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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Feuertanz am 1.08.2019 | 08:07

Titel: Schwierigkeiten bei der Charakterdarstellung
Beitrag von: Feuertanz am 1.08.2019 | 08:07
Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben. Also einem Freund meines Freundes geht das so. Ok einem Freund. Ok mir  >:D
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Kaskantor am 1.08.2019 | 08:15
Ich bin da Gott sei dank recht extrovertiert:).

Hm vielleicht nicht die hilfreichste Antwort, aber es gibt da mMn zwei Möglichkeiten.

Du versuchst dich einfach zu öffnen und auch wenn das am Anfang nicht funzt, vielleicht bricht der Damm ja irgendwann.

Das könnte funktionieren, wenn du mit Freunden und eher nicht mit Fremden spielst.

Zum anderen gibt es auch Rollen, die man etwas wortkarger spielen kann. In der Fantasy wären verschrobene Magier, immer ruhig wirkende Mönche und Waldläufer (Streicher), Kämpfer usw. eine bessere Klassenwahl.

Barden, Paladine, Kleriker würde ich da eher meiden. Auch gerade Klassen, die von einem hohen Charisma profitieren also zb. der Hexenmeister auch.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Hotzenplot am 1.08.2019 | 08:18
Hi Feuertanz und willkommen im Tanelorn :)

Ja, ich kenne das auch. Bei mir liegt es nicht unbedingt an Schüchternheit. Rampensäue kann ich also ganz gut. Aber bestimmte Arten von SC liegen mir nicht, völlig unabhängig vom System und Setting. Alles, wo man die Sau raus lassen kann, funktioniert erschreckend gut.  :gasmaskerly:

Achso: Was ich dann mache (wenn es nicht funktioniert)? Anderen SC nehmen. Ich weiß inzwischen allerdings sehr gut, was nicht funktioniert und spiele deshalb erst gar nichts, was ich nicht rüberbringen kann bzw. wo meine eigene Immersion nicht gelingt.

Noch eine Bitte: Kannst du den Threadtitel etwas aussagekräftiger gestalten? "Es geht nicht" könnte ja auch Probleme beim Toilettengang beinhalten. ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Antariuk am 1.08.2019 | 08:18
Das Problem habe ich nicht mehr seitdem ich meine Charakterkonzepte halb offen lasse und mir die Persönlichkeit zu großen Teilen erspiele, je nachdem was die Dynamik der Gruppe und das Abenteuer ergeben. Im Falle des Barden würde ich z.B. überlegen dass er einen nervösen Tick hat oder sarkastisch ist oder einen Hass auf Orks, aber alles andere kommt dann später, so wie ich Lust habe oder inspiriert bin. Wie gut das klappt (oder nicht) hängt natürlich direkt auch vom System, den Mitspielern und einem selber ab, aber so detailliert vorgearbeitete Charaktere mit komplexem Verhalten von jetzt auf gleich ausspielen - das klappt bei mir auch nicht ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Hotzenplot am 1.08.2019 | 08:23
Das Problem habe ich nicht mehr seitdem ich meine Charakterkonzepte halb offen lasse und mir die Persönlichkeit zu großen Teilen erspiele, je nachdem was die Dynamik der Gruppe und das Abenteuer ergeben.

Das ist glaube ich ein wertvoller Hinweis.

Vermutlich ist es schwerer, einen mit Persönlichkeitsmerkmalen "vollgepackten" SC zu spielen, weil man versucht, alles gleichzeitig zu berücksichtigen.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Huhn am 1.08.2019 | 08:26
Ja, kenn ich - passiert mir bei solchen Rollen, wo ich von mir erwarte, "spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig" und schlagfertig zu sein oder wo ich andere (SC oder NSC) anführen soll. Das kauft mir Geflügel einfach kein Mensch ab. ::)
Ich seh mehrere Optionen, damit umzugehen:

Was natürlich auch helfen könnte: Sich Vorbilder in Filmen oder Romanen zu suchen und sich bewusst anzuschauen, wie die in bestimmten Situationen reagieren.

Und da ich gerade meine Vorposter sehe: Charakterkonzept während des Spiels ausbauen mach ich tatsächlich auch oft...
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Grubentroll am 1.08.2019 | 08:27
Sollte man dann nicht eher wen spielen der einem mehr liegt... ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 08:31
Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben. Also einem Freund meines Freundes geht das so. Ok einem Freund. Ok mir  >:D
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?

Ein Barde muss gar nichts!
Vielleicht ist eher es ein Introvertierter Typ,  der im stillen Kämmerlein verdammt geile Gedichte schreibt. Oder jemand, der nicht viel sagt, aber dafür Mega cool Instrument spielt.

Also Scheiß auf Klischees!
Es ist Dein Barde.   :)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.08.2019 | 08:35

Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein
Nein, er kann so sein - aber er muss es nicht - er kann und darf ganz anders sein.

Ein echter Barde wäre es auch
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Ginster am 1.08.2019 | 08:41
Sollte man dann nicht eher wen spielen der einem mehr liegt... ;)

Nein. Der Spieler des Barbaren könnte den Zweihänder, den sein Charakter führt, vermutlich kaum heben. Die Spielerin der Magierin spricht keine fünf Sprachen, der Spieler des Cleric ist sonst eher Atheist.

Wir spielen "Helden", die wir nicht sind. Manche Charaktereigenschaften sind da problematischer darzustellen als andere, besonders soziale. Aber, wenn dem so ist, dann erfordert es eben anderes Storytelling. Zu verlangen, dass man das Charisma, das auf dem Charakterblatt steht, doch gefälligst auch an den Tag zu legen habe, ist Unsinn.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: bobibob bobsen am 1.08.2019 | 08:42
Das Bild das ich von meinem Charakter habe verändert sich durch die Entscheidungen die ich im Spiel treffe meist ganz gravierend. Ich habe allerdings auch nicht so ein ausgeprägtes Schubladendenken.
Für mich kann ein Magier auch mal groß und kräftig und vital sein.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Crimson King am 1.08.2019 | 08:49
Von der Oscar/Preisträgerin Audrey Hepburn ist bekannt, dass ihre wohl berühmteste Rolle auch die war, die ihr am schwierigsten fiel. Als sehr introvertierte Person hat sie das maximalextrovertierte Partygirl Holly Golightly in Frühstück bei Tiffany's gespielt und hatte dabei enormen Stress.

Natürlich hat eine gelernte Schauspielerin Methoden, um auch solche Aufgaben zu meistern, und sie hat einen Regisseur, der sie anleitet. Das Beispiel soll aber zeigen, dass es auch für Vollprofis nicht trivial ist, Persönlichkeiten zu verkörpern, die ihrer eigenen stark widersprechen.

In Bezug auf das Rollenspiel heißt das, dass nicht jeder Charakter für jeden Spieler geeignet ist. Das wiederum heißt nicht, dass man bestimmte Archetypen, Klassen, Völker etc. von vornerherein meiden muss. Es ist durchaus möglich, sich von bestehenden Klischees zu lösen und sich zu überlegen, wie denn ein introvertierter Barde so sein könnte.

Wenn es um introvertierte Musiker geht, gibt es im Übrigen auch einige bekannte Exemplare, beispielsweise Jim Morrison von den Doors oder Derek Dick aka Fish, der in den 80ern bei Marillion sang.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: First Orko am 1.08.2019 | 08:50
Erstmal: Willkommen im Tanelorn!
 :howdy:

Sympathischer Einstieg ;) Ich glaube, in die Situation sind schon viele Spieler gelangt:  Gemerkt, dass sie ein Charakterkonzept haben, dass sie nicht so erfüllen wie sie es selbst von sich erwarten.
Da sehe ich drei Möglichkeiten:

1) Konzept anpassen
Wie Lichtschwerttänzer schon schrieb: Der Barde muss erstmal gar nichts. Vielleicht ist er ja genau deshalb ein erfolgloser Barde? Oder er ist Dichter und Denker... oder gerade in einer "Down-Phase"... oder oder oder. Ist ist gar nichts in Stein gemeißelt und am Ende bist immer noch du selbst HerrIn über dein Charakterkonzept - also passe es darauf an, was du darstellen kannst und willst. Klischees sind auch nur ein Anhaltspunkt und manchmal ist geziehltes Brechen auch ganz nett!

2) Neuer Charakter
Wenn es gar nicht passt oder eine Wesensänderung dir nicht zusagt bleibt wohl nur der komplette Wechsel. Es gibt Spieler, denen liegen bestimmte Konzepte mehr als Andere und es gibt eben die, die alles darstellen können/wollen (manchmal aber nur das Eine schaffen ;))
Rollenspiel sollte kein Leistungssport sein - zumindest nicht auf der Ebene. Darstellung hat immer auch was mit Wohlfühlbereich zu tun und erfahrungsgemäß tun sich viele schwer damit, diesen gezielt zu verlasen. Da hängt auch viel von Vertrauen in die Mitspieler ab, Gruppendynamik usw.

3) Schauspielen lernen ;)
Nur halb scherzhaft gemeint: Wer merkt, dass er an die Grenze des für ihn Darstellbaren gelangt, aber eigentlich mehr will und der genau diesen Aspekt am Rollenspiel sehr gerne mag, dem würde ich mal empfehlen, nach Kursen (VHS) oder Laientheatergruppen Ausschau zu halten. Manchmal gibt es auch Improtheater-Kurse o.ä. So ein Schnupperkurs kann einem schon helfen - nicht unbedingt in der schauspielerischen Qualität (dafür braucht es viiiel mehr Zeit) aber in Bezug auf Grenzen des Wohlfühlbereichs.
Was ich immer wieder gemerkt habe - besonders bei Neuspielern: Wenn es darum geht, eine andere Person als sich selbst vor Anderen darzustellen sind da bei Vielen noch Hemmungen, gebildet durch unfähige Lehrer ("kreative" Rollenspiele in der Klasse), Teambildungsmaßnahmen und anderen Zwangssituationen in einem Setting, was möglichst ungeeignet war für sowas.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 08:56
Nochmal: Bei Deiner Figur geht es ausschließlich darum, dass Du dich wohlfühlst und mit ihr Spaß hast.
Und irgendwelche Klischees sind musst du nicht erfüllen.


Wenn es Dir jetzt ums reine Darstellen geht.
Wie spiele ich was, was ganz anders ist, als ich?
Dafür brauchst du anfangs etwas Mut.
Den Mut, dich zum Affen zu machen, und zu scheitern.
Ich zitiere hier gerne die Weisheit des Narren: "Bin nichts, kann nichts, macht auch nichts. "
Kurz hab den Mut es zu versuchen.
Und den Mut zu scheitern.

Solange du dir dabei Gedanken machst, ob es gut ist, und wie du damit ankommst, bist du nicht frei, deine Reallife Rolle abzustreifen und in eine andere zu schlüpfen.

Für Leute ohne Schauspielerfahrung :Kannst ja mal unabhängig vom Rollenspiel in die Rolle schlüpfen. Ohne Zuschauer.
Und dann erst am Spieltisch.

Wenn man dann mal sicher ist:
Reicht es idR das im Kopf zu machen.
Man geht als SL vorher verschiedenen Rollen kurz durch, wie die so sind.
In ihren Eigenarten. Wie sie sich geben, was sie wollen, wie sie welchen SC pieksen,
Das ruft man dann später am Spieltisch auf.





Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Luxferre am 1.08.2019 | 09:05
Nein. Der Spieler des Barbaren könnte den Zweihänder, den sein Charakter führt, vermutlich kaum heben. Die Spielerin der Magierin spricht keine fünf Sprachen, der Spieler des Cleric ist sonst eher Atheist.

Wir spielen "Helden", die wir nicht sind. Manche Charaktereigenschaften sind da problematischer darzustellen als andere, besonders soziale. Aber, wenn dem so ist, dann erfordert es eben anderes Storytelling. Zu verlangen, dass man das Charisma, das auf dem Charakterblatt steht, doch gefälligst auch an den Tag zu legen habe, ist Unsinn.

Fettfettes +1

Vermutlich ist es schwerer, einen mit Persönlichkeitsmerkmalen "vollgepackten" SC zu spielen, weil man versucht, alles gleichzeitig zu berücksichtigen.

Etwas, das ich seit den 90er Jahren aus Earthdawn übernommen habe: man startet mit einem offensichtlichen Wesenszug (Barde: spiel-, wett- und trinksüchtig) und einem verdeckten Wesenszug (Barde: heimliche Verehrung der alten und verbotenen Götter) und das wars.
Der Rest kommt im Spiel und es ist auch völlig okay, wenn dieser Rest sich erst im Laufe der Zeit formt.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: SeldomFound am 1.08.2019 | 09:07
Ich halte es auch für interessant gegen den Stereotyp zu spielen, aber natürlich muss das Spiel das auch unterstützen.

Auf keinen Fall muss man ein zweiter Sam Riegel sein, der jede Bardische Inspiration mit einem kurzen Lied ausspielt.

Aber von der Spielmechaniker man muss durchaus als Barde bei DnD ein Teamplayer sein und sich an seine Gruppe anpassen. Das erfordert zumindest Empathie und Interesse an anderen Leuten von dem Barden.

Aber ein Barde muss halt nicht nur wie Freude aus Pixars "Alles steht Kopf" agieren. Er kann ein Gerechtigkeit fordernder Choleriker sein, ein warnender Sorgenbär oder ein wählerischer Kunstkritiker. Und natürlich auch ein zurückhaltender Schattencheerleader, der seine Bardische Inspiration eher flüstert, so dass der Nutznießer sie fast mit seinen eigenen Gedanken verwechseln könnte.



Gesendet von meinem FIG-LX1 mit Tapatalk

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Ginster am 1.08.2019 | 09:12
1) Konzept anpassen
2) Neuer Charakter
3) Schauspielen lernen ;)

Was ist denn aber, wenn man trotz all dieser Defizite (sofern es denn welche sind) eben mal den charismatischen Draufgänger spielen will? Auch oder gerade, wenn man es vielleicht nicht ist. Findet ihr es fair, dass das vom Bardenspieler verlangt wird, während sämtliche andere Charakterkonzepte und -fertigkeiten erzählerisch abgehandelt werden?

SL zu Kriegerin: Du lässt die Muskeln spiele und schlägst die Tür ein.
SL zu Magier: Du verstehst das Orkisch mühelos und kannst auch in Orkisch antworten.
SL zu Cleric: Du spürst intuitiv, dass der NSC lügt.
SL zu Dieb: Du verschmilzt mit dem Schatten.
SL zu Barde: Ja, dann spiel doch mal gefälligst aus, wie charismatisch du bist!

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: foolcat am 1.08.2019 | 09:19
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?
Improvisieren. Wie schon angesprochen, auch mal gängige Klischees in Frage stellen, bzw. bewusst verlassen. Ein zaudernder Krieger? Ein tollpatschiger Schurke? Ein naturhassender Druide? Kein Problem. Warum nicht auch ein mißgelaunter Barde mit Sozialphobie? Trägt nur schwarze Kutte, ist maulfaul und abweisend, aber wenn er zur Klampfe greift, rockt er das Haus...  :headbang:

Und keine Angst vor Inkonsistenzen, IRL ist auch nicht jeder jeden Tag gleich drauf. Die gröbsten Schnitzer lassen sich immer mit Drogen(ge|miß)brauch wegerklären.  8)


Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Megavolt am 1.08.2019 | 09:22
Etwas, das ich seit den 90er Jahren aus Earthdawn übernommen habe: man startet mit einem offensichtlichen Wesenszug (Barde: spiel-, wett- und trinksüchtig) und einem verdeckten Wesenszug (Barde: heimliche Verehrung der alten und verbotenen Götter) und das wars.
Der Rest kommt im Spiel und es ist auch völlig okay, wenn dieser Rest sich erst im Laufe der Zeit formt.

Das ist sehr schlau und dürfte sich vor allem durch eine immens hohe Praxistauglichkeit auszeichnen.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 09:23
Schon Kinder machen Rollenspiele. Und es ist ihnen dabei völlig egal, wie es ankommt.
Das darf man halt nicht verlernen.   

Falls man es denn doch verlernt hat, hilft eventuell zurück erinnern, an die Zeit, wo es einem noch völlig egal war.
Man sitzt da erwachsen, oder fast erwachsen, und alle haben plötzlich Angst und Hemmungen... Wo kommen die denn her?
Eventuell hat man sich inzwischen ein bestimmtes Image aufgebaut, mit dem man Angst hat zu brechen. Oder Ähnliches.
Das hat uU. auch eine Art Schutzfunktion.
Dieses vorübergehend abzulegen, bedeutet sich angreifbar zu machen.
Aber ich denke mir,  man will ja sowieso nicht mit einem Image befreundet sein, sondern mit einem Menschen.

Ok, das war jetzt sehr philosophisch.
Ist damit auch gut.   :D
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: First Orko am 1.08.2019 | 09:24
Was ist denn aber, wenn man trotz all dieser Defizite (sofern es denn welche sind) eben mal den charismatischen Draufgänger spielen will? Auch oder gerade, wenn man es vielleicht nicht ist. Findet ihr es fair, dass das vom Bardenspieler verlangt wird, während sämtliche andere Charakterkonzepte und -fertigkeiten erzählerisch abgehandelt werden?

SL zu Kriegerin: Du lässt die Muskeln spiele und schlägst die Tür ein.
SL zu Magier: Du verstehst das Orkisch mühelos und kannst auch in Orkisch antworten.
SL zu Cleric: Du spürst intuitiv, dass der NSC lügt.
SL zu Dieb: Du verschmilzt mit dem Schatten.
SL zu Barde: Ja, dann spiel doch mal gefälligst aus, wie charismatisch du bist!

Ach ja, das typisches Gegenbeispiel: Du musst nix darstellen, die Werte sprechen für sich ;) - Ist eben eine andere Spielweise. Dem TE geht es ja jetzt nicht explizit nur um dargestelltes Reden sondern die Darstellung der Rolle-  Dazu gehört aber mehr als nur Reden.  Auf deine Beispiele bezogen (die übrigens unfair konstruiert sind: in vier Fällen "spielt" der SL ein Ergebnis aus, in einem wird der SC gefragt? Sowieso schon komisch ^^)

- Wie zauber der Magier? Machst du Gesten, murmelst du Zeug? "Ich gucke den Gegner finster an und murmele ein paar sehr fremdartig klingende Silben"
- Ork: "Ich beuge mich, so dass meine Nase an die des Orks stößt und knurre auf Orkisch 'Hast du ein Problem, Bruder?' "
- Cleric: "Seine Hände zittern und er guckt dir nicht in die Augen.." - "Ich warne in mit leiser, ruhiger Stimme, dass die Götter es nich gerne sehen, wenn man in so einer Sache lügt"
- Barde: "Ich greife mir den Apfel vom Obstteller des Grafen und werfe ihn immer wieder hoch, lasse  ein paar flotte Sprüche fallen während ich mich auf den Stuhl fallen lasse und den Apfel im letzten Moment auffange"

Darstellung ist mehr als nur erste Rede. Und das _kann_ man mit jeder Klasse!*  Die Frage ist nur, wie gerne Spieler/Gruppe das wollen. In diesem Fall will ja der Spieler das selbst schon - und darauf ist auch meine Antwort bezogen.

* das ist ja meist der Trugschluss: Dass Charisma-Spieler mehr leisten sollen - das ist natürlich Quatsch! Wenn es in der Gruppe den Anspruch der Darstellung gibt, dann wird auch jeder seinen Charakter irgendwie darstellen. Und dann kann man schon feststellen, dass einem eine bestimmte Art eben nicht liegt
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: 6 am 1.08.2019 | 09:26
Ja, Feuertanz, Dein Problem mit hohen Charakterspielerwartungen habe ich auch häufiger, wenn die Augen größer als der Mund war. ::)
Antariuk und der Grubentroll haben da schon gute Tipps geliefert, meiner Meinung nach: schnüre Dir Dein Charakterkorsett nicht zu eng oder starr, sodass Du noch Luft zum Atmen hast. Und wenn das dann trotzdem nicht klappt, mach das Korsett auf und spiel einfach so weiter, wie es für Dich sich komfortabel anfühlt. Wie schon Issy sagte: Nicht jeder Barde muss der extrovertierte Charmeur vor dem Herren sein. Vielleicht blüht er nur richtig auf, wenn er singen und tanzen kann, nur um danach total überrascht zu sein, wenn alle Welt ihm zujubelt.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 09:32
Was ist denn aber, wenn man trotz all dieser Defizite (sofern es denn welche sind) eben mal den charismatischen Draufgänger spielen will? Auch oder gerade, wenn man es vielleicht nicht ist. Findet ihr es fair, dass das vom Bardenspieler verlangt wird, während sämtliche andere Charakterkonzepte und -fertigkeiten erzählerisch abgehandelt werden?

SL zu Kriegerin: Du lässt die Muskeln spiele und schlägst die Tür ein.
SL zu Magier: Du verstehst das Orkisch mühelos und kannst auch in Orkisch antworten.
SL zu Cleric: Du spürst intuitiv, dass der NSC lügt.
SL zu Dieb: Du verschmilzt mit dem Schatten.
SL zu Barde: Ja, dann spiel doch mal gefälligst aus, wie charismatisch du bist!
In deinen Beispielen überschreitet der SL überall die Grenze.
Es ist die Figur des Spielers, nicht seine.
Deshalb sagt der SL dem Spieler idR. eben nicht, was seine Figur tut.

Ob die Kriegerin, die Tür einschlagen will, ist ihre Entscheidung. Ob der Magier Orkisch versteht, steht auf seinem Charakter Blatt, und ob er in Orkisch anworten will, muss er selbst entscheiden.
Lügen erspüren entscheidet idR. die Würfel, ebenso mit dem Schatten verschmelzen.

Und um jmd. zu überreden, braucht es lediglich Argumente ,( keine hohe Schauspiel Kunst). Und einen Wurf.

Wie die Figuren vorgehen, liegt idR. bei den Spielern selbst, nicht beim SL.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Ginster am 1.08.2019 | 09:35
(die übrigens unfair konstruiert sind: in vier Fällen "spielt" der SL ein Ergebnis aus, in einem wird der SC gefragt? Sowieso schon komisch ^^)

Nein, das ist genau der Punkt hier. Die Kernkompetenz des Barden kann man am Tisch, im Gegensatz zu vielen anderen Fertigkeiten, theoretisch ausspielen. Deshalb wird das auch eher verlangt als woanders. Das Beispiel war also ganz bewusst gewählt.

Ich störe mich halt am "spiel halt was anderes oder lern's halt".
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Ginster am 1.08.2019 | 09:37
In deinen Beispielen überschreitet der SL überall die Grenze.
Es ist die Figur des Spielers, nicht seine.
Deshalb sagt der SL dem Spieler idR. eben nicht, was seine Figur tut.

Das war ein stark verkürztes Beispiel, wie mit Handlungen bzw. Ergebnissen umgegangen wird. Das der Spieler dies vorher angekündigt hat, ist ja klar.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: First Orko am 1.08.2019 | 09:43
Ich störe mich halt am "spiel halt was anderes oder lern's halt".

Naja nu. "Ich kann es nicht, möchte es aber" - "brauchste aber nicht" hilft dem TE aber auch nicht  ;)
Im Übrigen schrieb ich nur, welche Möglichkeiten ICH sehe. Das sind ja nicht alle, die es gibt! Und eine davon ist ja "Konzept anpassen"- auch zu lesen als: Der Barde ist genauso, wie ich ihn spiele. Auch lesbar als "genauso wenig/doll ausgespielt, wie die anderen Charaktere"   ^-^

Deshalb wird das auch eher verlangt als woanders.

Wie ich in meinem anderen Beitrag ergänzt habe: DAS ist nicht gemeint! Keine Charakterklasse bringt eine höhere Verpflichtung der Darstellung mit sich - das kann immer nur (abgesprochener) Anspruch der Gruppe oder des Spielers an sich selbst sein.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: korknadel am 1.08.2019 | 09:44
Ich würde mir an Deiner Stelle erst mal den Druck nehmen, spritzige Antworten parat haben zu müssen, wenn Du jemand spielen willst, der mit spritzigen Sprüchen um sich wirft. Ich würde erst mal anfangen, das erzählerisch abzuhandeln. Es muss Dir gerade nicht unbedingt eine geistreiche Beleidigung einfallen, sondern Du sagst der SL und der Gruppe einfach "Ich werfe dem Baron eine geistreiche Beleidigung an den Kopf, die ihm das Maul stopfen soll." Dann kann man auf einen entsprechenden Skill würfeln und schauen, ob die Aktion die gewünschte Wirkung hat.

Ich könnte mir vorstellen, dass dann irgendwann auch mal die nötige Lockerheit kommt, dass man hin und wieder tatsächlich einen lässigen Bardenspruch anbringen kann -- aber weiterhin nicht muss. Man braucht seinen Char ja nicht immer schauspielerisch darzustellen, man kann das einfach auch erzählerisch machen und dann mal weiterschauen.

Außerdem würde ich der SL und der Gruppe gegenüber das auch ansprechen und darum bitten, dass die Figur hin und wieder entsprechend angespielt wird, dass man möglichst leicht rollengerecht darauf reagieren kann. Meine Erfahrung ist, dass man sich noch mal besonders gehemmt fühlt, wenn man sich immer fragt: Wie kriege ich mein Charkonzept denn überhaupt in dieser Situation unter? Würde ja gerne den Salonlöwen raushängen, aber wie, wenn wir seit drei Abenden in diesen Koboldhöhlen rumkriechen und versuchen, das entführte Totemschwein der benachbarten Goblins zu finden ... In Situationen, die etwas mehr maßgeschneidert sind auf die Charakterrolle, fühlt man sich gleich auch ein bisschen weniger "gehemmt".

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Boba Fett am 1.08.2019 | 09:47
Hallo Feuertanz!

Willkommen an Board!

:howdy:

Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben.
...
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?

Ja, das kenne ich...
Dann gibt es zwei Möglichkeiten.
(Immer davon ausgehend, dass der Spieler sich entweder nicht steigern möchte oder einfach nicht kann.)
Entweder ignoriert man das und der Spieler spielt den Charakter nur beschreibend über seine Werte aus und würfelt und man nimmt an, er hätte dementsprechend gehandelt (ohne das es detailliert ausgespielt wird)
oder
der Spieler spielt eine Rolle, die ihm näher liegt.

Rollenspiel soll schließlich Spaß machen.

Geht man davon aus, dass der Spieler wirklich möchte, würde ich ihm als Spielleiter und auch als Mitspieler versuchen zu helfen und das, was Anfangs daneben geht, verzeihen.
Denn kein Meister ist vom Himmel gefallen und die wenigsten Rollenspieler waren Naturtalente, die alles von Anfang an brilliant konnten.
Vieles lässt sich trainieren und vieles kann man trainieren.
Wenn es der/demjenigen sehr schwer fällt muss man halt schauen, ob (sofern wirklich gewollt) man sich noch anderweitig trainiert.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Greifenklaue am 1.08.2019 | 09:52
Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben. Also einem Freund meines Freundes geht das so. Ok einem Freund. Ok mir  >:D
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?
Was heiß denn, kann nicht "bardig" sein? Gemeint ist vermutlich kann nicht "klischeehaft bardig" sein.

Dann spiel doch nen anderen Typ Barden: Statt den Sänger/Musiker den Geschichtenerzähler, Nachrichtenüberbringer, nimm ein ungewöhnliches Instrument wie Glocke, Kesselpauke oder Triangel, mach den ehemaligen Sänger, der nun stumm ist.

Vielleicht hatte Dein Barde auch nen schrecklichen Unfall, ist von Narben entstellt, hat seine Schönheit eingebüsst und ist jetzt mehr Schurke oder Kämpfer.

Sprich: Die Rolle umbürsten vielleicht?
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Ginster am 1.08.2019 | 09:52
Naja nu. "Ich kann es nicht, möchte es aber" - "brauchste aber nicht" hilft dem TE aber auch nicht  ;)

Stimmt, zu dieser Ausgangsfrage habe ich wenig bis nichts beigetragen. Es waren eher manche Antworten, die ich hinterfragenswürdig fand.

Keine Charakterklasse bringt eine höhere Verpflichtung der Darstellung mit sich

So sollte es sein, ja. In der Praxis bezweifele ich das beim Barden eben ein wenig. Aber, ich habe verstanden, dass das ggf. etwas off-topic ist.

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 09:57
Das war ein stark verkürztes Beispiel, wie mit Handlungen bzw. Ergebnissen umgegangen wird. Das der Spieler dies vorher angekündigt hat, ist ja klar.

Ok, dann habe ich das falsch verstanden.
Zur Erklärung: Ich habe schon SL erlebt, die ihren Spielern erzählen, was ihre Figuren tun. Deshalb war ich da kritisch.

Zu Charisma : Das ist nur ein Wert,  auf den man notfalls einfach würfeln kann,  und gut is.

Was auch schon genannt wurde war: In der dritten Person beschreiben, wie die Figur einen NSC beeinflussen will, dann würfeln.

Dann muss auch nicht in direkter Rede dargestellt werden.

Wie ich den TE verstanden habe, war, dass er es trotzdem gerne möchte, und einen Weg sucht, es zu lernen.
Aber vielleicht liege ich auch falsch.


@
All
Als SL spiele ich ja alles : Vom Höhlentroll, über den Erzdämon bis zum Goldfisch.
Da stelle ich auch gerne unter Beweis, dass ich das kann,  um zu unterhalten.

Aber als Spieler möchte ich das Spiel auch konsumieren. Also spiele ich was möglichst bequemes. Kurz etwas, was mir liegt.
Die "Jogginghose unter den Figuren. "
~;D
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Saffron am 1.08.2019 | 10:37
Ich kenn es auch, dass ich einen Charakter, der auf dem Papier super spannend klang, nicht recht zum Leben erwecken kann. Manmal flutscht es, manchmal nicht, das find ich normal. Hier im Forum sind natürlich viele Leute unterwegs, die mit Leib und Seele Rollenspieler sind und vielleicht nicht ganz so oft dieses Problem haben, aber ich mach mir keinen Leistungsdruck, nur weil ich nicht so kreativ und schauspielerisch begabt bin.

Ich würd mich hier in der Diskussion auch nicht so sehr am Beispiel Barde festbeißen. Kann genausogut sein, dass man Lust hat, einen wortkargen und nicht allzu intelligenten Barbaren zu spielen, dann aber merkt, dass man sich entgegen des Konzeptes lebhaft an Gruppendiskussionen beteiligt, wie man sich am besten in die feindliche Festung reinschleichen könnte. Wenn mir das Einbringen kluger Ideen einfach zu viel Spaß macht, ist tatsächlich die Frage, ob ich von diesem Charakter eher die Finger lassen sollte. Es gibt ja mehr als genug Alternativen.

Wenn ich aber doch gern den Charakter spielen will, hilft mir folgendes:

Zuhause mal ein Viertelstündchen hinsetzen und überlegen, was man an Fluff einbringen kann. Hat der Barbar vielleicht ein Sprichwort aus seiner Heimat, dass er einwerfen kann? Soll der Barde in der nächsten Kneipe sagen: ich spring auf den Tisch und erzähle von unserem letzten Abenteuer, und natürlich übertreibe ich maßlos und schmücke die Story ein bisschen aus? Beschwert der Magier aus der großen Stadt sich immer, dass er unter freiem Himmel schlafen muss statt in einem weichen Bett? Etcetera... Also ein paar Macken/ Verhaltensweisen vorbereiten, wenn man das nicht ganz so spontan hinbekommt.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Alexandro am 1.08.2019 | 10:42
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein

Muss er das? Warum nicht mal einen schüchternen Künstler spielen, der nur auf der Bühne seine Kunst zeigt (weil er das Publikum einfach ausblendet) und sonst nicht gerne im Mittelpunkt steht? Passt auch gut zur Supporter-Rolle des Barden.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: 1of3 am 1.08.2019 | 10:50
Ich denke das hängt auch immer stark von den Mitspielern ab. Es gibt Kandidaten, die haben am Spieltisch so erdrückende Präsenz, da ist egal, was ich mir vornehme zu spielen, das wird nichts. Da komm ich nicht zu Wort. Das machen die wahrscheinlich gar nicht absichtlich; das ist halt so.

Wenns dagegen optimal läuft, werden deine Mitspieler auf dich zugehen, deinen Charakter bewusst anspielen und dir Raum geben.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 10:56
Wenn ich aber doch gern den Charakter spielen will, hilft mir folgendes:

Zuhause mal ein Viertelstündchen hinsetzen und überlegen, was man an Fluff einbringen kann. Hat der Barbar vielleicht ein Sprichwort aus seiner Heimat, dass er einwerfen kann? Soll der Barde in der nächsten Kneipe sagen: ich spring auf den Tisch und erzähle von unserem letzten Abenteuer, und natürlich übertreibe ich maßlos und schmücke die Story ein bisschen aus? Beschwert der Magier aus der großen Stadt sich immer, dass er unter freiem Himmel schlafen muss statt in einem weichen Bett? Etcetera... Also ein paar Macken/ Verhaltensweisen vorbereiten, wenn man das nicht ganz so spontan hinbekommt.

Das ist ne super Idee.
Bereite eine kleine Szene vor. Ein Miniskript.
Und das spielst du dann als Einstieg am Tisch.
Die Szenen, in denen dein Charakter allein im Spotlight steht, sind idR. auch nicht so viele.
Und so hat man auch während des Spiels oft genug Zeit sich über das nächste Auftreten Gedanken zu machen.

So hangelt man sich von Szene zu Szene.
Glaube, wenn man die Angst überwunden hat, macht es auch Spaß.
Wobei ein Klischee Barde schon ein harter Brocken für unsichere Spieler ist.
Unser Barde hat mal einem weiblichen Skelett Komplimente gemacht, dass man ja am Knochenbau noch sieht, dass sie früher mal eine bildschöne Frau gewesen sein muss....  ::)
Auch Gedichte wurden schon geschrieben, und Balladen gedichtet.
Aber darauf muss man irgendwie auch Lust haben.
Und wenn das dauerhaft mehr Stress als Spaß verursacht, dann geht die Rechnung vielleicht nicht auf.

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Huhn am 1.08.2019 | 10:59
Aber als Spieler möchte ich das Spiel auch konsumieren. Also spiele ich was möglichst bequemes. Kurz etwas, was mir liegt.
Die "Jogginghose unter den Figuren. "
Das hat mir gerade den Tag gemacht. ~;D
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: KhornedBeef am 1.08.2019 | 11:18
Ich glaube, das wurde alles schon genannt, daher kurz, und nach Priorität:

1. Dann spiel ihn erstmal "untypisch". Überleg dir, aus welchen Gründen ein Barde für das Setting untypisch agieren könnte. Vielleicht mit der Option, dass es ein zweiteiliger Zustand ist (siehe unten). Ein kürzliches Trauma? Eine Sinnkrise?
Nachteil: wenn du Mitspieler hast, die stumpf sagen "der Barde muss so und so sein, sonst macht es keinen Spaß" dann hast du Pech (oder sie)

2. Stütz dich erstmal auf Beschreibung statt direkt Rede, aber auf unterhaltsame Weise. Ließ vielleicht ein literarisches Vorbild für charmante Schurken von einem richtig guten Autor/Autorin. Die können auch nicht gestikulierten und ihre Stimme verstellen, aber die haben andere Tricks.

3. Gib dir Zeit. Ich empfinde Rollenspiele als Möglichkeit, sich in einem relativ zwangslosen Umfeld am so eine Selbstdarstellung zu gewöhnen. Dann blüht dein Charakter eben erst nach vielen Sessions auf, siehe oben.

Zum Schluss eine Anekdote: wir hatten einen Spieler in der Runde, der auch eher schüchtern und deutlich jünger war, der einen Barden gespielt hat. Am Anfang hatte er eine Masche, bei der der Charakter immer Leuten Zeug verkaufen wollte, wobei er sozusagen im Spiel die Maske eines Verkäufers aufsetzte und sich an Klischees entlang hangelte. Nach und nach hat er den zwischen den Sitzungen mal ein kurzes Schmählied gedichtet, 4 Verse oder so, und einen selbstbenannten Zauber eingeführt. Ich fand das immer super, und vor allem war es eine Art von Quirligkeit, die keiner von uns anderen so an den Tisch brachte.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: nobody@home am 1.08.2019 | 11:48
Daß mir ein Charakter, den ich erst für eine tolle Idee gehalten habe, später im Spiel selbst gar nicht so sehr zusagt wie gedacht, kommt schon mal vor und kann die verschiedensten Gründe haben. Schließlich bin ich ja bei aller Liebe zum Hobby kein Hellseher, der schon im Vorfeld genau weiß, was die Zukunft bringen wird, und entsprechend schon von vornherein genau perfekte Entscheidungen treffen kann, die sich dann garantiert immer als richtig erweisen werden -- das ist also im Zweifelsfall kein Beinbruch, sondern höchstens ein Thema für ein Gruppengespräch unter Freunden.

Speziell zum Thema "Barde" würde ich sagen, daß das meine absolute Lieblingsrolle wahrscheinlich auch nicht wäre. Das liegt aber nur zum Teil an einem tatsächlich vorliegenden Mangel an Extrovertiertheit und musikalischer Expertise -- der Rest besteht eher darin, daß "Barde" eigentlich ein etwas nebulöses Konzept ist und ich mir erst mal einen konkreten Charakter mit Persönlichkeit und allem dazu ausdenken müßte, um es überhaupt halbwegs auszufüllen. Soll mein Barde tatsächlich einfach "nur" der Typ Klischee-Alleinunterhalter sein, der sich spontan in eine Kneipe setzt, ein paar kesse Sprüche losläßt, und zur Belustigung der Gäste losklampft? Was, wenn das nun absolut nicht meinem persönlichen Stil entspricht und ich vielleicht lieber einen verschlossenen Hüter dunkler Legenden und Geheimnisse spielen möchte, bei dem selbst seinen besten Freunden leichte Schauer über den Rücken laufen, wenn er tatsächlich mal in die Saiten greift? Oder, etwas weniger extrem, einen jungen und durchaus begabten Musiker, der nur dummerweise zumindest am Anfang auch ausgesprochen schüchtern ist? Wären das dann schon keine "Barden" mehr? ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Deep One am 1.08.2019 | 12:13
Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben. Also einem Freund meines Freundes geht das so. Ok einem Freund. Ok mir  >:D
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?

Was Du probieren kannst, wenn Du magst, ist:

- Druck rausnehmen. Dein Barde ist ab jetzt nicht mehr Dein SC, sondern ein Experiment. Experimente scheitern anerkanntermaßen zuweilen, also ist es nicht schlimm, wenn Deines es auch tut. Notfalls verheizt Du den zu einem passenden Zeitpunkt und spielst was anderes.

- Kernkompetenzen wahrnehmen. In fast allen Systemen ist der Barde dafür da, sich hinten reinzustellen und Bonusse zu verteilen. Maxe den Teil so weit aus, dass Dein SC als wertvolles Mitglied der Gruppe wahrgenommen wird, das nimmt wieder Druck von Dir, weil Deine performance in dem ganzen Sozial-Klimbim dann zweitrangig ist.

- Theodens Ansprache aus Rückkehr des Königs 2x angucken. Da sind genug rhetorische Stilmittel drin, dass Du locker drei inspirierende Ansprachen damit füllen kannst.

- Wort ergreifen. Du bist der, der die NSCs anquatscht. Ist für Dich jetzt tricky, weil schüchtern, aber vielleicht hilft folgender Ablauf: 1) Ansprechen ("Hallo, Hügelriese"), 2) Kompliment ("Mann, müssen Deine Werf-Felsbrocken schwer sein, da bräuchte man vier von uns, um den zu heben"), 3) eigene Stärke demonstrieren ("übrigens, der Drache im Wald da hinten, den haben wir gestern totgemacht"), 4) Ansinnen vorbringen ("jedenfalls, Du hast doch nichts dagegen, wenn wir den Paß da hinter Dir nehmen?"). Dies ist ein Schema, das, leicht abewandelt, auf eine Vielzahl von sozialen Interaktionen anwendbar ist.

- Einfach Bullshit reden und einen Würfelwurf zu provozieren. Du plapperst einfach los, versuchst, möglicht viele Worthülsen unterzubringen, die der NSC vermutlich hören möchte, und sobald Du Luft holen mußt, sagst Du: "SL, ich weiß gerade nicht weiter, kann ich ma' würfeln?".

- Verführen im Rollenspiel ist vergleichsweise einfach. Komplimente, Geschenke, Serenade unter dem Balkon und denn richtest Du es so ein, dass Du mit der Zielperson alleine bist und drückst ihr 'nen Kuß auf, um wiederum einen Würfelwurf zu provozieren.

- Playing against type: Wie die anderen schon sagten und falls Du keine Lust auf die obigen Punkte hast, spielste halt einen Death-Metal-Barden. :)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Noir am 1.08.2019 | 12:28
Ich würde Anfangs einfach in die dritte Person wechseln. Das hilft wunderbar und schafft Abstand. Damit umgeht man wunderbar die Schüchternheit. Irgendwann, wenn einem das dann einfach fällt, kann man wieder in die erste Person wechseln und gut.

Was mir auch immer extrem gegen Schüchternheit geholfen hat ist, mir selbst immer das zu sagen: Es ist überhaupt nicht schlimm, jetzt aus sich rauszugehen. Die Leute wollen genau das sehen. Es wäre schlimmer, verschämt auf sein Blatt zu starren und nichts zu sagen.

Damit hab ich mich selbst dazu getrieben, etwas zu sagen ... und das ging dann immer leichter von der Hand.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: unicum am 1.08.2019 | 13:07
Es gibt Spieler, die können sich in eine Rolle nicht einleben. Also einem Freund meines Freundes geht das so. Ok einem Freund. Ok mir  >:D
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.
Habt ihr das auch manchmal? Was macht ihr dann?

Ich antworte mal mit einer Gegenfrage:
Was macht Dem Freund deies Freundes, Deinem Freund, Dir - eigentlich Spass am Rollenspiel?

Und einer weiteren:
Willst du dich ändern das du das oben auch kannst? (halte ich für ziemlich schwierig bytheway) - geh in eine Theatergruppe.

Meine Banale Antwort, auf die Frage -ohne deine Antworten auf meine zu kennen- wäre etwa: Mir macht taktisches Spiel hin und wieder auch Spass, da muss ich nicht witzig kommunikativ und dreckig sein sondern einfach nur genial.

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: AlucartDante am 1.08.2019 | 13:09
Klar, das Problem kennt jeder.

Stärke kann besser simuliert werden, als Intelligenz oder Redekunst. Ich versuche als Spielleiter immer einen Kompromiss zu finden und beides zu berücksichtigen: 1. Wie gut war die Rede des Spielers. 2. Wie gut sind Skills und Würfelwurf. Hier kann man schon auch den Wert und den Wurf messbar miteinfließen lassen. Aber man wird eben auch immer den Text des Spielers miteinfließen lassen. Ich mag das auch so. Aber wenn es frustrierend ist, kann man auch mehr indirekte Rede spielen. Statt der brennenden Rede sagt der Spieler nur kurz: Ich halte eine brennende Rede...

Ich finde bei Charisma geht das noch einfacher als bei jemandem der einen Detektiv spielt, aber einfach keine guten Ermittlungsideen hat, im Gegensatz zu seinen Mitspielern. Hier kann man dem entsprechenden Spieler einfach mehr Tipps geben als anderen. Aber das finde ich eher langweiliger. Weil es für mich ein bisschen mit der Immersion bricht.

Ich kenne auch zwei Spieler, die gerne dumme Barbaren Charaktere spielen, die keine Ideen entwickeln und nicht kommunikativ sind. Sie machen dies, weil sie sonst den Erwartungsdruck so groß finden. Wenn alle von ihnen große Reden und geniale Pläne erwarten, sind sie vor Versagensangst gelähmt, wenn sie eine Inplay Ausrede haben, können sie entspannter spielen. Auf meine Bitte hin, hat einer es dann doch aber auch mal mit einem anderen Charakter versucht und ich habe den Eindruck, dass er an der Entscheidung auch als Person gereift ist und sich weiterentwickelt hat.

Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.

Hier konkret: Ich finde gute Charaktere brechen auch Klischees. Die Klasse ist auch breiter. Barden müssen auch nicht singen, manchen reden vielleicht nur. Und warum das Problem nicht inplay mit einfließen lassen. Ein anderer Charakter fragt: "Ich dachte ein Barde muss spritzig, witzig und kommunikativ sein, vl ein bisschen dreckig. Das bist du ja gar nicht?" Du nickst: "Ja das sagten meine Lehrer in der Bardenakademie auch immer, bevor sie mich rausgeworfen haben. Ich bin ein gescheiterter Barde. Am Anfang war ich das auch. Aber der Tod meiner Liebsten hat mir alle Witzigkeit, Kreativität und Frohsinn genommen. Ich hoffe eines Tages werde ich das wiederentdecken,  denn zu gerne würde ich meinen Lehrern zeigen, dass sie Unrecht hatten. So hoffe ich, irgendwann doch noch ein guter Barde zu werden."

Das wäre auch ein epischer Ansatz. D&D Lvl1 Barden sind ja auch noch nicht witzig und kommunikativ. Das kommt erst noch. Warum nicht sich selbst mitnehmen auf diese Reise. Am Anfang ist man das noch nicht, aber neben dem Charakter entwickelt sich der Spieler auch weiter. Und eines Tages mit LVl 20 nach vierjähriger Kampagne ist man doch etwas entspannter geworden in der Runde, hat viele Witze gelernt und kann auch mal aus sich heraus gehen. Mich hat mal ein Mädchen in der Schule sehr beeindruckt. Sie ist in die Theater-AG gegangen, weil sie meinte, dass sie kein schauspielerisches Talent hat, nicht reden kann und knallrot wird, wenn sie vor einer Gruppe Menschen steht. Sie wollte das ändern und hat sich genau deswegen ihren Schwächen gestellt. Im Rollenspiel kann man das genauso machen.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.08.2019 | 14:01
https://www.youtube.com/watch?v=HaH_aooY1tI&list=PLNoFDhlabYlYvpUfULKJXqkylJJGRSsA3&index=48

https://www.youtube.com/watch?v=6ffRvys39Lo&list=PLNoFDhlabYlYvpUfULKJXqkylJJGRSsA3&index=51

Thought you’d see it my way.

oder nimm Volker den Spielmann
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Grubentroll am 1.08.2019 | 15:07
Nein. Der Spieler des Barbaren könnte den Zweihänder, den sein Charakter führt, vermutlich kaum heben. Die Spielerin der Magierin spricht keine fünf Sprachen, der Spieler des Cleric ist sonst eher Atheist.

Komische Beispiele.
Besser:
Der Spieler des Barbaren müsste absolut gegen Gewalt sein, usw.

Spieler die die Rolle absolut nicht draufhaben bleiben meist farblos und uninteressant am Tisch.
Muss ja nicht sein.

Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: KhornedBeef am 1.08.2019 | 15:37
[...].

Hier konkret: Ich finde gute Charaktere brechen auch Klischees. Die Klasse ist auch breiter. Barden müssen auch nicht singen, manchen reden vielleicht nur. Und warum das Problem nicht inplay mit einfließen lassen. Ein anderer Charakter fragt: "Ich dachte ein Barde muss spritzig, witzig und kommunikativ sein, vl ein bisschen dreckig. Das bist du ja gar nicht?" Du nickst: "Ja das sagten meine Lehrer in der Bardenakademie auch immer, bevor sie mich rausgeworfen haben. Ich bin ein gescheiterter Barde. Am Anfang war ich das auch. Aber der Tod meiner Liebsten hat mir alle Witzigkeit, Kreativität und Frohsinn genommen. Ich hoffe eines Tages werde ich das wiederentdecken,  denn zu gerne würde ich meinen Lehrern zeigen, dass sie Unrecht hatten. So hoffe ich, irgendwann doch noch ein guter Barde zu werden."
[...]
Meh. Die Bardenakademie, wo man Spritzigkeit und Dreckigkeit studiert? Dann doch lieber umgekehrt:
Dem König sind die freien, unverblümten Barden ein Dorn im Auge, weil sie seine zunehmende Totalitarismus-Neigung kritisierten. Aber sie genießen hohes Ansehen bei Volk und Adel. Also gründet er eine Akademie, wo stramm königstreue Barden in Konterpropaganda gedrillt werden. Ergebnis: Barden mit Mangel an Weltläufigkeit und sozialen Fähigkeiten, aber reichlich politischen talking points. Je nach Hintergrund ist dein Charakter schon verunsichert durch den Kontakt mit der realen Welt, und in jedem Fall gibt das wunderbares Potential für Reaktionen der anderen Charaktere auf des "Sprachrohr".
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Moonmoth am 1.08.2019 | 15:40
Ich würde mich heute bei neuen Charakteren nicht vorab auf eine bestimmte Persönlichkeit festlegen - die entwickelt sich schon in den nächsten Abenden von selbst und sitzt dann garantiert.

Eine schöne Frage, die man als SL stellen kann, um unsicheren Spielern bei der Suche nach der “Stimme” ihres Charakters helfen. Wenn sie also nur Sachen wie “ich feilsche!”
oder “ich greife an!”  von sich geben... frag sie...:

“Wie sagt dein Charakter das? Mit vielen Worten? Unhöflich? Mit einem
Akzent? Überfreundlich?”

“Wie greift der an? Elegant? Waghalsig?”

Wirkt meist gut!
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Gunthar am 1.08.2019 | 16:07
Generelle Frage: wieso wählt ein Spieler eine Klasse für seinen SC, die dem Spieler nicht liegt?

Hatte mal einen Fall, wo ich mich mit einem aufgezwungenen, vorgefertigten SC nicht abfinden konnte, weil ich mich nicht in dessen Rolle versetzen konnte.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: 6 am 1.08.2019 | 16:12
Generelle Frage: wieso wählt ein Spieler eine Klasse für seinen SC, die dem Spieler nicht liegt?
Sowas sehe ich als Herausforderung. Sozusagen die eigenen Grenzen abzustecken oder vielleicht sogar zu erweitern.
Allerdings würde ich sowas nicht an eine Klasse festmachen sondern eher an der Rolle an sich.
Und natürlich muss ich dafür in Stimmung sein und die Rolle selber muss irgendwie interessant sein.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Pyromancer am 1.08.2019 | 16:38
Auf dem Blatt und im Regelbuch klingt alles super. Barde, ja cool! Und dann sitzt man am Tisch und kann nicht "bardig" sein  :mimimi:
Ein Barde muss ja spritzig witzig kommunikativ und ein bisschen dreckig sein nur ich sitz wie ein Stoffel da weil Schüchternheit und Befangenheit.

Das Geheimnis der Spontanität ist die gute Vorbereitung. Überleg dir halt vorher 10 witzige, spritzige, bisschen dreckige Sprüche, und jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit ergibt, haust du einen raus. Die, die gut ankommen, kannst du sogar wiederverwenden, als Markenspruch oder running gag.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: KhornedBeef am 1.08.2019 | 16:45
Ich würde mich heute bei neuen Charakteren nicht vorab auf eine bestimmte Persönlichkeit festlegen - die entwickelt sich schon in den nächsten Abenden von selbst und sitzt dann garantiert.

Eine schöne Frage, die man als SL stellen kann, um unsicheren Spielern bei der Suche nach der “Stimme” ihres Charakters helfen. Wenn sie also nur Sachen wie “ich feilsche!”
oder “ich greife an!”  von sich geben... frag sie...:

“Wie sagt dein Charakter das? Mit vielen Worten? Unhöflich? Mit einem
Akzent? Überfreundlich?”

“Wie greift der an? Elegant? Waghalsig?”

Wirkt meist gut!
Gesprochen wie ein Turbo Fate - Spieler ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: nobody@home am 1.08.2019 | 16:50
Allerdings würde ich sowas nicht an eine Klasse festmachen sondern eher an der Rolle an sich.

Das auf jeden Fall. Selbst in den Systemen, die sie überhaupt verwenden, sagen Charakterklassen über den betreffenden Charakter als imaginäre Person in der Regel noch so gut wie nichts aus -- außerhalb von vielleicht unrühmlichen Ausnahmefällen wie D&D 3.x können selbst zwei vergleichsweise "dröge" Kämpfertypen noch sehr unterschiedlich daherkommen.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 16:54
Generelle Frage: wieso wählt ein Spieler eine Klasse für seinen SC, die dem Spieler nicht liegt?

Hatte mal einen Fall, wo ich mich mit einem aufgezwungenen, vorgefertigten SC nicht abfinden konnte, weil ich mich nicht in dessen Rolle versetzen konnte.
Hm also für einen Oneshot würde ich ja alles spielen. Just for Fun.
Große Identifikation lohnt sich nicht.

Ob einem etwas liegt oder nicht, weiß man auch erst wirklich, wenn man es mal ausprobiert hat.
Daher würde ich - "Persönlichkeits-Fremde" Figuren auch eher als Experiment sehen.

Bei längeren Sachen würde ich dagegen genauer überlegen. Schließlich soll mir die Figur ja auch was geben, irgendwie.

Nur weil man etwas spielen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass es einem auch was gibt.
Und umgekehrt - nur weil man etwas noch nie gespielt hat, heißt das nicht, dass es einem nichts gibt.

Mit der Zeit findet man dann heraus, was einem Spaß macht und was nicht.
Aber nur etwas spielen weil es ganz anders ist, als man selbst, obwohl es auf lange Sicht keinen Spaß macht, macht doch auch keinen Sinn.
Dann lieber etwas wählen, wo auch etwas Herzblut dabei ist, würde ich sagen.

Oder überspitzt formuliert: Wenn manche  Spieler lieber ihre Snowflakes spielen wollen, als Experiment X, dann geht das in Ordnung für mich.
Weil ich glaube -da haben sie selbst mehr davon.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: foolcat am 1.08.2019 | 17:12
Das Geheimnis der Spontanität ist die gute Vorbereitung. Überleg dir halt vorher 10 witzige, spritzige, bisschen dreckige Sprüche, und jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit ergibt, haust du einen raus. Die, die gut ankommen, kannst du sogar wiederverwenden, als Markenspruch oder running gag.
"Du kämpfst wie ein Bauer!"
"Das trifft sich gut, denn du kämpfst wie eine Kuh!"
~;D
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: unicum am 1.08.2019 | 17:25
Hatte mal einen Fall, wo ich mich mit einem aufgezwungenen, vorgefertigten SC nicht abfinden konnte, weil ich mich nicht in dessen Rolle versetzen konnte.

Kann ich verstehen, andererseitz sind vorgefertigte SC auch mal ein Blick über den Tellerrand - und meistens kenne ich vorgerfertigte SC nur von Cons oder OneShots - da kommt es meistens eh nicht so sehr auf "in die rolle finden" dan.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Gunthar am 1.08.2019 | 17:37
Bei einem OneShot wäre es noch egal. In einer langen Kampagne wäre es jedoch nicht egal.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Moonmoth am 1.08.2019 | 17:39
Gesprochen wie ein Turbo Fate - Spieler ;)
Du meinst die "Approaches" nehme ich an! Um ehrlich zu sein, habe ich TurboFate nie gespielt oder auch nur gelesen (aber ich spiele Fate Core). Geklaut habe ich es von Jonathan Tweet im neuen Over the Edge  ;)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: KhornedBeef am 1.08.2019 | 17:59
Du meinst die "Approaches" nehme ich an! Um ehrlich zu sein, habe ich TurboFate nie gespielt oder auch nur gelesen (aber ich spiele Fate Core). Geklaut habe ich es von Jonathan Tweet im neuen Over the Edge  ;)
Ah, gut zu wissen. Ja, die Aufforderung hätte halt genau so vom SL kommen können bei Turbo Fate. Das ist ja auch etwas Befreiendes am meta-gaming :)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Issi am 1.08.2019 | 18:00
Bei einem OneShot wäre es noch egal. In einer langen Kampagne wäre es jedoch nicht egal.
Natürlich nicht ;)

Ich finde es bei langen Kampagnen auch immer ganz komisch, wenn dann ein SL sagt: Soll ich euch die Figuren machen? Oder noch schlimmer: Ich habe eure Figuren schon fertig.....
Achtung kurzer Rant:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Nria am 2.08.2019 | 10:41
Generelle Frage: wieso wählt ein Spieler eine Klasse für seinen SC, die dem Spieler nicht liegt?
Man kann in eine Rolle reinwachsen. Wenn man nur Rollen spielen dürfte,  für die man von Anfang an perfekt geeignet ist, wäre man doch sehr eingeschränkt.

Ein Charakter ist ja nicht seine Klasse. Man kann das auf viele verschiedene Arten spielen und für sehr viele Klassen dürfte es eine Variante geben, die man darstellen kann. Es dauert nur u.U. eine Weile, bis man seine eigene Variante gefunden hat.
Ich finde es da hilfreich, sich eine Filmfigur als Vorlage zu nehmen, dann hat man Verhaltensweisen vor Augen, die man nachahmen kann.

Etwas anderes ist es, wenn man die Rolle nicht spielen will.
Titel: Re: Es geht nicht
Beitrag von: Chiarina am 2.08.2019 | 11:08
Lies mal einen Krimi von Bill Moody. Protagonist ist Evan Horne, ein Jazzpianist, der aber nach einem Unfall nicht mehr so flink auf den Tasten ist, wie er gern sein würde. Er hat ständig mit einer Ex-Freundin zu tun, von der er doch nicht ganz loskommt. In den Romanen betätigt er sich als Hobbydetektiv für Straftaten in der Jazzszene. Dabei weiß er nie so genau, wie er vorgehen soll. Seine Methode besteht daher (entsprechend seiner Musik) aus Improvisation. Nicht jeder der Romane endet mit einer geglückten Aufklärung. Es gibt auch Fälle, wo er irgendwann frustriert aufgibt und froh ist, mit dem Leben davon gekommen zu sein.

Tolle Vorlage für eine wortkarge, introvertierte Musikerfigur mit Tiefgang, finde ich.

Allgemeiner gesagt: Wenn du den gewöhnlichen Barden nicht spielen kannst, dann spiele einen ungewöhnlichen! It´s not a bug, it´s a feature.
Titel: Re: Schwierigkeiten bei der Charakterdarstellung
Beitrag von: Feuertanz am 4.08.2019 | 11:58
So viele Replies: Geil, Leute, Danks
erst mal lesen alle ;)
Hab den Threadtitel geändert wie vorgeschlagen