Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 00:20

Titel: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 00:20
Das ist offen gestanden ein ziemlich spezielles Thema:
Ich möchte zeitnah eine Rollenspiel-AG an der benachbarten Schule anbieten.

In meiner Vorstellung wird das einmal die Woche zwei Schulstunden sein freiwillig für 14- bis 17-Jährige Schüler einer Gemeinschaftsschule mit Inklusion.

Meine Ziele sind Erhöhung des Bekanntheitsgrades , Verbesserung des Images und Einführung in die Funktion von Rollenspielen.
Ich möchte das eventuell dadurch machen, dass ich verschiedene Spielsysteme vorstelle, und die mit den Leuten anspiele.
Eventuell auch Rollenspiel-Historie. Besprechung von RPG-Sekundärliteratur und der darin enthaltenen Theorien.
Sehr eventuell auch Entwicklung eines Rollenspiels.

Ich habe so etwas weder gemacht, noch habe ich generelle Erfahrung im Unterrichten von Schulklassen. Bin also blutiger Anfänger.

Hat jemand Tipps für mich, auf was ich achten muss und welche Sachen wichtig sein könnten – sowohl administrativ als auch inhaltlich?
Was könnte Gegenstand der AG sein? Wie mach ich das am besten? Welche Unterrichts-Techniken könnten gut sein? Wieviele Schüler? ...
Besonders interessant würde ich natürlich Erfahrungsberichte von Leuten finden, die so was schon gemacht haben.

Eventuell habe ich zusätzlich vor mit besonders Interessierten Schülern der Klasse eine abendliche Rollenspielrunde zu organisieren.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 12.02.2020 | 01:14
Echt ein spannendes Thema generell...

Also ein Gedanke spontan dazu: Erstmal würde ich mich weitgehend darauf konzentrieren, dass die Leute "Blut lecken", also Spaß am Spiel und den dazugehörigen Ideen entwickelt haben und motiviert sind mehr zu machen! :)
Ich würde in dem Kontext (erstmal) klar von Theorie abraten, solange nicht schon mehrere "richtig drin sind". Auch die Idee eines Systemeigenbaus ist erstmal IMHO noch viel zu abstrakt, wenn jemand nicht aus eigener (längerer)  Erfahrung und Motivation mal selbst den Gedanken hatte: "Das hier ist blöd gelöst, das muss doch besser gehen...".

Falls Du das Ding noch nicht kennst (?), ich kann "als sehr gutes RPG-Tutorial" und als netten Oneshot für einen einzelnen Spieleabend in so einem Kontext Western City von Jörg sehr empfehlen. Mit dem Thema Klischee-Western kann für einen Abend jeder was anfangen und die ganz besondere Art hier mit dem wechselnden SL und den verschiedenen selbst gespielten NSCs bringt viel Erkenntnis über kreatives Rollenspiel (fordert einen in dem Moment gut!) und ist auch sehr unterhaltsam und motivierend. :d (Was das System angeht zudem auch anfängertauglich, ist ein Leichtgewicht).

z. B. hier https://www.sphaerenmeisters-spiele.de/epages/15455106.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/15455106/Products/RBL2001 (scheint zwar grad nicht auf Lager zu sein, lässt sich aber sicher auftreiben)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 12.02.2020 | 01:42
PS: Ich habe vor einer Weile einige Erfahrungen amerikanischer Lehrer zu genau so einer Rollenspiel-AG gelesen und bei denen lag auf jeden Fall der Erfolg darin, dass es relativ schnell gelang, dass die Schüler in kleinen Gruppen eigene Spielsessions aufziehen konnten und dann auf ihre eigene Art etwas erzeugt haben was ihnen Spaß macht. Dabei waren in dem Kontext wohl auch - trotz des "gleichen" Fantasy-RPG-Systems - sehr verschiedene Ausprägungen des Spiels zu beobachten, was wohl auch sehr typisch ist. Sicherlich auch lustig zu verfolgen wer welche Ansätze verfolgt, mehr ganz losgelöst, wenig Bezug zu den Regeln, stärkerer brettspielähnlicher Bezug mit Strategie usw. usf., nichts ist schlechter oder besser, alles hat seinen Reiz, eigentlich bilden sich die typischen "Stilarten" (aus der Theorie) im Groben dann ganz schnell von allein aus.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 04:01
Ich glaube auch, der Tipp mit dem Blut lecken ist sicherlich das Wichtigste, damit die Leute Motivation für mehr entwickeln. Ich hab auch schon drüber nachgedacht, aber hänge derzeit etwas in der Luft, mit was ich die Gruppen versorge, damit so ein einfaches funktionales erstes Spiel draus wird.

Eine Idee war, das Einführungs-Soloabenteuer aus der 80er-Jahre Red Box zu spielen. Das ist so ein Mini-Dungeon, wo eine Klerikerin 4 oder 5 Räume erkundet.
Eine andere Idee ist allerdings auch, mit Inhalten anzufangen, die nicht gewalttätig sind.

WC besitze ich nicht.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: CK am 12.02.2020 | 05:52
Hier (http://s176520660.online.de/dungeonslayers/forum/index.php?topic=9701.0) im Startpost erzählt ein User, wie er so eine AG aufgezogen hat.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Weltengeist am 12.02.2020 | 06:42
Abo.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: CK am 12.02.2020 | 07:38
Hier (http://s176520660.online.de/dungeonslayers/forum/index.php?topic=9701.0) im Startpost erzählt ein User, wie er so eine AG aufgezogen hat.

Ich glaub ohen Registrierung kann man das gar nicht lesen, daher hier gequoet:

Moin,

wie einige vielleicht schon wissen, bin ich im Freizeitbereich unserer Gesamtschule tätig. Wir haben da mehrere Angebote, einmal die sogenannte "Gebundene Freizeit" (GFZ), das ist wöchentlich eine Doppelstunde im Stundenplan der 5. und 6. Klassen, wo sie von uns verschiedene Angebote wählen können, das reicht von Sport wie Fußball und Basketball bis hin zu Basteln, Malen oder Kochen. Dann gibt es die "Mittagsfreizeit" (MFZ), das sind 60 Minuten vor der großen Mittagspause, das ist nicht jahrgangsgebunden, jeder mit einer Freistunde kann mitmachen. Und wir haben noch die Möglichkeit einer AG, das ist auch nicht jahrgangsgebunden, man legt sich aber wie bei der GFZ für ein Halbjahr fest und darf dort keinen Unterricht haben.

Ich hab dies Jahr es mal mit Rollenspiel versucht. Sind zwar nur kurze Zeitspannen, aber der Versuch im letzten Halbjahr zeigte, das es durchaus funktioniert. Und es scheint recht gut angenommen zu werden, 3 von 4 Wahlgruppen kamen zusammen. Und die dazu angebotenen MFZ-Termine scheinen auch voll zu werden. Nur bei der AG dauert das noch... da sind die "Verwaltungsgrundlagen" im Nebel der Zeit verschwunden und müssen nun erst einmal ausgegraben oder neu erstellt werden in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Instanzen. Aber das ist auch in Arbeit.

Montag geht es los und ich bin gerade noch am Charaktere bauen, damit man mit den Kids erstmal das testen kann. Ich hab als Regeln DS genommen, weil sie problemlos erhältlich sind, man sich dabei nicht finanziell ruiniert (D&D5 liegt für die drei Grundbücher bei 150 Euronen... das würde Mobs von mit Recht entsetzten Eltern in die Schule locken, denke ich. ^^) und es dazu noch recht einfache und gut verständliche Regeln handelt. Ich bin sehr gespannt, was das wird... und ob ich irgendwann meinen Plan realisieren kann, dass ich mit dem Kram die komplette Aula fülle. Bis dahin dürfte ich trotzdem der einzige von der Stadt bezahlte Spielleiter Deutschlands sein. *fg*

Wenn alles gut läuft, könnte ich demnächst viele "Kleinstszenarien" verfügbar machen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarin am 12.02.2020 | 07:42
Fang mit einem  deutschsprachigen, kompakten Standard EDO System an. Persönlich würde ich Dungeonslayers mit seinen Dungeons 2 Go nehmen. Dein Ziel sollte sein, dich möglichst schnell aus den Gruppen und vor allen dem SL Job zurückzuziehen. Auf keinen Fall Wahres Rollenspiel (TM) thematisieren. Der Erfolg liegt in der SuS-Erkenntnis, dass sie eigene Ideen umsetzen und andere das cool finden.
Finger weg von zuviel Theorie. Wenn die SuS Lust auf andere Settings kriegen, kannst du immer noch ein anderes Spiel zum Schmökern mitbringen.

Ich würde außerdem die AG für alle Jahrgänge öffnen und nicht auf ein bestimmtes Alter festlegen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Luxferre am 12.02.2020 | 08:12
Archoangel hatte mal etwas gestartet:

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,98014.msg134370222.html#msg134370222
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 18:06
Das ist schon mal etwas an gutem Input. Vielen Dank dafür!

Ich hab von der Schulleitung eine positive Rückmeldung bekommen und soll einen Besprechungs-Termin ausmachen.
Anscheinend hab ich auch einen guten Zeitpunkt erwischt, da nach den Faschingsferien das neue Halbjahr beginnt und
ich mit meiner AG in den Stundenplan integriert werden könnte. Sieht also soweit gut aus.

Außerdem rattert mein Kopf mit Ideen für die ersten Stunden.
Ich hab eine Textdatei erstellt, in der ich Ideen für möglichen Unterrichts-Inhalte sammle und ausarbeite.

Ich bin natürlich weiterhin an eurem Input in Form von Ratschlägen, Ideen, Tipps, Hinweisen etc. interessiert.

Im Moment versuche ich mir darüber klar zu werden, ob
1. vor allem zu Beginn kommerzielle Produkte (Spiele) vermieden werden sollen und wie ich das umsetzen könnte.
2. ob ich bestimmte Inhalte ausschließe (z.B. gewalttätige) und was dann stattdessen Inhalt des Spiels oder der Spiele sein könnte.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Zorni am 12.02.2020 | 18:09
Schau mal ob du hier noch den einen oder anderen Tipp findest, das ist zwar auf DSA bezogen, aber das sollte ja kein Problem mit jeglichem System sein :9

https://dsaforum.de/viewtopic.php?f=182&t=49268
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Weltengeist am 12.02.2020 | 19:20
Im Moment versuche ich mir darüber klar zu werden, ob
1. vor allem zu Beginn kommerzielle Produkte (Spiele) vermieden werden sollen und wie ich das umsetzen könnte.

Also mein Bauchgefühl ist ja, dass du durch die Verwendung kommerzieller Produkte die Chance deutlich erhöhst, dass Kinder auch daheim anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Es gibt ja auch einen Grund, warum die allermeisten Rollenspieler in Systemen zu finden sind, wo es gut getestete Regeln, eine coole Spielwelt, zahlreiche Inspirationen, tolle Bilder, fertige Abenteuer und - let's face it - Gimmicks wie Würfel, Karten, Spielsteine usw. gibt. Und Kinder sind diesbezüglich nach meiner Erfahrung sogar noch krasser drauf als Erwachsene. Daher würde ich für meinen Teil diese Karte gerade bei Schülern ganz sicher spielen (und sogar mit dem örtlichen Buchladen reden und sicherstellen, dass die betreffenden Sachen auch im Regal stehen).

2. ob ich bestimmte Inhalte ausschließe (z.B. gewalttätige) und was dann stattdessen Inhalt des Spiels oder der Spiele sein könnte.

Wenn du Schüler für Kino begeistern wolltest, würdest du ihnen auch kein Harry Potter, kein Marvel, kein Star Wars usw. zeigen, weil darin Gewalt vorkommt? Klar, man kann auch mal eine Rollenspielrunde leiten, in der es nur um Highschool-Liebesgeschichten geht. Aber das dürfte massiv an dem vorbeigehen, was die meisten Schüler der relevanten Altersgruppe interessiert.

Meine Erfahrung aus der Lehre: Wenn du jemandem etwas beibringen willst (Mathe, Programmieren, Handwerk, Zeichnen, whatever), dann packe ihn bei etwas, was IHN begeistert, und fang nicht mit religiösen Bekehrungsversuchen an. Sonst sitzt du schnell vor leeren Bänken.

EDIT: Ich überlege gerade, ob ich (du kennst mich ja und kannst das hoffentlich korrekt als Ironie einordnen) ganz böse sein und noch ein paar Tipps hinzusetzen sollte, wie du durch noch mehr Weltverbesserung die Zahl der Teilnehmer noch weiter reduzieren könntest. So könntest du beispielsweise noch darauf bestehen, dass es nur gesunde, vegane Snacks gibt - ausschließlich Rohkost und Tafelwasser beispielsweise. Ich hätte auch noch mehr Ideen, aber das wäre dann Speaker's Corner-Material... >;D
(scnr)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 20:19
... und fang nicht mit religiösen Bekehrungsversuchen an. Sonst ... nur gesunde, vegane Snacks ... Rohkost ...

*breath in* - *breath out* - *breath in* - *breath out*

Highschool-Liebesgeschichte. Hm. Danke für den Tipp! ;)

Welches kommerzielle Produkt würdest du denn empfehlen?
Und wie stellst du dir das dann bei z.B. 12 oder mehr Teilnehmern konkret vor? Soll das dann für drei SLs angeschafft werden? Drei freiwillige Teilnehmer lernen das dann und bereiten Abenteuer vor? Und dann gibt's Dungeoncrawl?
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 12.02.2020 | 20:21
Ich würde außerdem die AG für alle Jahrgänge öffnen und nicht auf ein bestimmtes Alter festlegen.

Warum?

Der Hinweis mit Dungeonslayers ist notiert. Ich guck mir das mal in meiner Bibliothek genauer an.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Weltengeist am 12.02.2020 | 20:40
Welches kommerzielle Produkt würdest du denn empfehlen?

Schwierige Frage, die habe ich mir auch immer schon mal gestellt. Ich würde vermutlich was nehmen, was tatsächlich ein bisschen "Spielmaterial" hat. Irgendwas, was auf Deutsch vorliegt, einen gewissen Coolnessfaktor hat und eine Einsteigerbox mit schicken Würfeln und etwas Krimskrams besitzt (D&D 5E, Splittermond, Star Wars: Macht und Schicksal o.ä.). Ich selbst würde vermutlich Savage Worlds mitsamt dem (englischen) Essentials Set und einer Chessex Battlemat verwenden, weil das in taktischen Szenen ein bisschen Brettspielcharakter hat und außerdem als Universalsystem für beliebige Settings geeignet ist. Aber da ist natürlich viel Geschmackssache dabei, und es gibt bestimmt noch viele andere gute Vorschläge.

Zitat
Und wie stellst du dir das dann bei z.B. 12 oder mehr Teilnehmern konkret vor? Soll das dann für drei SLs angeschafft werden? Drei freiwillige Teilnehmer lernen das dann und bereiten Abenteuer vor? Und dann gibt's Dungeoncrawl?

Das ist ja jetzt eine ganz neue Frage, die glaube ich im Thread noch nicht gestellt wurde. Ja, ich würde die 12 Teilnehmer wohl tatsächlich in Gruppen aufteilen. Vielleicht erst einmal eine kurze Demo (und wenn man "Critical Role" mit Untertiteln mit ihnen guckt), und dann geht es los. Und ja, man bräuchte das Material mehrfach. Aber ganz ehrlich - hat die Schule nicht einmal 150 € für drei Basisboxen zur Verfügung...?

Aber Dungeoncrawl muss es ja nicht unbedingt sein. Zwischen "Dungeoncrawl" auf dem einen und "gewaltfreiem Rollenspiel" auf dem anderen Extremende der Skala gibt es ja sehr viel Raum für Zwischenlösungen, in denen alle Aspekte des Rollenspielens zum Zug kommen.

Mir ging es nur darum, dass ich selbst (wie gesagt, Geschmackssache, aber ich glaube, dass ich da nicht ganz verkehrt liege) die Jugendlichen dort abholen würde, wo ihre Interessen sind. Und die sind soweit ich das  mitkriege momentan näher bei Game of Thrones, Harry Potter / Wizards Unite, Fortnite, Marvel oder Star Wars als bei "Fünf Freunde". Deshalb muss es ja nicht gleich in Dauergekloppe ausarten.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: JS am 12.02.2020 | 21:05
Aus meinem Umfeld kann ich berichten:

- Wie schon gesagt, fängt man Leute durch einen leidenschaftlichen Werbebericht mit Parallelen, die sie kennen und mögen. Seien es Star Wars, Star Trek, Harry Potter, Herr der Ringe, Superheldenkram usw. usf.: Irgendwas davon kennt und mag jede/r, und das ist dann die beste Grundlage für einen Spielstart. Später kann man das dann für die verbleibenden Interessierten auffächern und breiter auswälzen, aber man kann ziemlich auf die Nase fallen, wenn man "das total bekannte" DSA auspackt und die Leute damit nicht befeuern kann.

- Das System sollte nicht zu kompliziert sein, muß aber auch kein komplett abgespeckter Gammelrumpf werden. Die Leute waren nach etwas Anfangszurückhaltung sehr interessiert daran, zu verstehen, was ihre vorbereiteten Chars denn so alles können - auch regeltechnisch. Allerdings gab es wenig Interesse daran, diese Regeln dann auch situativ perfekt anwenden zu können. Sprich: Sie wollten mit zunehmenden Spaß ihre Chars genauer verstehen, brauchten aber trotzdem ständig die verständnisvolle Hilfe der SL. Wie mein befreundeter Mathelehrer mir dann mal steckte: "Meine Schüler sind keineswegs dumm, aber sie wollen nur noch die Beweisergebnisse und konkreten Anwendungen wissen. Die umständlichen Beweise und Herleitungen interessieren die meisten nicht."

- Es ist besser, erst einmal in einem gut gemachten Vortrag die Grundlagen des Rollenspiels, der Spielwelt und der Charaktere anregend zu erläutern, als ungeduldig so schnell wie möglich loszuspielen mit ahnungslosen Spielern. Wichtig ist dabei auch, daß man sehr viele Chars vorbereitet, weil man erstaunt ist, daß gerade heutige Jugendliche viele Dinge schon aus den Onlinespielen kennen und schnell konkrete Vorstellungen haben, was sie gerne spielen wollen. Ich war z.B. überrascht, als ein Mädchen gleich darum bat, eine elfische Waldläuferin mit guten Kampfeigenschaften und Charisma spielen zu können. Sie verband das dann mit einer Figur aus ihrem Lieblingscomputerspiel (das ich peinlicherweise gar nicht kannte).

- Wie auch mit erfahrenen Rollenspielern, so kann man auch mit jugendlichen Neulingen Leute in Runden haben, die Grenzen austesten wollen und auch gezielt mal stören, alles verulken und letztlich nicht wirklich wegen des Rollenspiels am Tisch sitzen. Da sollte man schon gezielter eingreifen, Verhaltensweisen erläutern und auch mögliche In-Game-Konsequenzen bestimmter Handlungen mal theoretisierend vorwegnehmen. Wie das pädagogisch am besten zu machen ist, können die Lehrer hier deutlich besser beurteilen.

- Es ist zwar hilfreich, auf Produkte zurückzugreifen, die für Anfänger gemacht sind, aber man sollte sich nicht der Hoffnung hingeben, daß die Leute mit etwas Spaß und Erfahrung dann automatisch anfangen, sich das Zeug selbst zu kaufen und sich freudig einzulesen. Ich hatte Runden voller begeisterter und motivierter Spieler/innen, die keine Sekunde daran dachten, sich selbst ein Regelwerk, Weltband oder eine Einsteigerbox zu kaufen. Nicht mal die PDF wurden online irgendwie gesaugt und illegal kopiert oder so. Nix! Solch eine Kauflust kann vorkommen, ist aber mEn nicht die Regel. Es bringt daher auch wenig, die Jugendlichen in diese Richtung zu stoßen. Es ist besser, wenn man sich nach einiger Zeit mal anschaut, wer von den Spieler/innen auch als SL geeignet wäre (und dazu Lust hätte), um dann eine lockere Individualberatung zu starten. Es ist mEn erfolgreicher, die Jugendlichen subtil zu locken, als seien das dann ihre Ideen, als sie etwas zu euphorisch in eine Richtung zu schubsen.

Unter dem Strich bin ich rückblickend erfreut, daß es auch heute noch unter Jugendlichen viele Interessenten für das Tischrollenspiel gibt und daß diese Leute auch längere Zeit motiviert bei der Stange blieben. Gleichzeitig sah es auf der SL-Seite enttäuschend aus; das scheint ein Schritt zu sein, den fast niemand von ihnen gehen wollte. So kann ich auch nicht sagen, daß sich das Rollenspiel in diesen Kreisen schön verselbständigte, wie es bei uns damals der Fall war. Die "Meisterei" mit all ihren Mühen und Notwendigkeiten UND auch Reinfällen ist offenbar kein Traumjob des Nachwuchses.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Huhn am 12.02.2020 | 21:22
Die Leute vom Würfelpech e. V. aus Halle hatten mal so ein richtig gefördertes Jugendprojekt an einer Schule, zu dem es einen ausführlichen und sehr interessanten Abschlussbericht  (https://app.box.com/s/r9bf3jlf8a5xhimw45peu2lpya93gxyh)gibt. Vielleicht kannst du da noch Inspiration draus ziehen.

Ich würde die erste Stunde wohl vor allem dafür nutzen, sich miteinander bekannt zu machen und zu erfragen, worauf die Jugendlichen Bock haben. Dann spart man sich Stochern im Dunkeln.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: AlucartDante am 12.02.2020 | 21:28
Ich würde auch empfehlen, dass ganze möglichst wenig anstrengend und möglichst cool starten zu lassen. Das bedeutet:

- nicht viel Theorie und Vorgeplänkel, sondern einfach echt spielen
- ein möglichst einfaches und cooles System -> Mainstream -> tendenzeill ein bekanntes und daher evtl auch kommerziell
- moderner Kram -> Kein Abenteuer aus den 80ern sondern 2010er
- es darf auch Gewalt und Heldentum drin vor kommen, aber verschiedene Lösungswege sind cool

Wenn du letzteres nicht magst, dann lieber einfach ein pädagogisches Planspiel. Aber ja, man muss sich fragen, aber wann es "zu viel" wird, hier ist evtl ein Heldenhintergrung mit guter Gesinnung hilfreich.

Probleme: (a) Rollenspiel braucht Vorbereitung des Spielleiters. Wie bildet man Spielleiter aus und sorgt dafür, dass diese bald einsteigen können? (b) Wenn du als Spielleiter gut bist, können die Kids das nicht reproduzieren, was demotiviert, überfordert und frustriert

Wie viele Freiwillige gibt es denn?

Möglichkeit A: Du leitest einfach eine Runde und leitest solange, bis alle Fans sind und pflüge werden.

Möglichkeit B: Du leitest eine Runde mit zukünftigen SpielleiterInnen, die du handverlesen auswählst, weil sie fleißig sind, sich durchsetzen und gut erzählen können. Danach erklärst du ihnen, wie du das gemacht hast und dann sollen sie alle das gleiche Abenteuer in ihren Gruppen aufgeteilt nachspielen. Dort bist du als Ansprechpartner bei Fragen vor Ort.

Welche Systeme sind ziemlich Mainstream?
DnD, DSA, Cthulhu. DSA ist allerdings leider etwas komplizierter, aber mit dem Einstiegslevel auch nicht so schwieriger als DnD. DSA halte ich auch für pädagogischer. Star Wars klingt motivierend, aber ich glaube es ist schwierig, genau das Star Wars Gefühl hinzubekommen und dann ist es enttäuschend. Ist bei Harry Potter glaube ich etwas leichter. Dungeonslayers und Co sind regelsystemmäßig zwar die richtige Richtung, aber der Name ist halt Programm und der lautet Slayers und nicht kreative gewaltfreie Lösung. Savage Worlds, Gurps und so Sachen würde ich eher nicht zum Einstieg nehmen.

Übrigens die meisten kommerziellen Systeme bieten inzwischen kostenlose Einstiegsbändchen mit Regeln und einem Abenteuer an. Außerdem kannst du als Schule die Abenteuer kopieren. Da fallen dann nur 10€ für ein Abenteuer an. Die Regeln kriegen alle und das Abenteuer aus dem Einstiegsbändchen können sie dann evtl mal ganz alleine und unabhängig von dir spielen.

@ Huhn Danke für den Link, kannte ich noch nicht.

Edit Vergessen: Mit Cthulhu Now kann man so Stranger Things mäßig ein Schullandheim oder drei Fragezeichen nach spielen, die Möglichkeit SchülerInnen zu spielen, motiviert einige zusätzlich und überfordert nicht, da die Rolle bekannt ist. Andere finden das aber langweilig und wollen eben Superkräfte, ob geschickte Elfe oder Magier oder sonst was.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Flamebeard am 12.02.2020 | 22:03
Eventuell auch wichtig/interessant:

Damit das Ganze nicht in Kosten ausartet: Mit Material arbeiten, auf das die Schüler eh schon Zugriff haben. Also eventuell ein W6-System, für das der elterliche Kniffel-Becher her hält. (Ja, Würfel waren damals als Schüler für mich ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor...)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Yney am 12.02.2020 | 22:06
Ebenfalls Abo, denn ich plane etwas artverwandtes (dazu aber später mal mehr, auch um das hier nicht durcheinander zu bringen).

Dann zum Thema eine Lehrermeinung (ohne Anspruch auf Alleingültigkeit):
Das ist eine AG, ein Wahlkurs, erzwing keine "Inhalte" und nagel keinen Lehrplan fest (von denen gibt es schon viel zu viele), sondern wie schon mehrfach gesagt wurde: Gib den Kindern einen Einstiegspunkt und erste Hinweise oder spiel es Ihnen schlicht und einfach mit einer Runde vor und dann: Lass sie laufen, sei aber da, wenn Fragen aufkommen (und die werden kommen). Meine persönliche Erfahrung ist immer wieder: Lass ihnen Raum und vertrau ihnen und du wirst staunen, was sich alles bewegt. natürlich nicht bei allen und nicht immer, aber dennoch. Ich habe in meinem Wahlkurs (Computergrafik, nicht Rollenspiel) ganz bewusst nur selten ein festes Programm sondern gebe Anregungen oder lasse im Idealfall die Schüler ihren Interessen folgen.

Zur Gewalt: Rollenspiel als völlig gewaltfreies Hobby zu vermitteln dürfte schwierig und auch unrealistisch werden, aber ein wenig Moderation ist hier sicherlich angebracht. Ich würde nicht nur in Hinblick auf Schulleitung und Eltern Ansätze wie "Wir spielen die Bösen" unbedingt vermeiden. Aber gerade ein Nachvollziehen von ambivalenten Positionen, Personen in einer Zwickmühle, mag durchaus pädagogisch wertvoll sein (und auch als solches vermittelbar).

Und vielleicht gibt es ja auch preiswerte oder freie Rollenspielsysteme, die sich gut als Einstieg eignen. Über die Großen Klassiker stolpern die Schüler bei Bedarf ganz schnell von selbst (und nein: Feenlicht ist da sicher nicht die richtige Wahl ;) ). Denn es ist vielleicht auch gut, den Eindruck einer Verkaufs- oder Werbeveranstaltung für ein kommerzielles Produkt zu vermeiden, wenn das gut machbar ist.

Wie immer ist das meine Meinung ohne jegliche Garantie.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Huhn am 12.02.2020 | 22:14
Ist bei Harry Potter glaube ich etwas leichter.
Überschätzt mal nicht die Bekanntheit von Harry Potter bei den jetzigen Jugendlichen. Der Hype um die Bücher ist lang vorbei. Es ist längst nicht mehr so, dass die halt alle gelesen oder wenigstens die Filme mal gesehen haben.
Deswegen - einfach fragen, was für Bücher/Filme die Leute mögen und was sie gerne spielen möchten. Oder wenigstens ne Auswahl an Sachen mitbringen und dann wählen lassen. Statt als Erwachsener rumzuraten, was wohl "die Jugend von heute" toll finden könnte und denen das dann stolz vorzusetzen. Am Ende steht man bloß da und ist peinlich. ;D
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Atreja am 12.02.2020 | 22:20
Überschätzt mal nicht die Bekanntheit von Harry Potter bei den jetzigen Jugendlichen. Der Hype um die Bücher ist lang vorbei. Es ist längst nicht mehr so, dass die halt alle gelesen oder wenigstens die Filme mal gesehen haben.
Deswegen - einfach fragen, was für Bücher/Filme die Leute mögen und was sie gerne spielen möchten. Oder wenigstens ne Auswahl an Sachen mitbringen und dann wählen lassen. Statt als Erwachsener rumzuraten, was wohl "die Jugend von heute" toll finden könnte und denen das dann stolz vorzusetzen. Am Ende steht man bloß da und ist peinlich. ;D

Also zumindest im Umfeld meiner Tochter (10) kennt eigentlich jedes Kind HP und hat zumindest schon den einen oder anderen Film gesehen. Im Schulhof werden Zauberduelle veranstaltet etc...

In dem Gymnasium das sie nach den Ferien besucht gibt es eine große HP Wand mit den Logos der einzelnen Häuser, beim Tag der offenen Tür waren die Schüler, die bei den Führungen für die zukünftigen Fünftklässer dabei waren als mit Besen und Umhängen verkleidet... usw.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Weltengeist am 12.02.2020 | 22:22
Überschätzt mal nicht die Bekanntheit von Harry Potter bei den jetzigen Jugendlichen. Der Hype um die Bücher ist lang vorbei. Es ist längst nicht mehr so, dass die halt alle gelesen oder wenigstens die Filme mal gesehen haben.

Harry Potter selbst vielleicht nicht, aber "Fantastische Tierwesen" und "Wizards Unite" (Pokemon Go mit Potterverse-Viechern) kennen ziemlich viele.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Lord Verminaard am 12.02.2020 | 22:43
Ab 14 finde ich zu hoch gegriffen, ich erinnere mich noch sehr gut an die Projektwoche damals, als ich in der 6. Klasse war und das Rollenspielprojekt ab 7. Klasse ausgeschrieben war, was für eine Enttäuschung! ;D

Ideal wäre es natürlich bei 12 Teilnehmern, wenn du schon einen Schüler dabei hättest, der selbst bereits Erfahrung hat und Spielleiten kann. Oder gar 2, dann kannst du die leiten lassen und machst selber nur "Aufsicht". Auf rollenspielhistorische und -theoretische Exkurse würde ich auch tunlichst verzichten, nicht nur bei Kindern sondern bei allen Anfängern. Erst mal einfach ausprobieren lassen. Tatsächlich habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass man gerade als alter Hase noch was lernen kann, wenn man Anfänger einfach mal machen lässt und ihnen nicht gleich versucht zu erzählen, wie man "richtig" spielt. :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 12.02.2020 | 23:44
Highschool-Liebesgeschichte. Hm. Danke für den Tipp! ;)

Liebesgeschichte o.ä. würde ich persönlich übrigens mit Jugendlichen auf keinen Fall versuchen: Meiner Erfahrung nach brauchen solche emotionalen Themen erstmal einiges an Reflektiertheit, Entwicklung des Selbstbewusstsein etc., ich kenne allein genug erwachsene Spieler (v.a. männlicher Natur) mit denen du das vergessen könntest. Und die Leute hier sind doch grad in der Pubertät, war da nicht was mit teenage hell!? ;) Irgendetwas was für die "peinlich" werden kann, würde ich ja vermeiden wie der Teufel das Weihwasser... Aber ich kann mich irren an entsprechenden Berichten wäre ich sehr interessiert ;) Und andererseits gibt es vielleicht auch Teilgruppen, z. B. reine Mädchengruppe o.ä., wo das vielleicht wirklich gut hinhaut, aber ich find's jedenfalls risky.

Wo wir grad bei Geschlechterklischees sind: Viele haben da übrigens die Erfahrung gemacht, dass die Mädels genau so gerne "metzeln" wie die Jungs! (Also Dungeon Gaming etc.)
 Vielleicht auch grad weil es toll ist mal körperliche Stärke und Action fiktiv auszuleben was normal nicht geht... IMHO ist Gewalt "in dosiertem Maße" für Jugendliche sehr spannend, wie eben auch in den erwähnten Filmen wie HdR, Star Wars, Marvel & co. - man sollte es aber sicherlich nicht als pädagogisches Aushängeschild nutzen und ich würde auch darauf achten wie das Take-Home-Material ggf. auf (voreingenommene) Eltern wirkt. Aber ansonsten sehen, denke ich, auch die allermeisten Eltern kleine Kämpfe vergleichbar mit denen bei einem Strategiespiel sehr entspannt ("Kämpfe praktisch so wie bei Risiko, kennen Sie doch bestimmt..."); ich würde nur darauf achten die Beschreibungen nicht so brutal bzw. nicht allzu blutig o.ä. zu machen.

Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 12.02.2020 | 23:53
Welches kommerzielle Produkt würdest du denn empfehlen?

Ich finde sowas wie das "Dungeon Fantasy RPG" sehr genial, old schoolig inkl. guten Taktikoptionen usw., aber Top-Regelwerk, modern und gut/vollständig ausgestattet, all-in-one (u.a. damit haben auch die amerikanischen Lehrer in einem Beispielfall Erfolg gehabt).
--> z. B. hier https://www.fantasywelt.de/Dungeon-Fantasy-Roleplaying-Game-EN

Der klar Nachteil ist hier allerdings, dass es das nur auf Englisch gibt, wäre also nur was für Schüler ab 16 Jahren, die zugleich Spaß am Verbessern ihrer Englisch-Kenntnisse haben. (Damit fallen sicherlich viele auch wieder raus).

Vermutlich wäre insofern deutsches Material klar besser, aber so "Starter-Boxen" wären denke ich die richtige Wahl...
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 13.02.2020 | 00:13
Es ist besser, erst einmal in einem gut gemachten Vortrag die Grundlagen des Rollenspiels, der Spielwelt, der Charaktere und der nötigen Regeln anregend zu erläutern, als ungeduldig so schnell wie möglich loszuspielen mit ahnungslosen Spielern.

Ja, das denke ich auch...!

Ich würde wohl auch versuchen zwischendrin den Vortrag 2-3xl mit kleinen "Live-Demo" (5 Min. o.ä.) zu unterbrechen, das lockert auf und hilft das Gesagte mit praktischen Szenen zu verstehen.

Soo, Kurzbeispiele in dem Stil:
"Sooo, wer will mal eine ganz kurze Testszene mitspielen...? Ok, Julia, Du bist jetzt diese Elfen-Magierin, die ich grad als Beispielcharakter vorgestellt habe (*give character sheet*)." -- "Du bist schon seit Tagen unterwegs auf der Suche nach einem besonderen alten magischen Amulett und hast von einem alten Elf den Hinweis erhalten, dass dieses vor längerem einer Schmugglerbande in die Hände gefallen ist und diese ihre Beute  wohl hier in der Gegend in einer unterirdischen Höhle verstecken. Ein arkaner Spürzauber hat Dich zuletzt bis hierher geführt und Du hast das deutliche Gefühl, dass sich das Amulett in der näheren Umgebung befindet, genaueres weißt Du nicht. Du stehst nun allein im Eingangsbereich einer dunklen Grotte, es riecht ein wenig modrig und die Luft ist kühl und feucht, es ist ziemlich düster. Aus der Entfernung tiefer im Inneren hörst Du das Plätschern von Wasser, aber Du erkennst nichts genaues..."

Was möchtest du tun?  Schau gerne auch nochmal auf das Charakterblatt was Deine besonderen Fähigkeiten sind, wenn Du willst...

Jetzt könnte man, wenn spontane Überforderung eintritt - "Was soll ich tun??!", bspw. darauf hinweisen, dass sie ja (*point at character sheet*) einen ihrer Zauber wirken könnte, mit dem sie im Dunkeln sehen kann und das würde hier doch sicherlich helfen...? Vielleicht will sie sich auch einfach ein wenig vorsichtig tastend umschauen...?


...wenn man das als Beispiel mal so knapp 5 Min. vor allen ausspielt hilft das denke ich schon sehr viel zu erkennen "wie" gespielt wird.

Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 13.02.2020 | 00:28
...grad noch was evtl. interessantes gesehen: "Destiny-Beginner: Fantasy Rollenspiel" von Alexander Schiebel ( -- http://www.aceofdice.com/resources/DESTINY-BEGINNER_72dpi.pdf )

Kennt das jemand? Hatte ich vorher noch nie gehört, bin grad drauf gestoßen, aber sieht aber auf den 1. Blick echt nice aus und hat offenbar recht gute Reviews, ist günstig und direkt für Newbies konzipiert.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 13.02.2020 | 02:13
Hui, jetzt geht es aber ab! Vielen Dank für den ganzen Input. Ich lese eure Beiträge mit allergrößtem Interesse und mach mir Notizen.
Ich antworte jetzt aber aus Zeitgründen nicht auf die ganzen Sachen, sondern kümmere mich um die Erstellung eines Plans.
Also mich gerne weiter vollstopfen mit euren Gedanken und Links zu dem Thema. Ich lese das auf jeden Fall alles!
Wenn ich etwas Vorzeigbares erarbeitet habe, werde ich euch das hier zur weiteren Besprechung bzw. Beurteilung zeigen und
halte euch auf dem Laufenden.


Liebesgeschichte o.ä. würde ich persönlich übrigens mit Jugendlichen auf keinen Fall versuchen: Meiner Erfahrung nach brauchen solche emotionalen Themen...

Da hast du natürlich Recht. Das war auch nur ein Witz.
Ich werd in meiner AG natürlich nach bester eigener Urteilskraft versuchen, niemand in peinliche Situationen zu bringen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Luxferre am 13.02.2020 | 06:25
Also ich war 14, als wir in der Projektwoche AD&D 2nd gespielt haben.
Viele der Regeln waren auf Englisch, nur die Spieler-Handbücher lagen auf Deutsch vor.
Neben Blind Guardian und Co. übrigens DIE Quelle für mich, seinerzeit besser/richtig englisch zu lernen.

Ich würde Dir, Turning Wheel, dazu gern etwas ausführlicher schreiben, schaffe es zeitlich gerade leider nicht :(
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Faras Damion am 13.02.2020 | 07:56
Überlege dir, wie und ob du Let's Plays erwähnst. Rocket Bean TV könnte Sachen vereinfachen oder verkomplizieren.  8)

Bezüglich gewecktem Interesse, das ins Internet führt: Ich nehme an, dass ihr sowieso Media-Safety übt. Dann musst du das nicht auch noch machen.   :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 13.02.2020 | 08:20
Also, wenn es dir auch darum geht, das Rollenspiel an sich bekannter zu machen, dann würde ich auf jeden Fall auch zu kommerziellen Produkten raten. Beim Rollenspiel würde ich zu den Großen und Bekannten (DSA, D&D, Cthulhu) greifen (vielleicht auch mit der Einsteigerbox). Die Community ist da einfach viel größer, es ist viel Material vorhanden und man bekommt im Internet auch schnell Hilfe (falls es bei einem gefunkt hat und man außerhalb der Ag spielen möchte). Das Ausdifferenzieren in andere Gefilde kommt dann ganz von alleine.

Vom Eigenbau der Regeln und des Settings würde ich zu Beginn die Finger lassen.

Ich habe selbst vor ein paar Jahren eine Rollenspiel-Ag geleitet und habe die Erfahrung gemacht, dass das "einfach losspielen" das Beste war. Was müssen beginnende zu Anfang denn wissen? - "Würfle unter/über diesen Wert ... mit diesem Würfel" - Mehr ist nicht. Besonders wenn man die erste Session mit vorgefertigten Charakteren beginnt. Und wenn der Funken übergesprungen ist kann man immer noch eigene Charaktere gestalten.

Cthulhu habe ich deshalb aufgeführt, da das System sich auf viele Genres in unserer Welt eignet. Von Buffy/Sabrina bis zu Detektivgeschichten ist alles drin in diesem System (und es ist eigentlich recht günstig zu erhalten).
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Lord Verminaard am 13.02.2020 | 08:27
Was Produkte angeht, würde ich auch zunächst mal zum Mainstream greifen und nicht direkt mit irgendwelchen Nischen- oder Retro-Spielen einsteigen. Und das heißt aus meiner Sicht D&D5 oder DSA5 (für beide gibt es übrigens auch gut gemachte Streams auf deutsch). Bei der Auswahl habe ich einen klaren Favoriten aber das bin nur ich. ;)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Sphinx am 13.02.2020 | 09:48
Ich würde das ganze erst mal etwas abstrakt angehen ohne spezifische Systeme und Spielen nur als eine Art Übung.

Ich fand einen Tageskurs für Improv Theater sehr erleuchtend. Bis da wirklich was gemacht wurde, gab es erst mal kleine Spiele die einen herangeführt haben. Ich weiß nicht jeder findet improv Theater hat was von Rollenspiel, aber es geht mir um das generelle Konzept wie man es aufziehen kann.

Konkrete Ideen:

1. Alle mit irgend einem lockerungsspiel aus ihrem Schneckenhaus locken. Grade in dem Alter wird man mit diversen "Aus sich herausgehen können" Stufen konfrontiert werden.

2. Eine Übung war zusammen eine Scene zu erschaffen. Heißt es ging im Kreis rum, der erste nannte eine Person, der Zweite einen Ort, der dritte dann ein Gefühl. Die vierte Person im Kreis hat dann daraus eine Kurzgeschichte gesponnen.

2.1 Es gibt Kartenspiele wie "Ja, Herr und Meister" was sehr leicht zu lernen ist und schon als Rollenspiel light durchgeht.

3. Kurze Spiel-Einheiten einplanen. Mehr wie eine Szene die gespielt wird, nur so kannst du wechselnde Runden (sonst spielen immer nur die selben zusammen) und wechselnde Spielleiter hinbekommen (soll ja ein gutes Gesamtbild vom Rollenspiel für die Teilnehmer geben).

4. Wenn sich dadurch aktive Runden neben der AG ergeben, diese anleiten das Erlebte ordentlich aufzubereiten und dann für den Rest in der AG vorzutragen. Weil es werden mit Sicherheit viele Fragen und Probleme auftreten die man dann für alle Aufbereiten kann, das was lehrreiches draus wird.

Das sind erst mal meine Ideen dazu.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: unicum am 13.02.2020 | 10:33
@Turning Wheel  :d viel erfolg dabei!

Ich finde es interessant das Du die Schule dazu bringen konntest dazu ja zu sagen - gerade wenn ich mich daran erinnere das bei der Ferienbetreuung in der Stadt ab und an "ängstliche Eltern" gemeint hätten Rollenspiel wäre nichts für ihre Kinder - und man einen "elternabend rollenspiel" vorher einschieben musste. (Und die Eltern das auf gewaltlos getunte Szenario mit Murderhobo Manier zerrissen haben). <- Infos nur aus zweiter Hand.


Klar, man kann auch mal eine Rollenspielrunde leiten, in der es nur um Highschool-Liebesgeschichten geht. Aber das dürfte massiv an dem vorbeigehen, was die meisten Schüler der relevanten Altersgruppe interessiert.

Auf einer Highschool kann man schon einiges an Spass haben:
https://en.wikipedia.org/wiki/Teenagers_from_Outer_Space_(role-playing_game)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 13.02.2020 | 13:26
Zitat
Rollenspiel wäre nichts für ihre Kinder
Verstrahltheitsalarm! Gut, dass die Kids bei OldSam Turning Wheel etwas anderes lernen.

Machst du Berichte darüber? Oder noch besser, vielleicht lässt du die SchülerInnen etwas schreiben/tiktokken/whatever nach ein paar Sitzungen :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Ninkasi am 13.02.2020 | 16:52
Tolles Thema und Aktion.

- ich würde nicht zu den großen Bekannten des Mainstreams greifen
- nicht wie Tausend andere Spieler in der Vergangenheit, welche keine Chance hatten mit etwas anderem zu Beginnen, wie etwa DSA, D&D, Shadowrun...
- günstiges, bzw kostenloses Regelwerk / Setting antesten
- sich klar machen was das Ziel der AG sein soll
- jeder Teilnehmer mal antesten, wie es sich als SL anfühlt ( Western City wurde hier ja schon genannt)
- den SL-Job nicht verdammen, sondern im Gegenteil positiv darstellen
- "faule" SL-Methoden kennenlernen (Improvisation, einfache Vorbereitung)
- Übersicht der verschiedenen Rollenspielarten
- Übersicht verschiedener Rollenspielsysteme
- mindesten ein w6-System vorstellen und einmal auch die ganzen anderen tollen, bunten Polyeder
- Spaß sollte im Vordergrund stehen, aber ein wenig Hintergrund schadet nicht. Bei der Sport AG wird schließlich auch nötiges Grundwissen vermittelt (hoffentlich)
- keine Panik  8)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Blechpirat am 13.02.2020 | 21:15
Ich habe dieses Thema hier noch ausgegraben: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,107076.msg134637334.html
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Cyberdance am 13.02.2020 | 22:03
Hallo. Ich soll auch mal was dazu posten, wurde mir gesagt. ^^ War seit Ewigkeiten nicht mehr hier.

Ich mach seit ca. 12 Jahren Rollenspiel an einer Ganztagesgrundschule. Das ist insofern ein bisschen anders, da ich es mit 8- bis 11-jährigen zu tun habe, was noch mal eine ganz andere Hausnummer ist. Meine Erfahrungen im Bezug auf das, was mit den Kindern gut funktioniert, lassen sich damit zusammenfassen, das ich a) keine Kaufsysteme verwende, sondern ein extrem simples eigenes (Kaufsysteme sind sogar mir fast alle zu kompliziert, daher benutze ich auch privat nur eigene), b) viel Kram zum Anfassen dabei habe, wie z.B. Herzchen-Marker für Lebenspunkte, Spielgold für Beute, bunte Karten für Gegenstände usw. (hat auch den Vorteil das keine Fehler beim Aufschreiben passieren – die lernen ja noch), c) simple und farbenfrohe Heldenbögen, die thematisch zum Charaktertyp passen und schon ein bisschen die Fantasie anregen. Ich würde generell zu viele Abstraktionen vermeiden, da alles, was man anfassen und angucken kann, sehr viel besser haften bleibt und leichter verständlich ist. Klare Klassen mit definierten Rollen in der Gruppe sind daher auch eine gute Idee. "Charakterspiel" in dem Sinne brauchst Du in der Altersgruppe nicht erwarten (obwohl man manchmal überrascht wird).

Das ist aber nur der technische Aspekt und der ist letztendlich gar nicht so wichtig.

Was ich für ziemlich wichtig halte ist zuhören und ernst nehmen. Also eigentlich auch nicht so viel anders als im Umgang mit Erwachsenen. Meiner Erfahrung nach, klicken Kinder besser mit einem, wenn man sich tatsächlich für das interessiert, was sie selber cool finden oder wollen. Was man letztendlich im Abenteuer verwendet hängt zum einen ein bisschen davon ab, wie die Kinder ticken und wie Du ihre Belastbarkeit einschätzen würdest.
Ich hab z.B. als Gegenspieler schon alles von Rüben stehlenden Goblins über korrupte Barone bis hin zu hirnfressenden Illithiden verwendet. Du musst halt nur gucken, wie abgestumpft Deine Kids selber schon sind. ;) Wenn Du nur einen dazwischen hast, bei dem Du das Gefühl hast, das schon eine Riesenspinne Alpträume verursachen könnte, dann gibt es auch für den Rest der Gruppe sowas nicht. Es schadet nicht dafür im Vorfeld ein bisschen auszuloten, was sie schon an Medien konsumiert haben – Bücher, Comics, Cartoons, Filme und Videospiele. Das ist nebenbei auch ein guter Ansatzpunkt in welche Richtung man selber gehen kann. Fantasy ist letztendlich Klischees und die funktionieren nur dann, wenn man sich derselben Basis bedient wie seine Gruppe.
Sofern Du Deine Kids nicht wirklich gut einschätzen kannst, würde ich einen Bogen um "moderne" Settings wie Science Fiction oder Cyberpunk machen, da die ein Verständnis der Welt voraussetzen, das meistens noch nicht gegeben ist.

Das zweite Ding, das furchtbar in die Hose gehen kann, sind die Eltern. Die sind meist problematischer als die Kinder selbst. Solange Du nicht weißt, wie chill die Parentalgeneration Deiner Gamerlarven ist, ist es immer eine gute Idee erstmal nur mit den Stützrädern zu fahren, gucken wie weit die Kinder die Grenzen selber (in einem kontrollierten Rahmen) ausdehnen und das vorsichtig aufgreifen.

Manchmal hast Du Kinder, die andere an die Wand spielen oder sich dominant in den Vordergrund stellen, während andere in den Hintergrund verblassen. In dem Fall ist es mir wichtig, herauszufinden, ob der "grauen Maus" ihre passive Rolle gefällt oder ob sie es stört. Nicht jeder, der nicht im Rampenlicht steht, stört sich daran. Es hilft in dem Fall Situationen einzubauen, in denen speziell die Fähigkeiten des passiven Spielers notwendig sind (einer der Gründe warum Klassen Premium sind), um mal zu gucken, ob dem Spieler das gefällt, eine Situation selber anpacken zu müssen. Wenn ja, bau sowas öfter ein. Die fortgeschrittene Variante davon ist, den Alphaspieler dazu zu bringen, den passiven Spieler aus eigenem Antrieb einzubinden. Das hat zur Folge, das sich beide gebraucht fühlen. Ich hatte hier öfter Glück, das ich eher Kinder hatte, die ich bremsen musste, um nicht ständig Mitspieler ins Rampenlicht zu zerren, denen es ganz offensichtlich am Rand ziemlich gut ging. 😅

Außerdem ist es eine gute Idee von Anfang an klare Regeln zu definieren, wie z.B. wenn Du redest, hat der Rest die Klappe zu halten und das man auch keine Mitspieler unterbricht. Wenn Du da am Anfang zu lax bist, kriegst Du das für den Rest des Kurses nicht mehr auf Phase.
Widerstehe außerdem der Versuchung, Kraftausdrücke oder allzu groben Slang zu verwenden. Das *wird* über Eltern und/oder Lehrer zu Dir zurückkommen und das ist nicht gut. Außerdem spornst Du Deine Kids dazu an, es Dir gleichzutun, was wirklich nicht in Deinem Interesse ist.

Bei Dir ist es ein bisschen anders, da Du es ja mit "echten" Teenagern zu tun hast. Also, soweit ich weiß, man mit 14+jährigen praktisch alles machen, solange sie Bock auf das Setting haben. :) Hier musst Du nur darauf achten, das Du die Grenzen des guten Geschmacks nicht zu grob verletzt, sonst verscherzt Du es Dir mit Eltern und Lehrern. Ich würde simple Plots verwenden. Wenn Du mehr als einen Satz brauchst, um Dein Abenteuer zu beschreiben, ist es zu kompliziert (das ist btw IMMER eine gute Strategie). Da Du im Rahmen eines Schulangebots nur begrenzt Zeit hast, würde ich die einzelnen Etappen immer so verpacken, das man zum Stundenende an einem guten Punkt für einen Cut angekommen ist. Das kann man nicht exakt vorausplanen, aber wenn man sieht, das man nur noch 15 Min. oder so hat, ist es eine gute Idee anzufangen, die Gruppe sanft zu so einem Punkt zu schieben. Im Idealfall hörst Du mit einem Cliffhanger auf (das klappt natürlich nicht immer), denn dann ist die Chance am höchsten, das sie tatsächlich wissen wollen, wie es weitergeht. Und immer die Fühler ausgetreckt halten, was inhaltlich funktioniert und was nicht. Tatsächlich kann man mit Teenagern schon vorsichtig anfangen, echtes Charakterspiel zu machen. Das eröffnet gleich sehr viel mehr Möglichkeiten und erlaubt auch die Verwendung von abstrakteren, offeneren, Charakterkonzepten.

Inhaltlich sehe ich Grenzen nur durch die Reife der Teilnehmer und da gibt es, meiner Meinung nach, kein Pauschalrezept. Du musst halt Deine Pappenheimer angucken und erkennen, womit Du es zu tun hast und was damit geht. :) So richtig tabu sind grundsätzlich erstmal nur Themen, die Du auch bei erwachsenen Spielern mit Vorsicht behandeln würdest. Wie bei den Großen: Vorher erstmal darüber reden, was man cool findet und von dem Abenteuer erwartet. Daraus schreibt sich das Abenteuer auch meistens schon von alleine. Kein Teenager steht darauf, wie ein Kind behandelt zu werden – wenigstens gefühlte Augenhöhe arbeitet für Dich. Das bedeutet btw auch kein Anbiedern. Du bist kein Teenager, Du brauchst also auch nicht versuchen, wie einer zu sein (das wäre nur peinlich).

Einen letzten noch: Ich erschaffe gerade aktuell mit meiner Kursgruppe (alle so um die 10) eine Fantasy-Welt, während wir sie bespielen. Wir haben eine unbeschriftete Weltkarte, wählen einen Ort und dann lasse ich jeden reihum ein Element hinzufügen, was dieses Land/diese Gegend charakterisiert. Da kommt echt cooles Zeug bei raus. :D So füllt sich die Karte Stück für Stück und jeder hat seinen Stempel auf der Welt hinterlassen. Das funktioniert ziemlich gut und generiert jede Menge Abenteuermaterial.

Mehr fällt mir ad hoc nicht ein, was ich an (mehr oder weniger) hilfreichen Ratschlägen geben kann. ;) Wünsche viel Erfolg!
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Blechpirat am 13.02.2020 | 22:18
Hallo. Ich soll auch mal was dazu posten, wurde mir gesagt. ^^ War seit Ewigkeiten nicht mehr hier.

Letzter Login war über 2500 Tage her. Es war mal wieder Zeit!  ~;D

Willkommen zurück!
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Huhn am 13.02.2020 | 22:35
@Cyberdance: Das war einer der hilfreichsten Beiträge, die ich zu dem Thema überhaupt je gelesen habe bislang (komme nicht aus der Pädagogik). Vielen Dank dafür! Die Hinweise daraus werde ich sicherlich bei der nächsten Proberunde mit Jugendlichen gut gebrauchen können.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Iona am 13.02.2020 | 23:36
...grad noch was evtl. interessantes gesehen: "Destiny-Beginner: Fantasy Rollenspiel" von Alexander Schiebel ( -- http://www.aceofdice.com/resources/DESTINY-BEGINNER_72dpi.pdf )

Kennt das jemand? Hatte ich vorher noch nie gehört, bin grad drauf gestoßen, aber sieht aber auf den 1. Blick echt nice aus und hat offenbar recht gute Reviews, ist günstig und direkt für Newbies konzipiert.


Ich kenne und mag es! Zwar habe ich es tatsächlich noch nicht mit Jugendlichen gespielt, aber die Regeln finde ich sehr vielseitig anwendbar und leicht nachvollziehbar.

Dass es kostenlos zur Verfügung steht als PDF könnte es noch einfacher machen.


Kleine Anmerkung meinerseits zu dem Thema: Ich persönlich hätte als Teenagerin sofort auf der Schwelle kehrt gemacht, wenn mir jemand mit einem Fantasy-Dungeoncrawl gekommen wäre, bei dem man nur Monsterschnetzeln muss/kann. Bitte im Hinterkopf behalten, ein nicht zu eindimensionales Setting anzubieten :)

Meinen jüngsten Mitspieler (12 meine ich) hatte ich übrigens in einer "Monster of the Week"-Runde. Das hat sehr gut geklappt! Urban Fantasy ist als Setting eine Überlegung wert! Wenn es ein längerfristiges Projekt wird, kann ja auch ein Wechsel des Settings nach einem Einstieg ja auch einmal angebracht sein.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 14.02.2020 | 01:24
Ich kenne und mag es! Zwar habe ich es tatsächlich noch nicht mit Jugendlichen gespielt, aber die Regeln finde ich sehr vielseitig anwendbar und leicht nachvollziehbar.

Cool, schön zu hören, dann bestätigt sich ja mein Eindruck :) Vielleicht bestelle ich mir aus Interesse sogar selbst auch mal das gedruckte Buch, mal schauen...

Kleine Anmerkung meinerseits zu dem Thema: Ich persönlich hätte als Teenagerin sofort auf der Schwelle kehrt gemacht, wenn mir jemand mit einem Fantasy-Dungeoncrawl gekommen wäre, bei dem man nur Monsterschnetzeln muss/kann. Bitte im Hinterkopf behalten, ein nicht zu eindimensionales Setting anzubieten :)

Ja, sehr guter Einwand! So durchgehend hatte ich das mit dem Metzeln auch ohnehin nicht gemeint, sondern nur, dass es den meisten "auch" Spaß macht, aber sicherlich nicht am laufenden Band ;)

Ein wichtiger Punkt dabei ist, denke ich, dass man sich positiv gegenüber gewissen Computer-RPGs abgrenzt, insofern sollte definitiv ankommen, dass wir hier nicht Diablo oder WoW spielen und es um eine soziale, gemeinschaftliche Spielweise geht, statt einem Fokus auf Level-Up und Gold.

Ich persönlich versuche Anfängern immer aufzuzeigen, dass der entscheidende Unterschied gegenüber Videospielen ist, dass es "keine festen Grenzen" gibt beim Pen&Paper, alles was wir uns vorstellen können geht prinzipiell auch - d. h. man kann im gemeinsamen Vorstellungsraum beliebig etwas erweitern. Im Gegensatz dazu: Wenn ich ein Computer-Programm entwickele, stelle ich "virtuelles Material" mit bestimmten Eigenschaften zur Verfügung, bspw. bestimmte Umgebungsbausteine, die genutzt werden können. Wenn ich in meinem Spiel nicht eingebaut habe, dass die Avatare auf einen Baum klettern können, dann geht es einfach nicht usw. (sehr fortgeschrittene KI-Technik sei mal ausgeklammert).

Man sollte sich da sicherlich ein paar interessante Sachen im Vorfeld überlegen wie man die Spieler zusätzlich inspirieren könnte bzgl. Kreativität, sozialer Interaktion o.ä.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 14.02.2020 | 01:39
Ich mach seit ca. 12 Jahren Rollenspiel an einer Ganztagesgrundschule.  ...

Thanks for sharing, schöner Erfahrungsbericht!  :d
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 14.02.2020 | 04:42
Oho!!! Das Thema hebt ja immer mehr ab!
Ich bin voll baff! Vielen Dank an euch alle für die Beiträge.

Einerseits aufgrund der Beiträge von Sphinx, Ninkasi und Cyberdance, andererseits aufgrund der mangelhaften Darstellung, wie das mit den teilweise aufgezählten Spielsystemen ganz konkret klappen soll, habe ich mich entschieden vorerst kein kommerzielles Produkt bzw. überhaupt kein Produkt irgendeiner Art zum Teil meiner AG zu machen.
Selbst die einfacheren vorgeschlagenen Produkte haben einen Umfang von vielen Dutzend Seiten und ich sehe kaum den Nutzen, warum ich den Schülern so eine Textmenge (bzw. Regelfülle) zumuten soll, und dann doch eine Art von Spiel produzieren würde, das ich eigentlich erst mal gar nicht vermitteln will.
Die Schüler sollen Grundprinzipien lernen, wie Rollenspiel gemacht wird. Klar soll das ne Menge Spaß machen, aber es sollen auch eine ganze Reihe sehr konkreter Prinzipien vermittelt werden, die so konstruktiv und konzentriert in einem zufällig laufenden, freien Spiel nicht vermittelt werden könnten.

Die Erstellung meines Lehrplans schreitet voran und ich habe etwa 4 Seiten geschrieben, die die ersten zwei Unterrichtseinheiten füllen dürften.
Ich habe auch einige längere Telefonate mit den rollenspielvertrauten Lehrern in meinem Bekanntenkreis geführt und einige wertvolle Tipps bekommen, die ich in mein Konzept einarbeite.
Auf jeden Fall bläht sich da ein gigantisches Monster an Stoff vor mir auf, für das ich versuche einen möglichst kreativen und motivierenden Rahmen zu erstellen und vermutlich eine ganze Menge Arbeit machen wird. Aber es geht voran und macht Spaß!


@Turning Wheel  :d viel erfolg dabei!

Ich finde es interessant das Du die Schule dazu bringen konntest dazu ja zu sagen - gerade wenn ich mich daran erinnere das bei der Ferienbetreuung in der Stadt ab und an "ängstliche Eltern" gemeint hätten Rollenspiel wäre nichts für ihre Kinder - und man einen "elternabend rollenspiel" vorher einschieben musste. (Und die Eltern das auf gewaltlos getunte Szenario mit Murderhobo Manier zerrissen haben). <- Infos nur aus zweiter Hand.

Auf einer Highschool kann man schon einiges an Spass haben:
https://en.wikipedia.org/wiki/Teenagers_from_Outer_Space_(role-playing_game)

Mein lieber alter Freund, es freut mich sehr mal wieder etwas von dir zu hören.
Deine Erfolgswünsche höre ich natürlich gerne, zumal ich alles andere als zuversichtlich bin, ob das alles hinhaut, weil ich nicht viel Erfahrung mit Unterricht habe.
Aber ich arbeite dran.

Wie ich es geschafft habe, die Schule zu überzeugen (und natürlich zur allgemeinen Erbauung), kann man in meinem Anschreiben an den Schulleiter nachlesen, das ich hier mal anhänge:
(Vielleicht will das ja der eine oder andere von euch auch irgendwann mal machen)

Betreff: Kontaktaufnahme und Leitung einer AG

Guten Tag sehr geehrter Herr xyz,

als langjähriger Spieleautor und begeisterter Rollenspieler würde es
mir am Herzen liegen an unserer Schule hier in xyz eine
Rollenspiel-AG für interessierte Schüler ab 14 Jahren anzubieten.
Ich bin 49 Jahre alt, Grafik-Desiner und Spieleverleger, und lebe mit
meiner Frau xyz und der Familie hier in xyz.
Meine beiden Söhne xyz und xyz gingen und gehen an die xyz Schule.

Erst kürzlich gab es eine gerichtliche Entscheidung, dass analoges
Spielen in Deutschland eine förderns- und erhaltenswerte Tradition
darstellt weil
dadurch Sozialkompetenz und andere positive Eigenschaften zur Geltung
kommen, die beim Computerspielen nicht so wichtig sind und damit in
Verbindung stehenden Vereine gemeinnützig sein können.
Meine Idee, so eine AG zu leiten ist schon sehr viel älter, aber diese
Nachricht hat mich wieder daran erinnert, das an unserer Schule
anzubieten.

Meine Intention bei der Sache ist, das gemeinsame Spielen ohne Computer
und insbesondere das Rollenspiel (Pen&Paper-Rollenspiel)
bekannt zu machen und zu fördern.

Mögliche Inhalte der AG in Abhängigkeit der Fähigkeiten der Teilnehmer
wären:
– Praktisches Spielen verschiedener Rollenspiele und das Kennenlernen
grundsätzlich unterschiedlicher Spielformen.
– Theoretische Betrachtung des Rollenspiels und der relevanten
Techniken.
– Besprechung von populärwissenschaftlicher Sekundärliteratur
– Historische Entwicklung des Rollenspiels
– Literarische Betrachtung des Mediums und Vermittlung von Grundsätzen
wie Erzähltechniken, Dramatik usw.
– Vorstellung des eigenen Lieblingsrollenspiels durch Schüler
– Gemeinsame Entwicklung eines eigenen Rollenspiels
etc.

Ich bin sehr gespannt, ob meine Idee an der xyz prinzipiell
durchführbar ist und freue mich auf Ihre Vorschläge zur weiteren
Vorgehensweise.
Grundsätzlich halte ich es für möglich, einmal die Woche nachmittags
eine Schülergruppe zwei oder mehr Stunden zu unterrichten, bin aber
auch für andere Konzepte offen.

Über eine baldige positive Rückmeldung Ihrerseits, Herr xyz, würde
ich mich sehr freuen und verbleibe mit freundlichen Grüßen.

Markus Still

----

Die im Anschreiben aufgezählten Dinge haben inzwischen eine etwas andere Priorisierung - vor allem werde ich die Ag nicht so theoretisch machen, wie das in dem Schreiben klingt.
Alles ist im Fluss. Es entwickelt sich weiter.

Mehr Ideen und euer Feedback ist weiterhin sehr erwünscht.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 14.02.2020 | 06:55
Sehr schöner Beitrag, Cyberdance!

Danke für das Anschreiben, Turning Wheel! Klug erzählt, scheint mir. Weißt du noch, welche Entscheidung das war mit dem analogen Spiel?

Danke!

P.s.: Destiny Beginner versuche ich schon länger loszuwerden. Wenn ihr das doch am Tisch einsetzen wolltet, würde ich es gegen Porto abgeben. Büchersendung ginge sogar.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 14.02.2020 | 08:15
@Turning Wheel: Über Erfahrungsberichte, Vorüberlegungen, Planungen usw. würde ich mich an dieser Stelle freuen.

PS: Hättest du dein Bewerbungsschreiben hier früher angehängt, wäre mir klarer gewesen, wie deine Rollenspiel-Ag gedacht ist. Mit solch einem Hintergrund, kann man sich natürlich nicht einfach mit den Schülern hinsetzen und losspielen  :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Ninkasi am 14.02.2020 | 12:18

Einen letzten noch: Ich erschaffe gerade aktuell mit meiner Kursgruppe (alle so um die 10) eine Fantasy-Welt, während wir sie bespielen. Wir haben eine unbeschriftete Weltkarte, wählen einen Ort und dann lasse ich jeden reihum ein Element hinzufügen, was dieses Land/diese Gegend charakterisiert. Da kommt echt cooles Zeug bei raus. :D So füllt sich die Karte Stück für Stück und jeder hat seinen Stempel auf der Welt hinterlassen. Das funktioniert ziemlich gut und generiert jede Menge Abenteuermaterial.


Da fällt mir spontan Die Dorferschaffung aus Beyond the Wall ein. Wäre auch ein schöner Einstieg, wo die Gruppe ihren Erfolg aus einer gemeinsam erschaffenen Fiktion sieht.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 15.02.2020 | 00:22
Danke für das Anschreiben, Turning Wheel! Klug erzählt, scheint mir. Weißt du noch, welche Entscheidung das war mit dem analogen Spiel?

Hier ist die erwähnte Bewertung von Brettspielen als erhaltenswertes Kulturgut.
Ich glaube, meine Formulierung weiter oben, dass es sich um eine gerichtliche Entscheidung handelt, ist nicht ganz korrekt. Ich bin leider kein Rechtswissenschaftler.
Der Karlsruher Rollen- und Brettspielepieleverein Thoule hat diese Nachricht kürzlich veröffentlicht im Zusammenhang mit seinen Bemühungen dem Verein weiterhin
den Status der Gemeinnützigkeit zu erhalten. Die Bayerische Bewertung wurde in dem Zusammenhang dem Baden-Württembergischen Finanzamt vom Verein als zusätzliche Grundlage für weitere Entscheidungen in der Sache nahegelegt. Wie das weitergegangen ist, weiß ich nicht, spielt aber auch hier keine Rolle. Anyway, hier also der Text:

-----

"Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes veranschaulicht die kulturelle Vielfalt in Bayern. Gleichzeitig wird sichtbar, wie viele Menschen sich in Bayern - oft ehrenamtlich - in beeindruckender Weise für die Bewahrung, Weiterentwicklung und Weitergabe lebendiger Traditionen engagieren. Ich freue mich sehr, dass das Bayerische Landesverzeichnis um den Hofer Schlappentag, den Sebastiani-Festtag in Oberschwarzach, die Vermittlung der Kuhländler Tänze und die Förderung von Brettspielen erweitert wird", teilt Finanz- und Heimatminister Albert Füracker mit. Bräuche, Feste, Musik, Theater und Tanz sowie überliefertes Naturwissen und traditionelle Handwerkstechniken zählen zusammen mit Kunstwerken und Denkmälern zu den bedeutenden Kulturschätzen in Bayern. "Gerade das immaterielle kulturelle Erbe ist von unschätzbarem Wert für unsere Gemeinschaft, weil es Identität stiftet. Dieses Wissen und Kö  ;nnen wird von Generation zu Generation weitergegeben und dabei immer wieder neu interpretiert", betont Füracker.

[...]

Die Förderung von Brettspielen ergänzt ebenso das Register Guter Praxisbeispiele. Das gemeinsame Spielen mit Brettspielen stellt eine weit verbreitete und aktive kulturelle Praxis dar, in der Regeln und soziale Aushandlungen eingeübt und vermittelt werden. Seit dem 20. Jahrhundert bekommen Verbreitung und Innovation bei analogen Brettspielen eine besondere Bedeutung in Deutschland. Das Deutsche Spielearchiv Nürnberg, das Spielzeugmuseum Nürnberg und das Bayerische Spiele-Archiv Haar bemühen sich in herausragender Weise um die Sammlung und Erforschung, aber auch die Vermittlung von Brettspielen und dem dazugehörenden Wissen.
Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können sowie Alltagskulturen sichtbar gemacht, erhalten und gefördert werden. Bis heute sind 178 Staaten dem UNESCO-Übereinkom  men zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis.

[...]"

Dies ist ein Auszug aus der Pressemitteilung der Bayrischen Staatskanzlei. Vollständig könnt ihr sie unter diesem Link nachlesen:
https://www.stmfh.bayern.de/internet/stmf/aktuelles/pressemitteilungen/24100/index.htm
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Cugel am 15.02.2020 | 02:08
Du solltest hier im Forum die Leute vom Rollenspielverein Kurpfalz fragen.

Der Verein bietet unter anderem speziell Rollenspiel für Jugendliche an.

Swafnir, der 1. Vorsitzende des Vereins, und noch ein paar weitere Mitglieder können Dir da sicher sehr gute Tipps geben.

Der Verein hat auch eine eigene Homepage:

https://rollenspielverein-kurpfalz.de/
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: BBB am 15.02.2020 | 07:36
Mega spannender Thread.

Ich kann leider nicht viel dazu beitragen, außer dass ich selbst auch immer mal wieder mit dem Gedanken spiele, eine Rollenspiel AG anzubieten, es aber bisher aus zeitmangel nicht getan habe.

Insofern lese ich hier gern weiterhin mit, freue mich auf weitere Erfahrungsberichte und melde mich, sollte ich doch mal Zeit gefunden und die Idee in die Tat umgesetzt haben ;)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 22.02.2020 | 01:45
Die gestrige Vorstellung des Projektes beim Schulleiter stieß auf großes Interesse und wenn einige administrative Dinge geklärt sind (Führungszeugnis, Impfpass),
stelle ich nach den Faschingsferien in den jeweiligen Klassen meine AG vor und werbe um Teilnehmer.
Der Rektor meinte, dass ich mit 5 bis 6 Schülern rechnen kann – was optimal wäre. Ich bin gespannt!

Er hat auch sehr positiv reagiert, als ich erwähnte, dass ich gewalttätige Inhalte draußen lassen möchte.

Außerdem sind meine Unterrichtsunterlagen inzwischen auf 5 Seiten angewachsen. Verschiedene Lehrer aus meinem Bekanntenkreis, die einen Blick drauf geworfen
haben, finden es tauglich und hatten auch noch einige Tipps, die ich einarbeiten werde.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 23.02.2020 | 00:13
Hier jetzt mal die ersten 5 Seiten für die ersten 3 Doppelstunden.

Feedback und Kommentare erwünscht!

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: BBB am 23.02.2020 | 10:06
Sehr cool, freut mich dass du diese Hürde schonmal genommen hast.
Vielleicht komme ich Anfang nächster Woche dazu mal in die Materialien zu schauen, dann schicke dir Feedback.
Bin jedenfalls mega neugierig.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 23.02.2020 | 10:30
Vielleicht komme ich Anfang nächster Woche dazu mal in die Materialien zu schauen, dann schicke dir Feedback.
Bin jedenfalls mega neugierig.

Und ich erst! Da ich noch nie vor einer Schulklasse gestanden habe, sterb ich fast vor Spannung. :D

Auf dein Feedback freu ich mich.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Bruenor am 23.02.2020 | 12:29
Er hat auch sehr positiv reagiert, als ich erwähnte, dass ich gewalttätige Inhalte draußen lassen möchte.

Reden wir immer noch von der Zielgruppe aus dem Anfangspost, also 14 - 17 jährige Schüler? Also gestandene Jugendliche und beinahe Volljährige?

Wenn ja, halte ich diesen, in meinen Augen sehr strikten Ansatz, für eher wenig erfolgversprechend. Das würde ja sogar, gar nicht mal extrem überspitzt formuliert, einen Detektivplot im Miss Marple Stil ausschliessen (der Ausgangspunkt Mord ist ein gewalttätiger Inhalt).
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: JS am 23.02.2020 | 12:36
Wenn ich mich an meine heißgeliebten, heldenhaften Kämpfe gegen Monster, Schurken und Schufte in meiner zarten Frühphase des Rollenspiels (mit 14, 15 Jahren) erinnere, muß ich auch zugeben, daß mich ein komplett gewaltfreier Ansatz sehr gelangweilt hätte. Damit hätte ich mich leider mit ziemlicher Sicherheit nicht weiter mit Rollenspiel beschäftigt.
 :think:
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 23.02.2020 | 13:13
Reden wir immer noch von der Zielgruppe aus dem Anfangspost, also 14 - 17 jährige Schüler? Also gestandene Jugendliche und beinahe Volljährige?

Wenn ja, halte ich diesen, in meinen Augen sehr strikten Ansatz, für eher wenig erfolgversprechend. Das würde ja sogar, gar nicht mal extrem überspitzt formuliert, einen Detektivplot im Miss Marple Stil ausschliessen (der Ausgangspunkt Mord ist ein gewalttätiger Inhalt).

Ich würde schon Sagen, dass dieses sehr Gut Ist. Der Ansatz zur Gewalt Freien Spiel.
Erstens würden die Jugendlichen zum Computer zugreifen und WoW, sowas dann Heran ziehen, dann.
Zweitens Gibt Es gute Detektive Abenteuer die Mit Intrigen zu tun haben könnten.
Drittens Gibt Es Systeme die Was mit Pflanzen zu tun haben, Flüche und Flüche aufheben.  ;)

Wenn Was Mit Gewalt zu Tun hat, könnte Die Richtige Situation, Erklären. Zum Thema Selbstverteidigung beisteuern, Wann und Wo.

Nur Mal Quer Gelesen und 2 Cent
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 23.02.2020 | 13:16
Was?
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 23.02.2020 | 14:21
Okay,...

Das Was ist Für Mich Bestimmt. Weil Es Nicht Verständlich für den Mitlesern sei.

Ich Entschuldige Mich hiermit, werde Es aber Nicht Korrigieren.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 23.02.2020 | 16:01
Okay,...

Das Was ist Für Mich Bestimmt. Weil Es Nicht Verständlich für den Mitlesern sei.

Ich Entschuldige Mich hiermit, werde Es aber Nicht Korrigieren.
Wurde kurz privat diskutiert. Fände ich potentiell ein wichtigen Beitrag zum Thema, fand es so aber tatsächlich viel zu unleserlich
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 23.02.2020 | 16:34
Hey, KhornedBeef

Wir hatten uns Privat Unterhalten, Dein Meinung mit der Schulpsychologien Finde Ich Ganz gut.

Zum Meinen Punkten:

Der Erste ist wenn Man nur im Rollenspiel Kampf Erfährt, ist meine Meinung das Zum WoW geht. Als Hack/Slash und zum Loot. Vorm PC Hocken.

Das Zweite ist mit der Detektive Arbeit Gemeint, das Durch Leuchten eines Raubes. Da Es doch Verzwickter ist als Scheint. Oder Betrug der Gleichen.

Das Mit den Pflanzen ist Gemeint. Da Es bei Manchen Systeme Auch Zaubersprüche gibt die auf Pflanzen gehen also Heilkräuter oder auch Nutzpflanzen wie Getreidekorn. Die könnten Man Auch zum Schneller Wachsen gebracht werden ;). Gedacht wäre Warum ist das Getreidekorn verdorben. Was ist Passiert, kann man Sie Retten.

Das Mit der Gewalt, kann auch zum Schutze sein. Aber das Ist Speziell.

KhornedBeef Idee: Gewalt
Da sollte Man das mit der Schulpsychologien Arbeiten.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 23.02.2020 | 18:07
Hier jetzt mal die ersten 5 Seiten für die ersten 3 Doppelstunden.

Feedback und Kommentare erwünscht!

Ich habe mir diese Seiten jetzt mal durchgelesen, da ich ganz gespannt war wie du das Thema Rollenspiel in der Schule angehen willst.
Nach dem Lesen bin ich mir immer noch nicht sicher, wie deine Rollenspiel-Ag letztlich aussehen soll. Es lässt mich ein wenig ratlos zurück. Vielleicht habe ich aber auch deine Intension nicht richtig verstanden, oder ich bin in meiner Art des Rollenspiels zu festgefahren, doch glaube ich, wenn ich so angefangen hätte Rollenspiel zu spielen, hätte ich wohl nach dem ersten Mal aufgehört. Viel zu kopflastig. Aber das ist nur meine Meinung.

Es wirkt auf mich wie eine Konfliktsimulation die man vielleicht in dieser Art in Sozialkunde oder auch in Ethik einsetzen könnte.

PS:Da fällt mir ein, in manchen Schulen wird Rollenspiel schon durchgeführt, ohne dass die Schule dies weiß: Die Schule als Stadt/Staat. Schüler übernehmen Rollen, von der Bürgermeisterin, von Geschäftsleuten, Krankenhauspersonal, bis zum Müllmann/frau, planen, bekommen Aufträge erledigen Arbeiten und beobachten den Geldfluss in der Stadt. Das ist fast schon LARP (aber das war wohl etwas außerhalb des Themas). :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Pyromancer am 23.02.2020 | 18:57
Hier jetzt mal die ersten 5 Seiten für die ersten 3 Doppelstunden.

Feedback und Kommentare erwünscht!

Ich habe das Gefühl, die "Spaß"-Komponente kommt da insgesamt etwas zu kurz.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: JS am 23.02.2020 | 19:35
Scheint mir auch eher ein Konzept für zufriedene Lehrer und beruhigte Eltern zu sein, weniger für interessierte und aktionslüsterne Jugendliche auf dem Weg in große Abenteuer.
 :think:
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Coltrane am 23.02.2020 | 19:37
Ich habe mir das Konzept auch mal gelesen und leider muss ich meinen Vorrednern recht geben.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Berto am 23.02.2020 | 19:45
Ich muss auch sagen, dass mich das nicht abgeholt hätte. Die strikte Gewaltfreiheit schliesst so ziemlich alle möglichen Spielwelten und Interessensgebiete aus, die die Teilnehmer vll mitbringen könnten.
Außerdem hätte ich mich von dir verschaukelt gefühlt, weil du mir nur ein Regelwerk zugetraut hättest, gegen das sogar Mensch-ärgere-dich-nicht komplex ist.

Mir ist schleierhaft, warum du den Kindern derart wenig zutraust.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Weltengeist am 23.02.2020 | 19:50
Ich bleibe bei dem, was ich schon vor zwei Wochen geschrieben habe:

Wenn du Schüler für Kino begeistern wolltest, würdest du ihnen auch kein Harry Potter, kein Marvel, kein Star Wars usw. zeigen, weil darin Gewalt vorkommt? Klar, man kann auch mal eine Rollenspielrunde leiten, in der es nur um Highschool-Liebesgeschichten geht. Aber das dürfte massiv an dem vorbeigehen, was die meisten Schüler der relevanten Altersgruppe interessiert.

Meine Erfahrung aus der Lehre: Wenn du jemandem etwas beibringen willst (Mathe, Programmieren, Handwerk, Zeichnen, whatever), dann packe ihn bei etwas, was IHN begeistert, und fang nicht mit religiösen Bekehrungsversuchen an. Sonst sitzt du schnell vor leeren Bänken.

Ich bleibe aber gespannt, wie es läuft. Ich stehe zwar jeden Tag vor (nennen wir es mal) "jungen Erwachsenen" und weiß das eine oder andere über intrinsische Motivation, aber vielleicht überraschst du mich ja...
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarin am 23.02.2020 | 19:56
Meine Erfahrung: Schüler merken schnell, wenn man ihnen Spiele anbietet, insgeheim aber was anderes verkaufen will. Das Stichwort sei hier Gamification (Spielmechanismen für Schulkram. XP für erledigte Aufgaben, damit man in App seinen Charakter leben kann etc.). Das kann man machen, ich halte da aber Ehrlichkeit dem Hobby gegenüber für besser.

Du willst für ein Spiel begeistern, nicht ein Spiel für pädagogische Arbeit einsetzen. Daher würde ich Regeln, die es so am normalen Tisch nicht geben würde, auch nicht anwenden.

Gewalt ist hier nicht gleich Gewalt.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 23.02.2020 | 23:51
Danke für das ganze Feedback!
Ich weiß ja aus anderen Diskussionssträngen, dass sich das Tanelorn-Forum zu etwa 95% der Meinung ist, dass gutes Rollenspiel auf jeden Fall Kampf beinhalten muss, insofern
überrascht mich die generelle Marschrichtung nicht. Die anderen Meinungen gibt es allerdings auch.

Was mich aber schon etwas überrascht, und was ich bisher an der negativen Kritik etwas schade finde, ist allerdings, dass die jeweiligen Beiträge praktisch ausschließlich unkonstruktiv und völlig unkonkret und inhaltsleer formuliert sind – also sich vor allem um die völlig allgemein formulierte Forderung drehen, dass irgendeine Art von Gewalt da sein soll. Keines der Postings oben hat mir einen Anhaltspunkt gegeben, was für Gewalt das sein soll, wie es ablaufen kann/soll und was für ein Ziel damit erreicht wird.
Das lässt mich leider mit null Information zu dem zurück, was bisher da ist oder da sein könnte und ist als Feedback daher auf einem noch nicht so brauchbaren Level.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich komme mit negativem Feedback locker klar, aber etwas mehr würde mich freuen. ;)
Mich würde schon auch interessieren, welche der aufgeführten Szenen euch z.B. besser oder schlechter gefallen und (wenn es denn schon Gewalt sein soll) ob es eine konkrete Szene
geben würde, die man in 10 Minuten ohne Regeln besser spielen kann als die 4 aufgeführten Beispiele und was der lehrreiche Witz dahinter wäre (außer einfach die Möglichkeit Gewaltphantasien auszuleben bzw. eine simple Dauerbelohnungsschleife für zufällig gut gewürfelte Kampfwürfel ohne großen kreativen Einsatz zu generieren). Mein Ziel ist ja erst mal, den Leuten zu zeigen, was Rollenspiel ist und nicht, was Würfelspiel ist. Vielleicht fällt dem einen oder anderen ja etwas mehr dazu ein. Ich lasse mich gerne überzeugen – aber es sollte dann auch überzeugend sein und nicht nur eine bloße Forderung.

@ Bruenor:
Mit Gewaltfrei meine ich z.B. nicht Detektivgeschichten, die einen Mord als Ausgangspunkt haben. Der Mord ist zwar an sich eine Gewalttat, aber er ist erstens
keine wirkliche Aktion im Spiel sondern ein bereits vergangener Ausgangspunkt und zweitens geht die Gewalt auch nicht von den Spielern aus (was eigentlich der wichtige Punkt für mich ist). Die Aufklärung eines Mordfalles ist im Sinne meiner Definition kein Spiel um Gewalttätigkeiten. Jeder Mordkommissar will eigentlich genau das Gegenteil – nämlich die Beendigung von Gewalt indem der Mörder gefasst und die Anwendung von Gewalt bestraft wird.

Mein langfristiger Approach zur Vermeidung von Gewalt ist auch eher folgender: Es geht nicht darum, Gewalt in der AG mit allen Mitteln zu unterbinden (nur in der UFO-Szene ist das so, weil ich die ersten paar Stunden wirklich Gewalt vermeiden will). Wenn jemandem eine gewalttätige Lösung einfällt und die attraktiv ist, dann sollte das in einem freiheitlichen Spiel möglich sein. Ich werde aber als SL versuchen Settings und Problemstellungen zu liefern, die nicht als ersten Gedanken Gewalt als sinnvolle Lösung nahelegen.
Klar kann man die Hängebrücke wutentbrannt abreißen oder am Tsunami-Strand oder am Unfallort anfangen Leute umzubringen - aber warum sollte man so etwas tun?
Ich möchte den Schülern beibringen, dass Rollenspiel verschiedene Erzähltechniken und Möglichkeiten bietet, mit denen man alles mögliche spielen kann – nicht nur Monsterkloppen.

Es geht mir bei der Anwendung von Gewalt, die ganz sicher etwas später in der AG vorkommen wird, darum, Gewalt in einen realistischen Rahmen zu setzen – also z.B. auch die Konsequenzen nicht unreflektiert zu lassen.

@ Nodens Sohn:
Die AG soll am Anfang ein paar Grundbegriffe des Rollenspiels klären. Die kurzen Szenen sollen die Wichtigkeit von Charakterbezug, Immersion, Problemlösung und Rhetorik/Erzählung klar machen. Danach möchte ich mit den Leuten die drei großen Herangehensweisen ans Rollenspiel klären (GNS-Theorie) und mit der Information dann eine tatsächliche Runde beginnen.
Was das sein wird, weiß ich allerdings noch nicht.

@ Berto:
In den ersten kurzen Szenen gibt es eigentlich gar kein Regelsystem. Soweit ich mich an den Text erinnern kann, gibt es nur in einem kurz einen W6-Wurf, ob die Charaktere den Tsunami gleich entdecken. Das sind keine wirklichen Regeln. Es geht in den Szenen nicht um Würfeln sondern um rollenspielerische Qualitäten wie Charakterbezug, Immersion, gemeinsame Lösungsstrategien, verschiedene Erzähloptionen, Rhetorik, Spannung).
Welche Regeln verwendet werden (und wie komplex sie sein werden), wenn dann eine tatsächliche Runde losgeht, wird sich zeigen.
Ich weiß auch noch gar nicht, ob das Spiel dann eher narrativistisch, gamistisch oder simulationistisch sein wird. Das hängt sehr von der Lust der Leute ab.
Ich würde dem ungern vorgreifen wollen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarendor am 24.02.2020 | 00:16
Wenn ich an meine eigene Jugend zurückschaue und meine erste Rollenspielsession mit Kumpels, für die es auch das erste Mal gewesen ist, dann war es das Abenteuer "Der schwarze Turm" aus der DSA3-Basisbox.
Es gab Interaktion, es gab Kampf, es gab Wildnis, es gab bisschen Grusel, es gab den "helft den Guten"-Moment, es gab Rätsel, es gab Monster, es gab einen Dungeon, es gab ein offenes Ende.
Diese Mischung aus vielen Elementen war es, die uns so gut gefallen haben.
Ich würde mich also an guten und seit langer Zeit bewährten Einstiegsszenarien orientieren, die zeigen, welche Elemente bei einer solchen Einführung wichtig sind.
Rückblickend muss ich sagen, dass die Kampfszenen gar keine tragende Rolle gespielt haben, weil das Abenteuer voller zusätzlicher Dinge ist und sich alles organisch zusammenfügt.
Dein Ansatz ist viel zu rollenspieltheoretisch, bei uns als 13jährigen war das alles intuitiv und ein gemeinsames Entdecken. Das lag aber vor allem am guten Abenteuer, das uns perfekt ins Hobby eingeführt hat.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 24.02.2020 | 00:45
Danke für den Tipp mit dem schwarzen Turm. Kann man das Abenteuer irgendwo bekommen? Hab leider nichts gefunden. Es scheint out of print zu sein.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarendor am 24.02.2020 | 00:51
Danke für den Tipp mit dem schwarzen Turm. Kann man das Abenteuer irgendwo bekommen? Hab leider nichts gefunden. Es scheint out of print zu sein.

Die ganze Box inklusive das Abenteuer gibt es für 5 € als PDF  (https://www.ulisses-ebooks.de/product/210136/DSA-3-AbenteuerBasisSpiel-PDF-als-Download-kaufen&language=de)

Es ist oop aber das Buch (https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Das_Buch_der_Abenteuer_(DSA3)) gibt es öfter für 2 oder 3 € bei Ebay.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Berto am 24.02.2020 | 01:06
@Turning Wheel:
Also erstmal zum Thema Gewalt. In dem Punkt argumentierst du gegen einen Strohmann, denn die Forderung, du müsstest unbedingt gewalttätige Inhalte thematisieren wurde hier gar nicht aufgestellt. Das Feedback besteht durch die Bank aus Zweifeln daran, ob deine Idee das Publikum abholt - denn dieses hat mit Sicherheit irgendwelche Vorerwartungen.

Bei mir war das zum Beispiel, dass ich endlich Gimli sein konnte, der ein paar fiesen Orks kräftig den Arsch versohlt. Und genau so einen Charakter habe ich mir dann auch erstellt - Definitiv-Nicht-Gimli mit dem fetten Felsspalter!  :headbang:
Wenn mir da jemand mit "rollenspielerischen Qualitäten" und gewaltfreiem Erzählspiel um die Ecke gekommen wäre, hätte ich den ausgelacht und wäre gegangen. Schaue ich mir die Reaktionen hier an und die typische Rollo-Sozialisation in meinem realen Umfeld, scheine ich da auch gar nicht so allein mit zu sein.

Womit auch klar auf der Hand liegt, was du ggf mit dem Feedback anfangen kannst. Nämlich dir die Frage stellen, ob du nicht ggf an der Zielgruppe vorbei entwickelst.

Zum Punkt Regeln. Du greifst meinem Eindruck nach ohnehin schon massiv der Entwicklung der AG vor. Die Kids sollen erstmal dein Trainingsprogramm absolvieren, indem sie lernen, dass draufhauen doof ist und worauf es bei gutem Rollenspiel(tm) ankommt.

Das könnte man auch anders angehen. Entweder man lässt den erzieherischen Anspruch komplett fallen, was meiner bescheidenen Meinung nach am sinnvollsten ist, denn du bist nunmal kein Pädagoge (zumindest entnehme ich das so dem Dokument). Das ist nicht böse gemeint, aber wenn das ordentlich werden soll, brauchst du fachliche Kompetenzen, die über "Ich hab da mal jemanden um Rat gefragt" hinaus gehen.

Oder aber du denkst vll über einen Prozess nach, der die Kinder und ihre Erlebnisse in den Mittelpunkt des Prozesses rückt und nicht dich. Das klappt aber nur, wenn die Kinder da auch wirklich Bock drauf haben. Wenn ja lässt du sie einfach spielen und reflektierst mit ihnen die Themen, über die sie reflektieren wollen. Statt Gewalt erstmal auszuklammern, könnte sie so zum Beispiel thematisiert werden - warum kam es zu Gewalt? Hat das was ausgelöst? Hätte es andere, vll sogar bessere Wege gegeben? Wenn ja, warum wurden die nicht gewählt? Vll weil man Orks einfach so erschlägt, das gehört sich so. Aber warum eigentlich? Und so weiter.

Der Vorteil dabei ist, dass Gewalt nicht tabuisiert wird, auch nicht vorübergehend. Denn gerade das ist eben nicht pädagogisch wertvoll. Und der Prozess nimmt die Kinder erstmal so, wie sie sind und lässt sie Alternativen selbst entwickeln. Das ist bei dir nicht gegeben, du gehst schon mit einer Vorstellung herein, wie die Kinder sein bzw sich verhalten sollen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 24.02.2020 | 02:23
@ Berto:
Ich argumentiere nicht gegen einen Strohmann (das wäre ja ein bewusstes Falschverstehen, oder?), sondern das ist das, was ich seit Beginn des Themas aus der Kritik rausgelesen habe. Es tut mir aufrichtig Leid, wenn ich da einem Irrtum aufgesessen bin. Da aber die Hinweise, was ich ganz konkret besser machen soll, in den Postings nicht wirklich vorhanden sind, hänge ich da vielleicht auch etwas in der Luft.
Du schreibst ja selbst, dass du Gimli sein wolltest. Aber solange das ein Charakter ist, der sich über "der den Orks den Arsch versohlt" definiert, ist es halt doch nicht mehr als der Wunsch nach Gewalt. Oder meinst du es anders als es dasteht?

Und ja, du hast schon Recht, ich bin zwar kein Pädagoge, aber obwohl ich das nicht bin, darf ich doch auswählen, was ich in meiner AG mache. Ich möchte ja auch nicht, dass in meiner AG Volleyball gespielt wird und schließe das (selbstherrlich?) aus. ;)
Und immerhin fanden alle 4 Pädagogen (und professionell Lehrende), denen ich es vorgelegt bzw. vorgetragen habe, das Konzept ziemlich gut.
Die andere Frage wäre, ob du für meinen Standpunkt irgendwelche tatsächlichen Erfahrungen hast (außer die Erinnerung an deine eigene Jugendzeit) und definitiv sagen kannst, dass das nicht klappt. Bist du Pädagoge?
Ich finde die Herangehensweise, Schüler einfach das machen zu lassen, was sie affektiert wollen, jetzt auch nicht so ein überzeugendes pädagogisches Konzept, um gezielt Inhalte zu vermitteln. Ja, man hat dann seine Ruhe und alle sind im Moment froh, und es entspräche sogar auch meinem obersten Ziel (Bekanntheit des Rollenspiels zu fördern) aber die weiteren Ziele würden etwas leiden – nämlich den Leuten die Materie etwas umfassender näher zu bringen. Genauer gesagt will ich den Leuten ja einen Headstart geben, um mit klareren Vorstellungen ans Rollenspiel heranzugehen, als nur die Belohnungsschleife zu bedienen. Wie oben schon jemand erwähnt hat, gibt es dafür Computerspiele, die das weit besser können. Ich will, und zwar genau aus diesem Grund, eben nicht mit diesen Spielen konkurrieren sondern mich auf die Kompetenzen stützen, die echtes Rollenspiel besser kann.

Ich stelle mir die Frage, ob ich an der Zielgruppe vorbei entwickle, natürlich schon von der ersten Sekunde an und hab durchaus lange darüber nachgedacht, wie ich ernsthafte Inhalte so verpacken kann, dass sie spaßig und unterhaltsam sind und sich leicht anfühlen.
Am Ende wird es natürlich darauf hinauslaufen, es auszuprobieren.
Das Feedback hier ist auf jeden Fall höllisch interessant. Ich denke schon, ich habe absolut glasklar begriffen, auf welche Fallstricke du und andere mich hier hingewiesen haben und das ist auch eine meiner großen Sorgen bei der Durchführung.
Allerdings vermisse ich immer noch konkrete Verbesserungsvorschläge zur Durchführung meines Konzepts. Der Hinweis auf den Dunklen Turm war z.B. sehr gut. Damit kann ich was anfangen. Ich hab mir immerhin mal Sekundärliteratur dazu durchgelesen und finde es vom Plot tatsächlich gar nicht so schlecht – obwohl die Lösung des Abenteuers unausweichlich mit Gewalt zu tun hat.

Und ist es wirklich so, dass die meisten hier meinem Wunsch, den Schülern anhand von praktischen Spielszenen verschiedene Spielweisen aufzeigen zu können, keine Chance einräumen?
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 24.02.2020 | 09:18
Ich Finde die Idee an Sich, ein Detektive Abenteuer gut. Weil Ich auch Gleich mit Gewallt Rollenspiel die Erfahrung hatte.

Wie Lernt Man am Besten Rollenspiel für die Menschheit, dass wird Immer Unterschiedlich sein.
Wie Lern Ich mich Gewalt Taten Umzugehen.
Erstens Ist ja Schon dem Schüler das Projekt Näher Zubringen.
Nur Weil der Schüler für sich Entscheiden muss, für eine AG und der Lehrer eben sein Rollenspiel aufdrückt.

Rollenspiel ist für die Meisten RPG´ler Fantasy. Es sind Themen Aufgezeigt die Uns in der "Real" Leben unvorstellbar ist.

Da Kann Man den Pädagogen Sinn Näher Bringen.
Man Kann Situation Näher Bringen an die "leutz", womit Sie sich Auseinander Setzten müssen.

In der Situation die Eventuell Auch in der Realität wären.

Bei der Rollenspiel AG wäre Es Gut zu Zeigen, für was die Schüler im Stande sind und Eventuell den Richten Weg zu Ebnen der für die Berufswahl Hilfreich wäre.
Entscheidungen Richtig Einzusetzen und Auch Kritik Überstehen.

Und Seine Meinung zu Vertreten zu Können.


Ein Nur Mal Nebenbei:
Auch Leichte Dinge die Wir Tun Machen wir Patzer. Ist das Nicht Merkwürdig?

Da kann Man Dann auch Über Gewalt Reden, Eben dann wenn Es um Gewalt Einzusetzen Um zu Helfen.



Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 24.02.2020 | 10:01
Die Unterscheidung zwischen z.B. einem Mordfall unter umherziehenden Murderhobos finde ich auch gut und wichtig :) es spricht ja auch nichts dagegen, Gewalt gezielt als zentrales Problem eines Szenarios zu framen ("Euer Dorfvorsteher wurde getöt und Menschen und Elfen beginnen sich an die Gurgel zu gehen. Um zu verhindern, dass euer Dorf im Chaos versinkt, müsst ihr schlichten und gleichzeitig den Mord aufklären")
Ich finde deine Arbeitsrichtlinien für die AG soweit in Ordnung, ich verstehe auch, dass du im weitesten Sinne pädagogische Elemente mit einbeziehen möchtest. Aber erstmal als Frage: Ist das so eher für Lehrer und Eltern gedacht, oder nur für dich, oder hängst du das aus? Habe das wohl überlesen. In letzterem Fall würde etwas Kürze vielleicht helfen.
Unabhängig vom pädagogischen "Endgame", deine Beispielszenen sind noch sehr verhalten im Bezug auf Phantastik. Klar, gemeinsamer Vorstellungsraum und so, aber wenn du die Besonderheiten des Hobbys herausstellen willst, warum dann nicht etwas SciFI oder so? Einige der Szenen ließen sich auch "genre-neutral" vorbereiten, wenn du auf Vorschläge der SchülerInnen warten willst.
Ansonsten finde ich die Beispiele in Ordnung.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 24.02.2020 | 10:37
KhornedBeef,


Die Unterscheidung zwischen z.B. einem Mordfall unter umherziehenden Murderhobos finde ich auch gut und wichtig :) es spricht ja auch nichts dagegen, Gewalt gezielt als zentrales Problem eines Szenarios zu framen ("Euer Dorfvorsteher wurde getöt und Menschen und Elfen beginnen sich an die Gurgel zu gehen. Um zu verhindern, dass euer Dorf im Chaos versinkt, müsst ihr schlichten und gleichzeitig den Mord aufklären")
Ich finde deine Arbeitsrichtlinien für die AG soweit in Ordnung, ich verstehe auch, dass du im weitesten Sinne pädagogische Elemente mit einbeziehen möchtest. Aber erstmal als Frage: Ist das so eher für Lehrer und Eltern gedacht, oder nur für dich, oder hängst du das aus? Habe das wohl überlesen. In letzterem Fall würde etwas Kürze vielleicht helfen.
Unabhängig vom pädagogischen "Endgame", deine Beispielszenen sind noch sehr verhalten im Bezug auf Phantastik. Klar, gemeinsamer Vorstellungsraum und so, aber wenn du die Besonderheiten des Hobbys herausstellen willst, warum dann nicht etwas SciFI oder so? Einige der Szenen ließen sich auch "genre-neutral" vorbereiten, wenn du auf Vorschläge der SchülerInnen warten willst.
Ansonsten finde ich die Beispiele in Ordnung.

Schön das Du Das Thema Noch weiter Ausweitest.
Da Beschreibst Du das Thema, Wo sich die Person Entscheiden Muss wie Es weiter Handelt.

Wenn Man die Situation "klar" Bespielt. Also die Vorstellung hat das sich die Situation schon Wirklich sein Mag.
Kann Das eine Wirkliche Pädagogische Handlung Ausführen, die Man in Seinem Leben auch Treffen kann.

Weil es Eine Situation Erlebnis ist, kann Man Später darüber "Nochmals" Denken und eine Besser Entscheidung Treffen.
Kann, oder Auch Nur Könnte.

Ob das Für Lehrer, Eltern und Co ist. Es ist Auch für Mich So. Da Ich das Gefühl Bekommen kann, Wie Ich Mich Entscheiden kann und Muss was Ich Da Grade Tue.

Ich Kann Auch ein Charakter Bespielen.

Der Ich Nicht bin und Könnte eventuell Entscheiden Wie Die Person Reagiert.

Ich Bekomme Also ein Gefühl Was die Person Grade Erlebt.
Und Ich Verstehe die Person in diesem Erlebnis "Dann" Also Auch.

Ich Bin Ehrlich Gesagt Eher der Fantasy. Bei SciFi Da Bin Ich Nicht der Typ, wenn der Es in die Richtung Gehen soll dann Bitte Warhammer 40.000K.
Und Ehrlich Gesagt möchte Ich das Nicht Aufdrücken dieses Phantastik und Co.. Ich bin Nicht der Typ Mach das So oder So.

Da der Typ Mensch Unterschiedlich ist.
Was Ich Für Richtig Entscheide, muss Nicht für Alle Sein.

Hab Dank, KhornedBeef
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 24.02.2020 | 10:45
Und danke dir!
Und klar, Phantastik war persönliche Präferenz. Hat auch eine große Schmittmenge mit den SpielerInnen "da draußen", und dieses Potential, sich zu einem Thema zu vernetzen, sollte man ja mal erwähnen. Aber tatsächlich liegt mir das seit kurzem wieder mehr am Herzen, was verschiedene Arten von Geschichten auch für das Ich-Erleben sich entwickelnder Persönlichkeiten bedeuten. Und dieses Aus-der-normalen-Welt-heraustreten, begriffen nicht bloß als Erlebnis, sondern als persönliche Fähigkeit, hallt lange nach.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: unicum am 24.02.2020 | 11:46
(Ich hab hier auf Arbeit das PDF nicht herrunter gelanden)

Wie ich schon in einem Post weiter oben schrieb haben in der Kinderferienbetreuung in "unserer" Stadt die Eltern eher die Probleme gemacht als die Kinder. Die Eltern haben beim Probespiel den Plot in Murderhobomanier zerrissen der eben auch auf recht gewaltfrei ausgelegt war.

Wäre ich (also Hypothetisch gesehen) der Vater eines Kindes und hätte (noch Hypothetischer) mit Rollenspielen, Brett und Kartenspielen nichts am Hut. Und mein Sprössling würde etwas sagen von wegen er will in die RollenspielAG in der Schule. Wäre eine Hypothetische Antwort vieleicht: "Geh doch lieber in die Chinesisch AG, da lernst was fürs Leben - oder mach in der Zeit Hausaufgaben du hast eh so wenig Zeit udn Abends ist noch Sport und Geigenspielen,...." (Helikoptereltern eben, wollen für's Kind nur das "beste").

Also was bringt Rollenspiel (fürs Leben)? (Ausser mich vieleicht in Helikopterelten hineinzudenken?)

Ich erinner mich daran das eine andere Rollenspielerin mal von einem Vorstellungsgespräch erzählte wo sie sich irgendwie wie vor Gericht fühlte, mit dem Personaler in der Form eines Staatsanwaltes, sie fühlte sich durch diesen eingeschüchtert - hatte aber sehr großes Interesse an dem Job. Sie meinte das in dieser Situation das Rollenspielen ihr geholfen hatte, denn darin hatte sie gelernt sich in andere Einzuufühlen und zu erraten "was will der jezt von mir hören?" und sich auch selbst etwas zu ändern und eine andere Rolle zu spielen.

Wie redet man mit anderen Menschen? Ist doch banal, oder? - das kann doch jeder? - wer da jezt ja sagt sollte mal darüber nachdenken wie oft man - gerade im Internett - einen geschriebenen Beitrag falsch versteht, etwas das im Gespräch sicher so nicht passiert weil die Mimik des anderen noch dazukommt. Und gerade in der heutigen Zeit sprechen wir (denke ich) eher weniger miteinander als mehr.

Ich finde gerade auch den Ansatz erstmal etwas "ohne Gewalt" lösen zu wollen für eigentlich interessanter als das Draufklopfen.

Für mich kann ich jedenfalls sagen das mir Rollenspiel sicher einiges an meiner Kommunikationsmöglichkeit gegeben hat. Sicher bin ich bei weitem kein Eloquenter Redner (und mein geschreibsel ist wenigen fast-Leghastenie sicher nicht schön zu lesen) aber ich denke das es mich schon weiter gebracht hat.

Am weitesten hat mich rollenspiel jedoch durch einen ganz anderen Aspekt gebracht: Nach der Grundschule ging ich auf die Realschule - mit Deutsch hatte ich ja (wie schon geschrieben) so meine Problemchen - und nun kam noch dieses Englisch dazu. Also kurz: ich musste die 5. Klasse wiederholen oder gar auf die Hauptschule. Zum Glück wiederholte ich, legte mir die rote D&D Box zu und nach D&D kaufte ich mir Warhammer Fanatsy Battel - auf englisch,... dann auch Runequest (auch englisch) und Rolemaster,.... und in der 13.Klasse musste ich als Schrifliches Prüfungsfach dann zwischen Deutsch und Englisch wählen - es war klar Englisch.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 24.02.2020 | 12:04
Wie Geht Man mit HelikopterEltern um.

Ist Die Frage ob Man sich Einmischen Sollte, Es Stimmt Schon das Japanisch usw. Hilfreich ist Für Später im Erwachsenem Alter.
Man Arbeitet und Arbeitet. Für den Beruf ist das Hilfreich.

Aber Da muss Man eigentlich Sehen was die Kinder Für Ambitionen Haben. Nur Weil Ich das Will, dass Es Später die Firma Übernimmt dann Aber Pleite Geht. Dann War es eine Fehler.

Man sollte Auf Kinder Schauen Was Sie Wollen und Seine Überlegung Immer Wieder und Wieder Nachzudenken.

Man Kann den Kindern nur Vorzeigen was Das Für Folgen Haben Kann. Und dann Eben mit den Konsequenzen. Das ist der Teil den Eltern zu Erfüllen Hat.

Das zum Thema HelikopterEltern.

Ist zwar Meine Meinung, werde Es Nicht Mein Kind Aufzwingen weil Ich Es Mache.

-Editiert-: Da Sagt Man das die Kinder sowieso ein Enttäuschen würden.
Der ist für Mich: ~;D

Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 24.02.2020 | 13:13
@Turning Wheel:
Du hast mehrmals moniert, dass wir nicht konkret genug gesagt haben, was uns an deiner Herangehensweise nicht gefällt, bzw. wie wir genauer denken, welche Herangehensweise erfolgsversprechender wäre.
Ich versuche es mal:
Niemand von uns sagte, Gewalt gehört unbedingt ins Rollenspiel hinein. Ich finde nur deine "Kurzen Szenen" fürs Rollenspiel langweilig. Auch für einen Einstieg. (später dazu genaueres).

Deine Ziele sind unter anderem: Den Schülern das Hobby Rollenspiel näher zu bringen. Dabei ist dir auch wichtig, die Rolle des SL gut zu vermitteln, damit sich die Schüler auch mit dieser Rolle anfreunden und Gefallen daran finden können. (So entnehme ich das - stark gekürzt - deiner PDF)

Nehmen wir nun den Einstieg 1 Bergsteiger:
1) Die Schüler sollen sich überlegen wie alt sie sind und weshalb sie an dieser Expedition teilnehmen.
Weitere Infos haben sie über ihren Bergsteiger nicht. Werte und verschiedene Talente sind auch nicht vorhanden.
2) Jetzt kommen sie an eine marode Hängebrücke und müssen nun das Problem der Überquerung lösen.
Die Schüler haben jetzt aber weder eine richtige Rolle, noch haben sie Talente, oder andere Unterscheidungsmerkmale, die es ihnen rollenspieltechnisch ermöglichen könnten zu entscheiden, wer nun vorgehen soll und ein Seil über den Abgrund spannen soll (Wer ist der kleinste Bergsteiger?, Wer hat das größte Talent gute Knoten herzustellen?). Die Schüler werden schnell auf Lösungen kommen - keine Frage, doch hat dies dann noch wenig mit Rollenspiel zu tun. Du könntest dir Talente und Eigenschaften überlegen, die vielleicht wichtig sein könnten und diese mit Werten versehen. Jeder Mitspieler darf sich aus diesem Pool zwei ziehen und hat wenigstens ein kleines Grundgerüst für einen Charakter. Und die Schüler können so vielleicht besser gemeinsam überlegen, wer sich wie an dieser Stelle einbringen kann.
3) Und dann reißt beim letzten Schüler die Brücke? Wird das dann einfach von dir entschieden? Welche Rolle zeigst du dann als SL? Vermittelst du Spielleiterwillkür? Hier könnten doch ebenfalls Würfel eingesetzt werden. Von Bergsteiger zu Bergsteiger wird die Gefahr (der Malus) größer. Die Spieler können die Schwierigkeiten einschätzen, das erzeugt Spannung, da sie plötzlich erleben (auch durch die Spielmechanik) wie die Seile knirschen und nahe am Reißen sind.

Das sind jetzt alles nur spontane Ideen. Mit mehr Zeit käme vielleicht noch etwas sinnvolleres dabei heraus :)

Einstieg 2 Autobahn:
Naja, so gewaltfrei ist das ja gar nicht. Wenn sich die Charaktere der Schüler in einem Überfall befinden, werden sie sich schnell nach geeignetem Material für Waffen umschauen. Da werden Radkappen fliegen, Radschlüssel befinden sich im Kofferraum, einer der Jugendlichen ist bestimmt Personenschützer und hat sowieso eine Waffe und am Schluss hauen sie selbst mit den Uhren ab. (Das mag jetzt alles überspitzt sein, doch würdest du das zulassen, oder würdest du laufend sagen: wie könnte man das gewaltfrei lösen? Was würdest du wirklich tun?)
Sollen die Schüler da Realität oder Fantasy-Rollenspiel spielen?

Strandurlaub
Wie entscheidest du, dass die Spieler es schaffen, die alte Dame zu retten? Auch hier haben sie keine Werte die ihnen Entscheidungshilfe sein könnten. Sie spielen sich selbst? Ich hoffe, sie kommen nie in eine solche Situation. In einem Rollenspiel würde ich niemals jemanden sich selbst spielen lassen. Man spielt doch Rollenspiel um gerade jemanden anderes mit besonderen Fähigkeiten zu spielen. Alles andere würde mir zu nah gehen. Daher finde ich das Thema Tsunami auch eher unangebracht. Das haben wir in den letzten Jahren viel zu oft in der wirklichen Welt, als dass ich das durchspielen möchte - Aber vielleicht bin ich da auch nur zu empfindlich.

Schulhof (damit kann ich gar nichts anfangen - hab ich keine Meinung dazu die ich hier angeben möchte)

Feedbackrunde
Da die Spieler nicht wirklich einen Charakter vorliegen haben (eine Angabe z.B. das Alter finde ich viel zu wenig) werden auch kaum Angaben zur Charakterbindung gemacht werden können. - so liest es sich jedenfalls für mich. Vielleicht könnte man mehr Augenmerk auf die kurze Charaktergenerierung legen (wie weiter oben beschrieben) damit eine bessere Identifizierung zum Charakter stattfinden kann.

Ich weiß, du möchtest dein eigenes Ding durchziehen und etwas eigenes entwickeln, doch möchte ich dir an dieser Stelle doch mal das Rollenspiel FUK! ans Herz legen (ich weiß - komischer Titel). Das kann man kostenlos herunterladen und beschreibt vielleicht so deinen Ansatz des Rollenspiels. Dort schreibt man sich auf Karteikarten auf, worin man so richtig gut ist und generiert auf diese Art und Weise einen runden Charakter. Vielleicht kommt es dir deinem Ansatz fürs Rollenspiel entgegen. (Lass dich aber nicht von dem quietschebunten Layout abschrecken ;) )

Hier der Link:
https://www.drivethrurpg.com/browse.php?keywords=fuk%21&x=0&y=0&author=&artist=&pfrom=&pto= (https://www.drivethrurpg.com/browse.php?keywords=fuk%21&x=0&y=0&author=&artist=&pfrom=&pto=)

Ich hoffe ich war jetzt ein wenig näher dran und habe nicht total am Thema vorbei geschrieben. :D
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 24.02.2020 | 14:24
Da stimme ich zumindest der Überlegung zu, dass man Wahlmöglichkeiten geben sollte, mit denen sich die Charaktere direkt voneinander unterscheid. Archetypen und Berufe halt. Hattest du evtl. ja schon vor.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 24.02.2020 | 19:34
Mir ist übrigens etwas eingefallen: Die Schüler, die schon tiefer im Rollenspiel drin sind und diverse Fantasy-Rollenspiele spielen, will ich eigentlich gar nicht unbedingt in der AG haben, weil die ja schon perfekt wissen, was Rollenspiel ist und das bereits gut finden. Also wenn gerade die meine AG wieder verlassen wollen, weil es ihnen zu langweilig ist, dann ist das (zumindest für mich) kein Problem. Mein Ziel ist es ja, neue Rollenspieler zu generieren und das Hobby zu verbreiten.

Der Schulleiter war übrigens auch deshalb so begeistert von meiner AG, weil er gerne Inhalte an seiner Schule sehen möchte, die etwas weggehen vom trockenen Pauken und den Schülern richtig Spaß machen. Und das ist auch genau mein Ziel!

Zum Thema Offenlegung meiner Unterrichtsmaterialien:
Die 5 Seiten, die ich hier angehängt habe, werde ich den Eltern oder Kindern nicht geben. Das wäre nicht zielführend und ist auch nicht für Eltern und Schüler geschrieben (sondern mehr für Pädagogen und Insider).
Es wird allerdings eine umfangreiche Chronik zu der AG im Verlagsforum geben, wo ein möglichst detaillierter Abriss der Geschehnisse (auch für alle Eltern) nachzulesen sein wird.

ZumThema Helikoptereltern:
Das sind Erziehungsberechtigte, die ein psychisches Problem haben. Ich bin nicht ausgebildet, um damit umzugehen. Wenn so ein Helikopterpilot kommt und meine AG scheiße findet, geht sein Sprössling stattdessen in die Mathe-AG (hat der Schulleeiter mir schon gesagt, dass es die höchstpersönlich leitet und dort alle hinkommen, die in meiner AG querulant werden – was wir aber beide nicht glauben, weil die Anwesenden ja freiwillig in der AG sind).

@KhornedBeef_
Zum Thema "mehr phantastische bzw. fantasymäßige Inhalte in den Szenen":
Ja klar, gerne! Hat jemand eine Idee für ein kurzes Szenario?

@ Nodens Sohn:
Wow, vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Genau das bringt mich gedanklich weiter!

Du hast besonders viel zu dem Bergsteigerding geschrieben. Ich hab das bereits mit zwei Rollenspielern ausprobiert (11 und 18 Jahre alt) und für beide war das Alter und der Grund warum sie dabei sind absolut ausreichend, um sich soweit mit ihrem Charalter zu identifizieren dass sie Angst vor einem Absturz ihres Charakters spürten. Ich will im Prinzip so kurz und knapp wie möglich zu dem Effekt kommen, den ich kommunizieren will, damit er auch offensichtlich wird und nicht in einem Wust von Details untergeht.
Ich will in den Szenen unter anderem Charakterbindung und Immersion möglichst einfach erklären, um den Leuten zu zeigen, welche Kernelemente das Rollenspiel hat, die dafür verantwortlich sind es von anderen Spielen abzuheben.
Ich lasse sie bewusst keine Werte für ihre Charaktere auswürfeln, weil man im Spiel selbst darauf kommen kann, wer der leichteste oder sportlichste ist, indem man es einfach kurz klärt.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob die Leute darauf kommen, dass man das auch narrativ lösen kann, indem man das Erzählrecht für bestimmte Dinge (die in manchen Spielen der SL macht) einfach an sich reißt.
Ich bin zwar am Anfang der SL, aber es muss ja nicht klassisches Rollenspiel sein. Wenn die Dynamik des SPiels sich verselbstständigt, könnten theoretisch die 5 Spieler ohne mich die Geschichte zuende erzählen. Wenn am Anfang Gewicht und irgendwelche Werte ausgewürfelt werden, verhindere ich mit Sicherheit ein paar grundlegende Gedankenansätze. Ich möchte die AG nicht in klassisches Rollenspiel hineinzwingen sondern herausfinden, welche Art von Rollenspiel die Leute entwickeln und was sie wollen.
Es ist ein bisschen wie im Kindergarten Kaufladen spielen, ohne am Anfang das Geld des Einkäufers festzulegen indem man ihm Münzen in die Hand drückt. Er ist dann gezwungen, sich selbst zu überlegen, ob er genug Geld dabei hat. Legt es selbst irgendwann fest, wieviel Geld er hat, sobald es "notwendig" wird? Schiebt er das Thema komplett beiseite und hat immer genug für das was er will. Oder erfindet er einfach eine Milliarde Euro – und wie reagiert dann der Verkäufer drauf...
Deine Kritik ist aber vielleicht berechtigt. Ich werd das mal noch mit ein oder zwei weiteren Leuten ausprobieren, ob es tatsächlich jemanden gibt, der ein Problem damit hat, dass es kein Gewicht und keine Werte für Klettern gibt. Vielleicht siehst du dieses Problem auch nur deshalb, weil du immer eine spezielle Art von Rollenspiel spielst, bei der das so ist und deine Erwartung an Rollenspiel geht in die Richtung – weil es eben das ist, was du am liebsten magst.
Ich bin ja auch gerne Taktiker und liebe es, wenn es Werte gibt. Aber ich kenne auch ne Menge anderer Rollenspieler, die es davor graust. Die Szenen dienen für mich auch sehr stark der Beobachtung, wohin die Teilnehmer tendieren, um dann später zu dem Rollenspiel zu kommen, dass sie abholt. Vielleicht wird die Rollenspiel-AG ja mit fünf 14-Jährigen Mädchen stattfinden, die Pferde mögen und auf die Festlegung von Gewicht pfeifen. ;)

Das Autobahn Szenario ist tatsächlich ein etwas gewalttätiges, das die Anwendung von Spieler-Gewalt nahelegen könnte. Ich bin da sehr gespannt, wie das laufen wird und werde nicht abblocken, wenn es dazu kommt. Aber die Frage ist dann schon ob jemand ne Radkappe wirft wenn zwei behelmte Motorradfahrer mit Brechstange und Pistole einen Kofferraum aufmachen. Die Szene wird auch nicht so sein, dass jemandes Leben in Gefahr ist (außer den Unfallopfern) und deshalb ist es auch fragwürdig einen Kampf zu starten. Aber ja, könnte passieren. Vielleicht ist tatsächlich ein Personen- oder Objektschützer unter den Spielern. Ich bin bereit. Spannende Sache auch hier!

Bei dem Tsunami finde ich hochinteressant, dass du sagst, es würde dir zu nahe gehen, dich selbst zu spielen.
Ich finde im Rollenspiel sehr erstrebenswert, dass mir etwas nah geht. Genauer gesagt ist das der Grund, warum ich Rollenspiel mache. Emotionen zulassen und auch mal Spannung und Angst für eine Zeit lang aushalten und spüren/genießen. Natürlich darf es nicht zu viel werden, aber sich selbst spielen ist eigentlich ein gutes Rezept für intensives Rollenspiel.
Alle Teilnehmer können jederzeit das Spiel verlassen, wenn es ihnen unangenehm wird. Ich finde den Hinweis von dir vor allem hier extrem wertvoll. Ich werd das im Auge behalten, aber ja, es ist durchaus gewollt, dass die Leute sich selbst spielen, weil dadurch am einfachsten eine Charakterbindung entsteht. Ich habe jedenfalls schon vor, dass in den Szenen Spannung entsteht. Gerne auch richtig viel davon. Magst du das nicht?

Vielen Dank auch für denHinweis auf FUK. Das kenne ich noch nicht und werd mir das mal direkt heute anschauen.

@ Unicum:
Ja, dass die Teilnehmer meiner AG etwas (auch fürs Leben) lernen ist definitiv auf meinem Radar. Genau wie du schreibst!
Selbstvertrauen beim Problemlösen entwickeln, Gruppenarbeit, Führung, Rhetorik, Logik, Sprachentwicklung, Kartenzeichnen, Spielregeln erfinden, Abenteuer schreiben usw.
Die Liste rollenspielerischer Qualitäten ist ellenlang.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarin am 24.02.2020 | 19:50
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,84183.msg1720150.html#msg1720150 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,84183.msg1720150.html#msg1720150)

Hast du diesen Thread eigentlich gefunden? Da findet sich diverses nützliches für dich.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 24.02.2020 | 20:17
Ich werd das im Auge behalten, aber ja, es ist durchaus gewollt, dass die Leute sich selbst spielen, weil dadurch am einfachsten eine Charakterbindung entsteht. Ich habe jedenfalls schon vor, dass in den Szenen Spannung entsteht. Gerne auch richtig viel davon. Magst du das nicht?

Doch, ich mag auch gerne sehr intensives Rollenspiel. Es gab Szenen bei denen ich sehr ergriffen war als der Leichnam eines langjährigen Begleiters, gebettet auf Holz unter einem Trauergesang dem Feuer übergeben wurde. Natürlich gehören auch intensive Gefühle dazu. Mein Aber bezog sich nur darauf, dass ich (das gilt eben nur für mich) die tatsächlichen Tote die es in den letzten Jahren an den Küsten gab nicht durch solche "belanglosen" Gedankenspiele herabwürdigen möchte (so meine Sicht).

Spannung möchte ich erleben, aber getrennt von mir und meiner Welt. Ich möchte eintauchen in eine andere Welt und dort die Abenteuer erleben. Und ich habe auch bei einem Freund erlebt - so als kleine Warnung - was psychologisch passieren kann, wenn man zwischen seiner Person und dem Charakter nicht mehr unterscheiden kann. (Aber das ist wieder eine andere Geschichte)

Es bleibt von mir jetzt nur noch zu sagen, dass ich gespannt auf deine Berichte bin!
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 24.02.2020 | 20:51
Hast du diesen Thread eigentlich gefunden? Da findet sich diverses nützliches für dich.

Nein, hatte ich nicht gesehen. Danke für den Hinweis!

... Mein Aber bezog sich nur darauf, dass ich (das gilt eben nur für mich) die tatsächlichen Tote die es in den letzten Jahren an den Küsten gab nicht durch solche "belanglosen" Gedankenspiele herabwürdigen möchte (so meine Sicht).

Spannung möchte ich erleben, aber getrennt von mir und meiner Welt. Ich möchte eintauchen in eine andere Welt und dort die Abenteuer erleben. Und ich habe auch bei einem Freund erlebt - so als kleine Warnung - was psychologisch passieren kann, wenn man zwischen seiner Person und dem Charakter nicht mehr unterscheiden kann. (Aber das ist wieder eine andere Geschichte)

Es bleibt von mir jetzt nur noch zu sagen, dass ich gespannt auf deine Berichte bin!

Meine Rollenspiele sind eigentlich keine belanglosen Gedankenspiele, sondern unter anderem auch die Vermittlung von Wissen über den jeweiligen Spielgegenstand (siehe auch Autobahn-Unfall).
Im Fall des Tsunami-Settings möchte ich den Leuten etwas über Tsunamis beibringen und wie man so eine Situation erkennt und wie man darauf reagiert. Das Thema wird in meinem Spiel weder verharmlost, noch lächerlich gemacht, noch werden Todesopfer darin herabgewürdigt.

Dadurch dass die Spielszene im Höchstfall nur 15 Minuten dauert, glaube ich auch nicht, dass sich jemand darin verliert.
Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn es zu längerem Spiel kommt, würde ich nur auf ausdrücklichen Wunsch jemanden sich selbst spielen lassen und explizit darauf hinweisen, dass das dann auch von der Charaktertrennung problematisch sein kann.

Es freut mich sehr, dass du dir so viele Gedanken zu dem Projekt machst. Ich bin mindestens genauso gespannt drauf, wie das laufen wird. :)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: KhornedBeef am 24.02.2020 | 21:11
Zitat
ZumThema Helikoptereltern:
Das sind Erziehungsberechtigte, die ein psychisches Problem haben. Ich bin nicht ausgebildet, um damit umzugehen
Hrhrhrhr darf ich dich dafür etwas feiern? :)

Hm. Im Geiste deiner Beispiele würde ich ja die Episode "Darmok" von TNG als Vorlage nehmen. Aber wahrscheinlich passt etwas mit klarer Rollenverteilung besser. Vielleicht so eine typische Brücken-Episode...
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 24.02.2020 | 23:25
Mir ist übrigens etwas eingefallen: Die Schüler, die schon tiefer im Rollenspiel drin sind und diverse Fantasy-Rollenspiele spielen, will ich eigentlich gar nicht unbedingt in der AG haben, weil die ja schon perfekt wissen, was Rollenspiel ist und das bereits gut finden.  ...

Dazu würde ich allerdings einen Gedanken mal stärker in den Blick nehmen: Ich habe über viele Jahre bei ganz verschiedenen Hobbybereichen (auch im Austausch mit anderen) ziemlich deutlich die Erfahrung gewonnen, dass nur ein kleinerer Teil der "Erstkontakte" und auch der "Weiterentwicklung" in neuen Gruppen rein über intrinsisch motivierte Einzelne gelingt.  Auch Werbung (Flyer, Homepages etc.) änderte daran kaum etwas. Also sagen wir mal vielleicht 20% der Leute kommen "selbst", einfach so aus eigenem Antrieb. Der Großteil kommt "im Schlepptau" bzw. "auf Empfehlung" von anderen - das Ein und Alles ist also Mundpropaganda und Networking. Auch sind sehr viele schnell wieder weg, wenn sie keine/zu wenig direkte Buddies haben bzw. kommen nur solange bestimmte andere kommen etc., man muss also nach Möglichkeit mehrere verbundene Leute auf einmal "einfangen".

Nun ist die Frage: Wer ist denn später der SL für die Neulinge? Wer traut sich das schon ganz schnell am Anfang zu? (Wenn nicht die  bereits Erfahrenen?) An wen können die sich dran hängen, um zu zocken, wenn sie (wie die meisten) noch "halb entschlossen" sind und erstmal nur "leichte Wege" gehen? Wer erzählt ihnen "vom dem coolen neuen Stuff", der Lust macht auf mehr, um in die "Szene" zu kommen? Etc.

Erfahrungsgemäß hängt nachher an diesem Networking-Kram ziemlich viel... Wenn du es schaffen kannst die bereits ein wenig Erfahrenen "in Ehren" abzuholen, in dem sie z. B. frühzeitiger als die anderen gefragt werden, ob sie schon SL-Parts übernehmen etc. und ihnen gleichzeitig vorher/zwischendurch die Möglichkeit gibst neue Perspektiven zu sehen, neue Dinge von dir zu lernen... Dann hast Du glaube ich die besten Chancen eine "RPG-Kultur" zu etablieren. Weil letztlich ist es die Frage, ob die 3-4 People in der AG sonst wirklich allein an's Laufen kommen...?

Eine andere Möglichkeit wäre es vielleicht hinzukriegen, dass die wiederum noch mehr Freunde mitbringen etc., aber das ist von Deiner Seite aus nicht leicht zu beeinflussen (einfach danach fragen hilft nicht viel, wenn die "einfach könnten", würden sie es vermutlich auch so tun). Du könntest aber vielleicht schauen, ob es z. B. "Hype"-Themen gibt wo Du mehr Leute über gezielte Werbung in der Schule abgreifen kannst, als Beispiel ein "Pokemon RPG", wenn grad viele auf sowas stehen etc. - sowieso generell eine gute Idee sich die Trends anzusehen würde ich sagen ;)

Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 25.02.2020 | 00:14
Noch mehr super Hinweise. Danke, Old Sam und KhornedBeef!
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: DonJohnny am 27.02.2020 | 14:23
Ich hab mir jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, ich habe schon oft Rollenspiel für Kinder und Jugendliche im Rahmen von Freizeiten angeboten, ich würd jetzt einfach mal zum besten geben, was meine persönlichen Eindrücke sind, wenn es sich mit dem deckt, was die anderen geschrieben haben, all the better...

Genre: Gute Erfahrungen habe ich eigentlich nur mit klassischem EDO-Fantasy gemacht. Keine Ahnung warum. Alles andere was ich versucht habe (Western, Star Wars, Mittelalter) ging jetzt auch nicht grandios schief. Aber ich sehe immer wieder, nichts ist so catchy wie klassisches Fantasy.

Regeln: Wenn man mit unter 15-jährigen spielt kann ich nur sagen: je einfacher desto besser, und je jünger desto einfacher. Und es geht hier m.E. nicht nur um die Fähigkeit "komplexere" Regeln zu verstehen, die jüngeren Teilnehmern vielleicht abgeht, es geht eher darum, dass für diese Gruppe das Anwenden von Regeln einfach keine so große Rolle spielt, wie bei uns verbohrten und fantasielosen Erwachsenen. Die brauchen das einfach nicht. In den Standardgruppen (12-14) habe ich ein ganz einfaches System gebaut, dass sich sehr stark an die Sagaland Spielebücher von Ravensburger anlehnt (neu aufgelegt von Mantikore als "Fabled Lands"), 6 Attribute zwei Kampfwerte, Lebenspunkte, 2W6, sonst nicht viel. Bei jüngeren Gruppen (im Schnitt um die 11), habe ich jedem ein Blatt Papier gegeben, da haben wir drauf geschrieben, was der Spieler für einen Charakter hat, zwei oder drei Dinge, die er sehr gut kann und zwei, drei wichtige Gegenstände. Bei noch jüngeren Gruppen habe ich gar keine Regeln benutzt sondern die Kids einfach machen lassen. Ein großes Blatt Papier in die Tischmitte, mit Edding ein Schloss drauf gemalt und je nachdem wo die hingegangen sind, die Karte um das erweitert, was mir grad so eingefallen ist.

Nachwirkung: Ich kann nur sagen, es funktioniert. z.T. bin ich Jahre später, nachdem ich Rollenspiel in einer Freizeit angeboten habe, von damaligen Teilnehmern angepsrochen worden, ob ich das mit den Rollenspielen noch mache, und dass sie noch Bock drauf haben. Einige dieser Leute sind mittlerweile mitte Zwanzig und eine wichtige Stütze in unserem Verein. Ein Fall ist mir sogar bekannt, da hat eine, nachdem sie in einer Freizeit mit meinem schnell zusammengeschustertem Rollenspielsystem gespielt hatte, dieses auf eigene Faust verschriftlicht, ausgebaut und eine eigene Rollenspielgruppe gegründet. Und auch die konnten wir jetzt ganz frisch für unseren Veren begeistern. Ich habe letztes Jahr auf der Freizeit wieder zwei große Rollenspielangebote getätigt und da waren auch wieder einige Kids dabei die so gehyped waren, bei denen habe ich mir gedacht, die sehe ich bestimmt wieder ;-)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: OldSam am 27.02.2020 | 22:31
Nachwirkung: Ich kann nur sagen, es funktioniert. ...

Well done! :d
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: DonJohnny am 27.02.2020 | 23:46
Ich hoffe auf viele Nachahmer  ;)

Also Leute, immer dran bleiben, es lohnt sich!
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: JS am 27.02.2020 | 23:54
Das gilt auch nicht nur für Kinder und Jugendliche. Meine Frau z.B. leitet nun schon seit langem zwei Runden mit Kolleg/innen, die keine Ahnung von Rollenspiel hatten und inzwischen total feurig sind. Sieben neue, motivierte Spieler nur durch Spielerlebnisse und Mundpropaganda in der Firma! Meine Frau könnte auch eine dritte Runde aufziehen, aber das wir langsam zuviel. Verrückt, wie sehr viele Leute davon gepackt werden, eine neue Welt zu entdecken und ihre Phantasie mal spielen zu lassen.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: DonJohnny am 28.02.2020 | 00:08
Und so gesehen verrückt wie viele Leute es gibt, für die das voll die Erfüllung wäre, die aber nie etwas davon erfahren werden...
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: JS am 28.02.2020 | 01:11
Jep. Viele Neulinge (zwischen 25 und 40) sagten, sie hätten sich etwas ganz anderes unter Rollenspiel vorgestellt und gar nicht gewußt, wie phantasievoll, kommunikativ und interaktiv das sei. In deren Runden geht es schon ganz schön hoch her, aber In-Game, nicht OOG. Von den neun ahnungslosen Anfängern, die meine Frau anleitete, sind sieben beim Hobby geblieben - teilweise schon seit Jahren - und weitere drei in der Warteschlange. Kein schlechter Schnitt...
Aber: Alle nur als motivierte Spieler, nicht als Käufer oder "ernsthafte" (also eigeninitiative) Hobbyisten.

Das schlägt ja auch eine Brücke zurück zum Thema, indem man nach dem ersten Schritt - der Einführung und den Anfängen - überlegen muß oder sollte, wie man die Saat zum Wachsen bringt, um aus motivierten Nur-Spielern auch eigenständige Hobbyisten und bestenfalls Spielleiter zu machen.

Ein Freund von mir ist am Gymnasium Geschichtslehrer und hat sich von mir beraten lassen, welche Brettspiele mit historischen Themen es gebe und wie komplex und kompliziert diese seien. Abgesehen davon, daß er jetzt mit Kollegen selbst ein richtiger Brettzocker geworden ist (und Twilight Struggle liebt), baut er diese Spiele zeitweise in den Unterricht mit ein und gibt sie auch den Schüler/innen mit nach Hause, um sie dann mal richtig spielen und kennenlernen zu können. (Das geht im Unterricht ja nicht.) Es ist faszinierend, auf welche Ideen die Schüler dabei kommen, z.B. haben sie angefangen, teilweise richtig gute Werbeclips für diese Spiele zu drehen, anstatt sie nur schnöde auf Papier zu besprechen. Schön ist, daß mein Freund dadurch sowohl Jungs als auch Mädchen für die historischen Themen im Rahmen dieser Spiele und für das Brettspielen selbst begeistern kann. Schade ist, daß das nur bei relativ wenigen Schülern wirklich fruchtet. Und gruselig ist, daß einige Schüler so verständnisfern sind, daß sie nicht mal eine Anleitung von ganz wenigen Seiten verstehen geschweige denn selbst erarbeiten können. Aber das dürfte dann wohl der typische Klassenschnitt für viele Pojekte dieser Art sein.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Bruenor am 1.03.2020 | 17:46
ZumThema Helikoptereltern:
Das sind Erziehungsberechtigte, die ein psychisches Problem haben. Ich bin nicht ausgebildet, um damit umzugehen. Wenn so ein Helikopterpilot kommt und meine AG scheiße findet, geht sein Sprössling stattdessen in die Mathe-AG (hat der Schulleeiter mir schon gesagt, dass es die höchstpersönlich leitet und dort alle hinkommen, die in meiner AG querulant werden – was wir aber beide nicht glauben, weil die Anwesenden ja freiwillig in der AG sind).
Verstehe ich aus diversen unterschiedlichen Sichtweisen nicht:

1) Wieso sollen AG-Mitglieder bestraft werden, die eh schon von ihren Helikoptereltern gestraft genug sind? Für den Jugendlichen kann es also die tollste AG der Welt sein, aber weil ein Elternteil ungerechtfertigte Bedenken hat, wird er dann einfach bei Dir rausgenommen? Ziel der Eltern also erreicht.

2) Und natürlich kommt er dann in die Mathe-AG, als wenn es nochmal zu beweisen wäre das Mathe einzig und allein zur Strafe dient. Tolle Idee von dem Schulleiter, so kann man Schüler bestimmt für das Fach begeistern... *kopfschüttel*

Bitte verstehe mich nicht falsch, ich finde deine Idee mit der AG toll und unterstützenswert.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Tarin am 1.03.2020 | 17:57
Ich bin da ganz bei Turning Wheel. Elternarbeit über eine reine Information hinaus kann hier nicht Aufgabe eines externen AG Leiters sein, da kann höchstens an die SL weiterverwiesen werden. Wenn Eltern ein Veto einlegen, was die Mitarbeit des Nachwuchses in einem nicht verpflichtenden Angebot angeht, ist das zu akzeptieren.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Erbschwein am 1.03.2020 | 19:46
Mir ist übrigens etwas eingefallen: Die Schüler, die schon tiefer im Rollenspiel drin sind und diverse Fantasy-Rollenspiele spielen, will ich eigentlich gar nicht unbedingt in der AG haben, weil die ja schon perfekt wissen, was Rollenspiel ist und das bereits gut finden. Also wenn gerade die meine AG wieder verlassen wollen, weil es ihnen zu langweilig ist, dann ist das (zumindest für mich) kein Problem. Mein Ziel ist es ja, neue Rollenspieler zu generieren und das Hobby zu verbreiten.

Ich Verstehe schon was Du Damit Aussagen willst, oder würdest  ;)

Ich Glaube die Wollen Vielleicht Noch Was Lernen? Also Würde Ich vielleicht Dran Denken. Die könnten Dir dann Unter die Arme Helfen, sofern sie "das" Wollen.
Zumindest wollen die Sich Beschallen werden, zumindest Auf eine Art.  ;D

Viel Spaß, würde Gerne Auch etwas Erfahren wie Es War. Ob Gut oder Schlecht...
Ach das Mit dem Tsunami, Da habe Ich Volles Verständis  ;)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: DonJohnny am 1.03.2020 | 20:52
Wobei es da einen Aspekt gibt, den man vielleicht auch nicht außer acht lassen sollte. Es gibt auch Jugendliche in dem Alter die gernze Rollenspiele spielen aber vielleicht ist die Gruppe unkonstant oder wenig interessiert. Dann kommt irgend wann ein attraktives anderes Freizeitangebot und dann kann sich so was auch verlaufen. Solche Jugendlichen können eine AG auch dazu nutzen ihr Hobby zu festigen und sich zu vernetzen.

Ein 16 jähriges Mädel das in einer meiner Runden mitspielt ist mega begeistert von Rollenspiel (war sie schon immer) hätte aber fast hingeschmissen weil sie in ihrem Dorf keine Mitspieler gefunden hatte.

Wäre doch großartig wenn da interessierte Spieler auf Leute treffen die vielleicht das Spielleiten für sich entdeckt haben und sich darauf Gruppen und Runden bilden die abseits der AG aktiv werden, so was kann eine ganze Szene beleben. Der Verein in dem ich bin ist letzten Endes aus einer Clique entstanden die zu Schulzeiten zusammen gespielt hat.

Edit: Ok, Old Sam hat das im Prinzip schon geschrieben, hätt ich auch lesen können...
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 2.03.2020 | 10:31
Verstehe ich aus diversen unterschiedlichen Sichtweisen nicht:

1) Wieso sollen AG-Mitglieder bestraft werden, die eh schon von ihren Helikoptereltern gestraft genug sind? Für den Jugendlichen kann es also die tollste AG der Welt sein, aber weil ein Elternteil ungerechtfertigte Bedenken hat, wird er dann einfach bei Dir rausgenommen? Ziel der Eltern also erreicht.

2) Und natürlich kommt er dann in die Mathe-AG, als wenn es nochmal zu beweisen wäre das Mathe einzig und allein zur Strafe dient. Tolle Idee von dem Schulleiter, so kann man Schüler bestimmt für das Fach begeistern... *kopfschüttel*

Bitte verstehe mich nicht falsch, ich finde deine Idee mit der AG toll und unterstützenswert.

Aber nein! Die AG-Mitglieder werden doch nicht bestraft.
Wenn die Helikoptereltern aus einem mir zum jetzigen Zeitpunkt unerfindlichen Grund es schlecht finden, dass ihr Kind in meiner AG ist (weil sie eventuell zusätzlich dumm sind und meine Konzepte unbedingt missverstehen bzw. negativ auslegen wollen), dann bekommt das Kind halt die Teilnahme in der viel sinnvolleren Mathe-AG beim viel kompetenteren Schulleiter. Dort können sie ihre Zeit viel erfolgreicher verbringen, als nur dumme Gschichtlen zu erzählen und mit kindischen Ritterfigürlis und Würfel rumzuspielen. ;)

Aber der Schulleiter und ich waren uns schon eher einig, dass das alles niemals passieren wird und es zu erwarten ist, dass alles hervorragend läuft.

Ich Glaube die Wollen Vielleicht Noch Was Lernen? Also Würde Ich vielleicht Dran Denken. Die könnten Dir dann Unter die Arme Helfen, sofern sie "das" Wollen.
Zumindest wollen die Sich Beschallen werden, zumindest Auf eine Art.  ;D

Viel Spaß, würde Gerne Auch etwas Erfahren wie Es War. Ob Gut oder Schlecht...
Ach das Mit dem Tsunami, Da habe Ich Volles Verständis  ;)

Ich selbst denke ja eigentlich, dass alles super wird, so wie ich mir das vorstelle.
Die Bedenken kommen ja von allen anderen.
Wenn jemand meine Rollenspiel-AG doof findet, kann ich mich ja um das Problem kümmern.

Danke für die Wünsche. Ich werd euch natürlich hier informieren, wenn alles gut läuft.
Wenn es schlecht läuft, hört ihr nie wieder was von mir!
Nein Scherz, vor allem wenn was schlecht läuft, brauche ich natürlich euren Rat und werde mich reumütig zurückmelden. ;)

@ DonJohnny:

Das ist haargenau mein Ziel. :)
Aber wenn jemand meine AG scheiße findet, weil er nichts über Rollenspiel lernen will, kann ich ihm nicht helfen, dann muss er halt gehen.
Ich werd mich sehr bemühen, aber zwingen will ich auch niemand.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Sindaja am 5.03.2020 | 23:01
Macht es noch Sinn, meinen Senf hinzuzugeben?

Ich finde diesen Thread recht interessant, da ich mir trotz bestehender Runden, in denen ich spiele und leite auch die Frage stelle, wie man mit dem Thema Kinder und Rollenspiel umgeht bzw. wie man Nicht-Rollenspieler in das Hobby einführen kann (nicht unbedingt dasselbe, aber es gibt Schnittmengen).
Für mich wirkt der Plan/das Exposé leider auch eher nach etwas, was mich nicht abholen würde.
Gewaltfrei finde ich übrigens bei Arbeit mit Kindern, die man quasi nicht kennt sinnvoll (ich unterrichte Kinder von ca. 5-20 Jahren und Kinder und ihre Elternhäuser können einfach sehr unterschiedlich sein). Mein Problem ist eher, daß mir die vorgestellen Einzelszenen zu trocken rüberkommen.

Vielleicht ein paar Beispiele aus meinem Erfahrungsschatz mit "Anfängen" im Pen & Paper-Bereich

1. Vor einigen Wochen probierte ich mit meiner Tochter und einem Freund von ihr (beide noch nicht selbst-lesefähig - also klein) meine Crowdfunding-PDFs von "So nicht Schurke" aus. Wir spielten das Einstiegsabenteuer der Basisbuchs. Der Freund meiner Tochter (keine Rollenspielerfahrug) war zwar völlig überfordert eigene Entscheidungen treffen zu dürfen, aber er fand es toll, daß er einen magischen Tiergefährten hatte und der Aufhänger  - ein Brief einer Freundin, der sie bittet einen verschollenen Freund zu finden - brachte quasi die Motivation gleich zu Beginn. Regeln kamen dann erst so wie sie gebraucht wurden. Die Charaktererschaffung geht in diesem System in 5 min. Für deine Zielgruppe ist es wahrscheinlich nicht das angemessene System - aber man kann sich ein paar Ideen rausziehen, weil es äußerst einfach in der Regelhandhabung ist und viele gewaltfreie Lösungen angeboten werden (ich habe den Kindern z.B. gar keine gewaltinvolvierenden Lösungsansätze präsentiert). Demnächst soll es ja auch im Handel erscheinen.

2. Vor mehreren Jahren leitete ich ein DSA-Abenteuer für Freunde, die mich an einem Wochenende besuchten und noch nie Kontakt mit Rollenspiel hatten. Das Besondere war, daß sie sehr stark involviert waren (selbt auf der Autofahrt zum Restaurant wurde noch diskutiert, wie man weiter vorgehen wollte) und das Abenteuer danach mit "Gänsehaut" kommenteirt wurde und ich bin wirklich nicht die stimmungsvollste Erzähl-SL... Es handelte sich um das Abenteuer "Tod eines Geschichtenerzählers" aus der Anthologie "Feenstaub und Fabelwesen". So weit ich mich erinnere sind wir auch quasi kampffrei durch das Abenteuer gegangen (wobei eine "Festnahme" stattfand). Auch hier hatte ich für die Spieler die Geschichte persönlich gemacht, indem ich einem der Neulinge gleich zu Beginn einen Brief in die Hand drückte (ich hatte ihnen im Vorfeld Charaktere gebaut) - eine Tante bat ihre Nichte, sie doch zu besuchen, denn ihr Onkel verhalte sich gerade seltsam und vielleicht würde eine Besuch der Nichte ihn aufheitern... Dann folgte der Plot, der viel detektivische Arbeit erforderte. Wir sind zunächst sehr erzählerisch eingestiegen und Regeln kamen dann so hinzu wie sie gebraucht wurden. Das Abenteuer nimmt übrigens auch recht neue SL gut an die Hand und beinhaltete stimmungsvolle Texte. Mit Kindern würde ich aber bei solchen eher unheimlichen, potentiell intensiven Abenteuern z.B. (wie in dem Plan auch erwähnt) die X-Card Option einführen. Viele Kinder kommen mit unheimlicher Stimmung gut klar, manche aber auch nicht und das muß respektiert und eingeplant werden.
In dem Zusammenhang erinnere ich mich, daß eine Freundin von mir noch Jahre später über ihre erste Rollensipielsession - ein sehr atmosphärisches Vampire-Szenario einer anderen Freundin, sprach. Auch hier wurde der Einstieg sehr persönlich über stimmungsvolle Beschreibungen erreicht - nicht über Anspielen von Beispielszenen.

3. Mit Eher-Tabletop-Spielern habe ich die "Star Wars - Am Rande des Imperiums" Einsteigerbox gespielt. Das waren zwar keine Neulinge, aber wir mußten das Spiel lernen und die Box macht vieles sehr gut. Sie führt Regeln häppchenweise ein und die vorgefertigten Charaktere haben sofort Verbindungen zueinander. Auch das machte allen genügend Spaß, daß meine Pen&Paper Skeptiker sagten, sie hätten schon Lust, ihre Charaktere weiter zu spielen...

Für mich bieten die Beispiele einige Punkte, die für einen Einstieg ins Rollenspiel auch bei Jugendlichen helfen können:

 - Mache es persönlich. Ein Einstieg mit vorgefertigten Charakteren (man sollte viele dabei haben, damit jeder etwas findet, was ihm/ihr gefallen könnte) kann helfen. Ein anderer Ansatz kann aber auch sein daß man mit dem Festlegen eines Settings und dann den Rollen und Beziehungen der Charaktere startet (also z.B. wie bei Fate) - in der erzählorientierten Gruppe in der ich spiele machen wir das auch bei anderen Systemen zu Beginn so, daß Beziehungsnetzwerke der Charakteren erstellt werden. Also quasi entwerder schnell losspielen oder die Settingefindung bzw. Charakererstellung gleich zu einem involvierenden Spiel machen.

- Handouts sind toll. Briefe müssen ja nicht namentlich ansprechen, sondern können generisch mit Lieber Sohn/Tochter/Schwester/Nichte/Cousin/Freund etc. formuliert werden (wenn man nicht weiß wer kommt, könnte man einfach eine weibliche und eine männliche Version dabei haben). Oder Aushänge in der Stadt- oder eine Karte, die früh gefunden wird oder...

- Interessant sind nicht zusammenhangslose Szenen sondern Geschichten. Es ist nicht schlimm, wenn in der ersten Session kein Abschluß gefunden wird. Cliffhanger funktionieren im Rollenspiel genauso gut wie in Serien.

- Verpacke die Spielmechaniken deshalb in die ersten Sessions - und zwar nicht als abstrakte Einzelszenen, sondern stelle sie in einen Zusammenhang.
Im oben erwähnten DSA-Abenteuer kann dies z.B. sein. 1. Es gibt einen Erzähler, aber ihr gestaltet die Geschichte mit (d.h. der Erzähler spielt Spieler konkret an und dessen Handlungen haben Konsquenzen) dann 2. Einfache Probemechanismen (z.B. im DSA-Fall Fertigkeitsproben) 3. Interaktion mit den anderen Spielern (Problemlösung-Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen) 4. Interaktion mit NSCs (weitere Informationsquellen).

Auf jeden Fall bin ich gespannt darauf, wie es mit der AG anläuft und freue mich auf erste Berichte.

Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Turning Wheel am 6.03.2020 | 05:59
Macht es noch Sinn, meinen Senf hinzuzugeben?

...

Aber sicher macht das noch Sinn! Ich hab ja mit der AG noch gar nicht angefangen.
Vielen Dank für deine Tipps.

Kannst du genauer beschreiben, WARUM dich meine Einführung nicht abholen würde?
Und meinst du damit eher dich selbst oder wirklich jemanden, der noch nie Rollenspiel gemacht hat und gar keinen Vergleich zu den vielen Runden hat, die du schon gespielt hast?

Inzwischen hatte ich übrigens noch die Idee, am Anfang der AG gleich mit einem sehr visuellen Szenario anzufangen, bei dem die Spieler mit angemalten Figuren auf dem Tisch herumrücken und eine alte Scheune erkunden. Das holt natürlich immer alle ab. Leichte Sache soweit. Aber die Frage ist für mich wirklich, ob ich meine Betonung unbedingt so hart auf Motivation legen muss. Ich sehe an der Schule wenig Konkurrenz, gegen die ich mich durchsetzen müsste. Die Schüler sind zu der Zeit ohnehin in der Schule und die Alternative wäre eine der eher schulischen AGs.

Und es ist auch so, dass ich mit den Leuten, die zum ersten Mal Rollenspiel machen, nicht zu sehr irgendwas forcieren will.
In dem Moment, wo ich ein Spielsystem oder vorgefertigte Charaktere hinlege, treffe ich ne ganze Menge Entscheidungen über die Köpfe der Teilnehmer hinweg.
Ich will ja in den ersten paar Stunden eigentlich erst mal ein paar grundsätzlich unterschiedliche Konzepte anbieten um so schnell wie möglich rauszufinden, was die Leute für Vorlieben haben. Welche Spielertypen sie sind, welche Art von Spiel sie bevorzugen, welche Settings sie lieben, zu welchem Erzählstil sie tendieren... und ihnen diese Konzepte auch vorführen und beibringen, bevor wir tiefer einsteigen.

Das ist schwer rauszufinden, wenn ich gleich ein längeres vorgefertigtes Spiel mache.

Der Grund ist, dass ich nicht vorhabe, für ein paar Monate ein paar Schüler zu bespaßen (also das schon auch), aber vor allem etwas in die kleinen Gehirne einpflanzen will, das größer ist als dass Rollenspiel ne lustige Sache ist.
 
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Blechpirat am 6.03.2020 | 12:08
Ich möchte nochmal betonen, wie cool ich das finde, wenn Leute Rollenspiel an Schulen anbieten  :d :d :d

Und es ist auch so, dass ich mit den Leuten, die zum ersten Mal Rollenspiel machen, nicht zu sehr irgendwas forcieren will.

Lass bitte nicht unberücksichtigt, dass du auch Spaß haben musst - sonst ist nicht nur nach einer Weile deine Motivation hin, sondern du kannst dann auch die Begeisterung nicht mehr vorleben, die so etwas braucht. Ich erinnere mich an meine Schulzeit so, dass ich mehr Interesse an Fächern hatte, wo die Lehrer echte Nerds waren, die ihr Fach cool fanden und Spaß hatten... unabhängig von Inhalt.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Sindaja am 6.03.2020 | 14:40
Ich finde es auch super, daß du Rollenspiel an eine Schule anbieten möchtest.

Ich denke schon daß da Gefühl nicht nur persönlich nach Rollenspieljahrzehnten ist, sondern versuche mich eher daran zu erinnern, was mich oder Leute die ich kenne, bei ihrem „ersten Mal“ abgeholt bzw. nicht abgeholt hat....

Für mich und auch die Jungs aus meiner Klasse (ich war damals das einzige Mädchen, das spielte) war es u.a. in einer Welt, die sie in ähnlicher Form aus Büchern liebten zu spielen. As stand  also eine Art „Sense of Wonder“ bzw. der Abenteuer-Aspekt im MIttelpunkt. Bezeichnend ist deshalb auch, daß bei uns die Rollenspieler waren, die gerne Tolkien, Narnia, Sagen, Perry Rhodan, Asimov gelesen haben. Die, die eher in Problemliteratur schwelgten hatten wenig Interesse – auch später als Systeme en vogue wurden, die sich eher an der realen Welt orientierten. Wobei die WoD dann auch eine andere Zielgruppe dazugeholt hat. Aber auch hier schien ein Aspekt die quasi-Romantik des Spiels von etwas Exotischem, aber in einem vertrauteren Umfeld zu sein.

Meinem Mann hatte ich die Einstiege auch vorgelesen – vor allem weil er ein völlig anderer Spielertyp ist als ich – eher ein Taktierer und Problemlösungsorientiert, während ich  recht vielen Stilen etwas abgewinnen kann und mir gerne auch Charakterspiel betreibe (was er überhaupt nicht mag – Lieblingssystem D&D4 ;-)). Er war auch etwas befremdet und das obwohl er im Spiel am liebsten taktische Situationen mag.

Nun zu den Szenarien:
Elf und Einhorn ist in soweit für mich OK, wenn man es als kurzes Beispiel nimmt wie Rollenspiel funktioniert. Und gemeinsam versucht, Ansätze zu finden. Durch die karge Information wird es aber kaum Spiel hergeben, weil für weitere Aktionen ein Grund bestehen muß, weshalb das Einhorn tot ist.
Bergsteiger: Gut finde ich die Frage nach dem warum und wer? Gut auch der Ansatz einer nicht-alltäglichen Situation, die aber innerhalb der Vorstellungsmöglichkeiten der Schüler liegt. Wenn ich mir aber die Müe mache, meinen Charakter und die Situation zu definieren möchte ich auch, daß Konsequenzen daraus entstehen. Die Hängebrücke als Einstiegsproblem ist sogar als solches gesehen OK, aber danach käme ich gerade wenn ich noch nie gespielt hätte mit der Frage raus – und warum haben wir jetzt vorweg etwas definiert? Wäre der Grund rein touristisch und es käme eine Hängebrücke würde ich umdrehen und nach Hause fahren. Müßte ich jemanden retten, der verschollen ist, würde ich zumindest wollen, daß dies nicht die einzige Hürde und nicht die ganze Geschichte ist und ich auch zum Ziel käme. Wäre es eine Forschungsexpedition, würde ich vielleicht einen Hubschrauber o.ä. Anfragen oder zumindest Information anderweitig einholen und würde dann noch immer wissen wollen, was ich auf dem Aconcagua finde. Auch die vordefinierte Lösung ist natürlich schwierig – wobei ich davon ausgehe, daß auch andere Ansätze zugelassen würden. Ich hatte letztens einen Gast in meiner Splittermondrunde, der noch nie gespielt hatte, der immer Ansätze wählte, die der Herausforderung nicht begegneten (glücklicherweise nur ein Gast ;-)).
Autobahn: Gut finde ich die detektivische Komponente.  Es fehlt mir aber das „Sense of Wonder“ und erinnert wenn nicht inhaltlich dann in der Art eher an einen Problemstellungstyp den ich aus Ethik- und Deutschklausuren kenne. Als Teil einer kleinen Geschichte, in der (übrigens Logikfehler – da die Notrufsäule außer Betrieb ist, kann man sie nicht bedienen, oder?)die Szene eingebettet ist, könne es wiederum funktionieren. Dann würde ich wiederum definieren wollen, warum man unterwegs ist, welche Möglichkeiten man überhaupt hat.
Strandurlaub: Es wurde schon erwähnt, daß es problematisch ist, sich selbst zu spielen. Das macht diese Situation, die wieder letztlich eine taktische wie in beiden Vorbeispielen ist, unattraktiver. Man kann nur, was man selbst auch kann. Und wieder ist die Situation sehr real. Eine Chance des Rollenspiel auch für Teenager ist, daß man durch die Distanz zum Charakter, der nicht man selbst ist, aber die Nähe, daß man selbst ihn spielt, die Hemmschwelle sich Dinge zu trauen und zu probieren, für die man sich sonst zu unsicher fühlt oder glaubt bzw. weiß die Fertigkeiten nicht zu haben, geringer ist. Wenn man weiß, daß man sich selbst spielt, weiß man auch daß die anderen einen wie „sich selbst“ beurteilen werden und die Außenwirkung spielt bei Jugendlichen oft eine nicht geringe Rolle.
Schulhof. Nett wieder die Idee mit dem unüblichen Gegenstand und auch daß er eine Konsequenz hat. Ansonsten ist die Situation selbst mir zu absurd/konstruiert. In Medias Res für einen One Shot ist sinnvoll, aber quasi gleich mit allen Gesetzten brechen läßt auch Schüler die Situation nicht ernst nehmen. Es hat seine Gründe weshalb erfolgreicher Urban Fantasy meist nach und nach aufgebaut wird. Auch bei Potter gibt es kleine Anzeigen dafür, daß die Welt in der er glaubt zu leben anders ist. Ebenso andere erfolgreiche Serien wie Twilight oder Mortal Instruments.

Eine wichtige Frage wäre – was liebst du an Rollenspiel??? Welche Art Rollenspiel magst du. Würden dich die Situationen begeistern? Wenn sie es wirklich tun, dann besteht eine gute Chance, daß du das auch rüberbringen kannst. Wenn nicht, dann wird es aus meiner Sicht aus obigen Gründen schwierig. Wie Blechpirat sagt spielt in einer Art Lehrerfunktion spielt Authentizität eine große Rolle. Schüler blicken es sehr schnell, wenn man ihnen etwas zeigen möchte, für das man in der Form aber selbst kaum brennt. Ich glaube, vor allem meine Teenager-Schüler schätzen an mir auch die Nerd-Komponente – was mir eine Schülerin sogar fast so sagte.

Möchte man wirklich eine Menge Spielstile abdecken würde ich mir vielleicht doch Inspiration in größeren kommerziellen Systemen suchen.

Soll Bergsteigen exemplarisch für ein System in dem man Charaktere verknüpft und vorwiegend erzählerisch arbeitet dienen, würde ich mich z.B. an Turbo Fate/Fate (noch nicht gespielt, aber geschmökert) orientieren. Gemeinsam das Setting entwerfen und aus den Konsequenzen versuchen ein kleines Szenario zu improvisieren.

Soll die Autobahn oder Strand für ein eher taktisch orientiertes Rollenspielen und Lösen von Rätseln dienen, wäre vielleicht eine kleine Art Escaperoom eine Idee – vorgefertigte Charaktere, die irgendwo raus müssen. Ich glaube es gibt auch ein paar Pen & Paper Abenteuer (DSA hatte da wohl mal etwas rausgebracht), an denen man sich orientieren könnte.

Für andere Arten von Taktieren kann ich D&D 4 empfehlen. Einen One-Shot-Mini-Encouter kann man mit etwas Vorbereitung in 90 min sehr gut hinbekommen (leider sind solche Beispiele für potentielles Powergamining, was vielen sehr gefällt, aber eher nicht gewaltfrei zu lösen).

Steht der Schulhof für eher diplomatisch geprägtes Spiel würde ich tatsächlich ein Beziehungsnetzwerk vorbereiten – vielleicht als Hausaufgabe zum kurz durchlesen. Ich war früher auf einigen LARPS, in denen man einen Charakter bekam, der ein paar Dinge über ein paar Personen wußte und 1-2 Ziele hatte. Im Pen & Paper könnte man den Scs ein gemeinsames Ziel aber unterschiedliche Informationen geben, die in Umlauf kommen müssen. Außerdem ein paar NSCs, die angesprochen werden können und mit denen diskutiert werden muß. Dann noch ein paar Animositäten und Freundschaften... Das Grundsystem von den Chronicles of Darkness minus Horrokomponente könnte sich für solche Dinge eignen – wenn man den überhaupt ein System braucht – um jedem Charakter unterschiedliche Fertigkeiten zu geben.Steht dieser Teil dann am Schluß der Einführung, so kann man die Schüler auch schon ein bißchen einschätzen, welche Rollen ihnen Spaß machen könnten.

Das natürlich alles nicht ganz unaufwändig.... Aber ich hoffe es hilft irgendwie meine auch eher gebrainsormte Meinung darzustellen und gibt hoffentlich konstruktive Vorschläge. Mal davon abgesehen, daß ich wenn jetzt nicht wieder Abi-Prüfungen und viele Konzerte anstünden selbst Lust hätte, ein Konzept auszuarbeiten :-)
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2020 | 19:50
Hat die AG inzwischen angefangen?
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Nodens Sohn am 4.07.2020 | 20:08
Hat die AG inzwischen angefangen?
Ich glaube die Schulen waren schon froh, wenn der normal Präsenzunterricht reibungslos durchführbar war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der letzten Zeit viel Raum und Möglichkeiten für AGs in der gewohnten Form gab.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: Crizzl am 4.07.2020 | 20:23
Ich glaube die Schulen waren schon froh, wenn der normal Präsenzunterricht reibungslos durchführbar war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der letzten Zeit viel Raum und Möglichkeiten für AGs in der gewohnten Form gab.

Die Vermischung von Lerngruppen ist gerade nicht drinne. An meiner Schule sind alle Kurse und WPKs ausgesetzt.
Titel: Re: Rollenspiel-AG an einer Schule leiten – Habt ihr Tipps?
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2020 | 21:30
Stimmt schon, erschwerte Bedingungen — ich hätte trotzdem gehofft, sie wären froh über eine AG, die auch online geht.