Aber wodurch wird bitte eine Person mit einem männlichen Körper, die sich verhält wie ein Macho-Mann zu einer nicht-binären Person? Ich kenne mich mit diesem Thema nicht gut aus, d.h. vielleicht übersehe ich da was. Kann mir jemand erklären wie das Sinn ergibt?
Eine nichtbinäre Person ist entweder intersex oder wurde bei Geburt als männlich (amab) oder weiblich (afab) bestimmt.
Nichtbinäre amab und afab Personen sind - sofern sich nicht zwischenzeitlich inter* Hinweise ergeben - dem Trans-Spektrum zuzuordnen. [Manchmal wird auch von "trans und nichtbinären Personen" gesprochen, weil trans in der Vorstellung vieler - z.B. auch in Gesetzestexten - binär gedacht ist ... aka trans Mann und trans Frau.]
Trans kann man mit dem Bild vielleicht beschreiben:
Es gibt einen Bauherrn, der eine bestimmte Wohnung zu bestimmten Zwecken bauen will. Es gibt eine Firma, die das ausführt.
Am Ende wurde nicht der Bauplan ausgeführt - obwohl die üblichen Baumaterialien verwendet wurden - sondern etwas anderes. Von außen sieht das Haus gut aus. Perfekt gar. Der Bauherr hat dennoch Probleme das Haus richtig zu nutzen, weil es eben nicht für die Zwecke nutzbar ist, für die er es erbauen ließ. (Der Bauplan entspricht hier dem Geschlechtsempfinden. Biologisch gibt es da pränatale Einflussfaktoren. Neben Hormonen gehören dazu auch genetische Faktoren dazu (vgl. Zwillingsstudien). Die Geschlechtsidentität hat sich i.d.R. mit ca. 4 Jahren konsolidiert und danach verändert sich nicht mehr so viel. Erziehung, kollektive Geschlechtersysteme, ... können (über Verdränungsmechanismen, Selbstbetrug durch Konformitätsdruck, ...) verhindern, dass eine Person bewusst mitbekommt, dass sie ein Geschlecht spielt, das sie nicht ist/hat.)
Abstrakter: Man könnte es als "sex mismatch" bezeichnen (weil verschiedene - vornehmlich biologische - Gegebenheiten nicht gut zusammenpassen).Klingt komplex. Ist es auch. Mit zunehmender Forschung verschwindet die klare Abgrenzbarkeit von cis, trans und inter. In alle Richtungen.
Was jedenfalls klar scheint ist, dass Trans*-Sein erstmal wenig mit Gender (als soziales Konstrukt verstanden) zu tun hat, sondern sich zunächst im biologischen/neurobiologischen Bereich abspielt. [Wie "Gender" richtig zu verwenden ist, darüber streiten sich übrigens nicht nur Natur- und Sozialwissenschaften untereinander sondern auch intern.]
Im zweiten Schritt geht es darum, auch als das Geschlecht wahrgenommen zu werden, das man in gewisser Weise auch ist. (Trans Frauen und z.T. auch trans Männer orientieren sich - der Anerkennung wegen - darum oft erstmal an Stereotypen. Nichtbinäre haben da generell nicht dieselben "Passing"-Optionen. (Ist tatsächlich noch komplexer ... weil "Gender Expression" auch nicht mit anderen Dimensionen von Geschlecht kohärent sein muss. Aber das lass ich jetzt mal aus. Zumal ich das bisher auch nur bedingt verstanden habe.)
Kurz: Geschlechtsidenität ist eng mit Biologie verbunden, aber nicht nur. Tatsächlich hat man da viel vom Anlage-Umwelt-Streit drin ... und noch scheinen Extrempositionen relevant zu sein. Ich denke, das wird sich legen.
De facto: Inter und trans* Menschen gab es schon immer und überall auf der Welt - unabhängig davon wie binäre Geschlechterrollen/-aufteilungen ausfallen. (Es scheint sogar so zu sein, dass die Rassentheorie eine klare binäre Geschlechtlichkeit als Überlegenheitsmerkmal der weißen Rasse verstanden hat ... und im Zeitalter des Kolonialismus wurde dieses Geschlechtersystem dann an vielen Stellen der Welt durchgesetzt. Zum Beispiel Hawaii und Nord-Amerika hatten andere Geschlechts-Verständnisse.)
Geschlechterrollen: Das hat nur sehr bedingt mit Biologie zu tun sondern mit Konditionierung, Erziehung, ... Für die meisten "typisch mannlichen Rollen" gibt es irgendwo auf der Welt zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte ein Gegenbeispiel, in der die Rolle nicht "typisch männlich war" oder gar als "typisch weiblich" galt. Hier geht es letztlich um tradierte soziale Übereinkünfte. Wobei es auch hier biologische Faktoren gibt, die dennoch mitreinspielen.
Das ist, was ich dazu schreiben kann.
Was GW macht ist super simpel. Die Firma legt fest:
Die AoS-Gruppe nimmt nur "toughe Machotypen" auf. Das scheint eine der universellen Anforderungen. Sex, Gender, etc. egal.
Im Sinne dessen, dass die Varianzen innerhalb eines Geschlechts viel größer sind als die zwischen Geschlechtern, ist das nicht blanker Unsinn. Nicht völlig unglaubwürdig.
In Bezug auf Repräsentation und das Ansprechen verschiedender Menschen ... ist das recht clever.
Ob ich das nur positiv bewerten würde, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Edit: Klarifizierungen, Satzzeichen, ...