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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Thema gestartet von: JohnLackland am 16.10.2022 | 17:17

Titel: Solarpunk
Beitrag von: JohnLackland am 16.10.2022 | 17:17
Hallo, ich suche Ideen für ein Art Solarpunksetting: Der Begriff Solarpunk ist an Steampunk und Cyberpunk angelehnt. Solarpunk beschreibt eine Zukunft in der die Klimakrise und Umweltverschmutzung überwunden ist und Inklusion und Diversität das Zusammenleben prägt. Die Idee ist ein utopisch positives Setting als Hintergrund zu nehmen und darum eine spannende Welt und Abenteuer zu generieren. Mehr zum Solarpunk: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Solarpunk Aktuell sammle ich Ideen dafür. Grundsätzlich ist die Welt kurz davor all diese Ziele zu erreichen, aber es soll reaktionäre Bewegungen und Rückschläge im technischen Fortschritt geben. Wenn ihr das so lest, was für Ideen habt ihr für so ein Setting? Wie war der Weg dahin? Ist es das "Ende der Geschichte"? Was für Probleme könnte es geben?
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 16.10.2022 | 17:27
Es ist vielleicht ein bisschen arg frech, aber vielleicht hilfts, das da an anderer Stelle schon ein bisschen Hirnschmalz geflossen ist:

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,110971.0.html

Das Konzept Solarpunk ist nämlich IMHO ein sehr cooles!
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Megavolt am 16.10.2022 | 17:44
In einer Höhle haust ein Nekromant, dem das Handwerk gelegt werden muss, weil seine Zombies in einem Windpark und in einem Wasserschutzgebiet randalieren.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: JohnLackland am 16.10.2022 | 17:57
Es ist vielleicht ein bisschen arg frech, aber vielleicht hilfts, das da an anderer Stelle schon ein bisschen Hirnschmalz geflossen ist:

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,110971.0.html

Das Konzept Solarpunk ist nämlich IMHO ein sehr cooles!

Danke! Das ist ein toller Thread.

Das ganze sollte schon in einer nicht allzufernen Zukunft spielen und keine Fantasy sein.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: kagozaiku am 16.10.2022 | 18:01
Was mir spontan einfällt bzw. was ich an anderen Systemen assoziiere sind u.a.: Wildsea (https://thewildsea.co.uk), Ryuutama, Wanderhome und Belonging Outside Belonging.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Antariuk am 16.10.2022 | 18:38
Ich denke bei Solarpunk immer an (massiv) gestiegene Meeresspiegel als Konsequenz der vorherigen, cyberpunkigen Entwicklung, die sich nicht mehr aufhalten ließ. Die bewohnbare Fläche der Erde ist zu heute merklich kleiner geworden, aber es gibt viele schwimmende Städte - oder massive Bollwerke, die vorhandene Küstenstädte schützen. Mit so spekalativem Geo-Engineering ließe sich zum Beispiel die Ostsee oder das Mittelmeer komplett abschotten und regulieren. Die schwimmenden Städte haben über Wasser dann große Solarpark-Insel um sich herum und unter Wasser tausende Algen- und Fischfarmen zur Nahrungserzeugung.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Dr. Beckenstein am 16.10.2022 | 19:13
Aber kann ein"utopisch positives Setting" denn Punk sein?  8]

Mein Vorschlag: Die Solarparks wurden angelegt, weil es wirklich keine Alternative mehr gab. Die angestiegenen Meere werden von Konzernschiffen durchpflügt, die Mikroplastik zum Recyceln sammeln, die Menschen leben dichtgedrängt in den wenigen besiedelbaren Gebieten, die vor dem Hochwasser geschützt sind, und die SC machen illegale Sachen an Land für die Mächtigen in den schwimmenden Luxusstädten.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 17.10.2022 | 09:10
Würde ich für im Falle von Solarpunk ehrlich gesagt für kontraproduktiv halten, da die gesamte Grundaussage dieses Genres ist, dass Lösungen möglich sind. Solarpunk hat zwar durchaus was von "wir rebellieren gegen das Establishment", aber aus einer völlig anderen Perspektive heraus.
Das "Establishment" ist in diesem Falle nämlich die (gerade in der Sci Fi) extrem weit verbreitete Einstellung, das die Zukunft sowieso scheiße wird, das alles den Bach runter geht und so gut wie jede neue technologische Entwicklung in die Katastrophe führt, weil sie entweder inhärent schlimm ist oder ohnehin sofort von den gierigen und grundsatzmiesen Menschen missbraucht wird. Gegen dieses bequeme Suhlen in der Hoffnungslosigkeit, dieses dauernde "Warnen" bei gleichzeitigem Ignorieren und sogar Abbügeln origineller Lösungsansätze "rebelliert" Solarpunk.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: First Orko am 17.10.2022 | 09:43
Wer sich ein bißchen mehr ins Thema einlesen möchte, dem kann ich das Solarpunk-Manifest (https://www.re-des.org/ein-solarpunk-manifest-deutsch/) sehr ans Herz legen, das ist imho ein guter Startpunkt.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: JohnLackland am 17.10.2022 | 09:46
Danke Waldviech, deshalb finde ich es so spannend, soetwas zu bespielen und ein Hintergrund dafür zu entwickeln und narrativ auch etwas gegen alles wird Schei.... Punk drückt vor allem eine rebellische Haltung aus und hier sagt ew... Fuck of dystopia :-)
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 17.10.2022 | 11:22
"Fuck Dystopia" fasst es IMHO super zusammen - das ist auch bei Age of the Rising Sun das unausgesprochene Credo. Oder besser "Aera Solaris", denn so heißt das Setting mittlerweile in seiner als  Settingteaser im Supers-GRW veröffentlichten Form.  :d

Ein ganz netter Kniff, dieses "Fuck Dystopia" zu erreichen, wäre u.a. vielleicht, sowas wie Shadowrunner oder Edgerunner zwar vorkommen zu lassen - sie aber aus der Perpektive der an echter, praktischer und tatsächlich machbarer Weltverbesserung interessierten SC zu beschreiben: Ein Haufen nihilistischer Berufsgangster, die sich selber für cool und rebellisch halten und dabei eigentlich ein fester Bestandteil eines üblen Systems sind. Quasi das futuristische Äquivalent zum archetypischen Mafiosi, der sich einredet, sowas wie ein "Ehrenmann" zu sein, tatsächlich aber einfach nur ein gewalttätiges Arschloch ist. Wenn man hinter die ganze "stylische" Chrom-und-Leder-Fassade blickt, sind die "Shadowrunner" nicht viel mehr als ein Haufen erbärmlicher Gangster und das ganze Gehabe von wegen "Wir sind taffe Auftragskiller und Industriespione um das phöse System von innen zu ersetzen" ist nicht viel mehr als ein gewaltiger Selbstbeschiss. Für normale Menschen ist das Pack nämlich genau so opressiv wie weiland russische Bandenschläger.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Antariuk am 17.10.2022 | 14:15
Ein ganz netter Kniff, dieses "Fuck Dystopia" zu erreichen, wäre u.a. vielleicht, sowas wie Shadowrunner oder Edgerunner zwar vorkommen zu lassen - sie aber aus der Perpektive der an echter, praktischer und tatsächlich machbarer Weltverbesserung interessierten SC zu beschreiben: Ein Haufen nihilistischer Berufsgangster, die sich selber für cool und rebellisch halten und dabei eigentlich ein fester Bestandteil eines üblen Systems sind. Quasi das futuristische Äquivalent zum archetypischen Mafiosi, der sich einredet, sowas wie ein "Ehrenmann" zu sein, tatsächlich aber einfach nur ein gewalttätiges Arschloch ist. Wenn man hinter die ganze "stylische" Chrom-und-Leder-Fassade blickt, sind die "Shadowrunner" nicht viel mehr als ein Haufen erbärmlicher Gangster und das ganze Gehabe von wegen "Wir sind taffe Auftragskiller und Industriespione um das phöse System von innen zu ersetzen" ist nicht viel mehr als ein gewaltiger Selbstbeschiss. Für normale Menschen ist das Pack nämlich genau so opressiv wie weiland russische Bandenschläger.

Vor meinem inneren Auge sind gerade 2W6 Möchtegern-Rebellen mit Ledermänteln und Chrom-Implantaten an einer Art Sailor Moon Charakter zerschellt, die für den umweltfreundlichen Fortschritt von Solarpunk steht (und natürlich lawful-good ist!). Großartig, danke dafür >;D
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 17.10.2022 | 14:19
Oh, ist dieses Bild großartig!  >;D
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Jiba am 17.10.2022 | 14:23
"Fuck Dystopia" fasst es IMHO super zusammen!

Oder: "No Go Future!"

Oh, ist dieses Bild großartig!  >;D

Total. Ich wollte auf dem :T: reffen sowieso mal sowas wie Sailor Moon leiten. Warum nicht VS. Cyberpunk?

(Ich glaube übrigens, wenn richtig gewendet, könnte auch die neue "Werwolf: The Apocalypse"-Edition sich an Solarpunk-Vibes bedienen. Da haben ja schon die alten Editionen in Bezug auf die Natur irgendwie so niedliche Studio-Ghibli-Versatzstücke benutzt.

Aber einige Ghibli-Filme, wie z.B. "Nausicaä" oder "Das Schloss im Himmel" würde ich auch durchaus irgendwie als "Solardieselpunk" bezeichnen... von ihrer grundsätzlichen Einstellung her.)
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 17.10.2022 | 15:07
Danke! Das ist ein toller Thread.
In dem Fall solltest du vielleicht einen Blick auf S.300-304 in dem hier https://superheldenrollenspiel.de/  werfen

 (https://superheldenrollenspiel.de/wp-content/uploads/supersbuch.png)

(und dazu könnte recht bald auch mehr erscheinen...)  >;D
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 17.10.2022 | 15:24
Zitat
(und dazu könnte recht bald auch mehr erscheinen...)  >;D

 :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d (OK, wenn ich jetzt mehr Daumen-Hoch-Smileys mache, fängt es an, albern auszusehen  ~;D.)
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 17.10.2022 | 18:05
Zitat
Aber einige Ghibli-Filme, wie z.B. "Nausicaä" oder "Das Schloss im Himmel" würde ich auch durchaus irgendwie als "Solardieselpunk" bezeichnen... von ihrer grundsätzlichen Einstellung her.)

Tatsächlich ein guter Punkt! Zumal selbst "Solardiesel" ja durchaus voll ins optimistische Konzept passt:
https://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article12785813/Es-funktioniert-Sprit-aus-Sonne-und-Wasser.html
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Megavolt am 17.10.2022 | 18:19
Vielleicht hat der Nekromant auch noch einen Feuermagier zum Freund, durch dessen rüpelhaftes Verhalten so mancher eigentlich gesunde Mischwald bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde. Außerdem ist Feuermagie nicht so gut für das Klima.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 17.10.2022 | 20:32
Für mich klingt das Solarpunk-Manifest ganz schön dystopisch. Das ist eigentlich gut, denn in einer Spielwelt sollte es ja Konflikte geben, denn sonst bräuchte es keine heroischen SCs. Andererseits wird hier ganz ausdrücklich keine Dystopie gewünscht.

Die im Manifest beschriebene Gesellschaftsform wird Verlierer produzieren. Diese können zu Bösewichten oder zu tragischen Figuren aufgebaut werden. Hier sind ein paar Konflikte, die Verlierer produzieren werden:
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Chaos am 17.10.2022 | 22:19
In einer Höhle haust ein Nekromant, dem das Handwerk gelegt werden muss, weil seine Zombies in einem Windpark und in einem Wasserschutzgebiet randalieren.

Was hast du gegen Nekromanten?

Nekromantie ist doch nur Recycling! Jede Leiche, die in ein unheiliges Zerrbild des Lebens verwandelt wird, ist eine Leiche, die nicht auf Kosten der Umwelt verbrannt oder irgendwo verbuddelt wird!
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2022 | 14:59
Ich denke, ich kapiere so einigermaßen, was mit dem Solarpunk-Gedanken gemeint ist. Aber ich check nicht so ganz, was für Konflikte man in einem solchen Setting bespielen soll. Ich mein, okay, man kann jeglichen beliebigen klassischen Abenteuerstoff sicherlich in ein SP-Setting überführen, aber dann ist SP letztlich nur eine Kulisse, eine Colour. Es wäre also wohl doch vorzuziehen, dass die Core Story des Spiels selbst direkt mit dem Solarpunk-Thema zu tun hat.
"Der finstere Fritze Merz III will mit einem gigantischen Schirm die Sonne verdunkeln, um wieder Kohle abbaggern und die bereits gereinige Luft wieder verpesten zu dürfen -- haltet ihn auf" klingt da etwas albern. :p

--

Generell find ich es eh faszinierend, welchen Bedeutungswandel der "Punk" durchmacht. ^^
In Cyberpunk steht der -punk ja dafür, dass die interessanten Geschichten sich an den Rändern der Gesellschaft abspielen, bei den Verlierern, den Ausgestoßenen, oder den Nonkonformisten die sich der Herrschaft der Konzerne nicht unterordnen wollen.
Beim Steampunk und seinen diversen "alternativhistorischen" Ablegern steht der Punk soweit ich weiß vielmehr für die Anachronismen -- Duell im Morgengrauen, aber bitte in dampfgetriebenen Mechas!
Oder auch Rocketpunk -- SF wie in den 50er Jahren; wir fliegen in atomgetriebenen Raketen zum Lunch auf den Mond, aber den Kurs müssen wir mit Logarithmentafeln berechnen weil Computer viel zu groß und sperrig sind, um sie im Raumschiff unterzubringen.

Das alles lässt sich mE nicht so richtig auf ein Solarpunk-Setting übertragen -- Anachronismen passen nicht, weil es ja eine optimistische Zukunftsvision sein soll, und die Randgruppen der Gesellschaft wären eher solche Relikte die darauf bestehen, mit ihrem Porsche unter affenartigem Getöse illegalen Dino-Saft zu verbrennen -- man müsste also quasi die Rolle der Antagonisten übernehmen.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: First Orko am 24.10.2022 | 15:15
Ich denke, ich kapiere so einigermaßen, was mit dem Solarpunk-Gedanken gemeint ist. Aber ich check nicht so ganz, was für Konflikte man in einem solchen Setting bespielen soll. Ich mein, okay, man kann jeglichen beliebigen klassischen Abenteuerstoff sicherlich in ein SP-Setting überführen, aber dann ist SP letztlich nur eine Kulisse, eine Colour. Es wäre also wohl doch vorzuziehen, dass die Core Story des Spiels selbst direkt mit dem Solarpunk-Thema zu tun hat.
"Der finstere Fritze Merz III will mit einem gigantischen Schirm die Sonne verdunkeln, um wieder Kohle abbaggern und die bereits gereinige Luft wieder verpesten zu dürfen -- haltet ihn auf" klingt da etwas albern. :p

Ich hatte mit einigen hierzuboard mal eine Microscope-Runde (siehe: Was aus den Menschen wird (https://www.tanelorn.net/index.php/board,587.0.html)) die ich rückblickend als in Ansätzen "solarpunkig" bezeichnen würde, auch wenn wir uns diesbezüglich nicht abesprochen hatte. Die Idee war aber schon eher ein utopistisches Setting und der Name erinnern nicht von ungefähr an die deutsche Übersetzung von Cordwainer Smiths "Instrumentality of Mankind".
Interessanterweise spielte dort die Verdunkelung der Sonne durchaus eine Rolle:

Zitat
In nur wenig mehr als 100 Jahren wird die Jantsen-Brinkman-Phalanx Realität: Ein Dyson-Schwarm von hocheffizienten Solarkollektoren erreicht einen Wirkungsgrad von über 60% Nutzung der gesamten Energie der Sonne. Dies löst zwar die Energieproblem der Erde auf einen Schlag, taucht aber die Erde in ein eigentümliches Zwielicht.

Themen der Runde (die als Experiment einer Online-Microscope-Runde leider nicht fortgeführt wurde) waren dementsprechend eher sozialer Natur statt typisches "Abenteuerrollenspiel".
Nur dass die Vision utopisch ist und die technischen Voraussetzungen gegeben sind bedeutet ja nicht die Abwesenheit von Konflikten. Ich könnte mir auch den Kampf unterschiedliche Philosophien wie "Zurück zur Natur" gegen "Nachhaltige Nutzung modernener Technologien" vorstellen - der evt. sogar in einen Bürgerkrieg münden könnte.
Oder wie oben angedeutet: Was machen wir mit Leuten, die nicht so mitziehen wollen und Egoismus und persönlichen Materialismus in den Vordergrund stellen?

Der Begriff ist wohl auch eher eine Notlösung in Abgrenzung zum dystopischen Cyberpunk und eher reaktionären(?) Steampunk. An dem Wort "Punk" braucht man sich nicht aufhängen, dass der sich von der ursprünglichen Bedeutung entfernt hat, dürfte doch spätestens seit den Shadworun-SWAT-Teams etabliert sein  :P ;D

Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 24.10.2022 | 15:45
Für mich klingt das Solarpunk-Manifest ganz schön dystopisch. Das ist eigentlich gut, denn in einer Spielwelt sollte es ja Konflikte geben, denn sonst bräuchte es keine heroischen SCs. Andererseits wird hier ganz ausdrücklich keine Dystopie gewünscht.

Die im Manifest beschriebene Gesellschaftsform wird Verlierer produzieren. Diese können zu Bösewichten oder zu tragischen Figuren aufgebaut werden. Hier sind ein paar Konflikte, die Verlierer produzieren werden:
  • Was wird aus denjenigen, die in einer Welt, in der die Gegenkultur verpflichtend geworden ist, eine andere Meinung vertreten als der Gegenkultur-Mainstream?

Was ist daran dystopisch? Der Mainstream ist heute auch verpflichtend, denn aus ihm entstehen die Gesetze. Wenn du zu der Minderheit gehörst, die denkt, dass Vergewaltigung und Mord ok sein sollten, wirst die Reaktion darauf kaum freundlich ausfallen. Und genauso wird halt die Meinung, dass die Zerstörung der Erde unser natürliches Recht ist, dich halt in so einem Setting als Psychopathen outen. Das ist halt so in Gesellschaften, dass Meinungen völlig abseits der allgemeinen Moralvorstellungen Probleme haben.

  • Wird es das Konzept des Gedankenverbrechens geben? Wenn ja, was wird aus denen, die etwa glauben, dass es einen Weg jenseits von Solarpunk gibt, der weder Verleugnung noch Verzweiflung bedeutet?

Ich sehe in dem Manifesto keine Anzeichen für "Gedankenverbrechen", aber natürlich bedeutet das nicht, dass dich jede Meinung gleich beliebt macht.

  • Was wird aus denjenigen, die zwar kompetent sind, aber nicht das richtige Geschlecht oder die richtige Ethnie haben, um in einer postkolonialistischen, diversen Gesellschaft Karriere zu machen?

Oookaaaayy.... Ich ignoriere das mal, die Mods haben genug zu tun. Hat auch irgendwie nix mit dem Setting zu tun.

  • Was wird aus den Ehrgeizigen, die für ihre Arbeit belohnt werden wollen, in einer Gesellschaft, die den Kapitalismus verbannt und soziale Gerechtigkeit einfordert?

Die werden mit anderen Formen der Belohnung, z.B. soziale Anerkennung, auskommen müssen oder damit leben lernen, dass sich der Wert eines Menschen nicht so einfach bemessen lässt.

  • Was wird aus denen, die verbotene Technologie einsetzen wollen?

Was passiert heute, wenn du Asbest im Vorgarten deines Nachbarn verteilen willst? Nicht viel anderes, vermutlich.

  • Wie werden Konflikte um natürliche Ressourcen gelöst?

Das ist eines der Kernthemen des Genres, ja.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2022 | 16:15
Weil es ja was mit Solar zu tun hat:
Zitat
In nur wenig mehr als 100 Jahren wird die Jantsen-Brinkman-Phalanx Realität: Ein Dyson-Schwarm von hocheffizienten Solarkollektoren erreicht einen Wirkungsgrad von über 60% Nutzung der gesamten Energie der Sonne. Dies löst zwar die Energieproblem der Erde auf einen Schlag, taucht aber die Erde in ein eigentümliches Zwielicht.

Das ist aber verdammt schlecht durchdacht. Wozu braucht man 60% der gesamten Sonnenleistung (wären dann 2,3e26W)? Das ist größenordnungsmäßig 100 Millionen mal (!) mehr als wir aktuell brauchen.
Selbst wenn man nur 2% der Sonnenstrahlung einfangen und mit 20% Wirkungsgrad umwandeln würde, wäre das immer noch ca 1 Million mal mehr als wir heute brauchen. Und damit würde man gerade so viel Sonnenstrahlung abfangen, um die Erderwärmung zu stoppen, ohne dass man den Unterschied auf der Erde wahrnehmen könnte.

(Entsprechend zeigt dieses Rechenbeispiel auch, wie eigentlich lächerlich wenig Solarenergie man eigentlich bräuchte, um die gesamte Weltbevölkerung auf höchst luxuriösem Niveau zu versorgen, selbst bei 10fach höherem Verbrauch.)
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: First Orko am 24.10.2022 | 16:21
Weil es ja was mit Solar zu tun hat:
Das ist aber verdammt schlecht durchdacht. Wozu braucht man 60% der gesamten Sonnenleistung (wären dann 2,3e26W)? Das ist größenordnungsmäßig 100 Millionen mal (!) mehr als wir aktuell brauchen.
Selbst wenn man nur 2% der Sonnenstrahlung einfangen und mit 20% Wirkungsgrad umwandeln würde, wäre das immer noch ca 1 Million mal mehr als wir heute brauchen. Und damit würde man gerade so viel Sonnenstrahlung abfangen, um die Erderwärmung zu stoppen, ohne dass man den Unterschied auf der Erde wahrnehmen könnte.

(Entsprechend zeigt dieses Rechenbeispiel auch, wie eigentlich lächerlich wenig Solarenergie man eigentlich bräuchte, um die gesamte Weltbevölkerung auf höchst luxuriösem Niveau zu versorgen, selbst bei 10fach höherem Verbrauch.)

... joa. Ich spielt halt nicht mit Hobbyphysikern und Ingenieuren. Der Fokus war nicht auf Simulation.  ::)
Und was du oben liest ist Technobabbel  ;D Sorry, wenn da deine Erwartung nicht erfüllt wurde.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2022 | 17:00
Ja, bei SF-Dingen bin ich... "eigen". Oder lass mich lieber sagen: anspruchsvoller. ;) Als bei Wald-und-Wiesen-Fantasy jedenfalls.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: unicum am 24.10.2022 | 17:50
(Entsprechend zeigt dieses Rechenbeispiel auch, wie eigentlich lächerlich wenig Solarenergie man eigentlich bräuchte, um die gesamte Weltbevölkerung auf höchst luxuriösem Niveau zu versorgen, selbst bei 10fach höherem Verbrauch.)

Wo viel Energie ist kann auch viel Schindluder getrieben werden.

Exemplarisch die Pressekonferenz anno duzemal wo der LASER vorgestellt wurde,... der Vorstelle schwärmte von den Möglichkeiten die dadurch entstehen aber bei den Presseleuten fragte immer wieder einer "kann man das auch als Waffe benutzen?" Irgendwann soll der Wissenschaftler dann auch eingebrochen sein und gesagt haben "man kann es auch als Waffe benutzen."

War heute auch irgendwo im Radio ein Thema (ich glaub SWR2/Wissen) wo das Thema Solarpark im All und die Energie als Mikrowellenstrahlung auf die Erde schicken. Ich würde jedenfalls nicht gerne erleben wie dieser Mikrowellenstrahl "urplötzlich" nicht mehr auf die eigentlichen Empfangsstation, sondern auf - exemplarisch - meinen Vorgarten gerrichtet ist.

---

Für mich sind das dann aber auch Abenteuermöglichkeiten.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: unicum am 24.10.2022 | 17:53
Ja, bei SF-Dingen bin ich... "eigen". Oder lass mich lieber sagen: anspruchsvoller. ;) Als bei Wald-und-Wiesen-Fantasy jedenfalls.

Ist bei mir ähnlich, ich wundere mich auch oft genug deswegen. Ich hab kein Problem mit Magie und son gedöns aber da ich tagein tagaus mit Lasern arbeite und mir kommt ein SF etwa mit z.b. "Laserschwertern"

so jezt aber
 :btt:
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 24.10.2022 | 18:32
Ich denke, ich kapiere so einigermaßen, was mit dem Solarpunk-Gedanken gemeint ist. Aber ich check nicht so ganz, was für Konflikte man in einem solchen Setting bespielen soll.

Also bei Aera Solaris (Setting für Supers!) entsteht die "Solarpunk" Welt des frühen 23. Jahrhunderts als eine Art techno-optimistischer Postapokalypse nach über einem Jahrhundert krasser Naturkatastrophen aus Menschenhand, d.h. die Erde trägt teilweise immer noch großflächige "Narben" und es wimmelt von Relikten einer fast Cyberpunk-artigen dystopischen Vergangenheit, die aber immer noch gefährlich werden können --- seien das jetzt letzte Riesenkonzerne und Ultrareiche, die sich ins All geflüchtet haben, seien es Ludditische Steinzeit-Fundamentalisten, "echte" esoterisch angehauchte Ökofaschisten, aggressive neugeschaffene Lebensformen, "klassisch" organisiertes Verbrechen  oder militante Kapitalismus-Fundamentalisten (also Ayn-Rand Taliban, deren Vorstellung von Paradies wohl so was wie Bioshock' Rapture wäre) - und in Aera Solaris kommen dazu noch die Herausforderungen des Sonnensystems und das Problem gewisser Entdeckungen, die das Verschwinden der großen Gletscher so mit sich brachte...
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 24.10.2022 | 18:55
Was ist daran dystopisch? Der Mainstream ist heute auch verpflichtend, denn aus ihm entstehen die Gesetze. Wenn du zu der Minderheit gehörst, die denkt, dass Vergewaltigung und Mord ok sein sollten, wirst die Reaktion darauf kaum freundlich ausfallen. Und genauso wird halt die Meinung, dass die Zerstörung der Erde unser natürliches Recht ist, dich halt in so einem Setting als Psychopathen outen. Das ist halt so in Gesellschaften, dass Meinungen völlig abseits der allgemeinen Moralvorstellungen Probleme haben.

Damit beschreibst du die passende Einstellung für eine Diktatur: Es gibt genau einen Mainstream. Schon der Gedanke, dass jemand davon abweicht, ist so provokant, dass du damit Leute assoziierst, die für Mord und Vergewaltigung und die Zerstörung der Erde eintreten. Der Andersdenkende kommt nur als Schwerverbrecher oder Psychopath vor. Die Idee, dass der Andersdenkende hilfreich sein oder ein berechtigtes Anliegen haben könnte, kommt nicht vor. Kurzum: Diese Gesellschaft ist nicht freiheitlich sondern tyrannisch und das macht sie zur Dystopie.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2022 | 19:40
Ja, wenn die Mainstream-Meinung ist "Wir müssen den Planeten bewohnbar und die Ökosphäre intakt halten, auch wenn das weniger Gewinne für Wenige bedeutet", fällt es in der Tat schwer, Andersdenkende, die dieser Meinung nicht sind, nicht für Psychopathen zu halten.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 24.10.2022 | 19:58
Ja, wenn die Mainstream-Meinung ist "Wir müssen den Planeten bewohnbar und die Ökosphäre intakt halten, auch wenn das weniger Gewinne für Wenige bedeutet", fällt es in der Tat schwer, Andersdenkende, die dieser Meinung nicht sind, nicht für Psychopathen zu halten.
:d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d :d
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: klatschi am 24.10.2022 | 20:26
Ja, wenn die Mainstream-Meinung ist "Wir müssen den Planeten bewohnbar und die Ökosphäre intakt halten, auch wenn das weniger Gewinne für Wenige bedeutet", fällt es in der Tat schwer, Andersdenkende, die dieser Meinung nicht sind, nicht für Psychopathen zu halten.

Made my day 😂
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 24.10.2022 | 20:36
 :d Wüßte nicht, wie man das besser sagen kann.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 24.10.2022 | 20:56
Ja, wenn die Mainstream-Meinung ist "Wir müssen den Planeten bewohnbar und die Ökosphäre intakt halten, auch wenn das weniger Gewinne für Wenige bedeutet", fällt es in der Tat schwer, Andersdenkende, die dieser Meinung nicht sind, nicht für Psychopathen zu halten.

Danke, das ist ein Musterbeispiel für das, was ich kritisiert habe. Du kennst die Meinung des Andersdenkenden gar nicht, aber du bist trotzdem sofort bereit, sie zu verurteilen. Auch danke an Klatschi, Irian und Kardinal, dass ihr euch an der Demonstration beteiligt habt!

(Jetzt sind alle glücklich, oder?)
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Chaos am 24.10.2022 | 21:00
Danke, das ist ein Musterbeispiel für das, was ich kritisiert habe. Du kennst die Meinung des Andersdenkenden gar nicht, aber du bist trotzdem sofort bereit, sie zu verurteilen. Auch danke an Klatschi, Irian und Kardinal, dass ihr euch an der Demonstration beteiligt habt!

(Jetzt sind alle glücklich, oder?)

Du könntest uns natürlich auch erklären, wie die Meinungen von Andersdenkenden WIRKLICH aussehen, anstatt hier die Diktatur der Meinungsmafia zu beklagen. Zeige uns doch, dass es in einem solchen Szenario abweichende Meinungen geben kann, die es wert sind, sie zu respektieren!
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 24.10.2022 | 21:07
Ich finde es amüsant, dass du bei der Ausgangsthese "Wir haben eine echte Utopie erreicht, die Natur erholt sich, den Menschen geht es wirklich besser, etc." (was ja die Idee von Solarpunk ist) irgendwie denkst, dass die Seite, die was daran ÄNDERN will, auch was für sich haben muss.

Sobald du ein gutes Beispiel bringst, können wir uns das gerne anschauen, aber bitte, bevor du Zeit verschwendest, bitte beachten:

a) Es handelt sich um echte Utopie, d.h. den Leuten und der Natur geht es tatsächlich gut und nicht etwa eine verkleidete Dystopie die nur aufgrund von Kindern im Keller, Drogen, etc. funktioniert.

b) Du willst eine prinzipielle Änderung in der gesellschaftlichen Struktur begründen und nicht irgendwelche kleineren Detailverbesserungen, die in so nem Setting natürlich problemlos diskutierbar sind.

(Evtl. könnte man das aber auch jetzt schon auslagern? So als Spezialblick auf Solarpunk? Mit gewissen riskanten Hang zu "Rollenspiel und Gesellschaft")
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Maarzan am 24.10.2022 | 21:11
Ja, wenn die Mainstream-Meinung ist "Wir müssen den Planeten bewohnbar und die Ökosphäre intakt halten, auch wenn das weniger Gewinne für Wenige bedeutet", fällt es in der Tat schwer, Andersdenkende, die dieser Meinung nicht sind, nicht für Psychopathen zu halten.

Wer die Regeln für diese "Rettung" schreibt, hat erst einmal jede Menge Macht.
Und das ist verführerisch. Was von den "alternativlosen" Maßnahmen ist wirklich notwendig, um die Erde vor dem Kollaps zu retten, was ist schlicht eitler Dummfug und was ist dann Geschäftemacherei und Machtausnutzen zu eigenen Gunsten oder einer Lobbygruppe nun der neuen Ökoelite? 

Corona und die folgenden Maßnahmen hat da ja z.B. auch gezeigt, wie man eine an sich richtige und notwendige Stoßrichtung verhunzen kann und alle nicht Linientreuen sind dann "Querdenker". 

"Punk" würde ich da eher bei denen verorten, welche diese "heilige" Faktensetzung anzweifeln.

Hört sich hier aber eher an als sollte auf Seiten der Ökoinquisition gegen Abweichler vorgegangen werden.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 24.10.2022 | 21:35
Wenn es sich um eine echte Utopie handelt, in der ALLES funktioniert und ALLE glücklich sind, dann gibt es keinen Raum für Abweichler. Aber was, wenn sich die Realität in die Utopie einschleicht und ...


Freilich, wenn ihr eisern daran festhalten wollt, dass die Utopie PERFEKT ist, dann braucht es auch keine Andersdenkenden mehr. Aber für eine derart perfekte Gesellschaft fehlt mir die Phantasie. Einhörner und Drachen kann ich mir vorstellen, aber eine Ideologie, die auf ewig alle Fragen richtig beantwortet, nicht.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Maarzan am 24.10.2022 | 21:37
Wenn es sich um eine echte Utopie handelt, in der ALLES funktioniert und ALLE glücklich sind, dann gibt es keinen Raum für Abweichler. Aber was, wenn sich die Realität in die Utopie einschleicht und ...

  • ... der Fokus auf lokale Lösungen zu Mangelwirtschaft führt? Dann könnte Fernhandel die Rettung bringen, aber das hieße ja, an der Solarpunk-Doktrin zu zweifeln.
  • ... das Dasein dröge ist und die junge Generation zumindest gelegentlich Vergnügen wie eine Urlaubsreise auf die Bahamas will?
  • ... veränderte Umweltbedingungen dazu führen, dass die Öko-Wirtschaft in eine Krise gerät?
  • ... identitäre Personalpolitik dazu führt, dass die falschen Personen in Machtpositionen geraten und die falschen Entscheidungen treffen?
  • ... ein Vulkan ausbricht, ein oder mehrere Jahre ohne Sommer anstehen und die Solarenergie nicht ausreichen wird, um den Bedarf zu decken? Atomstrom könnte helfen, aber das wäre gegen die Doktrin.

Freilich, wenn ihr eisern daran festhalten wollt, dass die Utopie PERFEKT ist, dann braucht es auch keine Andersdenkenden mehr. Aber für eine derart perfekte Gesellschaft fehlt mir die Phantasie. Einhörner und Drachen kann ich mir vorstellen, aber eine Ideologie, die auf ewig alle Fragen richtig beantwortet, nicht.

Bürger, haben sie etwa Zweifel an der Unfehlbarkeit ihres Freunds Computer, welcher durch seine Umsicht und Fürsorge diese Utopie überhaupt erst möglich macht ... .  >;D
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 24.10.2022 | 22:31
Wenn es sich um eine echte Utopie handelt, in der ALLES funktioniert und ALLE glücklich sind, dann gibt es keinen Raum für Abweichler. Aber was, wenn sich die Realität in die Utopie einschleicht und ...

  • ... der Fokus auf lokale Lösungen zu Mangelwirtschaft führt? Dann könnte Fernhandel die Rettung bringen, aber das hieße ja, an der Solarpunk-Doktrin zu zweifeln.

Wenn es so trivial Mangelwirtschaft gäbe, wäre es keine Utopie... Das Idee ist ja, dass es keine Scheinlösung ist, sondern man eine tatsächlich im Allgemeinen funktionierende Lösung gefunden hat.

  • ... das Dasein dröge ist und die junge Generation zumindest gelegentlich Vergnügen wie eine Urlaubsreise auf die Bahamas will?

Dann fährt er auf die Bahamas. Wo ist das Problem? Es dauert halt vielleicht etwas länger, weil er dafür nicht den 35€ Flug nehmen kann, aber Solarpunk ist nicht Agrar-Punk, wo jeder immer zuhause bleiben muss.

  • ... veränderte Umweltbedingungen dazu führen, dass die Öko-Wirtschaft in eine Krise gerät?

...dann werden diese diskutiert und auf unerfreulich vernünftige Art und Weise gelöst? Es ist halt Solarpunk. Die Populisten, die in so ner Situation den Faschismus ausrufen wollen, sind da nicht die Leute, die am Ende Recht haben. Erstaunlicherweise ist das sogar realistisch, denn das sind sie schon heute nicht.

  • ... identitäre Personalpolitik dazu führt, dass die falschen Personen in Machtpositionen geraten und die falschen Entscheidungen treffen?

Es erscheint mir eher so, als ob sich hier dein persönlicher Bias einschleicht und weniger, dass du eine tatsächlich gegebene Notwendigkeit von Solarpunk beschreibst... Aber natürlich sind Plots mit falsch liegenden Einzelpersonen immer denkbar, klar. So what? Das System ist gut, aber naturgemäß nicht perfekt, weil es auch Menschen selbst in so nem Setting nicht sind (wäre ja langweilig).

  • ... ein Vulkan ausbricht, ein oder mehrere Jahre ohne Sommer anstehen und die Solarenergie nicht ausreichen wird, um den Bedarf zu decken? Atomstrom könnte helfen, aber das wäre gegen die Doktrin.

Es ist Solarpunk. Vermutlich gibt es dann ein halbes Dutzend besserer Alternativen als eine Rückbesinnung auf gefährliche Energieformen. Alleine um zu Solarpunk HIN zu kommen brauchte es haufenweise bessere Lösungen. Aber selbst wenn nicht: Was genau soll eine so besondere Problematik daran sein, dass in der Situation zu diskutieren? Nur weil Atomstrom im Normalfall nicht mehr benutzt wird, bedeutet nicht, dass man es in Extremsituationen nicht doch überlegen würde. Bedenke: Solarpunk bedeutet, dass die Menschen auch darüber hinaus sind, auf Prinzipien zu reiten. Sie bemühen sich statt dessen, das bestmögliche und richtige zu tun.

So leid es mir tut, irgendwelche Ausnahmesituationen und Katastrophen taugen für deinen Standpunk leider so richtig gar nix, weil in denen ja eine Diskussion auch über normalerweise nicht akzeptable Lösungen denkbar wird und damit dein ganzes "Aber man wird das doch noch sagen dürfen..." Argument den Bach runtergeht.

Freilich, wenn ihr eisern daran festhalten wollt, dass die Utopie PERFEKT ist, dann braucht es auch keine Andersdenkenden mehr. Aber für eine derart perfekte Gesellschaft fehlt mir die Phantasie. Einhörner und Drachen kann ich mir vorstellen, aber eine Ideologie, die auf ewig alle Fragen richtig beantwortet, nicht.

Von "perfekt" spricht keiner. Wie schon gesagt, Verbesserungen sind immer denkbar - aber das ist ja nicht das, was du wolltest, denn dass es eine offene Diskussionskultur gibt, gehört zu dem Setting fast schon zwangsläufig dazu. Man redet miteinander und begegnet sich mit geradezu unerfreulich viel Respekt. Dementsprechend ist das für deine Idee völlig unnütz. Was du hingegen brauchst, ist nicht, dass die Utopie perfekt ist, sondern dass es gar keine Utopie ist, weil nur so ein prinzipieller Widerspruch gegen die Situation an sich (und nicht einzelne Details davon) überhaupt Sinn ergeben kann.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 24.10.2022 | 23:34
Das sind mir jetzt zu viele Widersprüche auf einmal. Die Ideologie darf nicht kritisiert werden, aber gleichzeitig sind die Menschen flexibel genug, um von ihr abzuweichen, wenn es nötig ist. Sie sind nämlich über Prinzipienreiterei hinaus, aber berechtigte Zweifel an der Ideologie sind trotzdem undenkbar. Und natürlich sind die Menschen nicht perfekt, aber sie lösen ihre Probleme immer durch Diskussion und Vernunft - selbst dann, wenn die falschen Personen in Machtpositionen sind.

Das ist keine Beschreibung einer halbwegs realistischen Gesellschaft, auch keiner utopischen, sondern das weltfremde Selbstbild einer Diktatur.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2022 | 23:55
Ich hab auch noch ein bissl drüber nachgedacht, und mir ist ein Roman eingefallen, der oberflächlich als Utopie anfängt, und dann aber für den Protagonisten zum Albtraum wird, aus dem es kein Entrinnen gibt. "Die Optimierer" von Theresa Hannig. Da sieht erstmal alles Tutti aus: alles ist Öko, Energieproblem gelöst, und es gibt sogar Bedingungsloses Grundeinkommen, niemand muss Mangel leiden. Der Protagonist Samson steckt mitten im System drin und ist sein glühendster Verfechter. Doch dann werden dem Leser die Schattenseiten vorexerziert: so gibt es ein Sozialpunktesystem wie es derzeit in China erprobt wird. Und da reicht es schon, wenn ein Verwandter sich etwas zuschulden kommen lässt -- etwa: verbotenerweise Fleisch isst -- dass einem selbst hunderte Sozialpunkte abgezogen werden und zack verliert man alle möglichen Privilegien, und dank Augmented Reality sieht jeder sofort was für ein Aussätziger du bist und keiner will mehr was mit dir zu tun haben. Außerdem tut sich eine Verschwörung von KIs (Androiden) auf, die den ganzen Laden übernehmen wollen und dazu die Wahlen manipulieren etc.

Da wird also relativ schnell klar: es ist keine Utopie, sondern Dystopie mit dünnem utopischen Lack drüber, der sehr schnell ab ist wenn man ein bißchen daran kratzt. Aber auch: diese Rädchen greifen mitnichten zwingend ineinander. Es gibt keinen zwingenden oder vernünftigen Grund, warum ein postkapitalistisches, ökologisch nachhaltiges System unbedingt im Bundle mit totaler Überwachung und dem ganzen anderen negativen Krams kommen müsste.

-> ist also eben nicht das, was wir hier suchen. Aber vielleicht geht das so in die Richtung, was Ruinenbaumeister im Sinn hat.

--

Grundsätzlich finde ich aber das Konzept einer vernunftgesteuerten Gesellschaft sehr interessant.
Ein bißchen erinnert mich das an ein Homebrew Fantasysetting, das nach ähnlichen Maßgaben funktioniert. (Dort allerdings unter dem direkten Einfluss wohlwollender Gottheiten.) Aber auch dort gilt im Prinzip das Gleiche wie bei Star Trek: _innerhalb_ dieses einen Staats ist alles dufte, das System ist gut ausgefeilt und ermöglicht jedem ein recht angenehmes Leben -- aber die Probleme und Konflikte entstehen größtenteils im Kontakt mit der Außenwelt bzw der Peripherie, und werden auch in der Peripherie gelöst. Im Inneren hätte ich da nur Infiltrationsversuche feindseliger Kulte zu bieten, die wiederum von der Inquisition bekämpft werden.

Auch dieses Vorgehen steht uns ja im Solarpunk nicht offen, da ja hier die Erde als Ganzes die Kurve kriegen muss. Und Gottheiten wollen wir wohl eher außen vor lassen. xD
 
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 25.10.2022 | 06:53
Nur weil die Erde es als ganzes schaffen muss, braucht es keine fertige monolithische Weltregierung: wenn die führenden Mächte einer ähnlichen Grundpolitik folgen, dann genügt das - und natürlich wird es dabei jede Menge staatliche, wirtschaftliche & religiöse Player im 2., 3., 4. oder 5. Rang geben, die "zurück in die gute alte Zeit" oder "vorwärts in eine viel geilere und radikalere Utopie" oder sogar "seitwärts in eine völlig andere Art von Richtung" wollen. An Konflikten mangelt es bestimmt nicht.
Eine sehr grobe Analogie sind vielleicht Menschenrechte, insb. Rassismus, Frauenrechte und der ganze LGBTQ+ Bereich im Verlauf der letzten 250 Jahre: wir sind weit von paradiesischen Zuständen entfernt, aber von ca. 1770 aus gesehen leben wir einer Art "Menschenrechts-Utopie" - auch wenn Sklaverei, Diktaturen, Folter, Diskriminierung, etc. immer noch erschreckend munter sind.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 25.10.2022 | 07:08
Das sind mir jetzt zu viele Widersprüche auf einmal. Die Ideologie darf nicht kritisiert werden

 Niemand behauptet, dass sie nicht kritisiert werden darf, das ist alleine DEIN Bias. Du willst quasi, dass es keine Utopie sein kann, aus Gründen, die nur du selbst wissen kannst.

Was hier gesagt wurde, war schlicht:

a) Ausgangslage, per Definition: Die Welt ist utopisch. Vermutlich nicht perfekt, aber doch sehr gut und besser als "jetzt". Das ist (eine mögliche) Ausgangslage des Settings.

b) Wenn Kritik an diesem System quasi prinzipiell hast, sagst du damit aus, dass du diese Utopie nicht willst, was irgendwo per Definition erstmal schräg ist (weil wir ja nicht von einer "scheinbar" besseren Situation reden, sondern von einer tatsächlich besseren).

c) Du hast NULL Beispiele angebracht, in denen eine GENERELLE Kritik an dieser Utopie erfolgen sollte. Du hast einzelne Extrem-Situationen gebaut, in denen sich die Utopie an irgendeiner Stelle noch verbessern, anpassen, etc. müsste. Und niemand außer dir behauptet, das wäre ein irgendwie ein Problem.

Anders gesagt, du hast KEINERLEI Ahnung über die Spezifika der Utopie, das gibt das Genre ja nicht vor, aber bist aus Prinzip der Meinung, dass es keine Utopie sein kann. Das alleine ist schon irgendwie schräg, weil du damit gegen Definitionen argumentierst. Genauso könntest du über ein Setting mit Magie argumentieren wollen, dass es keine Magie geben kann und dass das nur eine böse Verschwörung der Magie-Religions-Macher ist.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 25.10.2022 | 07:21
Weißt du, wenn du dich weiterhin dumm stellst, dann spare ich mir die Diskussion.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Jiba am 25.10.2022 | 07:29
Weißt du, wenn du dich weiterhin dumm stellst, dann spare ich mir die Diskussion.

Mit einer solchen Aussage hast du bereits die Diskussion eingestellt.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: KhornedBeef am 25.10.2022 | 08:52
Ja, das war jetzt ein bisschen grob da oben..

Um nochmal zum Thema zurückzukommen: Entspricht es auch dem Genre, wenn Solar eben noch nicht so eine weite Durchdringung hat? Also im Extremfall so etwas wie der Arc-Reaktor bei Iron Man, der dann z.B. ausgewählten Institutionen zur Verfügung gestellt wird, aber das Know-How hat nur eine Stelle wirklich? Oder muss es grundsätzlich utopisch sein?

In jedem Fall: Mögliche Abenteuer könnte ja immer noch so aussehen wie Atomic Robo: Die Welt kennt ein erheblich größeres Sprektrum an wissenschaftlichen Fortschritten als unsere, dafür krabbeln aber ab und zu Kaiju aus den Löchern, oder kristallbesessene intelligente Raptoren, oder der von Vril-Energie animierte Geist von Thomas Edison.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Irian am 25.10.2022 | 08:57
Um nochmal zum Thema zurückzukommen: Entspricht es auch dem Genre, wenn Solar eben noch nicht so eine weite Durchdringung hat?

Definitionsgemäß würde ich sagen, ja, der Weg dahin gehört auch dazu - unter der Maßgabe, dass es nur dann Solarpunk ist, wenn letzten Ende ein "richtiger" Weg eingeschlagen wird. Also eine Geschichte, wie wohlmeinende Leute versuchen, die Welt zu retten, aber sie dadurch am Ende zerstören/eine Dystopie errichten/etc., wäre kein Solarpunk. Solarpunk ist per Definition optimistisch. Geschichten dürfen (natürlich) auch Schwierigkeiten beinhalten, aber letzten Endes würde ich von Solarpunk am Ende eher so dieses "Leute schauen gerechtfertigt hoffnungsvoll in den Sonnenaufgang, der eine bessere Welt verspricht" erwarten und nicht "Leute starren auf die atomare Wüste, kann ja nur besser werden. (Erzähler: Es wurde nicht besser.)"
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 25.10.2022 | 09:31
Ich würde mich tatsächlich nicht allzu sehr an der reinen Sonnenenergie aufhängen. IMHO (das ist aber meine Interpretation des Ganzen) wären andere, weitgehend saubere Formen der Energieerzeugung ebenfalls "solarpunkig". Irgendwelche Geothermiekraftkraftwerke, Thoriumreaktoren usw. zum Beispiel. So, wie ich das sehe, müssten vor allem drei Kriterien erfüllt sein:

- Die verwendete Technologie ist vollständig oder zumindest weitgehend "sauber".
- Die verwendete Technologie ist aus heutiger Perspektive zumindest als machbar denkbar. (Sprich: Geothermiekraftwerke in der norddeutschen Tiefebene mit besonders tiefen Bohrlöchern wären drin. Dilitiumkristalle oder Zaubergeräte, die mit der allumfassenden Liebe von Mutter Erde betrieben werden, wären draußen.)
- Die Gesellschaft geht (zumindest weitgehend) in Richtung Toleranz und Vernunft.

Da sind wir mit Aera Solaris in einigen Punkten zugebenermaßen nicht so ganz konsequent  ;D.

Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 25.10.2022 | 09:32


-> ist also eben nicht das, was wir hier suchen. Aber vielleicht geht das so in die Richtung, was Ruinenbaumeister im Sinn hat.

--
Wobei das auch ein interessantes Problem ist, wen fanatische Ideologie Anhänger das übertreiben oder es korrumpiert wird
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 25.10.2022 | 09:47
Das wäre durchaus ein interessantes Szenario. Ich möchte mich an dieser Stelle auch herzlich für den Buchtip zu "Die Optimierer" bedanken! :)
Kann man mit einem solarpunk-ähnlichen Setting sicher spannend inszenieren. Allerdings wäre das IMHO dann eher die Dekonstruktion von Solarpunk als Solarpunk selbst.
Bei letzterem sehe ich nicht unbedingt, dass der nun zwingend beinhalten würde, daß die Welt von den krassestmöglichen Identitätspolitikern regiert wird. Der zentrale Punkt ist ja "Was, wenn wir die Kurve zu einer lebenswerten Zukunft kriegen - und zwar nicht mit inexistenter Fantasytechnik, sondern mit Technologie die wirklich im Bereich des Möglichen liegt?" und nicht "Was wäre, wenn die dümmsten und fanatischsten Internet-Aktivisten aus dem Oberlin-College plötzlich die unbeschränkte Weltregierung stellen?"

Die Umstellung auf ein Energieerzeugungssystem, das nicht nur die Umwelt schont, sondern auch noch zuverlässig Energie liefert, was dann in Folge einige Menschheitsprobleme löst, hat ja nicht zwingend was mit ideologischen Unterdrückungsmaßnahmen zu tun, sondern erst einmal nur mit der Art der verwendeten Technologie. Wenn der Strom aus meiner Steckdose "plötzlich" aus einem Mix aus hypereffizienten Solarzellen, Geothermie und wahnsinnig cleveren Energiespeichersystemen käme statt aus dem Kohlekraftwerk, würde mich das allein ebenso wenig dystopisch unterdrücken wie die Tatsache, dass ich bereits seit Neunzehnhundertpiependeckel keine Teddybären mit Asbestfüllung mehr kaufen kann.

Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 25.10.2022 | 10:00
ich bezog mich darauf als Problem und Gefahr in einem Solarpunk Setting
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 25.10.2022 | 10:18
Ah, sozusagen als mögliches Problemfeld für ein Solarpunk-Setting - eine drohende Fehlentwicklung, gegen die die SC dann ankämpfen können. Macht Sinn!

Ganz nebenbei bemerkt könnte eine konsequent umgesetzte Solarpunk-Technologie auch den Tod für eine ganze Reihe von heutigen "Aktivismusfeldern" bedeuten:
- der ganze CO2-Ablasshandel wird platzen, wenn die verwendete Technologie ohnehin weitgehend CO2-Neutral ist.
- überbordenem Doomerismus wird die Grundlage entzogen, wenn der "Weltuntergang" nachweisbar abgewendet ist.
- auf reine Volkserziehung konzentrierte Verzichtspredigerei ergibt (abseits rein religiöser Gründe) kaum noch Sinn, wenn die verwendete, nachhaltige Technologie so viel Energie schmeißt und die Ressourcennutzung und Wiederverwertung so effizient ist, dass für alle genügend da ist, um einen vergleichsweise luxuriösen Lebenswandel pflegen zu können.
- und welchen Sinn ergibt militanter Veganismus noch, wenn hochwertige Steaks aus der Petrischale kommen?

Die Liste ließe sich sicherlich noch fortsetzen.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 26.10.2022 | 19:11
Weit genug fortgeschrittene Solarpunk Settingss könnten auch eine interessante ökonomisch-politische Streitfrage entwickeln, wenn der Stand der Weltraumtechnologie einige - darunter bestimmt auch 20. Jahrhundert Nostalgiker - zu der Überzeugung gelangen lässt, dass das Problem unbegrenzten Wachstums auf einem begrenzten Planeten - genauso wie industrielle Umweltverschmutzung - doch locker ignoriert werden kann, so lange es gelingt, sich als Spezies nur schnell & weit genug im Kosmos auszubreiten: krasser Heuschreckenkapitalismus dank "Weltraum - unendiche Weiten"! Das läuft natürlich auch irgendwann vor die Wand - aber so lange kann man endlich wieder wie Rockefeller, Morgan, Musk & Bezos wirtschaften und ultrareicher Geldaristokrat werden - d.h. falls nicht plötzlich irgendwo lästige Aliens auftauchen, denen man irgendwelche Rechte zugestehen soll...
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 26.10.2022 | 19:47
Alternative Möglichkeit:

Solarpunk ist die Lösung des Fermi-Paradoxons. Spezies, die es schaffen, erreichen auf ihrem Heimatplaneten eine Art "Equilibrium", das interstellare Kolonisation weitgehend unnötig macht. Umwelt- und Energieprobleme sind gelöst, die Bevölkerung ist stabil und für alle außer die härtesten Katastrophen hat man einen Plan B. Daher wechseln die meisten technisch hoch entwickelten Spezies nur dann das Sonnensystem, wenn die eigene Sonne ungemütlich wird.
Das Problem: Solche extrem langlebigen Utopia-Zivilisationen werden irgendwann steif und gääääähnend öde. Man stelle sich eine Mischung aus Star Trek und Bullerbü vor. Und zwar ohne die ganzen Abenteuer. Die gibts nur virtuell. Und so designt, das sich bei den simulierten Problemen niemand wirklich erschreckt.
Wer von wirklichen, fremden Welten und Abenteuern träumt, wird enttäuscht.
Daher machen sich nur einige wirklich wagemutige, rebellische und vor allem wenige Geister auf ins All!
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 26.10.2022 | 20:39
Wenn das entwickelte Solarpunk-Setting nicht genug Probleme liefert, kann man die Abenteuer eventuell ein wenig vorverlegen und die Übergangszeit zwischen Postapokalypse und Solarpunk bespielen.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Waldviech am 26.10.2022 | 21:06
Das ist tatsächlich genau der Weg, den wir mit Aera Solaris gewählt haben.  :d
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 27.10.2022 | 16:59
Lady Eboshi aus Prinzessin Mononoke wäre eventuell ein Vorbild für einen mächtigen Antagonisten in der Übergangszeit. Sie ist eiskalt, rücksichtslos und brandgefährlich. Bei aller Brutalität ist sie jedoch selbst eine Kämpferin für das Gute. Sie hat die Geknechteten und Ausgestoßenen und sogar Aussätzigen um sich versammelt und verhilft ihnen zu einem besseren Leben, doch für Sentimentalitäten hat sie nichts übrig. Ihre Feinde sind mächtig und sie muss kämpfen, um zu überleben. Sie ist gewissermaßen die Heldin ihrer eigenen Geschichte. Respekt oder gar Ehrfurcht vor der Natur kann sie sich da nicht leisten - oder doch?

Eher klischeehafte Gegner wären Turbokapitalisten, die die Welt in eine giftgetränkte Ödnis verwandeln wollen, nur um den eigenen Geldspeicher zu füllen, sowie religiöse und politische Fanatiker. Darüber hinaus haben die Kriege der Vergangenheit sicher auch Revanchisten hervorgebracht.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: YY am 27.10.2022 | 17:07
Eher klischeehafte Gegner wären Turbokapitalisten, die die Welt in eine giftgetränkte Ödnis verwandeln wollen, nur um den eigenen Geldspeicher zu füllen

Wenn ich so ein Zerrbild hernehme, kann ich auch gleich auf die Übergangszeit verzichten und den angedachten Endzustand bespielen.
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: Kardinal am 22.11.2022 | 18:10
https://newlinesmag.com/argument/what-if-we-cancel-the-apocalypse/
Titel: Re: Solarpunk
Beitrag von: felixs am 22.11.2022 | 19:49
Ich finde fast alles in der Liste tendentiös und problematisch. Schlicht falsch ist aber:

- und welchen Sinn ergibt militanter Veganismus noch, wenn hochwertige Steaks aus der Petrischale kommen?

Steaks aus der Petrischale sind ethisch vegan. Kaum ein ethischer Veganer wird dem widersprechen.
Und "militanter Veganismus" ist praktisch immer ethischer Veganismus. Das sind die gleichen Leute, die auch kein Problem mit möglichst authentischen Ersatzprodukten für tierische Produkte haben. Es soll halt kein Tier* dafür leiden müssen.
(*Bevor jemand auf einen entsprechenden Einwand kommt: Menschen sind in diesem Sinn selbstverständlich auch Tiere.)