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Das Tanelorn spielt => Spieltisch - Archiv => Forenrollenspiele => [Private Eye] The Malvern Boys => Thema gestartet von: BBB am 15.02.2020 | 08:28
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London, 1884.
Gut 10 Jahre ist es her, dass ihr euren Abschluss am Malvern College gemacht habt - und auch wenn ihr euch anderes geschworen hattet, haben sich die Malvern Boys, wie ihr euch selbst genannt habt, im Laufe der Jahre aus den Augen verloren. Sicher, der ein oder andere Name eurer ehemaligen Kameraden tauchte hie und da in den Medien auf, vielleicht hat man sich mal auf einem gesellschaftlichen Anlass getroffen und ein paar Worte gewechselt, vielleicht ein paar Gerüchte gehört.
Doch tief in euerem innern habt ihr euch damit abgefunden: Die verschworene Gemeinschaft, die ihr einst wart, ist Geschichte.
Umso mehr überrascht es euch, als ihr eines morgens die Zeitung aufschlagt, euch wie immer durch die Anzeigen blättert und euer Auge auf einen kleinen Dreizeiler fällt:
"Malvern Boys - Reunite! Zehn Jahre ist es her, dass wir auseinander gingen. Zeit, wieder zusammen zu kommen. Treffen wir uns am Freitag, 5. September diesen Jahres, 8pm im Pub The King's Head, London, und feiern wir unseren Abschluss. Erneut. Auf uns, Malvern Boys!"
Kein Indiz auf den Absender, aber es ist klar, dass ihr gemeint seid - der erste Abschlussjahrgang des Malvern College.
Und wäre es nicht schön, die Jungs nochmal zu sehen?
Zu erfahren, was sie so getrieben haben?
In alten Zeiten zu schwelgen, und sei es nur für eine Nacht?
Und so beschließt ihr euch am Abend des 5. September 1884 auf den Weg zu machen in die Stadt... auf den Weg zu einem Treffen, das euer Leben für immer verändern wird.
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Das King's Head ist ein alteingesessener, bekannter Pub in der Londoner City, der schon einige turbulente Zeiten hinter sich hat. In den letzten Jahren geht es jedoch wieder etwas bergauf - wie allgemein mit den Londoner Pubs. Sie haben sich zum Großteil ihres schmuddeligen Images entledigt und sprechen mittlerweile durchaus auch zahlungskräftigere Kundschaft an - sehr zum Leidwesen der Stammgäste.
(https://pubwiki.co.uk/LondonPubs/Marylebone/KingsHeadWestmoreland2.jpg)
Als ihr, einer nach dem anderen, im King's Head ankommt, ist der Pub bereits gut gefüllt. Es ist laut, die Stimmung ist gut, die meisten Sitze, die in kleinen abgeschirmten Bereichen organisiert sind, sind bereits besetzt.
Hinter dem Tresen steht ein älterer, leicht fülliger Mann und macht den Ausschank, zwei junge Frauen bringen die bestellten Getränke zu den Tischen.
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Timothy
Ich bin wie immer etwas zu spät, insofern wundert es mich nicht, dass der Pub schon voll ist. Gemächlich schlängele ich mich durch die Menge, bleibe mal hier, mal dort stehen und halte etwas Smalltalk, aber verweile selten länger und steuere dann auf den Tresen zu. Mit einem Bier bewaffnet suche ich mir irgendwo ein freies Plätzchen und lasse den Blick über die Menge schweifen. Patrick müsste eigentlich hier sein - es ist ja gerade mal eine Woche her, seit ich ihn vor dem Vaudeville-Theater getroffen habe, und da erfreute er sich noch bester Gesundheit - zumindest soweit man das bei seiner gedrungenen Haltung sagen kann. Und gab es nicht kürzlich erst wieder einen Artikel über Knox. Aber vielleicht lässt der sich mittlerweile nicht mehr dazu herab, sich mit seinen alten College-Freunden noch zu treffen, so bekannt wie er ist.
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Dein Blick schweift umher, aber im ersten Moment kannst du niemanden sehen, der dir wirklich bekannt vorkommt. Aber es sind viele Gentlemen hier und da du einige der Malvern Boys schon seit Jahren nicht gesehen hast, nimmst du dir die Zeit, genau hinzusehen.
"Sir", reißt dich eine weibliche Stimme aus den Gedanken, "darf ich Ihren Mantel nehmen?"
Es ist eine der beiden Schankmaiden, die dir aus dem Mantel hilft, dann beiläufig fragt: "Kann ich Ihnen noch etwas bringen?", und dann in Richtung Eingang verschwindet, nur um kurz darauf ohne deinen Mantel wiederzukommen und weitere Bestellungen anzunehmen.
Dafür fällt dir nun aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf.
Da winkt doch wer?
"Timothy", ruft der schmächtige Kerl in der Ecke quer durch den Raum und winkt dich zu ihm. "Tim, ich bins. Izzy!"
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Timothy
Ich navigiere auf die bekannte Stimme zu und schaue, ob ich mir nicht auf dem Weg vielleicht noch ein Bier vom Tablett einer der Bedienungen organisieren kann.
"Izzy, mein Freund. Schön, Dich wiederzusehen", begrüße ich ihn herzlich, während ich mir ins Gedächtnis zu rufen versuche, was ich über meinen alten Klassenkameraden weiß.
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Patrick
Der Trubel im King's Head stört Patricks Konzentration nicht im Geringsten. Da war der Basar von Kairo um Einiges lauter und chaotischer. Wer daran gewöhnt ist, versteht es, sich auch im dichtesten Gedränge eine Insel der Ruhe zu schaffen. Zum Beispiel indem man Notizen, Bücher und Schreibkram so weit ausbreitet, daß man allein einen Tisch für vier Personen blockiert.
Es ist die mangelnde Inspiration, die ihm zu schaffen macht. Seinem Pensum hinkt er schon wieder deutlich hinterher. Anstelle zweier Seiten sind es gerade erst zwei Sätze, die er zu Papier gebracht hat.
Frustriert nippt Patrick an seinem Pint. Moment! War das Izzys Stimme? Tatsächlich, da hinten ist er und winkt Timothy Brown zu sich. Tatsächlich hat es Patrick geschafft, diese Schrankwand von einem Menschen zu übersehen, obwohl Timothy alle anderen Gäste deutlich überragt. Daß man ihn selbst übersieht, ist er hingegen gewohnt.
Hastig rafft er seine Unterlagen zusammen, schnappt sein Pint und macht sich auf den Weg zu den Boys.
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Knox
Als Knox den Pub betritt, wird er nicht sofort erkannt.
Seinem Namen nach ist er zwar landesweit, und auch darüber hinaus, bekannt, aber sein Gesicht ist selten in einer Zeitung und wenn, dann sorgt er dafür, dass die Zeichnung vor der Veröffentlichung noch etwas verfremdet wird.
Dank seines recht guten Gedächtnis steuert Knox zielsicher auf die alten Weggefährten des 'Malvern' zu und spricht sie mit vollem Namen an.
Knox wird von einer weissen Bulldogge begleitet, die auf den Namen 'Holmes' hört und ohne Leine läuft.
Ausserdem wird er von einem kleinen Mann mit Brille flankiert, den er mit 'Dr. Watson' anspricht, der aber immer nur kurz und knapp auf französisch antwortet und der Knox nicht von der Seite weicht.
Langsam bewegen sich die drei durch die Menge, eine Begrüssung hier, ein Schwätzchen dort, ein Handschlag, ein aufmunterndes Schulterklopfen.
Knox ist nur wenige Schritte von Euch entfernt, als ein bärtiger Mann von stämmiger Statur ihn anspricht, woraus sich eine längere Unterhaltung ergibt, die, allem Anschein nach, auf russisch geführt wird. Die zwei scheinen einander bekannt zu sein, tuscheln und feiksen miteinander.
Als Knox die Schankmaid sieht, greift er ihr in den Arm. “Elsbeth? Ich dachte, Du seist längst verheiratet... Bitte sei so nett und bring mir ein Glas und eine Flasche Weissen.“
Dann deutet er auf den 'Russen'. Was Pjotr heute trinkt, geht auf meinen Deckel.“ Er nickt dem Mann zu, der sich mit “Spasibo kapitan.“ an seine Mütze tippt.
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Timothy geht auf direktem Wege zu Izzy und als die Bedienung an ihm vorbeigeht, sieht er seine Chance. Beherzt greift er nach einem der gut gefüllten Krüge, doch ehe er es zu fassen kriegt, dreht die Bedienung geschickt das Tablett zur Seite.
"Ich komme gleich zu Ihnen, die Herrschaften, keine Eile!", sagt sie, zwinkert Timothy mit einem freundlichen Lächeln zu und setzt dann ihren Weg fort.
"Timothy!" Izmael erhebt sich und streckt seinem Freund die Hand entgegen, verzieht allerdings kurz eine Miene, als dieser beherzt einschlägt. "Wie lang ist es her? Tatsächlich volle zehn Jahre?"
Timothy erinnert sich, dass Izzy damals immer gescherzt hatte, das Leben beginne erst nach der Schule und dass ihm die Welt offenstehen würde, solange er nicht Banker werden müsse wie sein Vater. Einer der Hauotgründe, weshalb er so schnell wie möglich aus Malvern weg und nach London wollte.
Allerdings hatten sie sich danach aus den Augen verloren.
Izzys strahlt jedenfalls über das ganze Gesicht, er ist sichtlich erfreut seinen alten Kameraden wiederzusehen. Dann bleibt sein Blick kurz stehen, als schauer er direkt an Timothy vorbei.
"Ist das... Patrick?"
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Die von Knox angesprochene Schankmaid schaut einen Moment verdutzt, sagt aber zunächst nichts. Ihr Blick fällt auf den Russen, dann wieder auf Knox.
"Kann ich gern machen, aber die Zeche wird heut Abend beglichen. Anschreiben lassen geht nicht mehr."
Dann verschwindet sie in Richtung Tresen.
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Timothy
Ich zucke grinsend mit den Achseln und erwidere kurz das Lächeln. Man kann nicht immer gewinnen. Zumindest nicht sofort.
"10 Jahre. Verdammt, das heißt dann wohl, dass wir jetzt alle alt sind", überspiele ich den Moment lachend und klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter. "Seit wann bist Du wieder in der Stadt, mein Freund?"
Ich drehe mich kurz um. Als ich Patricks Gesicht in der Menge auftauchen sehe, winke ich ihn energisch hinüber. Je mehr von der alten Bande zusammensitzen, umso besser.
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Bart
... war gerade dabei seine mit holländischen Tabak gestopfte Pfeife aus haselnussbraunem Bruyère-Holz anzurauchen. Von den drei Pfeifen die er gewöhnlich zu verschiedenen Anlässen mit sich führte, war sie eine der beiden, die in der Öffentlichkeit rauchte. Als sich der erdige, leicht süße Geschmack wie ein Schleier über seine Zunge legt, bemerkt er ein wenig Trubel am anderen Ende der Schankstube. Die vertrauten Stimmen, obwohl gereift, geben ihm Erinnerungen an lausbübische Zeiten ein. Unwillkürlich muss er lächeln. Ein Lächeln das auch dann nicht verschwindet als er sich, den Leib der bauchigen Pfeife sicher in der Handfläche, seinen Weg hin zu den alten Freunden bahnt.
Sein Lächeln wächst zu einem frechen Grinsen, als er sich ihnen von der Seite nähert, einen Diener andeutet und ruft:
"Die Damen!"
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Timothy
"Bart, Du alter Hund", begrüße ich meinen ehemals besten Partner in Sachen Streiche und Späße mit einem beherzten Handschlag. Meine Laune verbessert sich mit jedem Augenblick - dieser Abend hat das Potential ganz und gar großartig zu werden.
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Izzy
"Barty!" Ismael springt erneut auf, nur um sich mitten in der Bewegung eines besseren zu besinnen, die anbahnende Umarmung abzubrechen und die Hand auszustrecken, wie es sich gehört.
An Timothy gewandt fährt er fort: "Schon eine Weile. Hab Malvern bei der ersten Gelegenheit verlassen und bin nie wieder zurück. Bin jetzt seit...", er überlegt kurz, "bestimmt acht Jahren hier."
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Timothy
"8 Jahre?". Für einen kurzen Moment werde ich nachdenklich - wie leicht man sich aus den Augen verliert. Und dabei hatten wir uns doch geschworen, dass genau das nie passiert. Anscheinend hat keiner von uns zwischenzeitlich die Energie dafür aufgebracht...
"Na ja. Hauptsache, wir sind jetzt wieder alle hier ... wobei: Knox fehlt noch. Hat den einer gesehen?"
Ich lasse den Blick wieder über die Menge schweifen.
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Knox
Ich nähere mich meinen alten Kumpanen und bahne mir mühevoll meinen Weg durch die Menge.
Dann klopfe ich mit meinem Gehstock zweimal auf den schweren Holztisch.
“Meine Verehrung, wehrte Herren.“
“Es ist nicht die Zeit die vergeht. Es ist das Interesse am Schicksal der anderen, welches nachlässt, wenn man sich aus den Augen verliert.“
“Jeder Mensch hat täglich 24 Stunden. Wie Du sie nutzt? Nun ja, das ist eines jedem Einzelnen seine ureigene Sache.“
“Wie sagte doch unser hoch geschätzter Lehrer, - Gott hab ihn seelig - Mockwell...“ Ich bekreuzige mich. “...für Philosophie immer so treffend. 'Schicksal, meine Herren, ist keine Frage des Zufalls, sondern eine Frage der Wahl.'“
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Knox
“Patrick Calvert, der Schrecken der Bibliothek.“ Ich nicke ihm zu. “Guten Abend. Wie viele Bibliotheken hast Du schon durch?“
“Bartleby Kessler. Es ist still im Blätterwald um Dich geworden, wenn ich mich nicht irre. Konntest Du letztendlich den Ketten Deiner kontinentalen Herkunft entsagen?“
“Ismael Goldstein.“ Ich lächele ihn an. “Du hast noch immer nicht gelernt, Dich richtig anziehen. Aber charmant.“ wobei ich vermeide, geringschätzig zu wirken und zupfe ihm sein Einstecktuch gerade.
“Und Timothy Brown.“ Ich runzele die Stirn, schüttele den Kopf und lache. “Du fauler Hund, Du. Wir hätten uns nicht die Mühe machen müssen, Dich durch den Abschluss zu zerren. Es ist so oder so nichts aus Dir geworden. Hast Du Dich nicht eine zeitlang als Box Champion versucht, während Du gut vom Geld Deines alten Herren gelebt hast?“
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Timothy
"Eloquent und immer eine Beleidigung auf den Lippen - ganz wie früher", erwidere ich mit breitem Grinsen. "Schön, Dich wiederzusehen, Knox!"
Ich winke die Kellnerin heran, damit jeder zügig zu einem Bier kommt.
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Bart
Mit einer Hand enthusiastisch die Timothys Hand schüttelnd, klemmt sich Bart die Pfeife in den Mundwinkel um mit der anderen Hand die Izzys zu ergreifen. Als er schließlich Knox von der Seite hört, versucht er sich auch nach diesem umzudrehen, was langsam beginnt seine Koordination zu überfordern und reichlich lächerlich wirken muss. So lässt er schließlich von den Händen seiner Schulfreunde ab und nickt Knox zu, ohne weiter auf dessen Frage einzugehen.
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Izzy lacht laut auf, als Knox ihm das Taschentuch zurecht rückt.
"Und du erträgst es immernoch nicht, wenn nicht alles perfekt ist, du Halunke!"
Ihr seid noch mitten in der Begrüßung, als die zweite Bedienung, ein blasses Mädchen von vielleicht 16 Jahren mit schmalem Körperbau und strenger Brille auf der Nase, an den Tisch kommt und den neu angekommenen Gästen die Mäntel abnimmt.
"Was kann ich den Herrschaften bringen?", fragt sie.
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Timothy
"IPA, wie in alten Zeiten, oder? Was sagt, Ihr meine Freunde?", frage ich überschwänglich in die Runde.
Wenn nicht unmittelbar jemand jemand widerspricht, lächele ich die jungen Dame freundlich an und antworte: "Ein Pint Pale Ale für jeden von uns. Oder besser gleich zwei - die Kehlen meiner Freunde sind trocken".
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Izzy
"Also ich bin voll dafür. Gern gleich zwei..." Ich grinse über beide Ohren...
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Bart
"Fantastisch Izzy! Erst teilen wir deine, dann trinken wir unsere!"
Bart hat dem allgemeinen Hochgefühl nichts entgegenzusetzen und lässt sich mitreißen.
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Izzy lacht.
"Perfekt, so machen wir es!"
Es dauert nicht lang, dann kommt die junge Frau mit zwei Pint Ale wieder und stellt sie vor euch auf den Tisch.
"Wenn ich die Herrschaften richtig verstehe, sorge ich dann für Nachschub wann immer diese hier leer sind", sagt sie, dann wendet sie sich den anderen Gästen zu.
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Knox
“Also gut, Malvern Jungs. Was ist los? Weshalb sind wir hier? Sind zehn Jahre allein Grund genug? Allein über die guten, alten Zeiten zu reden, macht doch nicht glücklich. Wir sollten mal wieder etwas zusammen unternehmen. Etwas verrücktes und aufregendes, welches das Blut zum Kochen bringt. Jemand eine Idee?“
“Ist Bier zu trinken und in Erinnerungen zu schwelgen, schon alles?“
Ich blicke in die Gesichter meiner alten Freunde. “Ihr wisst doch...“ Ich hebe beschwichtigend die Hände. “Ich muss noch mein nächstes geniales Verbrechen planen.“
Ich wende mich meinem Begleiter zu.
“Dr Watson? Allez vous promener avec le chien.“ Dann streichele ich die Bulldogge. “Holmes, mach nichts, was ich nicht auch tun würde. Fang mir ne Ratte.“
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Izzy
"Ich ging zumindest davon aus, dass das hier so eine Art Klassentreffen ist... aber bin natürlich bei jeder Schandtat dabei!"
Bei der Erwähnung des nächsten Verbrechens stockt Izzy jedoch kurz.
"Ähm... ich... äh... hatte das immer für ein Missverständnis gehalten."
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Knox
“Natürlich, Izzy. Natürlich sind das alles Zufälle und Verleumdungen.“ Ich nicke kurz bestätigend.
“Aber überleg doch mal. Wie durchtrieben so etwas wäre. Jemand hat eine todsichere Idee für die Durchführung eines perfekten Verbrechens, das er umzusetzen gedenkt.“
“Er macht sich zum Hauptverdächtigen, indem er den Tathergang, leicht verfremdet als Roman einige Zeit vor der Tat veröffentlicht - Zeit genug für einen Nachahmungstäter.“
“Zum Zeitpunkt der Tat hat er natürlich ein astreines Alibi mit tedellosen Leumundszeugen und somit eine absolut reine Veste.“
“Die ausführenden Kriminellen, die den Plan nur umsetzen, wurden angeheuert, kennen sich nicht und werden nach der Tat entsorgt.“
“Ich würde die Kriminellen sogar im Ausland anheuern. So würde noch nicht einmal das Fehlen von Spezialisten in der kriminellen Szene auffallen. Einbrecher, Fälscher, Tresor Knacker oder Edelstein Schleifer gibt es doch überall.“
“Und absolut nichts führt zum Kopf der Organisation.“
Ich schaue in die erstaunten Gesichter der Jungs.
“Das wird der Inhalt meines nächsten Buchs. 'Im Netz der Spinne.'“
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Izzy
Ich lache erleichtert auf, als Knox sich erklärt... doch das Lachen erstirbt und bleibt mir im Halse stecken, als er immer mehr ins Detail geht, wie er soetwas aufziehen würde.
Knox weiß verdammt viel darüber, wie man soetwas machen würde, ohne erwischt zu werden... kann man sich so viele Gedanken darüber machen, ohne es nicht mal auszuprobieren? Andererseits ist es Knox... er würde doch nie soetwas tun wie in seinen Büchern beschrieben?!
Etwas zögernd fragt er hinterher: "Der Russe, der bei dir war... Piotr? Ihr schient gut miteinander vertraut!"
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Knox
“Pjotr?“
Ich schaue dem stämmigen Russen mit dem rasierten Schädel nach.
“Ach, der Mann ist von Beruf eigentlich Eisenbieger, arbeitet derzeit aber am Hafen. Ein herzensguter Mensch, leicht zu beeinflussen und eine treue Seele. Er hilft mir hier und da, wenn es etwas zu transportieren oder zu entsorgen gilt.“
Ich lächele leicht in mich hinein, als ich sehe, wie es in Izzys Kopf arbeitet.
“In meinem Buch wird er ein Niemand sein. Ein Geist. Ein Namenloser, über den das kriminelle Hirn in St Petersburg stolpert und ihn aus der Leibeigenschaft freigekauft. Er wird der Mann im Buch sein, der lautlos aus dem Nebel der Themse auftaucht und die Täter nach ihrer ruchlosen Arbeit entsorgt, indem er ihnen das Genick bricht... oder das Rückgrat... so genau habe ich das noch nicht ausgearbeitet.“
“Im Buch lasse ich ihn als Aufseher und Hundewart bei einem Lord auf dem Lande arbeiten, wo er die Hunde züchtet, ausbildet und trainiert.“
“Vielleicht unweit von London? Jedenfalls irgendwo in Südengland. Die Arbeit mit den Hunden das ganze Jahr über, wird ihm die Möglichkeit zur Entsorgung der Leichen geben. Er wird das Fleisch der Toten an die Jagdhund Meute seines Herrn verfüttern, anstatt Schlachtabfälle zu kaufen. Natürlich wird er das Geld dafür selber einstreichen. Das ist doch nur fair, oder?“
“Wieviel Fleisch vertilgen zwei oder drei Dutzend Harrier wohl pro Tag? Weisst Du das zufällig?“
Ich zwinkere Issy zu, als seine Gesichtsfarbe blasser wird.
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Izzy
"Ähm, nein also... ähm... das weiß ich tatsächlich nicht... also.. entschuldige, da kann ich dir nicht weiterhelfen... "
Ich blicke mich ein wenig hilfesuchend um, in die Gesichter der Kameraden.
"Timothy, Patrick, Bart... wisst ihr sowas? Ihr seid doch schlau..."
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Bart
"Mehr als ein Dutzend und weniger als vier. Eine Rotte hungriger Schweine wäre schneller und Leoparden dabei schöner anzusehen. Lass dich nicht kirre machen, von all diesen kultivierten Schauergeschichten."
Bart reicht Knox eines der Biere, die uns inzwischen erreicht haben. "Ich schlage vor, du benetzt deine Kehle bevor du uns noch vertrockest, so viel wie dein Mund offen steht." Timothy drückt er ebenfalls eines in die Hand.
Sich wieder Izzy zuwendend:
"Ich muss gestehen, mir ist entgangen, wer von uns diesen Abend organisiert hat. Warst du das Izzy? Welche Schandtaten sieht diese Nacht für uns vor?" Am Ende des Satzes erhebt er das Glas zum Anstoßen.
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Knox
“Aber ja.“ Ich deute mit dem Finger auf Bartleby und nicke. “Schweine. Das ist es. Schweine. Das macht Sinn. Und so ein Hof mit Schweinen ist auch noch weitaus leichter verfügbar.“
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Timothy
"Na dann wäre der nächste Kassenschlager ja schon gesichert", kommentiere ich grinsend und hebe mein Glas: "Auf uns, meine Herren!"
Durchaus neugierig warte ich danach auf Izzys Antwort auf die Frage, die Bart in den Raum gestellt hat.
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Izzy
Etwas lauter als nötig sage ich: "Auf zukünftige Schandtaten!", und erhebe das Glas, um ebenfalls anzustoßen.
"Ja, die Anzeige in der Times stammte von mir. Und auch in allen anderen großen Blättern. Ich hab mich zufällig dran erinnert, dass unser Abschluss jetzt zehn Jahre zurück liegt und dachte mir, das müsste man entsprechend begehen."
Mein Blick schweift in die Runde. "Und auch wenn ich nicht weiß, ob die anderen nicht konnten, nicht wollten, oder den Aufruf nicht bekommen haben... ich bin froh dass ihr da seid, Jungs!"
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Izzy
"Aber wenn wir schon dabei sind... erzählt doch mal, wie ist es euch so ergangen in den letzten Jahren?" Ich blicke zu meinem alten Freund Timothy.
"Wie hast du die letzten 10 Jahre verbracht, Tim?"
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Knox
Ich schaue meinen Freund Timothy an und warte. Dann ergreife ich das Wort. “Bis unser Sport Genie hier mal die Dampfmaschine in seinem Hirn angeworfen hat, um die Muskeln seines Sprachorgans zu befeuern, ist unser Treffen dann ja auch fast schon wieder rum.“
Ich blicke mich um. “Also fange ich mal an. Nach unserem Abschluss '73, wollte mein Vater, dass ich Anwalt werden soll. Ich sollte Rechtswissenschaften studieren. Doch nach kaum einem Semester starb Vater plötzlich und unerwartet.“
“Tja, und so erbte ich seinen Import Handel. Später sattelte ich auf alles um, was lukrativ erschien. Ich fügte dem Weinhandel noch andere Waren hinzu.“
“Verbandsmaterial aus Frankreich nach Russland. Von dort aus Fuchs- und Zobelfelle nach Deutschland. Dann Reichsmark in Gold nach England. Hier dann wiederum französische Schuldverschreibungen kaufen.“
“Besonders die Goldmünzen - gleich welchen Landes - versprechen noch heute guten Gewinn, wenn man denn weiss wie.“
“Aber es gibt viele Neider, Hürden und Schwierigkeiten.“
“Bücher zu schreiben ist da weitaus einfacher und gefahrloser, selbst wenn man die Verhöre der Polizei aussen vor lässt.“
“Zu meinem Glück war ich bei jedwedem Verbrechen, das ich in meinen Büchern beschrieb, immer mindestens 80 Milen vom fraglichen Tatort entfernt.“
“Ich kann nur von Glück sagen, dass ich nicht zum Opfer eines Justiz Irrtums wurde. Wie tragisch wäre das wohl gewesen. Nicht auszudenken.“ Ich wirke empört und entrüstet.
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Izzy
Ich lache laut.
"Und ich hatte immer gedacht, wenn überhaupt, dann wäre es groß Timmy hier, der mit dem Gesetz in Konflikt kommt. Einfach wegens einer bevorzugten Art der Konfliktlösung!"
Ich verziehe mein Gesicht zu einer grimmigen Fratze, plustere mich auf, strecke die Brust heraus und spreize die Arme leicht ab, als würden meine Overarme nicht erlauben enger am Körper zu sein.
Dann mache ich eine Drohgebärde mit der Faust - und fange wieder an zu lachen.
Wieder an Knox gewandt fahre ich fort: "Wie sieht es mit Familie aus? Frau und Kinder?"
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Timothy
"Von wegen! Meine Freunde, ich sage Euch: der Boxsport wird beweisen, dass der englische Gentleman auch auf dem Feld der körperlichen Auseinandersetzung das Maß für die Welt darstellt", werfe ich beherzt ein und muss Lachen als Izzy die Arme vor der Brust verschränkt. In diesem Moment fällt mir auf, wie sehr ich ihn und den Rest der Bande in den letzten Jahren vermisst habe.
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Knox
“ICH bin nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Das Gesetz hat wiederholt versucht, mit mir in Konflikt zu kommen... und ist gescheitert. Ich kenne mich zum Glück ein wenig mit der Juristerei aus. Die Gesetzgebung ist starr und lückenhaft; die Arbeit der Polizei ist langsam und berechenbar.“
“Das bedeutet nicht, dass man die Grenzen der Legalität überschreitet, sondern dass man bis an die Grenzen geht. Und diese Grenzen sind sehr ungenau und fliessend.“
“Familie? Nein. Keine Frau hat es bislang geschafft, mich in Ketten zu legen. Ich habe meine Liebschaften. Hier und da. Ich komme viel herum. Hier in London, in England und europaweit. Und Kinder? Nun, zumindest keine, von denen ich wüsste.“
“Jetzt schaut doch nicht so schockiert. Wir sind doch noch jung. Die Richtige wird sich sicherlich noch finden. Irgendwann. Vielleicht.“
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Izzy
"Und ihr?" Ich blicke zu Bart, Timothy und Patrick. "Habt ihr Familie?"
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Timoty
"Verheiratet? Nur mit meinen Boxhandschuhen", erwidere ich lachend. Von Elizabeth und ihrem plötzlichen Ableben vor 8 Jahren erzähle ich nichts. Zu viel Zeit ist vergangen, seit ich jeden Tag mit meinen alten Freunden verbracht habe, und ohnehin erinnere ich mich bis heute nicht gern an jene Nacht.
Bevor ich in Schwermut verfalle, drehe ich die Frage um: "Wie sieht es mit Dir aus, Izzy? Eine Frau und drei aufgeweckte Söhne, nehme ich an?"
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Bart
"Ich... es hat nicht funktioniert. Was mein Tagwerk betrifft... so verschaffte mir meine Tante Getrud, ihr erinnert euch sicher an mein German Tantchen, eine Anstellung in einer Faktorei. Auch diese Sache hat nicht funktioniert, in weit erschütternderen Ausmaßen. Schnee von gestern wenn es nach mir geht. Heute beziehe ich eine Pension von eben jener Anstellung, lebe in den Tag hinein wie ein Tunichtgut und verfalle dem Vergessen anheim."
Diese Worte mögen schleierhaft wirken, doch sie sind mehr Wahrheit als Bart je jemanden erzählt hat. Doch in diesem nostalgieschwangeren Treffen, meint er die alten Banden zu seinen Freunden wieder stark zu spüren. Darum ließ er sich hinreißen. Der Ledersack um seinen Hals, mit der anderen Pfeife liegt in diesem Augenblick schwer auf Barts Brust.
"Du hast also einen weiteren unbelehrbaren Junggesellen vor dir Izzy."
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Izzy
"Das tut mir leid Bart."
Durch die Worte meines Kumpels fasse ich etwas Mut, selbst nicht alles hinterm Berg zu halten. Zumindest das Gröbste... sollen sie erfahren.
"Was meine Familie angeht... Ich war verheiratet. Recht glücklich, doch Sue ist im Kindbett getorben und hat unseren Sohn gleich mit sich genommen. Insofern bin ich Witwer und ohne Kinder. Seither war ich in zwei... festeren Beziehungen, die aber nicht so geklappt haben, wie ich mir das vorstellte."
Ich lasse eine kurze Pause, um mich zu fassen, dann fahre ich fort: "Ich bin also auch noch auf der Suche!"
Ich zwinge mich zu einem Lächeln. "Aber genug der Trübsinnigen Themen, wir sollten heiter sein! Erzählt mir etwas Gutes, etwas worauf ihr stolz seid!"
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Bart
...wendet sich Izzy zu, stellt für enen Moment sein Bierglas ab und zieht dem alten Schulfreund eine Münze hinter dem Ohr hervor. Dann lächelt er etwas schief.
"Ein Steckenpferd, vielleicht eine Berufung wenn ich mich ihr länger widme. Ein alter Meister im Variete Orpheus unterweist mich hin und wieder. Weiht mich ein..."
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Izzy
Für einen Moment schaue ich verdutzt aus der Wäsche... dann bricht das Lachen aus mir heraus.
Prustend und unter schallendem Gelächter rufe ich: "So wie es aussieht, geht die nächste Runde auf Barty! Er kann Geld aus dem nichts erschaffen."
Es dauert einen Moment, ehe ich mich wieder gefasst habe.
"Aber mal im Ernst: Das ist fantastisch! Wenn du einen Bühnenassistenten brauchst, melde dich!"
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Knox
“Mein Zeitvertreib sind Pferde und Bridge.“
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Izzy
"Puh... sind Pferde nicht ein sehr kostspieliger Zeitvertreib?"
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Knox
“Kostspielig? Nur, wenn man beim Wetten verliert. Ich mag es aber nicht zu verlieren. Aber manchmal muss man auch Lehrgeld zahlen.“
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Timothy
"Hast Du einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen, oder wie schaffst Du es, beim Wetten nicht zu verlieren?", frage ich verwirrt und schon etwas bierselig.
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Knox
“Ich vermeide es zu wetten, wenn ich mir zu unsicher bin.“
“Es geht beim Wetten nicht um Glück, sondern um das Abwägen von Wahrscheinlichkeiten.“
“Es gilt einiges an Informationen zusammenzutragen. Ich schaue mir die Pferde und Reiter gut an und ich spreche mit den Stallburschen, die viel wissen und zu berichten haben, wenn man ihnen die Zungen zu lösen vermag.“
“Besonderes Augenmerk lege ich aber auf den Besitzer der Tiere selbst. Je herausgeputzter die Ehefrau, um so grösser die Zuversicht des Besitzers.“
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Izzy
"Puh, das klingt ja schon fast nach Arbeit... wo bleibt denn da der Spaß?"
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Izzy
"Patrick, du hast noch gar nichts erzählt. Wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren?"
"Ich kann von mir jedenfalls sagen, dass ich fleißig nach meinem Glück gesucht und es noch nicht gefunden habe. Deswegen dachte ich mir, manchmal ist der Blick nach hinten hilfreich, um wieder nach vorn zu schauen. Deswegen die Anzeigen.
Ich dachte mir, ich hatte nie eine bessere Zeit als mit euch Jungs! Das sollten wir öfter machen."
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Patrick
Bei den ehemaligen Schulkameraden angekommen, sucht Patrick erstmal nach einer Möglichkeit, seine Unterlagen irgendwo abzulegen, um die Hände frei zu haben. Natürlich rutscht der Stapel prompt von dem schmalen Sims an der Wand, der eigentlich nur dazu da ist, Biergläser darauf abzustellen. So ist Patrick erstmal damit beschäftigt, seine Papiere einzusammeln, während Knox und Bart eintreffen.
Der Tabakgeruch aus Barts Pfeife weckt in Patrick das Verlangen, ebenfalls dem Laster zu fröhnen, welches er sich im Orient angewöhnt hat. Er zieht seine Calabash aus der Manteltasche und beginnt den Meerschaumeinsatz etwas umständlich aber sehr gründlich zu stopfen. Das dauert eine ganze Weile, in der Patrick interessiert den Gesprächen der Malvern Boys lauscht. Besonders Knox' Ausführungen über Kriminalgeschichten und wie er sich diese mit der Schliche eines Meisterschurken ausdenkt, wecken seine Aufmerksamkeit.
Ob Knox wohl weiß, daß ich ebenfalls einen Kriminalroman verfasst habe? Naja, natürlich nicht so einen gerissen ausgeklügelten, wie seine. Im Vergleich zu seinen manchmal recht schauerlichen Mördergeschichten ist "Edward Cunning und der Mord im Kloster" eher seichte Unterhaltung. Und hat leider nicht annähernd die selben Verkaufszahlen.
Als Patrick seine Meerschaumpfeife endlich anraucht, verbreitet sich ein Geruch, der irgendwo zwischen schwelendem Kautschuk und gerösteten Gewürzen liegt. Er pafft, bis der Tabak gleichmäßig glimmt und inhaliert dann mit einem genüsslichen Zug.
Mmh... Latakia... das ist Tabak..
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Patrick
"Was?... Ich?... Oh! Freischaffender Journalist, danach Auslandskorrespondent für die London Times in Kairo. Aber ganz ehrlich, auf die Dauer war das Nichts für mich. Ständig diese Abgabefristen, um die Druckerpresse zu füttern... der pure Stress, sage ich euch. Also habe ich zwei Jahre damit verbracht, einen reichen aber auch ziemlich exzentrischen Lord als Fremdenführer bei seinen Reisen durch den Orient zu begleiten. Jetzt bezahlt er mich, damit ich ein Buch über seine Abenteuer verfasse", sprudelt Patrick erst los, stockt dann aber.
Auftragsarbeiten. Wie ich die hasse! Dieses verdammte Manuskript will einfach nicht fertig werden!
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Izzy
"Oohhh!", entfährt es mir erstaunt.
"Das klingt ganz so, als ob ihr alle schon viel mehr von der Welt gesehen habt als ich. Ich hab es ja gerademal von Malvern nach London geschafft... aber ihr, ihr wart in Ägypten, in Russland..."
Neidvoll sauge ich den Duft des fremdländischen Tabaks ein.
"Hmmm... das riecht schon so exotisch!"
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Knox
“Hattest Du nicht auch mal einen Roman veröffentlicht, Rick?“ Ich schaue Patrick mit gerunzelter Stirn an und versuche mich angestrengt zu erinnern.
“Das war doch eine Kriminal Geschichte, wenn ich mich richtig erinnere. Worum ging es in dem Roman doch gleich?“
Ich öffne ein silbernes Döschen, das ich aus meiner Westentasche genommen habe.
Schmale Linien auf dem Handrücken, mit den Nasenlöchern eingeatmet. “Schnupftabak.“ sage ich beiläufig. “Original Schmalzlerfranzl der Gebrüder Bernard aus Deutschland.“
Ich schaue mich um “Auch eine Prise gefällig?“ und biete es den Kameraden an.
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Patrick
"Oja, Ägypten ist eine Reise wert. Allein diese sagenhaft alten Pyramiden und Tempel. Zeugnisse längst vergangener Zeiten auf Schritt und Tritt. Der Nil und seine malerischen Ufer...", platzt es aus Patrick heraus. Dann erinnert er sich, wie die bürgerliche Gesellschaft Britaniens über die Kolonien und Überseeterritorien zu denken pflegt und erklärt mit einem jovialen Lächeln: "Aber völlig unkultiviert. Nichts als Staub, Hitze und Heiden. Haha. Das sage ich dir."
Kumpelhaft klopft er Izzy auf die Schulter. "Das Herz des Empires ist und bleibt London. Soviel ist gewiss. Aber falls du eine Expedition an den Nil planen solltest, stehe ich dir natürlich gerne zur Verfügung."
Wie um sich zu versichern, prostet Patrick den Boys mit einem frischen Pint IPA zu.
Rick? Das war sein Spitzname gewesen, damals in Malvern. Rick oder Bookshelf, wenn ihn die Jungs aufziehen wollten. Hatte Knox ihn gerade wirklich auf sein Erstlingswerk angesprochen? Unweigerlich wird Patrick rot.
"Äh... ja... Ja, ich habe wirklich einen Krimi geschrieben. Diese Edward Cunning Geschichte... also mehr ein Detektivroman, als ein echter Krimi. Ich brauchte damals einen Ausgleich, zu der nüchternen Zeitungsarbeit", erklärt Patrick, als ob er sich entschuldigen müsse. Dann fasst er sich ein Herz: "Eigentlich sitze ich ja gerade an dem Manuskript zu Lord Chathams Reisetagebuch, aber dabei lenkt mich dauernd eine Idee ab. Ein Nachfolger, zu Cunnings erstem Fall, verstehst du? Aber auch da komme ich mit dem Plot nicht so recht weiter. Wenn ich deine Romane lese... das ist alles so... so echt, wie aus dem wirklichen Leben von Verbrechern und Polizisten. Mensch, wie machst du das, Knox?"
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Bart
"Ägypten... Ich bekam einmal Gelegenheit Mumie zu essen. Sicherlich keine Hoheit einer solchen Hochkultur und keine Empfehlung wert."
Einen Augenblick lang springt Barts Blick fahrig zwischen Knox und Patrick hin und her. Der orientalische Geruch aus der Pfeife des Freundes, das Geräusch des Tabakschniefen, sie sind Reize, welche Bart fiebrig erregen. Besorgt seinen Zustand nicht verbergen zu können, schließt Bart die Augen und atmet hörbar tief durch. Wie um es zu überspielen erhebt er neuerlich das Wort:
"Was rauchst du da Patrick? Es riecht interessant. Knox, nein, aber vielen Dank für das Angebot. Ich ziehe ein anderes Produkt aus der Heimat vor. Kokain, es hilft mir mit den Nerven und ist ganz allgemein in den kunstschaffenden Kreisen sehr im kommen, avantgardistischen Kreisen, wenn ich so sagen darf."
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Patrick
Mumien essen? Patrick dreht sich der Magen um. Von der makabren Gepflogenheit der Reichen und Dekadenten, Mumien als Partyspaß auszuwickeln, hat er ja schon gehört. Auch ist ihm zu Ohren gekommen, daß zermahlte Mumienbandagen im Osten als Grundlage für Heiltinkturen dienen. Aber sie essen? Das ist Kannibalismus! Er wird kreidebleich und hat Mühe, sich nicht zu übergen. In welche Kreise ist Bart nur geraten?
Patrick wischt sich den Schweiß von der Stirn und ist sichtlich bemüht, die Contenance zu bewahren, als er kurzatmig antwortet: "Latakia. Ist eine Region. Syrien. Bauen da Tabak an. Markant durch seine Rauchtrocknung. 'tschuldige"
Möglichst heimlich übergibt sich Patrick in den nächsten Spucknapf. Danach geht es ihm sichtlich besser. Farbe kehrt in sein Gesicht zurück, doch der Geschmack nach einem guten Pfeifentabak ist ihm völlig vergangen.
"Und du? Ich meine, was rauchst du? Ist Virginia, ganz klar. Ich kann das heuartig süßliche Aroma von Virginia ganz klar riechen. Aber die Beimischung. Black Cavendish... Nein! Warte! Ist das... Burley?", staunt Patrick nicht schlecht über die geschmackvolle aber kostspielige Mischung in Barts Pfeife.
Warum überrascht dich das? Bruyère-Pfeife. Schau dir mal die gleichmäßige Maserung an. Direkt aus der Wurzel geschnitten. Entweder hat er Geld oder er ist bereit, nicht unerhebliche Summen für sein Laster auszugeben, schießt es Patrick durch den Kopf.
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Bart
"Ich sehe du hast eine Nase für solche Sachen..."
Bart ist sich über Patricks Reaktion nicht ganz sicher und fühlt das Bedürfnis ein wenig zu elaborieren. "...also die Mumien. Als uns in der Faktorei die Vorräte ausgingen, begannen wir damit uns nach verzehrbaren Alternativen umzusehen. Einer der anderen Agenten war ein Sammler volkstümlicher Raritäten... Ach, lassen wir es."
Ich sollte lieber schweigen, bevor ich den Armen noch verstöre.
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Knox
Ich drehe den goldenen Ring an meinem linken Mittelfinger, der mit einem ägyptischen Anubis Kopf geschmückt ist, einmal im Kreis um den Finger, als würde ich einen Zauber Spruch damit wirken wollen.
“Ich erinnere mich an eine Mumien Party vor ein paar Jahren, als wir, im Zuge eines feucht-fröhlichen Abends in kleinem Kreise, drei Mumien ausgewickelt hatten, um auf makabre Art und Weise in einem halbdunklen Raum nach Schätzen zu suchen und uns vor uralten Flüchen zu fürchten, wobei das Kokettieren und Erschrecken der anwesenden Damen höchst amüsant und erheiternd war.“
“Aber Mumien essen?“ Ich bin leicht überrascht. “Davon habe ich noch nie etwas gehört. Ist das nicht leicht staubig?“
Es schaudert mich bei dem Gedanken, obwohl ich nur sehr wenige Skrupel mir zu eigen gemacht habe. “Menschliches Dörrfleisch. Geschmacklich sicherlich nicht sonderlich delikat und empfehlenswert, oder?“
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Knox
“Aber was die Realitätsnähe meiner Romane angeht, so habe ich mich über eine längere Zeit, und seitdem immer mal wieder, in den Kreisen der Unterwelt herumgetrieben.“
Ich grinse verschmitzt in die Runde. “Ich habe da so einige 'Dinger gedreht'.“
Dann hebe ich beschwichtigend die Hände. “Niemand ist dabei geschädigt worden oder zu Schaden gekommen. Die Dinger, die ich ausbaldovert habe, gingen immer zu meinem eigenen Schaden.“
Mit den Schultern zuckend fahre ich fort. “Ich habe mich mehrmals selbst überfallen, bzw. selbst beraubt, um mir einen Namen in der Unterwelt zu machen. Seitdem bekomme ich einiges von dem mit, was in Planung liegt. Man betrachtet mich in den Kreisen als Macher, der gut plant und nicht erwischt wird. Man sieht mich als einen von ihnen.“
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Izzy
Auch mir dreht sich der Magen um, als ich von verzehrter Mumie höre... allerdings nutze ich die Gelegenheit und greife bei Knox angebotenem Tabak zu, noch bevor mir von der Mumie übel wird.
Etwas unbeholfen schnupfe ich eine viel zu große Portion, muss dann unweigerlich niesen...
Hui, das Zeug... ist intensiv, schießt es mir durch den Kopf, Nicht so ganz meins, aber immerhin lenkt es von der Vorstellung eines Mumien-Geschmacks auf der Zunge ab.
Als das Gespräch auf Kriminalgeschichten kommt, höre ich aufmerksam zu.
"Hm... wenn ich dich also richtig verstehe, sieht dich die Polizei als Verbrecher, die Verbrecher sehen dich als Verbrecher und deine Leser sehen dich zum Teil auch als Verbrecher...", denke ich mehr laut als dass ich es wirklich sage.
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Timothy
"Nur Knox sieht sich als Autor", setze ich den Gedanken fort.
Ich danke Gott in Gedanken für meinen robusten Magen - und bin ansonsten hin und her gerissen: einerseits ist es faszinierend, dass es meine alten Kameraden bis nach Ägypten verschlagen hat, aber diese Schauergeschichten von verspeisten Mumien klingen doch recht widerwärtig. Vielleicht muss ich eher dankbar dafür sein, dass ich trotz zahlreicher gesellschaftlicher Veranstaltungen nicht ausreichend Teil der Londoner Oberschicht bin, um auf diese merkwürdigen Mumienparties eingeladen zu werden.
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Izzy
Ich schaue etwas verdutzt, als Timothy meinen Gedanken aufgreift.
Hab ich das gerade laut gesagt gehabt?
Mist.
"Äh, ja... er, und Rick, wie es scheint!" Ich grinse und überspiele damit meine Unsicherheit.
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Knox
“Moment mal, Timmy. Moment mal.“ Ich stutze etwas und hebe fragend die linke Augenbraue. “Nur ICH halte mich für einen Autor? Wie soll ich DAS jetzt bitte verstehen?“
“Viele tausend Leser können ja nicht so ganz falsch liegen, oder?“
“Selbst wenn mich die ganze Welt für einen Verbrecher halten würde, was mir ehrlich gesagt herzlich egal ist, was spricht denn dagegen, gleichzeitig auch als Autor wahrgenommen zu werden?“
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Timothy
Ich grinse und hebe entschuldigend die Arme: "Na wenn selbst Du Dich für einen Verbrecher hältst, dann können wir wohl stolz von uns behaupten, einen Strippenzieher der Londoner Unterwelt in unseren Reihen zu haben."
Ich hebe mein Glas: "Stoßen wir darauf an, meine Herren!"
"Im Übrigen, Knox, könnten Deine Geschichten wirklich einen schnittigen Typen vertragen, der auch mal seine Fäuste sprechen lässt, und nicht immer nur so hochgebildete Gestalten, die alles mit Logik und Analyse ableiten. So wie Quatermain, in Haggards Geschichten."
Ich drehe mich mit meinem Bierglas in Patricks Richtung: "Unser Freund Patrick hier hat doch schon begonnen die Welt zu bereisen. Ein bisschen Ausschmückung hier, und eine kleine Anekdote da, und schon kannst Du ihn mit Deinen Romanen ins Rampenlicht heben. Und weniger trübsinnig als diese ewige Verbrecherjagd wäre so ein Abenteuer am Nil oder in den Weiten Indiens allemal."
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Izzy
Ich stoße mit an.
"Sehe schon, Knox nächster Roman beginnt mit einer Gruppe alter Schulkameraden, die sich in einem Pub treffen und dann unwillkürlich in einen Kriminalfall hineingezogen werden!"
Ich lache.
"Aber ich will dann nicht die Leiche sein, Knox! Versprich mir das!"
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Knox
“Tote sind wirklich unschön anzusehen, übersteigern die Aktivitäten der Polizei unnötigerweise und werden von den Zeitungen sehr negativ konnotiert. Jemanden umzubringen sollte man deshalb unterlassen.“
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Patrick
Nach einem Gin beruhigt sich Patricks Magen wieder. Einen Moment denkt er darüber nach, ob er auch den Rest von Barts Geschichte hören will, entscheidet sich aber schnell dagegen. Auch wenn es interessante Umstände gewesen sein müssen, die Bart zu solchen Mitteln greifen ließen, fürchtet sich Patrick vor weiteren Details. Sein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen war schon immer ein zweischneidiges Schwert.
Stattdessen lauscht er lieber den Ausführungen von Knox über dessen sehr spezielle Methoden, in den kriminellen Untergrund einzutauchen. Auch in diesem Fall kann er sich über seinen ehemaligen Kameraden nur wundern. Mit welcher Nonchalance Knox Calhoun über die "gedrehten Dinger" redet? Das klingt wie die großspurigen Prahlereien, in die sich Lord Chatham gegenüber einigen der Araber ergangen ist, wenn er sie beeindrucken wollte. Allmählich kommt dem Journalisten der Verdacht, daß Knox bloß kokettiert, wenn auch auf eine sehr eigene Art.
Mit einem frischen Pint prostet Patrick Timothy zu. "Meinst du, ein Roman über einen Todesfall auf dem Nil ließe sich verkaufen? Hmm... klingt eigentlich gar nicht so übel. Der Orient ist ja gerade sehr in Mode."
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Timothy
"Ein Todesfall auf dem Nil. Eine hervorragende Idee! Es müsste natürlich viele Verdächtige geben, und zahlreiche Verwicklungen. Und vielleicht eine überraschende Wendung am Ende."
Ich gebe mir erst gar keine Mühe zu verbergen, dass Unterhaltungsliteratur mich weit mehr begeistert als die klassischen Werke großer Autoren.
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Izzy
"Ich krieg langsam das Gefühl, wir bilden hier eine Autorengemeinschaft." Ich strahle.
Wollte schon immer mal etwas bleibendes schaffen... auch wenn ich dabei bislang nie an einen Roman gedacht hatte...
Schließlich wende ich mich an Knox: "Ich muss gestehen, ich hab noch keins deiner Bücher gelesen, aber ich verspreche, ich werde das nachholen... aber heißt das, dass in deinen Kriminalgeschichten niemand stirbt?"
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Knox
“Heisst das, dass es in meinen Kriminalgeschichten keine Toten gibt?“ wiederhole ich Izzys Frage, ziehe die linke Augenbraue hoch, proste ihm zu und nehme einen Schluck von meinem Weisswein.
“Nein. Das heisst es nicht.“
“Es soll heissen, dass man besser niemanden umbringt, wenn man ein 'Ding dreht'.“
“Wenn man die Verbrechen der letzten Jahre analysiert, dann stellt man fest, dass Morde häufiger aufgeklärt werden, als jedes andere Verbrechen.“
“Das hängt sicherlich damit zusammen, dass der Staat seinen Bürgern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln will. In dieses Bild passen Tote nur schlecht hinein.“
“Vermutlich werden zu diesem Zweck aber manchmal auch vermeintliche Täter vor Gericht gestellt und verurteilt, um das Ziel einer hohen Erfolgsquote zu erreichen. Aber... wie dem auch sei, Tote wirbeln in jedem Fall unverhältnismässig viel Staub auf.“
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Izzy
Knox' Worte machen mich nachdenklich.
"Du meinst also wir verurteilen Mörder, die gar nichts getan haben, um eine hohe Erfolgsquote zu haben?"
Ich nehme noch einen Schluck, schlucke aber nicht gleich sondern bewege das Ale in meinem Mund von links nach rechts und wieder zurück, während ich grübele.
"Ist das, was du tust, dann nicht doppelt gefährlich? Denn selbst wenn du deine beschriebenen Straftaten wirklich nicht selber begangen hast... besser sie verurteilen irgendjemanden? Egal ob Alibi oder nicht..."
"Wäre es dann nicht in deinem ureigenen Interesse, dass die Fälle ganz schnell aufgeklärt werden, ehe die Bobbies auf dumme Gedanken kommen?!"
-
Knox
“Ha... Ja. Das ist ein richtiger Ansatz, Izzy.“
“Das Problem ist nur, dass sich meine Bücher dann sicherlich weniger gut verkaufen liessen. Der Reiz sie zu lesen und darüber zu sprechen wäre geringer.“
“Dennoch, es wäre sicher recht einfach, verdächtige oder vorbestrafte Subjekte dingfest zu machen, indem man ihnen etwas unterschieben würde, während man sie irgendwohin lockt, damit sie kein Alibi haben.“
“Von falschen Zeugen würde ich allerdings abraten, da dies zu zusätzlichen Verwicklungen und Komplikationen führen könnte. Zu viele Mitwisser und Verschwörer verkomplizieren unnötig jedwedes Unternehmen, da Geheimnisse nicht lange unter Verschluss gehalten werden können, je mehr Beteiligte es gibt.“
-
Izzy
"Ah, ich verstehe! Je mehr darüber reden, desto besser natürlich für die Verkäufe... raffiniert!"
Ich wende mich Patrick zu: "Nutzt du auch so perfide Tricks, um deine Bücher im Gespräch zu halten?"
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Izzy
Noch bevor Patrick antworten kann, kommt mir ein Gedanke, den ich unbedingt verfolgen muss. Etwas unhöflich fahre ich Patrick übers Wort, als dieser gerade ansetzt zu sprechen...
"Kleinen Moment, Patrick, mir ist da gerade etwas eingefallen...
Bart, hast du gerade gesagt du nutzt Kokain? Ist das nicht das Zeug, das Halluzinationen hervorruft und von dem ich gelesen habe, dass so viele Künstler es konsumieren?"
"Patrick, Knox, habt ihr schon Erfahrung damit?"
"Ich wollte das ja immer mal ausprobieren... aber ich hab gehört es soll tierisch teuer sein."
-
Knox
“Nein. Niemals.“
“Aber einer dieser Ärzte vom Kontinent, ein gewisser Dr. Freud aus Wien, hat erst kürzlich einen Artikel 'Über Coca' veröffentlicht.“
“Kokain soll anhaltende Euphorie hervorrufen, aber auch als Anästhetikum bei einer Operation genutzt werden können.“
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Patrick
"Nein, ich lasse mich eher von Kriminalfällen inspirieren, über die ich in der Zeitung lese", setzt Patrick an, als Izzy sich an Bart wendet.
"Mit Kokain habe ich keinerlei Erfahrung. Mir genügt Bier und gelegentlich ein Whiskey oder Gin. Haha."
-
Bart
an alle gewandt:
"Halluzinationen und Künstlerkreise, klingt nach Absinth. Vielleicht denkst du auch an die alte Schlange Opium. Was das Kokain angeht, so nimmt mir Knox die Worte aus dem Mund. So wie ich das sehe, kann es sich nur noch um Minuten handeln und er spricht für uns alle und führt die Unterhaltung zur Gänze allein. Wenn wir also nicht besonderen Wert darauf legen, noch weiteren Lobreden, direkte wie indirekte, auf seinen Verstand oder seine Geschäfte ertragen zu müssen, schlage ich vor, wir trinken etwas energischer oder suchen uns zusätzliche Kurzweil."
Zu Izzy:
"Wenn du möchtest Izzy, kann ich dir eine Prise holen. Ich habe mein Döschen mit meiner Jacke an der Garderobe zurückgelassen."
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Knox
“Und da sagt man über mich, ich sei nicht unschroff, wenig galant und rustikal.“ Ich hebe mein Glas zu einem Prost. “Auf die verbalen Barbaren, Grobiane und Raubeine.“
Dann füge ich lächelnd auf deutsch hinzu “Und somit auf die deutschen Tugenden der Diplomatie.“
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Bart
stößt mit Knox an.
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Izzy
"Opium, das wars!"
Ich schlage mir mit der flachen Hand vor die Stirn, als hätte ich wissen müssen.
Auf Barts Angebot erwidere ich: "Sehr gern, Bart, ich würde das gerne mal ausprobieren..."
Ich habe zwar weder Opium noch Kokain je probiert, aber das muss ja keiner wissen...
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Als Bart zur Garderobe geht und in seine Mateltasche greift, um das Döschen mit Kokain zu holen, spürt er als erstes einen kleinen, sorgsam zusammengefalteten Zettel in den Fingern.
Nanu, schießt es ihm durch den Kopf, ich habe doch gar keine Notizen im Mantel...
Schnell vergewissert er sich, dass er den richtigen Mantel vor sich hat - aber es besteht kein Zweifel. Neben dem Zettel befindet sich auch das gesuchte Döschen in der Tasche. Es ist eindeutig sein Mantel.
Also zieht er den Zettel hervor und wirft einen Blick darauf.
Der Zettel ist ein Blatt Notizpapier mit zahlreichen Verschnörkelungen, wie sie Hotels verwenden. Allerdings ist darauf kein Hotelname zu finden.
Und noch etwas: Durch dieses sehr einzigartige Design des Papiers ist sich Bart sicher... Den Zettel hat er noch nie gesehen!
Auf dem Zettel ist mit offenkundig weiblicher Handschrift, klar leserlich, wenn auch etwas in Eile, eine kurze Nachricht geschrieben. Sie lautet:
Triff mich pünktlich gegen Viertel nach elf vor der Apotheke und wir werden uns sicher einig. Um den alten Dummkopf werde ich mich später kümmern. Es wäre doch gelacht, wenn für uns beide nicht eine akzeptable Summe abzuzweigen wäre.
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Bart
kehrt zu den anderen zurück. Er hält den Zettel aus seiner Jackentasche in den Kreis seiner Freunde. Dann liest er den Inhalt halblaut vor.
"Ich weiß nicht was es mit dieser Nachricht auf sich hat. An mich scheint sie nicht gerichtet zu sein, zumindest erkenne ich darin nichts wieder. Was meint ihr, wollen wir damit anfangen? Sagen euch Schrift und Botschaft etwas? Ich muss sagen, mich macht der Zettel neugierig."
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Patrick
Interessiert beugt sich Patrick vor, um den Zettel in Barts Hand genauer zu studieren. Zuerst konzentriert er sich auf die eigentliche Nachricht. Sein Puls steigt merklich an.
"Das klingt nicht gut. Die Formulierung, sich um jemanden kümmern zu wollen, hat etwas sehr Bedrohliches. Da steckt jemand in ernsthaften Schwierigkeiten, wenn nicht sogar in Gefahr. Das können wir nicht einfach ignorieren, oder wie seht ihr das, Jungs?"
Patrick nimmt die Handschrift genauer unter die Lupe, ob ihm daran etwas auffällt. Dann bemerkt er das Papier.
"Das scheint ein Briefpapier zu sein. Aber ohne Namen darauf."
Angestrengt denkt er nach, ob er dieses spezielle Design schon irgendwo gesehen hat. Vielleicht in einer der Büchereien, die er selbst frequentiert oder bei einem der Schreibwarenhändler der Stadt?
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Knox
“Interessant.“
“Aber bedrohlich?“
“Und weshalb können wir das nicht einfach ignorieren, solange es niemanden von uns betrifft?“
“Wenn es Euch danach besser geht, dann geben wir den Zettel an einen Bobby weiter. Soll sich doch die Met darum kümmern.“
-
Knox
“Mal ganz nebenbei. Du glaubst, Du seist der falsche Adressat?“
Ich verziehe leicht das Gesicht zu einer Grimasse. “Aber wenn Du Geld brauchen solltest, Bart, dann frag mich doch ruhig danach, sollte ich das Ziel sein.“
“Aber mal Spass beiseite.“ Mit einem Kopfnicken deute ich zur Garderobe hin. “Hängt dort vielleicht noch ein Mantel, ein anderer Mantel, der ähnlich aussieht wie Deiner?“
Die Nachricht wandert von Hand zu Hand.
“Die Schrift ist schön und fein geschwungen. Die Worte sind gut gewählt und die Sätze akkurat formuliert. Keine Rechtschreibfehler. Eine Schönschrift. Von einer Frau? Vielleicht? Aber ich habe, ausser der Bar Damen, keine Frau hier drinnen gesehen. Ihr vielleicht?“
Dann halte ich das Papier gegen das Licht.
“Kein Wasserzeichen zu erkennen.“
Ich reibe den Zettel zwischen den Fingern und rieche dann daran.
“Was ist das für ein Geruch? Ist das Papier parfümiert?“
Dann schaue ich Bart eindringlich an. “Und Du bist Dir sicher, dass Dir der Zettel nicht bereits zuvor zugesteckt worden ist?“
-
Bart
kratzt sich mit dem Daumen der linken Hand am linken Nasenloch.
"Ganz sicher."
"Bei deinem Gerede heute abend, hätte ich angenommen, der Zettel sei für dich bestimmt gewesen. Von wegen deines russischen Bekannten. Nach anderen Mänteln habe ich mich nicht umgsehen. Das Kuriosum der Nachricht trieb mich direkt zurück in eure Arme. Wenn die Damen mögen, können wir aber alle gemeinsam zur Garderobe und uns die Mäntel ansehen."
-
Izzy
"Oh, wie aufregend, ein Rätsel! Zeig mal her!"
Auch ich nehme den Zettel genauer unter die Lupe, stelle jedoch rein gar nichts fest, was meine Kumpanen nicht schon bemerkt haben.
"Hm... eine Liebesnachricht sieht jedenfalls anders aus!", lache ich.
"Nein, mir fällt auch nichts weiter auf. Nur eine kleine Richtigstellung Knox: Ich habe hier heute zwei Damen gesehen - beide hinterm Tresen. Aber von denen wird wohl keine einen Zettel in einen wildfremden Mantel stecken, oder?"
-
Patrick überlegt angestrengt, aber so richtig scheint ihm nichts einzufallen, woher er das spezielle Design kennen könnte.
Die Büchereien der Stadt nutzen meist eher sachliche, dezente Ausschmückungen. Diese hier nehmen fast ein Viertel des Blattes ein und ist sehr geschwungen und verspielt. Es wirkt sehr modern...
-
Patrick
"Und was willst du dem Bobby sagen, Knox? Daß eine unbekannte Frau deinem ehemaligen Schulkameraden eine merkwürdige Nachricht vermutlich irrtümlich zugesteckt hat? Ich glaube, du überschätzt die Met ein wenig", platzt es recht heftig aus Patrick heraus, der deutlich unter Adrenalin steht, bevor er sich typisch in Details verzettelt: "Wäre das übehaupt ein Fall für die Met? Wir sind doch nicht in der City, oder?"
"Egal. Sich um den alten Dummkopf zu kümmern, klingt für mich nicht so, als wolle jemand einem Senioren über die Straße helfen. Da wird ein Mensch bedroht. Das kannst du gerne anders sehen, aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, in so einer Situation einfach zu tun, als wüßte ich von nichts."
-
Knox
Ich verdrehe die Augen und stöhne leicht. “Oh, Jesus. Es ändert sich auch nach einen Jahrzehnt nicht viel.“
Ich verpasse Izzy eine leichte Kopfnuss. “Hörst Du vielleicht auch mal zu? Hmmm?“
“Du erzählst mir ernsthaft, dass Du hier heute zwei Damen hinterm Tresen gesehen hast. Genau DAS habe ich doch gerade erst gesagt. Dass ausser den Zweien keine anderen Frauen hier waren. Ausserdem sind die Bar Damen sicher so einiges, aber bestimmt keine Damen.“
-
Knox
“Na dann. Lasst uns mal kurz die Garderobe in Augenschein nehmen.“
Dann wende ich mich leicht verschwörerisch Bart zu. “Ist sonst noch etwas? Fehlt vielleicht etwas aus Deinen Manteltaschen? Schau gleich mal nach.“
“Der Termin für das Treffen ist seltsam genau. Zu genau. '11.15 Uhr.' und 'Pünktlich'. Warum? Weshalb nicht um 11.00 Uhr? Weshalb ist die exakte Uhrzeit um 11.15 Uhr so wichtig? Vorausgesetzt es ist heute Abend gemeint und nicht morgen früh.“
-
Knox
“Ausserdem wurde die Nachricht so übermittelt, dass die Wahrscheinlichkeit gross gewesen ist, dass Du sie übersiehst und zu spät lesen würdest.“
“Warum wurde Dir die Nachricht also nicht durch einen zufälligen, bezahlten Laufburschen überbracht?“
“Und noch eins. Welche Apotheke? Der Schreiber geht sicher davon aus, dass das für ihn und Dich ein bekannter Treffpunkt sein würde.“
“Wenn es hier in der Nähe mehrere Apotheken geben sollte, werden wir uns aufteilen müssen, um alle Eventualitäten abdecken zu können.“
Ich klopfe Bart beherzt auf die Schulter. “Das wird sicherlich ein grosser Spass.“
-
Patrick
"Vergiss nicht, daß Bart die Nachtricht wohl unbeabsichtigt erhalten hat. Der eigentlich gedachte Empfänger wartet vielleicht nur darauf, einen Zettel in seiner Manteltasche zu finden. Dann hätte er sie gewiss nicht zu spät gelesen."
Patrick streckt sich, um über Knox' Schulter erkennen zu können, ob sich Jemand an den Mänteln zu schaffen macht, auf der Suche nach einer Notiz. Dabei murmelt er: "Und wenn deine Vermutung stimmt, dann passt 11:15 abends ganz ausgezeichnet. Um 11:00 Uhr ist Sperrstunde, wenn die Dame mit ihrer Kasse fix ist, schafft sie es. Vorausgesetzt die Apotheke befindet sich in der Nähe."
-
Knox
“In meinen Büchern würde ein so verschwörerisches Treffen völlig anders ablaufen.“
Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar.
“Niemand würde so vorgehen. Würde der Empfänger auf eine Nachricht warten, weshalb nicht den Zettel im Vorbeigehen direkt in die Hand geben oder den Treffpunkt ins Ohr flüstern?“
“Weshalb einen Roman schreiben? Weshalb nicht 'Nach der Sperrstunde. Am alten Treffpunkt.'?“
“Und weshalb sollte jemand etwas über 'den alten Dummkopf' schreiben? Würde es nicht reichen, so etwas beim Treffen zu sagen?“
“Wie dem auch sei. Das Ganze stinkt. Vielleicht ist es eine Falle. Vielleicht auch nicht. Aber so, wie die Dinge liegen... wie ich bereits sagte, es wäre sicher besser, wenn wir uns nicht um die ganze Sache kümmern würden. Aber ich bin dabei.“
“Möglicherweise ergibt sich ein neuer Roman daraus. Titel: 'Wie man es besser nicht machen sollte.'“
-
Izzy
"Aua!" Ich halte mir den Kopf.
Stimmt, manche Dinge ändern sich nie... das habe ich schon früher gehasst. Nur weil du es nicht magst korrigiert zu werden.
Mein Blick geht zur zweiten Dame... verzeihung, dem zweiten Mädchen hinter dem Tresen und ruht dort etwas zu lange.
Wer ist heutzutage schon noch eine Dame?
"Du hast ja Recht." Ich reibe mir den Kopf, sage aber nichts weiter.
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Die Garderobe ist zum bersten gefüllt... ebenso wie der Schankraum. Tatsächlich entdeckt ihr in der Nähe noch eine zweite, kleinere Garderobe, auch diese ist komplett belegt.
Eine zweite Jacke in der Art von Bart ist jedoch nicht darunter und es fehlt auch nichts aus seinen Taschen, wie er erleichtert feststellt.
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Bart
"Mhhh, Revolver, Bibel, Yorkshire-Terrier, alles noch da... Mein erster Drang ist alle Mäntel in der Garderobe nach weiteren Botschaften oder Hinweisen zu durchwühlen, aber was soll das bringen?"
"Wie wäre es mit einem Schuss ins Blaue, wir fragen am Tresen nach der nächstgelegenen Apotheke und sehen uns dort einmal um?"
-
Knox
“Das ist eine gute Idee. Fragen wir nach Apotheken in dieser Gegend.“ Ich schaue auf meine Taschenuhr. “Es ist erst viertel Zehn. Uns bleiben also noch zwei Stunden.“
-
Ihr wendet euch wieder Bar zu, wo gerade eine der beiden jungen Frauen bedient und im Akkord an die Gäste ausschenkt.
Als ihr an der Reihe seid, blickt sie euch offen und freundlich lächelnd an.
"Was kann ich für euch tun Jungs? Je noch ein Pint Ale?"
-
Bart
"Nein, vielen lieben Dank. Ich fürchte mein Freund dort drüben..." Bart zeigt auf Izzy, der sich eben noch den Kopf rieb, "... hat sich den Kopf gestoßen und leidet unter Schwindel. Wissen Sie die nächstgelegene Apotheke, wo wir etwas für seine angeprellte Rübe bekommen können?"
.. dabei setzt Bart sein charmantestes Varietelächeln auf.
-
Knox
“Also gut...“ denke ich laut, “...der Sitz der Ehrenwerten Gesellschaft der Londoner Apotheker wird wohl kaum gemeint sein. Aber weshalb eine Apotheke? Egal.“
Ich höre Bart zu, als er die Bar Dame befragt, während diese sich vor Arbeit hinter dem Tresen kaum wehren kann.
Wieder einmal verdrehe ich innerlich die Augen, bleibe dabei äusserlich aber gelassen, und verpasse diesmal Bart eine leichte Kopfnuss. “Wie viel hast Du jetzt getrunken? Jede Apotheke hier in London hat doch bereits seit Stunden geschlossen. Und wir werden sicher niemanden, wegen so einer Lapalie, seiner wohl verdienten Nachtruhe berauben.“
“Ein Droschken Kutscher müsste sicherlich genau mit der Umgebung hier verstaut sein. Wir brauchen einen Kutscher.“
-
Timothy
"Ich hätte ja gesagt: vielleicht braucht unsere schwarze Witwe etwas aus der Apotheke, um den besagten Mann loszuwerden. So gehört sich das doch für einen Kriminalfall, oder?"
"Aber dann müsste sie, oder derjenige, dem der Zettel galt, wohl auch in die Apotheke einbrechen. Das wäre eine Menge Lärm für ein geheimes Treffen."
-
Patrick
Etwas fassungslos sieht Patrick, daß Knox nun auch gegen Bart handgreiflich wird und wundert sich, daß der sich die Behandlung genauso gefallen lässt, wie Izzy.
Wo hat er sich das denn angewöhnt? Kann mich nicht erinnern, daß er das früher auch schon gemacht hat. Wenn er mich anfasst, gibt es Stunk, soviel ist sicher.
Patrick legt ein paar Münzen auf den Tresen, schnappt seine Unterlagen sowie seinen Mantel und stürmt mit energischen Schritten zur Tür. Einen Droschkenkutscher braucht er nicht. Während seiner Zeit als Journalist hat er die Straßen Londons ziemlich gut kennengelernt. An der Tür dreht sich Patrick dann doch nochmal um, als ihn ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend überkommt.
"Timothy, kommst du mit?"
Irgendetwas sagt Patrick, daß er sich in Begleitung des Preisboxers sicherer fühlen würde.
-
Timothy
"Klar, bin dabei", antworte ich gut gelaunt. Ich habe ja ohnehin schon einen schlecht ausgeprägten Sinn für Vorsicht - und den Rest hat mittlerweile der Alkohol auch noch erledigt.
-
Barts
rechte Hand beginnt leicht zu zittern, für einen Augenblick steht ihm in die Augen geschrieben, dass er an einem anderen Ort ist, dann zischt er Knox leise zu:
"Fass mich nochmal so an und ich sorge dafür, dass du lernen musst mit den Füßen zu schreiben."
Schließlich fasst er sich wieder und richtet seine Haare.
-
Knox
Ich bleibe gelassen und meine Stimme ruhig. “Rede Du keinen Unsinn mehr und Du musst Dir Deine Frisur nicht noch einmal richten.“
-
Bart
Zu sich gekommen, sieht er Knox verständnislos an. "Hast du noch keine Kutsche gerufen?"
Wieder zum Tresen gerichtet.
"Also, wo steckt die nächste Apotheke?"
-
Die Frau hinterm Tresen verfolgt das Schauspiel stillschweigend.
Dann sagt sie:
"Ich würde die Herren doch bitten das draußen zu klären. Die nächste Apotheke ist etwa eine Viertelmeile die Straße runter. Aber wie Euer Kumpan schon sagte, die werden schon geschlossen haben."
Von rechts ruft jemand: "Anna Maria, noch eins bitte!"
"Die Herren entschuldigen mich..."
-
Knox
Ich tippe den alten Freunden auf die Schultern. “Ich mache dann mal eine kleine Kutschfahrt, Freunde.“
Ich schaue auf meine Taschenuhr. “Sagen wir, wir teffen uns hier im Pub um 10 Uhr wieder? In Ordnung? Wir haben dann jetzt noch knapp 40 Minuten, um alles Nötige zu recherchieren.“
Bevor ich gehe, hinterlasse ich an der Theke noch eine Nachricht für Holmes und Dr. Watson, dass sie nicht auf mich warten und nachhause gehen sollen.
-
Knox
Nachdem drinnen alles besprochen und geregelt wurde, verlasse ich den Pub und wende mich draussen einer der Droschken zu, die so häufig zu dieser Zeit vor den Kneipen auf Kundschaft warten.
“N'Abend.“
“Kutscher, fahre er mich zu allen Apotheken in der Nähe, die nicht viel weiter als 15 bis 20 Minuten Fussmarsch entfernt von hier liegen.“
“Fahre er! Es ist ohne Belang, dass die Apotheken geschlossen haben.“
Während der Fahrt mache ich mir ein paar Notizen und fertige dazu noch eine Zeichnung über die Lage der Apotheken an.
-
Patrick
"Die nächste Apotheke ist nicht wirklich weit. Die Straße runter, die Zweite rechts ab und dann noch ein Stückchen", erklärt Patrick, als ob Timothy den Weg nicht selbst wüßte. "Gegenüber liegt eine schmale Gasse. Deren Dunkelheit können wir nutzen, um uns zu verstecken."
Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: "Es ist nicht so, daß ich darin Erfahrung hätte. Aber als Journalist muss man gelegentlich Personen geradezu auflauern, um eine Aussage zu bekommen. Für die Story, verstehst du? Wenn du als freier Journalist eine Story verkaufen willst, dann brauchst du Etwas, was die Auflage steigert. Sonst zeigen dir die Chefredakteure und Verleger die kalte Schulter."
"Sag mal", beginnt Patrick vorsichtig, "Kurz bevor ich nach Kairo gegangen bin gab es in der Presse Gerüchte über abgesprochene Kämpfe und Wettbetrügereien. Ich habe da nicht dran geglaubt und einen Artikel mit einer Gegendarstellung in der Times platzieren können. Du weißt ja, ich habe eine echte Schwäche für den Sport. Aber mal ganz unter uns, war da was dran?"
-
Bart
trottet an der Seite von Patrick und Timothy. Das Thema interessiert auch ihn.
-
Knox
Der Kutscher sieht dich an, nickt dir zu.
"Aye, Gov'ner! Die hier zählt auch?"
Er nickt mit dem Kopf die Straße runter, und als du seiner Bewegung folgst, siehst du, dass direkt neben der Kneipe, die ein Eckhaus ist, eine Apotheke steht. Zwischen der Apotheke und dem King's Head ist lediglich ein mit einem Tor verschlossener Durchgang, der wahrscheinlich zum Hinterhof führt.
An der Tür hängt in großen Lettern ein Schild: Wegen Umbau geschlossen.
-
Der Rest der Gruppe macht sich ebenfalls auf, das King's Head zu verlassen.
Patricks Wegbeschreibung folgend wendet ihr euch rechts, ihr geht ein paar Schritte, dann fällt es auch euch auf.
Ihr steht unmittelbar vor einer Apotheke - die zwar geschlossen hat und scheinbar auch derzeit nicht für normale Kundschaft geöffnet ist, aber es ist eine Apotheke.
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Patrick und Timothy, euch ist darüber hinaus die nächstgelegene derzeit besetzte Apotheke bekannt - wie schon von Patrick beschrieben.
Die Beschreibung der Bardame ist zwar auch zutreffend, allerdings ist die von Patrick beschriebene Apotheke etwas näher...
Diese hier hat vor ein paar Tagen aufgrund eines Wasserschadens - das Dach ist nicht mehr ganz dicht und ein Sturm vor drei Nächten hat Teile des Daches abgedeckt - zunächst die Privaträume des Apothekers und schließlich auch die Apotheke selbst unter Wasser gesetzt.
Seither laufen die Reparaturen.
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Timothy
"Hmm... sogar in Kairo hat man davon gehört". Ich halte Patrick kurz am Arm fest und schaue ihn ernst an: "Ich kann mich darauf verlassen, dass Du meinen Namen in diesem Zusammenhang nicht erwähnst, oder?"
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Knox
Ich kratze mich am Kopf und wundere mich sehr, dass mir das Gebäude bei der Ankunft mal ganz und gar nicht aufgefallen ist.
Das wird dann sicherlich der angedachte Treffpunkt sein.
“Vielen Dank für den Hinweis. Sehr aufmerksam.“ Ich steige wieder aus der Droschke und bezahle den Mann in Höhe der etwaigen Fahrt.
“Er hat mir weitergeholfen.“
Die Anderen haben die Apotheke auch 'gefunden' und somit geselle ich mich zu ihnen.
“Manchmal übersieht man das Offensichtliche.“ sage ich beiläufig.
“Und jetzt? Warten wir hier? Gehen wir wieder in den Pub? Oder gibt es sonst noch etwas Beachtenswertes?“
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Patrick
"Von mir erfährt niemand ein Sterbenswörtchen. Ehrensache", beeilt sich Patrick zu versichern. "Ich frage aus reiner Neugierde, nicht beruflich."
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Timothy
Ich nicke. "Also gut. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du ja schon davon gehört - es gab einen ziemlich Aufriss als Jem Mace, nachdem er sich den Schwergewichtstitel von Goss geholt hat, eine Herausforderung von O'Baldwin angenommen hat. Die Met hat Mace dann hochgenommen und es hieß offiziell, dass er nicht nach den Queensberry-Regeln kämpfen wollte. Unter der Hand haben mir aber ein paar Leute erzählt, dass das eigentlich ein Fehlschlag bei der Met war. Es hieß, sie hätten Indizien dafür gehabt, dass die Forty Elephants ein illegales Wettgeschäft hochgezogen und Mace Geld dafür angeboten hatten, dass er in der 11. Runde k.o. geht.
Die Met wollte Mace wohl dazu bringen auszusagen. Hat er wohl nicht gemacht. Er musste dann unter Eid beschwören, dass er nicht mehr kämpft.
Keine Ahnung, ob an den Gerüchten wirklich was dran war. Aber er ist dann nach Amerika gegangen, weil es dort keinen kümmert, was hier im Königreich passiert."
Bevor Patrick die Chance hat weitere Fragen zu stellen, blicke ich kurz irritiert und frage ihn: "Ist dass da hinten Knox? Der ist doch getrennt von uns losgegangen?"
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Knox
Mit einer Hand auf die verlassene Apotheke deutend. “Wie wollen wir vorgehen?“
“Soll Bart hier alleine warten, oder sollen wir mit ihm gemeinsam als Gruppe herum stehen? Vielleicht doch lieber als Gruppe, aber separat von Bart?“
“Bart ist sicher Manns genug, um alleine klar zu kommen. Gefahrvoll scheint das Treffen nicht werden zu wollen. Notfalls borge ich ihm auch meinen Spazierstock - nur für alle Fälle.“
“Wie ist der Plan?“
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Izzy
Ich kratze mich am Kopf...
"Sollte Bart denn überhaupt hier herumstehen? Ich meine, er sagt ja, der Brief sei nicht an ihn gewesen... Gewinnen oder verlieren wir irgendetwas, wenn wir einfach nur beobachten?"
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Knox
"Wenn wir alles nur beobachten wollen, wird die Person sicherlich wieder gehen und wir wissen nicht, was los ist."
"Ich denke, dass Bart dort schon auftauchen und warten sollte. Sonst könnten wir es auch gleich lassen, oder?"
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Patrick
Patrick blickt Timothy einen Moment mit offensichtilicher Entäuschung an. Ein heftiges Dementi wäre ihm viel lieber gewesen.
"Verdammt! Müssen denn immer die falschen Gerüchte stimmen", schießt es ihm durch den Kopf. Nachdem er alle Überraschungssiege der letzten Jahre nochmal durchgegangen ist, zuckt Patrick resigniert mit den Schultern und wendet sich der Gegenwart zu.
"Wir können uns erstmal verstecken. Aber wenn wir gesehen haben, wer zu dem mysteriösen Treffen erscheint, werden wir in der Tat nicht mehr herausfinden, wenn wir nicht mit der Person sprechen. Daher wirst du wohl nicht umhin kommen, dich zu zeigen, Bart."
Patrick schaut sich einen Augenblick um, bevor er fortfährt: "Zwei von uns könnten sich in der Gasse verstecken und einer in dem Toreingang dort drüben. Wenn sich einer am Pub unauffällig hinter die Person klemmt, die sich in Richtung der Apotheke bewegt, hätten wir sie praktisch umzingelt. Traut sich das jemand?"
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Bart
"Wenn ihr meint das es sinnvoll ist. Ich stelle mich also hier hin und ihr? Ihr schlagt euch ins Unterholz und knobelt einen Hinterhalt aus?"
Bart stellt sch an den Treffpunkt und stopft seine zweite Pfeife, während er den anderen zusieht.
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Knox
"Viel können wir anderen eh nicht machen, ausser abwarten und Tee trinken."
"Egal, ob es nun ein Versehen war, oder nicht. Du bist der Adressat, Bart."
"Aber bevor Du irgendwann anfängst zu bluten, solltest Du rechtzeitig um Hilfe rufen. Dann kommen wir. Natürlich nur, wenn Du mit 'dem Mädchen' alleine nicht fertig wirst."
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Nachdem der grobe Schlachtplan erstellt ist, seht ihr euch um. Es gibt hier einige gute Verstecke, aber je nachdem von wo die Dame kommt, die ihr erwartet, hat man eine bessere oder eine schlechtere Übersicht.
Der Pub liegt, wie bereits erwähnt, an einer Kreuzung, Ecke Oxford und Regent Street. In der Regent Street befindet sich rechts vom Pub ein Gemüsehändler, der um diese Zeit bereits geschlossen hat. Da dessen Eingang jedoch, wie fast alle Eingänge in der Umgebung, leicht nach innen gesetzt ist, hat man von hier aus einen guten Blick auf die Regent Street - allerdings ist die Oxford Street und damit auch der Eingang zum King's Head nicht einsehbar.
Die Apotheke liegt links vom Pub in der Oxford Street. Da sowohl der Eingang des Pubs aufgrund der hohen Frequentierung als auch der Eingang der Apotheke selbst als Verstecke ausscheiden, bleiben noch folgende Möglichkeiten:
Der Hinterhof - wie schon erwähnt befindet sich zwischen Apotheke und Pub ein Tor, das offenbar zu einem Hinterhof führt. Von hier aus könnte man eventuelle Gespräche zumindest gut belauschen, und wenn man das Tor nicht ganz schließt hat man auch Sicht auf den Bereich vor der Apotheke...
Gegenüber - In der Oxford Street gibt es gegenüber dem Pub eine Reihe dreistöckiger Häuser, die genügend Gelegenheiten für eine versteckte Beobachtung bieten - sei es, weil man sich "nachbarschaftlich" auf der Treppe unterhält oder etwas weiter entfernt den Schutz der tiefer liegenden Eingänge benutzt.
Wie wollt ihr vorgehen?
[gelöscht durch Administrator]
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Patrick
"Ab in die Büsche", gibt Patrick kurz von sich und verschwindet dann zügig hinter dem Tor zum Hinterhof. Tatsächlich gelingt es ihm sich erstaunlich gut zu verstecken.
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Knox
Als ich sehe, dass mein französischer Begleiter mit Holmes wieder zurück kommt, nehme ich Dr. Watson die Leine meiner Bulldogge aus der Hand und gehe mit beiden noch ein wenig spazieren, um schliesslich Watson heim zu schicken, damit er unser Nachtmahl vorbereiten möge.
Ich weise den Doktor an, etwas üppiger als gewöhnlich für Essen und Trinken zu planen und auch noch die Gästezimmer zu richten, da ich noch nicht weiss, ob mich meine Schulfreunde vielleicht zu mir nach Hause begleiten werden, wenn sich die Dinge womöglich interessant entwickeln.
Danach schlendere ich, mit meinem Hund an der Seite, die Oxford Street und die Regent Street auf und ab, wechsele hin und wieder die Strassenseite, grüsse freundlich andere Passanten während ich versuche, die Apotheke immer im Blick zu behalten und beobachte das mögliche Geschehen bei der Apotheke aber vorzugsweise über die Spiegelung der Schaufenster von der gegenüberliegenden Strassenseite.
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Timothy
"Was?". Einen Moment zu lang grübele ich darüber nach, was für Büsche Patrick wohl meinte, da ist er auch schon weg. Ich folge ihm in den Hinterhof und verstecke mich mehr schlecht als recht in einer Ecke.
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Izzy
"Alles klar, dann... was... äh... wo seid ihr alle hin?"
Etwas verwirrt schaue ich den anderen nach. Gut, immerhin Knox geht einfach nur mit seinem Hund spazieren, immerhin ihn kann ich noch sehen.
Ein gutes Versteck... ein gutes Versteck...
Ich suche den Platz ab, dann schlendere ich ein Stück weit die Straße runter und kauere mich in eine dunkle Ecke, die das Licht der Laternen nicht erreicht.
Wenn sie direkt hier vorbeikommen, hab ich ein Problem, aber sonst sollte das halbwegs sicher sein...
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Ihr wartet eine Weile in euren Verstecken, und die Zeit scheint sich ewig zu ziehen. Immer mal wieder geht jemand in den Pub oder kommt leicht angetrunken heraus, um dann die Straße herunter zu wanken, aber insgesamt scheint es eine eher ruhige Nacht zu sein.
Die Laternen sorgen für eine ausreichende Beleuchtung, wenn auch für eine leicht gruselige Stimmung, und ihr merkt, wie eure Anspannung steigt.
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Pünktlich zur Sperrstunde hört ihr laut die Glocke aus dem Pub läuten, dann dauert es nur noch ein paar Minuten und der Inhalt des King's Head ergießt sich auf die Straße: angeheiterte bis sturzbetrunkene Gentlemen, manche von ihnen kaum noch in der Lage, gerausaus zu gehen, wanken die Straße herunter oder winken eine Droschke herbei, um sich nach Hause zu begeben.
Es dauert nur ein paar Minuten, dann fällt Stille über die Stadt. Die letzten Geräusche der Kutschen verklingen auf dem Pflaster. Ihr seid allein. Zumindest für einen Moment, denn Oxford und Regent Street sind auch zu dieser späten Stunde viel genutzte Straßen, alle paar Minuten kommen andere Gentlemen vorbei, teils allein, teils in Gruppen, wahrscheinlich ebenfalls auf dem Weg nach Hause.
Sie alle passieren allerdings den Pub. Zunächst macht niemand den Anschein, als wäre er für ein Treffen hier.
Drinnen, im King's Head, brennt noch Licht und durch die trüben Scheiben seht ihr, dass die Angestellten damit beginnen Ordnung zu schaffen nach einem langen Tag. Ihr zählt vier, vielleicht fünf Gestalten, die sich noch im Pub befinden.
Es vergehen weitere Minuten, dann kommt von Osten her eine Mietdroschke angefahren. Das Gefährt hält nur einige Meter abseits des Pubs, der Kutscher steigt ab und hilft einer in ein rotes Kleid gekleideten Dame beim Aussteigen.
(https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn%3AANd9GcSZIn9MPsmoKur8NP8wHG4TS34zz1XpayPdrUfsvNzbkWKIqSou)
Soweit ihr es beurteilen könnt, ist sie noch sehr jung, Mitte 20 würdet ihr schätzen, und nachdem die Droschke abgefahren ist, schaut sie sich zunächst um. Da noch ein paar weitere Passanten in der näheren Umgebung unterwegs sind, ruht ihr Blick für einen kurzen Moment auf jedem der sichtbar anwesenden, dann begibt sie sich gemäßigten Schrittes in Richtung des Pubs.
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Aus der anderen Richtung kommt zu diesem Zeitpunkt ein weiterer Passant, ein junger, offensichtlich auf sein Äußeres bedachter und wohlhabender Gentleman, der sich in der anderen Richtung die Straße entlang bewegt.
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Als er die Junge Frau sieht, tippt er sich höflich an den Hut und wünscht, wie zumindest Patrick in seinem Versteck gut hören kann, einen "Guten Abend!"
Die Dame erwidert den "Guten Abend!", mit höflich gesenktem Kopf, dann laufen beide weiter aufeinander zu...
...und biegen beide gedankenverloren zum Eingang des King's Head ab, wodurch sie sie unsanft zusammenstoßen.
Die Dame im roten Kleid, die aufgrund des Zusammenstoßes fast ihr Gleichgewicht verliert, fängt sich als erstes wieder.
Dame: "Oh, entschuldigt bitte, werter Herr... Ich muss auf dem unebenen Pflaster umgeknickt sein, wie ungeschickt von mir!"
Herr: "Ich hoffe Ihnen ist nichts passiert, gnädige Frau."
Dame: "Nein, nein, nur der Schreck. Mir geht es gut, habt Dank!" Ihr scheint die Begegnung ein wenig unangenehm zu sein.
Herr: "Soll ich Sie zu einem Arzt begleiten, nur um sicher zu gehen? Ich kenne einen Arzt, der nicht weit von hier seine Praxis hat."
Dame: "Ich denke, das wird nicht nötig sein. Vielen Dank."
Herr: "Seid Ihr sicher? Es wäre meine Pflicht."
Dame: "Nein, nein..."
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Ein weiterer Passant, ebenfalls ein Gentleman, allerdings deutlich älter als die beiden, der gerade ebenfalls von der Regent Street her in die Oxford Street einbog, unterbricht in diesem Moment das Gespräch der beiden.
"Entschuldigt, die Herrschaften..." In der Art und Weise, wie er spricht, wird klar, dass auch er gerade aus einem Pub gekommen sein muss. Er lallt zwar nicht, doch seine Zunge ist schon etwas schwerer, als sie es gewöhnlich sein sollte.
"Könntet ihr mir helfen? Wie komme ich von hier am schnellsten zur St. Martin's Lane?"
Die beiden angesprochenen stutzen kurz, dann ergreift der erste Gentleman das Wort.
"Guten Abend, Sir. St. Martin's Lane sagt Ihr?"
"Genau..."
"Wendet euch am besten um, die Straße herunter, die dritte links und dann in süd-östlicher Richtung weiter, dann stoßt Ihr direkt darauf."
"Ich danke Ihnen..."
Die Dame lächelt tapfer, der zweite Gentleman macht sich auf den Weg und auch die Dame knickst leicht und wendet sich dann um, in die Richtung, aus der sie gekommen war, Richtung Apotheke.
Der erste Gentleman hingegen dreht sich um, geht zur Eingangstür des Kings Head und drückt die Tür, ohne dass sich etwas tut. Daraufhin blickt er sich kurz um, macht auf dem Absatz kehrt und geht schnellen und selbstverständlichen Schrittes auf das Seitentor zu, hinter dem sich Patrick verbirgt...
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Knox
Ich beobachte das Geschehen interessiert. Weshalb könnte Bart mit in diese Geschichte, was auch immer es damit auf sich hat, involviert worden sein?
Im Prinzip hört sich das alles, was wir wissen, nach einer privaten, familiären Geschichte an.
Vielleicht geht es nur um Liebe, Eifersucht oder Untreue. Vielleicht aber auch um ein geplantes Kapitalverbrechen und Erbschleicherei. Im Prinzip wissen wir rein gar nichts.
Weshalb versucht dieser Mann nach Eintritt der Sperrstunde noch in den Pub zu kommen?
Er müsste es doch besser wissen. Ist er wohlmöglich ein Mann vom Kontinent? Nein, sicherlich nicht. Aber er will dort etwas erledigen. So viel ist sicher.
Es sah mir nicht danach aus, als hätten die Frau und der Mann bei ihrem Zusammenprall etwas miteinander ausgetauscht oder weitergereicht.
Die Frau in Rot scheint aber mit der Angelegenheit zu tun zu haben, da sie sich zum Treffpunkt Apotheke wendet.
Ich denke, wir müssen noch warten.
Und so beobachte ich das kommende Geschehen aufmerksam weiter.
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Bart
beobachtet was sich auf der Straße und am Pub zuträgt und schmaucht seine Pfeife.
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Patrick
Ihn überrascht der anblick der jungen Dame. Ihre Kleidung verrät, daß sie aus gutem Hause ist. Dennoch ist sie nach Einbruch der Nacht und allein auf der Straße unterwegs. Das ist ungewöhnlich.
Patrick belauscht die kurze Konversation, die nicht im Geringsten nach dem verabredeten Treffen klingt, das er vermutet hatte. Als der erste Gentleman auf das Tor zuhält, zieht sich Patrick sofort in eine Ecke des Hinterhofs zurück, um nicht bemerkt zu werden.
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Timothy
Aus meinem Versteck kann ich praktisch nichts sehen, aber zumindest verstehe ich noch einigermaßen, was die Beteiligten sagen. Einen Sinn ergibt es allerdings nicht für mich. Ich hoffe, dass es den Anderen gelungen ist, einen Blick auf irgendetwas zu erhaschen, dass aufschlussreicher ist als die gesprochenen Worte.
Als ich höre, wie sich Schritte dem Tor nähern, drücke ich mich noch tiefer in meine Ecke. Gleichzeitig mache ich mich schon darauf gefasst, dass es Ärger geben könnte.
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Knox
Eine ganze Weile beobachte ich die junge Frau. Irgendwie sieht sie verloren aus, wie sie bei der Apotheke wartet, so einsam in der Nacht.
Es wäre doch jammerschade, wenn sie heute so allein schlechte Erfahrungen mit schlimmen, betrunkenen Männern machen würde.
Ich bin Junggeselle und... nun ja... sie ist verdammt attraktiv. Ein sehr hübsches Gesicht, gut gebaut und auch noch elegant gekleidet.
Eine Dame von Welt, wie es scheint. Vermutlich aus gutem Hause.
Und vermutlich ist sie ebenfalls glücklich verheiratet oder zumindest verheiratet. "Die Guten sind immer schnell vergeben." schiesst es mir durch den Kopf.
Ich spiele den Gedanken, die junge Dame anzusprechen, einige Male durch. Wie vorgehen, ohne gleich mit der Tür ins Haus fallen?
Aber hatten wir es nicht gerade in trauter Runde unseres Jahrgangs Treffens davon, dass noch jeder von uns unverheiratet sei?
Ich schaue auf Holmes hinunter, der meinem Blick begegnet und vor sich hin hechelt. "Na, alter Knabe? Dann wollen wir mal."
Meinen Gehstock in der rechten Hand, die Leine in der anderen, schlendere ich in Richtung der Dame und mache mich daran, die Strasse zu queren...
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Knox
Ich gehe langsam auf die jungen Dame zu, bis sie mich ansieht und mir leicht verkniffen zulächelt, nachdem ich mir zum Grusse mit dem Spazierstock an den Zylinder getippt habe. "Einen schönen, guten Abend, gnäd'ge Frau." Und gehe langsam weiter.
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Knox
Nachdem ich ein paar Schritte gegangen bin, halte ich inne, drehe ich mich um und spreche die Dame an.
"Er wird nicht kommen!"
"Was?" Aus ihren Gedanken gerissen, blickt sie mich leicht verwirrt an.
"Wie bitte? Was sagten Sie gerade?"
Ich trete näher und stelle mich erst einmal vor. "Gnäd'ge Frau. Erlauben Sie bitte mich vorstellen zu dürfen. Mein Name ist Knox Caldwell Calhoun." Ich nehme den Zylinder herunter und verbeuge mich leicht.
"Ich sagte 'Er wird nicht kommen.'"
Als sie die Stirn runzelt, füge ich hinzu. "Niemand von Format würde eine Dame, wie Sie es sind, zu so einer späten Stunde zu einem Pub bestellen und dann dort warten lassen. Ein Gentleman trifft immer zuerst ein und wartet auf die Ankunft der Dame."
"Darf ich so frei sein und Ihnen meine Unterstützung anbieten?" womit ich ihr meine Karte überreiche, während Holmes sich mit hartem Strahl an einer Laterne erleichtert.
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Patrick wendet sich um, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck auf dem Hinterhof... Erst jetzt nimmt er sich die Zeit, sich einmal genauer umzusehen.
Der Hof, offenbar für Lieferanten des Kings Head und eines benachbarten Geschäfts, einem Gemüseladen gedacht, verläuft L förmig. Überall stehen Kisten herum, die eine Gasse freilassen die gerade breit genug für einen Karren oder eine Kutsche ist.
Die Kisten bieten allerdings auch hervorragend Deckung vor ungewollten Blicken und so gelingt es dir gerade noch rechtzeitig, dich hinter einem Stapel zu verbergen, als der Fremde Mann das Tor öffnet und mit einer Aussttahlung der Selbstverständlichkeit den Weg hinunter schlendert, bis er an einer Tür, offenbar der Lieferanteneingang des Kings Head, ankommt.
Ohne innezuhalten oder sich umzusehen öffnet er die Tür, die offenbar nicht verschlossen ist, und verschwindet im Pub.
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Die Dame nimmt Knox Karte entgegen, wirft einen schnellen Blick darauf und lächelt dann freundlich.
"Herr Calhoun, Sie schmeicheln mir..." Mit gespielter Verschämtheit senkt Sie den Blick, dir fällt aber auf, dass sie dich einmal schnell von oben bis unten mustert und was sie sieht, scheint ihr zu gefallen.
"Aber es gut zu wissen, dass es noch Gentlemen gibt, die eine Dame nicht allein in einer Gasse stehen lassen. Ihr habt Recht, ich war hier verabredet, doch nicht mit einem Gentlemen, wie Ihr annehmt, sondern mit einer guten Freundin, die mich hier abholen wollte. Wie es scheint hat sie mich versetzt."
Sie seufzt und fährt dann fort: "Wäret Ihr so gut mir eine Droschke zu organisieren, dann kann ich zu ihr fahren und mich vergewissern, dass alles in bester Ordnung ist."
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Knox
Die Dame wartet hier also gar nicht auf Bart sondern auf eine Freundin? Nun zumindest behauptet sie das. Aber ob das stimmt? Das Ganze klingt für mich eher fadenscheinig. Vielleicht fühlt sie sich ertappt?
Ich beobachte die Dame eindringlich, aber ohne sie zu kompromittieren.
"Wohl an. Versetzt durch die Freundin? Nachts nach der Sperrstunde? Und das vor einem Pub? Gnäd'ge Frau, ich kann nur sagen, Sie teilen seltsame Gewohnheiten mit Ihrer Freundin."
"Sei wie es wolle. Nach der Sperrstunde machen die meisten Kutscher bekanntlich ihre letzte Fahrt bevor sie Feierabend machen. Ich werde Sie zum nächsten Droschken Stand begleiten, wenn Sie es wünschen."
"Sollten wir dorthin zufällig auf eine freie Droschke treffen, werde ich diese gerne für Sie anhalten."
"Der nächste Stand befindet sich, soweit mir bekannt, am Bahnhof an der Praed Street, gegenüber dem Great Western Hotel."
Ich biete Ihr meinen Arm zum Geleit an. "Wollen wir?"
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Patrick
Sorgfältig hinter dem Kistenstapel versteckt, beobachtet Patrick den Mann, wie er den Hof durchquert und durch die Hintertür verschwindet. Ihm bleibt nicht verborgen, daß die Tür nicht verschlossen war. Kaum ist der Fremde in dem Gebäude verschwunden, kommt Patrick hinter den Kisten hervor. Nachdenkend reibt er sich den flusigen Bart.
Der Mann sah nicht aus wie ein Lieferant oder ein angestellter des Pubs. Es hatte auch nicht danach geklungen, als ob er mit der gut gekleideten Frau verabredet gewesen war. Fand er die falsche Frau vor? Außerdem waren Bart und der Mann, der nach dem Weg gefragt hatte anwesend. Vielleicht hatte er sogar Knox bemerkt. Das wären definitiv zu viele Personen für ein heimliches Treffen gewesen und das könnte ihn dazu gebracht haben, seine Kontaktperson im Pub zu suchen, anstatt auf der Straße auf sie zu warten.
Patrick eilt ein paar Schritte auf Timothy zu und raunt: "Was ist? Wollen wir hinterher?"
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"Sie sind ein wahrer Gentleman, Master Calhoun!", verkündete die Dame etwas zu überschwänglich, als sie Knox Arm ergreift und sich einhakt.
"Sagt, wie weit ist es zu Fuß zum Bahnhof? Es ist ja noch nicht allzuspät nach der Sperrstunde, vielleicht haben wir ja Glück und finden noch eine Droschke, die unterwegs ist."
Sie lässt dich den Weg vorgeben, lächelt dich dabei die ganze Zeit freundlich und aufmerksam an.
Ohne die Schritte zu verlangsamen fügt sie beiläufig hinzu. "Mein Name ist übrigens Ann Sarah Cole. Ms. Cole...", fügt sie vielsagend und charmant lächelnd hinzu hinzu.
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Patrick verlässt den Hinterhof, als er gerade noch Knox mit der fremden Dame um die Ecke schlendern sieht.
Er sieht sich um, entdeckt dann Timothy und gesellt sich zu ihm.
Auch Izzy gesellt ich nach kurzem Zögern zu den beiden.
"Was ist auf dem Hinterhof passiert? Und warum führt Knox eine Frau am Arm? Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen?"
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Knox
"Unser Spaziergang zum Bahnhof wird etwa 20 Minuten dauern, wenn wir vorher keine Droschke für sie anhalten können, gnäd'ge Frau."
"Ich hoffe, dass Ihnen in meiner Gesellschaft nicht langweilig werden wird."
Ich trage nichts wirklich Wertvolles an oder bei mir. Vielleicht bin ich übervorsichtig, aber ich achte sehr darauf, dass die Finger der Dame dort bleiben, wo sie hingehören. So wie meine auch.
Und ich achte darauf, ob uns möglicherweise jemand folgt.
Ob ein Fremder, oder einer meiner Freunde, ist dabei ohne Belang.
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"Oh, ich bin mir sehr sicher, dass ich diesen Spaziergang vollstens genießen kann und dass mir eure Gesellschaft nicht nur die Sicherheit eines starken Mannes sondern darüber hinaus auch Kurzweil bietet, sodass die Zeit vergehen wird wie im Fluge."
Sie lächelt Knox äußerst freundlich an.
"Ich halte Sie doch nicht von irgendetwas wichtigem ab? Ich könnte mir das nicht verzeihen, müsste Ihre Ehefrau auf ihren Gatten warten, nur weil meine Freundin zu schusselig ist einen Termin einzuhalten."
Soweit du es sehen kannst, folgt euch niemand - der Rest deiner Crew, auch wenn sie euch kurz hinterhergeschaut haben, macht sich offenbar daran, den Hinterhof des Pubs zu inspizieren.
Und Ms Cole hält ihre Hände äußerst anständig und zu jedem Zeitpunkt dort, wo sie hingehören.
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Knox
Ich lache kurz leise auf. "Auf mich warten nur das Hausmädchen, die Köchin und mein Butler... mit dem Nachtmahl."
"Ich hatte noch nicht das Glück, die richtige Dame zu ehelichen. Es ist nicht so, dass ich die liebende Hand einer Frau nicht zu schätzen wüsste."
"Dennoch, ich fühle mich momentan als Junggeselle recht wohl. Ausserdem bin ich häufig auf Reisen in England, auf dem Kontinent und mitunter in Indien."
"Ich möchte meiner Angetrauten weder zumuten, Wochen oder Monate meiner Rückkehr zu harren, noch möchte ich so lange auf Ihre Gesellschaft verzichten müssen. Verstehen Sie? Auch möchte ich nicht, dass meine Zukünftige selbst die Beschwerlichkeiten der Reisen auf sich zu nehmen hat, nur um mich zu begleiten. Das möchte ich niemanden zumuten. Sie wissen, was ich meine?"
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Timothy
Ich nicke Patrick zu und ein erwartungsvoller Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. "Also los, dem zwielichtigen Gesellen hinterher. Könnte ja jeder kommen und hier einfach nachts über den Hintereingang in diesen schönen Pub einsteigen."
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Bart
besieht sich die Lage. Knox, bei der Dame eingehakt, sieht versorgt aus. Also schließt er sich dem Rest der Truppe an.
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Ms Cole hört Knox aufmerksam zu, und er hat den Eindruck, dass sie sich nach seiner Erklärung etwas enger an ihm hält.
Mit einem schüchternen Augenaufschlag sieht sie ihn direkt an und fragt: "Ich verstehe sehr gut, was Sie meinen, und es ehrt Sie sehr, dass Ihren Lebensstil niemandem aufzwingen wollen. Ich denke, solche Nachsicht ist in der heutigen Zeit sehr selten geworden. Aber was wäre, wenn Ihre Angetraute es selbst genießen würde zu reisen?"
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Der Rest der Gruppe macht sich auf den Weg zum Hintereingang.
Vor der Tür bleibt ihr kurz stehen, um euch zu vergewissern, dass euch auch niemand sieht, aber der Hinterhof ist verlassen und die Lichter der anderen Gebäude sind längst erloschen.
Also wagt ihr es und öffnet leise die Tür.
Sofort schlägt euch die warme Luft des Pubs und der Duft von Alkoholika entgegen.
Ihr steht in einem Flur.
Zu eurer Linke befindet sich eine Wendeltreppe, die nach oben führt, dahinter, ebenfalls linksseitig von euch, eine Tür.
Rechtsseitig befinden sich zwei Türen, gekennzeichnet als die Örtlichkeiten des Pubs und geradezu am Ende des Flurs befindet sich eine weitere Tür, die offenbar zum Schankraum zu führen scheint.
Und ihr vernehmt Stimmen.
Eine dunkle, männliche Stimme klingt gut vernehmbar durch die Tür.
"Ich danke euch, dass ihr euch alle eingefunden habt. Ich habe eine Ankündigung zu machen, die die gesamte Familie betrifft, und ich habe es mir nicht leicht gemacht, aber ich denke, ihr werdet zufrieden sein.
Nun, genau genommen sind es mehrere Ankündigungen..."
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Knox
Mit einem Lächeln antworte ich. "Sollte ich auf eine charmante, junge Dame treffen, die abenteuerlustig ist, mit der man Pferde stehlen kann und die auch gerne reist, dann würde ich ihr den Hof machen und wohlmöglich um ihre Hand anhalten. Aus einem guten Stall zu stammen, wäre nicht hinderlich aber auch nicht nötig."
"Doch wo trifft man eine solche Frau?"
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Ms Cole lächelt zufrieden.
"Es klingt für mich jedenfalls nicht so, als wenn Ihre Ansprüche irgendwie unangemessen wären."
Sie geht ein paar Schritte.
"Zumindest auf einer normalen Gesellschaft wird man einer solchen Frau wohl eher nicht begegnen. Oder man würde sie übersehen. Aber wer weiß... Glauben Sie an Schicksal? Vielleicht läuft Sie Ihnen ja eines Abends über den Weg, einfach so..."
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Bart
wartet in der Diele und lauscht. Es macht ihm nichts aus, die Nase in die Angelegenheiten anderer zu stecken. Vieles von seinem Schamgefühl hat er vor Jahren eingebüßt, als er es sich nicht mehr leisten konnte.
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Knox
"Bei einer normalen gesellschaftlichen Zusammenkunft wird man einer solchen Dame eher nicht begegnen. Da haben Sie Recht."
Die junge Frau ist ziemlich keck, unkonventionell und direkt. Das gefällt mir.
"Sie würden sich für so ein Leben begeistern können?" frage ich fast ein wenig beiläufig.
"Sie kennen mich doch gar nicht. Aber es würde mir in der Tat gefallen, Sie etwas besser kennenzulernen."
"Aber zuerst einmal sollte ich Ihrer Familie meine Aufwartung machen, mich vorstellen und Euren Vater bitten, Euch ausführen zu dürfen."
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Die männliche Stimme fährt fort:
"Wie ihr wisst, bin ich kein Mann vieler Worte. Deswegen werde ich es kurz machen. Thomas, Pete, danke dass ihr extra hergekommen seid.
Zunächst: Es ist mir vielleicht schwerer gefallen, als es sollte, und es hat gedauert, bis ich mich dazu entschlossen habe, aber ich möchte Charlotte und Pete hier meinen Segen geben und willige hiermit in ihre Ehe ein. Pete hat um Charlottes angehalten. Jetzt und hiermit ist es beschlossene Sache."
Einen Moment herrscht seltsames Schweigen.
Dann hört man eine zweite, deutlich jüngere männliche Stimme: "Das ist ja großartig!"
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Ms Cole läuft ein paar Schritte, ehe sie antwortet.
"Ich kenne Sie nicht, das ist richtig, und Sie kennen mich nicht." Dann blickt sie Knox wieder direkt an. "Aber das ist ja nichts, das man nicht ändern könnte." Sie lächelt freundlich.
"Ein Leben unterwegs... ja, das könnte mich in der Tat begeistern. Ich komme vom Lande, müssen Sie wissen, bin nur auf Reisen in London und werde voraussichtlich nächste Woche wieder abreisen, gen Westen aufs Land."
"Sie können meinem Vater gern einen Brief schreiben, ich gebe Ihnen gern die Adresse", sagt sie, und es klingt ebenso beiläufig wie Knox Kommentar.
Eine Mietdroschke passiert die Straße vor euch.
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Knox
"Miss Cole, so laufen Sie doch nicht so schnell weg, wenn Sie mich doch eigentlich näher kennenlernen möchten."
Ich erwiedere ihr freundliches Lächeln und schaue der Droschke nach, wie diese die Strasse passiert. Ich warte noch einen Augenblick "So ein Pech. Gerade haben wir Ihre Droschke verpasst."
"Sie müssen also noch etwas Zeit in meiner Gesellschaft verbringen."
"Ganz nebenbei. Ihre Freundin. Machen Sie sich gar keine Sorgen um sie? Nicht, dass ihr etwas zugestossen ist. Hätten wir nicht noch eine kleine Weile warten müssen? Nur für alle Fälle. Immerhin ist es schon spät. Wird sie Sie nicht vermissen, sollte sie noch auftauchen?"
"Und nennen Sie mich ruhig neugierig, doch als Schriftsteller gehört Neugier zu meinem Beruf... Weshalb verabreden sich zwei junge Damen zu einem Treffen vor einem Pub, nach Eintritt der Sperrstunde?"
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Patrick
Als er durch die Hintertür hinein geschlichen war, hatte sich Patrick fast ein wenig wie ein Detektiv gefühlt. So ein wenig wie sein Romanheld Edward Cunning. Nur das Edward dabei natürlich keine schweißfeuchten Hände gehabt hätte. Und sein Herz hätte nicht so laut gehämmert.
Jetzt, als er die sehr privaten Worte hört, fühlt sich Patrick völlig fehl am Platz und irgendwie schmutzig. Zweifelnd blickt er seine Kameraden an.
"Ich glaube, wir sind hier... äh... falsch", flüstert er mit unsicherem Ton in der Stimme.
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"Oh, keine Sorge Mr. Calhoun, ich werde Ihnen schon nicht weglaufen." Sie lacht hell auf, wirkt fast wie ein junges Mädchen im Sommer.
"Dann hat es wohl nicht sollen sein", grinst sie verschmitzt, als sie die Droschke fahren sieht, und hakt sich wieder bei Knox ein. "Aber Sie haben Recht, so haben wir Gelegenheit uns noch ein wenig besser kennenzulernen. Das freut mich."
Ihr geht weiter in Richtung Bahnhof.
Als Knox ihre Freundin erwähnt, schwindet das Lächeln für einen Moment auf ihrem Gesicht. "Oh, selbstverständlich mache ich mir Sorgen um Lydia, sonst ist sie doch eine sehr zuverlässige Seele. Wer weiß was geschehen ist..."
"Warten müssen... ein starker, tapferer Gentleman wie Sie es sind, hat da leicht reden, doch als Frau muss ich auch auf den Anstand und meine eigene Sicherheit achten... Nein, nein, Lydia kommt wohl nicht mehr, sie ist sonst sehr sehr pünktlich... was es umso erstaunlicher macht."
"Wir waren ehrlich gesagt verabredet, um uns eine Droschke zu teilen und gemeinsam nach Hause zu fahren. Ich hatte in der Gegend zu tun, sie wohl etwas östlich von hier, und die Regent Street war der nächstgelegene Treffpunkt."
"Insgesamt also gar nichts so aufregendes... ich fürchte ich muss Sie enttäuschen", zwinkert sie dir zu. Also du sagst, dich treibe die Neugier des Schriftstellers, werden ihre Augen allerdings groß: "Ohhh, ein Autor! Etwas, dass ich gelesen haben könnte?"
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Mehrere Stimmen gegen durcheinander, ihr hört Glückwünsche, aber auch vorrangig weibliche Stimmen, die miteinander flüstern. Es vergehen ein paar Minuten, in denen ihr den Eindruck gewinnt, dass dort zum einen eine ganze Hand voll Personen miteinander interagiert, zum anderen, dass die Nachricht der Verlobung nicht von jedem uneingeschränkt positiv aufgenommen wird.
Gerade die Worte einer Frau, aus dem Kontext schließt ihr, es könne sich eigentlich nur um die Braut in spe handeln, hört ihr ein eher zögerliches: "Ich danke Ihnen, Vater... das ist ja eine... Überraschung!?"
Als sich die allgemeine Aufregung etwas gelegt hat, vernehmt ihr wieder die erste, männliche Stimme.
"Die Verkündung der Verlobung möchte ich zudem garnieren mit einem weiteren Geschenk. Wie ihr wahrscheinlich nicht wisst, hat sich mein Schwiegersohn in spe angeboten, einen Sanierungsplan zu erstellen und in das Kings Head zu investieren... wenn ich es ihm überschreibe."
Stille im Raum.
"Da er fortan zur Familie gehört, sehe ich nichts, was dagegen spräche..."
"Ich danke Ihnen vielmals... darf ich Vater sagen?", hört ihr die zweite Männerstimme sagen, doch die erste Männerstimme fährt unbeirrt fort:
"...und damit er und meine Charlotte auch einen Platz zum Wohnen haben, werde ich ihm zudem die Wohnung über dem Kings Head überschreiben..."
"...Dass... dass ist sehr großzügig, Evander, das ist...", stammelt die zweite Männerstimme sichtlich überrascht, während der Rest der Gruppe weiterhin zu schweigen scheint.
"...im Austausch für eine angemessene Leibrente, die im Falle meines vorzeitigen Ablebens auf Anna Maria übergehen und ihr so den Lebensunterhalt sichern soll."
"Was?!" Diese Neuigkeit wiederum scheint die zweite Männerstimme fast zu schockieren, und an dem scharf eingezogenen Atem einiger der anderen Anwesenden merkt ihr, dass sie nicht mit einer solchen Verkündung gerechnet hatten.
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Timothy
"Definitiv nicht am richtigen Ort", flüstere ich zurück und mache eine Kopfbewegung in Richtung Tür - wir wollten ein Verbrechen aufklären und nicht Leute beim Regeln ihrer Erbschaftsangelegenheiten belauschen. Zeit sich leise wieder nach draußen zu begeben.
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Patrick
"Psst! Es wird gerade spannend," zischt Patrick, als er den scharf eingezogenen Atem des jüngeren Mannes hört. Neugierig drückt er ein Ohr an die Tür. Im nächsten Augenblick fragt sich Patrick, ob er noch bei Sinnen ist. Wünscht er sich gerade etwas herbei, um Detektiv spielen zu können oder nimmt das Gespräch tatsächlich eine Wendung?
"Du bist nichts anderes als eine Klatschtante", fährt ihn sein Gewissen an. Doch Patrick reagiert nicht darauf und lauscht sichtlich angestrengt an der Tür, während sich seine Neugier in gedachten Großbuchstaben mit der Bezeichnung "REPORTER" über seinen Anstand hinwegsetzt.
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Knox
"Ich habe bislang nur drei Romane verfasst - Kriminal Romane. 'Nuckel am Haken', 'Reinheit mit Schliff' und 'Gitter ohne Halt'. Nichts, was Sie interessieren würde oder sollte. Der Inhalt ist häufig schockierend und nichts für eine junge Frau wie Sie eine sind. Was soll ich sagen, ich war wegen meiner Romane sogar schon im Gefängnis."
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Die durch den allgemeinen Schock vorherrschende Stille nutzend, fährt dir erste Stimme unbeirrt fort:
"Ich werde mir mit Anna Maria eine neue Bleibe suchen, bis auch sie vermählt werden kann. Die Leibrente wird uns unseren Lebenunterhalt sichern. Und damit komme ich auch schon zu meiner letzten Ankündigung. Ich gedenke Miss Cole, die einige von euch ja schon kennengelernt haben, zu ehelichen."
Ein Sturm der Entrüstung bricht los und es ist schwer einzelne Stimmen zu identifizieren.
Eine weibliche Stimme, die recht nah an der Tür zu stehen scheint, hört ihr sagen: "Vater, sind Sie sicher? Wollen Sie Ihre Entscheidung nicht noch einmal überdenken?"
Eine dritte männliche Stimme hört ihr sagen: "Na, junger Mann, das scheint als hätten Sie das große Los gezogen. Pub, Wohnung und Frau, man bekommt nicht alle Tage gleich drei Geschenke dieser Größe!"
Eine weitere männliche Stimme hört ihr murmeln: "Wie soll ich das nur bezahlen?"
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Die junge Frau überlegt kurz.
"Wenn Sie gleich drei Romane veröffentlicht haben, nehme ich an, sie haben sich gut verkauft... sonst hätte man ja nach dem ersten keinen zweiten angefragt, hab ich Recht? Das bedeutet also", schließt sie ihren Gedankengang ab, "ich habe heute Abend einen erfolgreichen Schriftsteller kennengelernt?"
"Wie aufregend", lächelt sie.
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Knox
"Ich möchte nicht indiskret sein, Miss Cole." Ich versuche möglichst neutral zu bleiben. "Eine attraktive und charmante, junge Frau wie Sie..."
"Weshalb sind Sie noch nicht in festen Händen? Und sagen Sie nicht, dass es Ihnen an interessierten Bewerbern gemangelt hatte. Und Sie scheinen auch nicht die Kate aus Shakespeares 'Widerspenstigen Zähmung' zu sein."
"Leben Sie so weit abseits auf dem Lande, so weit entfernt von jeglichen interessanten Männern, dass sich nie jemand um Sie bemüht hätte?"
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"Sie finden mich charmant?" Sie lächelt schüchtern... oder gespielt schüchtern?
"Ich danke Ihnen für das Kompliment."
"Sie wollen nicht indiskret sein, und dann stellen Sie mir eine solche Frage...?", teased sie dich. "Herr Calhoun, Herr Calhoun, was soll ich dazu sagen?"
Sie seufzt.
"Wenn Sie es wirklich wissen wollen...", sie schaut sich um, ob gerade jemand in der Nähe ist, der euch sieht, dann lehnt sie sich dichter zu dir und flüctert dir ins Ohr: "Es geht wie immer um die Mitgift..."
Dann lächelt sie entschuldigend.
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Knox
"Ich bin der Auffassung, dass die Praxis einer Aussteuer eine überlebte Tradition darstellt, genau wie eine arrangierte Hochzeit. Es sollte doch bei einer Verbindung, wie sie die Ehe darstellt, um die Liebe zweier Menschen gehen. Die romantische Liebe, die, einer edlen Rose gleich, erst spriesst, Knospen treibt, dann erblüht und schliesslich in voller Pracht, frei und ungezwungen, ihre Schönheit und ihren Duft entfaltet."
"Nun ja." Ich schüttele den Kopf. "Ich lasse mich mitunter hinreissen. Das wahre Leben ist anders."
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"Sind Sie gar ein heimlicher Romantiker, Herr Calhoun?", fragt sie Knox.
"Keine Sorge... ich werde es nicht weitersagen..."
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Knox
"Ja. Das behalten Sie besser für sich, sonst leidet noch mein Ruf."
"Sie sagten, sie kämen aus dem Westen, Miss Cole? Aus welcher Gegend stammen Sie?"
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Knox
"Meine Familie stammt aus der Gegend von Bristol, nördlich von Bath. Ich bin dort geboren und aufgewachsen, aber so richtig hat es mich dort nie gehalten... vielleicht habe ich ja auch das Herz einer Entdeckerin in mir, so wie Sie..."
"Jedenfalls hat es mich immer schon nach London gezogen, in die Großstadt, um etwas von der großen weiten Welt mitzubekommen. Deswegen klingt das, was Sie erzählen, auch so... verlockend..."
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Knox
"Hmmm. Bristol also. Nun, so weit entfernt von hier ist das ja nicht und die Bahnstrecke ist gut."
"Wenn Sie sich dazu entschliessen sollten, in London bleiben zu wollen, dann kann ich Ihnen ein eigenes Zimmer im Trakt meines Hauses anbieten. Der Bereich hat einen eigenen Eingang. Das würde Sie also nicht kompromittieren. Sie könnten Ihrer Familie schreiben oder heimfahren und später wiederkommen. Nur ein Vorschlag meinerseits."
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"Mr. Calhoun... ich muss schon sagen, Sie überraschen mich... Machen Sie jeder alleinstehenden Dame am Abend des Kennenlernens solche Angebote?"
Sie grinst kokett und es ist deutlich, dass sie sich sehr bewusst ist, wie unangemessen es wäre ein solches Angebot anzunehmen, zugleich scheint sie aber nicht ablehnend zu sein.
"Vielleicht werde ich es mir überlegen..."
Sie geht gedankenverloren ein paar Schritte. Dann wendet sie sich nochmal zu Knox um.
"Ich glaube dort von den Bahnhof zu sehen, was bedeutet, dass unsere Zweisamkeit bald enden wird. Zumindest für heute Abend... Nachdem wir in den letzten Minuten so viele Indiskretheiten ausgetauscht haben, erlauben Sie mir ein weiteres mal indiskret zu sein?"
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Knox
"Mache ich jeder alleinstehenden Dame am Abend des Kennenlernens solche Angebote?" wiederhole ich Miss Coles Frage und kratze mir die Schläfe.
"Natürlich." sage ich grinsend und lache dann drauf los. "Ich habe bei mir daheim in jedem Zimmer eine junge Dame einquartiert. Es ist ein Jung-Mädchen Pensionat für angehende Schriftstellerinnen. Und je nachdem wo ich hinfahre, nehme ich mal die eine oder andere von ihnen mit."
Ich setze wieder eine neutrale Mine auf. "Ich war zu forsch. Bitte verzeihen Sie, Miss Cole. Ich wollte nur helfen. Selbstverständlich haben Sie eine Bleibe zu der Sie jetzt zurück fahren."
"Und ja. Ich erlaube es, dass Sie mir eine weitere indiskrete Frage stellen."
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Knox lässt die bisherige Interaktion mit Miss Cole noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren... Für Gewöhnlich kann er sich auf seine Menschenkenntnis verlassen, aber so ganz schlau wird er aus der jungen Frau, die hier vor ihm steht, nicht.
Zunächst ist da ihre Angabe, sie sei mit einer Freundin verabredet gewesen - eine Lüge, da ist er sich sicher.
Außerdem wird er den Eindruck nicht los, dass Miss Cole etwas älter und deutlich abgebrühter ist, als sie vorgibt zu sein - die Unschuld vom Lande ist sie jedenfalls nicht.
Auf der anderen Seite gibt es auch vieles, das er ihr abnimmt... ihr Interesse an seiner Person scheint aufrichtig zu sein, die bisherigen leichten Übertretungen der Regeln des Anstands scheint sie zu genießen und auch ihre offensichtlich gespielte Hilfsbedürftigkeit und ihr Anlehnungsbedürfnis sind zwar nicht aufrichtig, aber zeugen vom Versuch eine gewisse Vertrautheit aufzubauen.
Ihre recht offenen Fragen nach seiner Situation und seinem Umfeld machen zwar stutzig, sind aber für eine unverheiratete Frau, die nach eigenen Angaben keine Aussteuer mitbringt, auch nicht ungewöhnlich oder gar verwerflich.
Und dann ist da noch ihre Abenteuerlust, die Knox im ersten Moment für vorgeschoben hielt, von der er aber mittlerweile überzeugt ist, dass sie aufrichtig ist - wenngleich vielleicht nicht unbedingt aufs Reisen bezogen, aber diese Frau ist eine, mit dem man Pferde stehlen könnte.
Vielleicht sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
"Wie gesagt, da gibt es nichts zu verzeihen", sagt sie schließlich, um dann nach einer kurzen Pause fortzufahren: "Würden Sie mich morgen zu sich zum Tee einladen?"
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Im Schankraum des Pubs gehen die Gespräche weiter, teils flüsternd, teils aufgebracht, teils freudig. Es ist schwierig Einzelheiten auszumachen, weil sich die Teilnehmer offenbar in Grüppchen mit wechselnder Besetzung zusammengefunden haben, aber ihr seid euch mittlerweile sicher, dass es mindestens fünf Personen sind, die ihr belauscht:
Der Mann, der die Verkündung vorgetragen hat und der offenbar Evander heißt.
Der Mann, der den Pub überschrieben bekommen und die Tochter Evanders heiraten soll.
Ein dritter, offenbar älterer Mann, der von allen beteiligten Personen am unemotionalsten wirkt.
Sowie zwei Frauen, von denen ihr eine nur sehr sporadisch sprechen hört.
Die Gespräche dauern eine Weile an, dann hört ihr den ersten Mann laut aufrufen:
"Gut, wenn ich es sowieso niemandem hier Recht machen kann, dann gehe ich jetzt halt zu Bett... gute Nacht!"
Und dann hört ihr Schritte, die sich energisch der Tür nähern, an der ihr lauscht.
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Timothy
Ich ziehe Patrick am Ärmel, der noch immer ganz gebannt an der Tür lauscht. Wusste ich doch, dass das hier Ärger gibt!
"Schnell weg!", zische ich leise und bin dann bereits auf dem Weg nach draußen.
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Bart
noch immer die Pfeife im Mund, die ihren aromatischen Geruch im Flur verteilt und zumindest die Spur eines Pfeifenrauchers in der Nase der Bewohner zurücklassen würde, sieht den Freunden bei ihrem Abgang zu. Dann zuckt er mit den Schultern, hebt die Faust und klopft an der Tür zum Schankraum.
Es mag das Bier sein, dass mir nach ein wenig Bummelei endlich zu Kopf steigt oder das weiße Pülverchen, aber sehen wir wohin uns diese Nacht noch führt.
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Mit einem mal herrscht komplette Stille im gesamten Pub, als hätte Barts Klopfen alles zum Erliegen gebracht.
Von der anderen Seite der Tür hört ihr eine der männlichen Stimmen fragen: "Erwarten wir noch jemanden?"
Dann erklingt die erste männliche Stimme:
"Ja, bitte?"
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Bart
setzt sein Lächeln auf, als wäre es der Schild enes Ritter glorreicherer Tage. Die Pfiefe in der Hand, tritt er durch die Tür hinein, zurück in die Schankstube.
"Guten Abend die Herrschaften und Damen. Mein Name lautet Bartleby Kessler und ich bitte um Verzeihung für meinen späten Besuch. Sie werden es mir sicher nachsehen. Draußen sahen meine Busenfreunde und ich jemanden in ihr Haus schleichen und gerieten daraufhin in helle Aufregung, da wir heute noch das Geschehen eines Verbrechens befürchten. Denn wissen sie, ich wurde, wahrscheinlich auf Grund einer Verwechslung, dieser Nachricht hier teilhaftig."
Barts Finger fördern den Zettel mit der Botschaft zu Tage.
"Wenn Sie gestatten, setze ich sie über den Inhalt sogleich in Kenntnis, so das sie verstehen werden, warum mein Erscheinen vor ihnen, aus Sorge und Nächstenliebe geschieht."
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Knox
Nachdenklich nähere ich mich mit Miss Cole dem Bahnhof und der Droschken Station auf dem Vorplatz.
"Zum Tee? Aber sehr gerne doch. Wann? 5 Uhr? Auswärts oder bei mir?" Ich bin von Miss Coles forschen Auftreten etwas überrumpelt, wenn auch positiv.
"Wenn Sie es wünschen, Miss Cole, dann schicke ich Ihnen eine Droschke vorbei, um Sie aus Ihrer Unterkunft abzuholen. Nennen Sie mir nur den Ort, wohin ich diese schicken soll."
Dann helfe ich Miss Cole beim Einsteigen, verabschiede mich und gebe dem Kutscher Geld für die Fahrt.
Nachdem alles geklärt ist, besteige ich eine andere Droschke und gebe dem Kutscher den Auftrag, mich zum Kings Head zurück zu fahren.
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Patrick
Timothy muß nicht fest ziehen, damit Patrick zurück weicht, als sich die Schritte der Tür nähern. Nur zu gerne geht Patrick hinter seinem kräftigeren Kameraden in Deckung. Von dort aus beobachtet er mit Erstaunen, daß Bart an die Tür klopft.
"Bart! Nicht! Nicht so laut... die könnten dich hören", entfährt es ihm noch, doch da ist es bereits zu spät. Bart macht seine Eröffnung, so direkt und selbstverständlich, daß Patrick die Kinnlade herunter klappt.
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Im Schankraum stehen euch, wie ihr schon an den Stimmen vermutet hattet, insgesamt fünf Personen gegenüber, und es bedarf keiner besonders ausgeprägten detektivischen Fähigkeiten um zu erkennen, wem welche Stimme zuzuordnen ist.
Euch am nächsten steht ein Mann in seinen Vierzigern oder frühen Fünfzigern, mit schütterem Haar und ausgeprägtem Schnauzer.
Ihr erkennt ihn sofort: der Barkeeper, der heute Abend hinter dem Tresen gestanden und euch bedient hat.
(https://i.ebayimg.com/images/g/ydsAAOSwrMhcmSap/s-l1600.jpg)
Ihr habt den Abend über zwar nicht mit ihm gesprochen, aber ihr seid euch ziemlich sicher: Das ist der Mann, den ihr hauptsächlich habt sprechen hören, der Mann, der den Pub überschreiben, seine Tochter verheiraten und selbst ebenfalls heiraten möchte. Der Mann namens Evander.
In unmittelbarer Nähe zu Evander steht ein deutlich jüngerer, durchaus auf sein Äußeres bedachter Mann - der Mann, dem ihr durch den Hintereingang in den Pub gefolgt seid.
(https://i.pinimg.com/originals/59/b4/f7/59b4f73b14fabfc740b4d174a92dd672.jpg)
Viel wisst ihr nicht über ihn - aber aus der Zusammenstellung der Gruppe heraus seid ihr euch sicher, das ist der Mann, der die Tochter Evanders heiraten, den Pub übernehmen und Evander eine Leibrente auszahlen soll, denn...
...der letzte anwesende Mann ist eigentlich zu alt, um wirklich als zukünftiger Ehemann in Frage zu kommen - und vor allem ist er zu alt, um ein lohnender Geber einer Leibrente zu sein.
Damit identifiziert ihr ihn als den Mann, der in den Gesprächen am ehesten soetwas wie eine Stimme der vernunft gewesen ist, sowohl gegenüber Evander als auch gegenüber dem jüngeren Mann.
(https://caithnessroots.files.wordpress.com/2014/11/alfred-annett-watermarked.jpg)
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Neben den drei Männern befinden sich noch zwei Frauen im Schankraum, die ihr beide am Abend schon gesehen habt. Beide hatten sich ebenfalls hinter dem Tresen befunden und die Gäste bewirtet.
Eine der beiden, ihr glaubt sie heißt Anna Maria, steht etwas abseits. Sie ist die jüngere der beiden und hatte euch den Weg zur nächstgelegenen Apotheke genannt.
(https://whowerethey.files.wordpress.com/2019/03/spectacles.jpeg)
Die andere steht dicht beim gutaussehenden jungen Mann, offenbar ebenfalls in die Diskussionen involviert... Auch sie ist noch sehr jung, ihr schätzt sie auf um die 20 - eine etwas stämmigere, robustere Frau, die so aussieht als hätte sie einen starken eigenen Willen.
(https://c8.alamy.com/comp/E9KWFJ/victorian-cabinet-card-studio-portrait-of-a-young-woman-from-the-elliot-E9KWFJ.jpg)
Auch sie habt ihr schon heute im Pub gesehen, sie war ebenfalls am Ausschank beteiligt.
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Evander, der Bart am nächsten steht, erholt sich als erster von der Überraschung...
"Äh.. guten Abend werter Herr, Ihr entschudligt, dies ist eine Privatveranstaltung, wir haben geschloss..."
Er bricht im Satz ab, hört sich an, was Bart zu sagen hat.
"Interessant... Und dieser Brief ging fälschlicherweise an Sie, sagten Sie?"
Die Gruppe der Anwesenden versammelt sich um Bart und blickt auf den Zettel.
"Ach, das wird irgendein Streich gewesen sein, ich würde das nicht überbewerten!", sagt die jüngste der Anwesenden.
"Und selbst wenn nicht", fährt Evander fort, "hier ist das King's Head. Die Apotheke ist nebenan, ich denke nicht, dass dies hier irgendetwas mit uns zu tun hat."
Er schiebt dir den Zettel wieder zu.
"Aber ich danke für Ihre Sorge. Kommt doch einfach heute Abend noch einmal vorbei, wenn wir wieder geöffnet haben, vielleicht hat sich bis dahin ja etwas ergeben..."
Einzig die ältere der beiden anwesenden Damen schaut etwas länger auf den Zettel.
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Bart
"Ich bin geneigt ihrer Erklärung zu folgen, doch wissen sie... das Leben hat mich sehr schmerzlich gelehrt auch den kleinen Zeichen Achtung zu schenken, sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und für einen Scherz zu halten. Es freut mich in ihnen allen so aufgeweckte, lebendige Menschen vorzufinden. Dadurch ist es also für mich umso wichtiger, wie bei einer Vermählung zweier zugeneigter Herzen, auch dem Zweifel Raum zu lassen. So bitte ich einen jeden von ihnen, noch einmal in sich zu gehen und sein Gewissen zu befragen, ob auch nur der geringste Anlass besteht, die drohenden Worte dieser Botschaft ernst zu nehmen."
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Allgemeines Kopfschütteln ist die erste Reaktion auf Barts Frage, und Evander, der sich einmal schnell umsieht, kommt zu dem Schluss: "Ihre Sorge ehrt Sie, junger Mann, aber wie Sie sehen gibt es hier keinen Grund sich zu Sorgen. Es ist alles in bester Ordnung."
Patrick jedoch kommen leichte Zweifel an der ganzen Sache... und an der Aufrichtigkeit der Reaktion.
Als Bart von "einer Vermählung zweier zugeneigter Herzen" spricht, fällt ihm auf, dass dem gutaussehenden Bräutigam in spe für einen Moment, nur den Bruchteil einer Sekunde, das Lächeln auf dem Gesicht einfriert.
Auch keine der beiden anwesenden Frauen zeigt eine irgendwie geartete positive Reaktion. Die jüngere der beiden blickt einfach weiterhin steif in die Augen von Bart und hört ihm zu, während die ältere... noch immer auf den Zettel starrt und gar nicht richtig zuzuhören scheint.
Sie scheint in Gedanken versunken - und sie murmelt etwas, mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden.
Doch keinem seiner Kameraden scheinen diese Details aufzufallen... und wer weiß, vielleicht haben sie ja auch gar nichts zu bedeuten...
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Knox
"Fünf Uhr passt perfekt. Schicken Sie gern eine Droschke zu meinem Hotel... und überraschen Sie mich, wo es hingeht."
Sie lächelt, nennt dir den Namen des Hotels und zwinkert dir zu.
Kurz bevor ihre Droschke losfährt, lehnt sie sich noch einmal aus dem Fenster. "Eine gute Nacht, Mr. Calhoun. Träumen Sie süß..."
Dann fährt sie in die Nacht.
Auch für Knox ist schnell eine Droschke gefunden, und es vergehen keine fünf Minuten, dann stehst du wieder vor dem Kings Head. Drinnen ist der Schankraum zu deiner Überraschung noch immer hell erleuchtet... und durch die fenster siehst du, dass deine Freunde offenbar mittlerweile erneut im Pub stehen.
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Knox
Miss Cole gibt mir einige Rätsel auf, sie weckt aber auch mein Interesse.
Dass sie vor dem Pub auf ihre angebliche Freundin wartete, nehme ich ihr nicht ab.
Die Frau ist auf der Flucht; vor ihrem Vater, ihrem Mann oder ihrem Bruder. Was weiss ich denn.
Vermutlich hat sie sich irgend etwas in letzter Minute noch anders überlegt, gekniffen und ich... ich war ihre Möglichkeit zur Flucht, zur Vermeidung, zum Nachdenken - ich höre auch oft auf mein Bauchgefühl und bin selten schlecht damit gefahren.
Diese Frau riecht förmlich nach Ärger und genau das macht es für mich spannend und ungemein interessant.
Sie stammt wohl aus bescheidenen Verhältnissen und die Reise nach London und ihre Kleidung waren sicher nicht billig. Wohlmöglich soll sie schnell unter die Haube und die Familie hat sich das sicher etwas kosten lassen.
Und sie versucht sich gesellschaftlich zu verbessern - was man ihr nicht verdenken kann.
Erneut denke ich an Shakespeares Widerspenstige Zähmung.
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Knox
Als die Droschke nach kurzer, forscher Fahrt durch die Nacht vor dem Kings Head zum Stehen kommt, helfe ich Holmes aus dem Vehikel heraus und bitte den Kutscher hier zu warten. "Warte er hier bis ich zurück bin."
Auf der Strasse ist jetzt kein Mensch mehr und von meinen Freunden ist auch weit und breit niemand mehr zu sehen. Nur zwei räudige Katzen streiten sich lautstark vor der Apotheke.
Doch seltsamerweise brennt im Pub zu dieser Zeit noch immer Licht.
Und durch die schmutzigen Scheiben der Fenster sehe ich die Silhouetten einiger Personen.
Ich nähere mich dem Vordereingang des Pubs, während ich meine Umgebung beobachte, aber nichts Verdächtiges wahrnehme.
Zu meinem Unglück sind die Stimmen drinnen so leise und undeutlich, dass ich kein Wort verstehe. Ich habe keine Ahnung, wo meine Freunde gerade sind - vielleicht sind sie auf der Suche nach mir - und so versuche ich so viel wie möglich herauszufinden.
Innerlich verfluche ich mich, dass ich Watson weggeschickt habe, denn so fehlt mir die Moglichkeit sein Stethoskop zu benutzen.
Doch da fällt mein Blick auf ein leeres Weinglas, das aussen auf dem Fenstersims abgestellt aber nicht weggeräumt worden ist.
'Kein schlechter Ersatz!' denke ich bei mir, halte das Glas an die Scheibe und lege mein Ohr auf das Glas...
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"Kommen Sie einfach morgen wieder, Ihr erstes Ale geht aufs Haus, und dann können Sie und Ihre Freunde", Evander nickt dem Rest der Gruppe zu, der sich im Gang hinter Bart herumdruchst, "sich selbst davon überzeugen, dass hier alles in bester Ordnung ist!"
Er legt Bart einen Arm auf die Schulter und führt ihn mit sanftem Nachdruck zum Hinterausgang, durch den ihr alle in den Pub gekommen wart.
Knox, das Ohr fest ans Glas gepresst, hört derweil die letzten Worte des Mannes, den er der Stimme nach als Wirt des Pubs identifiziert.
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Knox
Ich bekomme von dem Gespräch im Pub nichts mehr mit. Alles ist bereits vorüber und anscheinend gesagt, als ich mich einschalten will. Ich war wohl zu lange unterwegs...
'Die junge Dame. Ich kenne gar nicht ihren Vornamen.' denke ich bei mir.
Ich stelle das Glas weg und gehe nach hinten, um die Freunde in Empfang zu nehmen, nachdem sie durch den Hinterausgang hinaus gefunden haben.
"Ah. Hier seid Ihr alle. Ich hatte mich schon gewundert, wo Ihr alle steckt und hatte gemutmasst, Ihr wärt wohlmöglich auf der Suche nach mir."
Wir gehen gemeinsam die Gasse entlang, vor zur Strasse.
"Freunde. Hatten wir nicht vorhin noch darüber geplauscht, dass wir alle noch Junggesellen seien?"
"Nun, ich habe da vorhin eine junge Dame kennengelernt... hier auf der Strasse."
"Diese junge Dame in Rot, Ihr erinnert Euch, die kurz nach der Sperrstunde hier vor dem Kings Head mit einem Mann zusammen stiess?"
"Sie hat mir eine hahnebücherne Geschichte aufzutischen versucht. Sie meinte, sie würde hier auf eine Freundin warten, war dann aber nur all zu sehr bereit, mit mir an ihrer Seite schnell von hier zu verschwinden, um zur nächsten Droschken Station zu gelangen."
"Sie gab mir ihre Adresse. Sie sagte mir, sie habe sich im Shields & Arms in Northfields, westlich von hier, einquartiert. Ich werde mich morgen erneut mit ihr treffen... zum Tee."
"Ihrer Aussage nach stammt sie aus Bristol. Ihr Name lautet übrigens Miss Cole. Vielleicht... Vielleicht dürft Ihr mir ja gratulieren."
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Timothy
"Unkonventionelle Strategie, mein Freund", kommentiere ich Barts Vorstoß als wir wieder draußen und allein sind. "Hoffen wir mal, dass die Herrschaften nicht all zu nachtragend sind, und uns schnell wieder vergessen haben."
Als Knox zu uns stößt und berichtet, lege ich kurz die Stirn in Falten und schaue dann Patrick und Bart an: "Cole? War nicht von einer Mrs. Cole die Rede, die der alte Herr, dem wohl der Pub gehört, ehelichen wollte?"
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Bart
"Vergessen? Du musst scherzen! Ich bestehe auf unser Bier aufs Haus, wenn wir uns morgen nach dem werten Befinden erkundigen. Es sei denn ihr habt besseres vor oder es passiert noch heute ein Unglück.
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Izzy
"Da bin ich dabei! Ale aufs Haus, wer kann da schon nein sagen?"
"Cole? Ja, stimmt, ich glaube der Name ist gefallen..."
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Timothy
"Hmm ... also entweder hat Mrs. Cole noch eine Schwester, oder unser Knox hat die Bekanntschaft einer Heiratsschwindlerin gemacht."
-
Patrick
"An die Schwester glaube ich nicht", kichert Patrick. Bei der Vorstellung, daß Knox auf ein raffiniertes Frauenzimmer hereingefallen ist, kann sich Patrick nur mit Mühe beherrschen nicht laut loszulachen. Doch dann erinnert er sich an den kurzen Blick, den er auf die Dame werfen konnte und legt seinem Kameraden kumpelhaft die Hand auf die Schulter.
"Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß ihr zwei zusammen passen könntet. Solange ihr euch nur gegenseitig die richtigen Geschichten vorflunkert. Viel Glück bei Mrs. Cole. Vielleicht gelingt es dir beim Tee herauszufinden, ob sie nicht doch auf ein Treffen hier war. Das würde zu ihr passen. Oder meinst du, sie war nachts allein auf der Straße, um deine Bekanntschaft zu machen?"
An den Rest der Jungs gerichtet fährt Patrick fort: "Der alte Herr kann einem fast Leid tun. Erst kommt seine große Rede schlecht bei der Familie an, dann platzt ihm Bart mitten in den Auftritt und Knox spannt ihm auch noch die Zukünftige aus. Wir sollten wirklich morgen wieder hierher kommen und nach dem Rechten sehen, denkt ihr nicht?"
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Timothy
"Könnte den Ärger wert sein", schließe ich mich mit einem verschmitzten Grinsen an.
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Knox
"Nun. Die junge Dame hat sicherlich die Gunst der Stunde genutzt, um mit mir von dort zu verschwinden. Fröhlich und beschwingt war sie nicht gerade, als sie dort auftauchte. Das würde bestimmt keine Heirat aus Liebe werden. Anscheinend, so wie ich sie verstanden habe, bringt sie keine Mitgift mit."
"Wer war eigentlich der schnieke, junge Mann, den ich gesehen habe?"
Ich beschreibe den eleganten Mann kurz.
"Er ging zum Pub, nachdem er mit Miss Cole auf der Strasse zusammen stiess? Habt Ihr den Mann drinnen gesehen? Was spielt der dabei für eine Rolle? Es machte für mich nicht den Eindruck als würden sich die beiden kennen."
-
Izzy
"Ja, der Typ war auch im Pub... wenn ich es richtig verstanden habe, hat er sich mit der Tochter des Kneipenbesitzers verlobt und soll den Pub jetzt übernehmen, dafür aber eine Leibrente an den Alten zahlen. Schien ihm aber nicht so ganz zu gefallen... also die Leibrente."
"Und was Miss Cole betrifft... du kannst ja morgen berichten! Wie wäre es, wenn wir uns einfach morgen um sechs Uhr abends hier wieder treffen und du kommst dann einfach dazu, sobald du mit Miss Cole durch bist, sollte sich das etwas länger ziehen? Und berichtest uns natürlich...!"
Ich zwinkere Knox vielsagend zu...
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Knox
"Wer von Euch nicht in London wohnt und sich z.Zt. in einem Hotel einquartiert hat... ich könnte Euch alle bei mir im Haus unterbringen - es gibt ausreichend Gästezimmer. Das Ganze würde auch nur wenig Arbeit machen und ich hatte Dr Watson bereits vorsorglich beauftragt ein Nachtmahl für mehrere Personen richten zu lassen."
"Es wäre mir eine Freude, Euch bei mir zu haben und Euch bewirten zu dürfen. Dann wären wir alle wieder beieinander... so wie damals."
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Izzy
"Oh, was für eine wunderbare Idee!"
Ich mache fast soetwas wie einen Freudensprung, hüpfe rüber zu Knox und drücke ihn fest an mich. Dann, etwas erschrocken über meine eigene Freude und den EIndruck, den dieser Ausbruch hinterlassen könnte, lasse ich ihn wieder los und mache einen halben Schritt zurück.
"Ich wohne zwar in London, aber wie ihr ja wisst: Keine Familie, keine Verpflichtungen. Da nehm ich dein Angebot gerne an! Wie in alten Zeiten, ach ist das herrlich!"
Ich grinse über das ganze Gesicht!
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Patrick
"Das ist sehr gastfreundlich von dir, aber ich fürchte, ich muss leider ablehnen", erklärt Patrick und verzieht geradezu das Gesicht, als er an das unfertige Manuskript denkt, welches er noch immer unter dem Arm trägt. "Ein paar Seiten muss ich heute noch irgendwie schaffen. Außerdem will ich wach und nüchtern sein, wenn es morgen zurück in den Pub geht."
Nach kurzem Überlegen fällt Patrick auf, was an seinem letzten Satz falsch klingt.
"Ich gehe davon aus, daß wir nicht wegen des Ales hin gehen. Zumindest Morgen nicht."
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Izzy
"Och, komm shcon Patrick!"
Ich schaue meinen Kumpel felehntlich an.
"Die paar Seiten können wir auch zusammen schreiben, Knox hilft dir sicher dabei. Und was das nüchtern bleiben angeht... Knox hat morgen eine Verabredung, wenn ich es richtig mitbekommen habe, da wird er auch halbwegs nüchtern sein wollen..."
Nach kurzen Überlegen füge ich hinzu: "Es sei denn sie sah von nahem aus wie die Bankiers-Tochter, der du damals nachgestellt hast, Knox... dann wäre ein gewisser Alkoholpegel sicherlich von Vorteil."
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Knox
"Dir macht das Ganze eine diebische Freude mich zu triezen, nicht wahr Izzy?"
Ich muss schmunzeln, als ich in das schelmische Gesicht meines Freundes blicke.
"Ophelia. Ja, sie war eher von etwas derber Schönheit. Doch ihr Vater, Mr. Lancaster, besass bzw. besitzt eine Bank, wie Du ja gerade bemerkt hast, und ich brauchte seinerzeit etwas mehr Startkapital."
"Und Izzy. Man muss mitunter Kompromisse machen, selbst wenn es Überwindung kosten sollte. Aber... man sollte, wie es so schön heisst, das Buch nicht nach seinem Einband beurteilen. Und... macht man das Licht aus, dann ist und bleibt eine Frau immer noch eine Frau. Solange man selbst genug Geld besitzt, macht es wenig aus, ob der Ehepartner reich ist oder nicht. Aber Du hast Recht. Irgendwie ist schon gut, dass dieser Kelch an mir vorbeiging."
"Ach. Ich weiss nicht. Das mit dem nüchtern bleiben darf jeder Gast von mir so halten wie es ihm beliebt."
"Man darf den Alkohol nur nicht bedauern, den man Stunden zuvor in sich hinein geschüttet hat, wenn er sich wieder meldet."
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Patrick
"Fängt der gleich an zu kläffen und mit dem Schwanz zu wedeln", wundert sich Patrick über Izzys Verhalten. Eigentlich steht ihm überhaupt nicht der Sinn danach, die Einladung anzunehmen. Knox ist mindestens so anstrengend zu ertragen, wie er unsympathisch ist. Von der ständigen Selbstdarstellung hat Patrick zumindest für diesen Abend mehr als genug. Was mag wohl erst noch kommen, wenn die Gesellschaft bei ihm einquartiert ist. Meine Kutsche, mein Stadthaus, meine Bediensteten...
Aber den Spielverderber will Patrick auch nicht abgeben. Mit fragendem Blick dreht sich Patrick zu Bart und Timothy um.
-
Bart
zuckt mit den Achseln.
"Dann kann sich keiner über das Zuspätkommen eines anderen beschweren. Höchstens übers Bummeln bei der Morgentoilette, wie früher."
-
Timothy
Ich mag Knox, aber nach einer Weile wird er anstrengend, vor allem, wenn ich nüchtern bin. Aber Izzy scheint wirklich ein wenig verzweifelt zu sein. Ich frage mich, ob noch etwas vorgefallen ist, von dem er nicht erzählt hat - früher war er doch so selbstsicher. Ich schaue einen Moment unschlüssig drein und wechsele einen Blick mit Patrick - nachdem es ihm wohl auch nicht anders geht, antworte ich: "Ich muss zumindest noch einen kurzen Abstecher zum Anwesen der Familie machen. Nichts gegen Knox und seine Kleidung, aber ich glaube, er hat doch etwas andere Maße als ich." Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens füge ich noch hinzu: "So spät ist es ja noch nicht. Wir können uns ja in einer guten Stunde in Knox Anwesen treffen."
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Izzy
"Das ist doch eine super Idee, so machen wir es...! Und sollte jemand aufgehalten werden, treffen wir uns einfach morgen um sechs wieder hier. Dann hatte Knox genug Zeit für seine Verabredung und wir alle haben etwas zu besprechen."
Ich strahle über beide Ohren.
"Achja, die Idee etwas Kleidung von zuhause zu holen ist tatsächlich gut", lenke ich dann noch ein.
"Das hätte ich in der Tat im Eifer des Moments vergessen, Tim."
Ich lege einen Arm um Knox Schulter, einen um die von Bart.
"Hach... ganz wie in alten Zeiten", seufze ich.
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Timothy
Wenn wir auseinander gehen, nehme ich den gleichen Weg wie Patrick. Ich warte bis der Rest außer Hörweite ist, dann frage ich ihn:
"Irgendwas stimmt mit Izzy nicht, oder? Keine Ahnung, was da lost ist, aber es wirkt, als stünde er völlig neben sich. Hast Du etwas gehört, ob er sich größere Probleme aufgehalst hat?"
-
Izzy
"Dann ist es abgemacht! Ich freu mich... bis in einer Stunde bei Knox!"
Etwas aufgedreht laufe ich los, in Richtung Heimat. Erst als ich außer Sicht- und Hörweite bin, verlangsame ich meine Schritte etwas und halte die Augen offen nach einer Droschke... nur um den Gedanken gleich wieder zu verwerfen.
Beeil dich lieber, Ismail, dein Weg ist weit und du willst dich nicht allzusehr verspäten. Das zieht nur unangenehme Fragen nach sich... Freu dich lieber, dass du fü ein, zwei Nächte diesem Loch entkommst...
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Patrick
"Den Eindruck habe ich auch", stimmt Patrick zu. "Allerdings habe ich nicht die geringste Ahnung, was mit ihm los ist. Er hat ja nicht gerade viel von sich erzählt."
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Timothy
"Vielleicht hat er sich mit den falschen Leuten eingelassen", sinniere ich, "aber eigentlich war er doch nie ein Spielertyp.". Ich zucke mit den Achseln. Irgendwie kann ich den lustigen, überschwänglichen Izzy meiner Schulzeit nicht mit dem etwas verzweifelt scheinenden Kerl von heute in Einklang bringen. Aber für sowas war ja auch immer Patrick zuständig - ich haue einfach allen auf die Nase, die uns krumm kommen. Erstaunlich, wie weit man mit so einer unzivilisierten Strategie kommt.
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Izzy
Hm. verfluchter Mist. Züge fahren um diese Zeit keine mehr... Beeil dich, Izzy, du wirst sowieso schon sehr spät sein...
Ich beschleunige meine Schritte ein weiteres mal.
Wenn mich jetzt jemand sieht, denkt er, ich laufe vor den Bobbies davon.
Unwillentlich muss ich bei dieser Vorstellung grinsen.
Naja, dann reicht es vielleicht für eine Schlagzeile in einer Tageszeitung, die dann Patrick oder Knox lesen und ihren nächsten Roman darauf aufbauen.
Es dauert eine Ewigkeit, bis ich meine Bleibe erreiche. Leise öffne ich die Tür, husche hinein, greife mir die wichtigsten Habselgkeiten und mache mich auf den Rückweg.
Eine Ausrede, warum es so lange gedauert hat, kann ich mir ja später noch einfallen lassen... jetzt schnell zurück... und dann für die letzte Meile oder so eine Droschke auftreiben. Hoffentlich schlafen die nicht auch schon alle.
Mit über einer Stunde Verspätung fährt meine Droschke endlich vor der Adresse vor, die Knox uns gegeben hat. Ich staune nicht schlecht.
Er hätte es schlechter treffen können, denke ich mir, ehe ich zögerlich ob der nachtschlafenden Zeit läute.
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Und so endet ein ereignisreicher Tag für euch...
Die einen kuscheln sich ins heimische Bett, hängen mit den Gedanken noch ein wenig den Ereignissen des Tages nach, dem Treffen mit den alten Kameraden und den Geschichten, die sie erzählt haben. Die anderen haben Knox Angebot angenommen, lassen den Abend gemeinsam bei ein wenig Wein und Ale ausklingen und gegen dann deutlich angeheitert ins Gästebett, wo sie in einen schweren, tiefen Schlaf fallen.
Der nächste Tag, ein Samstag, beginnt zunächst weitgehend ereignislos und nichts deutet darauf hin, dass er euch, sowohl als Individuen wie auch als Gruppe, für immer verändern wird.
Den Vormittag und Mittag verbringt ihr mehr oder weniger so, wie ihr es immer tut, vielleicht angereichert durch den einen oder anderen Gedanken an die Ereignisse des letzten Abends und die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Ihr erledigt eure Geschäfte, korrespondiert mit Bekannten, Familie oder Kollegen, macht Besorgungen, empfangt gegebenenfalls.
Erst im Laufe des Nachmittags stellt sich dann leichte Nervosität bei euch ein... bei Knox in Erwartung des Wiedersehens mit der mysteriösen Ms. Cole, die, so wie es scheint, mehr als ein Geheimnis mit sich herum trägt und die dennoch so charmant war und einen gewissen Eindruck hinterlassen hat. Bei den anderen aufgrund des Angebots des Wirts im Kings Head, der ein freies Ale und ein Wiedersehen mit den Gefährten verspricht. Und wer weiß... vielleicht löst sich das Mysterium um die seltsame Nachricht ja doch noch auf?
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Wie versprochen schickt Knox eine Droschke zum Hotel Ms Coles, pünktlich, sodass sie trotz des Wochenendverkehrs um fünf bei ihm eintreffen müsste.
Dann widmet er sich seinen Vorbereitungen.
Die Zeit verstreicht... es wird fünf Uhr, und niemand meldet sich an, niemand erscheint.
Nicht einmal die Droschke scheint zurück zu kommen, um Nachricht zu bringen.
Erst, als die Uhr schon halb geschlagen hat und noch weitere zehn Minuten vergangen sind, Knox schon überlegt, ob er zum Kings Head aufbrechen soll, hört er eine Kutsche vorfahren.
Kurze Zeit später meldet der Hausdiener an:
"Ihre Verabredung zum Tee ist eingetroffen, MeSir. Ms. Cole. Wo möchten Sie empfangen?"
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Die Uhr schlägt viertel vor sechs, als ihr euch vor dem Kings Head wiederseht.
Izzy scheint als erster gekommen zu sein, er lehnt an der Wand neben der Eingangstür, beobachtet die Besucher in den Pub strömen und folgt mit dem Blick jeder Droschke, die hält oder langsam genug am Pub vorbei fährt, als würde jemand Anstalten machen auszusteigen.
Timothy ist der nächste der das Kings Head und Izzy erreicht, dicht gefolgt von Patrick. Bart ist der letzte der vier, der eintrifft... auch er überpünktlich.
"Da seid ihr ja!", kommt euch Izzy entgegen.
"Na, bereit die Wahrheit zu erfahren, ob hinter der Nachricht nicht doch mehr steckt als der Wirt glaubt?"
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Patrick
Sein Manuskript hat Patrick heute zuhause auf dem Schreibtisch gelassen. Der sonderbaren Nachricht nachzugehen ist spannender, weshalb er das Manuskript ohnehin nicht unterwegs anrühren wird. Aber als ehemaliger Journalist hat er Notizbuch und Bleistift immer in der Tasche. Es könnte ja etwas Inspirierendes passieren... oder vielleicht gibt es sogar Hinweise.
"Die Herren", grüßt Patrick seine ehemaligen Kameraden, als er das Kings Head erreicht und lüpft seinen Hut. Als auch Bart dazu stößt, drückt er ihm einen kleinen Lederbeutel in die Hand. "Ich habe dir eine Probe von meinem Latakiatabak abgefüllt. Falls du mal probieren willst."
Dann wendet er sich an Izzy: "So bereit, wie es geht. Haben wir denn einen Plan oder stürzen wir uns einfach ins Getümmel?"
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Knox
Als die geheimnisvolle Dame endlich auftaucht, lasse ich mir erst einmal nichts anmerken. Die unwichtigen Personen erscheinen immer pünktlich und warten dann gemeinsam auf jene, die wichtig sind oder sich zumindest dafür halten.
"Herzlich willkommen in meinem Heim. Ich hoffe, dass es Ihren Bedürfnissen entspricht."
"Momentan habe ich bei mir einige ehemalige Kollegen aus der Schulzeit im Haus untergebracht - unser zehnjähriges. Zwischenzeitlich hatten wir uns alle ziemlich aus den Augen verloren und jeder hat sich in eine andere Richtung entwickelt - jeder hat seinen eigenen Weg gemacht."
"Es sind allsamt nette Gesellen, eine lustige Truppe. Jetzt frischen wir unsere Erinnerungen auf und gedenken der alten Zeiten - der guten alten Zeiten, wie man so schön sagt."
"Momentan machen sie die Pubs unsicher, so wie ich die Jungs kenne. Vielleicht kann ich sie Ihnen ja mal vorstellen. Es sind prachtvolle Jungs und ich bin stolz, mich als ihren Freund bezeichnen zu können."
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Bart
macht ein neugieriges Gesicht und eine dankbare Geste seinem Freund gegenüber und beginnt damit seine Pfeife zu stopfen.
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Izzy
"Also ich hab jedenfalls keinen Plan", grinse ich.
"Stürzen wir uns einfach ins Getümmel."
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Geschlossen betretet ihr, fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit, das Kings Head. Drinnen ist es wie schon am Vorabend gut gefüllt, ihr müsst euch durch eine Menge Gäste drängeln, ehe ihr an der Theke ankommt.
"Hat eigentlich einer von euch Knox gesehen?" fragt Izzy beiläufig, als ihr am Tresen ankommt. "Oder ist er noch mit diesem Weibsbild zu Gange?"
Bevor jemand antworten kann, erspät ihr den Wirt, den ihr hier gestern Abend gesprochen und der euch zu einem Ale eingeladen hat. Er sieht ein wenig müde und abgekämpft aus - wie man eben so aussieht nach einem langen uns anstrengenden Tag hinterm Tresen mit vielen Gästen.
Andererseits: So spät ist es noch gar nicht...
Der Wirt erblickt euch und für einen Moment flackert etwas in seinen Augen, mehr als nur ein bloßes Wiedererkennen, ja fast schon soetwas wie ein Hoffnungsschimmer. Schneller als ihr es erwartet hättet kommt er zu euch.
"Die Herren!", begrüßt er euch, "auf euch habe ich gewartet. Ihr seid doch die Schnüffler von gestern Abend", und es klingt mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage. "Ihre Neugier kann mir nun von Nutzen sein, ich brauche Ihre diskrete Hilfe."
Er beugt sich verschwörerisch nach vorn, mitten in eure Mitte, und fügt leiser hinzu, sodass die Umstehenden es nicht hören können: "Meine Tochter wurde heute entführt!"
Dann winkt er euch zu, ihm zu folgen und führt euch durch den euch schon bekannten Hintereingang über eine Treppe in seine Privaträume.
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Ms Cole lächelt höflich, als Knox sie begrüßt.
"Oh, ganz im Gegenteil, Mr Calhoun. Ihre Räumlichkeiten hier wissen durchaus zu beeindrucken, Sie scheinen ein einflussreicher und wohlhabender Gentleman zu sein, wenn Sie so wohnen und sich eine solche Unterkunft leisten können."
Sie schaut sich aufmerksam um, und du glaubst ehrliches Interesse und Neugier in ihrem Blick zu sehen.
"Es würde mich sehr freuen, wenn sich die Gelegenheit böte, dass Sie mir Ihre Freunde einmal vorstellen. Das wäre sicherlich ganz entzückend."
Sie wendet ihre Aufmerksamkeit wieder ganz dir zu.
"Ich hoffe Sie haben gestern noch eine Droschke gefunden, die Sie nach Hause gebracht hat?"
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Patrick
"Bist du etwa eifersüchtig, Izzy", kann Patrick gerade noch seinem Kameraden zuraunen, als der Wirt auch schon bei der Gruppe auftaucht. Bei seinem Anblick merkt Patrick sofort, daß etwas nicht stimmt und ihm vergeht das Scherzen.
Als Evander von der Entführung seiner Tochter spricht, zuckt Patrick zusammen und schaut seine Begleiter sichtlich geschockt an. Seine Beine fühlen sich wie Gummi an und seine Handflächen werden schweißfeucht. Wortlos flogt er dem Wirt, während die Gedanken in seinem Kopf Karussell fahren.
Schnüffler? Diskrete Hilfe? Ist das eine Detektivgeschichte? Nein. Das ist keine Geschichte. Das ist ernst. In welchen Schlamassel bin ich jetzt hinein geraten?
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Evander führt euch in die privaten Gemächer der Familie oberhalb des Pubs und dort direkt durch den Flur in den Salon, der von einem mächtigen Eichentisch mit acht Stühlen dominiert wird. Über dem Tisch hängt ein überdimensionierter Leuchter, der die Blicke auf sich zieht - aber auch schon bessere Zeiten gesehen hat.
Überhaupt wirkt alles so, als würden hier die Hände einer Frau fehlen.
Die Porzellanfiguren, die in zwei großen Eichenschränken mit Glastüren stehen, sind bereits verstaubt, das Sideboard mit Spitzendecke wurde schon eine Weile nicht mehr gewischt und das Klavier in einer Ecke des Raumes hat auch seine besten Tage hinter sich.
Einzig die Raucherecke, in der noch ein paar Tabakreste auf einem Beistelltisch liegen, und die drei Sessel, die zu den Fenstern hin zeigen, scheinen regelmäßig in Benutzung zu sein.
Evander bittet euch, Platz zu nehmen und bietet euch etwas zu rauchen an.
Dann beginnt er.
"Meine Tochter, Anna Maria, ist heute Mittag für Besorgungen in die Stadt gegangen und seither nicht wiedergekommen. Mr. Dougal, einer meiner Angestellten, fand dann vor etwa einer Stunde die folgende Nachricht in der Hauspost."
Evander greift in eine Jackentasche und holt zwei Schreiben hervor - ein offenbar zerknittertes Stück Packpapier und einen säuberlichen Brief auf reich verziertem Briefpapier. Letzteren legt er zur Seite, das zerknitterte Packpaier liest er euch vor:
"Wir haben dein Mädchen!
Pack 100 Pfund in gebrauchten
Scheinen in eine alte Zeitung
und wird sie am Mintag zur
Mittagszeit in den Abfallkorb
vor dem Denkmal an der
Charing Cross Station!
Irgendwelche Tricks oder
Polizei und dein Mädchen
arbeitet das Geld auf dem
Rücken ab!"
Der Brief ist handschriftlich in groben Buchstaben auf grauweißem Packpapier geschrieben. Die Nachricht ruft schlimme Erinnerungen in euch wach. In den letzten Wochen berichteten die Zeitungen mehrmals von Entführungen, bei denen Erpresser drohten junge Frauen an Bordelle zu verkaufen, würde nicht ein Lösegeld gezahlt.
Evander reicht euch den Zettel.
Er sieht am Boden zerstört aus...
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"Nun, was sagen die Herrschaften?"
Evander schaut euch auffordernd an.
"Ich bitte Sie inständig der Sache nachzugehen und meine Tochter zu finden... keine Polizei steht da, von Privatermittlern ist da nicht die Rede. Sie scheinen mir vom Schicksal gesandt..."
Aus seinen Worten spricht Hoffnung... letzte Hoffnung. Und viel, viel Verzweiflung.
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Noch während der Erpresserbrief kreist, stupst Izzy Bart an, der neben ihm steht. Leise genug, dass es nicht unhöflich ist, aber doch laut genug, dass es wahrscheinlich jeder hört, den es interessiert, sagt er:
"Hey, Bart... der Zettel da..." Er deutet auf den Brief im Schoß Evanders. "Ist das nicht das gleiche Papier wie der Zettel, den du gestern in deiner Jackentasche hattest?"
-
Bart
"Das sollten wir prüfen Izzy." Bart holt den Zettel von gestern abend wieder hervor und legt ihn neben die neue Botschaft.
-
Evander schaut einen Moment verdutzt, als ihr euch offensichtlich auch für die zweite Nachricht zu interessieren scheint... dann nimmt er den Brief und steckt ihn behende zurück in die Tasche.
"Das ist eine private Nachricht, nichts das Sie interessieren müsste!"
Ihr habt zwar nur einen kurzen Augenblick, um die beiden Schriftstücke nebeneinander zu sehen, aber es reicht um festzustellen, dass sie definitiv aus der gleichen Quelle stammen. Das Papier hat zwar ein anderes Format, die Ornamentik, die das Papier schmückt, ist aber sehr ähnlich und die Handschrift scheint, wenn auch auf Barts Nachricht etwas in Eile geschrieben, die selbe.
-
Evander richtet sich seine Aufmerksamkeit wieder der Nachricht auf Packpapier zu.
"Ws meinen Sie, meine Herren? Können Sie mir behilflich sein?"
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Knox
Ich biete Miss Cole meine volle Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft. Dabei vermeide ich es, sie im Haus herum zu führen.
Als uns Tee und Gebäck serviert wird, frage ich dann doch nach, weil es mich interessiert.
"Miss Cole, die Droschke, die ich Ihnen schickte... Es dauerte ungewöhnlich lange, bis Sie hier waren. Hatte der Kutscher Mühe, Sie ausfindig zu machen, oder gab es irgendeinen Zwischenfall, der Ihr verspätetes Eintreffen ausgelöst hat? Ich hatte mir bereits etwas Sorgen gemacht."
-
Ms Cole genießt ganz offenbar Knox Gesellschaft, sie ist neugierig, offen und insgesamt eine sehr freundliche, heitere Person.
Auf Knox Frage reagiert sie, wie so oft, zunächst mit einem hellen, mädchenhaften Lachen.
"Mr. Calhoun, eine Dame sollte niemals pünktlich erscheinen! Das würde doch den Eindruck erwecken, sie könne es kaum abwarten..."
Immernoch lächelnd lässt sie ihre Worte wirken und hält aufmerksam Ausschau nach einer Reaktion, ehe sie, etwas ernster, hinzufügt.
"Nein, ich wäre gern eher bei Ihnen gewesen, Mr. Calhoun, das können Sie mir glauben. Allerdings sind gestern in meiner Abwesenheit im Hotel... Dinge vorgefallen, die es notwendig machten, dass ich mir eine neue Bleibe suche. Euer Kutscher musste also einen nicht eingeplanten Umweg fahren... daher die Verzögerung.
Ich hoffe Sie können mir verzeihen.
Doch nun, lassen Sie uns von etwas erfreulicherem sprechen. Erzählen Sie mir doch von Ihren Reisen... ich würde London so gern einmal für ein kleines Abenteuer verlassen..."
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Knox
"Es gibt meinerseits nichts zu verzeihen, Miss Cole. Wenn Sie triftige Gründe hatten, wie sie eben sagten... dann hoffe ich, dass der Kutscher Ihnen etwas zur Hand gehen konnte."
"Ansonsten ist Pünktlichkeit für mich eine Art von Höflichkeit meinen Mitmenschen gegenüber."
"Es gibt zwar die Meinung, dass man auf jene gerne länger wartet, die einem wichtig sind oder auf jene, die sich für wichtig halten. Aber diese Auffassung teile ich nicht."
"Wenn Sie es eilig haben, London bzw. England zu verlassen, dann muss ich sie leider enttäuschen. Die nächsten Wochen werde ich erst einmal hier bleiben. Aber ich könnte Sie diskret irgendwo unterbringen, wo Sie gut aufgehoben und sicher sein werden."
-
"Mr. Calhoun..." Miss Cole scheint ihre folgenden Worte gut abzuwägen.
"Sie haben eine ganz erfrischende Art an sich, die Dinge leicht zu nehmen und auch, vielleicht ohne dass es Ihnen bewusst ist, anderen um Sie herum das Leben zu erleichtern.
Und auch wenn ich riskiere, mich damit weiter aus dem Fenster zu lehnen, als es einer Person meines Geschlechts geziemt, muss ich gestehen, dass ich Ihre Art sehr genieße und schätze."
Sie lächelt etwas schüchtern.
"Tatsächlich plage ich mich seit den frühen Morgenstunden damit, wie ich mit der neuen Situation verfahren soll, und es kam mir schon der Gedanke meine Zelte hier in London abzubrechenu und irgendwo... einen Neuanfang zu wagen. Ich wollte jedoch nichts entscheiden, ehe wir nicht unseren gemeinsamen Tee hatten, auf den ich mich seit gestern Abend freue.
Und nun bieten Sie mir diese Möglichkeit eines, wenngleich zeitlich befristeten Auswegs an...
Mr Calhoun, ich bin in Versuchung!"
Sie lacht wie der Klang von Glocken ob ihres eigenen Wortspiels.
"Allerdings", und in ihren Worten ist nichts von der Besorgnis zu hören, die sie dem Inhalt nach vermittelt, "fürchte ich, Sie könnten in mir eine Bittstellerin, oder schlimmer noch, eine Untermieterin und Möglichkeit für weitere Einnahmen sehen, ginge ich auf Ihr Angebot ein. Und das, werter Herr Calhoun, wäre so gar nicht in meinem Sinne..."
Sie zwinkert Knox verschwörerisch zu und lächelt.
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Knox
"Miss Cole. Sie fallen mir nicht zur Last. Es wäre mir eine Freude, Sie in einem Hotel oder auch hier unterbringen zu dürfen."
Ich schenke uns etwas des Tees nach und betrachte ihre Augen dabei sehr genau.
"Es gibt da allerdings eine Bedingung... denn nichts im Leben kommt bekanntlich gratis und ohne Gegenleistung."
Während ich mit ihr rede, bleibe ich überaus nüchtern, rational und emotionslos. Obwohl ich freundlich und zuvorkommend bleibe, lasse ich mich weder von ihren Koketterien und Schäkereien ablenken noch einlullen.
Ein weiteres Mal betrachte ich Miss Cole sehr aufmerksam und beobachte ihre Reaktion auf das eben Gesagte.
"Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Geschichte zu erzählen. Besonders, was Sie nach London geführt hat und weshalb Sie sich, tatsächlich oder vermeintlich, jetzt in einer so unangenehmen Situation zu befinden scheinen."
"Ach ja, Miss Cole. Wie lautet eigentlich Ihr Vorname?"
-
Patrick
Einen Moment lang schaut Patrick die anderen fragend an und wendet sich dann an Evander.
"Ich denke, wir übernehmen den Fall...", setzt er an, stockt kurz und beginnt von Neuem. "Ich meine, wir helfen zumindest so gut, wie wir können. Nachdem wir gestern überaus neugierig unsere Nasen in Ihre Angelegenheiten gesteckt haben, ist das wohl eine Ehrensache."
Patrick zückt Notizblock und Bleistift und versucht irgendwie professionell auszusehen, als er fortfährt: "Aber um Ihnen helfen zu können, müssen wir im Bilde sein. Das bedeutet, wir müssen Fragen stellen, auch wenn die unangenehm sein können. Die Nachricht, die meinem Freund Bartleby Kessler gestern vermutlich versehentlich zugesteckt wurde ist auf dem gleichen Briefpapier geschrieben worden, wie der Brief, den Sie gerade in ihrer Tasche versteckt haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß beide Schreiben von ein und derselben Person stammen. Ich muss Sie also fragen, Sir, von wem der Brief stammt."
-
"Nichts im Leben kommt ohne einen Preis" sagt Ms Cole und lächelt dabei, wie du es sonst nur von den Spieltischen in den Casinos kennst. Diese Frau scheint einem Spiel nicht abgeneigt, und das Risiko nicht zu scheuen.
Sie hört dir aufmerksam zu, legt dabei den Kopf leicht schief und du siehst, wie sie sich ihren nächsten Schritt gut überlegt. Für einen Moment, einen ganz kurzen Moment, verschwindet die Leichtigkeit aus ihren Zügen, nur um dann von einem strahlenden Lächeln überspielt zu werden.
"Für einen Moment haben Sie mir Angst gemacht, Mr. Calhoun..." Sie lacht. "Ich fürchtete schon, Sie würden etwas unanständges verlangen", fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.
"Meine Geschichte ist schnell erzählt, wenn es Sie interessiert, aber ich fürchte ich werde Sie langweilen."
Sie lehnt sich ein wenig zurück und beginnt zu erzählen.
"Wie ich schon sagte, komme ich vom Land, aus der Kleinstadt, und wie Ihnen schon aufgefallen sein dürfte, sind meine Ansichten und Erwartungen an das Leben nicht unbedingt mit dem Leben in einer Kleinstadt vereinbar. Mein Vater pflegte stets zu sagen, meine Ambitionen seien größer, als mir zusteht!" Diese Erinnerung scheint sie erneut zu erheitern.
Knox hat das Gefühl, dass bis hierhin jedes Wort der Wahrheit entspricht... wenngleich vielleicht hinter dieser Wahrheit noch mehr liegt, als bislang ausgesprochen wurde.
"Wie Sie sich vorstellen konnte, entzweiten sich meine Familie und ich zunehmend. In ihren Augen war ich aufmüpfig, undankbar und frech, in meinen Augen waren sie engstirnig, kleingeistig und... ja, ein wenig hinterwältlerisch. Mehrfach versuchte mein Vater mich zu verheiraten, doch vor den Altar bekam er mich nicht, und so kamen wir eines Tages zu einer Übereinkuft: Er zahlte mir meine Mitgift aus und ich durfte nach London, um dort selbst mein Glück zu suchen."
Auch diese Worte sind ungelogen, aber du hast das Gefühl, dass die lapidar gesprochenen Sätze viel Schmerz und Enttäuschung verbergen.
"Seither bin ich hier, auf der Suche nach einem zu mir passenden Leben. Wie Sie sich vorstellen können, waren meine Finanzen in einer Stadt wie London schnell aufgebraucht, und auch meine Hoffnung, schnell einen Ehemann zu finden, der zu mir passt, stellte ich als naiv heraus. An initialem Interesse mangelte es keineswegs, doch stellte sich erneut und schnell heraus, dass das Fehlen einer Mitgift und jedweder Titel nicht gerade förderlich sind."
Hier beschleicht Knox das Gefühl, dass sich die junge Dame versucht in besserem Licht darzustellen, als vielleicht der Wahrheit entspräche, wenngleich er nicht das Gefühl hat, dass sie ihn direkt belügt. Ihre Worte sind durchaus ehrlich und aufrichtig... nur scheinen die kleinen Details zu fehlen, die dem Gesamtbild seine Komplexität verleihen.
"Kurzum wandte ich mich reumütig an meine Familie, nicht wissend, wohin ich mich sonst wenden sollte. Mein Vater antwortete mir tatsächlich, sagte, dass er zwar bereits mehr für mich getan habe, als eine unerzogene Göre wie ich verdiene, aber dass er mich dennoch nicht im Stich lassen würde. Er habe sich umgehört und einen alten Bekannten gefunden, der gut zu mir passen würde... einen Mann namens Evander Dotts. Dieser sei verwitwet, der Besitzer eines Pubs in der Innenstadt, ein Mann ohne große Ambitionen aber einsam und auf der Suche nach einer neuen Frau, mit der er den Lebensabend verbringen könne."
Hier ist sich Knox sicher, dass vieles vom Gesagten grob vereinfacht, die Wahrheit ausgelassen oder stark gebeugt wurde. Er kann nicht genau sagen, was es ist, aber das Bild des Vaters, dass Ms Cole zeichnet, erscheint ihm nicht stimmig, und auch die Art und Weise, wie Ms Cole auf Mr Dotts Aufmerksam gemacht worden sein will, erscheint ihm nicht ganz schlüssig.
"Im Nachhinein schelte ich mich, dass ich hierin tatsächlich einen möglichen Ausweg sah... Aber Sie müssen verstehen, ich bin verzweifelt gewesen.
Dem Wunsch meines Vaters in der Hoffnung auf Besserung folgend, habe ich Herrn Dotts aufgesucht und ihn kennengelernt. Er ist ein netter, älterer Herr, durchaus eine freundliche Seele, aber so gar nicht das, was ich von einem Ehemann erwarte. Zudem könnte er dem Alter nach mein Vater sein... allein der Gedanke daran, dass mein Vater in ihm einen passenden Kandidaten für mich sieht, lässt mich schaudern."
Sie macht eine kurze Pause und studiert Knox Gesicht, wie um sich zu vergewissern, dass er ihre Geschichte glaubt. Er ist sich nicht sicher, ob sie seine Zweifel erkennt, oder ob sie zufrieden ist, jedenfalls fährt sie fort:
"Und damit kommen wir zu den Ereignissen des gestrigen Abends. Wie schon gesagt, war ich mit einer Freundin verabredet - jedoch nicht nur, um gemeinsam zum Hotel zu fahren, sondern auch, weil meine Freundin mit mir über die Absichten von Herrn Dotts sprechen wollte."
Auch das entspricht nicht oder zumindest nicht ganz der Wahrheit.
"Sie müssen wissen, Mr. Calhoun, ich hatte die Vermutung, dass Mr Dotts tatsächlich um meine Hand anhalten will - und sollte sich diese Vermutung bewahrheiten, wollte ich einen Ausweg finden, der ihm ermöglicht sein Gesicht zu wahren und nicht abgelehnt zu werden. Die Schmähung durch eine Frau, das hat dieser arme Mann nicht verdient. Als ich dann also gestern Abend in mein Hotel kam, fand ich dort eine Nachricht von besagter Freundin vor, in der sie mir tatsächlich offenbarte, was ich befürchtet hatte... nämlich dass Mr. Dotts um meine Hand anhalten möchte, wahrscheinlich noch heute."
Dies scheint, wenn auch nicht in allen Details, weitgehend der Wahrheit zu entsprechen.
"Nun sehen Sie mich hier sitzen und Ihnen von meinem lächerlichen Schicksal berichten, das Ihnen so klein und nichtig vorkommen muss. Aber ich bin fest entschlossen nicht zurückzukehren zu meiner Familie, die so wenig von mir zu halten scheint, und auch Mr Dotts werde ich nicht heiraten. Doch bislang weiß ich keinen Ausweg..."
Diese Worte sind die ersten, die wirklich und vollumfänglich der Wahrheit zu entsprechen scheinen.
"Und dann machen Sie mir dieses Angebot, dieses unmoralische, verwerfliche und doch so verlockende Angebot... Wie soll eine Frau da nicht schwach werden, Mr. Calhoun?"
Es schwingt eine Spur Melancholie in ihren Worten, und du bist dir nicht sicher, ob du nicht den Hauch einer Träne in ihrem Augenlid siehst.
"Ann Sarah ist mein Name, Mr. Calhoun.", antwortet sie schließlich, wieder gänzlich gefasst. "Es würde mich freuen, wenn Sie mich Ann nennen."
-
Evander schaut zunächst erleichtert, als Patrick zustimmt ihm zu helfen, nickt zustimmend, als er Fragen ankündigt, stockt dann aber, als Patrick tatsächlich seine erste Frage stellt.
"Also, das gestern, das ist doch ein dummer Streich gewesen. Keine Ahnung, wer dahinter steckt, aber mit der Entführung meiner Tochter hat das ganz sicher nichts zu tun. Zufall, reiner Zufall!"
Er nimmt einen Schluck und überlegt kurz, dann fährt er fort.
"Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Der Brief stammt von meiner Verlobten, dass sie aufgrund von Familienangelegenheiten die Stadt verlassen musste und damit als Täterin gänzlich und vollständig ausscheidet."
-
Patrick
"Ja. Gewiss. Ein dummer Streich", pflichtet Patrick bei, während er übereifrig ein paar offensichtliche Fakten in sein Notizbucht kritzelt. "Ich versichere Ihnen, daß weder Sie noch Ihre Verlobte unter irgend einem Verdacht stehen. Ich versuche bloß, die Details zusammenzukriegen... um Ihnen zu helfen, Sir."
"... Ihre Verlobte heißt wie", hakt Patrick nach. "Ich meine, mit vollem Namen. Bitte helfen Sie mir auf die Sprünge, Sir."
Patrick versucht sich nichts anmerken zu lassen, während er in sein Notizbuch kritzelt. Doch hinter seiner Stirn rasen die Gedanken.
Knox! Great Scott! Mach jetzt bloß nichts Unüberlegtes! Ein Duell wegen Ehre und ähnlichem Mist ist das Letzte, was wir jetzt brauchen!
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"Ihr Name ist Ann Sophie Cole", beantwortet Evander die Frage, und es scheint, als habe er sich wieder ein wenig beruhigt.
"Meine Tochter, also die, die entführt wurde, heißt Anna, Anna Maria, und ihre Schwester, die gerade unten den Ausschank macht, heißt Charlotte."
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Knox
Ich beobachte mein Gegenüber ausgiebig und nachdrücklich, während die Zeit ganz langsam vergeht und ich kein Wort sage. Selbst als ich einen Schluck des heissen Tees trinke, schaue ich die junge Frau sehr aufmerksam über den Rand der Tasse an.
"Miss Cole... Ann. Ich werde Ihnen nur zur Seite stehen und Ihnen helfen, wenn Sie mir Ihrerseits reinen Wein einschenken."
Wieder mache ich eine bedeutsame Pause.
"Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie mich anlügen würden. Aber ich glaube dennoch, dass Sie mir einiges verheimlichen und manches etwas anders darstellen, als es sich tatsächlich abgespielt hat."
"Glauben Sie mir, Ann, ich habe schon manch eine Lüge in meinem Leben gehört und ich habe ein gewisses Gespür dafür entwickelt, wenn etwas überhaupt nicht stimmt."
"Es gibt da so einige Dinge..."
"Diese Freundin, Ann, mit der Sie sich gestern zu später Stunde angeblich treffen wollten... Existiert diese Person überhaupt? Ich habe da so meine Zweifel bzgl. Zeit und Ort."
"Ann, Sie sind gestern auch recht gezielt auf das 'Kings Head' zugegangen. Ist dies der Pub, dessen alten Besitzer Sie heiraten sollen?"
"Ich kann mir kaum vorstellen, dass Ihre Geschichte so schnell erzählt und so simpel ist, wie Sie mir gerade weiszumachen versuchen."
"Vielleicht scheiterte auch nicht jede mögliche Ehe nur an Ihren Vorbehalten und Einwänden. Vielleicht scheiterten die Eheschliessungen auch an Ihnen, Ihrer Person, an den Familien oder den Ümständen? Ich könnte mir auch vorstellen, dass Ihre Familie Sie verschachern wollte, wie ein Stück Vieh."
"Ich glaube, dass Sie mehr als nur einmal tief verletzt und gekränkt wurden. Und glauben Sie mir, Ann, ich bedauere ehrlich und zutiefst was immer das Leben Ihnen aufgebürdet und angetan haben mag..."
"Es gibt für mich aber jetzt zwei Möglichkeiten. Ich helfe Ihnen weiter und unterstütze Sie nach besten Kräften. Dafür sind Sie mir gegenüber aber auch absolut aufrichtig."
Ich lächele dabei sehr einnehmend, so, als würde man einem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen.
Abrupt werde ich dann ernst und schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, so dass das Geschirr klappert und scheppert.
Dann fahre ich ruhig in meiner Ausführung fort, als wäre nichts gewesen.
"Oder wir sagen uns hier und jetzt ein 'Lebewohl' und ich bitte meinen Kutscher Sie dorthin zu fahren, wo er Sie abgeholt hat."
"Ich bin mir sicher, dass Ihr Charme und Ihre Raffinesse Sie sicher durch das Leben werden geleiten können. Vielleicht dann allerdings nicht so, wie Sie es erwarten oder verdienen."
Ohne meinen Blick von Ann abzuwenden, führe ich die Tasse zum Mund und nehme einen guten Schluck.
"Was soll es sein, gnäd'ge Frau?"
-
Ms Cole zuckt sichtbar zusammen, als Knox mit der Hand auf den Tisch haut. Du siehst, wie sie mit sich ringt, einerseits, weil sie ihre Fassung nicht verlieren möchte, andererseits weil sie offenbar mit einer Entscheidung ringt.
Ihr Blick weicht deinem zunächst aus, huscht im Zimmer umher, als würde sie den Raum bemessen oder etwas suchen, das ihr Halt gibt.
Dann, von einen Moment auf den anderen, fixiert sie dich erneut.
Sie scheint zu einem Entschluss gekommen zu sein.
Vorsichtig stellt sie die Tasse Tee vor sich ab - ihr ist nicht einmal aufgefallen, dass sie ein wenig verschüttet hat, also sie sich erschreckte.
"Mr. Calhoun, Sie sind ein wirklich bemerkenswerter, bemerkenswerter Mann. Ich wünschte die Umstände, unter denen wir uns kennengelernt haben, wären andere. Wir hätten einiges bewegen können, Sie und ich. Aber ich glaube, es hat nicht sollen sein."
Sie erhebt sich langsam, bedeutet dir sitzen zu bleiben.
"Es hat mich gefreut Ihre Bekanntschaft zu machen und ich werde sicherlich noch eine Weile an die vergangenen 24 Stunden zurückdenken. Aber ich denke, es ist besser, wenn ich nun gehe. Ich finde allein heraus, ich danke Ihnen."
Und damit wendet sie sich zur Tür, bleibt aber im Türrahmen noch einmal stehen. Ohne sich umzudrehen hörst du sie sagen: "Leben Sie wohl, Mr. Calhoun."
Dann geht sie und verlässt das Haus.
-
Es vergehen nur wenige Augenblicke, dann öffnet sich die Tür erneut, und Knox Kutscher steht in der Tür.
"Sir, ich nehme an Sie möchten nun wie angekündigt ins Kings Head fahren? Es ist alles vorbereitet..."
-
Knox
Ich sehe, wie mein Kutscher in den Salon eintritt. "Flint. Ja... Ähm... Nein... Danke, dass Sie mich erinnern, aber... nein... ich denke, ich werde den heutigen Abend daheim verbringen."
Die Jungs kommen gut ohne mich zurecht. Und sie werden mir sicherlich später Bericht erstatten.
"Aber sagen Sie Claris Bescheid. Sie soll sich sputen, und zusammen mit Dr. Watson, Miss Cole nachgehen. Ich möchte wissen, wohin sie geht und was sie tun wird. Danke, Flint."
-
Patrick
"Soso, die Stadt verlassen", murmelt Patrick in seinen flusigen Bart und fügt in Gedanken hinzu: "Da würde ich mir als Zukünftiger aber Sorgen machen. Wenn der wüßte, daß seine Verlobte ihn anlügt und sich gerade bei einem anderen Mann befindet. Oder sollte sie doch abgereist sein? Dann würde Knox hier bald auftauchen, um uns zu informieren."
Patrick räuspert sich und wirft einen Blick auf seine Notizen, um sich zu sammeln. Dann beginnt er Evander Dotts mit Fragen einzudecken.
"Wann und wo wurde Anna Maria zuletzt gesehen? Und von wem? Haben Sie einen Verdacht, wann und wo es passiert sein könnte? Hatte Anna Maria seit der Familienbesprechung gestern das Haus verlassen?"
"Achja, nochetwas. Einhundert Pfund sind eine stattliche Summe. Für die meisten Leute ist das mehr, als ein Jahresgehalt. Wer weiß über Ihre Finanzen gut genug Bescheid, um sicher zu sein, einen so hohen Betrag aus Ihnen herauspressen zu können, Mr. Dotts?"
-
"Anna Maria wollte ein paar Besorgungen machen, das war so um die Mittagszeit. Ich nehme an, sie ist zum Piccadilli gefahren, oder zu Fuß die Läden in der Umgebung abgegangen, genau weiß ich es nicht. Als sie am frühen Nachmittag noch nicht zurück war, fing ich an mir Sorgen zu machen und befragte die Belegschaft, doch niemand hatte etwas gesehen.
Ich habe auch selbst nach ihr gesucht, aber bisher keine Spur.
Somit dürfte ich die letzte Person sein, die sie gesehen hat, als das Kings Head verlassen hat."
Als du nach der stattlichen Summe und möglichen Mitwissern fragst, lacht Evander bitter auf.
"Junger Mann, jeder der meine Finanzen kennt, wüsste genau, dass ich diese Summe nie und nimmer aufbringen kann. Es mag vielleicht nicht so aussehen, aber das Kings Head ist trotz der aktuellen Zeit keine Goldgrube, wir kommen gerade so über die Runden und das auch eher schlecht als recht, wenn ich dies anmerken darf. Selbst wenn ich es wollte, ich könnte diese Summe nicht ohne Weiteres aufbringen!"
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Patrick
Mit einer schwungvollen Bewegung des Bleistifts streicht Patrick den Namen Anna Maria in der Liste der Verdächtigen durch. Wenn sie sich mit einem hübschen Sümmchen von der Familie hätte absetzen wollen, hätte sie die finanziellen Möglichkeiten ihres Vaters sicherlich besser einschätzen können. Als Kellnerin dürfte sie schließlich eine Vorstellung davon haben, was der Pub so ungefähr pro Abend einbringt.
"Verstehe. Verstehe", murmelt Patrick erneut und kritzelt in sein Notizbuch. Ihm ist anzusehen, daß ihn die Auskunft des Wirts über seine Finanzen nicht sonderlich überrascht.
"Gegen Mittag, sagten Sie? Ist das die übliche Uhrzeit, zu der Ihre Tochter Besorgungen erledigt? Wann haben Sie die Nachricht der Entführer gefunden?"
Bei der Frage blickt Patrick auf seine Taschenuhr.
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Patrick
"18:17 Uhr. Wenn Anna Maria tatsächlich mittags entführt wurde, könnte Mr. Dotts das Schreiben bereits vor Stunden erhalten haben. Das könnte ein Indiz dafür sein, daß die Entführung geplant und vorbereitet war. Vor allem dann, wenn Anna Maria öfter die Einkäufe um diese Uhrzeit erledigt. Dann wußten die Geiselnehmer, wen sie entführen und wo sie das Erpresserschreiben einwerfen müssen", überlegt Patrick, während er die Uhr wieder in seine Westentasche schiebt.
"Wenn Mr. Dotts das Schreiben aber erst kurz vor unserem Eintreffen erhalten hat, könnte dies bedeuten, daß die Entführer erst ein sicheres Versteck suchen und herausfinden mußten, an wen sie ihre Notiz zu richten hatten. Das wiederum könnte darauf schließen lassen, daß die Täter verzweifelt und zum Äußersten bereit sind. Aber auch, daß sie nicht gut vorbereitet sind und vielleicht Fehler machen. Oder es sind Profis, die den Vater erst gründlich weichkochen wollen, bevor sie sich melden."
Patrick gibt ein Schnauben von sich, das seine Anspannung verrät und kratzt sich mit dem Bleistift am Hinterkopf.
"Würde es Ihnen etwas ausmachen, meine Fragen zu beanworten, Mr. Dotts? Erledigte Ihre Tochter die Einkäufe öfter um diese Uhrzeit? Und wann haben Sie das Erpresserschreiben erhalten?"
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Knox
Ich grübele noch eine ganze Weile vor mich hin und überdenke meine Handlung noch ein paar mal.
Vielleicht war es übereilt und zu wenig durchdacht, Miss Cole so früh zu konfrontieren und sie vor die einzige, die letzte Frage, die Alles-oder-Nichts Wahl, zu stellen?
Ich merke nicht einmal, dass der Tee mittlerweile kalt geworden ist.
Das Weibstück ist sicherlich ein noch viel krummerer Hund als Du es bist, Knox, oder es je sein wirst.
Ich schnappe mir die Times und schlage sie auf...
BISMARCK BRÜSKIERT LONDON
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Fürst Otto von Bismarck provoziert mit seiner Säbelrassel-Politik die britische Regierung bis aufs Blut. Premierminister Gladstone spricht von 'Annexionismus' und 'Kanonenboot-Diplomatie'. Der deutsche Reichskanzler entsandte drei Kriegschiffe und liess im Südwesten Afrikas, im sogenannten Lüderitzland, die Schwarz-Weiss-Rote Fahne hissen - das annektierte Gebiet liegt nördlich des Oranje-Flusses. Die neue Kolonie des Kaiserreichs an der Grenze zu Südafrika, soll fortan Deutsch Südwest Afrika heissen.
Sei froh, dass sie weg ist - sie würde für Dich nur Schwierigkeiten bedeuten...
SULLIVAN SIEGT ERNEUT
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Der irisch-amerikanische Schwergewichts-Boxer 'Big' John Lawrence Sullivan schlägt Paddy 'Silent Pad' Ryan zum zweiten Mal, nach 1882, im Bare-Knuckle Kampf, nach den London Prize Ring Rules in Cincinnati, USA, vor 12.000 Zuschauern durch k.o.; diesmal in der 42. Runde.
Nein... Diese Frau bereitet Dir grosse Schwierigkeiten...
DÄNISCHES SCHLOSS NIEDERGEBRANNT
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Schloss Christiansborg, in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, wurde in der Nacht zum 3. Oktober ein Raub der Flammen und brannte bis auf die Grundmauern nieder.
... Schwierigkeiten der schlimmsten Sorte; der allerschlimmsten Sorte...
... und blättere gedankenverloren in der Zeitung herum...
DIE BERNHARDT BEEHRT LONDON
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Die weltberühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt gastiert auf ihrer Tournee durch Europa in London. Da das Old Mo - die Middlesex Music Hall - jüngst durch einen Brand im Fundus und Bühnenbereich beschädigt wurde, wird der Weltstar im Lyceum, unter der Leitung von Bram Stoker, gastieren. Geplant sind derzeit acht Aufführungen.
Und Du weisst genau, dass Du im Umgang mit einer Frau schon immer Probleme hattest, wenn Du gefühlsmässig eingebunden warst.
TRAUER UM SAMSON
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Der männliche Löwe Samson, Publikumsliebling des Londoner Zoos, starb im stattlichen Alter von 18 Jahren. Es heisst, der 'König der Tiere' werde, sobald als möglich, im Naturkundemuseum ausgestellt.
Ich schnaufe hörbar laut durch...
Dir fehlt es an der nötigen Härte gegenüber dem schwachen Geschlecht, Knox.
... und lege die Zeitung dann zur Seite.
Vergiss sie!
Vergiss Ann!
Verdammt! Vergiss diese Frau!
Vergiss sie, Knox!
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Knox
Nichts an den Nachrichten interessiert mich. Ich lege die Zeitung in den Aufzug. Damit haben auch meine Bediensteten die Möglichkeit, sich über das Geschehen in der Welt zu informieren.
Mein Weg führt mich nach unten in die Küche, wo Ellie noch arbeitet und Flint sich ein Pfeifchen stopft.
Nach einem kurzen Räuspern. "Flint..."
Der Mann springt von Stuhl hoch und steht stramm. Er wurde von mir anscheinend überrascht. Dabei verstreut er etwas des Tabaks auf dem Tisch.
"Flint, ich sagte Ihnen doch, dass Sie hier nicht mehr beim Militär sind. Stehen Sie bequem."
Aber ich muss dennoch schmunzeln. Irgendwie gefällt mir Flints militärisch-schneidige Art, die er nicht abzulegen vermag.
Über dreissig Jahre bei der Truppe. Die meiste Zeit davon in Indien. Das prägt einen Menschen bis ins Mark.
"Auf uns beide wartet noch eine Aufgabe, Flint. Bringen Sie mich zu dem Hotel, bei dem Sie Miss Cole abgeholt haben und fahren Sie den Rückweg exakt so, wie Sie es auch heute Nachmittag gemacht haben. Wenn Sie zwischendurch auf Geheiss von Miss Cole gehalten haben, dann machen Sie auch das noch einmal."
Ich muss unwillkürlich an meinen Vater denken. Er pflegte häufig zu sagen Der Jäger ist immer nur die Beute der Fallenstellerin.
Wir werden sehen.
Holmes träumt im Schlaf, strampelt und knurrt vor sich hin.
Nachdem ich mich umgezogen habe, schnappe ich meine Bulldogge und begebe mich zur Droschke.
Mal schauen, was der Abend noch so für uns bereithält.
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Evander Dotts überlegt einen Moment, ehe er auf Patricks Fragen antwortet.
"Hm, ja, nun... Anna Maria geht des öfteren Besorgungen machen, das ist wahr, meist am späten Vormittag oder frühen Mittag. Am Nachmittag muss der Pub vorbereitet werden und abends ist selbstverständlich unsere wichtigste Zeit, da darf sie nicht fehlen."
Er grübelt kurz.
"Den Zettel hat Jacob Dougal in der Post gefunden und dann zu mir gebracht - das muss so gegen... zwei oder drei Ihr gewesen sein, schätze ich. Genau weiß ich es nicht, aber Sie können ihn ja fragen."
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Die Droschke fährt Knox auf direktem Wege zum Three Nuns Hotel, einer gutbürgerlichen Adresse. Nichts besonderes, keine gehobene Logis, aber durchaus angesehen und angemessen für eine allein reisende Frau.
Die Droschke hält kurz vor dem Hotel.
Von vorn klingt Flints Stimme an Knox Ohr.
"Sir, wir sind da, Sir! Hier habe ich Miss Cole aufgelesen, nachdem man mir in ihrem Hotel gesagt hatte, sie hätte die Räumlichkeiten gewechselt."
Ein kurzes Klopfen ertönt an der Droschkentür, woraufhin diese auch sofort geöffnet wird.
Ein Hotelboy steht vor Knox, macht einen Schritt zur Seite und bietet ohne in die Droschke zu sehen seinen Arm an.
"Willkommen im Three Nuns, werte Gäste", quäkt er.
"Bursche, was soll das? Verschwinde bevor ich dir Beine mache!", tönt es vom Kutschbock in Richtung des ungebetenen Störenfrieds.
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Timothy
Timothy hat sich die meiste Zeit lieber im Hintergrund gehalten, nachdem Patrick ja die Gesprächsführung schon übernommen hat.
Jetzt räuspert er sich allerdings und wirft ein: "Verzeihen sie Indiskretion, Herr Evander, aber wenn ich mich recht erinnere, sprachen Sie gestern Abend davon, dass Ihr zukünftiger Schwiegersohn den Pub übernehmen, in selbigen investieren und ihnen eine Leibrente zahlen würde. Könnte es sein, dass jemand darauf vertraut, dass er für Sie einspringen würde, in dieser Sache? Oder dass jemand von Ihrem Plan, Miss Cole zu heiraten weiß, und hofft, dass sie die Summe aus deren Mitgift begleichen?"
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Knox
Mein Blick mustert das Hotel des Three Nuns eindringlich.
"Also hier? Dann ist sie demnach heute vom Shields & Arms in Northfields hierher umgezogen? Interessant."
Ich nehme eine Prise des Schnupftabaks, hebe Holmes aus der Droschke, schnippe dem Jungen ein Three Pence zu "Hol mir einen Mann der Met." und steige dann aus. Mit dem Hund an meiner Seite trete ich durch die mir aufgehaltene Eingangstür und wende mich dann in Richtung des Empfangs.
Mit Blick auf das Namensschild des Mannes hinter dem Tresen. "Guten Abend, Gerald. Melden Sie Miss Cole, dass ihr Erscheinen an der Rezeption erwünscht wird. Beeilen Sie sich. Mein Anliegen bedarf keiner Verzögerung. Danke sehr."
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Bart
sieht sich im Raum um und pafft an seiner Pfeife. Timothy und Patrick scheinen die Sache im Griff zu haben. Ihre Fragen sind klug und der Alte leistet munter Folge.
Gibt es Fragen, die zu offensichtlich sind, dass die beiden sie vielleicht vergessen zu stellen? Hat die Familie Feinde? Gab es Gäste, die sich auffällig ungebührlich verhalten haben, in der letzten Zeit? War es Zufall welche der Töchter abhanden kam? Nur die Ruhe Bart, lass den Alten erstmal die Fragen deiner Freunde beantworten, bevor du auch noch anfängst ihn zu löchern.
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"Äh, ja, das ist richtig!", pflichtet Evander Timothy bei. "Mein zukünftiger Schwiegersohn soll und möchte den Pub übernehmen. Aber außer den gestern anwesenden Personen weiß das niemand, dacht eich... mich wundert daher ein wenig, dass Sie das wissen...", schaut er etwas verwirrt.
"Miss Cole? Sie bringt gar keine Mitgift in die Ehe ein, soweit ich weiß! Und auch hier: Außer den gestern anwesenden Personen weiß glaube ich niemand, dass ich heute um ihre Hand angehalten habe... gewissermaßen. Wenngleich wir uns natürlich schon eine Weile treffen und manch einer in meinem Umfeld eins und eins hätte zusammen zählen können..."
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"Sehr wohl", quäkt der boy und rennt sofort eifrig los, nachdem er das Geld gefangen hat.
Im Hotel nimmt der Empfangsmann dein Anliegen auf, öffnet das Buch eingetragenen Gäste und fragt, während er mit dem Finger die Zeilen entlangfährt: "Und wen darf ich melden, Gov'nor?"
Dann stutzt er kurz.
"Oh, ich bedaure. Eine Miss Cole ist nicht bei uns abgestiegen..."
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Knox
Ich schaue leicht überrascht. Dann muss ich grinsen. "Oh ja. Natürlich. Vielleicht ist Miss Cole unter ihrem Mädchennamen in Ihrem Haus abgestiegen." Ich überlege kurz. "Wissen Sie, mir fällt ein, dass ich Ihren Mädchennamen gar nicht kenne. Lassen Sie mich Ihnen sie beschreiben..." Ich schaue ihn nachdenklich an. "Fällt Ihnen, aufgrund meiner Beschreibung, die Frau ein, die ich suche? Ist sie hier gewesen? Oder sollte ich besser jemanden anderen fragen?"
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Timothy
Als Evander erwähnt, dass Miss Cole keine Mitgift mit in die Ehe bringt, ziehe ich deutlich sichtbar die Augenbrauen hoch. Entweder hat ihm das hübsche Gesicht den Verstand vernebelt, oder der Mann ist reichlich verzweifelt.
Nach dieser kurzen Pause fahre ich fort: "Wir haben ja eher zufällig davon erfahren. Die Frage stellt sich aber doch: haben Sie vielleicht weitere Familienmitglieder, die davon wissen könnten; oder weiß vielleicht das Büro eines Anwalts davon? Es scheint ja wenig erfolgversprechend einen Mann zu erpressen, bei dem man nicht annimmt, dass er die Summe auch begleichen kann."
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Evander scheint hin und her zu schwanken, ob er frustriert oder empört ist, dass sich das Gespräch zunehmend um seine Finanzen dreht...
"Ich kann Ihnen versichern, es sind nicht viele, die um die finanzielle Lage des Kings Head wissen. Und ich muss Sie ebenfalls bitten, absolut verschwiegen zu sein! Ein derartiges Gerücht ist Gift fürs Geschäft und ich kann Ihnen versichern, dass wir es aus eigener Kraft und zeitnah schaffen werden, das Blatt zu wenden!"
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Knox hat das unwillkürliche Gefühl, dass der Portier die Dame kennt - zumindest weiten sich seine Augen kurz, als Knox Miss Cole beschreibt.
Ein weiterer Blick in die Liste der Gäste, dann antwortet der Portier freundlich:
"Die junge Dame hat heute am Nachmittag das Hotel verlassen und ist bislang nicht wieder zurpckgekehrt. Soll ich ihr eine Nachricht hinterlassen, Mr...?"
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Bart
"Mein Herr, lassen Sie sich nicht beirren. Die Fragen meiner Freunde mögen Ihnen unangenehm erscheinen, doch versichere ich, sie sind notwendig um eine Spur zu finden. Jedes durch unsere Fragen entstehende Ungemach, verblasst doch angesichts des Verschwindens ihrer Tochter.
Mich beschäftigt gerade folgendes. Sie haben zwei Töchter, davon ist eine verschwunden. Da überlege ich, ist es denn ein Zufall, das gerade Anna-Maria und nicht Charlotte verschwand... Mr Dotts, ihre Finanzen beiseite, könnte dies etwas mit der bevorstehenden Eheschließung von Anna-Maria zu tun haben? Ist sich das Paar zugeneigt und gab es andere Verehrer, mit romantischen Absichten, die hätten in Unbill umschlagen können?"
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"Werte Sirs, Sie haben keine Familie, nehme ich an? Zumindest wohl keine Töchter...
Es ist schlimm, das mein kleiner Engel entführt wurde und ich möchte sie wohlbehalten zurück wissen, doch wenn bekannt würde, wie es finanziell um das Kings Head bestimmt ist, kann sie gleich bei den Entführern bleiben! Es wäre sicherlich das kleinere übel!"
Er seufzt.
"Charlotte? Charlotte vergrault eher jeden aussichtsreichen Kandidaten als umgekehrt, ich glaube nicht, das aus dieser Richtung Unbill naht. Aber mit Pete hat sie einen guten Fang gemacht, glaube ich."
Euch fällt durchaus auf, dass dies keine direkte Antwort auf die Frage nach der gegenseitigen Zuneigung ist.
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Knox
"Mr Calhoun." sage ich und wende mich dann zum Gehen. "Guten Abend."
Ich warte vor der Tür, bis der Page mit dem Bobby zurückkehrt und wende mich an den Mann. "Entschuldigen Sie bitte, Konstabler. Ich habe eine dringende Frage. Ich vermisse eine gute Freundin von mir. Ab wann darf ich sie als vermisst melden? Oder muss generell erst ein Verbrechen vorliegen?"
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"Guten Abend Sir!
Eine vermisste Person können Sie jederzeit melden, sobald sie tatsächlich vermisst wird. Ein Verbrechen muss hierfür nicht vorliegen, allerdings erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass wir aktiv werden können."
Er räuspert sich.
"Es kommt halt immer ein wenig auf den Einzelfall an, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn Oma Cathy ihren Enkel seit ein oder zwei Tagen vermisst, sieht die Sachlage sicherlich anders aus, als wenn Miss Nightingale ein paar Stunden lang verschwunden zu sein scheint und ihre Termine nicht wahrnimmt...
Um wen geht es denn, wenn ich fragen darf?"
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Knox
"Nun, Sir. Ich habe gestern eine Dame kennengelernt..."
"Eine Zufallsbekanntschaft." wende ich sogleich fast beschwichtigend ein und winke ab. "Es ist mir ein wenig peinlich es zugeben zu müssen."
"Und ich habe sie leider wieder aus den Augen verloren."
"Hmm, hmm, hmm." Ich kratze mich am Kopf und mache ein etwas verkniffenes Gesicht. "Wissen Sie vielleicht eine Möglichkeit, wie ich die Spur der jungen Dame wieder aufnehmen könnte?" Ich stelle mich bewusst etwas einfältig und ideenlos. "Sie sind ja vom Fach, Sir."
"Das Einzige, was mir einfallen würde, wäre, zum Ort des ersten Zusammentreffens zurück zu kehren, zu warten und zu hoffen."
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Im ersten Moment schaut der Polizist etwas verärgert, dass es sich offenbar um eine solche Lapalie handelt... dann überlegt er es sich aber anscheinend.
"Hat es Sie so schwer erwischt, ja?", fragt er schmunzelnd. "Dann lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben: Mit den Frauen hat man nichts als Ärger! Aber ich kann Sie verstehen... selbst seit über zehn Jahren verheiratet... allem Hin und Her zum Trotz."
Er kratzt sich am Kopf, dann fährt er fort.
"Zum ersten Treffpunkt zu gehen ist sicherlich schonmal ein Anfang, aber nicht sehr vielversprechend, wenn es wirklich eine Zufallsbekanntschaft war, wie Sie sagen. Sie haben doch bestimmt noch mehr in Erfahrung gebracht... wo sie herkommt, wie sie heißt, solche Dinge. Wir haben in der Stadt ein Melderegister, das ist oft ein guter ersten Anlaufpunkt. Wenn Sie sich für ein wenig Laufarbeit nicht zu schade sind, kann man auch in der Gegend mal herumfragen, irgendwer hat sicherlich etwas gesehen, das einem weiterhilft. Und wenn das auch nichts bringt, gibt es in London einige ausgezeichnete Privatdetektive, die Ihnen sicher weiterhelfen können. Ist zwar nicht ganz umsonst, lohnt sich aber oft."
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Patrick
Verwundert blickt Patrick zunächst Bart an und beginnt dann eifrig in seinem Büchlein zu blättern. Als er die gesuchte Notiz gefunden hat, liest er sie zweimal und schaut anschließend stirnrunzelnd zu Bart rüber. Schließlich zupft er seinem Kameraden am Ärmel und flüstert: "Es ist Charlotte, die Pete versprochen wurde, nicht Anna Maria. Oder wolltest du gerade Mr. Dotts durch die Blume zu verstehen geben, daß du Absichten hegst, was seine Jüngste betrifft?"
Nach kurzem Nachdenken fügt er noch hinzu: "Und übrigens: Es ist der Brief von Miss Cole, der auf dem gleichen Papier geschrieben ist, wie die geheimnisvolle Nachricht von gestern. Nicht das Schreiben der Erpresser. Damit wissen wir, von wem die Nachricht in deiner Manteltasche stammt."
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Knox
Nachdem mir der Konstabler Hinweise gegeben hat, bedanke ich mich bei dem Mann. "Vielen Dank, Sir. Danke. Ich bedauere, Sie mit etwas so Lapidarem bemüht zu haben. Konstabler, ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend."
Sobald der Mann gegangen ist, wende ich mich dem Pagen zu und hole ein Six Pence heraus. "Wenn Du mir eine Information beschaffen kannst, dann ist das hier Deines."
Nachdem ich mir der Aufmerksamkeit des Jungen sicher bin, beschreibe ich ihm Ann. "Du kennst die junge Dame?"
Der Junge nickt und greift nach der Münze, doch ich schiesse meine Hand. "Moment mal. Nicht so schnell."
"Ich muss wissen, in welchem Zimmer sie wohnt."
Ich schaue dem Knaben nachdrücklich in die Augen. "Wenn ich auch noch den Schlüssel bekomme, dann gibt es statt des Tanners einen Bob. Verstanden?"
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Der Page nickt, ohne auch nur einen Moment zu überlegen, dann rennt er zurück ins Hotel.
Es vergehen ein paar Minuten, dann kommt er langsam wieder herausgeschlendert. Er macht zunächst einen Bogen, begrüßt beiläufig ein paar Passanten, dann schlendert er in deine Richtung.
Als er dich passiert, flüstert er "Zimmer neun", und bückt sich kurz darauf, wie um seinen Schuh zuzumachen.
Stattdessen legt er einen Schlüssel auf den Boden und schiebt ihn vorsichtig mit einem Schuh in deine Richtung.
Dann lehnt er sich an eine Hauswand, sodass er gut im Blick hat, wo du das Geld deponierst...
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Knox
Ich stecke den Schlüssel ein und nicke dem Jungen kurz zu. Den Schilling lasse ich in seine Westentasche gleiten und klopfe drauf, als er mir am Eingang die Tür aufhält.
Im Hotel wende ich mich direkt in Richtung der Treppe und gehe nach oben. Zimmer 9. Schnurstracks gehe ich die Nummern der Zimmer ab.
Ein Ehepaar steht auf dem Flur. Der Mann öffnet die Tür zu ihrem Zimmer.
Ich warte kurz, bis beide verschwunden sind.
Nummer 9. Ich schliesse auf und trete ein.
Der Raum ist klein aber hübsch. Ich schaue mich um.
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Das Zimmer ist von einfachem Standard, aber durchaus gepflegt und wohnlich. Neben dem Bett findet Knox eine Kommode, einen Schreibtisch mit Schreibuntensilien und einen Stuhl vor.
Auf letzterem steht der noch - oder schon wieder? - gepackte Koffer von Miss Cole.
Insgesamt vermittelt das Zimmer den Eindruck, als sei die Bewohnerin nicht in der Absicht, sich länger hier aufzuhalten. In einer Ecke steht eine weitere kleine Reisekommode, ebenfalls geschlossen, das Bett ist gemacht, die Materialien auf dem Schreibtisch sind nicht angefasst.
Selbst das Schminkköfferchen, das auf dem Schreibtisch steht, wirkt, als sei es noch nicht geöffnet worden.
Einzig neben dem Bett, auf dem Nachttisch, liegt eine Ausgabe der gestrigen Zeitung, geöffnet auf der Seite, auf der die Abfahrtzeiten der Londoner Fähren abgedruckt sind.
Entweder ist Miss Cole eine sehr ordentliche Person... oder sie ist schon fast wieder auf dem Absprung.
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Bart
wird sich bewusst, dass er nicht bei der Sache ist und schenkt Patrick einen dankenden Blick. Die Zeiten, dass Bart klaren Gedanken länger als einer halben Stunde folgen konnte, scheinen ihm so fern, dass sie ebenso gut ein Phantasma des Dschungelfiebers gewesen sein könnten.
Bloß nicht anmerken lassen, dass du ins Schwimmen kommst, mein Junge. Bloß nicht anmerken lassen.
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Knox
Den Koffer auf den Boden legend, öffne ich die Schnallen der Riemen, die den Koffer geschlossen halten. In die Jackentasche eines Kleides, in dem sich ein besticktes Taschentuch befindet, plaziere ich meine Taschenuhr, ordne die Kleidung, schliesse den Koffer und stelle ihn so zurück, wie ich ihn vorgefunden habe.
Die Kommode ist leer, die Schublade des Nachttisches ebenfalls - bis auf die obligatorische King-James-Bibel. Der Kleiderschrank ist auch unbenutzt, nur ein paar Bügel hängen darin.
Sie hat nicht ausgepackt. Alles hier ist unbenutzt.
Nachdem der Zustand des Zimmers wieder so ist wie zuvor, verlasse ich den Raum wieder und schliesse hinter mir zu.
Sicherlich wollte sie aus meiner Bekanntschaft nur ihre Vorteile ziehen.
Ich lege den Schlüssel auf den Tisch mit den heutigen Zeitungen und dann einige der Zeitungen darüber.
Das Hotel verlassend, wende ich mich draussen an den Pagen. "Auf dem Lesetisch."
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"Ich hoffe Sie haben Ihren Aufenthalt im Three Nuns genossen und dass Ihr Aufenthalt hier ein voller Erfolg war!", erwidert der Page, ehe er die Hand ausstreckt wie um ein Trinkgeld in Empfang zu nehmen.
Mit einem Augenzwinkern dreht er seine Hand kurz, sodas Knox den kleinen Zettel sehen kann, den der Junge zwischen den Fingern versteckt hält, ohne dass jemand anderes davon mitbekommt.
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Knox
"Nein, nicht wirklich. Es war nicht einmal ausgepackt." sage ich leise.
Dann etwas lauter. "Junger Mann, Du wirst das Hotel hier sicher bald übernehmen, so geschäftstüchtig wie Du bist."
"Wenn das da für mich bestimmt ist, dann ist dies hier sicherlich Deins."
Ich lasse einen Penny in seine Hand gleiten.
Egal, was auf dem Zettel auch stehen wird, es wird mit Sicherheit eine unangenehme Überraschung sein.
Knox, diese Frau bereitet Dir grosse Schwierigkeiten.
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"Oh, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, wenn Sie mich brauchen... fragen Sie einfach nach Johnny!", sagt der Junge, als er dir den Zettel zusteckt und den Penny in einer Tasche verschwinden lässt.
Dann wendet er sich einer vorfahrenden Droschke zu.
Der Zettel ist in krakeliger Jungs-Schrift geschrieben, man erkennt, dass Johnny nicht viel Zeit hatte.
Die Nachricht lautet:
"Ihre Ms. Cole gastiert hier unter dem Namen Patricia Samgate. Gruß, J."
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Evander nickt Patrick zustimmend zu.
"Genau, Charlotte ist versprochen. Anna Maria ist... sie ist mein kleiner Engel und noch so unschuldig. Ich weiß, ich sollte mich darum bemühen eine gute Partie für sie zu finden... aber... das hat noch Zeit.", sagt er, mehr zu sich selbst als zu euch.
"Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass irgendwer aus der Familie irgendetwas mit dieser Entführung zu tun hat. Das kann ich mir nicht vorstellen, beim besten Willen nicht."
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Patrick
Allmählich verspürt Patrick den Drang etwas zu unternehmen, um Mr. Dotts und vor allem seiner Tochter tatsächlich zu helfen. Lange Reden zu schwingen, während Anna Maria in Gefahr schwebt, fühlt sich schrecklich an. Auf der anderen Seite will er Bart und Timothy auf keinen Fall davon abhalten, eine wichtige Frage zu stellen, an die er selbst vielleicht nicht gedacht hat. Das wäre ihm peinlich.
Eine Weile ringt Patrick mit sich und beginnt dann zögerlich: "Also gut. Wenn es... falls es keine weiteren Fragen mehr gibt, schlage ich vor, wir überlegen was als nächstes zu tun ist. Wir dürfen auf gar keinen Fall Anna Marias Leben auf's Spiel setzen. Da sind wir uns wohl einig, denke ich. Das bedeutet, wir müssen auf die Forderungen zunächst eingehen."
"Was würde Edward Cunning jetzt tun", schießt es Patrick immer wieder durch den Kopf.
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Evander schnaubt verächtlich.
"Und wie stellen Sie sich das vor? Ich kann die geforderte Summe nicht ohne weiteres aufbringen, auch nicht 'zum Schein'"
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Patrick
"Immer mit der Ruhe, Mr. Dotts. Ich weiß, das ist gerade sehr schwer für Sie. Aber ich habe Ihnen versprochen zu helfen und ich stehe zu meinem Wort," beginnt Patrick mit möglichst ruhiger Stimme. "Wieviel können Sie aufbringen? Ich kann Ihnen schnell und problemlos mit... äh... 20 Pfund in bar aushelfen."
Eine gehässige Stimme meldet sich in Patricks Kopf und hämmert gegen die Tür der Realität.
"20 Pfund? Bist du verrückt? Willst du wieder den Fraß von den Garküchen aus der Gosse essen? Mit Ratte, faulen Zwiebeln und Gips?"
Das "Edward-Cunning-Ich" in ihm erwidert energisch: "Wäre ja nicht das erste Mal. Und jetzt sei still! Ich spiele hier gerade den Helden."
"Wer auch immer das Geld aus dem Abfallkorb fischt, wird es nicht an Ort und Stelle nachzählen. Wir werden zumindest die Zeit haben, den Schurken zu verfolgen und hoffentlich führt er uns zu dem Versteck, in dem sie Ihre Tochter gefangen halten", fährt Patrick fort, als wäre nichts gewesen. "Sicherlich werden meine Freunde eine vertretbare Summe beisteuern. Solange wir den Geldboten und das Versteck nicht aus den Augen lassen, besteht keine Gefahr, daß wir unser Geld nicht wiederbekommen, oder?"
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Izzy
Hab ich das gerade richtig verstanden? Hat Patrick dem Wirt hier gerade 20 Pfund gegeben?
WAS?
Ich habe keine 20 Pfund! Und selbst wenn ich sie hätte, was wäre das denn für eine Wette: Dass ich das Geld bei einer Entführung wiederbekomme?
Beherrsch dich, Ismail, beherrsch dich. Immer langsam mit den Jungen Pferden, es gibt bestimmt eine Erklärung dafür...
"Entschuldigen Sie uns kurz, herr Dotts", sage ich, und nehme die Jungs ein paar Schritte beiseite.
Mit gezwungen leiser Stimme wende ich mich an Patrick:
"Hab ich das gerade richtig verstanden, Pats? Willst du dem Kerl hier das Lösegeld stellen? Das sehen wir doch niemals wieder!!!"
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Timothy
"20 Pfund für etwas, das die Chance hat, ein großes Abenteuer zu sein. Warum nicht?", werfe ich ein.
Und füge anerkennend hinzu: "Hätte gar nicht gedacht, dass Du auch das Risiko liebst, Patrick".
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Knox
Zurück an der Droschke wende ich mich an Flint. "Als Sie Miss Cole abholten, Flint, haben Sie auf der Rückfahrt irgendwo angehalten?"
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Izzy
"Seid ihr wahnsinnig?", entfährt es mir unterdrückt...
Reiß dich zusammen, Ismail, das bringt so nichts! Tief einatmen, tief ausatmen, so, und jetzt nochmal ganz in Ruhe.
"Gut, wenn Ihr euer Geld darauf verwetten wollt, fein. Ich kann..."
Ich krame in meinen Taschen, stelle aber fest, dass ich nahezu blank bin... wie erwartet.
"...ich kann leider derzeit nichts beitragen, habe gestern meine Barschaft versoffen und als ich zwischendrin zuhause war kein neues Geld eingesteckt. Aber ich unterstütze euch dann halt anders... wie auch immer ihr es braucht. Bin dabei."
Das kann ja was werden.
Hoffe sie schlucken die kleine Notlüge... und hoffentlich geht das alles gut.
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"Sir, nein, Sir!" erwidert Flint.
"Aufgrund der ohnehin schon eklatanten Verspätung der Dame hielt ich es für angebracht, auf direktem Wege und so schnell wie möglich zurück zu fahren, Sir!"
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Timothy
Ich muss mich kurz zusammenreißen, um nicht abfällig auf Izzy herabzublicken. Es scheint ganz so, als wäre ihm das Geld ausgegangen. Aber kann das sein - er kommt doch aus gutem Hause?
So oder so reicht ein kurzer Gedanke daran, wie es mir nach der Sache mit Elisabeth ging. Nicht jeder hat eine wohlhabende Familie, die ihn auffängt. Und ein Gentleman sollte sich hüten, all zu offensichtlich auf die weniger vom Schicksal Begünstigten hinabzuschauen.
"Schon in Ordnung, Izzy. Du hast schon recht, das wird ein teurer Spaß. Aber ich möchte trotzdem wissen, wer hier eigentlich mit wem im Bunde steckt."
"Bart, wie sieht es mit Dir aus?"
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Knox
Auf der Strasse bietet ein Dreikäsehoch in Kniebundhose und mit Schirmmütze Abendzeitungen feil.
Ich setze mich mit Homes wieder in die Droschke.
"Flint, unsere Miss Cole ist nicht ganz sauber." Ich grinse in mich hinein. "Und sie führt irgendetwas im Schilde, denn sie ist nicht aufrichtig. Hier ist sie unter dem Namen Patricia Samgate abgestiegen."
"Flint, fahren Sie die Droschke etwas ums Eck, dass man uns nicht sofort erkennt, ich aber den Eingangsbereich des Hotels im Auge behalten kann."
"Dann besorgen Sie mir noch eine Abendzeitung. Danach dürfen Sie sich ein oder zwei Biere genehmigen. Ich werde hier warten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln werden."
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"Sir, jawohl, Sir!"
Ihr fahrt um die Ecke, und nachdem die Droschke mit Blick auf das Three Nuns sicher geparkt ist, verschwindet Flint in einem nahegelegenen Pub.
Knox blättert ein wenig in der Zeitung, lässt das Three Nuns dabei aber nicht aus dem Auge. Es vergehen etwa drei Viertel einer Stunde, dann kommt Miss Cole - Verzeihung - Miss Samgate die Straße heruntergeschlendert.
Sie scheint es keinesfalls eilig zu haben und steuert direkt auf das Hotel zu.
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Knox
Während ich Miss Cole ins Hotel gehen sehe, schaue ich beiläufig in die Times.
BELAGERUNG KHARTUMS BESTEHT WEITERHIN
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Die Regierung hat erneut Major General Gordon Pascha, Generalgouverneur der ägyptischen Provinz Sudan, dazu aufgefordert, sich zu retten und Khartum zu verlassen. Gladstone, der sich bislang immer strikt weigerte, Entsatztruppen gegen die Mahdisten in die Provinz zu entsenden, um die Belagerung von Khartum zu beenden, ist aber jetzt bereit einzulenken, nachdem es bereits diesbezüglich im Sommer zu einem Antrag auf ein Misstrauensvotum gegen ihn kam und die Regierung um ihren Machterhalt fürchtet.
Die Regierung kann es sich nicht leisten, einen Helden zu opfern, auch wenn sie die Provinz Süd-Ägypten aufgeben will. Sie werden vorrücken.
Homes furzt derweil munter im Fussraum der Droschke vor sich hin.
Der Gestank ist überwältigend.
Mrs Bridges... Es bedarf eines dringenden Gespräches mit Mrs Bridges. Sie darf dem Hund keine Knoblauch Wurst mehr geben, sonst bleibt der Hund zukünftig danach bei ihr.
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Bart
überrascht vom Einsatz seiner Freunde:
"Gehe ich recht in der Annahme, dass wir gerade für das Privileg zahlen, jemandes Problem für ihn zu lösen? Wir könnten auch ein Bündel Lumpen mit dem rechten Gewicht zusammentragen und es da platzieren, wo die Nachricht es verlangt. Ich habe Männer mit dem Drang zum Heldentum sterben sehen, meine Freunde und..." Bart gibt ebenfalls 20 Pfund hinzu: ... wir wollen es uns hier auch noch vergolden. Dann drücken wir uns und der verschwundenen Tochter besser die Daumen."
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Es vergehen ein paar weitere Minuten, dann sieht Knox Flint wieder um die Ecke... schlendern ist sicher der falsche Ausdruck... marschieren trifft es wohl besser.
Unmittelbar vor der Droschke bleibt er stehen.
"Sir, Auftrag ausgeführt, Sir. Zwei Bier getrunken. Erwarte weitere Befehle."
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"Meine Herren", sagt Evander mit Blick auf das Geld, und es schwingt fast schon ein bisschen Rührung in seiner Stimme mit. "Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, das sollte reichen um meine Tochter wieder zurück zu bekommen!
Wie genau sieht der Plan aus, meine Herren? Ich deponiere einfach das Geld und Sie legen sich auf die Lauer?"
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Knox
"Sehr schön, Flint. Danke für den Rapport."
Ich lege die Zeitung mehr schlecht als recht zusammen.
"Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen. Ich suche einen Bobby. Fahren Sie hier einmal grosszügig im Karree, bis wir einen finden... dann sehen wir weiter."
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Knox
"Sir, jawohl, Sir!"
Flint springt auf den Kutschbock und wenige Augenblicke später fahrt ihr in angemessenem Tempo durch die Straßen der Stadt.
Es dauert auch nicht lang, bis Flint die Droschke verlangsamt.
"Sir, Contable auf 9 Uhr, Sir!"
Dann fährt er links ran und hält direkt neben dem Bobby.
"Sir, auf ein Wort, Sir!", hörst du Flint sagen, kurz darauf taucht das Gesicht eines Mannes in etwa deinem Alter vor dir auf.
(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1e/Police-Victorian-1256.jpg/800px-Police-Victorian-1256.jpg)
"Was kann ich für Sie tun, Sir?"
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Knox
"Konstabler, ich benötige dringend Ihre Hilfe."
Ich blicke den Mann intensiv an, bis ich mir sicher bin, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. "Nun ja, Sir, es ist mir etwas peinlich."
Ich schüttele den Kopf. "Ich bin so ein Tor. Und ich bin vermutlich auf einen ganz billigen Trick hereingefallen."
"Wissen Sie, ich hatte heute Nachmittag eine junge Dame zum Tee zu Besuch, die ich Tags zuvor kennengelernt hatte."
"Nachdem die Dame gegangen war, stellte ist fest, dass aus meiner Schublade im Salon 34 Pfund Sterling verschwunden waren."
"Nun, aus dem Gespräch mit der Dame ergab sich, dass sie in arger Geldnot zu sein schien. Ich bot ihr meine Hilfe an; wollte sie aus dieser misslichen Lage befreien, wodurch sie mitbekommen hat, wo ich mein Geld verwahre."
"Ich sagte ihr, dass ich ihr nur dann helfen würde, wenn sie mir alles erzählen würde, was sie bedrücken würde. Dies verweigerte sie jedoch."
"Mein Fahrer hier. Wenn ich vorstellen darf: Sergeant a.D., Flint Cunningham, ein verdienter Veteran der Krone. Er hat von '70-'76 unter Baron Napier of Magdala in der Britisch-Indischen Armee gedient."
"Er hat die Dame in der Nähe im Three Nuns Hotel abgeholt. Deshalb habe ich mich auch hierher begeben, um sie abzufangen und mein Geld zurück zu verlangen."
"Dazu brauche ich allerdings Sie, Sir."
"Sie ist vor einer Weile ins Hotel zurückgekehrt."
Ich gebe dem Mann eine kurze Beschreibung. "Ihr Name ist übrigens Miss Cole, Sarah Ann Cole. So stellte sie sich mir zumindest vor. Und sie stammt angeblich aus Bristol."
"Würden Sie sich bitte der Angelegenheit annehmen, Konstabler?"
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Der Bobby hört dir aufmerksam zu, beginnt irgendwann sich Notizen zu machen.
Als du die verschwundene Summe nennst, zieht er eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts.
Vor allem, als Knox das Aussehen der jungen Frau beschreibt und ihren Namen nennt, schreibt er intensiv mit.
Dann wendet der sich direkt an dich.
"Vielen Dank, dass Sie sich mir anvertrauen, Sir. Der Fall, den Sie schildern, kommt öfter vor, als man vielleicht denkt. Seien Sie also ganz beruhigt. Ich werde mich dem annehmen, wenn Sie möchten, muss aber ganz sicher gehen, dass Sie sich bewusst sind: Wenn ich diesen Fall jetzt aufnehme, wird es kein zurück mehr geben, weder für Sie noch für diese..."
Er schaut noch einmal auf seine Notizen.
"...Miss Cole." Er pausiert kurz, als würde ihm ein Gedanke kommen, dann fährt er fort.
"Sie kennen die Dame also seit gestern, sagen Sie? Würden Sie mir noch Ihren Namen verraten und wie ich Sie erreichen kann, dann werde ich sofort nach der Dame sehen und schauen, ob ich Ihren Verlust zurückbekommen kann. Allerdings möchte ich gleich jetzt Ihre Erwartungen besänftigen, so ein Diebstahl ist schnell durchgeführt und das Geld schnell in Sicherheit gebracht, die Bestohlenen erhalten ihr Geld nur in wenigen Fällen zurück."
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Knox
"Konstabler. Hören Sie..." Ich schaue verlegen nach unten. "Ich... ich möchte die Sache geklärt wissen. Ich hoffe, Sie verstehen."
"Ich buchstabier Ihnen meinen Namen. C-A-L-H-O-U-N, Knox Caldwell Calhoun. Ich wohne Park Street 12, Ecke Mount Street."
"Entschuldigen Sie, Sir. Sie kommen sicher auch allein weiter, nicht wahr?"
"Ich habe noch eine Verabredung. Um 20.30 Uhr." Ich taste in meiner Westentasche nach meiner Uhr. "Verflixt und zugenäht. Meine goldene Uhr... Was? Wo? Aber... Ich habe sie doch sonst immer bei mir."
"Vermutlich habe ich sie zuhause vergessen." Ich schüttele den Kopf. "Das ist mir doch noch nie passiert."
"Konstabler. Vielen Dank für Ihre Mühen schon mal im Voraus. Einen schönen Abend noch."
-
Knox
"Verstanden. Ich werde mich der Sache annehmen und Sie so weit es möglich ist raushalten, Mr. Calhoun. Es kann allerdings sein, dass wir Ihre Aussage offiziell aufnehmen müssen. In diesem Fall wird sich in den kommenden Tagen ein Kollege bei Ihnen melden."
"Einen angenehmen Abend noch, Mr. Calhoun."
Er tippt sich mit den Fingern gegen den Hut, dann marschiert er schnurstracks in das Three Nuns.
Nach einem kurzen Moment hörst du von vorn die Stimme von Flint:
"Und nun, Sir? Warten wir, oder fahren wir, Sir?"
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Knox
"Die Frage stellt sich nicht, Flint. Wir sind doch neugierig und deshalb werden wir wieder Position an der Ecke von vorhin beziehen, abwarten und die möglichen Entwicklungen im Hotel beobachten."
"Fahren wir, Flint. Fahren wir."
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"Sir, sehr wohl!"
Die Droschke setzt sich in Bewegung und kurze Zeit später steht ihr wieder auf eurem Beobachtungsposten.
Es vergehen ein paar Minuten, in denen nichts weiter geschieht.
Dann seht ihr den jungen Polizisten das Hotel wieder verlassen.
Hinter ihm, in Handschellen und sichtbar geknickt, geht Ms Cole.
Zusammen gehen sie Straße herunter, wahrscheinlich zur nächsten Polizeiwache.
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Knox
"Flint, Miss Cole tut mir leid. Ernsthaft. Ich bewundete Menschen, die ihrem Prinzip treu bleiben und sich nicht verbiegen lassen, egal was denn kommen mag. Einer derartigen Haltung zolle ich den höchsten Respekt."
"Ich werde die junge Dame so schnell als möglich aufsuchen, Flint. Erinnern Sie mich in Kürze daran. Bald vielleicht. Demnächst zumindest. Später. Irgendwann einmal."
"Hätten Sie noch Durst, Flint?"
"Wissen Sie, ich kenne da einen kleinen, schnuckeligen Pub - das Kings Head."
"Ich würde mich freuen, Sie noch zu einem abendlichen Bierchen einladen zu dürfen, Flint."
"Sie kennen den Weg ja."
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Patrick
"Das war tatsächlich meine Idee, Mr. Dotts", bestätigt Patrick. Mit hörbarem Enthusiasmus in der etwas zu lauten Stimme fährt er fort: "Wenn wir uns vorher im Park verstecken oder uns unter die Leute mischen, sollten wir nicht weiter auffallen. Punkt Zwölf liefern Sie das Geld ab. Wer immer sich dem Geld nähert, wird von uns bemerkt werden und wir können ihm folgen. Immerhin sind wir zu viert. Wir können den Ort geradezu umstellen. Was meint ihr, Jungs?"
-
Flint, in seiner gewohnten Art, antwortet nur: "Sir, sehr gern Sir!"
Dann macht ihr euch auf den Weg zum Kings Head.
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Izzy
Auch Izzy scheint sich vom Enthusiasmus Patricks anstecken zu lassen.
"Ich wäre auf alle Fälle dabei. Meinem strengen Blick entgeht nichts, wäre doch gelacht wenn wir den Halunken nicht aufhalten könnten!"
"Barth, Tim, ihr seid doch auch dabei?! Dann müssten wir nur noch Knox informieren, ich bin mir sicher, er wäre ebenfalls begeistert!"
Andererseits schien er sehr mürrisch zu sein seit gestern... wahrscheinlich belehrt er uns erstmal, was an unserer Idee alles dumm ist... Hoffentlich kriegt Patrick nicht wieder eine Kopfnuss!
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Bart
"Ja."
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Timothy
"Bin dabei."
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Evander nimmt das Geld entgegen, sichtlich gerührt und merklich erleichtert.
"Meine Herren... ich wusste, als ich Sie das erste mal sah, dass es sich bei Ihnen um ganz vorügliche Gentlemen handelt, die einem Mann in Not zur Seite stehen würden. Und ich habe mich nicht getäuscht. Das sollte ausreichen, um dem garstigen Erpresser das Handwerk zu legen! Ich danke Ihnen allen!"
Er geht von einem zum anderen, schüttelt eifrig Eure Hände.
"Die Drinks heute Abend gehen selbstverständlich auf mich, und ich freue mich darauf Sie alle am kommenden Montag wiederzusehen, wenn wir es diesem Schwein zeigen!"
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Izzy
"Na, das lassen wir uns doch nicht zweimal sagen... kommt Jungs, ich besorg den ersten Pint!"
Beschwingten Schrittes geht Izzy voran, wieder hinunter in den Schankraum, wo ihr erneut ein kleines Separee für euch in Anspruch nehmen könnt.
Es vergehen auch nur wenige Augenblicke, dann kommt Izzy mit dem angekündigten Pint - "Auf Kosten des Hauses!", wie er freudstrahlend betont.
Dann setzt er sich zu euch.
"Und, was meint ihr? Wer ists gewesen?"
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Patrick
"Aber passen Sie gut auf das Geld auf, Mr. Dotts", ruft Patrick noch im Gehen.
Als Izzy mit dem Bier zum Tisch kommt, schnappt sich Patrick ein Glas und stürzt den Inhalt beinahe in einem Zug herunter. Die Aufregung hat ihn durstig gemacht.
"Wir wissen, daß der Erpresser die finanziellen Möglichkeiten des Wirts überschätzt. Daher schließe ich Familienmitglieder aus. Es sei denn die Summe wurde absichtlich zu hoch angesetzt, weil es eigentlich nicht um das Geld geht, sondern nur darum, Evander Dotts unter Druck zu setzen.
Im Gegensatz zu Mr. Dotts glaube ich aber nicht an Zufälle. Die mysteriöse Nachricht von Gestern und die Entführung stehen in einem Zusammenhang. Damit führt die Spur zu Mrs. Cole. Ich bin gespannt, was Knox zu berichten hat."
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Timothy
"Vielleicht sollten wir - oder zumindest einige von uns - auch die anderen Familienmitglieder im Blick behalten. So richtig glücklich schienen einige von Ihnen ja nicht über die Entscheidungen ihres alten Herrn."
-
Izzy
"Also seine andere Tochter hatte ich gerade im Blick... sie hat uns den Pint eingeschenkt, steht hinterm Tresen!"
Auch er nimmt einen großen Schluck.
"Was diese Miss Cole angeht... ich bin gespannt, was Knox erzählen wird, immerhin wollte er sie ja heute treffen. Wer weiß, vielleicht haben wir hier ja noch ein handfestes Familiendrama vor uns."
Er grinst breit und genehmigt sich einen weiteren Schluck.
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Patrick
"Hast du jemand Bestimmten im Kopf, Timothy", fragt Patrick und schlägt das kleine Buch auf. Er überfliegt die Notizen, die er sich nachträglich zu den Ereignissen der letzten Nacht gemacht hat. Nach kurzem Lesen kommt ihm der Gedanke, daß er vielleicht vorschnelle Schlüsse gezogen hat, was die Familie betrifft.
"Dieser junge Mann - ich glaube, er heißt Pete - schien das King's Head tatsächlich haben zu wollen. Immerhin hatte er wohl Pläne damit. Auch die Ehe mit Charlotte war wohl sein Wunsch. Die Leibrente hat ihn aber eindeutig überrascht. Vielleicht wäre es interessant, Details über seine finanzielle Situation in Erfahrung zu bringen. Einen Pub sanieren und gleichzeitig eine monatliche Rente auszuzahlen, wird nicht gerade leicht, wenn der Pub nicht viel abwirft."
"Charlotte hingegen war von der Idee, diesen Pete zu heiraten auffallend wenig angetan."
"Wer war eigentlich der dritte Mann in der Runde und wie steht er zur Familie?"
"Und wer ist diese Lydia?"
Den Blick noch immer auf seine Notizen gerichtet, greift Patrick nach seinem Pint und setzt das Glas an, nur um zu bemerken, daß es leer ist. Er blickt hinüber zur Theke, atmet tief durch und murmelt dann: "Ich besorge die nächste Runde."
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Izzy
"Vielleicht kannst du das Nachbestellen gleich nutzen, und ein Schwätzchen mit der Dame am Thresen halten... vielleicht erfährst du ja was", zwinkere ich Patrick zu.
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Patrick
"Was würde Edward Cunning jetzt tun?"
Patrick nähert sich der Theke, langsam, damit er Zeit hat, um sich einen Plan zurechtzulegen. Doch ihm fällt nichts ein. Als er schließlich vor Charlotte steht, sagt er bloß: "Noch eine Runde, bitte."
"Jetzt solltest du irgendwie das Gespräch anfangen. Wie würde Edward Cunning das machen?"
Schließlich platzt es einfach aus Patrick heraus.
"Das mit Ihrer Schwester tut mir unglaublich Leid, Ms. Dotts. Meine Freunde und ich werden alles tun, was in unserer Macht steht, um Anna Maria da rauszuholen. Egal wo diese Schurken sie gefangen halten. Das verspreche ich Ihnen. Ich meine... Ihr Vater hat Ihnen doch davon erzählt, daß er uns um Hilfe gebeten hat, oder?"
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Charlotte Dotts, geschätzt ein wenig älter als ihre Schwester, steht hinter dem Tresen und bedient die zahlreichen Kunden. Sie hat alle Hände voll zu tun.
(https://vintagenewsdaily.com/wp-content/uploads/2018/01/3.bp_.blogspot.comYoungVictorianLadiesin-d866be1f11eafd5c8ef6e8351abcee937761970c.jpg)
Ohne ein Wort zu sagen reicht sie Patrick einen neuen Pint, und als es aus Patrick herausbricht, hört sie ihm mit hochgezogener Augenbraue zu.
"Ah, Sie gehören auch zu dem lustigen Gentleman von eben", sagt sie dann, wobei ihr Gesicht auffallend neutral im Ausdruck bleibt. "Selbstverständlich. Hier, geht aufs Haus, sagt mein Vater."
Damit überreicht sie Patrick den Pint und wendet sich wieder anderen Gästen zu.
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Knox
"Flint, als Sie diese Miss Cole durch die Stadt zu mir gefahren haben, hat sie sich währenddessen mit Ihnen über irgendetwas unterhalten?"
Gemächlich bewegt sich die Droschke über das Kopfsteinpflaster.
"Welchen Eindruck hat die Frau auf Sie gemacht, Flint? Ist Ihnen an ihr irgendetwas Besonderes aufgefallen?"
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Patrick
Einen Augenblick guckt Patrick ziemlich verdutzt aus der Wäsche.
"Die scheint sich ja nicht gerade Sorgen um ihre Schwester zu machen."
Patrick bewegt sich ein paar Schritte den Tresen entlang und schiebt sich wieder in Charlottes Blickfeld.
"Sie machen sich aus Niemandem etwas, stimmt's? Bei Ihrem Zukünftigen kann ich das noch verstehen, den hat offensichtlich Ihr Vater ausgesucht. Aber bei der eigenen Schwester?"
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Charlotte bleibt aufgrund der Worte Patricks mitten in der Bewegung stehen. In ihrem Blick wechseln sich für einen Moment blankes Entsetzen und kalte Wut ab, ehe sie etwas gepresst hervorbringt: "Wie kommen Sie denn darauf?"
Für den Augenblick scheint sie die Welt um sich herum vergessen zu haben. Ihre Augen fixieren Patrick und ignorieren alle nebenstehenden Gäste, die nach einem Drink verlangen.
Man sieht ihr an: Was auch immer Patrick als nächstes sagt wird darüber entscheiden, welche Emotion sich bei ihr durchsetzt.
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Auf Knox Frage hin überlegt Flint offenbar einen Moment.
"Sir... sie war sehr still, Sir. Wirkte wie jemand, der eine schwere Entscheidung zu treffen hat. Nachdenklich. Igrendwie... hin und her gerissen, Sir."
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Patrick
"Wenn meine Schwester entführt worden wäre, würde ich mir solche Sorgen machen, daß ich nicht so einfach tun könnte, als sei überhaupt nichts vorgefallen."
Dann flammt ein Verdacht wieder auf, den er eigentlich schon ad acta gelegt hatte. Patrick versucht einfach sein Glück.
"Es sei denn, die Entführung wäre nur fingiert. Dann müsste ich mir keine Gedanken machen und würde ihre Flucht unter Umständen sogar decken. Hatte Anna Maria einen Grund, davonzulaufen? Hat sie unter der Bevormundung durch Ihren Vater genauso gelitten, wie Sie, Charlotte?"
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"Na, Sie sind mir ja einer...!"
Charlotte stellt die Fäuste in die Hüften und schaut herausfordernd zu Patrick. Auch wenn sie etwas kleiner ist, als ihr Gegenüber, merkt man ihr die Zeit hinterm Tresen an. Sie sieht aus wie eine Frau, die durchaus in der Lage ist, ihren Mann zu stehen... bildlich gesprochen.
"Nur weil ich hier nicht in der Ecke liege und heule wie 'n Baby is mir also meine Schwester egal, oder wie? Ich weiß nich ob es Ihnen aufgefallen is, aber die Arbeit hier macht sich nich von allein. Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass der Laden hier läuft, wenn meine Schwester es nich kann und mein Herr Vater lieber die Zeit damit verbringt sich mit Frauenzimmern zu treffen und Pläne zu schmieden! Aber das kann ein Geck wie Sie ja nich nachvollziehen. Wer von seiner Familie alles in den Arsch geblasen kriegt, der weiß wahrscheinlich nich was es heißt für sein' Unterhalt selber sorgen zu müssen, wa?"
Tränen laufen über ihre Wange, aber ihr Gesichtsausdruck ist gezeichnet von blankem Entsetzen und blindem Zorn.
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Im Kings Head ist es in der Folge von Charlottes Ausbruch still geworden.
Alle Männer am Tresen und die meisten an den Tischen sitzenden haben ihre Köpfe in die Richtung von Patrick und Charlotte gewandt.
Nur ein Tisch in der hintersten Ecke unterhält sich noch, bis man ein gezischtes: "Haltet die Klappe, ich will hören. was die da sagen!" auch sie verstummen lässt.
Man könnte einen Stecknadelkopf fallen hören.
Der Mann, der neben Patrick steht und eben noch ein Ale bestellen wollte, starrt die junge Frau ebenfalls entgeistert an, greift aber ohne den Blick von ihr zu wenden nach Patricks Arm und flüstert:
"Ich hab keine Ahnung, was du ihr gesagt hast, Junge, aber so hab ich sie noch nie erlebt... und ich komm seit mindestens fünf Jahren ins Head... Entschuldige dich lieber schnell und bestell noch nen extra großen Pint..."
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Knox
Plötzlich durchfährt es mich wie ein Blitz. "Flint! Wenden Sie die Kutsche. Umdrehen!"
Ich mache mir eigentlich keine grossen Hoffnungen, aber möglicherweise gibt es neue Informationen, die etwas Licht in die Angelegenheit bringen und uns weiterhelfen könnten.
Ich habe Dr. Watson völlig vergessen. Vielleicht... Ganz vielleicht hat er etwas in Erfahrung gebracht, was uns weiterhelfen könnte.
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Patrick
"Great Scott! Das war wohl ein wenig... äh... viel zu viel", schießt es Patrick durch den Kopf. Sein Versuch eine Reaktion zu provozieren geht offensichtlich völlig daneben. Es ist nicht das erste Mal, daß ihm sowas passiert. Tatsächlich führen seine ungeschickten Versuche in sozialer Interaktion nicht selten zu peinlichen Situationen. Doch das bedeutet nicht, daß der sich daran gewöhnt hätte. Und diese Situation ist besonders peinlich, weshalb Patricks Gesicht gerade aussieht, wie eine Kreuzung zwischen einer Tomate und einer Straßenlaterne.
Trotz seiner glühenden Wangen versucht Patrick gefasst und souverän zu wirken. Er packt einen Angestellten des King's Head fest am Ärmel, zerrt ihn hinter den Zapfhahn und kommandiert mit fester Stimme. "Übernehmen Sie mal kurz." Dann wendet er sich an Charlotte und spricht mit deutlich sanfterer Stimme: "Können wir irgendwo ungestört reden?" Dabei deutet er vielsagend auf den Mann, der dicht neben ihm am Tresen steht und bohrt ihm beinahe seinen Finger in ein Auge.
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Konx
Gespannt sitze ich in der Droschke und harre der Heimkehr.
Angekommen in der Park Street 12, Ecke Mount Street, hechte ich in Richtung Tür und wende mich schnurstracks Richtung Gesindeküche.
"Dr. Watson..." keuche ich. "Was gibt es Neues? Haben Sie Informationen für mich?"
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"Ähm..."
Charlotte Dotts ist sichtbar überrascht, ihr Ärger scheint für einen Augenblick vergessen.
Hat schon jemals einer der Gäste im Kings Head so die Initiative ergriffen?
"Jungs", hört man Izzy am Tisch flüstern, als er sich an Timothy und Barty wendet, "Jungs, ich glaube wir sollten Patrick zur Seite stehen!"
Er erhebt sich und zieht seine Kumpanen mit, zum Tresen, wo Charlotte etwas geistesabwesend nickt.
Sie deutet auf die Hintertür, die euch schon wohlbekannt ist.
Zusammen geht die Gruppe in die hinteren Räumlichkeiten, nachdem sich Charlotte vergewissert hat, dass ihr Angestellter alles im Griff hat.
"Danke, dass Sie uns die Möglichkeit geben kurz mit Ihnen zu sprechen!", eröffnet Izzy das Gespräch, "und entschuldigen Sie unsere... Direktheit. Wir wollen nur das Beste für Sie uns Ihre Familie, das kann ich Ihnen versichern."
"Meine Jungs und ich haben nur ein paar Fragen, sollte auch nicht lange dauern. Stimmt's nicht, Jungs?"
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Knox findet Dr. Watson im Salon, wo er sich gerade eine Zigarre angesteckt und die Beine hochgelegt hat.
"Ah, da sind Sie ja..."
Er wendet sich seinem Freund zu, nimmt die Beine wieder auf den Boden. Immer, wenn er etwas zu sagen hat, es aber spannend machen möchte und die Freude darüber kaum zurück halten kann, wird sein französischer Akzent noch etwas schwerer.
"'aben Sie etwas 'erausgefunden, oder soll isch Sie er'ellen?"
Er grinst breit und nimmt einen weiteren Zug.
-
Knox
"Oh Doktor. So spannen Sie mich doch nicht auf die Folter."
Das Gesicht von Watson wird von einer Rauchwolke seiner Pfeife vernebelt, während er spricht.
"Sie haben doch etwas herausgefunden. Raus mit der Sprache, alter Freund."
-
Bart
begleitet auf Izzys Aufforderung hin Patrick und die Dame in einen privateren Bereich. Zum ersten Mal an diesem Tag, zieht er sein Kokain-Döschen hervor, das an ein völlig mundänes Tabakdöschen gemahnt.
"Eine Prise für die Nerven die Dame?"
-
Dr. Watson grinst breit und spricht recht langsam, um die Spannung aufrecht zu erhalten.
"Ihre Ms. Cole", beginnt er, "ist von hier aus nischt, wie isch erwartet 'atte, ins 'Otel gegangen. Zumindest nicht direkt.
Stattdessen sie 'at einen Umweg zum 'Afen genommen. Isch 'abe sie nischt aus dem Auge gelassen und musste feststellen, dass sie eine Fähre aufgesucht und sisch dort informiert 'at. Isch 'abe ein paar Pence investiert und erfahren: Sie 'at gebucht eine Passage in die neue Welt, für morgen früh. Was immer Sie also tun wollen, mein Freund, es sollte heute Abend sein! Morgen sie ist weg!"
Er lässt seine Worte einen Moment wirken, dann fährt er fort.
"Danach sie ist gegangen ins Three Nuns 'Otel, ohne weiteren Umweg, mit eine Droschke."
-
Charlotte schaut etwas überrascht ob des Angebots von Bart, überlegt einen Moment.
Dann zuckt sie mit den Schultern.
"Ach, warum eigentlich nicht!"
Sie greift sich eine Prise und "stopft" sie sich mehr in die Nase, als dass sie sie schnupft, und verdreht dann kurz die Augen.
Es ist offensichtlich: Sie hat noch nie Kokain probiert.
Aber: Die Droge scheint Charlotte zumindest etwas zu entspannen.
"Also, Jungs... was kann ich für euch tun, was wollt ihr wissen?"
-
Knox
"Das glaube ich nicht, Watson. Die gute Miss Cole wird morgen früh wohl kaum nach Amerika abdampfen. Das Vögelchen sitzt im Käfig."
Ich blicke Watson mit süffisanter Miene an und füge hinzu. "Nach ihrer Rückkehr ins Three Nuns Hotel, in welchem sie sich unter dem falschen Namen Patricia Samgate einquartiert hatte, wurde sie verhaftet und sitzt z.Zt. irgendwo auf einer Polizeiwache in irgendeiner tristen Zelle... wegen Diebstahls."
-
"Non? Wie kann das sein? 'at die Dame lange Finger gemacht und wurde dabei erwischt?"
-
Knox
"Non !!! Bien sûr que non."
Ich ziehe beide Augenbrauen nach oben, mache grosse Augen und zucke so ungläubig wie unschuldig mit den Schultern. "Parce que madame avait ma montre de poche dans sa valise. Étrange n'est-ce pas? Il y a des choses." *
* Nein !!! Natürlich nicht. Weil die Dame meine Taschenuhr in ihrem Koffer hatte. Seltsam, nicht wahr? Sachen gibt's.
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Dr. Watson fängt an lauthals und schallend zu lachen.
"Sie sind eine gerissene Fuchs, Mr. Calhoun! Was für eine formidable Streich Sie sich haben einfallen lassen!"
Sein ganzer Körper bebt, so heftig muss er lachen bei der Vorstellung.
-
Knox
"Ne riez pas. Je ne sais pas pourquoi, mon cher, mais je voulais simplement retirer madame du jeu." *
* Ich weiss nicht weshalb, mein Teurer, aber ich wollte die Dame einfach mal aus dem Spiel nehmen.
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"Isch nehme an, das ist die gelungen, mein Freund!"
Er hebt ein Glas Whisky zum Toast auf dich.
"Zum Wohle!"
"Isch bin sehr gespannt, was die Polizei sagen wird. Isch nehme an, sie werden sisch bei dir melden, non? Immerhin du bist eine wischtige Zeuge?"
Und einen Moment später fügt er hinzu: "Und das Opfer..."
Dann lacht er über die Absurdität dieser Situation.
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Izzy
"Miss Dotts..." Izzy überlegt einen Moment.
Eigentlich hat ihr Alter uns ja schon eine ganze Menge verraten... brauchen wir überhaupt noch Informationen? Anderseits... in Patricks Romanen stellen die Ermittler auch immer alle möglichen dummen Fragen doppelt und dreifach.
Kann also wahrscheinlich nicht schaden.
"...erzählen Sie uns doch einfach zunächst einmal, was passiert ist. Wann ist Ihre Schwester verschwunden und was haben Sie in der Zeit gemacht?"
-
Charlotte antwortet mehr oder weniger ohne zu zögern...
"Dass Anna Maria verschwunden ist, habe ich durch Vater erfahren. Er war schon am frühen Nachmittag im Schankraum, hat nach ihr gesucht und sich mehrfach nach ihr erkundigt. Da habe ich aber noch nichts böses vermutet. Stimmt schon, sie ist eigentlich sehr zuverlässig, wenn sie Besorgungen macht, ist sie für gewöhnlich recht flott wieder hier.
Da aber relativ viel zu tun war, ist mir ehrlich gestanden erst gar nicht aufgefallen, dass sie sich verspätet hatte.
Unangenehm wurde es erst, als Jacob den Erpresserbrief aus der Post gefischt hat - das muss am späten Nachmittag gewesen sein. Normalerweise erledigt Anna Maria das, wenn sie vom Einkaufen zurück ist.
Ich war es dann, die Vater darüber informiert hat. Sehr unschön..."
Tränen laufen über ihre Wangen, aber äußerlich wirkt sie noch immer beherrscht und ruhig. Nur ein leichtes Zittern in ihrer Stimme verrät, wie es wirklich in ihr aussieht.
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Knox
"Watson, noch kurz eine Frage." Ich lege nachdenklich meinen Zeigefinger auf meine geschürzten Lippen und schaue zu Boden. "Wenn Miss Cole finanziell so klamm war, wie sie mir einzureden versucht hat, wie war es ihr möglich, die Passage zu zahlen? Was glauben Sie?"
"Ach noch etwas. Sie wissen nicht zufällig, ob sie Gepäck irgendeiner Art abgegeben hat?"
"Und dann würde mich noch interessieren, ob Sie wissen, auf welcher Klasse die gute Dame ihre Überfahrt gebucht hat."
-
Watson überlegt einen Moment.
"Es machte auf misch nischt den Aindruck, als ob sie 'ätte Probleme mit die Geld. Sie 'at genommen eine Drosche und sie bezahlt. Sie hat bezahlt die Passage aus ihre Portemonnaie... und sie 'at genommen eine weitere Droschke zu die 'Otel. Mag sein, dass es gewesen ist ihre letzte Geld, aber sie machte auf misch nischt den Aindruck einer armen Person..."
"Vielleicht sie 'at dich einfach angelogen?" Er lacht bei dem Gedanken, dass du dich von einem hübschen Frauenzimmer hast hinters Licht führen lassen.
"Gepäck? Non, sie 'atte kein Gepäck dabei. Isch weiß auch nischt, ob sie welches aufgegeben 'at. Die Überfahrt war gebucht für dritte Klasse, wenn isch es rischtig verstanden 'abe, das ist zwar günstiger als andere Möglschkeiten, aber noch immer nischt billig..."
-
Knox
"Peut-être qu'elle m'a menti?" Wiederhole ich die Frage des Doktors leicht ernst und etwas unwirsch, äffe ihn dabei nach und fange dann unweigerlich auch lauthals an zu lachen, als sich Watson vor Lachen schüttelt.
"Ja. So etwas kann einem Mann auch nur bei einer attraktiven Frau passieren. So einer geht man schon mal leichter auf den Leim als gewöhnlich."
Ich klopfe Watson auf die Schultern. "Lass uns gemeinsam etwas trinken, mein Freund."
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"Mon ami... C'est une idée brillante!"
Er legt einen Arm um Knox, während er losgeht. "Möchtest du 'ier etwas trinken, oder sollen wir uns einen schönen Pub suchen?"
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Izzy
Mist, jetzt fängt sie auch noch an zu weinen...
Ich schaue hilfesuchend zu meinen Kameraden.
Tut doch einer etwas... ich kann es nicht ertragen, Frauen weinen zu sehen...
Aber sie erzählt die gleiche Geschichte, wie ihr Alter, wenn ich nichts überhört habe. Vielleicht sollte man sich mal mit diesem Jacob unterhalten, vielleicht hat der noch etwas gesehen oder gehört.
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Izzy
Da niemand etwas unternimmt, mache ich einen Schritt auf die junge Frau zu, tätschele sie unbeholfen an der Schulter.
"Nana... ihr... ihr wird schon nichts passiert sein. Sonst hätte die Lösegeldforderung ja keinen Sinn. Euer Vater muss nur die geforderte Summe am vereinbarten Platz übergeben, dann wird sicherlich alles gut werden."
Charlottes Stimmung schlägt um, ihre Trauer macht wieder etwas der Wut Platz.
"Und was glauben Sie, werte Herrschaften, wie wir das bezahlen sollen? Wir kommen ja so schon kaum noch über die Runden!"
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Knox
Ich drücke meinen Freund kurz. "Bien sûr. C'est une idée géniale. Parce que c'est avant tout mon idée." *
"Wir sollten die Droschke nehmen und zum Kings Head fahren. Dort werden wir sicherlich auch meine Freunde treffen. Das wird ein Spass."
* Aber natürlich. Das ist eine brilliante Idee. Weil es ja in erster Linie meine Idee ist.
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"Das ist eine Idee... formidable!"
Ihr packt das nötigste zusammen, greift eure Mäntel, geht auf die Straße.
"Sollen wir eine Mietdroschke nehmen?", fragt Dr. Watson, als eine Polizeikutsche vorfährt.
Ein Konstable hüpft vom Wagen, kommt auf Euch zu.
"Verzeihung die Herren... Wo finde ich...", er schaut auf einen Notizblock, "Mr. Knox Calhoun?"
-
Knox
"Ich hätte definitiv die Präferenz für eine Mietdroschke."
Dann sehe ich die Polizei näher kommen. Die Kutsche hält direkt vor dem Haus. "Wir bekommen Besuch, Watson. Es könnte interessant werden."
Ich nähere mich dem Konstable und antworte ordnungsgemäss auf seine Frage. "Es gibt nichts, dass ich verzeihen müsste, Konstabler."
"Das bin ich, Sir. Mein Name ist Calhoun. Knox Caldwell Calhoun. Sie wollen zu mir."
"Sie sind ja von der ganz schnellen Truppe, Sir. Das lobe ich mir. Gute Arbeit."
"Haben Sie mein Geld sichergestellt?"
"Aber..." Ich halte kurz inne. "Wo bleiben nur meine Manieren. Darf ich vorstellen. Dies ist Dr. Watson." Ich mache die zwei Männer bekannt. "Wollen Sie nicht näher treten? Einen Tee vielleicht? Es sei denn, dass Sie es sehr eilig hätten, Konstabler."
-
Knox
"Nun, eilig habe ich es nicht... und einen Tee sollte man nie ablehnen. Ich muss jedoch gleich vorweg schicken, dass wir Ihr Geld bislang nicht finden konnten. Ich würde die Hoffnung zwar noch nicht aufgeben, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Euer Geld bereits ausgegeben wurde."
Er folgt dir.
"Viel mehr bin ich hier, um Ihnen noch ein paar Fragen zu stellen in Bezug auf die von Ihnen benannte Ms. Cole. Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass wir sie nicht nur wegen Diebstahls anzeigen werden... und zu diesem Punkt hätte ich ein paar Fragen."
-
Knox
Ich wende mich dem Konstabler zu. "Folgen Sie mir bitte." Und zeige mit dem Arm auf den Hauseingang.
Während ich voran gehe schaue ich bestürzt zu Boden und muss mir mit Mühe ein Schmunzeln verkneifen. Mit einem Kopfschütteln. "Ich bin erschüttert. Wie...? Wie konnte ich mich nur so in ihr irren?"
"Bitte treten Sie ein. Seien Sie mein Gast." Ich bitte ihn in den Salon. "Erzählen Sie mir, was Sie und Ihre Kollegen herausgefunden haben. Sie sprachen von weiteren Anklagepunkten?"
Währenddessen macht sich der aufmerksame Dr. Watson in die Gesindeküche auf, um Tee zubereiten zu lassen, bevor er sich wieder zu mir gesellt.
-
Knox
"Trösten Sie sich, Mann, Sie scheinen nicht der einzige zu sein. Wie gesagt, wir haben Grund zu der Annahme, dass es hier noch viel mehr zu untersuchen gibt."
Er folgt dir, schaut sich beeindruckt um, nimmt Platz.
"Schön haben Sie es hier, wenn diese Bemerkung erlaubt ist." Sein Blick schweift durch den Salon.
"Aber zur Sache... Sie hatten zu Protokoll gegeben, die Dame gestern kennengelernt zu haben, ist das korrekt?"
-
Knox
Ich lasse dem Konstabler Zeit, sich etwas umzusehen und biete ihm dann einen Platz an. "Bitte..."
"Nun, Sir, es muss etwa so gegen Sperrstunde gewesen sein, als ich besagte Dame... Miss Cole... vor dem Kings Head getroffen habe."
"Sie ist dort mit einem Mann zusammen gestossen, der danach sogleich den, bereits geschlossenen, Pub über den Hintereingang betrat."
Als Watson herein kommt, gesellt er sich schweigend zu uns, sich ein Pfeifchen anzündend.
"Meinem Eindruck nach schienen sie und der Mann sich nicht zu kennen."
"Kurz darauf kam es im Pub dann zu einer hitzigen Unterredung mit mehreren der Anwesenden. Ein Streit schien es jedoch nicht direkt gewesen zu sein. Nun ja... Über den Inhalt des Gesprächs kann ich Ihnen leider nichts Näheres berichten."
"Miss Cole... Ist das überhaupt der echte Name der Dame? Wissen Sie, sie machte einen verlorenen Eindruck auf mich. Ich sprach sie nach dem Zusammstoss an, wollte ihr helfen."
-
Knox
Dann wird der Tee serviert und ich unterbreche kurz meine Angaben. "Hier bitte, Konstabler. Mit einem Schuss?" Ich wende mich einem Schränkchen zu und nehme eine Flasche heraus. "Rum? Ich gönne mir abends immer einen Tee mit Rum. Oder doch lieber Milch? Bedienen Sie sich und seien Sie bitte nicht schüchtern."
"Sie erzählte mir, dass sie auf eine Freundin warten würde, mit der sie verabredet sei... Wirklich? Nach der Sperrstunde? Es war zu abwegig und zu konstruiert, um keine Lüge zu sein."
"Es war mir egal. Etwas hatte meine Neugierde geweckt. So unterhielten wir uns und ich begleitete sie zu nächsten Droschken Station, zahlte ihre Fahrt zum Hotel und lud sie für heute zu Tee ein. Ich schickte ihr meine Droschke. Sie kam jedoch viel zu spät..."
"Doktor, waren es eine oder fast eineinhalb Stunden Verspätung."
Ich greife in meine Westentasche und nästele nach meiner Uhr. "Unglücklicherweise habe ich die goldene Uhr meines Vaters immer noch nicht wieder gefunden. Es war ein Geschenk, an dem ich mit sehr viel Sentimentalität hänge. Im Deckel ist eine Inschrift für mich eingraviert... Die Uhr stammt noch von meinem Grossvater."
Ich erinnere mich.
'Die Uhr habe ich vor vielen Jahren in St. Petersburg gefunden. Der vorherige Besitzer hatte keine Verwendung mehr für das gute Stück. Ich habe die Uhr dann in Manchester gravieren lassen.
- für Knox - der Sohn auf den ich stolz bin - Vater -
Ich war Vater immer gleichgültig.
Aber so schafft man sich seine eigene Vergangenheit und schöne Erinnerungen. Das macht die Gedanken weicher, sagt man.'
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Knox
Der Constable macht sich fleißig Notizen. Einige deiner Angaben kommentiert er mit einem "Aha" oder einem "soso". Die meiste Zeit lässt er dich aber einfach reden.
"Es war eine Stunde, sicherlich!", beantwortet Dr. Watson deine Frage. Dann wendet er sich direkt an den Constable. "Sie müssen wissen, sie war nischt in ihrem 'Otel gewesen, sondern 'atte Nachrischt 'interlassen von ihrem neuen 'Otel abge'olt zu werden."
"Sie wurde abgeholt von Ihrem Kutscher?", fragt der Beamte. "Dann müsste ich mit dem nachher auch noch kurz sprechen. Aber fahren Sie zunächst fort, wie ging es dann weiter?"
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Knox
"Was soll ich sagen, Konstabler. Wir unterhielten uns... Sie erzählte mir, sie würde aus Bristol stammen."
"Nun ja." Ich stutze kurz und fasse mir an die Stirn. "Da fällt mit ein, der Name ihrer Freundin lautete Lydia, wie sie sagte."
"Wo war ich doch gleich? Ach ja. Ich hatte an einigen Stellen den Eindruck, sie würde mir einiges verheimlichen."
"Sie war anscheinend nach London gekommen, um dort verheiratet zu werden. Ihre Familie hatte angeblich wenig Geld für ihre Mitgift."
"Ihr Ehemann sollte der Eigentümer des Kings Head Pub werden. Evander Dotts, glaube ich heisst er."
"Ich bot ihr meine Hilfe an und auch meine finanzielle Unterstützung, wenn sie mir alles erzählen würde. In diesem Zusammenhang muss sie wohl mitbekommen haben, wo ich meine Barschaft im Haus aufbewahre."
"Viel mehr kann ich Ihnen wohl nicht berichten."
"Ich war leichtgläubig, fahrlässig und töricht."
"Es tut mir leid, dass ich Ihnen nur so wenig weiterhelfen kann, Konstabler. Aber mehr fällt mir nicht ein."
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Knox
"Oh, Sie helfen mir schon sehr, Mr. Calhoun."
Der Mann ist eifrig dabei sich Notizen zu machen.
"Sie sagten, die gute Ms. Cole sei mit Mr. Dotts verlobt gewesen? Wie kamen Sie zu dieser Erkenntnis?"
"Und dann noch eine Frage, wenn Sie gestatten, auch wenn die Frage ein wenig delikat zu sein scheint. Hatten Sie, zu irgendeinem Zeitpunkt oder auf irgendeine Weise das Gefühl, dass Ms. Cole ein Interesse an Ihnen gezeigt hat? Also ein Interesse in... romantischer Hinsicht?"
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Knox
Ich habe kein Interesse meine Freunde, die mich über die Heiratsabsichten von Miss Cole und Mr. Dotts in Kenntnis gesetzt haben, in die Sache hineinzuziehen.
"Das mit der Verlobung hat mir Miss Cole erzählt. Aber sie schien nicht glücklich damit gewesen zu sein."
"Konstabler, ich weiss nicht, ob Miss Cole ein Interesse an mir hatte und wie dieses geartet war. Ich kannte die Dame ja nicht einmal einen vollen Tag, als sie mich bestohlen hat. Vermutlich sah sie in mir von Beginn an nur einen Geldsack mit der Möglichkeit zum Ausnehmen."
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Knox
Der Constable macht sich weiter Notizen.
"Interessant. Sehr interessant. Das fällt tatsächlich aus dem Muster."
Er geht seinen Zettel noch einmal durch. "Dieses Kings Head... wo finde ich das?"
"Und eine letzte Frage noch, ehe ich mich Ihrem Kutscher zuwende... Die Gesprächsthemen, über die Sie sich mit Ms. Cole unterhalten haben... ging es da hauptsächlich um belanglose Plaudereien, oder um Dinge wie... ich weiß nicht... Zukunftspläne, gemeinsame Interessen, dergleichen?"
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Knox
"Das Kings Head ist in der City. Eine recht angenehme Lokalität." Ich gebe dem Mann die Adresse.
"Es gibt noch etwas, Konstabler. Wissen Sie, die Dame interessiert mich noch immer. Ich schreibe Romane. Und diese Frau umgibt ein Geheimnis. Sie ist... eine mögliche Inspirations Quelle. Und ich will das Rätsel gerne knacken. Sie hat meine Neugierde geweckt. Und ich habe versucht herauszufinden, wovor sie Angst hat."
"Sie haben Recht. Es ging nicht nur um belangloses Palaver. Sie hat sich für meine Arbeit interessiert, auch für meine Reisen in ferne Länder. Ich hatte den Eindruck, sie wäre gerne mit mir geflohen. Ihr wäre es egal gewesen wohin. Sie wollte nur weg von hier... so zumindest war mein Eindruck. Vielleicht hätte ich sie nicht gehen lassen sollen."
"Ich habe dann noch einmal versucht mit ihr zu reden, habe mich zu ihrem Hotel fahren lassen. Aber dort war keine Miss Cole abgestiegen. Eine sehr seltsame Sache."
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Knox
Ich habe dem Mann genug erzählt. Eigentlich so gut wie alles.
"Konstabler, Sie wissen jetzt alles, was ich über Miss Cole weiss. Würden Sie mir bitte erzählen, was Sie über die Dame in Erfahrung bringen konnten?"
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Der Polizist schließt sein Notizbuch.
"Nun, Mr. Calhoun, so wie es aussieht haben Sie Glück im Unglück gehabt. Ich weiß noch nicht, wie die einzelnen Details zusammenpassen, aber es sieht so aus als wären Sie um ein Haar einer Heiratsschwindlerin auf den Leim gegangen.
Die Frau, die sie als Ms. Cole kennengelernt haben, ist unter verschiedenen Namen aktiv. Unter dem Namen Patricia Samgate, beispielsweise, unter dem sie im Three Nuns abgestiegen war, wird sie seit zwei Jahren polizeilich gesucht. Damals war sie eine gewisse Zeit lang mit einem Mr. Webber liiert. Die Beziehung scheiterte, doch Ms. Samfate behauptete, Mr. Webb hätte ihr versprochen sie zu ehelichen und dieses Versprechen nun gebrochen. Sie drohte damit, zur Presse zu gehen und seinen Ruf irreparabel zu schädigen - man einigte sich wohl auf eine stattliche Summe.
Nach allem was Sie mir erzählt haben sieht es so aus als hätte Ms. Samgate - oder vielmehr Ms Cole - nun selbiges bei Ihnen oder Mr. Dotts versucht.
Sie können froh sein so glimpflich davongekommen zu sein."
-
Knox
"So? Eine Heiratsschwindlerin also? Lustig und das mir." Ich gebe mich bestürzt und belustigt.
"Sie haben die Dame ja jetzt im Gewahrsam. Da ist die Männerwelt Gott sei Dank ja wieder sicher."
"Gute Arbeit Konstabler."
"Aber wenn sie unter ihrem eigenen Namen gesucht wurde, weshalb hat sie sich dann unter diesem Namen im Hotel eingeschrieben?"
"Nach allem was Sie mir soeben mitgeteilt haben, kann die Dame sicherlich mit einer Verurteilung rechnen. Oder?"
"Und sollten Sie im Besitz der Dame meine goldene Uhr finden, dann wäre ich Ihnen für eine Rückgabe sehr dankbar. Wissen Sie, das Stück hat einen sehr hohen emotionalen Wert."
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Knox
"Tja, das passiert auch den besten, also... nehmen Sie es leicht."
Der Offizier lächelt freundlich.
"Ja, das mit dem Namen ist noch eines der Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Ebenso wie die Tatsache, dass sie nun auch als Diebin aktiv zu sein scheint. Zumindest war sie in der Vergangenheit nicht als solche aufgefallen - was bedeutet, dass sie entweder sehr gut ist und bei Ihnen einen Fehler gemacht hat, oder dass sich dies erst kürzlich ergeben hat."
"Wie dem auch sei, eine Verurteilung scheint recht wahrscheinlich, denke ich. Auch wenn ich da natürlich kein abschließendes Urteil fällen kann."
"Könnte ich noch kurz mit Ihrem Kutscher sprechen, ehe ich das Kings Head aufsuche? Unter vier Augen, wenn möglich. Und sollten wir Ihre Uhr bei ihr finden, werden wir sie Ihnen selbstverständlich zurückgeben."
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Knox
"Tuen Sie sich keinen Zwang an, Konstabler, und nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen. Flint steht Ihnen zur Verfügung."
"Möchten Sie, dass ich ihn kommen lasse?"
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Knox
"Das wäre zu freundlich. Hätten Sie vielleicht auch einen Raum, den ich für etwa eine halbe Stunde für die Befragung nutzen könnte? Länger sollte es nicht dauern."
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Knox
Über die Haussprechanlage rufe ich Flint in den Salon.
Als er eintrifft, stelle ich die Herren vor und ziehe mich dann zurück.
"Lassen Sie mich rufen, Konstabler, sobald Sie fertig sind."
-
Knox
die Befragung von Flint durch den Polizisten dauert keine fünfzehn Minuten, dann wird nach dir gerufen und der Polizist verabschiedet sich.
"Ich habe hier nun alles, was ich brauche, Mr. Calhoun. Haben Sie vielen Dank. Sollten sich noch weitere Fragen ergeben, würde ich mich noch einmal bei Ihnen melden, aber ich gehe zur Zeit nicht davon aus. Sollten wir Ihre verschwundenen Wertgegenstände noch finden, melde ich mich natürlich, aber wie bereits gesagt vermute ich, dass die Chancen eher schlecht stehen. Ms. Cole wird zu Geld gemacht haben, was zu Geld zu machen war.
Und danke auch für den Hinweis zu diesem...", er schaut in seine Notizen, "Mr. Dotts. Dort werde ich mich auch einmal umhören. Einen schönen Abend noch!"
Er verlässt dein Haus.
Dr. Watson wendet sich an dich. "Um was wetten wir, dass er nun zum King's Head fährt?"
-
Knox
Ich schaue Watson an. "Je le pense tout de suite."
Ich laufe dem Konstabler nach und passe ihn an der Eingangstür ab.
"Konstabler, wenn Sie Mr. Dotts im Kings Head aufsuchen, würde ich es als Gefallen ansehen, wenn Sie meinen Namen nicht nennen würden."
* Das glaube ich sofort.
-
Knox
Der Polizist schaut einen Moment irritiert.
"Mr. Calhoun, ich kann Ihnen versichern dass wir die Namen von Zeugen und Klägern stets und ausnahmslos mit der größtmöglichen Diskretion behandeln.
Ich versichere Ihnen, Ihr Name wird im Gespräch mit Herrn Dotts von mir nicht erwähnt werden - allerdings wundert es mich doch, dass Sie so eindringlich darum bitten. Darf ich fragen wieso?"
-
Knox
"Aber natürlich dürfen Sie mich nach dem Grund fragen, obwohl ich dachte, dass das offensichtlich sei."
"Ich habe eine gewisse Stellung in der Gesellschaft und einen Ruf, den ich nicht zu verlieren gedenke. Ich möchte nicht, dass es sich herumspricht, dass ich einer Hochstaplerin und Heiratsschwindlerin auf den Leim gegangen bin."
-
Knox
"Verzeihen Sie, ich war mit meinen Gedanken offensichtlich schon woanders. Das klingt plausibel und liegt in der Tat auf der Hand. Wie gesagt, ich versichere Ihnen, Ihr Name wird nicht in der Öffentlichkeit erscheinen, wenn es nicht zwingend notwendig ist."
Er tippt sich an den Hut.
"Einen schönen Abend noch, Gentlemen!"
"Alors, que faisons-nous maintenant?"*, fragt Dr. Watson.
*"Und was machen wir nun?"
-
Knox
"Que devons-nous faire maintenant?" Wiederhole ich Watsons Frage - was mir etwas Zeit zum Nachdenken verschafft. "C'est une très bonne question, mon meilleur." *
"Die Jungs sind im Pub zur Zeit sicher beschäftigt. Da mische ich mich jetzt nicht auch noch ein. Alles was es dort zu sagen und zu unternehmen gibt, werden die Vier schon schaukeln."
"Wir bleiben hier, betrinken uns und warten auf die Rückkehr der Jungs. Nach der Sperrstunde werden Sie sicherlich bald hier eintreffen. Dann werden wir alle Neuigkeiten zusammentragen und beratschlagen, was als nächstes zu tun ist. Sodann werden wir schlafen gehen und uns überraschen lassen, was der neue Tag uns bringen wird.
* Was wir nun machen sollen? Das ist eine sehr gute Frage, mein Bester.
-
Knox
"C'est une excellente idée, mon ami"*, sagt Dr. Watson.
"Lass uns trinken und in unsinnigen Erinnerungen schwelgen!"
Er geht und holt euch Nachschub.
*Das ist eine großartige Idee, mein Freund.
-
Izzy
Izzy, etwas überrascht vom erneuten Ausbruch der jungen Ms. Dotts, schaut sich hilfesuchend bei seinen Freunden um.
"Nun, ähm... naja... vielleicht können wir Ihnen ja etwas.. ähm... Geld leihen, wissen Sie. Wenn man dem Entführer eine Falle stellt, geben Sie es ja nicht wirklich aus, sondern kriegen es sofort zurück, das wäre also eine sichere Leihgabe, oder nicht?"
Charlottes Augen werden zu kleinen Schlitzen. Ihre Unterlippe zittert leicht.
"Ich weiß, dass Sie meinem Vater das Geld gegeben haben. Ich bin ja nicht blöd, auch wenn Sie dieser Meinung zu sein scheinen. Aber wenn etwas schief geht, wenn der Entführer entkommt, dann sehe ich nicht nur meine Schwester niemals wieder, sondern trage einen noch größeren Berg Schulden vor mir her. Dann bleibt mir wirklich nichts mehr übrig als diesen..."
Sie bricht mitten im Satz ab und wendet sich um.
-
Patrick
"...diesen Pete... äh... Pete... zu heiraten", vervollständigt Patrick den Satz beinahe, während er fahrig in seinen Notizen blättert.
Ich hoffe bloß, daß ich mit der Bemerkung nicht schon wieder einen Weinkrampf auslöse.
-
Ms. Dotts schaut Patrick etwas überrascht an.
Dann nickt sie.
"Ist es so offensichtlich?", fragt sie, wieder sichtlich ruhiger.
"Bei Gott, kann nicht einfach mal eine Woche vergehen, in der nicht alles drunter und drüber geht?"
-
Patrick
"Wir hatten Sie und Ihre Familie gestern Nacht...", beginnt Patrick unkonzentriert, bis er realisiert, daß er den Nachnamen des Zukünftigen tatäschlich nicht in seinen Notizen hat. "Wir kamen nicht umhin, das eine oder andere Wort zu hören. Sie erinnern sich?"
"Wie mir scheint, blicken Sie einer möglichen Ehe nicht gerade mit überschwenglicher Freude entgegen, Ms. Dotts. Ich hoffe, es gibt keinen Grund an der aufrichtigen Absicht des Gentleman zu weifeln - wie war noch gleich sein vollständiger Name?"
-
Patrick
"Ja, ich erinnere mich. Entschuldigen Sie, ich bin ein bisschen aufgelöst..."
Sie wischt sich die Nase am Ärmel, fährt dnn fort.
"Tayland ist sein Name. Pete Tayland."
Sie überlegt einen Moment ob sie fortfahren soll, scheint sich dann dafür zu entscheiden.
"Er wäre eine gute Partie für mich. Für uns alle. Viel besser, als wir zu hoffen wagen dürften. Er ist verwitwet, durchaus wohlhabend, könnte unsere finanziellen Probleme wahrscheinlich ganz allein lösen. Und ich bin auch sehr dankbar, dass er um meine Hand angehalten hat. Es ist nur..."
Sie zögert einen Moment.
"Wissen Sie wie es ist, wenn alle Fakten in eine Richtung weisen, es sich aber dennoch nicht richtig anfühlt?"
-
Patrick
"Ja, durchaus", antwortet Patrick und seufzt unbewust, als er den Namen Tayland in sein Notizbuch kritzelt.
"Wenn Pete Tayland das Geld hat, den Pub zu sanieren und seinem Schwiegervater gleichzeitig eine Rente zu zahlen, dann heiratet er hier aber ein wenig unter seinem Stand", fährt es ihm durch den Kopf. "Es sei denn, die Dottses machen sich falsche Vorstellungen über das Vermögen."
"Was ging denn in den letzten Wochen so alles drüber und drunter?"
-
Patrick
Charlotte Dotts scheint einen Moment zu überlegen, ob sie euch trauen kann.
Ihr Blick wandert von einem zum anderen.
Dann drhet sie um, zieht einen der Stühle unter dem großen Holztisch hervor, setzt sich und bedeutet euch, ebenfalls Platz zu nehmen.
"Es ist... eine lange Geschichte. Ich werde nicht allzusehr ins Detail gehen, ich denke das tut hier nichts zur Sache und wäre nicht angemessen, aber meine Familie hat in den letzten Jahren viele Schicksalsschläge erlitten, unter den wir alle zu leiden hatten.
Mein Vater hat es dabei sicherlich am schwersten verkraftet.
Wie Sie schon erfahren haben ist er zudem nicht gerade der... fähigste, wenn es um Finanzen geht.
Und so kämpfen wir schon seit ein paar Jahren mit dem Pub.
Mal geht es besser, mal geht es schlechter, aber eigentlich hatte ich den Eindruck, dass es besser ging, je mehr sich mein Vater zurückgezogen hat. Aber gut ging es nie.
Anna Maria und ich haben die Pub geschmissen in den letzten Jahren, als es Vater nicht gut ging. Er war dann auf Kur bei einem Freund und als er wiederkam, war er... wie ausgewechselt.
Zunächst hat er gesagt, er wolle die Kontrolle über das Geschäft wieder übernehmen. Hat einen langjährigen Angestellten beschuldigt, in die eigene Tasche zu wirtschaften und ihn entlassen.
Dann hat er sich überall eingemischt.
Ich erspare Ihnen die Einzelheiten, aber er hat es nicht gerade besser gemacht.
Zu allem Überfluss taucht dann hier auch noch diese Miss Cole auf, soweit ich verstehe eine Liebelei meines Vaters von der Kur. Erst heißt es hinter vorgehaltener Hand, er habe sie abserviert, und dann verkündet er seine Verlobung mit ihr.
Und dann noch Pete... Pete ist... ich weiß nicht genau, was er ist. Ich weiß nur, dass er vor ein paar Wochen hier auftauchte, sich auf Anhieb blendend mit meinem Vater verstand und nun wohl um meine Hand angehalten hat. Eigentlich kenne ich ihn kaum. Aber aus irgendeinem Grund scheint er Gefallen an mir gefunden zu haben."
Sie seufzt.
"Ergibt das irgendeinen Sinn für Sie?"
-
Patrick
Patrick nimmt Platz und hört Charlotte aufmerksam zu. Als sie erzählt, daß sie zusammen mit ihrer Schwester zuletzt das King's Head geleitet hat, zieht er die Augenbrauen hoch. Charlotte erscheint ihm jetzt in einem ganz anderen Licht, weniger hysterisch veranlagt, sondern einfach aktuell überfordert. Dann kommt ihm ein neuer Gedanke: "Wenn Pete Tayland derjenige mit dem Geld ist..."
"Ms. Dotts, wir sind uns einig, daß die Höhe des Lösegelds bemessen an der finanziellen Situation Ihrer Familie und dem Wert des King's Head völlig unrealistisch ist. Ich hatte bisher den Verdacht, daß der Täter eine falsche Vorstellung von Ihren Finanzen hat. Aber könnte es sein, daß jemand Mr. Tayland in die Tasche zu greifen versucht? Würde er das Geld für die Familie aufbringen? Wer weiß davon, daß er sich für den Pub interesssiert und für Sie?"
Dann erinnert sich Patrick wie schockiert Tayland reagiert hatte, als Evander Dotts seine Idee von der Leibrente verkündete. "Sollte Mr. Tayland nach einer Möglichkeit suchen den Pub zu übernehmen, ohne die Rente zahlen zu müssen? Wenn der Familie das Wasser bis zum Hals steht, könnte er erneut verhandeln, diesmal mit besseren Karten auf der Hand. Er könnte das Lösegeld mit der Rente verrechnen, ein Lösegeld, das er sich selbst zahlt."
Patrick lässt den Verdacht lieber unausgesprochen, zumindest in Charlottes Gegenwart.
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Timothy
Timothy ist froh, dass Patrick die Gesprächsführung übernommen hat, und es ihm sogar gelungen ist, ein wenig mehr aus Charlotte herauszubekommen. Entsprechend gibt er sich nur Mühe, durch ein freundliches Lächeln und gelegentliches Nicken seine Zustimmung zur Fortführung der Konversation zu signalisieren.
In Kopf rattert es währenddessen allerdings schon kräftig, wenn auch langsam.
Hieß es nicht "Triff mich pünktlich gegen Viertel nach elf vor der Apotheke und wir werden uns sicher einig. Um den alten Dummkopf werde ich mich später kümmern. Es wäre doch gelacht, wenn für uns beide nicht eine akzeptable Summe abzuzweigen wäre." in der Nachricht, die sich in Barts Jackentasche fand? Was, wenn Ms. Cole und dieser Pete unter einer Decke stecken, und er auf diese Weise effektiv einen viel niedrigeren Kaufpreis für den Pub zahlt.
Er nimmt sich vor, Charlotte danach zu fragen, ob Pete ihren Vater auch aus der Kur kannte. Und ob Pete an dem Abend, in dem wir uns im Pub getroffen haben, auch dort war. Aber eben erst, wenn es die Gelegenheit erlaubt und Patrick all seine Fragen gestellt hat.
-
Patrick
"Hm..." Ms Dotts überlegt einen Moment. "Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich war bisher auch davon ausgegangen, dass der Erpresser keine oder eine falsche Vorstellung von unserer finanziellen Sitiation hat, immerhin geben wir uns ja auch alle Mühe, es zu verbergen und nicht nach außen dringen zu lassen...
Aber Pete... ich weiß nicht, ob er für uns bezahlen würde. Vielleicht?
Ich weiß auch gar nicht, ob er sich wirklich für den Pub interessiert und ob das alles publik ist. Sicher, die engsten Angestellten hier wissen von ihm und seinem Interesse an mir, aber sonst niemand. Und ihm wirklich am Pub gelegen ist, weiß ich auch nicht... ich kann ihn schwer einschätzen, muss ich gestehen."
-
Timothy
Nachdem Patrick seine Fragen gestellt hat, beantwortet Charlotte auch deine Fragen.
"Wir haben Pete kennengelernt als Gast im Pub. Ist schon eine Weile her, schon vor Vaters Kur. Aber ja, er war gestern Abend auch hier anwesend."
-
Patrick
Charlottes Antwort hallt in Patricks Gedächtnis nach.
"Ich weiß nicht... ich weiß nicht... ich kann ihn schwer einschätzen."
Das klingt nicht danach, als ob sich ein verliebtes Paar in inniger Vertrautheit über die gemeinsamen Absichten ausgesprochen hätte. Ihm ist durchaus bekannt, daß in manchen Kreisen Ehen wie eine Geschäftsbeziehung angebahnt werden, doch Patrick fand diese Einstellung schon immer befremdlich. Dafür war er schon immer zu romantisch. Sein Vater würde es gefühlsduselig nennen. Dennoch bestärkt es Patricks Verdacht, daß es diesem Pete Tayland weniger um Charlotte, sondern um den Pub geht. Aber warum? Das King's Head ist nicht wirklich eine Investition, mit der man das eigene Vermögen vermehrt.
Um Timothys Initiative nicht zu unterbrechen wartet Patrick ein oder zwei Atemzüge ab, bevor er seine nächsten Fragen stellt.
"Miss Dotts, können Sie mir sagen, wie Mr. Tayland zu seinem Wohlstand gekommen ist? Hat er ein Unternehmen oder eine leitende Position inne?"
"Und dieser Angestellte, den Ihr Vater kürzlich vor die Tür gesetzt hat... Können Sie mir seinen Namen nennen? Wissen Sie vielleicht, was er jetzt macht oder wo wir ihn finden könnten?"
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Timothy
Timothy überlässt Patrick gern wieder die Initiative, aber er hört nur mit einem Ohr zu - irgendwie hat der das Gefühl, dass dieser Pete und Ms. Cole unter einer Decke stecken. Nur warum?
-
Knox
Ich mache es mir in einem meiner Ohrensessel im Salon bequem, einen Cognac Schwenker in der Hand und sehe zu, wie sich Watson an der dezent im Schrank versteckten Bar selbst bedient.
"Was meinst Du... könntest Du Dir vorstellen, einen eigenen Pub zu betreiben? So ganz ungezwungen. Vielleicht ja auch in Verbindung mit einem Herren Club. Oder nur ein Herren Club?"
Ich höre, wie er sich einschenkt, die Flasche zurückstellt und sich dann in einen der anderen Sessel setzt.
"Es wäre mit Sicherheit ein Quell an Informationen, die wir nutzen könnten. Immerhin interessanter als wenn wir einen Friseur Salon aufmachen würden."
Als der Doktor eine Augenbraue hebt, lege ich den Kopf zur Seite und zucke mit den Schultern. "Natürlich hast Du Recht. Wie immer. Wir haben bereits genug zu tun und etwas Entspannung, so wie jetzt, sollte ja nicht fehlen."
"Aber... um Deinem Einspruch zu widersprechen, könnten... Nein. Lassen wir das. Du... Ich stimme Dir zu."
"Wenn Du mich fragst, dann wird so ein Pub recht gut besucht. Ein gut geführter Pub macht sicher einiges an Umsatz. Was meinst Du... in welcher Höhe belaufen sich wohl in etwa die wöchentlichen Einnahmen?"
-
Patrick
"Woher Pete sein Geld hat? Genau weiß ich da nicht, wie Sie sich vorstellen können, ist das keines der Themen, die... angemessen sind für eine Frau.
Von dem, was ich so gehört habe, ist er Geschäftsmann und hatte wohl in der Vergangenheit ein paar mal ein gutes Näschen. Aber Details kenne ich nicht."
"Der Mann hieß Shelton, John Shelton. Er war jahrelang ein treuer Mitarbeiter und eine große Stütze. Aber Vater hat das anders gesehen..."
-
Knox
"Mon ami... seit wann bist du eine Spekulant geworden?"
Er nimmt eine Zeitung älteren Datums, blättert einen Moment darin, wirft sie dir dann aufgeschlagen zu.
"Pubs sind in letzten Jahren beliebte Zie von Investoren geworden. Man kann viel Geld machen damit!"
Der Zeitungsartikel, der vor dir liegt, ist überschrieben mit dem Titel "Pub wars!" und beschreibt dass in London zur Zeit die Pub Szene förmlich explodiert, was viele Geschäftemacher auf den Plan ruft.
Es werden mindestens drei Pubs genannt, die im letzten Monat den Besitzer gewechselt haben.
-
Knox
"Kneipen liefen schon immer gut, Watson. Was hat sich denn in letzter Zeit so sehr geändert, dass es für Investoren auf einmal so interessant geworden ist?"
Ich werfe einen kurzen Blick auf die Zeitung. Dann falte ich sie zusammen und lege sie auf den Rundtisch.
"Du hast Dich in die Sachlage bereits eingelesen, Watson, nicht wahr? Dann kennst Du Dich mit den Kneipen Kriegen gut aus, oder?"
Ich nehme einen Schluck aus dem Glas und überlege. "Kläre mich bitte auf. Weshalb nennt man das Ganze jetzt Krieg und nicht Goldrausch? Wer bekriegt da denn wen? Doch nicht etwa die Kneipen sich gegenseitig? Worum geht es? Um die Brauereien? Und wurde bereits jemand verletzt?"
Ich lächele. "Weisst Du vielleicht etwas, das nicht in der Zeitung steht?"
"Was macht die Kneipen so interessant? Wird dort noch etwas anderes verkauft ausser Getränken?"
"Geht es wohlmöglich um Bauspekulation?"
-
Knox
"En contraire, mon ami, viele Pubs 'atten die letzten Jahre zu kämpfen. Nur dass unsereins das nischt so mitbekommt, weil wir nischt in diese Kaschemmen gehen, sondern in bessere Herrenclubs.
Aber soweit isch gehört und gesehen habe, beziehen viele Bürger der Stadt nur noch gepanschten und selbst gebrannten Alkohol, was nischt gut ist für ihre Gesundheit.
Es sind die großen Brauereien, die in eine Bieterkrieg verfallen sind. Allsopp's und Worthington und wie sie alle 'eißen. Deswegen sprischt die Zeitung auch von eine Krieg. Gute Zeiten sind nur angebrochen für jene, die schon eine Pub besitzen. Sie können nun verkaufen und sich eine goldene Nase verdienen."
-
Knox
"Irgendwie müsste doch der Bedarf an hochwertigen Pubs für die Haute Volee so langsam mal gedeckt sein, meinst Du nicht? Zumal die Crème de la Crème weniger Bier trinkt als die Arbeiterschaft. Da wäre es doch schon wieder sinnvoll Pubs fürs einfache Volk zu eröffnen und den Gewinn über die Menge des Ausschanks zu erzielen."
-
Patrick
Mit einem fragenden Blick schaut Patrick zu Timothy, Bart und Izzy hinüber.
"Fällt euch noch etwas ein? Falls nicht, würde ich vorschlagen, wir gönnen Mrs. Dotts etwas Ruhe. In der Zwischenzeit könnten wir mit diesem Jacob reden. Wo finden wir den?"
-
Izzy
Izzy schüttelt den Kopf.
"Nein, mir fällt auch nichts weiter ein..."
"Warten Sie einfach hier, ich werde Jacob suchen und zu Ihnen bringen, dann können Sie mit ihm reden." Sie erhebt sich, nickt euch zu und verlässt dann das Zimmer.
Ihr habt ein paar Minuten für euch, wenn ihr sie nutzen wollt...
Dann öffnet sich die Tür erneut und ein unterdurchschnittlich aussehender, durchgeschwitzter Mann, dessen Alter schwer einzuschätzen ist, tritt ein.
"Ähm... N'Abend... äh... ich... ich sollte mich hier melden?"
Er wirkt irritiert, etwas verunsichert.
-
Patrick
Bevor Jacob den Raum betritt, flüstert Patrick den anderen zu: "Ich denke wir sind uns einig, daß wir diesen Pete Tayland unter die Lupe nehmen sollten. Mir liegt es fern, Gerüchte zu verbreiten, aber es könnte doch sein, daß er hinter der Entführung steckt, um dann als Retter aufzutreten und sich somit den Pub für einen günstigeren Preis zu sichern. Vielleicht kriegen wir auch was über diesen John Shelton heraus. Es wäre möglich, daß er sich rächen will. Was meint ihr, Jungs?"
-
Timoty
Timothy nickt: "Ganz meiner Meinung. Vor allem die Motive dieses Tayland scheinen mir fragwürdig."
Er schaut sich noch einmal um, ob Charlotte auch wirklich außer Hörweite ist, und spricht trotzdem etwas leiser: "Ohne Ihr zu nahe treten zu wollen: Miss Dots ist sicher eine anständige Frau, aber keine solche Schönheit, dass plötzlich ein reicher Mann käme und ohne jedes Nachdenken um ihre Hand anhielte."
-
Izzy
Als Timothy feststellt, dass Ms Dotts in seinen Augen nicht unbedingt die attraktivste Frau Londons ist, atmet Izzy erleichtert aus.
"Und ich dachte schon es ging nur mir so wenn ich mich wundere, was dieser Tayland an ihr findet!"
Er grinst.
"Also wenn ich Geld hätte, wäre ich sicher hinter anderen Frauen her... aber gut, jedem das seine!"
-
Timothy
Timothy zieht kurz eine Augenbraue hoch - Izzy ist also knapp bei Kasse. Das erklärt vielleicht auch sein merkwürdiges Verhalten bei unserem ersten Treffen.
Aber dann überspielt er das Ganze mit einem breiten Grinsen: "Wir werden dem Kerl schon noch auf den Zahn fühlen."
-
Patrick
Zunächst nickt Patrick beipflichtend Timothy zu. Die Einschätzung, daß Pete Tayland nicht an Charlotte sondern am King's Head interessiert ist, teilt er voll und ganz. Jedoch hätte es Patrick nie so direkt ausgedrückt. Als anschließend auch Izzy ziemlich despektierlich über Charlotte urteilt, hat Patrick aus irgend einem Grund das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Mit einem strengen Räuspern lässt er verlauten: "Immerhin ist sie geschäftstüchtig und vernünftig." Aber nicht so laut, als daß man es verstehen könnte.
"Dann sind wir uns also einig, was Pete Tayland betrifft. Aber bevor wir uns auf ihn stürzen, sollten wir noch Jacob verhöhren und diesen John Shelton überprüfen."
-
Der Mann geht zu dem Stuhl, auf dem noch vor ein paar Minuten Ms. Dotts gesessen hatte, setzt sich aber nicht gleich.
"Dougal mein Name, Jacob Dougal." Er tippt sich an den imaginären Hut.
"Ms. Charlotte meinte, die Herren hätten... ein paar Fragen an mich?"
-
Patrick
"Ganz richtig, Mr. Dougal. Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie Ihre wertvolle Zeit für uns opfern", eröffnet Patrick und lächelt freundlich, um die sichtliche Nervosität des Mannes zu lindern.
"Ich gehe davon aus, daß Sie im Bilde sind, was die Entführung der armen Anna-Maria Dotts betrifft. Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie das Erpresserschreiben in der Post gefunden. Wann war das?"
-
Patrick
"Ähm, ja, ganz richtig... da ich den Zettel aus der Post geholt habe, bin ich wohl der erste gewesen, der über diese schrecklichen Vorgänge Bescheid wusste... das müsste am frühen Nachmittag gewesen sein, glaube ich... ich habe nicht auf die Uhr gesehen, wissen Sie..."
-
Knox
"Mon ami... isch weiß nischt wann du das letzte mal in eine Pub warst. Nischt die Kings Ead, eine rischtige Pub, für Leute wie uns. Die schenken dort keine Bier aus. Zumindest nischt viel.
Und solange die Preise für Bier so sind, wie sie sind, rührt diese Geschäft mit die Armen niemand an. Ist eine Risiko.
Aber eine Risiko 'at uns beide noch nie abgealten, oder?"
Er lacht.
-
Patrick
"Verstehe, ich gucke auch nicht jedes Mal auf die Uhr, wenn ich meinen Briefkasten leere", erklärt Patrick mit einem Lachen, um das Eis zu brechen.
"Wie gut kannten Sie John Shelton. Immerhin waren sie eine lange Zeit lang Arbeitskollegen, nicht wahr? Nach allem, was ich hörte, hatte er den Rauswurf nicht verdient. Das muss ihn hart getroffen haben. Trauen Sie John Shelton zu, daß er sich an Mr. Dotts rächt, indem er dessen Tochter entührt? Wissen Sie, wo wir ihn finden können?"
-
Timothy
Hat der Mann gerade "Vorgänge" gesagt? Timothy nimmt sich vor, nachzuhaken, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
-
"Ja, ich kannte John. Wir haben lange zusammen hier gearbeitet. Sehr lange. Und dass er rausgeworfen wurde... also verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe da keine Beweise oder so... aber wie sagt man so schön: Where there is smoke, there is also fire, nicht wahr?"
Auf die Frage, ob Mr. Shelton etwas mit der Entführung zu tun haben könnte, denkt Mr. Dougal lange nach. Dann sagt er: "Ich bin mir nich sicher, aber... ich würde es nicht ausschließen... Wir leben in komischen Zeiten, wissen Sie, da schockt einen fast nichts mehr..."
-
Timothy
"Verzeihung, wenn ich kurz unterbreche. Eine Frage Mr. Dogal: Sie sprachen gerade von schrecklichen Vorgängen. Gibt es über die Entführung von Miss Dots hinaus Dinge, von denen wir wissen sollten?"
-
Patrick
Die Aussagen klingen in Patricks Ohren nach sehr vagen Vermutungen; jedenfalls nichts, worauf er einen Verdacht begründen würde. Was Jacobs Urteil über seinen ehemaligen Kollegen John Shelton betrifft, hat er sogar den Eindruck, daß der Mann seinem Arbeitgeber nach dem Mund zu reden versucht, um nicht als nächster vor die Tür gesetzt zu werden.
Patrick notiert die Aussagen, ist jedoch wenig überzeugt, daß sie ihm weiterhelfen. Als Timtothy nachhakt, wendet sich Patricks Aufmerksamkeit sofort wieder John Shelton zu. Gespannt wartet er auf die Antwort.
-
Mr. Dougal antwortet ohne zu zögern:
"Oh, nein, ich denke nicht, dass das irgendwie relevant wäre. Das sind eher Interna der Familie und des Pubs, die mit der Entführung von Miss Dotts in keinem Zusamenhang stehen."
-
Timothy
"Ich weiß, dass das nicht unbedingt Dinge sind, über die man gern mit Fremden redet, aber es würde uns sicher helfen, wenn Sie uns auch über diese Ereignisse berichten, Mr. Dougal. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang, der nicht offensichtlich ist."
-
Dieses mal überlegt Mr Dougal einen Moment, ehe er antwortet.
"Nunja... ich werde keine Details und keine Interna verraten, aber ich gehe Recht in der Annahme, dass Master Dotts Sie bereits in die... sagen wir angespannte und komplizierte Familiensituation eingeweiht hat.
Aber vorhin meinte ich tatsächlich nur die Entführung... die natürlich im Zusammenhang mit der Gesamtsituation das Leben hier nicht gerade einfacher macht."
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Patrick
"Ich gehe davon aus, daß wir Mister Dotts volles Vertrauen haben. Immerhin hat er sich wegen der Entführung seiner Tochter an uns gewandt und nicht an die Polizei. Außerdem helfen wir ihm ein gutes Stück weit aus, was das Lösegeld betrifft. Wie Sie sehen, gibt es also keinen Grund, uns Informationen vorzuenthalten. Schildern Sie doch einfach die Ereignisse aus Ihrer Sicht und wir beurteilen, ob sie in Zusammenhang mit der Entführung stehen könnten."
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Jacob Dougal überlegt einen Moment.
"Wissen Sie... ich gehe auch davon aus, dass Sie das Vertrauen von Master Dotts genießen. Es ist aber dennoch nicht an mir, bestimmte Dinge zu erzählen, das gehört sich einfach nicht.
Aber Sie können Master Dotts oder Ms. Dotts ja selbst danach fragen."
Er lächelt, was halb entschuldigend, halb überheblich wirkt...
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Patrick
Das merkwürdige Lächeln lässt Patrick stutzen. Für einen Mann, der zu Beginn sehr nervös wirkte, nimmt sich Jacob Dougal auffällig viel Zeit, um über seine Antworten nachzudenken und formuliert sehr vorsichtig.
"Hat der was zu verbergen? Will er uns an der Nase herumführen?"
Dann kommt Patrick ein weiterer Gedanke.
"Charlotte nannte John Shelton eine große Stütze. Wo rauch ist, ist Feuer? Redet er vielleicht von sich selbst?"
Patrick macht sich eine Notiz, Charlotte danach zu fragen, ob es zu Unregelmäßigkeiten kommt, wenn Jacob Dougal die Kasse macht. Dann hält er das Gespräch mit weiteren Fragen am Laufen, um diesen Dougal besser einschätzen zu können. Dabei beobachtet Patrick den Angestellten sehr genau, versucht sich jedoch nichts anmerken zu lassen.
"Also gut, Sie haben das Erpresserschreiben am frühen Nachmittag aus der Post geholt. Damit meinen Sie den Briefkasten, denke ich, oder haben die Dotts ein Postfach auf dem Amt? Wen haben Sie über das Schreiben in Kenntnis gesetzt und in welcher Reihenfolge?"
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"Es gibt hier nur einen Briefkasten, draußen, am Tor zum Hinterhof. Von dort habe ich die Post geholt und sie zu Mr. Dotts gebracht. War nur der Erpresserbrief drin, Sir, und mein Weg ging direkt zu Mr. Dotts, dem ich den Brief übergeben habe."
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Patrick
Aus der Reaktion Dougals kann Patrick nichts entnehmen, was ihm Aufschluss über dessen Verhalten oder gar Absichten geben könnte. Er verspürt lediglich eine sich steigernde Antipathie gegenüber dem Mann. Patrick mochte es noch nie, überheblich angelächelt zu werden.
"Na gut, die Frage war auch zu simpel."
"Gehört es zu Ihren täglichen Aufgaben, den Briefkasten zu leeren? Zu mir kommt der Postbote stets am Morgen. Weshalb haben Sie erst am frühen Nachmittag nach der Post geguckt?"
Patrick macht einen Atemzug Pause und fügt dann hinzu: "Haben Sie Zeugen dafür, daß Sie das Erpresserschreiben tatsächlich aus dem Briefkasten geholt haben?"
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Auf die Frage nach seinen täglichen Aufgaben antwortet Mr. Dougal: "Nein, normalerweise nicht. Wann die Post hier genau kommt, weiß ich nicht, aber für gewöhnlich holt Ms. Anna Maria die Post. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, dass einer der Hausangestellten sie holt, wenn jemand ohnehin schon draußen ist. Und da Ms. Anna ja nicht da war..."
Er lässt den Rest unausgesprochen.
"Deswegen war es auch eher... spät."
Bei der Frage nach Zeugen kommt er kurz ins Stocken. "Was? Ähm, nein, also, ich glaube nicht. Wieso sollte es dafür Zeugen geben? Wo sollte ich den Brief sonst herhaben? Wollen Sie mir etwa unterstellen ihn selbst geschrieben zu haben?"
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Patrick
"Ja, jetzt ist das dreckige Grinsen aus deiner Visage verschwunden, nicht wahr", stellt Patrick mit Genugtuung fest. Erst im nächsten Moment realisiert er, daß er erneut über das Ziel hinaus geschossen ist, bei dem Versuch eine Reaktion zu provozieren. Doch diesmal bricht sein Gegenüber nicht in Tränen aus und Patrick hat auch nicht das Gefühl, vor Scham im Boden versinken zu müssen.
"Jetzt wird es spannend. Was würde Edward Cunningham..."
In dem Moment fällt Patrick ein Buch über die Kriege Napoleons ein, in dem dessen Widersacher General von Blücher mit seinem Motto "Vorwärts und immer feste druff" zitiert wurde. Er atmet einmal tief durch.
"Und Ms. Anna Maria macht das gewöhnlich am Nachmittag und nicht morgens? Bevor sie die Einkäufe erledigt oder danach? Sie sind also selbst auf die Idee gekommen, die Post zu holen. Waren Sie gerade draußen? Warum?"
"Sie sprachen vorhin von Rauch. Bedeutet das, daß die Kasse öfter nicht stimmt?"
"Wo Sie den Brief sonst herhaben könnten? Nun, vielleicht wurde er ihnen zugesteckt. Von einem Komplizen. Oder einer Komplizin? Das soll hier durchaus vorkommen, daß Zettel in Manteltaschen landen."
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"Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wann Ms. Anna normalerweise die Post holt... ich würde sagen... so um die Mittagszeit? Aber da sie nicht da war... habe ich sie halt geholt. War gerade hinten, im Lager, da war es kein großer Umweg."
"Und ich verwehre mich gegen diese Anschuldigungen, nur weil ich der unglückliche Kerl bin, der die Post geholt hat. Ich meine... Sie haben den Brief auch gesehen, oder? Macht Sie das verdächtig?"
"Und zum Rauch fragen Sie wie gesagt die Familie... dazu werde ich mich nicht mehr äußern."
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Timothy
Timothy hat das Gefühl, dass die Situation in Gefahr ist, außer Kontrolle zu geraten. Er nutzt die kurze Redepause, um beschwichtigend auf Mr. Dougal einzureden:
"Seien Sie unbesorgt, guter Mann, Sie stehen hier nicht unter Verdacht. Wie ich schon einmal sagte: die Situation ist äußerst vertrackt, und Mr. Calvert hier hat großes Talent, auch kleine Details zu entdecken. Deshalb müssen wir nach eben diesen so genau befragen, wie es nur eben geht. Jede Facette der Situation, und mag sie auch noch so unbedeutend erscheinen, könnte den entscheiden Hinweis enthalten. Alles, an was Sie sich erinnern können, hilft."
Er wartet ab, ob Dougal vielleicht doch noch mit etwas herausrückt.
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Knox
Es klopft dreimal. Ohne dass ich antworten muss betritt Mr. Hawkins den Salon. Auf einem Silbertablett trägt er die gebügelte Abendzeitung herein.
Ich winke ab und schüttele den Kopf "Nein danke, Hawkins." und wende mich wieder dem Alkohol zu. "Es wird sich nichts Aufregendes in der Welt getan haben seit heute Mittag."
Holmes liegt derweil unter dem Tisch und döst vor sich hin. Mitunter gibt die Bulldogge einen Seufzen oder ein Schmatzen von sich. Ansonsten ruht sie entspannt zu meinen Füssen.
"Wie der werte Herr meinen." kommt die prompte Antwort meines Butlers und so wendet er sich dem Doktor zu "Die Abendzeitung, der Herr." und nachdem dieser die Zeitung vom Tablett genommen hat, wünscht Hawkins "Noch einen angenehmen Abend die Herren." und verlässt gemässigten Schrittes wieder den Salon.
Watson blättert im Evening Standard. Eine Seite nach der anderen.
Ich beobachte ihn, wie er Seite um Seite überfliegt. "Nichts Neues. Nichts, was uns interessieren könnte. Nichts."
"Ja." antworte ich. "Ein eintöniger Abend. Leider."
"Eine Partie Backgammon, vielleicht?" Watson faltet die Zeitung zusammen und wirft sie auf den Tisch, doch ich schüttele nur den Kopf. "Snooker?" Auch diesmal winke ich ab.
"Aus Deine Laune, mon amie, kann man getrost zwei machen, n'est-ce pas? Ou pas?"
Ich winke ab, während sich Watson noch ein Glas einschenkt. "Ich werde warten und trinken. Irgendetwas wird schon noch passieren, n'est-ce pas?"
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Mr. Dougal hört Timothy aufmerksam zu, und scheint sich recht schnell zu beruhigen.
"Ich verstehe ja, dass jeder hier ein wenig unter Anspannung steht. Aber vielleicht hilft es dann, sich auf die Fakten zu konzentrieren. Zum Beispiel der Erpresserbrief... er hatte keinen Umschlag, keine Marke. Wer auch immer ihn eingeworfen hat, hat ihn selbst eingeworfen. Vielleicht sollten Sie sihc auf der Straße umhören, ob jemand etwas gesehen hat?"
Er grinst selbstbewusst, als hätte er gerade selbst den Fall eigenhändig gelöst.
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Timothy
Timothy zieht die Augenbrauen hoch. Recht unverfroren für einen kleinen Angestellten, dieser Mr. Dougal. Und letztlich auch irgendwie verdächtig.
Aber diese ganze Untersuchung beginnt Timothy auf die Nerven zu gehen. Das ist weitaus weniger Abenteuer als er sich erhofft hätte. Vielleicht sollte er einfach eine Schlägerei mit Mr. Dougal anzetteln? ... aber das wäre wohl höchst unangemessen.
Er schluckt also seine wachsende Frustration herunter und hält nüchtern fest: "Möglicherweise werden wir das. So oder so. Zumindest für den Moment haben wir keine weiteren Fragen, denke ich, oder Patrick?"
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Patrick
Patricks Augen funkeln. Er blickt zunächst Timothy an und schaut dann in die Runde.
"Nein, von meiner Seite aus nicht. Wir werden jetzt genug damit zu tun haben, uns gegenseitig zu verhören. Schließlich sind wir nach Mr. Dougals Meinung alle verdächtig."
Mit diesen Worten deutet er auf die Tür und lächelt den Angestellten des Kings Head an.
"Wir brauchen Sie nicht länger. Vielen Dank, für Ihre Zeit."
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Mr. Dougal erhebt sich und grinst ein selbstgefälliges Grinsen.
"Danke, die Herrschaften, dann werde ich mich jetzt wieder meinen Aufgaben widmen."
Er tippt sich an die Stirn... und geht.
Kaum ist er aus der Tür, wendet sich Izzy an euch.
"Ein komischer Kauz, oder?"
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Timothy
"Ziemlich Unsympath. Ich hätte ihm vielleicht doch eine kräftige Linke verpassen sollen."
"Aber ich glaube, im Moment kommen wir hier nicht weiter, egal wie verdächtig uns Mr. Dougal erscheint.
Vielleicht sammeln wir besser Knox auf und überlegen dann nochmal, in welcher Reihenfolge wir weitere Leute befragen.
Mal ganz abgesehen davon, dass ja auch noch die Sache mit dem Lösegeld im Raum steht."
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Izzy
"Das ist eine gute Idee. Lasst uns alle zu Knox fahren, noch etwas trinken, und vielleicht hat er ja eine gute Idee."
Er steht auf und wendet sich zum gehen.
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Nach dem Verhör Mr Dougals beschließen Timothy, Patrick und Izzy, es für diesen Abend gut sein zu lassen... sie haben viel erfahren und viel zu durchdenken...
Die nächsten Schritte wollen gut geplant sein.
Und das tut man am besten in guter Gesellschaft bei einem Ale.
Der Kutscher der Mietdroschke lässt sich die Adresse von Knox geben und fährt die drei auf direktem Wege dorthin.
"Sir... Sie haben Besuch!"
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Knox
Als Hawkins klopft, verschütte ich fast etwas vom teuren Brandy, den ich mir gerade nachschenke, so sehr war ich gerade in meinen Gedanken gefangen.
Der Butler tritt ein, ohne auf eine Antwort gewartet zu haben. "Die Herrschaften sind zurück, Sir." Er wartet und lässt meine Kameraden in den Salon treten. "Noch einen Wunsch, Sir?"
Ich wende meinen Blick zur Kaminuhr und kneife die Augen zusammen. Es ist 22.23 Uhr.
Ich überlege kurz, während ich den Jungs mit einer Armbewegung die Sessel im Rund anbiete, dass sie es sich bequem machen mögen. "Wenn der Ofen noch warm ist, möge Mrs. Bridges uns noch etwas zubereiten." Ich schaue auf die Kaminuhr. "Wenn nicht, dann für alle ein paar Sandwiches und Gurken."
Das schnelle Aufstehen und der Alkohol tun ihre Wirkung und ich setze mich wieder. "Einen Drink? Bedient Euch bitte selbst." sage ich und deute auf die Schrankbar hinter mir, während ich höre, wie sich Hudson entfernt und die Tür zum Salon wieder geschlossen wird.
"So!" setze ich an. "Was gibt es Neues zu berichten?"
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Izzy
"Oh, so einiges!", grinst Izzy und geht zum Schrank, schenkt sich großzügig ein und reicht dann die Flasche und ein paar Gläser weiter.
"Die Jüngste des Hauses wurde offenbar entführt. Gibt nen Erpresserbrief. Und alle sind in Aufruhr und verhalten sich merkwürdig."
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Timothy
Timothy ergänzt:
"Wie Izzy schon sagt: es gibt eine Entführung, und es sollen 100 Pfund erpresst werden. So wie es aussieht, plante der alte Herr tatsächlich diese Miss Cole zu ehelichen, obwohl es keine Mitgift geben sollte. Insgesamt scheint er nicht das beste Händchen für Geschäfte zu haben. Wie seine Tochter berichtet, liefen die Dinge besser als er in Kur war. Der Kontakt mit dem Mann, der eben jene Tochter ehelichen will, und dem der Pub überschrieben werden soll, kam wohl auch dort zustande.
Wir konnten übrigens zwischendurch einen kleinen Blick auf einen Brief, den Miss Cole dem alten Herrn schrieb, erhaschen und er sah ziemlich ähnlich zu dem Schreiben zum ersten Treffen aus.
Wir haben dann auch noch den Angestellten befragt, der den Erpresserbrief gefunden hat. Wenn man mich fragt, hat der Typ Dreck am Stecken, aber ich weiß nicht, ob er wirklich in die Entführung verwickelt ist. Es war nicht viel aus ihm herauszubekommen außer einem hämischen Grinsen.
Insgesamt eine reichlich merkwürdige Sache. Ich kann mir da noch keinen Reim drauf machen.
Aber vielleicht erinnert sich Patrick auch genauer. Mir minutiös Dinge zu merken ist jetzt nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung."
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Patrick
Mit einem Schnaufen lässt sich Patrick in einen der Sessel fallen, nimmt von Izzy die Flasche entgegen und gönnt sich einen Doppelten. Sorgfältig stopft er seine Pfeife, bis Timothy seinen kurzen Bericht beendet hat.
"Anna Maria Dotts wurde im Pub zuletzt gesehen, bevor sie heute Mittag aufbrach, um Besorgungen zu erledigen. Laut Evander Dotts macht sie das regelmäßig um diese Uhrzeit. Sehr wahrscheinlich wurde sie dabei entführt. Nach Aussage des Angestellten Jacob Dougal leert Anna Maria den Briefkasten, wenn sie von den Einkäufen zurück kommt. Da sie nicht da war, will er den Briefkasten am frühen Nachmittag geleert und dabei das Erpresserschreiben gefunden haben. Angeblich hat er es direkt zu Evander Dotts gebracht."
"Die beiden Töchter haben das King's Head geleitet, als es Evander Dotts nicht gut ging. Seit er aus der Kur zurück ist, hat Mr. Dotts wieder die Zügel in die Hand genommen. Charlotte Dotts sagte aus, daß der Pub unter der Leitung ihres Vaters den Bach runter geht. So hat er einen Angestellten Namens John Shelton entlassen, weil der Geld in die eigene Tasche gesteckt haben soll. Diesen Verdacht bestätigte Jacob Dougal mit vagen Andeutungen. Charlotte Dotts nannte Shelton jedoch treu und eine Stütze."
"Die Verbindung zwischen Charlotte Dotts und Peter Tayland wäre keine Liebesheirat. Charlotte sieht die Ehe als Konsequenz des wirtschaftlichen Scheiterns ihres Vaters, da die Familie dringend Geld braucht. Sehr wahrscheinlich geht es diesem Tayland um den Pub und nicht um Ms. Dotts."
Patrick beendet seinen Redeschwall, nimmt einen großen Schluck Brandy und zieht etwas zu eifrig an der Pfeife. Das Brennen auf seinerr Zunge lässt ihm die Gesichtszüge entgleiten.
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Patrick
Nach enthusiastischem husten fährt Patrick fort: "Soweit die Fakten. Was den Reim betrifft, bin ich auch nicht schlauer, als Timothy.
Einhundert Pfund sind deutlich zu viel, für einen Pubbesitzer. Entweder hat der Entführer völlig falsche Vorstellungen, was die finanzielle Situation der Dotts betrifft oder setzt darauf, daß Peter Tayland mit seinem Geld einspringt. Dann könnte es bei der Entführung eigentlich um Mr. Tayland gehen und nicht um die Familie Dotts.
Erinnert ihr euch an die Reaktion Taylands, als Evander Dotts bei der Familienbesprechung die Leibrente erwähnte? Mir kam der Verdacht, daß er selbst hinter der Entführung steckt, um sich dann als edler Retter zu präsentieren und ihm Gegenzug für die 100 Pfund Evander um die Rente prellt. Doch laut Charlotte hat ihr Zukünftiger noch gar nicht auf die Situation reagiert.
Ich hatte von Beginn an das Gefühl, die komplette Entführung ist fingiert. Anna Maria Dotts ist in Wirklichkeit ausgebüchst und versucht nun Geld bei ihrem Vater locker zu machen. Charlotte hatte heute einen völligen Zusammenbruch, als ich... wir sie befragt haben. Es könnte ja sein, daß Anna Maria ebenfalls mit den Nerven am Ende ist, was die Situation der Familie betrifft. Gegen diese Vermutung spricht jedoch die Summe. Anna Maria kennt die Finanzen, immerhin hat sie zusammen mit ihrer Schwester den Pub geleitet.
Es könnte aber auch sein, daß sämtliche Dotts' schlecht mit Geld sind. Es würde mich nicht wundern, wenn Geld in der Kasse fehlt. Es würde mich auch nicht wundern, wenn dieser Jacob Dougal für einen einfachen Arbeiter erstaunlich viel Geld ausgibt."
Vor seinem inneren Auge sieht sich Patrick diesen schmierigen Dougal beim nächsten Aufeinandertreffen mit Beweisen auseinander nehmen.
"Wie steht es denn bei dir, Knox? Bist Du mit dieser Frau weiter? Wie hieß sie noch?"
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Knox
Ich bin etwas alkoholisiert. "Nun... also... ähm, wenn Du mich so fragst..." Ich schaue fröhlich in die Runde, hebe mein Glas "Cheers." um einen Schluck zu nehmen "... dann hat sich die... Angelegenheit mit Miss... Cole... ich meine Miss... Samgate... nein, Cole... wohl fürs Erste einmal erledigt."
Ich nehme einen weiteren Schluck und atme befriedigt seufzend erst einmal tief durch. "Die Gute wurde auf meine... Veran... la... ... auf mein Betreiben... ... verhaftet und sitzt hinter... schwed... di... ... hinter Gittern."
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Patrick
Mit strengem Blick mustert Patrick den Gastgeber.
"Wir erzählen ihm gerade, daß es eine entführte Dame zu retten gilt und er schüttet sich zu!"
Laut sagt er: "Das war ein langer und ereignisreicher Tag. Wir sollten es für heute gut sein lassen und unsere nächsten Schritte bei einem reichhaltigen Frühstück mit starkem Kaffee besprechen. Was meint ihr, Jungs?"
Patrick schenkt sich nach und leert das Glas in einem Zug. "Hast Du Zimmer, Knox?"
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Knox
Ich bemühe mich aufzustehen, setze mich aber sogleich wieder hin. "Watson." sage ich "Läute... er doch... nach Hawkins, s'il... vous plait."
Dann fällt es mir wieder ein. "Aber Ihr könnt noch nicht zu Bett gehen." sage ich mit leicht entrüstetem Unterton und winke Watson wieder ab.
Ich breite wie zu einer Umarmung, immer noch im Ohrensessel sitzend, die Arme aus. "Wir... bekommen doch gleich noch... unsere Gurken... und... Sandwi... ... Schnittchen."
"So lange müssen wir... noch warten. Alles... andere wäre doch sehr... unhöflich."
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Izzy
"Oh, ja, etwas zu Essen, ich sterbe fast vor Hunger!"
Ich schenke mir nochmal nach.
"Echt erstaunlich was ihr so alles an Zwischentext aufgeschnappt habt... Und ich dachte die ganze Zeit, sie wurde einfach nur entführt und die Erpresser hatten keine Ahnung. Gut dass wir da waren, um den Dotts mit den hundert Pfund auszuhelfen!"
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Timothy
"Das wir ihnen Geld ausgelegt haben stört Dich schon ziemlich, oder Izzy?"
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Knox
Ich bin schlagartig wieder klar, als sich das Gesagte in meinem Gehirn abgesetzt hat. "Ihr habt was gemacht? Ihr habt dem Wirt das Lösegeld für seine Tochter bezahlt? Das ist nicht Euer Ernst."
"Gehe ich Recht in der Annahme, dass die Polizei nicht über den Vorfall informiert wurde?"
Abrupt stehe ich auf, setze mich aber sofort wieder, weil mir schwindelig wird. "Habt Ihr eine Sicherheit für das Geld?"
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Izzy
"Naja, was heißt stören... ich finde es halt... bemerkenswert..."
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Knox
"Und diesen Shelton... habt Ihr dann sicherlich noch nicht gesprochen, oder?"
"Der Mann könnte vielleicht etwas Licht in die Angelegenheit bringen. Es wäre doch interessant zu erfahren, was er über seinen... Rauswurf denkt."
"Ach ja. Wisst Ihr ob der Mann in der Schenke... arbeitete, oder ob er die Bücher... geführt hat?"
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Izzy
Ich grinse.
"Dafür, dass du ganz schön einen sitzen hast, kannst du aber noch beeindruckend klar denken, Knox!"
Das nächste Glas verschwindet in meinem Rachen.
"Ehrlich gestanden: Keine Ahnung! Oder erinnert ihr euch an etwas in diese Richtung, Jungs?"
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Knox
"Mein Kopf schaltet erst ab, wenn ich ins Koma falle. Und dann bringt mich der Doktor hier zu Bett."
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Patrick
"Daß Shelton ein Buchhalter war, kann ich mir nicht vorstellen. So wie ich die Familie Dobbs einschätze, kennen die kaum den Unterschied zwischen Buchhaltung und Buchständer. Aber ich hatte auch schon daran gedacht, zumindest mal danach zu fragen, weil ich den Verdacht habe, daß es dieser Dougal ist, der sich Geld in die eigene Tasche steckt.
Um mit Shelton zu sprechen, müssen wir ihn erst ausfindig machen. Im Pub konnte uns niemand was über ihn sagen."
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Knox
"Irgendjemand muss doch die Bestellungen... machen. Wieviele Kisten mit Whisky und wieviele Fässer Bier wurden... bestellt und bezahlt? Wieviele Gläser... wurden ausgeschenkt? Stimmt die Menge... in etwa mit... dem Inhalt der Flaschen und Fässer überein?"
Ich denke kurz nach. "Hin und wieder ein paar... Pence für ein paar... Biere in die eigene Tasche wandern zu... lassen, bringt den Wirt nicht auf die Strasse... in den Bankrott."
"Am leichtesten lässt es... sich betrügen, wenn man... mit dem Lieferanten... zusammenarbeitet. Man bestellt... 12 Fässer. Geliefert werden... nur 10, aber 12 quittiert... und bezahlt. Den Gewinn... der 2 Fässer teilt man... sich dann. Ganz... einfach. Und der Wirt... schreibt rote Zahlen."
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Patrick
"Am Ende des Abends in die Kasse greifen, wenn sie voll ist, dürfte sich schon bemerkbar machen, vorausgesetzt man macht es nur häufig genug. Besteht die Buchhaltung nur daraus Quittungen zu sammeln, ohne daß eine Inventur erfolgt, dauert es ewig, bis das bemerkt wird - wenn überhaupt."
Patrick stoppt kurz, um sich ein Sandwich zu gönnen.
"Aber Mutmaßungen bringen uns nicht weiter. Was sind unsere nächsten Schritte?"
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Izzy
Mein Magen knurrt, als ich Patrick das Sandwich essen sehe.
Ich glaube, ich hab den ganzen Tag nichts gegessen.
Also greife ich auch beherzt zu.
"Die nächsten Schritte? Ich weiß nicht. Mehr Leute befragen? Aber wenn, dann mit welchem Ziel? Und wen? Was glaubt ihr, welche Fährte ist momentan am vielversprechendsten?"
Ich beiße nochmal ab.
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Patrick
stellt zum wiederholten Male fest, daß sich Essen und Pfeifentabak nicht miteinander vertragen. Das Essen regt den Speichelfluss an, der bei jedem Zug in die Pfeife fließt, den Tabak sotten lässt und damit einen unangenehm bitteren Geschmack ergibt. Kurz blickt er zwischen Pfeife und Sandwiches hin und her. Schließlich gewinnt sein Hunger. Er klopft die Pfeife aus, obwohl noch Tabak darin glimmt und macht sich lieber über die Snacks her.
"Gute Frage, Izzy", erklärt Patrick und beißt in das nächste Sandwich. Während er den Mund voll hat, nutzt er die Zeit, um zu überlegen, warum Knox ihnen Informationen vorenthält. Will er sich einen Wissensvorsprung sichern oder einfach nur pikante Details verschweigen?
"Leider lässt uns Knox ja sehr im Dunkeln, was seine Angebetete betrifft. Aber soweit ich es verstanden habe, läuft uns die gute Miss Cole-Samgate-Cole nicht davon", fährt er schließlich mit einem Schmunzeln fort. "Diesen Dougal würde ich nur zu gerne in die Pfanne hauen. Kennst du dich mit Buchführung aus, Knox? Das Thema scheint dich ja zu interessieren. Du könntest bei der Gelegenheit auch nochmal mit Charlotte sprechen. Eventuell bekommst du noch etwas aus ihr heraus. Zum Beispiel die Adresse von John Shelton. Ich glaube zwar nicht, daß er mit der Entführung etwas zu tun hat, aber wenn wir ihn ausfindig machen könnten, ließe sich das bestimmt schnell klären und wir hätten Gewissheit."
Mit einem vernehmlichen Knacken beißt Patrick in eines der eingelegten Gürkchen.
"Die höchste Priorität haben unsere 100 Pfund Sterling. Aber bis dahin haben wir noch etwas Zeit, um uns vorzubereiten. Ich würde gerne Mr. Tayland genauer durchleuchten. Außerdem gab es bei dem gestrigen Familientreffen einen weiteren Mann, mit dem wir uns noch gar nicht beschäftigt haben. Habt ihr dazu irgendwelche Vorschläge?"
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Knox
Als sich der Butler zum Gehen wenden will, ergreife ich das Wort "Hawkins..., sage er doch... den Mädchen, dass sie... drei der... Gästezimmer für die... Herrschaften hier richten... mögen."
"Vielleicht... bleiben sie länger als nur... eine Nacht?" Ich schaue in die Runde, ohne auf eine Antwort zu warten und nicke dann. "Achte... er darauf, dass für... alles immer gesorgt... ist. Und sollten... die Gäste einen Wunsch... haben, so komme er diesem so gut... wie möglich... nach."
Ich bediene mich bei den Gürkchen. Sauer und salzig brauche ich jetzt. "Wir sollten uns diesen... ehemaligen Angestellten... ansehen. Dazu... fragen wir am Besten bei dem Besitzer, Mr. ... Dotts, nach. Oder dem anderen, diesem..., diesem... ? Egal... Dougal, oder?"
Ich runzele die Stirn. "Am Besten... fragen wir bei beiden... getrennt nach, wo dieser Shelton wohnt. Dann... können wir ihre... Reaktionen... vergleichen. Wir behaupten einfach, dass... wir diesen... Shelton... im Verdacht haben, die Entführung... begangen zu... haben."
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Knox
Dann wende ich mich Patrick zu. "Die Frau, die Mr. Dotts... kennengelernt hat und die... er heiraten will, diese Miss Cole..., heisst eigentlich Samgate. Und... sie... wird wegen Heiratsschwindel bereits des län... ..., seit einiger Zeit, gesucht. Sie... hat sich... heute eine Passa..., eine Fahrt, in die Vereini... Vereini..., in die Staaten, gekauft. Und sie... wurde... aufgrund des... Diebstahls einer gröss..., hohen Geldsumme von der... der Met verhaftet." Ich trinke aus und genehmige mir noch ein Glas.
"Greift zu... Freunde. Esst...Trinkt... Ich... habe auch Rauchwaren." Ich fuchtele mit der Hand und zeige in Richtung des Schreibtisches.
"Und... um... die Buchha..., die Bücher, kümmert... sich der Doktor... hier. Er... ist meine... Rechte Hand."
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Patrick
Aufmerksam lauscht Patrick den etwas schwer verständlichen Ausführungen des Gastgebers über seine Erkenntnisse zu Miss Cole, während er gierig ein weiteres Sandwich vertilgt. Es beruhigt ihn, daß Knox doch noch darauf zu sprechen kommt, auch wenn er sich etwas mehr Informationen erhofft hatte.
Als Knox offenbart, daß sein Assistent tatsächlich in die Kniffe der Buchführung eingeweiht ist, gerät Patrick geradezu aus dem Häuschen. Die Chance, Jacob Dougal eines auszuwischen ist gerade erheblich gestiegen. Patrick sitzt auf der Kante des Sessels und die Begeisterung ist ihm anzusehen.
"Hervorragend! Wir werden also morgen Evander Dotts und seiner Tochter Charlotte einen weiteren Besuch abstatten, um mehr über John Shelton zu erfahren und dem guten Herrn Doktor Zugang zu den Büchern zu verschaffen. Oder zu der Zettelwirtschaft."
Hastig greift Patrick nach der Kristallkaraffe, schenkt sich einen weiteren Brandy ein und stürzt ihn in einem Zug herunter. Dann stellt er das Glas vorsichtig auf dem Tisch ab, als könne er seinen eigenen Händen nicht trauen. Mit einem tiefen Atemzug lehnt er sich im Sessel zurück.
"Jungs, ich werde das Gefühl nicht los, daß wir wichtige Dinge übersehen. Wir sind mit der Nachricht in Barts Manteltasche eigentlich noch keinen Schritt weiter. Aufgrund des Briefpapiers und der Handschrift wissen wir, daß sie von Miss Samgate stammt, aber an wen war sie gerichtet? Wurde Miss Samgate auf Evander Dotts angesetzt und wenn ja, von wem? Was sind Peter Taylands Absichten? Und wer ist der andere Mann, der beim Familientreffen dabei war? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das alles wirklich einen Zusammenhang ergibt. Aber wir werden das klären müssen, um dem Entführer auf die Schliche zu kommen und wir haben nicht mehr viel Zeit."
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Timothy
Timothy nickt und man merkt ihm an, wie es in seinem Kopf rattert: "Diese Miss Dotts ... Samgate ... wie auch immer ... muss einen Verbündeten in der Kneipe haben. Und es erscheint unwahrscheinlich, dass es nur jemand war, der zufällig am gleichen Abend anwesend war wie wir.
Und nachdem der Zettel in Barts Mantel steckte, muss es wohl jemand gewesen sein, der zumindest gelegentlich ähnliche Mäntel trägt. Auf jeden Fall ein Mann.
Bliebe in erster Linie Dougal. Vielleicht auch dieser Tayland, oder der ältere Herr, den wir nicht kennen.
Aber wenn es letzterer gewesen wäre, hätte unser Ganovenfräulein wohl kaum von einem alten Knacker gesprochen.
Ich denke, wir sollten zügig mal mit Tayland sprechen. Denn in der Tat haben wir ja nicht mehr allzu viel Zeit bis die Geldübergabe stattfinden soll.
Wenn alle Stricke reißen, müssen wir eben denjenigen in die Mangel nehmen, der das Geld an sich nehmen will."
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Knox
"Das mit der... Nachricht macht... wenig... Sinn. Miss Samgate wäre mit ihrem roten... Kleid... in... in der Kneipe aufgefallen... wie... wie eine Katze im... Vogelkäfig. Wie soll... sie die Nachricht... unerkannt plaziert haben? Und... und sie kam erst an, als... ich... und Holmes schon an Ort... und Stelle Position bezogen... hatten."
Ich versuche nachzudenken und suche die Erleuchtung zu den bohrenden und hämmernden Fragen in meinem Schädel am Boden meines Glases.
"Und der... der Mantel? Weshalb? Weshalb... sollte dieser Dougal... seinen Mantel, seinen... eigenen Mantel... an die Garderobe der Gäste hängen. Er... arbeitet dort. Wieso? Wieso... sollte er das machen? Aber... wenn einer der... Gäste gemeint war... und Miss... Miss Samgate den... Zettel nicht geschrieben hat, dann... dann stehen wir schlechter... da, als noch zu Anfang."
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Izzy
"Sollten wir vielleicht... versuchen... nochmal mit dieser Ms. Samgate zu sprechen? Immerhin ist sie eine der wenigen, von der wir wissen, wo sie ist..."
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Patrick
"Das stimmt allerdings", bestätigt Patrick. An Knox gewandt fährt er fort: "Hattest Du sie auf die Nachricht aus der Manteltasche angesprochen?"
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Knox
"Nein."
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Izzy
"Dann wäre das doch ein schöner erster Ansatzpunkt, oder was meint ihr? Fragen wir die Dame mal richrig aus..."
Mit einem Auge schiele ich zu Knox, um herauszufinden, ob er eine Reaktion zeigt - immerhin hatte er bislang das größte Interesse an dieser Ms... Samgate?! gezeigt.
Und er wirkt eher... einsiblig.
"Wie wollen wir mit der Familie Dotts verfahren? Abwarten, Tee trinken und hoffen, dass das Geld nicht verloren ist?"
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Knox
Ich schiele mit leicht geöffnetem Mund zu Izzy zurück, ohne mir dessen bewusst zu sein.
Danach starre ich wie abwesend geradeaus ins Leere.
Kurz darauf schaue ich mich um, als hätte eine Glocke geschlagen. "Doktor, wären Sie so freundlich vom... Schreibtisch Feder... und... Papier zu holen... und ein wenig zu... notieren?"
Ich runzele die Stirn und schaue meinen Freund an. "Die Dame? ... mal richtig ausfragen? Izzy... Miss Sam...gate als Dame zu... zu... beti... bezeichnen, scheint... nicht der richtige... Ausdruck."
"Und sie wird uns viel... viel erzählen, aber... sicher... nicht die Wahrheit. Vielleicht würde es... sie... aber überraschen zu... erfahren, dass sie... einen verhungernden... Fisch zu fangen versucht hat."
Ich beisse von einer Gurke ein Stück ab und spühle dieses mit dem Rest im Glas herunter ohne gekaut zu haben. "Ich... ich wüsste aber nicht... was... uns das nützen sollte."
Ich schaue zu, wie Watson mitschreibt und nicke ohne ersichtlichen Grund wie zur Selbstbestätigung.
"Diese... Tochter... Dotts Tochter. Izzy? Wie war noch... gleich ihr Name?" Ich kratze mir verloren am Kopf. "Wenn sie nicht... entführt... wurde, dann hat... sie sicher... etwas mitgenommen. Kleidung? Sicherlich. Vielleicht ein... Foto? Ein... Buch? Etwas von... ihrer... Mutter? Das... das sollten wir überprüfen."
"Sicher... kann ihre Schwester... festst... sagen, ob... von ihrer Habe etwas fehlt. Und wenn... ja, was. Patrick, Izzy, Timothy..." Ich schaue die drei nacheinander an. "Wir sollten... dem morgen mal nachgehen."
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Izzy
Mir fällt die Kinnlade herunter.
So betrunken er auch sein mag, manchmal ist Knox Calhoun einfach brilliant.
Oder gerade dann, wenn er betrunken ist. So genau weiß ich das gar nicht...
"Knox... du hast Recht. Du hast vollkommen Recht, wir gehen es die ganze Zeit über falsch an!"
In einem Ausbruch plötzlicher Euphorie gehe ich zu Knox hinüber und boxe ihm freundschaftlich auf die Schulter.
"Jungs, wir gehen die ganze Zeit davon aus, dass jeder, mit dem wir sprechen oder jeder Hinweis, den wir bekommen, der Wahrheit entspricht. Und rennen damit dauerhaft im Kreis!
Wir müssen das alles systematisch hinterfragen...
Wer sagt denn, dass Anna Maria Dotts wirklich entführt wurde? Vielleicht hat Knox Recht, und sie ist einfach abgehauen... Wer sagt, dass der Erpresserbrief tatsächlich von außerhalb kam? Doch nur dieser... Jacob Dougal. Aber wissen wir, ob das stimmt? Woher wissen wir, dass der Zettel nicht vielleicht doch für Bart gewesen ist?
Was ich meine, ist: Wir sollten gezielte Alternativszenarios überlegen und diese überprüfen. Nur so können wir entlarven, wer hier lügt und wer nicht. Und wir sollten nach Tatsachen suchen, keinen Aussagen. Tatsachen lügen nicht..."
Ich schaue in die Runde.
Und bin selber ganz überrascht, dass ich zu solch... klugen Gedanken in der Lage bin.
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Knox
Ich erhebe mich langsam, sehr langsam und schwanke ein wenig. "Lasst uns zu... zu Bett gehen. Eure... Zimmer sind... gerich... gemacht und morgen... morgen ist... ein neuer... neuer Tag. Gute Nacht."
Als ich die Tür des Salons wankend erreiche, halte ich mich am Rahmen fest und stütze mich auf die Klinke. "Wenn... ich es... recht bedenke, muss das... Verschwinden... der... der Tochter gar nichts mit der... der Erpressung zu tun haben. Die Tochter flieht... vor der... der Familie... aber sie... sie geht vermutlich... nicht... allein. Mit ihrem... ihrem Freund? Vielleicht."
"Ich... ich glaube... zwar immer... noch, dass sie... sie den Brief selbst... geschrieben... hat, um mit dem... Geld neu anzufangen."
"Aber..." Ich erhebe mahnend die Hand. "Möglich auch, dass... ein anderer... die Gunst genutzt hat, um für sich... was... abzuschö... zu ergaunern?"
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Izzy
"Ja, genau, das ist es doch!"
Ich freue mich wie ein Kleinkind.
"Lasst uns aufhören, Leute zu befragen, sondern lieber die Dinge überprüfen. Wie Knox vorgeschlagen hat... Ist ihre Kleidung noch da? Ist der Brief ihre Handschrift? Woher kommt das Papier, vielleicht aus ihrem Zimmer? Da muss es doch Anhaltspunkte geben...!"
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Patrick
Verwundert schaut Patrick in die Runde.
"Habe ich nicht gesagt, daß Anna Maria vermutlich bloß abgehauen ist und uns Jacob Dougal nur anlügt? Habe ich doch, oder", denkt er bei sich und merkt, wie die bleierne Müdigkeit ihm zu schaffen macht. Mit der Aussicht auf eine baldige Nachtruhe sagt er laut: "Dann lasst es uns morgen angehen und hoffen, daß Charlotte Dotts nicht wieder einen Nervenzusammenbruch hat, wenn wir sie auf ihre Schwester ansprechen."
Patrick erhebt sich vom Sessel.
"Wo finde ich das nächste Bett?"
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Wie auf ein Stichwort erscheinen die Hausangestellten von Knox und führen euch zu den Gästezimmern.
Ihr werdet komfortabel, fast schon luxuriös untergebracht - auch wenn ihr aufgrund des langen Tags so erschöpft seid, dass euch wahrscheinlich auch eine schlichte Pritsche im Malvern College gereicht hätte...
Ihr habt jedenfalls keine Schwierigkeiten schnell einzuschlafen - und schlaft lang und fest.
Am nächsten Morgen wird euch das Frühstück, ein reichhaltiges englisches Frühstück mit Taost, Eiern, Speck und Bohnen, einzeln auf den Zimmern serviert, ehe ihr von jeweils einem Bediensteten zurück in den Salon des Hauses gebracht werdet.
Hier trefft ihr wieder aufeinander.
Ihr seid erfrischt und voller Tatendrang...
Was ist euer nächster Schritt?
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Izzy
"Morgen Jungs!"
Es sieht so aus, als wäre Izzy schon eine Weile im Salon... und er ist erstaunlich ausgeruht.
"Hattet ihr eine gute Nacht? Gut gefrühstückt?"
Ein breites Grinsen umspielt seine Züge.
"Ihr seht, ich bin voller Tatendrang! Fahren wir in den Pub und suchen nach Ms Dotts Kleidung, oder geht es zunächst ins Gefängnis?"
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Knox
Als ich den Salon betrete, sehe ich, dass es sich Izzy in einem der Sessel bequem gemacht hat. Er hat die Morgenzeitung auf seinem Schoss liegen und grinst über beide Wangen von einem Ohr zum anderen.
Ich glaube, ich kann ihn nicht mehr ausstehen, weil seine gute Laune meiner gesundheitlichen Lage spottet.
"Morgähn... Nein. Ich habe nicht gefrühstückt." halte mir den Kopf, damit er nicht platzt "Und ich verstehe Dich auch wenn Du nicht schreist."
"Ich habe wohl in meinen Sachen geschlafen. Zumindest bin ich angezogen aufgewacht." Ich lasse mich in einen anderen Sessel fallen. "Und gerade dachte ich, dass ich mit meinem Kopf nicht durch die Tür passen würde."
"Worüber haben wir gestern Abend noch mal geredet? Und wann und wie bin ich ins Bett gekommen?"
"Oh, was brummt mir der Schädel. Hoffentlich hat Mrs Bridges das Gurkenwasser noch nicht weggeschüttet."
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Patrick
"Ich bin dafür unser Glück zunächst im Pub zu probieren. Wahrscheinlich hat Charlotte Dotts mehr Zeit für uns, wenn sie sich nicht um die Gäste kümmern muss. Außerdem läuft uns Ms. Samgate nicht davon, wie gestern schon ganz richtig angemerkt wurde."
Mit einem kurzen Blick auf den derangierten Kameraden fügt Patrick noch hinzu: "Wie es aussieht müssen wir jedoch erst unseren Gastgeber auf den neuesten Stand bringen, während er seinen Kater behandelt."
-
Izzy
Ich muss grinsen, als ich Knox zustand bemerke.
Hat er so viel getrunken, oder verträgt er nur einfach nichts mehr? Naja, egal...
Ich lege die Zeitung beiseite und erhebe mich.
"Ach Knox, wir werden alle nicht mehr jünger. Ich glaube, einer deiner Angestellten hat dich gestern noch ins Bett gebracht. Entweder das, oder du hast es tatsächlich selber geschafft, bist aber eingeschlafen bevor zu dich umziehen konntest."
Ich grinse weiterhin.
"Aber das ist vielleicht auch der Preis für gute Ideen... du hast die Theorie in den Raum gestellt, dass die junge Ms Dotts vielleicht einfach nur weggerannt ist und wir vielleicht aufhören sollten, diese ganzen Lügner zu befragen und stattdessen nach wirklichen Beweisen suchen... Sachbeweisen."
Dann wende ich mich an Patrick.
"Stimmt, das wäre ein cleveres Vorgehen, lasst es uns so machen!"
-
Patrick
Sichtlich ungeduldig blickt Patrick abwechselnd zur Garderobe und zum leidenden Knox.
Schließlich beugt er sich zu Izzy herüber und flüstert: "Sollen wir seinen Bediensteten sagen, daß sie ihn auf Vordermann bringen sollen, oder schütten wir was nach, damit er weiter so geniale Ideen hat?"
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Izzy
Ein diabolisches Grinsen huscht kurz über mein Gesicht.
"Das ist genial, Patrick, da wäre ich nie drauf gekommen!"
Ich gehe zum Beistelltisch, von dem wir gestern Abend den Whiskey geleert hatten, und schau mich um. Die Flasche von gestern Abend haben wir entweder geleert oder sie wurde entfernt, jedenfalls steht keine angebrochene Flasche mehr dort.
Dafür eine neue, ungeöffnete.
Ich kann mein Kichern kaum unterdrücken, als ich den Whiskey öffne, fünf Gläser einschenke und mit diesen zu den Jungs zurück gehe.
"Also dann, meine Herren." Ich reiche jedem ein Glas.
"Wie haben wir früher immer gesagt: Wer was zurücklässt, ist ein Feigling!"
Und dann kippe ich mir das Glas in einem Zug in den Rachen...
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Patrick
Überrascht sieht Patrick seinem früheren Schulkameraden dabei zu, wie er die Gläser füllt.
"So war das eigentlich nicht gedacht. Ich meinte doch Knox aufzufüllen und nicht uns."
Wortlos nimmt er das Glas von Izzy entgegen.
"Was werden die Dottses von uns denken, wenn wir morgens da auftauchen, nach Whiskey riechend und mit einer Schnapsleiche im Schlepptau?"
Als Izzy den alten Trinkspruch ausspricht, zögert Patrick kurz, doch dann kippt er den Whiskey herunter.
"Ach, was soll's. Ich habe lieber eine Fahne, als daß ich ein Feigling bin."
"Okay, können wir dann los", fragt er, stellt das Glas auf dem Tisch ab und stürmt zur Garderobe, um sich seinen Mantel anzuziehen.
-
Mit Knox Droschke und einem weiteren angemieteten Gefährt ist es euch ein leichtes, zurück zum Pub zu fahren, und so steht ihr kurze Zeit später vor der Tür des Kings Head.
Wieder einmal.
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, ihr seid richtiges Stammklientel.
Die Straße ist belebt, zahlreiche Passanten gehen am Pub vorbei, der ein oder andere mustert euch mit einem kurzen Blick, aber im Wesentlichen werdet ihr ignoriert. Da es noch früh am Vormittag ist, dürfte der Pub für die Öffentlichkeit auch noch nicht geöffnet haben - zumindest ist die Tür geschlossen und man sieht keinerlei Aktivität im Innern.
Wie möchtet ihr vorgehen?
Direkt Kontakt mit Familie Dotts aufnehmen?
Oder die Gelegenheit nutzen euch auch mal bei Tageslicht näher umzusehen, um zum Beispiel den Hof zu erkunden?
-
Patrick
Voller Tatendrang springt Patrick aus der Droschke, bereit sich ins Abenteuer zu stürzen. Er spürt wieder dieses aufregende Kribbeln im Bauch. Sein Blick fällt auf die Gasse und das Tor zum Hinterhof. Augenblicklich kommt ihm eine Idee.
"Jungs, habt ihr Lust, ein wenig herumzuschnüffeln?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, geht Patrick mit schnellem Schritt zu dem Tor. Dabei achtet er darauf, ob ihn jemand bemerkt. Am Tor angekommen schlüpft er schnell hindurch und schaut sich aufmerksam um.
-
Knox
"Pat..." will ich rufen, doch es ist nur ein Flüstern.
Dann folgt ein Gemurmel. Mehr zu mir selbst, als zu den anderen. "Mann o Mann, geht mir der Junge heute auf den Geist. Entweder hat er nicht so viel gesoffen wie ich, oder er kann das Zeug besser verkraften. Eins ist so unangenehm wie das andere. In jedem Fall geht mir seine Frohgemut mal so richtig auf die Nüsse."
Ich steige aus und nehme Holmes an die Leine. Die Bulldogge schaut so drein, wie ich mich fühle.
-
Izzy
Mein Blick folgt Patrick, wie er aus der Droschke hüpft.
Und dann, einen Moment später, Knox, wie er folgt.
Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht, geht es mir durch den Kopf. Patrick, der eine schnelle Entscheidung trifft und danach handelt. Ganz ohne sich rückzuversichern.
Und dann Knox, der nicht widerspricht, sondern folgt. Ohne Widerworte.
Seltsam.
Aber... gefällt mir.
Ich folge.
-
Es fällt euch leicht Zugang zum Hinterhof zu gelangen. Das Tor ist nicht verschlossen und es scheint sich niemand darum zu kümmern, was eine kleine Gruppe Gentlemen so treibt.
Das ist immerhin London.
Überhaupt scheinen die Dotts recht nachlässig zu sein. Nicht nur das Tor zum Hinterhof ist unverschlossen, auch im Briefschlitz, der sich im Tor befindet, schaut noch Post heraus, die jemand hineingestopft und die nicht abgeholt wurde.
Es wäre selbst für einen vorbeilaufenden Passanten ein leichtes, sie zu entwenden.
Der Hof selbst trennt die Apotheke, die ihr noch vor zwei Nächten gesucht habt, vom Pub.
Die Seite der Apotheke scheint recht aufgeräumt. Es steht nichts herum, es scheint sogar so, als hätte vor kurzem jemand hier den Boden gefegt. Es gibt ein paar Fenster, die offenbar zu hinteren Räumlichkeiten der Apotheke führen, sonst ist nichts auffallend.
Ganz anders die Seite des Pubs.
Es macht den Eindruck als würde Familie Dotts den Hinterhof als Außenlager gebrauchen. Überall stehen Fässer und in braunes Packpapier eingeschlagene Pakete, saubergemacht hat hier schon länger niemand mehr.
Was auch immer hier gelagert wird - es wäre euch ein leichtes, des nachts zurück zu kommen und sich zu bedienen. Es wundert euch nicht, dass die Geschäfte schlecht laufen, wenn es offenkundig ist, dass niemand eine Ahnung hat, was hier draußen noch steht - und was längst entwendet wurde.
Der Hinterhof ist L förmig.
Nachdem ihr einmal um die Ecke gegangen seid, seht ihr den Hintereingang zum Pub, durch den ihr das erste mal gegangen seid. Hier stapeln sich die Pakete noch mehr.
Ein paar Katzen schleichen umher.
-
Patrick
Fassungslos starrt Patrick auf die Stapel aus Fässern und Paketen.
"So viel zu Inventur und Buchführung. Da könnte jeder einfach ein Fass aufmachen", murmelt er kopfschüttelnd. "Da wundert es, daß noch Gäste reingehen, um für ihr Bier zu bezahlen. Es müsste sich doch längst in ganz London herumgesprochen haben, welch billiger Rausch hier zu holen ist. Und das jede Nacht."
In dem Moment fällt Patrick Knox' Kater ein und er hört auf, über Alkohol zu reden. Stattdessen wendet er sich den Fenstern der Apotheke zu und späht hinein.
"War die Apotheke nicht geschlossen", ruft er über die Schulter den Kameraden zu. Um sich zu vergewissern, verlässt Patrick den Hof und geht zur Frontseite des Hauses.
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Izzy
"Du könntest Recht haben!", bestätige ich Patricks Meinung. "Allerdings... weiß niemand von diesem Lager. Und wenn wir es für uns behalten...", grinse ich vielsagend.
-
Knox
"Die Apotheke erscheint sehr aufgeräumt zu sein."
Ich gehe kurz nach nebenan und werfe einen Blick durch die Fenster.
Danach wende ich mich zum Vordereingang, schaue auch dort hinein, klopfe an der Tür und warte eine Weile, ob sich etwas regt und jemand reagiert.
Als ich den Eindruck habe, dass sich bei einem Fenster der Gasse der Vorhang bewegt hat, das Fenster aber erst oberhalb meiner Scheitelhöhe beginnt, so dass ich nicht hineinschauen kann, hebe ich Holmes auf und halte ihn hoch, so dass er einen Blick ins Innere des Hauses werfen kann. "Na, Dicker, was siehst Du?"
'Vielleicht war es ja nur eine Katze?' denke ich mir. Da aber die Bulldogge ein ausgemachter Katzenhasser ist, wird sie sofort beim Anblick des Feindes laut zu knurren anfangen.
Ich halte Homes so, dass er mit den Vorderbeinen auf dem Sims stehen kann.
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Patrick
Amüsiert sieht Patrick Knox dabei zu, wie er seinen vierbeinigen Begleiter in die Höhe stemmt, um ihm einen Blick in die Fenster zu ermöglichen. Der konzentriert wirkende Gesichtsausdruck der Bulldogge, wie sie am Sims schnüffelt und durch das Fenster äugt, bringt Patrick zum Lachen.
"Und, was meldet das untrügliche Gespühr des Meisterdetektivs auf vier Pfoten?"
Derweil versucht sich Patrick an der Tür und drückt die Klinke herunter.
-
Durch die Fenster der Apotheke sieht, oder vielmehr erahnt man ein paar Personen, die in der Apotheke damit beschäftigt zu sein scheinen, Dinge von einem Ort zum anderen zu tragen. Ab und an kann man auch auf dem Hinterhof ein Rummsen hören, wie als wenn etwas schweres abgestellt würde.
Am Vordereingang der Apotheke findet Patrick eine Nachricht an der EIngangstür der Apotheke, dass diese zur Zeit wegen Umbau geschlossen ist.
Holmes schnüffelt und schaut neugierig durch das Fenster. Es vergehen ein paar Augenblicke, dann hat Knox das Gefühl, der Vorhang hätte sich wieder beweget.
Holmes fängt augenblicklich an laut zu bellen.
Hinter dem Fenster ist jemand, da ist sich Knox sicher.
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Die Tür der Apotheke lässt sich ohne Probleme öffnen.
Sofort dringen die Geräusche emsigen Treibens an dein Ohr... hier werden Möbel verrückt, Wände neu verputzt, der Boden wird ausgebessert.
Das Schild am Eingang scheint nicht zu lügen: Hier ist ein größerer Umbau im Gange.
Eine Hand voll Arbeiter ist mächtig beschäftigt, der zahlreichen Arbeiten Herr zu werden - da erblickt dich einer der Männer.
Er mustert dich einmal kurz von oben bis unten, scheint dich als potenziell wichtige, hochgestellte Person zu identifizieren, jedenfalls zieht er in einer schnellen, fließenden Bewegung die Mütze vom Kopf, tippt sich mit den Fingern an die Stirn und sagt: "Oi, Gov'ner, wird noch n bissl dauern hier. Kann I was für Se tun?"
Auch die anderen Arbeiten halten kurz inne und schauen zu dir.
-
Patrick
Patrick reagiert so souverän, wie er nur kann. Er erträgt die fragenden Blicke einen Moment, um sich umzuschauen, bevor er antwortet.
"Ähm... sehr gut... äh... weitermachen..."
Dann tritt er zwei Schritte zurück und schließt die Tür.
-
"Alles klar, Gov'ner!"
Die Männer gehen wieder an ihre Arbeit, als du die Tür schließt.
"Und, was Spannendes gefunden?", ruft dir Izzy entgegen, als du das Tor mit dem Briefkasten passierst und wieder in den Hinterhof kommst.
-
Knox
"Nun ja. Drinnen ist sicherlich eine Katze. Holmes hat laut geknurrt und gebellt."
Ich schaue mir nochmals, dieses mal etwas genauer all das an, was so hinter dem Haus im Hof steht. "Jetzt ist Schnüffeln angsagt, mein Dicker. Such, mein Bester, such."
-
Holmes schaut dich einen Moment verdutzt an... dann senkt er die Nase und watschelt die Gasse entlang.
Er schaut hierhin, dorthin.
Dann beschleunigt sich sein Schritt und er dackelt zielgerichtet auf einen Haufen... Zeug zu. Ein paar Fässer und Kisten, auf den ersten Blick nichts aufregendes.
Holmes jedoch scheint es sehr interessant zu finden.
Es dauert nicht lang, dann dann steht er still vor einem der Fässer, den Kopf gesenkt.
Ein leises Geräusch dringt an euer Ohr. Ein Schlabbern.
Das Fass leckt.
Und Holmes tut sich seelig am daraus tropfenden Whiskey gütlich.
-
Knox
"Saufkopf!" sage ich zu Holmes, als sich meine Kopfschmerzen wieder melden.
Ich ziehe den Hund vom Fass weg und binde ihn an das Fallrohr der Regenrinne.
Dann sehe ich zu, dass ich das Fass so hinstelle, dass die leckende Stelle oben ist und werfe derweil einen Blick auf die Versandadressen der einzelnen Waren.
Anschliessend werfe ich einen Blick durch das Hinterhof Fenster ins Innere des Hauses.
Sollte ich jemanden sehen, werde ich gegen das Fenster klopfen.
-
Patrick
Nachdem er sich vergewissert hat, daß die gesuchte Ms. Dotts sich nicht in der Apotheke versteckt, kehrt Patrick in den Hinterhof zurück. Eine kurze Weile schaut er Holmes dabei zu, wie er Bier schlabbert.
"Ich las neulich in einer Studie, daß sich Herrchen und Hund auf die Dauer immer ähnlicher werden sollen", erklärt Patrick, während er sich Izzy zuwendet. Dann deutet er auf die Tür, die ins King's Head führt.
"Wollen wir?"
Patrick klopft an und betritt dann den Pub.
-
Wie schon beim ersten mal, als ihr das Kings Head betreten habt, kommt ihr durch den Hintereingang in einen Flur, an dessen Ende die Tür zum euch bekannten Schankraum ist.
Da es noch früh am Tag ist, ist es ungewöhnlich still im Haus - allerdings hört ihr jemanden in einem Nebenraum Dinge hin und her räumen und ein Knarzen in der Decke verrät, dass auch in den Räumlichkeiten über der Bar Menschen aktiv sind.
Plötzlich öffnet sich eine TÜr zu den Lagerräumen des Pubs, und der etwas rundliche Jacob Dougall presst sich durch den Türspalt, in den Händen eine Kiste mit billigen Schnapsflaschen. Als er euch sieht, zuckt er kurz zusammen.
"Oh... ähm... ich hatte die Herrschaften gar nicht kommen gehört. Verzeihung!"
Er nickt euch zu und man sieht, dass es hinter seinen Augen arbeitet.
"Ich nehme an, die Herrschaften sind hier, um mit Herrn Dotts die Übergabe des Lösegeldes vorzubereiten?"
-
Timothy
Timothy nickt: "Ja, das auch. Und wir müssten vielleicht noch einmal kurz mit Ms. Dotts sprechen, wenn das möglich wäre."
-
"Mit der jungen Miss?" Jacob zieht eine Augenbraue hoch, er scheint nachzudenken und etwas überrascht.
"Darf man erfahren, was es mit der jungen Miss noch zu klären gibt? Sind neue Informationen aufgetaucht, die eine weitere Befragung notwendig werden lassen? Ich hatte angenommen, dass die Herrschaften bereits alles wissenswerte erfahren hatten..."
-
Timothy
"In der Tat gibt es einige interessante neue Aspekte", antwortet Timothy unverbindlich. Etwas überfreundlich fügt er hinzu: "Wenn Ihnen noch etwas Hilfreiches eingefallen ist, Mr. Dougal, nehmen wir uns selbstverständlich auch dafür gerne Zeit."
-
Mr. Dougall schaut etwas überrascht und, wenn man ehrlich ist, sogar überrumpelt.
Ob das an der Freundlichkeit oder dem Gesagten liegt, könnt ihr nicht mit Sicherheit sagen - aber er scheint mit einer anderen Antwort gerechnet zu haben.
"Nein, ähm... also, mir ist nichts eingefallen, denke ich. Aber vielleicht kann ich helfen, wenn den Herrschaften noch etwas aufgefallen ist. Sie wissen ja, man kriegt doch immer mehr mit, als man denkt, und wenn Sie mir ein paar Stichworte geben, vielleicht kann ich weiterhelfen..."
-
Patrick
Nur zu gerne hätte es Patrick vermieden, Jacob Dougall ausgerechnet jetzt in die Arme zu laufen. Als der sich nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen erkundigt, mustert Patrick ihn mit einem misstrauischen Blick. Erneut überkommt ihn das Gefühl, daß Dougall etwas zu verheimlichen hat.
Erstaunt stellt Patrick jedoch fest, daß Timothy mit dem Angestellten umzugehen versteht. Also hält er sich selbst zurück, stubst seinen Freund mit dem Ellenbogen an und flüstert: "Los, frag ihn was."
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Timothy
"Ja, möglicherweise können auch Sie uns schon weiterhelfen. Wie ich sehe, kümmern Sie sich ja auch um den Lagerraum? Ich nehme an, die Buchhaltung und die Verhandlungen mit den Lieferanten führt Ms. Dotts? Oder übernehmen Sie das ebenfalls?"
-
Mr. Dougal setzt sein gespieltestes freundliches Lächeln auf.
"Die Buchhaltung ist Sache der Familie, ja, da haben Sie Recht. Unsereins gibt allenfalls mal einen Rat in geschäftlichen Fragen, wenngleich ich nicht weiß, wie viel die Familie darauf tatsächlich gibt. Sie wissen schon... sietwas wie welche Brauerei gerade besonders gefragt ist und so.
Verhandlungen führe ich auch nicht, auch wenn ich des sicher gut könnte. Hab n Händchen beim Umgang mit Menschen, wissen Sie?
Aber um die Lagerbstände und teilweise auch Nachbestellungen kümmer ich mich schon."
-
Patrick
Dougals falsches Lächeln treibt Patricks Blutdruck sofort wieder in die Höhe. Nur mit Mühe kann er sich zusammenreißen, indem er eine Faust ballt, bis die Nägel einen Abdruck in seiner Hand hinterlassen.
"Dass du dich um die Bestände KÜMMERST, glaube ich sofort", fährt es Patrick durch den Kopf. Er schnappt hörbar nach Luft, beißt sich dann aber auf die Zunge, in der Hoffnung, daß Timothy vielleicht doch noch mehr aus Jacob Dougal herausbekommt, als Selbstbeweihräucherung und dreiste Lügen.
"Ich mach mich schonmal auf den Weg zu Mr. Dotts", verkündet er und fügt in Dougals Richtung hinzu: "Den Weg finde ich alleine."
-
Jacob nickt Patrick zu.
"Ich nehme an, der Herr ist noch in den privaten Räumlichkeiten. Ich habe ihn jedenfalls heute noch nicht gesehen!"
Dann wendet er sich wieder Timothy zu.
"Sie wollten mir noch sagen, welchen Verdacht Sie derzeit hegen..."
-
Timothy
Timothy schmunzelt kurz. "Dass Du und Deine noch unbekannten Helfer kräftig Dreck am Stecken haben" kann er ja schlecht offen äußern, solange er nichts gegen Dougal in der Hand hat.
"Wir gehen der Frage nach, ob Mr. Shelton, der früher hier arbeitete, vielleicht seine Finger im Spiel haben könnte. Könnte ja sein, dass er sich versucht hat, persönlich an diesem Pub zu bereichern", stellt er einfach mal in den Raum und wartet Dougals Reaktion ab.
Wenn dieser sich nichts anmerken lässt, schiebt er noch nach: "Vielleicht können Sie uns ja auch noch etwas über Mr. Shelton erzählen. Wie Sie ja sagten: Sie haben ein Händchen für Menschen."
-
Knox
Ich setze eine nachdenkliche Miene auf, streiche mir durchs Haar und fasse mir dann ans Kinn.
Verschwörerisch nähere ich mich Mr. Dougal und beginne leise und bedächtig zu sprechen. "Mr. Dougal. Die Angelegenheit ist delikat."
"Wir denken, dass sie aber auch schon so gut wie gelöst ist. Wir..."
Ich schaue verstohlen zu meinen Freunden, als könnten sie mich belauschen. "Wir... Wir haben eine heisse Spur. Eine... uhhh... brand heisse Spur. Sie wird zweifelsohne diesen Shelton ans Messer liefern."
-
Knox
Ich mache eine lange Pause und beobachte mein Gegenüber sehr genau. Und erneut schaue ich mich um, als würde ich mich absichern wollen, nicht belauscht zu werden.
"Hören Sie, Jacob... Ich darf Sie doch sicherlich Jacob nennen?"
"Meine Freunde dürfen mich übrigens mit Knox ansprechen." Ich strecke ihm meine Hand entgegen.
"Uns ist da ein Fisch ins Netz gegangen, der uns mit Sicherheit zu Shelton führen wird... Ein ganz fetter Fisch. Besser gesagt eine hübsche und adrette, junge Nixe."
-
Knox
Meine Worte sind jetzt nur noch der Hauch eines Flüsterns. "Sarah Ann Cole heisst die Dame. Auch bekannt unter dem Namen Patricia Samgate. Eine, schon des Längeren polizeilich gesuchte Betrügerin, Diebin und Heiratsschwindlerin."
"Ja. Da staunen Sie."
"Und... Psst... Kein Wort darüber zu Mr. Dotts. Das muss jetzt unter uns bleiben."
"Wir konnten besagte Frau dabei beobachten, wie sie am Hafen für sich eine Passage in die Vereinigten Staaten gebucht und bezahlt hat. Sie wollte sich sicherlich mit ihrer Beute absetzen. Vermutlich hat sie ihren Komplizen, diesen Shelton, auch betrogen."
Dann, wieder etwas lauter werdend, füge ich hinzu. "Jetzt sitzt sie dank unseres Eingreifens im Gefängnis und wird sicher bereits zwitschern wie ein Vögelchen, um ihre zarte Haut zu retten."
"Wir brauchen diesen Shelton also überhaupt nicht aufzusuchen. Das macht sicher bald die Polizei für uns." Ich beobachte, ob mein Gegenüber eine Regung zeigt.
"Aber... Psst..."
-
Mr. Dougal wendet sich als erstes an Timothy:
"Mr. Shelton... Ja, das könnte eine Möglichkeit sein. Ich tratsche ja normalerweise nicht und gebe nicht viel auf Gerüchte, aber es heißt. dass er seine Stellung hier verloren hat, weil er in seine eigene Tasche wirtschaftete und soweit ich weiß, hat er sich schon vor seiner Entlassung zur jungen Miss Dotts hingezogen gefühlt. Gut möglich, dass er nun, da er hier entlassen wurde und es sicherlich mit ihm bergab ging, versucht, sich an der Familie zu rächen!"
Knoy hört er sehr aufmerksam zu, und als er geendet hat, überlegt er einen Moment, er etwas sagt.
"Mr... Knox!", korrigeirt er sich selbst, grinsend, "das ist eine interessante Verbindung, die Sie da ansprechen. Miss Cole kehrte hier ja ein und aus, aber sie tauchte erst auf, nachdem Mr. Shelton entlassen war. Halten SIe es für möglich, dass er sie geschickt hat um sich beim alten Mr. Dotts einzu... ihren Charme spielen zu lassen, sodass er weiterhin vom Kings Head profitieren kann? Und dass sie gemeinsam das Weite suchen wollten, nun, da sie ja heute mit der Lösegeld-Zahlung alles bekommen, was sie wollten?"
"Und apropos Lösegeld: Wie sieht hier Ihr Plan aus? Kann ich helfen?"
-
Knox horcht aufmerksam, was - und vor allem, wie Mr. Dougall antwortet.
An der Art und Weise, wie seine Augen schnell von links nach rechts und wieder zurück flitzen, erkennst du, dass es in seinem Hinterstübchen ordentlich arbeitet. Immer, wenn der fette Schotte nachdenkt, zuckt er so mit den Augen. Du hast nicht das Gefühl, dass er versucht sich zu erinnern - viel eher scheint er zu versuchen die Stränge, die ihr ihm hinwerft, zusammen zu weben zu einer halbwegs plausiblen Geschichte.
Das leichte Grinsen, das seine Lippen umspielt, als er fertig ist mit seiner Antwort, verrät dir, dass er durchaus mit sich selbst zufrieden zu sein scheint.
Kein Zweifel: Der Mann weiß mehr, als er hier zugibt.
-
Mr. Dougal fügt hinzu: "Wenn die Herrschaften es mögen... könnte ich das Lösegeld deponieren. Wo auch immer es deponiert werden soll, dann könnten die Herrschaften den Ort besser im Blick behalten. Zwei Augen mehr... was meinen Sie?"
-
Knox
Ich schaue mein Gegenüber intensiv an.
"Um ehrlich zu sein, Jacob, ich hatte Sie anfänglich stark im Verdacht, der Drahtzieher in der ganzen Angelegenheit zu sein. Aber der Verdacht hat sich verflüchtigt."
"Miss Cole und dieser Shelton stecken vermutlich hinter den ganzen Vorkommnissen. Da können Sie beruhigt durchatmen. Sie sind vom Haken."
"Was das Lösegeld betrifft..." Ich zucke die Schultern und deute auf meine Freunde. "Damit habe ich nichts zu schaffen. Das Geld ist nicht mein Bier. Da müssen Sie sich an meine Kollegen wenden."
Ich klopfe ihm auf den Oberarm. "Aber danke für Ihr Angebot. Wir wissen das zu schätzen."
"Ach ja. Da wäre noch etwas. Wo finde ich die Tochter des Hauses?"
-
Izzy schaut etwas verwundert zu Knox, als dieser Mr. Dougall offensichtlich für unschuldig erklärt. In seinem Blick steht komplette Verwunderung geschrieben.
Ganz anders Jacob Dougall.
Auch wenn man es vorher nicht gemerkt hat, dass er angespannt war, sieht man ihm förmlich wie sämtliche Anspannung von ihm abfällt. Er atmet erleichtert aus - etwas unterdrückt, so als wolle er es nicht jedermann sehen lassen - und ein erleichtertes Grinsen huscht über sein Gesicht. Erleichtert in dem Sinne, wie jemand erleichtert ist, der sieht, dass eine offensichtliche Lüge geglaubt wurde.
Knox hat nun keinerlei Zweifel mehr. Irgendwie steckt dieser Mann in der Sache mit drin. Kein unschuldiger Mann verhält sich so.
"Wenn ich irgendwie unterstützten kann", wendet sich Dougall erst an Knox, dann an alle anderen, "lasst es mich wissen, Jungs! Ich will genauso wie ihr, dass diese Sache möglichst schnell ausgestanden ist.
Achja, und Miss Dotts... ist wahrscheinlich oben in den Gemächern der Familie."
-
Knox
Ich nehme den Weg, der mir gewiesen wurde die Treppe hinauf.
Im ersten Stock rufe ich zuerst zaghaft, dann lauter werdend, Charlottes Namen.
Zuerst tut sich nichts, dann höre ich über mir, wie sich eine Tür öffnet. Kurz darauf höre ich ein fragendes "Hallo?" und erspähe kurz darauf den Kopf von Charlotte über die hölzerne Brüstung schauen.
"Ja. Hallo. Knox, mein Name. Wir kennen uns von der Unterhaltung mit Ihrem Herrn Vater. Schön, Sie zu sehen, Miss. Ich hoffe, Sie sind wohlauf."
Ich mache einige Schritte die Treppe hinauf. "Wir untersuchen das Verschwinden Ihrer Schwester Anna Maria. Ich hätte da noch einige Fragen an Sie, Charlotte."
Im zweiten Stock angekommen frage ich nach. "Anna Maria. Hat sie einen Verlobten, oder jemanden, der Ihr den Hof macht und für den auch sie sich interessiert? Ich frage, weil es ja auch sein kann, dass sie durchgebrannt ist. Könnte das möglich sein? Wenn auch unwahrscheinlich. Aber ich möchte das gerne bei der Ermittlung ausschliessen können."
Ich beobachte die junge Frau, während ich weiter Frage und Antwort mit Charlotte spiele.
"Könnte es sein, dass sie zu Verwandten mütterlicherseits gegangen ist?"
"Gibt es irgendetwas, das in ihrem Zimmer oder unter ihren Sachen fehlt? Wechselkleidung? Fotos? Schmuck? Ein Mantel? Eine Bibel? Es würde dem Auffinden Ihrer Schwester sehr dienlich sein, wenn wir in dieser Richtung Klarheit hätten."
-
"Herr Knox", Charlotte nickt dir zu. "Ja, ich erinnere mich. Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Also..." Sie zögert einen Moment. "Jedenfalls so gut es einem in der jetzigen Situation gehen kann...
Sie hört dir aufmerksam zu. "Einen Verlobten? Keinen, von dem ich wüsste... und ich wüsste wahrscheinlich davon, wenn es nicht eine gänzlich schäbige Person wäre. Meine Schwester und ich, wir haben nur wenig Geheimnisse voreinander. Der eine oder andere unserer Gäste hat ihr sicherlich mal ein paar Blicke hinterhergeworfen, aber nichts ernsteres, soweit ich weiß."
"Zu einem Verwandten? Nun, ganz ausschließen lässt sich das nicht, denke ich. Aber abgesehen von unserem Onkel haben wir keine Familie in London. Eine entfernte Cousine auf dem Land, glaube ich, aber eigentlich waren wir immer nur unter uns."
Auf deine Frage nach fehlenden Sachen hin, wendet sie sich zu einer naheliegenden Tür.
"Ich weiß nicht, ob etwas fehlt, ich habe mir ihre Sachen nicht angesehen, aber wir können gern schauen."
Sie geht zur Tür, öffnet diese.
Auf den ersten Blick scheint das Zimmer ganz normal - ein Bett, ein Tisch, ein paar Schränke und Kommoden, ein paar Fotos an den Wänden.
"Anna Maria war normalerweise recht ordenrtlich, wie man sieht", erklärt ihre Schwester entschuldigend. Dann öffnet sie einen der Schränke, schaut sich die darin befindliche Kleidung an.
"Merkwürdig...", sagt sie schließlich. "Hier fehlen tatsächlich ein paar Wechselkleider. Nicht viel, es fällt kaum auf, aber genug um ein paar Tage frische Wäsche zu haben."
-
Knox
"Ein paar Sachen zum Wechseln. Wie ich es vermutet hatte." murmele ich vor mich hin.
Ich schliesse die Zimmertür, um nicht belauscht werden zu können und spreche leiser. "Miss Dotts. Charlotte. Ich bin der festen Überzeugung, dass es Ihrer kleinen Schwester gut geht. Sie hat sich aus dem Staub gemacht."
Als Charlotte schwankt, als würde sie ohnmächtig werden, halte ich sie fest. "Na, na, na. Nicht schlapp machen. Das ist doch eine gute Nachricht."
"Ich glaube auch nicht, dass Anna Maria hinter der Erpressung steckt. Da hat noch ein anderer seine Finger im Spiel. Davon bin ich überzeugt, obwohl ich es noch nicht beweisen kann."
"Lassen Sie sich nichts anmerken. Verhalten Sie sich wie immer. Wir werden Sie über unsere Ermittlungen informieren."
-
Charlotte schwankt einen Moment, als hätte ihr jemand den Boden unten den Füßen weggezogen.
Als Knox nach ihr greift, umfasst sie seine Arme, stützt sich ab - und fängt sich wieder.
Sie atmet laut hörbar ein und aus, schlägt die Augen nieder. Dann schaut sie wieder auf.
"Das... das sind gute Nachrichten. Wirklich. Ich hätte es ihr nicht zugetraut, aber meine kleine Schwester... hat Mumm."
"Danke."
Sie atmet noch einmal sichtbar ein und aus... dann hält sie Knox zurück. "Warten Sie...! Wenn... wenn diese Entführung tatsächlich fingiert ist... dann muss es jemand aus dem engsten Kreis hier sein. Jemand, der unsere Abläuf kennt, jemand der entweder Zugang zu ihrem Zimmer hatte oder der weiß, wann sie normalerweise zurückkommen würde. Und jemand der skrupellos ist."
Man sieht, wie es in ihrem Kopf arbeitet. "Ich war es nicht, Vater würde sich selbst nicht erpressen... es muss einer der Angestellten sein..."
Sie blickt Knox verloren an. "Wer tut soetwas?"
-
Knox
"Nichts zu danken."
"Ja. Lassen Sie uns noch einmal nachdenken. Wenn Sie nichts damit zu tun haben, und Ihr Vater auch nicht, dann bleibt nur..."
"Mr. Dougal..."
"Er glaubt, dass der ehemalige Mitarbeiter, Mr. Stratton, dahinter stecken könnte."
"Wir werden auch das untersuchen."
Ich beobachte genau, wie es in der jungen Frau arbeitet.
-
Miss Dotts scheint nachzudenken, es ist offensichtlich, dass sie verschiedene Optionen in ihrem Kopf durchgeht.
"Gehen wir sie doch der Reihe nach durch...
Jacob ist schon ewig hier. Ich kenne ihn fast mein halbes Leben. Er ist... er ist sicher kein Heiliger, aber ob er zu soetwas in der Lage wäre... ich weiß nicht.
Charly ist noch nicht so lange hier. Zwei Jahre, glaube ich. Manchmal ist er merkwürdig, ein bisschen... weiß nicht. Nicht dumm, aber etwas... simpel. Eigentlich traue ich ihm das auch nicht zu.
Und John... Vater hat John vor ein paar Wochen entlassen, angeblich weil er Geld abgezweigt hat. Aber jetzt, wo Sie ihn erwähnen... ich glaube er und Anna Maria hatten... waren einander sehr verbunden. Ich glaube, er war soetwas wie Mutters Günstling."
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Knox
"Tut mir leid, das jetzt zu fragen. Wann und wie ist Ihre Frau Mutter gestorben. Ich frage... vielleicht ist es ja wichtig. Aber wenn es Ihnen unangenehm ist..."
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Patrick
Einen Teil des Gesprächs zwischen Timothy, Knox und Dougal kann Patrick noch hören, während er die Treppe hinauf stapft. Allein schon der Klang von Dougals Stimme treibt seinen Puls in die Höhe.
"Verdammt, reiß dich zusammen und reagier nicht immer so irrational! Muss ja nicht jeder sofort merken, daß du Probleme mit dem Selbstvertrauen hast", schalt sich Patrick selbst.
Am Ende der Treppe orientiert sich Patrick kurz und versucht den Raum zu finden, in dem er am Vortag mit dem Besitzer des Pubs gesprochen hat. Als er meint, die richtige Tür gefunden zu haben, klopft Patrick an. Als keine Reaktion erfolgt, versucht es Patrick erneut, aber diesmal so energisch, das man ihn fast hören kann.
"Hallo? Mr. Dotts?"
Erneut reagiert niemand. Für einen kurzen Augenblick atmet Patrick tief durch, um seine angestaute Aufregung zu überwinden. Dann drückt er einfach die Klinke herunter und tritt ein.
Patrick steht in einem Raum, der ihm völlig fremd ist. Es scheint sich um eine Unterkunft zu handeln.