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Pen & Paper - Spielsysteme => Cthulhu RPGs => Thema gestartet von: Der Läuterer am 1.10.2020 | 21:52

Titel: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 1.10.2020 | 21:52
Der Mythos und die Öffentlichkeit...
Das ist etwas, das mich schon lange beschäftigt.
Weshalb ist der Mythos um die GOOs den Menschen so gänzlich unbekannt?

Wir sind so in etwa in den 1920ern.
Die Welt ist noch nicht so sehr technisiert wie heute, aber es gibt Telefon und Telegraphen, die Fotografie und den Film - Tonaufnahmen sind auch bereits möglich.

Angenommen den selben Leuten passiert nicht als einzigen immer wieder der gleiche Scheiss, dann sollte es doch Beweise für die Existenz des Mythos jenseits von verstaubten und vergessenen Schinken in verbotenen Bibliotheken geben. Oder nicht?

Wenn man den ganzen Mythos Zoo nimmt, dann gibt es dennoch nicht einen aktuelleren Bericht über unnatürliche bzw. seltsame Vorfälle, die die Nachbarschaft oder die Presse auf den Plan rufen? Von polizeilichen Ermittlungen mal ganz zu schweigen.
Wie kann das sein?

Vorausgesetzt die Chars haben von Szenario zu Szenario immer eine neue Vita, dann müsste es schon sehr viele Menschen geben, die mit dem Mythos in Kontakt kamen. Wenn von 10 Chars nur einer überlebt, der von seinen Erfahrungen berichtet, dann sollten sich diese verbreiten.
Egal, ob die restliche Bevölkerung den Worten nun Glauben schenkt oder nicht, Geschichten über den Mythos sollten allgemein im Umlauf sein; in etwa so wie Lovecrafts Geschichten heutzutage. Vielleicht droht die Mutter ihrem Kind nicht mit dem Schwarzen Mann sondern mit Cthulhu.

Weshalb sollte in einer Welt, die Massenmedien hat, so etwas wie der Mythos unbekannt oder geheim sein?

Und selbst wenn man die Namen der GOOs nur hinter vorgehaltener Hand zu flüstern wagen würde, das Wissen darüber, dass es sie gibt, würde sich verbreiten.

Was meint Ihr?
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Tod am 1.10.2020 | 21:57
Bei mir hat jede Spielgruppe daher quasi ihre eigene "Instanz" der Welt, d.h. sie sind immer weitgehend die ersten und einzigen, die das mitmachen (die typischen unglücklichen NSC mal abgesehen). Sobald die Story abgeschlossen ist, wird sie auch als eine getrennte Geschichte abgelegt. Wirkliche Crossover zwischen den Runden kommen höchstens als Cameo vor, nicht aber als MMORPG-living-world, um mal beim Video-Spiel-Jargon zu bleiben. ;)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: fivebucks am 1.10.2020 | 21:59
Also Verschwörungstheorien für die man verlacht wird gibt es auch in unserer Welt. Etwa  Däniken.

Ansonsten könnte ich noch auf die Abschlusszenaruen in Alleiin gegen den Wendigo verweisen.

Es wird halt nur schwer geglaubt.

 :)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 1.10.2020 | 22:06
Ich halte es da mit den Dresden-Files: Die Menschen haben davon ggf. gehört, erklären sich das aber völlig anders.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 1.10.2020 | 22:09
Genau das ist doch was ich meine.
Erich von Däniken wird von vielen verlacht, aber man kennt ihn.
Über dem Mythos weiss aber niemand irgendetwas zu erzählen?
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 1.10.2020 | 22:10
Über dem Mythos weiss aber niemand irgendetwas zu erzählen?

Doch, aber nur unter vorgehaltener Hand.

Viele der Mythos-Werke stehen halt in (verbotenen) Bibliotheken, so dass da sicher schon mal der ein oder andere reingeguckt hat.
Nur glauben tut das halt keiner, weil er keine persönlichen entsprechenden Erlebnisse hatte.
Und wenn er die hatte schweigt er sie tot oder ist in der Psychiatrie (oder wenn er Glück hatte tot).
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Rhylthar am 1.10.2020 | 22:14
Doch, aber nur unter vorgehaltener Hand.

Viele der Mythos-Werke stehen halt in (verbotenen) Bibliotheken, so dass da sicher schon mal der ein oder andere reingeguckt hat.
Nur glauben tut das halt keiner, weil er keine persönlichen entsprechenden Erlebnisse hatte.
Und wenn er die hatte schweigt er sie tot oder ist in der Psychiatrie (oder wenn er Glück hatte tot).
Ja, irgendwie so. Habe vor nicht allzulanger Zeit "Sherlock Holmes (The Cthulhu Casebooks)" gelesen. Dort wurde es iirc so beschrieben, dass man quasi erst einmal "hinter den Schleier" schauen musste, um dann auch zu merken, da gibt es noch mehr Menschen, die davon wissen. Aber die ihr Wissen auch, zum Schutz, für sich behalten...
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Pyromancer am 1.10.2020 | 22:17
Und selbst wenn man die Namen der GOOs nur hinter vorgehaltener Hand zu flüstern wagen würde, das Wissen darüber, dass es sie gibt, würde sich verbreiten.

Was meint Ihr?

Es ist doch Kanon, dass genug Menschen Bescheid wissen. Der Mythos ist nicht geheim, er ist obskur. Details über die polynesische Götterwelt oder komische Riten der Inuit oder Nessi gehen halt der gemeinen Landbevölkerung am Arsch vorbei.  Das ist kein Wissen, dass sich von alleine verbreitet. Das muss man sich erarbeiten, aber mit ein wenig Suchen findet man schon jemanden, der sich damit auskennt.

Wenn man den ganzen Mythos Zoo nimmt, dann gibt es dennoch nicht einen aktuelleren Bericht über unnatürliche bzw. seltsame Vorfälle, die die Nachbarschaft oder die Presse auf den Plan rufen? Von polizeilichen Ermittlungen mal ganz zu schweigen.
Wie kann das sein?
Gar nicht, und ist auch nicht so. Lovecrafts Geschichten und offizielle Abenteuer sind VOLL von dem Zeug.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2020 | 22:20
Da gibt's, denke ich, verschiedene Ansätze. Ein paar Möglichkeiten:

-- Es gibt schlicht keinen monolithischen "Mythos", der in seiner kompletten Gesamtheit auf Erden herumspukt. Viele von Lovecrafts Geschichten stehen auch recht gut für sich allein, es ist also überhaupt nicht gesagt, daß die unbedingt alle in ein und demselben fiktiven Universum angesiedelt sein müssen.

-- Diverse Kulte haben aus naheliegenden Gründen kein besonderes Interesse daran, ihr Geheimwissen mit naseweisen Außenseitern zu teilen -- und da ihre Anhänger in der Regel auch nur einfach Menschen sind und daher in der Masse nicht besonders auffallen, stehen ihnen prinzipiell alle auch anderen Leuten zugänglichen Möglichkeiten vom Unterdrücken unwillkommener Warnungen bis hin zum mehr oder weniger unauffälligen Beseitigen von Zeugen offen. Man darf auch nicht vergessen, daß Technik und Medien ein zweischneidiges Schwert sind: dieselben Mittel, über die Mythosermittler theoretisch versuchen könnten, ihre Erkenntnisse an die Öffentlichkeit zu bringen, können genausogut von anderen Parteien genutzt werden, um diese gründlich zu belügen (gerade in den 1920ern liegen beispielsweise die Propagandakampagnen des Großen Kriegs erst ein paar wenige Jahre zurück...).

-- Es gibt durchaus Allgemeinwissen über den Mythos, aber die 1920er sind noch eine Zeit, in der der stereotypische fortschrittsgläubige und auf andere Kulturen meist hochnäsig herabschauende weiße Europäer oder Amerikaner sich für furchtbar aufgeklärt hält. Entsprechend hält er solche Schauergeschichten denn auch schlicht für Ammenmärchen oder den Aberglauben irgendwelcher Hinterwäldler oder Primitivlinge, solange ihn nicht die ganz persönliche Erfahrung eines Besseren belehrt -- und entsprechend überzeugungsresistent verhalten sich dann auch seine Zeitgenossen, sobald er so eine Erfahrung erst einmal tatsächlich gemacht hat und sie weitergeben will.

Alles mit den klassischen Mythos-Erzählungen leicht verträglich.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 1.10.2020 | 22:32
-- Es gibt schlicht keinen monolithischen "Mythos", der in seiner kompletten Gesamtheit auf Erden herumspukt. Viele von Lovecrafts Geschichten stehen auch recht gut für sich allein, es ist also überhaupt nicht gesagt, daß die unbedingt alle in ein und demselben fiktiven Universum angesiedelt sein müssen.
Die Erklärung mit dem Alleinstellungsmerkmal ohne Zusammenhänge wäre logisch und würde von mir gekauft werden, wenn es sich dabei nicht um den komplexen Mythos handeln würde.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 1.10.2020 | 22:41
Es ist doch Kanon, dass genug Menschen Bescheid wissen. Der Mythos ist nicht geheim, er ist obskur. Details über die polynesische Götterwelt oder komische Riten der Inuit oder Nessi gehen halt der gemeinen Landbevölkerung am Arsch vorbei.  Das ist kein Wissen, dass sich von alleine verbreitet. Das muss man sich erarbeiten, aber mit ein wenig Suchen findet man schon jemanden, der sich damit auskennt.
Absolut.
Es geht mir aber nicht um obskures Wissen von exotischen Orten.

Es geht auch um Lieschen Müller, als das Grab ihres Mannes einstürzte.
Der Tunnel Komplex unter dem Friedhof?
Fällt so etwas nicht einmal dem Totengräber auf?
Und wenn doch. Ist es nicht seltsam, dass bereits der zweite Totengräber in diesem Jahr spurlos verschwand?
Die Erdfälle auf den Friedhöfen häufen sich.

Und dennoch weiss niemand über Ghoule Bescheid.
Wie viele Szenarien gibt es wohl mit Ghoulen?
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: KhornedBeef am 1.10.2020 | 22:47
Ich glaube auch, das geht einfach unter. Welche Hinweise haben wir denn, dass im lovecraftschen Universum keiner irgendetwas gehört hat? Hat jemand unter 2000 namenlosen NPCs einen Umfragebogen verteilt? Weil, andernfalls kann man tatsächlich davon ausgehen dass das unter all dem Mumpitz untergeht, den die Menschen schon glauben. Bigfoot, Hohlerde, und tausend Urban Legends
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2020 | 22:52
Die Erklärung mit dem Alleinstellungsmerkmal ohne Zusammenhänge wäre logisch und würde von mir gekauft werden, wenn es sich dabei nicht um den komplexen Mythos handeln würde.

"Der Mythos" ist halt selbst erst mal ein Konstrukt der Lovecraft-Fangemeinde und -Nachahmer. Es gibt ein paar Namen und Begriffe, die in seinen Geschichten wiederholt auftauchen (darunter auch das Necronomicon, das gegenüber dem Seltenheitswert, den Call of Cthulhu den noch existierenden Exemplaren zuschreibt, bei HPL schon fast zur okkulten Standardliteratur für Eingeweihte zu gehören scheint), aber inwieweit er selbst je die Absicht hatte, auf diese Weise ein zusammenhängendes Gesamtwerk zu erschaffen, ist meines Wissens mindestens unsicher.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Pyromancer am 1.10.2020 | 22:57
Absolut.
Es geht mir aber nicht um obskures Wissen von exotischen Orten.

Es geht auch um Lieschen Müller, als das Grab ihres Mannes einstürzte.
Der Tunnel Komplex unter dem Friedhof?
Fällt so etwas nicht einmal dem Totengräber auf?
Und wenn doch. Ist es nicht seltsam, dass bereits der zweite Totengräber in diesem Jahr spurlos verschwand?
Die Erdfälle auf den Friedhöfen häufen sich.

Und dennoch weiss niemand über Ghoule Bescheid.
Ich zweifle deine Prämisse an. Natürlich fällt das auf, und wenn's zu krass wird, dann kommt der Dorfmob mit Fackeln und Mistgabeln und macht dem Spuk ein Ende. Und dann gibt's in der nächstgrößeren Stadt einen Bericht in der Zeitung darüber.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 2.10.2020 | 08:37
Da kommen dann entsprechende Zeitungsartikel ohne übernatürliches raus.

Hier mal ein Beispiel für eine Zeitung aus der Zeit (http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/index.php?id=55&set%5Bimage%5D=2&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27450028-19250212-0-0-0-0.xml&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdouble%5D=0).

Da ist ein schöner Artikel in der rechten Spalte, dritte Absatz von unten im Bereich aus der Heimat:
"Ein kräftiges Gewitter zog in der Nacht zum Dienstag gegen 3 Uhr von Südwesten her über den benachbarten Teltower Kreis und mischte sich in das Tobe des Westorkans der verschiedene Regenschauer mit sich führte. Ein Gewitter zu dieser Jahreszeit ist immerhin eine Seltenheit"

Wer sagt denn nicht, dass das ein Mythos-Wesen war, dass da Nachts hergezogen ist.
Und die paar Augenzeugen, die es gesehen haben wollen entweder nicht davon Berichten (z.B. SCs), können nicht davon Berichten (tot, wahnsinnig) oder wenn Sie es tun, glaubt man Ihnen nicht.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Nodens Sohn am 2.10.2020 | 09:02
In Berge des Wahnsinns zum Beispiel, wird vom Protagonisten beschrieben, dass er schon die alten Geschichten in einem alten buch des Arabers gelesen hat, aber bisher als Mumpitz abgetan hatte.
Ich denke, dass einige Gelehrte schon über "den" Mythos gelesen haben, dies jedoch als obskure Legenden abtun.
Und zu Lieschen Müller: Wenn der Geist eine Möglichkeit findet etwas logisch und natürlich zu erklären, dann tut er das. Nur die zwei, die ganz vorne, in erster Reihe auf den Ghul mit ihren Mistgabeln eingestochen haben, die werden sich ab sofort schweigend und zitternd wöchentlich beim nächsten Kneipenwirt einfinden und "vergessen" wollen.

Und die, die es nicht vergessen wollen - werden SCs und gehen ab sofort auf die Jagd nach dem Mythos!

Und sonst? Das Internet ist bestimmt heutzutage voll von unzusammenhängenden Fetzen des Mythos. Dies wird jedoch im Rauschen aller anderen seltsamen Geschichten unbemerkt bleiben.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Maarzan am 2.10.2020 | 09:21
Ich hatte da spontan die Überschrift vor Augen: "BILD sprach zuerst mit Cthulu - ist ein großer Alter die letzte Chance für Schalkes Klassenerhalt? "  ~;D
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 2.10.2020 | 09:29
Ja, an sowas dachte ich auch.  ;D

Wie ich schon oben sagte: Im Dresden Files Universum ist das gut gelöst. Da Berichten nur "Schmonzetten" über solche Ereignisse. Denen glaubt natürlich keiner.
Bei "Men in Black" war das doch auch so - K holt die passenden Zeitungen, um über die Aliens aktuell gehalten zu werden, während die normalen Zeitungen über sowas nicht berichten oder es halt anders erklären.
Ich würde das beim Mythos ähnlich handhaben.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 2.10.2020 | 11:07
Eure Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Zugegeben.

Der Hinweis auf MiB mit den Klatschnachrichten in den Boulevard Blättern ist auch passend.

Vieles wird sicherlich nicht geglaubt und bestimmt auch verschleiert.
Ich muss vielleicht meinen Blick auf das Ganze etwas revidieren.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: CiNeMaNcEr am 4.10.2020 | 10:49
Das grundsätzliche Problem der Thematik ist, denke ich einer der Hauptgründe warum Oneshots bei Chtulhu gut/besser funktionieren (neben der Downspiral des Madness Meter).

Oneshots stehen für sich und haben kein Problem mit den Auswirkungen, Nachwirkungen, der Kausalität, der ganzen Gedankenspirale die Szenarien eigentlich in Kraftsetzen, man fokussiert sich auf das eine Szenarien/die Situation und schließt damit gleichzeitig ab, der nächste Oneshot ist in einem "anderen Universum".

Ansonsten wären Erklärungen eben die Zeit, die reine Fiktion, das übernatürlich was nicht verstanden werden kann und will, die Schutzmechanik des Geistes, Sozialausgrenzung, der psychisch krank Stempel, die Unglaubwürdigkeit als auch die unvorstellbare Dimension des kosmischen Grauen für den menschlichen Verstand (welches ja auch oft physikalischen Grenzen trotzt).

In diversen (mehrteiligen) Szenarien haben wir es so gespielt das Kamera, Foto, Bild, Video ect. Mythos Wesen gar nicht erst aufzeichnen/festhalten können (und oder es von anderen als billiger Fake wahrgenommen wird, wie z.B Bigfoot Bilder).
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: General Kong am 4.10.2020 | 12:07
Man sollte sich bei Cthulhu - ebenso wie bei anderen Settings und Genres - von ener absoluten Plausabilität verabschieden.

Man zerschießt sich sonst das Setting, das als Roman prima funktioniert - einzelne Menschen entdevken als Einzelne oder Kleinstgruppen eine Mythosverschwörung und halten dann den Mund ... bis in 10 jahren an einem anderen Ort ganz andere Leute ähnliches aufdecken.
Die Folgegeschichte hat dann einen ganz anderen Ansatz und nur thematisch, nicht aber inhaltlich mit der Geschichte davor zu tun.

Rollenspielabenteuer sind häufig länger oder in Kampagnen eingebunden und also wie Serien.

Das ist in anderen Spielen ähnlich:
1) Fantasy: Wo kommen die ganzen Monster her? Woher kommt da sganze Gold und was ist mit Hyperinflation im Falle eines Drachenhortraubes? Wieso benutzt in den meisten Settings niemand Magie als eine Art von Antriebstechnik für Maschinen? Wieso bauen die Burgen nicht anders, wenn doch jede Armee Leute hat, die mit Feuerbällen werfen? Wieso sind herumschweifende Abenteuer noch nicht als Landplage von Banditen, Wegelagerern und lichtscheune Gesindel gebrandmarkt - zumal in einer Feudalgesellschaft? usw.
2) Superhelden: Einfluss uaf die Welt und ihre Technik gleich NULL! Aliens erobern New York im Wochenrhytmus, Doctor Death erobert die Welt (4. Versuch seit September), Supermagier und mit Bewusstsein augestattet Androiden und durch Erxperimente super gewordenen Helden werden umjubelt, MUTANTEN, die genau dasselbe können, aber verfolgt oder gemieden - und sonst bleibt alles beim Alten?

3) Urban Fantasy: Vampire und Werwölfe treiben ihr Unwesen und saugend ie Welt aus oder bekämpfen den Wyrm - kriegt auch kaum einer mit.


Will man da sSetting bespielen, sollte man auf eine hinreichend Glaubwürdigkeit hinarbeiten, denn wenn man es zu sehr durchdenkt, wird das Setting ansonsten unspielbar wie es ist - man kann dann nur sagen "Weg damit!" oder man muss es (was einige Spiel ja tun) völlig umkrempeln und dann wissen die Leuten es eben.

Dann spielt man aber eben nicht mehr "der Mythos in den 20ern", sondern "Weltkrieg Mythos: Die Zwischenkriegsjahre 1920-1931 - die Zeit der dunklen Verschwörung" mit Lovekraft als Hochkommissardes Mythosgeheimdienstes des Völkerbundes und den SC als seinen Agenten (z.B.).
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 4.10.2020 | 12:31
Ein Stück weit ist sicherlich auch die Frage, welche Rolle man dem Mythos überhaupt zuweisen will. Ist er einfach nur die seltene verstörende (bis hin zu potentiell tödliche) Ausnahme zur Regel, die darauf hinweist, daß das Universum doch seltsamer ist, als wir es uns denken, während auf der anderen Seite 99.9% der Menschheit Zeit ihres Lebens tatsächlich nur Normalität erleben und nie etwas von diesen gelegentlichen Einzelfällen mitbekommen...oder ist er doch eher die umfassende Kult- und Monsterverschwörung zur Auslöschung der Spezies Homo sapiens, die alle paar Monate einen neuen Anlauf nimmt?
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: General Kong am 4.10.2020 | 13:04
Letzteres widerspräche (zumindest nach der mir bekannten Lesart) dem Lovecraft'schen Ansatz, dass sich die übernatürlich-außerirdischen Wesenheiten um die gesamte Menschheit erheblich weniger scheren als ich mich um ein Ameisennest irgendwo im mich umgebenden Wald.
Ist da.
Fertig.

Ich plane da ja auch nicht deren Auslöschung tagein, tagaus, noch latsche ich willentlich oder fahrlässig in deren Bau beim Spazierengehen. (Mache ich echt nicht.)
Die fleißigen Tierchen sind mir schlichtweg schnurz oder maximal ein "Oh, schau mal - Ameisen!" wert, wenn man die zufällig sehen sollte.

Und Ameisen sind mit Menschen näher verwandt als Menschen mit Mi-Gos oder gar den Großen Alten.

Tiefe Wesen benötigen Menschen zur Fortpflanzung.
Mi-Gos finden Menschen interessant für Experimente.
Ghoule fressen tote Menschen, adoptieren sie aber auch und machen sie zu Ghoulen.

Wieso sollten die die Menschheit vernichten wollen?

Nur Schlangenmenschen hassen Menschen und wollen DIE WELTHERRSCHAFT AN SICH REISSEN!
Aber da war ja schon mit Schluss als Kull von Atlantis seine Axt vom Schlafzimmertischchen nahm und kar machte: "BY THIS AXE I RULE!"

Und schon war Schluss mit Schlängeln ...  8)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 4.10.2020 | 13:16
Letzteres widerspräche (zumindest nach der mir bekannten Lesart) dem Lovecraft'schen Ansatz, dass sich die übernatürlich-außerirdischen Wesenheiten um die gesamte Menschheit erheblich weniger scheren als ich mich um ein Ameisennest irgendwo im mich umgebenden Wald.

Und das hat die Mythos-Verschwörungsmemetiker seit wann noch mal gleich abgehalten, diese Schiene trotzdem zu fahren...? Ach ja, noch nie. ;)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Aedin Madasohn am 4.10.2020 | 14:09
Der Mythos und die Öffentlichkeit...

Wir sind so in etwa in den 1920ern.
Die Welt ist noch nicht so sehr technisiert wie heute, aber es gibt Telefon und Telegraphen, die Fotografie und den Film - Tonaufnahmen sind auch bereits möglich.


die Qualität dieser technischen "Beweise" ist aber echt bescheiden. Schau dir doch spaßeshalber mal die Qualität all jener

Nessie
Bigfoot
Yeti

"Beweise" aus den 30igern (also ganze 10 Jahre Fortschritt weiter!) an. Selbst das Zeug ist grottig. Was soll da ein verwackelter 20iger Schnappschuss von angeblichen Tentakelbündeln beweisen?
dann gab es diverse "Goliath-Menschen-Grablegungs-Fälschungen" mit Gips und bestens ausgeleuchteten Standbild-Photos. Hat trotzdem Jahrezehnte gedauert, bis diese Attraktionen ernsthaft geprüft (und als Fälschung - ???  >;D >;D >;D "anerkannt" wurden)

der heutige Bill Gates Weltordnungs Mythos vs Serpenten Weltherrschafts Mythos.
Attila1920 steht mit Brüllrohr auf dem Times Squarre - alle berichten! alle reden/lästern/echauffieren sich!

und wer glaubt´s?!

und ab wann sorgt allein das - geringe- "Ansehen" der Mythos-Gläubigen zu einer Diskretion der ganzen Mythos-"Beweise"?

- nur Nervenzusammenbruch-Witwen haben den Ghoul gesehen. Ja nee, alles klar!
- Kapitän hat sein Schiff verloren, weil er "was" rammen musste. Kannste neet zugeben, besoffen ein Riff getroffen zu haben?!
- Ritualmörder/Ripper/Crowleys gab es in Menschengestalt genug. Aber geschuppt? Hust! Preisfrage: wie schminkt man sich
  heute zu Halloween als Serpent? Strumpf über´s Gesicht ziehen für´s Schuppenmuster und beherzter Griff in den Farbkasten 
  konnte damals auch schon jede Gauklertruppe

- wie viele Yeti und Wendigo und Bigfoot-Skalps wurden in Zeitungen herausposaut? und wo geblieben? nach Jahrzehnten
  verblieben? um dann unter der Lupe untersucht und aufgrund der "Feinstruktur" zu "Bär/Wisent/Jak" erklärt zu werden ;) 
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: ErikErikson am 12.10.2020 | 15:33
Ich gehe davon aus, das nur ein oder maximal zwei große Alte tatsächlich aktiv sind. Das ist auch das, was ich für eine kapagne als maximum empfehlen würde. Alles andere existiert in der jeweiligen kampagnenwelt einfach nicht. Gleichzeitig ist jede Spielergruppe einzigartig, d.h. die (und ihr Umfeld) sind die einzigen, die überhaupt auf den mythos treffen.   

Manches passt dann nicht mehr, z.B. die Ghoule, die hätten schon längst öffentlich bekannt sein müssen, so aktiv wie die sind, aber darüber schaut man halt hinweg.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 12.10.2020 | 16:08
Woher kommt da sganze Gold und was ist mit Hyperinflation im Falle eines Drachenhortraubes?
soviel ist ein Drachenhort nun auch wieder nicht, d.h. wenn er überhaupt aus Gold besteht

Zitat
Wieso benutzt in den meisten Settings niemand Magie als eine Art von Antriebstechnik für Maschinen?
deren Effekt gegen Burgen war nochmal welcher?
Zitat
Wieso sind herumschweifende Abenteuer noch nicht als Landplage von Banditen, Wegelagerern und lichtscheune Gesindel gebrandmarkt - zumal in einer Feudalgesellschaft?
wieso wurde dies nicht IRL gemacht?

Zitat
Supermagier und mit Bewusstsein augestattet Androiden und durch Erxperimente super gewordenen Helden werden umjubelt
, okay US Goverment, nimm Tony Starks eine Power Armour
show me?
Ich warte
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 12.10.2020 | 16:59
wieso wurde dies nicht IRL gemacht?

Aus schlichtem Mangel an tatsächlich existierenden "herumschweifenden Abenteurern", vermute ich mal. Handelsreisende und Pilger sind normalerweise nicht primär auf Ärger aus, Adlige auf Kriegszug haben die formale und gesellschaftlich anerkannte Befugnis, sich und ihrem Gefolge einfach selber die Erlaubnis zu erteilen, und danach...bleiben eigentlich tatsächlich nur noch die Banditen und Wegelagerer. Den typischen "legitimen Abenteurer aus einfachen Verhältnissen" im modernen Fantasyrollenspielsinn wirst du historisch kaum finden, und selbst dann wahrscheinlich nur als Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Aber wir kommen etwas vom Thema ab.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 12.10.2020 | 17:02
Aber wir kommen etwas vom Thema ab.

Genau das, deswegen mal  :btt:.

Wie würdet ihr denn in einem heutigen Mythos-Setting mit dem "Problem" Bild- und Tonaufzeichnungen umgehen?
Ich meine, inzwischen hat jeder Depp ein Handy dabei, mit dem man quasi gestochen scharfe Bilder machen kann.

Mein Vorschlag wäre ja, dass Technik beim Mythos auf mysteriöse Weise immer versagt.
Aber ist das nicht zu ausgelutscht?
Hättet ihr noch andere Vorschläge?
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 12.10.2020 | 17:04
aka Söldner - Briganten, Fahrendes Volk, landlose Ritter, Aventurienkaufleute etc mit anderen Worten so eindeutig sind diese Beispiele nicht

Handy - Special Effects glaubt kein Zwelf
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 12.10.2020 | 17:08
Genau das, deswegen mal  :btt:.

Wie würdet ihr denn in einem heutigen Mythos-Setting mit dem "Problem" Bild- und Tonaufzeichnungen umgehen?
Ich meine, inzwischen hat jeder Depp ein Handy dabei, mit dem man quasi gestochen scharfe Bilder machen kann.

Mein Vorschlag wäre ja, dass Technik beim Mythos auf mysteriöse Weise immer versagt.
Aber ist das nicht zu ausgelutscht?
Hättet ihr noch andere Vorschläge?

Von dem typischen "Toll photogeshoppt!"-Argument mal abgesehen, könnten zu gute Aufnahmen gerade im Videoformat ja eigentlich schnell zu ähnlichen Stabilitätsverlusten führen wie eine Begegnung mit der realen Kreatur...
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Nodens Sohn am 12.10.2020 | 17:16
Genau das, deswegen mal  :btt:.

Wie würdet ihr denn in einem heutigen Mythos-Setting mit dem "Problem" Bild- und Tonaufzeichnungen umgehen?
Ich meine, inzwischen hat jeder Depp ein Handy dabei, mit dem man quasi gestochen scharfe Bilder machen kann.

Mein Vorschlag wäre ja, dass Technik beim Mythos auf mysteriöse Weise immer versagt.
Aber ist das nicht zu ausgelutscht?
Hättet ihr noch andere Vorschläge?

Also wenn du einem Großen Alten, oder einem viel kleineren Monster begegnen würdest, dann würden nur so Videos wie bei dem Film "Blair Whitch Project" zu sehen sein. Alles nur sehr verschwommen (weil gerade auf der Flucht) oder alles dunkel, schemenhaft.

Und wenn alles gut zu sehen ist. Na ich kenne einige 3D-Programme, die solche Fischförmigen Wesen einfach generieren können. Das würde heutzutage niemand wirklich glauben.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: KhornedBeef am 12.10.2020 | 17:29
Was die anderen sagen, alles deepfakes außer Mutti.
Plus wie bei Delta Green: es gibt eine große Regierungsverschwörung, und sie setzen die volle Bandbreite von NSA, GHCQ und anderen Mitteln ein, um alles unter der Teppich zu kehren. Der einzige Widerstand sind dann die altbekannten halb-wahnsinnigen Hobos, die eh nichts zu verlieren haben.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: ErikErikson am 12.10.2020 | 17:46
Modern würd ich ebenfalls das Delta Green Setting verwenden, das die Problematik einfach im Sinne von Akte X löst.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Der Läuterer am 12.10.2020 | 18:34
Die Öffentlichkeit wird sehr, sehr unterschiedlich mit solchen Offenbarungen umgehen.

Für derartige Themen sind Found Footage Filme wie The Blair Witch Project, Cannibal Holocaust, Cloverfield oder The Cannibal in the Jungle eine nützliche Blaupause als Anschauungsobjekt.

Die einen werden es nicht glauben und als Humbug abtun oder zumindest anzweifeln, andere werden es glauben, manche sogar glauben wollen.

Wie man damit umgeht, ist natürlich auch immer eine Frage des Materials und der Augenzeugen. Je verlässlicher und je mehr desto besser.

Und dann spielt auch noch die Politik und die Berichterstattung durch die Medien über mögliche Ereignisse eine nicht unerhebliche Rolle, wie z.B. während der Radiosendung von Orson Welles Hörspiel War of the Worlds zu sehen war, die angeblich eine Panik ausgelöst haben soll.

Wenn man Wochen und Monate nichts anderes mehr hört, als nur das eine Thema, und eine Panikmeldung die andere jagt, dann verfallen die Leute z.T. in Hysterie.

Würde in den Nachrichten die nächsten Monate über Ärzte Pfusch
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
und Krankenhauskeime
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
berichtet werden, würden sicherlich sehr viele Menschen nicht mehr zum Arzt gehen.

Die Frage ist also immer, ob man über ein Thema redet, und wenn ja, ob man es aufbauscht oder herunterspielt.
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 12.10.2020 | 18:46
Man sollte vielleicht auch nicht einfach a priori die Möglichkeit ausschließen, daß der Mythos vielleicht doch einmal schlicht "enttarnt" wird. Schließlich hat der bei allen Faktoren, die zu seiner Geheimhaltung einmal beigetragen haben mögen, auch genügend Aspekte, die sich nicht einmal wirklich vor der Menschheit verstecken, und wenn sich die Belege doch einmal zu häufen anfangen...nun, dieselbe Menschheit hat im Lauf der Geschichte schon viele Paradigmenwechsel hinter sich gebracht. Die Frage, ob's jetzt auf diesen einen speziellen mehr oder weniger wirklich so furchtbar ankommt, entbehrt also nicht automatisch jeder Berechtigung.

Natürlich würde das dann die Welt ein Stück weit verändern, aber für die meisten Leute gar nicht einmal so sehr. Die müßten ja eigentlich nur wissen, daß gewisse Merkwürdigkeiten, von denen sie vorher nicht mal was wußten, eben doch existieren und ihnen potentiell gefährlich werden könnten; soviel anders als neue medizinische Erkenntnisse zu Themen wie Hygiene oder Rauchen wäre das eigentlich erst mal auch nicht. ;)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: KhornedBeef am 12.10.2020 | 19:46
Ich finde, die Auswirkungen der Erkenntnisse "Rauchen macht impotent (ein bisschen)" und "wir sind nicht die einzige intelligente Spezies, sie waren und sind schon hier, und die könnten und jederzeit alle töten und wir könnten nichts dagegen (mehr als ein bisschen)" dürfen schon verschieden sein. Nenn mich altmodisch, aber nicht alles was ewig liegt ist ein guter Vergleich ;)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: General Kong am 12.10.2020 | 20:15
Ich bin immer noch der Meinung, dass man das nicht zu sehr zerdenken sollte mit der Möglichkeit/ Unmöglichkeit der Öffentlichkeit bezüglich des Mythoswissens.

Zudem dürfte es nicht statisch sein:
Colonia Agrippina, 100 AD:
Besorgter Bürger: "Zenturio, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Zenturio: "Bei Mars und Bellona! Legionäre Claudius, Gaius und Stephanus: Mir nach! Wahrscheinlich christliche Kultisten!"

Köln, Bischofsstadt, 1200 AD:
Besorgter Bürger: "Herr Rat, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Ratsherr: "Bei der Heiligen Jungfrau! Stadtwachen  Klaus, Gerd und Stefan: Mir nach! Sind wahrscheinlich albingensische Ketzer!"

Köln, Freie Reischstadt, 1636 AD:
Besorgter Bürger: "Herr Oberst, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Oberst der katholische Liga: "Meinertreu! Musketiere Claudio, Gerhard und Steffen: Mir nach! Denen werd ich's geben - Leichenplündern ohne Genehmigung! Und wenn die Hunde wirklich Leichen fressen, hängen sie!"

Köln, französisches Department, 1808 AD:
Besorgter Bürger: "Bürger General, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Französischer General: "Mon Dieu! Soldaten Claude, Germain und Stephane: Mir nach! Leichenschändung ist nach dem Code Napoleon verboten!"

Köln, Deutsches Reich, 1900 AD:
Besorgter Bürger: "Herr Wachtmeister, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Polizeiwachtmeister: "Ich glaub's wohl! Schutzmann Carl, Gunter und Stefan: Mir nach! Der Unfug hört sofort auf!"

Köln, Deutsches Reich, 1944 AD:
Besorgter Bürger: "Herr Sturmführer, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Sturmführer: "Ich glaub's wohl! SS-Männer Karl, Günther und Stefan: Den Mann sofort wegen Verbreitung von Feindpropaganda festnehmen und an die Gestapo überstellen!"

Köln, Bundesrepublik Deutschland, 2020 AD:
Besorgter Bürger: "Herr Kriminalrat, da sind Gestalten auf dem Friedhof - die graben die Leichen aus und fressen sie!"
Kriminalrat: "Karneval fällt dieses Jahr wegen Corona aus, Sie Witzbold!"
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: nobody@home am 12.10.2020 | 20:39
Ich finde, die Auswirkungen der Erkenntnisse "Rauchen macht impotent (ein bisschen)" und "wir sind nicht die einzige intelligente Spezies, sie waren und sind schon hier, und die könnten und jederzeit alle töten und wir könnten nichts dagegen (mehr als ein bisschen)" dürfen schon verschieden sein. Nenn mich altmodisch, aber nicht alles was ewig liegt ist ein guter Vergleich ;)

In Anbetracht der Tatsachen, daß einerseits Rauchen schon ein bißchen mehr macht als nur "ein bißchen impotent" und andererseits die diversen Aussagen über die angebliche Allmacht der Mythoswesen allesamt aus der Kultistenpropaganda stammen...doch, das liegt, denke ich, schon ein gutes Stück näher beisammen. Schließlich (a) hat der Mythos die Menschheit in all den Jahrtausenden, in denen sie sich laaangsam entwickelt hat, auch noch nicht ausgelöscht, (b) tritt er selten genug in Erscheinung, daß die meisten Leute auch ohne Warnungen nie etwas von ihm bemerken, und (c) gibt es je nachdem, wieviel Glauben man den Berichten des einen oder anderen Zeitreisenden schenken will, sogar Belege, daß wir auch die nächsten paar Jahrtausenden noch ziemlich definitiv existieren und sogar weiter nennenswerte Zivilisationen haben werden -- Zeit genug also, sich erst mal in aller Ruhe irgendwie zu arrangieren. ;)
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Sir Mythos am 12.10.2020 | 20:43
@Gernal Kong: Danke für den Lacher.  :d
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: General Kong am 12.10.2020 | 20:57
Obstleutnant Gernal Kong ist mein Bruder - ist vor 4 Jahren durch einen Volltreffer durch eine Kokosnusshaubitze bei der Schlacht am Kalten Buffet (Fluss in Südafrika) schwer verletzt worden. Verdammte Flamingos!
Titel: Re: Der Mythos und die Öffentlichkeit
Beitrag von: Aedin Madasohn am 30.10.2020 | 17:39
Genau das, deswegen mal  :btt:.

Wie würdet ihr denn in einem heutigen Mythos-Setting mit dem "Problem" Bild- und Tonaufzeichnungen umgehen?
Ich meine, inzwischen hat jeder Depp ein Handy dabei, mit dem man quasi gestochen scharfe Bilder machen kann.

Mein Vorschlag wäre ja, dass Technik beim Mythos auf mysteriöse Weise immer versagt.
Aber ist das nicht zu ausgelutscht?
Hättet ihr noch andere Vorschläge?

in dem SR Roman Bugcity griff der Autor zu dem Kunstgriff, dass durchgesickerte "Originalaufnahmen von Insektengeistern" durch einen billigen Actionreißer quasi als Hollywoodmache "getarnt" wurden.