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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 09:50

Titel: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 09:50
Angehaucht durch die Diskussion in "Ist der RSP-Markt (in DE) übersättigt und wir kaufen trotzdem weiter?" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122896.msg135080256/topicseen.html#new)

Viele sind der Meinung, der deutsche Markt ist übersättigt. Dafür kann es verschiedene Gründe haben, die sich mir nicht erschließen. Meine Gedanken dazu habe ich in dem Thread so formuliert,

"Schon ein bisschen schade viele übereinstimmende Meinungen zu hören was die deutsche Marktgröße angeht. Eigentlich gäbe es die Hoffnung, dass er genauso stark anwächst wie der englische Markt- wieso ist das nicht der Fall? Pop Culture-mäßig werden Rollenspiele im englischen Sprachraum immer beliebter. Critical Role, Stranger Things und anderer "Nerd"-Kram wird doch auch in Deutschland konsumiert, oder nicht? Außerdem ist Deutschland für ihre Brettspielkultur bekannt. Von Brettspielen ist es ein relativ kleiner Sprung über zu Rollenspielen, der aber anscheinend nicht stattfindet. Wäre eine interessante Diskussion, was die Barrieren für eine Ausbreitung des Rollenspiels in Deutschland sind :)"

Hier steht nicht zur Debatte, ob der Markt übersättigt ist- dafür bitte den anderen Thread nutzen. Hier geht es darum, wieso er nicht so rasant anwächst wie im englischen Sprachraum, was die Gründe dafür sind und was man tun könnte, um das zu ändern.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: takti der blonde? am 22.06.2022 | 10:00
Wie "groß" sind denn die jeweiligen Märkte und das jeweilige Wachstum?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Alex am 22.06.2022 | 10:02
Das ist ähnlich wie mit dem (Literatur-)Buchmarkt. Man nimmt Produkte, die im englischen schon funktionieren und übersetzt sie. Weniger Risiko, als etwas eigenes zu machen.

Da der englische Markt auch viel größer ist, kommen von da auch mehr Produkte nach, weil es sich mehr lohnt, als wenn man nur den deutschen Markt hätte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 10:09
Harte Zahlen kann ich nicht nennen, aber hier ein paar konkrete Beispiele:

Der größte Kickstarter für ein Rollenspielprodukt war Avatar (https://www.kickstarter.com/projects/magpiegames/avatar-legends-the-roleplaying-game) mit 81,567 Unterstützern für $9,535,317.

Charmante Schwertlesben hatte 244 Unterstützer und 17,820€, das englische Original (https://www.kickstarter.com/projects/evilhat/thirsty-sword-lesbians) hingegen 8,152 Unterstützer und $298,568.

Außerdem möchte ich auf digitale Verkaufsplatformen wie DriveThruRPG und Itch hinweisen. So etwas gibt es doch gar nicht in Deutschland. Es gibt Verlage, die ihre eigenen Produkte oder einige Third-Party Produkte verkaufen, aber nicht soviele und nicht an einem zentralen Ort. Eine ganze Indie-Szene mit abertausenden Rollenspielen, das One-Page RPG Phänomen und so gibt es auch nicht.

Nehmen wir Itch.io als weiteres Beispiel, ihr Bundle für Reproductive Rights (https://itch.io/b/1375/ttrpgs-for-reproductive-rights) hat $128,477.87 von 15,725 Unterstützern bekommen. Und das ist die weitaus kleinere Platform in Vergleich zu DriveThru. Das sind Zahlen, die kann ich mir für den deutschen Markt einfach nicht vorstellen.

Noch ein Beispiel. Uhrwerk hat in 2020 über 430 Unterstützer für Runequest (https://www.gameontabletop.com/cf195/runequest-rollenspiel-in-glorantha.html) bekommen, aber ein Kickstarter von 2015 für Runequest Classic (https://www.kickstarter.com/projects/224590870/runequest-classic-edition) hatte über 2000 und fast 5x soviel Geld bekommen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Faras Damion am 22.06.2022 | 10:26
Im Dorpcast wurden gelegentlich Schätzungen des Gesamtumsatzes des deutschen Rollenspielsmarktes genannt.
Das war immer verdammt wenig. In der Größenordnung eines kleinen Maschinenbauers oder Kleinstadtbauunternehmens.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 10:46
Wie schon im Übersättigt-Bereich geschrieben: Ich denke, dass der deutsche Markt momentan tatsächlich rapide anwächst. Aber praktisch nur bei D&D5 und zum Teil auch abseits der Alt-Community.
Da WotC das deutsche D&D5 ja inzwischen auch selber macht, schlägt sich das natürlich auch erstmal nicht im Umsatz der deutschen Rollenspielbranche nieder (bzw. führt evtl. sogar zu einem Rückgang).

Ich lerne in letzter Zeit immer wieder Leute kennen, die sich jetzt einfach mal die D&D5-Einsteigerbox gekauft und mit ihren Freunden und Verwandten angefangen haben zu spielen und dann erst drauf kommen, dass es so was wie eine Rollenspiel-Community überhaupt gibt. Die Anfänger-Runden und Spielleiter-Treffs in unserem Verein sind so gut besucht wie noch nie.
Bei den obskuren Kleinsystemen (und das ist praktisch alles abseits von D&D) spürt man diesen Zuwachs halt erst mal nicht (Evtl. in ein paar Jahren, wenn die jetzigen D&D-Neueinsteiger dann auch mal wo anders reinschnuppern).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 10:46
Irgendwie kriege ich den Eindruck der deutsche Rollenspieler kann kaum locker flockig ein System spielen, weil man muss ja immer das Gefühl haben mit dem umfangreichsten Profi-Equipment aufzukreuzen, um was zu gelten.

Selbst wenn OSR oder andere Simpel-System gespielt werden: dann gibt es halt weniger Regeln dafür braucht man fast genauso viele Seiten an Manifeste und ideologischen Pamphleten als Rechtfertigung, warum es auch einfach gehen könnte.

Das ist dann alles in der Praxis zu mühsam, dann lassen es viele Deutsche wieder. Aber einfach entspannt rangehen ist halt keine Option.

Das Spiel bricht am Gewicht des eigenen Anspruchs zusammen. Den zu erfüllen ist einfach zu mühsam und zeitaufwendig.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Grubentroll am 22.06.2022 | 10:53
Irgendwie kriege ich den Eindruck der deutsche Rollenspieler kann kaum locker flockig ein System spielen, weil man muss ja immer das Gefühl haben mit dem umfangreichsten Profi-Equipment aufzukreuzen, um was zu gelten.

Selbst wenn OSR oder andere Simpel-System gespielt werden: dann gibt es halt weniger Regeln dafür braucht man fast genauso viele Seiten an Manifeste und ideologischen Pamphleten als Rechtfertigung, warum es auch einfach gehen könnte.

Das ist dann alles in der Praxis zu mühsam, dann lassen es viele Deutsche wieder. Aber einfach entspannt rangehen ist halt keine Option.

Das Spiel bricht am Gewicht des eigenen Anspruchs zusammen. Den zu erfüllen ist einfach zu mühsam und zeitaufwendig.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Solche Leute kenn ich irgendwie gar nicht. Erzähl mal wo du die so triffst? :D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: nobody@home am 22.06.2022 | 10:57
Solche Leute kenn ich irgendwie gar nicht. Erzähl mal wo du die so triffst? :D

Hier im Tanelorn, vermute ich mal. ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Jiba am 22.06.2022 | 10:57
Irgendwie kriege ich den Eindruck der deutsche Rollenspieler kann kaum locker flockig ein System spielen, weil man muss ja immer das Gefühl haben mit dem umfangreichsten Profi-Equipment aufzukreuzen, um was zu gelten.

Selbst wenn OSR oder andere Simpel-System gespielt werden: dann gibt es halt weniger Regeln dafür braucht man fast genauso viele Seiten an Manifeste und ideologischen Pamphleten als Rechtfertigung, warum es auch einfach gehen könnte.

Das ist dann alles in der Praxis zu mühsam, dann lassen es viele Deutsche wieder. Aber einfach entspannt rangehen ist halt keine Option.

Das Spiel bricht am Gewicht des eigenen Anspruchs zusammen. Den zu erfüllen ist einfach zu mühsam und zeitaufwendig.

Da ist was dran. Bemerke ich auch manchmal bei mir selbst.  :think:
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: takti der blonde? am 22.06.2022 | 11:00
Harte Zahlen kann ich nicht nennen, aber hier ein paar konkrete Beispiele:

Der größte Kickstarter für ein Rollenspielprodukt war Avatar (https://www.kickstarter.com/projects/magpiegames/avatar-legends-the-roleplaying-game) mit 81,567 Unterstützern für $9,535,317.

Charmante Schwertlesben hatte 244 Unterstützer und 17,820€, das englische Original (https://www.kickstarter.com/projects/evilhat/thirsty-sword-lesbians) hingegen 8,152 Unterstützer und $298,568.

Außerdem möchte ich auf digitale Verkaufsplatformen wie DriveThruRPG und Itch hinweisen. So etwas gibt es doch gar nicht in Deutschland. Es gibt Verlage, die ihre eigenen Produkte oder einige Third-Party Produkte verkaufen, aber nicht soviele und nicht an einem zentralen Ort. Eine ganze Indie-Szene mit abertausenden Rollenspielen, das One-Page RPG Phänomen und so gibt es auch nicht.

Nehmen wir Itch.io als weiteres Beispiel, ihr Bundle für Reproductive Rights (https://itch.io/b/1375/ttrpgs-for-reproductive-rights) hat $128,477.87 von 15,725 Unterstützern bekommen. Und das ist die weitaus kleinere Platform in Vergleich zu DriveThru. Das sind Zahlen, die kann ich mir für den deutschen Markt einfach nicht vorstellen.

Noch ein Beispiel. Uhrwerk hat in 2020 über 430 Unterstützer für Runequest (https://www.gameontabletop.com/cf195/runequest-rollenspiel-in-glorantha.html) bekommen, aber ein Kickstarter von 2015 für Runequest Classic (https://www.kickstarter.com/projects/224590870/runequest-classic-edition) hatte über 2000 und fast 5x soviel Geld bekommen.

Danke für die Einordnung!

Dazu vielleicht ein Gedanke: Deine Beispiele zeigen ganz schön, dass deutscher und englischsprachiger-Markt schwierig zu trennen sind. Wie viele der RQ Classic Unterstützer z.B. leben in einem deutschsprachigen Land? Vermutlich ist der Unterschied zu einem wesentlichen Teil davon abhängig, dass deutlich mehr Menschen Englisch schreiben/lesen können als Deutsch.

Zur weiteren Einordnung: laut Wikipedia (Link (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_meistgesprochenen_Sprachen)) sprechen weltweit etwa 1268 Mio Menschen Englisch und gerade mal 185 Mio Menschen Deutsch.


Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: klatschi am 22.06.2022 | 11:09
Harte Zahlen kann ich nicht nennen, aber hier ein paar konkrete Beispiele:

Der größte Kickstarter für ein Rollenspielprodukt war Avatar (https://www.kickstarter.com/projects/magpiegames/avatar-legends-the-roleplaying-game) mit 81,567 Unterstützern für $9,535,317.

Charmante Schwertlesben hatte 244 Unterstützer und 17,820€, das englische Original (https://www.kickstarter.com/projects/evilhat/thirsty-sword-lesbians) hingegen 8,152 Unterstützer und $298,568.

Außerdem möchte ich auf digitale Verkaufsplatformen wie DriveThruRPG und Itch hinweisen. So etwas gibt es doch gar nicht in Deutschland. Es gibt Verlage, die ihre eigenen Produkte oder einige Third-Party Produkte verkaufen, aber nicht soviele und nicht an einem zentralen Ort. Eine ganze Indie-Szene mit abertausenden Rollenspielen, das One-Page RPG Phänomen und so gibt es auch nicht.

Nehmen wir Itch.io als weiteres Beispiel, ihr Bundle für Reproductive Rights (https://itch.io/b/1375/ttrpgs-for-reproductive-rights) hat $128,477.87 von 15,725 Unterstützern bekommen. Und das ist die weitaus kleinere Platform in Vergleich zu DriveThru. Das sind Zahlen, die kann ich mir für den deutschen Markt einfach nicht vorstellen.

Noch ein Beispiel. Uhrwerk hat in 2020 über 430 Unterstützer für Runequest (https://www.gameontabletop.com/cf195/runequest-rollenspiel-in-glorantha.html) bekommen, aber ein Kickstarter von 2015 für Runequest Classic (https://www.kickstarter.com/projects/224590870/runequest-classic-edition) hatte über 2000 und fast 5x soviel Geld bekommen.

Ich denke, dass das halt auch ein Problem der Übersetzung ist, wie ich im anderen Thread geschrieben habe und dass uns das nur bedingt ein Messgrad sein darf. Der deutsche Markt teilt sich halt immer in die Leute, die die englischen Produkte kaufen und jene, die auf die Übersetzung setzen. Nehmen wir Runequest: Von den 2000 Supporten sind sicherlich auch einige aus dem deutschsprachigen Raum, die man auf die 430 nochmal draufrechnen darf.
Ich habe beispielsweise (um das Fria Ligan Beispiel zu nehmen) alles von TOR2 als Buch und pdf, Symbaroum als pdf auf Englisch, die 5e auf Englisch in Buch und pdf und dazu auf Englisch alles von Coriolis und Forbidden Lands (bald auch physisch). Selbst wenn nun das Book of Beasts mittels Crowdfunding auf deutsch übersetzt werden würde, kaufe ich es mir nicht nochmal :-)
Ich glaube, das ist alles sehr schwer einzuschätzen. Zumal ich eher das Gefühl habe, dass es viele Leute gibt, die zumindest Interesse haben, aber halt nicht zu viel Zeit und Geld investieren wollen, weil es nicht denselben Stellenwert hat als Hobby. Ich habe sozusagen einen "Pool" aus etwa 15 Spielern, mit denen ich immer wieder spiele und von denen sicherlich 8 oder 9 durch mich zum Rollenspiel gekommen sind. Die spielen gerne, haben Spaß daran, aber kaufen würden sie sich nichts. Sie spielen sicherlich auch nicht, wenn ich als GM nicht was starte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: schneeland am 22.06.2022 | 11:29
Wie schon im Übersättigt-Bereich geschrieben: Ich denke, dass der deutsche Markt momentan tatsächlich rapide anwächst. Aber praktisch nur bei D&D5 und zum Teil auch abseits der Alt-Community.
Da WotC das deutsche D&D5 ja inzwischen auch selber macht, schlägt sich das natürlich auch erstmal nicht im Umsatz der deutschen Rollenspielbranche nieder (bzw. führt evtl. sogar zu einem Rückgang).
...
Bei den obskuren Kleinsystemen (und das ist praktisch alles abseits von D&D) spürt man diesen Zuwachs halt erst mal nicht (Evtl. in ein paar Jahren, wenn die jetzigen D&D-Neueinsteiger dann auch mal wo anders reinschnuppern).

Wie schnell der Markt in D wächst, kann ich nicht sagen, aber den Eindruck, dass wir dabei primär von D&D5 reden, teile ich. Das entspräche dann ja auch etwa dem, was im englischsprachigen Bereich passiert (nur auf niedrigerem Niveau).
Spannend wäre, wie es sich in anderen, nicht-englischsprachigen Märkten aktuell verhält. Da habe ich allerdings bisher keine Anhaltspunkte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 11:56
Solche Leute kenn ich irgendwie gar nicht. Erzähl mal wo du die so triffst? :D

In österreichischen Schulbüchern zum Thema: "Was lauert im Norden, wo sie noch auf Bäumen lebten als wir schon Fußbodenheizungen hatten"
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Zanji123 am 22.06.2022 | 12:10
es macht irgendwie wenig Sinn zwei Kickstarter zu vergleichen wenn der erste WELTWEIT gilt (da englisch) und der andere speziell auf DE, CH und AT "angezielt ist"

das da weniger unterstützer bei rauskommen.... sollte klar sein.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 12:18
Angehaucht durch die Diskussion in "Ist der RSP-Markt (in DE) übersättigt und wir kaufen trotzdem weiter?" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122896.msg135080256/topicseen.html#new)

Viele sind der Meinung, der deutsche Markt ist übersättigt. Dafür kann es verschiedene Gründe haben, die sich mir nicht erschließen. Meine Gedanken dazu habe ich in dem Thread so formuliert,

"Schon ein bisschen schade viele übereinstimmende Meinungen zu hören was die deutsche Marktgröße angeht. Eigentlich gäbe es die Hoffnung, dass er genauso stark anwächst wie der englische Markt- wieso ist das nicht der Fall? Pop Culture-mäßig werden Rollenspiele im englischen Sprachraum immer beliebter. Critical Role, Stranger Things und anderer "Nerd"-Kram wird doch auch in Deutschland konsumiert, oder nicht? Außerdem ist Deutschland für ihre Brettspielkultur bekannt. Von Brettspielen ist es ein relativ kleiner Sprung über zu Rollenspielen, der aber anscheinend nicht stattfindet. Wäre eine interessante Diskussion, was die Barrieren für eine Ausbreitung des Rollenspiels in Deutschland sind :)"

Hier steht nicht zur Debatte, ob der Markt übersättigt ist- dafür bitte den anderen Thread nutzen. Hier geht es darum, wieso er nicht so rasant anwächst wie im englischen Sprachraum, was die Gründe dafür sind und was man tun könnte, um das zu ändern.

Ich würde vermuten, dass es hauptsächlich daran liegt, dass die USA einen deutlich größeren Binnenmarkt haben und dazu halt noch einen Internationalen. Im DORP-Cast hab ich mal gehört, dass D&D alleine in den USA deutlich mehr Umsatz fährt als der gesamte Umsatz mit Rollenspielen in Deutschland. Und selbst D&D ist noch lächerlich klein gegenüber dem, was GW so an Umsatz macht. Also nur um das mal ins rechte Licht zu rücken, der Rollenspielmarkt in den USA ist zwar deutlich größer, aber, so wie es sich für mich darstellt,  immer noch weit entfernt davon, dass man Rollenspiel dort ernsthaft als „Mainstream“ bezeichnen könnte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Zanji123 am 22.06.2022 | 12:24
Ich würde vermuten, dass es hauptsächlich daran liegt, dass die USA einen deutlich größeren Binnenmarkt haben und dazu halt noch einen Internationalen. Im DORP-Cast hab ich mal gehört, dass D&D alleine in den USA deutlich mehr Umsatz fährt als der gesamte Umsatz mit Rollenspielen in Deutschland. Und selbst D&D ist noch lächerlich klein gegenüber dem, was GW so an Umsatz macht. Also nur um das mal ins rechte Licht zu rücken, der Rollenspielmarkt in den USA ist zwar deutlich größer, aber, so wie es sich für mich darstellt,  immer noch weit entfernt davon, dass man Rollenspiel dort ernsthaft als „Mainstream“ bezeichnen könnte.

der vergleich is halt auch sinnfrei :) Deutschland vs USA is doch etwas schwach da allein schon die Einwohlerzahlen mal komplett unterschiedlich sind (außer man würde dies prozentual anzeigen lassen)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Gunthar am 22.06.2022 | 12:42
Was auch viel ausmachen wird, dass viele Deutschsprachige sich dennoch die englischen RPG-Produkte kaufen. Sei es, dass gar keine deutsche Version existiert (TOR2) oder die deutsche mangelhaft (The Witcher) ist oder schlichtweg hintennach hinkt (D&D 5e). In der Schweiz kommt es mir vor, dass fast nur noch D&D 5e richtig gut läuft. Midgard kennt kaum wer und DSA 5 stockt enorm. Andere deutschsprachige Systeme (zB SWADE) werden kaum verkauft in der Schweiz. Wenn ich weitere PF 2 Bücher haben möchte, müsste ich unterdessen auf den Versender mit dem grossen A zurückgreifen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 12:48
Was auch viel ausmachen wird, dass viele Deutschsprachige sich dennoch die englischen RPG-Produkte kaufen. Sei es, dass gar keine deutsche Version existiert (TOR2) oder die deutsche mangelhaft (The Witcher) ist oder schlichtweg hintennach hinkt (D&D 5e). In der Schweiz kommt es mir vor, dass fast nur noch D&D 5e richtig gut läuft. Midgard kennt kaum wer und DSA 5 stockt enorm. Andere deutschsprachige Systeme (zB SWADE) werden kaum verkauft in der Schweiz. Wenn ich weitere PF 2 Bücher haben möchte, müsste ich unterdessen auf den Versender mit dem grossen A zurückgreifen.

Was ist denn SWADE?

Bei SpliMo hatte ich Anfangs das Gefühl, dass da ganz ordentlich hype drum entstanden ist und es kamen ja auch ziemlich schnell neue Produkte hinzu. Inzwischen wirkte es auf mich so, als wäre das ziemlich eingeschlafen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 13:06
Wie viele der RQ Classic Unterstützer z.B. leben in einem deutschsprachigen Land?
Das kann man ja nachgucken: 40 (plus vielleicht noch ein paar aus AT und CH). Also 2-3% der insgesamt 2175 Unterstützer. Und mindestens einer (ich) ist Doppelkäufer und hat auch beim deutschen RQ mitgemacht, welches dann der unermüdlichen Werbung von Andre deutlich besser für seine winzige Nische abgeschnitten hat, als man vermuten würde.

Lama Jens hatte neulich in einem Stream die Anzahl der deutschsprachigen D&D Spielenden auf der Basis von "social media" auf ca. 400.000 eingeschätzt. Wie viele davon auch deutsche Bücher kaufen, ist aber ein gut gehütetes Geheimnis der Verlage.

Ich wiederum würde annehmen, dass die 80% Marktdominanz von D&D in den USA mittlerweile auch für Deutschland gelten und somit ein Maximum von 100.000 für den Markt von anderen Systemen annehmen. Bei 4 + 1 für Spieler und Spielleitung kommen wir dann auf eine Obergrenze von 20.000 für die meisten Regelwerke, wo meist nur die Spielleitung investiert.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Fillus am 22.06.2022 | 13:08
Was ist denn SWADE?

Bei SpliMo hatte ich Anfangs das Gefühl, dass da ganz ordentlich hype drum entstanden ist und es kamen ja auch ziemlich schnell neue Produkte hinzu. Inzwischen wirkte es auf mich so, als wäre das ziemlich eingeschlafen.

SWADE ist die neuste Fassung von Savage Worlds. :)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 13:15
Ich wiederum würde annehmen, dass die 80% Marktdominanz von D&D in den USA mittlerweile auch für Deutschland gelten und somit ein Maximum von 100.000 für den Markt von anderen Systemen annehmen.

Wie kommst du auf diese Annahme? Mal davon abgesehen, dass in den USA "D&D Spieler" oft auch heisst dass man gar kein anderes RPG System kennt, was für .de etwas fraglich wäre.
Und das niemand mehrere Systeme spielt…

Das ist jetzt schon ein bisschen Milchperson.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 13:16
Es geht mir ja auch nicht unbedingt darum, wieso wir nicht so groß wie der englische Markt sind, das ist mir klar. Aber weitestgehend aus dem anderen Thread höre ich heraus, "Wir brauchen keine neuen Rollenspiele, wir brauchen keine neuen Crowdfindings." und alle neuen Leute bedienen sich D&D oder vielleicht Call of Cthulhu und Pathfinder 1/2. Vielleicht ist das Problem ja, dass wir mit altbackenen SL reden, die nichts mehr neues haben möchten und sich gegen den Strom stellen.

Gleichzeitig sehe ich die Releases aus Uhrwerk, System Matters, Fria Lagan und sie sind 1. relativ spärlich, 2. mit äußerster Vorsicht gewählt und 3. viele Übersetzungen. Eine Indie-Szene nehme ich kaum war (auch wenn es dafür bestimmt Spieler*innen gibt) und auch wenn der Vergleich mit Amerika nicht wirklich gültig ist bleibt meine Meinung doch, dass der Rollenspielmarkt nicht wirklich gut läuft. Er könnte m.M.n. viel Größer sein und das ist er nicht.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: after.job.nerd am 22.06.2022 | 13:29
Kaufe ich mir ein englischsprachiges Buch, habe ich die Sicherheit, auch die weiteren Neuerscheinungen in der englischen Originalausgaben kaufen zu können. Kaufe ich die deutsche Übersetzung, muss ich damit rechnen, dass diese mies übersetzt und/oder lektoriert ist (z.B. bei den Bänden aus Ulisses zweitem V20-CF), der Verlag nur einzelne, vermeintlich verkaufsträchtige Bände übersetzt (z.B. BattleTech bei Ulisses), einzelne Bände wegen vermeintlicher Konkurrenz zu eigenen Produktlinien ausgelassen werden (z.B. die Mars-Publikationen für HEX wegen Space: 1889 bei Uhrwerk), die Reihe wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt wird (demnächst mehr zu diesem Thema bei Uhrwerk) oder der deutsche Verlag plötzlich und überraschend die Lizenz verliert (z.B. D&D 4E damals bei Feder & Schwert).

Mehr als genug Gründe, bei Spielen, die einem besonders am Herzen liegen, die englische Originalversion zu kaufen. Und als Bonus-Häppchen sind die Bücher meist auch im Original billiger und deutlich früher zu haben.

Von daher ist es völlig klar, dass der deutsche Markt zumindest für Übersetzungen kleiner ist als eine prozentuale Übertragung der amerikanischen Zahlen auf Deutschland.

Jim Raggi hat mir einmal erzählt, er habe ein Angebot eines deutschen Verlages bekommen, der gerne Lamentations of the Flame Princess auf deutsch herausbringen wollte. Jim hat abgelehnt. Beim Online-Shop von Raggi machen Bestellungen aus Deutschland wohl einen großen Teil des Umsatzes aus, und Jim befürchtete, der Rückgang der Direktverkäufe nach Deutschland würde ihn mehr Geld kosten als ihm die Lizenzgebühren einbringen würden.

Auf Dauer erwarte ich eine Verschärfung der Vierteilung der deutschen RPG-Verlagslandschaft:

- Verlage, die ein eigenes Rollenspiel als Ankersystem haben und dazu Übersetzungen kleinerer fremdsprachiger Systeme machen (Z.B. Ulisses mit DSA und Uhrwerk mit SM)
- Klein(st)verlage, die vor allem Übersetzungen kleinerer fremdsprachiger Systeme machen (Z.B. Truant und System Matters)
- Deutsche Übersetzungen direkt durch den Originalverlag (wie aktuell bei 5E)
- Verlage, bei denen Rollenspielprodukte eher als Hobby mitlaufen (Pegasus).

Zum Vergleich der Kickstarter-Zahlen aus den USA und Deutschland: Betrachtet man die Anzahl der Teilnehmer an den TDE-Crowdfundings, sieht man, das deutschstämmige Rollenspiele in englischer Übersetzung ein vergleichbares Backer-Verhältnis zwischen Heimatland- und Auslands-Crowdfundings haben wie deutsche Übersetzungen amerikanischer Rollenspiele.

Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 13:30
Reden wir eigentlich von der heimischen Produktion, dem Kundenkreis oder den deutschen Distributoren internationaler Werke wenn wir von "Markt" reden?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 13:34
Jim Raggi hat mir einmal erzählt, er habe ein Angebot eines deutschen Verlages bekommen, der gerne Lamentations of the Flame Princess auf deutsch herausbringen wollte. Jim hat abgelehnt. Beim Online-Shop von Raggi machen Bestellungen aus Deutschland wohl einen großen Teil des Umsatzes aus, und Jim befürchtete, der Rückgang der Direktverkäufe nach Deutschland würde ihn mehr Geld kosten als ihm die Lizenzgebühren einbringen würden.

Interessant! Das wusste ich nicht
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 13:40
Wie kommst du auf diese Annahme?
Einfach, weil ich auch keine anderen Zahlen kenne und so falsch nicht sein kann, denn 20.000 klingt für mich plausibel. Das haben DSA oder Call of Cthulhu und wahrscheinlich auch Shadowrun und vielleicht Pathfinder 2 als Auflage erreicht. Andere Systeme operieren eher im Bereich von 500 bis 3000 Exemplaren eines Buchs. System Matters bemerkte neulich, dass außer bei Beyond the Wall, wo sie schon 2x nachgedruckt haben und Dungeon World, wo der damalige Hype die Auflage gesteigert hatte, bereits 500 eine große Zahl ist.

Zitat
Und das niemand mehrere Systeme spielt…
Dass die angenommenen 400.000 und 100.000 Leute disjunkt habe ich nicht gesagt. Mir ging es darum, einfach mal eine Zahl für die theoretische Obergrenze eines Systems herzuleiten. Je mehr Leute verschiedene Systeme gleichzeitig spielen (und nicht nur kaufen), desto weiter sinkt diese Zahl dann auch.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 13:44
Einfach, weil ich auch keine anderen Zahlen kenne und so falsch nicht sein kann, denn 20.000 klingt für mich plausibel.

Ich versteh' jetzt nicht ganz was das mit 80% Dominanz von D&D im deutschen Raum zu tun hat?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 13:46
Was ich meinte: Die 80% sind für die USA belegbar und finden sich auch in den internationalen (sicherlich US-dominierten) Statistiken von Roll20 und Fantasy Grounds wieder. Daher finde ich schon, dass man mangels anderer Daten mal annehmen kann, das gilt auch so für Deutschland.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 13:52
Demnach fahren wir hier auch alle Automatik und hören Country?

Wir hatten hier Jahrzehnte DSA, demnach nie die Marktdominanz und Systemignoranz der USA.

Japan z.B. hat einen unglaublich hohen CoC Anteil.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: after.job.nerd am 22.06.2022 | 13:59
Cool, freut mich, kaufe ich gleich noch mal was ein.  :d

Mir hat der Jim mal erzählt, er bekommt ständig Lokalisierungsangebote aus aller Welt, aber die Leute sind alle planlos und wollen das Projekt dann Kickstartern, was dann für ihn ein Zeichen ist, dass sie nicht nur planlos sind, sondern auch zu arm. (sinngemäße Paraphrase)

Es war einer der größeren deutschen Rollenspielverlage, der schon eine ganze Reihe fremdsprachiger Rollenspiele herausgebracht hat.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 14:08
Demnach fahren wir hier auch alle Automatik und hören Country?
Laut Statista war 2021 der Marktanteil von Country in den USA bei 8%. Im Gegensatz dazu hören ca. 20% aller Deutschen gerne Schlager. Da sind wir hier also wesentlich krasser drauf ;-) Rock/Pop liegt ungefähr bei 50-60% in beiden Ländern. Nehme ich mal als Beispiel, dass es weniger Unterschied gibt, als vermutet. Hat natürlich nix mit Rollenspielen zu tun, ist mir schon klar.

Das Verhältnis von Schaltgetriebe zu Automatik hat mich übrigens überrascht. Es ist etwa 50:50. Das hätte ich nicht gedacht. Nicht zuletzt durch E-Autos wird das Schaltgetriebe letztlich immer mehr an Bedeutung verlieren.

Zitat
Wir hatten hier Jahrzehnte DSA, demnach nie die Marktdominanz und Systemignoranz der USA.
Wenn du konstant 20.000 DSA-Spielern (um einfach mal irgendeine Zahl zu nennen) aber auf einmal 100.000 D&D-Spielerinnen dazu kommen, verschieben sich die Verhältnisse, ohne das DSA absolut verliert. Ich denke, genau diesen Effekt beobachten wir aktuell in der Szene.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 22.06.2022 | 14:12
Wenn du konstant 20.000 DSA-Spielern (um einfach mal irgendeine Zahl zu nennen) aber auf einmal 100.000 D&D-Spielerinnen dazu kommen, verschieben sich die Verhältnisse, ohne das DSA absolut verliert. Ich denke, genau diesen Effekt beobachten wir aktuell in der Szene.

Sehr schlauer Blickwinkel, so habe ich das noch gar nicht gesehen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 14:16
Wenn du konstant 20.000 DSA-Spielern (um einfach mal irgendeine Zahl zu nennen)

Um zusammenzufassen: Das "irgendeine Zahl" ist mein Problem hier.

Klar kann es sein dass alle DSAler Ü40 Veteranen sind und jetzt alle Minecraft-Spieler über CR zu D&D 5E migrieren, aber mehr als Theorie ist das nicht.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Crimson King am 22.06.2022 | 14:20
Mir ist nicht 100%ig klar, ob es um den deutschen Markt geht, also die in D verkauften Spiele, auch solche ausländischer Herkunft, oder um den deutschsprachigen Markt. Für letzteren ist die Erklärung meines Erachtens einfach: die Leute kaufen die englischen Sachen. Rollenspiel ist ein Bildungshobby, gute Englischkenntnisse in der Spielerschaft weit verbreitet. Die englischen Fassungen kommen früher raus, d.h. viele haben sie schon, wenn die Übersetzung erscheint, und man kann sich sicher sein, dass die Übersetzungen nicht irgendwann eingestellt werden, weil sie zu schlecht laufen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: takti der blonde? am 22.06.2022 | 14:21
Rollenspiel ist ein Bildungshobby

Vielleicht ist es gerade so, aber es gibt keine innere Logik, warum das so sein sollte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 14:23
Wenn du konstant 20.000 DSA-Spielern (um einfach mal irgendeine Zahl zu nennen) aber auf einmal 100.000 D&D-Spielerinnen dazu kommen, verschieben sich die Verhältnisse, ohne das DSA absolut verliert. Ich denke, genau diesen Effekt beobachten wir aktuell in der Szene.
Sehe ich genau so. Wobei ich durchaus glaube, dass DSA auch absolut verliert, weil Leute  von DSA zu D&D5 abwandern während es umgekehrt wohl weniger der Fall ist.
Aber stärker wirkt sicher, dass Neulinge mit D&D5 anfangen, wo sie vorher mit DSA angefangen hätten.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: after.job.nerd am 22.06.2022 | 14:23
Wenn du konstant 20.000 DSA-Spielern (um einfach mal irgendeine Zahl zu nennen) aber auf einmal 100.000 D&D-Spielerinnen dazu kommen, verschieben sich die Verhältnisse, ohne das DSA absolut verliert. Ich denke, genau diesen Effekt beobachten wir aktuell in der Szene.

Wir haben den Feiertag letzte Woche für einen Familien-Shopping-Ausflug nach Maastricht genutzt. Tolle Stadt, viele kleine Läden, nicht die hier übliche Dominanz großer Ketten. Natürlich habe ich vorher nach Rollenspiel-Läden gegoogelt. Man weiss ja nie, was für verstaubte Schätzchen man in alteingesessenen Rollenspiel-Läden noch findet.

Ergebnis:
Be Laden 1 nahmen Brettspiele etwa die Hälfte der Fläche in Beschlag, der Rest waren Games Workshop-Sachen. Die „Rollenspiel-Abteilung“ bestand aus drei Regalfächern D&D5E.
Laden 2 war eine wahre Fundgrube an Merchandise quer durch alle Genres. Freunde von Trading Miniature Games aus längst vergangenen Tagen hätten ihre Freude gehabt. Jetzt nicht mehr. Mein Ältester hat den Großteil seines Ersparten da gelassen. Auch hier bestand die „Rollenspiel-Abteilung“ ausschließlich aus D&D5E.

Unsere Stadtbücherei (Kleinstadt mit knapp 40.000 Einwohnern) veranstaltet jetzt „Stranger Things“-Tage mit D&D5E-Einführungsrunden. Und hat jetzt die deutschen D&D5E-Bücher im Verleihbestand.

Den massiven Zuwachs an 5E-Spielern, die vorher keine Rollenspieler waren, halte ich nicht für unplausibel. Meine Tochter erzählte mir kürzlich, einige ihrer Schulfreundinnen seien gerade auf der Suche nach jemandem, der ihnen D&D beibringt. Alle angefixt durch Stranger Things.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 14:26
Ich war kürzlich mal im Donauzentrum in Wien. Im Thalia Buchkettenladen stand ein D&D5 Monsterhandbuch. Im Elfenland-Merchshop gibt es jetzt eine D&D-Abteilung mit Büchern und Würfeln.
Vorher wie heute wäre das für kein anderes Rollenspiel so.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 14:44
Laden 2 war eine wahre Fundgrube an Merchandise quer durch alle Genres. Freunde von Trading Miniature Games aus längst vergangenen Tagen hätten ihre Freude gehabt. Jetzt nicht mehr. Mein Ältester hat den Großteil seines Ersparten da gelassen. Auch hier bestand die „Rollenspiel-Abteilung“ ausschließlich aus D&D5E.

Ich vermisse Läden in denen die Rollenspiel-Abteilung eben nicht nur aus ... 1,2,3 Systemen besteht. Früher standen da auch mal 10 verschiedene rum.

Da ich nicht aktiv suche ist derzeit mein einziger Anküpfungspunkt an neue Rollenspielpublikationen: :t:

(Hey Verlage/Improteure das ist ein Grund dieses Forum zu unterstützen!)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 22.06.2022 | 14:51
Ist es ein Zeichen von überlegener Qualität oder größerem Erfolg, dass DnD5 heimische Zäune überwinden kann, an denen die deutschen Eigenproduktionen gescheitert sind? Oder ist Hasbro nur einfach so übermächtig, dass die jedes erdenkliche Produkt überall hineindrücken können, wo sie es haben wollen?

Ursprünglich wars ja mit DSA auch ähnlich, die waren in den Spieleläden unter anderem deshalb vertreten, weil Schmidt Spiele DSA im Gesamtpaket ihres Sortiments in die Läden gebracht hat, da war quasi die Marktmacht von Schmidt Spiele ein relevanter Faktor.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 14:55
Rollenspiel ist ein Bildungshobby

Was genau bedeutet das?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 14:58
Da es mich gerade mal interessiert

Charmante Schwertlesben hatte 244 Unterstützer und 17,820€, das englische Original (https://www.kickstarter.com/projects/evilhat/thirsty-sword-lesbians) hingegen 8,152 Unterstützer und $298,568.

Deutschsprachig:
Schweiz: 8,6 Mio  Östereich: 8,9  Deutschland: 83,1

Englischsprachig:
Vereiniges Königreich: 67,2 Australien: 25,8 USA: 331,4

Ich hab alle Einwoherzahlen genommen, wohl wissend das es etwa in der Schweiz vieleicht nur 1/3 ausmacht.

Wikipedia sagt auch Englischsprachig sind etwa 340 Mio Deutsch etwa 90 - 105 Mio Das passt soweit mit den Ausgesuchten Ländern in etwa.

Anzahl der Backer in PPM (PeoplePerMillion)
D: 244 / 100 = 2,4
E: 8152 / 340 = 23,9

Geld:
D: 178,2 €PM
E: 878,1 $PM

Aber ich glaub das Spiel ist schon sehr speziell und vieleicht wäre ein anderes Crowdfundig besser geeignet gewesen,... trozdem könnte man von einem Faktor 10 bei den Leuten ausgehen noch faktor 5 beim Geld (wechselkurs 1:1 angenommen)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 15:02
Ist es ein Zeichen von überlegener Qualität oder größerem Erfolg, dass DnD5 heimische Zäune überwinden kann, an denen die deutschen Eigenproduktionen gescheitert sind? Oder ist Hasbro nur einfach so übermächtig, dass die jedes erdenkliche Produkt überall hineindrücken können, wo sie es haben wollen?

Ursprünglich wars ja mit DSA auch ähnlich, die waren in den Spieleläden unter anderem deshalb vertreten, weil Schmidt Spiele DSA im Gesamtpaket ihres Sortiments in die Läden gebracht hat, da war quasi die Marktmacht von Schmidt Spiele ein relevanter Faktor.

Ich denke du hast den Pudels Kern getroffen!
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Gunthar am 22.06.2022 | 15:03
Schweiz ist etwa 3/4 Deutsch. Was auch eine Rolle spielt, ist das Marketing und die Zugänglichkeit der Systeme. Ein D&D ist zugänglicher als DSA. Eine höhere Hürde ist aber auch ein Grund, dass ein System weniger verkauft wird. Und D&D ist halt auf Social Media doch viel präsenter als zB DSA.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 15:13
Und D&D ist halt auf Social Media doch viel präsenter als zB DSA.
Der Glücksfall bei D&D war, dass die 5E unbeabsichtigt sehr gut aufführbar ist. Andere Systeme wie z.B. DSA tuen sich dabei schwerer. Da gab es mal ein interessantes Video von Orkenspalter zu, warum sie sich für ihre 7G-Kampagne ein "hoch ist gut" System selbst gebastelt haben, dass die Original-DSA-Regeln zu benutzen. Für die Spielenden selbst funktionieren auch komplexere Systeme mit Bodenplänen, Taktik, allgemein langsameren Prozeduren, was Kampf oder Proben angeht, aber zum Zusehen ist das schlecht. Zudem viele auch nur Zuhören und nicht zusehen. Daher war die 5E anfangs erfolgreicher als Actual Play und jetzt befeuert sich das auf YT selbst: Immer mehr Leute sehen, dass ihre Kanäle besser laufen, wenn sie über die 5E sprechen und das führt dazu, dass es immer mehr Kanäle über 5E gibt.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: nobody@home am 22.06.2022 | 15:17
Ein Punkt ist vermutlich auch einfach, daß Deutschland ohnehin schon seit Jahrzehnten mehr Popkultur aus den USA importiert, als es selber originäre Eigengewächse hervorbringt. Das sieht man in Sachen Comics, Filme, Fernsehen, Literatur...wieso sollte man also erwarten, daß ausgerechnet der kleine Nebenschauplatz Rollenspielsektor sich da querstellt?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 15:25
Schweiz ist etwa 3/4 Deutsch.

Ei wieder was gelert,...

Was auch eine Rolle spielt, ist das Marketing und die Zugänglichkeit der Systeme. Ein D&D ist zugänglicher als DSA. Eine höhere Hürde ist aber auch ein Grund, dass ein System weniger verkauft wird. Und D&D ist halt auf Social Media doch viel präsenter als zB DSA.

Ja Marktmacht hat Megavolt ja schon genannt. Daraus kann man dann auch vieles ableiten. Wenn ich als kleinverlag ein System habe das vom Regelmechanismus besser ist werde ich trozdem nicht gegen einen Marktbeherschenden Konzern etwas reissen können. Marketing kostet Geld und Social Media ist auch Marketing.

Natürlich kann es auch ein Marktführer vergeigen und verpatzen - kommt ja auch in anderen branchen so vor (Ich sage nur die handysparte von Nokia).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Zanji123 am 22.06.2022 | 15:30
Der Glücksfall bei D&D war, dass die 5E unbeabsichtigt sehr gut aufführbar ist. Andere Systeme wie z.B. DSA tuen sich dabei schwerer. Da gab es mal ein interessantes Video von Orkenspalter zu, warum sie sich für ihre 7G-Kampagne ein "hoch ist gut" System selbst gebastelt haben, dass die Original-DSA-Regeln zu benutzen. Für die Spielenden selbst funktionieren auch komplexere Systeme mit Bodenplänen, Taktik, allgemein langsameren Prozeduren, was Kampf oder Proben angeht, aber zum Zusehen ist das schlecht. Zudem viele auch nur Zuhören und nicht zusehen. Daher war die 5E anfangs erfolgreicher als Actual Play und jetzt befeuert sich das auf YT selbst: Immer mehr Leute sehen, dass ihre Kanäle besser laufen, wenn sie über die 5E sprechen und das führt dazu, dass es immer mehr Kanäle über 5E gibt.

Bingo das is halt auch ein WICHTIGER Punkt. Ein DSA Stream mit allen Regeln (sei es DSA 4.1 oder 5) ist halt auch ULTRA öde imho da einfach sehr viel gewürfelt wird. Ein Außenstehender blickt da jetzt nicht ganz so durch und du müsstest das für Neueinsteiger erstmal erklären wie da jetzt alles abläuft (lass da mal einen Elementaristen mitspielen dann wird's witzig)

Bei D&D 5E hast du einfach D20 + Modifikator = Ergebnis mit Ziel vergleichen fertig. Auch ohne große Erklärung würde so ein Neueinsteiger schnell mitkommen ohne sich jetzt erstmal 20 min Regel gelaber anzuhören.

Des weiteren ein wichtiger Grund: Willst du bei Youtube erfolgreich werden mit RPGs musst du halt ein eher "international bekanntes" System nehmen und halt auf englisch streamen. Sei es Pathfinder, D&D, CoC oder so.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 15:32
Mir fehlt etwas der Überblick deswegen auch mal die Frage:

Wird in den USA in den Medien Werbung für Rollenspiele gemacht?
Hier in deutschland sehe ich Werbung für Rollenspielen nämlich im Fernsehen nicht (mehr).

---

Ich meine auch "Wie kommt man heute als unbeteiligter Mensch zum Rollenspielen?"
Ich postuliere das es in den USA vieleicht mehr Werbung gibt auch in Medien welche keine überschneidungen haben,...
und ja die Präsentation von produkten in einem Laden der auch andere Produkte hat wäre da auch Werbung.

Schlussendlich bin ich auch zum Rollenspiel gekommen weil ich im Vedes Fachgeschäft die Rote Box D&D gesehen habe, neben "anderen" Brettspielen, sie mir aber zu teuer war - als beim Vereins-Schachspielen dann einer die Box dabei hatte durfte ich sie mir auch mal ausleihen,... tja und so fing bei mir alles an, ganz ohne "MB präsentiert ..." im Fernsehen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Boba Fett am 22.06.2022 | 15:42
englischsprachige Rollenspiele erreichen viel mehr Menschen als deutschsprachige.

Selbst in den USA gibt es 300 Millionen Einwohner und da das Zeug englischsprachig ist, verkauft es sich weltweit.
Selbst in Deutschland kaufen etliche Rollenspieler lieber das Original als die deutsche Übersetzung (und das kann auch gute Gründe haben, aber das lasse ich mal weg).
Und in USA ist das Selbstverständnis Rollenspiele zu spielen schon länger ein ganz anderes als in Deutschland.
Insofern hat ein Verlag, der international auftritt viel mehr Budget - auch für Werbung.

"Wie kommt man heute als unbeteiligter Mensch zum Rollenspielen?"
Wenn nicht durch Mundpropaganda, dann entweder durch Youtube oder Twitch, oder durch ein artverwandtes Spiel (z.B. Tabletop).

Die Zeit, dass man Rollenspiele im Spieleladen gekauft hat, ist doch leider vorbei.
Heute kauft man im Internet. Und das bedeutet: "unbeteiligte" finden nicht über das Warenangebot zum Spiel.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 15:47
Ist es ein Zeichen von überlegener Qualität oder größerem Erfolg, dass DnD5 heimische Zäune überwinden kann, an denen die deutschen Eigenproduktionen gescheitert sind?
Teils Teils.

D&D5 ist
In den Medien präsent (Streaming-Serien, bekannte Actual Play-YouTuber, Computerspiele, wahrscheinlich der wichtigste Punkt überhaupt)
Einsteigerfreundlich(er als die typischen deutschen Systeme)
Optisch ansprechend (Nach Mainstream-Geschmack)

Die Marketing-Abteilung von Wizards spricht außerdem besser die Sprache der Jungen und ist auf den entsprechenden Kanälen unterwegs
+Die heutige Jugend konsumiert deutlich mehr englische und internationale Inhalte als früher. Großteils auch in O-Ton.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 15:53
Habt ihr denn das Gefühl, dass es rein an der Masse der englischsprachigen Menschen liegt? Was ist denn mit neuen deutschen Rollenspielen? Wieso können sie sich nicht so gut etablieren wie früher? (Reines Gefühl, ich kann das nicht belegen.) Die letzte große Rollenspiele waren doch SpliMo und Hexxer. Auch wenn viele mit D&D beginnen und nur dabei bleiben, wo ist denn die etablierte Masse an Rollenspielern, die das "neue" unterstützt, fördert oder kreiert?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 15:55
Wird in den USA in den Medien Werbung für Rollenspiele gemacht?
Hier in deutschland sehe ich Werbung für Rollenspielen nämlich im Fernsehen nicht (mehr).

Blöde Frage, aber wer unter 60 schaut denn heute Fernsehen? Ich kenne eigentlich niemanden, der nicht bereits pensioniert ist, und nicht nur streamt.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Rhylthar am 22.06.2022 | 15:58
Blöde Frage, aber wer unter 60 schaut denn heute Fernsehen? Ich kenne eigentlich niemanden, der nicht bereits pensioniert ist, und nicht nur streamt.
Hab noch ein paar Jährchen bis dahin, also meld ich mich mal. :)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: sma am 22.06.2022 | 15:58
IMHO ist es viel effektiver, sich z.B. an die Gruppe der CRPG-Spieler zu wenden, statt "wahllos" Fernsehwerbung zu schalten. Und gezielte Werbung bedeutet Facebook, Youtube, usw.

Baldurs Gate, die perfekte Einstiegsdroge für D&D, verkaufte sich vor 20 Jahren mehr als 3,5 Mio mal. Durch den Re-Release vor einigen Jahren haben sie diese Zahlen bestimmt mindestens verdoppelt. BG 3, obwohl noch nicht offiziell erschienen, wurde schon mehr als 1 Mio mal bestellt. Das ist alles aber wenig gegenüber den bereits existierenden 10 Mio Usern von D&D Beyond.

Also andere Spiele anschauen: Fallout 4 wurde mehr als 15 Mio mal verkauft. Und GTA5 mehr als 135 Mio mal. (Und das alles ist nichts gegen 2,7 Mrd Downloads von Candy crush :-)

Das neue Diablo Immortal hat auf Android 5+ Mio Downloads und ich bin mir gerade nicht sicher, ob Google da überhaupt noch größere Zahlen anzeigt. Zusammen mit iOS und allein 1 Mio PC-Downloads am ersten Tag sind das aber zusammen bestimmt auch 10+ Mio Leute, die zumindest mal an Fantasy-Kampf-Kram interesse haben.

Nicht zu vergessen auch, dass WotC auch noch alle MtG-Spieler (geschätzt 40 Mio) als potentielle D&D-Spielenden hat.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Boba Fett am 22.06.2022 | 16:01
Habt ihr denn das Gefühl, dass es rein an der Masse der englischsprachigen Menschen liegt? Was ist denn mit neuen deutschen Rollenspielen? Wieso können sie sich nicht so gut etablieren wie früher? (Reines Gefühl, ich kann das nicht belegen.) Die letzte große Rollenspiele waren doch SpliMo und Hexxer. Auch wenn viele mit D&D beginnen und nur dabei bleiben, wo ist denn die etablierte Masse an Rollenspielern, die das "neue" unterstützt, fördert oder kreiert?
Böse gefragt: was denn neues?
Splittermond ist ein anderes DSA und Hexxen Siebzehndrölfzig ist ein anderes Warhammer Fantasy. (sehr übertrieben formuliert).
Oder meinst Du Dune, das es auch schon ende der 90er gab? Oder Fading Suns, das es auch schon Ende ... egal!
Scherz beiseite...
Es gibt durchaus neues Zeug. Und das ist auch erfolgreich. Auch in Deutschland. auch in Deutsch. Tales from the Loop zum Beispiel.
Aber die Zahlen für die deutschsprachige Ausgabe lassen sich eben nicht mit denen der englischen Ausgabe vergleichen.
Und damit auch nicht die Marge.

Und: Wer schaltet heute denn noch Werbung im TV? Wer guckt denn heute noch analoges TV (und nicht gestreamtes Zeug?)
Und bevor Du bei Youtube Werbung schaltest, kannst du doch lieber ein cooles Actual play einstellen und daran arbeiten durch likes und Kommentare das YT System selber für dich arbeiten und werben zu lassen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 16:02
Was ist denn mit neuen deutschen Rollenspielen? Wieso können sie sich nicht so gut etablieren wie früher? (Reines Gefühl, ich kann das nicht belegen.) Die letzte große Rollenspiele waren doch SpliMo und Hexxer. Auch wenn viele mit D&D beginnen und nur dabei bleiben, wo ist denn die etablierte Masse an Rollenspielern, die das "neue" unterstützt, fördert oder kreiert?
Du meinst HeXXen 1733, oder? Das kam doch erst 2018 raus. Splittermond 2013/14. In welchen Abständen erwartest du denn neue große deutsche Rollenspiellinien?

Es gibt durchaus neues Zeug. Und das ist auch erfolgreich. Auch in Deutschland. auch in Deutsch. Tales from the Loop zum Beispiel.
Tale from the Loop ist ein übersetztes schwedisches System.

Blöde Frage, aber wer unter 60 schaut denn heute Fernsehen? Ich kenne eigentlich niemanden, der nicht bereits pensioniert ist, und nicht nur streamt.
Die Aussage ist grundlegend schon richtig. Für die Jugend ist das Internet die Werbeplattform Nr1, nicht mehr das Fernsehen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Boba Fett am 22.06.2022 | 16:06
Tale from the Loop ist ein übersetztes schwedisches System.

Weiss ich doch, hatte nur vergessen, dass es nativ deutsch und innovativ neu sein soll.
...und dann muss ich passen... Mir fällt gerade keines ein.
(also mir fällt schon was ein. Diverse Fate Settings zum Beispiel, oder Engel. Aber nichts dass jetzt irgendwas wirklich neues ist, dass auch in den letzten 5 -10 Jahren erschienen ist und deutschsprachig.)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 22.06.2022 | 16:10
Seelenfänger
Eis & Dampf
Finsterland
Freude schöner Götterfunken
Spherechild
Die Fate-Setting vom Uhrwerk-Verlag
Malmsturm

Sind halt keine großen Linien, aber deutsch (bzw. österreichisch im Fall von Finsterland) und angenehm eigenständig
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 16:17
Du meinst HeXXen 1733, oder? Das kam doch erst 2018 raus. Splittermond 2013/14. In welchen Abständen erwartest du denn neue große deutsche Rollenspiellinien?
Tale from the Loop ist ein übersetztes schwedisches System.
Die Aussage ist grundlegend schon richtig. Für die Jugend ist das Internet die Werbeplattform Nr1, nicht mehr das Fernsehen.

Yep, HeXXen, mein Fehler, danke :) Und naja, mehr als alle vier Jahre ein richtiger Durchbruch wäre mein Anspruch. In gleicher Zeit gab es viele erfolgreiche englische Rollenspiele:  the Spire, Ironsworn, Blades in the Dark, the One Ring 2e, Worlds Without Number, Conan/Dune/2d20 Spiele, Mörk Borg, Kids on Bikes, the Witcher RPG. Einige davon haben es übersetzt zu uns geschafft, aber selbst wenn wir die Diskrepanz zwischen englische und deutsche Spielerzahlen berücksichtigen möchte ich meinen, dass wir einfach nicht viele Rollenspiele produzieren, die genauso Fuß fassen wie im englischen Raum.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 16:38
Yep, HeXXen, mein Fehler, danke :) Und naja, mehr als alle vier Jahre ein richtiger Durchbruch wäre mein Anspruch. In gleicher Zeit gab es viele erfolgreiche englische Rollenspiele:  the Spire, Ironsworn, Blades in the Dark, the One Ring 2e, Worlds Without Number, Conan/Dune/2d20 Spiele, Mörk Borg, Kids on Bikes, the Witcher RPG. Einige davon haben es übersetzt zu uns geschafft, aber selbst wenn wir die Diskrepanz zwischen englische und deutsche Spielerzahlen berücksichtigen möchte ich meinen, dass wir einfach nicht viele Rollenspiele produzieren, die genauso Fuß fassen wie im englischen Raum.

Wir sind halt Deutsche, wir meckern und jammern lieber ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 22.06.2022 | 16:47
Wir (Ulisses) sitzen gerade dran, das schöne System Dieseldrachen von Marc Söker auf den Markt zu bringen, vielleicht wird das ja der nächste Hit  ;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 22.06.2022 | 16:49
Wir (Ulisses) sitzen gerade daran das schöne System Dieseldrachen von Marc Söker auf den Markt zu bringen, vielleicht wird das ja der nächste Hit  ;D

Cool!  :d
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 16:55
aber selbst wenn wir die Diskrepanz zwischen englische und deutsche Spielerzahlen berücksichtigen möchte ich meinen, dass wir einfach nicht viele Rollenspiele produzieren, die genauso Fuß fassen wie im englischen Raum.

Ich hatte ja mal behauptet dass es auch schwerer ist das heutzutage zu machen, da die Produktionsstandards so hoch sind (bzgl. Geld, nicht Quali), dass das Investitionsvolumen für ein neues Rollenspiel einfach zu heftig ist. Potentiell mehr Käufer sind da sehr relevant.

Aber wieso schaffen das dann Schweden? Müssen wir mehr Surströmming essen?
Im Indie Bereich gibt's auch nicht viel. Dungeonslayers halte ich zwar international für konkurrenzfähig, Warrior, Rogue & Mage ist ein Klassiker, aber sonst?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 22.06.2022 | 17:00
Die Zeit, dass man Rollenspiele im Spieleladen gekauft hat, ist doch leider vorbei.

Ja, leider.

Heute kauft man im Internet. Und das bedeutet: "unbeteiligte" finden nicht über das Warenangebot zum Spiel.

Ja. Das internett hat aber eine sehr extreme "blasenbildungsfunktion" - in jeder hinsicht. Personalisierte Werbung kommt da dann noch erschwerend hinzu und macht das über den Tellerrand schauen noch sehr viel schwerer,... exemplarisch:

Wir (Ulisses) sitzen gerade dran, das schöne System Dieseldrachen von Marc Söker auf den Markt zu bringen, vielleicht wird das ja der nächste Hit  ;D

Was ist das denn? Nie gehört?

--- /// --- /// ---

Will sagen: ohne das :t: würde ich kaum was mitbekommen, weder von Dieseldrachen noch von ... anderem zeugs. Sicher ich könnte auch auf den Kickstarterplatformen sagen "schickt mir zu allem was rollenspiel heist die passende Werbung dazu" aber das will ich auch nicht wirklich.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 22.06.2022 | 17:05
Ihr wollt wirklich wissen, was Dieseldrachen ist? Soll ich einen Thread dazu eröffnen?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 22.06.2022 | 17:05
Ihr wollt wirklich wissen, was Dieseldrachen ist? Soll ich einen Thread dazu eröffnen?
YES
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 22.06.2022 | 17:06
Das wäre aber "Werbung", da ich der zuständige Redakteur bin. Ist das gewünscht? Kann ein Mod sich dazu äußern?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 17:07
Das wäre aber "Werbung", da ich der zuständige Redakteur bin. Ist das gewünscht?

Gibt doch eh schon lange: alter Thread (https://www.tanelorn.net/index.php?topic=107861.0)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 17:08
Ja. Das internett hat aber eine sehr extreme "blasenbildungsfunktion" - in jeder hinsicht. Personalisierte Werbung kommt da dann noch erschwerend hinzu und macht das über den Tellerrand schauen noch sehr viel schwerer,... exemplarisch:

Gutes Marketing würde genau in angrenzenden Blasen Werbung schalten, z.B. bei Computer-Rollenspielern. Ob das geschieht weiß ich leider nicht, weil ich direkt in der PnP-Bubble lebe. Bei Instagram kriege ich z.B. fast nur PnP- und Geeky-T-Shirts-Werbung zu sehen...
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 22.06.2022 | 17:11
Okay, sorry. Dachte halt, es ist problematisch, wenn ich als Redakteur was schreibe
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Crimson King am 22.06.2022 | 17:12
Was genau bedeutet das?

Dass diejenigen, die es betreiben, im Mittel ein überdurchschnittliches Bildungsniveau haben. Das ist für die Diskussion aber nebensächlich. Wenn dich der Satz stört, ignoriere ihn und nimm den Rest meines Posts. Da steckt der eigentliche Inhalt drin.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 22.06.2022 | 17:40
englischsprachige Rollenspiele erreichen viel mehr Menschen als deutschsprachige.

"Wie kommt man heute als unbeteiligter Mensch zum Rollenspielen?"


dem möchte ich noch zufügen, dass sich Hollywoodschauspieler heutzutage ja auch outen können (dürfen), ein PnP Spieler zu sein.
Und dann wird aber halt gerne D&D genannt.

oder die Macher einer nearfuture Polizistenserie mit Orks reden über ihre Anleihen bei Shadowrun.

sicherlich könnte bei einem Streamingsdienst mit akutem Fantasys-Serien-Loch im Programm auch eine PnP-Setting Adaption statt einer Roman Adaption den Lückenbüßer geben.

Borbarad Kampagne statt Wheeloftime. Wenn selbstbewusste weibliche Kämpferinnen der Fokus werden soll, dann halt aus der Perspektive der Amazonen, welche ja gleich zu Beginn der Invasion der Verdammten mitten im Geschehen waren.
 
oder man skriptet sich eine Gruppe tobrische Druidinnen Waldwächter-Hexen zusammen, die sich gegen die Agrimoth´sche Perversion/Werwolf Monster in den Wäldern der schwarzen Sichel stellen (inklusive Integration von rotpelzigen - Ewokfaktor - DSA Goblins Rustpelts Schamanen)

wenn man den wollen tun würde

- duck und weg -

 
 
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 18:17
Dass diejenigen, die es betreiben, im Mittel ein überdurchschnittliches Bildungsniveau haben. Das ist für die Diskussion aber nebensächlich. Wenn dich der Satz stört, ignoriere ihn und nimm den Rest meines Posts. Da steckt der eigentliche Inhalt drin.

War jetzt erstmal nur ne Frage, da ich den Begriff nicht kannte und Google mir auf die Schnelle auch nichts ausgespuckt hat.
Könnte ich mir sogar vorstellen. Wobei ich sagen muss, dass ich die sozial am wenigstens "fähigen" Menschen beim Rollenspiel erlebt habe. Was schon irgendwie schräg ist, dafür das es ja doch ein Hobby ist, wo es sehr stark um Kommunikation geht.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 18:35
Was schon irgendwie schräg ist, dafür das es ja doch ein Hobby ist, wo es sehr stark um Kommunikation geht.

Naja. Rollenspiel strukturiert zwischenmenschliche Kommunikation mit übersichtlichen und deutlich sichtbaren Regeln. Das ist natürlich gerade für Leute hilfreich, die sich sonst mit dem Zwischenmenschlichen schwer tun.

Rollenspiel ist Gespräch mit Stützrädern.  >;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: copacetic am 22.06.2022 | 18:39
Für mich ist Critical Role und Stranger Things ein organisches Wachstum. Wenn ein Marketing-Abteilung mit Nachdruck was rausdrückt, dann gibt es Werbung beim Frühstücksfernsehen und in der Apothekenumschau, so dass Oma es ihrem Enkel kauft ohne zu verstehen was es ist. War wohl damals in DSA Anfangszeiten so. Ob das aktuell in USA so läuft wäre interessant zu wissen.

Ich bin eigentlich positiv überrascht dass wir mehrere deutsche Rollenspielverlage haben wo Leute davon leben können Nischenspiele wie Dungeon World einzudeutschen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: YY am 22.06.2022 | 18:41
Ich bin eigentlich positiv überrascht dass wir mehrere deutsche Rollenspielverlage haben wo Leute davon leben können Nischenspiele wie Dungeon World einzudeutschen.

Bei dem konkreten Beispiel gilt: Tun sie nicht ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: takti der blonde? am 22.06.2022 | 18:44
Gutes Marketing würde genau in angrenzenden Blasen Werbung schalten, z.B. bei Computer-Rollenspielern. Ob das geschieht weiß ich leider nicht, weil ich direkt in der PnP-Bubble lebe. Bei Instagram kriege ich z.B. fast nur PnP- und Geeky-T-Shirts-Werbung zu sehen...

Als Datenpunkt: Als DNDBeyond noch zu Fandom gehörte, gab es regelmäßig bei "Honest Trailers" von ScreenJunkies auf YouTube Werbung für DNDBeyond.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 22.06.2022 | 18:52
Als Datenpunkt: Als DNDBeyond noch zu Fandom gehörte, gab es regelmäßig bei "Honest Trailers" von ScreenJunkies auf YouTube Werbung für DNDBeyond.

Bei Youtube kriege ich übrigens viel Roll20-Werbung. Lebe aber nicht im deutschen Sprachraum und habe eigentlich auch alles auf Englisch konfiguriert. Ich bin bei meinen Österreich-Urlauben immer schockiert wieviel Get-Rich-Fast-Schrott-Spam-Werbung euer Youtube hat.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: klatschi am 22.06.2022 | 19:02
Jupp, Roll20 sehe ich auch oft

Bei "I transform into an owl and fly..." sind die 5 Sekunden Wartezeit meist vorbei  ~;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: takti der blonde? am 22.06.2022 | 19:03
Bei Youtube kriege ich übrigens viel Roll20-Werbung. Lebe aber nicht im deutschen Sprachraum und habe eigentlich auch alles auf Englisch konfiguriert. Ich bin bei meinen Österreich-Urlauben immer schockiert wieviel Get-Rich-Fast-Schrott-Spam-Werbung euer Youtube hat.

Ich bin gerade zu faul ein Beispiel herauszusuchen, aber das ist keine YouTube-generierte Werbung, sondern Teil des Videos, weil ScreenJunkies ebenfalls zu Fandom gehört, wenn ich das richtig verstanden habe. Also eine bewusste Marketing-Entscheidung.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 22.06.2022 | 19:06
Ich denke die WotC werden das schon ganz gut machen bzw. es läuft eh recht gut. Sprich: Es geht jetzt weniger drum mehr Rollenspieler ins Hobby zu bekommen, sondern dafür zu sorgen dass das systemtechnisch etwas diverser wird.

Die "benachbarte Blasen" sind also jetzt nicht Cosplay-Influencer oder Yugioh-Spieler, sondern die Leute die eh schon D&D machen.

Nicht dass das dadurch so viel einfacher wird. Wenn ich mir vorstell' ich wär jetzt tatsächlich so das Online-Klischee, das über YT Videos/Let's Plays/CR reingekommen wäre und daran Spaß habe, dann haben so viele der etablierten Rollenspiele schon harte "elevator pitches".

Ich mein, ich fühl mich schon manchmal etwas "weird" in Gruppen wo 80% der Teilnehmer nie etwas anderes als DSA4 gespielt haben. Das hat schon ein bissl Kult-Charakter.

Mit Ziel "Zweitsystem der Wahl" kommt man vielleicht eher weiter, marketing-technisch. War ja mitunter immer schon so, siehe CoC/Traveller, wo man andere aber beliebte Genres bedient.
"Wir sind Fantasy, aber mit Steampunk Elementen" ist jetzt nicht wirklich der Anfang eines guten Verkaufsgesprächs für ein alternatives System.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Crimson King am 22.06.2022 | 19:14
Rollenspiel ist Gespräch mit Stützrädern.  >;D

like  :)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Gunthar am 22.06.2022 | 20:08
Die Zeit, dass man Rollenspiele im Spieleladen gekauft hat, ist doch leider vorbei.
Heute kauft man im Internet. Und das bedeutet: "unbeteiligte" finden nicht über das Warenangebot zum Spiel.
In der Schweiz werden Rollenspiele primär über kleinere Spieleläden verkauft. Im Buchhandel hingegen sieht man kaum Rollenspiele.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 22.06.2022 | 20:42
Naja. Rollenspiel strukturiert zwischenmenschliche Kommunikation mit übersichtlichen und deutlich sichtbaren Regeln. Das ist natürlich gerade für Leute hilfreich, die sich sonst mit dem Zwischenmenschlichen schwer tun.

Rollenspiel ist Gespräch mit Stützrädern.  >;D

Najain,
ich finde zum (guten) Rollenspielen gehört (für mich) eine ordentliche Portion Empathie dazu. Alleine schon um zu merken, wie ich mit meinen Mitspieler:innen umgehen/spielen kann ohne Grenzen zu überschreiten etc.
Aber ja, dass haben die fraglichen Leute vermutlich einfach nicht auf dem Radar.
Deshalb spiel ich auch nicht mehr auf Cons ^^.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 06:55
Habt ihr denn das Gefühl, dass es rein an der Masse der englischsprachigen Menschen liegt? Was ist denn mit neuen deutschen Rollenspielen? Wieso können sie sich nicht so gut etablieren wie früher? (Reines Gefühl, ich kann das nicht belegen.) Die letzte große Rollenspiele waren doch SpliMo und Hexxer. Auch wenn viele mit D&D beginnen und nur dabei bleiben, wo ist denn die etablierte Masse an Rollenspielern, die das "neue" unterstützt, fördert oder kreiert?
Und naja, mehr als alle vier Jahre ein richtiger Durchbruch wäre mein Anspruch.

Dazu noch eine Frage:
Die englischsprachigen Rollenspiele gehen inzwischen in die zig Tausende. Praktisch jede denkbare Variante wurde gemacht oder kommt in unglaublichem Takt raus. Übersetzungen sind deutlich günstiger und damit wohl auch profitabler als Eigenarbeiten.
Abgesehen von Nationalstolz und persönlichen Lieblingsprojekten von Autoren - Was hat ein deutscher Verlag und die deutsche Rollenspielszene eigentlich von originär deutschen Rollenspielen? Mir persönlich ist es völlig egal, ob ein tolles neues Rollenspiel aus Deutschland kommt oder eine Übersetzung ist, solange die Übersetzung gut gemacht ist. Was hätte das Label "RPG Made in Germany" für euch für eine Bedeutung, dass der Erscheinungstakt/Anteil solcher Systeme überhaupt relevant ist?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 23.06.2022 | 07:06
Die Sprache ist im Idealfall besser und zwar um Längen und Ligen.

Man denke mal an die Texte zur goldenen Zeit von DSA, dein Nick legt nahe, dass du die kennst, wenn die Momo Evers was über den aventurischen Dschungel geschrieben hat, mein lieber Herr Gesangsverein.

Viele Texte im Rollenspielbereich sind ja sehr poetisch oder sehr speziell (zum Beispiel historisierend oder mit viel schrägem Fachvokabular), das kann ein Muttersprachler, ders drauf hat, immer viel besser. Gilt ja anders herum auch, weswegen man Texte oft lieber im englischen Original liest als in der Übersetzung.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Boba Fett am 23.06.2022 | 07:39
In der Schweiz werden Rollenspiele primär über kleinere Spieleläden verkauft.

Das Rollenspiele nicht mehr in den einschlägigen Shops verkauft werden (auch da mag es einen klaren Trend geben) war nicht meine Aussage.
(Wir haben in Bremen auch einen gutsortierten Highlander Games.)
Meine Aussage war, dass Leute, die noch nie mit RSP in Kontakt waren, nicht durch einschlägige Shops zum RSP spielen kommen.
Denn die gehen da in aller Regel gar nicht erst nicht rein. Die sehen sich im Internet um. Und da auch nicht in RSP online Shops, sondern bei Amazon oder so.
Da gibt es das Zeug auch, aber der geht gegen den Rest des Angebots unter.
Wenn Wahrnehmung funktioniert, dann in den online Medien.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 07:45
Man denke mal an die Texte zur goldenen Zeit von DSA, dein Nick legt nahe, dass du die kennst, wenn die Momo Evers was über den aventurischen Dschungel geschrieben hat, mein lieber Herr Gesangsverein.
Ich kenne jeden DSA-Hintergrundband von 1 bis 4.1 und die meisten von 5. Im Laufe der Zeit habe ich den Schreibstil allerdings als immer mühsamer und schwafeliger empfunden (das gilt übrigens auch für Splittermond) und bevorzuge inzwischen knackige Beschreibungen, die genau das liefern, was mich zu Abenteuern inspiriert. Aber das ist mein persönlicher Geschmack.
Wenn diese Art von Texten für dich eine Stärke von deutschen Produkten sind, ist das natürlich legitim.

Gilt ja anders herum auch, weswegen man Texte oft lieber im englischen Original liest als in der Übersetzung.
Ich nicht. Ich lese Englisch problemlos, wenn ich es nicht auf Deutsch kriege. Wenn eine deutsche Übersetzung vorhanden ist, werde ich immer die nehmen. Aber das ist wiederum persönlicher Geschmack und ich kann leider auch nicht einschätzen, welche Einstellung am Markt verbreiteter ist.
Die einzige Übersetzung die ich überhaupt nicht packe sind die letzten paar Scheibenwelt-Bücher, nachdem der Übersetzer gewechselt wurde *schauder*
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Zanji123 am 23.06.2022 | 08:04
Dazu noch eine Frage:
Die englischsprachigen Rollenspiele gehen inzwischen in die zig Tausende. Praktisch jede denkbare Variante wurde gemacht oder kommt in unglaublichem Takt raus. Übersetzungen sind deutlich günstiger und damit wohl auch profitabler als Eigenarbeiten.
Abgesehen von Nationalstolz und persönlichen Lieblingsprojekten von Autoren - Was hat ein deutscher Verlag und die deutsche Rollenspielszene eigentlich von originär deutschen Rollenspielen? Mir persönlich ist es völlig egal, ob ein tolles neues Rollenspiel aus Deutschland kommt oder eine Übersetzung ist, solange die Übersetzung gut gemacht ist. Was hätte das Label "RPG Made in Germany" für euch für eine Bedeutung, dass der Erscheinungstakt/Anteil solcher Systeme überhaupt relevant ist?

"Übersetzungen sind deutlich günstiger" ... ähm... eine GUTE Übersetzung ist mehr als "nimm einen englischen text und übersetze diesen wörtlich ins Deutsche" daher kostet das schon einiges. Dazu hast du immer noch Lizensgebühr und Druckkosten.

Das "Problem" ist einfach das man normalerweise nie mehr als sag ich mal 3 oder 4 aktive Systeme hat... alles darüber hinaus kauft man sich evtl. weils "interessant klingt" aber wird halt nie angespielt. Neue Systeme haben es da halt schwer allein schon deswegen weil es kaum Reviews dafür gibt die das für Nerds interessant macht.

Nehmen wir als Beispiel Schatten des Dämonenfürsten als relativ kleines System. im englischsprachigen Raum (bzw. weltweit) findest du mehrere Reviews.... auf deutsch vielleicht 3 oder 4 (davon eine bei Teilzeithelden bei dem der Tester irgendwie keinen Bock auf das System hatte und deswegen die Regeln nicht soooo wirklich gelesen hat imho)

Was aber auch klar ist, der rein deutsche Raum ist einfach kleiner als "weltweit" und im letzteren wird's definitiv mehr Leute geben die das System eher interessiert.

Festgefahren ist der Rollenspielmarkt aber nicht imho.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 08:24
Borbarad Kampagne statt Wheeloftime. Wenn selbstbewusste weibliche Kämpferinnen der Fokus werden soll, dann halt aus der Perspektive der Amazonen, welche ja gleich zu Beginn der Invasion der Verdammten mitten im Geschehen waren.
Ja klar, und dann hast du den Jugendschutz am Hals, wenn das originalgetreu umgesetzt wird. Im Vergleich zur Borbarad-Kampagne ist vieles, das zur Zeit in den Medien läuft, Kinderkram.

EDIT: hier fehlt ein "nicht wirklich ironie, aber lustig gemeint" Smiley :-)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 08:27
Deutschsprachig:
Schweiz: 8,6 Mio  Östereich: 8,9  Deutschland: 83,1

Englischsprachig:
Vereiniges Königreich: 67,2 Australien: 25,8 USA: 331,4

Ich hab alle Einwoherzahlen genommen, wohl wissend das es etwa in der Schweiz vieleicht nur 1/3 ausmacht.

Wikipedia sagt auch Englischsprachig sind etwa 340 Mio Deutsch etwa 90 - 105 Mio Das passt soweit mit den Ausgesuchten Ländern in etwa.

Anzahl der Backer in PPM (PeoplePerMillion)
D: 244 / 100 = 2,4
E: 8152 / 340 = 23,9

Geld:
D: 178,2 €PM
E: 878,1 $PM
Laut bpb (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52515/weltsprache/) ist Englisch Erst- oder Zweitsprache von rund “940 Millionen Menschen”. Gerade bei Kickstartern gehe ich davon aus, das der Unterschied zwischen Erst- und Zweitsprache klein ist. Daher sind wir eher bei:


E: 8152 / 940 = 8.7

Das ist immernoch das dreieinhalb-fache von Deutschland,, aber deutlich näher dran.

Wenn du jetzt noch einrechnest, dass Innovative Produkte in größerer Zahl (um besondere Umstände auszulassen) eher dort finanziert werden, wo Leute davon leben können, passt das schon zusammen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 08:32
Bei SpliMo hatte ich Anfangs das Gefühl, dass da ganz ordentlich hype drum entstanden ist und es kamen ja auch ziemlich schnell neue Produkte hinzu. Inzwischen wirkte es auf mich so, als wäre das ziemlich eingeschlafen.
Ein Freund, der lange SpliMo gespielt hat, meinte dazu, dass die Regeln anfangs eingängig sind, aber bei langem Spiel durch Interaktion zwischen den Regeln immer komplexer werden, bis sie kaum mehr zu überblicken sind.

Könnte also handwerkliche Gründe haben (ein komplexes Magiesystem aufzubauen, auf das alle irgendwie Zugriff haben, aber nicht gleich, ist auch verdammt schwer; ich habe mich bis vor kurzem immer darum gedrückt und bin auch jetzt noch vorsichtig).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Raven Nash am 23.06.2022 | 08:55
Ich nicht. Ich lese Englisch problemlos, wenn ich es nicht auf Deutsch kriege. Wenn eine deutsche Übersetzung vorhanden ist, werde ich immer die nehmen. Aber das ist wiederum persönlicher Geschmack und ich kann leider auch nicht einschätzen, welche Einstellung am Markt verbreiteter ist.
Demnach die Qualität von Übersetzungen allgemein abnimmt (man betrachte mal die Synchro von Filmen und Serien - was da in der Übersetzung verbockt wird, ist oft haarsträubend), ist mein Eindruck, dass deren Bedeutung eben weniger wird. Allerdings scheint es eine Schere zu geben - die Gruppe derer, die das Original bevorzugt wächst, gleichzeitig aber auch die Gruppe derer, für die Englisch abschreckend ist. Das mag durchaus demographische Gründe haben.

Zitat
Deutschsprachig:
Schweiz: 8,6 Mio  Östereich: 8,9  Deutschland: 83,1
Wieder mal Südtirol vergessen. Danke.  >:( ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: QuantizedFields am 23.06.2022 | 09:07
Dazu noch eine Frage:
Die englischsprachigen Rollenspiele gehen inzwischen in die zig Tausende. Praktisch jede denkbare Variante wurde gemacht oder kommt in unglaublichem Takt raus. Übersetzungen sind deutlich günstiger und damit wohl auch profitabler als Eigenarbeiten.
Abgesehen von Nationalstolz und persönlichen Lieblingsprojekten von Autoren - Was hat ein deutscher Verlag und die deutsche Rollenspielszene eigentlich von originär deutschen Rollenspielen? Mir persönlich ist es völlig egal, ob ein tolles neues Rollenspiel aus Deutschland kommt oder eine Übersetzung ist, solange die Übersetzung gut gemacht ist. Was hätte das Label "RPG Made in Germany" für euch für eine Bedeutung, dass der Erscheinungstakt/Anteil solcher Systeme überhaupt relevant ist?

Für mich ist die Frage umgekehrt. Wieso sollte es reguläre made-in-Germany RPGs nicht geben? Die Schweden schaffen das, die Franzosen auch und die Amis und Engländer sowieso. Die Impulse und Kulturen anderer Länder geben jedem Rollenspiel doch einen sehr eigenen Flair. Man erkennt sofort, dass Schwertlesben ein Produkt der amerikanischen Kultur ist, oder Symbaroum Züge skandinavischer Mythologie in sich trägt.

Es wäre mir auch recht, wenn wie bei Free League erkannt wird, dass es sich einfach mehr lohnt, ihre Produkte auf Englisch zu veröffentlichen. Aber das tun wir ja auch nicht bzw. fangen wir gerade damit an, z.B. DSA.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: NPC-Beholder am 23.06.2022 | 09:10
Hallo,

...eventuell hätte und sollte es nur Einen Verlag geben. Dann wäre auch ein Umsatz möglich der auf Lange sicht für den Rollenspielmarkt gelohnt hätte.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 09:14
...eventuell hätte und sollte es nur Einen Verlag geben. Dann wäre auch ein Umsatz möglich der auf Lange sicht für den Rollenspielmarkt gelohnt hätte.
Ironie?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: NPC-Beholder am 23.06.2022 | 09:18
Hallo,

Ironie?


Nein. Wenn man als Einziger Verlag die Lizenzen Kauft. Dann kannst du dich damit Beschäftigen. Weißt wann du Leute brauchst wann nicht. Langsam ran gehen, dann welche zukaufen und neue Produkte hinein nehmen. Usw...

-Edit:- -Wenn Ich nur Mein Ding durchziehen will, wird das Gleich....-
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 09:33
"Übersetzungen sind deutlich günstiger" ... ähm... eine GUTE Übersetzung ist mehr als "nimm einen englischen text und übersetze diesen wörtlich ins Deutsche" daher kostet das schon einiges. Dazu hast du immer noch Lizensgebühr und Druckkosten.
Übersetzungen sind sicherer: Da ist schon erwiesen, dass es (vermutlich) Interesse gibt.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 09:35
Laut bpb (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52515/weltsprache/) ist Englisch Erst- oder Zweitsprache von rund “940 Millionen Menschen”. Gerade bei Kickstartern gehe ich davon aus, das der Unterschied zwischen Erst- und Zweitsprache klein ist. Daher sind wir eher bei:


E: 8152 / 940 = 8.7

Das ist immernoch das dreieinhalb-fache von Deutschland,, aber deutlich näher dran.

Wenn du jetzt noch einrechnest, dass Innovative Produkte in größerer Zahl (um besondere Umstände auszulassen) eher dort finanziert werden, wo Leute davon leben können, passt das schon zusammen.
Nachtrag, gleiche Quelle (hätte ich mal zuende lesen sollen): „Der British Council schätzt, dass weltweit rund 1,75 Milliarden Menschen Englisch "auf einem alltagstauglichen Niveau" sprechen.“

Damit schrumpft E auf etwa 5 pro Million.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Zanji123 am 23.06.2022 | 09:36
Übersetzungen sind sicherer: Da ist schon erwiesen, dass es (vermutlich) Interesse gibt.

jo da stimm ich dir zu. Aber dann musst halt auch mal sehen wie groß das Interesse ist ... stell ich mir halt da echt nicht einfach vor :)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 23.06.2022 | 09:36
Übersetzungen sind doch auch ein komplett anderer Investitionsaufwand. Allein die Unmengen an Vollfarb Illus die man heutzutage anscheinend braucht…
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 09:41
Nein. Wenn man als Einziger Verlag die Lizenzen Kauft. Dann kannst du dich damit Beschäftigen. Weißt wann du Leute brauchst wann nicht. Langsam ran gehen, dann welche zukaufen und neue Produkte hinein nehmen. Usw...
Monopole sind nie gut.

Für mich ist die Frage umgekehrt. Wieso sollte es reguläre made-in-Germany RPGs nicht geben?
Es gibt keinen Grund, warum sie es nicht geben sollte. Aber ob sie nötig sind, ist halt für mich fraglich.
Die Grundfrage war ja, warum es "so wenig" deutsche Rollenspielrprodukte/Linien gibt. Mit der Implikation (zumindest von mir so verstanden), dass es was Bedauerliches/Problematisches ist, dass der Produktausstoß der deutschen Rollenspielautorenschaft nicht mit der englischsprachigen mithält.
Ich sehe es halt nicht als Katastrophe, wenn es keine oder nicht so viele oder zumindest keine neue Riesenlinie alle 2 Jahre gibt, so lange Spielmaterial auf Deutsch (auch als Übersetzung) verfügbar ist und hätte gerne Argumente, warum das als Problem gesehen wird. Warum muss man das Rad in Deutschland neu erfinden, nur damit "deutsches Rollenspiel" drauf steht?

Die Argumentation mit der Sprachqualität ist valide, aber da könnte man ja argumentieren, dass es auch reichen würde in bessere Übersetzter zu investieren.

"Übersetzungen sind deutlich günstiger" ... ähm... eine GUTE Übersetzung ist mehr als "nimm einen englischen text und übersetze diesen wörtlich ins Deutsche" daher kostet das schon einiges. Dazu hast du immer noch Lizensgebühr und Druckkosten.
Das ist schon klar. Aber insgesamt ist es immer noch günstiger und weniger Risiko als Eigenarbeiten. Und das kommt nicht von mir, sondern von Aussagen mehrerer deutscher Verlage in den letzten Jahren.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 10:00
Es gibt keinen Grund, warum sie es nicht geben sollte. Aber ob sie nötig sind, ist halt für mich fraglich.
Ich denke, sie sind wichtig.

Hintergrund: Über die Schulzeit habe ich größtenteils original Englische oder Übersetzte Science Fiction und Fantasy gelesen. Dann bin ich auf Hammerfall gestoßen (auf Englisch), und die Sprache hat mich umgehauen. Das war, was ich lesen wollte! Und dann habe ich gemerkt, dass ich kein vergleichbares Werk auf Deutsch kannte, und all die Übersetzungen dem meilenweit hinterherhinkten.

Als Konsequenz habe ich entschieden, mehr muttersprachlich Deutsche Science Fiction und Fantasy zu lesen. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, dann habe ich mit dem Obsidianherz von Ju Honisch (https://www.draketo.de/blog/zwillingsstern/2009-10-13-das-obsidianherz-ju-honisch-wundervolle-fantasy-im-19-jhdt) und Das Licht hinter den Wolken von Plaschka (https://www.draketo.de/deutsch/buch-das-licht-hinter-den-wolken-oliver-plaschka) endlich etwas Vergleichbares gefunden, und sie zu lesen war nochmal deutlich intensiver als Hammerfall. Das war es ganz klar wert. Plaschkas neues Buch soll im Herbst rauskommen. Mein Kauf ist schon sicher …

In Sprache ist so viel mehr drin als die reine Information, und das darüber hinausgehende ist auch für Rollenspiele wichtig, denn der Fluff beeinflusst, wie wir spielen, was wir uns vorstellen und welche Arten von Geschichten wir realisieren.

Als offensichtlichstes Beispiel: Könnt ihr euch vorstellen, wie Deutschland in den Schatten (SR) geworden wäre, wenn es von einer Gruppe in den USA geschrieben worden wäre?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: NPC-Beholder am 23.06.2022 | 10:01
Hallo,

Monopole sind nie gut.
Ich sage  nicht, dass es keine deutschen Eigenproduktionen geben sollte. Aber ich sehe es auch nicht als Katastrophe, wenn es keine oder nicht so viele oder zumindest keine neue Riesenlinie alle 2 Jahre gibt, so lange Spielmaterial auf Deutsch (auch als Übersetzung) verfügbar ist.

...dass hat Nix mit Monopole zutun. Wenn man dieses noch weiter betrachtet, würde es mit einem Gesunden Menschenverstand auch Funktionieren.
Wie gesagt, wenn Ich nur auf mein Ding Konzentriere geht es nach unten. Dann Bleibe bei einer Sache. Dann ist auch Verständlich das Ich Konkurrenz bekomme. So wie es ist. Aber ehrlich gesagt hätte ich, also Ich, (so) kein Bock mit den Amis Verträge abzuschließen. Wegen jeder Kleinigkeit Bestraft zu werden. -Wenn ich was Übersehen habe-   ;)

Zum Thema zwei, würde Ich nicht sagen wollen ob das Gut tut. Wie gesagt, kommt Gutes Zusatz Material kann man sich auf dieses und, weil man einen Verlag ist, auf andere Systeme ein Fließen lassen. Aber auf Betracht, wenn neue Systeme kommen, ein Blick nach hinten nehmen. Von älteren Systeme könne man den Text abschreiben. Aber System gebunden Einfließen.

Klar das auch irgendwann auch neue Systeme kommen. Bei der Menge die es gibt. Oder geben könnte. Da könnte eine Gute Kommunikation ausreichen, um neue System heraus zubringen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 10:07
Als offensichtlichstes Beispiel: Könnt ihr euch vorstellen, wie Deutschland in den Schatten (SR) geworden wäre, wenn es von einer Gruppe in den USA geschrieben worden wäre?
Da würde ich nicht verallgemeinern. Cthulhu: Berlin ist eine amerikanische Produktion und hat eigentlich ziemlich gute Kritiken im deutschen Raum. Und bei reinen Fantasy-Settings ist das sowieso nicht relevant.

OK, also das Argument ist die Sprache. Vielleicht lese ich wirklich zu wenig deutsche Literatur um diesen Unterschied zu bemerken (Ich habe deutsche/österreichische Fantasy gelesen, aber nicht reproduzierbar einen Unterschied wahrgenommen, der mir positiv hervorgestochen wäre).

Wie gesagt, kommt Gutes Zusatz Material kann man sich auf dieses und, weil man einen Verlag ist, auf andere Systeme ein Fließen lassen. Aber auf Betracht, wenn neue Systeme kommen, ein Blick nach hinten nehmen. Von älteren Systeme könne man den Text abschreiben. Aber System gebunden Einfließen.
Tut mir leid, das verstehe ich textuell nicht.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 23.06.2022 | 10:11
Als offensichtlichstes Beispiel: Könnt ihr euch vorstellen, wie Deutschland in den Schatten (SR) geworden wäre, wenn es von einer Gruppe in den USA geschrieben worden wäre?

Amüsant und camp.  ;D

Ich liebe ja das Rifts-Deutschland: Schwartzritter (sic!) im Schwartzwald (sic!), der Struwwelpeter als dämonische Entität und Frauen werden "Fräulein" gerufen.  :headbang:
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: NPC-Beholder am 23.06.2022 | 10:12
Hallo,

Zitat
Tut mir leid, das verstehe ich textuell nicht.

Schon Okay.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 10:13
(Ich habe deutsche/österreichische Fantasy gelesen, aber nicht reproduzierbar einen Unterschied wahrgenommen, der mir positiv hervorgestochen wäre).
Ich habe auch Jahre gebraucht, bis ich was gefunden habe. Es reicht ja nicht, Muttersprachler zu sein, die Schreibenden müssen so gut sein, dass sie die Sprache wirklich in all ihren Möglichkeiten nutzen, und das ist selten. Meiner Ansicht nach noch seltener in Bereichen, in denen Leute es gewohnt sind, Übersetzungen zu lesen. Damit wissen sie gar nicht, was sie verpassen und neue Schreibende wissen gar nicht, was sie erreichen könnten.

Auch im Englischen gibt es viel, das durch eine Übersetzung wenig verliert. Ich bin ja nur durch eine Englische Perle darauf aufmerksam geworden, wie viel ich verpasse.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 10:15
Ich habe auch Jahre gebraucht, bis ich was gefunden habe. Es reicht ja nicht, Muttersprachler zu sein, die Schreibenden müssen so gut sein, dass sie die Sprache wirklich in all ihren Möglichkeiten nutzen, und das ist selten. Meiner Ansicht nach noch seltener in Bereichen, in denen Leute es gewohnt sind, Übersetzungen zu lesen. Damit wissen sie gar nicht, was sie verpassen und neue Schreibende wissen gar nicht, was sie erreichen könnten.

Auch im Englischen gibt es viel, das durch eine Übersetzung wenig verliert. Ich bin ja nur durch eine Englische Perle darauf aufmerksam geworden, wie viel ich verpasse.
d.h. dein Argument ist, dass mehr deutsche Eigenproduktionen zu mehr deutschsprachigen Perlen und der Entwicklung einer besseren Sprache und Schreibstil in der Rollenspielszene führen (würde), als es Übersetzungen liefern (können)? Verstehe ich dich da richtig?

Schon Okay.
War keine Anklage, sondern die Hoffnung auf Erklärung/Umformulierung  ;). Würde es ja gerne verstehen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Kaskantor am 23.06.2022 | 10:28
Es könnte einfach daran liegen, dass ein eigenes RPG entwickeln, etwas anderes ist, als ein Spiel "nur" zu übersetzen.

Ohne das jetzt böse zu meinen, aber wer aus den Verlagen ist denn wirklich ausgebildeter Redakteur und/ oder professioneller Übersetzer?
Trotzdem sagen sich wohl viele, ok etwas aus dem Englischen zu übersetzen, bekommen wir schon irgendwie hin.

Und jetzt fragt euch mal, wieviele aus der deutschen Rollenspielszene tatsächlich Gamedesign u.ä. studiert haben.

Es gibt ja ein paar Ausnahmen, siehe z.B. HeXXen, was ja wirklich auch mal über das GRW hinausgeht, aber sonst?
Ich denke das Übersetzen einfacher ist, als was eigenes zu entwickeln und da vermutlich auch das wirtschaftliche Risiko höher ist.
Nur warum bekommen das andere Länder gebacken und wir nicht?
Ich glaube nicht, das z.B. Frian Ligan tausend Mitarbeiter haben.
Modiphius hat auch mal klein angefangen usw.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: nobody@home am 23.06.2022 | 10:34
Ein Freund, der lange SpliMo gespielt hat, meinte dazu, dass die Regeln anfangs eingängig sind, aber bei langem Spiel durch Interaktion zwischen den Regeln immer komplexer werden, bis sie kaum mehr zu überblicken sind.

Klassischer Stufensystem-Ansatz halt. Was des einen "leichter Einstieg" ist, ist des anderen "arglistige Täuschung über die eigentliche Komplexität der Regeln"... >;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 10:37
Es gibt ja ein paar Ausnahmen, siehe z.B. HeXXen, was ja wirklich auch mal über das GRW hinausgeht, aber sonst?
Ich denke das Übersetzen einfacher ist, als was eigenes zu entwickeln und da vermutlich auch das wirtschaftliche Risiko höher ist.
Nur warum bekommen das andere Länder gebacken und ich glaube nicht, das Frian Ligan tausend Mitarbeiter haben.
Wieviel Prozent der nicht-deutsprachigen Linien gehen denn über 1-3 Bücher raus? Und wie viele sind wirklich große Reihen mit mehr als 10 Büchern?

Auf Anhieb fallen mir nur von den wirklich großen nur D&D, die Old World of Darkness, Pathfinder, Shadowrun, Cthulhu, Splittermond, DSA und HeXXen ein.
Und davon sind mehr als die Hälfte deutsche Reihen oder werden massiv mit deutschem Eigenmaterial versorgt (Das rutscht auch etwas unter den Tisch, Cthulhu und Shadowrun sind evtl. amerikanische Marken, aber der Großteil der aktuell erscheinenden Produkte sind deutsch). Das ist schon eine Ansage.
Und die großen amerikanischen Linien sind auch schon älter. Die Reihen von FL bewegen sich auf jeden Fall nicht in dieser Gewichtsklasse.

Wo wir evtl. im internationalen Vergleich evtl. etwas schwach sind ist das Mittelfeld (Also Reihen mit 4-10 Büchern).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Kaskantor am 23.06.2022 | 10:43
Hm verstehe das jetzt nicht richtig, mir ging es eher um den Vergleich Eigenentwicklungen und das Übersetzungen den Verlagen in D wohl leichter fallen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Tele am 23.06.2022 | 10:45

Ohne das jetzt böse zu meinen, aber wer aus den Verlagen ist denn wirklich ausgebildeter Redakteur und/ oder professioneller Übersetzer?
Trotzdem sagen sich wohl viele, ok etwas aus dem Englischen zu übersetzen, bekommen wir schon irgendwie hin.

Und jetzt fragt euch mal, wieviele aus der deutschen Rollenspielszene tatsächlich Gamedesign u.ä. studiert haben.

Das sind doch mehr als man denkt. Als Beispiele, die bekannt sein dürften: Mirko Bader war Jahrzehnte Zeitungsredakteur und Jens Ullrich unterrichtet Game Design in Trier. Und die meisten haben Jahre als freischaffende Lektoren, Übersetzer und Redakteure auf dem Buckel, bevor sie bei einem der Verlage angefangen haben.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 23.06.2022 | 10:47
d.h. dein Argument ist, dass mehr deutsche Eigenproduktionen zu mehr deutschsprachigen Perlen und der Entwicklung einer besseren Sprache und Schreibstil in der Rollenspielszene führen (würde), als es Übersetzungen liefern (können)? Verstehe ich dich da richtig?

Das kann man schon so sehen. Vielen Leuten ist aber im Rollenspielbereich der Stil eher egal, weil die Bücher doch eher Gebrauchsansweisungen sind, die sich vielleicht mit der sprachlichen Qualität von MMORPGs messen müssen es und wenn die Autoren glauben sie wären literarisch unterwegs wird es im besten Fall "panthergleich".  ~;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Kaskantor am 23.06.2022 | 10:50
Und warum entwickeln wir dann so verhältnismäßig wenige Spiele und versuchen so viele zu übersetzen?

Ich find zb. den Ansatz von Pegasus bei SR nicht schlecht, klar übersetzt man da auch, aber sie dürfen zum Teil auch eigenen Content schreiben.
Und was eigen geschriebenes liest sich mMn oft besser, als was übersetztes.

Aber ja, ich weiß auch das das von mir zum Großteil Wunschdenken ist (Eigenentwicklungen) und das sich daran nichts ändern wird.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 23.06.2022 | 11:04
Ich habe irgendwie auch den Eindruck, dass rollenspielen ein anderes Hobby als Rollenspiel-Content-Schreiben ist.

Das hört man ja öfters in Interviews mit deutschen Rollenspiel-Autoren: "Ich komme leider viel zu selten zum Spielen." oder "Für eine regelmäßige Runde fehlt mir leider die Zeit".
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: nobody@home am 23.06.2022 | 11:07
Und warum entwickeln wir dann so verhältnismäßig wenige Spiele und versuchen so viele zu übersetzen?

Salopp gesagt: es ist ja schon so gut wie alles da, warum also das Rad krampfhaft neu erfinden wollen? ;)

Denn insbesondere ein komplett neues Regelsystem aus der Taufe heben und dann mit sämtlicher Konkurrenz, die der Markt schon hat, um Anteile wetteifern zu wollen, ist ja doch ein recht ehrgeiziges Ziel mit eher begrenzten Erfolgsaussichten. Deswegen gibt's ja auch schon auf dem internationalen Markt nicht wirklich sooo oft große Neuerscheinungen, die auch nur unter den Hobbyisten ernsthaft Wellen schlagen.

Ein eigenes Setting, sicher, das geht schon mal eher, insbesondere dann, wenn es mal nicht der x-te EDO-Heartbreaker ist. Nur stellt sich da dann auch wieder die Frage, an was für Regeln man das eigentlich aufhängen will und ob die Verkaufschancen nicht doch besser stehen, wenn man auf ein seinerseits schon halbwegs populäres Produkt Anderer Leute (tm) zurückgreift...
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Kaskantor am 23.06.2022 | 11:12
Auch wieder wahr und klappt ja in Teilen zb. bei Fate ganz gut...
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 23.06.2022 | 11:14
Salopp gesagt: es ist ja schon so gut wie alles da, warum also das Rad krampfhaft neu erfinden wollen? ;)

Weil es Spass macht?
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: schneeland am 23.06.2022 | 11:15
Der Vorteil an eigenen Systemen wären halt, dass man für eigene Systeme auch die volle lizenzrechtliche Kontrolle hat und z.B. Faninhalte leichter erlauben kann. Aber in der Tat dürfte eine Eigenentwicklung nochmal ein Stück mehr Ressourcen erfordern als eine Übersetzung.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Grubentroll am 23.06.2022 | 11:52
Ich bin kein großer Käufer/Sammler, und deswegen wahrscheinlich jetzt meine doofe Grundsatz-Frage:

Wieso ist die Größe des Marktes wichtig?
Schon allein von der Masse an bestehenden Produkten die in über 45 Jahren gedruckt worden sind ist doch schon mehr da, als irgendwer lesen oder gar spielen könnte.

Dazu gibt es eine lebendige Indie-Szene an Leuten die im Internet Zeugs veröffentlichen.
Es gibt abertausende Systeme und Abenteuer. Wahrscheinlich davon vieles was keine Sau mehr spielt.

Ich glaube ich hätte absolut kein Problem damit, wenn ab morgen nie wieder ein neues RPG Produkt rauskäme.

Selbst mit dem was bei mir im Schrank steht könnte ich locker bis zu meinem Lebensende Sessions leiten.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: after.job.nerd am 23.06.2022 | 11:57
Als offensichtlichstes Beispiel: Könnt ihr euch vorstellen, wie Deutschland in den Schatten (SR) geworden wäre, wenn es von einer Gruppe in den USA geschrieben worden wäre?

Wahrscheinlich genauso mies wie Berlin bei Nacht (VdM).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 23.06.2022 | 12:04
Als offensichtlichstes Beispiel: Könnt ihr euch vorstellen, wie Deutschland in den Schatten (SR) geworden wäre, wenn es von einer Gruppe in den USA geschrieben worden wäre?
Echt? Diese Klischee-Sammlung hätte doch auch aus den USA stammen können. Da war ja 7th Sea nuancierter.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 12:12
Laut bpb (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52515/weltsprache/) ist Englisch Erst- oder Zweitsprache von rund “940 Millionen Menschen”. Gerade bei Kickstartern gehe ich davon aus, das der Unterschied zwischen Erst- und Zweitsprache klein ist. Daher sind wir eher bei:

E: 8152 / 940 = 8.7

Das ist immernoch das dreieinhalb-fache von Deutschland,, aber deutlich näher dran.

Wenn du jetzt noch einrechnest, dass Innovative Produkte in größerer Zahl (um besondere Umstände auszulassen) eher dort finanziert werden, wo Leute davon leben können, passt das schon zusammen.

Die ganze berrechnung hab ich auch nur gemacht weil mich die Zahlen interessiert haben,...

Ich glaube die Sache wie groß ein Markt wirklich ist - ist immer schwierig. Meine Frau kommt etwa aus den Philliphinen, da sprechen durch die Bank alle recht gut englisch, selbst die Obdachlosen auf der Strasse oder die Bewohner im Slum (Erfahrung aus erster Hand, eines der Abenteuer meines Lebens). Aber meine Suche nach Rollenspielläden in Metro Manila (hat auch nur ~13 Mio einwohner) war bisher erfolglos - jedenfalls in den großen Shopping Malls hab ich weder im Buchladen noch im Spielwarenladen Rollenspiele gesehen. Ich habe mittlerweile 2 Adressen, die ich beim nächsten Besuch aufsuchen werde.

Im Vergleich dazu denke ich wäre es mir in der Agglomeration Berlin (4,7 Mio) recht leicht gefunden irgenwas zu finden.

Wenn ich meinen Bekannten dort unten von meinem Hobby erzähle kommt dann eher ein "Nie gehört".

Irgendwie denke ich das so ein Hobby für viele Leute denen es Finanziell nicht so gut geht auch ein teurer Luxus ist - wobei ich Rollenspiel immer noch für ein recht günstiges Hobby halte (wenn man sich nicht mit Sammleritis ansteckt).

Bezüglich des Marktes konnte man früher ja sagen das "der Typische Rollenspieler" eine eher höhere Schulbildung hat und männlich ist. Lezteres hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert, der Frauenanteil steigt - ist aber noch ausbauhfähig (wobei ich schon vor 1990 eine Spielleiterin kennenlernte die meinte sie hätte eine Girls-Only Gruppe) - trozdem glaube ich ist das mit "höherer Schulbildung" immer noch so geblieben.

Ein anderer Aspekt diesbezüglich: Ich habe oben mal mit "Deutschland" gerrechnet. Also etwa 83 Mio Einwohner - wenn ich aber bei mir im Verein mich umschaue ist der Schnitt nicht representativ - es gibt doch recht wenige bei uns mit Migrationshintergrund und die mit Migrationshintergrund ausserhalb von Europa sind nochmal deutlich weniger (also ich kenn gerade mal einen bei uns, aber ich kenne auch nicht alle).

Das sind wiegesagt meine eigenen Beobachtungen, vieleicht ist es anderenorts auch anderst.

Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 12:18
Echt? Diese Klischee-Sammlung hätte doch auch aus den USA stammen können. Da war ja 7th Sea nuancierter.
Sehe ich anders. Ich komme aus Karlsruhe, und zumindest hier, wo ich es einschätzen kann, passt das echt gut und liefert spannendes Abenteuermaterial. Dass du es als Klischees siehst, mag daran liegen, dass du aus Deutschland kommst und dir vieles davon geläufig ist. Zumindest in Karlsruhe wurden Themen aufgegriffen und zu spannendem Abenteuermaterial gemacht, die eben nicht mal kurz in fremdsprachlicher Recherche auftauchen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 12:20
d.h. dein Argument ist, dass mehr deutsche Eigenproduktionen zu mehr deutschsprachigen Perlen und der Entwicklung einer besseren Sprache und Schreibstil in der Rollenspielszene führen (würde), als es Übersetzungen liefern (können)? Verstehe ich dich da richtig?
Ja.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 12:22
Und warum entwickeln wir dann so verhältnismäßig wenige Spiele ...

Ich erinnere mich an eine Zeit wo gefühlt jeder (in meinem Bekanntenkreis) so sein eigenes Rollenspielsystem entwickeln wollte,...
DREI davon haben tatsächlich etwas auf den Markt gebracht.

Ich glaub auch das die Entwicklung das einfachste ist.
Die Idee auf das Papier zu bringen, testspielen, redesign, dann das aufzuhübschen und zu layouten, dann eine Druckerei zu suchen,... selbst in Vorkasse zu gehen,...

Die Amerikaner gelten da eher als "Wir fangen mal an und schauen dann weiter,..." also "Risikofreudiger".
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 12:24
Das kann man schon so sehen. Vielen Leuten ist aber im Rollenspielbereich der Stil eher egal, weil die Bücher doch eher Gebrauchsansweisungen sind, die sich vielleicht mit der sprachlichen Qualität von MMORPGs messen müssen es und wenn die Autoren glauben sie wären literarisch unterwegs wird es im besten Fall "panthergleich".  ~;D
Literarisch und Schreibqualität sind ja gerade nicht gleichbedeutend. Schreib ein Rollenspiel, das gleichzeitig Leute beim Lesen packt, damit sie erst auf der letzten Seite merken, dass ein Tag vorbei ist, das leicht am Spieltisch nutzbar ist, einen klasse Steinbruch für Abenteuer liefert, beim ersten Lesen verständlich ist, und gleichzeitig einen sofortigen Einstieg in die Charaktererschaffung liefert. Und ein Thema liefert, das Leute ausprobieren wollen. Habe ich was vergessen? Das alles zusammen hinzubekommen, ist Schreibqualität.

Ursula K LeGuin schrieb zu Fantasy, dass sie es mag, dass dort wirklich Geschichten erzählt werden (können), ohne sich verkünsteln zu müssen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 12:24
Ich komme aus Karlsruhe,...

ui - ich eigentlich auch ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 12:24
Das hört man ja öfters in Interviews mit deutschen Rollenspiel-Autoren: "Ich komme leider viel zu selten zum Spielen." oder "Für eine regelmäßige Runde fehlt mir leider die Zeit".
Übersetzt: Ich verdiene so wenig pro Stunde, dass ich keine Zeit zum Spielen habe, wenn ich am Ende des Monats noch genug zu essen haben will.

EDIT: Das Spielen sollte eigentlich ein bezahlter Teil des Jobs sein.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 23.06.2022 | 12:36
Übersetzt: Ich verdiene so wenig pro Stunde, dass ich keine Zeit zum Spielen habe, wenn ich am Ende des Monats noch genug zu essen haben will.

Das stimmt so nicht: Ich arbeite für Ulisses, ich schreibe Rollenspielbücher, ich esse sogar mehr als gut für mich ist (auch am Ende jedes Monats) und ich spiele etwa einmal die Woche.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 23.06.2022 | 12:37
Und jetzt fragt euch mal, wieviele aus der deutschen Rollenspielszene tatsächlich Gamedesign u.ä. studiert haben.

Das ist ein super interessanter Gedankenansatz.  :d

Ein paar Profis gibts schon. Uns' Eismann ist meines Wissens nach vom Fach, und tatsächlich, das ist ein hervorragender Mann, und soweit ich das ermessen kann, sind seine Sachen äußerst erfolgreich.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 23.06.2022 | 12:38
Übersetzt: Ich verdiene so wenig pro Stunde, dass ich keine Zeit zum Spielen habe, wenn ich am Ende des Monats noch genug zu essen haben will.

EDIT: Das Spielen sollte eigentlich ein bezahlter Teil des Jobs sein.

Am Ende sinds ja nicht selten die Freunde, die man während des unbezahlten Spielens gefunden hat, die zählen.  ~;D
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Sosthenes am 23.06.2022 | 12:48
Sind wir jetzt echt bei "ham die das überhaupt gelernt"? Klein mag er ja sein, aber wohl sehr deutsch ;)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: schneeland am 23.06.2022 | 12:53
Wieso ist die Größe des Marktes wichtig?
Schon allein von der Masse an bestehenden Produkten die in über 45 Jahren gedruckt worden sind ist doch schon mehr da, als irgendwer lesen oder gar spielen könnte.

Die Größe des Marktes sorgt (m.E.) auch für mehr Aufmerksamkeit - durch Cross-Promotion in anderen Medien (Videospiele, Streaming), Platzierung an öffentlichkeitswirksamen Plätzen (Buchläden, Spielwarenabteilungen), etc. Und das sorgt dann auch für mehr neue Leute, die vielleicht auch neue Impulse mitbringen. Als Altspieler muss einen das natürlich nicht zwingend kümmern, denn in der Tat gibt es vermutlich für uns alle genug Material bis zur Rente, aber man schmort dann natürlich ein Stück weit im eigenen Saft.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 12:55
Übersetzt: Ich verdiene so wenig pro Stunde, dass ich keine Zeit zum Spielen habe, wenn ich am Ende des Monats noch genug zu essen haben will.

EDIT: Das Spielen sollte eigentlich ein bezahlter Teil des Jobs sein.

Kenn ich jezt so auch nicht.

Die meisten welche (Rollen-) Spiele Entwickeln die ich kenne haben aber einen Hauptjob der nichts (oder wenig) mit dem Spielen zu tun hat. Gut bei einem kann ich es nicht einschätzen. Am Hungertuch nagt aber keiner und spielen tun alle.
Aber - reich werden tut damit eben auch keiner.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 13:00
Die meisten welche (Rollen-) Spiele Entwickeln die ich kenne haben aber einen Hauptjob der nichts (oder wenig) mit dem Spielen zu tun hat. Gut bei einem kann ich es nicht einschätzen. Am Hungertuch nagt aber keiner und spielen tun alle.
Ich meine die Vollzeit-Leute. Als Nebenspaß mach ich das auch und nag' auch nicht am Hungertuch, aber das ist nicht das gleiche.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 23.06.2022 | 13:01
Hauptberuflich und hab hier keine hungernden Tücher
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 13:03
Ich meine die Vollzeit-Leute.
Die Vollzeit-Leute in der deutschen Rollenspielbranche kann man an 1-2 Händen abzählen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 13:18
Ich meine die Vollzeit-Leute. Als Nebenspaß mach ich das auch und nag' auch nicht am Hungertuch, aber das ist nicht das gleiche.

Ähnlich wie Aikar bin ich der Meinung das sich dass die Vollzeitstellen "Rollenspielentwickler m/w/d" in Deutschland (und ggf auch Weltweit) sehr überschaubar sind.

Der ein oder andere im Kleinverlag macht aber (wie etwa ein Bekannter aus Karlsruhe) macht eben an seinem Spiel einfach vieles Selbst (? bin mir nich 100% sicher aber denke das es so ist). Es ist ja nicht nur mit der Entwicklung gemacht. Den Text und ggf die Tabellen geschrieben ist das was ich eigentlich auf der Entwicklerseite sehe aber danach kommt ja noch sowas wie Layout, Grafikdesign, Cover... das "drumrum" eben.

Nebenbei der Teil des Entwerfens der mich am meisten nerft, etwa wenn ich ein Abenteuer einreiche, das Abenteuerbasteln macht mir massig spass, auch noch das aufschreiben - aber das alles was danach noch kommt und ggf kommen muss,... das empfinde ich dann als "Arbeit".

Wesewegen ich auch wirklich der Meinung bin - viele die ausschliesslich so etwas machen kann es garnicht geben.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Hereagain am 23.06.2022 | 13:19
Die Vollzeit-Leute in der deutschen Rollenspielbranche kann man an 1-2 Händen abzählen.

Ulisses hat da schon mehr.
Aber ich denke nach den großen Zwei (Ulisses und Pegasus) ist die Luft dünn und wird das Potenzial knapp.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 13:37
Hauptberuflich und hab hier keine hungernden Tücher
Hast du Zeit zum Spielen?
(danke für die Antwort!)
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Megavolt am 23.06.2022 | 13:41
Sind wir jetzt echt bei "ham die das überhaupt gelernt"? Klein mag er ja sein, aber wohl sehr deutsch ;)

Splitter, Balken. :)

Ich meine die Vollzeit-Leute. Als Nebenspaß mach ich das auch und nag' auch nicht am Hungertuch, aber das ist nicht das gleiche.

Vorsicht mit diesen Formulierungen: Ich hatte letzthin behauptet, es sei nicht das Gleiche, ob man sich Rollenspiel anliest oder ob man es sich von YouTube-Spielrunden abschaut. Da ist einigen direkt das Messer in der Tasche aufgegangen.

Hast du Zeit zum Spielen?
(danke für die Antwort!)
Ich möchte die Frage ergänzen, wenn das erlaubt ist, und zwar darum, ob sich gegebenenfalls die Art des Spielens durch die Professionalisierung verändert hat. Man sagt ja manchmal, man könne "sein Hobby nicht zum Beruf machen".
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 23.06.2022 | 14:48
Ich habe zwei Gruppen, mit denen ich jeweils dienstags und sonntags alle 14 Tage (2-5 Stunden) digital spiele. Dabei kommt auf den Tisch, wozu wir Bock haben (auch nicht Ulisses-Sachen  ;)). Mit den Gruppen teste ich auch Abenteuer, die publiziert werden sollen (ja, wir testen alle Abenteuer). Dann spiele ich einmal im Monat am Tisch (8-10 Stunden). Ab nächsten Monat biete ich monatlich One-Shots für Autoren von Die Schwarze Katze an. Das werden z.T. Tests, zum Teil einfach so. Wenn Termindruck bei einem Produkt ist, finden auch außer der Reihe Tests statt. Ich habe zwar einen kleinen, aber sehr aktiven Spielerpool.

Wenn wir "zum Spaß" spielen, spiele ich wie jeder. Tests sind was anderes. Das ist Arbeit, da ich mir viele Notizen machen muss und das Spiel unterbrochen wird, wenn bei den Spielern oder mir Unklarheiten herrschen. Außerdem sind die Kämpfe meist noch nicht gut gebalanced, sodass Kämpfe oftmals im ersten Anlauf nicht zu Ende gekämpft werden.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: aikar am 23.06.2022 | 14:51
Ich habe zwei Gruppen, mit denen ich jeweils dienstags und sonntags alle 14 Tage (2-5 Stunden) digital spiele. Dabei kommt auf den Tisch, wozu wir Bock haben (auch nicht Ulisses-Sachen  ;)). Mit den Gruppen teste ich auch Abenteuer, die publiziert werden sollen (ja, wir testen alle Abenteuer). Dann spiele ich einmal im Monat am Tisch (8-10 Stunden). Ab nächsten Monat biete ich monatlich One-Shots für Autoren von Die Schwarze Katze an. Das werden z.T. Tests, zum Teil einfach so. Wenn Termindruck bei einem Produkt ist, finden auch außer der Reihe Tests statt. Ich habe zwar einen kleinen, aber sehr aktiven Spielerpool.

Wenn wir "zum Spaß" spielen, spiele ich wie jeder. Tests sind was anderes. Das ist Arbeit, da ich mir viele Notizen machen muss und das Spiel unterbrochen wird, wenn bei den Spielern oder mir Unklarheiten herrschen. Außerdem sind die Kämpfe meist noch nicht gut gebalanced, sodass Kämpfe oftmals im ersten Anlauf nicht zu Ende gekämpft werden.
Danke für den Einblick!
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 23.06.2022 | 14:58
Wenn wir "zum Spaß" spielen, spiele ich wie jeder. Tests sind was anderes. Das ist Arbeit, da ich mir viele Notizen machen muss und das Spiel unterbrochen wird, wenn bei den Spielern oder mir Unklarheiten herrschen. Außerdem sind die Kämpfe meist noch nicht gut gebalanced, sodass Kämpfe oftmals im ersten Anlauf nicht zu Ende gekämpft werden.

Interessant, danke für den Einblick!
Wäre es für das Ballancing nicht einfacher das ganze per Computer zu machen?
Sicher, man muss das erstmal programmieren was bei komplexeren Systemen nicht ganz einfach wird, aber dafür kann man dann sehr schnell und einfach tausende Kampftests durchführen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Philipp.Baas am 23.06.2022 | 15:02
Ja, weiß nicht. Bestimmt, aber da bin ich zu oldschool und konservativ. Es muss am Tisch klappen, ich traue diesem neumodischen Kram nicht....
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 23.06.2022 | 15:18
Ja, weiß nicht. Bestimmt, aber da bin ich zu oldschool und konservativ. Es muss am Tisch klappen, ich traue diesem neumodischen Kram nicht....

Da bin ich ganz bei dir. Nur fürs Ballancing wäre es sicher interessant.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: unicum am 23.06.2022 | 15:19
Ulisses hat da schon mehr.
Aber ich denke nach den großen Zwei (Ulisses und Pegasus) ist die Luft dünn und wird das Potenzial knapp.

Ich würde an der Stelle nochmal hinterfragen was ein Hauptberuflicher Rollenspielentwickler ist,...
Sicher haben Ulisses und Pegasus mehr Mitarbeiter als 10 aber nicht alle von denen werden Rollenspielentwickler in Vollzeit sein.

Wieviel % der Arbeitzszeit wird wirklich "Rollenspielentwicklung" sein? Was beinhaltet das? Spieltesten? (sicher) Abenteuer dafür schreiben? (würde ich nicht so sehen) Das Regelwerk Layouten? (Nein) Eine Druckerei suchen? (auch nicht) Kommunikation mit der Community? (auch nein).
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 15:21
Ja, weiß nicht. Bestimmt, aber da bin ich zu oldschool und konservativ. Es muss am Tisch klappen, ich traue diesem neumodischen Kram nicht....
Außerdem kannst du das am Computer machen, aber dann kommt jemand auf die Idee, dass die Hügellandschaft (Flufftext) sich toll für einen Hinterhalt eignen würde und das ganze Balancing ist für die Katz :-)

Der Plan muss schon mindestens einmal an einer Spielrunde gescheitert sein, um sinnvoll sein zu können :-)

Ansonsten ja: Programme helfen viel, um nicht übermäßig komplexe Fähigkeiten gegeneinander abzuwiegen. Für Begegnungen halte ich Faustregeln für nützlicher.

Auch von mir Danke!
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Eismann am 23.06.2022 | 15:27
Mal ein paar Punkte eingeworfen:

Von "Deutschland in den Schatten" gab es eine Übersetzung ins Englische, die wohl auf amerikanischer Seite nochmal "amerikanisiert" wurde, mit mehr Nazis etc. Hab ich aber leider nie in Händen gehabt.

Was das Schreiben eigener Rollenspiele angeht: Es ist halt ein Sack von Arbeit, und es hilft zu wissen, was man da tut, um fertig zu werden. Dazu braucht es dann noch ordentliche, passende und sinnvoll plazierte Illus, vernünftiges Layout und eine Möglichkeit das Spiel auch an die Spieler zu bringen. Die meisten Hobbyprojekte scheinen da entweder am Mangel der nötigen Kompetenzen (wie eben Layout etc.) oder an der 20:80-Regel zu versacken. Die letzten 20 Prozent des Buches brauchen 80 Prozent der Arbeit. Daher dümpeln so viele Eigenentwicklungen nach 10+ Jahren noch halbfertig irgendwo herum.

Ideen für Rollenspiele habe ich da genug, hätte im Zweifel sogar zwei, drei Konzepte im Schrank, aber dafür hab ich schlicht keine Zeit,bzw. anderes hat da deutlich Vorrang.

Was die Beschäftigten im deutschen Rollenspielbereich angeht: Wenn man Angestellte (also keine Freelancer) anschaut, und da dann nur Autoren, Redakteure und Entwickler (also kein Lager, Buchhaltung, Marketing usw.) würde ich schätzen, dass es in Deutschland vielleicht so 10-12 davon gibt. Und die Bezahlung ist da eher leidlich.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 23.06.2022 | 16:03
Außerdem kannst du das am Computer machen, aber dann kommt jemand auf die Idee, dass die Hügellandschaft (Flufftext) sich toll für einen Hinterhalt eignen würde und das ganze Balancing ist für die Katz :-)

Ich würde sagen das kommt darauf an, ob es für Hinterhalte Regeln gibt.
Einem Computer zu sagen "das ist jetzt Hinterhalt, deswegen bekommen die anderen alle - 2" und das dann auch noch mal drölfzigtausend mal durchlaufen zu lassen ist ja kein Problem.

EDIT: Wohlgemerkt, ich spreche von der Neuentwicklung eines Systems. Ich sage auch nicht, dass mit Spieler:innen am Tisch testen eine schlechte Idee ist; im Gegenteil, ich halte Betatesten für eines der wichtigsten Dinge. Ich glaube nur, dass ein Computer einem halt sehr schnell sagen kann „in der und der Situation gewinnt zu 89% der Fernkämpfer“ oder Ähnliches.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Brainworm am 23.06.2022 | 16:38
Ich würde an der Stelle nochmal hinterfragen was ein Hauptberuflicher Rollenspielentwickler ist,...
Sicher haben Ulisses und Pegasus mehr Mitarbeiter als 10 aber nicht alle von denen werden Rollenspielentwickler in Vollzeit sein.

Wieviel % der Arbeitzszeit wird wirklich "Rollenspielentwicklung" sein? Was beinhaltet das? Spieltesten? (sicher) Abenteuer dafür schreiben? (würde ich nicht so sehen) Das Regelwerk Layouten? (Nein) Eine Druckerei suchen? (auch nicht) Kommunikation mit der Community? (auch nein).

Das ist eine gute Frage. Ich vermute, dass die meisten Mitarbeiter in deutschen Rollenspielverlagen mehrere dieser Tätigkeiten übernehmen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sich die Verlage hierzulande viele Leute leisten können, die nix anderes machen, als ein System zu entwerfen und es zu testen. Zumal es ja auch gar nicht sooo viele in Deutschland entwickelte Spiele gibt.*


*Ja, es gibt viel Hobby-Kram, aber ich meine „große“ Rollenspiele, die auch professionell vertrieben werden.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Hereagain am 23.06.2022 | 17:00
Ich würde an der Stelle nochmal hinterfragen was ein Hauptberuflicher Rollenspielentwickler ist,...
Sicher haben Ulisses und Pegasus mehr Mitarbeiter als 10 aber nicht alle von denen werden Rollenspielentwickler in Vollzeit sein.

Wieviel % der Arbeitzszeit wird wirklich "Rollenspielentwicklung" sein? Was beinhaltet das? Spieltesten? (sicher) Abenteuer dafür schreiben? (würde ich nicht so sehen) Das Regelwerk Layouten? (Nein) Eine Druckerei suchen? (auch nicht) Kommunikation mit der Community? (auch nein).

Nein aber sie arbeiten in einer Firma, die fast nur Rollenspiele herstellt. Und Ulisses listet die ja mittlerweile alle in ihren Büchern vorne. Da ist schon Administration und Marketing mehr als 10 Leute. Ulisses ist ein mittelständisches Unternehmen und alle Angestellten leben davon, dass sie Rollenspiele machen: von der Buchhaltung bis zu den Menschen im Lager. Wie viele von denen fest angestellt sind weiß ich nicht aber ich glaube im Dorpcast fiel eine Zahl zwischen und 20 und 30, wenn ich mich richtig erinnere.

~edit~
Beim Bundesanzeiger listet Ulisses ihr Vermögen (Aktiva und Passiva) nach Ablauf des Geschäftsjahres 2021 bei 4,3 Millionen Euro. Nur um mal eine Zahl in den Raum zu werfen.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 18:04
Beim Bundesanzeiger listet Ulisses ihr Vermögen (Aktiva und Passiva) nach Ablauf des Geschäftsjahres 2021 bei 4,3 Millionen Euro. Nur um mal eine Zahl in den Raum zu werfen.
Das wirkt knapp für eine Kreativfirma. Etwa ein Jahr Puffer für Personalkosten, wenn mal ein Projekt nicht läuft.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Hereagain am 23.06.2022 | 18:59
Das wirkt knapp für eine Kreativfirma. Etwa ein Jahr Puffer für Personalkosten, wenn mal ein Projekt nicht läuft.

Das sieht bei ihnen aber so nicht aus. Ulisses wächst seit Jahren beständig.
Der US-Zweig ist beim Bundesanzeiger, zumindest soweit ich weiß, nicht berücksichtigt.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Gunthar am 23.06.2022 | 19:22
Wobei welchen Einfluss hatte der Verlust der D&D 5e Lizenz? D&D war doch ziemlich sicher ein starkes Zugpferd.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: tartex am 23.06.2022 | 19:28
Der US-Zweig ist beim Bundesanzeiger, zumindest soweit ich weiß, nicht berücksichtigt.

Der US-Zweig schafft es ja nichtmals regelmäßig an Update auf der eigenen Website zu posten...
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: ArneBab am 23.06.2022 | 20:38
Das sieht bei ihnen aber so nicht aus. Ulisses wächst seit Jahren beständig.
Das ist toll, hat aber nicht damit zu tun, wie viele Reserven sie haben.

Wobei ich nicht BWL’er genug bin (sprich: gar nicht), um sagen zu können, ob das im Vergleich zu anderen Firmen viel oder wenig ist. Ich sehe nur, dass ich es gefährlich knapp finde. Vielleicht ist es für eine Firma sogar ungewöhnlich gut, einen Jahreslohn an Sicherheiten zu haben.
Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: Hereagain am 23.06.2022 | 20:52
Das ist toll, hat aber nicht damit zu tun, wie viele Reserven sie haben.

Wobei ich nicht BWL’er genug bin (sprich: gar nicht), um sagen zu können, ob das im Vergleich zu anderen Firmen viel oder wenig ist. Ich sehe nur, dass ich es gefährlich knapp finde. Vielleicht ist es für eine Firma sogar ungewöhnlich gut, einen Jahreslohn an Sicherheiten zu haben.

Kann ich dir auch nicht sagen.
Folgendes kann man sagen:

1. Pegasus ist scheinbar sehr klar und konstant über die Jahre  ca. das Doppelte von Ulisses (ca. 9 Millionen). [Das erste Mal als ich mir die Zahlen vor ca. drei oder vier Jahren angeschaut habe, war Pegasus bei 6 Millionen.]
2. Ulisses wächst: alleine von 2020 (700.000€) und 2021 (500.000€) hat die Firma 1,2 Millionen an Wert gewonnen. Und das waren die Pandemiejahre.


Titel: Re: Wieso ist der deutsche Rollenspielmarkt so klein?
Beitrag von: BBB am 7.01.2023 | 19:40
So, ich betreibe mal Thread-Nekromantie :D
Verfolge diesen Faden seitdem er entstanden ist, habe mich aber bisher sehr zurückgehalten. Da das Thema in unterschiedlicher Form immer wieder aufkommt (u.a. ja auch hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124535.0/topicseen.html)), dachte ich mir, es lohnt sich vielleicht doch nochmal dazu zu posten.

 
Erstmal zur letzten Frage, die aufkam: Ich bin auch kein BWLer und echt kein Profi in dem Bereich, insofern seht das, was ich jetzt schreibe, mit einem „grain of salt“, wie man so schön sagt. Aber ich bin ehemaliger Firmenbesitzer und hab damit ein klein bisschen praktische Erfahrung. Deutlich kleinere Firma allerdings. Da hatten wir auch immer so etwa ein Jahr Pufferzone, das war eigentlich ganz gesund, vor allem wenn man in keiner Industrie ist, die wahnsinnig großen Schwankungen unterworfen ist.
Für mich liest/las sich das eigentlich relativ gesund.
Dann kam die Entlassungswelle bei Ulisses, aber die hat glaube ich eher etwas mit dem Ukrainekrieg zu tun… Komme ich gleich noch dazu.



Weshalb ich den Thread wiederbelebe ist aber eigentlich etwas anderes.
Ich glaube nämlich, dass der Grund dafür, dass der deutsche Rollenspielmarkt so klein ist, hauptsächlich im Geschäftsmodell begründet liegt.
Das dürfte auch der größte Unterschied zwischen deutschen/europäischen und beispielsweise US Rollenspielverlagen sein.

Was meine ich damit?

Das Geschäftsmodell Rollenspiel in Deutschland ist eigentlich recht simpel.
Schreib ein Rollenspiel.
Drucke es in Form eines Buches.
Verkaufe die Bücher.

Ende.

Das hat eine ganze Reihe krasses Vorteile. Zum Beispiel gilt das Buch in Deutschland als Kulturgut und hat damit eine ganze Reihe Privilegien. Verringerter Mehrwertsteuersatz. Buchpreisbindung. Relativ standardisierte Vertriebswege durch ISBN.
Gerade die Kombination aus Buchpreisbindung und verringertem Mehrwertsteuersatz macht das Geschäftsmodell Buchverlag äußerst attraktiv, denn
a) ich als Verlag bestimme den Verkaufspreis, nicht der Händler. Das heißt ich verhandle nur einmal über die Marge (und selbst das stimmt nicht wirklich, denn da gibt es branchenübliche Bänder) und der Händler hat danach keine Möglichkeit mehr zu mir zu kommen und zu sagen: Ey, ich finde dein Produkt ja super, aber die Kunden wollen es zu dem Preis nicht kaufen. Würde es gerne für 10% weniger anbieten, aber du müsstest mir da entgegen kommen.
Das spart jede Menge Aufwand.
b) Selbst wenn der Verlag mal ein relativ schlechtes Jahr hat und genauso viel Geld einnimmt, wie er ausgibt, macht er damit netto immernoch einen (sehr kleinen) Gewinn, denn seine Ausgaben werden mit 19% versteuert, seine Einnahmen nur mit 7%. Sprich er kriegt vom Fiskus Steuern zurück.

Das macht dieses Geschäftsmodell erstmal sehr attraktiv.

Das Problem ist, dass das Geschäftsmodell 19tes Jahrhundert ist, die Welt aber mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen ist. Und das bedeutet dreierlei:
1. Gestiegener Wettbewerb
2. Verringerte Aufmerksamkeitsspanne/Geduld der Konsumenten
3. Veränderte Marktbedingungen

Zum Wettbewerb:
Buchverlage stehen nicht mehr nur in Konkurrenz mit anderen Buchverlagen. Sie stehen in Wettbewerb mit allem, was Freizeitgestaltung ist. Dem Internet. Handyspielen. Kino. Streaming. Usw.
Das ist die erste Hürde, die sie nehmen müssen.
Mal ein drastisches Beispiel:
Ich bin irgendwo verabredet, die Verabredung sagt kurzfristig ab, ich hab plötzlich 120 min Freizeit gewonnen. Was mach ich damit?
Selbst wenn ich Rollenspiel kenne und grundsätzlich daran interessiert bin, ist die Hürde online zu gehen, mir etwas dazu anzulesen, mir ein Spiel zu bestellen, DEUTLICH höher als einfach schnell irgendein Handyspiel herunterzuladen, dass verspricht ein Rollenspiel zu sein.
Und das ist nur der Fall bei einer Zielgruppe, die schonmal von Rollenspiel gehört hat.
Wenn ich von einer Zielgruppe spreche, die keine Ahnung hat von Rollenspiel, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zufällig darüber stolpert, gleich 0.
Ja, sie stolpern vielleicht (!) über D&D, weil sie Big Bang oder Stranger Things oder irgendeine andere Nerd/80er Jahre Serie schauen. Aber das ist dann D&D, nicht Rollenspiel.

Und trotzdem muss das dann noch mit all den anderen Freizeitaktivitäten konkurrieren.

Ich bin da das beste Beispiel. Ich spiele Rollenspiele seit ich 14 bin. Mittlerweile habe ich zwei Jobs und Familie. Allein Zeit zu finden, an der ich wirklich Zeit zum Spielen habe, ist nicht leicht, das dann noch mit den Terminkalendern meiner Runde zu koordinieren – nahezu unmöglich. Netflix & Chill ist da leichter.

Rollenspielverlage müssten MASSIV in Marketing investieren, um Rollenspiel (lies: Nicht D&D) bekannter zu machen in der Breite. Die RocketBeans haben gezeigt, was das bringt. Die hatten nur eins: Reichweite. Die haben sie genutzt und aus dem Stehgreif 5000+ Rollenspielbücher verkauft. Ich glaube damit waren sie aus dem Stehgreif das dritt- oder viertmeist verkaufte Rollenspiel in Deutschland.
Weil sie Reichweite haben.
Rollenspielverlage haben die nicht.
Aber selbst wenn sie Reichweite hätten – und das ist immer das sehr valide Gegenargument – wäre es für Rollenspielverlage nicht ökonomisch, denn der Aufbau dieser Reichweite würde sie mehr kosten, als sie letztlich einnehmen würden, weil es eben noch weitere strukturelle Hürden gibt. Im Geschäftsmodell begründet.
Und das bringt uns zu zweitens:

Verringerte Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten:
Ich hab es schon anklingen lassen: Die heutige Konusmentenschaft (und nein, das ist nicht nur auf Kids und Jugendliche begrenzt, ich kenne so viele Menschen 50+ die wenn sie etwas nicht innerhalb von 10 Sekunden verstanden haben das Interesse verlieren) hat eine Aufmerksamkeitsspanne vom sprichwörtlichen Goldfisch. Was nicht sofort klappt, ist es nicht wert.

Das ist tödlich für klassische Rollenspiele.

Nehmen wir erneut an, ich als Rollenspielverlag habe es geschafft Interesse bei Neukunden zu wecken und habe sie sogar dazu bekommen, eigeninitiativ und aktiv nach Rollenspielen zu suchen (das müssen sie nämlich machen, um überhaupt an Rollenspielbücher ranzukommen).
Was dann?

Erstmal haben sie eine überwältigende Auswahl. Tausende Rollenspiele. Das nimmt schon gleich wieder die Lust am Spiel, denn die Wahrscheinlichkeit nicht das perfekt für mich geeignete Spiel zu finden ist gleich 0.
Nachdem sie sich entschieden haben, müssen sie bestellen, bezahlen, MINDESTENS einen Tag auf die Auslieferung warten (wenn sie beim bösen A bestellen), und dann… haben sie ein 300-600 Seiten starkes Buch vor sich, dass sie erstmal lesen müssen.

Uff.

Drei Monate später, die Lust zu spielen ist mittlerweile wahrscheinlich komplett vergangen, hat man dann die Regeln drauf und muss sich eine Gruppe suchen. Was nochmal einige Wochen kosten kann.
Ihr seht, ich übertreibe bewusst, aber das Potenzial auf dem Weg von der Spiellust zum eigentlichen Spiel enttäuscht und frustriert zu werden ist riesig. Und das wiegt umso schwerer, je mehr wir in Zeiten leben, in denen instant gratification die Aumerksamkeitsökonomie steuert.

Die bisherige Strategie von Rollenspielverlagen (Ausnahmen bestätigen die Regel) war es meiner Meinung nach, sich auf den Kern zu konzentrieren und sich beim Marketing auf die (anspruchsvolle) Community und Zufälle zu verlassen.
Systematische Neukundengewinnung findet fast (!) nicht statt, vom Umbau großer IPs in Rollenspiele mal abgesehen.

Und solange die – wie nannte der Eismann sie? Würfelmumien? - solange die Würfelmumien immer mehr Einkommen generieren, dass sie bereitwillig in ihr Hobby stecken, ist das auch mehr oder weniger ein Nullsummenspiel. Zumindest die Marktbedingungen gleich bleiben. In den letzten Jahr(zenht)en ist durch den Digitaldruck, durch stabile Preise bei den relevanten Rohstoffen, usw. die Marge im Markt eher gestiegen, soweit ich das von außen beurteilen kann.
Das hat sich jetzt geändert.

Veränderte Marktbedingungen:
Aktuell gehen Rohstoffpreise durch die Decke. Energie wird teurer. Papier wird teurer. Die Löhne steigen.
Auf einmal erweist sich die Buchpreisbindung als Fluch. Denn der Preis für die Rollenspielbücher kann nicht im gleichen Maße steigen, wie es notwendig wäre. Er kann nicht dynamisch auf den Markt reagieren. Lebensmittel, Mieten, alles ist in den letzten Monaten teurer geworden. Rollenspielbücher nicht.

Hier hat sich der lange Vorteil des Geschäftsmodells Buch ins Gegenteil verkehrt. Konnte niemand vorhersehen, aber das ist meiner Meinung nach die aktuelle Entwicklung.


Und was heißt das jetzt?
Wenn man dafür sorgen will, dass der Rollenspielmarkt in Deutschland größer wird, dann muss man das aktiv und systematisch entwickeln. Märkte entstehen nicht einfach so, sie wachsen nicht einfach so. D&D hatte da, glaube ich, einfach viel Glück. Sie sind in zwei der erfolgreichsten TV Shows des letzten Jahrzehnts relativ prominent platziert worden (vielleicht haben sie sich da auch selber platziert, keine Ahnung), und damit haben sie den Markt für sich massiv erweitert. Aber in Stranger Things und Big Bang Theory wird halt nicht Rollenspiel gespielt. Es wird D&D gespielt. Und die ganzen anderen Probleme bestehen weiterhin, auch wenn WotC das ebenfalls erkannt zu haben scheint und ja jetzt mit OneD&D angeht.

So sehe ich das zumindest. Wenn man das Geschäftsmodell nicht grundlegend ändert, wird es in Deutschland kein Wachstum mehr geben. Der Markt für Rollenspiel in Buchform ist weitgehend gesättigt.
Aber das muss ja nichts schlimmes sein.

Und wie gesagt, das ist alles nur meine Sicht und Spekulation. In einem anderen Thread (hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124317.0.html), für die, die es interessiert) hab ich mir mal Gedanken dazu gemacht, wie ich ein Rollenspiel aufziehen würde, das sich vom Geschäftsmodel Buch löst. Werde ich auch versuchen weiter voranzutreiben, vielleicht funktioniert es ja wirklich :D