Tanelorn.net

Einsteiger => Einsteiger => Thema gestartet von: SorceressTiravakri am 4.05.2020 | 14:26

Titel: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: SorceressTiravakri am 4.05.2020 | 14:26
Ich bin in einer Autismustherapiegruppe mit einem anderen Autisten und der Therapeutin. Ich hatte zu Ostern das DnD Einsteigerset bekommen und in der letzten Therapie stunde vorgeschlagen. Ist die Kampagne "Die verlorene Mine von Phandelver" für eine so an die 50 jährige Therapeutin als dungeon master geeignet? Um meinen Therapie partner mache ich mir keine sorgen, er kann zur not seinen vater fragen, aber glaubt ihr, meine therapeutin wäre überfordert? Was könnte leichter verständlich gemacht werden? Ich hoffe auf schnelle antworten, da ich morgen wieder Therapie habe
Danke <3
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: General Kong am 4.05.2020 | 14:38
Ich würde sagen: Ja, warum auch nicht? Überfordert? Die hat doch studiert und kennt Rollenspiele doch aus anderen Zusammenhängen! Das ist für Alter 10+!

Sehe da keine unüberwindlichen Hindernisse, solange ihr genug Würfel habt ... ;)

Einziges Problem: Nur zwei Spieler. Das kann natürlich so gesehen ins Auge gehen. ABer wenn ihr zu den Würfeln auch noch genug Charkterbögen habt ...  ~;D

Ich würde sagen: "Die Mine ist meine! Therapeutin, lass knacken. Wir greifen an!"
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Weltengeist am 4.05.2020 | 14:40
Naja, die entscheidende Frage ist ja, ob die Therapeutin Lust dazu hat, die Zeit und Energie zu investieren, die man als Spielleiter nun mal investieren muss (zumal am Anfang). Das kann sie eigentlich nur selbst beantworten.

Mit dem Alter hat es jedenfalls nichts zu tun - wie bei allem anderen gibt es solche und solche 50-Jährige ;).
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: SorceressTiravakri am 4.05.2020 | 14:45
Danke für die antwort
Da sind ja vorgefertigte charakterbögen drin und ich hatte mir noch nen eigenen gemacht, also denke ich, dass das kein problem sein wird. Danke nochmal  ;D
Naja, die entscheidende Frage ist ja, ob die Therapeutin Lust dazu hat, die Zeit und Energie zu investieren, die man als Spielleiter nun mal investieren muss (zumal am Anfang). Das kann sie eigentlich nur selbst beantworten.

Mit dem Alter hat es jedenfalls nichts zu tun - wie bei allem anderen gibt es solche und solche 50-Jährige ;).
Also sie fand die idee jedenfalls gut. Muss ich morgen wohl sehen, wie es abläuft
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Coltrane am 4.05.2020 | 14:47
Den Teil mit der 50 jährigen kann ich empirisch beantworten: 50+ ist kein Problem, weder als Spielerin noch als Spielleiterin. Man muss einfach Lust drauf haben. Das gilt aber eben grundsätzlich, wenn man keinen Spaß dran hat, sollte man es sein lassen. Aber um das rauszufinden, sollte man es mal testen. Wenn die Therapeutin also gewillt ist das zu tun: viel Spaß.
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Zed am 4.05.2020 | 14:48
Hallo SorceressTiravakri!

Wenn Deine Therapeutin Erfahrung und Spaß an der Spielleitung hat, dann ist sie natürlich geeignet. Sollte sie keine Erfahrung, aber Interesse haben, dann ist Rollenspiel zu speziell, dass sie sich da schnell gut genug einarbeiten kann. Sollte sie keinen Spaß daran haben, dann wäre die nötige, umfangreiche Einarbeitung auch zwecklos.

Welche Chancen siehst Du in einer D&D-Runde in der Therapiezeit?
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: SorceressTiravakri am 4.05.2020 | 14:54
Meine therapeutin hat leider keinerlei erfahrung mit dnd und ich denke, dass wir nicht sehr weit kommen, vorallem da wir nur ne dreiviertel Stunde zeit haben, aber ich hoffe, dass wir spaß haben werden
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: ErikErikson am 4.05.2020 | 14:58
An und für sich ist der ritualhafte Charakter von Rollenspiel für Autisten angenehm. Allerdings muss man auch sagen, wirklich viel lernen über Nicht-Autisten tut man beim Rollenspielen nicht. Insofern würde ich mir überlegen, was eigentlich das Ziel der Therapie sein soll. Wenn das Ziel ist: Spaß haben, dann nur zu. Wenn das Ziel ist, zu lernen, wie man mit Nicht-Autisten umgeht, besser was anderes machen. Btw. bin ich psychologe und auf Autismus spezialisiert, also wenn du andere Fragen hast, kannst du mir auch ne PM schreiben.

Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: SorceressTiravakri am 4.05.2020 | 15:03
Ich hatte bis jetzt nicht das Gefühl, dass in erster Hinsicht vorgesehen war dass wir was darüber lernen, mit nichtautisten umzugehen, sondern eher unsere gedanken loszuwerden und halt spaß zu haben. Das scheint wohl auch zu helfen, denn mir wurde nachgesagt, dass sich mein sozialverhalten verbessert hat
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Blechpirat am 4.05.2020 | 15:19
Auf jeden Fall: Willkommen im Tanelorn, SorceressTiravakri!
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: JS am 4.05.2020 | 15:20
Ich hatte bis jetzt nicht das Gefühl, dass in erster Hinsicht vorgesehen war dass wir was darüber lernen, mit nichtautisten umzugehen, sondern eher unsere gedanken loszuwerden und halt spaß zu haben. Das scheint wohl auch zu helfen, denn mir wurde nachgesagt, dass sich mein sozialverhalten verbessert hat

Eben.

Ich sehe Probleme eher in den 45 Minuten mit einer Therapeutin, die evtl. einen guten Willen, aber nicht die Zeit und Muße oder die Fähigkeit für die Vorbereitung und Leitung eines solchen Unterfangens hat. Es stellt sich ja auch die Frage, ob eine solche Aktivität in ihr Therapiekonzept paßt. (Mein Neffe ist selbst Autist in Therapie, daher ist mir das nicht ganz so fremd.)

Aktuell boomen allerdings überall die Onlinerunden, in denen man in eurer Situation evtl. schneller und langfristiger Einblicke, Gleichgesinnte und Anschluß finden könnte.
:)
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: ErikErikson am 4.05.2020 | 15:23
Ich hatte bis jetzt nicht das Gefühl, dass in erster Hinsicht vorgesehen war dass wir was darüber lernen, mit nichtautisten umzugehen, sondern eher unsere gedanken loszuwerden und halt spaß zu haben. Das scheint wohl auch zu helfen, denn mir wurde nachgesagt, dass sich mein sozialverhalten verbessert hat

Dann versuch es. Es kann natürlich sein, das die Therapeutin überfordert ist, auch grade wegen der kurzen Zeit, aber vielleicht auch nicht, und dann ist es ne gute Sache.
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: General Kong am 4.05.2020 | 15:31
Ach nun! Anfangen, rein finden, Spaß haben. Muss ja nicht gleich der Preis für tollste Runde wo gibt sein. Hauptsache man macht etwas, was Spaß macht, mit Leuten, mit denen man sich versteht/ die man gut leiden kann.

Alles andere kommt dann schon. Find eich im übrigen auch besser, als alles zu einem "Heilungsprozess" hochzujazzen.

Spaß und Freude ist für Menschen ein Wert an sich - gut, wenn man das durch Rollenspiel erreichen kann!  :d

P.S.: Hatte gar nicht gesehen, dass du hier neu bis'. Na denn, Zauberella: Glückauf! Und viel Spaß inne Grube!
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: WulfBorzagh am 4.05.2020 | 15:44
Ne Dreiviertelstunde ist zwar nicht viel, aber mit Disziplin und guter Gesprächsleitung kommt man auch damit zurecht (Beides würde ich der Therapeutin unterstellen, ist glaube ich eine Klassenfertigkeit ;-) ). Es gibt genug Rollenspiel AGs wovon mit Sicherheit einige auch nur manchmal mit nur einer Schulstunde auskommen müssen.
Also Würfel los und auf in die Mine.


Wulfi, wie der General auch Glück Auf wünschend und hau nen paar Monster für uns mit



Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Sphinx am 4.05.2020 | 16:33
Es gibt einige Therapeuten die DnD wohl recht erfolgreich zu Therapiezwecken einsetzten. (GMTips auf Youtube hat ein paar die davon Bereichtet haben)
Teilweise mit vereinfachten Regeln oder Kindgerechter gestaltet, aber zumindest die dort Vertretenen waren von der positiven Wirkung überzeugt.
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Lichtbringer am 4.05.2020 | 23:10
Willkommen im Forum.

Ich bin tatsächlich Asperger-Autist, aber so gut therapiert, dass selbst professionelle Psychologen es für gewöhlich nicht bemerken, wenn sie mich treffen.
Insofern destilliere ich hier mal Daten aus dem Singular von Anekdote. (Will heißen: Wenn ErikErikson mir widerspricht, solltest du auf ihn hören.)

Ich führe mein erfolgreiches Erlernen von typischem Sozialverhalten mit auf das Rollenspiel zurück. Insofern kann ich dir Rollenspiel nur empfehlen.
Ob es in der Therapiestunde funktionieren wird, ist eine andere Frage. Zur Unterhaltung bestimmt. Wenn du Interesse an Selbstverbesserung hast, dann musst du sehr viel langfristiger denken. Das dauert Monate bis Jahre (wobei die ersten Effekte schon innerhalb von Monaten bemerkbar sein sollten - abnehmende Gewinne usw.). Wenn du magst, kann ich dir gerne einen Langzeitplan vorschlagen.

Wie dem auch sei, für dieses Mal wünsche ich dir einfach viel Freude.
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: ErikErikson am 5.05.2020 | 00:33
Es kommt auf das Niveau an, wo man ist. Eine Rollenspielrunde ist relativ formalisiert, und eine recht spezielle Freizeit-Situation, daher lernt ein Autist dort meist kein passendes verhalten für die üblichen kritischen Interaktionen (Beziehung, Schule und Job). Aber natürlich interagiert man überhaupt mit Allisten, und es ist eine komplexe soziale Situation, die durch konkrete regeln durchschaubarer wird. ich wäre auch vorsichtig mit dem Wort "Selbstverbesserung" in Hinblick auf die verwendung non-autistischer interaktionsmuster. Es ist ja eigentlich keine Verbesserung, sondern eine Anpassung, die üblicherweise negative konsequenzen hat, wenn sie zu weit geht. Wie auch immer, ich denke es ist in diesem Fall ne gute Idee, wenns organisatorisch möglich ist.
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Weltengeist am 5.05.2020 | 07:32
Also sie fand die idee jedenfalls gut. Muss ich morgen wohl sehen, wie es abläuft

Ich bin mal auf deinen Erfahrungsbericht gespannt. Die Dreiviertelstunde könnte allerdings ein Problem werden, weil man da u.U. (z.B. mitten in einer taktischen Sequenz) an den unmöglichsten Stellen unterbrechen muss.

Du wirst übrigens feststellen, dass hier im Forum eine ganze Reihe (Asperger-)Autisten unterwegs sind; vielleicht hat sich ja auch schon der/die eine oder andere per PM bei dir gemeldet. Und manche davon sind sogar selbst Spielleiter. Von daher: Wenn du den Eindruck hast, dass dir das Hobby Spaß machen könnte, musst du dich ja nicht auf Therapiesitzungen beschränken. Ein guter Startpunkt sind meiner Meinung nach Online-Runden, wie du sie beispielsweise auf der Drachenzwinge (http://www.drachenzwinge.de) findest, da kannst du leicht Erfahrung mit verschiedenen Spielen, Spielstilen und Spielleitern sammeln.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß!
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: SorceressTiravakri am 5.05.2020 | 17:26
Kleines Update: Der Start war etwas holprig und da die mutter von meinem Therapiepartner wissen wollte, ob die schlechte Englisch aufgabe ein autistisches problem war, mussten wir später anfangen
Kurz gesagt: ich bin jetzt der dm und wir sind nicht weiter als bis zum Charakter vorstellen gekommen
Ich lese jetzt die Kampagne ein bisschen, damits beim nächsten mal glatter läuft
Titel: Re: DnD in der Therapie eine gute Idee?
Beitrag von: Erbschwein am 5.05.2020 | 18:04
..., dass sich mein sozialverhalten verbessert hat

Den DM zu Spielen ist wirklich Gut. Die NPC zu Verstehen, hinein zu Versetzen und ihre Interessen Umzusetzen.
Dann kann man Verstehen warum die NPC(Person) sich so Verhalten tut, eventuell Fühlen wie der NPC(Person) und warum der NPC(Person) in der Situation sich verhalten tut.