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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Megavolt am 4.11.2022 | 11:32

Titel: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 11:32
Ich möchte gerne den Begriff "touristisches Rollenspiel" prägen, da ich ihn für hilfreich und für relevant halte.

Touristisches Rollenspiel findet dann statt, wenn das Erleben und der Nahkontakt mit einer bekannten Welt ein relevantes Kriterium für die Spielqualität darstellt. Der Begriff ist wertfrei gemeint. So wie sich ein Tourist freut, durch Neuschwanstein laufen zu dürfen, so freut man sich beim touristischen Rollenspiel an der besonderen Nähe zur ausgedachten Welt. Die Tatsache, dass man in Neuschwanstein nichts anfassen darf, ist unter touristischen Gesichtspunkten erst einmal nicht von Bedeutung.

Touristisches Rollenspiel gibt es kaum in Reinform, sondern es handelt sich um einen graduellen Wert. Ich habe schon Abenteuer in Aventurien erlebt, die hatten auf der Tourismus-Skala definitiv  9/10 Punkte. Mich würde ein Star Wars Rollenspiel mit einem Wert unter 3/10 (also ohne marschierende Sturmtuppler und ohne grunzende Wookies oder so) eher stören. Ein solides Old School Abenteuer kommt mit bloßen austauschbaren Versatzstücken (böser Nekromant, gefährlicher Edelstein, Mumienprinz) aus, hat also nur 1/10, und ist vielleicht trotzdem großartig.

Touristisches Rollenspiel und Railroading kommen oft im Doppelpack, haben aber nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Auch in Aventurien gibt es solide Sandboxes, auch ein Tourismus-befreites OSR-Dungeon kann totales Railroading sein.

Touristisches Rollenspiel kann bereichern, weil es den Spielinhalten mehr Relevanz verleiht, und es kann schaden, wenn es als erdrückend empfunden wird.

Was sagen denn die hohen Gelehrten des Tanelorns dazu? Gibts Anmerkungen, Ergänzungen oder Kritik?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 11:35
In einer GUTEN OSR-Kampagne nach DMG sind die Spieler sowieso Touristen, die sich mittels ihrer Personnagen in dem vom DM erstellten Milieu bewegen DÜRFEN.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: JollyOrc am 4.11.2022 | 11:42
*steigt aus dem Elfenbeinturm*

Ich finde den Begriff super. Allerdings gibt es da ggfs. noch sinnvolle Unterscheidungen zwischen "Pauschaltourismus" und "Individualurlaub", um salopp im Begriffsraum zu bleiben. Auch hier wieder nicht wertend gemeint.

"Pauschaltourismus" meint touristisches Rollenspiel als vorwiegend passiven Konsum. Die SL sorgt dafür, dass die Welt erlebt wird und kümmert sich um die Beschreibungen und Erlebbarkeit. Die Gruppe braucht nur zuzuhören und zu reagieren, formt die Welt aber nicht mit, und kann auch sogar innerweltlich als "Fremde" auftreten, um fehlendes Eigenwissen im Spiel nicht hinderlich zu machen. Es wird immer noch aktives Rollenspiel betrieben, aber nur die SL ist dafür verantwortlich, das Setting erlebbar zu halten.

"Individualurlaub" hingegen bedeutet, dass auch die Gruppe aktiv daran beteiligt ist, die Welt lebendig und erfahrbar zu machen. Man beschreibt viel mehr, wie die eigene Figur in die Welt eingebunden ist, liefert der SL NSCs die mit dem eigenen Hintergrund verknüpft sind, oder arbeitet Bereiche der Welt mit aus. Spiele wo die PCs Fakten schaffen können sind hier häufiger vertreten.

Beide Formen können durchaus auch zusammen in einer Spielgruppe auftreten, wenn zum Beispiel die Settingkenntnis unterschiedlich gut verteilt ist.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Dimmel am 4.11.2022 | 11:46
Irgendwie ist jede Art von Rollenspiel doch Eskapismus, also eine Art "Tourismus" . Halte den Begriff für zu unspezifisch.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: 1of3 am 4.11.2022 | 11:47
Geprägt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,82710.msg1665680.html#msg1665680) haben ihn schon andere Leute. Frag mich nicht genau wer.

Ich denke aber, von JollyOrcs zwei Varianten nenne ich nur die erste Tourismus.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 11:47
Zur Erläuterung:
Du scheinst unter OSR etwas anderes zu verstehen als ich. Wahrscheinlich denkst du an irgendwelche "5 rooms dungeons". Die sind für mich noch nicht mal Dungeons.

Im Sinne des DMG gilt:
Hierarchisch übergeordnet stehen die Prinzipien des OSR- oder AD&D-Spiels.
Danach das eigene Kampagnen-Milieu, bspw. die Neudrakburg mit ihren 5+ unterirdischen Ebenen ("5 level dungeon").
Und schließlich kommen noch irgendwelche Abenteurer-Touristen-Gruppen (im Plural!), die die Neudrakburg und erleben und mit ihr interagieren dürfen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: JollyOrc am 4.11.2022 | 11:53
Ich denke aber, von JollyOrcs zwei Varianten nenne ich nur die erste Tourismus.

warum halte ich auch das zweite für Tourismus? Weil das wichtige Element nicht "ich kann die Welt verändern" ist, sondern "ich sorge dafür, dass die Welt in sich stimmig und für mich und andere erlebbar ist". Die Individualtouristen sind da quasi gruppeninterne Fremdenführer. Sie fügen also nicht Fakten und Merkmale hinzu, um den Plot voranzubringen oder ihre Ziele zu erreichen, sondern um die Welt auszuschmücken und konkreter werden zu lassen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: 1of3 am 4.11.2022 | 12:02
Ja, ich denke das sind zwei Perspektiven auf die gleiche Sache. Du sprichst von Tourismus quasi als gesellschaftliches Vorkommnis. Da sind natürlich Fremdenführer beteiligt. Ich schaue da eher drauf als persönliches Erleben. Also ich bin Tourist, wenn ich mit großen Augen durch die Spielwelt wandern kann. Animateure, Fremdenführer und Hoteliers sind keine Touristen.

Natürlich kann man sich in diesen Rollen abwechseln. Also ich kann zu zwergischer Kultur ausholen, wenn ich meine Elfenprinzessin spiele, und durch diese Gesellschaft führen. Und mich an anderen Stellen zurücklehnen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 12:07
Im Sinne des DMG gilt:

Ich weiß nicht, was DMG ist, sorry.

Damage?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 12:11
Dungeon Masters Guide, von E. Gary Gygax.

Edit: Siehe auch https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120807.0.html
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Issi am 4.11.2022 | 12:11
Ich hab's noch nicht, was der Begriff wirklich meinen soll.
Was bedeutet Kontakt mit der Welt?
(Naturerfahrung? Sightseeing? Kontakt mit Einheimischen? Abenteuer die kulturell eingebunden sind?) :think:

Oder anders: Was wäre denn dann das Gegenteil davon?
Rollenspiel ist doch eigentlich immer Tourismus. Selbst wenn ich mit meiner Figur durch irgendein Dungeon schleiche, ist das doch immer noch ne "Höhlentour."

Verstehe den Begriff deshalb nicht.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 12:12
Geprägt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,82710.msg1665680.html#msg1665680) haben ihn schon andere Leute. Frag mich nicht genau wer.

Ach Mist!  ~;D

Aber genau dafür hat man ja das Tanelorn.  :d
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Colgrevance am 4.11.2022 | 12:13
Wie würdest du denn das Verhältnis von "Touristischem Rollenspiel" zum Simulationismus (DNS, GNS, wie auch immer...) sehen?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 12:15
Ich hab's noch nicht, was der Begriff wirklich meinen soll.
Was bedeutet Kontakt mit der Welt?
(Naturerfahrung? Sightseeing? Kontakt mit Einheimischen? Abenteuer die kulturell eingebunden sind?) :think:

Oder anders: Was wäre denn dann das Gegenteil davon?
Rollenspiel ist doch eigentlich immer Tourismus. Selbst wenn ich mit meiner Figur durch irgendein Dungeon schleiche, ist das doch immer noch ne "Höhlentour."

Verstehe den Begriff deshalb nicht.

Ich denke, "Sightseeing" triffts auf den Kopf.

Es ist ein Unterschied, ob du in einen von mir hingefrittelten namenlosen Dungeon mit Vulkanquelle hineinsteigst (kein Sightseeing), oder aber in Ingerims Schlund im Rashtulswall in Aventurien, bei dem es sich um das abgeschlagene Haupt eines Giganten handeln soll (usw.), und wo bereits 3 Abenteuer zu erschienen sind (Sightseeing).

Operativ sind beides Löcher im Berg mit Vulkan drin und Monstern.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 12:17
Wie würdest du denn das Verhältnis von "Touristischem Rollenspiel" zum Simulationismus (DNS, GNS, wie auch immer...) sehen?

Ich halte das ehrlich gesagt für eine eigene Kategorie. Man könnte argumentieren, dass es sich dabei um eine Kollektive-Erinnerungs-Simulation handelt ("Potztausend! Das ist Xeraan! Diesen Schurken und seine Untaten kennen wir doch!"), also besteht wohl eine Nähe zum Simulationismus.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: 1of3 am 4.11.2022 | 12:18
Oder anders: Was wäre denn dann das Gegenteil davon?

Nicht wirklich Gegenteil. Es ist eine von vielen möglichen Aktivitäten und Spaßquellen beim Rollenspiel. Ich kann Arschtreten, Welten bauen, Drama machen. Auch alles abwechselnd oder sogar gleichzeitig. Und ich kann eben auch einfach die fiktive Umwelt und Leute genießen, von denen mir andere erzählen.

Ich finde es gut, wenn es dafür ein Wort gibt.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Dimmel am 4.11.2022 | 12:20
Ich denke, "Sightseeing" triffts auf den Kopf.

Es ist ein Unterschied, ob du in einen von mir hingefrittelten namenlosen Dungeon mit Vulkanquelle hineinsteigst (kein Sightseeing), oder aber in Ingerims Schlund im Rashtulswall in Aventurien, bei dem es sich um das abgeschlagene Haupt eines Giganten handeln soll (usw.), und wo bereits 3 Abenteuer zu erschienen sind (Sightseeing).

Operativ sind beides Löcher im Berg mit Vulkan drin und Monstern.

Sightseeing finde ich gut und das gibt es wirklich, gerade von DSA Spielern kenne ich das.  :d
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: nobody@home am 4.11.2022 | 12:23
Dungeon Masters Guide, von E. Gary Gygax.

Edit: Siehe auch https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120807.0.html

Ich finde, da paßt "damage" tatsächlich ganz gut. ;)

Tatsächlich ist die "Die Hirnergüsse der SL kommen zuerst, und irgendwelche Spielercharaktere, die da auch vielleicht und gnädigerweise irgendwann mal durchwatscheln mögen, sind nachrangig"-Perspektive diejenige, die ich in erster Linie als "touristisch" ansehen würde. Der Gegenpol dazu wäre dann der "Dies sind die Abenteuer der Spieler und ihrer Charaktere -- und so was wie 'ne Welt brauchen wir halt nebenbei auch noch als Kulisse"-Blickwinkel...da sind wir dann halt schnell mehr auf der eigenen kleinen Privatbühne und weniger auf Malle.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 12:25
Ich kann mit deinem Beitrag gar nichts anfangen, Nobody.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 12:31
Ich finde die Nähe von touristischem Rollenspiel zu echtem Tourismus schon sehr augenfällig.

Wenn ich in die Sixtinische Kapelle fahre, dann kann ich mich darauf freuen und das genießen, auch wenn ich da nichts anfassen und die Deckengemälde nicht erweitern darf. Ich darf vermutlich noch nicht einmal laut sein oder fotografieren. Trotzdem ist das Erlebnis und das Sightseeing Geld wert. Ich hätte hier und jetzt voll Bock darauf, mir die Kapelle anzuschauen. Sie ist wirklich großartig. Und ich kann dann sagen, ich wäre mal da gewesen.

Gleichzeitig nervt es halt schon, wenn man im Urlaub dann die fünfte Kirche anschauen muss, wenn einen der Touristenführer langweilt, wenn die besuchten Orte einen nur vorgeblich interessieren. Es gibt einen Punkt, wo alles unangenehm ins Museale abdriftet. Wenn man halt gar nix berühren darf und überall nur bewundern muss. Oder wenn es einfach massemäßig zu viel ist.

Das kann ich alles 1:1 im Rollenspiel wiederfinden.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Kurna am 4.11.2022 | 12:33
Ist definitiv ein Begriff, mit dem ich was anfangen kann. Liegt vielleicht auch an den von mir gespielten Systemen.
Neben DSA sind das mit Abenteuer 1880 und Vampires nämlich zwei mit einer alternativen Erde als Setting. Da ist es immer wieder schön, wenn das Abenteuer an einem Ort spielt oder dort Leute auftauchen, die man kennt. In beiden Systemen hatten wir schon Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten. Bei Vampires haben wir sogar die Verzahnung, dass die SL manchmal bewusst Abenteuer für den Ort geschrieben hat, wo wir in real gerade gespielt haben. Zum Beispiel haben wir während eines RPG-Urlaubs in Wismar ein Abenteuer gespielt, bei dem wir ein altes slawisches Artefakt aus dem lokalen Museum besorgen mussten. Da haben wir am ersten Abend die Einleitung gespielt, uns dann am nächsten Tag in real das Museum angeschaut und dann am Abend im Abenteuer den Einbruch durchgezogen. :)

Dieser Sightseeing-Effekt geht bei solchen Abenteuern auf der Erde (bzw. einer Alternativerde) auch in beide Richtungen. Unser realer Besuch vor zwei Jahren in Schloss Moyland z.B. hat sehr dadurch gewonnen, dass einige Jahre vorher unsere Charaktere dort mal ein Abenteuer erlebt hatten. ("Schau mal, da geht es in den Keller, wo ...")

Allerdings sind wir dabei trotzdem nicht unbedingt bei 9/10 oder gar 10/10, denn trotz allem ist das Sightseeing immer nur ein Teilaspekt unseres Rollenspiels.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Jiba am 4.11.2022 | 13:12
Ich würde ja sagen, es gibt Rollenspiel auch als Real- und Historientourismus. Ersteres ist ein touristisches Interesse an einem Settingstück einer Spielwelt, das nicht ausgedacht ist (also was Kurna sagt). Wenn es Gruppen sehr wichtig ist, dass das Paris in der "Vampire-Kampagne" möglichst "authentisch" das Paris der Realwelt abbildet. Beim Historientourismus gilt dasselbe, allerdings nicht für einen physischen Ort, sondern für eine Zeitepoche – das gute Gefühl, eine vergangene Zeit und das Seinsgefühl dieser Epoche so gut wie möglich zu erkunden. Da sollen am Spieltisch dann die Segelschiffe, Armeen und Burgen auch historisch korrekt operieren.

Wie würdest du denn das Verhältnis von "Touristischem Rollenspiel" zum Simulationismus (DNS, GNS, wie auch immer...) sehen?
Oh, um Gottes Willen nicht diese Kategorien wieder...
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Maarzan am 4.11.2022 | 13:23
Mit der Vielzahl an möglichen irdischen touristischen Varianten wird hier tatsächlich eher "sightseeing"-Rollenspiel gemeint, Schaulaufen der schönen/eindrucksvollen Leute, Landschaften und Gebäude aus typischerweise sicherem Abstand quasi.

warum halte ich auch das zweite für Tourismus? Weil das wichtige Element nicht "ich kann die Welt verändern" ist, sondern "ich sorge dafür, dass die Welt in sich stimmig und für mich und andere erlebbar ist". Die Individualtouristen sind da quasi gruppeninterne Fremdenführer. Sie fügen also nicht Fakten und Merkmale hinzu, um den Plot voranzubringen oder ihre Ziele zu erreichen, sondern um die Welt auszuschmücken und konkreter werden zu lassen.

Wo bauen Touristen bitte Elemente wie die die Pyramiden und zeugen die Lokalprominenten oder deren Hinterlassenschaften selber?
Da verändern sie die eher schon und sei es durch Vandalismus.

Wie würdest du denn das Verhältnis von "Touristischem Rollenspiel" zum Simulationismus (DNS, GNS, wie auch immer...) sehen?

Diese Dreifaltigkeiten beschreiben ja weniger den Inhalt selbst, als wie bzw. nach welchen Idealen Handlungen aufgelöst werden.
Der Hintergrund/die Spielwelt(physik) ist die Basis für die Handlungsauflösung bei der Simulation bzw. wenn man das nach Weg und Ziel trennt das Erreichen spielweltüblicher Resultate (literarische Vorlagen müssen nicht zwingend selbst stimmig sein) ohne eine Regel/Logikbasis dahinter dann Emulation.
Bei beidem dann halt nur ohne einen nennenswerte Beteiligung von eigenen Handlungen sondern weitgehend als unbeteiligter Dritter das Ergebnis erleben.


Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: JollyOrc am 4.11.2022 | 13:44
Wo bauen Touristen bitte Elemente wie die die Pyramiden und zeugen die Lokalprominenten oder deren Hinterlassenschaften selber?
Da verändern sie die eher schon und sei es durch Vandalismus.

Stimmt, in dem Sinne, das gestaltet wird, und nicht "nur konsumiert".

Stimmt nicht, in dem Sinne, dass ich nicht von einem Vandalismus sprechen wollte. Ich meinte diejenigen, die wissen, wie man sich landestypisch kleidet und bewegt, die einen Onkel mit eigener Gaststube im Ort haben und ihre Begleiter dahin lotsen.

Die Leute, die das machen, kommen als Touristen, tragen aber eben auch maßgeblich zum Erlebnis der anderen bei.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Dimmel am 4.11.2022 | 14:14
Eigentlich ist dieser tourismus/Sightseeing desselben wie fanservice, man bringt halt die Elemente ein, die die Spieler aus anderen Publikationen kennen und mögen. Da es aber nur zum angucken ist und nicht um etwas damit zu tun, ist es nur Beiwerk.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Kurna am 4.11.2022 | 15:43
Eigentlich ist dieser tourismus/Sightseeing desselben wie fanservice, man bringt halt die Elemente ein, die die Spieler aus anderen Publikationen kennen und mögen. Da es aber nur zum angucken ist und nicht um etwas damit zu tun, ist es nur Beiwerk.

Also ich sehe da die Übergänge durchaus fließend. Zumindest in unseren Vampiresabenteuern ist es nicht so, dass wir historische Figuren nur bestaunen, ohne mit ihnen zu interagieren. Albert(us Magnus) und Stephan (Lochner, Kölner Maler) würden da vermutlich vehement widersprechen. Denen hat unsere Truppe schon ganz ordentlich vor die Schienbeine getreten, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Und den hl. Dominikus haben wir in unserer Welt tatsächlich umgebracht. Wobei das natürlich trotzdem den geschichtlichen Ablauf nicht ändert, da wir in der Gegenwart spielen und somit nur die vampirische Version dieser Personen heute kennen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 15:46
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 16:08
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?

Diskussionen sind dynamisch, und ich bin definitiv der threadinhaltslibertäre Typ.

Aber dein Gedankengang ist gut, ich hatte mir auch schon gedacht, ob die Unberührbarkeit ein hartes Kriterium ist. Genau wie das Railroading kommt es oft im Doppelpack daher mit touristischem Rollenspiel, auf jeden Fall. Zwingend scheint mir das aber nicht zu sein.

Anekdotische Evidenz: Wir haben 1W3 aventurische Städte eingeebnet (grob angefasst) und fanden es trotzdem cool, einem Heptarchen zu begegnen (ihn touristisch wahrzunehmen).
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 16:11
Deshalb frage ich. Das sind orthogonale Kriterien. Du bist ja der, der den Begriff "touristisches Rollenspiel prägen" wollte.  ;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 16:12
Ich kann den Begriff ja auch als "ganz besonders krumm und unnütz" prägen. Hauptsache geprägt.  ~;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 4.11.2022 | 16:21
Fehlprägungen erreichen oftmals einen hohen Sammlerwert!
 ~;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Quaint am 4.11.2022 | 16:58
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel? Jedenfalls sind in meinen Runden solche Elemente nicht selten, aber man spielt ja immernoch Rollenspiel, bei mir wird da also manchmal durchaus auch angefasst.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Maarzan am 4.11.2022 | 17:03
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel? Jedenfalls sind in meinen Runden solche Elemente nicht selten, aber man spielt ja immernoch Rollenspiel, bei mir wird da also manchmal durchaus auch angefasst.

Exploration des Settings war meinem Empfinden da aber deutlich interaktiver, zu guten Teilen auf die Funktionsweisen ausgerichtet, also an der Weltmaschine Knöpfe drücken, Hebel ziehen, Kabel umstecken, ziehen, kappen  ...
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Feuersänger am 4.11.2022 | 17:27
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?

Schon witzig, mir ist das gar nicht aufgefallen, dass das nicht unbedingt dasselbe ist. Schließlich haben es IRL Sehenswürdigkeiten so an sich, dass man sie nur angucken, nicht antatschen darf. Aber klar, theoretisch kann man ingame freilich auch die beeindruckende Festungsanlage Neudrakstein erst bewundern, und _dann_ erobern und ausplündern.

Wir haben zB in Forgotten Realms Kampagnen durchaus immer ein wenig Tourismus betrieben -- Orte wie Dalelands, Neverwinter, Waterdeep, Aglarond und deren Lokalkolorit zelebriert und auch mit deren Machthabern interagiert. Auf der Skala würde ich das etwa auf 3, vllt maximal 4/10 verorten. Den Großteil der Zeit ging es immer noch um unseren eigenen Stiefel. Der offizielle Metaplot galt bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Kampagne beginnen ließen - ab da war alles offen. So haben wir zB ca 1371/72 Fzoul Chembryl erschlagen und die Rückkehr Banes verhindert, war geil.

Dagegen habe ich bei Golarion wenig bis keine Touristengefühle. Das ist für mich halt ein Flickenteppich aus vielen kleineren Settings, an den Kanten grob zusammengenäht, mit kaum Überlappung. Nur eine Mitspielerin hatte sich da etwas tiefer in die Lore eingelesen und wusste zu manchen Stichwörtern das eine oder andere zu berichten. Kann also sein, dass der Sightseeingfaktor für sie eine 2/10 war, für den Rest von uns maximal eine 1/10.

Und schließlich Aventurien wird für die meisten einen sehr hohen Tourismusfaktor haben, siehe die vorgenannten 9/10. Und hier ist ja das "Nur anschauen, nicht anfassen" auch besonders stark ausgeprägt. In etlichen Abenteuern sind die SC nur als Zaungäste geduldet; entweder wird in neuralgischen Szenen in einen Cutscene-Modus gewechselt, oder man darf von vornherein nur Handlangerdienste für die wahren Helden der Geschichte vollführen.

Damit habe ich jetzt noch das zusätzliche Fass "Metaplot" aufgemacht, denn ich habe den Eindruck, dass Tourismus- und Metaplotfaktor korrelieren. Könnte aber auch Zufall sein. Was meint ihr?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Eismann am 4.11.2022 | 17:41
Zumindest wenn man über längere Zeit hinweg touristisch spielen will, ist ein Metaplot und auch ein "nur gucken, nicht anfassen" fast zwingend, zumindest aber hilfreich. Denn wenn man die Welt selbst auf links drehen kann bzw. es auch keine Definition gibt, wie sie sich entwickeln soll, trifft man nach einer Weile eben auf immer weniger ursprünglich definierte und daher touristisch besuchbare Elemente.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 17:49
"Metaplot" und "touristisches Rollenspiel" haben ein bisschen das Henne-und-Ei-Problem, was ihr Verhältnis zueinander angeht.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Carus am 4.11.2022 | 17:56
Zwei Gedankenassoziationen zum Begriff "Touristisches Rollenspiel" aus meiner DSA-Optik:

1. In DSA 5 gibt es zu jeder Regionalspielhilfe ein passendes Begleitabenteuer. Die führen einem durch verschiedenen Teile der Region und stellen einem dabei immer typische Elemente von Land und Leuten vor. Natürlich ist das Ganze in ein Abenteuer eingebettet (mal mehr, mal weniger Weltverändernd) aber die hatten für mich immer Sightseeing-Charakter. Ich mag die immer gerne aber gerade bei Leuten, die schon lange in Aventurien unterwegs sind, wird das teilweise auch negativ aufgenommen.

2. Für neue Regionalspielhilfen sind sogenannte Abenteueraufhänger ein wichtiges Kriterium, das regelmässig eingefordert oder gelobt wird. Ich hab mir mal die DSA 2 RSH zum Bornland angesehen, wo dieses Kriterium offenbar wohl noch nicht so wichtig war und die lesen sich tatsächlich teilweise wie Reiseführer:

Etwa die ersten 90 Meilen verläuft die Straße durch relativ dichtbesiedeltes Gebiet; nahe des Weges erblickt der Reisende üppige Felder, auf denen Hafer, Roggen und Kartoffeln gedeihen und Weiden, von denen Norburger Riesen, Nordmähnen oder Bornische Bunte zu ihm herüberschauen. Vom
Meer wird die Straße meist durch einen bis zu zwei Meilen breiten Dünengürtel getrennt. Ein Ausflug zu einem der schmucken Fischerdörfer an der Küste wird sehr empfohlen.


Ich fand das aus heutiger Sicht sehr charmant und wir haben diesen Tourismus auf der Reise dann auch ausgespielt (In den neueren Büchern sind diese Beschreibungen teileweise nicht mehr vorhanden.) Im Vergleich zum ersten Punkt war das auch wirklich Tourismus, ohne jedes Abenteuerelement. Ob einem sowas gefällt ist sicher auch vom Spielstil abhängig aber als Abwechslung finde ich das ganz nett. Aber gäbe es auch heute noch nur solche Beschreibungstexte, dann hätte ich da wohl meine Mühe damit - so war es für mich ein netter Stilbruch.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: 1of3 am 4.11.2022 | 19:52
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel?

Der Begriff ist ein bisschen anders gelagert, würde ich sagen. Exploration kann auch erspielen bedeuten, experimentieren, sich erzählerische Bälle hin und her spielen. Es hat auch nicht notwendig etwas mit Settinginhalten zu tun. Wir können auch zusammen ein Thema oder gewisse Motive erforschen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Teylen am 4.11.2022 | 21:23
In Bezug auf Tourismus-Arten wäre mein Verständnis der zwei unterschiedlichen:

Pauschaltourismus ist für mich wenn man entweder nur an einem Ort wie bspw. ein Resort ist mit ab und an Exkursionen oder auch wenn man einem Touristenführer, ggf. über mehrere Tage, hinterherdackelt mit ein paar Stunden hier und da wo man Freilauf hat.
In Bezug auf D&D wäre meines Erachtens die Hoard of the Dragon Queen bzw. Rise of Tiamat Kampagne ein gutes Beispiel dafür. Sie führt die Charaktere brav einmal durch die Highlights der Schwertküste, wo die Spieler auch hier und da was machen dürfen, im Grunde ist es aber so ein Highlight-Wheel von WoTC.

Individualtourismus ist für mich wenn man an einen Ort fährt und sich dann selbst entscheidet was man anschauen will oder nicht.
In Bezug auf Höhlen bin ich so in ziemlich jedes offene größere (Höhlen-)Loch in San Antonio gegangen wo man legal rein oder dran darf, dafür habe ich dann, keine Ahnung, da keine Events besucht oder andere Dinge gemacht die ein Touristenführer geplant hätte.
In Bezug auf D&D wäre meines Erachtens da der erste Teil (und nur der erste Teil) der Rime of the Frostmaiden Kampagne ein Beispiel für.

So oder so sehe ich den Kern von Tourismus nicht in der Interaktion.
Ich gehe mir Höhlen anschauen, weil ich die jeweilige Höhle nicht kenne, und zu bestimmen wie die Höhle aussieht, würde mir persönlich etwas in meine touristische Erfahrung spucken.
In etwa so wie ich mir in einer Woche Madrid vier (oder drei?) Flamenco Shows angesehen habe, ohne das Bedürfnis zu haben da mitzumischen wie die das mit dem Flamenco so machen sollen; und siehe da,... es gab nur einmal ein sehr, sehr kurzes Kastagnetten Geklapper in einer Show. (wo ich persönlich dachte die klappern eigentlich immer mit den Dingern, wenn sie schon beim Flamenco sind)


So das erleben von historischen Ereignissen oder das beobachten von NSC ist für mich weniger Tourismus sondern mehr oder weniger Theater oder vielleicht noch immersives Theater, eventuell noch Kino.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Camo am 4.11.2022 | 21:36
Tatsächlich gibt es das fast so lange, wie es Rollenspiele gibt, nämlich seit 1975 (eigentlich seit 1974, da kam es im Selbstverlag, 75 wurde es dann noch einmal von TSR herausgegeben): Empire of the Petal Throne von Professor M.A.R. Barker. Eine Welt, in der Fantasy und SF durchaus vermischt sind, mit wunderschön ausgearbeiteten Rassen, darunter auch Insektenarten. Plus Sprachen... ja, das ist vergleichbar mit Mittelerde. War in der ersten Edition derart tödlich, dass man die ersten ein oder zwei Level dazu nutzen musste, in der Stadt sich in die Kultur einzufinden, Kontakte zu knüpfen und Hilfen zu finden, bevor man vorsichtig "auf Abenteuer" ausziehen konnte, vorher wäre das simpel einfach Selbstmord gewesen.
Wahnsinnig schöne und umfassend beschriebene Welt mit Namen Tékumel... kennt aber hierzulande kaum einer, weil es den meisten zu kompliziert ist, sich in die Welt einzuarbeiten, sie sich zu sehr eingeschränkt sehen und nicht schnell genug gekloppt werden kann. Die Welt lebt durch eine kleine und sehr engagierte Fangemeinde aber bis heute fort. Es GAB mal eine deutsche Version des Grundbuches... "Tékumel. Kindheit und Jugendjahre in Tsolyánu" - mehr hat es nie in die Übersetzung geschafft. Leider.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: unicum am 4.11.2022 | 22:56
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.

Je älter ich werde umso weniger Torismusempfinden hatte ich bei "neuen" Spielwelten,... da war oft genug "Ah das ist wie dies und das oder jenes und welches,..." es wird also immer schwieriger mich dahingehend hinzureisen. Mich mit echter kreativität da aus dem häusschen zu bringen wird immer schwieriger (Leider).
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 4.11.2022 | 23:10
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.

Je älter ich werde umso weniger Torismusempfinden hatte ich bei "neuen" Spielwelten,... da war oft genug "Ah das ist wie dies und das oder jenes und welches,..." es wird also immer schwieriger mich dahingehend hinzureisen. Mich mit echter kreativität da aus dem häusschen zu bringen wird immer schwieriger (Leider).

Ich muss gestehen, das geht jetzt genau in die Gegenrichtung zu dem, was ich mit dem Begriff "Tourismus" an Assoziationen zu erzeugen versuche. :)

Aber du hast völlig Recht, man fährt als Tourist nach Irland, weil man Irland nicht kennt und es erleben will.  :d

Gegenargument:
Man fährt nach Irland, weil man ahnt, dass Irland sehr schön ist (was es auch ist), weil man gewisse Bilder im Kopf hat. Man fährt aber nicht nach Turkmenistan (https://www.youtube.com/watch?v=_nSoQt9LAGg), u.a. weil man damit gar nix verbindet und weil es ein bisschen gefährlich klingt (und wohl auch ist).

Aber hey - ich bin auch ein Spießer. Ich fahre an einen Ort, auf den ich mich freue. Ich fahre nicht ins kontextlose Nirgendwo.

Ich hoffe, wir landen jetzt nicht beim Begriff "Heimattouristisches Rollenspiel".  ~;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: schneeland (N/A) am 4.11.2022 | 23:22
Man fährt nach Irland, weil man ahnt, dass Irland sehr schön ist (was es auch ist), weil man gewisse Bilder im Kopf hat. Man fährt aber nicht nach Turkmenistan (https://www.youtube.com/watch?v=VZwmDMyAR64), u.a. weil man damit gar nix verbindet und weil es ein bisschen gefährlich klingt (und wohl auch ist).

Ich das trifft den speziellen Reiz des touristischen Spiels schon ganz gut - es gibt eine Art Sightseeing in so einer bekannten Welt. Für mich selber und die vergessenen Reiche gesprochen: wo die einzelnen Händler in Tiefwasser stehen und was das Bier kostet ist ziemlich egal, aber dass es Luskan gibt und das ein Piratennest ist, oder dass da Barbarenstämme im Eiswindtal leben oder man tief im Süden Calimport findet, das ist schon relevant, weil es eben so einen angenehmen Wiedererkennungseffekt hat (analoges ließe sich z.B. auch für das Seattle der 2050er und Umgebung anführen). Da kann es dann immer noch viel Neues rundherum geben oder man setzt auch vielleicht mal "aus Versehen" irgendwas in Brand, aber es gibt insgesamt schon ein paar feste Bezugspunkte, bei denen es Freude macht, wenn sie im Abenteuer auftauchen.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Rorschachhamster am 4.11.2022 | 23:48
Als Gegensatz dann Exploratives Rollenspiel, also anstatt bekannte Orte zu sehen, völlig neue Gegenden zu erkunden? In einer unbekannten Kampagnenwelt? Frage so als alter Sandboxer... Obwohl... meine Spieler suchen gerde nach Atlantis ~;D, damit ist das dann - eine Mischform?  :think:

EDIT: Jetzt sehe ich eine Kasse und Fremdenführer für Atlantis vor meinem Inneren Auge...  ~;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: schneeland (N/A) am 5.11.2022 | 00:53
Exploratives Spiel als anderer Endpunkt der Skala passt, glaube ich, ganz gut. Und alle Mischformen dürfen sich dann, wie schon im Eingangsbeitrag vorgeschlagen, dazwischen einsortieren.
Bei einem Tourismus-Wert von 10 sind dann natürlich sowohl die Öffnungszeiten von Atlantis bekannt wie auch die Eintrittspreise, die Aufschläge für Individual- und Gruppenführungen und ob es Rabatt für Studenten gibt ;)
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Eismann am 5.11.2022 | 01:31
Ich würde sagen, es geht also im Kern um das Ziel des Erlebens (auch als Gegenstück zu "gestalten") einer detailreich ausgestalteten (und gegebenenfalls dem Spieler schon teils bekannten) Spielwelt.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Teylen am 5.11.2022 | 03:00
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.
Hm, ich persönlich merke in Bezug auf meine Reisen das es mich bei Reisen zu Orten zieht die ich schon kenne.
Heißt, von Rund 7 Urlauben in den USA war ich 3x in San Antonio. Ich mag die Stadt, ich fühl mich da halbwegs wohl und ich finde jedesmal auch etwas neues.
Wobei ich alle 3x im selben Streichel-Aquarium-Zoo war, wobei die tatsächlich immer neue Tiere da hatte.

In Bezug auf das Rollenspiel,.. also ich würde behaupten die World of Darkness in Bezug auf Vampire recht gut zu kennen.
Daneben sind so gefühlt etwa 80% meiner Charaktere vom selben Vampir-Clan, also quasi selbe Klasse.
Dennoch mag ich da immer wieder in die Welt und meinen Lieblings-Clan zurück kehren, um halt davon mehr zu sehen.

Ansonsten reist man in der Regel nicht überall einfach so hin, weil Reisen ja Kosten. Sowohl Geld als auch Zeit.
Da zieht es mich mehr zu Orten die ich interessant finde, wo ich erwarte halbwegs gut zurecht zu kommen (bspw. in Bezug auf Sprache) und wo ich mich nicht in Gefahr wäge.
Der Aspekt der Gefahr, ob real oder nicht, in Tunesien war ich eher sehr eingeschüchtert, gibt es so im Rollenspiel nicht. Heißt gerade da kann man gern auchmal nach Turkmenistan (oder Australien wo es ja angeblich mega viel giftige Tiere gibt), obwohl man es nicht kennt, gerade weil einem da, so als Person, nichts geschehen kann.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: DerEskapist am 5.11.2022 | 08:07
Vor langer Zeit habe ich mal Pendragon 1ste Edition geleitet und ich war mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Es war Tourismus durch die Artussage mit vielen bekannten Figuren, wie Merlin, Gawain oder Ginevra. Leider ist mir das im Spielgefühl auch zu sehr nach Tourismus im negativen Sinne geraten. Die Spieler laufen durch diese wumdervolle Welt, sind aber leider eher Nebenfiguren oder Statisten und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Eigentlich war ich ursprünglich von diesem Tourismus als Spielleiter begeistert,  aber im Nachhinein  hätte ich mir eine interaktivere Spielerfahrung für die Spieler gewünscht und sie stärker in den Mittelpunkt stellen sollen. Dazu hätte ich abkommen müssen vom Modus "Begehen eines Museums". Das habe ich mir für künftige Rollenspiele auf die Fahne geschrieben,  weil Tourismus in dem in Pendragon erlebten Sinne hat halt viel zu wenige Facetten ausgeschöpft die im Rollenspiel in seiner gesamten Bandbreite möglich sind.

Nicht falsch verstehen : Greg Stafford hat ein tolles System geschaffen, aber für meinen Geschmack darf man nicht eine endlos lange Artuskampagne by the book im reinen Tourismus-Mous abziehen damit. Das wird auf Dauer zu langweilig...
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Dimmel am 5.11.2022 | 11:16
Also ich sehe da die Übergänge durchaus fließend. Zumindest in unseren Vampiresabenteuern ist es nicht so, dass wir historische Figuren nur bestaunen, ohne mit ihnen zu interagieren. Albert(us Magnus) und Stephan (Lochner, Kölner Maler) würden da vermutlich vehement widersprechen. Denen hat unsere Truppe schon ganz ordentlich vor die Schienbeine getreten, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Und den hl. Dominikus haben wir in unserer Welt tatsächlich umgebracht. Wobei das natürlich trotzdem den geschichtlichen Ablauf nicht ändert, da wir in der Gegenwart spielen und somit nur die vampirische Version dieser Personen heute kennen.

Wenn man einen Begriff prägen möchte, dann ist meine Meinung sollte man dieses was man da benennt möglichst strikt von anderen Sachen abgrenzen und dann möglichst präzise benennen.  In diesem konkreten Fall geht es um eine Spassquelle. Die wird in Wirklichkeit nie einzig und alleinig vorkommen sondern in den allermeisten Fällen in Verbindung mit anderen Spassquellen.

Meine Interpretation von euerem Fall:
Es halt ein "Sightseeing beim Aufdecken einer Vampirverschwörung" oder so (je nachdem was in euerem Abenteuer halt los war). Anderherum: Das Aufdecken, dass irgendeine Persönlichkeit einer Region in Wahrheit ein Vampir ist und diesen dann das Handwerk zu legen, wäre vermutlich ein amüsantes Abenteuer auf vielerlei Welten. Ihr habt es euch aber noch versüsst, das es halt eine realweltliche Persönlichkeit war, damit hat das eine ganz andere Dimension bekommen.


Ich denke, "Sightseeing" triffts auf den Kopf.

Ehrlich, wenn dem so ist, dann sollte man das auch so nennen. Sonst bekommt man so Begriffe wie "Powergamer" oder "Railroad", die jeder anders versteht.

(Ich möchte aber bitte keine Nebendiskussion über die Definition dieser beiden Begriffe starten, wer sich dafür interessiert findet sicherlich genug andere Stränge darüber auch in diesem Forum :) )
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Olibino am 5.11.2022 | 11:18
Ich erinnere mich gerade an eine Monster of the Week-Runde in New Orleans während des berühmten Mardi Gras-Faschings. Die Spielleiterin hatte das sehr lebhaft beschrieben mit vielen Bilder. Und wir haben am Ende den kompletten Faschings-Umzug gesprengt. Das hat bei mir durchaus Lust erzeugt, selber mal nach New Orleans zu reisen.

Wäre das touristisches Rollenspiel?

Allerdings kenne ich ein ähnliches Gefühl innerhalb von Fantasy-Welten nicht.
Es ist ein Unterschied, ob du in einen von mir hingefrittelten namenlosen Dungeon mit Vulkanquelle hineinsteigst (kein Sightseeing), oder aber in Ingerims Schlund im Rashtulswall in Aventurien, bei dem es sich um das abgeschlagene Haupt eines Giganten handeln soll (usw.), und wo bereits 3 Abenteuer zu erschienen sind (Sightseeing).
Für mich wäre das kein Unterschied. Ein selbst ausgedachtes Abenteuer vs. ein Kaufabenteuer, das ist alles.

Auch bei Romanen/Filmen. Es haben ja nie alle Spieler die selben Erfahrungen gemacht. Manche sind großer Fan eines Filmes und andere kennen ihn gar nicht. Für mich hat das nie einen spürbaren Unterschied gemacht, ob ich ein Setting aus einem Film kannte oder nicht.

Ich persönlich mag es sehr, wenn sich der Spielleiter oder alle Spieler gemeinsam etwas kreativ ausdenken, anstatt nur gekaufte Dinge nachzuspielen. Insofern kann ich vielleicht dieses Sightseeing-Gefühl nicht nachempfinden?

Darf ich mal fragen: Was ist denn genau am Spielgefühl anders, ob ich in Ingerims Schlund oder einem namenslosen Dungeon bin?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 5.11.2022 | 11:24
Darf ich mal fragen: Was ist denn genau am Spielgefühl anders, ob ich in Ingerims Schlund oder einem namenslosen Dungeon bin?

Stell dir vor du bist ein Harry Potter Fan. Jetzt spielen wir ein Abenteuer in Hogwarts, die jungen Magier sitzen in diesem eindrucksvollen großen Speisesaal, Hermine flattert über dem Tisch herum und du kannst deine Figur ein originales Butterbier trinken lassen.

Dann stell dir vor, wir spielen ein Abenteuer an einer generischen Magierakademie.

Die erste Variante hat einen "touristischen" Reiz, weil man Dinge "aus der Nähe erleben kann", von denen man bislang nur gehört hat. Die zweite Variante hat diesen Reiz nicht.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: ghoul am 5.11.2022 | 11:30
"Da muss ich nicht hin, das hab ich schon im Fernsehen gesehen." - Schwiegeroma
 ~;D
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Colgrevance am 5.11.2022 | 11:31
Ich würde sagen, es geht also im Kern um das Ziel des Erlebens (auch als Gegenstück zu "gestalten") einer detailreich ausgestalteten (und gegebenenfalls dem Spieler schon teils bekannten) Spielwelt.

Ich finde, das trifft es ganz gut. Und noch etwas (Achtung, Rant-ish!): Ich habe leider den Eindruck, dass touristisches Spiel im Sinne eines eher konsumierende Erlebens im Rollenspiel hier im Tanelorn sehr häufig latent abwertend behandelt wird.


Dass diese eher "touristische" Spielform mit wenig Eigengestaltung durch die Spieler nicht nur vielen Runden Spaß macht (solange man es nicht übertreibt, aber das trifft ja auf fast alles zu) und außerdem auch eine gehörige Portion Aufwand erfordert (nämlich sich überhaupt erstmal in das Setting, die Regeln etc. einzuarbeiten), damit man dann als Tourist alles schön genießen kann, wird so gut wie nie thematisiert. Jetzt kann (und sollte) es mir am Allerwertesten vorbeigehen, was ein paar Foristen so schreiben, aber der Kommunikationsstil sorgt ja auch für eine gewisse Atmosphäre, die als freundlich-offen oder eher ablehnend-belehrend empfunden werden kann - ich erinnere an die Gatekeeping-Diskussion, die hier vor kurzer Zeit mal aufkam. Und da würde ich mir einen etwas wertfreieren Ton wünschen. YMMV.

edit: Rechtschreibung
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.11.2022 | 11:32
Was hat denn die Nacht so gerumpelt

Die Magierakademie von Ysligorn ist angekommen

Wo können wir sie unterbringen

Nein, die Akademie ist angekommen

Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Olibino am 5.11.2022 | 11:35
Dann stell dir vor, wir spielen ein Abenteuer an einer generischen Magierakademie.
Wieso "generisch"? Ich habe schon mehrmals an liebevoll selbst erschaffenen Magierakademien gespielt, und fand das sehr cool. Bei Hogwarts würde ich mich vermutlich genau so fühlen oder eingeschränkt.

Aber dann habe ich es denke ich verstanden und es entspricht nicht meinem präferierten Spielstil.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 5.11.2022 | 11:38
Ich finde, dass trifft es ganz gut. Und noch etwas (Achtung, Rant-ish!): Ich habe leider den Eindruck, dass touristisches Spiel im Sinne eines eher konsumierende Erlebens im Rollenspiel hier im Tanelorn sehr häufig latent abwertend behandelt wird.

Ich finde, man könnte durchaus auch den Spieß umdrehen und die (möglicherweise produktive) Frage aufwerfen, wie man denn den touristischen Aspekt des Rollenspiels möglichst perfekt kalibriert.

Es ist ja scheinbar nicht so leicht. Oft wird dieser Aspekt als anstößig empfunden, da gebe ich dir voll Recht. Gleichzeitig wirkt es  doch ein bisschen wie ein blinder Fleck, wenn sich substanzielle Teile der Rollenspielerschaft an touristischem Spiel erfreuen, und man das selbst so gar nicht verarbeiten kann.

Ich finde, da gäbe es insgesamt ziemliche viele Diskussionsansätze, deren Ergbenisse noch gar nichts mal so klar abzusehen sind.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 5.11.2022 | 11:41
Aber dann habe ich es denke ich verstanden und es entspricht nicht meinem präferierten Spielstil.

Es ist ja alles wertfrei gemeint. Ich versuche nur das Phänomen zu beschreiben.

Ich persönlich bin hin- und hergerissen. Ich würde z.B. Star Wars NUR mit touristischen Absichten spielen, denn sonst interessiert mich da ehrlich gesagt nichts.

Andererseits war ich auch schon auf Spielwelten unterwegs wie zum Beispiel Midgard, wo sich der Spielleiter maximale Mühe gegeben hat, mir einen touristischen Höhepunkt nach dem anderen zu servieren, und ich fand das, mit Verlaub, eigentlich nur uninteressant und befremdlich.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Runenstahl am 5.11.2022 | 11:47
  • Detailiierte Stettings mit Metaplot, die die Gestaltungsfreiheit einschränken und sich vor allem zum Anschauen eignen? Da ist wohl der SL ein gescheiterter Schriftsteller (vgl.nobody@homes Post weiter oben im Thread als konkretes Beispiel), das ist kein richtigesTM Rollenspiel!

Es kommt auf die Dosierung an, aber grundsätzlich sind detaillierte Beschreibungen ja erstmal eine Bereicherung. Wenn der SL gut darin ist eine Atmosphäre zu vermitteln ist das definitiv ein Mehrwert.

Ein Metaplot ist an sich auch nichts schlechtes. Das bedeutet das die SL zumindest grobe Ziele hat wo die Reise hingehen soll. Mich persönlich würde es jedoch stören wenn das das Spielgeschehen einschränkt.

Beispiel: NPC XY muss in dieser Szene in jedem Fall entkommen weil der Später noch gebraucht wird. Selbst wenn die Charaktere ihn mit magischen Fesseln belegen muss der SL ihm halt spontan Fähigkeiten geben oder an den Würfeln drehen damit der Entkommt.

Das ist mies und entwertet Spieler/Charakterentscheidungen. Eine gute SL sollte auch in der Lage sein den Metaplot notfalls abzuändern wenn es sich im Spiel so ergibt. Frei nach dem Motto: Kein Plan überlebt den Feindkontakt, aber es ist trotzdem gut vorher einen Plan zu haben.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: nobody@home am 5.11.2022 | 12:05
Ich finde, dass trifft es ganz gut. Und noch etwas (Achtung, Rant-ish!): Ich habe leider den Eindruck, dass touristisches Spiel im Sinne eines eher konsumierende Erlebens im Rollenspiel hier im Tanelorn sehr häufig latent abwertend behandelt wird.

Persönlich habe ich tatsächlich nicht unbedingt die beste Meinung von Spielern, die sich nur hinsetzen und "konsumieren" wollen (und zumindest im Rahmen zähle ich da auch "Ich will nur meinen Charakter spielen, für alles andere bin ich üüüberhaupt nicht zuständig (und das soll also gefälligst jemand anders für mich machen)!"-Spieler mit dazu), ebenso wie von Spielleitungen, die am liebsten gar nichts anderes erlauben möchten. Passiv unterhalten lassen können wir uns schließlich überall sonst schon, da würde ich also gerade im Rahmen des Formats "Rollenspiel" auch von den Spielern gerne etwas mehr kommen sehen als nur "So, Onkel/Tante SL, jetzt erzähl' mal schön".

Das beißt sich, wohlgemerkt, nicht unbedingt mit "Tourismus" im reinen Sinn des Besuchs von interessanten Kanon-Orten und Zusammentreffens mit ebensolchen NSC; das läßt sich ohne weiteres auch "aktiv" gestalten, solange man sich SL-seitig nicht von vornherein zu sehr auf eine bestimmte Form versteift, in der die Spieler diese dann am Ende hinter sich zurücklassen sollen. ;)
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Olibino am 5.11.2022 | 12:17
Das ist eigentlich das, was ich mit meiner Frage "Darf ich mal fragen: Was ist denn genau am Spielgefühl anders" meinte.

Geht es nur darum, dass der SL bekannte Settingelemente verwendet?
Oder ist die Interaktion zwischen SL und Spielern eine andere? Z.B. in dem Sinne dass der SL mehr zum Erzählonkel wird und die Spieler weniger Einfluß auf die Geschichte haben?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Megavolt am 5.11.2022 | 12:25
Geht es nur darum, dass der SL bekannte Settingelemente verwendet?
Oder ist die Interaktion zwischen SL und Spielern eine andere? Z.B. in dem Sinne dass der SL mehr zum Erzählonkel wird und die Spieler weniger Einfluß auf die Geschichte haben?

Erstmal ist es nur um das Vorführen bzw. Erlebbarmachen von Settingelementen.

Ein Porzellanladen-Gefühl und Railroading können damit Hand in Hand gehen, müssen aber nicht.
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Colgrevance am 5.11.2022 | 12:44
Persönlich habe ich tatsächlich nicht unbedingt die beste Meinung von Spielern, die sich nur hinsetzen und "konsumieren" wollen (und zumindest im Rahmen zähle ich da auch "Ich will nur meinen Charakter spielen, für alles andere bin ich üüüberhaupt nicht zuständig (und das soll also gefälligst jemand anders für mich machen)!"-Spieler mit dazu), ebenso wie von Spielleitungen, die am liebsten gar nichts anderes erlauben möchten. Passiv unterhalten lassen können wir uns schließlich überall sonst schon, da würde ich also gerade im Rahmen des Formats "Rollenspiel" auch von den Spielern gerne etwas mehr kommen sehen als nur "So, Onkel/Tante SL, jetzt erzähl' mal schön".
(Hervorhebung durch mich)

Ich sehe das sogar ähnlich, aber in einer Diskussion direkt auf die Extremwerte abzustellen, finde ich wenig hilfreich. Ich habe meinen Spaß an Sightseeing-Episoden und Metaplot, der harte Grenzen für die Gestaltungsfreiheit der Spieler setzt, aber dass eine komplette Runde sich "nur" berieseln lässt, ist mir in meiner Rollenspiellaufbahn doch eher selten untergekommen. Und dass Spieler jederzeit alles beeinflussen können, finde ich persönlich genauso problematisch wie du die Erzählonkelrunden.

Ich habe aber den Eindruck, dass hier tatsächlich das "Erlebbarmachen von Settingelementen" und "Porzellanladen-Gefühl und Railroading" in der Diskussion zu stark vermischt werden (zumindest kann ich das von mir definitiv so sagen  :)); wahrscheinlich, weil da in der Spielpraxis eine hohe Korrelation besteht. Für mich wäre dann die spannende Frage: Wie kann man das entkoppeln, ohne dass das Spielgefühl darunter leidet?
Titel: Re: "Touristisches Rollenspiel"
Beitrag von: Blechpirat am 5.11.2022 | 17:15
Ich möchte noch mal was positives dazu sagen. Meine Spieler wollen ja Dresden Files, Dresden Files und vielleicht noch Dresden Files. Und jeder kennt das Setting hervorragend, die Dissonanz zwischen "Was sagen die Regeln" und "Was ist in dem Setting machbar und passend" gibt es bei uns nicht. Weil jeder die Romane kennt, liebt und mehrfach gelesen hat. Wir spielen nun zwar in Deutschland - auch mit der Zielsetzung, eben nicht nur der titelgebenden Figur beim Weltretten zusehen zu wollen, aber die internationalen Akteure kommen natürlich auch vor. Und war werden sie mit Begeisterung bespielt.

In keinem anderen Spiel muss der SL so wenig Umfeldvermittlung leisten, wie in dieser Gruppe. Das ist fein.