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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: lorion42 am 29.08.2019 | 09:34

Titel: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: lorion42 am 29.08.2019 | 09:34
Ich brauche Ideen, wie ich mit einem Mitspieler umgehen soll. Er ist Gelegenheitsspieler und hauptsächlich bei der Spielgruppe dabei, weil er die Gesellschaft der Gruppe genießt. Wir spielen in Aventurien, eine Welt in der ich gut 20 Jahre Erfahrung habe. Der Spieler hat jetzt schon 2 verschiedene Charaktere ausprobiert (Priester und Wilder aus dem Süden), wurde bisher aber noch mit keinem wirklich warm. In Situationen in denen die Welt zu komplex wird, es um zu intensives Charakterspiel geht oder zu detaillierte Regeln auf den Tisch kommen, fühlte er sich überfordert und hat Minderwertigkeitskomplexe.

Ich würde dem Spieler gerne entgegenkommen, so dass er auch Spaß am Spiel hat. Aber dabei auch den anderen nichts fundamentales wegnehmen. Wir hatten einmal einen One-Shot "Kleine Ängste" gespielt, der wesentlich besser funktioniert hat, aber als Dauerlösung sehe ich das nicht an. Komplexe Handlungen und eine komplexe Spielwelt machen auch Teil des Reizes aus. Ich kann versuchen den Regel-Overhead herunterzufahren - fürchte aber, dass dadurch das Problem nicht ganz aus der Welt kommt. Dem Spieler mehr Hintergrundinformationen in die Hand zu geben, hat ihn leider nur überfordert. Ihn hauptsächlich als Beobachter zu halten ist auch nicht in seinem Interesse, da er so noch mehr das Gefühl hat, kein Teil der Gruppe zu sein.

Vielleicht hat hier jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht und hat Ideen, wie wir mit dem Problem umgehen können.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Maarzan am 29.08.2019 | 09:39
Wenn das mit den beteiligten EGOs vereinbar ist, würde ich als Traineelösung eine Dienstbotenstellung (Sekretär, Lehrling, Leibwache, ...) zu einem der erfahreneren Spieler vorschlagen.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Odium am 29.08.2019 | 09:47
Der Spieler fühlt sich überfordert weil der Rest der Gruppe Regeln und Hintergrund wie seine Westentasche kennt, während er schnell nicht weiter weiß?

Bzgl. Hintergrund: Es gibt doch ganz viele DSA Romane, kann man ihm da vielleicht den ein oder anderen zu lesen geben?

Bzgl. Regeln: Könnt ihr nicht Handouts für die für seine Figur wichtigen Regeln zusammenstellen?
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Fezzik am 29.08.2019 | 09:53
Spielt ihr nur in Aventurien, aber mit anderen Regeln oder verwendet ihr auch ein DSA Regelwerk ? Vielleicht wäre es da für den Anfang auch hilfreich wenn man ihn nicht überfrachtet.
Wenn ich da an DSA 3 denke, da waren in der Basis Box damals nur halb so viele Waffentalente etc. und eine überschaubare Anzahl Heldentypen. Und als Neueinsteiger fand ich das schon ziemlich viel Material. Dagegen hab ich viele Demo Runden fürs Pen & Paper an sich, mit DSA 1 Regeln super vermitteln können.
DSA 1 ist da vielleicht auch wieder zu grobkörnig, aber wenn er am Anfang weniger Regeln hat fällt es ihm vielleicht auch leichter sich auf die Welt und das Spiel zu konzentrieren.

Ansonsten ist der Vorschlag von Maarzan sehr gut.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Harlekin78 am 29.08.2019 | 10:05
Ich bin (besser war) auch ein alter DSA3/4- und Aventurienkenner und hatte unbedarften Mitspielern auch häufiger ähnliche Probleme. Meine Empfehlung: Einfach mal locker lassen und eben nicht zwingend so intensiv Ingame spielen. Dem "Neuen" mehr Freiraum bei seinem Charakterspiel geben. Und Handouts zu den Regeln seine Figur betreffend. Ganz wichtig! Keine Exoten empfehlen, sondern "klassische" Charaktere, Mittelreicher, Tulamiden mit "normalen" Professionen. Für den Anfang keine Mohas, Elfen, Achaz etc. die im Rest Aventuriens als Exoten, Wilde etc. angesehen werden.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Weltengeist am 29.08.2019 | 10:10
Ohne jetzt die Situation genauer zu kennen: Ein klassisches Problem gerade bei Anfängern (aber nicht nur da) besteht darin, dass sie es sich selbst gleich mal zu kompliziert machen.

Mein Tipp daher (falls du denkst, dass es passen könnte): Lass ihn bewusst ein Klischee spielen. Idealerweise eins, das mit wenig Regeln (insb. Meisterschaften und Zauber) auskommt. Sowas wie der Zwerg, der gerne säuft und Bösewichte verdrischt. Oder der naturliebende, verträumte Elf mit dem Langbogen. Manch erfahrenem Spieler rollen sich bei der Vorstellung zwar die Zehennägel hoch, aber für einen Anfänger, der sich erstmal überall reinfinden muss, kann das genau richtig sein. Gib ihm 2-3 Nischen, in denen er regelmäßig glänzen kann, und lasst den Rest für später.

Alternative: Lass ihn einen Lieblingscharakter aus irgendwelchen Fantasyfilmen oder -büchern spielen, einen den er richtig gut kennt und sich daher gut vorstellen kann (den Namen kann man ja anpassen). Hilf ihm ggf. dabei, den regelseitig umzusetzen, und erneut: Macht es so einfach wie möglich.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Harlekin78 am 29.08.2019 | 11:04
Ja, die Charakterempfehlungen von Weltengeist passen auch zu meiner Aussage. Außer ein Elf, weil der in DSA ja direkt die ganze Palette an Sonderfertigkeiten, Zaubern usw. hat.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Dimmel am 29.08.2019 | 11:38
Falls eurere Abenteuerschauplätze kurz und quer über Aventurien verteilt sind, dann wäre evtl. eine Möglichkeit, das zu ändern und ab sofort möglichst an einem Ort bleiben, z.B. in einer Anfängerregion wie Andergast/Nostria.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Antariuk am 29.08.2019 | 11:47
Zusätzlich zu den Tipps der anderen User hier: Hast du mit dem Spieler selber mal über die Situation gesprochen? Vielleicht kann er ja konkretisieren, was für ihn problematisch ist, dann musst du nicht im Nebel nach Lösungen stochern.

Falls die Vertrautheit der anderen Spieler mit dem Setting ein (oder gar das) Problem sein sollte, kannst du ihm zusätzlich zu Lesematerial - das, wenn es zu viel wird, schnell als Hausaufgaben rüberkommt - auch Oneshots anbieten, wo du für ihn das Setting etwas besser beleuchten und ikonische Elemente einstreuen kannst?
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: 1of3 am 29.08.2019 | 11:51
Dem Spieler mehr Hintergrundinformationen in die Hand zu geben, hat ihn leider nur überfordert.

Wie genau hast du das gemacht? Und was genau erwartest du, wenn du sagst Hintergrund?

Zur Erläuterung: Es gibt grob zwei Arten, wie man Hintergrund benutzen kann. Einerseits vermittelt durch die Abenteuer der SL, andererseits allgemeine Verhaltenskonvention. Also in ersterem Fall bekommen die Spieler den Hintergrund quasi nur dadurch zu Gesicht, dass die SL ihn beschreibt. Das muss nicht heißen, dass kein tiefes und komplexes Spiel entstehen kann, aber alle für das Spiel relevanten Elemente werden auch explizit in das Spiel eingeführt. - Wenn es hier Probleme gibt, könnt ihr z.B. in der Gruppe mal alle relevanten Personen/Orte/Was-auch-immer als Mindmap zusammenstellen. Also was sie sind und wie sie zueinander stehen. Das ist bestimmt für alle Beteiligten spannend.

Du könntest den betreffenden Spieler auch bitten, sich Notizen zu machen, wenn das noch nicht passiert.

Im anderen Fall umfasst Hintergrund Informationen, die man kennen sollte, auch wenn sie in der Runde noch nicht explizit vorgekommen sind. Also, wenn man z.B. Eberron spielt, sollte man schon wissen, was der Letzte Krieg war und was der eigene Charakter am Tag der Klage getan hat. Wenn es solche Dinge gibt, kann man ein Übersichtsblatt anlegen. Mehr als zwei Seiten sollten es wohl nicht werden. Es muss dann eben auch entsprechend klar sein, dass, was nicht auf dem Blatt steht, auch nicht vorausgesetzt wird.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Crimson King am 29.08.2019 | 11:54
Ich halte die Idee, einen Befehlsempfänger innerhalb der Gruppe zu spielen, beispielsweise einen Leibwächter, auch für sinnvoll. Außerdem würde ich ein stark klischeebeladenes Charkonzept wählen, das wenig Hintergrundwissen verlangt und sich im bespielten Umfeld leicht umsetzen lässt. Priester und Südländer zählen da nicht zu. Thorwaler (= Wikinger) passen da wesentlich besser, solange man im Mittelreich unterwegs ist. Zwerge sind auch easy. Mürrisch, trinkfest, gierig, traditionsbewusst und stockkonservativ, das lässt sich einfach umsetzen. Vorlagen gibt es dank Hobbit und Herr der Ringe zur Genüge.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Issi am 29.08.2019 | 12:06
Zitat
Ich brauche Ideen, wie ich mit einem Mitspieler umgehen soll. Er ist Gelegenheitsspieler und hauptsächlich bei der Spielgruppe dabei, weil er die Gesellschaft der Gruppe genießt. Wir spielen in Aventurien, eine Welt in der ich gut 20 Jahre Erfahrung habe. Der Spieler hat jetzt schon 2 verschiedene Charaktere ausprobiert (Priester und Wilder aus dem Süden), wurde bisher aber noch mit keinem wirklich warm. In Situationen in denen die Welt zu komplex wird, es um zu intensives Charakterspiel geht oder zu detaillierte Regeln auf den Tisch kommen, fühlte er sich überfordert und hat Minderwertigkeitskomplexe.
1. Nimm den Stress raus. (Setzt die Anforderungen für alle runter. Nehmt euch, die Welt und das Spiel nicht so ernst)
2. Wegen der Regeln- Setzt neben ihn einen Mitspieler, der ihm notfalls sagt, was er machen muss. Das tut doch keinem weh.
3. Charakterspiel- Nimm ihn so wie er ist,- wie er eben spielt.
(Spaß kann sich nur ohne Zwang entwickeln)

Zitat
Ich würde dem Spieler gerne entgegenkommen, so dass er auch Spaß am Spiel hat. Aber dabei auch den anderen nichts fundamentales wegnehmen.
Was fürchten denn die anderen konkret zu verlieren?
 :)

Edit. Ein Casual Gamer wird niemals den gleichen Reiz empfinden sich tief in ein komplexes System zu vergraben, wie ein leidenschaftlicher Vollnerd. Dafür mag er das Reallife zu gerne.
Aber Casual Gamer schaffen es mEn. oft eingefleischte Spielrunden wieder etwas aufzulockern und zur Tatsache zurück zu führen, dass es nur ein Spiel ist, und das es letztlich nur darum geht gemeinsam was Schönes zu machen. Vielleicht kann eure Gruppe das auch bereichern. Ihr entscheidet letztlich ob ihr das wollt/annehmt / zulasst.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: lorion42 am 29.08.2019 | 12:46
Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten!

Zu den Fragen: Wir spielen DSA5, aber bei den Kämpfen nehm ich mich sehr viele Freiheiten heraus, so dass wir im Prinzip ohne Kampfregeln spielen. Ich versuche Kämpfe ohnehin meist zu vermeiden und alles über Talentproben zu handhaben. Wenn der Spieler dann in eine Situation gerät, wird immer tatkräftig geholfen, wodurch er sich aber immer selbst als Störfaktor empfindet.

Geredet hab ich gestern intensiv mit ihm. Da kam dann auch die Aussage, dass er selbst eher problemorientiert ist und mit lösungsorientierten Ansätzen wenig anfangen kann und sich gleich doof fühlt, wenn man mit einem Haufen Vorschläge kommt, was man besser machen könnte. Macht es leider nicht einfacher.

Ich hoffe, dass wir das Spiel nie sehr ernst nehmen und es zu keinem ernsthaften Stress kommt. Der letzte Spielabend war aber ein großes Finale des ersten Kapitels unserer kleinen Kampagne, da sollte es auch ein wenig spannend sein. Ich selbst würde da ungerne drauf verzichten. Die anderen Mitspieler nehmen das vielleicht sogar lockerer. (und haben keine Angst irgendwas zu verlieren) Mir als Spielleiter geht es aber vor allem auch darum eine interessante Geschichte zu erzählen. Vielleicht ist da mein Anspruch zu hoch. Als nächste Abschnitte geplant ist eine Reise vom hohen Norden bis in den zivilisierteren Süden (Weiden) durch die Kernlande der Elfen. Diese Welt sollte allen Charakteren ungefähr gleich unbekannt sein, so dass alle hier eher entdecken können.

Momentan spielt der Spieler einen Moha Tsa-Geweihten, was natürlich sehr exotisch ist. Der Gedanke hier, war dass er selbst  noch wenig Ahnung von der Welt hat und diese mit dem Spieler zusammen neugierig erkunden kann und gleichzeitig etwas an der Hand hat, was ihn wertvoll macht (bei DSA5 können Tsa-Geweihte sehr gute "Freiheitsmagie" wirken: Fesseln lösen, Beherrschungen brechen, etc). Die Idee eine Figur aus einem Roman zu nehmen hatte ich ihm schon mitgegeben. Da schauen wir mal, ob die nächste Charakteridee ein wenig bodenständiger wird. Als Hintergrundmaterial zum Lesen hatte ich das Tsa-Vademecum und den Meisterpersonenband "Granden, Gaukler und Gelehrte" mitgegeben. Beide zur losen Inspiration und zum Erkunden. Keine zu festen Regeln und ich hab immer wieder betont, dass die eigene Herkunft gerne selbst ausgestaltet werden kann und direkt so akzeptiert wird.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: takti der blonde? am 29.08.2019 | 13:03
Der Stil ist bisweilen nervig, aber The Angry GM schreibt aus seiner Erfahrung mit D&D zu einem sehr ähnlichen Thema (https://theangrygm.com/how-not-to-teach-newbies-dd/). Da lassen sich auch Schlüsse für die Situation des OPs ziehen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: KhornedBeef am 29.08.2019 | 13:05
Meine erste Idee war auch, dass seine Rolle weniger fordernd und im Rampenlicht sein könnte. Als Diener, Kutscher, so etwas. D.h. eine Rechtfertigung, immer dabei zu sein, aber ohne starke Verpflichtung, etwas zu unternehmen.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Faras Damion am 29.08.2019 | 13:06
Ich würde keinen Befehlsempfänger nehmen, wenn du von Minderwertskomplexen redest. Stattdessen würde ich ihm einen Verantwortungsbereich geben, wo er ohne tiefes Charakterspiel oder Weltwissen der Gruppe hilfreich sein kann. Ich halte Wildnis für geeignet.

Was spielen die MitspielerInnen?

Gehen wir die Probleme systematisch durch:

1) Zu komplexe Regeln
Machst du schon gut. Die 3W20-Probe ist zwar nicht einfach, aber Wiederholung hilft. :)
2) Zu komplexe Welt
Hier ist sicher eine Figur gut, die damit auch nicht gut umgehen kann, die also die Intrige nicht durchschaut und sich mit den Kulturen nicht auskennt. ich persönlich würde aber keinen "Einsamen Wolf" nehmen, sondern jemand neugieriges, der immer nachfragt, warum etwas so ist.
3) Intensives Charakterspiel
Das verstehe ich noch nicht. Hast du ein Beispiel?

Ich würde auch die anderen SpielerInnen einbeziehen. Sie sollen ihn nicht belehren, sondern gute Ideen aufgreifen und mit denen spielen.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Sphinx am 29.08.2019 | 13:06
Na ja es gibt eben auch Menschen die es gar nicht komplex mögen.
Ich hab auch einen Bekannten der gerne Fantasy Bücher ließt. Aber ab dem Moment wo es darin mehr als zwei Parteien gibt, klinkt er sich aus. Sowas wie Game of Thrones mit X Interessengruppen ist für ihn unerträglich.
Wenn ihm also Komplexität nicht liegt wird wohl keiner der Tips hier wirklich helfen.

Und gerade Aventurien ist ein Mega einschüchterndes Gebilde, vor allem wenn man es mit Spielern bespielt die es seit 20 Jahren kennen. Ich kann also gut verstehen wenn sich dabei jemand gehemt fühlt.
Du hast gesagt auch wenn er einen wilden Spielt tritt das Problem auf? Hat ihn die Welt laufend Probleme bekommen? Spielen die Abenteuer nur am Hofe des Königs unter Adligen? Denn an sich hätte ich gesagt: Nimm was simples, dem die Welt egal/unbekannt ist als Charakter. Sofern der nicht alle paar Meter gegängelt wird wie wenig Ahnung er doch von der Welt hat, sollte das doch gehen?
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: lorion42 am 29.08.2019 | 13:22
Was spielen die MitspielerInnen?
Nivesen-Wolfskind, Verwandlungsmagierin, Diebin/Phexgeweihte

3) Intensives Charakterspiel
Das verstehe ich noch nicht. Hast du ein Beispiel?
Zum Beispiel eine Begegnung mit einem verängstigten Kind das Geister sieht und beruhigt werden will. Hier ging es mir hauptsächlich darum eine Beziehung zu dem Kind aufzubauen und die Ängste zu verstehen. Spieler schien mit der Situation aber komplett überfordert. Vielleicht war hier die Bezeignung "intensives Charakterspiel" auch etwas weit hergeholt, aber ich hoffe ihr versteht die Richtung, die ich meine.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: lorion42 am 29.08.2019 | 13:26
Du hast gesagt auch wenn er einen wilden Spielt tritt das Problem auf? Hat ihn die Welt laufend Probleme bekommen? Spielen die Abenteuer nur am Hofe des Königs unter Adligen? Denn an sich hätte ich gesagt: Nimm was simples, dem die Welt egal/unbekannt ist als Charakter. Sofern der nicht alle paar Meter gegängelt wird wie wenig Ahnung er doch von der Welt hat, sollte das doch gehen?

Bisher ging das Spiel hauptsächlich darum, dass die Charaktere mit Gedächtnisverlust in einem Gefangenenlager aufgetaucht sind, aus der lebensfeindlichen Welt fliehen mussten und dabei rausfinden, wie sie dorthin geraten sind und dann ein Kind zu befreien, das mit ihnen gefangen wurden. (Basierend auf dem Kaufabenteuer "Sumus Blut") Im Folgenden soll es darum gehen, das befreite Kind zurück zu seinen Eltern zu bringen (und dabei auf die Spuren der Hochelfen zu treffen  8] )
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Saffron am 29.08.2019 | 13:33
Noch eine Bemerkung ganz am Rande: Ich sehe mich nicht als Casual Gamer, aber ich habe mit meiner Stammrunde mal eine ganze Weile DSA mitspielen "müssen", und zwar die Borbarad-Kampagne... Da ich Aventurien so gut wie gar nicht kannte, war ich total genervt, sobald irgendwelche berühmten NSC aufgetaucht sind und die DSA-Kenner sich vor Aufregung fast in die Hose gemacht haben. Für mich war das eben stinklangweilig, weil ich den ganzen Hintergrund dieser Charaktere und den Meta-Plot nicht kannte. Mir dafür noch Hintergrundwissen anlesen zu müssen, hätte ich noch langweiliger gefunden.

Ich hoffe jetzt einfach mal, dass deine eigenen Abenteuer nicht so ein Fanboy-Service sind und du einfach Spaß daran hast, die Charaktere unterschiedliche Regionen und Völker kennenlernen zu lassen. Das ist cool, aber selbst da wäre ich sparsam und würde davon abraten, in einem Abenteuer mehrere verschiedene Landstriche und unterschiedliche  Kulturen zu verarbeiten.

Ich selbst bin auch nicht soooo interessiert an politischen Verwicklungen und habe bei einem unserer (Rotations-) SL oft Probleme, Begeisterung zu entwickeln, wenn er für seine selbst erschaffene Welt mal wieder mit Ortsnamen um sich wirft und 20 Minuten lang erklärt, welche Herzogtümer sich jetzt gerade verbündet haben oder miteinander im Clinch liegen.

Lange Rede. Mein Tipp: Rollenspiel rockt für mich, sobald es persönlich wird. Lass den verschollenen Bruder des SC auftauchen, gib ihm einen B-Plot, in dem er glänzen kann, stell den Charakter vor ein moralisches Dilemma, dass große Auswirkugen auf das Abenteuer hat oder tu sonst irgendwas, das nicht die Welt in den Mittelpunkt stellt, sondern die Charaktere.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Issi am 29.08.2019 | 13:46
Bisher ging das Spiel hauptsächlich darum, dass die Charaktere mit Gedächtnisverlust in einem Gefangenenlager aufgetaucht sind, aus der lebensfeindlichen Welt fliehen mussten und dabei rausfinden, wie sie dorthin geraten sind und dann ein Kind zu befreien, das mit ihnen gefangen wurden. (Basierend auf dem Kaufabenteuer "Sumus Blut") Im Folgenden soll es darum gehen, das befreite Kind zurück zu seinen Eltern zu bringen (und dabei auf die Spuren der Hochelfen zu treffen  8] )

Du kannst als SL über NSC nur Beziehungs- Angebote machen- mehr nicht.
Wenn sich ein Spieler nicht näher mit dem Kind beschäftigen will, dann ist das so. (Darauf allein darf sich mMn. auch kein Abenteuer stützen)
Dann will der Spieler vielleicht lieber ein paar Monster verklopfen, oder etwas anderes machen, was jenseits von sozialer Interaktion stattfindet.
Gib ihm etwas zu tun, was er schnell und ohne große Worte lösen kann.
Es reicht doch auch wenn sich die anderen Figuren um das NSC Kind kümmern.
Das muss doch nicht jede Figur tun.

Edit. Nochmal überspitzt formuliert: Manche meiner Spieler würden sich, falls es lange Zeit nur um die Befindlichkeiten eines Kindes geht, mit ihrer Figur nach spätestens einer Stunde lieber in ihr Schwert stürzen, oder sonst was anstellen, damit es für sie wieder spannend wird. Deshalb bin ich darum bemüht, das Spiel auch für z.B. Monstermetzger und Taktiker etwas abwechslungsreicher zu machen. Es darf auch mal Soziales geben, das interessiert mich auch sehr. Aber im Grunde geht es darum eine gute Mischung für alle zu finden.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: unicum am 29.08.2019 | 14:37
Noch eine Bemerkung ganz am Rande: Ich sehe mich nicht als Casual Gamer, aber ich habe mit meiner Stammrunde mal eine ganze Weile DSA mitspielen "müssen", und zwar die Borbarad-Kampagne... Da ich Aventurien so gut wie gar nicht kannte, war ich total genervt, sobald irgendwelche berühmten NSC aufgetaucht sind und die DSA-Kenner sich vor Aufregung fast in die Hose gemacht haben. Für mich war das eben stinklangweilig, weil ich den ganzen Hintergrund dieser Charaktere und den Meta-Plot nicht kannte. Mir dafür noch Hintergrundwissen anlesen zu müssen, hätte ich noch langweiliger gefunden.

+1

Imho neigt DSA dazu die Spieler mit material zu erschlagen - was es für neueinsteiger in bestehende Gruppen recht schwer machen kann. (Von dem Regelsystem ganz zu schweigen)
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: tartex am 29.08.2019 | 14:40
Bzgl. Hintergrund: Es gibt doch ganz viele DSA Romane, kann man ihm da vielleicht den ein oder anderen zu lesen geben?

Ich weiß ja nicht, wie eure Spieler so drauf sind, aber von den 100+ Leuten, mit denen ich gespielt habe, würden 90% nicht mal ein einseitiges Dokument zum Hintergrund lesen, das man ihnen gibt.  >;D Ich schließe mich da auch gar nicht aus.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: sindar am 29.08.2019 | 14:53
Und die wenigen DSA-Romane, die ich kenne (namentlich: Das Zerbrochene Rad, Westwaerts Geschuppte!, dann noch einer, dessen Titel mir gerade nicht einfaellt) setzen Kenntnis Aventuriens eher voraus, als sie zu vermitteln.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Hotzenplot am 29.08.2019 | 14:54
Ich kann da alle Seiten ganz gut verstehen. Ist für mich ein Thema für ein sensibles Gruppengespräch, um mal auszuhorchen, was man überhaupt will. Da muss auch einfach jeder ganz ehrlich sein. Kann sein, dass am Ende rauskommt, dass der Casual Gamer geht. Kann aber auch sein, dass der ein oder andere "Experte" sich zurücknehmen sollte (Stichwort Settingnazi). Ich denke schon, dass jede Gruppe ein oder zwei Casualgamer verträgt.

Persönlich mag ich Casual Gamer gerne in one- und fewshots. Von meinem Kampagnenspiel sollen sie aber bitte wegbleiben. Da wird quasi automatisch aussortiert. Hatte das vor einer Weile selbst. Man trennte sich für das Kampagnenspiel ohne böses Blut. Alles gut.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Issi am 29.08.2019 | 14:56
Ich weiß ja nicht, wie eure Spieler so drauf sind, aber von den 100+ Leuten, mit denen ich gespielt habe, würden 90% nicht mal ein einseitiges Dokument zum Hintergrund lesen, das man ihnen gibt.  >;D Ich schließe mich da auch gar nicht aus.
Spieler sind faul. (Davon gehe ich auch erstmal aus, vielleicht weil ich mich selbst kenne  ;D)
Also ist es als SL oft die Aufgabe, neue Spieler so zu einzuführen, dass sie möglichst wenig dafür tun müssen.

(Ja, ja, ich weiß, jetzt kommt wieder der erhobene Zeigerfinger, von so Manchem, der sagt: "Aber das ist doch unfair! Als SL habe ich doch auch ganz viel Arbeit. Da kann ich doch erwarten, dass Spieler wenigstens...........! 
STOPP.
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Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: schneeland am 29.08.2019 | 14:58
Die Frage, die sich für mich aufdrängt ist, ob den Spieler Aventurien überhaupt interessiert? Sich in komplexe Settings einzulesen ist ja generell schon mühsam, aber wenn man dann mit den Inhalten nicht wirklich was anfangen kann, ist die Motivation natürlich nochmal geringer.
Titel: Re: Probleme mit überfordertem Casual Gamer
Beitrag von: Timberwere am 2.09.2019 | 14:16
Ich war mal "die Neue" in einem ganz ähnlichen Setup - keine Casual Gamerin, aber ich hatte in meinem Leben noch nie DSA gespielt und wollte es mit einigen völlig im Setting verwurzelten Freunden mal ausprobieren, weil ich die Freunde mochte (und weil ich mir nicht nachsagen lassen wollte, ich hätte DSA nicht wenigestens mal versucht).
Mein Ansatz, weil ich weder die DSA 4.1-Regeln noch den Aventurien-Hintergrund über sehr, sehr, sehr grobe Pinselstriche hinaus kannte, war ein diebischer Straßenbengel, einfach weil der die Welt auch nicht viel besser kannte als seine Spielerin. Ich habe mich damals auch nicht detailliert in das Setting eingelesen, sondern mir die Welt beim Spielen erschlossen. Wenn ich irgendwas nicht wusste, dann hatte halt auch einfach Tommek-der-Straßenlümmel wieder mal keine Ahnung.

So ein Ansatz lässt sich ja bestimmt auch mit anderen Charakterkonzepten fahren - dem Spieler irgendwelche Hintergrundlektüre zu lesen zu geben, würde ich jedenfalls nur dann in Betracht ziehen, wenn der Spieler da wirklich Lust drauf hat. Im Prinzip kann er doch auch gut mitspielen, wenn er nur ein paar grobe Eckdaten zum Setting kennt.

Was die Regeln betrifft, würde ich auch vorschlagen: Irgendwas möglichst Einfaches und Unmagisches, wo er auf möglichst wenig Sonderregeln schauen muss.