden.
Sind das dann Runden, wo eben diese beiden Themen stärker im Vordergrund stehen, plus Folter  u. Ä?
Sonst bräuchte man die X Card ja nicht so dringend.


Oder mal ganz blöd gesagt: Der Wolf kann mich ja in jedem Erstgrad DSA Abenteuer triggern, wie andere nicht so krasse Dinge auch. Dafür brauche ich doch die X Card nicht.

Edit.
Ich will das weder bewerten noch empört sein, versprochen.
Es interessiert mich einfach.(Als Fsk 12 Spieler)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.06.2019 | 15:09
Aus dem anderen Thread:
Ja, man kann die Leute erstmal unter Generalverdacht stellen, aber das ist dann halt scheiße.* Ein Feueralarm wird nicht deswegen abgeschafft, weil ihn mal jemand als Prank ziehen könnte.

Das Argument ist ein Bumerang: Viel eher müsste man behaupten, dass das bloße Konzept einer X-Card alle GMs unter Generalverdacht stellt.
Und man braucht auch keinen Feueralarm, wenn man mit allen möglichen Betroffenen an einem Tisch sitzt. Dann sagt man nämlich einfach: "Au weia, es brennt."

Noch einmal zur Erinnerung: entweder die Verwendung der X-Card ist missbräuchlich oder überflüssig (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,110981.msg134758342.html#msg134758342).

Der Unterschied liegt darin, dass der Spielleiter weis, dass ein Zuendespielen der Szene unter keinen Umständen in Frage kommt.
Und, das irgendetwas einem seiner Spieler gerade massiv den Spaß versaut.

Das ist die missbräuchliche Variante ("unter keinen Umständen").
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Selganor [n/a] am 17.06.2019 | 15:17
Vergesst mal nicht wie schnell so eine Reaktion auf die Karte schon sein kann.

Wenn z.B. dumme Sprueche in der Runde ok sind, aber es irgendwann auch mal gut ist (weil kein Toon/Paranoia/...), dann kann schon ein simples Heben der X-Card langen, dass man genau weiss, dass man sich den naechsten dummen Spruch (auch wenn er noch so gut auf die Vorlage passt die eben gegeben wurde) besser verkneifen soll.

Auch sollte man den letzten Satz der "offiziellen" Erklaerung der X-Card nicht unterschaetzen (wer nicht weiss welcher das ist... oben habe ich den Link dazu gepostet ;D ).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Schlawiner am 17.06.2019 | 15:18
Der Vollständigkeit halber, da bisher nur die englische Version der X-Karte verlinkt wurde: Eine deutschsprachige Umsetzung mehrerer Sicherheitstechniken, inklusive Link zu Julians Übersetzung der X-Karte, befindet sich hier auf meiner Seite (https://t1p.de/sicherspiel).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 17.06.2019 | 15:24
Krankt die Diskussion in Deutschland vielleicht unter dem hier antrainierten SL-Gottsyndrom? Wie ich schon sagt: Alle diese Techniken sind Kommunikationsmethoden, die man komplett in die Tonne treten kann, wenn die Gruppe sie nicht miteinander diskutiert und gemeinsam festlegt. Wenn "meine Story" gegen "deine Befindlichkeiten" ausgespielt wird, anstatt das Spiel als Gruppendynamik zu denken (wie es bei diesen Sicherheitsmechaniken der Fall ist), dann ist das eine grundlegend andere Prämisse in der Spielkultur.

Alternative zum Feuermelder: Der Rettungsring auf dem Kreuzfahrtschiff ("steht der Kapitän unter Generalverdacht?") oder das Safeword beim BDSM ("wir sind alle freiwillig hier und achten aufeinander, wissen aber, dass Menschen kompliziert sind")?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.06.2019 | 15:25
Die "offizielle" X-Card findet sich unter http://tinyurl.com/x-card-rpg inklusive ausfuehrlichen Beschreibungen, Hinweisen, ...

"But when it is used, respect the person who uses it and don't ask why or start a conversation about the issue."

Also die missbräuchliche Variante. Abgelehnt. Ich gebe niemandem blind(!) so viel Kontrolle über ein Spiel das ich leite.

Weiter aus dem verlinkten Dokument (emphasis mine):
"What things have you seen X-Carded?

I've seen the X-Card used easily 60-100+ times (I play a lot of games with a lot of people all over the world). Examples: I described an NPC smoking. A player was trying to quit and felt uncomfortable. We played a modern realistic horror game. Someone introduced funny elves. I described plane turbulence. This triggered a player and luckily I stopped asap (we had to stop the game as well) and we did what we could to help the person in question."
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 15:30
Viel eher müsste man behaupten, dass das bloße Konzept einer X-Card alle GMs unter Generalverdacht stellt.

Nein. Die X-Card soll ja nicht vor der Spielleitung oder anderen Mitspielern schützen, sondern die Betroffene Person vor einem Thema. Statt jedoch Dinge auszudiskutieren, wird (bewusst) abgekürzt und auf die Karte verwiesen. Sie betont den kollaborativen Charakter des Rollenspiels und erlaubt einen mündigen Umgang mit schwierigen Themen.
Edit: Bzw. schafft einen Gruppen-Konsens, der es der spielenden Person erlaubt sich selbst zu schützen.

Zitat
"But when it is used, respect the person who uses it and don't ask why or start a conversation about the issue."

Also die missbräuchliche Variante. Abgelehnt. Ich gebe niemandem blind(!) so viel Kontrolle über ein Spiel das ich leite.

Von blinder Kontrolle spricht ja niemand. Der Autor der "Original X-Card" schreibt mehrmals, das Gespräch im Vorfeld/Vorbereitung sei wichtig. Die X-Card im Sinne des Autors funktioniert nicht, wenn sie kommentarlos zu  Beginn der Runde auf dem Tisch liegt und nur darauf gezeigt wird.

Grüße

Hasran

Edit: Doppler-Effekt...
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 15:38
Krankt die Diskussion in Deutschland vielleicht unter dem hier antrainierten SL-Gottsyndrom?
Ich denke nicht, dass es darum geht,  den SL als Herr und Meister der Geschichte zu feiern. Oder als gottgleiche Person.
Muharrharr...  >;D
Sondern einfach nur die Mühe seiner Arbeit und Vorbereitung zu würdigen.
Einfach deshalb würde ich als SPL sein OK haben wollen.
Bzw.  wäre als Spieler daran interessiert mit ihm einen Kompromiss zu finden, mit dem er und die anderen am Tisch  leben können.

Edit.
Wenn ein SL sowieso improvisiert, bzw. keine Storyline hat, wird sich das Problem idR. nicht stellen.
Wenn aber doch, gebietet mir (ich vermute meine Erziehung), ihn da in die Entscheidung (wie etwas daran geändert wird), miteinzubeziehen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 17.06.2019 | 15:42
(...) oder das Safeword beim BDSM

Ein mE unpassender Vergleich. Beim BDSM wird ein Safeword genutzt, weil ein "Nein, Stop, nicht weiter!" unter Umständen nicht wirkt, da es als "zur Rolle gehörend" verstanden werden kann. Das Problem kann ich mir auf einer RPG-Con eigentlich nicht vorstellen.

Beim LARP gibt es ein universelles Safeword: Stop. Das unterbricht das Spiel und man kann schauen, was für ein OG-Problem es gibt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 15:51
Ein mE unpassender Vergleich. Beim BDSM wird ein Safeword genutzt, weil ein "Nein, Stop, nicht weiter!" unter Umständen nicht wirkt, da es als "zur Rolle gehörend" verstanden werden kann. Das Problem kann ich mir auf einer RPG-Con eigentlich nicht vorstellen.

Die wichtige Parallele ist, dass einen Mechanismus gibt, der konsens-getragen die Szene ohne Rückfragen unterbricht. Ein weiterführendes Gespräch ist meist hilfreich, aber nicht immer möglich.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 17.06.2019 | 16:00
Ein mE unpassender Vergleich. Beim BDSM wird ein Safeword genutzt, weil ein "Nein, Stop, nicht weiter!" unter Umständen nicht wirkt, da es als "zur Rolle gehörend" verstanden werden kann. Das Problem kann ich mir auf einer RPG-Con eigentlich nicht vorstellen.
Das stimmt. Mein Vergleich bezog sich eher auf die Ebene, dass es trotz vorheriger Absprachen ein Safeword gibt, weil es eben sein kann, dass Dinge, die sonst vielleicht okay wären, heute aus irgendwelchen Gründen doch nicht okay sind. Das lässt sich mMn schon auf immersive Situationen übertragen, wie sie beim RPG auftreten können. Will sagen: Ein Safeword ohne vorherige Kommunikation ist wertlos, aber trotz Kommunikation kann es nützlich sein, ein Safeword zu haben. Und sei es nur, um zu wissen, dass es eines gibt, auch wenn ich es nicht benutze.

Eine weitere Parallele: Sollte es zu einem Problem kommen, muss die Schwelle zum Auslösen des Sicherheitsmechanismus möglichst gering sein. Ein Safeword ist gut, aber kannst du es auch über die Lippen bringen, wenn du es brauchst? Wortlos auf ein X zu tippen ist evtl. einfacher, als die Stimme zu erheben, die SL zu unterbrechen und sich zu erklären. Dafür kann dann nachher bei nem Tee immernoch Zeit sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 17.06.2019 | 16:20
Hmm hab mir das zur X-Card mal durchgelesen. An sich nicht verkehrt aber dort wird darauf hingewiesen das es reicht das X zu zeigen, und eine Erklärung worauf es sich bezieht überflüssig ist.
Bei seinen Beispielen hat er mitunter ganz simple Dinge dabei wie. Jemand der Raucht, oder Witzeleien obwohl die Stimmung düster sein soll.  Also zusammen gefasst alles was einen am Tisch stören könnte.
Also ich bekomme es nicht im Kopf hin wie das im Tisch ablaufen sollte. Wenn mir jemand ein X zeigt, würde ich erst mal komplett stoppen und rausfinden wollen wo der Schuh drückt. Genau das soll ja nicht zwingend der Weg sein, es kann so ablaufen. Allerdings fehlt mir halt die option wie man weiter machen soll ohne zu wissen wieso ge-X-t wurde. Was das ganze ja irgendwie wieder unnütz macht weil der jenige den etwas stört dann doch wieder rede und Antwort stehen muss.

An sich finde ich die idee gut, auch es so breit aufzustellen das es alles abdeckt. Selbst wenn ein blöder Kommentar einen nur aus der Immersion gerissen hat. Es wird viel zu oft alles in sich reingefressen und irgendwann kommt es zum großen knall. Also eine Tisch Kultur zu haben wo jeder gleich darauf hinweist wenn etwas keinen Spaß macht, finde ich begrüßenswert und hätte ich auch gerne in jeder Runde.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 17.06.2019 | 16:25
Überraschend, dass soetwas elementares wie die X-Card bei den Rollenspielprofis noch Neuland ist. Beispielsweise das bemerkenswerte Outing von Sphinx. Hätte mein ganzes Geld darauf verwettet, dass Jeder hier damit Erfahrung hat und einige Vollzeit-SL sogar eine laminierte Karte zu Cons mitnehmen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 16:27
Dann ist ja zumindest die eklatante Missbrauchsoffenheit der Karte auch "offiziell"!

Sie soll Leute "schützen" ohne festlegen zu wollen wen oder wovor: Selbstdefinition reicht, komme was wolle -
Wer wirft gewinnt.

In dem Sinne erscheint mir das weniger als Hilfsmittel für ein Spiel, denn als politisches Erziehunsgmittel um unliebsame Inhalte torpedieren zu können, welche man eben nicht vor hat auf Sinn oder Unsinn zu diskutieren und damit auch gegen andere Meinungen argumentieren zu müssen.

Das entsprechende Absprachen vor dem Spiel helfen ist ja noch einmal ein ganz anderes Gebiet und denke ich ohne Widerspruch. Aber entweder ist ein Punkt dort in der Vorbesprechung aufgeworfen worden (und sollte dann auch nicht aufkommen oder zumindest nicht so heftig überraschend, dass das "sprachlos" macht, wennd ie Dosis verrutscht, bzw. haben die anderen dann denke ich auch das Recht so etwas im angesprochenen Rahmen auszuspielen)
oder er fehlte, dann haben wir eh Neuland und nur die Karte.

Was das Missbrauchspotential angeht scheint ja auch jeder klare Vorstellungen zu haben was ein "richtiges" "Opfer" ist. Was, wenn es ein "falsches" "Opfer" ist? Hier war doch auch einmal eine Diskussion über jemanden, der partout keine Inhalte am Tisch haben wollte, die auf Homosexualität deuten und massive religiöse Intolleranz habe ich auch mehr als einmal erlebt.

Sollen die X-cards als unerschütterliches Veto werfen dürfen?

Andererseits ... ich fühle mich ja durch Fate-Punkte traumatisiert, Zeit etwas dagegen zu machen ! >;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 17.06.2019 | 16:30
Also die missbräuchliche Variante. Abgelehnt.
Äh - nein. Die Variante, die jemand vielleicht missbrauchen könnte. Dass Du davon ausgehst, dass sie zwangsläufig missbraucht wird finde ich wenig zielführend - s.u.
Im Übrigen: Wenn jemandem die Inhalte deines Spiels zu viel werden und er es nicht mehr ertragen kann oder will, steht als Ultima Ratio immer noch die Option zu Buche, einfach aufzustehen und zu gehen - und ich behaupte mal frech, dass das eine deutlich disruptivere Wirkung auf das Spiel hätte als ausblenden und überspringen bestimmter Szenen.

Ich gebe niemandem blind(!) so viel Kontrolle über ein Spiel das ich leite.
Dadurch forderst Du aber für Dich gleichzeitig sehr viel mehr Kontrolle über das Spiel ein, als die Spieler durch eine "Notbremse" hätten

Und tatsächlich ist das Einfordern eines so massiven Vertrauensvorschusses bei gleichzeitiger Weigerung, den Mitspielern einen Vertrauensvorschuss zu geben für mich ein No Go. Dürfte überschaubaren Impact auf dein RSP-Leben haben, da es eh unwahrscheinlich ist, dass wir jemals am selben Tisch sitzen - aber diese Einstellung wäre für mich ein Grund, in einer Runde gar nicht erst mitzuspielen.


Allerdings muss ich zugeben, dass ich die ganze Diskussion nur bedingt verstehe.

Es sollte doch *völlig normal* sein, dass die ganze Gruppe im Vorfeld weiß, dass ggfs. sensible Inhalte entstehen können. Außerdem sollte *völlig normal* sein, dass ein Spieler für den Fall, dass ihm/ihr ein Spielinhalt doch stärker an die Nieren geht als gedacht eine Notbremse ziehen kann. Und es sollte *völlig normal* sein, dass das auch von der Gruppe akzeptiert wird, ohne dann erst ein Seelenstriptease vor der versammelten Mannschaft hingelegt werden muss. Es sollte *völlig normal* sein, dass das seelische Wohlergehen Vorrang hat vor dem Durchziehen einer Story oder auch dem Spielspaß der Gruppe.

Ich bin da nur Laie und hatte die Notwendigkeit noch nie, aber ich weiß nicht genau, inwiefern ein formalisierter Mechanismus wie eben die X-Card hilft.
Die Idee ist, hier weniger Hemmung zu erzeugen, das ist klar. Ich bin nur nicht sicher, ob man wirklich weniger Hemmungen hat, diese Karte zu ziehen als "Stopp" zu sagen. Zumal wenn in gewissem Sinne formal geregelt ist, wann die Karte gezogen werden darf - ich könnte mir vorstellen, dass manche dann sogar mehr Hemmungen haben, weil sie nicht sicher sind, ob sie jetzt die Voraussetzungen erfüllen.

Aber Das sind nur Fragen um das "wie", das "ob" steht für mich in keinster Weise zur Debatte. Und wie auf die Idee kommen kann, den Nutzen einer "Notbremse" grundlegend in Frage zu stellen, das ist mir schleierhaft.

tl;dr:
Ich finde Sicherheitsmechanismen und Rollenspiel richtig, wichtig, unverzichtbar und generell schlicht Teil eines rücksichts- und verantwortungsvollen Umgangs miteinander. Ob das eine X-Card sein muss, sei mal dahingestellt. So oder so muss man natürlich ein wenig Vertrauen in seine Mitmenschen haben.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 17.06.2019 | 16:39
Überraschend, dass soetwas elementares wie die X-Card bei den Rollenspielprofis noch Neuland ist. Beispielsweise das bemerkenswerte Outing von Sphinx. Hätte mein ganzes Geld darauf verwettet, dass Jeder hier damit Erfahrung hat und einige Vollzeit-SL sogar eine laminierte Karte zu Cons mitnehmen.

Das liegt evtl. daran das ich nicht auf Cons und Co. leite. Ich Spiele nur mit festen Gruppen inkl. Session-0 in der ich abklopfe ob es Themen gibt die Tabu sind. Bis jetzt hatte ich nur zwei mal ein Tabu erlebt. Einmal von jemand der eine Vergewaltigung in der näheren Verwandtschaft hatte. Und einmal jemand mit starker Spinnen Phobie. Also kein Problem das dann aus den Spielrunden rauszuhalten. Bis dato waren das auch alles Spieler die einfach was gesagt hätten, wenn ein Tabu während dem Spiel aufgefallen wäre.

Aber gerade für jemand der nicht offen über ein Tabu sprechen möchte bietet sich so eine Karte natürlich an. Wie gesagt sehe ich nur nicht wie es ohne Gespräch weitergehen kann, wenn die Karte gezeigt wird. Selbst wenn es nur ein 4 Augen gespräch wird.
Oder wie soll man sich das vorstellen? Ihr geht in eine Taverne, da sind viele Gäste die trinken. Eine Tänzerin bezirzt gerade einen Gast und möchte ihn überreden mit ihr aufs Zimmer zu gehen. In der Ecke Spielen ein paar Karten während sie dicke Zigarren rauchen.
Jemand hebt seine Karte
Ohne gespräch fehlt jeder Kontext, Stört Rauchen, Trinken oder Prostitution? Oder soll man beim Zeigen der Karte die Szene komplett abbrechen und eine alternative Suchen?
Ich brauche bei sowas immer Beispiele damit ich kapiere wie es ablaufen kann.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Zorni am 17.06.2019 | 16:40
Wir haben dazu vor einer Weile auch etwas zur Erklärung (damals anlässlich des GRT) gebracht, evtl hilft es ja jemandem.

https://pnpnews.de/karte-zu-sicherheitstechniken-im-grt-paket/
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 17.06.2019 | 16:46
Jemand hebt seine Karte
Ohne gespräch fehlt jeder Kontext, Stört Rauchen, Trinken oder Prostitution? Oder soll man beim Zeigen der Karte die Szene komplett abbrechen und eine alternative Suchen?
Ich brauche bei sowas immer Beispiele damit ich kapiere wie es ablaufen kann.
Das stimmt natürlich. Ein Hinweis, was genau stört ist natürlich wichtig, allein um weitere "Überschreitungen" in Zukunft Vermeiden zu können.
Den Passus "don't ask why or start a conversation about the issue" hätte ich auch  eher ausgelegt dass man *dann* nicht mehr fragt "warum stört Dich denn Prostitution? Hattest Du da Erfahrungen? Erzähl doch mal".
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 16:50
Notwehr kann doch nicht falsch sein, oder?
Nun legen wir fest, dass Notwehr unzweifelhaft vorliegt, wenn jemand "Notwehr" ruft.
Kann doch eigentlich gar nichts passieren, oder?  :Ironie:
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 17.06.2019 | 16:52
@Richtung des Threads:
Also statt einfach den Thread in Ruhe zu lassen und eine konstruktive Sammlung verschiedener Techniken anlegt nutzt man auch diesen Thread mal wieder als Repräsentationsplattform um sich hier auch noch als besonders edgy oder mit vermeintlich überlegener Meinung darzustellen?
Das hatten wir doch alles schonmal. Muss das nochmal wieder sein?
Sorry wenn das jetzt patzig ankommt, aber mich kekst dieser Drang zum zwanghaften Derailing hier langsam echt an! Als reine Auflistung von Techniken + Erläuterungen hätte der Thread wirklich Potential aber ich seh das wieder bis Seite 14 auf "nein-doch-nein-dochs" zerfasern und würde das echt ärgerlich finden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 16:57
Vielleicht sollte erst einmal gesammelt werden, vor was denn da "geschützt" werden soll. Dann kann man dafür dann geeignete Handwerkzeuge unter Betrachtung von Nutzen, Risiken und negativen Nebenwirkungen suchen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 17.06.2019 | 17:25
Vielleicht sollte erst einmal gesammelt werden, vor was denn da "geschützt" werden soll. Dann kann man dafür dann geeignete Handwerkzeuge unter Betrachtung von Nutzen, Risiken und negativen Nebenwirkungen suchen.

Ich stimme Dir zu. "Arme traumatisierte Menschen schützen" und "jeden Inhalt, der einer beteiligten Person 'unangenehm' ist, aus dem Spiel verbannen" sind auch für mich zwei völlig verschiebene Paar Schuhe.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 17:28
Ich stimme Dir zu. "Arme traumatisierte Menschen schützen" und "jeden Inhalt, der einer beteiligten Person 'unangenehm' ist, aus dem Spiel verbannen" sind auch für mich zwei völlig verschiebene Paar Schuhe.

Letzteres auch von niemanden gefordert.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Anro am 17.06.2019 | 17:30
So als Spielleiter bin ich glücklich darüber, dass mir jemand mitteilen kann, dass es ihm nicht gut geht, oder er ein Thema nicht vertragen kann.

Die Form, ob als X-Karte, SaveWord, Handzeichen, Grimasse, Chatnachricht ist mir recht egal.
Eine Person, die auf die X-Karte schaut, während ich Zombiehunden beschreibe sagt mir schon etwas. Eine Person, die darauf zeigt auch und eine die die Karte hoch nimmt, die habe ich wohl noch mehr verschreckt.

Gute, non-verbale Information, die nicht alle ohne Medium(Karte) senden können, also nur mit Mimik, steht bei mir auf der Pro-Seite.

Zusätzlich:
Wenn ich dann richtig zurückmimike, dann wird die Person mit einem einfachen Nicken oder sonstigem wohl auch klar kommunizieren, was Sie will und ich kann je nach Genre, und abgesprochenem Härtegrad weiter machen. (War abgesprochen, dass es horror wird, oder nicht?)
Will die Person die Grenzen ausloten, dann mache ich halt weiter, bis Sie den Not-aus betätigt - sonst ist meine sadistische Ader einfach nicht stark genug, dass ich da weiter machen würde.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 17.06.2019 | 17:32
Letzteres auch von niemanden gefordert.

Grüße

Hasran

Zitat von: X-Karten-Dokument dt. Übersetzung
Die X-Karte ist ein optionales Werkzeug (entwickelt von John Stavropoulos), das es allen in deiner Rollenspielrunde (dich eingeschlossen) erlaubt, jeden Inhalt, der irgendjemandem unangenehm ist, während des Spiels zu entfernen.

Einige sagen so, andere so. :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 17:39
Einige sagen so, andere so. :)

Ist ja mitnichten ein Selbstzweck, sondern eine Konsequenz des Wunsches nach Schutzmechanismen. In meinen Augen scheiden sich hier die Geister daran, welche Art von Unannehmlichkeiten einen derartigen Eingriff rechtfertigen. Die X Karte fällt auch nicht aus heiterem Himmel auf den Spieltisch. Ein verantwortungsvoller Umgang damit scheint jedoch für manche nicht vorstellbar.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rabe am 17.06.2019 | 17:41
"jeden Inhalt, der einer beteiligten Person 'unangenehm' ist, aus dem Spiel verbannen"
Letzteres auch von niemanden gefordert.

Nicht gefordert, aber so verwende ich die X-Card als Spielleiter.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 17:42
Notwehr kann doch nicht falsch sein, oder?
Nun legen wir fest, dass Notwehr unzweifelhaft vorliegt, wenn jemand "Notwehr" ruft.
Kann doch eigentlich gar nichts passieren, oder?  :Ironie:

Der Vergleich hinkt (und zwar kräftig), weil er impliziert, dass die X-Karte dem gemeinsamen Spiel irgendwie schadet (was nicht zutrifft).

Bisher konnte noch KEINER der Gegner der X-Karte darlegen, wie er persönlich durch den Einsatz der X-Karte geschädigt wird (oft wird hier das Wort "gewinnen" benutzt, was nochmal mehrere Grade lächerlicher ist). Rollenspiel wird DAUERND unterbrochen (aus den diversesten Gründen) und/oder in diesem wird der gemeinsame Vorstellungsraum angepasst (aus den diversesten Gründen).

Wenn es jetzt plötzlich auch aufgrund psychischen/emotionalen Befindlichkeiten passiert, dann ändert sich NICHTS für die Spielteilnehmer.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 17:45
Der Vergleich hinkt (und zwar kräftig), weil er impliziert, dass die X-Karte dem gemeinsamen Spiel irgendwie schadet (was nicht zutrifft).

Bisher konnte noch KEINER der Gegner der X-Karte darlegen, wie er persönlich durch den Einsatz der X-Karte geschädigt wird (oft wird hier das Wort "gewinnen" benutzt, was nochmal mehrere Grade lächerlicher ist). Rollenspiel wird DAUERND unterbrochen (aus den diversesten Gründen) und/oder in diesem wird der gemeinsame Vorstellungsraum angepasst (aus den diversesten Gründen).

Wenn es jetzt plötzlich auch aufgrund psychischen/emotionalen Befindlichkeiten passiert, dann ändert sich NICHTS für die Spielteilnehmer.

Es gibt offenbar eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie das Spiel ablaufgen soll, bzw. welche Inhalte da wie dargestellt werden sollen.
Die Seite, welche zuerst "zieht" gewinnt und darf die Elemente der Gegenseite widerstandslos rauseditieren.
Und das soll für die kein Schaden sein? !
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 17.06.2019 | 17:49
@Richtung des Threads:
Also statt einfach den Thread in Ruhe zu lassen und eine konstruktive Sammlung verschiedener Techniken anlegt nutzt man auch diesen Thread mal wieder als Repräsentationsplattform um sich hier auch noch als besonders edgy oder mit vermeintlich überlegener Meinung darzustellen?
Das hatten wir doch alles schonmal. Muss das nochmal wieder sein?
Sorry wenn das jetzt patzig ankommt, aber mich kekst dieser Drang zum zwanghaften Derailing hier langsam echt an! Als reine Auflistung von Techniken + Erläuterungen hätte der Thread wirklich Potential aber ich seh das wieder bis Seite 14 auf "nein-doch-nein-dochs" zerfasern und würde das echt ärgerlich finden.
Naja,  der OP sagt
[...]mache ich hier mal ein neues Thema auf, das sich explizit mit Sicherheitstechniken wie der X-Card beschäftigen soll. Mein Wissen in diesem Bereich ist eher spärlich ausgeprägt und, wie sich in der zuvor genannten Diskussion herausstellte, war selbst mein Verständnis der X-Card fehlerhaft, daher würde ich zunächst mal begrüßen, wenn jemand mit Ahnung vielleicht mal was zu den verschiedenen Alternativen, die derzeit verwendet oder diskutiert werden, sagen könnte.
Insofern würde ich den Thread nicht als reine Sammlung sondern klar auch als Diskussionsfaden verstehen.
So. Daher zum Beispiel meine Frage, ob solche geregelten Techniken denn einen Vorteil gegenüber dem guten alten "Stop" bringen. Aber da ich weder Psychologe noch Kommunikationswissenschaftler bin, lasse ich mich da gerne eines besseren belehren. Das mag das Thema vielleicht ein bisschen dehnen, war aber in meinen Augen schon noch zur Frage zugehörig.
Wo Du da ne reine "konstruktive Sammlung" gesehen hast, das weiß ich nicht. Schadet aber sicher auch nicht, mach doch nen eigenen Thread auf, in dem Du solche Dinge übersichtlich und aufgeräumt im Startpost aufzählst und verlinkst. Fände ich auch hilfreich.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 17:50
Ich weiß nicht ob es hilft aber ich hatte mal einen Spieler am Tisch,  der es nur schwer ertragen konnte, wenn andere außer ihm Aufmerksamkeit bekamen. Folglich fing er dann immer an laut zu werden, oder etwas anderes zu tun, damit er sie wieder zurück bekam. (Das war ziemlich anstrengend. Und ist nicht extra erfunden, falls das jmd. annimmt. Seit er eine andere Gruppe gefunden hat, ist es bei uns viel entspannter. )

Ich mach es kurz: Er hätte mit dieser Art von X Card viel Freude gehabt. Der Rest der Gruppe nicht.

Die X Card ist sicher eine ganz tolle Sache,  wenn man die richtigen Spl hat.
Doch genau das, kann man bei unbekannten Spl auf einer Con  nicht wissen.

Edit.
Deshalb würde ich es so machen.
Ultimative Vetos, ohne Einspruch  gibt es vor dem Spiel.
Dann können sich beide Seiten überlegen, ob man zu diesen Bedingungen miteinander spielen kann oder nicht.
Mitten im Spiel, sollte der SL dagegen mitsprechen dürfen, in welcher Form ein Spielinhalt geändert wird.

Noch was wegen Notbremse.
Ich rufe ja auch nicht wegen Nasenbluten den Rettungsdienst an. Sondern würde das in Notfällen machen, die auch welche sind.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 17:52
Es gibt offenbar eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie das Spiel ablaufgen soll, bzw. welche Inhalte da wie dargestellt werden sollen.
Die Seite, welche zuerst "zieht" gewinnt und darf die Elemente der Gegenseite widerstandslos rauseditieren.
Und das soll für die kein Schaden sein? !

X Card und ähnliche Instrumente funktionieren natürlich nicht, wenn adversarial gespielt wird. Hast du ähnliche philosophische Bedenken der Notbremse im Zug gegenüber?*

Grüße

Hasran

*mutatis mutandis
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 17:58
Aus dem anderen Thread:
Das Argument ist ein Bumerang: Viel eher müsste man behaupten, dass das bloße Konzept einer X-Card alle GMs unter Generalverdacht stellt.

Ebensogut könnte man behaupten, dass die Existenz eines Feueralarms jeden der das Gebäude betritt unter Generalverdacht stellt, ein Brandstifter zu sein. Und ähnlich blödsinnig.

Man erkennt lediglich an, dass es passieren kann und wenn es passiert, dann hat man ein allgemeines Warnsignal. Mehr nicht.

Zitat
Und man braucht auch keinen Feueralarm, wenn man mit allen möglichen Betroffenen an einem Tisch sitzt. Dann sagt man nämlich einfach: "Au weia, es brennt."

Es gibt mehrere Arten von Gefahren. Manche sind schwerer zu kommunizieren, als andere.

Der Feueralarm wird z.B. auch bei chemischen Unfällen oder Bombendrohungen ausgelöst - ohne dass man lang und breit erklären muss, was jetzt genau die Gefahr ist. Und er wird benutzt, weil man oft nicht weiß, wer sich alle in der Gefahrenzone befindet (wie es im Rollenspiel mit Fremden auch der Fall ist)

Zitat
Entweder bei Leuten, die schon bei leichtem Unwohlsein die Karte über irgendeinen trivialen Mist zücken oder Spieler, die die Karte gerne ab und an mal benutzen um Aufmerksamkeit zu bekommen. (So wie einige Leute anscheinend gerne nach Twitter rennen um sich dort ostentativ als Opfer von irgendjemandem order irgendetwas zu stilisieren. Man bekommt gratis Aufmerksamkeit und kann sich mal als Guter fühlen dem von irgendeinem Schurken Unrecht angetan wurde.)

Wegen eines von dir erfundenen Beispiel soll also die X-Karte unter keinen Umständen benutzt werden?

Es gibt offenbar eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie das Spiel ablaufgen soll, bzw. welche Inhalte da wie dargestellt werden sollen.
Die Seite, welche zuerst "zieht" gewinnt und darf die Elemente der Gegenseite widerstandslos rauseditieren.
Und das soll für die kein Schaden sein? !

Ergänze um "...und zuletzt zieht" und "...und dazwischen zieht". Dann geht dir möglicherweise ein Licht auf.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: K3rb3r0s am 17.06.2019 | 18:10
 Sollte man nicht davon ausgehen dass alle miteinander spielen und daher auch Rücksicht aufeinander nehmen? 

Bei manchen Beiträgen hier habe ich den Eindruck dass gegeneinander gespielt wird und dass die Mitspieler aktiv davon abgehalten werden müssen den eigenen Abend zu ruinieren.

Ich sehe ehrlich gesagt nicht was an einer x-card problematisch sein sollte, wenn man nicht mit Arschlöchern spielt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 17.06.2019 | 18:13
Sollte man nicht davon ausgehen dass alle miteinander spielen und daher auch Rücksicht aufeinander nehmen? 

Bei manchen Beiträgen hier habe ich den Eindruck dass gegeneinander gespielt wird und dass die Mitspieler aktiv davon abgehalten werden müssen den eigenen Abend zu ruinieren.

Ich sehe ehrlich gesagt nicht was an einer x-card problematisch sein sollte, wenn man nicht mit Arschlöchern spielt.
Ich denke ohne Problemspieler ist die X Card in der Tat unproblematisch.
Vielleicht haben einige von uns (mich eingeschlossen), schon zuviele Problemspieler am Tisch gehabt,  um sich nicht vorstellen zu können, was mit unbekannten Spielern evtl. problematisch sein könnte.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 18:14
X Card und ähnliche Instrumente funktionieren natürlich nicht, wenn adversarial gespielt wird. Hast du ähnliche philosophische Bedenken der Notbremse im Zug gegenüber?*

Wer die X-card wirft handelt gerade maximal adversial - ob berechtigt oder nicht stände auf einem anderen Blatt, welches die X-card in dieser Form gerade bewußt ausblendet.

Nicht umsonst ist der Missbrauch der Notbremse im Zug ausdrücklich strafbewehrt.

Ergänze um "...und zuletzt zieht" und "...und dazwischen zieht". Dann geht dir möglicherweise ein Licht auf.

? Äh wo?

Wenn die Karte liegt ist das Element eliminiert oder gibt es X-cards gegen X-cards?

Ich sehe ehrlich gesagt nicht was an einer x-card problematisch sein sollte, wenn man nicht mit Arschlöchern spielt.

Weil gerade da, wo man die Karte wegen unbekannten Mitspielern benötigen könnte auch die Arschlöcher lauern. Und ich würde schätzen in erheblich größerer Zahl als die so stark traumatisierten, dass drüber reden oder eine Pausekarte nicht ausreichen würden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 17.06.2019 | 18:21
Wer die X-card wirft handelt gerade maximal adversial - ob berechtigt oder nicht stände auf einem anderen Blatt, welches die X-card in dieser Form gerade bewußt ausblendet.

Niemandem wird die X Karte aufgezwungen. Sobald das Werkzeug eingeführt und besprochen wurde,  soll sie benutzt werden, um sich selbst zu schützen.  Daraus ein Gegeneinander zu folgern, scheint mir arg konstruiert.

Jedem Einsatz der Karte soll übrigens zugestanden werden, berechtigt zu sein. Immerhin geht es um Selbstschutz und ein anderer kann überhaupt nicht entscheiden, ob mir ein Thema zu sehr an die Nieren geht.

Findest du safewords im BDSM Kontext auch so schwierig?

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 18:24
? Äh wo?

Wenn die Karte liegt ist das Element eliminiert oder gibt es X-cards gegen X-cards?

Wenn dein Genuss der Runde so sehr von einem singulären Element abhängt, dass du bereit bist dieses auf Kosten anderer Spielteilnehmer durchzudrücken, dann läuft etwas falsch.

Elementare Logik:
- Du hast das komplette Spielerlebnis minus X.
- Für einen anderen Spielteilnehmer bedeutet X, dass das gesamte Spielerlebnis im A**** ist.
---> Also entweder wird ein kleines Element, welches du gerne drin hättest entfernt (aber du hast noch den ganzen Rest) oder man lässt dieses kleine Element drin und der betroffene Spielteilnehmer hat Nix.
=Relativ einfache Wahl für mich.

Solange sich nur EIN Spielteilnehmer unwohl fühlt, haben ALLE Spielteilnehmer verloren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 18:33
Niemandem wird die X Karte aufgezwungen. Sobald das Werkzeug eingeführt und besprochen wurde,  soll sie benutzt werden, um sich selbst zu schützen.  Daraus ein Gegeneinander zu folgern, scheint mir arg konstruiert.

Jedem Einsatz der Karte soll übrigens zugestanden werden, berechtigt zu sein. Immerhin geht es um Selbstschutz und ein anderer kann überhaupt nicht entscheiden, ob mir ein Thema zu sehr an die Nieren geht.

Findest du safewords im BDSM Kontext auch so schwierig?


Was ist daran nicht aufgezwungen: Widerstandlos hinnehmen ist maximal aufgezwungen!
Und "schützen" ohne Qualifizierung was da zu Schützen ist, ist einen genauso wertlose Phase.
Würdest du dem jenigen, der sein intolerantes Weltbild z.B.  "schützen" will das auch zuegstehen?

Anderes Spiel, andere Regeln. Bei BDSM geht es scheinbar ja gerade darum an Grenzen zu gehen udn dass die Person da recht buchstäblcih gerade nicht gehen KANN.  Und ich es betrifft doch wohl den Umgang mit einem persönlich. Ich nehme an plötzlich auftretende Eifersucht bezgl. des Paars zählt für die dann nicht unhinterfragt, eganus wie es kein Anrecht gibt dann von so gestoppten Partner dannzu verlangen anders weiter zu machen. Dann ist ggf eben für die savewortseite einfach Schicht für heute. 

Wenn dein Genuss der Runde so sehr von einem singulären Element abhängt, dass du bereit bist dieses auf Kosten anderer Spielteilnehmer durchzudrücken, dann läuft etwas falsch.

Elementare Logik:
- Du hast das komplette Spielerlebnis minus X.
- Für einen anderen Spielteilnehmer bedeutet X, dass das gesamte Spielerlebnis im A**** ist.
---> Also entweder wird ein kleines Element, welches du gerne drin hättest entfernt (aber du hast noch den ganzen Rest) oder man lässt dieses kleine Element drin und der betroffene Spielteilnehmer hat Nix.
=Relativ einfache Wahl für mich.

Solange sich nur EIN Spielteilnehmer unwohl fühlt, haben ALLE Spielteilnehmer verloren.

Ich bezweifle ohne Klärung des Einzelfalls, dass das "Spielerlebnis im Arsch" der anderen Person mehr wert / dringender ist als meins und wie groß "X" jeweils ist, ist ohne Kommunikation auch nicht geklärt.
Ich weigere mich Blankoschecks auszustellen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 17.06.2019 | 18:35
Ist ja mitnichten ein Selbstzweck, sondern eine Konsequenz des Wunsches nach Schutzmechanismen. In meinen Augen scheiden sich hier die Geister daran, welche Art von Unannehmlichkeiten einen derartigen Eingriff rechtfertigen. Die X Karte fällt auch nicht aus heiterem Himmel auf den Spieltisch. Ein verantwortungsvoller Umgang damit scheint jedoch für manche nicht vorstellbar.

Grüße

Hasran

Ich vermute, Issi hat da ganz recht: einige von uns haben ihre Problemspieler im Kopf, andere traumatisierte Menschen und never the twain shall meet.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: K3rb3r0s am 17.06.2019 | 18:37
@Maarzan
Wenn dir die Sicherheit deiner Mitspieler so wenig schützenswert erscheint, dann werden wir wohl niemals zusammen spielen können.

Edit: Ich denke der theoretisch mögliche Schaden der X-card steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 18:40
+1 (als wäre das nicht schon klar bei jemandem, der Worte wie "gewinnen" im Zusammenhang mit Rollenspielen verwendet)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 17.06.2019 | 18:51
Letzteres auch von niemanden gefordert.

Nicht gefordert, aber so verwende ich die X-Card als Spielleiter.

War bei mir leider untergegangen, praktische Erfahrungen sind immer die besten. Darf ich fragen, welche Systeme Du leitest? Auch auf Cons? Hast Du jemals schlechte Erfahrungen gemacht?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 17.06.2019 | 18:56
Überraschend, dass soetwas elementares wie die X-Card bei den Rollenspielprofis noch Neuland ist. Beispielsweise das bemerkenswerte Outing von Sphinx. Hätte mein ganzes Geld darauf verwettet, dass Jeder hier damit Erfahrung hat und einige Vollzeit-SL sogar eine laminierte Karte zu Cons mitnehmen.

So elementar ist sie eben nicht. Letztlich dient sie nur der Verdeutlichung, dass man als betroffener Spieler ein Veto-Recht hat.
Je nachdem, was man mit wem spielt, gibt es dafür einfach keinen Bedarf.

Letzteres auch von niemanden gefordert.

Klingt allerdings in den Beispielen von John S. durchaus an.
Beim "X-en" eines rauchenden NSC, weil man selbst gerade versucht aufzuhören, könnte ich mir wohl weder als SL noch als Mitspieler eine recht bissige Bemerkung verkneifen. Bei wildfremden Mitspielern vielleicht aus reiner Höflichkeit.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 17.06.2019 | 19:09
Naja,  der OP sagt Insofern würde ich den Thread nicht als reine Sammlung sondern klar auch als Diskussionsfaden verstehen.
So. Daher zum Beispiel meine Frage, ob solche geregelten Techniken denn einen Vorteil gegenüber dem guten alten "Stop" bringen. Aber da ich weder Psychologe noch Kommunikationswissenschaftler bin, lasse ich mich da gerne eines besseren belehren. Das mag das Thema vielleicht ein bisschen dehnen, war aber in meinen Augen schon noch zur Frage zugehörig.
Wo Du da ne reine "konstruktive Sammlung" gesehen hast, das weiß ich nicht. Schadet aber sicher auch nicht, mach doch nen eigenen Thread auf, in dem Du solche Dinge übersichtlich und aufgeräumt im Startpost aufzählst und verlinkst. Fände ich auch hilfreich.

Ich stelle fest, ich hätte präziser sein sollen (gelegentlich erinnert mich das Tanelorn in dieser Hinsicht allerdings auch an den Wish-Zauber aus D&D ;)).

Worum es mir beim Eröffnen dieses Threads ging:

Zum ersten Teil gab es dankenswerterweise ein paar gute Beiträge, deren Material ich jetzt erstmal selber sichten muss (es zog mich heute ausnahmsweise Mal einen größeren Teil des Nachmittages in die sonnige Frischluft Nordbadens).
Den zweiten Teil hätte ich besser explizit hingeschrieben, aber nun ist das Kind zumindest halb in den Brunnen gefallen und wir haben die gleiche Diskussion wie im Ausgangs-Thread - werde ich beim nächsten Mal gleich zu Anfang klarstellen.

Eine Sammlung von Sicherheitstechniken ohne Diskussion würde ich übrigens grundsätzlich begrüßen, sie ist allerdings für mich persönlich im Moment nicht entscheiden (Lesematerial gab es ja schon).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 17.06.2019 | 19:31
Worum es mir beim Eröffnen dieses Threads ging:
  • Mehr über die X-Card und alternative Sicherheitstechniken lernen
  • Mehr darüber zu lernen, welche Erfahrungen Menschen beim Anwenden dieser Techniken gemacht haben und ob sie vielleicht für manche Spielstile besser geeignet ist als für andere
[...]
Den zweiten Teil hätte ich besser explizit hingeschrieben, aber nun ist das Kind zumindest halb in den Brunnen gefallen und wir haben die gleiche Diskussion wie im Ausgangs-Thread - werde ich beim nächsten Mal gleich zu Anfang klarstellen.
Ok, dann hab ich Dich auch missverstanden, tut mir leid. Expliziter die Zielstellung schadet zwar sicher nicht, aber ich fürchte, manche Themen sind so aufgeladen, dass das auch nur begrenzt hilft.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 17.06.2019 | 19:55
Als würden sie mitlesen: Hier ein interessantes Interview über die X-Card mit Alex Roberts (https://gnomestew.com/x-cards-w-alex-roberts/?fbclid=IwAR3BX4bMGi9G0Z-eRf2FlzOMrOCbzezLcBnicriqJNIB7czEG9ETp_uIOWY) (Star Crossed, For the Queen).

Zitat
Alex: Can I share a little story? I honestly think it’s more important than anything else I’ve written here.

I was once in a game very shortly after my grandfather passed away. It helped take my mind off of things, I got to connect with friends, and we told a cute and uplifting story together. But during character creation, someone said they were going to be another character’s grandpa. I immediately tapped the X Card and I think everyone was confused, but then another player who knew I was grieving – well you could see the light bulb go off above his head and he suggested an Uncle instead and we moved on!

That first player was completely within the tone and content of the game and offered his character idea with no intention of doing harm. But wow I was not up for talking about a grandfatherly relationship for the next few hours! And I would have explained why but I really didn’t want to do that either. I just wanted to have fun. I’m really grateful we had a simple tool that made it easy for me and my friends to look out for each other.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2019 | 20:09
@Maarzan
Wenn dir die Sicherheit deiner Mitspieler so wenig schützenswert erscheint, dann werden wir wohl niemals zusammen spielen können.

Edit: Ich denke der theoretisch mögliche Schaden der X-card steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen.

Die Sicherheitsbeeinträchtigung ist doch noch gar nicht belegt.

Und wer keine Missbrauchsabsichten hat, braucht auch nicht den bedingungslosen Blankoscheck, gerade wenn es kontrolliertere Varianten wie z.B. eine Stopkarte für ein kurzes Gespräch mit dem Spielleiter falls es nicht eindeutig ist gäbe. 
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: seanchui am 17.06.2019 | 21:06
Als würden sie mitlesen: Hier ein interessantes Interview über die X-Card mit Alex Roberts (https://gnomestew.com/x-cards-w-alex-roberts/?fbclid=IwAR3BX4bMGi9G0Z-eRf2FlzOMrOCbzezLcBnicriqJNIB7czEG9ETp_uIOWY) (Star Crossed, For the Queen).

...und vor dem Hintergrund, dass hier mit Freunden zusammengespielt wurde und diesen Leuten dann sogar aufgegangen ist, WOFÜR das "X" gut war, hätte es auch nicht ein kurzer mündlicher Einwand getan? Ich meine, offensichtlich wussten die (meisten?) am Tisch doch ohnehin Bescheid.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 17.06.2019 | 21:24
Genau - das ist ein gutes Beispiel, woran es schnell hapern kann: Wenn es keiner gewusst hätte, hätte man auch nicht angemessen reagieren können, ohne zusätzlich zur X-Card noch mal drüber zu sprechen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: K3rb3r0s am 17.06.2019 | 21:50
Die Sicherheitsbeeinträchtigung ist doch noch gar nicht belegt.

Und wer keine Missbrauchsabsichten hat, braucht auch nicht den bedingungslosen Blankoscheck, gerade wenn es kontrolliertere Varianten wie z.B. eine Stopkarte für ein kurzes Gespräch mit dem Spielleiter falls es nicht eindeutig ist gäbe.
Sie muss auch nicht belegt werden.

Der potentielle Schaden ist auf einer Seite deutlich höher, deswegen braucht es an dieser Stelle ein niedrigschwelliges Angebot um Hemmungen abzubauen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 17.06.2019 | 21:56
Abgesehen von Pappnasen die das ganze bewusst Missbräuchlich Nutzen ist die X-Card ein nützliches Werkzeug für Leute die unfähig oder unwillens sind, Probleme zu artikulieren.
Dafür mag es teilweise auch nachvollziehbare Gründe geben.
Aber: Dieser Charakterzug weiter sich dann auch erwartbar auf andere Bereiche aus.

Ich möchte kein Rätselraten spielen, was genau einer Person nun nicht passt. Eine X-Card bedeutet für mich die erwartbare Anwesenheit von Spielern die Unpässlichkeiten nicht klar von selbst ansprechen können/wollen. Und auf das ganze was damit dann Mitschwingt, habe ich nun absolut gar keine Lust, da ist mir die Zeit die Ich fürs Rollenspielen aufwenden kann zu schade.
Und ich bin auch immer noch der Meinung dass man beim Rollenspiel mit Fremden weder ein Flausch-safespace, noch eine Therapiesitzung erwarten kann.
Ich bin nicht dein privater Psychologe.

Private, regelmäßige Runden sind ne andere Baustelle.
Wenn da ein Spieler erklärt dass er gewisse Trigger hat die ihn auslösen können und ich die Person in der Gruppe haben möchte, kann von mir aus gerne so ne x-Card ausliegen.
Da lässt dann auch ein etwaiger Missbrauch eher abschätzen und man kann langfristig  sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen.
Bei vielen der hier im Thema aufgeführten Beispiele (Kippen, Opa) würde ich den entsprechenden Spieler wegen Unverträglichkeit aus der Gruppe ausladen. Das ist genau die Art von Generation-Z Kindergarten auf die ich keine Lust habe und wo mein Verständnis gegen 0 tendiert.
Auch in der privaten Runde erwarte ich dann aber, dass die Bitte um die Karte vom Spieler kommt. Da braucht es dann nicht notwendigerweise explizite Details, aber ich erwarte dass von selbst darauf hingewiesen und um entsprechende Hilfsmittel gebeten wird.
So viel Engagement muss möglich sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 17.06.2019 | 22:00
Ich habe nicht den Eindruck, dass wir hier weiter kommen.

Die Gegner des Konzepts einer X-Karte gehen davon aus, dass sie zu Missbrauch führen kann. Die Befürworter meinen, dass das nicht so sei.
Die Details sind recht kompliziert und lassen darauf schließen, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was das Ziel von Rollenspiel ist, aber auch von sozialer Interaktion allgemein. Ein missbräuchlicher Umgang mit der X-Karte lässt sich jedenfalls nicht "nachweisen" und andere Formen der Reglementierung des Umgangs mit der X-Karte sind ebenfalls schwierig.

Ich nehme an, dass es stark von den jeweiligen Dynamiken der Gruppe abhängt, wie (und "ob") eine X-Karte funktioniert. Das spricht - aus meiner Sicht - dagegen, X-Karten auf Cons oder in anderen Runden mit Unbekannten zu nutzen.

Was ich hingegen aus der Diskussion für mich mitnehmen kann ist eine stärkere Sensibilisierung für mögliche Unwohlkeiten beim Rollenspiel. Das sollte man ernst nehmen. Ich selbst habe wenig Probleme damit, solche Sachen sofort und direkt anzusprechen. Das Resultat ist allerdings oft, dass ich trotzdem übergangen werde (Bedenken und Unwohlsein werden "weggewischt"), was dann erhebliche Probleme für den weiteren Umgang mit der Situation aufwirft.

Vielleicht wäre folgendes ein brauchbarer Mittelweg: Jeder hat das Recht, die Spielsitzung jederzeit zu unterbrechen und ohne Angabe von Gründen darauf hinzuweisen, eine Szene so nicht weiter spielen zu wollen. Die Gruppe ist verpflichtet, an der Stelle tatsächlich damit aufzuhören und zu diskutieren, wie man gemeinsam weitermachen kann. Es soll dabei nicht nach den Gründen für für das Unwohlsein des Unterbrechers gefragt werden. Wird kein Konsens gefunden, hat die Gruppe das Recht, wie gehabt weiterzuspielen und der Unterbrecher hat dann die Möglichkeit, die Gruppe zu verlassen.

Sinn des Ganzen ist es, einerseits Diskussion zu ermöglichen und ggfs. zu erzwingen, wobei der Problemaufzeiger grundsätzlich geschützt sein soll. Im Gegensatz zur X-Karte verleiht das aber keine Machtposition, sondern wahrt die Gleichheit der Beteiligten und zwingt sie dazu, sich auf Augenhöhe über das weitere Vorgehen zu verständigen. Im Grunde sind das nur ausformulierte Selbstverständlichkeiten funktionierender Kommunikation. Aber offensichtlich haben einige Leute Schwierigkeiten mit Kommunikation und da mag eine genaue Anleitung dann hilfreich sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 22:11
Ich möchte kein Rätselraten spielen, was genau einer Person nun nicht passt. Eine X-Card bedeutet für mich die erwartbare Anwesenheit von Spielern die Unpässlichkeiten nicht klar von selbst ansprechen können/wollen. Und auf das ganze was damit dann Mitschwingt, habe ich nun absolut gar keine Lust, da ist mir die Zeit die Ich fürs Rollenspielen aufwenden kann zu schade.
Und ich bin auch immer noch der Meinung dass man beim Rollenspiel mit Fremden weder ein Flausch-safespace, noch eine Therapiesitzung erwarten kann.
Ich bin nicht dein privater Psychologe.

Verlangt ja auch keiner von dir.

Hier wäre das Fehlen einer solchen Karte eben auch ein Signal an die Leute, die so etwas nicht ansprechen können, eine solche Runde zu meiden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 17.06.2019 | 22:16
Du, implizit klingt hier im Thema von einigen schon durch dass die Karte am Tisch zu liegen habe, denn es gäbe ja keine Nachteile und Rücksichtnahme ist schließlich wichtig.
Gerade wenn's um Cons geht.
Aber ja, das fehlen einer solchen Karte mag als Abweisungssignal auch tauglich sein und damit unterm Strich beiden Beteiligen nutzen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 22:21
Nun, viele hier im Thread sind nicht so ehrlich wie du, einfach zu sagen "Ist schon OK, aber ich will mir das nicht aufhalsen", sondern versuchen "durch die Hintertür" mit reichlich dubiosen Argumenten (könnte missbraucht werden, etc.) Spieler, die auf diese angewiesen sind verächtlich zu machen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 17.06.2019 | 22:58
Nachdem ich jetzt hier so einiges nachgelesen habe und auf dem aktuellen Stand bin...

Was ist eigentlich mit mir?
Also mit meinen Befindlichkeiten als SL?
Habe ich auch eine X Karte zur Verfügung?

Wenn jemand sein Phone zur Hand nimmt und eine Nachricht liest/schreibt?
Wenn jemand meine aufgebaute Stimmung kippt?
Wenn jemand Witze reisst oder sonstwie OFF ist?

Und nach der wievielten X Karte kriegt der dann von mir nen Tritt und wird auf Twitter durch den Dreck gezogen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 17.06.2019 | 23:06
Ja. Jeder am Tisch darf die X-Karte nutzen. Auch die Spielleitung.

Jeder am Tisch spielt mit. Jeder am Tisch soll Spaß haben. Es ist nicht SL gegen Spieler. Es ist eine Gruppe.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 17.06.2019 | 23:10
Ja, kannst Du. Die Behauptung des X-Card-Dokuments ist, dass auch das Leben des SL dadurch besser wird.
(Edit: DerTod war schneller).

Ich versuche morgen nochmal das Ganze ein wenig auseinander zu zuppeln - vielleicht lässt sich ja noch etwas Gewinnbringendes aus der Sache lernen. Nur eine Bitte: lasst uns den konkreten UK-Fall und die Frage, ob irgendjemand irgendetwas auf Twitter postet (oder nicht) hier außen vor lassen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Kreggen am 17.06.2019 | 23:18
Ich habe mittlerweile in 3 Runden vor der ersten Sitzung die X-Karte bzw. die "Pausentaste" angesprochen und den Sinn dahinter erklärt. 3 x wurde die Mechanik mit "brauchen wir nicht" abgelehnt. Tenor: "Wir sind alle groß und haben einen Mund und sagen, wenn uns was nicht passt". Soviel dazu. Mein Problem mit der Mechanik (und ich habe mir viel dazu durchgelesen): wenn einer auf die X Card tippt, wird das den Spieler störende Element aus dem Spiel entfernt. Mein Beispiel: wir spielen Cthulhu, die Helden gehen nachts auf einen vom Regen durchnässten Friedhof, da bricht der Vollmond durch die dichten Wolken und irgendwo beginnt eine Turmuhr zu schlagen, als aus einem offenen Grab eine Horde Ratten auf die Charaktere zuströmt. Spieler tippt auf die X Card. Ja mei, was entferne ich denn nun? Die Nacht? Den Friedhof? Den Vollmond? Die Turmuhr? Das Grab? Die Ratten? Den nassen Boden? Wat denn nu? DAS wäre mein Problem! Dann nutze ich lieber die Pausentaste, unterbreche das Spiel kurz und lasse mir erklären, was den Spieler stört. Und nur das. Ohne Begründung. Damit kann ich arbeiten. Mit Schweigen nicht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 17.06.2019 | 23:28
Nun, du bringst ja nicht all das gleichzeitig ein (so funktioniert Sprache nicht). Der Zeitpunkt, wo die Spieler auf die Karte tippen, liefert schon einen recht deutlichen Hinweis.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 17.06.2019 | 23:36
Ich halte es auf jeden Fall für sinnvoll, vor potentiell problematischen Runden anzusprechen, was für Optionen es überhaupt GIBT und welche Verhaltensweisen OK sind, wenn man mit etwas ein Problem hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 17.06.2019 | 23:44
Kreggen, Dein Beispiel hat viel von der Kneipen Szene, die Sphinx beschrieb.

Das macht mir Kopfschmerzen würde mir Kopfschmerzen bereiten, wenn ich eine solche Karte bei mir am Tisch im Einsatz sehen würde.

Bitte nicht falsch verstehen. Das ist jetzt ernst gemeint.

Die O Karte soll die Szene intensivieren.

Vermutlich kann man diese nicht als Trumpf Karte einsetzen: O über X?

Zählt ein Paar Os mehr als eine einzelne X Karte?

Und wir sind ja alle demokratisch veranlagt. Alle legen Os; es gibt aber einen, der X legt.
Macht X dann mit, oder unterliegen alle Os dem Diktat von X?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 17.06.2019 | 23:55
Also ich bin ja irgendwie Volllzeit-SL dank zu sonst nicht viel zu gebrauchen. Aber von dieser Sache hab ich auch noch nie gehört. Zugegebenermaßen bin ich sogar lachend fast vom Stuhl gefallen... Creative Commons? Für ein simples X auf ner Karte das jeder selbst auch aufmalen könnte? ALTER!

Mein Problem mit der Idee ist aber ganz klar - woher bitte weiß ich was ein Spieler meint wenn er mir die Karte zeigt?? Ich beschreibe ziemlich viel und auch recht schnell. Ja hat der jetzt ne Spinnenphobie, sind es die bärtigen Männer, die abgeschlagenen Köpfe oder erinnert ihn die kurvige Strasse an einen Autounfall? Das sind übrigens alles Dinge die ich am Tisch schon hatte. Für mich ist das besonders problematisch weil ich Aspie bin und es schon so nicht leicht hab, zu wissen, wie die Spieler ticken.

Für mich völlig unbrauchbar. Ich sag lieber, sie sollen kurz Stop sagen und mir auf nen Zettel schreiben, was sie nicht im Spiel ertragen können. Wenns das Spiel nicht kippt wirds halt umgebaut.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 17.06.2019 | 23:57
Und wir sind ja alle demokratisch veranlagt. Alle legen Os; es gibt aber einen, der X legt.
Macht X dann mit, oder unterliegen alle Os dem Diktat von X?

Die Gruppe will eine große Pizza bestellen. Alle bis auf einen haben voll Bock auf Thunfisch. Einer meint: "Sorry, bei Thunfisch muss ich kotzen." Muss sich jetzt die Mehrheit beugen und etwas anderes als Thunfisch-Pizza bestellen, oder muss der eine halt doch den Thunfisch runterwürgen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 18.06.2019 | 00:00
Der eine bestellt ne eigene Pizza. Problem gelöst.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 00:01
Ich habe es bei meinen V5 Convention Runden angewendet und etwas Angst das es abgelehnt wird.
Beide Spielgruppen waren aber sehr cool damit und haben sich sogar darüber gefreut, obwohl sie seit 1. Edition spielen und es davor ein wenig "krasser Sachen"-Talk gab.

Wegen dem Prinzip habe ich halt erklärt das man drauf tippt und ich dann halt die Szene zurückspule, retconne oder wir danach weiter machen.
Das es kein Spielmittel ist um Gegner verschwinden zu lassen, sondern damit die Spieler Spaß haben.

Ich hab dann auch erwähnt, dass wenn ich bspw. in einer Szene eine "Spinne, einen Hund und ein kleines Kind" oder so habe, vielleicht eine knappe Rückfrage kommt was das Problem war, aber dass dies dann auch schon die einzige Frage ist und es dann entsprechend rausgenommen wird und bspw. die Spinne zur Eidechse oder sowas. So ohne Rechtfertigungspflicht, nur so für den Einsatz. Irgendwie verstehe ich nicht wo bei der kurzen Rückfrage das Problem sein sollte?
Ich hatte auch mit einem Spieler am Rundenaushang gesprochen der total begeistert davon war, und es plant bei seiner langjährigen Runde zu nutzen.


@Der Läuterer:
Es unterliegt dem Diktat von X weil der Spieler damit anzeigt das es ihn belastet, als Spieler.
Auf keine coole, kathartische, horror-interessante oder sonst wie doch noch iwie positive Art, sondern das es droht ein scheiß Spielerlebnis zu werden.

Ansonsten, es gibt sowas wie eine Ampel-Technik.
Da legt man Grün, Gelb und Rot hin. Grün ist dann freie Fahrt / gerne mehr, Gelb Zurückhaltung bzw. Niveau halten bis leicht runterfahren und Rot halt ein hartes Stopp.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 18.06.2019 | 00:06
Der eine bestellt ne eigene Pizza. Problem gelöst.

Ja. Das ist eben das Äquivalent zu: Der eine sucht sich eine andere Gruppe. Problem gelöst. Man muss nicht zusammen spielen.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 00:06
Aber die andere Pizza wird doch in der selben Thermophore angeliefert.
Ausserdem ist da ja noch der Geruch vom Fisch. Und deren toten Augen blicken den Einzelnen tadelnd und strafend an, weil er sich nicht durchsetzen konnte.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 18.06.2019 | 00:08
Am Ende ist es die Frage: Wie viel Rücksicht WILL man nehmen. Man MUSS keine Rücksicht nehmen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 18.06.2019 | 00:18
Rücksicht muss man natürlich nie nehmen. Sollte man aber.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 00:20
Ich finde ja das ihr aarg merkwürdig drauf seid.
In der alten japanophilen Gruppe (Anime & alles japanische) hatten wir tatsächlich einen Fisch-Alleriker dabei. Dem auch bei Fisch-Geruch bereits schlecht wurde.
Da zu sagen das er sich von dem Thunfisch der anderen zustinken lassen darf bis er kotzt oder einen Schock hat ist doch assig.
Meiner Meinung nach auch wenn man sagt:
Hey, wir holen eine Party Pizza (ist so ne Gemeinschaftssache & für alle günstiger). Du aber mit deiner Allergie darfst dir gerne eine eigene zum Vollpreis kaufen. Geh dann auch mal raus.

Naja, und selbst wenn die Person kein Allergiker ist sondern nur Vegetarierer oder Veganer.
Ich bemühe mich bei sowas ja eher darum das sich alle wohlfühlen als so auf "FRESS NAPALM" zu machen.
Wenn wer keinen Thunfisch auf dem Tisch sehen will, weil er die Überfischung oder industrielle Zucht von denen scheiße findet, muss man doch nicht tun als würde man keine Mahlzeit ohne Thunfisch essen können.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 18.06.2019 | 00:26
Die Pizza ist doch nur ein Beispiel fürs RPG.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 00:34
Ich finde ja das ihr aarg merkwürdig drauf seid.
In der alten japanophilen Gruppe (Anime & alles japanische) hatten wir tatsächlich einen Fisch-Alleriker dabei. Dem auch bei Fisch-Geruch bereits schlecht wurde.
Da zu sagen das er sich von dem Thunfisch der anderen zustinken lassen darf bis er kotzt oder einen Schock hat ist doch assig.
Bitte langsam.
So weit darf es nicht kommen. Da bin ich völlig bei Dir.

Aber - und das ist jetzt ein mega fettes aber von mir - ich lasse mir auch nicht die Salami und den Schinken verleiden und verbieten, weil ein/e VegetarierIn am Tisch sitzt und sich gestört fühlt.

Irgendwo hört dann auch einmal mein Mitfühlen für die Befindlichkeiten anderer auf.
Leben und leben lassen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 00:43
Irgendwann kommt dann mal ein Spieler auf die Idee und sagt... "Ich leide an Algophobie."
"Aha." sage ich "Und jetzt?"
"Du darfst meinen Char nicht mehr verletzen und Hits abziehen, ich habe ja, wie gesagt, Angst vor Schmerzen."
Dann sage ich nicht "Ah! Alles klar." sondern recht uncharmant "Such Dir bitte eine andere Gruppe."
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 18.06.2019 | 01:43
Also, um es noch einmal aufzudröseln: In einer Rollenspielrunde gibt es unter Umständen konfliktäre Interessen bzgl sensitiver (oder auch nur vermeintlich sensitiver) Themen. Dies erfordert normalerweise eine Interesssensabwägung. Die X-Card löst dies auf, indem sie festlegt, dass unhinterfragt derjenige seine Interessen (bzgl dieser Thematik) durchsetzen kann, der durch Spielen der X-Card ein Unwohlsein für sich reklamiert.

Dem Spielleiter wird also die Möglichkeit der expliziten Interessensabwägung genommen ("Soll ich jetzt all Raucher aus dem Setting entfernen oder verändere ich nichts?") plus die Kontrolle, ob Missbrauch betrieben wird (es wird ja nicht hinterfragt).

Zum Missbrauch: Ich hätte bereits erwähnt, dass es Spieler geben kann die für jedes noch so kleine Unwohlsein auf die X-Karte tippen. Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorstellen zu können dass auf einer Con dazukommen können:
a) Spieler, die den Spielleiter nicht leiden können,
b) Spieler, die die X-Carte nicht mögen und durch übermäßigen Gebrauch torpedieren wollen,
c) Spieler, denen langweilig ist und die den Spielleiter mal ins Schwitzen bringen möchten.

Dazu kommt, dass Problemspieler, die eine X-Karte benötigen, weil sie sich nicht artikulieren können, so nie lernen ihre Interessen auszusprechen. Die X-Karte hält sie in einem Zustand der Unmündigkeit.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 05:49
Das glaubt mir jetzt vermutlich sowieso kein  Schwein aber egal: Ich bin Fisch Allergiker. (Und rein zufällig auch noch Vegetarier.)
Keine Ahnung, warum ihr ausgerechnet diesen Vergleich gewählt habt. Aber wenn es schon so ist, kann ich mich mal zu Wort melden.
Ich schaffe es nicht mal in nem Nordsee Restaurant auf Toilette zu gehen, weil ich bei dem Geruch ohnmächtig werden könnte.
Und wenn ich aus Versehen Fisch verschlucke, kann es sein, dass ich keine Luft mehr bekomme, weil die Luftröhre zuschwillt. Kommt meine Haut irgendwie mit Fisch in Kontakt, dann "Kryptonid."
(Wenn jmd. in meiner Anwesenheit eine Tunfisch Pizza isst, geht das, solange er weit genug wegsitzt.)

Was bedeutet : Ich muss selbst sicherstellen, und zwar schon vor dem Spiel,
bevor das Essen bestellt wird, dass jeder Anwesende von meiner Fischallergie weiß.
Wenn ich das nicht mache, kann es sein, dass ich nicht mitessen kann.
Was ich auf keinen Fall tun würde, wäre die anderen dafür verantwortlich machen, dass ich nicht mitessen kann. Oder verlangen, dass sie wegen mir ihre Tunfisch Pizza nicht essen dürfen.
Dann würde ich sagen: Spielt ihr mal weiter. Ich gehe mir solange mal was anderes zu Essen besorgen. Und komme dann später wieder.

Ist meine Verantwortung.


Vor Klassenfahrten oder vor der Aufnahme in  Arztpraxen, wird vorher extra nachgefragt : Ob jemand Allergien hat. Oder ganz bestimmte Medikamente braucht.

Deshalb würde ich vorschlagen das mit dem Trigger vorher auch abzuklären.
Wenn etwas Vergleichbares im Spiel rauskommt (plötzlich und unerwartet, ich hoffe jmd. merkt jetzt, dass der Vergleich nicht optimal gewählt ist), kann man Pause machen, kurz rausgehen, und später wiederkommen.
Die anderen können solange weiterspielen, (Dann hat man die triggernden Szenen auch übersprungen, nur ohne, dass man sie für die anderen deshalb auch streichen musste).

Wo ist das Problem?

Edit.
Ich könnte jetzt natürlich darauf bestehen, dass alle anderen in meiner Anwesenheit auch nur Vegetarisch und ohne Fisch bestellen dürfen.
Und zusätzlich darauf bestehen, dass sich zudem auch noch eine solche Gemeinschafts Pizza bestellt wird.
Aber das fände ich übergriffig.

Rücksicht ist mMn.  keine Einbandstrasse.
Sie beruht auf Gegenseitigkeit.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Anro am 18.06.2019 | 05:57


Irgendwann kommt dann mal ein Spieler auf die Idee und sagt... "Ich leide an Algophobie."
"Aha." sage ich "Und jetzt?"
"Du darfst meinen Char nicht mehr verletzen und Hits abziehen, ich habe ja, wie gesagt, Angst vor Schmerzen."
(..) "


Also du sagst: " gut, dass es die xcard gibt, so kann ich faule Eier aussieben, die sonst noch länger unbekannt gewesen wären"?

Generierung mit "Angst vor spinnen" und negativem kletternwert, schwimmen lässt sich auch leicht kompensieren.
Fällt aber wahrscheinlich auf.



Lasst uns unter Freunden diskutieren, nicht mit Gegnern debattieren

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 06:35
Zitat
Was ich meine wird deutlicher, wenn man die CATS-Methode hinzunimmt. Diese besagt, dass die Gruppe sich vorher über Concept (Konzept), Aim (Spielziel), Tone (Stimmung) und Subject Matter (Themen) der kommenden Spielrunde verständigt. Wir klären also vor Beginn, worum es im Spiel geht, was wir vom Spiel wollen, in welcher Stimmung wir es haben wollen, und welche evtl. problematischen Themen vorkommen werden. Die X-Card taucht hier in diesem letzten Punkt auf, um einen doppelten Boden einzubringen, falls TROTZ der Absprache während des Spiels unvorgehesene Probleme auftreten.
This.

Denn dann existiert die X-Card für mich nicht im luftleeren Raum. Mir ginge es wie Kreggen, dass ich sonst evtl. nicht wüsste, was jetzt genau der Auslöser ist. Ich will mich auch gar nicht mit Extremen aufhalten, egal in welche Richtung. Trotzdem muss ich sagen, dass mich die X-Card z. B. bei dem "Rauchen"-Beispiel stören würde; natürlich würde es kein zentrales Thema sein und es muss auch nicht zwingend vorkommen (der englische Herrenclub in den 1920ern kann auch anders dargestellt werden), aber dafür extra Zurückspulen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 07:00
Ich finde die Idee mit der Pausen Karte auch super.
Mitten im Spiel würde ich die vorziehen.

Und die CATS Methode finde ich Grundvoraussetzung .
Der SPL ist in der Verantwortung den SL über Trigger, von denen er selbst weiß, zu informieren. (Gerne ohne Rechtfertigung )
Damit der SL darauf ein gehen kann.
(Er muss es natürlich nicht)
Wenns es jetzt um Werwölfe geht, und jmd. stellt das Veto: Auf keinen Fall Gewalt gegen Wölfe. - Dann geht es halt nicht zusammen. (In diesem speziellen Abenteuer. In anderen vielleicht schon)

Für Trigger die dann trotzdem noch plötzlich und unerwartet auftauchen. -würde ich auch eine Stopp oder Pausenkarte wählen. Hier kann man ggf.  nur unter 4 Augen mit dem SL sprechen. Und gemeinsam eine Lösung finden.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 07:03
Aber weißt du denn, ob den/die Spieler/in das Rauchen vielleicht deshalb störte, weil ein kettenrauchender Angehöriger einige Tage zuvor an Raucherlunge starb.

Ich bin geneigt beim Einsatz der X-Card immer einen guten Grund anzunehmen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 07:11
Aber weißt du denn, ob den/die Spieler/in das Rauchen vielleicht deshalb störte, weil ein kettenrauchender Angehöriger einige Tage zuvor an Raucherlunge starb.

Ich bin geneigt beim Einsatz der X-Card immer einen guten Grund anzunehmen.
Das Beispiel gab etwas anderes vor.

Und auch, wenn das jetzt als unsensibel daherkommt:
Es tut mir leid für den Spieler. Wirklich. Aber ich beschreibe in einem Nebensatz eine Örtlichkeit mit damaligen Sitten und verwende keinen Krebsgolem als Antagonisten.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 07:26
Ich sehe die X-Card auch etwas kritisch. Sie ist halt das Mittel der Wahl wenn schon vor Beginn des Spiels etwas nicht okay ist, bzw. von der Möglichkeit erstmal ausgegangen wird.
Ich vermute aber auch, dass in der Praxis fast niemand missbräuchlich die Karte nutzt. Dazu müsste man tatsächlich sehr empathielos sein. Aus genau oben genanntem Grund
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 07:52
Ich vermute aber auch, dass in der Praxis fast niemand missbräuchlich die Karte nutzt. Dazu müsste man tatsächlich sehr empathielos sein.
Ziel ist ja, dass sich kein Spieler unwohl fühlen soll. Und der Spieler muss sich auch nicht rechtfertigen, warum er sich genau unwohl fühlt. 
Folglich könnte man theoretisch bei jedem Anflug von Unwohlsein auf die X Card tippen, ohne sich rechtfertigen zu müssen.
A. Wie schlimm das Unwohlsein war. Oder ob man einfach nur genervt oder gelangweilt war.
B. Was der Anlass für das Unwohlsein war.

Gefahren.
Jemand tippt das öfter (nicht aus bösem Willen,  sondern aus mangelnder Rücksicht gegenüber den anderen heraus).

Die Mitspieler werden evtl. genervt, weil sie nicht verstehen, was er nun schon wieder hat. Schließlich wurden die harten Trigger doch vorher abgeklärt . Und nun müssen sie trotzdem dauernd wegen ihm zurück spulen bzw. überspringen.
Eine Erklärung dafür bekommen sie nicht.

Hinzu kommt evtl.  auch : "Jetzt liegt sie schon da, also soll sie auch nicht nutzlos sein"- Prinzip.
Also achte ich als Spieler vielleicht stärker darauf, ob ich mich nicht doch irgendwie mal unwohl fühlen könnte, damit ich sie auch mal tippen kann. Und sie nicht umsonst da liegt.

Klingt total blöd. Aber das ist vermutlich wie mit dem roten Knopf.
Das aktiviert uU. die Neugier und den Spieltrieb.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 07:58
Irgendwann kommt dann mal ein Spieler auf die Idee und sagt... "Ich leide an Algophobie."
"Aha." sage ich "Und jetzt?"
"Du darfst meinen Char nicht mehr verletzen und Hits abziehen, ich habe ja, wie gesagt, Angst vor Schmerzen."
Dann sage ich nicht "Ah! Alles klar." sondern recht uncharmant "Such Dir bitte eine andere Gruppe."
DAS war Sarkasmus.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 18.06.2019 | 08:14
In der alten japanophilen Gruppe (Anime & alles japanische) hatten wir tatsächlich einen Fisch-Alleriker dabei. Dem auch bei Fisch-Geruch bereits schlecht wurde.
Da zu sagen das er sich von dem Thunfisch der anderen zustinken lassen darf bis er kotzt oder einen Schock hat ist doch assig.

Ja klar wäre das assig.

Der zieht aber auch keine X-Karte und sagt: "Ihr dürft keine Thunfisch-Pizza bestellen. Aus Gründen, die ich nicht erzähle." Sonder er wird das sagen, was oben im Text steht.

Das ist eine völlig andere Situation als wenn ich die X-Karte ziehe und sage: "Stopp, so spielen wir das nicht weiter. Und ihr dürft mich nicht fragen warum, sondern müsst einfach weiterraten, wie es denn OK wäre, bis ich aufhöre, mit der X-Karte zu fuchteln".

Daraus ergibt sich für mich: Mit Leuten, mit denen man reden kann, hat man auch ohne X-Karte kein Problem. Mit Leuten, mit denen das nicht geht, nutzt auch die X-Karte nichts.
Gleichwohl denke ich auch, dass ein vereinbartes Stopp-Signal eine gute Idee sein kann. Und dass es gut sein kann, vor dem Spiel Konsens darüber herzustellen, dass auf Befindlichkeiten Rücksicht genommen wird und dass niemand für seine Bedenken lächerlich gemacht wird oder diese Bedenken einfach übergangen werden. Von mir aus kann das Mittel dann auch ein Bauklotz mit oder ohne "X" darauf sein. Mir wäre aber wichtig, dass der vetoisierende Spieler sich dann bei der Lösungssuche mit einbringt. Wenn das nicht geht, ist gemeinsames Spiel schwierig.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 18.06.2019 | 08:21
Ich bin geneigt beim Einsatz der X-Card immer einen guten Grund anzunehmen.
Das ist doch eigentlich der Knackpunkt. Die Argumentation dagegen beruht doch nur auf der Annahme, dass das Instrument quasi zwangsläufig missbraucht wird. Und das ist tatsächlich eine Einstellung, die ich nicht verstehe. Ich unterstelle zunächst mal guten Willen, bis das Gegenteil bewiesen wurde.

Ich frag mich auch, woher diese Gewissheit, dass das Instrument missbraucht werden würde kommt. Weil diejenigen, die so argumentieren es selber so einsetzen würden?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 18.06.2019 | 08:23
Das ist eine völlig andere Situation als wenn ich die X-Karte ziehe und sage: "Stopp, so spielen wir das nicht weiter. Und ihr dürft mich nicht fragen warum, sondern müsst einfach weiterraten, wie es denn OK wäre, bis ich aufhöre, mit der X-Karte zu fuchteln".

Es geht explizit NICHT darum, dass der X-Karte-tippende Spieler da ein Ratespiel veranstaltet. Wenn nicht klar ist, auf was sich die X-Karte bezieht, dann wird nachgefragt, welches Element der Auslöser war. Das steht zumindest so in der Anleitung. Was NICHT gemacht werden soll ist halt Nachbohren und Rechtfertigungen verlangen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 08:24
Da ich jemand bin, der weiss was Algophobie ist (siehe mein Bsp. oben), oute ich mich mit meinem Wissen wohlmöglich als jemand, der Cthulhu spielt.

Hatte betreffende Frau, wegen der hier gerade diese heisse Diskussion um echte (oder eingebildete) Befindlichkeiten, das betreffende, schlechte Erlebnis bei einem Cthulhu Spiel, bekomme ich dann vielleicht eine X Karte von ihr, nur weil ich als Cthulhu SL sie an die Cthulhu Session und den damaligen Cthulhu SL erinnere?

Nur so als Idee.

Und darf ich mich dann missachtet, geringschätzt und herabgewürdigt fühlen, weil ich als SL noch nie eine Situation herbeigeführt habe, bei der ein/e SpielerIn eine derart schlechte Empfindung erdulden musste?

Wessen Befindlichkeit wiegt jetzt mehr?

Die Erinnerung an die damalige Befindlichkeit?
Oder meine aktuelle Befindlichkeit?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 08:25
Zitat
Das ist doch eigentlich der Knackpunkt. Die Argumentation dagegen beruht doch nur auf der Annahme, dass das Instrument quasi zwangsläufig missbraucht wird.
Das stimmt so nun auch nicht. Sowohl das "Rauchen-"Beispiel oder auch das "Wölfe"-Beispiel würde ich nicht als Missbrauch der Karte ansehen, nur als für mich störend.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 08:26
Ich frag mich auch, woher diese Gewissheit, dass das Instrument missbraucht werden würde kommt. Weil diejenigen, die so argumentieren es selber so einsetzen würden?
Das wurde doch schon vor X Seiten erklärt (aber leider komplett ignoriert- Was ich wiederum nicht verstehe. Ist das Absicht?
Denn fair finde ich das nicht).
Der Grund ist :
Schlechte Erfahrung mit Problemspielern.
Es gibt z. B. Spieler, die sowas , allein aus Aufmerksamkeits Gründen, oft tippen könnten.

Edit. Dabei muss es nicht um bösen Willen oder Wunsch das zu missbrauchen gehen. (Das würde ich auch niemandem pauschal unterstellen wollen)
Einfach nur schlicht um Aufmerksamkeit.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 08:29
Die Pizza ist doch nur ein Beispiel fürs RPG.
Richtig. Ich finde es anhand des Beispiels der Pizza halt unmöglich so auf "Da muss X jetzt durch" zu machen.

Aber - und das ist jetzt ein mega fettes aber von mir - ich lasse mir auch nicht die Salami und den Schinken verleiden und verbieten, weil ein/e VegetarierIn am Tisch sitzt und sich gestört fühlt.
Ich sehe auch da nicht weshalb man jetzt unbedingt Salami und Schinken haben muss, als würde man bei jeder Mahlzeit ohne Fleisch vom selbigen fallen.
Wenn ich weiß, dass ich Veganer in der Gruppe habe, würde ich jetzt bspw. kein Hähnchen vor denen essen. Nun oder wenn da ein Aktivist gegen das männl. Hühnchen shreddern ist, keine Eier.
Ganz praktisch, mache ich da bei (nicht live) Streams entweder direkt die Kamera aus, bis das Hähnchen weg ist, oder frage nach.

Irgendwann kommt dann mal ein Spieler auf die Idee und sagt... "Ich leide an Algophobie."
Ich weise deshalb, wie gesagt, darauf hin das es keine Spielmechanik ist, sondern eine Sicherheitsmechanik für Spieler.
Was meiner Erfahrung nach auch angenommen wird. Die Spieler sind ja auch nicht doof und machen sich das eigene Sicherheitsnetz kaputt.

Dem Spielleiter wird also die Möglichkeit der expliziten Interessensabwägung genommen ("Soll ich jetzt all Raucher aus dem Setting entfernen oder verändere ich nichts?") plus die Kontrolle, ob Missbrauch betrieben wird (es wird ja nicht hinterfragt).
Bullshit, aus zwei Gründen:
1. Auch Spielleiter können die Karte benutzen, wenn die Szene seitens der Spieler unangenehm wird.
2. Es ist die Frage ob alle Raucher verschwinden oder nur die im Abenteuer.
3. Wenn man den Eindruck hat das es missbraucht wird - was ich für arg konstruiert halte - kann man sich von den Betroffenen auch trennen.

@Issi
Ich habe den Hinweis auf Fisch-Allergien gebracht, weil ich jemanden kenne wo es ähnlich geht.
Plus, weil ich der Ansicht sind das die Gruppe da eher eine Verantwortung hat zur Inklusion, als die Betroffenen Personen dazu möglichst unauffällig zu leiden und ggf. noch Teile vom Spiel zu verpassen.

Ganz praktisch, würde ich dann keinen mit einen Matjes-Brötchen in der Nähe der Person an den Tisch lassen.
Noch praktischer, als jemand bei der SPIEL meinte, ein Erdnuss-Angebot an M&Ms in Richtung der Person zu schubsen die davor explizit gesagt hat das sie super allergisch dagegen ist, bin ich aufgestanden und habe seine Erdnüsse gepackt und an dem am weit entferntesten Ort des Tisches weg von der Allergikerin gesetzt (nachdem er die Worte nicht ganz zu kapieren scheinte)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 18.06.2019 | 08:32
DAS war Sarkasmus.

Ja. Aber für mich ist da auch ein Körnchen Warheit drin,...

Der SL ist schliesslich der SL und nicht der Psyciotherapheut,... wobei die krassesten Spielrunden hatte ich bei 2 SL welche auch schon mal länger in geschlossenen Anstalten verschwunden waren,...

...
... ???
...

Mir fällt gerade ein das in meinem Bekanntenkreis die Schnittmenge (Rollenspieler und war schon mal in geschlossener Anstalt) und (Nichtrollenspieler und war schon mal in geschlossener Anstalt) sehr eindeutig ist,.... 2:0

Sollte mir das zu denken geben?  >;D

Mir gehen einige der Mechanismen hier auch etwas zu weit, ich gehe eigentlich davon aus das man irgendwann wenn man zu viele solcher "ich mag dies, jenes solches und noch anderes nicht - einfach sozial inkompatibel zu anderen Menschen wird" und ja - wenn jemand zu schüchtern ist ein Problem vor einer Spielrunde anzusprechen, wie ist der dann auf einen Con gekommen - wie hat er sich ans Schwarze Brett drängeln können und sich in einer Runde eintragen?

Ich habe Tagein Tagaus mit Dingen zu tun welche mir jezt nicht die ganze Zeit Spass machen, manchmal sogar ärgern - und ja ich finde man sollte sich nicht nur in der Vermeidung von solchen Dingen üben sondern gerade auch mal damit etwas auszuhalten - Das ist jezt nicht auf das Rollenspiel, sondern auf Gesellschaftlich gesehen. Wir lassen uns so viel leichter gegen etwas motivieren wie für etwas. (Versucht mal in einem Neubaugebiet einen Kinderspielplatz auszuweisen oder einen Festplatz, eine Kita, einen Kindergarten... hahaha die Anwohner freuen sich alle superdolle).

Solidarität ist keine Einbahnstrasse.

In dieser Sache: Ich brauchte bisher keine X-Card ich hab einfach mit den Leuten geredet. (Btw ich hab eine X-Card vom GRT dieses Jahr,... die blieben bei uns auch irgendwie zum grossteil alle liegen) Ich denke eher das sollten sich Leute die so etwas brauchen selbst zulegen und mitbringen - als SL schleppe ich sowieso schon genug zeugs mit mir rum.

Und - was ich auch mache - ich frage meine Spieler NACH dem Abenteuer, wie es war - was war gut, was war schlecht, etc gerne auch per Email (da können die schüchternen dann auch etwas texten ohne das andere es mitbekommen).

Es sei an der Stelle aber nochmal darauf hingewiesen das ich selbst keine Expliziten Darstellungen von Folter in meinen Spielen mag - und beim Sex wird irgednwann der Vorhang gezogen und ein Würfelwurf sagt gegebenenfalls wie gut es war. Als Spieler würde ich im Folterfall auch sagen "Müssen wir das noch weiter ausspielen?" Sex weiter auszuspielen - kenne ich im übrigen garnicht (in über 30 Jahren Rollenspiel).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 08:42
Das stimmt so nun auch nicht. Sowohl das "Rauchen-"Beispiel oder auch das "Wölfe"-Beispiel würde ich nicht als Missbrauch der Karte ansehen, nur als für mich störend.
Das empfinde ich als abstrus.

Nehmen wir Bilbos Abschied. Gandalf und Bilbo vor der Höhle, rauchend. Eine tolle, atmosphärische Szene.
Wenn bei einem RPG, also einem Spiel mit einer fiktiven Geschichte, eine fiktive Person raucht, und dann ein realer Teilnehmer an diesem Spiel ein Problem damit hat, weil er möglicherweise Nichtraucher ist, und mit der X Karte allen anderen die Geschichte madig macht, dann...

... ist das der Punkt, an dem ich sämtliche Höflichkeitsformen, anerzogen wie erlernt, vergessen könnte.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 08:52
Ich sehe auch da nicht weshalb man jetzt unbedingt Salami und Schinken haben muss, als würde man bei jeder Mahlzeit ohne Fleisch vom selbigen fallen.
Wenn ich weiß, dass ich Veganer in der Gruppe habe, würde ich jetzt bspw. kein Hähnchen vor denen essen.
Sehe ich anders. Weil Befindlichkeiten und Rücksichtnahmen m.M.n. in beide Richtungen erfolgen sollten und nicht nur einseitig eingefordert werden sollten.


[ edit ] Ich geh dann mal arbeiten.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 08:59
Bezüglich Essen (Ein letzter Vergleich, versprochen  )Ich finde ein: Weil ich es nicht esse, darfst du es auch nicht essen. - in der Tat merkwürdig.
Meine Freiheit endet, zumindest nach meinem Verständnis  da, wo die des anderen anfängt und umgekehrt.
Wenn man (ich schalte jetzt mal wieder zum Rollenspiel )einen Kompromiss sucht, dann doch einen, bei denen beide Seiten mit einverstanden sind.

Was hat eine Gruppe davon, wenn ein Spieler wegen dem Rest der Spieler keinen Spaß hat?
Keinen
Was hat der Spieler, davon, wenn der Rest der Gruppe wegen ihm keinen Spaß mehr hat?
Keinen


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 18.06.2019 | 09:00
Das wurde doch schon vor X Seiten erklärt (aber leider komplett ignoriert- Was ich wiederum nicht verstehe. Ist das Absicht?
Denn fair finde ich das nicht).
Nein, keine Absicht - ist mir durchgerutscht.

Der Grund ist :
Schlechte Erfahrung mit Problemspielern.
Es gibt z. B. Spieler, die sowas , allein aus Aufmerksamkeits Gründen, oft tippen könnten.

Edit. Dabei muss es nicht um bösen Willen oder Wunsch das zu missbrauchen gehen.
Einfach nur schlicht um Aufmerksamkeit.
Ah, das hatte ich doch gelesen. War mir nicht klar, dass das eine Erklärung für die Angst vor mißbräuchlicher Nutzung sein sollte, mag mir auch als solche nicht wirklich einleuchten.
Mit "Problemspielern" hab ich auch schon zu tun gehabt, aber meine Kernfrage bleibt: Wieso zunächst mal davon ausgehen, dass man einen davon in der Runde hat? Ich würde davon ausgehen, dass keiner ein Problemspieler ist, und wenn sich das Gegenteil herausstellt, dann Maßnahmen ergreifen.

Ich meine, wenn ich davon ausgehe, dass da eh ein Problemspieler am Tisch sitzt, dann hab ich eh ein Thema.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 18.06.2019 | 09:02
Das empfinde ich als abstrus.

Nehmen wir Bilbos Abschied. Gandalf und Bilbo vor der Höhle, rauchend. Eine tolle, atmosphärische Szene.
Wenn bei einem RPG, also einem Spiel mit einer fiktiven Geschichte, eine fiktive Person raucht, und dann ein realer Teilnehmer an diesem Spiel ein Problem damit hat, weil er möglicherweise Nichtraucher ist, und mit der X Karte allen anderen die Geschichte madig macht, dann...

... ist das der Punkt, an dem ich sämtliche Höflichkeitsformen, anerzogen wie erlernt, vergessen könnte.

Du gehst von der falschen Prämisse aus, dass die Existenz der X-Karte dich irgendwie zwingt, mit einem Spieler weiter zu spielen, der dir das Spiel madig macht. Das Gegenteil ist der Fall. Du kannst jederzeit selbst die X-Karte gegen den Spieler zücken.

"Auf was bezieht sich denn jetzt deine X-Karte?"
"Auf dich. Tschüss."

 ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 09:05
Solidarität ist keine Einbahnstrasse.
eil Befindlichkeiten und Rücksichtnahmen m.M.n. in beide Richtungen erfolgen sollten und nicht nur einseitig eingefordert werden sollten.
Die Aussagen wiedersprechen meiner Vorstellung von normalen, höflichen und respektvollen Miteinander.

Natürlich sollte Solidarität und Rücksichtsnahme beidseitig da sein.
Allerdings doch in der Form das man gegenüber anderen solidarisch und rücksichtsvoll ist.
Das heißt, wenn man auf wen mit starker Fisch-Allergie Rücksicht nimmt, sollte dann auch von dieser Seite auf zB Haselnuss-Allergiker Rücksicht genommen werden.
Nicht, wenn man auf jemanden mit Fisch-Allergie Rücksicht nimmt/man sich solidarisch zeigt, sollte der sich gefälligst dafür erkenntlich zeigen respektive bezahlen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 09:06
"Auf was bezieht sich denn jetzt deine X-Karte?"
"Auf dich. Tschüss."

 ~;D

 ~;D ~;D

Dafür brauchts eigentlich noch eine bessere Karte. Die Omega-Karte oder so.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:06
Nein, keine Absicht - ist mir durchgerutscht.
Ah, das hatte ich doch gelesen. War mir nicht klar, dass das eine Erklärung für die Angst vor mißbräuchlicher Nutzung sein sollte, mag mir auch als solche nicht wirklich einleuchten.
Mit "Problemspielern" hab ich auch schon zu tun gehabt, aber meine Kernfrage bleibt: Wieso zunächst mal davon ausgehen, dass man einen davon in der Runde hat? Ich würde davon ausgehen, dass keiner ein Problemspieler ist, und wenn sich das Gegenteil herausstellt, dann Maßnahmen ergreifen.
Ok,  und welche wären das dann?

Zu deiner Frage: Warum zunächst mal davon ausgehen, dass man Problem Spieler am Tisch hat?

Aus Verantwortung heraus.
1.Weil ein Problem Spieler, (gesetzt dem Fall, das einer anwesend ist), die Runde, die man auch für die anderen Spieler leitet torpedieren könnte.
2. Weil es nicht schwer ist, das zu vermeiden. Z. B. durch Stopp Karte statt X Card. Plus CATs. 

Dann haben alle am Tisch maximale Sicherheit. Die Spieler und der SL.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 09:07

Nehmen wir Bilbos Abschied. Gandalf und Bilbo vor der Höhle, rauchend. Eine tolle, atmosphärische Szene.
Wenn bei einem RPG, also einem Spiel mit einer fiktiven Geschichte, eine fiktive Person raucht, und dann ein realer Teilnehmer an diesem Spiel ein Problem damit hat, weil er möglicherweise Nichtraucher ist, und mit der X Karte allen anderen die Geschichte madig macht, dann...

... ist das der Punkt, an dem ich sämtliche Höflichkeitsformen, anerzogen wie erlernt, vergessen könnte.


Gutes Beispiel! Ist die Szene denn atmosphärisch, WEIL Bilbo und Gandalf rauchen? Oder ist sie vielmehr atmosphärisch, weil Bilbo und Gandalf dabei atmosphärische Dinge sagen und tun? Ich kann diese Szene genauso atmosphärisch erzählen, ohne dass die beiden ihr Pfeifchen anstecken. Dann zaubert Gandalf sein Schiffchen halt aus der Hand, statt aus dem Rauch. Ist auch gut.

Ich versteige mich jetzt sogar zu einer Extremaussage: Jedes potenziell problematische Element in einer Erzählung ist potenziell austauschbar, ohne dass die Qualität darunter leidet. Ich brauche nicht zwingend Wölfe als Gegner. Ich brauche nicht unbedingt Raucher als NSCs. Ich brauche nicht ausgerechnet Vergewaltigungen oder Gewaltorgien, damit es drastisch am Spieltisch wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 09:12
Gutes Beispiel! Ist die Szene denn atmosphärisch, WEIL Bilbo und Gandalf rauchen?

Die Raucherei in der Szene ist schon relativ zentral, und zwar insofern, als sie für Frieden, Kommunikation, Introspektive und Kontemplation steht. Das kann man halt 2019 nicht mehr so ganz nachvollziehen, weil Rauchen mittlerweile sehr viel negativer belegt ist.

Heute säßen Bilbo und Gandalf für den selben inszenatorischen Effekt bei einem Avocado-Toast zusammen und hätten beide demonstrativ ihre Smartphones auf lautlos geschalten und sie so ein bisschen aus dem unmittelbaren Blickfeld weggelegt.  ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:13
Gutes Beispiel! Ist die Szene denn atmosphärisch, WEIL Bilbo und Gandalf rauchen? Oder ist sie vielmehr atmosphärisch, weil Bilbo und Gandalf dabei atmosphärische Dinge sagen und tun? Ich kann diese Szene genauso atmosphärisch erzählen, ohne dass die beiden ihr Pfeifchen anstecken. Dann zaubert Gandalf sein Schiffchen halt aus der Hand, statt aus dem Rauch. Ist auch gut.

Ich versteige mich jetzt sogar zu einer Extremaussage: Jedes potenziell problematische Element in einer Erzählung ist potenziell austauschbar, ohne dass die Qualität darunter leidet. Ich brauche nicht zwingend Wölfe als Gegner. Ich brauche nicht unbedingt Raucher als NSCs. Ich brauche nicht ausgerechnet Vergewaltigungen oder Gewaltorgien, damit es drastisch am Spieltisch wird.

Dann trifft das aber auf deinen speziellen Leitstil zu.
Das war ja auch das, was den OT interessierte. Ich denke (immer noch), dass die X Card mit bestimmten Leitstilen kompatibler ist,  als mit anderen.

Edit.
Wir hatten das mal im anderen Strang.
Ein paar SL sagten: Sie könnten vor der Runde nicht genau sagen, was inhaltlich vorkommt, da sie es selbst nicht genau wissen,  sondern stark von den Spielern steuern lassen.
Ich meine mich zu erinnern, dass du und First Orko das wart.

Andere können das womöglich sehr genau sagen. Z. B. jene SL die Abenteuer geschrieben haben.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 09:16
Aus Verantwortung heraus.
1.Weil ein Problem Spieler, (gesetzt dem Fall, das einer anwesend ist), die Runde, die man auch für die anderen Spieler leitet torpedieren könnte.
2. Weil es nicht schwer ist, das zu vermeiden. Z. B. durch Stopp Karte statt X Card. Plus CATs. 
1. Der Spieler ist ist auch ohne X-Card problematisch und er torpediert auch ohen X-Card die Runde.
Siehe dein eigenes Beispiel wo der Spieler auch ohne X-Card dazwischen quatscht, hampelt und stört.
2. Die X-Card ist kein Erziehungsmittel sondern eine Sicherheitstechnik.
3. Die X-Card verschlimmert das Problem nicht. Ferner hilft die X-Card dem zurechtgelegten Problemspieler bei seinem Problemverhalten nicht, da sie nicht dazu führt das er mehr oder überhaupt in der Szene ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 18.06.2019 | 09:17
Das was der Läuterer sagt.
Spätestens beim Thema Veganer bin ich wieder so weit dass ich weiß warum ich dieses Werkzeug beim Spiel mit Fremden kategorisch ablehne.
Es gibt gefühlt mittlerweile einfach zu viele Leute die mit einer massiven Anspruchshaltung Gegenüber ihren persönlichen Befindlichkeiten durch die Gegend marschieren.
ICH bin Veggie? Es möge bitte niemand in meiner Nähe Fleisch essen.
ICH bin auf dem Weg zum Nichtraucher? Niemand hat sich in meiner Umgebung über Kippen zu unterhalten.
ICH habe Problemchen XY das Ich nicht Willens bin zu artikulieren? Der Rest hat sich drum zu biegen!
Ich, ich, ich.
RPG ist immer noch ne Gruppenaktivität und dazu gehört gegenseitige Rücksichtnahme. Diese ist aber weder eine Einbahnstraße, noch endlos.
Wenn ich irgendwelche speziellen Bedürfnisse habe, denke ich bitte mal im voraus drüber nach, ob deren Durchsetzung nicht auch negative Effekte auf den Rest am Tisch haben kann und ob die wechselseitigen Trade-Offs in einer angemessenen Relation zu einander stehen.

Von den Kritikern der Kritiker wird angeführt, es gäbe doch gar keine solide Basis zu vermuten, dass die Karte missbraucht würde. Für mich ist bereits dieses Thema voll mit (referenzierten) realen Beispielen ausreichend Beleg dafür dass eben genau das gemacht wird.
Ich möchte mir nicht den Spielfluss unterbrechen und damit naturgemäß die Szene verderben lassen, weil jemand sich auf einem Level gestört fühlt das äquivalent zu einer falsch belegten Pizza beim Nebenmann ist.


@Jiba:
Natürlich kann man potenziell alles problematische austauschen.
Man landet damit aber aber in einer Endlosspirale.
Jetzt haben wir Schiffchen.
Ich mag Schifffahrten nicht besonders, ziehe die rote Karte.
Oder man gesteht sich ein dass es nicht immer maximal gepolstert sein kann und man dementsprechend auch im RPG mal mit Sachen konfrontiert werden kann, die man nicht mag (z.B. Salami im Raum).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 18.06.2019 | 09:22
3. Die X-Card verschlimmert das Problem nicht. Ferner hilft die X-Card dem zurechtgelegten Problemspieler bei seinem Problemverhalten nicht, da sie nicht dazu führt das er mehr oder überhaupt in der Szene ist.

Die x-Card senkt die Schwelle eine Unterbrechung herbeizuführen. Das ist inhärenter Teil ihres Designs, da sie es erlauben soll, ohne Erklärungen und Diskussionen schnell und unkompliziert eine Änderung der Szene wegen Gründen herbeizuführen.
Eine gesenkte Einsatzschwelle macht es Problemspielern leichter.
Der "bohrt nicht nach" Passus verstärkt diesen Effekt noch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:24
1. Der Spieler ist ist auch ohne X-Card problematisch und er torpediert auch ohen X-Card die Runde.
Siehe dein eigenes Beispiel wo der Spieler auch ohne X-Card dazwischen quatscht, hampelt und stört.
2. Die X-Card ist kein Erziehungsmittel sondern eine Sicherheitstechnik.
3. Die X-Card verschlimmert das Problem nicht. Ferner hilft die X-Card dem zurechtgelegten Problemspieler bei seinem Problemverhalten nicht, da sie nicht dazu führt das er mehr oder überhaupt in der Szene ist.
1.Ja.
2.Ja.
3. Da bin ich mir nicht sicher.
Denn auch wenn er selbst nicht in Szene ist, kontrolliert er darüber Spielinhalte.
Er kann sagen: Will ich nicht. (Ohne Begründung )
Auch wenn es nicht mal seine Figur betrifft,  sondern vielleicht einen ganz anderen SC, NSC etc.
Das bedeutet in jedem Fall Aufmerksamkeit und auch Macht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 09:28
Ich finde die X-Card sehr krampfig, kann aber nachvollziehen, wozu sie da ist. Dementsprechend habe ich damit auch keine Probleme. Jeder, wie er mag.

Wo ich sie hingegen super unpassend fand, war im Paket des Gratis-Rollenspieltags, das sich ja vor allem an Neulinge richtete. Um mein Missfallen in einer Analogie zu artikulieren: Man stelle sich vor, ein kleiner Junge kommt zu einem Fußballverein. Es ist schon ein großer Unterschied, ob der Trainer sagt: "Willkommen bei uns, hier ist dein Spind, hier sind die Fußbälle." oder ob er sagt "Willkommen bei uns, hier ist dein Spind, hier sind die Fußbälle, hier ist deine Vergewaltigungspfeife."
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 09:29
Das was der Läuterer sagt.
Spätestens beim Thema Veganer bin ich wieder so weit dass ich weiß warum ich dieses Werkzeug beim Spiel mit Fremden kategorisch ablehne.
Es gibt gefühlt mittlerweile einfach zu viele Leute die mit einer massiven Anspruchshaltung Gegenüber ihren persönlichen Befindlichkeiten durch die Gegend marschieren.
ICH bin Veggie? Es möge bitte niemand in meiner Nähe Fleisch essen.
ICH bin auf dem Weg zum Nichtraucher? Niemand hat sich in meiner Umgebung über Kippen zu unterhalten.
ICH habe Problemchen XY das Ich nicht Willens bin zu artikulieren? Der Rest hat sich drum zu biegen!
Ich, ich, ich.

Die Ironie (du benutzt deinen eigenen Egoismus, um den Egoismus der anderen zu kritisieren) ist dir aber schon bewusst, oder?

Ansonsten: was Teylen gesagt hat. Im Zweifel isst/spielt man halt nicht zusammen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 18.06.2019 | 09:30
Ok,  und welche wären das dann?
Langsam kriege ich dass Gefühl, dass sich hier absichtlich quergelegt wird, um mit Gewalt einen Punkt durchzudrücken.
Aber ich will mal guten Willen zeigen:

Zuallererst mal: Reden.
Wenn jemand - auf welche Weise auch immer, das kann man nämlich auch ohne X-Card - das Spiel mehrfach stört (einmal kann ja ein Ausrutscher sein), sollte man denjenigen mal drauf ansprechen, auf sein Fehlverhalten hinweisen und ihn Bitten, das zu verbessern.
Wenn sich dann nichts ändert, nochmal mit mehr Nachdruck drauf ansprechen. Konsequenzen ankündigen. Bevor Du fragst welche: Abhängig vom Typ, von der Situation und von der Art der Störung; kann von Entzug des Spotlights für eine Szene (obwohl ich infame Konsequenzen für outgame-Fehlverhalten nicht optimal finde) bis hin zum Ausschluss von der Spielrunde reichen.
Und dann die Konsequenzen umsetzen.

Ich finde es ja schön, wenn man Verantwortung für ein positives Spielerlebnis aller Spieler übernehmen will. Aber wenn ich eh von einem Problemspieler (wäre ja auch die Frage, was genau einen "Problemspieler" ausmacht, ab wann man einer ist und welches Verhalten ab wann "problematisch" ist) ausgehe: Der kann und wird auch ohne X-Card stören. Daher halte ich das Argument "Störung der Runde durch Problemspieler mittels X-Card" schlicht für dünn.

Aber ich gehe davon aus, dass Dich das nicht überzeugt. Ist auch in Ordnung.
Ich verstehe tatsächlich die zugrundeliegende Geisteshaltung nicht, und das wirst Du in diesem Thread auch nicht ändern. Insofern würd ich es damit gut sein lassen.

Es ist jetzt natürlich ein bisschen billig von mir, sich mit so nem Statement aus der Diskussion zu verabschieden (hat sowas von "das letzte Wort haben wollen") - insofern steht es Dir natürlich frei, mir zunochmal widersprechen. Werde das auch noch lesen; aber wenn ich nicht was sehe, was mich überzeugt, werde ich selber zu der Diskussion nichts mehr beitragen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:33
Ich finde die X-Card sehr krampfig, kann aber nachvollziehen, wozu sie da ist. Dementsprechend habe ich damit auch keine Probleme. Jeder, wie er mag.
Das sowieso.
Ein X Card sehe ich prinzipiell auch nicht als missbräuchlich, nur weil da Problemspieler ihren Vorteil daraus ziehen könnten.

Ist genauso Ok,  darauf zu trauen, dass es funktioniert, und kein Missbrauch stattfindet.
Und dann ggf. erst später zu intervenieren, bei Bedarf.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 18.06.2019 | 09:34
Was neu und unbekannt ist und eigene Verhaltensweisen in Frage stellt treibt einen allzu schnell in die Defensive. Mich überrascht es aber doch, dass man eher bereit ist, viel Energie dafür aufzuwenden, das Neue vehement und lautstark abzulehnen und "Beweise" zu konstruieren, welche die eigene Ablehnung als richtig hinstellen sollen.
Dieselbe Energie könnte man auch aufwenden, um seinen Komfortbereich zu verlassen, das Neue zu probieren und mit der Erfahrung zu wachsen - auch wenn diese dazu führen sollte, sich wieder abzuwenden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:39
Langsam kriege ich dass Gefühl, dass sich hier absichtlich quergelegt wird, um mit Gewalt einen Punkt durchzudrücken.
Aber ich will mal guten Willen zeigen:

Zuallererst mal: Reden.
Wenn jemand - auf welche Weise auch immer, das kann man nämlich auch ohne X-Card - das Spiel mehrfach stört (einmal kann ja ein Ausrutscher sein), sollte man denjenigen mal drauf ansprechen, auf sein Fehlverhalten hinweisen und ihn Bitten, das zu verbessern.
Wenn sich dann nichts ändert, nochmal mit mehr Nachdruck drauf ansprechen. Konsequenzen ankündigen. Bevor Du fragst welche: Abhängig vom Typ, von der Situation und von der Art der Störung; kann von Entzug des Spotlights für eine Szene (obwohl ich infame Konsequenzen für outgame-Fehlverhalten nicht optimal finde) bis hin zum Ausschluss von der Spielrunde reichen.
Und dann die Konsequenzen umsetzen.

Ich finde es ja schön, wenn man Verantwortung für ein positives Spielerlebnis aller Spieler übernehmen will. Aber wenn ich eh von einem Problemspieler (wäre ja auch die Frage, was genau einen "Problemspieler" ausmacht, ab wann man einer ist und welches Verhalten ab wann "problematisch" ist) ausgehe: Der kann und wird auch ohne X-Card stören. Daher halte ich das Argument "Störung der Runde durch Problemspieler mittels X-Card" schlicht für dünn.

Aber ich gehe davon aus, dass Dich das nicht überzeugt. Ist auch in Ordnung.
Ich verstehe tatsächlich die zugrundeliegende Geisteshaltung nicht, und das wirst Du in diesem Thread auch nicht ändern. Insofern würd ich es damit gut sein lassen.

Es ist jetzt natürlich ein bisschen billig von mir, sich mit so nem Statement aus der Diskussion zu verabschieden (hat sowas von "das letzte Wort haben wollen") - insofern steht es Dir natürlich frei, mir zunochmal widersprechen. Werde das auch noch lesen; aber wenn ich nicht was sehe, was mich überzeugt, werde ich selber zu der Diskussion nichts mehr beitragen.
Ums überzeugen, im Sinne von: Du sollst ab jetzt einen anderen Standpunkt haben, war nie mein Ziel.
Ich finde dein Vorgehen vollkommen in Ordnung und auch verständlich.
Du gibst erst mal einen Vertrauensvorschuß,  und hoffst das Beste.
Intervenierst ggf. später.

Alles, was ich mir wünschen würde, wäre Verständnis für Leute, die das nicht riskieren, sondern einen leicht anderen Standpunkt haben.
Nicht gravierend anders. Nur etwas anders.
Das wäre toll.  :)

Die Pausen Karte ist von der X Karte nicht weit entfernt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 09:39
Das was der Läuterer sagt.
Spätestens beim Thema Veganer bin ich wieder so weit dass ich weiß warum ich dieses Werkzeug beim Spiel mit Fremden kategorisch ablehne.

Weil ja alle Veganer automatisch intolerant gegenüber Fleischessern sind.

Zitat
Es gibt gefühlt mittlerweile einfach zu viele Leute die mit einer massiven Anspruchshaltung Gegenüber ihren persönlichen Befindlichkeiten durch die Gegend marschieren.
ICH bin Veggie? Es möge bitte niemand in meiner Nähe Fleisch essen.
ICH bin auf dem Weg zum Nichtraucher? Niemand hat sich in meiner Umgebung über Kippen zu unterhalten.
ICH habe Problemchen XY das Ich nicht Willens bin zu artikulieren? Der Rest hat sich drum zu biegen!
Ich, ich, ich.
Ich möchte hier meine Anspruchshaltung ans Rollenspiel durchsetzen. Deshalb hat niemand in meiner Umgebung die X-Card zu benutzen!

Es sind immer die Ansprüche der andern, die überzogen sind. Niemals die Eigenen.

Zitat
Wenn ich irgendwelche speziellen Bedürfnisse habe, denke ich bitte mal im voraus drüber nach, ob deren Durchsetzung nicht auch negative Effekte auf den Rest am Tisch haben kann und ob die wechselseitigen Trade-Offs in einer angemessenen Relation zu einander stehen.
Genau. Jetzt würden nur viele hier sagen, dass die Verweigerung der X-Card ein solches spezielles Bedürfnis ist.

Zitat
Ich möchte mir nicht den Spielfluss unterbrechen und damit naturgemäß die Szene verderben lassen, weil jemand sich auf einem Level gestört fühlt das äquivalent zu einer falsch belegten Pizza beim Nebenmann ist.

Weil du ja auch immer weißt, was jemand denkt wenn er die Karte einsetzt. Sag doch mal, wie viel Vertrauen hast du zu deinen Mitspielern? Und glaubst du nicht, dass Spieler, die es wirklich drauf anlegen, deine Szene zu zerstören, dabei auf die Legitimation durch die X-Card angewiesen sind? Die machen das auch sehr gut ohne!

Zitat
Natürlich kann man potenziell alles problematische austauschen.
Man landet damit aber aber in einer Endlosspirale.
Jetzt haben wir Schiffchen.
Ich mag Schifffahrten nicht besonders, ziehe die rote Karte.

Endlosspirale? Bei sowas? Das wäre doch vollkommen unverhältnismäßig und jeder, der klar bei Verstand ist, würde sich doch nicht auf ein solches Hin und Her einlassen? Das sind doch Phantome, mit denen hier argumentiert wird. Warum wird hier denn mit einem geradezu Monty-Python-esken Extrem argumentiert?

(Ich glaube langsam wirklich, dass wir den Grund für die Ablehnung der X-Card eher unter dem Unterpunkt „Wertschätzung der Spielleitung“ suchen müssen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 09:49
(Ich glaube langsam wirklich, dass wir den Grund für die Ablehnung der X-Card eher unter dem Unterpunkt „Wertschätzung der Spielleitung“ suchen müssen.
+1
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 18.06.2019 | 09:58
"Auf was bezieht sich denn jetzt deine X-Karte?"
"Auf dich. Tschüss."

Auf einer Con, deren Orga selber die X-card für ein gutes Instrument hält, einen Spieler aus der Gruppe zu werfen, weil der die X-card nutzt, ist mE das beste Rezept, sich einen shit storm einzufangen, gegen den der, der ua diesen Thread verursacht hat, recht beschaulich wirken dürfte...
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 10:10
Ich hatte gestern mal drüber nachgedacht, was ich - gerade unter den Rahmenbedingungen einer Convention - für passend halte. Rahmenbedingungen?  Yep. Wenn man sich mal die Programme vieler Cons anschaut, dann überwiegen doch die Runden "konventioneller" Rollenspiele (also derer, bei denen eine SL die Rahmenhandlung vorgibt und ein fertiges Abenteuer besteht). Hinzu kommt, dass viele der SL sich auf einer Con schon auf neue Spieler und neue Gruppendynamiken einstellen müssen, es laut ist etc. pp. Ich denke, es geht nicht zu weit, zu behaupten, die SL tragen die Hauptlast von Con-Runden.

(Ganz neutral, ohne Mimimi!)

In so einer Situation dann von SLen mit der X-Card das ausklammern eines möglicherweise zentralen Elementes (aus der Sicht des Entsprechenden Spielers ja durchaus nachvollziehbar!) zu fordern, halte ich für ungünstig, bzw. würde das lieber als zweiten Sicherungsmechanismus nutzen. Denne s könnte einige SL überfordern oder abschrecken. Und das kann ja auch nicht Zweck der Sache sein. Ich fände es also besser, wenn die SL vorher eine ganz knappe Info ausfüllen, vielleicht sogar als Logo

Was ich gedacht hatte war so eine Art "Parental Advisory" Schema, aber so, dass es detailliert Aspekte anspricht. Meine Idee war es, mehrere (aber wenige) Kategorien von "Explicit" zu haben sowie eine Abstufung darin, wie deutlich die Aspekte voraussichtlich (!) zum Tragen kommen.

Aspekte:

"Explicit..."
- Violence
- Sex
- Horror
- Sexism
- Racism
- …

Abstufungen:

- Kommt nicht vor ("FSK6")
- Wird erwähnt ("FSK12")
- Wird beschrieben ("FSK16")
- Wird ausgespielt ("FSK18")

Das müsste von der SL relativ schnell ausfüllbar sein, und gibt Interessierten Spielern sowohl einen Eindruck, was sie erwartet, als auch einen Rahmen, innerhalb dessen sich die Teilnehmer der Runde während des Spieles bewegen sollen.

(Ja, das ist so ziemlich das, was Ron Edwards mit seinen "lines and veils" anstrebt, aber vielleicht etwas konkreter?)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 18.06.2019 | 10:24
Was ich gedacht hatte war so eine Art "Parental Advisory" Schema, aber so, dass es detailliert Aspekte anspricht. Meine Idee war es, mehrere (aber wenige) Kategorien von "Explicit" zu haben sowie eine Abstufung darin, wie deutlich die Aspekte voraussichtlich (!) zum Tragen kommen.

Das war ja auch mein erster Ansatz in den Anfängen des Threads. Wie bereits beschrieben habe ich aber beim Anmelden meiner beiden Conrunden schon gemerkt, dass mich das vor ein Problem stellt: Die Runde "Geh nicht in den Winterwald" war thematisch fast vollständig unvorhersehbar. Bis auf "Horror FSK16" hätte ich nichts anderes sicher angeben können - oder alles, um nichts auszuschließen.
Am Ende war es dann ein bisschen Body Horror und Thema Religion. Aber da die Runde zu 70% improvisiert war, konnte ich das nicht vorhersehen. Ich weiß aber auch nicht, ob die Spieler sich angemeldet hätten, wenn auf dem Zettel schon die volle Bandbreite P.A. - Siegel angegeben worden wären... Denn das kann auch irritierend wirken, auch wenn man als Spieler mit den Punkten eigentlich kein Problem hat.

Übrigens auch nochmal eine interessante Selbstbeobachtung in der Retrospektive: Obwohl ich mir für die Nordcon explizit vorgenommen hatte (a) die X-Card mitzunehmen und (b) vor dem Spiel einen kurzen Disclaimer zu bringen á la "Wenn irgendwas euch stört, kurz melden oder die Karte nutzen. Irgendwas, das nicht vorkommen sollte?" - hab ich beides vergessen! Ich vermute mal einfach, weil ich es nicht gewohnt bin und das bisher kein Thema war. Insofern hätte mir persönlich die X-Card auch als Erinnerungsstütze geholfen, um von meiner Gewohnheit abzuweichen ("Stimmt, das wollltest du ja noch erwähnen..").  ^-^
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 10:27
Das war ja auch mein erster Ansatz in den Anfängen des Threads. Wie bereits beschrieben habe ich aber beim Anmelden meiner beiden Conrunden schon gemerkt, dass mich das vor ein Problem stellt: Die Runde "Geh nicht in den Winterwald" war thematisch fast vollständig unvorhersehbar. Bis auf "Horror FSK16" hätte ich nichts anderes sicher angeben können - oder alles, um nichts auszuschließen.
Am Ende war es dann ein bisschen Body Horror und Thema Religion. Aber da die Runde zu 70% improvisiert war, konnte ich das nicht vorhersehen. Ich weiß aber auch nicht, ob die Spieler sich angemeldet hätten, wenn auf dem Zettel schon die volle Bandbreite P.A. - Siegel angegeben worden wären... Denn das kann auch irritierend wirken, auch wenn man als Spieler mit den Punkten eigentlich kein Problem hat.

Ja, das kann natürlich sein. Und der Ansatz würde natürlich auch nur funktionieren, wenn die SL eine Vorstellung davon hat, was passiert. Nichtsdestotrotz würde es ja auch gleichzeitig einen Rahmen abstecken, den weder SL noch Spieler während der Runde beim Improvisieren verlassen sollen. Dann hätte man eine Grundlage, auf der man gewisse Ideen in so einer Runde ausschließen kann.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 18.06.2019 | 10:31
Die Ironie (du benutzt deinen eigenen Egoismus, um den Egoismus der anderen zu kritisieren) ist dir aber schon bewusst, oder?

Ich wusste genau das dieses unsinnige Argument von irgendeinem kommt..
Eine gemeinsame vorausschauende Konsensfindung ist nicht mit einem durchsetzen der persönlichen Befindlichkeiten einzelner im Nachhinein auf eine Stufe zu stellen.


Und nein, es handelt sich hier nicht um beidseitigen Egoismus.
Dem Veganer und Omnivore jeweils zuzugestehen ihr präferiertes Essen zu verspeisen ist eine vollkommen andere Baustelle wie dem einen zu untersagen was der andere nicht mag.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 10:39
Ich wusste genau das dieses unsinnige Argument von irgendeinem kommt..
Eine gemeinsame vorausschauende Konsensfindung ist nicht mit einem durchsetzen der persönlichen Befindlichkeiten einzelner im Nachhinein auf eine Stufe zu stellen.

Das was du beschreibst ist kein Konsens. Es ist nichtmal ein Kompromiss.

Zitat
Und nein, es handelt sich hier nicht um beidseitigen Egoismus.
Dem Veganer und Omnivore jeweils zuzugestehen ihr präferiertes Essen zu verspeisen ist eine vollkommen andere Baustelle wie dem einen zu untersagen was der andere nicht mag.

Ein ziemlich plumper Strohmann. Es ging darum dem Veganer zu sagen "Jetzt hab' dich doch mal nicht so, wir essen hier alle zusammen - wenn du ein Problem mit dem Fleisch auf dem Tisch hast, dann schluck dein Problem runter, weil ich red' dir ja auch nicht in dein Essen rein (und nein, gehen ist keine Option für dich - wir machen dieses Essen nur einmal im Monat und wir nehmen alle verdammt nochmal daran teil)." - zu sagen: "der Markt wird's schon richten" ist praktisch die Definition von Egoismus.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 11:02
Nur kurz ein Einwurf von der Seite zum Thema WARUM solche Sicherheitstechniken eingeführt werden.

Wenn man irgendwie außerhalb der Norm ist, dann kann es verflucht nervig sein, das immer und immer wieder erklären oder gar rechtfertigen zu müssen. Einige definieren sich dann über diese Außenseiterstellung und fordern "ihr Recht" vehement ein. Daher kommen dann Witze der "wie erkennt man die Veganer auf der Party?". Andere meiden dann alles, wo sie irgendwie auffallen könnten. Das kann bedeuten, dass sie Situationen einfach still durchleiden, oder sie bleiben halt von vornherein weg.

Es geht bei Mitteln wie der X-Card eben auch implizit darum, Leuten den Zugang zum Spiel zu erleichtern, die sonst gar nicht erst mitspielen würden. Und zwar nicht, weil sie sagen "ich spiele ohne $Hilfsmittel nicht", sondern weil sie sich denken "uh, was ist denn, wenn ich mittendrin eine Krise habe, und dann ist das peinlich, und dann lasse ich das vielleicht lieber gleich ganz".

Das soll nicht "uns Expertenrollenspieler" noch expertiger zu machen. Es geht darum, Leute außerhalb des Kreises der "souveränen Selbstdarsteller mit Kenntnis ihrer eigenen Fähigkeiten und Grenzen" den Einstieg zu erleichtern. Sicherheitstechniken wollen den Kreis derer, die mitspielen, erweitern.

Ich selbst habe die X-Card bislang nur einmal als SL mit auf den Tisch gelegt. (Bluebeards Bride, schlicht weil ich mir selbst nicht traute) Warum nicht häufiger? Weil ich sehr selten bis gar nicht mit mir unbekannten Leuten spiele. Und die, mit denen ich spiele, schon wissen und drauf vertrauen, dass ein kurzer Einwurf "uh, können wir $SensiblesThema hier weglassen?" bei mir sofort und ohne Rückfrage zieht.  Insofern spiele ich mit virtueller, implizierter X-Card.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 11:09
Das hier war vor einer Stunde im falschen Thread gelandet.


Ich nehme meine Verantwortung gegenüber den Spielern als SL ernst. Auch ihre Befindlichkeiten.


Kein aber.

Ich nehme auch die Wünsche und Befindlichkeiten derjenigen ernst, die sich bei mir gruseln wollen.

Ich kläre inhaltliche Problemzonen ab.

Sollte mir, nach allem Vorfühlen, dann noch immer jemand damit kommen, dass er eine X Karte haben möchte, dann leihe ich mir den dicksten Edding am Tisch und streiche die Person von der Teilnehmer Liste.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 11:18
Schreib das bitte auch so in deine Con-Aushänge. Damit diejenigen, die dein Nicht-Nutzen der X-Card ablehnen, auch gar nicht erst bei Dir auftauchen. So ist allen geholfen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 11:27
Aspekte:

"Explicit..."
- Violence
- Sex
- Horror
- Sexism
- Racism
- …
Finde ich gut. Sehr gut.
PLUS
- Religion
- Kinder
- Behinderte
- Alte / Kranke
- Phobiker
- Nichtschwimmer

Keine Abstufungen.
21+ only

Das kommt bei mir zukünftig dick oben drauf.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 11:28
Denn auch wenn er selbst nicht in Szene ist, kontrolliert er darüber Spielinhalte.
Er kann sagen: Will ich nicht. (Ohne Begründung )
Auch wenn es nicht mal seine Figur betrifft,  sondern vielleicht einen ganz anderen SC, NSC etc.
Das bedeutet in jedem Fall Aufmerksamkeit und auch Macht.
Deshalb der Hinweis an die Runde zu beginn das die X-Card als Mittel nicht dazu dient das Spiel zu spielen sondern ein Sicherheitsnetz ist. Wenn der Spieler es als Spielmittel nutzt kann man ansprechen das dies nicht im Sinne des gemeinsamen Spiel ist und wenn es fortgesetzt gemacht wird, sich von dem Spieler trennen. Zumal in deiner Beschreibung anklang, dass der Spieler auch ohne X-Card zu massiv störenden Verhalten neigt.

Ich hatte gestern mal drüber nachgedacht, was ich - gerade unter den Rahmenbedingungen einer Convention - für passend halte. Rahmenbedingungen?
Ich würde die These aufstellen, dass diese Rahmen-Bedingungen zum Großteil auch eine Last darstellen, welche die Spieler mittragen.

Das heißt, die Spieler müssen sich damit zurecht finden, mit ihnen unbekannten Spielern zusammen zu spielen und eine Gruppendynamik zu formen, in der jeder Mitspieler hinreichend viel Spaß hat. Hierbei kann man als SL nur eingeschränkt mit wirken, weil es letztlich die Spieler sind, welche miteinander interagieren. Man muss auch als Spieler mit dem Lärmpegel zurecht kommen, sowohl dahingehend die SL als auch die Mitspieler zu verstehen und hinreichend laut zu sprechen.

Insofern bleibt als Herausforderung für den Spielleiter die Szenario-Gestaltung.
Wobei man neben etwaigen Spielelementen welche für die Gruppe spaßtötend sind, mitunter Herrausforderungen hat wie unterschiedliche Spielstile, die Frage wieviel Railroading es hat und ob sich die Spieler gegängelt fühlen.

Zitat
In so einer Situation dann von SLen mit der X-Card das ausklammern eines möglicherweise zentralen Elementes (aus der Sicht des Entsprechenden Spielers ja durchaus nachvollziehbar!) zu fordern, halte ich für ungünstig, bzw. würde das lieber als zweiten Sicherungsmechanismus nutzen.

Man hat dahingehend auch, ohne weitere Implementierung von zusätzlichen Sicherungsmechanismen, die Rundenausschreibung mit einer groben rückentextartigen Beschreibung. Diese erfüllt den Zweck das sich Spieler entsprechend auf die verschiedenen Elemente der Runde einstellen können. Das heißt, im Grunde ist es eine Mischung aus einer Art FSK-Freigabe und Betonung von Themen.

Bei einer FSK-Freigabe sehe ich die Herausforderung das diese sehr subjektiv ist und auch die Themenauswahl mitunter ein breites Spektrum an Darstellung zulassen. Das heißt, man hat kaum ein klassisches Rollenspiel ohne Violence und wir haben in dem anderen Thread festgestellt das Horror eine weite Bandbreite umfassen kann.

Was jedoch hilfreich sein könnte, wäre wenn man SLs die dahingehend eingeschüchtert sind, konkrete Beispiele gibt wie man auf die X-Card reagieren kann. Ohne dass sich das Szenario zerlegt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Roach am 18.06.2019 | 11:42
Mutterfaden bereits einmal genügend habe.Zum Thema „wer Probleme hat, kann sich anmelden“ habe ich ein anekdotisches Beispiel, das ich im Mutterfaden bereits einmal erzählt habe:


Ich bin ja Cthulhu-Supporter und leite das System häufig auf Cons. Daher habe ich mir für Runden, in denen Themen auftauchen, die leicht einmal zu Problemen führen, eine Checkliste in Form eines Stimmzettels gebastelt, auf denen mir die Spieler dann die Themen ankreuzen können, bei denen ich gegebenenfalls aufpassen muss. Natürlich stehen auch immer einige Themen auf der Liste, die im Abenteuer selbst nicht vorkommen – ich verwende die Stimmzettel jedes Mal, und ich will die Spieler nicht nötig .spoilern.

Auf einer Con bemerkte ich dann während des Abenteuers dass ein Teilnehmer (m/w/d) an einer kritischen Stelle auf einmal Zeichen von Stress zeigte. Obwohl diese Person auf den Stimmzettel nichts angekreuzt hatte (niemand hatte etwas angekreuzt), habe ich dann das Abenteuer ein wenig „verbogen“, wodurch es zwar an Impact verlor, aber für alle Teilnehmer interessant blieb.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Besagte/r Teilnehmer/in (mir persönlich sehr gut bekannt, weshalb ich den Stress auch nur bemerkt hatte) kam hinterher zu mir, um sich zu bedanken. Ser meinte, ser hätte sihre Reaktion auf das Thema unterschätzt gehabt und sei wohl nur ganz knapp einem Traumaflash entgangen. Dass ser in diesem Thema überhaupt ein Problem hatte, war mir trotz der recht guten freundschaftlichen Beziehungen zwischen uns bis dahin nicht bekannt gewesen. Da hätte beinahe Unkenntnis des Spielleiters und eine Fehleinschätzung auf Spielerseite über sihre eigenen Befindlichkeiten das Abenteuer zerstört...

Wenn ich mir die bisherigen Argumente in diesem Faden so ansehe – und auch die im Mutterfaden, möchte ich beiden Seiten der Argumente oftmals empfehlen, mit der weiteren Argumentation noch so etwa ein, zwei Monate zu warten: dann wird das Getreide gemäht, und es gibt eine Menge neues Stroh, dass man zu Puppen flechten könnte.  ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 18.06.2019 | 11:46
War irgendwie klar, dass hier Viele wieder zu cool und krass für eine X-Card sind.
Unsere Runde hat die X-Card auch seit paar Jahren, wurde aber nie eingesetzt. Wir spielen auch schon länger und kennen uns.Wir hatten aber mal einen Gastspieler, der sagte bei den Dont's "bitte keine Vergewaltigungen". Und weil wir die X-Card auf dem Tisch ausgelegt haben, fühlte er sich wohl. Es wären eh keine Vergewaltigungen vorgekommen, aber besser is, ne?

Solche Testosteronbomben wie Der Läuterer, bei dem wohl nur die Harten und und echte Männer (TM) am Tisch sitzen dürfen, finde ich schräg.
Achja, und einige Argumente zum etwaigen Missbrauch der X-Card, und weshalb man sie nicht verwenden sollte ----> kein Kommentar
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 18.06.2019 | 11:52
Solche Testosteronbomben wie Der Läuterer, bei dem wohl nur die Harten und und echte Männer (TM) am Tisch sitzen dürfen, finde ich schräg.

Ich find auch, dass der Thread viel zu friedlich für das Thema ist. Können wir bitte mehr Beleidigungen, persönlich Anfeindungen und Herabsetzungen haben, damit ich mich auch wohl fühle? Sonst zück ich noch die X-card...
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 12:11
Finde ich gut. Sehr gut.
PLUS
- Religion
- Kinder
- Behinderte
- Alte / Kranke
- Phobiker
- Nichtschwimmer

Keine Abstufungen.
21+ only

Das kommt bei mir zukünftig dick oben drauf.


Du hast "Spacken" vergessen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 12:11
Das sind doch Phantome, mit denen hier argumentiert wird. Warum wird hier denn mit einem geradezu Monty-Python-esken Extrem argumentiert?

Das Beispiel mit dem Raucher kommt vom Erfinder der X-Card, ist also mitnichten ein Phantom - und ich finde das schon ziemlich absurd.
Wenn jemand wegen Phobien u.Ä. nicht weiterspielen kann, ist das eine Sache.

Aber wegen so einem Kleinscheiß die X-Card nutzen, ist mMn genau das überhöhte Pochen auf nichtige Befindlichkeiten, von denen Darius der Duellant sprach.
Wie will der Spieler denn den Rest seines Lebens damit klar kommen, dass echte Leute tatsächlich in seiner Nähe rauchen?
Ich kann da nichts anderes denken als: Wenn du für einen rauchenden NSC die X-Card ziehst, schaffst du es nie, mit dem Rauchen aufzuhören.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 12:13
Und weil wir die X-Card auf dem Tisch ausgelegt haben, fühlte er sich wohl.

Inwiefern ist die X-Card besser als z.B. fundamentale Sprachfertigkeiten, die einen befähigen, zu sagen: "Boah ne, eine detaillierte Folterszene brauche ich jetzt echt nicht"?

Das ist keine suggestive oder rhetorische oder herablassend gemeinte Frage, ich verstehe das wirklich nicht. So macht man das doch normalerweise, dass man das einfach sagt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 12:19
Ich kann da nichts anderes denken als: Wenn du für einen rauchenden NSC die X-Card ziehst, schaffst du es nie, mit dem Rauchen aufzuhören.
Es können verschiedene Aspekte sein die damit zu tun haben.
Es kann sein das man mit dem Rauchen aufhören mag und es gerade Szenen wo es richtig cool dargestellt werden nicht einfacher machen. Mitunter auch weil es vielen schwer fällt damit aufzuhören.
Es kann sein das wer mit dem Rauche nicht klar kommt weil er mal fast im Rauch erstickt ist und daher leichte Panik bei dem Gedanken dran bekommt.
Es kann sein das man dran denkt das es einem beim Rauchen schlecht geht (Übelkeit, Augenbrennen) was dann auch noch die idyllische Szene ruiniert.
Es kann sein das wem ein Verwandter an Raucherlunge verstorben ist, vielleicht hat er auch nur sowas wie ein Raucherbein vor Augen.

Naja, und als Nicht-Raucher mit Aversion gegen Rauchen (Es stinkt und mir brennen davon schnell die Augen), also ich komme sehr gut normalerweise damit klar Raucher oder verrauchte Orte zu meiden. Zumal es ja glücklicherweise mittlerweile so ist, dass man sich nicht mehr überall von Rauchern zu pesten lassen muss.

Wobei es halt auch nicht darum geht eine Erklärung zu geben und die Gründe der Person zu bewerten, sondern dass das Spiel allen Mitspielern Spaß macht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 12:26
Zitat
Ich kann da nichts anderes denken als: Wenn du für einen rauchenden NSC die X-Card ziehst, schaffst du es nie, mit dem Rauchen aufzuhören.

Wie schon mehrfach gesagt wurde: was ich im täglichen Leben ertragen muss und was ich in meiner Freizeit ertragen will, sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe.

Darius versteht das Wort "Konsens" nicht und ist der Meinung, wenn er den Spielern bereits erlaubt etwas zu tun, womit er selber kein Problem hat, alle Probleme gelöst wären und jedes weitere Entgegenkommen missbräuchlich wäre. Was einfach nur dumm ist.

Auf einer Con, deren Orga selber die X-card für ein gutes Instrument hält, einen Spieler aus der Gruppe zu werfen, weil der die X-card nutzt, ist mE das beste Rezept, sich einen shit storm einzufangen, gegen den der, der ua diesen Thread verursacht hat, recht beschaulich wirken dürfte...

Die X-Karte betrifft erstmal nur die Leute, welche am Tisch sitzen. Wenn jemand meint er müsste auf Twitter noch "nachtreten", dann ist das seine Sache, hat aber nichts mit der Technik an sich zu tun.

Und wer auf einen Con geht, wo die Vorgabe ist, die Runden bitte X-Karten-tauglich zu machen, und dann ein Problem damit hat, dass etwas weg-ge-Xt wird, dem ist wahrscheinlich nicht mehr zu helfen. Ich war mal vor Jahren auf einer Veranstaltung, die unser Verein für Rollenspieleinsteiger veranstaltet hat (Schnupperrunden, um das Hobby kennenzulernen). Einer der SL kam nach einer halben Stunde mit stolz geschwellter Brust zurück zum Infostand und beschrieb ausführlich den TPK, den er mit der Gruppe gerade abgezogen hatte (inklusive der blutige Details aus der Runde) - man muss wohl nicht extra erwähnen, dass dieser SL (der auch sonst ziemlich problematisch war) nicht mehr zu diesen Veranstaltungen eingeladen wurde. Die Spieler waren zu dem Zeitpunkt aber schon weiter gezogen (so dass man ihnen nicht sagen konnte, dass der SL einfach ein Arschloch war und nicht repräsentativ für das Hobby) und sind natürlich nicht im Hobby aufgetaucht (kann ich ihnen nicht verdenken).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 12:27
Hm. Die Frage die sich mir dabei dann stellt ist: Kann ich, wenn ich unter etwas Ähnlichem leide (und das tue ich) - unbedingt erwarten, dass drei, vier, fünf andere Leute etwas, das vielleicht sogar Ziel oder Teil der beabsichtigten Runde war, außen vor lassen. Ich mein das nicht böse, aber ich in der Situation würde mich zurückziehen und die anderen weiter machen lassen, statt da sitzen zu bleiben. Deswegen finde ich die Idee, schon beim Rundenaushang grob in Stichworten festzuhalten, welche Themenbereich wie explizit angesprochen werden sollen. Wenn ich dann mit der X-Card da stehe, kann ich immernoch sagen: Hey, das war so nicht abgesprochen, statt da eher aus dem Blauen zu kommen. Wird klar, wie ich das meine? Man argumentiert dann aus einer ganz anderen Position heraus und kann gewisse Bereiche oder Konflikte von vornherein ausschließen, ohne überhaupt persönlich darüber gesprochen haben zu müssen. Ich finde, das senkt die Hemmschwelle sich zu melden, wenn was schief läuft dann sogar noch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 12:35
Und wer auf einen Con geht, wo die Vorgabe ist, die Runden bitte X-Karten-tauglich zu machen, und dann ein Problem damit hat, dass etwas weg-ge-Xt wird, dem ist wahrscheinlich nicht mehr zu helfen.

Hm, ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich selbst eine solche Runde anbieten würde. Aber nicht, weil ich mich nicht anpassen will, sondern weil mir das zu sehr carte blanche ist und ich im Vorfeld gar nicht versprechen könnte bei jedem möglichen X noch eine funktionierende Runde/Geschichte aufzustellen. Ganz ohne böse Absicht und mit vollstem Verständnis für Leute mit Reizthemen.

(Dann aber ist das alles sehr theoretisch, weil ich eigentlich nur harmlose Settings leite. Bin da selbst viel zu zart besaitet. Das "schlimmste" war auf der letzten HeinzCon eine Runde Space 1889 mit zwei 12/13 jährigen Mädels. Da musste ich dann die gesamte Runde vorher ein bisschen für das viktorianische Frauenbild sensibilisieren und darauf hinweisen, dass das a) anders ist als heute und die sich b) davon aber nicht eingeschüchtert fühlen sollen, wenn die Herren die Damen beschützen oder ihnen die Tür aufhalten etc. Lief dann im Spiel wunderbar - die Mitspieler waren alle super (und erfahrene nicht-Nerd Rollenspieler) und die Mädels hatten richtig coole, actionreiche Ideen. Was ich sagen will: Bin selbst empfindlich und habe mcih halt dran gewöhnt, dass ich manches einfach nciht haben kann. Ich bin ein Sucker für coole Illus und Layout, aber Tales from the Loop scheidet völlig aus!)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 12:41
Bezüglich Essen (Ein letzter Vergleich, versprochen  )Ich finde ein: Weil ich es nicht esse, darfst du es auch nicht essen. - in der Tat merkwürdig.
Wenn jemand allergisch ist, Kreuz Kontamination, oder ihm vom z.B. Geruch übel wird ?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 12:46
Ich schließe mich der Sache mit Getreideernte und dem Stroh an, ist ja grauenhaft :/ und Donnerwetter! können wir bitte diese bescheuerten Essensanalogien begraben?
Wenn ich auf einer öffentlichen Veranstaltung ein Matjes-Brötchen vom Stand hole und dann kommt kommt mein Nebenmann an und bittet mich das jetzt nicht zu essen, weil er wäre Fischallergiker, dann frage ich ihn ob er auch zulange in der Sonne gestanden hat. Was hat das mit X-Card zu tun? Nichts!
Und wenn ich das jetzt nur falsch verstanden habe, umso besser. RIP
 Mann das ärgert mich. Das Thema bringt einen teilweise echt weiter und dann geht mir bei solchen Posts jedes Mal der Hut so hoch dass ich mich beim Rest abmühen muss, durch den roten Schleier überhaupt klar zu sehen :(
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 12:47
DAS ist eine Fehleischätzung...
Solche Testosteronbomben wie Der Läuterer, bei dem wohl nur die Harten und und echte Männer (TM) am Tisch sitzen dürfen, finde ich schräg.
... und es mag sein, dass ich auch so rüber komme.
Ich nehme eine derartige Einschätzung auch nicht krumm.
Mag sein, dass man mich, aufgrund meiner Haltung und Aussagen hier im Forum. als gefühllosen, kalten Stein ansieht.
Aber die Einschätzung wäre schlicht falsch.

Ganz ehrlich? Jeder kann und soll sich seine eigene Meinung bilden. Ich habe mir abgewöhnt, das beeinflussen oder abändern zu wollen.

Ich leite Horror Szenarien.
Ich leite sie gerne. Und ich mache mir auch gerne viel Arbeit damit.

Damit man Spass am Horror haben kann, muss man sich darauf einlassen (können).
Das kann nicht jeder. Und das will auch nicht jeder.

Denjenigen, die das können und wollen, möchte ich als SL etwas bieten.
Etwas, weswegen wir uns als Gruppe zusammenfinden und spielen.

HORROR ist m.M.n. das am schwierigst zu leitende Genre im RPG überhaupt.
Allein eine gewisse Stimmung zu erzeugen UND Spannung zu halten, ist heikel und damit sind Hemmschuhe und Quertreiber kontraproduktiv und bei mir aussen vor.

Ich haue meinen Spielern nicht ständig, mit der groben Kelle, immer neue Greuel an den Kopf.
Das wäre so platt wie langweilig.

Ich bin als SL kein tumber Schläger.
Ich sehe mich eher als einen Chirurg oder einen Zahnarzt.

Es heisst bei uns: Wir spielen HORROR.
JEDER, der mitmacht, WEISS DAS - weiss, was damit (von mir) gemeint ist.
Man muss als Spieler darauf vorbereitet sein, dass ALLES passieren kann.

Wer das nicht mitbringt ist raus.
Schrecklich einfach.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 12:48
Dann zaubert Gandalf sein Schiffchen halt aus der Hand, statt aus dem Rauch. Ist auch gut.
Ich halte diese Szene für so extrem  unatmosphärisch das es zu DSA passen würde.
Es hat keinen Platz in Mittlerde wo ein ich habe Feuer Zauber gemacht ein deutliches Killjoy was here über ganze Landstriche entfernt zur Anzeige bringt
 
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 12:54
Inwiefern ist die X-Card besser als z.B. fundamentale Sprachfertigkeiten, die einen befähigen, zu sagen: "Boah ne, eine detaillierte Folterszene brauche ich jetzt echt nicht"?

Das ist keine suggestive oder rhetorische oder herablassend gemeinte Frage, ich verstehe das wirklich nicht. So macht man das doch normalerweise, dass man das einfach sagt.

Hab ich weiter oben in dieser Diskussion hoffentlich beantwortet (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758939.html#msg134758939). tl;dr: Es senkt die Hemmschwelle für Leute, die z.B. eher schüchtern sind..
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 13:27
Es gibt SL die wären bereit auf jede Empfindlichkeit einzugehen. (Bsp. Keine Raucher Szenen, wenn jmd gerade aufhören möchte oder ähnliches ).
Und das ist völlig Ok.
Und dann gibt es SL die nicht bereit sind auf jede Empfindlichkeit einzugehen.
Können wir bitte lassen, eben diesen SL mangelnde Empathie bis hin zu Intoleranz und Egoismus  zu unterstellen.

Das würde ich ganz arg super finden.
 :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 13:32
Und dann gibt es SL die nicht bereit sind auf jede Empfindlichkeit einzugehen.
Können wir bitte lassen, eben diesen SL mangelnde Empathie bis hin zu Intoleranz und Egoismus  zu unterstellen.
Das muss man nicht unterstellen, wenn die SL die Wünsche und Grenzen der anderen als Empfindlichkeit abtut und nicht darauf eingeht ist da mangelnde Empathie bis Intoleranz bzw. Egoismus bei der SL vorhanden.
Es ist quasi so die Definition von empathielos, intolerant bzw. egoistisch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 13:34
Das muss man nicht unterstellen, wenn die SL die Wünsche und Grenzen der anderen als Empfindlichkeit abtut und nicht darauf eingeht ist da mangelnde Empathie bis Intoleranz bzw. Egoismus bei der SL vorhanden.
Es ist quasi so die Definition von empathielos, intolerant bzw. egoistisch.
Empathie bezieht alle mit ein. Auch die anderen Spieler am Tisch. Nicht bloß einen.

Rollenspiel spielt man als Gruppe zusammen.

Edit.
Und bitte keine Strohmänner.
Es geht hier um kleinere Empfindlichkeiten.
Nicht um krasse Sachen.

Und ja, ich mache da einen Unterschied.
Also werte das unterschiedlich. Wie andere auch.
Kurz ich bemühe mich da zu differenzieren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 13:47
Empathie bezieht alle mit ein. Auch die anderen Spieler am Tisch. Nicht bloß einen.
Errr, ja.
Es geht hier aber um Spielleiter welche Probleme von einigen Spielern als Empfindlichkeiten abtun und beschliessen da nicht drauf einzugehen. Das ist jetzt mal nicht mega empathisch, ignoriert willentlich das befinden und ist wortwörtlich egoistisch da man selbst beschließt das der andere das ab kann.

Dementsprechend bezeichne ich solche Spielleiter und Leute die dafür argumentieren durchaus als Empathielos, Intolerant und Egoistisch. Was keine Unterstellung ist, sondern einfach eine Beschreibung der Denkweise und Handlung: "XY ist nur eine Befindlichkeit des Spielers, da muss ich keine Rücksicht drauf nehmen und die Gegenseite halt durch." gerade wenn dann noch dran gefasst wird "Soll XY doch gehen, sich etwas anderes suchen."

Ich habe da keine Ahnung wie es um den Testosteron-Spiegel bestellt ist, durchaus aber eine wie es bezüglich Rücksichtsnahme, Ego und dergleichen bestellt ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 13:47
Das muss man nicht unterstellen, wenn die SL die Wünsche und Grenzen der anderen als Empfindlichkeit abtut und nicht darauf eingeht ist da mangelnde Empathie bis Intoleranz bzw. Egoismus bei der SL vorhanden.
Es ist quasi so die Definition von empathielos, intolerant bzw. egoistisch.

Das ist nicht die Definition von gleich drei verschiedenen Begriffen. Ich bin ziemlich sicher dass du sonst sorgfältiger bist, also kann ich nur vermuten dass du von der Diskussion angefressen bist und dir deshalb etwas unsachliches reinrutscht. DAS kann ich verstehen.

Mal so gefragt, gibt es für dich eine Grenze, ab der ein Wunsch von dir wegen übertriebener Empfindlichkeit, oder übertriebenen Anspruchs abgetan würde? Bisher lese ich aus deinem Post erstmal "Nein".
Das ist ja auch eine Frage des generellen Umgangs, ohne dass eine Fraktion aus Soziopathen bestehen muss.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 13:57
@KhornedBeef: Ich beschäftige mich selten bis gar nicht mit Definitionsfragen oder gerade dem üblichen Definitionshickhack. Ich gehe davon aus, dass der oder die geneigte Tanelorn-Leser*in in der Lage ist den Zusammenhang zwischen der Beschreibung sowie den Begriffen zu erkennen.

Die Frage ist:
"Kann man die Befindlichkeit des Spielers als Empfindlichkeit bezeichnen und außer acht lassen sowie zugleich sich zuschreiben empathisch wie tolerant zu handeln und nicht egoistisch zu sein?"

Darauf hin stelle ich fest:
"Wer die Befindlichkeit des Spielers als Empfindlichkeit bezeichnet und damit abwertet hat nicht das empathische Vermögen die Befindlichkeit nachzuempfinden und dementsprechend zu handeln, er handelt gegenüber der Befindlichkeit respektlos sowie aktiv intolerant und das auf dem Fundament seiner eigenen, egoistischen Perspektive."

Das die Person dann ein Soziopath ist, ist eine Hyperbel von dir.
Ich sage lediglich das sie in Bezug auf diese Situation mit der Zuschreibung negativer Eigenschaften leben muss. Weil sie auf die Handlungsweise zu treffen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 18.06.2019 | 13:58
Das ist nicht die Definition von gleich drei verschiedenen Begriffen. Ich bin ziemlich sicher dass du sonst sorgfältiger bist, also kann ich nur vermuten dass du von der Diskussion angefressen bist und dir deshalb etwas unsachliches reinrutscht. DAS kann ich verstehen.

Mal so gefragt, gibt es für dich eine Grenze, ab der ein Wunsch von dir wegen übertriebener Empfindlichkeit, oder übertriebenen Anspruchs abgetan würde? Bisher lese ich aus deinem Post erstmal "Nein".
Das ist ja auch eine Frage des generellen Umgangs, ohne dass eine Fraktion aus Soziopathen bestehen muss.

Soweit ich Teylen hier verfolgt habe, ist er vor allem WoD-Spieler. Bei den düsteren Themen bietet sich ein solches Instrument an. Fand damals die Vampirebücher, die es in den 90ern zu dem Rollenspiel gab, auch ziemlich grenzwertig. Wenn solche ekligen Dinge, wie darin vorkommen, wirklich auch am WoD-Tisch ausgespielt werden, dann ist eine X-Card Pflicht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 14:03
Die Frage ist:
"Kann man die Befindlichkeit des Spielers als Empfindlichkeit bezeichnen und außer acht lassen sowie zugleich sich zuschreiben empathisch wie tolerant zu handeln und nicht egoistisch zu sein?"

Die Frage an dich war:
Gibt es für dich eine "Nichtigkeitsgrenze" oder nimmst du prinzipiell immer alles für voll und passt das Spiel entsprechend an?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 14:07
Ich habe mich gerade überhaupt nicht auf Wod bezogen. Falls das missverständlich war.

Sondern allgem.

Denke es macht einen Unterschied ob man auf Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen kann oder muss.
Wenn jmd. z. B.  die Gruppe bittet: Können wir bitte alles weglassen, was mit Zigaretten zu tun hat?
Wird wohl kaum jmd. Sagen: Ist uns doch egal.
Wenn die Gruppe jedoch keine Chance hat,  zu widersprechen, weil X Card kommt es uU.
 anders rüber.
Deshalb kann ich verstehen, wenn man da ggf. unterschiedliche Vorstellungen hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 14:09
Die Frage an dich war:
Gibt es für dich eine "Nichtigkeitsgrenze" oder nimmst du prinzipiell immer alles für voll und passt das Spiel entsprechend an?
Ich würde jede X-Card Berührung für total voll nehmen und das Spiel entsprechend anpassen.

Ich erkläre, wie erwähnt, den Spielern das es sich bei der X-Card um ein Sicherheits- kein Spielmittel handeln.
Ebenso das ich eventuell kurz Fragen was das Problem in einer Szene war, um dann die Szene umzugestalten.

Wenn diese dann auf das Sicherheitsmittel zurück greifen, dann nehme ich die Nutzung absolut für voll.
Es wäre, meines Erachtens, ein ziemlich heftiger Charakterfehler meiner Person, würde ich das nicht tun.
Ich hätte nicht nur ihre Befindlichkeit ignoriert, sondern sie sogar noch angelogen, ins Gesicht, und auch noch bzgl. der Sicherheit.

(Ich beziehe es nicht nur auf ein System bzw. eine Systemfamilie)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 14:14
Ich würde jede X-Card Berührung für total voll nehmen und das Spiel entsprechend anpassen
Und jmd. der das nicht tut. Bzw. andere Sicherheitsmechanismen verwendet, die noch die Möglichkeit eines Einspruchs von Seiten der Mitspieler zulassen würden.
Wären das dann Egoisten in deinen Augen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 18.06.2019 | 14:17
Wo ist das Problem?

Das Problem ist, dass Menschen unterschiedlich sind und manche Mitbürger ihre Befindlichkeiten (zumal unter Fremden) nicht offen artikulieren können. Weil's peinlich ist oder auch anderen Gründen. Macht natürlich den Alltag schwieriger ist aber auch kein Grund auf Leute mit solchen Problemen herabzublicken. Jeder hat seinen eigenen Rucksack.

NUR, man muss eben mal auch die andere Seite sehen und dass es genau so Leute gibt, denen ich nicht das Recht einräumen will mich zum Überspringen/Umschreiben einer Szene zu zwingen. Es gibt Leute, die haben ihre helle Freude daran, andere auf Eierschalen tanzen zu sehen. Und diese Leute glauben, dass sie nur ein Unwohlsein für sich reklamieren müssen und dann geht der Tanz los - und es gibt kein legitimes Gegenmittel, weil: man darf ja nicht hinterfragt werden.

Das geht so nicht. Das Verhalten jedes Menschen darf hinterfragt werden. Bei schwer tramatisierten Menschen urteilt man wahrscheinlich deutlich gnädiger, trotzdem haben auch die keine Narrenfreiheit.

Rücksicht ist mMn.  keine Einbandstrasse.
Sie beruht auf Gegenseitigkeit.

Im Gegensatz zur X-Card.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 14:21
Und jmd. der das nicht tut.

Ich habe sehr deutlich geschrieben, was ich von Personen welche die X-Card verwenden und es nicht machen. Du kannst dir eine der zwei oder vier Aussagen meinerseits diesbezüglich raussuchen.

Zitat
Bzw. andere Sicherheitsmechanismen verwendet
Hat wenig bis nichts mit der Diskussion um die Nutzung der X-Card zu tun.
Eignet sich aber gut zum verschieben von Torpfosten und dem bauen von Strohmännern.

Gerade nachdem es um Zitat: "Und dann gibt es SL die nicht bereit sind auf jede Empfindlichkeit einzugehen." ging.
Also nicht solche, die alternative Sicherheitsmechanismen verwenden, sondern die die nicht bereit sind auf "Empfindlichkeiten" eingehen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 14:22
Und dann gibt es SL die nicht bereit sind auf jede Empfindlichkeit einzugehen.
Können wir bitte lassen, eben diesen SL mangelnde Empathie bis hin zu Intoleranz und Egoismus  zu unterstellen.

Das würde ich ganz arg super finden.
 :)

OK.

Könnten die Kritiker der X-Karte bitte aufhören, berechtigte Sorgen von Spielteilnehmern als "Empfindlichkeit", "Nichtigkeit", "Aufmerksamkeitsgier" oder gar "Missbrauch" zu bezeichnen? Das würde ich arg super finden (weil jeder, der solches Vokabular im Bezug auf andere Spielteilnehmer verwendet mit vollem Recht als jemand mit mangelnder Empathie und einer bedenklichen Neigung zum Egoismus bezeichnet werden kann).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 14:26
Im Gegensatz zur X-Card.
Die X Card ist in meinen Augen nur ein Werkzeug, dass mit vielen Spielern Klasse funktionieren kann.
Für schüchterne Spieler ist die sicher Gold wert...

....: Solange ein SL noch frei entscheiden kann ob er die X Card oder ein anderes Sicherheitssystem verwenden kann.

Es kann durchaus gute Gründe geben z. B.  nur die Pausen Karte zu verwenden.
(Ein geschriebenes  Abenteuer z. B. bei dem man nicht alles spontan ändern kann)


Solange nicht gilt: Wer was anders als die X Card verwendet, ist doof,  ist alles Ok.

(Just my opinion )
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 14:30
OK.

Könnten die Kritiker der X-Karte bitte aufhören, berechtigte Sorgen von Spielteilnehmern als "Empfindlichkeit", "Nichtigkeit", "Aufmerksamkeitsgier" oder gar "Missbrauch" zu bezeichnen?
Da hast du völlig Recht. Da wurde auch übertrieben.
Ernste Trigger sind keine harmlosen Empfindlichkeiten.
Und nicht jede Empfindlichkeiten ist ein ernster Trigger.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 14:37
Eignet sich aber gut zum verschieben von Torpfosten und dem bauen von Strohmännern.

Gerade nachdem es um Zitat: "Und dann gibt es SL die nicht bereit sind auf jede Empfindlichkeit einzugehen." ging.
Also nicht solche, die alternative Sicherheitsmechanismen verwenden, sondern die die nicht bereit sind auf "Empfindlichkeiten" eingehen.

Nein, genau das ist hier die notwendige Unterscheidung.
Wenn ich die X-Card bestimmungsgemäß verwende, bin ich auch daran gebunden wie von dir beschrieben.

Und exakt da findet die Abgrenzung statt, wenn man statt der X-Card sagt: Wenn ihr ein Problem habt, könnt ihr das jederzeit ansprechen und wir schauen, ob wir eine Lösung finden.
Da behält man sich nämlich den Widerspruch vor.

Die X-Card impliziert, dass jedes Ansinnen berechtigt ist. Das sehe ich deutlich anders und in der Konsequenz sollte ich als SL auch keine X-Card benutzen, sondern "nur" wie aufgeführt im Vorfeld ansprechen, dass man sich bei Problemen melden möge.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 18.06.2019 | 14:44
Nein, genau das ist hier die notwendige Unterscheidung.
Wenn ich die X-Card bestimmungsgemäß verwende, bin ich auch daran gebunden wie von dir beschrieben.

Und exakt da findet die Abgrenzung statt, wenn man statt der X-Card sagt: Wenn ihr ein Problem habt, könnt ihr das jederzeit ansprechen und wir schauen, ob wir eine Lösung finden.
Da behält man sich nämlich den Widerspruch vor.

Die X-Card impliziert, dass jedes Ansinnen berechtigt ist. Das sehe ich deutlich anders und in der Konsequenz sollte ich als SL auch keine X-Card benutzen, sondern "nur" wie aufgeführt im Vorfeld ansprechen, dass man sich bei Problemen melden möge.

Die X-card vermeidet, dass eine Runde Hobbypsychologen und Besserspieler sich bemüßigt fühlen muss, ein Tribunal einzurichten zur Frage, ob meine Angst vor Spinnen ihre Definition von "pathologisch" erfüllt. (Spoiler: für die Diagnose vieler psychischer Entitäten ist der Leidensdruck des Patienten ausschlaggebend!)

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 14:44
Hnja, ok, das mit dem "Soziopathen" war eine Übertreibung und ich bin froh dass ich mir da mit Teylen einig bin. Ich wusste halt nicht, welches Maß an Empathielosigkeit mir vorgeworfen wird ;)
Leider habe ich jetzt keine richtige Antwort da rausgelesen. War unabhängig von der Xcard gemeint. Wenn man die benutzt, ist ja gerade keinerlei Einschätzung und Maß nötig, weil es ja konkret unabhängig davon geregelt ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 14:52
Es geht hier aber um Spielleiter welche Probleme von einigen Spielern als Empfindlichkeiten abtun und beschliessen da nicht drauf einzugehen.
Genau DAS ist es eben nicht.

Empfindliche Spieler mit problembehafteten Hintergründen werden von mir über das HORROR Label dazu angehalten, meine Runde zu meiden, wenn sie sich selbst für zu labil halten, das aushalten zu können bzw. Spass daran zu haben, was ich möglicherweise auffahren werde.

Wenn jemand sich das Rauchen abgewöhnt, und allein schon einen Pfeife rauchenden NSC Hobbit als Angriff auf sein Streben Nichtraucher zu werden empfindet, dann ist diese Person sicher nicht für meine Runde geeignet.

Ich will mit dem HORROR Label Probleme vermeiden und keine schaffen.

Ich möchte niemanden belasten. Und ich möchte nicht, dass meine anderen Mitspieler damit belastet werden, nur weil jemand für sich selbst nicht abzuschätzen vermag, wo seine Grenzen liegen.

Rollenspiel kann ein therapeutisches Mittel sein, aber ich bin nicht jedermanns Therapeut.

Und ich möchte mir ganz sicher nicht jedweden Mannes Befindlichkeit ins Gesicht drücken lassen und schütze auch die andern Spieler davor.
Das sehe ich als meine SL Aufgabe an.

Das mag jetzt nicht empathisch gegenüber dem Einzelnen aussehen, ist es aber sehr wohl gegenüber dem Rest der Gruppe; m.M.n. zumindest.

Ich lade als SL ein. Ich leite das Szenario. Ich entscheide.
Wenn andere leiten, dürfen sie entscheiden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 14:53
Die X-card vermeidet, dass eine Runde Hobbypsychologen und Besserspieler sich bemüßigt fühlen muss, ein Tribunal einzurichten zur Frage, ob meine Angst vor Spinnen ihre Definition von "pathologisch" erfüllt. (Spoiler: für die Diagnose vieler psychischer Entitäten ist der Leidensdruck des Patienten ausschlaggebend!)

Grüße

Hasran
Aber solche Phobien werden doch idR.  im Vorfeld schon abgeklärt, so, dass die Trigger dann im Spiel vermieden werden.
CATS.

Wenn dann im Spiel noch was unerwartetes auftaucht, dann ist das nicht nur für die Mitspieler eine Überraschung sondern auch für den betroffenen Spieler selbst.

Was spricht dagegen, dann die Stopptaste zu drücken und dem SL zu sagen: Ups da ist plötzlich noch was,  das ich nicht im Spiel haben möchte.
Denn dann kann der SL damit umgehen,  und entscheiden, je nach Abenteuer und Situation wie er das im Spiel am besten entschärft.

Edit. Die X Card sagt dagegen einfach nur: Der Inhalt muss weg. Im worst case weiß der SL nicht mal welcher,  und ist gezwungen Dinge ins Blaue abzuändern. Oder das Abenteuer so zu schneiden, dass es im schlimmsten Fall nicht mehr funktioniert.

Bei Impro SL stellt sich dieses Problem nicht so.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 14:54
Hab ich weiter oben in dieser Diskussion hoffentlich beantwortet (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758939.html#msg134758939). tl;dr: Es senkt die Hemmschwelle für Leute, die z.B. eher schüchtern sind..

Hast du, und vielen Dank dafür. Völlig überzeugen tuts mich nicht. Wenn man so bedenklich schüchtern ist, dass man nicht sagen kann "Keine detaillierte Folterszene bitte" oder "Ich bin gerade seit drei Tagen clean, wäre es möglich, am Tisch nicht zu rauchen?" oder "Von Zigarettenrauch wird mir übel", dann hat man wohl sehr viel größere Probleme als eine unsensible Rollenspielumgebung. Das spricht ja nicht per se gegen die X-Card, es bescheinigt ihr in meinen Augen aber eine ultra-spezielle Nützlichkeit.

Und jetzt nur noch so semi ernst, ohne dass es böse gemeint sein soll: Wenn jemand die X-Card hebt, weil er so schüchtern ist, dass er sein Problem nicht in Worte fassen kann, dann kann das außerdem noch Folgeprobleme provozieren. Sagen wir mal, ich sehe plötzlich das X. Ich breche also rücksichtsvoll die Folterszene ab, mache allen die Kippen aus, stelle die Erdnüsse und das Sushi auf einen anderen Tisch - und das X ist immer noch oben! Wie geht es dann weiter? Soll ich dann lüften, staubsaugen oder die Wampe einziehen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 14:59
Ich bin mit übrigens sicher dass hier Sache leicht zu verwechseln ist. Die Xcard anzuwenden impliziert ja eigentlich nicht, dass alle auslösenden Befindlichkeiten legitim sind. Bloß dass es besser ist, ein paar Mimimis (wenn man da eine Grenze für zieht) mit zu schützen, die bei offener Diskussion nicht alle akzeptieren würden, als Betroffene schwerwiegender Probleme durch offene Thematisierung zu schädigen. Unabhängig davon, ob der Schaden gewiss wäre.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: snoopie am 18.06.2019 | 15:02
Und jetzt nur noch so semi ernst, ohne dass es böse gemeint sein soll: Wenn jemand die X-Card hebt, weil er so schüchtern ist, dass er sein Problem nicht in Worte fassen kann, dann kann das außerdem noch Folgeprobleme provozieren. Sagen wir mal, ich sehe plötzlich das X. Ich breche also rücksichtsvoll die Folterszene ab, mache allen die Kippen aus, stelle die Erdnüsse und das Sushi auf einen anderen Tisch - und das X ist immer noch oben! Wie geht es dann weiter? Soll ich dann lüften, staubsaugen oder die Wampe einziehen?

Wieso wird das hier so ins Absurde geführt?
Nehmen wir an, damals hätte jemand die Idee gehabt, soetwas wie RPG zu machen, und es gäbe bereits solche Foren mit Leuten wie Megavolt & Co. Glaubt mir, die hätten die RPG-Idee in Grund und Boden argumentiert und das Hobby bereits im Keim erstickt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 15:05
Man soll/darf schon sagen, was man konkret aus-X-en möchte. Genauso darf ich als SL auch fragen, welches Element ich ändern soll. Das verbieten die X-Card-Regeln nicht.

Unerwünscht ist die Nachfrage nach dem warum, oder ob das überhaupt nötig tut, usw.

Also statt "Ich bin gerade seit drei Tagen clean, wäre es möglich, am Tisch nicht zu rauchen?" reicht es, wenn die Spieler bitten "können wir bitte das Rauchen weglassen?" und das wars dann. Wenn man ungefragt mehr Informationen rausrückt ist das ok, aber man muss es halt nicht.

Und gerade das mit dem Rauchen finde ich übrigens ein hervorragendes Beispiel: Das ist so trivial, dass man da normalerweise nicht drauf kommt, dass das für wen gerade ein Problem sein könne. Aber es kann halt so sein. Es kann sogar überraschend so sein - normalerweise ist alles ok, in der Vorbereitung wäre man da nicht drauf gekommen, aber hier und jetzt drängt sich das so auf, dass das Spiel darüber zur Nebensache wird.

Mit der X-Card kann es stattdessen ohne viel Aufhebens zur Seite geschoben werden, und ohne dass man in Erklärungsnot kommt.

Und ja, "Problemspieler" können sich der X-Card bemächtigen und sie zum Stören des Spiels verwenden. Und ja, das macht ihnen das Stören wahrscheinlich einen Ticken einfacher. Aber dieser Ticken ist IMHO so klein, dass die auch ohne X-Card im Endeffekt genauso Probleme machen werden. Da  denke ich, dass die Vorteile die Nachteile bei weitem überwiegen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 18.06.2019 | 15:07
Die X-Card impliziert, dass jedes Ansinnen berechtigt ist. Das sehe ich deutlich anders und in der Konsequenz sollte ich als SL auch keine X-Card benutzen, sondern "nur" wie aufgeführt im Vorfeld ansprechen, dass man sich bei Problemen melden möge.
Das Problem ist, dass man in die Köpfe anderer Leute nun mal nicht hineinschauen kann. Und solche Trigger und Ängste sind auch nicht immer (oder sogar meistens nicht) rational oder nachvollziehbar. Vielleicht kriegt da gerade tatsächlich jemand einen unfassbaren Film, wegen einer Sache, die niemandem sonst was ausmachen würde.
Steckst Du nicht drin. Und das dann noch erklären zu müssen, verschlimmert das ganze ggfs. noch. Insofern verstehe ich das Ansinnen der X-Card durchaus und halte das auch für ehrenwert; ich würde halt, wie bereits mehrfach erwähnt, der Person auch soweit vertrauen, dass sie da tatsächlich ein Problem hat, auch wenn ich aus meiner Perspektive das Problem nicht nachvollziehen kann.

Hilfreich - allein schon um zu vermeidende Inhalte zu identifizieren - wäre natürlich die Erwähnung *was* das Problem verursacht hat. Aber ne Erklärung sollte eine freiwillige Sache sein.

Konkretes Beispiel aus meinem ganz persönlichen Erfahrungsschatz: Vor ein paar Jahren ging es mir generell nicht so gut; lange Geschichte und zu viele Details für so einen Post. Unter anderem hatte ich da auch ein paar veritable Panikattacken im Büro. Ganz schräger Film, weil ich mich selbst dabei beobachtet habe, wie ich quasi wegen nichts am Durchdrehen war.
Und als mein Kollege wohlmeinend und besorgt fragte, was denn los sei, war's ganz vorbei - allein der Gedanke, dem die Situation, die ich selber nicht begriff jetzt erklären zu müssen war zu viel und ich musste raus.

War das jetzt ein berechtigtes Ansinnen? Schließlich war ja nichts, aber auch wirklich gar nichts Wildes passiert; Diskussion mit nem Lieferanten, normaler Alltag, 1000x gehabt. Für einen Außenstehenden offensichtlich "nicht berechtigt". Aber ich kann Dir sagen, für mich war das echt ein Problem.

Langer Rede kurzer Sinn: Du kannst niemals beurteilen, was "berechtigt" ist oder nicht. Und man kann die Verantwortung auch nicht einfach auf den Spieler abschieben; ich wäre damals auch nicht auf den Gedanken gekommen, nicht ins Büro zu gehen, weil ich nie geglaubt hätte, dass sowas passiert.

Aber solche Phobien werden doch idR.  im Vorfeld schon abgeklärt, so, dass die Trigger dann im Spiel vermieden werden.
CATS.
S.o.
Das ist zwar ein guter und richtiger Ansatz und erschlägt sicher auch die allermeisten Fälle. Aber 100% sicher kannst Du halt nie sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 15:08
Zitat
Wenn jemand sich das Rauchen abgewöhnt, und allein schon einen Pfeife rauchenden NSC Hobbit als Angriff auf sein Streben Nichtraucher zu werden empfindet, dann ist diese Person sicher nicht für meine Runde geeignet.
Auch nicht für meine. Und zwar nicht die, die ich leite, sondern Mitspieler bin. Weil mich sowas dann rausreisst und, wenn man mir das denn unbedingt andichten will, meine Empathie nicht soweit reicht, dass ich dafür Verständnis aufbringen würde.

Ebenso wenn aus "Scourge of the Demon Wolf" plötzlich "Scourge of the Demon Spider" wird. Fun Fact: Ich bin leicht arachnophob. Kann ich dann meine X-Card im Anschluss zücken, um meine Wölfe wiederzubekommen?

Btw.:
Das Rauchen-Beispiel wird gerade ein wenig verdreht. Es geht nicht um das Rauchen am Spieltisch. Es geht darum, dass ein NSC in einer Szene raucht. Für mich ein grundlegender Unterschied.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 18.06.2019 | 15:11
"Ich bin gerade seit drei Tagen clean, wäre es möglich, am Tisch nicht zu rauchen?"

Es gibt noch öffentliche Veranstaltungen, auf denen man im Saal rauchen darf, wenn niemand am Tisch was dagegen hat? Wo?

Dürfte ich als Raucher eigentlich noch sagen, dass ich gerne ne Kippenpause hätte, um draußen eine zu qualmen? Wie wägt man die hier die Bedürfnisse ab?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 18.06.2019 | 15:11
Wieso wird das hier so ins Absurde geführt?
Nehmen wir an, damals hätte jemand die Idee gehabt, soetwas wie RPG zu machen, und es gäbe bereits solche Foren mit Leuten wie Megavolt & Co. Glaubt mir, die hätten die RPG-Idee in Grund und Boden argumentiert und das Hobby bereits im Keim erstickt.
Das möchte ich bezweifeln.
Eine Meinung zu haben bedeutet halt auch, dass andere sich daran stossen (können).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 15:13
Das Rauchen-Beispiel wird gerade ein wenig verdreht. Es geht nicht um das Rauchen am Spieltisch. Es geht darum, dass ein NSC in einer Szene raucht. Für mich ein grundlegender Unterschied.

genau so (NSC raucht in einer Szene) hab ich das auch verstanden, da hab zumindest ich nix verdreht. Wenn mir jemand sagt, dass das gerade ein Problem ist, dann ist das für die Person ein Problem. Stecke ich nicht drin. Und ich halte mich als SL für gut genug, das dann anzupassen, ohne dass "mein Spiel" damit kaputt geht.

Zitat
Fun Fact: Ich bin leicht arachnophob. Kann ich dann meine X-Card im Anschluss zücken, um meine Wölfe wiederzubekommen?

Nope. Aber ich würde als SL so reagieren; "oh, sorry. Wären Demon Hogs für alle ok?"
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 15:14
ich bin ab hier übrigens raus. Hab alles zum Thema gesagt, was ich sinnvoll sagen kann, ab hier würde ich nur wiederholen. :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 18.06.2019 | 15:14
Was spricht dagegen, dann die Stopptaste zu drücken und dem SL zu sagen: Ups da ist plötzlich noch was,  das ich nicht im Spiel haben möchte.


Dagegen spricht nichts und die Erwartung, dass der Mitspieler mitteilt, welche Inhalte ihm unerträglich sind, ist legitim und für den Tisch notwendig.

Was andere, u.a. YY vorzuschlagen scheinen, ist eine Diskussion, ob "es denn nun wirklich so schlimm sei wie behauptet". Und das ist nunmal keine Diskussion, sondern der Versuch der Diagnose, der besagten Rollos nicht zu steht. Aus verschiedenen Gründen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 15:18
Zitat
genau so (NSC raucht in einer Szene) hab ich das auch verstanden, da hab zumindest ich nix verdreht. Wenn mir jemand sagt, dass das gerade ein Problem ist, dann ist das für die Person ein Problem. Stecke ich nicht drin. Und ich halte mich als SL für gut genug, das dann anzupassen, ohne dass "mein Spiel" damit kaputt geht.
Als SL natürlich kein Problem. Weil es nicht entscheidend ist.

Trotzdem würde ich es mich, egal ob als SL oder Spieler stören. Sei es bei LotR, Cthulhu 1920er oder sonst was.

Zitat
Nope. Aber ich würde als SL so reagieren; "oh, sorry. Wären Demon Hogs für alle ok?"
War zwar halb-ironisch gemeint, aber eigentlich wäre meine Antwort: "Nein, ist es nicht."
Begründung: Wildschweine lösen bei mir (erzählt mir jetzt nicht, dass Wildschweine eigentlich viel gefährlicher sind als Wölfe, das weiss ich...) nicht dasselbe aus wie Wölfe. Meine Spielfreude wird getrübt.

Edit:
Na toll...da antworte ich und JollyOrc ist raus.  :-\
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 15:19
Genau DAS ist es eben nicht.

Empfindliche Spieler mit problembehafteten Hintergründen werden von mir über das HORROR Label dazu angehalten, meine Runde zu meiden, wenn sie sich selbst für zu labil halten, das aushalten zu können bzw. Spass daran zu haben, was ich möglicherweise auffahren werde.

Wenn jemand sich das Rauchen abgewöhnt, und allein schon einen Pfeife rauchenden NSC Hobbit als Angriff auf sein Streben Nichtraucher zu werden empfindet, dann ist diese Person sicher nicht für meine Runde geeignet.

Ich will mit dem HORROR Label Probleme vermeiden und keine schaffen.

Nur noch mal zur Vergegenwärtigung: Führst du vor der Runde auch aus, was du unter Horror verstehst? Und welche Themen vorkommen (können), in deinem Abenteuer? Und wie sähe das aus? (Sorry, falls du das bereits ausgeführt hast, interessiert mich nur im Detail, wie das dann bei dir abliefe, in einer Con-Situation. Einfach nur HORROR draufzuschreiben scheint mir doch arg mehrdeutig.)

Zitat
Und ich möchte mir ganz sicher nicht jedweden Mannes Befindlichkeit ins Gesicht drücken lassen und schütze auch die andern Spieler davor.
Das sehe ich als meine SL Aufgabe an.

Das mag jetzt nicht empathisch gegenüber dem Einzelnen aussehen, ist es aber sehr wohl gegenüber dem Rest der Gruppe; m.M.n. zumindest.

Okay, ich glaube hier haben wir den Knackpunkt. Du siehst es als deine Kernaufgabe an, Spieler bei dir vor Eskapaden der anderen Spieler zu schützen. Aber wie kannst du denn wissen, ob das Herausschneidens eines als problematisch wahrgenommenen Inhalts (etwa mithilfe einer X-Card oder durch ein lautes "Hey, stopp können wir das schneiden, das ist mir grad echt zu viel") die anderen Spieler auch wirklich stören würde? Wie kannst du wissen, dass sie in genau dieser Situation auch von dir "beschützt" werden wollen?
 
Vielleicht denkt sich ja der ein oder andere Spieler auch "Puh, danke, dass wer was gesagt hat..."
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 15:24
Zitat
Vielleicht denkt sich ja der ein oder andere Spieler auch "Puh, danke, dass wer was gesagt hat..."
Das ist unbestritten möglich. Aber andererseits haben die anderen Mitspieler*innen auch keinerlei Veto-/Mitbestimmungsrecht gegen die Änderung durch die X-Card.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 15:30
X-Card mir fällt gerade ein, das bei MainstreamSpielen wie DSA spez DSA die Community eher leichtfertig und ignorant mit dem Thema umgingen.

IIRC ging es um Traumata einschliesslich Vergewaltigung und da gab es welche die das als irrelevant und bedeutungslos abgetan haben.
Im Einsteigerabenteuer Seeoger kam ein NSC Vergewaltigungsopfer vor IIRC.

In dunkleren RPGs war die Community anscheinend sich des Problems bewusster.

@Rhylthar

Geht mir auch so, Wölfe könnte ich stundenlang beobachten, Wildschweine nicht unbedingt.

@ Jiba

Mag sein, aber wenn Horror X nix für einen ist - ist Horror undefiniert ein No-Go - soviel sollte man selbst aufbringen.
Andererseits wenn der Horror zu viel wird etc, sehe ich es als fair an aus der Runde auszusteigen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: JollyOrc am 18.06.2019 | 15:37
War zwar halb-ironisch gemeint, aber eigentlich wäre meine Antwort: "Nein, ist es nicht."

"Ist auch ok, deswegen frage ich ja - Einfach nur Dämonen?"

Anscheinend habe ich doch noch was zu sagen, daher diese Ergänzungen:
Das lässt sich in der Regel wirklich in grob 30 Sekunden am Tisch abfiedeln. A sagt "ich hab ein Problem". SL macht einen Vorschlag das zu umgehen, alle Spieler nicken oder eben nicht, SL macht ein paar weitere Vorschläge und weiter geht es.

Wenn jetzt Spieler X konsequent alle Vorschläge ablehnt, schwant mir so langsam, mit wem ich es zu tun habe, und sage womöglich irgendwann "sorry, aber ich hab es ehrlich versucht, vielleicht ist das doch nicht die richtige Runde für Dich." Dazu braucht es aber schon beträchtlichem Troll-Einsatz.

Zitat
Das ist unbestritten möglich. Aber andererseits haben die anderen Mitspieler*innen auch keinerlei Veto-/Mitbestimmungsrecht gegen die Änderung durch die X-Card.

uh.. Ohne X-Card hätten sie doch noch weniger Mitbestimmungsrecht. Mir ist zumindest kein Recht bekannt, dass mich als SL verpflichtet, irgendwelche Inhalte ins Spiel einzubauen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 15:40
Wieso wird das hier so ins Absurde geführt?

Weil sogar einige Positivbeispiele für die X-Card gerade noch so an einer derart absurden Situation vorbeigeschlittert sind - siehe das Beispiel mit dem kürzlich verstorbenen Großvater.
Da hilft es eben ganz entschieden nicht, dass die X-Card für sich alleine steht und keiner weiteren Kommunikation bedürfen soll. Da muss ganz offensichtlich der Betroffene die Zähne auseinander machen, was denn genau das Problem ist, wenn er nicht das Glück hat, dass es ein Mitspieler schon weiß oder intuitiv erkennt.

Hier steht man sich mit der Maßgabe "Kein weiteres Nachfragen, keine Diskussion" ganz schnell mal selbst im Weg.

Nehmen wir an, damals hätte jemand die Idee gehabt, soetwas wie RPG zu machen, und es gäbe bereits solche Foren mit Leuten wie Megavolt & Co. Glaubt mir, die hätten die RPG-Idee in Grund und Boden argumentiert und das Hobby bereits im Keim erstickt.

Wenn man sich von wildfremden Leuten seine Ideen vermiesen lässt, anstatt einfach mal zu machen, wäre das wohl so.

Langer Rede kurzer Sinn: Du kannst niemals beurteilen, was "berechtigt" ist oder nicht.

Doch, kann ich.
Natürlich kann ich dabei daneben greifen, aber hier mal ganz plakativ:
Panikattacken, Phobien etc. pp. - berechtigt, keine Frage. Und da geht es natürlich auch nicht um rational oder nachvollziehbar, sondern nur um: Ist vorhanden.
 
Keine rauchenden NSCs, NUR weil man sich selbst gerade das Rauchen abgewöhnen will (und nicht aus anderen möglichen (und möglicherweise berechtigten) Gründen, die Teylen aufgeführt hatte) - geh kacken.

Was andere, u.a. YY vorzuschlagen scheinen, ist eine Diskussion, ob "es denn nun wirklich so schlimm sei wie behauptet". Und das ist nunmal keine Diskussion, sondern der Versuch der Diagnose, der besagten Rollos nicht zu steht.

Ich schlage keine Diskussion vor, ich lege meine Position dar.

Letztlich bin ich da beim Läuterer:
Es wird wohl das Beste sein, wenn ein Spieler erst gar nicht bei mir spielt, wenn der überhaupt auf die Idee kommen würde, wegen einem Kappes wie rauchenden NSCs die Notbremse zu ziehen.
Und sei das nur, weil der wohl auch in anderen, spielrelevanteren Kontexten mit so einem Gepiense* aufwartet.


*Noch mal in aller Deutlichkeit:
Es gibt berechtigte Probleme, die man gerne kommunizieren möge - ob jetzt mit Hilfen wie der X-Card oder ohne - und dann wird gemeinsam geschaut, wie man die Kuh vom Eis bekommt.

Und völlig davon getrennt gibt es Jammereien und Ansprüche, die ->mMn<- jeder Grundlage entbehren und auf die ich dementsprechend nicht eingehe.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 15:49
Ernste Trigger sind keine harmlosen Empfindlichkeiten.
Und nicht jede Empfindlichkeiten ist ein ernster Trigger.
Es geht bei der X-Card weder um Trigger noch um Empfindlichkeiten, sondern um Aspekte welche die Spieler als Person nicht im Spiel haben mögen, weil es das Spielerlebnis schlecht macht.

Die X-Card impliziert, dass jedes Ansinnen berechtigt ist. Das sehe ich deutlich anders und in der Konsequenz sollte ich als SL auch keine X-Card benutzen, sondern "nur" wie aufgeführt im Vorfeld ansprechen, dass man sich bei Problemen melden möge.
Es ist korrekt das die X-Card aussagt das jede Nutzung berechtigt ist.
Es ist ein elementarer Teil des Konzept, der die Spieler dazu bringen soll, die Option zu nutzen, anstelle sich Inhalten auszusetzen mit denen sie als Person nicht können oder wollen. Dies ohne eine Diskussion oder eine Einspruchsmöglichkeit seitens des SLs oder anderer Spielleiter.
Ebenso ohne die Idee das der Spieler jegliche Tabu-Themen vorab kennt und mit allen Tabu-Themen mit einem eventuell unbekannten spricht.

Was mir persönlich als Spielleitung entgegen kommt, da ich so nicht in die Verlegenheit komme das Rollenspiel für eine kurze Befassung und Beurteilung von Tabuthemen anderer Personen zu unterbrechen.

Leider habe ich jetzt keine richtige Antwort da rausgelesen. War unabhängig von der Xcard gemeint. Wenn man die benutzt, ist ja gerade keinerlei Einschätzung und Maß nötig, weil es ja konkret unabhängig davon geregelt ist.
Jenseits der X-Card würde ich soweit es Sinnhaft möglich ist, alles dafür tun das die Spieler einen unterhaltsamen, spannenden bzw. interessanten Rollenspielabend haben.
Mit der deutlichen Tendenz die Einschränkungen Einzelner (Themen, Wohlbefinden, Verhaltensweisen usw.) über Tätigkeiten zu stellen die dem entgegen stehen. Das heißt, beim Essen werden auf Diäten, Allergien, Veganismus Rücksicht genommen. Sowohl hinsichtlich der Beteiligung an Aktivitäten (Kochen, Restaurant, Bestellung), als auch in Bezug auf politische Ansichten (Person hat zuviele geschredderte Küken gesehen und mag daher zumindest beim Rollenspiel nicht über Huhn-Produkte auch noch damit belästigt werden). Raucher können rausgehen, das Spiel wird solange angehalten. Wenn es Themen gibt die nicht angesprochen werden sollen, nicht erwünscht sind wird es im Spiel berücksichtigt, auch wenn die spontan aufkommen.

Solange andere dabei wie normale Menschen, mit normalen Umgangsformen wirken, fällt mir da keine normale Befindlichkeit ein, wo ich sagen würde "Du, was du mir sagst ist eigentlich nicht schlimm".
Normal in dem Sinn als das ich diese Bereitschaft nicht auf verschiedene politische Ansichten gegen Personen (Rassismus, Homophobie, Transphobie etc.) und andere extreme Ansichten (Holocaust-Lüge etc.) ausdehnen würde.

@Der Läuterer
In dem Zitat von Issi, auf dass ich reagierte, ging es um genau das.

Die X Card sagt dagegen einfach nur: Der Inhalt muss weg. Im worst case weiß der SL nicht mal welcher,  und ist gezwungen Dinge ins Blaue abzuändern.
Es wurde erwähnt das die SL bei der X-Card durchaus nachfragen darf.
Es fehlt auch an Szenarien, wo das Abenteuer gar nicht mehr funktioniert.

Ebenso wenn aus "Scourge of the Demon Wolf" plötzlich "Scourge of the Demon Spider" wird. Fun Fact: Ich bin leicht arachnophob. Kann ich dann meine X-Card im Anschluss zücken, um meine Wölfe wiederzubekommen?
Du kannst die X-Card einsetzen um die Spinne weg zu bekommen.
Würde es halt eine Eidechse, Mantikor, Borken-Käfer, Panther, Wutzen, Riesen-Dämonen-Igel... gibt ja nicht nur ein oder zwei Optionen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 15:49
Das ist zwar ein guter und richtiger Ansatz und erschlägt sicher auch die allermeisten Fälle. Aber 100% sicher kannst Du halt nie sein.
Zustimmung
Da ist jetzt plötzlich ein Thema, das soll bitte weg.

Aber da sind ebenso noch viele Mitspieler und ein Abenteuer.

Ich als SL wüsste hier gerne
A. Um welches Thema es sich handelt, damit ich weiß, was den Stress verursacht.
So kann ich gezielt ändern.
Und
B. Würde ich gerne die Möglichkeit haben, den Spieler so zu schützen, dass das Abenteuer für die Gruppe als Ganzes noch spielbar bleibt.
D. h. 
wenn ich ein Thema nicht ersetzen oder streichen kann, behalte ich mir andere Möglichkeiten der Entschärfung vor.
Z. B. 
Bei bestimmten Szenen muss der Spieler nicht anwesend sein.
Oder sie werden durch die Beschreibungen stark entschärft.
Oder sie werden teilersetzt. etc.


Kurz: ich würde die Möglichkeit haben wollen,  einen Kompromiss zu finden, mit dem alle am Tisch gut leben können.

Edit.
Ein : Das muss ohne Diskussion entfernt werden  (Als Bedingung)-
Schließt das aus.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 16:14
Ich denke diese Diskussion zeigt deutlich auf, warum die X-Cardidee als Missbrauchswerkzeug in die Tonne gehört.

Es beginnt mit dem falschen, konstruierten Gegensatz von X-Card oder moralischer Untergang durch rücksichtslose Anarchie.

NEIN, es geht X-Card gegenüber dem Status, welcher durch die anderen, durch die X-Cardhysterie im Übrigen massiv in den Hintergrund gedrängten anderen, konstruktiveren und gemäßigteren Maßnahmen geschaffen wird:

- entsprechende Vorabsprachen und Label sollten einen erheblichen Anteil an Betroffenen schon vorher warnen, dass ihre Befindlichkeiten betroffen sein könnten und ihnen damit die Möglichkeit geben sich rechtzeitig etwas passenderes zu suchen. Wo erfahrenere Speiler gesucht werden, sollte auch das Regelwerk/Settingbeschreibung im dort beschriebenen umfang als Warnung gelten.

- Ein offener Hinweis war und ist in den allermeisten, wenn angemessenene Fällen (und da würde einfache Mehrheit ja für reichen) im Üblichen auch ausreichend um eine sozial adequate Lösung zu finden.

- für absehbare und danach abgesprochene Limits kann es entsprechende spezifische Limit- oder Fadeoutkarten geben.

- für trotzdem noch mögliche unerwartete und intime Trigger könnte es eine Pausekarte geben, welche ein kurzes Gespräch mit dem SL unter 4 Augen sichert.

Und was bleibt dann noch übrig?
Ein dem Spieler selbst so nicht wirklich bewußtes (oder mit dem Spiel rechtzeitig verknüpftes)  Thema, welches ihn aber so stark triggert, dass es da weder weiter durch kommt - z.B. durch eine Pause seienrseits, noch sich in der Lage sieht sich dazu offen oder auch unter 4 Augen zu äußern.
Jemand der die undefinierte X-Karte braucht, weil er  oder sie so schüchtern / beschämt ist, dass man sich nicht zum Thema äußern will, aber nicht beschämt genug, um sich nicht wegen dann auftretender Spekulationen und wegen nicht Nacchvollziehbarkeit Frustreaktionen der Mitspieler zu machen. 

Ne klar.

Alles mit Allergien oder auch persönlichen schweren Schicksalen ist damit schon vorher abgedeckt, weil da eh keine Diskussion zu aufkommen würde oder von den Mitspielern oder wennunter 4 Augen vom Spielleiter im Normalfall abgewiesen würde.
Und wer noch extremere Probleme hat, der ist an einem Spieltisch eh falsch am Platz sondern braucht professionelle Hilfe. Bzw. wer solche schon hat und um sein Problem weiß, kann wiederum am Start entsprechend aktivwerden.

Was bleibt sind dann solche Fälle wie das Veganenbeispiel, welches umgekehrt die selbstherrliche Übergriffigkeit hervorragend rausstellt, mit welcher sich moraltrunkene Aktivisten dann das Recht rausnehmen  anderen Leuten tief in deren Privatangelegeheiten (hier auf deren Teller) reinregieren zu wollen. Deutlicher kann man die Absicht des Missbrauchs und die völlige Abwesenheit jeglichen Verständnisses oder Achtung vor anderen Personen und damit jeder Hemmung zum Missbrauch so eines Werkzeugs doch gar nicht darstellen.

Abgesehen davon, dass sie eben die Diskussion zu den niederschwelligen Werkzeugen torpedieren und letztlich mit ihrer letztlich Missbrauchdrohung auch den möglicihen Notfalleinsatz so einer X-card.
Bliebe zu überlegen: X-card ja, aber spätere Klärung nachdem der Anfall vorbei ist und im Missbrauchsfall dann Sanktionen. Womit wir aber immer noch nicht um die Probleme rumsind, wenn es ein exotischer oder irrationaler Anlass ist und keine Kommunikation möglich ist, was es denn nun anliegt (Sonst würde die Pausekarte ja reichen). Andererseits frage ich mich, wie jemand so hart getriggertes denn dann danach weiterspielen will/kann.   

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 16:19
Zitat
Würde es halt eine Eidechse, Mantikor, Borken-Käfer, Panther, Wutzen, Riesen-Dämonen-Igel... gibt ja nicht nur ein oder zwei Optionen.
Joah. Total toll...nicht. Meine Befindlichkeit des wohligen Spielens mit "Wölfen" ist also weniger wert als die Befindlichkeit eines anderen, der in den Wölfen "Hunde" sieht, die er ja so sehr mag, dass er nicht gegen sie angehen will. Da sind wir dann bei YY...diese Runde wird nicht mit dem anderem Spieler und mir zusammen weitergeführt werden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Roach am 18.06.2019 | 16:32
:/ und Donnerwetter! können wir bitte diese bescheuerten Essensanalogien begraben?
Wenn ich auf einer öffentlichen Veranstaltung ein Matjes-Brötchen vom Stand hole und dann kommt kommt mein Nebenmann an und bittet mich das jetzt nicht zu essen, weil er wäre Fischallergiker, dann frage ich ihn ob er auch zulange in der Sonne gestanden hat.

Jetzt muss ich wieder alle Hoffnungen doch selber eine Essensanalogie auspacken:

Ich war vor Jahren in einem kleinen „Club“, wir trafen uns üblicherweise so ein, zweimal im Monat in einem Raum, in dem relativ weit voneinander entfernt zwei Tische standen, an denen gespielt wurde.

Ein Spieler kommt dazu, stellt sich auch vor und erwähnt (an seinem ersten Abend), dass er sehr allergisch auf Erdnüsse reagiert. Auf eine Frage, ob er denn notfalls Gegenmittel besitzt, klopft er sich kurz gegen die Brusttasche und meint dann, wir sollten uns keine Sorgen machen.

Zwei, zweieinhalb Stunden später läuft der Spieler plötzlich knallrot an und fängt an zu röcheln. Alles schaut nur verwundert, was denn da los ist – glücklicherweise erkannte ich schnell genug die Situation und wusste noch, wo er seinen Epi-Pen hatte. Eine Epinephrin-Injektion (von einem anderen Teilnehmer - Sanitäter von Beruf, der den Schock aber nicht als solchen erkannt hatte, gegeben, wobei das mit dem Epi-Pen auch für einen Laien kein Problem sein dürfte) später, und er erholte sich langsam wieder. (es stellte sich später heraus, dass er sogar so schlimm allergisch war, dass er ohne Epi womöglich gestorben wäre)

Natürlich wurde dann erst eine Quelle gesucht, wo denn seit anaphylaktischer Schock herkam. Immerhin waren wir uns sicher, dass wir keine Erdnüsse auf unserem Tisch hatten und auch die Chips am Tisch nichts mit Erdnüssen zu tun gehabt hatten.

Schließlich stellte sich heraus, dass am anderen Tisch jemand eine Tüte Flips geöffnet hatte – und schon das winzige bisschen Erdnussmasse, das durch die Luft zu uns herüber geweht war, war aller Wahrscheinlichkeit nach für den Schock die Ursache.

Diesen Spieler hat von uns auch niemand gefragt, ob er zu lange in der Sonne gestanden hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 16:40
Meine Befindlichkeit des wohligen Spielens mit "Wölfen" ist also weniger wert als die Befindlichkeit eines anderen, der in den Wölfen "Hunde" sieht, die er ja so sehr mag, dass er nicht gegen sie angehen will.
Es kann durchaus sein, dass der andere keine Wölfe mag weil er tierische Angst vor diesen hat.
Es könnte sein das Hund von einem anderen großen zerfleischt wurde. Es könnte sein das der eigene Hund vor kurzem starb. Es könnte sein das er selbst mal von einem gebissen wurde. Es könnte sein das er vielleicht das Kotzen kriegt weil mal wieder das Bild vom großen bösen Wolf bemüht wird, mit dem in seinem Heimatort ein lokales Rudel schon erfolgreich zum (teilweisen) Abschuss freigegeben wurde. Es könnte sein das die Person bei Wölfen oder Hunden Panik bekommt (weil zu oft von derlei beim Werbung verteilen angefallen, zuviele Geschichten wo die böse waren in der Kindheit, Pech bei der Bildung der Neurochemie..). Es könnte vermutlich noch viele andere Gründe haben.

Sich da hinzustellen und so zu tun als würde von dem Wolf-Encounter des Szenarios das eigene Wohlbefinden abhängen wirkt auf mich als wäre da eine fehlende Empathie vorhanden respektive als ginge es nur ums eigene Ego.

Ich mein, es gibt ja auch ernsthaft Leute die Spinnen mögen. Welche die gerne anfassen, vielleicht eine Hausspinne haben und es super cool finden wenn es Spinnen im Abenteuer gibt.
Ist trotzdem imho ein Scheiß-Grund um den Archanophobiker zu sagen: "Du schränkst meine Spinnenphilie ein, die total das gleiche ist wie eine Spinnenphobie nur in grün. Du oder ich! Einer geht!"
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 18.06.2019 | 16:41
Was bleibt sind dann solche Fälle wie das Veganenbeispiel, welches umgekehrt die selbstherrliche Übergriffigkeit hervorragend rausstellt, mit welcher sich moraltrunkene Aktivisten dann das Recht rausnehmen  anderen Leuten tief in deren Privatangelegeheiten (hier auf deren Teller) reinregieren zu wollen. Deutlicher kann man die Absicht des Missbrauchs und die völlige Abwesenheit jeglichen Verständnisses oder Achtung vor anderen Personen und damit jeder Hemmung zum Missbrauch so eines Werkzeugs doch gar nicht darstellen.

Warum nicht gleich Nazis...? Echt mal, gehts noch?! Das ist jetzt das dritte Mal, dass dieses Scheinargument hier aufgebaut wird und jetzt isses mir auch scheißegal, ob der Thread ins SC wandert oder nicht. Aber ich hab echt keine Bock mehr, noch länger die Klappe zu halten, wenn jetzt noch weiter fröhlich Beleidigungen rausgehauen werden (mittlerweile weiß man ja auch, dass bei einer Eskalation man noch einen Schuss am Ende frei hat, bevor der Thread ins SC geht nä?).

Disclaimer: Ich schreib das jetzt nur, weil du explizit den Teller erwähnst und klarmachst, dass du damit wirklich die Menschen meinst und nicht das konstruierte Beispiel. Und damit fühle mich mich direkt mit angesprochen als eben genau einer der "moraltrunkenen Aktivisten"

Ich hab es an anderer Stelle schon geschrieben: Ich musste mich in meinem bisherigen Leben nicht mal annähernd so oft für meinen Fleischkonsum rechtfertigen, wie in den den letzten paar Jahren für den Verzicht darauf. Und ich habe immer schon Veg* gekannt!
Ja, es mag vorkommen, dass ein Veggie auch mal schnippisch wird beim zwanzigesten "Die Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg, höhhö!". Und es gibt auch militante.
Aber - und die Erfahrung teile ich mit jedem bekannten Veganer/Vegetarier: Das ist NICHTS im Vergleich zu dem Bullshit, den man sich auf der anderen Seite von der "ihr militanten Veggies greift in meine Freiheit ein, indem ihr etwas vorlebt was ich nicht schaffe, also seid ihr zum Abschuss freigegeben"-Fraktion.

Zum Kotzen, das. Insbesondere wenn es in so einer larmoyand-verschwurbelten Art wie oben rausgehauen wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 16:44
Zitat
Es fehlt auch an Szenarien, wo das Abenteuer gar nicht mehr funktioniert.

Plötzliche Empfindlichkeiten  gegen Hauptbestandteile des vorbereiteten Plots.

Nur ein Beispiel : Diverse Tiere- Wenn man ein Dschungelabenteuer mitspielt, und mittendrin merkt man dann , dass man mit Schlangen überhaupt nicht kann, und überhaupt mit dem ganzen Getier (Schlangen, Spinnen, Würmer unter der Haut etc.).
Wer den Film -"Tschungel" mit Daniel Radcliff gesehen hat, weiß vielleicht, was ich meine.
Kurz wenn der SL vorhatte einen Dschungel Horrortripp zu spielen, das auch angekündigt hat, und ein Spieler erst im Spiel  merkt: "Verdammt- Ich habe ja mehr Trigger als ich dachte. Eigentlich geht es gar nicht."
Der Rest der Spieler hat aber voll Bock drauf, und hat sich extra dafür angemeldet.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 16:45
Ich hatte auch nicht vor, mein schönes Matjesbrötchen explosiv in Richtung des Gegenübers zu veraerosolisieren. Und obwohl mir diese Geschichte einige Sorgen macht, wäre ich auch nicht von einer akuten Gefahr ausgegangen, das würde die Sachlage ändern. Gilt auch für die übrige Diskussion, eine objektive Gefahr für Leib und Leben ist ohnehin kein Fall für die X- Card
Vielleicht sind wir uns aber auch uneinig darüber, was als "Fischbrötchenstand" anzusehen ist. Da habe ich eine wichtige Annahme gemacht.

Aber unterm Strich bringt das die Diskussion eh nicht weiter.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 16:46


Schließlich stellte sich heraus, dass am anderen Tisch jemand eine Tüte Flips geöffnet hatte – und schon das winzige bisschen Erdnussmasse, das durch die Luft zu uns herüber geweht war, war aller Wahrscheinlichkeit nach für den Schock die Ursache.

Diesen Spieler hat von uns auch niemand gefragt, ob er zu lange in der Sonne gestanden hat.
Kreuzkontamination, grossartig
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 16:50
In dem Fall hilft die X-Card nicht, sondern eher zu sagen:
"Ist cool von euch, aber ich merke gerade das ganze ist nichts für mich."

Zumal es wohl ein Dialog wäre wie:
*tap* SL: "Was stört dich gerade?" Spieler: "Die Schlangen."
(Der SL macht die Schlangen weg und sagt es seien Lianen)
*tap* SL: "Was stört dich gerade?" Spieler: "Die Spinnen,... oh und das Ungeziefer."
Der SL schaut nach, fragt nach Alternativen, der Spieler räumt ein "Eigentlich der Jungel". Man spricht normal miteinander, das sich der Jungel in "Durch das wilde Urwaldgestrüpp" nicht rausnehmen lässt, und verabschiedet sich.


Ich mein, ich hatte in der V5 Runde wen am Tisch wo total gerne mitspielen wollte. Wurde dann super müde, war total matschig und hat irgendwann gesagt "Entschuldigung, aber ich bin zu fix und alle. Ich mag dann aussteigen".
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 16:51
Ich hatte auch nicht vor, mein schönes Matjesbrötchen explosiv in Richtung des Gegenübers zu veraerosolisieren.
Nein, du hattest einfach nur kriminell ignorant-verantwortungsloses Handeln propagiert - die X - Card ist eine Sicherheitsmaßnahme, im Prinzip ist das gleiche als ob  jemand der ein Treibstofflager mit ungesichertem Licht betritt
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 16:53
Mal eine Frage: Ich bin Borderliner und habe ernste Probleme mit Zurückweisungen (sei es Kritik, sei es Terminabsagen, Unkonzentriertheit wenn ich etwas sage). Außerdem habe ich Schwierigkeiten, soziale Situationen richtig einzuschätzen. Ich fände die Karte auch echt hilfreich. Darf ich als SL dann auch die X-Karte benutzen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 16:58
Wenn Spieler Spielinhalte einbringen mit denen man als Spielleiter ein Problem hat, kann man auf die Karte tippen, und die Spieler darum bitten von dem Thema oder Handlung abzusehen respektive sie ggf. zu retconnen.

Wenn Spieler bspw. auf die Idee kommen von sich aus zu beschreiben wie ihre Charaktere auf Folter zurückgreifen, wie ihre Charaktere sexuell übergriffig werden, wie ihre Charaktere sich in Gewalt ergehen, wie ihre Charaktere Sachen rein bringen wie bspw. Kinder, Spinnen oder andere Themen die einen als SL angehen.

Man sitzt schließlich mit am Tisch.

Das es gegen die genannten Phänomene hilft, die eher außerhalb des Spiels sind, wage ich aber zu bezweifeln.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 18.06.2019 | 16:59
Naja, sie sind außerhalb der Spielwelt, aber nicht außerhalb des Spieles, weil es ja eine soziale Aktivität ist.

Aber was ist, wenn ich - und das könnte ja passieren - ich aus den genannten Gründen falsch reagiere, wenn ein Spieler die X-Card zieht und böse werde, die Runde abbreche, oder das was ich mir vorgestellt hatte, durchboxe?

Edit: Und nein, das ist kein extra konstruiertes Beispiel oder eine Falle. Ich meine das ernst.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 17:07
In dem Fall hilft die X-Card nicht, sondern eher zu sagen:
"Ist cool von euch, aber ich merke gerade das ganze ist nichts für mich."

Zumal es wohl ein Dialog wäre wie:
*tap* SL: "Was stört dich gerade?" Spieler: "Die Schlangen."
(Der SL macht die Schlangen weg und sagt es seien Lianen)
*tap* SL: "Was stört dich gerade?" Spieler: "Die Spinnen,... oh und das Ungeziefer."
Der SL schaut nach, fragt nach Alternativen, der Spieler räumt ein "Eigentlich der Jungel". Man spricht normal miteinander, das sich der Jungel in "Durch das wilde Urwaldgestrüpp" nicht rausnehmen lässt, und verabschiedet sich.

Das wäre der Idealfall

Aber angenommen, diese Erkenntnis  passiert nicht so knall auf Fall, sondern über einen langen Zeitraum verteilt.
Das würde im Worst Case bedeuten, dass der Spieler weiter am Tisch bleibt. Und der SL jede Szene mit Getier schneiden muss, wegen einem Spieler.

Wenn diese Erkenntnis schnell kommt, kann man ja noch präventiv und frühzeitig aussteigen.
Im anderen Fall, harrt man vielleicht die ganze Sitzung lang aus, in der Hoffnung, dass man die nächste Tierszene Dank der X Card. wieder überspringen kann.
Zum Missfallen der anderen Spieler.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 17:18

Das würde im Worst Case bedeuten, dass der Spieler weiter am Tisch bleibt. Und der SL jede Szene mit Getier schneiden muss, wegen einem Spieler.
Nein, im Worst Case gerät ein Mitspieler wegen sowas in Lebensgefahr, gefolgt von Traumata und andere  Gesundheitsschäden werden ausgelöst.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 18.06.2019 | 17:25
Nein, im Worst Case gerät ein Mitspieler wegen sowas in Lebensgefahr, gefolgt von Traumata und andere  Gesundheitsschäden werden ausgelöst.
Damit das nicht passiert, gibt es doch die X-Card.
Da muss er nur drauf tippen, und kann sich sicher sein, dass die Szene übersprungen bzw. geschnitten wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: falo21 am 18.06.2019 | 17:26
Nein, im Worst Case gerät ein Mitspieler wegen sowas in Lebensgefahr, gefolgt von Traumata und andere  Gesundheitsschäden werden ausgelöst.

HM?.  Das ist wahrscheinlich fast genauso wahrscheinlich wie eine treffer durch einen herabfallende Kuh vor meiner Tür.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 17:28
Da muss ich jetzt doch nachhaken. Wie entsteht denn die Lebensgefahr im Dschungel-Beispiel?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: falo21 am 18.06.2019 | 17:29
Da muss ich jetzt doch nachhaken. Wie entsteht denn die Lebensgefahr im Dschungel-Beispiel?

Ich vermute durch die Körperliche Reaktion auf das schreckauslösende Ereigniss
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 17:29
Naja, sie sind außerhalb der Spielwelt, aber nicht außerhalb des Spieles, weil es ja eine soziale Aktivität ist.
Es bezieht sich so ziemlich auf die Spielwelt bzw. das aktive spielen und nicht die Aktivitäten drum herum.

Zitat
Aber was ist, wenn ich - und das könnte ja passieren - ich aus den genannten Gründen falsch reagiere, wenn ein Spieler die X-Card zieht und böse werde, die Runde abbreche, oder das was ich mir vorgestellt hatte, durchboxe?
Manchmal baut man halt Mist?
Ist so ähnlich als wenn man die Truppe TPK't weil einem die Spieler hart auf die Nüsse gehen. (mir noch nicht passiert)
Ist so ähnlich als wenn man einen Spieler anblafft er soll das Handy weg stecken wir seien am spielen. (hab ich mal gemacht)
Ist dann nicht besonders schön, aber halt irgendwo menschlich.
Normalerweise sind einem die Leute nicht böse, wenn man sich einsichtig zeigt.

Das wäre der Idealfall
Es ist mehr so verkürzt. Ebenso wie man als Spielleiter durchaus sagen kann "Wenn Szenen mit Getier nicht gehen kann ich das respektieren, ich kann aber das Abenteuer nicht so anpassen." eventuell kann der Spielleiter noch den Spieler um Hilfe bitten oder sich eine 5-Minuten-Denkzeit nehmen. Ich halte es aber unwahrscheinlich das der Spieler da mit der X-Card schon fast morst und man dann tapfer drum rum baut.

Ich mein, nur weil man nicht nach den Gründen fragen sollte und auch nicht darf, heißt das ja nicht das man ein Redeverbot bzgl. des Spielers hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 17:35
Zitat
Es könnte sein das Hund von einem anderen großen zerfleischt wurde. Es könnte sein das der eigene Hund vor kurzem starb. Es könnte sein das er selbst mal von einem gebissen wurde. Es könnte sein das er vielleicht das Kotzen kriegt weil mal wieder das Bild vom großen bösen Wolf bemüht wird, mit dem in seinem Heimatort ein lokales Rudel schon erfolgreich zum (teilweisen) Abschuss freigegeben wurde. Es könnte sein das die Person bei Wölfen oder Hunden Panik bekommt (weil zu oft von derlei beim Werbung verteilen angefallen, zuviele Geschichten wo die böse waren in der Kindheit, Pech bei der Bildung der Neurochemie..). Es könnte vermutlich noch viele andere Gründe haben.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Das war nicht mein Beispiel. Auch nicht das aus diesem Thread.

Ich habe sehr deutlich dargelegt, was der Grund ist. Und, wie YY auch schon sagte, ist dies dann für viele (mich eingeschlossen) über das Ziel hinausgeschossen. Vollkommen unempathisch: Trivialitäten. Für ihn nicht? Okay, dann sind wir inkompatibel. Also warum es dann krampfhaft versuchen, es kompatibel zu machen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 17:40
HM?.  Das ist wahrscheinlich fast genauso wahrscheinlich wie eine treffer durch einen herabfallende Kuh vor meiner Tür.
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758769.html#msg134758769

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.100.html
Da muss ich jetzt doch nachhaken. Wie entsteht denn die Lebensgefahr im Dschungel-Beispiel?
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759128.html#msg134759128

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758997.html#msg134758997

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759136.html#msg134759136
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Megavolt am 18.06.2019 | 17:43
Die X-Card passt im Großen und Ganzen schon deshalb nicht zum Rollenspiel (seltene Ausnahmen kann ich natürlich ohne Weiteres anerkennen), weil das einfach ein höchstkommunikatives Spiel ist. Wer nicht kommunizieren kann, und deshalb die X-Card bräuchte, der ist eigentlich per se rollenspielungeeignet. In der echten Welt scheint mir die X-Card sehr viel geeigneter, da fallen mir unmittelbar so einige Umstände ein, wo sie gut wäre.

Im Rollenspiel bräuchte man stattdessen die R-Card, um die rollenspielspezifischen Dinge zu blockieren, über die man am Tisch keinen Bock mehr hat zu diskutieren.

Der Kampf dauert zu lange? R-Card!
Der Spielleiter monologisiert? R-Card!
Mary Sue im Anmarsch? R-Card!

DAS wären sinnvolle Sicherheitstechniken!  ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 17:47
Ich kann Sicherheitstechniken schon etwas abgewinnen.

Aber, wie Du schon sagst, mittels Kommunikation, verbal oder non-verbal (Aufstehen und Gehen wäre z. B. auch eine Sache). Es gibt einfach Themengebiete, in denen man nicht alle Eventualitäten einplanen kann. "Horror" ist ja genau so ein Ding, auch (Alternate)-History könnte so etwas sein.

Aber die Frage "Warum?" kategorisch auszuschließen...not my cup of tea.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 17:54
Ich kann Sicherheitstechniken schon etwas abgewinnen.

Aber, wie Du schon sagst, mittels Kommunikation, verbal oder non-verbal (Aufstehen und Gehen wäre z. B. auch eine Sache). Es gibt einfach Themengebiete, in denen man nicht alle Eventualitäten einplanen kann. "Horror" ist ja genau so ein Ding, auch (Alternate)-History könnte so etwas sein.

Aber die Frage "Warum?" kategorisch auszuschließen...not my cup of tea.

Warum vor allem auch das Versteifen auf die Maximalforderung der missbrauchsanfälligen "X-Card" und das völlige Ignorieren der Zwischenstufen, hmm?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 17:58
Ich habe sehr deutlich dargelegt, was der Grund ist. Und, wie YY auch schon sagte, ist dies dann für viele (mich eingeschlossen) über das Ziel hinausgeschossen.
FALSCH!

Es ist für dich und ein paar Personen hier im Forum und auf Facebook über das Ziel hinausgeschossen. In der Praxis hat man "Empfindlichkeiten-Rücksicht nimmt mir meinen Spaß Sensibelchen" nicht.

Ich hatte vor der NordCon, dank der immer wieder aufkommenden Argumentation, die Maarzan auf die Spitze brachte, ziemliche Angst bei meinen WoD-Gruppen die X-Card zu benutzen.
War total unbegründet.
So in der Praxis waren es alles normale, nette Menschen, welche die X-Card gerne hatten und begrüssten (zu ~90% hatten sie noch nie davon gehört).

Insofern, ganz praktisch gesagt, kann man es nutzen ohne das Leute Panik kriegen (weil sie Missbrauch wittern oder Angst haben das ihr Lieblingsthema rausgepliept wird).
In Runden im Horror-Genre oben drein.
Zitat
Vollkommen unempathisch: Trivialitäten. Für ihn nicht? Okay, dann sind wir inkompatibel. Also warum es dann krampfhaft versuchen, es kompatibel zu machen?
Man kann es ja auch unempathisch, rücksichtslos und egoistisch angehen.
Man sollte aber dann nicht behaupten empathisch, rücksichtsvoll und tolerant zu sein.

Ansonsten achte ich auf Kompatibilität:
1. Weil das eigene Opfer effektiv nicht vorhanden ist.
Das eigene Glück hängt für mich nicht am Wolf, an dem gemeinsamen rauchen oder so.
Ich halte die Aussage: "Wenn der Wolf fehlt leidet mein Wohlbefinden" für eine absolute Übertreibung und letztlich eine direkte Lüge.

2. Weil man mit der Kompatibilität neue Erfahrungen macht.
Ich mag es mit anderen Personen zu spielen und für mich Erfahrungen zu sammeln. Das funktioniert aber nicht (gut), wenn sie unglücklich sind, sich angemacht fühlen oder gar den Tisch verlassen.

3. Weil man mit der Kompatibilität andere für das Spiel begeistern kann.
Es gibt normalerweise andere coole Elemente die ich zeigen mag. Das System, die Setting, der Stil zu leiten. Jetzt ein Wolf, Zigarillo oder andere Elemente gehören eher nicht dazu und ich sehe keinen Grund das dann nicht wieder kompatibel zu machen, auf das der andere Spaß hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 18:02
Zitat
In der Praxis hat man "Empfindlichkeiten-Rücksicht nimmt mir meinen Spaß Sensibelchen" nicht.
In der Praxis habe ich auch noch nie "Ich gewöhne mir gerade das Rauchen ab"- oder "Ich mag Hunde so doll...bitte keine Wölfe als Gegner"-Sensibelchen gesehen.

So, sind wir fertig?

Zitat
Ansonsten achte ich auf Kompatibilität:
1. Weil das eigene Opfer effektiv nicht vorhanden ist.
Das eigene Glück hängt für mich nicht am Wolf, an dem gemeinsamen rauchen oder so.
Ich halte die Aussage: "Wenn der Wolf fehlt leidet mein Wohlbefinden" für eine absolute Übertreibung und letztlich eine direkte Lüge.
Vorsicht. Ganz vorsichtig.

Das Wort "Lüge" macht Dich gerade sehr unsympathisch. Auf der einen Seite behaupten, die Empfindlichkeiten seien wichtig, aber wenn andere dann welche haben, die Dir nicht passen, sind es Lügen. Dünnes Eis, liebste Teylen...ganz dünnes Eis.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: falo21 am 18.06.2019 | 18:04
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758769.html#msg134758769

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.100.htmlhttps://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759128.html#msg134759128

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758997.html#msg134758997

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759136.html#msg134759136

Sehr schön, was sollen die links jetzt einem sagen?
Ich sehe da keine antwort auf meine aussage.  Wobei ich auch einen untershcied zwischen einer phobie als eine in erster Linie Geistige erkrankung die Körperliche auswirkungen hat und eine körperliche erkrankung, die geistige auswirkungen hat, bei allergien.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 18:07

Ich halte die Aussage: "Wenn der Wolf fehlt leidet mein Wohlbefinden" für eine absolute Übertreibung und letztlich eine direkte Lüge.


Und jetzt hat jemand am Tisch schon einen Wolfsjäger gebaut und du zerschießt ihm mit dieser Editierung das Spiel.
Oder es versucht gar jemand damit seine Probleme mit aufkommenden Wölfen in seiner RL-Gegend da auszusondieren ... .

Einseitige Entscheidungen ohne Kommunikation und Abwägung sind immer Scheiße, da man vorher eben nicht sicher sagen kann, auf welcher Seite nun was wirklich anfällt.

Man erinnere sich nur an all die hochemotionalen, hitzigen aber auch ebenso kontroversen Diskussionen hier und ähnlichersites und auch zu ins RL überschwappenden Themen. Die sollen dann nicht Auswirkungen auf die Benutzung so einer X-Card haben? Und der erste soll gewinnen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 18:12
Sehr schön, was sollen die links jetzt einem sagen?
Das ein Veto gegen bestimmte Nahrungsmittel zu missachten durchaus Lebensgefährliche Folgen haben kann, ich war mal mit jemand der Fischallergie hatte in einer Runde - erfuhr das durch Zufall(Fischplatte) - d.h. gegebenenfalls hätte durch Kreuzkontamination die Allergie getriggert werden können wie bei Roach durch die Erdnussflips
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 18:15
Das ein Veto gegen bestimmte Nahrungsmittel zu missachten durchaus Lebensgefährliche Folgen haben kann, ich war mal mit jemand der Fischallergie hatte in einer Runde - erfuhr das durch Zufall(Fischplatte) - d.h. gegebenenfalls hätte durch Kreuzkontamination die Allergie getriggert werden können wie bei Roach durch die Erdnussflips

Und keiner braucht für so etwas eine X-card, da er gute und allgemein verständliche Gründe für sein Anliegen hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 18:16
In der Praxis habe ich auch noch nie [..]
Du hast behauptet die X-Card wäre für viele über das Ziel hinausgeschossen.
Ich kann dir darauf entgegen das ich aus der Praxis hinaus die Behauptung als Falsch bezeichnen kann. Das ich in der Praxis niemanden erlebt habe, der eine auch nur ansatzweise mit der hier vorhanden Ablehnung reagiert.

Zitat
Das Wort "Lüge" macht Dich gerade sehr unsympathisch.

Ach, das tut mir aber leid. <- Eine Lüge meinerseits

Du machst hier auf dicke Hose das du unempathisch bist, sprichst von krampfhaft und kommst wortwörtlich mit "hätte, hätte" an, möchtest dich dann aber beschweren wenn ich eine offensichtlich konstruierte aka gelogene Aussage als solche bezeichne?
Komm' das ist wirklich eher peinlich.

Well, oder magst du ernsthaft behaupten, dass jedes Szenario ohne Wölfen deinem Wohlbefinden merklich und bedeutend abträglich ist.

Zitat
Auf der einen Seite behaupten, die Empfindlichkeiten seien wichtig [..]
Wie du in meinem Post sehen kannst:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759104.html#msg134759104
Habe ich deutliche Einschränkungen bezüglich meiner Einschätzung gepostet:
Einmal davon abgesehen, dass du es irgendwie geschafft hast Befindlichkeiten mit Empfindlichkeiten zu verwechseln.
Nachdem ich nicht wenige Tastenschläge darauf verwendete, darzulegen das ich dort eine Unterscheidung mache.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 18.06.2019 | 18:18
Mich erinnert die Diskussion hier stark an ein Weiterbildungsseminar zum Thema sexueller Belästigung am Arbeitsplatz (ohne auch dieses Thema noch aufmachen zu wollen): Im Vorfeld haben sich alle immens die Köpfe zerbrochen, wie denn dieses oder jenes problematische Szenario zu handhaben sei; es wurden diverse Ängste besprochen, welche Schutzmechanismen wirken, welche von böswilligen Akteuren ausgehebelt werden könnten etc. etc.

Als dann die Coaches auftraten, haben sie innerhalb ihrer ersten Sätze diesen ganzen schier undurchdringlichen Wirrwarr aufgelöst. Und zwar mit der Aussage: 99% der Menschen verhalten sich wie soziale Wesen. Und 99% von euch sind in der Lage, soziale Verhältnisse schnell und zuverlässig zu deuten. Es lässt sich mit vielem theoretisieren der Teufel an die Wand malen, aber in Wirklichkeit werden Kommunikationswerkzeuge, auf die sich eine Gruppe geeinigt hat, nicht einfach so missbraucht. Wenn man keine Psychopathen am Tisch sitzen hat, dann achten die meisten für gewöhnlich den Gruppenkonsens und bemühen sich darum, sich wie vernünftige Erwachsene zu verhalten.

Will sagen: Niemand muss sich von Sicherheitstechniken bedroht fühlen. Es sind Kommunikationshilfe, d.h. sie soll einer Gruppe helfen, Probleme untereinander besser lösen zu können. Schaut euch die X-Card und bitte bitte auch die anderen bisher erwähnten Möglichkeiten doch einfach mal ergebnisoffen an. Als Möglichkeit, etwas neues zu erfahren und vielleicht etwas zu lernen. Und dann testet es einfach mal. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Strohmänner sich sofort in Rauch auflösen und einfach nichts schlimmes passiert. Denn auch wenn man es hier vielleicht nicht immer merkt - auch Rollenspieler sind sozial kompetent. :P
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 18.06.2019 | 18:22
Und keiner braucht für so etwas eine X-card, da er gute und allgemein verständliche Gründe für sein Anliegen hat.
das erzähl mal jenen hier, die solche Aufforderungen mit zu lange in der Sonne gestanden kommentieren würden

Wenn ich auf einer öffentlichen Veranstaltung ein Matjes-Brötchen vom Stand hole und dann kommt kommt mein Nebenmann an und bittet mich das jetzt nicht zu essen, weil er wäre Fischallergiker, dann frage ich ihn ob er auch zulange in der Sonne gestanden hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 18:24
Zitat
Du hast behauptet die X-Card wäre für viele über das Ziel hinausgeschossen.
Wortklauberei. :)
Deine Praxis ungleich insgesamt. Und hier sind viele durchaus vorhanden.

Zitat
Ach, das tut mir aber leid. <- Eine Lüge meinerseits

Du machst hier auf dicke Hose das du unempathisch bist, sprichst von krampfhaft und kommst wortwörtlich mit "hätte, hätte" an, möchtest dich dann aber beschweren wenn ich eine offensichtlich konstruierte aka gelogene Aussage als solche bezeichne?
Komm' das ist wirklich eher peinlich.

Well, oder magst du ernsthaft behaupten, dass jedes Szenario ohne Wölfen deinem Wohlbefinden merklich und bedeutend abträglich ist.
Lesen ist nicht Deine Stärke, was?
Einfach mal genauer lesen und nicht Sachen konstruieren, wie sie einem in dem Kram passen. Ist ja nicht das erste Mal, dass Du dann mal wieder radikal auf die Barrikaden gehst. Kenne ich/kennen wir. ;)

Aber genau wie ich nicht auf jedermanns "Empfindlichkeiten/Befindlichkeiten" eingehen muss, muss ich auch nicht für Dich alles wiederholen. Wie gesagt, man kennt es schon, man kann es einschätzen.  :d
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 18:28
Mich erinnert die Diskussion hier stark an ein Weiterbildungsseminar zum Thema sexueller Belästigung am Arbeitsplatz: Im Vorfeld haben sich alle immens die Köpfe zerbrochen, wie denn dieses oder jenes problematische Szenario zu handhaben sei; es wurden diverse Ängste besprochen, welche Schutzmechanismen wirken, welche von böswilligen Akteuren ausgehebelt werden könnten etc. etc.
Als dann die Coaches auftraten, haben sie innerhalb ihrer ersten Sätze diesen ganzen schier undurchdringlichen Wirrwarr aufgelöst. Und zwar mit der Aussage: 99% der Menschen verhalten sich wie soziale Wesen. Und 99% von euch sind in der Lage, soziale Verhältnisse schnell und zuverlässig zu deuten. Es lässt sich mit vielem theoretisieren der Teufel an die Wand malen, aber in Wirklichkeit werden Kommunikationswerkzeuge, auf die sich eine Gruppe geeinigt hat, nicht einfach so missbraucht. Wenn man keine Psychopathen am Tisch sitzen hat, dann achten die meisten für gewöhnlich den Gruppenkonsens und bemühen sich darum, sich wie vernünftige Erwachsene zu verhalten.

Will sagen: Niemand muss sich von Sicherheitstechniken bedroht fühlen. Es sind Kommunikationshilfe, d.h. sie soll einer Gruppe helfen, Probleme untereinander besser lösen zu können. Schaut euch die X-Card und bitte bitte auch die anderen bisher erwähnten Möglichkeiten doch einfach mal ergebnisoffen an. Als Möglichkeit, etwas neues zu erfahren und vielleicht etwas zu lernen. Und dann testet es einfach mal. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Strohmänner sich sofort in Rauch auflösen und einfach nichts schlimmes passiert. Denn auch wenn man es hier vielleicht nicht immer merkt - auch Rollenspieler sind sozial kompetent. :P

Was für Strohmänner?

Und das 1% sendungsbewußte Aktivisten sind immer noch erheblich mehr als Leute mit solchen extremen psychischen Problemen und wirken sich entsprechend und das unnötig aus.

Die X-Card zeichnet sich ja dadurch aus, dass es gerade keine Kommunikationskarte ist sondern eine Erzwingungskarte - Kommunikation ausdrücklcih unerwünscht!
Und wie zurückhaltend und ausgewogen Leute da sein können, zeigt ja beispielhaft das Veganerbeispiel.

Wer an konstruktiver Arbeit interessiert ist, widmet sich lieber einmal den diversen anderen Tools hier.

@Lichtschwerttänzer:
In dem Fall würde wohl noch viel eher die X-Card ignoriert, die ganz ohne Erklärung daherkommt. 
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Coltrane am 18.06.2019 | 18:31
Als interessierter Beobachter dieses Thread habe ich schon mehrmals gedacht, dass 'jetzt' der passende Moment wäre auf die X-Card zu tippen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 18.06.2019 | 18:35
Was für Strohmänner?
z.B. dass jemand um der Aufmerksamkeit willen ständig auf die X-Karte pocht, alle über die Gründe im Unklaren bleiben und man hilflos einem Troll ausgeliefert ist, der das Schutzangebot missbraucht. Ein derartiges Verhalten wäre so unglaublich asozial (im Wortsinn), dass ich es für ein reines Schreckgespenst halt.

Und noch ein Missverständnis: Das "Nicht nachfragen, nicht erklären müssen" der X-Karte bezieht sich primär auf den unmittelbaren Moment ihrer Nutzung! Es ist sehr wohl ein Kommunikationswerkzeug, ebenso wie jede andere im sozialen Kontext gebrauchte Symbolhandlung, die nicht zwingend mit Worten begleitet werden muss, um zu funktionieren.
Der Unterschied ist: Die Person will sich jetzt, während des laufenden Spiels, vor allen (fremden) Leuten, nicht ihr Innenleben offenbaren. Es ist vielleicht einfach nicht der richtige Ort und die richtige Zeit.
Dass man sich evtl. nachher bei einer Tasse Tee zusammensetzt und nachfragt, ob es einander gut geht, und was man beim nächsten Mal anders machen könnte - das verbietet dir auch die größte X-Karte nicht. Im Gegenteil.

Leute, es ist keine Raktenwissenschaft - ich bin sicher, in vielen Runden hier gibt es irgendwelche Strukturen zum Feedback-geben, Absprachen treffen oder Probleme aushandeln. Es geht doch nur darum, diesen kommunikativen Werkzeugkasten aufzustocken.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 18:36
Deine Praxis ungleich insgesamt. Und hier sind viele durchaus vorhanden.
Auch hier sind es nur einige lautstarke und energische Panikmacher, die unermüdlich ihre Polemiken wiederholen.
Das heißt, man kriegt hier kaum einen Sack mit einem halben Dutzend, geschweige den einem ganzen Dutzend voll.
Was so auf das Forum betrachtet, echt nicht viele sind. Selbst hier im Thread nicht.

Wie gesagt, man kennt es schon, man kann es einschätzen.  :d
Stimmt, ich kann die kleinen und größeren ad hominem, Panikmache, Polemiken, Agitation hier durchaus auch ein schätzen.
Mal einfach so auf radikal machen, dass man meint entweder Soziopathen oder gleich super konservativ zu sehen, aber immer schön auf die anderen Seite :)
Man kann es total super gut einschätzen ;) :d

Aber hey, pass nur auf, das ich nicht mal wieder was falsches von dir denke, wäre ja zu Schade wenn ich ich dir die Schuld für meine Argumente geben müsste oder so :headbang:
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 18:43
Mal einfach so auf radikal machen, dass man meint entweder soziopathen oder gleich konservativ braun zu sehen, aber immer schön auf die anderen Seite :)

Uuuund da ist der Godwin ~;D

Der Unterschied ist: Die Person will sich jetzt, während des laufenden Spiels, vor allen (fremden) Leuten, nicht ihr Innenleben offenbaren. Es ist vielleicht einfach nicht der richtige Ort und die richtige Zeit.

Eine minimale Kommunikation über den zu ändernden Inhalt muss stattfinden, sonst bleibt alles stehen.
Dass in der akuten Situation nicht alle Hintergründe etc. beleuchtet werden müssen und sonst keine weiterführende Nabelschau stattfinden muss, ist klar.

Aber unterm Strich bleibt dann vom eigentlichen X-Card-Konzept von John S. nicht mehr viel übrig - sie ist letztlich nur ein Hemmschwellensenker mit unbekannter Wirksamkeit, wohl aber größer 0.
Genau deswegen kennen sie ja so viele nicht: Sie ist nicht schädlich, aber meistens überflüssig. Es gibt schlicht zu wenig Bedarf dafür, als dass sie zum rollenspielerischen Allgemeingut werden könnte oder gar müsste.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 18:49
Als interessierter Beobachter dieses Thread habe ich schon mehrmals gedacht, dass 'jetzt' der passende Moment wäre auf die X-Card zu tippen.

Und jetzt stell dir vor, die Gegenseite hätte denselben Gedanken gehabt, zuerst agiert und deinen letzten Post ins Nirvana gext und die Diskussion geschlossen.

z.B. dass jemand um der Aufmerksamkeit willen ständig auf die X-Karte pocht, alle über die Gründe im Unklaren bleiben und man hilflos einem Troll ausgeliefert ist, der das Schutzangebot missbraucht. Ein derartiges Verhalten wäre so unglaublich asozial (im Wortsinn), dass ich es für ein reines Schreckgespenst halt.

Und noch ein Missverständnis: Das "Nicht nachfragen, nicht erklären müssen" der X-Karte bezieht sich primär auf den unmittelbaren Moment ihrer Nutzung! Es ist sehr wohl ein Kommunikationswerkzeug, ebenso wie jede andere im sozialen Kontext gebrauchte Symbolhandlung, die nicht zwingend mit Worten begleitet werden muss, um zu funktionieren.
Der Unterschied ist: Die Person will sich jetzt, während des laufenden Spiels, vor allen (fremden) Leuten, nicht ihr Innenleben offenbaren. Es ist vielleicht einfach nicht der richtige Ort und die richtige Zeit.
Dass man sich evtl. nachher bei einer Tasse Tee zusammensetzt und nachfragt, ob es einander gut geht, und was man beim nächsten Mal anders machen könnte - das verbietet dir auch die größte X-Karte nicht. Im Gegenteil.

Nicht nur wegen Aufmerksamkeit (das wird dann ja auch bei Erfolg dann bei Missbrauchsverdacht / Wiederholungsfällen nicht unbedingt positive Aufmerksamkeit sein) , sondern eben zur Spielgestaltung per veto oder eher auch akut zu Erziehungszwecken - Speakerscorner mit anderen Mitteln.

Nach dem Spiel ist eigentlich zu spät, denn dann sind alle relevanten Effekte irreversibel eingetreten, ungefähr wie erst schießen dann fragen.
Außer halt vielleicht um einen dann doch erkennbaren Missbrauch zu sanktionieren, aber ob das bei den angepeilten hochunsicheren Beteiligten dann tatsächlcih zuerst die Missbraucher trifft wage ich letztlich zu bezweifeln. 
Andererseits hat die Person mit dem Schamgefühl beim "nachher" doch letztlich immer noch dasselbe Problem, wenn ein später absehbar ist und soweit sie soweit vordenkt - was dann ja nicht unwahrscheinlich ist - hilft es ihr nur momentan und bleibt damit für den Zweck weiterhin genauso problematisch.  Da würde ich die Pause mit dem Spielleiter, der damit bzw. danach ggf signalisiert "Alles OK" sogar für unproblematishcer halten als wenn später dann diverse Leute einzelnb angedackelt kommen.

"Vor allen Leuten" würde im Übrigen die Pause-Variante eh umschiffen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 18.06.2019 | 18:51
Eine minimale Kommunikation über den zu ändernden Inhalt muss stattfinden, sonst bleibt alles stehen.
Dass in der akuten Situation nicht alle Hintergründe etc. beleuchtet werden müssen und sonst keine weiterführende Nabelschau stattfinden muss, ist klar.
Absolut! Die Vorstellung, dass die SL Rätselraten spielen soll, ist ja auch grotesk! Dass beim Nutzen der X-Karte zwingend dazu gesagt werden muss "Bitte keine Raucher, bitte keine Schlangen, bitte keine Trump-Witze", damit man weiß, was zu tun ist, versteht sich von selbst. Dagegen hat auch niemand je widersprochen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 18:54
Uuuund da ist der Godwin ~;D
Technisch und praktisch gesehen ist der schon wesentlich früher da.
Einmal davon ab, keine Ahnung woher du das Zitat hast, da steht doch was anderes  :P
(Schon vor deinem Post)

Zitat
Aber unterm Strich bleibt dann vom eigentlichen X-Card-Konzept von John S. nicht mehr viel übrig
Ich würde behaupten das es dem eigentlichen X-Card-Konzept entspricht.
Die X-Card ist jetzt nichts furchtbar kompliziert.

Zitat
Genau deswegen kennen sie ja so viele nicht: Sie ist nicht schädlich, aber meistens überflüssig.
Die meisten kennen sie nicht, weil sie Englisch ist respektive nicht unbedingt gut zu finden.
Man muss ja erstmal darauf kommen dass es sowas respektive das es sie gibt, und noch an Plätzen suchen wo man sie findet.

Zitat
Es gibt schlicht zu wenig Bedarf dafür, als dass sie zum rollenspielerischen Allgemeingut werden könnte oder gar müsste.
Woher ziehst du die Aussage?
Ich hatte auf der NordCon beim betrachten der Aushänge ein Gespräch mit einem anderen Con-Gänger.
Wir unterhielten uns kurz und kamen irgendwie auf Sicherheitsmechaniken und dann die X-Card.
Er war total interessiert und wollte diese in seiner eigenen, privaten Gruppe, die seit mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten spielt, einsetzen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 18:56
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758769.html#msg134758769

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.100.htmlhttps://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759128.html#msg134759128

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134758997.html#msg134758997

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.msg134759136.html#msg134759136
Da ging es um Erdnussflips und nicht um Dschungelgeschichten, hätte man bei einem kurzen Zitat auch gesehen  ::)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.06.2019 | 18:57
Einmal davon ab, keine Ahnung woher du das Zitat hast, da steht doch was anderes  :P
(Schon vor deinem Post)

Es ist anhand der jeweiligen Zeitstempel 100% transparent, wann ich das Zitat rausgezogen habe, wann du deinen Post editiert hast und wann ich meinen Post abgesendet habe.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Kreggen am 18.06.2019 | 18:58
Nunja. Ich hatte ja schon gesagt, dass ich die X-Card für uneffektiv halte. Aber ich spiele ja nicht auf Cons oder Oneshots mit fremden Leuten, daher mag das in diesen Situationen sicher ein adäquates Mittel sein.

Egal.

Ich biete ein Experiment an, falls der Thread in 14 Tagen noch "aktuell" ist: ich werde "Everyone ist John" leiten. Da können sich die Spiele lustige Obessions ausdenken, und beim Ausleben Punkte sammeln. Neben Briefmarken sammeln oder Autoscooter fahren hätte ich auch noch kotzen, in der Öffentlichkeit die Notdurft verrichten, Geistliche beleidigen, Kinder beklauen oder Pfadfinder ausweiden und grillen im Angebot. Und noch ein paar eklige Sachen. Da sind bestimmte Sachen dabei, die dem einen oder anderen mißfallen werden. Ich werde daher bei dieser Sitzung die X-Card nutzen und noch mal die Bedeutung erklären. Ich werde dann hier die Reaktionen posten und wenn sie tatsächlich auf dem Tisch liegt werde ich nach dem Spielen die Spieler befragen, was sie von der Sicherheitstechnik gehalten haben, ob sie sich sicherer gefühlt haben oder ob die Technik Murks ist.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 19:13
Ach Teylen...nichts anderes erwartet. Dank auch an YY, ich bin amüsiert. :)

@ Tod:
Mal was zu grundsätzlichen Sicherheitsmechaniken (ich ziehe mal das Tanelorn-Treffen als eine Art CON dazu, weil ich da meine Beispiele hernehme).

Step One:
Ich gehe in mich. Ich spiele mit mir fremden Leuten. Genausowenig, wie ich auf einem gesellschaftlichen Anlass/einer Party mit mir unbekannten Leuten direkt bestimmte Themen (Sex(ualität), Politik, etc.) besprechen/diskutieren würde, würde ich solche Themen eher in den Hintergrund stellen bzw. verwerfen. Es gibt Fettnäpfchen und es gibt Swimmingpools voller Fett....ich muss nicht schon zweiteres von vorneherein platzieren.

Step Two:
Wenn ich dann doch ein Thema bespielen will, dass nach meinem Gefühl nicht jedem schmecken/gefallen könnte, gebe ich eine möglichst genaue Beschreibung, was zu erwarten ist. Man schaue sich Hotzenplots Post zu seiner PDQ-Runde an. "Mean Chicks with guns"...inklusive Bildern. Große Brüste, große Wummen, ich vermute Rassismus könnte auch eine Rolle gespielt haben und das "N*****"-Wort könnte durchaus auch Einzug ins Spiel erhalten haben. Das muss jedem klar sein.

Oder falls ich eine Runde World War: Cthulhu anbieten würde, würde ich vorher klar sagen, inwieweit Nazis da nun eine Rolle und -vor allem- was für eine Rolle spielen würden. Auch hier wieder: Klar aufzeigen, was einen erwartet.

Step Three:
Spieltag! Vor Beginn nochmal kurz wiederholen, was nun angedacht ist. Nachfragen, was gar nicht geht und das vor Beginn klären. Wenn man dann noch feststellt, es kommt doch zu unterschiedlichen Erwartungen, was das Szenario angeht...no offense meant, no harm done...dann eben ein anderes Mal.

Und dann bin ich schon sehr bald bei YY...die X-Card verliert mit jedem dieser Steps (und weiterer Maßnahmen wie CATS) an Bedeutung. Ich würde sogar soweit gehen, dass, wenn eine positive Atmosphäre geschaffen wurde, das einfache Aufstehen und Gehen bzw. ein kurzer Spielstop zur Klärung einer Situation nicht mehr sonderlich schwierig ist, womit der Wert der X-Card für mich weiter abnimmt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Calris am 18.06.2019 | 19:17
Ehrlich gesagt... ich verstehe das Problem... und ich verstehe es nicht.

Ich kann absolut nachvollziehen wenn jemand Probleme mit panik- und angstauslösenden Themen hat und mit diesen nicht konfrontiert werden möchte. Ich denke dass man das in einer Stammgruppe auch gut im Griff haben kann, man kennt sich ja in der Regel.

Auf Cons muss ich mir doch als Spieler darüber im Klaren sein dass es in den meisten Fantasy-Settings ziemlich derbe zugehen kann. Blut, Tod, Mißbrauch und Gewalt müssen echt nicht glorifiziert werden und sollten auch nicht explizit dargestellt und breitgetreten werden, können aber angemessen umschrieben werden. Das ist nichts was ich jetzt explizit wegen Spielern am Tisch machen würde, sondern einfach generell für eine angemessene Form halte, denn in der Realität ist das schon grausam genug und muss ingame bis ins letzte Detail beschrieben werden. Das hat auch etwas mit Respekt vor realen Opfern zu tun.
Anderes Beispiel: Spinnen. Meine Lebensgefährtin hat eine sehr ausgeprägt Arachnophobie. Resultat ist, dass sie halt keine Fantasy-RPGs oder Computerspiele spielt weil sie ansonsten damit konfrontiert werden könnte. Sie spielt dann halt was anderes weil sie P&P-Runden da nicht ausbremsen und Spiel und Spannung stören möchte, weswegen sie übrigens auch nie auf eine X-Card tippseln würde da sie anderen nicht die Spannung und das Spiel verderben möchte.

Kann man auf Cons nicht einfach bei der Anmeldung auf das Formular schreiben dass man mit etwas Probleme hat? Dann kann man doch als SL im Vorfeld darauf reagieren, sich noch ein paar Gedanken machen und das Ganze entsprechend anpassen, ohne dass die laufende Runde gestört wird oder jemand Angst haben muss dass da vielleicht etwas kommt das einen stört oder einem Probleme bereitet.

Ganz ehrlich... als Gelegenheits-Con-SL bekomme ich beim Lesen dieses Themas schwitzige Hände und überlege echt ob mich dem auf einer Con aussetzen möchte... Ich habe absolutes Verständnis dafür dass Leute Probleme mit Themen haben und berücksichtige das im Spiel auch gerne.... aber ich möchte als SL  nicht jede Sekunde fürchten müssen gerade über das Ziel herauszuschiessen und immer nervös auf die X-Card blicken zu müssen. Rauchender NPC ein Problem? Really? Dann auch eine Blumenwiese ein Problem für Allergiker? Ganz ehrlich, was kann man denn dann noch sorgenfrei Beschreiben? Kann man da nicht beidseitig etwas Verantwortungsvoll handeln? Es als SL nicht übertreiben und einfach so leiten als säßen Jugendliche am Tisch und das ganze derbe Zeug einfach etwas anders anpacken? Und kann man als Spieler nicht einfach im Vorfeld handeln und entweder mit dem SL vor Beginn der Runde reden oder das zumindest auf dem Rundenformular angeben, oder im konsequentesten Fall halt einfach nicht in der Runde, in der es für mich Probleme geben könnte, nicht mitspielen?

Ich mag im Rollenspiel keine Systeme in denen Engel vorkommen... die Darstellung stört mich und ich möchte damit nicht konfrontiert werden... ergo spiele ich auf Cons keine Systeme bei denen ich damit konfrontiert werden könnte. Ich würde mnie auf die Idee kommen dann doch in dieser Runde mitzuspielen und dann auf eine X-Card zu tippen wenn dann halt doch ein Engel auftaucht.

Ist es da mit etwas gegenseitiger Rücksichtnahme und Angemessenheit nicht getan?

 

Titel: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 19:21
Und wie zurückhaltend und ausgewogen Leute da sein können, zeigt ja beispielhaft das Veganerbeispiel.

Kannst du mal damit aufhören ständig von dem „Veganerbeispiel“ zu reden? Und was soll damit bitte bewiesen sein. Das ist doch nur eine Behauptung gewesen deinerseits, wie Veganer ja angeblich seien, die durch überhaupt nichts bewiesen ist oder irgendwas bewiesen hätte?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 19:26
Allein die Tatsache, dass das "Veganerbeispiel" nichtmal in der zusammenphantasierten Form funktioniert und erst vom Läuterer in eine noch absurdere Form hocheskaliert werden musste, zeigt recht deutlich, wie lächerlich die Angst vor den bösen, bösen Aktivisten, die allen den Spaß stehlen wollen, eigentlich ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.06.2019 | 19:31
Allein die Tatsache, dass das "Veganerbeispiel" nichtmal in der von Maarzan zusammenphantasierten Form Form funktioniert und erst vom Läuterer in eine noch absurdere Form hocheskaliert werden musste, zeigt recht deutlich, wie lächerlich die Angst vor den bösen, bösen Aktivisten, die allen den Spaß stehlen wollen, eigentlich ist.
Streng genommen zeigt es nur was irgendwelche Leute in einem Forum reden. Ich sag's ja nur.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 19:37
Kannst du mal damit aufhören ständig von dem „Veganerbeispiel“ zu reden? Und was soll damit bitte bewiesen sein. Das ist doch nur eine Behauptung gewesen deinerseits, wie Veganer ja angeblich seien, die durch überhaupt nichts bewiesen ist oder irgendwas bewiesen hätte?

Hast du eigentlich überhaupt ein positives Menschenbild?

Das es hier Leute gibt, welche keinerlei Probleme haben aus ihren persönlichen idiologischen Befindlichkeiten das Recht abzuleiten anderen Leuten in deren ureigensten Bereiche reinregieren zu wollen und damit genau solche Typen, für die auch so eine X-card ein gefundenes Fressen wäre.

Positives Menschenbild? Fällt manchmal schwer nach solchen Diskussionen, aber es sind ja nicht alle Leute so.

 Und da musste gar nichts hocheskaliert werden:
Das was du beschreibst ist kein Konsens. Es ist nichtmal ein Kompromiss.

Ein ziemlich plumper Strohmann. Es ging darum dem Veganer zu sagen "Jetzt hab' dich doch mal nicht so, wir essen hier alle zusammen - wenn du ein Problem mit dem Fleisch auf dem Tisch hast, dann schluck dein Problem runter, weil ich red' dir ja auch nicht in dein Essen rein (und nein, gehen ist keine Option für dich - wir machen dieses Essen nur einmal im Monat und wir nehmen alle verdammt nochmal daran teil)." - zu sagen: "der Markt wird's schon richten" ist praktisch die Definition von Egoismus.

Der ist von dir selbst!
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 19:43
@Calris
Zunächst kannst du auf einer Convention die X-Card anbieten, du musst es aber nicht. Wenn dir dabei Angst und Bang ist, egal ob du Sorge hast das es dir das Szenario zersprengt oder ob du Furcht vor dem möglichen Missbrauch besitzt, kannst du einfach auf die Karte und andere Sicherheitstechniken verzichten. Entgegen der Horror-Szenarien die hier gezeichnet werden, zwingt dich keiner zu der Nutzung der X-Card.

Allgemein kann man die Sichtweise haben, dass es auf Conventions alle möglichen Settings für alle möglichen Interessenten gibt. Von My Little Pony bis hin zu der Spartacus Serie im Game of Thrones Stil sowie dem weiten Bereich dazwischen. Das heißt Werke wie Tolkiens Fantasy, Eragon, solche die nicht für so junge Personen sind wie MLP aber die auch sehr weit von Gor entfernt sind. Es gibt mitunter auch Settings jenseits der Fantasy und solche ohne Spinnen und welche mit extra vielen Spinnen.

Wobei die Nutzung der X-Card nicht heißt, dass man keinen Runden-Titel und Runden-Beschreibung mehr hat. Das heißt, jemand mit einer Arachnophobie kann von dem Abenteuer "Im Netz der Spinne" mit der Beschreibung "Ihr seit Spinnen, welche sich mit ihren Spinnenverbündeten gegen die Herrschaft der Ober-Spinne auflehnen, auch exotische Charaktere wie Weberknechte gehen" wird wohl Personen mit Arachnophobie abhalten. Die X-Card ist auch nicht dafür gestaltet, dass sich die Spieler dann hinsetzen, drauf tippen und sagen: "Ich sitze hier zwar in der Netz der Spinne Runde, mit extra viel Spinnen. Aber die Spinnen stören mich".

Es ist mehr so, dass wenn vielleicht jemand eine coole Werwolf Runde sieht, da mit macht, und so nach und nach erfährt das es gegen Ananasi geht (Werspinnen), die Person anmerken kann "Spinnen gehen nicht" und der SL dann entweder aus den Spinnen Vampire bzw. Plagen macht (ggf. andere Gestaltwandler) oder man sich halt trennt. Ohne das die arachnophobe Person jetzt großartig sich erklären oder über Spinnen reden müsste.

Ansonsten kann man als SL normalerweise die Spieler fragen, ob sie offensiv etwas nicht haben mögen. Zusätzlich zu der Rundenausschreibung sowie der X-Card. Den SL versuchen vorher zu finden ist oftmals schwierig.

Zitat
ich möchte als SL  nicht jede Sekunde fürchten müssen gerade über das Ziel herauszuschiessen
Verständlich, aber das Problem hast du ohne X-Card noch viel mehr.
Vielleicht leidet da jemand, traut es sich aber gar nicht zu sagen, während man ihn weiter und weiter reintreibt.

Zitat
Ich mag im Rollenspiel keine Systeme in denen Engel vorkommen... die Darstellung stört mich und ich möchte damit nicht konfrontiert werden... ergo spiele ich auf Cons keine Systeme bei denen ich damit konfrontiert werden könnte.
Die X-Card ist dafür gedacht, das wenn du in eine Runde kommst die du für engelfrei hielst, du beim auftauchen dieser anzeigen kannst das es dich stört.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 18.06.2019 | 19:47
Und da musste gar nichts hocheskaliert werden:
Der ist von dir selbst!
Der Zeitstempel sagt etwas anderes.

Aber - und das ist jetzt ein mega fettes aber von mir - ich lasse mir auch nicht die Salami und den Schinken verleiden und verbieten, weil ein/e VegetarierIn am Tisch sitzt und sich gestört fühlt.

Irgendwo hört dann auch einmal mein Mitfühlen für die Befindlichkeiten anderer auf.
Leben und leben lassen.

Das was der Läuterer sagt.
Spätestens beim Thema Veganer bin ich wieder so weit dass ich weiß warum ich dieses Werkzeug beim Spiel mit Fremden kategorisch ablehne.
Es gibt gefühlt mittlerweile einfach zu viele Leute die mit einer massiven Anspruchshaltung Gegenüber ihren persönlichen Befindlichkeiten durch die Gegend marschieren.
ICH bin Veggie? Es möge bitte niemand in meiner Nähe Fleisch essen.
ICH bin auf dem Weg zum Nichtraucher? Niemand hat sich in meiner Umgebung über Kippen zu unterhalten.
ICH habe Problemchen XY das Ich nicht Willens bin zu artikulieren? Der Rest hat sich drum zu biegen!
Ich, ich, ich.
RPG ist immer noch ne Gruppenaktivität und dazu gehört gegenseitige Rücksichtnahme. Diese ist aber weder eine Einbahnstraße, noch endlos.
Wenn ich irgendwelche speziellen Bedürfnisse habe, denke ich bitte mal im voraus drüber nach, ob deren Durchsetzung nicht auch negative Effekte auf den Rest am Tisch haben kann und ob die wechselseitigen Trade-Offs in einer angemessenen Relation zu einander stehen.

Da wird doch ernsthaft "Was ich sowieso machen wollte" als Großmut hochstilisiert. Wirklich armselig.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Calris am 18.06.2019 | 19:52
Danke, Teylen.

Damit verstehe ich das Konzept der X-Card etwas besser.
Vielleicht habe ich mir ob des Diskussionsverlaufs etwas zu viele Gedanken wegen des Themas gemacht, denn ich habe die hier herrschende Emotionalität in Gedanken auf die fiktiven Spielrunden übertragen.

Vielleicht wäre es ja dennoch eine gute Idee auf Aushangsformularen auf bestimmte Trigger- Themen hinzuweisen ala:

Dieses Abenteuer kann enthalten:

X Explizite Gewaltdarstellung
0 Spinnen
X Kraftausdrücke
X Dargestellter Drogenkonsum
0 Hobbits
etc.

Vielleicht könnte man damit ja im Vorfeld schon ein wenig was abfangen und das etwas vorab klären. Als SL würd ich das gerne machen wenn ich damit jemandem eine unangenehme Situation ersparen kann. Denn auch mit einer X-Card.... wenn sie benutzt wird, ist es ja bereits zu spät. Ich bin da gerne mehr präventiv unterwegs :)

Gruß,

Calris
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 19:53
Das es hier Leute gibt, welche keinerlei Probleme haben aus ihren persönlichen idiologischen Befindlichkeiten das Recht abzuleiten anderen Leuten in deren ureigensten Bereiche reinregieren zu wollen und damit genau solche Typen, für die auch so eine X-card ein gefundenes Fressen wäre.

Ach ja, wer? Jetzt will ich aber auch Namen lesen...

Und wenn du jetzt mit „alle Befürworter der X-Card“ kommst: Eine Rollenspielrunde ist nicht dein „ureigenster Bereich“. Die gehört nämlich der ganzen Gruppe und keinem mehr als dem anderen?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2019 | 19:59
Ach ja, wer? Jetzt will ich aber auch Namen lesen...

Und wenn du jetzt mit „alle Befürworter der X-Card“ kommst: Eine Rollenspielrunde ist nicht dein „ureigenster Bereich“. Die gehört nämlich der ganzen Gruppe und keinem mehr als dem anderen?

Du hast das Veganerbeispiel doch selbst schon erwähnt ...   ~;P
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Anro am 18.06.2019 | 20:20
Ich bin froh, wenn ich potentielle Grenzen angehen kann, weil es eine Möglichkeit gibt, dass die Spieler etwas Feedback geben können ohne mich zu unterbrechen oder sich wirklich zu outen - und ich mir recht sicher sein kann, dass keiner still innerlich leidet.

Ich kann nicht jeden perfekt lesen, aber ich sehe, wenn einer mir andeuten will, dass er auf die Karte zeigt oder schaut - ohne, dass die anderen am Tisch etwas merken.

Ob die X-Card in ihrer offiziellen Form da das Richtige ist, oder ich eine "Veil" und "Line" Karte brauche ... ist mir egal.
(Veil und Line wurde irgendwo mal erklärt. Basically "Nicht beschreiben" vs "Kommt nicht vor").

Ich leite gerade eine Kampagne, wo es um Spinnen geht, die in der Haut von Menschen kriechen, die Muskeln verstärken, das Hirn auffressen und die Steuerung übernehmen. Ich kann so beschreiben wie ich will und leichte Mitteilungen von meinen Spielern könnten die Detailtiefe klar beeinflussen.
Die Spinnen könnte ich nicht mehr raus nehmen, daher klärte ich Arachnophobie vorher ab.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Jiba am 18.06.2019 | 21:02
Du hast das Veganerbeispiel doch selbst schon erwähnt ...   ~;P
Aber nur, um in Zweifel zu ziehen, dass das Beispiel überhaupt einen Wahrheitsgehalt hat. Ist ja nicht so, dass alle Veganer Dir Tieresser irgendwo reinregieren wollen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 21:14
Aber nur, um in Zweifel zu ziehen, dass das Beispiel überhaupt einen Wahrheitsgehalt hat. Ist ja nicht so, dass alle Veganer Dir Tieresser irgendwo reinregieren wollen.
Halte ich auch, vorsichtig ausgedrückt, nicht für das beste Beispiel. Wobei man ja die X-Card eigentlich nutzen sollte, weil man eben nicht alle Empfindlichkeiten der Spieler*innen im Vorfeld abdecken kann. Also wenn es den "Sich-das Rauchen-Abgewöhner" gibt, warum nicht u. U auch den Veganer, den es jetzt gerade stört, wenn der D&D-Ranger sich nun ein Reh zum Abendessen schiessen will. ;)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 18.06.2019 | 21:53
Vielleicht könnte man damit ja im Vorfeld schon ein wenig was abfangen und das etwas vorab klären. Als SL würd ich das gerne machen wenn ich damit jemandem eine unangenehme Situation ersparen kann. Denn auch mit einer X-Card.... wenn sie benutzt wird, ist es ja bereits zu spät. Ich bin da gerne mehr präventiv unterwegs :)
Ich denke, dass es sinnvoll ist im Aushang auf Themen hinzuweisen. Sowohl in der Beschreibung als auch in den Anmerkungen.

Ich persönliche werde, nach den guten Erfahrungen auf der NordCon, die X-Card jedoch zusätzlich nutzen.
Als zusätzliches Netz, wenn es gebraucht wird. Weil es mitunter Aspekte sowie Themen gibt, die man einfach nicht entsprechend einschätzen kann weil sie weniger offensichtlich sind.

Wobei man ja die X-Card eigentlich nutzen sollte, weil man eben nicht alle Empfindlichkeiten der Spieler*innen im Vorfeld abdecken kann. Also wenn es den "Sich-das Rauchen-Abgewöhner" gibt, warum nicht u. U auch den Veganer, den es jetzt gerade stört, wenn der D&D-Ranger sich nun ein Reh zum Abendessen schiessen will. ;)
Ich persönlich fände das ganz ohne Smiley durchaus passend.
Tatsächlich hat meine D&D Druidin mit einem "Charm Animal" Spruch dafür gesorgt das ihr ein Fuchs nahe kam. Es war Winter, die Nahrungsmittel waren knapp, und die Druidin hat den Fuchs die Jacke ausgezogen und ihn nach dem braten verspeist. Während ich das für ein relativ normales Verhalten hielt, war der Spielleiter, nach meinem Eindruck, so gar nicht begeistert von der Lässigkeit mit welcher die Druidin den (vertrauenserweckenden) Spruch nutzte um ein Tier zu töten. Wobei die Person nicht einmal Veganer oder Vegetarier ist, sondern scheinbar einfach ein anderes Verhältnis zu Tieren und Verständnis von "wie ein Druide jagt" hat als meinereiner.
Ich hätte an der Stelle, kein Problem gehabt, wäre seitens der Spielleitung eine X-Card genutzt worden, um mich darauf hinzuweisen das es nicht okay gefunden wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 21:56
Zitat
Ich hätte an der Stelle, kein Problem gehabt, wäre seitens der Spielleitung eine X-Card genutzt worden, um mich darauf hinzuweisen das es nicht okay gefunden wird.
Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das akzeptiert hätte. Eingriff des SLs in die Spielweise meines Charakters...da machen wir direkt noch viel mehr Fässer auf.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rabe am 18.06.2019 | 22:27
...den Veganer, den es jetzt gerade stört, ...

Das hört sich gerade nicht danach an, als würde "dem Veganer" gerade aller Spass an der Runde flöten gehen.
(abgesehen davon das virtuelle Rehe per se vegan sind - "bei diesem Rollenspiel wurde kein Tier verletzt oder getötet.."  ;D)

Aber (wieder ernst),
wenn ich mit meinen Töchtern (11, 6)  spiele, dann ist das Töten von Tieren ein NoGo. Die sammeln (real) zertretene Schnecken von der Straße auf, um sie zu begraben.
Wenn dann meine Neffen mit von der Partie sind und bewußt auf Jagd gehen, könnte ich mir einen Einsatz der X-Card vorstellen, denn ich weis, dass das wenigstens Zweien am Tisch den Spaß versaut.

Es kommt immer auf den Kontext an.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 18.06.2019 | 22:37
Klar kommt es auf den Kontext an. X-Card mal außen vor, gewisse Sicherheitstechniken (oder wie man es nennen will) sollten bei sensiblen Themen (und Ja, das Töten von Tieren vor Kindern ist ein sensibles Thema) vorgeschaltet werden (btw. auch eine Sache, die mir bei der X-Card nicht gänzlich zusagt; sie wird evtl. erst dann gespielt, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist).

Wie ich schon sagte:
Wenn ich World War: Cthulhu spielen will, sollte ich die Rolle der Nazis klar definieren. Je nachdem, wie ich es mache, wird Rumpel (als Beispiel, weil wir das Thema hier mal hatten) mitspielen oder nicht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 19.06.2019 | 01:49
Zitat
ich möchte als SL  nicht jede Sekunde fürchten müssen gerade über das Ziel herauszuschiessen
Verständlich, aber das Problem hast du ohne X-Card noch viel mehr.
Das finde ich einen wichtigen Punkt: Die X-Card reduziert das Problem eher, da ich damit als SL es auch mal wagen kann, schwierigere Themen anzusprechen, und darauf zu vertrauen, dass wenn ich ein Problem nicht wahrnehme, alle am Tisch eine einfache Möglichkeit haben, das zu kommunizieren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 19.06.2019 | 08:06
Verständlich, aber das Problem hast du ohne X-Card noch viel mehr.

Das finde ich einen wichtigen Punkt: Die X-Card reduziert das Problem eher, da ich damit als SL es auch mal wagen kann, schwierigere Themen anzusprechen, und darauf zu vertrauen, dass wenn ich ein Problem nicht wahrnehme, alle am Tisch eine einfache Möglichkeit haben, das zu kommunizieren.
Guter Punkt. Offensichtlich Typfrage, d.h. für manche SL wird es besser, für andere schlechter.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 19.06.2019 | 08:32
Welche anderen Sicherheitstechniken außer der X-Card gibt es denn nun? Gibt es da eine Sammlung?

Ist die Klärung vor dem Spiel schon eine "Technik"? In Shadowrun 5 steht es ja im Grundregelwerk, dass man Tabus und Empfindlichkeiten absprechen soll. Das scheint mir schon eine Technik zu sein - also es ist ja eine regulierte Methode, wenn es so durchgezogen wird. Ich finde das gut, aber es ist eben eine Technik, die schlecht auf Dynamik und Veränderungen reagieren kann, oder auf Unvorhersehbares.

"Verlass dich auf deine Empathie" oder "wir sind schon groß" sind dagegen keine Sicherheitstechniken.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 19.06.2019 | 08:40
Hier hatte ich zwei Links angegeben, wo es manches zu sehen gibt.

Zwei weitere Alternativen oder Ergänzungen zur X-Card (aus dem Gauntlet-Forum (https://www.gauntlet-rpg.com/tools-of-the-table.html))

[...]

P.S.: Eine große Liste an Sicherheits- und Kommunikationswerkzeugen für den Spieltisch findet sich HIER (https://docs.google.com/document/d/1T-4diHGaxlOy-N76rYmqYvLXkSV-dp_L3lSMZvb8Qqg/edit).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 19.06.2019 | 08:44
Hier hatte ich zwei Links angegeben, wo es manches zu sehen gibt.
Danke!
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 19.06.2019 | 09:08
Guter Punkt. Offensichtlich Typfrage, d.h. für manche SL wird es besser, für andere schlechter.
Nein, das denke ich nicht. Wenn überhaupt ein Spieler eine X-Card verwendet, hast du als SL bereits etwas übersehen, dass ohne X-Card überhaupt nicht passieren sollte.

Wenn du als SL also aufmerksam genug bist, dass die X-Card dir nicht hilft, dann kannst du die X-Card auch einfach auf den Tisch legen. Sollte sie dann doch jemand verwenden, weißt du, dass deine Selbsteinschätzung nicht korrekt war.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Aedin Madasohn am 19.06.2019 | 09:20
In Shadowrun 5 steht es ja im Grundregelwerk, dass man Tabus und Empfindlichkeiten absprechen soll

hier möchte ich einmal meine persönliche Meinung (ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit) und Erfahrung (ohne Anspruch darauf, dass meine Erfahrung repräsentativ wäre)

ich frage potentielle Spieler vorab: was wollt ihr überhaupt spielen?
bzw. in der Runde: worauf habt ihr aktuell Bock?

geht man als SL proaktiv auf die Party zu, so kommt dann halt Fantasy oder Western oder oder als Interesse heraus, auf dass ich dann fragend näher eingehen kann. Gerade bei Shadowrun lohnt sich genaues Nachfragen, vor allem der Art: "wie stellst du dir die 6.Welt überhaupt vor"

da ich gerne mit Erzählrechten durch die Party arbeitet, brauche ich das auch, um im Gegenzug meinerseits abzusagen zu können, wenn mir die "Kundenwünsche" gegen den Strich gehen (ich bin jetzt kein SL für horasische Schnupftuchwedler-Intrigen)

so geht auch schon mal ein erster Abend alleine dafür drauf, hier die Pflöcke für das Setting der Kampagne einzuschlagen und (das ist dann eher offene Diskussion) wie die Chars darin stehen. Saufend-pöbelnde Barbaren in einer potent-restriktiven Zivilisation fährt halt schnell gegen die Stadtwachen-Wand

offensichtliche Sackgassen oder aber auch ethnische Nogos muss ich mir doch nicht geben.

auch zu-schwach/weich-zum-(über)Leben-"Helden" in einer Dämoneninvasion/Zombieapokalypse/Survivallhorror-Kampagne lehne ich ab (im Gegenzug einigen wir uns vorab auf das Powerniveau und dementsprechend werden Punkte für alle bereitgestellt - Nichtskönner zu Helden hochspielen, dazu fehlt mir schlicht die Zeit) 

schließlich will ich ja nachher beim Losspielen keine Tränen am Tisch haben.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 19.06.2019 | 09:49
Nein, das denke ich nicht. Wenn überhaupt ein Spieler eine X-Card verwendet, hast du als SL bereits etwas übersehen, dass ohne X-Card überhaupt nicht passieren sollte.

Wenn du als SL also aufmerksam genug bist, dass die X-Card dir nicht hilft, dann kannst du die X-Card auch einfach auf den Tisch legen. Sollte sie dann doch jemand verwenden, weißt du, dass deine Selbsteinschätzung nicht korrekt war.
Hä?
Ich meinte, manche SLs beruhigt die Karte ("wenn ich verschätze mit den Themen kann es ja wegge-xt werden"), andere eher nicht ("ich weiß gar nicht was ich thematisieren soll, ich hab bei allem Sorge, dass eine Karte kommt") . Ja, hat jemand so gesagt hört im Thread. Das ist also keine Meinungsäußerung von mir, sondern Fakt. Ich wollte bloß dran erinnern.

Und im Sinne des Erfinders gibt es die Xcard gerade deshalb, weil man nicht damit rechnet sollte, als SL alle Probleme von vorn herein umschiffen zu können.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 19.06.2019 | 10:18
Ich finde ja, es sollte auch eine O-Karte geben ("Karte der O"), auf die Spieler tippen können, wenn ihnen das Abenteuer zu soft ist.
 ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 19.06.2019 | 10:25
Aus dem Nebenthread:

nur nach der Runde kam einer der Spieler auf mich zu und fragte mich, warum ich nichts gegen diesen Spieler unternommen hätte. Ich fragte, warum ER nichts gegen den Spieler unternommen hätte und musste mir anhören, das sei nicht seine Aufgabe, denn er sei  (na toll, du Vollpfosten, aber ich soll in deinen Kopf schauen, oder was?).

Sehr schönes Beispiel: Der Spieler war also genervt vom Mitspieler, hatte dadurch weniger Spass ABER sich nicht getraut, etwas zu sagen und dir als SL noch implizit die Verantwortung dafür übertragen. Ein Paradebeispiel, wie Mitspieler aufgrund von Gruppendynamik eine für sie eher negative Situation "durchstehen" und erst retrospektiv feststellen, dass "jemand" etwas hätte machen sollen.
Ob die X-Card die Situation verändert hätte? Da kann man jetzt nur raten. Aber was man hier gut sehen kann: Es gibt eben Menschen, die sich in Situationen, die nicht so super für sie sind, fügen und weder gehen, noch den Mund aufmachen. Eine Verhaltensweise, die hier ja durchgehen implizit bestritten bzw. nicht thematisiert wird.

Im Thread wird meiner Wahrnehmung fast durchgehend das Bild eines mündigen, sozial 100% funktionalen, kommunikativ absolut bewandte und sich seiner Stärken und Schwächen vollständig bewussten Spielers gezeichnet, der irgendwelche externen Schutzmechanismen nicht nötig hätte und daraus abzuleiten, dass diese überflüssig sind. Ist mMn weit weg von der Realität, die Alexandro ja beispielhaft beschreibt. Und ich kenne genau solche Situationen zur Genüge...
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 19.06.2019 | 10:29
Ich finde ja, es sollte auch eine O-Karte geben ("Karte der O"), auf die Spieler tippen können, wenn ihnen das Abenteuer zu soft ist.
 ~;D
Bitte sehr:
Zitat
The O-Card is an X-Card with an X on one side and an O on the other!

The O-Card was invented by Kira Scott so that players who want more of specific content can tap the O instead of the X to tell the other players, "more of this!"
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 19.06.2019 | 10:58
Ah! Löblich!  :d
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 19.06.2019 | 11:08
Auch aus "dem anderen Strang",....
Ich präzisiere : Gegen die X-card ist kein Veto wiederum vorgesehen.

Es ist vieleicht nicht aufgeführt, aber es gibt immer ein Veto, für jeden am Tisch auch für den SL - das Veto das es schon lange vor der X-Card gab: Zusammenpacken, aufstehen und gehen - da man bei der X-Card sich ja nicht zum "warum" äussern muss gerne auch kommentarlos oder unter einem vorgeschobenen Vorwand.

Die Welt ist nicht schwarzweis.

Das geht auch so ziemlich in die Ecke was mich an der X-Card stört - das keine weitere Kommunikation notwendig sein soll (was ich sehr in Frage stelle, da ich nicht immer weis was gerade der Auslöser war/ist). Das zerreist so ziemlich alles was ich an Kommunikationstheorie in der Uni gehört habe. Läuft in Richtung Kommunikationsabbruch hinaus mit den dadurch entstehenden Folgen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.06.2019 | 11:12
Man darf bei der X-Card nachfragen was das problematische Element ist, wegen dem die X-Card angetippt wurde.
Man muss weder raten noch spontan telepathische Kräfte entwickeln, man darf einfach nachfragen.
Man darf auch fragen, ob die ersten Lösungen die einem einfallen (Eidechsen statt Spinnen, Räucherstäbchen / kleines Feuerchen statt Rauchen, Szene überspringen etc.) in Ordnung gehen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Dreamdealer am 19.06.2019 | 15:26
Wäre es okay für euch einen Spieler z.B. auf einer Con, der die X-Card benutzt, darauf hinzuweisen, dass das ge-X-te Element integraler Bestandteil
des Abenteuers ist und man es nicht rausnehmen kann? z.B. Abenteuer in den Bergen führt in ein Tunnelsystem (Claustrophobie etc.) Natürlich macht
hier wieder der Ton die Musik, sprich, wie ich es dem Spieler kommuniziere, aber manchmal kann man es nicht allen Recht machen. Ich persönliche
würde hierzu tendieren, statt auf die Schnelle irgendeinen Murks zu produzieren, bei dem dann alle Spieler keinen Spaß haben. Dann besteht natürlich
die Gefahr hinterher folgenden Thread zu lesen: X-Card benutzt - vom SL rausgeschmissen! Shitstorm inklusive.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 19.06.2019 | 16:45
Aber nur, um in Zweifel zu ziehen, dass das Beispiel überhaupt einen Wahrheitsgehalt hat. Ist ja nicht so, dass alle Veganer Dir Tieresser irgendwo reinregieren wollen.

Es müssen auch gar nicht alle sein. Ein paar mit Sendungsbewußtsein reichen völlig aus.

Welche anderen Sicherheitstechniken außer der X-Card gibt es denn nun? Gibt es da eine Sammlung?

In #191 habe ich angefangen ein paar zu sammeln.

Bezgl. Veto:
Mit so einem Veto auf noch "innerer Ebene" des Spiels (gehen/abbrechen kann man als "nukleare" und spielbeendende Maßnahme natürlich immer) ist der Grundeffekt der X-Karte für den angedachten Notfall doch schon ausgehebelt.

Entweder haben wir hier einen unerwarteten Regelbruch - denn die Karte sicherte anderes zu - oder es führt eben nicht zu dem "uneingeschränkten Sicherheitsraum", der für jeden sich Meldenden eben ohne jegliche weitere mögliche Stressquellen aufgemacht werden soll. Weitere Kommunikation liegt nach der Karte alleine im Ermessen des Schutzsuchenden (Ok, bis auf die einfaceh Nachfrage nach dem Fokus des Ersuchens).

Wird das jetzt erklärtermaßen oder auch per Fallbeispiel in die wiederum ungeregelte Vetohoheit des Spieleliters gestellt, steht der Betroffene doch schlechter als bei der Pausekarte, welche ihm wenigstens die private Konsukltation zusichert.
Das Ganze lebt aber davon, dass wer diesen Schutz tatsächlich aus Notlage einfordert, diesen im zugesagten Maß auch sicher erwarten kann.
Und wie hier ja auch zu lesen hätte es für diverse Beispiele so ein Veto dann auch gegeben und ein Spieler, der damit rechnen muss, wird das mit Unsicherheit und ggf. Nichtnutzung quitieren - dann ggf. sogar für berechtigte Anliegen, deren Akzeptanz er dann aber nicht abschätzen kann. 

Deshalb gehört zu so einem Werkzeug für Akzeptanz und damit praktische Umsetzbarkeit Transparenz, Nachvollziehbarkeit und wahrgenommene Angemessenheit. Und das hat die X-card nirgends.


Bei einem solchen Vetorecht gibt es andererseits denke ich auch keine Bedenken wegen möglichem Missbrauch mehr, aber da hat man dann wieder das Kind gänzlich mit dem Bade ausgeschüttet.
Wir machen eine blöde Regel und hoffen dann, das irgendwer schon sich dafür einsetzt deren Unzulänglichkeit rechtzeitig wie richtig auszubügeln ... .

Letztlich zeigt selbst das Fischbrötchenbeispiel ja schon wie ungeeignet eine X-Karte ist:
Der so Angesprochene fühlt sich verarscht, weil er bei einem ganzen Fischstand, wo er das Brötchen ja eben her hat,  aber nun sein Brötchen wegwerfen soll. Mit voller X-card gäbe das wenigstens böses Blut und einen um sein Brötchen Geprellten , mit Veto kommt halt das Veto und ggf ein Allergiefall.
Nehmen wir an das Fischbrötchen ist von zuhause mitgebracht worden um dem ganzen die Position eines reellen Problems zu geben, letztlcih selbe Situation, nur jetzt dringendem mit berechtigtem Anliegen.
Der an Allergie nicht denkende und ggf. von Fischfeinden schon vorgefrustete Brötchenbesitzer wird das auch nicht freundlcih aufnehmen. Mit X-Card ist er wieder sein Brötchen los aber sauer, mit Veto hat der Fischallergiker ein Problem, mit einer Pausekarte hätte der Allergiker die sichere Gelegenheit sein Anliegen auch erklären zu können und würde bei so einem berechtigten Anliegen dann wohl auch kaum abgewiesen.

Völlige Kommunikationsverweigerung und Zwang ist in sozialem Kontext denke ich immer eine ungünstige Option.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 19.06.2019 | 17:00
Ich meinte, manche SLs beruhigt die Karte ("wenn ich verschätze mit den Themen kann es ja wegge-xt werden"), andere eher nicht ("ich weiß gar nicht was ich thematisieren soll, ich hab bei allem Sorge, dass eine Karte kommt"). Ja, hat jemand so gesagt hört im Thread. Das ist also keine Meinungsäußerung von mir, sondern Fakt. Ich wollte bloß dran erinnern.
Ich habe deinen Beitrag als "ist für manche nicht gut" verstanden, und nicht als "manche haben Angst davor".

Also als Aussage zu realen Auswirkungen im Spiel und nicht als Fakt über Sorgen.

Ja, es gibt Leute, die vor der X-Card Angst haben. Wenn es nur das war, was du sagen wolltest, stimme ich dir zu.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: rayen am 19.06.2019 | 17:06
Wie stehts denn um Sicherheitstechniken bei Spielen wie Cards against humanity?

Mich stören gewisse Themen im Spiel. Ich muss keine Vergewaltigungen und ähnliches in einem Spiel haben. Da brauch ich aber keine X Card, weil ich davon ausgehe, das meine Freunde das auch nicht wollen, bzw man so auch sehr gut Freunde sortieren kann.

Aber Rauchen zu streichen weils den Ex Raucher stört, Schokolade weils den Schokoholiker stört.... Dann sind die Leute sowieso Lebensunfähig, weil niemand soviel Rücksicht nehmen wird wie sie brauchen. Heute wird jeder von allem getriggert und braucht Schutz, denn das ist viel wichtiger als von Anfang an zu sagen was man will, sich sein Umfeld auszusuchen und auch mal ein wenig Resilienz zu entwickeln.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 19.06.2019 | 17:12
Aber Rauchen zu streichen weils den Ex Raucher stört, Schokolade weils den Schokoholiker stört.... Dann sind die Leute sowieso Lebensunfähig, weil niemand soviel Rücksicht nehmen wird wie sie brauchen. Heute wird jeder von allem getriggert und braucht Schutz, denn das ist viel wichtiger als von Anfang an zu sagen was man will, sich sein Umfeld auszusuchen und auch mal ein wenig Resilienz zu entwickeln.
Die X-Card zu streichen, weil sie den "die sollen sich mal nicht so haben"-Typen stört … der dann nicht will, dass andere in ähnlicher Weise ein Veto geben können?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.06.2019 | 17:15
Wäre es okay für euch einen Spieler z.B. auf einer Con, der die X-Card benutzt, darauf hinzuweisen, dass das ge-X-te Element integraler Bestandteil des Abenteuers ist und man es nicht rausnehmen kann? z.B. Abenteuer in den Bergen führt in ein Tunnelsystem (Claustrophobie etc.)
Ich denke das es kein Problem sein sollte.
Voraussetzung ist das man einen respektvollen Umgang miteinander hat und eventuell noch ein 4-Augen Gespräch anbietet und führt. Damit klar ist das man sich nicht wegen der Nutzung der X-Card trennt, sondern weil das Szenario ungeeignet ist.
Das sollte an und für sich zu keinem Shitstorm führen.

Wie stehts denn um Sicherheitstechniken bei Spielen wie Cards against humanity?
Bei Cards against Humanity empfiehlt es sich vorher anzusprechen was man nicht haben mag und entsprechende Karten rauszusortieren. Ebenso der Hinweis an die Mitspieler ggf. auf Kombis zu verzichten die Gewalt gegen Kinder nahelegt.
Ich halte Cards against Humanity für kein unbedingt Con-taugliches Spiel.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 19.06.2019 | 17:16
So, nachdem es hier mittlerweile wieder etwas friedlicher ist (ich möchte an dieser Stelle kurz anmerken, dass die Diskussion zeitweise sehr unangenehm zu lesen war, und ich es begrüßen würde, wenn wir uns etwas freundlicher uneins sein könnten), versuche ich mal ein paar Erkenntnisse aus den hier verlinkten Inhalten und der Diskussion zusammenzufassen:

Allgemeines
Als Sicherheitstechniken werden Strategien und Werkzeuge bezeichnet, die im Rollenspiel einerseits dazu dienen sollen, dass Gruppenmitglieder mit Erfahrungen konfrontiert werden, die ihre persönlichen Grenzen überschreiten, bzw. im Falle des Auftretens entsprechender Situationen im Spiel zeitnah geeignet zu reagieren, andererseits das Spiel in eine Richtung zu steuern, die von allen Beteiligten als angenehm empfunden wird. Der englische Begriff "Support Tools" ist hier insofern etwas passender als er nicht rein auf den Sicherheitsaspekt fokussiert. Der Begriff Gruppenmitglieder schließt in diesem Kontext Spieler und Spielleiter (jedweden Geschlechts) ein.

Ein prominentes Beispiel für ein Support Tool ist die X-Card (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit). Weitere Techniken werden in der Support Tools Compiliaton (https://docs.google.com/document/d/1T-4diHGaxlOy-N76rYmqYvLXkSV-dp_L3lSMZvb8Qqg/edit) beschrieben. Beispiele sind hier etwa die CATS-Technik (https://drive.google.com/file/d/0B74GInw5m2ICa3ZKMHFnbWFxWVk/view) (Concept-Aim-Tone-Subject Matter, auf deutsch vielleicht: Konzept-Ziel-Stimmung-Themen/Inhalte), Lines and Veils (https://rpg.stackexchange.com/questions/30906/what-do-the-terms-lines-and-veils-mean) (Grenzen und Ausblendungen) oder Script Change (https://briebeau.itch.io/script-change) (welche Bausteine wie Pause, Weiter, Rückspulen, Vorspulen, etc. enthält). Eine deutsche Übersetzung der genannten Techniken gibt es auf der Seite von Tina Trillitzsch (https://spielen.trillitzsch.net/sicherheitskarte/).

Weitere Techniken, für die derzeit keine deutsche Beschreibung vorliegt sind die O-Card (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit#) - ein Gegenstück zur X-Card, das signalisiert, das das Gruppenmitglied sich eine Intensivierung der Themen der aktuellen Szene wünscht - und die Ampel (Stoplight System) (https://www.musoapbox.net/topic/1747/indicating-discomfort-in-a-scene-online/2), die über die O-Card insofern hinausgeht, als sie die üblichen Ampelfarben auf den Wunsch nach Veränderung der Intensität der Szene abbildet (grün = kann intensiviert werden, gelb = Intensität gerade richtig, rot = zu intensiv, sollte zurückgefahren werden). Die Ampel wird ausführlicher auch in der Edition V5 des Vampire Regelwerkes beschrieben:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Anmerkungen

Bei der Lektüre der auf den oben genannten Seiten beschriebenen Techniken scheint, meinem Empfinden nach, oft ein Modell verteilter Autorenschaft aus wie es sich häufig in Erzählspielen und erzählerischen Rollenspielen (u.a. aus dem Forge-Umfeld) wiederfindet. Zwar wird letztlich auch beim klassischen Rollenspiel gemeinsam eine Geschichte erzählt, aber hier entstehen potentiell Konflikte, weil Sicherheitstechniken mit der etablierten Rollenverteilung in Konflikt stehen können.
Weiterhin scheint die Grundannahme durch, dass Rollenspiel auch schwierige Inhalte verhandeln soll (also beispielsweise Sexualität, intensive emotionale Beziehungen, verschiedene Formen von Gewalt und Horror) - der typische Fantasy-Dungeon Crawl ist hier sicher weniger betroffen als ein System, das explizit Horrorelemente beinhaltet
Die genannten Techniken zielen zwar nicht nur auf das Spiel mit Unbekannten, in der langjährigen Privatrunde sind aber sicher einige Dinge auch über eingespielte Konventionen zu regeln und bedürfen weniger expliziter Regelung als das Spiel auf einer Convention oder mit neuen Gruppenmitgliedern. Vorsicht ist aber insofern geboten als nicht ausgesprochene Konventionen auch nur Scheinüberstimmungen sein können (gerade vor dem Hintergrund einer stärker diversifizierten Spielerschaft).
Im Hinblick auf Sicherheitstechniken und Heimrunden ist zudem anzumerken, dass sich hier vielfach die Praxis einer Sitzung 0 etabliert hat, in der Erwartungen an der Spiel abgeglichen sowie ggf. Rahmenbedingungen für die Spielwelt oder die gespielten Charaktere festgelegt werden. Es findet also eine Konsensbildung (oder, im schlechteren Falle, die Offenlegung von Dissens) statt, ohne dass notwendigerweise bewusst auf Sicherheitstechniken zurückgegriffen wird.


Die X-Card
Dabei handelt es sich um eine Karte mit einem X, die von einem Gruppenmitglied verwendet werden kann, um (bspw. durch Antippen oder Hochhalten) zu signalisieren, dass ihn das Geschehen in der Fiktion belastet und er um Entfernung bzw. Ersetzung desselben bittet (es sei hier kurz noch einmal festgehalten, dass die X-Card sowohl von Spielern als auch von Spielleitern verwendet werden kann). Die Beschreibung der X-Card betont dabei, dass seitens des Auslösers der X-Card keine Erklärungsnotwendigkeit besteht - bei wohlwollender Lesart der Erläuterungen zur X-Card ergibt sich hier, dass eine Klarstellung der Inhalts als ggf. notwendig akzeptiert wird, der Auslöser aber darüber hinaus explizit nicht verpflichtet ist, Auskunft über die Gründe seiner Ablehnung oder die Herkunft derselben zu geben.

Aus der Beschreibung lässt sich ebenfalls ableiten, dass der Autor von einem häufigen, niederschwelligen Einsatz der X-Card ausgeht. Es erfolgt u.a. der Hinweis, dass eine häufige Nutzung intendiert sei, um einerseits sicherzustellen, dass die X-Card im Zweifelsfall auch zum Einsatz kommt, andererseits das Spiel generell in eine Richtung gelenkt wird, die unangenehme, aber nicht zwingend traumatische Situationen vermeidet.

Anmerkungen

Die vergleichsweise hohe Prominenz der X-Card innerhalb der Support Tools verleitet zur Annahme, dass sie als alleinstehendes Werkzeug eingesetzt werden sollte. Dies ist laut den Autoren nicht der Fall - stattdessen solle die X-Card als Ergänzung zur vorherigen Absprachen betrachtet werden.
Die Dokumentation der X-Card postuliert, dass durch den Einsatz der X-Card das Spielerlebnis für alle Gruppenmitglieder verbessert werde. Eventuelle Immersionsbrüche oder Konflikte werden eher spärlich diskutiert.
Ebenfalls nicht dokumentiert werden bei der Liste der unerwünschten Inhalte solche, die als weniger opportun gelten dürften (bspw: ein Spieler wünscht sich keine Konfrontation mit Homosexualität).

Die Diskussion hier

Die Diskussion hier beschäftigte sich vor allem mit der X-Card und ihrem Einsatz.

Kontroverse Punkte waren:
Das uneingeschränkte Autorenrecht bzw. Vetorecht durch die X-Card

Die X-Card ermöglicht Spieler wie Spielleiter ein uneingeschränktes Veto in den Erzählprozess eines anderen Gruppenteilnehmers.
Von Befürwortern der X-Card wurde an dieser Stelle betont, dass dies unerlässlich ist, um einem Betroffenen zu ersparen, sich für sein eigenes Unwohlsein bzw. die Berührung eines Traumas rechtfertigen zu müssen.
Kritiker der X-Card lehnen ein solch unbeschränktes Autorenrecht entweder vollständig ab, oder stellen in Frage, ob die Kollateralschäden durch die Nutzung der X-Card nicht zu hoch seien.
Speziell genannt wurden:
Es wurde zudem festgestellt, dass die X-Card wenig Unterstützung bei der Frage bietet, wie der Spielfluss wieder in Gang gebracht werden soll, nachdem er durch die X-Card unterbrochen wird.

Die X-Card und Problemspieler

Anknüpfend an den vorigen Punkt wurde die Befürchtung geäußert, dass allein das Vorhandensein eines solchen Hebels (d.h. des unbeschränkten Vetorechts) zur Beeinflussung der Erzählung dieser auch verstärkt genutzt wird, und dass insbesondere "Problemspieler" durch die X-Card das Spiel stärker torpedieren können.
Von Befürwortern der X-Card, insbesondere jenen, welche die X-Card auch bereits praktisch eingesetzt haben, wurde allerdings angeführt, dass sich eine Torpedierung oder übermäßige Ausnutzung der X-Card in der Praxis nicht beobachten lässt. Zudem weisen sowohl die Autoren der X-Card als auch einige Diskussionsteilnehmer darauf hin, dass die X-Card nicht als Mittel zur Lösungen sämtlicher zwischenmenschlicher Probleme im Rollenspiel konzipiert ist. Der Umgang mit Problemspielern bleibt also jenseits der X-Card weiter Aufgabe der Gruppe.

Die Angemessenheit der X-Card im Vergleich zur Stopp-/Pause-Karte

Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Autorenrecht durch die X-Card kam die Frage auf, welchen Mehrwert diese gegenüber anderen Techniken, wie der Stopp-/Pause-Karte mit anschließender Diskussion bietet.
Von Befürwortern der X-Card wurde hier angebracht, dass ein zentraler Punkt der X-Card gerade ist, dass Gruppenmitglieder nicht unter Rechtfertigungsdruck stehen. Kritiker wenden hier ein, dass Rollenspiel als kommunikatives Spiel ohnehin auf Austausch angewiesen wäre, und diese Situationen keine Ausnahme darstelle.

Die Nutzung der X-Card und anderer Techniken nicht nur zur Vermeidung tatsächlich traumatischer, sondern bereits "nur unangenehmer" Themen

Die hybride Natur der X-Card sorgte insbesondere bzgl. der Frage, wann sie zum Einsatz kommen soll, für kontroverse Diskussionen. Auch hier konnte letztlich keine Einigkeit erzielt werden. Generell bejaht wurde ein Einsatz von Sicherheitstechniken, allerdings nicht zwingend der X-Card, zur Vermeidung oder Behandlung traumatischer Situationen. Während einige Teilnehmer einen Einsatz von Support Tools zur Vermeidung "nur unangenehmer" Themen (wie bspw. ein rauchender NSC in einem Spiel, in dem eines der Gruppenmitglieder gerade versucht, mit dem Rauchen aufzuhören) als deutlich überzogen betrachten, weisen andere darauf hin, dass der Grad des Unwohlseins von außen schwer einschätzbar ist und eine umfängliche Diskussion, ob ein Thema "hinreichend kritisch" ist gerade dem Zweck des Schutzes zuwiderläuft.

Der Mehrwehrt der X-Card nach Nutzung weiterer Techniken

Schließlich wurde auch die Frage nach dem Mehrwert der X-Card gestellt, wenn zuvor andere Techniken wie bspw. die Klärung der Erwartungen (z.B. durch CATS) oder das Feststecken von Grenzen und Ausblendungen bereits zum Einsatz kamen. Diese wurde - analog zum vorigen Punkt - wahlweise mit sehr schmaler Nützlichkeit, die insbesondere über die Nutzung der Stopp-Karte nicht signifikant hinausgeht, oder mit hinreichender Nützlichkeit zum Auffangen von zuvor nicht-besprochenen Situationen beantwortet.

X-Card - Sicherheitstechnik oder Spielgestaltungswerkzeug

Der niederschwellige Einsatz, der von den Autoren der X-Card für deren Einsatz vorgesehen wird, wirft die Frage auf, ob es sich bei selbiger um eine reine Sicherheitstechnik handelt, oder ob sie hybriden Charakter besitzt und auch als Spielgestaltungswerkzeugs betrachtet werden kann. Die Beantwortung dieser Frage scheint einerseits schwerpunktmäßig davon abzuhängen, wie weit man den Sicherheitsbegriff fassen möchte, andererseits abhängig davon, welche Charakter ein Spieldesigner, der die X-Card als Technik mit einbezieht, dieser geben möchte (als Beispiel wurde das Spiel "For the Queen" angeführt, in welchem die X-Card spielgestaltenden Charakter hat).
Es lässt sich jedoch vorläufig festhalten, dass der spielgestaltende Charakter im allgemeinen bei anderen Techniken, wie bspw. der O-Card oder Ampel, stärker ausgeprägt ist.


X-Card und Spielstil

Unklar ist im Moment noch ein Zusammenhang zwischen Position zur X-Card und dem eigenen Spielstil. Die Vermutung, dass die X-Card vor allem von Spielern, die ein Modell verteilter Autorenschaft bevorzugen, befürwortet werden, lässt sich durch den aktuellen Diskussionsstand nicht bestätigen. Es deutet sich lediglich an, dass im Bereich des klassischen Rollenspiels etwas mehr Vorbehalte bestehen, insbesondere wenn es um Stimmungsspiel wie Horrorszenarien geht.


Soweit dann erstmal der Zusammenschrieb. Korrekturen und Anmerkungen werden gern angenommen.

Edit (19.06.2019 - 21:29 Uhr):
Korrekturen und Ergänzungen nach Hinweisen von Undwiederda und Teylen einfügt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.06.2019 | 17:31
Es werden Nutzungsfrequenzen von 60 bis 100 Einsätzen pro Sitzung erwähnt,
Der Autor schreibt das er zwischen 60 bis 100+ Einsätze in seiner Spiellaufzeit erlebt hat.
I've seen the X-Card used easily 60-100+ times (I play a lot of games with a lot of people all over the world).

Die X-Card ist kein Mittel für die Steuerung der Spielgestaltung im Spiel respektive als Teil des Spiels.
Unter anderem da sie, nach strikter Auslegung, hierfür sowohl zu wenig Gespräch vorsieht als auch keine Anleitung zu der Gestaltung bzw. Reaktion gibt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 19.06.2019 | 17:40
So, nachdem es hier mittlerweile wieder etwas friedlicher ist (ich möchte an dieser Stelle kurz anmerken, dass die Diskussion zeitweise sehr unangenehm zu lesen war, und ich es begrüßen würde, wenn wir uns etwas freundlicher uneins sein könnten), versuche ich mal ein paar Erkenntnisse aus den hier verlinkten Inhalten und der Diskussion zusammenzufassen:

Allgemeines
Als Sicherheitstechniken werden Strategien und Werkzeuge bezeichnet, die im Rollenspiel einerseits dazu dienen sollen, dass Gruppenmitglieder mit Erfahrungen konfrontiert werden, die ihre persönlichen Grenzen überschreiten, bzw. im Falle des Auftretens entsprechender Situationen im Spiel zeitnah geeignet zu reagieren, andererseits das Spiel in eine Richtung zu steuern, die von allen Beteiligten als angenehm empfunden wird. Der englische Begriff "Support Tools" ist hier insofern etwas passender als er nicht rein auf den Sicherheitsaspekt fokussiert. Der Begriff Gruppenmitglieder schließt in diesem Kontext Spieler und Spielleiter (jedweden Geschlechts) ein.

Ein prominentes Beispiel für ein Support Tool ist die X-Card (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit). Weitere Techniken werden in der Support Tools Compiliaton (https://docs.google.com/document/d/1T-4diHGaxlOy-N76rYmqYvLXkSV-dp_L3lSMZvb8Qqg/edit) beschrieben. Beispiele sind hier etwa die CATS-Technik (https://drive.google.com/file/d/0B74GInw5m2ICa3ZKMHFnbWFxWVk/view) (Concept-Aim-Tone-Subject Matter, auf deutsch vielleicht: Konzept-Ziel-Stimmung-Themen/Inhalte), Lines and Veils (https://rpg.stackexchange.com/questions/30906/what-do-the-terms-lines-and-veils-mean) (Grenzen und Ausblendungen) oder Script Change (https://briebeau.itch.io/script-change) (welche Bausteine wie Pause, Weiter, Rückspulen, Vorspulen, etc. enthält). Eine deutsche Übersetzung der genannten Techniken gibt es auf der Seite von Tina Trillitzsch (https://spielen.trillitzsch.net/sicherheitskarte/).

Anmerkungen

Bei der Lektüre der auf den oben genannten Seiten beschriebenen Techniken scheint, meinem Empfinden nach, oft ein Modell verteilter Autorenschaft aus wie es sich häufig in Erzählspielen und erzählerischen Rollenspielen (u.a. aus dem Forge-Umfeld) wiederfindet. Zwar wird letztlich auch beim klassischen Rollenspiel gemeinsam eine Geschichte erzählt, aber hier entstehen potentiell Konflikte, weil Sicherheitstechniken mit der etablierten Rollenverteilung in Konflikt stehen können.
Weiterhin scheint die Grundannahme durch, dass Rollenspiel auch schwierige Inhalte verhandeln soll (also beispielsweise Sexualität, intensive emotionale Beziehungen, verschiedene Formen von Gewalt und Horror) - der typische Fantasy-Dungeon Crawl ist hier sicher weniger betroffen als ein System, das explizit Horrorelemente beinhaltet
Die genannten Techniken zielen zwar nicht nur auf das Spiel mit Unbekannten, in der langjährigen Privatrunde sind aber sicher einige Dinge auch über eingespielte Konventionen zu regeln und bedürfen weniger expliziter Regelung als das Spiel auf einer Convention oder mit neuen Gruppenmitgliedern. Vorsicht ist aber insofern geboten als nicht ausgesprochene Konventionen auch nur Scheinüberstimmungen sein können (gerade vor dem Hintergrund einer stärker diversifizierten Spielerschaft)


Die X-Card
Dabei handelt es sich um eine Karte mit einem X, die von einem Gruppenmitglied verwendet werden kann, um (bspw. durch Antippen oder Hochhalten) zu signalisieren, dass ihn das Geschehen in der Fiktion belastet und er um Entfernung bzw. Ersetzung desselben bittet (es sei hier kurz noch einmal festgehalten, dass die X-Card sowohl von Spielern als auch von Spielleitern verwendet werden kann). Die Beschreibung der X-Card betont dabei, dass seitens des Auslösers der X-Card keine Erklärungsnotwendigkeit besteht - bei wohlwollender Lesart der Erläuterungen zur X-Card ergibt sich hier, dass eine Klarstellung der Inhalts als ggf. notwendig akzeptiert wird, der Auslöser aber darüber hinaus explizit nicht verpflichtet ist, Auskunft über die Gründe seiner Ablehnung oder die Herkunft derselben zu geben.

Aus der Beschreibung lässt sich ebenfalls ableiten, dass der Autor von einem häufigen, niederschwelligen Einsatz der X-Card ausgeht. Es werden Nutzungsfrequenzen von 60 bis 100 Einsätzen pro Sitzung erwähnt und es erfolgt der Hinweis, dass eine häufige Nutzung intendiert sei, um einerseits sicherzustellen, dass die X-Card im Zweifelsfall auch zum Einsatz kommt, andererseits das Spiel generell in eine Richtung gelenkt wird, die unangenehme, aber nicht zwingend traumatische Situationen vermeidet. Hier offenbart sich also relativ deutlich der hybride Charakter der X-Card als Sicherheitstechnik einerseits und als Spielgestaltungswerkzeug andererseits.

Anmerkungen

Die vergleichsweise hohe Prominenz der X-Card innerhalb der Support Tools verleitet zur Annahme, dass sie als alleinstehendes Werkzeug eingesetzt werden sollte. Dies ist laut den Autoren nicht der Fall - stattdessen solle die X-Card als Ergänzung zur vorherigen Absprachen betrachtet werden.
Die Dokumentation der X-Card postuliert, dass durch den Einsatz der X-Card das Spielerlebnis für alle Gruppenmitglieder verbessert werde. Eventuelle Immersionsbrüche oder Konflikte werden eher spärlich diskutiert.
Ebenfalls nicht dokumentiert werden bei der Liste der unerwünschten Inhalte solche, die als weniger opportun gelten dürften (bspw: ein Spieler wünscht sich keine Konfrontation mit Homosexualität).

Die Diskussion hier

Die Diskussion hier beschäftigte sich vor allem mit der X-Card und ihrem Einsatz.

Kontroverse Punkte waren:
Das uneingeschränkte Autorenrecht bzw. Vetorecht durch die X-Card

Die X-Card ermöglicht Spieler wie Spielleiter ein uneingeschränktes Veto in den Erzählprozess eines anderen Gruppenteilnehmers.
Von Befürwortern der X-Card wurde an dieser Stelle betont, dass dies unerlässlich ist, um einem Betroffenen zu ersparen, sich für sein eigenes Unwohlsein bzw. die Berührung eines Traumas rechtfertigen zu müssen.
Kritiker der X-Card lehnen ein solch unbeschränktes Autorenrecht entweder vollständig ab, oder stellen in Frage, ob die Kollateralschäden durch die Nutzung der X-Card nicht zu hoch seien.
Speziell genannt wurden:
  • Das durch die X-Card etablierte "Super-Erzählrecht" überschreibt insbesondere auch die Hoheit des Spielleiters über die Erzählung und die Hoheit eines Spielers über seinen Charakter - es kann also zu Konflikten mit der etablierten Rollenverteilung im klassischen Rollenspiel kommen. Es besteht die Befürchtung, dass allein das Vorhandensein eines solchen Hebels zur Beeinflussung der Erzählung dieser auch verstärkt genutzt wird.
  • Wenn bestimmte Elemente aus einer Erzählung entfernt werden, trifft diese möglicherweise nicht mehr den gleichen Ton - dies könnte zu einem weniger immersiven Spiel führen
  • Es besteht die Befürchtung, dass Spieler durch den Hebel der X-Card dafür sorgen, dass sich das Spiel auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner einpendelt (wenn drei Spieler sich gern vor Spinnen gruseln wollen, der vierte aber unter Arachnophobie leidet)
  • Es besteht die Befürchtung, dass "Problemspieler" durch die X-Card das Spiel stärker torpedieren können.
Es wurde zudem festgestellt, dass die X-Card wenig Unterstützung bei der Frage bietet, wie der Spielfluss wieder in Gang gebracht werden soll, nachdem er durch die X-Card unterbrochen wird.

Von Befürwortern der X-Card, insbesondere jenen, welche die X-Card auch bereits praktisch eingesetzt haben, wird allerdings angeführt, dass sich eine Torpedierung oder übermäßige Ausnutzung der X-Card in der Praxis nicht beobachten lässt.

Die Angemessenheit der X-Card im Vergleich zur Stopp-/Pause-Karte

Angrenzend an den zuvor genannten Punkt kam die Frage auf, welchen Mehrwert die X-Card gegenüber anderen Techniken, wie der Stopp-/Pause-Karte mit anschließender Diskussion bietet.
Von Befürwortern der X-Card wurde hier angebracht, dass ein zentraler Punkt der X-Card gerade ist, dass Gruppenmitglieder nicht unter Rechtfertigungsdruck stehen. Kritiker wenden hier ein, dass Rollenspiel als kommunikatives Spiel ohnehin auf Austausch angewiesen wäre, und diese Situationen keine Ausnahme darstelle.

Die Nutzung der X-Card und anderer Techniken nicht nur zur Vermeidung tatsächlich traumatischer, sondern bereits "nur unangenehmer" Themen

Die hybride Natur der X-Card sorgte insbesondere bzgl. der Frage, wann sie zum Einsatz kommen soll, für kontroverse Diskussionen. Auch hier konnte letztlich keine Einigkeit erzielt werden. Generell bejaht wurde ein Einsatz von Sicherheitstechniken, allerdings nicht zwingend der X-Card, zur Vermeidung oder Behandlung traumatischer Situationen. Während einige Teilnehmer einen Einsatz von Support Tools zur Vermeidung "nur unangenehmer" Themen (wie bspw. ein rauchender NSC in einem Spiel, in dem eines der Gruppenmitglieder gerade versucht, mit dem Rauchen aufzuhören) als deutlich überzogen betrachten, weisen andere darauf hin, dass der Grad des Unwohlseins von außen schwer einschätzbar ist und eine umfängliche Diskussion, ob ein Thema "hinreichend kritisch" ist gerade dem Zweck des Schutzes zuwiderläuft.

Der Mehrwehrt der X-Card nach Nutzung weiterer Techniken

Schließlich wurde auch die Frage nach dem Mehrwert der X-Card gestellt, wenn zuvor andere Techniken wie bspw. die Klärung der Erwartungen (z.B. durch CATS) oder das Feststecken von Grenzen und Ausblendungen bereits zum Einsatz kamen. Diese wurde - analog zum vorigen Punkt - wahlweise mit sehr schmaler Nützlichkeit, die insbesondere über die Nutzung der Stopp-Karte nicht signifikant hinausgeht, oder mit hinreichender Nützlichkeit zum Auffangen von zuvor nicht-besprochenen Situationen beantwortet.

X-Card und Spielstil

Unklar (zumindest für mich) ist im Moment noch ein Zusammenhang zwischen Position zur X-Card und dem eigenen Spielstil. Die Vermutung, dass die X-Card vor allem von Spielern, die ein Modell verteilter Autorenschaft bevorzugen, befürwortet werden, lässt sich durch den aktuellen Diskussionsstand nicht bestätigen. Es deutet sich lediglich an, dass im Bereich des klassischen Rollenspiels etwas mehr Vorbehalte bestehen, insbesondere wenn es um Stimmungsspiel wie Horrorszenarien geht.


Soweit dann erstmal der Zusammenschrieb. Korrekturen und Anmerkungen werden gern angenommen.


Ich denke du triffst es ganz gut aber ich würde noch gerne paar Sachen ergänzen.

In Con Runden ggf ein bisschen schwierig aber bei den meisten Homebrew Runden gibt es eine Session 0. In dieser wird ja grundlegend Erläuter worum es in der Kampagne geht und womit man pi mal Daumen rechnen kann und die Spielleitung und die Spieler/in können erläutern was sie nicht wollen. Ich finde Session 0 dies Bezüglich sehr wichtig, weil es ne wichtige Vorarbeit ist um im Verlauf der Kampagne die X-Card zu minimieren.

In Con Runden kann man neben dem Abenteuer-Begleittext nochmal kurz vorher die Themen anreißen um den Spielern ein Gespür zu geben. Das wird in der Regel nicht so gründlich sein wie eine Session 0 aber kann sicher schon einiges begradigen.

Ein Arschloch toroediert die Runde. Mit oder ohne X-Card ist egal. Schmeißt ihn raus.

Spieler sagt das er das Kernelement des Abenteuer nicht leiden kann. Reflektiert, ob ihr verpasst habt darüber zu reden und bittet den Spieler zu gehen, da die Runde wohl nichts für ihn ist.

Was ich damit sagen will. Kommuniziert und bleibt objektiv und sachlich und nehmt die Punkte ernst. Wenn ihr Störenfriede habt, dann seid nicht nett zu ihnen. Wenn ihr eine Spielleitung habt, die nicht auf euch eingeht, dann verlasst die Runde. Ich weiß einfacher gesagt als getan aber ihr müsst in der Hinsicht a) Egoistisch sein (also auf Euer Wohl aus), besseres Wort wäre Selbstschutz
b) Reflektiert und Kommuniziert. Jeder muss sich mal an die eigene Nase packen und was mit den eigenen Runden funktioniert, funktioniert eben nicht woanders. Benutzt die Mittel, sie sollen helfen und nicht im Wege stehen. Wenn ihr meint das die X-Card die Runde zerstört, dann würde ich behaupten benutzt ihr sie nicht richtig.
Die X-Card kann als Dimmer benutzt werden um Situationen früh zeitig zu vermeiden oder eben als Notaus.
Ich würde sagen, dass die wenigsten die X-Card schändlich benutzen, solltet ihr wieder erwartens an so jemanden geraten. Dann sagt ihm das sein Verhalten Scheiße ist, weil es eben dazu führt " Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht!" Soll heißen das Volltrottel die eben die X-Card missbrauchen um Plots zu sprengen oder anders weitig unheil zu verursachen der Szene und den Menschen Schaden und das werde ich in meinen Runden nicht tollerieren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 19.06.2019 | 17:44
Der Autor schreibt das er zwischen 60 bis 100+ Einsätze in seiner Spiellaufzeit erlebt hat.
I've seen the X-Card used easily 60-100+ times (I play a lot of games with a lot of people all over the world).

Die X-Card ist kein Mittel für die Steuerung der Spielgestaltung im Spiel respektive als Teil des Spiels.
Unter anderem da sie, nach strikter Auslegung, hierfür sowohl zu wenig Gespräch vorsieht als auch keine Anleitung zu der Gestaltung bzw. Reaktion gibt.

Die X-Card würde ich während der Runde wie Regelfragen handhaben.
Bedeutet man kann Dinge auch nach der Runde hinterfragen oder ansprechen, wenn es denn wichtig ist aber es geht ja in erster Linie bei der X-Card darum das jeder am Tisch Spaß hat und die X-Card soll lediglich ein Mittel dazu sein den ganzen Spielern ein tolles Spiel zu geben.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 19.06.2019 | 18:09
Der Autor schreibt das er zwischen 60 bis 100+ Einsätze in seiner Spiellaufzeit erlebt hat.
I've seen the X-Card used easily 60-100+ times (I play a lot of games with a lot of people all over the world).

Ich hatte das wegen der relativ hohen Wertespanne als "pro Sitzung" interpretiert, aber Du hast vermutlich recht - ich schmeiß das aus dem Text raus.

Die X-Card ist kein Mittel für die Steuerung der Spielgestaltung im Spiel respektive als Teil des Spiels.
Unter anderem da sie, nach strikter Auslegung, hierfür sowohl zu wenig Gespräch vorsieht als auch keine Anleitung zu der Gestaltung bzw. Reaktion gibt.

Der Grund warum ich der X-Card, zusätzlich zu ihrem Sicherheitscharakter, als spielgestaltenden Charakter attestiere sind Aussagen wie
Zitat von: X-Card
  • I described an NPC smoking. A player was trying to quit and felt uncomfortable.
  • We played a modern realistic horror game. Someone introduced funny elves.

Zitat von: X-Card
People commonly believe that by using the X-Card to edit both content that may trigger someone and simply content that makes people uncomfortable or simply doesn't fit with the game... that it might diminish the power of using the X-Card when there is an emergency rather than a small misstep.

und das Wechselspiel mit der O-Karte, die sich ggf. auf der Rückseite der X-Karte befindet, und signalisiert, dass man sich mehr von einem bestimmten Inhalt bzw. eine Intensivierung wünscht. Das hat für mein Empfinden auch einen spielsteuernden Charakter.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 19.06.2019 | 18:10
Ich denke du triffst es ganz gut aber ich würde noch gerne paar Sachen ergänzen.

In Con Runden ggf ein bisschen schwierig aber bei den meisten Homebrew Runden gibt es eine Session 0. In dieser wird ja grundlegend Erläuter worum es in der Kampagne geht und womit man pi mal Daumen rechnen kann und die Spielleitung und die Spieler/in können erläutern was sie nicht wollen. Ich finde Session 0 dies Bezüglich sehr wichtig, weil es ne wichtige Vorarbeit ist um im Verlauf der Kampagne die X-Card zu minimieren.

In Con Runden kann man neben dem Abenteuer-Begleittext nochmal kurz vorher die Themen anreißen um den Spielern ein Gespür zu geben. Das wird in der Regel nicht so gründlich sein wie eine Session 0 aber kann sicher schon einiges begradigen.

Ein Arschloch toroediert die Runde. Mit oder ohne X-Card ist egal. Schmeißt ihn raus.

Spieler sagt das er das Kernelement des Abenteuer nicht leiden kann. Reflektiert, ob ihr verpasst habt darüber zu reden und bittet den Spieler zu gehen, da die Runde wohl nichts für ihn ist.

Valide Anmerkungen. Ich versuche das nachher mal oben in den Text einzubauen, insbesondere das Verhältnis zur Sitzung 0 in der Heimrunde.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.06.2019 | 18:17
Ich hatte das wegen der relativ hohen Wertespanne als "pro Sitzung" interpretiert, aber Du hast vermutlich recht - ich schmeiß das aus dem Text raus.
Bei einer Runde mit 4 Stunden wären es bei 60 Nutzungen eine alle 1,3 Minuten ;)

Zitat
Das Wechselspiel mit der O-Karte, die sich ggf. auf der Rückseite der X-Karte befindet, und signalisiert, dass man sich mehr von einem bestimmten Inhalt bzw. eine Intensivierung wünscht.
Die O-Karte ist eine separate Sicherheitstechnik welche die X-Karte erweitern kann aber nicht muss.
Weshalb sie auch in einem eigenem Dokument beschrieben ist und in dem zur X-Karte nur kurze Erwähnung findet.

Bevor ich zu der O-Karte als Technik greifen würde, würde ich eher die Ampel verwenden.
Hierbei legt man eine Grüne (Alles cool, gerne mehr), Gelbe (Grenzwertig, nicht intensiver) und Rote (Stopp) Karte auf den Tisch. Womit man dann die von dir genannte Steuerung hat und im Grunde ein Metaspielelement nutzt.
Ich habe mich beim leiten von VtM aus diesem Grund für die X-Karte und gegen die Ampel entschieden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 19.06.2019 | 18:27
Bei einer Runde mit 4 Stunden wären es bei 60 Nutzungen eine alle 1,3 Minuten ;)

Ich rechne ein bisschen anders, aber ja: das wäre wirklich ziemlich häufig :)

Die O-Karte ist eine separate Sicherheitstechnik welche die X-Karte erweitern kann aber nicht muss.
Weshalb sie auch in einem eigenem Dokument beschrieben ist und in dem zur X-Karte nur kurze Erwähnung findet.

Ok, wenn man die O-Karte außer acht lässt, kann man auch argumentieren, dass die X-Karte eine reine Sicherheitstechnik ist (auch wenn das den Begriff "Sicherheit" weiter ausdehnt als ich das normalerweise machen würde). Ich werde das nochmal umarbeiten und in die Liste strittiger Punkte verschieben.

Zitat
Hierbei legt man eine Grüne (Alles cool, gerne mehr), Gelbe (Grenzwertig, nicht intensiver) und Rote (Stopp) Karte auf den Tisch. Womit man dann die von dir genannte Steuerung hat und im Grunde ein Metaspielelement nutzt.
Ich habe mich beim leiten von VtM aus diesem Grund für die X-Karte und gegen die Ampel entschieden.

O.k. Ich denke, auch hier nehme ich am besten mal mit auf, dass es andere Techniken als die X-Karte gibt, die ein stärkeres Metaspielelement haben. Hast Du zur Ampel einen "offiziellen" Link? (in der Support Tool Liste stand sie, wenn ich mich gerade richtig erinnere, nicht drin).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.06.2019 | 18:32
O.k. Ich denke, auch hier nehme ich am besten mal mit auf, dass es andere Techniken als die X-Karte gibt, die ein stärkeres Metaspielelement haben. Hast Du zur Ampel einen "offiziellen" Link? (in der Support Tool Liste stand sie, wenn ich mich gerade richtig erinnere, nicht drin).
Ich werde heute Abend - wenn ich wieder daheim bin - nachsehen ob ich sie separat beschrieben finde.
Ich hatte zuletzt, am Wochenende in dem Anhang der V5 über sie gelesen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 19.06.2019 | 18:59
@ schneeland: Danke, das hast Du schön gemacht! :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 19.06.2019 | 21:21
Zur X-Card als Spielelement: In "For the Queen" (ich hatte schonmal ein Interview verlinkt) wird die X-Karte bewusst als ganz normales Steuerungselement für Themen und Inhalte eingesetzt, mit dem man über  den Stil der kommenden Runde abstimmt.

Zitat
The game comes with safety mechanics built in. The instructions, which are read on these very same cards, in round robin fashion, include an X-card. Even then, the X-card itself is completely normalized, and can be used for problematic or triggering content just as easily and seamlessly as for tone or any other reason. It’s quite liberating.
http://www.supernovembergames.com/tomes-of-tomes/2018/10/25/do-you-even-for-the-queen

Wie immer gibt es also die ganze Bandbreite: Manche nutzen sie nur als harten Trigger-Stop, andere als gewöhnlichen Teil des Spiels.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 19.06.2019 | 21:34
@Undwiederda:
Habe nun auch Deine Anmerkungen eingebaut.

@Der Tod:
Danke für den Hinweis! Ist ebenfalls mit drin.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 19.06.2019 | 23:54
@Undwiederda:
Habe nun auch Deine Anmerkungen eingebaut.

@Der Tod:
Danke für den Hinweis! Ist ebenfalls mit drin.

Danke  :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 20.06.2019 | 09:31
@ schneeland: Danke, das hast Du schön gemacht! :)
Schließe mich an. :)

Zur X Card.
Was mMn. noch nicht behandelt wurde: Wie sieht es mit Spielleitern aus, die sich schwer tun spontan zu improvisieren, bzw. Spielinhalte spontan auszutauschen und/oder Kaufabenteuer /geschriebene Plots leiten   (z. B SL Neulinge) ?

Sind die damit evtl. überfordert?
Bzw. eignet sich die X Card eher für SL die gut und gerne improvisieren können?

Zu anderen Sicherheitsmechanismen:
Bei Pausenkarte.
Welche Alternativen Möglichkeiten gibt es zu "Spielinhalt ohne Nachfragen" streichen ?

Sofern die Mitspieler, bzw. der SL miteinbezogen werden, kann man z. B. auch.
A. Den Spielinhalt entschärfen.
Inhalte teilentfernen, oder Beschreibung abschwächen.
B. Den betroffenen Spieler ein paar Minuten rausschicken.
C. Falls man den Inhalt doch entfernt, gemeinsam mit allen Spielern am Tisch nach Lösungen suchen, welchen Inhalt man stattdessen haben möchte.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2019 | 09:59
Schließe mich an. :)

Zur X Card.
Was mMn. noch nicht behandelt wurde: Wie sieht es mit Spielleitern aus, die sich schwer tun spontan zu improvisieren, bzw. Spielinhalte spontan auszutauschen und/oder Kaufabenteuer /geschriebene Plots leiten   (z. B SL Neulinge) ?

Sind die damit evtl. überfordert?
Bzw. eignet sich die X Card eher für SL die gut und gerne improvisieren können?

Zu anderen Sicherheitsmechanismen:
Bei Pausenkarte.
Welche Alternativen Möglichkeiten gibt es zu "Spielinhalt ohne Nachfragen" streichen ?

Sofern die Mitspieler, bzw. der SL miteinbezogen werden, kann man z. B. auch.
A. Den Spielinhalt entschärfen.
Inhalte teilentfernen, oder Beschreibung abschwächen.
B. Den betroffenen Spieler ein paar Minuten rausschicken.
C. Falls man den Inhalt doch entfernt, gemeinsam mit allen Spielern am Tisch nach Lösungen suchen, welchen Inhalt man stattdessen haben möchte.

Bezgl. des Improvisierens:
In ein Gesamtkonzept der Voraufklärung eingebunden und als echte Notfallbremse sollte es ja im Normalfall wenn dann doch eher eine Frage der ungewöhnlichen Intensität sein - dann würde ein Herabregeln oder fade away eigentlich reichen oder sollten sonst eher ein Nebenelement betreffen. (Die potentiell bekannten, weil auch wichtigen Elemente hätten dann ja Teil der Vorabsprachen sein sollen) .

Danach ist es wohl eher eine Frage des Spielstils, also ob gewisse Details ohne eine Einschränkung des Spielstils austauschbar sind oder sie eh nur beliebige Fassade sind, an der kein Herzblut hängt. 
Oder eher noch an der Kombination Spielstil/Element. Für einen Simulanten ist eine Änderung an einem Settingelement ggf schmerzhaft, für einen Narrativisten wäre ein X-en seines Fokuskonflikts spielspaßtödlich.

Reden wäre im Normalfall immer eine naheliegende Lösung.

Die X-card will aber gezielt den Stress des Getriggerten ungeachtet aller Kollateralschäden den Triggerstress und auch den "Meldestress", also die Notwendigkeit sich mit den anderen bezgl. dieses Vorfalls dann auseinander zu setzen nahestmöglich auf 0 setzen, und dazu gehört dann auch das Ablehnen eines ggf. kritische Gespräch und Gegenmeinungen.

Die Pausenkarte würde die akute Stressquelle ebenfalls erst einmal anhalten und die notwendige Klärung auf 4 Augen begrenzen, den Meldestress somit reduzieren, aber nicht völlig ausschalten.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 20.06.2019 | 10:15
Die Pausenkarte würde die akute Stressquelle ebenfalls erst einmal anhalten und die notwendige Klärung auf 4 Augen begrenzen, den Meldestress somit reduzieren, aber nicht völlig ausschalten.
Naja auch bei einer Stopp oder Pausenkarte müsste der betroffene Spieler ja nicht sagen,  "warum " er etwas nicht mehr im Spiel haben will,  sondern nur "was" er nicht mehr im Spiel haben will.
(Hier wäre aus meiner Sicht zur X Card kein Unterschied. Denn da darf ja auch nachgehakt werden: Was stört dich?  Was soll raus?)
Der entscheidende Unterschied wäre für mich, dass der SL dem Spieler in einem 4 Augengespräch Alternativen anbieten kann.
Die beiden können verhandeln, wie sie am Besten vorgehen.
Wirklich ganz streichen? Oder wäre es für den Spieler auch OK mal kurz rauszugehen?
Oder waren nur die Beschreibungen zu heftig? (Das Thema ist aber in abgeschwächter Form ok)
Oder stört nur ein Teilaspekt der Szene?

Kurz der SL erfährt, was zu dem zuviel geführt hat,  und weiß in Absprache mit dem Spieler wie er es am Besten beheben kann.
Gleichzeitig kann der Spieler sichergehen, dass der SL mit ihm Lösungen sucht, mit denen auch das Abenteuer für alle am Tisch gut weiterlaufen kann.

Warum der Spieler etwas nicht mehr im Spiel haben will (Persönliche Traumata usw.. ) geht den SL dabei nichts an. Bzw. muss er dafür gar nicht wissen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 20.06.2019 | 10:26
Ist der entscheidende Unterschied zwischen Pausen-Karte und X-Card nicht der, dass ich bei der Pausekarte auch theoretisch als SL (oder auch als Mitspieler, wenn als Gruppe drüber gesprochen wird) ein Mitbestimmungsrecht habe, ob und inwieweit ich nun Dinge rausnehme/ändere, während bei der eingeführten X-Card das Detail auf jeden Fall rausnehmen muss?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2019 | 10:29
Die Pausenversion, an die ich gedacht habe ist:
Der betroffene Spieler meldet die Pause an, das Spiel stoppt umgehend, er zieht sich zu einem 4-Augen-Gespräch mit dem SL zurück um das Problem zu lösen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 20.06.2019 | 10:35
Ist der entscheidende Unterschied zwischen Pausen-Karte und X-Card nicht der, dass ich bei der Pausekarte auch theoretisch als SL (oder auch als Mitspieler, wenn als Gruppe drüber gesprochen wird) ein Mitbestimmungsrecht habe, ob und inwieweit ich nun Dinge rausnehme/ändere, während bei der eingeführten X-Card das Detail auf jeden Fall rausnehmen muss?
Da bin ich mir (was die Original Pausenkarte betrifft) nicht ganz sicher. Bzw. müsste ich nochmal nachlesen.

Was ich aber auf jeden Fall daran gut finde, ist die Möglichkeit eines Gespräches.
Ich würde zwar solche Horrorsachen, auf keiner Con leiten,  aber wenn ich es täte,  dann wüsste ich zumindest gerne aus Sicht des Betroffenen : Was genau gestört hat..
Damit ich es in Zukunft vermeiden kann.
Gleichzeitig habe ich ja nicht nur einen Spieler am Tisch sondern noch andere (denen es offensichtlich nicht zuviel war).
Und deshalb würde ich mit dem Spieler einen Kompromiss finden wollen, auch stellvertretend für die anderen Spieler am Tisch, mit dem alle gut weiterspielen können.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 20.06.2019 | 10:38
Kann euer Auffassung nach die Verwendung der X-Card durch Spieler A AUCH zu dem Ergebnis führen, dass ohne Spieler A weitergespielt wird? Etwa, weil der SL ein Forgotten Realms Underdark Abenteuer vorbereitet hat, und der arachnophobe Spieler A ganz offenbar keinen Spaß mit dem Abenteuer haben wird, in denen es um Drider (Halbdrow-Halbspinnenwesen) geht?

Ich würde ja sagen: Natürlich kann es das, aber führt das nicht zwingend zu der unerwünschten Kommunikation über das genaue Problem von Spieler A?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2019 | 10:43
Kann euer Auffassung nach die Verwendung der X-Card durch Spieler A AUCH zu dem Ergebnis führen, dass ohne Spieler A weitergespielt wird? Etwa, weil der SL ein Forgotten Realms Underdark Abenteuer vorbereitet hat, und der arachnophobe Spieler A ganz offenbar keinen Spaß mit dem Abenteuer haben wird, in denen es um Drider (Halbdrow-Halbspinnenwesen) geht?

Ich würde ja sagen: Natürlich kann es das, aber führt das nicht zwingend zu der unerwünschten Kommunikation über das genaue Problem von Spieler A?

Nach X-card-Konzept nicht, danach hätte er einen Anspruch, das kommentarlos, also ohne Kommunikation außer maximal der Frage wie hoch äh was rausstreichen alles rausgestrichen wird, was dem Betroffenen aufstößt und danach geht es weiter.
Praktisch könnten natürlich alle außer dem Betroffenen aus der Runde aussteigen und zufällig an der Stelle anderswo weitermachen ... .

Letztlich wäre das auch eine Frage, von wem die X-card eingeführt wurde. Ggf. steht da noch eine CON-Leitung mit entsprechenden Vorgaben hinter.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 20.06.2019 | 10:44
Kann euer Auffassung nach die Verwendung der X-Card durch Spieler A AUCH zu dem Ergebnis führen, dass ohne Spieler A weitergespielt wird?
Das halte ich bei entsprechend guter Vorabsprache (Vor dem Abenteuer CATS), gefolgt von guter Kommunikation im Fall einer Unterbrechung(Im Abenteuer ), für relativ ausgeschlossen.


(Und nein, vom Sonderfall Problemspieler gehe ich jetzt mal nicht aus)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 20.06.2019 | 10:48
@ Blechpirat:
Da haben wir ja das grundsätzliche "Problem" der X-Card. Sie ist binär. Jede Beschreibung ihrer Wirkung verwendet das Wort "entfernen". Ohne "Wenn und Aber".

Ist sie etabliert worden, egal von wem, würde der Ausschluss des Spielers konträr zur eigentlichen Intention laufen. Was dann (auch zu Recht) die Frage aufkommen lässt, warum man sie in dieser Form eingeführt hat.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 20.06.2019 | 12:21
Kann euer Auffassung nach die Verwendung der X-Card durch Spieler A AUCH zu dem Ergebnis führen, dass ohne Spieler A weitergespielt wird?
Ja. Der Text sieht dahingehend auch ein Vier-Augen-Gespräch vor.
Es verlangt von der SL auch keine unmenschliche Leistungen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 20.06.2019 | 12:29
Kann euer Auffassung nach die Verwendung der X-Card durch Spieler A AUCH zu dem Ergebnis führen, dass ohne Spieler A weitergespielt wird? Etwa, weil der SL ein Forgotten Realms Underdark Abenteuer vorbereitet hat, und der arachnophobe Spieler A ganz offenbar keinen Spaß mit dem Abenteuer haben wird, in denen es um Drider (Halbdrow-Halbspinnenwesen) geht?

Ich würde ja sagen: Natürlich kann es das, aber führt das nicht zwingend zu der unerwünschten Kommunikation über das genaue Problem von Spieler A?


vlt sollte man beim vorbeteiten des abenteuers eben fragen ob es phobien gibt oder ekel vor gewissen dibgen. ohne zuviel zu spoilern kann man ea ja allgemein halten
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 20.06.2019 | 12:38

vlt sollte man beim vorbeteiten des abenteuers eben fragen ob es phobien gibt oder ekel vor gewissen dibgen. ohne zuviel zu spoilern kann man ea ja allgemein halten

Hier findet doch auch die Hauptarbeit bzgl.  Sicherheit statt.
Alles Wichtige (von dem man weiß ) sollte hier bereits abgeklärt sein.
Und hier findet eigentlich auch der Abgleich statt: Ist das Abenteuer was für mich?
Können wir zusammen spielen oder passt es nicht?

Sämtliche Karten sind (aus meiner Sicht Zumindest ) doch für die Eventualitäten, mit denen man nicht gerechnet hat.

(Wobei- das "benutzt es häufig, und  sobald euch unwohl ist"- das ganze ziemlich schwammig macht)
Das hat Schneeland schon gut auf den Punkt gebracht.

Ist deshalb vielleicht auch wichtig, dass ein SL vor dem Spiel klar macht,  wie seine Karte funktioniert und eingesetzt werden darf.
Damit jeder Bescheid weiß.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 20.06.2019 | 12:41
Da nach dem Ampel-System gefragt wurde, also es heißt "The Stoplight System" und laut dem Buch wurde es von einer Gruppe namens "Game to Gather" eingeführt.
Die einzige Seite, die es näher beschreibt, die ich nach etwas Googeln fand, ist diese hier:
https://www.musoapbox.net/topic/1747/indicating-discomfort-in-a-scene-online/2

Zitat aus der V5:
The Stoplight System
This was pioneered by the group Games to Gather. The Storyteller lays out three different colored circles on the table: red, yellow, and green. Each color indicates a response to different levels of intensity. Green means “yes, I am okay with and encourage the scene getting more intense.” Yellow means “the scene is fine at the intensity level it is now, and I would like it to stay here if possible.” Red means “the scene is too intense for me in a bad way and I need it to decrease or I need to tap out.” Players can tap the colored circles as appropriate to indicate to the Storyteller what they want or need at that moment.

The Storyteller can also use the stoplight system to ask the players if they’d like intensity increased or decreased as necessary without breaking the narrative flow. To do so, the Storyteller can repeatedly tap a color — green for “more intense,” yellow for “keep it here,” and red for “do you need me to stop?” The players can then touch a color in response. Players can also respond by saying the color in question out loud.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.06.2019 | 12:44
Ich würde ja sagen: Natürlich kann es das, aber führt das nicht zwingend zu der unerwünschten Kommunikation über das genaue Problem von Spieler A?

Wenn auch nur das geringste Risiko des Ausschlusses für den Nutzer einer X-Card existiert, dann schießt der Meldestress aber mal so richtig in die Höhe.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Es kann im Rollenspiel Situationen geben in denen die Interessen konfliktär sind. Ein Ansatz ist demjenigen der Unwohlsein reklamiert blind recht zu geben - notfalls(!) auf Kosten aller anderen. Eine Einzelfallabwägung findet dann nicht statt. Oder aber man gibt nicht blind recht, dann geht der Meldestress auf Kosten desjenigen, der ernsthaft Probleme hat sich zu artikulieren, hoch.

Man muss sich eben entscheiden zwischen Einzelfallabwägung und Minimierung des Meldestresses. Mein Anliegen ist es, dass es nicht unmoralisch ist sich für die Einzelfallabwägung zu entscheiden. Wer lieber den Meldestress minimiert - okay. Aber es gibt keinen Zwang um jeden Preis zu integrieren: Wer voller Vorfreude auf eine Con fährt um sich zu unterhalten und zu entspannen, der ist nicht verpflichtet Sozialarbeit zu leisten. Man kann, das ist auch lobenswert.

Man ist aber kein Schwein, wenn man 'Nein' sagt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 20.06.2019 | 14:34
@Issi (und natürlich auch @Deep One):
Danke für die Blumen! Ich hatte das Gefühl aus der Diskussion hier, trotz des teilweise etwas ruppigen Tonfalls, einiges mitgenommen zu haben, und dachte mir, ich schreib' das mal auf, falls sich später auch mal jemand mit der Frage beschäftigt, ob er gern Sicherheitstechniken in seiner Runde hätte (landet demnächst auch auf Seite 1)

@Teylen:
Danke für den Link! Ich bau das noch ein, verweise aber auch auf das V5-Regelwerk.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 20.06.2019 | 15:44
@schneeland: Diese Zusammenfassung sollten wir irgendwo noch mal prominent platzieren, die ist wirklich lesenswert.

@topic: Ich fand diese Liste von Kategorien auf einer Seite, die versucht Triggerwarnungen zu crowdsourcen. Ich fand es spannend, welche Themen dabei eine Rolle spielen. Okay, dass mit dem Weihnachtsmann ist vermutlich kein Trigger, aber sonst...

https://www.doesthedogdie.com/categories/
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 20.06.2019 | 16:36
@Blechpirat:
Danke! Wenn Du eine Idee hast, wo sie hin soll, lege ich sie gern auch nochmal separat ab.

Und wenn Wünsche bestehen, was noch rein soll, auch einfach Bescheid sagen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 20.06.2019 | 17:18
@Blechpirat:
Danke! Wenn Du eine Idee hast, wo sie hin soll, lege ich sie gern auch nochmal separat ab

Zumindest mal da: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,50121.msg134760069.html#msg134760069
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 20.06.2019 | 19:08
vlt sollte man beim vorbeteiten des abenteuers eben fragen ob es phobien gibt oder ekel vor gewissen dibgen. ohne zuviel zu spoilern kann man ea ja allgemein halten
Selbst das mag nicht reichen, weil bestimmte Phobien oder Traumata Leuten möglicherweise nicht einmal bewusst sind, bis sie in eine entsprechende Situation kommen. Eine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie mit ihren Eltern über Mobbing gesprochen hat und selbst sagte, dass sie ja Glück hatte, dass sie das nie getroffen hat. Bis ihre Eltern ihr dann erzählten, was sie längst vergessen hatte, und sie gemerkt hat, dass sie weinte.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2019 | 19:30

vlt sollte man beim vorbeteiten des abenteuers eben fragen ob es phobien gibt oder ekel vor gewissen dibgen. ohne zuviel zu spoilern kann man ea ja allgemein halten

Zumindest bei Cons wird das nicht möglich sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 21.06.2019 | 09:43
Selbst das mag nicht reichen, weil bestimmte Phobien oder Traumata Leuten möglicherweise nicht einmal bewusst sind, bis sie in eine entsprechende Situation kommen. Eine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie mit ihren Eltern über Mobbing gesprochen hat und selbst sagte, dass sie ja Glück hatte, dass sie das nie getroffen hat. Bis ihre Eltern ihr dann erzählten, was sie längst vergessen hatte, und sie gemerkt hat, dass sie weinte.

Da muss dann eben die X-Card oder die Pause ran und sollte der Plot dies als Thema haben, muss man einen Kompromiss erreichen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 21.06.2019 | 09:45
Zumindest bei Cons wird das nicht möglich sein.

Auf Cons, kann man aber eben viel in den Begleittexten reinpacken.
Dann eben ein kurzes Vorgespräch mit der Gruppe + Regeln + Setting
X-Card auf dem Tisch
Dann sollte man als SL abwägen, wenn die X-Card benutzt wird. Kann ich es umschiffen oder wäre es besser (weil es eben das Thema des ganzen Plots ist) das betroffener Spieler die Runde verlässt.

Aber das der Spieler die Runde verlässt, sollte eigentlich immer die letzte Option sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deep One am 25.06.2019 | 18:20
Ich hatte gestern Gelegenheit, ein Schwätzchen mit einem Rollenspieler zu halten, der dieses und jenes und insbesondere PTBS vom feinsten mit sich herumschleppt. Besagter Spieler übt sich in Achtsamkeit, um Getriggert-werden zu vermeiden (hier definiert als 'in sich reinhören, eine Annahme über die eigene, tagesaktuelle Stabilität treffen und das Verhalten danach ausrichten'). Seiner Erinnerung nach mußte er überhaupt erst zwei Sitzungen getriggert abbrechen (er spielt EDO Fantasy, nicht sonnen schrägen Poposex-Kram).

*Für sich* lehnt er eine X-/Stop-Karte ab, weil er verdammt noch mal als normaler Mensch behandelt werden möchte und nicht als armes Puschelchen, das von neurotypischen Mitspielenden beschützt werden muß.

Ihr kennt das ja: Internet gut und schön, aber mit einem echten Menschen reden ist doch noch mal was anderes. :)

Da ich jedes Jahr wieder mit dem Gedanken spiele, bei einer Con in der Nähe mal eine Runde anzubieten (es dann aber doch nicht tue), teile ich dazu meine Meinung:

Bei der Runde, die ich anbieten würde (EDO/Pulp/Spaß-OSR), sind Sicherheitstechniken nach praktischem Ermessen vollkommen überflüssig, einfach weil die Chance, jemandem Unannehmlichkeiten zu bereiten, mikroskopisch klein ist. Es müßte beispielsweise ja schon mit dem Teufel zugehen, wenn der einzige norddeutsche Spieler, der sich sofort zu einem Ball zusammenrollt, falls ich sage: "eine Riesenspinne greift an! Sie hat RK 7 und ... würfelt ... 3 TP", sich ausgerechnet an meinen Tisch verirrt.

Andererseits will man ja niemandem im Wege stehen, also würde ich vermutlich sonne Stop-Karte auf den Tisch legen. Man weiß es ja nicht.

Definitiv nicht nutzen würde ich die X-Karte, weil die, wie oben ausgeführt, inhaltlich nicht hinreichend bestimmt ist und in meinen Runden Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis stünden. - Wobei ich wiederum Leuten wie Teylen und dem Tod gerne glaube, dass das für ihre Runden das beste seit der Erfindung des W10 ist (und tatsächlich würde ich zu gern mal beim Tod in eine Runde reinkiebitzen, damit ich mal sehe, wie das da in der Praxis läuft :)).

Sollen es eben alle so tun, wie sie mögen.

ETA: "Schräger Poposex-Kram" bezog sich auf das UKExpo-Beispiel und sollte keine darüber hinaus gehende Wertung darstellen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Boni am 25.06.2019 | 18:42
Beim, ich zitiere Deep One, "Poposex-Kram" wird es eben interessant. Ob ich z.B. Monsterhearts mit Fremden auf einem Con spielen würde, sei mal dahingestellt. Aber selbst mit Freunden in der heimischen Runde bewege ich mich da in Themenbereichen (LGBTQ+, Sex, psychische Gewalt, etc.), dass ich selbst bei meinen engsten Freunden nicht sicher wäre, dass ich jedes sensible Thema kenne. Da finde ich die X-Card sehr angebracht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 25.06.2019 | 18:45
Beim, ich zitiere Deep One, "Poposex-Kram" wird es eben interessant. Ob ich z.B. Monsterhearts mit Fremden auf einem Con spielen würde, sei mal dahingestellt. Aber selbst mit Freunden in der heimischen Runde bewege ich mich da in Themenbereichen (LGBTQ+, Sex, psychische Gewalt, etc.), dass ich selbst bei meinen engsten Freunden nicht sicher wäre, dass ich jedes sensible Thema kenne. Da finde ich die X-Card sehr angebracht.

Das Grundrisiko (oder ggf. auch spezifisch erhöhte Risiko)  ist bekannt. Die konstruktive Frage wäre dann aber, ob es mit anderen Methoden nicht gezielter und nebenwirkungsärmer behandelt werden könnte.
Statt dessen wird es schwarzweiß auf X-Card oder nix reduziert.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 25.06.2019 | 19:08
Beim, ich zitiere Deep One, "Poposex-Kram" wird es eben interessant. Ob ich z.B. Monsterhearts mit Fremden auf einem Con spielen würde, sei mal dahingestellt. Aber selbst mit Freunden in der heimischen Runde bewege ich mich da in Themenbereichen (LGBTQ+, Sex, psychische Gewalt, etc.), dass ich selbst bei meinen engsten Freunden nicht sicher wäre, dass ich jedes sensible Thema kenne. Da finde ich die X-Card sehr angebracht.

Die X-Card ist ja eine gute Sache aber man sollte nie vergessen, das man eben vorher über seine Runden reden sollte.
Auf Cons ist Session 0 immer ein wenig schwierig aber man kann auch auf einer Con vieles zu der Runde im Vorfeld sagen (siehe Begleittexte) oder in einem 5 Minuten Vorgespräch
Bei Runden daheim, würde ich sagen ist eine Session 0, immer von Nöten. Weil man eben ausgiebig über das System/Setting reden kann.
Man kann aber zudem die X-Card/Pausenkarte rein nehmen. Schaden tut sie ja nicht, wenn sie da rumliegt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Huhn am 25.06.2019 | 19:19
@topic: Ich fand diese Liste von Kategorien auf einer Seite, die versucht Triggerwarnungen zu crowdsourcen. Ich fand es spannend, welche Themen dabei eine Rolle spielen. Okay, dass mit dem Weihnachtsmann ist vermutlich kein Trigger, aber sonst...

https://www.doesthedogdie.com/categories/
Interessante Seite, danke für den Link.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 25.06.2019 | 19:28
Man kann aber zudem die X-Card/Pausenkarte rein nehmen. Schaden tut sie ja nicht, wenn sie da rumliegt.

Genau wie Waffen ... erst wenn sie unangemessen benutzt werden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 25.06.2019 | 20:20
Genau wie Waffen ... erst wenn sie unangemessen benutzt werden.

Der Vergleich hinkt mMn.
Die X-Card ist ja eigentlich ein vorbeugendes Mittel und soll den Spielern Sicherheit geben.
Eine Waffe dient der Einschüchterung und bei Benutzung führt es zum Schreck oder schlimmsten falls zum Tode.

Vlt verstehen wir aber auch beide da die X-Card unterschiedlich
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 25.06.2019 | 20:24
Der Vergleich hinkt mMn.
Die X-Card ist ja eigentlich ein vorbeugendes Mittel und soll den Spielern Sicherheit geben.
Eine Waffe dient der Einschüchterung und bei Benutzung führt es zum Schreck oder schlimmsten falls zum Tode.

Vlt verstehen wir aber auch beide da die X-Card unterschiedlich

Die X-Card kickt ohne jegliche weitere Rücksprachen oder Abwägungen was auch immer dem Werfer gerade in den Sinn kommt. Wem das nicht gefällt, kann maximal gehen, ansonsten interessiert er und seine Vorstellung von Spielspaß nicht.
Das sehe ich schon als spielerisches Äquivalent einer geladenen Waffe auf dem Tisch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 25.06.2019 | 20:30
Erstmal wird man ja nicht gezwungen die X-Card am Tisch zu haben. Es ist eine Option.
Und du kannst ja den Text der auf der offiziellen X-Card steht ja anpassen, wenn es dir zu krass ist.

Die X-Card ist mMn nicht zwingen RAW sondern RAI

Es geht ja darum das die Spieler sich sicher fühlen und das man ihnen das entgegenbricht.
Benutze doch ne Abgemilderte Karte, ich sehe da jetzt kein Problem.
Ich meine es gibt keine Rollenspielpolizei, die das kontrolliert und es geht ja darum das sich jeder am Tisch wohl fühlt, auch die SL
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 25.06.2019 | 20:42
Es geht ja darum das die Spieler sich sicher fühlen und das man ihnen das entgegenbricht.
Benutze doch ne Abgemilderte Karte, ich sehe da jetzt kein Problem.
Ich meine es gibt keine Rollenspielpolizei, die das kontrolliert und es geht ja darum das sich jeder am Tisch wohl fühlt, auch die SL

Wenn das so Schule macht als CON-Auflage, dann steht die Rollenspielpolizei dahinter.
Und "sicher fühlen" kann sich dann nur derjenige, der Elemente zerstören will, nicht derjenige, der bestimmte Elemente drin haben will.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 25.06.2019 | 21:15
Wenn das so Schule macht als CON-Auflage, dann steht die Rollenspielpolizei dahinter.
Und "sicher fühlen" kann sich dann nur derjenige, der Elemente zerstören will, nicht derjenige, der bestimmte Elemente drin haben will.

Dann werden die Spieler, die das stört nicht mehr auf Cons gehen, die es Verpflichtend machen.
Kommunikation ist das A und O. Schreibt Dinge, die Aufstoßen können in den Begleittext, sprecht es vorher noch mal durch und dann sollte die X-Card/Pausenkarte auch kaum bis gar nicht zum Einsatz kommen.
Man kann auch Spielern diplomatisch näher bringen, dass die Runde nix für sie sind.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 26.06.2019 | 08:01
Müssen denn Buchautoren und Fernsehsender demnächst auch vorher mitteilen welche Inhalte verstörend sein könnten? Gibt's das irgendwo sonst, dass fiktive Inhalte so problematisiert werden? Oder ist da nicht doch eine Menge Wichtigtuerei dabei - bei den Getriggerten (manchen zumindest)?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 08:24
Ich hätte jetzt gar keine Lust so krasse Themen zu behandeln, und gerade bei Horror besteht ja kurioserweise der Spaß für  viele Spieler im,  ich nenne es mal: "Lustvollen  Unwohlsein. "
(Manche vermeiden es deshalb, andere konsumieren es deshalb  )

Spieler, die da Bock drauf haben, wollen sich unwohl fühlen aber bitte nicht zu doll.
Und da denke ich, sind mit X/Pausen Card&Co wirklich alle am Tisch voll gefragt,  weil ja jeder Spieler jedes Unwohlsein, (auch das lustvolle Unwohlsein eines anderen Spielers) jederzeit beenden kann. Da den richtigen Moment zu finden, ist sicher eine Kunst.
Denn es gilt abzuschätzen: Wann ist es genug? (Wo liegt meine Grenze? Wo seine? Wie finde ich einen tragbaren Kompromiss? )
Will heißen, der, der die Karte einsetzt, übernimmt damit nicht nur für sich selbst Verantwortung, sondern verändert auch für andere Spieler am Tisch das Spiel.

- Klar ist, bei krassen Triggern kann es schwer einen Kompromiss geben, bei dem alle weiter zusammen sitzen und spielen.
Hier scheint mir auf jeden Fall eine Pause angebracht.

Jetzt gehört das "Unwohlsein" zum Horror, wie das "Traurig sein" zur Tragödie, oder das "Amüsiert sein" zur Komödie.

Von daher finde ich das " wann kippt das Ganze?  Wann wird es zu viel? Gar nicht so einfach.


Edit.
Generell : "Die Abwesenheit von Unwohlsein, bedeutet nicht automatisch  die Anwesenheit von Spaß."

(Das gilt beim Horror kurioserweise  doppelt  ~;D)






Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 26.06.2019 | 08:36
Müssen denn Buchautoren und Fernsehsender demnächst auch vorher mitteilen welche Inhalte verstörend sein könnten? Gibt's das irgendwo sonst, dass fiktive Inhalte so problematisiert werden? Oder ist da nicht doch eine Menge Wichtigtuerei dabei - bei den Getriggerten (manchen zumindest)?
Ähm, "demnächst"? Also bei unserem Fernsehen ist das so, solange ich gucken darf ;) . "Die nachfolgende Sendung ist für Zuschauer unter..." Usw.
Bei Büchern ist das tatsächlich unüblich.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: seanchui am 26.06.2019 | 09:06
Ähm, "demnächst"? Also bei unserem Fernsehen ist das so, solange ich gucken darf ;) . "Die nachfolgende Sendung ist für Zuschauer unter..." Usw.
Bei Büchern ist das tatsächlich unüblich.

Na, "ab 18" reicht ja nicht. Vor der Sendung müsste dann ja eher ein Teaser in Form von ... "Die nachfolgende Sendung enthält Raucher, eine Person mit dem Namen Sandy sowie unbewußte Gewalt gegen mehrere Igel" ... laufen, damit potentielle Reizthemen abgedeckt sind  ;)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 09:10
Angenommen ein Spieler kreuzt da auf der Trigger Liste eine Menge Sachen an, dann würde ein Horror SL sich vielleicht schon fragen: Warum willst du mit so vielen Triggern ausgerechnet bei einer Horror Runde mitspielen?
Möchtest du etwa getriggert werden?
(Bzw. empfindest du dabei Spaß? )
Ansonsten gibt es andere Runden, wo die Gefahr nicht so groß ist.
Die passen dann evtl.  besser.




Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 26.06.2019 | 09:14
Bücher kann man weglegen, wenn es einem zu viel wird.
Filme und Serien kann man ausschalten.
Das ist bei einer aktiven Runde ein bisschen schwerer.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 09:21
Bücher kann man weglegen, wenn es einem zu viel wird.
Filme und Serien kann man ausschalten.
Das ist bei einer aktiven Runde ein bisschen schwerer.
Das stimmt, da man sich da sozial evtl. unnötigerweise unter Druck gesetzt fühlt, unbedingt sitzen zu bleiben. A la "Aufstehen ist unhöflich undso. "

Das könnte man aber verbessern, in dem der SL vor dem Spiel sagt: "Passt mal auf Leute, das ist hier eine Horrorrunde.
Wem es zwischendrin zu viel wird, der darf jederzeit mal rausgehen."

Oft ist es ja nur die Erlaubnis die fehlt.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 26.06.2019 | 09:23
Es müßte beispielsweise ja schon mit dem Teufel zugehen, wenn der einzige norddeutsche Spieler, der sich sofort zu einem Ball zusammenrollt, falls ich sage: "eine Riesenspinne greift an! Sie hat RK 7 und ... würfelt ... 3 TP", sich ausgerechnet an meinen Tisch verirrt.

btw: Ich kenne eine hocharachnophobe Spielerin - aber im Rollenspiel schlägt sie die Riesenspinnen problemlos & gerne Tod.

Andererseits kenne ich auch eine World of Warchraft Spielerin welche den Sitzplatz verlässt wenn ich etwa auf mein Reittier "Riesenspinne" aufsetze. (Gut die hat dann wohl einen wirklich Handletter große Spinne vor sich im Monitor) - vielleicht würde sich die erste auch so verhalten. Sie (zweitere) hat also einen visuellen Reiz - nicht nur einen akustischen wie erstere-> Spinnen sind aber nicht gerade bekannt für ihre Akustik,

Gibt es eigentlich viele Leute die beim Rollenspielen wirklich aktiv alles in Gedanken Visualisieren? Ich mache das eigentlich nur als SL in der Vorbereitung des Abenteuers, und auch da eigentlich nur beim Handlungsschauplatz.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 09:38
Gibt es eigentlich viele Leute die beim Rollenspielen wirklich aktiv alles in Gedanken Visualisieren? Ich mache das eigentlich nur als SL in der Vorbereitung des Abenteuers, und auch da eigentlich nur beim Handlungsschauplatz.
Mich (und sicher noch viele andere)
Der Unterschied ist: Wenn ich eine Riesenspinne sehe, dann die aus "Herr der Ringe". Kurz -es ist eine "Märchen und Filmspinne. "
Sie wirkt lebendig aber nicht echt.

Liegt vielleicht daran, dass es in Echt keine Reitspinnen gibt. Daher ist für mein Gehirn zumindest klar: das ist nicht real.
Geht mir auch mit Filmen so: Je realer das Setting, desto größer ist die Gefahr.

Bei anderen ekligen Beschreibungen (die es in Echt geben könnte), kann es dagegen schon sein, dass das Brechreiz, Ekel OÄ. auslöst.
Bzw. dazu führt, dass ich aufstehe.

Ich weiß also, warum ich mir keinen Ekel Horror antue. Weil es nix für mich ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 26.06.2019 | 10:01
Das stimmt, da man sich da sozial evtl. unnötigerweise unter Druck gesetzt fühlt, unbedingt sitzen zu bleiben. A la "Aufstehen ist unhöflich undso. "

Das könnte man aber verbessern, in dem der SL vor dem Spiel sagt: "Passt mal auf Leute, das ist hier eine Horrorrunde.
Wem es zwischendrin zu viel wird, der darf jederzeit mal rausgehen."

Oft ist es ja nur die Erlaubnis die fehlt.
Und auch das ist eine der Sicherheitsmechanismen, die begleitend zur X-Card empfohlen und genutzt werden. ("Open Door Policy")
Man muss das Rad nicht zwingend neu erfinden.  (http://leavingmundania.com/2014/02/27/primer-safety-in-roleplaying-games/)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 26.06.2019 | 10:40
Mich (und sicher noch viele andere)

Was bei mir - mittlerweile - nicht mehr geht sind spezielle beschreibungen mit Folter, explizit hierbei alles was die Hände betrifft. Nach einem Bruch eines Fingerknochens (OT Arzt: Das haben sie aber maximal doof gebrochen) und der anschliessenden Reha wo ich unter starken Schmerzen wieder die beweglichkeit (naja so 90% halt) herstellen musste kann ich so etwas nicht mehr so gut ab wie früher. Vor allem wenn die beschreibung eigentlich unnötig ist:
Also "Ich beschreibe die Folter und hoffe dann noch Bonuspunkte auf meinen Verhörenwurf zu bekommen" - Nee brauch ich nicht, geht mir auch das Messer in der Tasche auf - brauch ich aber keine X-Card für, kann ich auch einfach so sagen, schliesslich beschreibe ich beim Schwimmen ja auch nicht das ich den Kopf unter wasser halte um den Wasserwiederstand geringer zu halten und ein bischen Geschwindigkeit rauszuholen,...
Da lieber beschreiben wie man am Kronleuchter hängend mit dem Villain ein Degenduell ausfechtet.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 10:47
@
Tod
Hoffe ich finde später noch Zeit das genauer durchzulesen.

Rausgehen und das Spiel verlassen ist in der Tat nichts Neues.
Schätze viele hatten, als sie noch klein waren, den Moment, wo sie mal gesagt haben: "Ich spiel nicht mehr mit!" >:( ~;D
(Nicht nur bei MenschÄrgereDichNicht)
Als Erwachsener wird die Hemmschwelle bei manchen wieder größer, den Platz zu verlassen und aufzustehen.
IdR. aus Angst.
Bin ich dann unhöflich?
Denken die anderen am Tisch dann ich bin eine Mimmi?
usw.

Da kann eine Einladung (Bzw. ausdrückliche Erlaubnis) schon helfen, dieses natürliche Gefühl von : "Mir reicht es jetzt!" wieder wahrzunehmen.

Ein Erwachsener hat zudem die Möglichkeit sich selbst zu beruhigen, um später wieder mitspielen zu können.
Und im Idealfall die Größe zu sagen: Dann setze ich eben aus, und lasse die anderen kurz ohne mich ihren Spaß haben.(Auch wenn es meiner nicht ist) :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 26.06.2019 | 12:17
Ich glaube der Vergleich mit kleinkindlicher Konfliktkompetenz ist ein Bärendienst für die Xcard  ::) kann aber auch sein dass du nur eine Technik meintest, bei der man halt explizit jederzeit mittendrin gehen darf und keiner hämisch wird, vielleicht habe ich die überlesen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 12:58
Ich glaube der Vergleich mit kleinkindlicher Konfliktkompetenz ist ein Bärendienst für die Xcard  ::) kann aber auch sein dass du nur eine Technik meintest, bei der man halt explizit jederzeit mittendrin gehen darf und keiner hämisch wird, vielleicht habe ich die überlesen.
Ich meinte gar keine Technik.

Mir ging es allein um die Frage:  Warum sich manche Spieler bei einem Spiel gehemmt fühlen aufzustehen.(Obwohl sie es gerne würden)
Gründe wie : Kann ich nicht machen, ist unhöflich, kommt doof rüber. etc.
Und dieses "Bloß nicht negativ auffallen"- oder die Angst davor,  ist bei Kindern idR.  noch nicht so stark.

Als Erwachsener ist man normalerweise  mehr darauf bedacht nicht negativ aufzufallen. Die Erwartungen an einen Erwachsenen sind auch andere.
Aber genau das ist vermutlich teilweise hinderlich, weil man dadurch evtl.  Gefühle unterdrückt.

Das kann man ja theoretisch bei jedem Spiel, bei jeder Gruppen Situation tun.
Aber oft tut man es eben nicht: Aus Angst vor negativen Konsequenzen.

Edit. Was helfen könnte, ist mMn. einfach eine Einladung vom SL a la: Es ist Horror. Es ist Ok zwischendurch rauszugehen, wenn es zuviel wird.
(Ganz unabhängig davon ob man nun Karten einsetzt oder nicht)

Aber Erwachsensein hat eben nicht nur Nachteile: Man hat dadurch uU. auch ein paar mehr Kompetenzen.
z.B. sich selbst wieder beruhigen  können. Oder seine eigenen Bedürfnisse kennen, die von anderen wahrnehmen etc.
Das hilft einem überall, nicht nur beim Rollenspiel.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 26.06.2019 | 13:07
Da. Die Einladung. Das ist die Technik. Test ist schon klar :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 13:14
Da. Die Einladung. Das ist die Technik. Test ist schon klar :)

Ok, wenn du das sagst.
Ich hätte das jetzt nicht als Technik gesehen.
Sondern als Ansage vor dem Spiel.

Ob die Leute dann wirklich rausgehen, wenn ihnen danach ist, hat man als SL ja nicht in der Hand.
Man kann es nur anbieten.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 13:16
Man muss das Rad nicht zwingend neu erfinden. (http://leavingmundania.com/2014/02/27/primer-safety-in-roleplaying-games/)
Guter Artikel. Danke.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 13:47
schliesslich beschreibe ich beim Schwimmen ja auch nicht das ich den Kopf unter wasser halte um den Wasserwiederstand geringer zu halten und ein bischen Geschwindigkeit rauszuholen,...
Hübscher Vergleich.
Jeder weiss, wie man schwimmt... Da hat man dann gleich ein klares Bild vor Augen.

Das hat man bei Begriffen wie Folter und Vergewaltigung jedoch auch.

Jeder stellt sich das zwar anders vor, aber jeder weiss was gemeint ist UND das Kopfkino schaltet sich ein.
Das ist dann erst einmal nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen; mit allem, was als Rattenschwanz da so dran hängen mag.
Das ist verständlich, jeder kann das eigentlich irgendwie nachvollziehen und sich in die Befindlichkeit des Betroffenen hineinfühlen.
Alles gut.

Doch jetzt kommt der Möchtegern-Nichtraucher, der sich in einer idyllischen Szene am rauchenden Hobbit NSC stört.
Und jetzt?

Wessen Befindlichkeit wiegt schweren?
Und bei welchem Stichwort ist Schluss?
Welche Reaktionen kann ich nachvollziehen und welche empfinde ich als übertrieben?

Kann bzw. darf ich das bewerten oder gewichten?

Für jeden, der jetzt NEIN denkt - wobei 'nein' die einzig richtige Antwort ist - gibt es nur eine einzige Möglichkeit.

21+ Label
Keine Tabus. KEINE. Wer ein Tabu hat, ist draussen.
Nicht um auszugrenzen, sondern aus purem Schutz Intresse dem eigenen ICH gegenüber.

Nur so und nicht anders kann man garantieren, dass das Spiel nicht aufgrund Einzelner und deren Befindlichkeiten unterbrochen/beendet werden muss.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 14:16
Zitat
21+ Label
Keine Tabus. KEINE. Wer ein Tabu hat, ist draussen.
Nicht um auszugrenzen, sondern aus purem Schutz Intresse dem eigenen ICH gegenüber.

Nur so und nicht anders kann man garantieren, dass das Spiel nicht aufgrund Einzelner und deren Befindlichkeiten unterbrochen/beendet werden muss.

Oder man macht gleich ein Dschungel Horror Camp auf.
Jedem Teilnehmer wird von Anfang an klar gemacht, dass nicht alle die Runde heil überstehen werden.
.....Aber jeder bekommt noch so ein Handy mit einer Notrufnummer.
Damit kann er dann den Rettungsdienst anrufen unter dem Code Wort "Hilfe hol mich hier raus!"  ;D ~;D

Sorry, ich muss ein Bisschen Spaß machen, weil das Thema echt schwierig ist. Und es keine Patent Lösung für alle zu geben scheint.

Für mich ist es die: Ich spiele idR. mit Leuten die ich kenne.
(Da gibt es diverse Probleme nicht)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 14:35
Ich spiele idR. mit Leuten die ich kenne. (Da gibt es diverse Probleme nicht)
Oder so. Das geht auch.

Es gibt dabei nur eine Kleinigkeit zu beachten.

Wie lange musst Du die Leute kennen, um sie wirklich zu kennen?

Und was machst Du, wenn mal jemand wegbricht und Du einen Ersatz in die Gruppe einbringst?

Dann ist Dein Konstrukt schon hinfällig. Leider.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 26.06.2019 | 14:44

Wessen Befindlichkeit wiegt schweren?
Und bei welchem Stichwort ist Schluss?
Welche Reaktionen kann ich nachvollziehen und welche empfinde ich als übertrieben?



Um es mal so zu sagen - ich bin der Meinung das man durchaus auch mal etwas aushalten können muss, man muss nicht immer gleich mit der dampfpfeife losströten wenn einem etwas nicht passt.
Und das ist keine Einbahnstrasse, das gilt für beide Seiten - also sowohl für den einen als auch für den anderen.

Aber es gibt eben Grenzen.

Übertrieben ist IMHO etwa die Reaktion aus dem fraglichen Ursprungsstrang, seine Twitterfollower auf jemanden zu hetzen ist, so mal will ist das wohl auch eine "Sicherheitstechnik fürs Rollenspiel".
Manchmal wünsche ich mir etwas mehr Merkel in der Welt - ruhig bleiben und erstmal nachdenken - vieleicht auch mal etwas ganz ignorieren.

Wenn der Nachbar mal auf meinem Grundstück parkt - ist das okee - wenn er sich entschuldigt erst recht, wenn er es aber anfängt als sein recht zu sehen dann eben nicht mehr.
Wie sehe Deutschland aus wenn jeder gegen jede befindlichkeitsverletzung klagen würde - besser oder schlechter?
Mal abgesehen von einer überlastung der Gerichte, wer würde denn noch etwas tun?

Ich kann auch mit der Redefreiheit und der Freiheit der Kunst argumentieren,...
SWR2 Wissen 26.06.2019:
https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/was-gesagt-werden-darf/-/id=660374/did=24075256/nid=660374/1wyyvdw/index.html

Ist dort zwar nur ein Randthema aber - ja man muss auch andere Meinungen "aushalten".

Ich erinnere mich auch gerade an eine "Vorschrift" bei der Bundeswehr (damals noch als es die Wehrpflicht gab - und naja jedenfalls bei uns war das so, ob es wirklich eine solche Vorschrift gab weis ich auch nicht sicher) - man kann sich über alles beschweren ABER nicht an dem Tag an dem es vorgefallen ist, man "musste" immer eine Nacht darüber schlafen - und ich glaub das war eine der Sachen die dort einiges an Ärger & Arbeit erspaart hat.

Also wenn mir jemand kommt "Ich hab 100.000 Follower bei Twitter und du machst jezt als Spielleiter genau das was ich will,..." welche X-Card schüzt mich vor so jemanden?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 14:54
Oder so. Das geht auch.

Es gibt dabei nur eine Kleinigkeit zu beachten.

Wie lange musst Du die Leute kennen, um sie wirklich zu kennen?

Und was machst Du, wenn mal jemand wegbricht und Du einen Ersatz in die Gruppe einbringst?

Dann ist Dein Konstrukt schon hinfällig. Leider.
Kommt darauf an, was man wie spielt.
Bei FSK 12, ist klar, das ist in etwa Nachmittags Film  Niveau.
folglich gibt es diverse Reizthemen nicht.
Auch weiß jeder Spieler: Raus gehen- geht immer. Unterbrechen auch.

Mit krassem Horror, (würde ich sowas tatsächlich spielen wollen), müsste auch klar sein: Stopp und Rausgehen sind jederzeit möglich.
(Trigger abseits von Reizthemen -durchs Spiel verursacht- hatte ich selten bis nie- )

Probleme entstehen doch idR. dann wenn man
 A.Mit Fremden spielt.
und B. Diverse Reizthemen im Spiel hat.

Bzgl. Trigger- Ich kenne einige Menschen mit Spinnenangst die trotzdem Harry Potter, Hobbit und Herr der Ringe schauen konnten. Und die auch im RPG kein Problem mit Spinnen haben.
So jmd. zu treffen, wäre für mich echt etwas bislang noch nie dagewesenes.


Keine Reizthemen, mit vertrauten Spielern, oder Spielern, die wissen, dass sie jederzeit unterbrechen dürfen, erlebe ich daher als relativ problemlos.


Edit.

(Bezüglich Trigger noch ein böser aber kleiner Vorschlag):
Man könnte doch von allen Leuten, die sich für Horror Runden anmelden wollen, vorher die Triggerlisten einsammeln.
Die mit gleichen oder ähnlichen Triggern werden dann zusammen in eine Gruppe gesteckt.
Dann kann sich jeder SL besser darauf einstellen, und muss keine Angst haben, dass jeder bei einem anderen Trigger stoppt. >;D ~;D

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 26.06.2019 | 14:58
Ich erinnere mich auch gerade an eine "Vorschrift" bei der Bundeswehr (damals noch als es die Wehrpflicht gab - und naja jedenfalls bei uns war das so, ob es wirklich eine solche Vorschrift gab weis ich auch nicht sicher) - man kann sich über alles beschweren ABER nicht an dem Tag an dem es vorgefallen ist, man "musste" immer eine Nacht darüber schlafen - und ich glaub das war eine der Sachen die dort einiges an Ärger & Arbeit erspaart hat.

§6 (1) Wehrbeschwerdeordnung.

Eine der wenigen lebensnahen Vorschriften in dem Laden - wahrscheinlich ein Überbleibsel aus Kaisers Zeiten  :P ;D


Also wenn mir jemand kommt "Ich hab 100.000 Follower bei Twitter und du machst jezt als Spielleiter genau das was ich will,..." welche X-Card schüzt mich vor so jemanden?

Auslachen, rausschmeißen, Thema durch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 15:07
Bei FSK 12, ist klar, das ist in etwa Nachmittags Film  Niveau.
folglich gibt es diverse Reizthemen nicht.
Ich glaube, genau da liegt der allgemeine Denkfehler.

Man kann nicht alles erfassen und weglassen, das beschweren könnte.

Ich beschreibe beispielsweise eine heitere Szene in einer heilen, glücklichen Familie.

Was ist mit demjenigen, der eine schwierige Kindheit hatte?
Und der jetzt genau deshalb getriggert wird, weil er einer zerrütteten Familie entstammt?

Das nimmt kein Ende.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 26.06.2019 | 15:12
Auslachen, rausschmeißen, Thema durch.

So und am nächsten Tag stehst du dann als Oberarsch in den Medien - hast du eine so dicke Haut das Du es abkannst?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 15:14
Ich glaube, genau da liegt der allgemeine Denkfehler.

Man kann nicht alles erfassen und weglassen, das beschweren könnte.

Ich beschreibe beispielsweise eine heitere Szene in einer heilen, glücklichen Familie.

Was ist mit demjenigen, der eine schwierige Kindheit hatte?
Und der jetzt genau deshalb getriggert wird, weil er einer zerrütteten Familie entstammt?

Das nimmt kein Ende.
Ich kann ja nur von meiner Warte/Erfahrung aus schreiben, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Daher: Wenn du sagst, dass das möglich ist, kann  ich nicht widersprechen.

Doch hatten wir das schlicht noch nie.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Tod am 26.06.2019 | 15:15
Ich glaube, genau da liegt der allgemeine Denkfehler.

Man kann nicht alles erfassen und weglassen, das beschweren könnte.

Ich beschreibe beispielsweise eine heitere Szene in einer heilen, glücklichen Familie.

Was ist mit demjenigen, der eine schwierige Kindheit hatte?
Und der jetzt genau deshalb getriggert wird, weil er einer zerrütteten Familie entstammt?

Das nimmt kein Ende.
Stimmt. Menschen (und Spielrunden!) sind zu unterschiedlich, als dass man eine absolute Regel für alle aufstellen könnte.
Hätten wir doch bloß eine Schutzreißleine, die spontan und individuell eingesetzt werden kann. Das wärs doch. Man könnte z.B. ein X draufmalen, damit man sie leichter findet.  ~;D
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: YY am 26.06.2019 | 15:24
So und am nächsten Tag stehst du dann als Oberarsch in den Medien - hast du eine so dicke Haut das Du es abkannst?

"Die Medien" ist wohl ein bisschen hoch gehängt, oder?
Im Falle Twitter müsste mir das erst mal jemand mitteilen, damit ich es überhaupt merke :P

Und ansonsten: Ja, hab ich. Wenn ich für jedes "Ich zeig dich an! / Damit geh ich zur Presse!" o.Ä., das ich in meinem Leben schon gehört habe, einen Euro hätte...dann hätte ich ganz schön viele Euros ;D


Mal ganz davon abgesehen, dass derjenige welche bestenfalls meinen Vornamen kennt und wenn er Bilder online stellt und entsprechend kommentiert, freut sich ggf. der Anwalt.

Egal wie: Erpressen lasse ich mich mit so einer Kinderkacke nicht und im blödesten Fall ist die Runde dann eben für alle beendet.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 26.06.2019 | 15:26
Stimmt. Menschen (und Spielrunden!) sind zu unterschiedlich, als dass man eine absolute Regel für alle aufstellen könnte.
Hätten wir doch bloß eine Schutzreißleine, die spontan und individuell eingesetzt werden kann. Das wärs doch. Man könnte z.B. ein X draufmalen, damit man sie leichter findet.  ~;D

Am besten man lässt das Spielen ganz sein, dann kann auch keinem etwas passieren, oder?

Oder man macht jeweils Runden mit X-Card und für den risikowilligen Rest "ohne Gewähr"-Runden auf. Dann kann jede Gruppe unter sich spielen.
Der Verzicht auf die X-Card heißt ja auch noch lange nicht, sich nicht der anderen, niedrigschwelligeren Instrumente zu bedienen und in den meisten Fällen sollte das drüber sprechen ja doch möglich sein.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 26.06.2019 | 15:43
... und in den meisten Fällen sollte das drüber sprechen ja doch möglich sein.

Nach langen Jahren Rollenspiel und Conerfahrung: JA

Ich hätte nur einmal in meinem Leben gerne eine X-Card gebraucht, und ich habe eigentlich immer in meinen Spielrunden eine Zusammenfassung in welcher ich auch nachdrücklich Feedback von den Spielern einfordere auch mit einfachen Fragen wie "was war gut - was war schlecht" - bei zweiterem müssten dann ja eigentlich die X-Card Trigger gekommen sein,... sind sie aber nie.

Insofern sehe ich die Sicherheitstechniken hier eher als  etwas sehr theoretisches.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 26.06.2019 | 15:55
Nach langen Jahren Rollenspiel und Conerfahrung: JA

Ich hätte nur einmal in meinem Leben gerne eine X-Card gebraucht, und ich habe eigentlich immer in meinen Spielrunden eine Zusammenfassung in welcher ich auch nachdrücklich Feedback von den Spielern einfordere auch mit einfachen Fragen wie "was war gut - was war schlecht" - bei zweiterem müssten dann ja eigentlich die X-Card Trigger gekommen sein,... sind sie aber nie.

Insofern sehe ich die Sicherheitstechniken hier eher als  etwas sehr theoretisches.

Ich denke leider nicht theoretisch. Die hier angeführten Trauma-Extremfälle sind extremst selten.
Aber wenn man die Liste sich so anschaut, ist da eine Menge dabei, was letztlich auf die üblichen hitziogen Diskussionen hier über Geschmack, Spielstile, Spotlight oder auch Speakerscorner-Themen hinausläuft.

Und genau da erwarte ich dann den entsprechenden Einsatz - als Kampfmittel in einem solchen Streit, zu dem die entsprechenden Forendiskussionen (und auch Livediskussionen) schon so einiges an Beispielen geliefert haben. 
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 26.06.2019 | 18:54
Nach langen Jahren Rollenspiel und Conerfahrung: JA

Ich hätte nur einmal in meinem Leben gerne eine X-Card gebraucht, und ich habe eigentlich immer in meinen Spielrunden eine Zusammenfassung in welcher ich auch nachdrücklich Feedback von den Spielern einfordere auch mit einfachen Fragen wie "was war gut - was war schlecht" - bei zweiterem müssten dann ja eigentlich die X-Card Trigger gekommen sein,... sind sie aber nie.

Insofern sehe ich die Sicherheitstechniken hier eher als  etwas sehr theoretisches.

Ich kenne es von den meisten Runden so, dass man als Feedback: "Ja hat gepasst" "war gut" "Kopfnicken" oder ähnliches nur Zustande kam.
Ich meine, wenn du da andere Erfahrungen gemacht hast, finde ich das gut aber ich bin dieser Aussage gegenüber eher skeptisch.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 21:28
@
Undwiederda.
Wenn du  jetzt nicht nur SL bist, sondern auch Spieler, kannst du ja mal versuchen einzuschätzen wie oft du selbst schon im Rollenspiel getriggert wurdest.
Bei mir sind es trotz verschiedenster SL  0 Mal.
Auch kann ich mich bei verschiedenen Runden, und  Spielern an keinen Mitspieler  erinnern, der je durch das Spiel getriggert wurde.

Ich bin jetzt halb SPL und halb SL.
Und ich hatte auch schon SL die nicht besonders feinfühlig waren,  obwohl ich eher Weichei bin.
Trotzdem 0 Mal.

Sicher kam ich schon mal an Grenzen. Z. B. Folterszenen, aber da wusste ich auch immer: Ist nur Spiel. So, dass die Chance dadurch tatsächlich real getriggert(traumatisiert) zu werden, nie wirklich da war.

Kurz die Trennung Spiel und Realität hat bei mir zumindest ganz gut funktioniert.
Denke so selten ist das gar nicht.
Das schaffen viele Spieler schon ganz gut.

Deshalb klingt das, was unicum schreibt, für mich auch glaubwürdig. 
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 21:47
Danke, Issi. Mir ist durch Deinen Post gerade aufgefallen, dass wir hier noch gar nicht geklärt haben, ab wann man getriggert ist (als getriggert gilt).

Könnte das mal jemand versuchen zu definieren, der sich damit auskennt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 26.06.2019 | 21:53
Interessant da auch die Liste an möglichen Triggern, die der Erfinder für nennenswert hielt:
Abtreibung, Alleinsein, Armut, Autoritätspersonen, Autounfälle, Bakterien, Berührungen, Blut, Chaos, Clowns, Drogen, Druck, Dunkelheit, Enge Räume, Entführungen, Erbrochenes, Ersticken, Ertrinken, Essen vor Anderen, Fanatismus, Feuer, Fliegen, Fluchen, Flugzeugabstürze, Folter, Füße, Geburten, Gewalt, Höhen, Homophobie, Hunde, Isolation, Kinder, Kindesmisshandlung, Kontrollverlust, Körperflüssigkeiten, Krankheiten, Krieg, Laut vorlesen, Leichen, Leistung, Misshandlung alter Menschen, Mobbing, Mobs, Nadeln, Narben, Naturkatastrophen, Nazis, Öffentliche Orte, Öffentliche Toiletten, Partnersuche, Rassismus, Rauchen, Religion, Scharfe Gegenstände, Schlangen, Schleim, Schmerzen, Schreien, Schwangerschaft, Selbstmord, Sex, Sexismus, Spezifische Gerüche, Spinnen, Stürze, Sucht, Terroranschläge, Tierquälerei, Überfüllte Plätze, Unsicherheit, Verbindlichkeit, Vergewaltigung, Verletzungen, Versagen, Wettkampf, Zahnärzte, Ziellosigkeit.

Da sind schon ein paar Dinger dabei, wo ich mir denke: Junge... Was ist da nicht richtig bei den leuten, mit denne du spielst?

Und mal ganz ehrlich, ich habe in meiner Berufkarriere jetzt schon unter anderem auf geschlossenen psychiatrischen Stationen und Therapiestationen mit Traumapatienten gearbeitet. Keiner davon war, obwohl aktuell akut in der Psychiatrie befindlich, so stark durch einfache Erwähnungen von Aspekten beeinträchtigt, wie es hier manchmal vorgetragen wird. Insbesondere auch die Beispiele aus dem originaldokumente: Raucher Flugzeugturbulenzen, die zum Abbruch des gesamten Spieles führten, sprechen eher davon, dass die Leute aktuell ganz dringend eher akute andere hilfe benötigen und keine Karteikarte, wo ein X drauf steht.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 22:03
Meines Wissens sind Trigger "Auslöser", die sogenannte "Flashbacks" aktivieren.
Bei "FB" durchlebt der Getriggerte intensive Gefühle die noch von einer vergangenen Traumatischen Situation herrühren.
Trifft besonderes Leute, die noch an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden.
(Unverarbeitete Dinge aus der Vergangenheit )

Das Dramatische ist schon passiert. Aber in der Vergangenheit, nicht im aktuellen Spiel.
Die Trigger können das (verdrängte, nicht verarbeitete) reaktivieren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 26.06.2019 | 22:11
Das gilt nur für "trigger" im Sinne der Traumatherapie, aber der begriff ist eigentlich allgemein und weitgesetzt, je nach Fachgebiet, verwendeter Theorie oder Richtung
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 22:37
Das gilt nur für "trigger" im Sinne der Traumatherapie, aber der begriff ist eigentlich allgemein und weitgesetzt, je nach Fachgebiet, verwendeter Theorie oder Richtung
Der Begriff ist teilweise sehr dehnbar, wie man ja hier im Strang wunderbar beobachten kann. 

Ich frage mich schon wie eine komplett "triggerfreie" Horrorrunde dann aussieht?

Gewalt gegen Pflanzen? (a la der kleine Horrorladen)
Oder ist das auch schon ein " Trigger"?  wtf?

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Undwiederda am 26.06.2019 | 22:37
@
Undwiederda.
Wenn du  jetzt nicht nur SL bist, sondern auch Spieler, kannst du ja mal versuchen einzuschätzen wie oft du selbst schon im Rollenspiel getriggert wurdest.
Bei mir sind es trotz verschiedenster SL  0 Mal.
Auch kann ich mich bei verschiedenen Runden, und  Spielern an keinen Mitspieler  erinnern, der je durch das Spiel getriggert wurde.

Ich bin jetzt halb SPL und halb SL.
Und ich hatte auch schon SL die nicht besonders feinfühlig waren,  obwohl ich eher Weichei bin.
Trotzdem 0 Mal.

Sicher kam ich schon mal an Grenzen. Z. B. Folterszenen, aber da wusste ich auch immer: Ist nur Spiel. So, dass die Chance dadurch tatsächlich real getriggert zu werden, nie wirklich da war.

Kurz die Trennung Spiel und Realität hat bei mir zumindest ganz gut funktioniert.
Denke so selten ist das gar nicht.
Das schaffen viele Spieler schon ganz gut.

Deshalb klingt das, was unicum schreibt, für mich auch glaubwürdig.

ich habe bei drei Spielsitzungen Leute getriggert und da wäre eine xcard gut gewesen und auch vorbeugender gewesen.
ob ich jetzt getriggert werde spielt für mich bei der xcard keine Rolle, weil es ein Mittel ist, dass die Leute sich melden können die sie brauchen.
Ich denke auch das es viele Menschen ziemliche Überwindung kostet die xcard zu benutzen, weil man eben nicht als schwach und emotional gelten will.


Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 22:41
Interessant da auch die Liste an möglichen Triggern, die der Erfinder für nennenswert hielt:
Abtreibung, Alleinsein, Armut, Autoritätspersonen, Autounfälle, Bakterien, Berührungen, Blut, Chaos, Clowns, Drogen, Druck, Dunkelheit, Enge Räume, Entführungen, Erbrochenes, Ersticken, Ertrinken, Essen vor Anderen, Fanatismus, Feuer, Fliegen, Fluchen, Flugzeugabstürze, Folter, Füße, Geburten, Gewalt, Höhen, Homophobie, Hunde, Isolation, Kinder, Kindesmisshandlung, Kontrollverlust, Körperflüssigkeiten, Krankheiten, Krieg, Laut vorlesen, Leichen, Leistung, Misshandlung alter Menschen, Mobbing, Mobs, Nadeln, Narben, Naturkatastrophen, Nazis, Öffentliche Orte, Öffentliche Toiletten, Partnersuche, Rassismus, Rauchen, Religion, Scharfe Gegenstände, Schlangen, Schleim, Schmerzen, Schreien, Schwangerschaft, Selbstmord, Sex, Sexismus, Spezifische Gerüche, Spinnen, Stürze, Sucht, Terroranschläge, Tierquälerei, Überfüllte Plätze, Unsicherheit, Verbindlichkeit, Vergewaltigung, Verletzungen, Versagen, Wettkampf, Zahnärzte, Ziellosigkeit.

Da sind schon ein paar Dinger dabei, wo ich mir denke: Junge... Was ist da nicht richtig bei den leuten, mit denne du spielst?
Prinzipiell pflügt sich der Autor durch eine mehr oder weniger vollständige Phobien Liste.

Mir fällt bei der Aufzählung gerade auf, dass es da noch einige Aspekte gibt, deren Knöpfe ich in unserer unwohl-fühl-Kampagne noch nicht gedückt habe. Und andere, die auf der Liste fehlen.

Wobei ich mir zu 'Laut Vorlesen' noch mal richtig Gedanken machen muss.

Keiner davon war, obwohl aktuell akut in der Psychiatrie befindlich, so stark durch einfache Erwähnungen von Aspekten beeinträchtigt, wie es hier manchmal vorgetragen wird. Insbesondere auch die Beispiele aus dem originaldokumente: Raucher Flugzeugturbulenzen, die zum Abbruch des gesamten Spieles führten, sprechen eher davon, dass die Leute aktuell ganz dringend eher akute andere hilfe benötigen und keine Karteikarte, wo ein X drauf steht.
DAS habe ich auch häufiger gedacht.
Aber ich wollte zu meinem Scheiterhaufen hier im Forum nicht auch noch die Fackel beisteuern.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 22:46
Meines Wissens sind Trigger "Auslöser", die sogenannte "Flashbacks" aktivieren.
Bei "FB" durchlebt der Getriggerte intensive Gefühle die noch von einer vergangenen Traumatischen Situation herrühren.

Ich werde häufiger von Gerüchen stark getriggert.
Damit sind dann Dinge verknüpft, die ich sehr, sehr positiv mit meiner Kindheit verbinde - frisch gemähtes Gras oder bestimmte Backwaren.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Kreggen am 26.06.2019 | 22:48
Ich werde häufiger von Gerüchen stark getriggert.
Damit sind dann Dinge verknüpft, die ich sehr, sehr positiv mit meiner Kindheit verbinde - frisch gemähtes Gras oder bestimmte Backwaren.

Auf welche Karte zeigst Du dann? By the way, das geht mir auch so.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 22:52
Der Begriff ist teilweise sehr dehnbar, wie man ja hier im Strang wunderbar beobachten kann. 

Ich frage mich schon wie eine komplett "triggerfreie" Horrorrunde dann aussieht
M.M.n. kann es gar keine Trigger-freie Horror Session geben.

Es kann lediglich Horror Sessions mit Trigger-freien Spielern geben, bzw. solchen, die sich auch mal 'gerne' triggern lassen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 22:52
Ich werde häufiger von Gerüchen stark getriggert.
Damit sind dann Dinge verknüpft, die ich sehr, sehr positiv mit meiner Kindheit verbinde - frisch gemähtes Gras oder bestimmte Backwaren.
Wenn mir ein Spieler  sagen würde: Ey trigger mich bloß nicht!
Würde ich ihm sagen,  dass ich ihm das nicht versprechen kann.  ;)

Themen kann man dagegen einigermaßen zuverlässig eingrenzen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 26.06.2019 | 22:57
Themen kann man dagegen einigermaßen zuverlässig eingrenzen.
Anhand der obigen Liste kann man diese Annahme zuverlässig streichen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 26.06.2019 | 23:02
Anhand der obigen Liste kann man diese Annahme zuverlässig streichen.
Naja ich dachte eher in der Form von: Was geht bei Dir gar nicht?
Wenn der Spieler dann sagt: Das und das,  kann man sagen: OK oder nicht OK.

Wenn man natürlich diese Liste vorlegt,  und da steht dann: Dies, das und jenes,  und ja das auch,  und das,  und das noch, jo das auch nicht"......und das macht jeder Spieler so,  ja dann.... wird es schwierig.

Edit.
Ich kann mir tatsächlich  keinen, mir persönlich bekannten, SL vorstellen, der sich das antun würde.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 26.06.2019 | 23:03
Ich würde heute sagen: Bitte keine schwere körperliche Verletzung von Kindern.

Früher hätte mir das nichts ausgemacht, aber jetzt wo ich selbst Kinder habe ist das anders. Mir ist es vor ein paar Monaten zum ersten Mal passiert, dass ich bei einem Film würgen musste. Das war als von einem Kind gesprochen wurde, das Granatsplitter in der Haut hatte. Der Moment als sich vor meinem inneren Auge plötzlich das Bild eines meiner Kinder darüber gelegt hat, war die übelste Reaktion, die ich bisher überhaupt auf Medien hatte.

Und ich hatte es nicht erwartet.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 26.06.2019 | 23:05
Wie hast du darauf reagiert? den Film ausgeschaltet?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 26.06.2019 | 23:33
Wie hast du darauf reagiert? den Film ausgeschaltet?
Erstmal gewürgt und darum gekämpft, mich nicht zu erbrechen.
Dann eine Pause gemacht und danach weitergeschaut.

Es war ein Beitrag über den Bürgerkrieg in Syrien und damit als reales Geschehen sehr nah. Aber ich denke, das hätte auch im Spiel passieren können, und ich wäre wahrscheinlich erstmal eine halbe Minute lang nicht in der Lage gewesen, das zu artikulieren. Ich kann mir vorstellen, dass das für mich übel hätte werden können, wenn währenddessen Leute weitergemacht hätten. Das kann ich allerdings nicht sicher sagen.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 27.06.2019 | 07:18
Aus deimer Beschreibung entnehme ich, dass eine X-Card in dem Fall das Falsche wäre. Du hast eine Pause aktiv gesucht und dich dann weiter mit dem Thema beschäftigt. Zumal war der treibende Faktor anscheinen Ekel. Wohl kombiniert aus dem Fakt, dass dort ein Kind verletzt wurde und der Art der Verletzung (Splitter unter Haut ist schon ekelig). Ist auch interessant, da wir bisher immer nur über Ängste, Traurigkeit und Trauma hier sprachen, aber noch nie über Ekel. Denke, dass in solchen Situationen aber das gute alte pausieren, ansprechen und erklären mehr bringt, als der Effekt der X-Card. Gerade bei sowas ists ja nicht schlimm, mal kurz neu zu überlegen. Ekel ist ein unangenehmes Gefühl und hat auch bei vielen Leuten nen "Trigger". Ich würde auch etwas Ekel empfinden, wenn jemand bildloch beschreibt, wie Fäkalien gegessen werden oder wie eine Augenoperation durchgeführt wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Roach am 27.06.2019 | 07:20
... Und dann hätte auch meine Liste mit möglichen Triggerthemen, die ich bei Cthulhu-Abenteuern verwende, wenn ich bei Einzelthemen Bedenken habe, wahrscheinlich auch nicht geholfen, obwohl „Gewalt gegen Kinder“ ziemlich weit oben in der Liste steht. Das Problem bei meiner Liste ist ja, dass man mögliche Triggerthemen für einen selbst ankreuzt, da die Themen sowieso nie alle in einem einzelnen Abenteuer gemeinsam vorkommen – wenn man da aber „plötzlich“ eine Empfindlichkeit entwickelt, so wie Arne, wird man sich dessen ja erst bewusst, wenn man das erste Mal tatsächlich getriggert wird.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 27.06.2019 | 07:44
Hier wird der Begriff " Triggern" schon benutzt, wenn etwas Aktuelles (in Film und Bild)plötzlich Unwohlsein auslöst.

Jeder der einen Film schaut (Horror,  Reportage, whatever )und der davon mitgenommen wird, gilt als getriggert?

Mir geht es recht häufig so, dass ich schlimme Gewalt im Film nicht sehen kann. Es schlicht nicht aushalte. Aber  als" getriggert " würde  ich mich  deshalb nicht bezeichnen . Sondern eher als "stark bewegt,  stark mitgenommen ."

Ich kann zwar sagen: Etwas im Film hat starkes Unwohlsein ausgelöst. Aber ich hatte deshalb noch keinen Flashback, der mein Trauma aktiviert.
Oder wurde dadurch traumatisiert.

Kurz - man findet etwas, was man gesehen hat,  sehr schlimm, ist tief berührt, und muss das verarbeiten.
Aber es ist deshalb noch kein Trauma.

Hinzukommt, dass man beim Rollenspiel, im Gegensatz zum Film keine Bilder sieht.
D. h. man sieht schon Bilder. Aber es sind innere Bilder. Und das Gehirn hat da idR. nochmal einen Schutzfilter eingebaut.
Ähnlich wie beim Lesen.
Sie sind nicht ganz so klar,  nicht ganz so genau. Sich davon zu  distanzieren  geht mMn. leichter.


Edit.
Das Kopfkino, das eine fiktive Situation zeigt, ist mMn.  eine andere Nummer, als echtes Kino, das eine reale Situation zeigt (bei Dokumentationen z. B. )
Die Identifikation mit echtem Leid, in echten Bildern, von einer echten Welt, würde ich als stärker einstufen.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 27.06.2019 | 08:26
Wie gesagt, ist der Begriff Trigger nicht traumaspezifisch und wird breit verwendet. In der allgemeinen Psychopathologie oder auch in verhaltenstherapeutischen Analysen wird "Trigger" teils für jegliche auslösende Situationen oder Gefühlsauslöser verwendet. Zwangsgestörte haben zum Beispiel "Trigger", die ein Zwangsverhalten bedingen. Bei pschogenen Anfällen gibt es "Trigger" und noch weiter in die Medizin hinein gibts den Begriff "Trigger" auch in der Somatik. Der Begriff ist unspetigisch und nichtssagend, wenn du vorher deinen Rahmen nicht klar definiert hast. Das ist übrigens auch ein Problem bei der Beschreibung der X-Card. Da wurde nichts definiert und somit sehr vage gehalten.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 27.06.2019 | 08:39
Wie gesagt, ist der Begriff Trigger nicht traumaspezifisch und wird breit verwendet. In der allgemeinen Psychopathologie oder auch in verhaltenstherapeutischen Analysen wird "Trigger" teils für jegliche auslösende Situationen oder Gefühlsauslöser verwendet. Zwangsgestörte haben zum Beispiel "Trigger", die ein Zwangsverhalten bedingen. Bei pschogenen Anfällen gibt es "Trigger" und noch weiter in die Medizin hinein gibts den Begriff "Trigger" auch in der Somatik. Der Begriff ist unspetigisch und nichtssagend, wenn du vorher deinen Rahmen nicht klar definiert hast.
Ist mir schon klar, dass, das medizinisch/therapeutisch breite Verwendung findet.
Aber genau das schwingt bei dem "Begriff" auch mit. Und er wird hier ja noch weiter ausgedehnt.

Bin ich die einzige Person, die es komisch findet, dass in einer Liste von möglichen Triggern "Vergewaltigung" einer von vielen ist, irgendwo zwischen "Laut Vorlesen" und "Hunde" ?

Hier wird mMn. irgendwie alles undifferenziert in einen Topf geworfen.
Bekannte Reizthemen, mit allen möglichen anderen Themen.

Edit.
Und mal ganz blöd gefragt: Der SL von nebenan soll das alles wissen, und berücksichtigen?
Das scheint mir doch ein recht hoher Anspruch zu sein.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 27.06.2019 | 08:47
Ich kenne es von den meisten Runden so, dass man als Feedback: "Ja hat gepasst" "war gut" "Kopfnicken" oder ähnliches nur Zustande kam.
Ich meine, wenn du da andere Erfahrungen gemacht hast, finde ich das gut aber ich bin dieser Aussage gegenüber eher skeptisch.

Es kommt darauf an WIE man frägt. Da es hier eigentlich nicht das Thema (es ist ja keine Sicherheitstechnik) ist habe ich es nicht weiter ausformuliert. Zu fragen "Wie hat es gefallen" ist "zu einfach" - eher ist die Frage "Welche Szene ist dir am besten in erinnerung geblieben? und warum?" Da kann man nämlich nicht so antworten wie in deinem Post oben.

Da ich auch Beruflich das Problem habe wenig Feedback zu bekommen von meinen "Kunden" weis ich durchaus das man auch mal etwas hartnäckiger nachfragen muss.

Und wirkliche Bestätigungen wie etwa "Ja du bist ein guter Spielleiter (aus meiner Sicht)" - ist zwar gut für mein EGO aber schlecht für meine eigene Entwicklung als SL - persöhnliche Bestätigung ist etwa auch wenn sich Leute mit denen ich schon zusammengespielt habe wieder melden und bei mir mitspielen wollen.

Es kommt auch hinzu das wenige Leute wirklich gelernt haben wie man Kritik äussert (und im Zeitalter des Internetts braucht man ja solche Softskills eh nicht mehr  :Ironie: ).
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 28.06.2019 | 00:17
Aus deimer Beschreibung entnehme ich, dass eine X-Card in dem Fall das Falsche wäre. Du hast eine Pause aktiv gesucht und dich dann weiter mit dem Thema beschäftigt. Zumal war der treibende Faktor anscheinen Ekel.
Nein, es war kein Ekel. As war das Gefühl tiefsten Horrors.

Eine X-Card wäre in dem Fall dann das Richtige, wenn die anderen am Tisch es nicht bemerken, um erstmal wieder die Kontrolle zurückzugewinnen. Denn darüber zu sprechen hätte es am Anfang noch schlimmer gemacht.

Wenn du das Gefühl noch nie selbst erlebt hast, kannst du es dir nicht vorstellen. Zumindest konnte ich das nicht. Das Gefühl, die eigenen Kinder verlieren zu können, ist schrecklich.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 28.06.2019 | 09:41
Nein, es war kein Ekel. As war das Gefühl tiefsten Horrors.

Eine X-Card wäre in dem Fall dann das Richtige, wenn die anderen am Tisch es nicht bemerken, um erstmal wieder die Kontrolle zurückzugewinnen. Denn darüber zu sprechen hätte es am Anfang noch schlimmer gemacht.

Wenn du das Gefühl noch nie selbst erlebt hast, kannst du es dir nicht vorstellen. Zumindest konnte ich das nicht. Das Gefühl, die eigenen Kinder verlieren zu können, ist schrecklich.

Aus Interesse: Hältst Du es für wahrscheinlich, dass so eine Beschreibung im Rollenspiel dich  in gleicher Intensität mitgenommen hätte?
Und wäre für dich hier auch eine Pausenkarte OK gewesen?
(Wo klar ist, das Spiel wird erstmal für alle unterbrochen. Und dann später, wenn du dich gesammelt hast,  verhandelt wie es weitergeht? )
(SL erklären, was dich aufgeregt hat usw. )

Denke in so einer Situation des krassen Horrors wäre für mich X Karte tippen,  sitzen bleiben und weiterspielen, nicht das erste Mittel der Wahl gewesen. Ich würde hier erstmal abbrechen und rausgehen wollen.

So geht es mir zumindest bei krassen Szenen, die mich sehr mitnehmen. Bei Filmen verlasse ich den Raum, drücke auf Pause oder ähnliches , auch ggf. im Rollenspiel. Wobei es bei letzterem kaum vorkommt.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: TaintedMirror am 28.06.2019 | 20:02
Hm? Übergeben ist eigentlich eine Körperreaktion aus Ekel und nicht aus Horror.... Seltsam.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 30.06.2019 | 10:55
Hm? Übergeben ist eigentlich eine Körperreaktion aus Ekel und nicht aus Horror.... Seltsam.
Dann ist die Kategorisierung wohl nicht ausschließlich oder allgemeingültig genug.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: rillenmanni am 30.06.2019 | 18:32
Wenn ArneBab meint, es sei sein Horror und nicht der Ekel, dann ist da bestimmt was dran. Er beschreibt da ja auch mein Kryptonit. Ich kann den Horror gut nachvollziehen.

Andernorts hatte ich ja auch schon mal geschrieben, dass ich solche Elemente dennoch nicht im Spiel meide. Sie sind ganz schrecklich für mich, aber wären kein Anlass für den Einsatz einer Sicherheitstechnik, die über mein minütiges Verlassen des Tisches hinausginge. Solange ich nicht den Eindruck habe, dass die Runde einen niederträchtigen Spaß am Leid des Kindes hat, würde ich der Runde keinen Strick aus der Sache drehen wollen, indem ich den Inhalt „verbanne“.

Spaß am Spiel muss ja nicht nur in der Komfortzone stattfinden.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 2.07.2019 | 00:08
Andernorts hatte ich ja auch schon mal geschrieben, dass ich solche Elemente dennoch nicht im Spiel meide. Sie sind ganz schrecklich für mich, aber wären kein Anlass für den Einsatz einer Sicherheitstechnik, die über mein minütiges Verlassen des Tisches hinausginge. Solange ich nicht den Eindruck habe, dass die Runde einen niederträchtigen Spaß am Leid des Kindes hat, würde ich der Runde keinen Strick aus der Sache drehen wollen, indem ich den Inhalt „verbanne“.
Ich gehe davon aus, dass es Leute gibt, für die bestimmte Sachen schwerer zu verarbeiten sind. Ich ziehe es vor, die meisten meiner Probleme zu konfrontieren. Aber es gibt Grenzen.

Zum Beispiel würde ich keinen Verräter spielen, und wenn mich eine SL zu einem Verräter machen würde, würde ich sie zur Seite nehmen und darüber sprechen. Keinen Verräter spielen zu wollen ist allerdings etwas, das sich ohne Probleme ansprechen lässt. Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.07.2019 | 07:32
Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Das halte ich für Quatsch.
Ich habe ja keine Ahnung, was ihr für Spielinhalte habt aber normalerweise sollte das für Spieler kein Problem sein.
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht" Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Nicht umgekehrt oder stattdessen.
Eine Rollenspiel Gruppe ist keine Therapie Gruppe. Ein Rollenspiel Leiter ist kein Therapeut. (Und falls doch- Es ist seine Freizeit! )

Edit.
Ich habe auch einige Spieler kennengelernt, die sich einer Therapie verweigern, obwohl sie selbst wissen, dass sie dringend eine bräuchten. Rollenspiel ist kein Ersatz dafür. Und es kann nicht sein, dass der Rest der Gruppe das tragen muss.

Die Idee "Jeder kann Rollenspiel machen" oder " Rollenspiel ist für jeden was" ist aus meiner Sicht Quatsch. Es gibt Grundvoraussetzungen, die man braucht, um mitspielen zu können.
Ein Mindestmaß an sozialer Kompetenz und psychischer Gesundheit sollte gegeben sein.

*Aua* Habe mir gerade auf die Finger gehauen,  weil ich ja nichts mehr Schreiben wollte.

Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2019 | 11:35
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht" Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Ich sagte nicht, dass sie nicht Stopp sagen können, sondern dass das Thema anzusprechen unerträglich ist.
Zitat
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Also sowas wie eine X-Card hochheben? Wo ist für die Runde der Unterschied — abgesehen davon, dass es für den Betreffenden leichter ist?

Abgetrennt davon (weil ich alleine die Annahme als falsch sehe, dass wegen der Existenz eines Problemthemas gleich eine Therapie notwendig ist): Ich finde den Ansatz "erst Therapie machen" untragbar. Jemand, der eine Therapie bräuchte, wird so gleich noch aus sozialen Aktivitäten ausgeschlossen, weil die vermeintlichen Freunde ein Problem damit haben, dass für ihn ein paar Themen nicht lustig sind. "Hey, du brauchst Hilfe, deswegen wollen wir dich nicht mehr dabeihaben".
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich meine hier nicht "stattdessen", sondern explizit das "erstmal". Das finde ich untragbar.

Situation: Jemand merkt, dass er Hilfe braucht, und fängt an, sich um einen Therapieplatz zu kümmern. Als seine Rollenspielgruppe davon erfährt, schließt sie ihn aus der Runde aus.

Wir sprechen hier davon, bestimmte Themen auszuklammern, nicht davon, Therapiesitzungen abhalten zu müssen. Das wäre vielmehr der Fall, wenn Leute sich in der Gruppe bewusst mit schwierigen Themen konfrontieren würden (was ich mit Zustimmung der anderen in der Gruppe völlig in Ordnung finde). Aber gerade das ist ja nicht das Ziel der X-Card.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 3.07.2019 | 12:33
Zitat
Ich sagte nicht, dass sie nicht Stopp sagen können, sondern dass das Thema anzusprechen unerträglich ist.Also sowas wie eine X-Card hochheben? Wo ist für die Runde der Unterschied — abgesehen davon, dass es für den Betreffenden leichter ist?
Aber ansprechen müssen sie das Thema doch auch bei einer X Card.
Wenn der SL fragt: Was hat gestört? Dann sollen sie doch antworten können, oder nicht?
Wie können sie denn darauf antworten, wenn es ihnen nicht möglich ist, ihr Problemthema anzusprechen? wtf?
Zitat
Abgetrennt davon (weil ich alleine die Annahme als falsch sehe, dass wegen der Existenz eines Problemthemas gleich eine Therapie notwendig ist)
Moment. Bitte differenzieren.
Ich schrieb: Dass es untragbar für die Gruppe ist, wenn jmd. das Problem, das er hat, nicht ansprechen bzw. nicht benennen kann.
Das ist doch sowohl bei der X Card, wie bei der Pausen Card notwendig.
Wie sollen die Mitspieler darauf eingehen, wenn sie nicht wissen, was los ist?
Zitat
: Ich finde den Ansatz "erst Therapie machen" untragbar.
Die Spieler lieber schweigen und leiden lassen ....wird schon gut gehen... ::)
Zitat
Jemand, der eine Therapie bräuchte, wird so gleich noch aus sozialen Aktivitäten ausgeschlossen
Nope. Von "sogleich" kann hier gar keine Rede sein. Empfinde ich mal wieder als maßlose Übertreibung und blöde Unterstellung. Sorry.
Zitat
, weil die vermeintlichen Freunde ein Problem damit haben, dass für ihn ein paar Themen nicht lustig sind. "Hey, du brauchst Hilfe, deswegen wollen wir dich nicht mehr dabeihaben".
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
D.h. man darf keinem Spieler sagen: Du die Horrorrunde ist nix für dich,  weil sich dann jmd. erhängen könnte? Ernsthaft?!
Soll das jetzt SL soviel Angst machen, dass sie sich verpflichtet fühlen, mit jedem Spieler zu spielen. Weil sich ein SPL bei Ausschluß erhängen könnte? (Und daran ist man ja dann als SL Schuld, und das will man doch nicht sein)
Boooor.........



Was ist wenn die traumatisierten Spieler in der Runde sitzen,  und weiter still vor sich hinleiden, weil sie ihr Problem gar nicht ansprechen können.
Sind die etwa nicht gefährdet?
Alter Falter
  ::)
Wird das nicht langsam langweilig?
Dieses "missverstehen wollen"?
Dieses "Drohen" und "Unterstellen "?

Schade , schade.
(Nur das du es weißt- Mir fällt das auf)

Und ja, eine Rollenspiel Gruppe ist keine Therapie Gruppe. Es ist eine Gruppe, die ein Freizeitspiel zusammen spielt.
Der SL ist nicht in der Rolle eines Therapeuten.
Ich würde auch Spielleitern nicht empfehlen auf gut Glück "Therapeut zu spielen."
Das kann ich (zumindest) mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Rücksichtnahme ist gut und wichtig. Aber genauso sich artikulieren können "welches Thema" man nicht im Spiel haben will.
(Es geht nicht um tiefer bohren oder Rechtfertigung)
Aber was wiederhole ich mich überhaupt noch? Es wird ohnehin so hingestellt, wie es dir am dienlichsten ist.
Und dieser Eindruck lässt sich so schnell nicht wegwischen.
Sry

Die Mitspieler haben in deinen Augen wohl alles zu tragen?
Auch Spieler die sich mit einer Menge Traumata zu einer Horrorrunde anmelden, obwohl sie sich nicht befähigt fühlen, das, was sie stört, zu benennen ?

Nun, dann sollte der SL wohl zusätzlich auch noch Hellseher sein. Sonst klappt es ja gar nicht.

Edit.
Ich zitiere mich nochmal selbst:
Zitat
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Das gilt sowohl für X und Pausenkarte, als auch für das Spiel ohne Sicherheits Karte.
Es muss in allen Fällen angesprochen werden, was gestört hat.
Und das hier - Ich zitiere dich:
 
Zitat
Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Macht das in allen Fällen unmöglich.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 8.07.2019 | 01:54
Was ist wenn die traumatisierten Spieler in der Runde sitzen,  und weiter still vor sich hinleiden, weil sie ihr Problem gar nicht ansprechen können.
…Wird das nicht langsam langweilig?
Dieses "missverstehen wollen"?
Dieses "Drohen" und "Unterstellen "?

Schade , schade.
(Nur das du es weißt- Mir fällt das auf)
Fällt dir auf, dass du hier gerade etwas unterstellst?

Wenn es dir nur darum ging zu sagen "Bei Horror lieber nicht, bei anderem gerne", dann habe ich dich falsch verstanden.

Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht "Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Nicht umgekehrt oder stattdessen.
Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist. Ja, ich habe in meinem Leben schon Scheiße erlebt.

Zitat
Auch Spieler die sich mit einer Menge Traumata zu einer Horrorrunde anmelden, obwohl sie sich nicht befähigt fühlen, das, was sie stört, zu benennen ?

Sprechen wir hier gerade nur von Horrorrunden?

Wenn du das tust, gehen wir von völlig unterschiedlichen Vorraussetzungen aus.

Zitat
Ich zitiere mich nochmal selbst:Das gilt sowohl für X und Pausenkarte, als auch für das Spiel ohne Sicherheits Karte.
Es muss in allen Fällen angesprochen werden, was gestört hat.
Und das hier - Ich zitiere dich:
Zitat
    Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Macht das in allen Fällen unmöglich.
Im Zweifel kann eine Szene auch erstmal übersprungen werden. Ich muss niemanden zwingen zu sagen, was denn genau los ist. Und es nicht sofort beschreiben zu müssen, also nicht in der Situation, die gerade problematisch ist, ist ein riesiger Unterschied.

Es geht hier nicht um etwas, das ständig passiert, sondern darum, dass es Situationen gibt, die akut problematisch sein können, und bei denen dann auch ein Ansprechen des Themas gerade nicht geht.

Um das konkret zu machen:

Falscher Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Was war denn jetzt dein Problem an der Szene? Ich muss das schon genau wissen."
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht".
- SL: "Dann kann ich so nicht mehr mit dir spielen"
- Spieler muss die Runde verlassen.

Richtiger Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Sollen wir kurz zu zweit darüber sprechen?"
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht"
- SL: "Wir machen hier einen Schnitt. Am nächsten Tag …"
- Nach der Runde setzen sich SL und Spieler zusammen, oder der Spieler schreibt es per E-Mail, o.ä. — was halt geht. Danach klären sie mit den anderen in der Runde, dass das entsprechende Thema in gemeinsamen Runden nicht in den Fokus kommt. Vielleicht ist der Spieler nicht an allen Spielabenden dabei, grundlegend bleibt er aber in der Runde.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 8.07.2019 | 08:04
Fällt dir auf, dass du hier gerade etwas unterstellst?

Wenn es dir nur darum ging zu sagen "Bei Horror lieber nicht, bei anderem gerne", dann habe ich dich falsch verstanden.

Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist. Ja, ich habe in meinem Leben schon Scheiße erlebt.

Sprechen wir hier gerade nur von Horrorrunden?

Wenn du das tust, gehen wir von völlig unterschiedlichen Vorraussetzungen aus.
 Macht das in allen Fällen unmöglich.

Im Zweifel kann eine Szene auch erstmal übersprungen werden. Ich muss niemanden zwingen zu sagen, was denn genau los ist. Und es nicht sofort beschreiben zu müssen, also nicht in der Situation, die gerade problematisch ist, ist ein riesiger Unterschied.

Es geht hier nicht um etwas, das ständig passiert, sondern darum, dass es Situationen gibt, die akut problematisch sein können, und bei denen dann auch ein Ansprechen des Themas gerade nicht geht.

Um das konkret zu machen:

Falscher Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Was war denn jetzt dein Problem an der Szene? Ich muss das schon genau wissen."
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht".
- SL: "Dann kann ich so nicht mehr mit dir spielen"
- Spieler muss die Runde verlassen.

Richtiger Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Sollen wir kurz zu zweit darüber sprechen?"
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht"
- SL: "Wir machen hier einen Schnitt. Am nächsten Tag …"
- Nach der Runde setzen sich SL und Spieler zusammen, oder der Spieler schreibt es per E-Mail, o.ä. — was halt geht. Danach klären sie mit den anderen in der Runde, dass das entsprechende Thema in gemeinsamen Runden nicht in den Fokus kommt. Vielleicht ist der Spieler nicht an allen Spielabenden dabei, grundlegend bleibt er aber in der Runde.
Für eine Heimrunde:
Ist doch völlig Wurst, ob der Spieler vor oder nach der Sitzung darüber redet, Hauptsache er tut es.
Denn nur so kann man in Zukunft damit umgehen.

Und statt sitzen bleiben und auf die X Card tippen ist Aufstehen und kurz rausgehen immer eine Option.
MMn. sogar ein viel natürlichere Reaktion.

Auf Cons:
Da gibt es nur diese eine Runde.
Diese eine Sitzung. Auch für alle anderen Spieler. Wenn ich da die X Card tippe, und dem SL nicht sagen kann wieso,
dann weiß er uU. gar nicht was gestört hat:
Ich erinnere daran, dass auch Trigger wie : "Hunde "oder" laut Vorlesen" aufgeführt wurden.
Wie soll er da wissen was los war?
Folglich stoppt das Spiel für alle.
Oder es wird wahllos rausgeschnitten.


Es ist OK.,wenn man über etwas nicht sprechen will. Aber dann wäre kurz rausgehen den Mitspielern gegenüber fairer.
Ich tippe die X Card, bleibe sitzen, erwarte,  dass der Spielinhalt gebannt wird, den ich aber nicht nennen kann?
Was ist denn das, ganz abgesehen von irgendeinem Trauma, für ein Spielerverhalten??

Richtig :
SPL : Würgt tippt die X Card.
SL: Was ist los?
SPL: Benennt den Spielinhalt oder falls er das nicht kann, dann geht er kurz raus,
und spricht später, wenn er sich gesammelt hat mit dem SL. Oder er steigt, falls es ihm zuviel ist, eben für diese Runde aus.

Auf einer Con spielt man idR. auch mal mit neuen Leuten. Das sind keine langjährigen Homies, die einen mal eben nach Lust und Laune aus der Runde kicken.

Und wie der SpielerWürgenStrang belegt, kann es auch in Heimrunden Gründe geben, um mit jmd. kein Rollenspiel mehr zu spielen.
Aus ganz verschiedenen Gründen.
Das mag für die Spieler uU. erst mal hart sein aber ist eben so.
Das passiert idR. auch nicht unverhofft  über Nacht, sondern ist meist ein längerer Prozess, bis es soweit kommt.

Kein Trigger der ab und zu mal vorkommt, ist irgendein Problem.
Das Problem ist der Nicht- Umgang damit, verbunden mit einer Erwartungshaltung, die keine Rücksicht auf die Mitspieler nimmt, gleichzeitig für sich selbst aber maximale Rücksicht beansprucht.

Und selbstverständlich gehe ich von Horrorrunden aus.
Das war doch der Grund, warum wir überhaupt über Sicherheitstechniken sprechen.

In FSK 12 Runden lauert schließlich nicht der nächste Schocker gleich um die Ecke.
Und in dem Kontext werden doch X Cards und Pausenkarten idR. gar nicht gebraucht und verwendet.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 8.07.2019 | 12:18
Ich wollte Issi Mal ein Lob aussprechen.
Mir ist die Diskussion mittlerweile zu "Wie kannst du nur!111elf" geladen als das ich hier die notwendige Höflichkeit vorspielen könnte um mich weiter direkt zu beteiligen.

Ich teile deine Ansicht und finde es bemerkenswert, daß du hier noch nicht explodiert bist, trotz der Art wie dir Widerspruch geleistet wird und du deine Argumente aufs Rationale beschränkst.

Vielleicht noch ein letzter Kommentar von mir:
"Ich nehme auf jede Befindlichkeit Rücksicht" ist ein Ansatz den ich schlicht nicht nachvollziehen kann (und ich glaube es auch nicht, mir fallen diverse Beispiele ein wo ich drauf Wette dass ganz sicher nicht drauf eingegangen wird, aber das führt zu weit).

Für mich signalisiert ein Spielerwunsch nach Diskussionsfreien x-Karten vor allem ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Wahrnehmung Eigenbedürfnisse vs Gruppenbedürfnisse.

RPG ist für mich eine Gruppenaktivität zum gemeinsamen Spaß haben. Jemand der sich ein Werkzeug erbittet mit dem man ohne Rücksicht auf die restlichen Spieler die Gruppe torpedieren kann, fällt für mich in die Kategorie "potenzieller Schaden überwiegt erwartbaren Nutzen".
Dafür ist mir das Zeitkonto für P&P zu wertvoll.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: takti der blonde? am 8.07.2019 | 12:34
Ich tippe die X Card, bleibe sitzen, erwarte,  dass der Spielinhalt gebannt wird, den ich aber nicht nennen kann?

Das ist allerdings eine Interpretation der X-Card, die in meiner Wahrnehmung von einer lautstarken aber numerischen Minderheit gefordert wird (falls überhaupt. Ich denke auch ArneBab interpretiert die X Card nicht so. Womit ich ihn keiner diffusen Gruppierung zuordnen will.)

Grüße

Hasran
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 8.07.2019 | 12:47
Das ist allerdings eine Interpretation der X-Card, die in meiner Wahrnehmung von einer lautstarken aber numerischen Minderheit gefordert wird(falls überhaupt 
Yepp, davon gehe ich aus.

In der Original Beschreibung muss der SL meines Wissens vom Spieler erfahren, welcher Inhalt problematisch ist.

Insofern soll die X Card die Kommunikation für Spieler erleichtern aber es macht sie nicht automatisch unnötig.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 8.07.2019 | 14:58
Ich wollte Issi Mal ein Lob aussprechen.

+1


Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist.


Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.

Aus der Philosophie/Soziologie kenne ich aber auch das Kommunikationsabbruch also das "Ich rede nicht mit dir" auch ein Ausschluss ist. Ich könnte hier nun noch weiter aushohlen aber es sei soviel gesagt das viel damit anfing/anfängt "mit denen redet man nicht" (denen= Juden, Zigeuner, Dunkelhäutige, AFD-Sympatisanten (JA auch DIE), etc pp) das wird dann auch schnell eine "beiderseitige Sache" - und nein ich will das hier nicht weiter aushohlen. Also ja - auf eine gewisse Art und Weise ist Nichtkommunikation auch "brutal".

Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen - man beachte das dies sich zwar hart ist, aber bei anderen Dingen durchaus die Regel ist. Also wer eine Clorallergie hat sollte nicht unbedingt in öffentliche Schwimmbäder gehen, mit einer starken Blutung geht man auch zum Arzt - aber eine Traumatisierung - über die man ggf. nicht mal sprechen kann - soll man selbst behandeln oder sie sich von der Gesellschaft behandeln lassen?

btw: ich kenne einige stark Traumatisierte Menschen, ganz früher aus WWII, früher aus "Jugoslawien", heute aus Syrien und einige hier aus D welche "Opfer" von Verbrechen geworden sind (Niedergeschlagen, Vergwaltigung) - der ein oder andere war/ist vieleicht in Behandlung (darüber spricht man aber nicht).
Einige davon machen auch Rollenspiel, andere nicht. Manche sprechen darüber - die meisten nicht, aber selbst diese Gruppe sagt kurz etwas dazu - dann weis man (in etwa) woran man ist.

Mir ist an der Stelle schon klar das es hauptsächlich um die Gruppe geht welche - aus welchen gründen auch immer - den Mund nicht aufbekommen.
Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.

Ich kenne Spieler mit denen ich nicht gerne zusammenspiele und Spieler mit denen ich nie (wieder) zusammenspielen werde. Da würde mir weder eine X-Card noch sonst etwas helfen. Da ist die einzige Sicherheitstechnik die funktioniert: "Wenn der mitspielt - spiele ich nicht mit." (Und das wo eine meiner Grundsätzlichen Regeln ist: Jeder hat eine zweite oder sogar dritte Chance)

Und schlussendlich -  Der SL ist nicht der Psyciater der Spieler.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 8.07.2019 | 16:54
Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist, ist mir das sehr klar - und wer absolut keinen Bock drauf hat anderen auch mal entgegenzukommen und eine sichere Gruppe zu gewährleisten, der sollte es mit dem Leiten lieber lassen.

Ansonsten ist es eben auch meiner Meinung nach immer erst mal die Verantwortung des Spielers, zu wissen, was vertragen wird uns was nicht. Ein Problem ist das ja aber tatsächlich eher bei One Shots.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 8.07.2019 | 17:50
Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist,
Glaube ich Dir sofort.
Ich hatte auch schon jmd am Tisch, der sich frisch aus dem dreimonatigen Koma erwacht, mit massiven Sprach und Gedächtnis Problemen, wieder gesund gespielt hat.
Plus vollständige Wiederherstellung des Sprachvermögens.

Edit.
Denke, Rollenspiel ist ein unglaublich kreatives und  kommunikatives Spiel, und fördert ganz nebenbei, auf spielerische Art und Weise die Sprachfähigkeit.  :)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 8.07.2019 | 22:52
Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.
Der Ausschluss ist an und für sich etwas brutales. Die Traumatisierung als Grund dafür zu nehmen, macht es doppelt schlimm.

Zitat
Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen

Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.
Man sollte sich in dem Fall professionelle Hilfe suchen, ja.

Wenn alles zusammenkommt (das Problem schwerwiegend ist UND die Trigger häufig vorkommen), dann ist Spielen möglicherweise zu gefährlich oder eine zu große Belastung für die Gruppe.

Mein Problem hier in der Diskussion ist, dass sie absolut geführt wird. Ich habe wohl im Versuch, klar zu machen, dass ein Ausschluss in einer Krise gefährlich sein kann, dazu beigetragen. Das war nicht beabsichtigt: Ich habe damit scheinbar das Gegenteil von dem bewirkt, was ich bewirken wollte.

Ich persönlich fände es nicht OK, wenn häufig ohne Diskussion Szenen weggeschnitten würden. Deswegen aber Spielern die Möglichkeit wegzunehmen, niedrigschwellig wegzuschneiden fände ich falsch, denn solange es nicht ständig passiert, kann es helfen.

Jemanden auszuschließen, weil er oder sie nicht aussprechen kann, was gerade los ist, fände ich auch falsch. Rausschicken genauso.

Stell dir einfach vor, du wärst in der Situation, und du wärst gerade wirklich nicht in der Lage, darüber zu sprechen.

Stell dir vor, du würdest dir nur wünschen, dass jetzt was ganz normales weitergeht, bis du dich wieder gesammelt hast. Dann gehört vor die Tür zu gehen zu den schlimmsten Sachen, die du machen kannst, denn dann bist du alleine und das Problem läuft in deinem Kopf weiter.

Was ganz normales ist das, was im Spiel passiert, wenn nicht gerade das problematische Element dabei ist. Also dass das Spiel weitergeht.

Ich gehe nicht davon aus, dass das oft passiert. Wenn es oft passiert, kann das für die Gruppe unzumutbar sein.

Aber ich schnalle mich im Auto ja auch nicht an, weil ich oft einen Unfall habe. Vielmehr mache ich es, weil der Gurt im Fall eines Unfalls viel mehr nutzt als er zu allen anderen Zeiten zusammen stört.

Und genau so sehe ich Sicherheitstechniken auch: Als Rettungsnetz für eine Situation, von der ich hoffe, dass sie nicht kommt.

Ob die X-Card da die beste Technik ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist eine Pause besser, vielleicht auch eine "Szenenschnitt"-Karte. Vielleicht auch einfach eine "bitte jetzt ausblenden"-Karte. Oder etwas ganz anderes.

Darüber zu diskutieren, was wofür gut ist oder was wann am besten hilft und am wenigsten stört, finde ich spannend.

Dass aber allgemein gefordert wird, dass jemand, der akut ein Problem hat, das Problem gleich erklären oder aber die Gruppe verlassen muss, finde ich falsch.

Und da stehe ich zu meiner Aussage, dass das Leute fahrlässig in Gefahr bringt. Wir können hier differenzieren: Es ist nicht in jeder Situation eine Gefährdung, jemanden aus der Gruppe auszuschließen — wahrscheinlich in den meisten nicht. Und ständige Triggervermeidung ist der Gruppe meiner Ansicht nach nicht zuzumuten. Das sind aber alles Sachen, die nicht beim ersten Auftreten gemacht werden können. Daher muss die grundlegende Vorgehensweise sein, dass erstmal gemacht wird, was nötig ist, damit das akute Problem sich wieder legt. Es ist ein Notfall, und er muss gelöst werden.

Wenn das gut läuft, tritt der Notfall hoffentlich nicht wieder auf, z.B. weil der Spieler Spielabende zu bestimmten Themen vermeidet, oder weil er sich Hilfe holt, oder sogar, weil das Problem beim zweiten Mal weniger schlimm ist. Aber erstmal geht der Notfall vor.
Zitat
Ich kenne Spieler mit denen ich nicht gerne zusammenspiele und Spieler mit denen ich nie (wieder) zusammenspielen werde. Da würde mir weder eine X-Card noch sonst etwas helfen. Da ist die einzige Sicherheitstechnik die funktioniert: "Wenn der mitspielt - spiele ich nicht mit." (Und das wo eine meiner Grundsätzlichen Regeln ist: Jeder hat eine zweite oder sogar dritte Chance)
Das geht mir auch so. Es gibt eine Person, mit der ich nicht wieder spielen würde. Die Folge einer für alle Beteiligten sehr unangenehmen Runde …
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 9.07.2019 | 06:13
Stell dir einfach vor, du wärst in der Situation, und du wärst gerade wirklich nicht in der Lage, darüber zu sprechen.
Dann würde ich sofort, und zwar von mir aus, rausgehen.
Ich sage Dir auch wieso: Weil das Abstand vom Spiel schafft. Und mir wieder klar macht, dass es nur ein Spiel ist.
Wenn ich selbst getriggert wäre, so sehr, dass ich den Grund dafür  nicht mal ansprechen kann, wäre sitzen bleiben überhaupt keine Option.
Ich wäre nämlich viel zu aufgewühlt um einfach weiterspielen zu können.
Da ist eine kurze Pause um sich zu sammeln,  und sich klar zu machen, dass es nur ein Spiel ist, also genau das Richtige. 

Das hat sich, denke ich, in so vielen Rollenspiel Gruppen auch nicht umsonst so bewährt.
Du darfst selbstverständlich weiter vertreten, dass rausgehen unzumutbar ist.
Aber meine Erfahrung sagt etwas anderes.
Deshalb werden wir da wohl auch nicht auf einen gemeinsamen Punkt kommen.

Wenn du meinst: Die Spieler dürfen schon von sich aus schneiden, wenn es sie nur ein wenig beunruhigt, wenn also schon die Gefahr eines massiveren Unwohlseins besteht, quasi präventiv, dann geht es ihnen klar noch nicht wirklich schlecht.
Aber dann wird aber auch vorauseilend geschnitten, also ohne akute Gefahr, nur auf Verdacht.
Und das betrifft dann eben auch die Spielinhalte aller Mitspieler.

Wer das in Horrorrunde so will und für praktikabel hält, der soll das so machen.
Ich tue das nicht.
Und würde Stopp oder Pausenkarten eindeutig vorziehen.
(Bei ner Pausenkarte machen übrigens alle Pause. Also steht da auch niemand allein vor der Tür.  ;) )

Edit. Welcher ernsthaft getriggerte Mensch bleibt denn da ruhig auf seinem Stuhl sitzen, und spielt nahtlos weiter, ohne Pausen?
(Das verkaufst du mir zumindest nicht, sorry)
Ich würde das auch keinem Spieler empfehlen.
Abstand vom Spiel und der Situation ist da in meinen Augen das Allerwichtigste.
Erste Hilfe sozusagen.

Pausen sind im Rollenspiel übrigens auch was ganz Normales. Schon allein für menschliche Bedürfnisse.  ;)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 9.07.2019 | 09:21
Wenn ich selbst getriggert wäre, so sehr, dass ich den Grund dafür  nicht mal ansprechen kann, wäre sitzen bleiben überhaupt keine Option.

Aber meine Erfahrung sagt etwas anderes.
Hier sind wir dann wohl am Knackpunkt. Meine persönliche Erfahrung sagt nämlich etwas anderes.

Menschen sind unterschiedlich, und es gibt Menschen für die in bestimmten Situationen rausgehen eben nicht funktioniert.
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 9.07.2019 | 09:24
Hier sind wir dann wohl am Knackpunkt. Meine persönliche Erfahrung sagt nämlich etwas anderes

Tja dann: Agree to disagree.
Edit.
Das ist mein letzter Post.  ;)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: ArneBab am 9.07.2019 | 09:31
Tja dann: Agree to disagree.
Will heißen, du akzeptierst, dass es Menschen gibt, für die es anders ist, und ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, für die es anders ist?
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 25.07.2019 | 11:22
Ich habe einmal meine Perspektive in Bezug auf Sicherheitstechniken, erste X-Card Erfahrungen und weitere Gedanken in einem Artikel zusammen gefasst:

Vampire auf Conventions: Teil 3 – Sicherheitstechniken und meine Erfahrung mit der X-Card (https://wodnews.blog/2019/07/24/vampire-auf-conventions-teil-3-sicherheitstechniken-und-meine-erfahrung-mit-der-x-card/)
Titel: Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
Beitrag von: Deltacow am 25.07.2019 | 16:10
Zitat
Die Gruppe lehnt den Meta-Aspekt ab
Eine Sicherheitstechnik bringt nahezu immer einen Meta-Aspekt in das Spiel ein, den es ohne sie nicht gegeben hätte. Das heißt, man muss beachten nicht über die Lines zu gehen und die Veils entsprechend beachten. Man muss die X-Card, O-Card, die Ampelkarten oder Gestiken im Auge behalten. Das liegt manchen Gruppen und Spielleitungen, anderen nicht.

+1

Mich stören Meta-Aspekte nicht. Weiß auch nicht ob wir jetzt alle das gleiche unter Meta-Aspekt verstehen. Ein Zu-Viel würde stören, und diese X-Card bspw. wäre so eine Art Meta-Aspekt auf für den metaphorisch keinen Platz oder Raum sehe. So jetzt wird es ein bisserl schwer das vollkommen wertfrei zu transportieren. Aber in 20 Jahren TTRPG mit (zugegeben meistens eher längeren Stammgruppen die ich rückblickend als wechselnde Freundeskreise bezeichnen würde) bei einer wöchentlichen bis 2-wöchentlichen Spiel-Frequenz hatte ich genau 1 Erlebnis mit jmd. der offenkundig psychiatrisch erkrankt war - und es auch genau aus diesem Punkt zum Bruch kam - allerdings war der Trigger-Moment keiner der unmittelbar mit einer Grenz-Thematik in Verbindung stand (auf den ganzen Abend bezogen war es eher ein flapsiges Bier-&-Brezel-Shadowrun). Und in all der Zeit gab es eine weitere Dame für die (aus meiner Sicht subjektiv empfunden) -alles- ein Grenzthema und wahrscheinlich X-Card-würdig war, das hat mich dann u.a. auch von dieser langjährigen Gruppe Abschied nehmen lassen weil ich immer das Gefühl hatte hier werden persönliche Befindlichkeiten am Spieltisch kompensiert. So long story short, im Regelfall braucht es keine Sicherheitsmechanik - und ich würde auch in keiner Runde spielen wollen wo ständig so ein Damokles-Zettel im Raum schwebt. Der Fette fühlt sich dann gekränkt weil Fetten-Witze laufen, die Schlampe fühlt sich gekränkt weil überrepräsentiert Schlampen vorkommen (negativ konnotiert versteht sich), der Geschiedene hält Trennungen nicht aus, der mit Migrationshintergrund ... und so weiter ... und ja das ist jetzt alles ein bisschen überzeichnet - aber mir riecht das hier alles ein bisschen nach moralisch verwässertem Aktivismus.

Den Pausen-Vorschlag fand ich im Übrigen super sinnvoll. Pausen sind toll. Pausen sind gut. Hat jmd. ein tiefreichendes psychisches Problem wird ihm das aussparen einer Szene wahrscheinlich situativ davor bewahren sich exponieren zu müssen - langfristig wird er deswegen aber nicht weniger Probleme haben.