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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 19.04.2020 | 18:05

Titel: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2020 | 18:05
Moin moin!

Viele von euch kennen noch die Zeiten, in denen der SL Meister hiess und alle Macht innehatte, die Regeln zu biegen und zu brechen wie es ihm beliebte (in dem Fall sogar wirklich "ihm", weil es praktisch kaum weibliche "Meister" gab).
Da gab es noch die Goldene Regel, "Der SL hat immer Recht",...
Viele von uns sind auf der einen Seite froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Aber auf der anderen Seite hatten die meisten von uns sehr erinnerungswürdige und schöne Kampagnen.

Also muss ja auch etwas richtig damals gelaufen sein und die Frage hier lautet:

Was war damals wirklich besser?

Mir geht es darum, ob es nicht damals doch Aspekte im Spiel gab, bzw. auch den Systemen, die heute zwar nicht mehr verwendet werden (z.B. weil es neue Sachen gibt), die aber doch sehr erhaltenswert sind.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Selis am 19.04.2020 | 18:09
für mich ein klares "Nö!"

Ich würde nicht mehr spielen, wenn es noch so wäre wir früher.
Die Lust am Rollenspiel kam erst wieder als es sich anfing zu verändert und bzgl. wirklich erinnerungswürdige Momente kamen erst in den letzten 15-20 Jahren hinzu.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Zarkov am 19.04.2020 | 18:12
Früher war der Freundeskreis immer in der Nähe und hatte immer Zeit ...

Sonst war nichts besser für mich.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 19.04.2020 | 18:15
"Der SL hat immer Recht",...

Haben wir früher nie so gehandhabt, deswegen ist es heute so gut wie früher.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Tarin am 19.04.2020 | 18:17
An den Regeln liegt es nicht. Aber an der verfügbaren Zeit, drei Nachmittage in Folge beim Kumpel im Zimmer zu sitzen und zu spielen. Jeden Samstag außerdem mit Pizza.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: tanolov am 19.04.2020 | 18:25
Moin moin!

Viele von euch kennen noch die Zeiten, in denen der SL Meister hiess und alle Macht innehatte, die Regeln zu biegen und zu brechen wie es ihm beliebte (in dem Fall sogar wirklich "ihm", weil es praktisch kaum weibliche "Meister" gab).
Da gab es noch die Goldene Regel, "Der SL hat immer Recht",...
Viele von uns sind auf der einen Seite froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Aber auf der anderen Seite hatten die meisten von uns sehr erinnerungswürdige und schöne Kampagnen.

Also muss ja auch etwas richtig damals gelaufen sein und die Frage hier lautet:

Was war damals wirklich besser?

survivor bias.
wir erinnern uns nur an das was erinnerungswürdig ist. über xx jahre muss ja auch mal irgendwas vernünftiges passiert sein, auch wenn das meiste aus der retroperspektive ziemlicher schrott war.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: schneeland am 19.04.2020 | 18:27
Wie Zarkov sagt: vor allem waren alle an einem Ort und hatten Zeit.

Generell: ich hatte (abzüglich Frauengeschichten und Schule/Studium) genug Zeit, um mir einen Kopf ums Rollenspiel zu machen.

Ansonsten: Rollenspiel war neu, sprich selbst rückblickend eher mittelprächtiger Kram war automatisch aufregender als heute.

Und: der Fokus lag mehr auf dem eigentlich Spielen und weniger auf dem Nachdenken über Systeme und Welten. Würde ich jetzt heute nicht mehr so haben wollen, war aber trotzdem schön, so naiv an die ganze Sache ranzugehen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2020 | 18:39
für mich ein klares "Nö!"

Ich würde nicht mehr spielen, wenn es noch so wäre wir früher.

Das ist nicht die Antwort auf meine Frage.  ;)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Selis am 19.04.2020 | 18:44
ja stimmt, ein ein Wörtchen übersehen.

Deswegen gestatte mir einen weiteren Anlauf

Meister und SL hat immer Recht waren zumindest mal nicht.

Ehrlich gesagt fällt mir dazu nichts ein.
Kleinteilige Systeme, zu viele und kleinteilige Regeln uvm.

Ne, mir fällt dazu nichts ein.
Ja man hatte seine Schulrunde, die hat auch meistens Spaß gemacht, bis es irgendwann langweilig wurde, weil es anfing etwas zu fehlen.

Deswegen hätte ich wohl mit dem Hobby aufgehört, wenn es sich dann nicht irgendwann durch neue Leute verändert hätte.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Rowlf am 19.04.2020 | 18:52
Natürlich war früher alles besser. Ich war jünger und hatte weniger Schmerzen. Und vieeeeeeel mehr Zeit! Zumindest ohne aktuelle Pandemien.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Infernal Teddy am 19.04.2020 | 19:04
Nope. Wenn man früher keinen Bock auf die Mainstream Systeme hatte musste man sich entweder unterwerfen oder halt nicht spielen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: YY am 19.04.2020 | 19:07
Da gab es noch die Goldene Regel, "Der SL hat immer Recht",...

War bei uns nie so, von daher stellt sich die Frage gar nicht, ob deswegen oder trotzdem oder sonstwas.


Ansonsten mal ganz abstrakt:
Es gibt keine lineare Entwicklung hin zum Besseren, nur neue Verantwortliche mit neuen, mehr oder weniger guten Ideen und deren mehr oder weniger gute Umsetzung.
Und dazu noch gewisse übergreifende Trends.

Das heißt für lang laufende Linien, dass es Höhen und Tiefen gibt und für Metaplot, dass über lange Zeiträume zwar auch Gutes dazu kommt, aber auch zwingend immer mehr Ballast, den man dann schnell stärker wahrnimmt, weil man immer mehr Arbeit hat, ihn los zu werden.

Jetzt könnte ich für konkrete Systeme sagen, wann da für mich jeweils der spielmechanische Höhepunkt war und das hieße dann, z.B. DSA und SR waren früher besser, genau wie das offizielle aktive 40K-Rollenspiel (auch wenn das schon sehr spät war und es da gerade um zwei verschiedene Systeme geht und nicht um die Entwicklung eines einzelnen).


Andersrum geht mir heute die Designschule, aus der die YZ-Engine, 2d20 und Genesys stammen, gewaltig auf den Keks und es wäre mir lieber, wenn die ansonsten recht gelungen präsentierten Settings mit anderen Regeln daher kämen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2020 | 19:11
Hab den Eingangspost mal angepasst.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: phant am 19.04.2020 | 19:31
Früher war mehr....sense of wonder.
Heute alles schon besser gesehen, erlebt, gehabt....
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Saffron am 19.04.2020 | 19:46
Ich spiele immer noch mit denselben Freunden wie damals, und immer noch dasselbe System, auf den ersten Blick hat sich also nicht viel geändert.

Bei mir kam aber irgendwann der Punkt, an dem ich unzufrieden mit meiner eigenen Leistung als SL war. Aus heutiger Sicht zu Recht: ich war wirklich schlecht. Also habe ich angefangen, ganz viel zu reflektieren, mich über SL-Tipps und -methoden schlauzulesen, neue Dinge auszuprobieren, neue Wege zu gehen, Erfahrungen auf Conventions und Tanelorntreffen zu sammeln usw. Das hat mich sehr vorangebracht, und auch wenn ich immer noch viele Schwächen habe, leite ich heute sehr viel besser, und meistens haben meine Spieler und ich Spaß dabei.

Das hat nur zum Teil mit der Entwicklung des Rollenspiels an sich zu tun, aber wohl auch damit. Indie-Spiele haben zwar in meiner Stammgruppe nie so richtig gezündet, aber trotzdem haben sie auf jeden Fall meinen Horizont erweitert.

Abgesehen davon geht es mir natürlich wie vielen anderen: berufliche oder familiäre Verpflichtungen beschränken die Zeit und die Muße, die ich heutzutage  für mein Hobby aufbringen kann.

Dass ich heute eine andere Perspektive an den Spieltisch bringe, ist ein zweischneidiges Schwert: ich habe mehr Spaß am Leiten, weil ich gute Qualität bringe und die Spieler mehr Spaß haben als früher. Dafür ist aber auch meine Toleranz gegenüber schlechten und mittelmäßigen Spielunden gesunken. Manchmal gehe ich unzufrieden nach Hause, denke darüber nach, was der SL hätte besser machen können und kann keine rechte Freude daran haben.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Weltengeist am 19.04.2020 | 20:12
Was früher (bei mir: Mitte der 80er Jahre) besser war?

Womit ich jetzt nicht gesagt habe, dass früher alles besser war, aber die Frage lautete ja nicht, was früher schlechter war... ;)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Megavolt am 19.04.2020 | 20:21
Schamlose Werbeeinblendung für unsere Folge über Nostalgie und das Hobby (https://www.eskapodcast.de/2019/03/31/folge-117-nostalgie-war-frueher-besser/)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: schneeland am 19.04.2020 | 20:23
Ergänzend bezüglich der aktualisierten Eingangsfrage: weniger Klimbim mit irgendwelchen Meta-Ressourcen, maximal ein paar Schicksals-/Glückspunkte und gut war.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 19.04.2020 | 20:53
Früher als DM mal kurz und schnell innert 15 Minuten ein komplettes Dungeon aus dem Ärmel geschüttelt.  8] Heute braucht man für den Stat-Block eines einzelnen Monsters schon länger.  :o
Charaktererschaffung früher auch innerhalb von 10 bis 15 Min fertig. :D Heute dauert das je nach System eine ganze Sitzung bis einen ganzen Tag. wtf?
Doch früher waren alle Charakter simple Schablonen, die sich höchstens durch die verschiedenen Attributwerte unterschieden und heute sind sie recht individuell.  :d
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: YY am 19.04.2020 | 21:00
Weil der OP editiert ist und ich der Übersichtlichkeit halber nicht auch noch editieren will:

Mir geht es darum, ob es nicht damals doch Aspekte im Spiel gab, bzw. auch den Systemen, die heute zwar nicht mehr verwendet werden (z.B. weil es neue Sachen gibt), die aber doch sehr erhaltenswert sind.

Wenn man weit genug zurück geht, findet man für fast alles "Moderne" Beispiele, wo es das schon mal gab - aber eben damals dann als wenig beachteter Exot und nicht als state of the art.

Andererseits verschwindet kaum etwas vollständig, sondern kommt in veränderter Form wieder oder zieht sich in eine Nische zurück.
Beklagt man also etwas, was es früher mal gab, aber nicht mehr dem (Mainstream-)Zeitgeist in Sachen Spieldesign entspricht, dann bezieht sich das i.d.R. darauf, dass es aus einem bestimmten System verschwunden ist. Irgendwo gibts alles noch oder wieder.



Vielleicht mal andersrum gedacht nicht in der Form "Was war früher besser?" sondern "Was ist immer noch nicht gut?":
"Wir" sind immer noch relativ schlecht darin, verschiedene Strömungen, Stile und Denkschulen halbwegs praxistauglich zu sortieren und zu vermitteln.

Früher hat alle 5-10 Jahre einer gemeint, er allein hätte das Rollenspiel verstanden und alles erklären wollen.
Dann kam die Demutsphase, wo man wenigstens nur noch für seine Ecke und seinen Stil gesprochen hat.
Und jetzt fehlt eben mal der große Überblick, wo man in groben Zügen erklärt bekommt, was welchen Stil ausmacht, welche Mechaniken dafür sinnvoll sind und welche Systeme (ggf. in welcher Edition) brauchbare Vertreter sind.
Muss ja gar nicht so sehr in die Tiefe gehen, weil dann sowieso nur noch die jeweiligen Spezialisten in den Krümeln suchen...aber wenn ich mir anschaue, wie neue Generationen an Spielern oft genug haargenau die gleiche mäandernde Entwicklung durchlaufen müssen wie die älteren damals, dann denke ich mir: Das müssten wir doch besser können, dass da jeder flott sein Ding findet. Über den Tellerrand schauen kann man dann ja immer noch.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Crimson King am 19.04.2020 | 21:07
Antwort wie bei den meisten:

Früher kannte man noch nicht viel, sowohl was Rollenspiel angeht als auch andere Medien. Der Sense of Wonder konnte viel leichter getriggert werden.
Früher hatte man keinen Job mit fester Arbeitszeit, keine Kinder, und dementsprechend viel Zeit für Rollenspiel.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Fulko Aktienindex am 19.04.2020 | 22:50
Was mich heutzutage am Rollenspiel etwas nervt, ist die Tatsache, dass vieles einfach schon vorausgesetzt wird, beispielsweise auf Conventions oder monatlichen Rollenspieltreffen. Da werden Regelmechanismen vorausgesetzt, auch bei Neulingen (oder Wiedereinsteigern wie mir).

Zu meiner Person: Jahrgang 1976, seit Herbst 1991 Tischrollenspieler. Bis Ende 2005 regulärer Spieler (zuletzt Warhammer 1, Shadowrun 3, Harn Master 1, ORK!...), seitdem Abstinenz bis zum Frühjahr 2018 (wenn man von einem einmaligen Con-Besuch im Sommer 2009 absieht).

Zu meinen Anfangszeiten hatte eben nicht jeder Spieler ein Regelwerk und geschweige denn Ahnung vom Regelmechanismus des jeweiligen Systems. Daher konnte die Spielleitung über weite Strecken falten und walten, wie sie lustig war. In meinem Fall war das stets okay; daher finde ich auch die sogenannte "Goldene Regel", dass die Spielleitung quasi das letzte Wort hat, gar nicht so kacke wie bei anderen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: KhornedBeef am 19.04.2020 | 23:08
Das ist eine spannende Perspektive. Man sollte meiner, dass heute andersherum wäre.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: AndreJarosch am 19.04.2020 | 23:27
Was fand ICH früher besser:

1. Die Spielgruppe bestand aus Schulfreunden. Als Schüler hatte man viel Zeit und konnte oft und lange spielen. Jetzt als Vollzeit berufstätiger Familienvater ist es doch deutlich schwerer geworden Termine zu finden.

2. Die Anzahl der bekannten Rollenspiele (auch denen auf Cons gespielten) war überschaubar und man fand (fast) immer einen Spielleiter der das System anbot, dass man selber gerne spielte und als Spielleiter fand man (fast) immer auch genug Spieler für das angebotene Spielsystem. Durch die zunehmende Anzahl der Spielsysteme und Settings wird es schwieriger, Mitspieler für das System zu finden auf das man selbst gerade Lust hat.



Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: sindar am 20.04.2020 | 16:03
Früher war mehr....sense of wonder.
Heute alles schon besser gesehen, erlebt, gehabt....
Genau das.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2020 | 16:11
Seelig waren die Ahnungslosen... stimmt  schon irgendwo. Man wird mit der Zeit sowohl kritischer als auch selbstkritischer.

Die ganzen Rahmenbedingungen was eigene Zeit und verfügbare Mitspieler angeht waren auch schon einmal besser, wie auch die eigene Resistenz gegen Schlafdefizite.

Persönlich betrachtet, hat aber ein erheblicher Wandel in den formell bedienten Spielstilen stattgefunden, so dass ich mich schon ziemlich als Dinosaurier fühle.

Die natürliche Entwicklung allen Seins: Innovation->Evolution->Degeneration  >;D
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Noir am 20.04.2020 | 16:11
Früher war mehr....sense of wonder.
Heute alles schon besser gesehen, erlebt, gehabt....

Jep ... ich denke auch, dass das hier das Hauptproblem ist. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, mein allererstes DSA-Soloabenteuer vor mir zu haben. Das war damals das Ding aus der DSA3 Box. Es war so extrem spannend, durch die Dämonenbrache zu ziehen und zu schauen, was da hinter der nächsten finsteren Ecke lauerte ... inzwischen bin ich halt als Spieler schon durch hunderte finstere Wälder und Sümpfe gewandelt und hab als Spielleiter wohl noch viel mehr davon für andere Spieler simuliert ... da bleibts nicht aus, dass das Spiel früher irgendwie "besser" war ...

Dazu dann damals die Möglichkeit, einfach viel öfter und regelmäßiger zu zocken, weil alle Zeit hatten und vor Ort waren ...
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: First Orko am 20.04.2020 | 16:21
Als jemand, der um 2000 herum zum Rollenspiel gekommen ist und daher diesen Zeitraum für mich als früherTM definiere:
Nicht! Nichts war früher besser! Ne Menge war früher SCHLECHT und zwischen dem ganze Scheiß und der gelebten Mittelmäßigkeit gab es mal ein paar coole Momente - die aber reiner Zufall waren, da wir noch gar nicht genau wussten, was wir da machten und warum genau so und überhaupt....
Boah.. wenn ich daran zurückdenke...  ::) MEISTER mit Profilneurosen und zu viel Ego, pubertär-blutig-überzogene Vampirerunden, dysfunktionale Regelsysteme, Diskussionen über Powergaming um den eigenen Munchinismus zu rechtfertigen, beschissene Fertigabenteuer...  Nee, brauch ich nicht mehr!

Dagegen heute: Eine gigantische Auswahl von Spielstilen, Regelwerken, Settings! Communities, Blogs, Twitterkanäle, YT-Streams für alle Geschmacksrichtungen! Spielunterstützende Technologie!
Aber das Wichtigste: Die eigene Erkenntnis darüber, was mir am Spiel wirklich Spass macht - und was Zeitverschwendung ist und wie ich Letzteres möglichst schnell erkenne. Dafür musste ich halt durch früher durch und dafür war das auch ganz gut. Aber Sense of Wonder? Habe ich viel später noch ganz oft gehabt. Vielleicht hilft es, dass ich eben NICHT durch tausende von Dungeons und Abenteuermodulen völlig abgeklärt wurde und in dieser komischen Zeit Rollenspiel kennengelernt habe, wo zwischen ideologischen Grabenkämpfen so langsam die ersten Nischensysteme erwachsen und völlig neue Ansätze ausprobiert wurden. Aber wenn ich tauschen könne: In mein früher möchte ich wirklich nicht zurück, nein danke!  :P  ~;D
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2020 | 16:31
Als jemand, der um 2000 herum zum Rollenspiel gekommen ist und daher diesen Zeitraum für mich als früherTM definiere:
...Dagegen heute:
Eine gigantische Auswahl von Spielstilen, Regelwerken, Settings! Communities, Blogs, Twitterkanäle, YT-Streams für alle Geschmacksrichtungen! Spielunterstützende Technologie!
...

Du kommst zu spät. DA war das Kind schon lange in den Brunnen gefallen.  8)

"Alle Geschmacksrichtungen" sehe ich jetzt nicht wirklich so vertreten.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: 6 am 20.04.2020 | 16:42
Du kommst zu spät. DA war das Kind schon lange in den Brunnen gefallen.  8)
Davor wiederum passt der alte Satz: "Wir hatten ja nichts." :korvin:  8)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 20.04.2020 | 16:59
Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?

Sicher wäre Star Wars D6 auf der Liste. (Tolles System, aber viel zu wenig gespielt.)
Dann AD&D 1 und 2.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Noir am 20.04.2020 | 17:03
DSA 3 würde ich zumindest nochmal mitspielen!
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 20.04.2020 | 17:07
DSA 3 würde ich zumindest nochmal mitspielen!
Und das war genau der Grund, dass wir mit DSA aufgehört hatten.  :q :gasmaskerly:
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ludovico am 20.04.2020 | 17:12
Also kann man von früher nix übernehmen in Sachen Leitstil, Setting- oder Regeldesign, weil alles Scheisse war bis auf, dass wir mehr Zeit hätten?  wtf?
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Noir am 20.04.2020 | 17:22
Und das war genau der Grund, dass wir mit DSA aufgehört hatten.  :q :gasmaskerly:

Kommt halt immer darauf an, womit man anfing. Ich hab mit DSA 3 angefangen und 4 war dann für mich das Ende ;)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2020 | 17:32
Also kann man von früher nix übernehmen in Sachen Leitstil, Setting- oder Regeldesign, weil alles Scheisse war bis auf, dass wir mehr Zeit hätten?  wtf?

So global kann man da sglaube ich nie sagen, da es davon abhängt WOFÜR übernehmen.
Es ist ja nicht so, dass damals alles schon perfekt gewesen wäre. Manche Sachedn haben sich weiterentwickelt, andere nicht (teils, weil inzwischen "tot") und wieder andere haben sich in eine Richtung weiterentwickelt, welche alte Fans irgendwo zurüchgelassen hat.
Aber welche Antwort du bekommst wird primär davon abhängen, wen du fragst.

Ich würde gerne eine neue, vertiefende Rolemastervariante sehen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Moonmoth am 20.04.2020 | 17:36
Ich glaube gar nicht, dass das Rollenspiel früher wirklich besser war – ganz ehrlich, ich wiederhole hier einfach was ich von anderen auch schon gelesen habe: Nein, die Szene ist in großen Teilen freundlicher und offener geworden, die Spielweise selbst hat sich auch klar weiterentwickelt; das ganze Hobby ist unvergleichlich besser zugänglich auch für zig Leute, die früher niemals mit ihm in Kontakt geraten wären.

Ich würde etwas ganz anderes als entscheidenden Unterschied zu früher festmachen: Uns selbst. Die meisten von uns sind eben nicht mehr die 14jährigen, die mit großen Augen das erste Mal einen W20 in die Hand nahmen oder gerade die "Drachenlanze" Romane gelesen hatten, die Zeit, Zeit, Zeit hatten und bestenfalls Leute rund um sich, die ebenfalls ein Übermaß an Langeweile hatten und nur zur gern mal wieder die Hausaufgaben - äh - verschoben haben und dafür durchaus mal 400 Seiten Regeln verschlingen konnten.

Gut, heute weiß man vieles besser, aber da sind auch Jobs, Familien, Kinder, Internet und zahlreiche andere Nebensachen, die uns ständig von der Hauptsache ablenken wollen: Rollenspiel.  ~;D


Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: unicum am 20.04.2020 | 17:37
Früher hatte alles den Zauber des neuen,...

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Weltengeist am 20.04.2020 | 17:43
das ganze Hobby ist unvergleichlich besser zugänglich auch für zig Leute, die früher niemals mit ihm in Kontakt geraten wären.

Da reden wir wohl von verschiedenen "Früher"... In meinem "Früher" standen D&D und DSA in jedem Spielwarenladen, und die Erstausgabe von DSA hat mehr Boxen verkauft als alle deutschsprachigen Rollenspiele in den letzten fünf Jahren zusammengerechnet... ;)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Zarkov am 20.04.2020 | 17:44
Also kann man von früher nix übernehmen in Sachen Leitstil, Setting- oder Regeldesign, weil alles Scheisse war bis auf, dass wir mehr Zeit hätten?  wtf?

Die OSR-Leute haben ein paar Sachen gerettet, die es wert waren, und sie zurück ins allgemeine Bewußtsein eingebracht. Sonst sehe ich wirklich nicht viel, was verschütt gegangen, aber eine "Rettung" wert wäre.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: First Orko am 20.04.2020 | 17:47
Ja genau, das OSR früher ist zwar nicht mein früher gewesen, aber da sehe ich tatsächlich Mehrwert, bzw was daraus entstanden ist.
Spielen ,Leiten: da kann ich guten Gewissens sagen, dass ich mich in 20 Jahren durchgängig verbessert habe.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Kaskantor am 20.04.2020 | 17:48
Früher als wir jünger waren, war man einfach leichter zu begeistern und es wurde nicht alles hinterfragt.
Es war spannend eine Geschichte zu erzählen und zu erleben. Klar haben wir versucht nach den Regeln zu spielen, aber man war bei weitem nicht so verbissen, wie das heute so mancher Erwachsener ist.
Heute ist die Erwartungshaltung einfach viel größer und wenn es einem keinen Spaß macht redet man von Lebenszeitverschwendung.
Früher war das eher so:“ Ich hab jetzt 3 Stunden geleitet, jetzt bist du dran. Ok, gebt mir ein paar Minuten und ich denk mir was aus. Oder, so genug Fußball gespielt, was wollen wir machen? Ach lass uns eine Runde Shadowrun spielen. Ok, machen wir.“
Wäre aus heutiger Sicht undenkbar. Da spielt man noch 1-2 mal im Monat, dass man genug Zeit hat, was ordentliches vorzubereiten.
Heute kommen wir ohne Battlemap, musikalische Untermalung, Kerzen und komplett umgebaute Kellerräume garnicht mehr aus.
Da müssen langatmige Kampagnen her, Wochen vorher muss der Termin stehen, dass sich alle bei ihrer Frau die Erlaubnis abholen können zu spielen usw. Dazu hat gefühlt jeder 1000 Dinge zu tun, die einem immer wichtiger sind als RPG. Da wird nach 4 Wochen spielen der Aufstieg auch schnell mal beim Spielen gemacht, weil man ja keine Zeit hatte. Aber im nächsten Smalltalk wird angegeben, das man aus lauter Langeweile am Samstag 10 Std Diablo am Stück gespielt hat.
Und ich finde, dass der Spielleiter immer das letzte Wort haben dürfte. Immerhin kennt er die Geschichte und macht sich auch die Gedanken und die Arbeit. Und wenn sich Parteien nicht einig sind, muss einer eine Entscheidung treffen, dass das Spiel weiter geht. Diskutieren kann man dann nach der Session. Der SL kann aber auch mal auf die Spieler zugehen und mal fragen wie sie was finden. Mache ich oft, aber letztendlich entscheiden tue ich, wenn ich leite.

Eins noch, obwohl ich Technik liebe und voll umfänglich nutze.
Früher waren wir einfach nicht so abgelenkt wie heute, es gab schlicht keine Handys, Tablets oder gar Online spielen. Da war jeder bei der Sache auch mit kleinen Geschichten statt immensen Kampagnen und es gab viel, viel weniger Crunch, weil wir meistens nur ein GRW und hier und da mal ein Sourcebook hatten. Hier und da hat sich mal einer ein neues Spiel im Laden gekauft und das hat man dann gespielt und fertig. Keine 1000 Rezis lesen, die eh einem eine Meinung aufdrücken usw.

Also mal soviel zu meinem Eindruck, wie es bei mir und einigen meiner Mitspieler in den letzten ca. 30 Jahren Rollenspiel gelaufen ist.

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: unicum am 20.04.2020 | 18:04
Da reden wir wohl von verschiedenen "Früher"... In meinem "Früher" standen D&D und DSA in jedem Spielwarenladen, und die Erstausgabe von DSA hat mehr Boxen verkauft als alle deutschsprachigen Rollenspiele in den letzten fünf Jahren zusammengerechnet... ;)

Hatten die nicht sogar Werbung im Fernsehen?
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Zarkov am 20.04.2020 | 18:37
Andererseits, wenn es den OSR-Krempel nicht gäbe, wer hätte das Bewußtsein, daß da was fehlt? Vielleicht gibt es ja noch in einem vergessenen Winkel ein Spielmodell, eine Herangehensweise, eine Grundeinstellung, die es wert wäre? Ich wäre halt nur nicht sicher, wo.

Das ist natürlich auch von den eigenen Vorlieben abhängig. Der YY z.B. scheint ja einige Sachen zu vermissen, während ich eher noch das eine oder andere auf den Geröllhaufen der Geschichte befördern würde.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Lord Verminaard am 20.04.2020 | 18:37
Früher kannte man nicht so viel und war daher viel leichter zu begeistern.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Lord Verminaard am 20.04.2020 | 18:40
Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?

Ich spiele gerade Werewolf: The Apocalypse 2nd Edition von 1994. Sehr schönes Buch, sehr schönes System.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 20.04.2020 | 18:46
Ach ja. Früher dauerte ein Level-Up höchstens 5 Minuten.  :d Heutzutage muss man den zwischen den Sessionen machen, weil es sonst zu lange dauert.  :o Diese Lektion haben wir bei D&D 5e gelernt. Wollten den Level-Up eigentlich bei langen Rast durchführen, doch gewisse Klassen brauchen da doch länger zum Entscheiden, welche Sprüche oder Fähigkeiten sie lernen wollen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2020 | 18:54
Ach ja. Früher dauerte ein Level-Up höchstens 5 Minuten.  :d Heutzutage muss man den zwischen den Sessionen machen, weil es sonst zu lange dauert.  :o Diese Lektion haben wir bei D&D 5e gelernt. Wollten den Level-Up eigentlich bei langen Rast durchführen, doch gewisse Klassen brauchen da doch länger zum Entscheiden, welche Sprüche oder Fähigkeiten sie lernen wollen.
Früher gab es Excel ...  ~;D

...und ggf bessere Regelkenntnisse der Beteiligten.  Ich meine, wo bleibt die Vorfreude vor dem Steigern. 

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 20.04.2020 | 19:05
Früher gab es Excel ...  ~;D

...und ggf bessere Regelkenntnisse der Beteiligten.  Ich meine, wo bleibt die Vorfreude vor dem Steigern.
Du glaubst nicht, wie es in unserer D&D 5e Gruppe zu und her geht.  8] >;D Nach fast jedem mehrbesseren gekillten Monster wird gefragt, ob es für den Level-Up reicht.  >;D ~;D
(Unsere Hausregel ist, dass das Killen eines Monsters, das Charakterlevel +1 oder mehr an CR hat, einen Level-Up gibt. Ansonsten gibt es keine XP.)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2020 | 19:08
Du glaubst nicht, wie es in unserer D&D 5e Gruppe zu und her geht.  8] >;D Nach fast jedem mehrbesseren gekillten Monster wird gefragt, ob es für den Level-Up reicht.  >;D ~;D
(Unsere Hausregel ist, dass das Killen eines Monsters, das Charakterlevel +1 oder mehr an CR hat, einen Level-Up gibt. Ansonsten gibt es keine XP.)

Aber gehört zu der Vorfreude nicht auch zu wissen, auf was man sich da freut? Haha, ab nächste Stufe ist mein Waldläufer Oberförster mit XY als neuem 2. Level-Spruch und treffen tu ich dann auch besser um 1. Und die Stufe danach treffe ich noch einmal besser,  meine Rettungswürfe gehen 1 hoch und ich kann mit Waldviechern sprechen. So in der Art.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Jiba am 20.04.2020 | 19:13
Ach ja. Früher dauerte ein Level-Up höchstens 5 Minuten.  :d Heutzutage muss man den zwischen den Sessionen machen, weil es sonst zu lange dauert.  :o Diese Lektion haben wir bei D&D 5e gelernt. Wollten den Level-Up eigentlich bei langen Rast durchführen, doch gewisse Klassen brauchen da doch länger zum Entscheiden, welche Sprüche oder Fähigkeiten sie lernen wollen.
Nö, so pauschal stimmt das nicht. Es gibt heute auch viele Systeme, da dauert die Charakterverbesserung max. 5 Minuten.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Tele am 20.04.2020 | 20:41
Erst jetzt verstehe ich, warum ich die Community hier als hyperkritisch empfinde: Wie viele hier zugeben haben sie den Sense of Wonder verloren.

Ich spiele seit fast 30 Jahren und habe etliche Systeme durch, und wenn ich mich für ein neues entscheide, freue ich mich wie ein kleines Kind über die enthaltenen Ideen.

MYZ, Hexxen 1733 und Death Watch habe ich in den letzten drei Jahren neu begonnen und ich freue mich über jede neue Idee, jede Wendung etc. Ich suche nicht nach Schwächen, sondern will Spaß.

Ich muss schon beruflich hyperkritisch sein, das würde mir das Hobby zerstören. Klar kann ich mir ausmalen, was mir besser gefiele an dem einem Setting oder den anderen Regeln, aber das nähme mir die Freude.

Also hat sich für mich nix verändert. Meine Gruppen teilen meine Einstellung. Spielen im Schnitt trotz Familie und Jobs alle 14 Tage (online und am Tisch), weil es das geilste Hobby ist, wenn man nicht alles zerdenkt und kritisiert.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Jiba am 20.04.2020 | 21:15
Vielleicht ist es anmaßend von mir, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass die Zahl an Settings, Charakteren, Spielkonstellationen und Stimmungen derart groß ist, dass man eigentlich im Rollenspiel nicht alles gesehen haben kann. Ich meine, man kann ja in der realen Welt auch nie alles erlebt haben. Vielleicht reicht ein Tapetenwechsel aus, notfalls auch in eine vollkommen ungekannte Settingrichtung.

Ich mag zum Beispiel keine Hard SciFi und Western kickt mich auch nicht so... und gerade dann, wenn mir alles andere zu den Ohren rauskommt würde ich wohl gerade die mal ausprobieren. Deswegen spiele ich so gerne Settings, die in einem Abbild unserer Moderne spielen... da ist die Bandbreite an Geschichten so enorm, dass ich nie und nimmer fertig würde und immer was Neues sehen kann.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Blizzard am 20.04.2020 | 22:58
Also früher war definitiv einiges anders. Aber ob besser?

Was damals tatsächlich besser war, und was auch schon oft genannt wurde,ist der Faktor "Zeit". Ich hatte nicht nur viel mehr Zeit fürs Rollenspiel, sondern auch die Mitspieler. Und man war auch nicht so sehr auf Kompromisse angewiesen, wenn man sich getroffen und gespielt hat, dann waren das immer lange, bis tief in die Nacht gehende Sessions...und teilweise wurde nach ein paar Stunden Schlaf weitergespielt. Und ich hatte eben auch viel mehr Zeit, um Rollenspielbücher zu lesen. Da war auch das Interesse und die Begeisterung irgendwie größer und die Hemmschwelle niedriger, auch noch den nächsten 400 Seiten-Wälzer zu verschlingen. Heutzutage kostet es mich teilweise echt Überwindung, so ein Buch an einem Stück zu lesen- insbesondere dann, wenn es auf englisch ist.

Was früher für mich auch besser, weil einfacher, war: Die Suche nach Mitspielern und Runden. Damals gab es einen RPG-Laden in der Stadt, einen eigenen RPG-Verein in der Stadt, größere Cons in direkter Nähe...und ich hatte (als ich noch dort war) immer mindestens 2 feste Runden am laufen. Ich kannte einen Haufen Mitspieler und wusste, wen ich fragen konnte, wenn ich mal was Neues ausprobieren wollte. Da fanden sich immer so 4-5 Leute, die ebenfalls Bock hatten. Vielleicht nicht unbedingt auf was Neues, aber einfach Bock RPG zu zocken. Naja und heute? Es gibt einen RPG-Verein im Nachbarort, aber das ist alles so halbgar, was die da machen. Ich war dort schon einige Male und habe nie so recht Anschluss gefunden. Der nächste RPG Verein ist 50 Km entfernt-und da finde ich so langsam wieder Anschluss- der nächste RPG-Laden ist 25 Km entfernt. Aber das RPG-Angebot dort ist -um es mal diplomatisch auszudrücken- sehr überschaubar, das meiste dort sind Brettspiele und Comics. Früher hatte ich nur wenige Runden, die schon nach ein oder zwei Sessions beendet waren. Die meistens haben immerhin ein paar Sessions gespielt, ehe sie auseinander gingen. Und die meisten haben tatsächlich länger gehalten. In den letzten Jahren waren einige Runden dabei, die sich nach ein oder zwei Sessions aufgelöst haben, da waren sogar Runden dabei, die waren geplant, haben aber nie stattgefunden bevor sie sich aufgelöst haben.  Solche "Negativ-Runden" hatte ich früher ganz,ganz wenig und deutlich seltener als in den letzten Jahren.

Der "Sense of Wonder" in Bezug auf RPG, der auch schon angesprochen wurde. Und ich muss sagen, ich habe das leider auch schon feststellen müssen, dass der zurückgegangen ist. In den letzten Jahren immer mehr. Viele Spieler die ich kenne (zum Glück nicht alle) haben keine Lust und/oder keine Zeit, ein neues System und/oder ein neues Setting mal auszuprobieren oder sich damit zu beschäftigen. Ich kann es auf der einen Seite verstehen-auf der anderen Seite finde ich es schade, denn ich beschäftige mich nach wie vor unheimlich gerne mit neuen Systemen und/oder neuen Settings. Und ich habe Spaß daran, diese mal auszuprobieren. Leider,leider wird es immer schwieriger-grade in festen Runden- Spieler-und da besonders die ältere Generation- noch für neue Sachen begeistern zu können. Die betreiben lieber Bauerngaming. Was mich ein bisschen wundert, denn ich bin auch nicht mehr der Jüngste...aber diesen "kindlichen Entdeckerdrang" in Bezug auf neue Systeme/Settings habe ich mir nach wie vor bewahrt. Zum Glück.

Eine Sache, die früher nicht besser war, ist wohl die Art, wie Rollenspiel betrieben wurde (zumindest, wenn ich von mir ausgehe). Damals war das bei uns halt übelstes Dungeon Crawling. Ohne große Story, ohne große Plottwists usw. Ich habe nur noch vage Erinnerungen daran, wie ich damals geleitet habe-aber so würde ich heute nicht mehr leiten wollen-und so leite ich heute auch zum Glück nicht mehr. Damals haben wir auf jeden Fall sehr simulativ gespielt. Gamistisch vielleicht auch ein bisschen aber narrativ? Wenig bis gar nichts. Ich bin froh, dass das heute nicht mehr so ist und sich im Prinzip mehr oder minder ins genaue Gegenteil gewandelt hat, was meinen Leit- und Spielstil anbelangt . Ich habe aber in den letzten Jahren gemerkt, dass ich ein bisschen SIM in meinen Systemen durchaus ganz gerne mag-und habe mir daher ein bisschen SIM von damals in die Gegenwart zurück geholt.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: YY am 20.04.2020 | 23:57
Andererseits, wenn es den OSR-Krempel nicht gäbe, wer hätte das Bewußtsein, daß da was fehlt? Vielleicht gibt es ja noch in einem vergessenen Winkel ein Spielmodell, eine Herangehensweise, eine Grundeinstellung, die es wert wäre? Ich wäre halt nur nicht sicher, wo.

Das ist natürlich auch von den eigenen Vorlieben abhängig. Der YY z.B. scheint ja einige Sachen zu vermissen, während ich eher noch das eine oder andere auf den Geröllhaufen der Geschichte befördern würde.

Zwei bis drei miteinander verbandelte Sachen hätte ich da tatsächlich, die sich dem abstrakten Konzept nach heute auch in der OSR finden, aber damals wie heute aufgrund ihres spezifischen Erscheinungsbildes schnell ziemlich obskur werden.


1. Das Bewusstsein dafür, dass es völlig in Ordnung ist, gerade den Spielkern nur teilweise und eher grob zu verregeln.

Das geht ein großes Stück weit auf die banale Erkenntnis zurück, dass (ohne große Definitionen) eine gute Gruppe mit einem schlechten System eine gute Sitzung "produzieren" kann und auch das beste System einer schlechten Gruppe nicht das Spielerlebnis retten kann.
Dementsprechend sagt man sich: Wenn der Radfahrer ungeschickt genug ist, fällt der auch mit 8 Stützrädern hin - dann steht das Rad halt alleine da, aber damit ist ja keinem gedient. Und wenn einer halbwegs fahren kann, ärgert er sich, weil er mit den 8 Stützrädern keine engen Kurven hinbekommt.

Also genau der Gegenentwurf zu manchen komplett durchmechanisierten Indies. Manchmal in der Form, dass die Spielmechanik einen groben, aber harten Rahmen setzt, den man frei mit Leben füllen soll/muss (wie etwa die "personality traits" von Pendragon) oder genau umgekehrt so, dass man bis sehr weit runter frei spielt und erst im allerletzten Moment die Spielmechanik greift (wie etwa die nur punktuell einsetzenden Initiative-Würfe von Millennium's End).

Das betrifft auch zu großen Teilen das altmodische Verständnis der SL-Rolle: Keine "goldene Regel" u.Ä., aber auch kein Mitspieler wie alle anderen. Ohne Grundvertrauen und ohne ein Mindestmaß an SL-Fähigkeiten gehts halt nicht, da braucht man auch nicht mit Mechanik rumeiern, die das irgendwie erzeugen soll. Wenn es fehlt, hilft alles nichts und wenn es da ist, ist alle Mechanik überflüssig. 



2a. Spielerwissen und -fähigkeiten auf das jeweilige Setting und den Spielfokus zugeschnitten.
Im klassischen Oldschool-Dungeoncrawl und damit in vielen Ecken der OSR gibts das natürlich. Da macht es einen guten Spieler (auch) aus, dass er Karten zeichnen und Rätsel lösen kann und viele Monster(fähigkeiten) aus dem FF kennt.

Aber abseits davon ist das schon ziemlich verlorene Kunst und ich habe das Gefühl, man will das den Spielern im Mainstream nicht abverlangen (obwohl man dann paradoxerweise in manchen Mainstream-Systemen davon ausgeht, dass die Spieler zig Feats und ähnliches spielmechanisches Füllmaterial lesen und bewerten).
Ein Millennium's End stellt sich hin und sagt: Arbeite dich in die Materie ein - lies das Regelwerk, lies Fachbücher, guck Filme, frag Leute mit Plan von der Sache. Wenn du nicht im Thema drin steckst, sind deine Beschreibungen platt und leblos und deine Entscheidungen schlecht.

Da ist "Wir haben aber alle keine Ahnung und trotzdem unseren Spaß" gar keine Option.


2b. Spielerfähigkeiten im Sinne von: Man erspielt (sich) Charaktere.
Da geht es z.B. darum, dass natürlich alle Krieger auf Stufe 1 die gleichen Fähigkeiten haben und sich vielleicht hier und da in den zufallsbestimmten Attributen unterscheiden. Die sind ja auch noch nicht gespielt, warum sollen die sich unterscheiden.

Dergestalt "fähige" Spieler gehen her und schreiben sich mit zwei Mann den gleichen Archetyp aus dem Regelwerk und am Ende der Sitzung sind das für den ganzen Tisch zwei völlig verschiedene Leute, obwohl die Sheets identisch ausgefüllt sind. Oder das selbe passiert mit der ganzen Gruppe und sechs quasi identischen Gewehrschützen.
Da gibts kein "Ich brauch aber eine andere ikonische Waffe/ein anderes Starttalent(-set) als der, sonst unterscheiden wir uns ja gar nicht". Weil das dort gar keine relevante Kategorie für SC-Unterschiede ist.




Vermissen ist vielleicht zu viel gesagt. Das gibts ja alles noch (und ich habe an mehreren Stellen beim Tippen konkrete Situationen nach der Jahrtausendwende oder konkrete Spieler im Kopf gehabt), aber es ist eben in der Breite nicht anzutreffen. In der ausgeprägten Form war es das wohl früher auch nicht, weil Anstrengung und Aufwand (also im Hinblick auf 2a) ein unheimlich starker Filter sind und ein Spiel sofort in die Nische verbannen.
Und deswegen gibt es z.B. heute keinen bekannten und erfolgreichen Vertreter von Spielen der Art eines Millennium's End oder Twilight 2013, wohl aber jede Menge Cinematik- und Narrativ-Gedöns mit ähnlichen Settings und Genres.


Letztlich war das früher nicht anders; auch damals war das schon nur was für eine recht kleine Zielgruppe. Und andersrum ist Twilight 2013 ja quasi gestern erschienen (und sofort in der Versenkung verschwunden), wenn wir von "richtig früher" reden.
Aber das ist im Gesamtbild trotzdem eine Herangehensweise, die mir gefühlt heute noch mehr zu kurz kommt wie früher - und T2013 war genau der zum Scheitern verurteilte Versuch einer Wiederbelebung, wie ich ihn mit mehr Zeit und verzichtbarem Geld vielleicht auch hätte unternehmen wollen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 21.04.2020 | 08:32
Ohne große Story, ohne große Plottwists usw.
...
Damals haben wir auf jeden Fall sehr simulativ gespielt. Gamistisch vielleicht auch ein bisschen aber narrativ? Wenig bis gar nichts.

Er hats auf den Kopf getroffen. Frage beantwortet, was damals besser war.  :d
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Crimson King am 21.04.2020 | 08:47
Also kann man von früher nix übernehmen in Sachen Leitstil, Setting- oder Regeldesign, weil alles Scheisse war bis auf, dass wir mehr Zeit hätten?  wtf?

Ich halte das für offensichtlich. Nichts von dem, was man früher gemacht und verwendet hat, ist heute verboten. Also kann es auch nicht besser sein als heute. Wenn ich die Wahl habe zwischen modern und althergebracht, ist das per se besser, als nur althergebracht zu haben.


Erst jetzt verstehe ich, warum ich die Community hier als hyperkritisch empfinde: Wie viele hier zugeben haben sie den Sense of Wonder verloren.

Die wenigsten haben ihn verloren, er ist nur wesentlich schwerer zu triggern. Deshalb ja die Hatz durch tausend neue Settings und Systeme.


Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?

Pendragon.
Star Wars d6 und Talislanta würde ich in jedem Fall mal ausprobieren.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Pyromancer am 21.04.2020 | 08:51
Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?

Classic Traveller.

Ich hab bis Anfang-Mitte der 00er die alten Sachen ja auch ein bisschen belächelt und als altmodisch und überholt abgetan - weil ich keine Ahnung hatte; dann mir halb aus Jux Classic Traveller besorgt und beim Leiten gemerkt: Boah ist das geil! Und ein Abenteuer wie "Night of Conquest" kann es auch heute noch mit den besten zeitgenössischen Abenteuern aufnehmen, was Hintergrund, Plot, Drama und Dynamik angeht. Einzig die Illustrationen sind heute halt farbig, das gab's damals noch nicht.

Auch: Call of Cthulhu, Ars Magica.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.04.2020 | 08:56
Früher hat meine Mutti uns Schnittchen gemacht und Tee gekocht. Heute weigert sich meine Frau den Rolle zu übernehmen ( zu Recht) und ich muss selber ran.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Jiba am 21.04.2020 | 08:57
Er hats auf den Kopf getroffen. Frage beantwortet, was damals besser war.  :d

Wieso denn damals?  wtf?

Und es hält euch doch jetzt auch niemand davon ab, dass ihr simulativ oder gamistisch oder Kniffel oder was weiß ich spielt. Es sagt ja keiner mehr: Spielt jetzt bitte alle hübsch narrativ. Ist doch Blödsinn. Das ist doch nicht verloren gegangen. Go ahead!

Wenn ihr als Spieler das Gefühl habt: Hmm, früher war irgendwie mehr SIM, das hat mir Spaß gemacht, deshalb war früher besser... dann ist das doch nicht die Schuld von Heute! Das habt ihr doch selbst in der Hand!

Und wär's nach der Logik von euch früher wirklich so gewesen, wär ich zumindest kein Rollenspieler mehr. Wär mir dann nämlich zu langweilig gewesen das Ganze.

Ernsthaft: Ich habe 2000 meine erste Rollenspielrunde gehabt. DSA 3.

Und dann bin ich ein Jahr später mit der klassischen WoD in Berührung gekommen, dann mit Legend of the Five Rings, Engel, Shadowrun, 7te See...

Und ich und auch ein großer Teil meiner damaligen Mitspieler haben immer schon narrativ gespielt. Es gab zwar da keine Begriffe für unseren Spielstil, das kam ja erst durch die Forge. Aber die Richtung war damals für meine Kerngruppe klar: Emotional packende Geschichten. Charakterdrama. Player Empowerment.

Das hat sich damals schon als Vorliebe entwickelt. Einfach weil es diese Vorliebe im Hobby immer schon gab. Seit Gygax und Arneson die ersten Würfel rollten, garantiert.

Zitat
Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?
(Ich frage mich, was sich endlich die Begriffe "System" für die Spielmechaniken, "Setting" für die Spielwelten und "Spiel" für beides zusammen durchsetzt, damit ich nicht immer raten muss, was gemeint ist, wenn wer "System" schreibt).

Die Wahrheit ist nämlich folgende, finde ich: "Systeme" von früher werden heute die wenigsten spielen, wenn wir dabei die Spielmechaniken meinen. Regelsysteme erhalten ja ständig neue Editionen und die Zahl der Fans, die auf den alten hängen bleibt, ist sicher geringer als die der Fans, die den Schritt mitgehen (außer in Ausnahmefällen, vielleicht).

"Systeme" im Sinne von Spielwelten jedoch, werden heute noch ordentlich beackert. Die meisten Spielwelten haben sich ja höchstens marginal verändert. Die DSA-Welt, die Shadowrun-Welt, die Cthulhu-Welt, die L5R-Welt, die Welten der Dunkelheit... der Kram wird seit Jahrzehnten gespielt. Klar, manche Gruppen greifen da in die Vergangenheit aus und lehnen bestimmte Änderungen am Metaplot oder Setting ab. Andere nehmen das alles mit auf.

Für mich muss ich sagen: Der Kram, den ich mit 18 geleitet habe, ist auch heute noch in meinem Portfolio:
- Die Alte WoD
- Exalted (als Hybrid mit der letzten Edition)
- Engel
- 7th Sea (als Hybrid mit der aktuellen Edition)
- Aventurien
- Shadowrun

Aber es kamen eben auch neuere Settings hinzu:
- Der Eine Ring
- City of Mist
- Golden Sky Stories
- Monsterhearts
- Zombie World
- etc.

Also, komplett aufgegeben habe ich die wenigsten Settings von früher. Es kamen halt nur welche hinzu, die ich als spannend erachtet habe.

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Maarzan am 21.04.2020 | 09:07
Wieso denn damals?  wtf?

Und es hält euch doch jetzt auch niemand davon ab, dass ihr simulativ oder gamistisch oder Kniffel oder was weiß ich spielt. Es sagt ja keiner mehr: Spielt jetzt bitte alle hübsch narrativ. Ist doch Blödsinn. Das ist doch nicht verloren gegangen. Go ahead!

Wenn ihr als Spieler das Gefühl habt: Hmm, früher war irgendwie mehr SIM, das hat mir Spaß gemacht, deshalb war früher besser... dann ist das doch nicht die Schuld von Heute! Das habt ihr doch selbst in der Hand!


Das ist die Kombination mit den Randparametern, welche das Problem darstellt.

Die Leute von damals haben familien-/berufsbedingt nicht mehr genug/passend/zuverlässig Zeit oder sind jwd verzogen und neue Spieler sind halt quasi nicht zu bekommen, teils wegen sich änderndem mehrheitlichen Geschmack aber eben auch dem, was jetzt noch neu an passendem Material zu bekommen ist (manche Systeme haben sich auch aus der Perspektive falsch entwickelt).

(Ausnahme-)Dinosaurier eben.

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Noir am 21.04.2020 | 09:30
Der "Sense of Wonder" in Bezug auf RPG, der auch schon angesprochen wurde. Und ich muss sagen, ich habe das leider auch schon feststellen müssen, dass der zurückgegangen ist.

Ich hab da jetzt auch noch etwas drüber nachgedacht und als Nachtrag zu meinem Post weiter oben, ist noch zu sagen, dass ich ähnlich wie Blizzard inzwischen unfassbar viel schlechte Erfahrung machen durfte, was Rollenspiel(er) angeht. Die selbe Leidenschaft wie ich, hat hier in meinem direkten Umfeld keiner. Ich bin seit Jahren (!) der einzige, der Rollenspiel überhaupt mal vorschlägt. Das aber auch immer seltener, weil ich weiß, dass das Erlebnis für mich einfach unbefriedigend sein wird. Die Spieler befassen sich gar nicht (!) mit den Regeln. Sie lassen sich am Tisch berieseln und Eigeninitiative gibt es so gut wie gar nicht. Selbst einfachste Regeln werden nicht einmal am Spielabend verstanden - selbst dann nicht, wenn diese oft wiederholt werden (bspw. Kampf in D&D)

So passiert es bei mir halt häufig, dass ich Tage, manchmal Wochen vor dem Spielabend, extrem Feuer & Flamme bin … aber dann am Spielabend selbst, wird der ganze Hype innerhalb von Sekunden von den Spielern zerstört. Und die Frustration kann man nicht einmal rauslassen, weil man es (a) ja eigentlich schon vorher wusste und (b) die Spieler das auch nicht böse meinen.

Ich vermisse die Spielrunden, die extrem heiß aufs Spiel sind und mir als Spielleiter dann auch das Gefühl geben, dass das, was ich da mache, wertgeschätzt wird. Spieler, die mir als Spielleiter förmlich an den Lippen hängen um herauszufinden, wie es weitergeht. Spieler, die enttäuscht aufstöhnen, wenn man als Spielleiter sagt "Und hier machen wir heute den Cut." … Spieler, die total hibbelig auf den Kalender starren um herauszufinden, WANN man endlich wieder weiterspielt (und da dann eben auch Spieler, die sich wirklich Mühe geben, Termine zu finden und einzuhalten). Das ist alles mit den Jahren verloren gegangen. Aus verschiedensten Gründen. Ich bin weggezogen. Neue Freunde sind kaum Spieler. Alte Freunde wohnen ewig weit weg. Es ist zum Mäuse melken.

Mit dieser ganzen Frustration, die ich als Spielleiter erlebe, kann sich kein Sense of Wonder einstellen. Nicht bei mir … und bei den Spielern letztlich sicher auch nicht. Denn ich bin mir sicher, dass meine Leistung als Spielleiter dann auch leidet … was dann vermutlich auch dazu führt, dass die Leute nicht ganz so heiß auf das nächste Spiel sind … was dazu führt, dass ich noch frustrierter werde … und so weiter und so fort … das ist sicher nicht der einzige Grund … aber ich glaube, das hat schon großen Anteil … und ich könnte mir vorstellen, dass es bei Blizzard ganz ähnlich aussieht.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Tele am 21.04.2020 | 09:41
Mit was für Leuten spielt ihr? In zwei meiner drei Gruppen investieren die Leute total viel Mühe. Da kriege ich vor der ersten Sitzung sechs Seiten Charakter-Konzept. Nach jeder Sitzung vier bis fünf Seiten Spielberichte.

Das war früher nicht...also an sich ist es heute sogar besser. Spiele öfter mit echt engagierten Leuten, die gern ausprobieren, was ich vorschlage. Gut, ein paar Sachen kommen mir nicht auf den Tisch (Fate, WoD) und als Spielleiter bestimme ich, was No-Go ist.

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Noir am 21.04.2020 | 09:43
Ich spiele halt vor allem mit Leuten, die nie WIRKLICH Rollenspieler waren. Für die ist Rollenspiel dann meist ein Notnagel, falls nichts anderes "abgeht" … das ist ärgerlich … aber leider die Realität.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Tele am 21.04.2020 | 09:50
Hmm...mal überlegt, dir andere Leute zu suchen?
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Blizzard am 21.04.2020 | 10:14
Wenn ihr als Spieler das Gefühl habt: Hmm, früher war irgendwie mehr SIM, das hat mir Spaß gemacht, deshalb war früher besser... dann ist das doch nicht die Schuld von Heute! Das habt ihr doch selbst in der Hand!
Das behauptet ja auch keiner, dass das die Schuld von Heute sei. Rollenspiel ist halt auch einfach etwas, was dem Wandel unterliegt bzw. einen Wandel durchgemacht hat im Laufe der Jahre-wie viele andere Dinge auch. Damals kannte man imho einfach keinen anderen Spielstil bzw. der Spielstil wurde einem von den AMIGA/ PC-Spielen vorgelebt, eher noch: vorgegeben, und man hat versucht, das eben entsprechend am Tisch nachzuspielen. Und: das ist ja auch kein Vorwurf sondern lediglich eine Tatsachenfeststellung. Wir hatten damals Spaß so (extrem) simulativ zu spielen. Aber heute, wie gesagt, würde mir das keinen Spaß mehr machen so zu spielen. Das Rollenspiel an sich ist ja beileibe nicht das Einzige, was in der Hinsicht einem Wandel unterliegt. Man selbst verändert sich ja auch und seinen Spiel-und Leitstil.

Mit dieser ganzen Frustration, die ich als Spielleiter erlebe, kann sich kein Sense of Wonder einstellen. Nicht bei mir … und bei den Spielern letztlich sicher auch nicht. Denn ich bin mir sicher, dass meine Leistung als Spielleiter dann auch leidet … was dann vermutlich auch dazu führt, dass die Leute nicht ganz so heiß auf das nächste Spiel sind … was dazu führt, dass ich noch frustrierter werde … und so weiter und so fort … das ist sicher nicht der einzige Grund … aber ich glaube, das hat schon großen Anteil … und ich könnte mir vorstellen, dass es bei Blizzard ganz ähnlich aussieht.
Kurze Antwort, weil ich gleich weg muss:
Ja bei mir sieht bzw. sah es lange Zeit ähnlich aus. Ich würde mal sagen bestimmt die letzten 6-7 Jahre. Und sowas schlägt einem schon aufs (SL-)Gemüt. Man verliert leider auch selbst ein Stück weit die Motivation, sich (noch) mit dem Rollenspiel zu beschäftigen. Nicht nur, was das Lesen von Büchern anbelangt sondern auch die Vorbereitung. Und das schlägt sich dann irgendwann auch auf die SL-Leistung nieder. Man ist selbst nicht mehr Feuer&Flamme, und leitet irgendwie nur noch halbherzig. Und das merkt man dann eben schon an einigen Dingen und Stellen im Abenteuer . Dadurch werden jetzt die Sessions nicht automatisch schlecht- aber sie werden halt leider auch nicht wirklich gut. Die Spieler merken& empfinden das vielleicht nicht so (arg), aber man selbst ist als SL eher unzufrieden (ging mir teilweise auf der letzten Hütte so). Und nach der Hütte habe ich mir dann gesagt, dass ich so nicht mehr leiten will. Das bin nicht ich, dass entspricht nicht meinem Leitstil und schon gar nicht meinem Anspruch an ein Abenteuer bzw. eine Session. Dann leite ich lieber gar nicht.

Ich kann immerhin vereinzelt mit einigen von den ehemaligen Leuten im Jahr spielen, da merkt man dann schon einen Unterschied, weil da einfach eine ganz andere Ausgangsbasis & Einstellung zum Rollenspiel vorhanden ist. Wobei ich da bei einigen auch schon den Rückgang des Sense of Wonder feststellen musste -aber ja, es ist doch noch irgendwo eine alte Vertrautheit da, wo man weiß, dass das trotzdem irgendwie ne gute Session wird-nur allein schon wegen der Mitspieler.

Hoffnung -und auch ein Stück weit Wiedergutmachung -habe ich mit den 2 Runden, die ich gerade am Laufen habe. Es sind neue Runden, mit den meisten der Spieler habe ich noch nie zuvor gespielt. Und wir haben bislang auch noch nicht oft gespielt, aber ich merke: In diesen Runden sind die Mitspieler wieder eher wie die vom "alten Schlag". Sprich: Man merkt ihnen die Motivation an. Sie machen sich Gedanken um ihre Charaktere, das Abenteuer und andere Dinge, die mit RPG in Zusammenhang stehen. Sie melden sich zuverlässig in Bezug auf Termine-wenn ich bei dem Thema an die letzten Jahre denke schon alleine deswegen eine wahre Wohltat. Sie wollen wissen, wie es weitergeht, sie brennen darauf, endlich weiter zu spielen. Wenn wir nur einen Termin im Monat zum Spielen finden, dann schauen sie, dass sie sich denn irgendwie frei halten oder schaufeln können. Gut, es hat noch nicht ganz die gleiche Intensität wie in den alten Runden, aber beide Runden sind auf einem guten Weg, was das anbelangt.

Wie gesagt, beide Runden haben noch nicht oft gespielt. Aber die wenigen Male, die wir gespielt haben waren schon jetzt mit Abstand viel besser als irgendwelche anderen Runden in den letzten Jahren, die häufiger gespielt haben. Und das sagt schon einiges. Scheint so, als würde ich für die letzten 6-7 Jahre doch noch entschädigt werden auf meine alten Tage.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: 6 am 21.04.2020 | 10:54
Welches alte System (Jahr 2000 oder vorher) würdet ihr heute noch gerne spielen (wollen)?
Traveller und Ars Magica. Ersteres spiele ich hin und wieder immer noch und bei zweiteren spiele ich in einer lang andauernden Kampagne immer noch.
Ich persönlich würde bei Ars Magica die 5. Edition von 2004 bevorzugen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Anfauglith am 21.04.2020 | 12:06
"Sense of wonder" wurde ja jetzt schon einige Male genannt. Empfinde ich auch so. Mir hat in der Vergangenheit immer ein bisschen die Begeisterung über die bespielten Welten gefehlt. Ich weiß noch, als ich meine erste DSA-Box damals hatte. Wie ich diese Karten angestaunt habe. Und dann das Bestiarium. Glaube aber, dass zumindest ich heute auch noch über die Spielwelten staunen bzw. mich drüber freuen und das abfeiern könnte. Bei meiner vergangenen Spielgruppe ging das immer nicht so. Da war mehr von mir als Spielleiter gefordert, dass ich halt schnell das Wichtigste rüberbringe und dann spielt man da halt. Fand ich komisch. Die Gruppe hat es dann aber auch nicht so lang gegeben. In meiner jetzt aktuellen Gruppe könnte das wieder gut funktionieren.  Bisher haben wir aber nur Beyond the Wall gespielt, wo es halt einfach keine groß vorgefertigte Spielwelt gibt, die man bestaunen könnte. Wenn diese ganze Quarantäne etc vorbei ist, starten wir mal etwas neues und ich bin da guter Dinge. Dann könnte das, was früher gut war, ins Heute geholt werden. Das was schlecht war, darf gerne im Gestern bleiben und dort verstauben.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Kaskantor am 21.04.2020 | 12:21
Ist bei mir ähnlich.
Ich lese hier oft auch davon, dass eben Spielleiter schreiben.
Wir (SL) sind wohl ein gutes Stück engagierter als andere „Spieler“.
Ist wohl auch der Grund, warum wir SLs sind. :)

In unserer Gruppe, gibt es mMn nur einen Spieler, der ebenfalls so engagiert ist wie ich.
Und er ist auch hier im Forum, kauft ständig neue Sachen und tauscht sich regelmäßig mit mir aus. Zudem leitet er auch.
Für den Rest ist RPG gefühlt Hobby nur 2338945938 hinter allen anderen.
Halt ein lustiger Zeitvertreib.

Meine letzte richtig intensive Runde, wo alle Feuer und Flamme waren, ist leider schon einige Jahre her. :(
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 21.04.2020 | 12:32
Ich tauschte mich gestern mit einer Spielerin via Discord stundenlang über das Hobby aus; schöner Gamerklatsch. Dabei stellten wir fest, daß wir das in den letzten Wochen öfter gemacht haben und genießen, weil wir beide in unseren Pools aus zusammen 20 Spielern fast gar keine Hobbygespräche mehr führen können. Früher quatschten alle Gamer zu jeder Zeit nur über Rollenspiel, neue Welten und Systeme. Heute sind dafür sogar die meisten der engagierten Spieler so nicht mehr zu haben. Trifft man sich, geht es um Kind, Kegel, Haus, Probleme, Bla, Nerv und Stöhn.
DAS war früher bei mir also wirklich besser. (Alles andere übrigens nicht, insofern ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Und das T oder Discord-Kanäle sind ja auch nette Ausgleiche dafür.)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ardu am 26.06.2020 | 22:05
Früher hatte man (als Jugendlicher) einfach viel mehr Zeit. Da traf man sich auch mal spontan nachmittags zu ner Runde RP.  :)
Heutzutage mit Arbeit/Familie/Kindern (wer welche hat) ist das alles nicht mehr so einfach und es werden Termine gemacht und dann kommt vielleicht doch noch mal was wichtiges dazwischen.

Und, was ich früher einfach besser fand (auch wenn wir heute alle nicht mehr ohne können): Es gab keine Handys die Spieler abgelenkt haben. Heute schaut man ja hin und wieder doch drauf oder es ruft jemand an, weils wichtig ist etc.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 26.06.2020 | 22:53
Wobei das meiste davon mit Sicherheit NICHT wichtig ist im Sinne eines Notfalls. Und man kann Handys auch ausschalten; habe ich gehört.
:)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: schneeland am 26.06.2020 | 22:58
Und man kann Handys auch ausschalten; habe ich gehört.

Das war früher ;)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 26.06.2020 | 23:44
Fehlen den Leuten dafür heute das Wissen und/oder die Finger?
 :think:
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Megavolt am 26.06.2020 | 23:52
Früher war es besser, dass man jung war. :(
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: schneeland am 27.06.2020 | 00:07
Fehlen den Leuten dafür heute das Wissen und/oder die Finger?
 :think:

Die Abstoßung des Smartphone-Symbionten ist für das Wirtstier schwieriger geworden.

Aber  :btt: :
Ganz akut stelle ich mal wieder fest, dass ich mir früher weniger Gedanken über Regeln und Unstimmigkeiten zwischen eben diesen gemacht habe (hat gute und schlechte Seiten, macht aber das Rollenspielerleben irgendwie nicht leichter).
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Fnord am 27.06.2020 | 05:48
An den Regeln liegt es nicht. Aber an der verfügbaren Zeit, drei Nachmittage in Folge beim Kumpel im Zimmer zu sitzen und zu spielen. Jeden Samstag außerdem mit Pizza.

Dem stimme ich voll zu.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 27.06.2020 | 20:42
Ich hatte mehr Zeit, und meine Freunde waren jede Woche zum Spielen da. Ich hatte weniger andere Sachen, die ich wichtig fand, aber auch Leute, die das mitgelebt haben, was ich erfunden habe.

Es gab den Aventurischen Boten; ich habe immer den Magieteil gelesen. Das war toll und fehlt mir heute (ich spiele schon lange kein DSA mehr, er wäre also auch nicht relevant).

Ich habe viel in meiner Freizeit erfunden — neben Aventurischem Boten und später neben der SR_D Mailingliste. Das schaffe ich heute nicht mehr so sehr. Das geht so weit, dass ich mich darin blockiere, neue Abenteuer für die Star Wars-Solo-Runde mit meinem Sohn zu bauen. Was ich doof finde, denn wenn mir etwas am Wichtigsten ist, dann genau das. Ich habe Angst, das schlecht zu machen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 27.06.2020 | 20:46
Ich habe online v.a. in begrenzten aber großen Gruppen diskutiert — SR_D, Travar/Myrias, GroFaFo/Tanelorn, IRC. Das war irgendwie besser als Twitter und Youtube.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Gunthar am 27.06.2020 | 21:41
Und in einem Forum kann man alles auch später nachlesen. Macht das mal auf Discord und Co.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 27.06.2020 | 22:41
Ähm, auf Discord kannst du das auch, solange der Server besteht... wie bei jedem Forum im Netz.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JohnnyPeace am 27.06.2020 | 23:26
Früher war es besser, dass man jung war. :(
Stimmt   :-\
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 27.06.2020 | 23:40
Ach, nicht so dick werden, etwas Bewegung, Geist in Form halten, innerlich jung bleiben und das innerlich altgewordene Jammerumfeld weitgehend meiden, dann merkt man laaaaange keinen Unterschied.
 ^-^
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: schneeland am 27.06.2020 | 23:53
Ach, nicht so dick werden, etwas Bewegung, Geist in Form halten, innerlich jung bleiben und das innerlich altgewordene Jammerumfeld weitgehend meiden, dann merkt man laaaaange keinen Unterschied.
 ^-^

Ich zweifle die Illusion an! ;)

Und verweise auf:
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=114991.0;attach=29310)

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: General Blue am 28.06.2020 | 00:23
So wie sich das in den Antworten liest, fällt es vielen schwer konkrete Handhabungen oder Mechaniken "von früher" zu benennen, weil dieses "früher" im Grunde für eine chaotische, vielleicht etwas naive aber insgesamt freie Zeit der Hobbyentdeckung steht. Die genannten Sachen - sense of wonder, drauf los spielen, wenig kennen, mehr Begeisterung, wenig über Regeln nachdenken - kann man so einfach nicht in das Hier und Jetzt holen und sagen "das sollte man immer noch so machen".

Für mich hat sich ehrlich gesagt nicht viel geändert, bis auf die bespielten Systeme und Spiele. Alberner Quatsch wie den Spielleiter "Meister" zu nennen war halt Gott sei Dank schnell vom Tisch. "Der SL hat immer Recht" hab ich wahrscheinlich auch zuletzt bei irgendeiner Horrorrunde in Schulzeiten gehört.

Scheinbar haben viele die ernüchternde Erfahrung gemacht, dass sie zu kritisch werden mit der Zeit, sich zu viele Gedanken machen und deswegen entweder der Kreis der potenziellen Mitspieler schrumpft, oder das Erlebnis selbst versauert wird.

Daran kann man aber durchaus ansetzen. Erwartungsmanagement, oder wie heißt das? Wenn man nicht gerade irgendein vermeintlich hohes Qualitätsziel im Spiel und/oder Hobby anstrebt sollte doch "eine gute Zeit" oder einfach "Spaß" haben genügen.  Dann wirds vielleicht auch wieder wie früher.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 28.06.2020 | 00:29
Hey, wir nannten früher auch den SL "Meister", der irgendwas "meisterte"... und machen das heute auch noch so.
 ^-^

Schneeland: Das ist aber ein Comic über 70jährige, oder? Da sind wir ja hoffentlich noch nicht.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 28.06.2020 | 10:27
Hey, wir nannten früher auch den SL "Meister", der irgendwas "meisterte"... und machen das heute auch noch so.
 ^-^

Schneeland: Das ist aber ein Comic über 70jährige, oder? Da sind wir ja hoffentlich noch nicht.
Ich bin seit zwei Wochen mit einem operierten Zeh krankgeschrieben und war davor 3 Wochen wegen entzündetem Nagel stark eingeschränkt. Über so einen blöden Zeh hätte ich vor 20 Jahren gelacht (bzw. habe ich: Er ist seit 23 Jahren kaputt, macht aber erst jetzt Probleme). Ich wäre die letzten zwei Wochen durch die Antibiotika auch nicht arbeitsfähig gewesen und hoffe, das geht ab morgen gut (Homeoffice).

Ich bin 38. Es beginnt …
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Megavolt am 28.06.2020 | 10:45
Ich habe online v.a. in begrenzten aber großen Gruppen diskutiert — SR_D, Travar/Myrias, GroFaFo/Tanelorn, IRC. Das war irgendwie besser als Twitter und Youtube.

Das ist ein sehr interessanter Punkt. Die neue Vernetzung und die unmittelbare Nähe ist natürlich toll. Der Nachteil ist: Weil alles "eine große Gruppe" ist, ist man gleichzeitig irgendwie auch für immer eingesperrt mit, nunja, mit echten Arschgeigen. Und die gehen sicherlich niemals weg und selber kann man auch nicht weggehen.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass Social Media unterm Strich nicht glücklicher macht. :)

Ich bemühe mich darum, mich möglichst konfliktfrei durch das Internet zu bewegen (obwohl mir das massiv gegen die Natur geht, aber nach meiner Erfahrung kann man nur so einigermaßen seine Sanity behalten). Ich frage mich, wie das die ganzen dauer- und superaggressiven Leute im Netz machen. Wo nehmen die die Energie her? Warum verbrennen die nicht wie ein Papiertaschentuch, das man auf den Grill schmeißt?

Ich meine, biologisch sind wir dafür gemacht, uns in Kleingruppen von zwei Dutzend Leuten oder so zu bewegen und die soziale Dynamik in diesem Rahmen einigermaßen zu wuppen. Wie soll man den expliziten Hass von einer theoretisch unbegrenzten Menge von Leuten aushalten?
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: YY am 28.06.2020 | 12:43
Wie soll man den expliziten Hass von einer theoretisch unbegrenzten Menge von Leuten aushalten?

Sitzen die alle bei dir im (theoretisch unendlich großen ~;D) Wohnzimmer?
Da kann man sich doch mit Leichtigkeit entziehen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: JS am 28.06.2020 | 13:14
Ich weiß nicht, ob man Twitter/Social Media und Youtube miteinander in einen Topf werfen kann. Youtube hat unserer Szene mMn massive Gewinne in jeder Art gebracht und ist für mich eine zentrale RSP-Informations- und Anlaufstelle neben dem T. Die Kombination aus beidem ist mir mehr Gewinn als früher die X Foren, in denen man sich herumgestritten hat (und die Y Foren, in denen man harmonisch miteinander verkehrte).
Was ich gegenüber früher deutlich mehr vermisse, ist der rege Austausch im kleinen, persönlichen Kreise.
 :think:
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 29.06.2020 | 01:02
Sitzen die alle bei dir im (theoretisch unendlich großen ~;D) Wohnzimmer?
Da kann man sich doch mit Leichtigkeit entziehen.
Das braucht bei mir bewusste Arbeit, mich nicht zu verstricken und nicht zu versuchen, mich zu verteidigen, Threads liegen zu lassen, obwohl Leute immernoch aggressiv rumschreiben.

Ist nicht ständig, passiert aber schon immer wieder. Und es gibt keine echte Basis von "wir sind alle X", kein Gruppengefühl, über das man sagen kann "hey, lasst uns mal wieder runterkommen und das gemeinsam stemmen".
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Ninkasi am 29.06.2020 | 13:47
- es gab ein System, welches ich für große Klasse hielt.
- es gab ein Setting , welches ich für große Klasse hielt.
- ich (wir) hatte (-n) viel Zeit zur Verfügung, um mit engen Feunden das Hobby auszuüben.
- es gab Rollenspielläden in der "Nähe" (, obwohl dann eigentlich das Geld und die Auswahl an Büchern gefehlt hätte.  ::) )
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 30.06.2020 | 08:31
- es gab ein System, welches ich für große Klasse hielt.
- es gab ein Setting , welches ich für große Klasse hielt.
Hier finde ich das hielt wichtig: Um mehr Spaß zu machen, muss ein System oft gar nicht nach irgendwelchen objektiven Kriterien besser sein. Für Begeisterung, die den Spaß an Allem erhöht, reicht es völlig aus, dass man es subjektiv besser findet.

Das nur mal als Dämpfer für all die anderen unter uns, die wie ich an einem Regelsystem basteln :-)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Fnord am 30.06.2020 | 08:57
Sitzen die alle bei dir im (theoretisch unendlich großen ~;D) Wohnzimmer?
Da kann man sich doch mit Leichtigkeit entziehen.

FRÜHER hat Peter Lustig gesagt : ".. Abschalten!"

Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Edwin am 30.06.2020 | 09:52
Weil es hier öfters genannt wurde: irgendwie habe ich das gar nicht so erlebt, dass man "früher" (=Schulzeit) mehr spielen konnte.

Vielleicht eine Generationensache (bin Jahrgang 87), aber auch da war es oft schon schwierig, zwischen Musikschule und Fußballtraining und Familienfesten Termine zu finden.

Und dann waren wir alle Teenager, die ofte einfach verpeilt und launisch und allgemein ein bisschen scheiße sind - kann mich oft daran erinnern, dass Termine geplatzt sind.

Und das war in vor-Handy Zeiten, und selbst später war im Dorf oft kein Empfang: wenn X und Y also nicht auftauchten, ging das große Rätselraten los: wo ist er? hat er es vergessen? etc.
Titel: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Jiba am 30.06.2020 | 11:17
Weil es hier öfters genannt wurde: irgendwie habe ich das gar nicht so erlebt, dass man "früher" (=Schulzeit) mehr spielen konnte.

Vielleicht eine Generationensache (bin Jahrgang 87), aber auch da war es oft schon schwierig, zwischen Musikschule und Fußballtraining und Familienfesten Termine zu finden.

Und dann waren wir alle Teenager, die ofte einfach verpeilt und launisch und allgemein ein bisschen scheiße sind - kann mich oft daran erinnern, dass Termine geplatzt sind.

Und das war in vor-Handy Zeiten, und selbst später war im Dorf oft kein Empfang: wenn X und Y also nicht auftauchten, ging das große Rätselraten los: wo ist er? hat er es vergessen? etc.
Das deckt sich bei mir als 1985er null mit meinen Erfahrungen, interessanterweise. Handys waren bei uns in dörflicher Gemeinschaft seit ca 1998 fester Bestandteil der Kommunikation untereinander. Außerdem hatten nicht alle Fußballtraining oder Musikschule, ich würde sagen die Wenigsten waren derart eingespannt. Also es ist wohl sehr stark vom eigenen Umfeld abhängig gewesen.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Edwin am 30.06.2020 | 11:47
Zitat
Handys waren bei uns in dörflicher Gemeinschaft seit ca 1998 fester Bestandteil der Kommunikation untereinander.
Wenn ich heute meine Eltern besuche, habe ich immmer noch in einer ganzen Dorfhälfte keinen Empfang  :d
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Fnord am 30.06.2020 | 12:02
Weil es hier öfters genannt wurde: irgendwie habe ich das gar nicht so erlebt, dass man "früher" (=Schulzeit) mehr spielen konnte.

Vielleicht eine Generationensache (bin Jahrgang 87), aber auch da war es oft schon schwierig, zwischen Musikschule und Fußballtraining und Familienfesten Termine zu finden.

Und dann waren wir alle Teenager, die ofte einfach verpeilt und launisch und allgemein ein bisschen scheiße sind - kann mich oft daran erinnern, dass Termine geplatzt sind.

Und das war in vor-Handy Zeiten, und selbst später war im Dorf oft kein Empfang: wenn X und Y also nicht auftauchten, ging das große Rätselraten los: wo ist er? hat er es vergessen? etc.

Dann ist natürlich mein Früher viel früher, als euer Früher.

Allerdings stimmt es, dass wir als Jugendliche auch beim RSP in der Pubertät bzw. Nach- Pubertät waren und dass machte vieles nicht so schön.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: YY am 30.06.2020 | 14:17
Bei uns waren damals (auch) spontane Runden normal. Zwei sitzen zusammen, fallen bei einem dritten und ggf. einem vierten ein und los gehts...
Heute völlig undenkbar ;D
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Nodens Sohn am 30.06.2020 | 16:22
Es wurde ja schon vieles geschrieben, was früher schon alles besser war (Zeit, Freunde vor Ort, Unbeschwertheit, Sens of Wonder usw.)

Dem stimme ich vollkommen zu, doch hat dies nichts mit den Systemen zu tun. Für mich war früher besser, dass man von den ersten Regelbänd(chen) gut an die Hand genommen und in das System eingeführt wurde. Das fehlt ganz vielen neuen Systemen. - Sogar dem ersten.

Es werden zwar Einsteigersets nachgeschoben, aber man muss sich immer eine Box kaufen, damit man dann später in das „richtige“ Rollenspiel einsteigen kann. Würde ich jetzt mit diesen dicken Schwarten an Regelwerken ohne jegliche Hilfe anfangen müssen, würde ich glaube ich daran verzweifeln.

Was war noch früher besser? Eigentlich war früher vieles gleich. Nehmen wir mal die Mainstream-Rollenspiele. Es gibt fast überall gleiche oder ähnliche Attribute und man würfelt meist mit einem Würfel drüber oder drunter, oder muss einen Zielwert erreichen.  Da wurde in der Anfangszeit wohl einiges richtig gemacht, sonst wäre das heute wohl nicht mehr so.

Und egal wie dick die heutigen Regelwerke sind. Würde man versuchen den Regelkern, also die allerwichtigsten Regeln auf dem das jeweilige Regelwerk basiert auf ein DIN A4 Blatt schreiben müssen, würde man sehr viele Ähnlichkeiten  zwischen diesen erkennen.

Also: Es ist heute genau so gut wie früher, denn es hat sich, außer der eigenen Spielart, nicht wirklich viel geändert.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: KhornedBeef am 30.06.2020 | 19:19
Es wurde ja schon vieles geschrieben, was früher schon alles besser war (Zeit, Freunde vor Ort, Unbeschwertheit, Sens of Wonder usw.)

Dem stimme ich vollkommen zu, doch hat dies nichts mit den Systemen zu tun. Für mich war früher besser, dass man von den ersten Regelbänd(chen) gut an die Hand genommen und in das System eingeführt wurde. Das fehlt ganz vielen neuen Systemen. - Sogar dem ersten.

Es werden zwar Einsteigersets nachgeschoben, aber man muss sich immer eine Box kaufen, damit man dann später in das „richtige“ Rollenspiel einsteigen kann. Würde ich jetzt mit diesen dicken Schwarten an Regelwerken ohne jegliche Hilfe anfangen müssen, würde ich glaube ich daran verzweifeln.

Was war noch früher besser? Eigentlich war früher vieles gleich. Nehmen wir mal die Mainstream-Rollenspiele. Es gibt fast überall gleiche oder ähnliche Attribute und man würfelt meist mit einem Würfel drüber oder drunter, oder muss einen Zielwert erreichen.  Da wurde in der Anfangszeit wohl einiges richtig gemacht, sonst wäre das heute wohl nicht mehr so.

Und egal wie dick die heutigen Regelwerke sind. Würde man versuchen den Regelkern, also die allerwichtigsten Regeln auf dem das jeweilige Regelwerk basiert auf ein DIN A4 Blatt schreiben müssen, würde man sehr viele Ähnlichkeiten  zwischen diesen erkennen.

Also: Es ist heute genau so gut wie früher, denn es hat sich, außer der eigenen Spielart, nicht wirklich viel geändert.
wtf?
Wenn ich alleine die Regeln vergleiche, die ich kenne... Klar, das hat alles Gemeinsamkeiten. Aber es fiele mir schwer, etwas komplett außerhalb dieser Schnittmenge zu bauen, was man noch Rollenspiel nennen kann.

Zum Thema "wenn es noch da ist, muss es wohl gut gewesen sein" empfehle ich eine Doku über die Entwicklung und Verbreitung verschiedener Atomreaktortypen  ~;D
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: KhornedBeef am 30.06.2020 | 19:23
Es wurde ja schon vieles geschrieben, was früher schon alles besser war (Zeit, Freunde vor Ort, Unbeschwertheit, Sens of Wonder usw.)

Dem stimme ich vollkommen zu, doch hat dies nichts mit den Systemen zu tun. Für mich war früher besser, dass man von den ersten Regelbänd(chen) gut an die Hand genommen und in das System eingeführt wurde. Das fehlt ganz vielen neuen Systemen. - Sogar dem ersten.

Es werden zwar Einsteigersets nachgeschoben, aber man muss sich immer eine Box kaufen, damit man dann später in das „richtige“ Rollenspiel einsteigen kann. Würde ich jetzt mit diesen dicken Schwarten an Regelwerken ohne jegliche Hilfe anfangen müssen, würde ich glaube ich daran verzweifeln.

Was war noch früher besser? Eigentlich war früher vieles gleich. Nehmen wir mal die Mainstream-Rollenspiele. Es gibt fast überall gleiche oder ähnliche Attribute und man würfelt meist mit einem Würfel drüber oder drunter, oder muss einen Zielwert erreichen.  Da wurde in der Anfangszeit wohl einiges richtig gemacht, sonst wäre das heute wohl nicht mehr so.

Und egal wie dick die heutigen Regelwerke sind. Würde man versuchen den Regelkern, also die allerwichtigsten Regeln auf dem das jeweilige Regelwerk basiert auf ein DIN A4 Blatt schreiben müssen, würde man sehr viele Ähnlichkeiten  zwischen diesen erkennen.

Also: Es ist heute genau so gut wie früher, denn es hat sich, außer der eigenen Spielart, nicht wirklich viel geändert.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Nodens Sohn am 1.07.2020 | 07:56
wtf?
Wenn ich alleine die Regeln vergleiche, die ich kenne... Klar, das hat alles Gemeinsamkeiten. Aber es fiele mir schwer, etwas komplett außerhalb dieser Schnittmenge zu bauen, was man noch Rollenspiel nennen kann.

Zum Thema "wenn es noch da ist, muss es wohl gut gewesen sein" empfehle ich eine Doku über die Entwicklung und Verbreitung verschiedener Atomreaktortypen  ~;D

Eben! Um diesen Kern geht es mir. Dieser wird sich mit wenigen Varianten auch nicht ändern (jedenfalls wenn es um den Mainstream geht). Natürlich gibt es sehr viele, sich unterschiedlich anfühlende Regelsysteme, doch sind es doch stets nur Ausprägungen um ein bestimmtes Genre, oder einen bestimmten Spielstil zu unterstützen. Und zu den Reaktoren - Ich hoffe, dass wir wenigstens in Deutschland hierbei auf einem guten Weg sind.

Aber selbst wenn wir bei Atomreaktoren bleiben. Die Produktion von Strom ist seit der Erfindung der Dampfmaschinen gleich geblieben. Lediglich der Brennstoff hat sich geändert. Also auch hier im "Kern" alles gleich!
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Grubentroll am 1.07.2020 | 08:47
Man war halt en kleiner Bub, kannte vorher Masters of the Universe und Robin Hood (die BBC Serie), und hat sich jede Woche das neue Yps gekauft.

Das alles konnte man dann irgendwie auf einmal rauslassen auf durch Regeln gesteuerte Art und Weise mit den besten Kumpels.

War schon magisch irgendwie.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: KhornedBeef am 1.07.2020 | 13:43
Eben! Um diesen Kern geht es mir. Dieser wird sich mit wenigen Varianten auch nicht ändern (jedenfalls wenn es um den Mainstream geht). Natürlich gibt es sehr viele, sich unterschiedlich anfühlende Regelsysteme, doch sind es doch stets nur Ausprägungen um ein bestimmtes Genre, oder einen bestimmten Spielstil zu unterstützen. Und zu den Reaktoren - Ich hoffe, dass wir wenigstens in Deutschland hierbei auf einem guten Weg sind.

Aber selbst wenn wir bei Atomreaktoren bleiben. Die Produktion von Strom ist seit der Erfindung der Dampfmaschinen gleich geblieben. Lediglich der Brennstoff hat sich geändert. Also auch hier im "Kern" alles gleich!
Ich hatte deine Aussage oben etwas präziser augefasst. "Ich habe mir viele Rollenspiele angesehen und die erfüllten alle die Definition von Rollenspiel" ist, äh, ein logisch notweniges Ergebnis. Von wenigen Varianten würde ich auch nicht sprechen, das war ja eher deine These, die ich nicht teile.
Das hier meinte ich:
Zitat
Es gibt fast überall gleiche oder ähnliche Attribute und man würfelt meist mit einem Würfel drüber oder drunter, oder muss einen Zielwert erreichen.
Das ist meiner Erfahrung nach nicht so, und die Definition von Rollenspiel ist ja auch deutlich weiter gefasst.

tl,dr zu den Reaktoren
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 1.07.2020 | 14:55
Von wenigen Varianten würde ich auch nicht sprechen, das war ja eher deine These, die ich nicht teile.
Um mal auf Systeme einzugehen: Ich habe den Eindruch, dass früher mehr Rollenspiele Kampagnentauglich und auch auf Kampagnen ausgelegt waren, und es weniger Metaregeln gab (Hand of God in SR war da schon das Maximum). Das fand ich besser — Chips/Fate-Punkte/Bennies/Fanmail/… stören für mich das Spiel (auch wenn sie die schlimmsten Balancingprobleme umgehen).

Andererseits sind One-Shots für meine aktuelle Situation eigentlich besser geeignet. Mein Herz ruft aber nach lange gespielten Chars, die sich auch in Fähigkeiten entwickeln.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Nodens Sohn am 2.07.2020 | 08:21
Das ist meiner Erfahrung nach nicht so, und die Definition von Rollenspiel ist ja auch deutlich weiter gefasst.

Welche Rollenspielsysteme meinst du denn hier genau? Nur damit wir sehen, was du als anders erfahren hast und wir genauer diskutieren können.

tl,dr zu den Reaktoren
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Crimson King am 2.07.2020 | 08:49
Welche Rollenspielsysteme meinst du denn hier genau? Nur damit wir sehen, was du als anders erfahren hast und wir genauer diskutieren können.

Die Indie-Welt ist voll von Spielen ohne Würfel, Zielwerte, Attribute oder Fertigkeiten. Engel, PTA, Polaris, Fiasco, Itras by, Montségur 1244 etc.


Davon abgesehen gibt es "die" Definition von Rollenspielen nicht. Es werden sich genügend Leute finden, die mindestens einige der von mir genannten Spiele nicht als Rollenspiele bezeichnen würden.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: Nodens Sohn am 2.07.2020 | 09:40
Mit der Indie-Welt kann ich immer alles "belegen". Das war früher aber auch schon so. Es gab auch zur Frühzeit der Rollenspielsysteme andere Wege zur Ermittlung von Ergebnissen. Aus diesem Grund beschränkte ich mich in meiner Aussage ausdrücklich auch auf den Mainstream.

Und ich weiß auch nicht ob das im Sinne des ersten Posters ist, wenn wir jetzt darüber sprechen, dass es gar nicht "die" Definition von Rollenspielen gibt. Ich dachte es geht hier um unser Hobby und nicht um seltsame Dinge die plötzlich, wenn man genau darüber sprechen möchte nicht mehr definiert sind. Wir haben doch alle ein genaues Bild von unserem Hobby - oder nicht? Muss man denn an den Rändern kratzen, nur dass man "belegen" kann, dass die obige Aussage nicht zutreffend ist?

Und das soll auch nicht beleidigend sein, aber man kann doch selbst einschätzen, ob das heißgeliebte Rollenspiel eher eine Randerscheinung ist. Ich liebe Indie-Rollenspiele, doch würde ich diese nie bei dieser Ausgangsfrage als Beleg heranziehen, was sich heute alles gegenüber den Anfangszeiten des Rollenspiels geändert hat. Das ist aber - wie immer - nur mein Standpunkt.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2020 | 23:58
FATE ist inzwischen nicht mehr Indie — damit ist viel Ungewöhnliches normal geworden.
Titel: Re: Was war früher wirklich besser?
Beitrag von: KhornedBeef am 4.07.2020 | 01:28
Ich glaube, ich weiß jetzt, was du meinst. Habe deinen Post nochmal anders gelesen. Erkläre mir die Konsistenz der uralten Systeme aber eher anders. Am Ende würden wir uns jetzt über "Mainstream" als Begriff streiten und das ist selten sinnvoll. Letztlich gibt es  global nur ein Mainstreamsystem im engeren Sinne (also im Sinne, dass es außerhalb unseres Hobbyistenkreises eine Rolle spielt) und auf das trifft die Beschreibung des Würfelsystems zu. Eine Gemeinsamkeit des Systems mit sich selbst zu formulieren bringt allerdings auch keinen Erkenntnisgewinn.