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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Pen & Paper - Eigenentwicklungen => Thema gestartet von: BBB am 8.12.2022 | 05:42

Titel: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 8.12.2022 | 05:42
Hallo liebes Tanelorn,

freut mich, dass ihr euch hierher verirrt habt.
Dies ist mein Versuch ein Community Cyberpunk Rollenspiel Projekt aufzuziehen. Wie es dazu kam, was der Grundgedanke ist, findet ihr in folgendem Thread:

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124317.0.html (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124317.0.html)

Meine Überlegungen zu den Regeln findet ihr hier: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124869.0.html (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124869.0.html)


In diesem Diskussionsfaden möchte ich mit euch ausschließlich zum Setting diskutieren – und natürlich eure Ideen abgreifen ;)

Deswegen, am allerwichtigsten: Bringt euch ein! Wenn ihr Ideen habt, her damit. Wenn ihr eine Idee weiter ausarbeiten wollt – sehr gern. Wenn ihr sogar etwas verfassen wollt: be my guest, würde mich sehr freuen!


Und damit ihr ein bisschen Inspiration habt, hier schonmal meine ersten Ideen zum Setting… auch wenn es nicht wirklich viel ist.

Das Setting

Den derzeit aktuellen Stand der Überlegungen findet ihr hier: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124408.msg135125529.html#msg135125529 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124408.msg135125529.html#msg135125529)

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist der gleiche wie von wahrscheinlich jedem Cyberpunk Setting ever, nur eben begonnen im Jahr 2022 und von da aus weiter gesponnen:

Wie sieht die Welt wohl in ein, zwei Generationen aus, wenn bestimmte Entwicklungen so anhalten, wie sie gerade sind?

Klassischer Weise bezieht sich das auf Themen wie:
- (Turbo-)Kapitalismus
- Urbanisierung
- Bevölkerungswachstum
- Klimakrise
- Digitalisierung
- Mensch-Maschine-Interaktion/Verschmelzung
- Technologie
- Datenschutz
- usw.

Und eigentlich ist es immer eine Dystopie.

Die meisten Settings, die ich kenne, starten im Wesentlichen mit der Prämisse, dass die Schere zwischen Arm und Reich viel weiter aufgegangen ist, Staaten faktisch kaum noch Macht haben und der Privatsektor übermächtig geworden ist. Angestellte sind kaum mehr als moderne Sklaven des Betriebs und oft sind es japanische Konzerne, die hier die Vormachtstellung haben – was glaube ich der Tatsache geschuldet ist, dass die meisten Settings in den 90ern entstanden sind, als Japan der wichtigste Tech-Lieferant gewesen ist. Außerdem haben die meisten Settings, die ich kenne, eine sehr US zentrische Sicht – wiederum weil sie dort entwickelt wurden, nehme ich an.

All diese Punkte finde ich sehr spannend. Ich würde dem ganzen aber eventuell ein paar leichte Spins geben, die das Setting damit vielleicht ein bisschen interessanter und frischer machen:

1. Mir schwebt eine europäische Perspektive und vor allem eine extreme Lokalisierung vor. Zum einen, weil die Vielstaatlichkeit (sagt man das so?) viel mehr Möglichkeiten für Konflikte gibt, zum anderen aber auch, weil Europa sich schon heute im Spannungsfeld zwischen den USA und China/Russland/Asien befindet, wodurch interessante Konstellationen zustande kommen. Da eröffnen sich neben den „Runner gegen böse Corporate“ Plots auch reichlich Spionage und politische Abenteuer. Und da ich vorhabe das Spiel erstmal auf Deutsch zu machen, sind Europäer sowieso unsere Zielgruppe ;)
Das ermöglicht unter Umständen auch sehr spannende lokale Szenarios. Das ist das, was ich mit Lokalisierung meine. Zum Beispiel Sabotageakte, damit der neue Großauftrag endlich wieder nach Ostdeutschland und nicht wieder in den Westen geht ;)
Ich fänd es sehr spannend sich Gedanken darüber zu machen, wie ganz konkrete, vielleicht auch heute unbedeutende Orte von der weiteren Entwicklung profitieren – oder darunter leiden. Ein Beispiel hatte ich schon in meiner Persona Beschreibung genannt: Was heißt es für Hamburg, wenn der Meeresspiegel wegen Klimawandel extrem steigt? Aber, um mal in die andere Richtung zu gehen: Was heißt es für Mainz, wenn Biontech weiterhin weltweit so erfolgreich ist?

2. Der Turbokapitalismus, wie er oft in Cyberpunk Settings dargestellt wird, basiert meiner Lesart nach meist auf einer westlichen Perspektive und der Annahme einer Trennung von Staat und Privatsektor. China zeigt uns aber, dass diese Trennung gar nicht notwendig ist. Was wäre, wenn der Turbokapitalismus nicht von Privatkonzernen, sondern Staatskonzernen getrieben würde? Stichwort Projekt neue Seidenstraße? Wenn sich China (weiterhin?) in internationale kritische Infrastruktur einkauft? Das böte viel Platz für interessante Konflikte und Abhängigkeiten…

3. Stärkerer Nationalismus. In den letzten Jahren/Jahrzehnten haben wir gesehen, dass der Nationalismus wieder erstarkt. America First. AfD. Usw.
Ich glaube, das ist eine direkte Folge verschiedener Entwicklungen, unter anderem der immer größeren Schere zwischen Arm und Reich, sowie der Globalisierung.

4. Computertechnologie. Ich hatte es im anderen Thread schon gesagt, eine der Entwicklungen, die ich zu dieser Idee inspiriert hat, ist die Entwicklung von Quantencomputern und der Tatsache, dass wir sie immernoch nicht wirklich verstehen, sie aber offenbar wahnsinnig große prädiktive Rechenpower haben. Wenn ich ehrlich bin, hat mich das echt ein bisschen an Minority Report erinnert.
Ich weiß nicht, ob wir hier im Forum eine paar Quantum Experten haben. Ich kenne zwar ein paar, die sich professionell mit Quantencomputern auseinandersetzen und da ziemlich viel wissen, aber meine Gespräche mit ihnen waren bisher nicht so richtig fruchtbar in Bezug auf Spielentwicklung.
Vielleicht fällt hier ja jemandem etwas ein.

5. DAS Thema unserer Zeit ist sicherlich die Klimakrise. Auch da bin ich kein Experte, aber es gibt ja spannende Vorhersagen was passieren könnte, wenn wir die gesetzten Ziele nicht erreichen – wonach es ja sehr aussieht.
Auch das würde ich gern zum Bestandteil des Spiels machen.


Und das wars erstmal.
Bin gespannt auf eure Meinungen und Rückmeldungen… und dankbar für jede weitere Idee.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 8.12.2022 | 10:08
Zitat
China zeigt uns aber, dass diese Trennung gar nicht notwendig ist. Was wäre, wenn der Turbokapitalismus nicht von Privatkonzernen, sondern Staatskonzernen getrieben würde? Stichwort Projekt neue Seidenstraße? Wenn sich China (weiterhin?) in internationale kritische Infrastruktur einkauft? Das böte viel Platz für interessante Konflikte und Abhängigkeiten…

China hat momentan allerdings, nicht nur wegen Zero Covid, so einige Problemchen. Da wäre zu überlegen, ob dieser Punkt nicht eventuell genauso verdammt schnell altern könnte weiland "Japan kauft die USA".
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.12.2022 | 18:35
es gibt ja zwei Arten von "Spannend" in unserem Sektor

"Spannende" Pseudohistorie als Lesestoff

"Spannend" im Sinne eines Settings, in dem die Spieler agieren können

überspannte Vollüberwachungs near future Dystopie lässt den Spielern wenig Platz. Ruck zuck sind sie "im Bilde" und eine automatisierte KI-Fisagenauswertung später latente Überwachungsfälle (da der Score mehr als Durchschnitt wird) und zack, steht die Omnipotente Bullerei auf dem Platz.
Kosten&Effektivität von "Sicherheit" sind ein Thema, das der typische Dystopiespieler vollkommen unrealistisch sieht: nämlich Kosten vernachlässigbar und Effektivität haushoch. Da kommt dann nur Heist und Neue-frankfurter-Schule bei raus.

setzt man eine (gebremste) Postapokalytische Komponente (etwa klassischer Staatsbankrott der überschuldeten Staaten von Europa samt folgenden Staatszusammenbruch durch schiere Unfähigkei zu regieren),
kann in den Sprawls etwa dankbar mit britischen Pfund und schweizer Franken bezahlt werden, Euroscheine sind hingegen billiger Klopapierersatz und auch sonst können Spieler (und ihre Herausforderungen) viel mehr "machen".

A
Konzerne als einzige Möglichkeit, produktive Arbeit zu leisten (Mehrwert zu erwirtschaften) sind plötzlich mächtig. Haben ja Güter, Energie und funktionierende Prozesse.
In ihrem Blickfeld sind sie mächtig...
gleich drei Ecken weiter muss ihnen schon jemand warm ans Bein pinkeln, damit die sich rühren (müssen/wollen)...

B
überall und nirgends waren ja Windkrafträder und Balkonsolaranlagen hingestellt. Kleinteilige Selbstversorger mit erstaunlich vielen Servern im Keller sind möglich, ohne dass das omnimächtige BRD durch KI-Durchforstung der Stromabrechnungen die (Hanf wird so identifiziert)plantagen frei Haus geliefert bekommt

C
verbeamtete Polizei war gestern, wer Geld hat, kauft sich bei einem Polizeidienstleister, was er braucht (und will)
stell dir ein Reichenressort lauter drogenaffiner Mittelständler vor, wo der Stararchitekt durch simples "nichteinkaufen" der Dienstleistung "Drogenkriminalisierung" seine Privatplantage bewahrt
alleine damit kann man echt viel Dystopie auf die Beine stellen  ;)
Quasi kauft sich die tonangebende Clique mit den Geldern dieser Community ihren eigenen Rechtsraum.
"not my job"-Contractor kann echt krass aufgezogen werden

D
eine umfassende Justiz gibt es nicht mehr (bezahlt ja keiner mehr irgendwelche dahergelaufenen Richter).
also kann sich auch kein Punk irgendwo beschweren, wenn er von den Polizeidienstleistern etwas auf die Mütze bekam.
Konzerne regeln das dann über ihre Schiedsgerichte.
Große mehr als Kleine. Wo ein paar große Konzerne kooperativer sind (Japaner), bekommen sie plötzlich deutlich mehr Macht, als sie ursprünglich wollten (setzen Standards), daher ist die Durchsetzung dieser Richtersprüche auch nicht immer hoch.

aber (selbst gebremstes) Postapokalyptisches-Anarcho ist in diesem Land nur schwer vermittelbar und rutscht dann in Peinlichkeiten wie einem offenen Kannibalen-Restaurant in Berlin ab  ::)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 8.12.2022 | 22:15
China hat momentan allerdings, nicht nur wegen Zero Covid, so einige Problemchen. Da wäre zu überlegen, ob dieser Punkt nicht eventuell genauso verdammt schnell altern könnte weiland "Japan kauft die USA".

Ja, klar, absehen kann das niemand.
Aber da die Verflechtungen Chinas mittlerweile doch immens sind (und die USA wohl auch finnaziell ziemlich abhängig), würde ich doch erstmal bei China bleiben. Da ergibt sich einfach viel mehr Spielraum.

Und gerade die Spielart des "kommunistischen Kapitalismus", die da aufgebaut wird, findet sich ind er Art doch nirgendwo sonst...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 8.12.2022 | 22:38
es gibt ja zwei Arten von "Spannend" in unserem Sektor

"Spannende" Pseudohistorie als Lesestoff

"Spannend" im Sinne eines Settings, in dem die Spieler agieren können

Absolut. Und wir wollen definitiv das letztere! ;)

überspannte Vollüberwachungs near future Dystopie lässt den Spielern wenig Platz. Ruck zuck sind sie "im Bilde" und eine automatisierte KI-Fisagenauswertung später latente Überwachungsfälle (da der Score mehr als Durchschnitt wird) und zack, steht die Omnipotente Bullerei auf dem Platz.

Ja, das ist definitiv ein Punkt, über den ich auch schon nachgedacht habe.
Da wird es sicherlich interessant sein, einen guten Mittelweg zu finden. Denn einerseits finde ich den Überwachungsaspekt mega interessant, auf der anderen Seite verändert er das Spiel aber massiv, da gebe ich dir Recht.

setzt man eine (gebremste) Postapokalytische Komponente (etwa klassischer Staatsbankrott der überschuldeten Staaten von Europa samt folgenden Staatszusammenbruch durch schiere Unfähigkei zu regieren),
kann in den Sprawls etwa dankbar mit britischen Pfund und schweizer Franken bezahlt werden, Euroscheine sind hingegen billiger Klopapierersatz und auch sonst können Spieler (und ihre Herausforderungen) viel mehr "machen".

Interessante Idee, daran hatte ich bisher nicht gedacht.
Müsste man in meinen Augen gut begründen, damit das glaubwürdig bleibt.
Wenn überhaupt würde ich eher in die Richtung gehen, dass die EU trotz übergeordnetem Apparat in Kleinstaaterei verfällt und sich gegenseitig lahmlegt. Ähnlich wie man es in Deutschland im Falle von Corona erlebt hat.
Jeder Staat hat seine eigenen interessen, Veränderungen werden ausgebremst, die Entscheidungsgewalt liegt zwar auf EU Ebene, erfordert aber 2/3 Mehrheiten oder so.
Dann hätte man nicht ein ganz so großes Chaos und die Runner sind wirklich gezwungen, zumindest etwas in den Schatten zu agieren.
Muss ich aber auch nochmal in Ruhe drüber nachdenken.

Konzerne als einzige Möglichkeit, produktive Arbeit zu leisten (Mehrwert zu erwirtschaften) sind plötzlich mächtig. Haben ja Güter, Energie und funktionierende Prozesse.
In ihrem Blickfeld sind sie mächtig...
gleich drei Ecken weiter muss ihnen schon jemand warm ans Bein pinkeln, damit die sich rühren (müssen/wollen)...

Das finde ich auf jeden Fall gut. Vor allem finde ich gut, dass man so zwischen den Corporates einen gewissen Grad an Kooperation erzwingt, was wiederum "hinter dem Rücken Aktionen" ermöglicht, die aber auf gar keinen Fall auf die Corporates zurückfallen dürfen.

überall und nirgends waren ja Windkrafträder und Balkonsolaranlagen hingestellt. Kleinteilige Selbstversorger mit erstaunlich vielen Servern im Keller sind möglich, ohne dass das omnimächtige BRD durch KI-Durchforstung der Stromabrechnungen die (Hanf wird so identifiziert)plantagen frei Haus geliefert bekommt

Das finde ich auch eine sehr gute Idee.
In die Richtung hatte ich auch schonmal gedacht. Dezentralierung von kritischer Infrastruktur macht es zwar schwerer diese lahmzulegen, aber es macht eben auch die Überwachung deutlich schwieriger.

verbeamtete Polizei war gestern, wer Geld hat, kauft sich bei einem Polizeidienstleister, was er braucht (und will)
stell dir ein Reichenressort lauter drogenaffiner Mittelständler vor, wo der Stararchitekt durch simples "nichteinkaufen" der Dienstleistung "Drogenkriminalisierung" seine Privatplantage bewahrt
alleine damit kann man echt viel Dystopie auf die Beine stellen  ;)
Quasi kauft sich die tonangebende Clique mit den Geldern dieser Community ihren eigenen Rechtsraum.
"not my job"-Contractor kann echt krass aufgezogen werden

Ich würde die verbeamtete Polizei nichtmal komplett rausnehmen. Aber jeder, der schonmal mit der Polizei zu tun hatte, weiß: Die sind einfach unterbesetzt, unterbezahlt und mit der schieren Masse an Straftaten überfordert.
Das kann man noch ein bisschen auf die Spitze treiben.
Und wenn man dann fähige Polizisten hat - können die im Privaten "Sicherheitssektor" schlicht das doppelte verdienen. Also Überforderung + Unterbezahlung = no bock attitude.
Von den großen Firmen würde sich ja schon heute niemand mehr auf die Polizei verlassen, die haben alle private Sicherheitsdienstleister.

Den rest kann man dann über eine perfide definierte "Hausordnung" regeln. Das muss ja nichtmal ein komplett rechtsfreier Raum sein, es reicht eine hinreichend große Drohkulisse im Falle von non-compliance und hinreichend (monetäre) Incentivierung von Compliance. Wenn das alle machen, wird es schon richtig sein.

Gefällt mir.

eine umfassende Justiz gibt es nicht mehr (bezahlt ja keiner mehr irgendwelche dahergelaufenen Richter).
also kann sich auch kein Punk irgendwo beschweren, wenn er von den Polizeidienstleistern etwas auf die Mütze bekam.
Konzerne regeln das dann über ihre Schiedsgerichte.
Große mehr als Kleine. Wo ein paar große Konzerne kooperativer sind (Japaner), bekommen sie plötzlich deutlich mehr Macht, als sie ursprünglich wollten (setzen Standards), daher ist die Durchsetzung dieser Richtersprüche auch nicht immer hoch.

Auch hier würde ich die Justiz nicht komplett abschaffen. Reicht ja das gleiche Argument wie bei der Polizei: Zu teuer, zu langsam, und die fähigen Einzelrichter werden halt rausgekauft.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Quaint am 8.12.2022 | 23:42
Spannend soweit.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Schleicher am 9.12.2022 | 20:23
Die Europäische Union ist zerstritten und nationale Interessen sind in den Vordergrund getreten. Die Folge sind wirtschaftliche und politische Instabilität sowie eine weit verbreitete Beunruhigung in der Bevölkerung. Der vom kommunistischen Wirtschaftsmodell Chinas beeinflusste Hyperkapitalismus hat die Ungleichheit und die Unruhen verschärft. Rechtsextreme Gruppierungen haben an Macht gewonnen und schüren die Angst vor Autoritarismus und der Aushöhlung der bürgerlichen Freiheiten.

Ein Bereich, in dem es bedeutende Fortschritte gegeben hat, ist die Technologie. Quantencomputer und neuronale Netze sind zu wichtigen Innovationsmotoren geworden und haben zu Durchbrüchen in Bereichen wie Gesundheitswesen, Verkehr und Energieerzeugung geführt. Allerdings haben diese Technologien auch fast das Ende der Privatsphäre mit sich gebracht und werden tagtäglich von den Mächtigen missbraucht.

Auch das Klima ist im Chaos, mit regelmäßigen Naturkatastrophen, die Zerstörung und den Verlust von Menschenleben verursachen. Der Kontinent wird von extremen Wetterereignissen geplagt, darunter tödliche Hitzewellen, verheerende Überschwemmungen und heftige Stürme. Dies stellt eine enorme Belastung für die ohnehin fragile Zivilisation dar.

Vor diesem Hintergrund kämpft eine wachsende Cyberpunk-Bewegung ums Überleben und leistet Widerstand gegen die repressiven Kräfte, die sich durchgesetzt haben. Diese Subkultur, die sich durch ihre Technologiebegeisterung und Rebellion gegen die Mächte auszeichnet, bietet einen Hoffnungsschimmer in einer dunklen und gefährlichen Welt.

Doch der Weg, auf dem sie sich bewegen, ist mit Herausforderungen gespickt. Die rechtsextremen Gruppierungen, die an die Macht gelangt sind, sind entschlossen, ihre Macht in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten, und werden vor nichts zurückschrecken, um ihre Gegner zum Schweigen zu bringen. Das wirtschaftliche und politische System ist ein Witz, und die Gefahr eines ökologischen Kollapses erscheint allgegenwärtig. Es bleibt abzuwarten, ob die Cyberpunk-Bewegung in der Lage sein wird, dem Sturm zu trotzen und als Gewinnerin hervorzugehen.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 9.12.2022 | 21:43
Schulden.

Rente gibt es nicht mehr, die Überalterung der westlichen Welt hat deutliche Spuren hinterlassen, dafür hat der medizinische Fortschritt einzug gehalten. Die Menschen arbeiten bis sie tot umfallen, ergänzt durch Implantate, je älter, desto modifizierter. 80 Jährige Bauarbeiter mit Kunstherzen und pneumatischen Armen die Asphalt aufreißen.

Keine finanziellen Buypoints von Start. Alles ist auf Pump, ordentlich Verzinzst. Game over wer seine Bonität verliert, den dann könnte jemand ganz schnell auf die Idee kommen die Hardware zu entfernen.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 13.12.2022 | 07:10
Die Europäische Union ist zerstritten...

Nice! Schöner hätte ich es nicht schreiben können.
Genau in die Richtung habe ich auch gedacht, vor allem die ersten drei Absätze sind genau das, was ich auch im Kopf hatte!!

Als ergänzende Idee hätte ich noch die Frage nach Schein und Sein. Wenn man sich beispielsweise die Klimakonferenzen anschaut: Politische Organisationen und Regierungen ringen vor dem Hintergrund politischer Entwicklungen um Einigungen - und im Nachgang kam raus, dass eigentlich 50% der Teilnehmer der Konferenz Lobbyisten waren, die eigentlich von vornherein gegen jegliche Form von Einigung gewesen sein müssten.
Da fragt man sich doch: Wer hat da eigentlich entschieden?

Übertragen auf das Setting:
Ich glaube man kann ziemlich einfach eine Welt konstruieren, in der Nationalisten in den Ländern an der Macht sind, überzeugte Europäer versuchen die Idee Europas aufrecht zu erhalten (und hier die überregionalen Gesetze machen, an die sich die Nationalisten halt im Zweifel nicht oder nur eingeschränkt halten), die eigentlichen Entscheidungen werden aber - auch wenn es nirgends wirklich öffentlich wird - von Beraterfirmen und Konzernen mit großer Lobby gemacht.
Also Lobbyismus etwas überspitzt (oder, wie zyniker sagen würden: Realität).

Das fänd ich sehr spannend, weil allein das drei Handlungsebenen einzieht, die man gegeneinander ausspielen kann.

Die einzige Frage, die ich mir stelle bei deinem Ansatz, ist, inwieweit man die Bevölkerung als breite Masse einfach als Mitläufer inszeniert, die aufgegeben haben, oder als aktiv betäubte Masse? Also so ein bisschen den Matrix/ReadyPlayer One Ansatz: Gib ihnen was zu tun (was mit Technologien und Überwachung ziemlich einfach sein sollte) und sie halten schon die Klappe.

Und noch ein Gedanke: Ich finde die Reibungspunkte zwischen Staatssystem und Kapitalismus noch einen spannenden Konflikt, insbesondere wenn man bedenkt, wie sehr sich Staatssysteme dem Kapitalismus anbiedern. Ihre Funktion ist ja aber eigentlich ziemlich konträr.
Wenn man das jetzt aber weiter denkt und von mir aus sagt, gut, die politischen Systeme sind eigentlich gescheitert und im Wesentlichen nur noch eine Hülle und Erfüllungsgehilfe der Konzerne - was ich einen spannenden Gedanken finde - die Technologie sich aber soweit weiter entwickelt, dass klassische Arbeit eigentlich kaum noch oder nicht mehr ausreicht, um das kapitalistische System in der breiten Masse tragfähig zu halten.... was hat das für konsequenzen? Wenn Otto-Normal-Verbraucher eigentlich am Tropf des Staates hängt, der wiederum am Tropf des Konzerns hängt, wo kommt dann das Wachstum her, dass es für den Kapitalismus braucht?

Da muss ich mal nochmal schauen, was es für Alternativen oder Horrorszenarien gibt :D
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 13.12.2022 | 07:12
Schulden.

Rente gibt es nicht mehr, die Überalterung der westlichen Welt hat deutliche Spuren hinterlassen, dafür hat der medizinische Fortschritt einzug gehalten. Die Menschen arbeiten bis sie tot umfallen, ergänzt durch Implantate, je älter, desto modifizierter. 80 Jährige Bauarbeiter mit Kunstherzen und pneumatischen Armen die Asphalt aufreißen.

Keine finanziellen Buypoints von Start. Alles ist auf Pump, ordentlich Verzinzst. Game over wer seine Bonität verliert, den dann könnte jemand ganz schnell auf die Idee kommen die Hardware zu entfernen.

Und genau das könnte der Ausweg sein, den ich gesucht habe!
Danke, das finde ich eine richtig gute Idee.
Arbeiten bis zum Umfallen und wenn man umfällt aufputschen zum Weiterarbeiten. Gefällt mir
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 13.12.2022 | 07:19
Ein Aspekt, der mir noch im Kopf herumspukt: Ich spiele gerade ein bisschen mit Chat GPT herum. Erst wollte ich einfach mal schauen, wie das funktioniert und wie gut es ist, dann kam mir die Idee das hier auch für den Settingbau zu nutzen. Jetzt fehlt mir gerade die Zeit, aber vielleicht heute Abend :D
Aufgefallen ist aber, dass dieses Chatprogramm schon ziemlich gut funktioniert. Schlechter als ein richtig intelligenter Mensch, aber durchaus besser als manch dumme Menschen, zumindest gefühlt.
Das hat mich dazu gebracht darüber nachzudenken, ob nicht die Vereinsamung in Zukunft noch weiter voranschreiten wird und soziale Interaktionen weitegehend durch KIs/Roboter ersetzt werden. Das ist so ein Strang, über den ich gerade nachdenke.

Zunächst einmal wollte ich schauen, ob tatsächlich etwas dran ist, dass sich Menschen immer mehr einsam fühlen - trotz oder gerade wegen Social Media.
Das wäre finde ich nämlich auch noch ein interessanter Seitenaspekt.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Jaylee am 13.12.2022 | 07:38

Die einzige Frage, die ich mir stelle bei deinem Ansatz, ist, inwieweit man die Bevölkerung als breite Masse einfach als Mitläufer inszeniert, die aufgegeben haben, oder als aktiv betäubte Masse? Also so ein bisschen den Matrix/ReadyPlayer One Ansatz: Gib ihnen was zu tun (was mit Technologien und Überwachung ziemlich einfach sein sollte) und sie halten schon die Klappe.

(Durch Erkältung komm ich grad konzentrationsmäßig nicht beim Großen ganzen mit, aber hierzu fällt mir was ein.)

Da könnte doch die Urlaubsidee aus dem anderen Thread greifen. Die breite Masse klinkt sich so oft es geht in Virtuellen Urlaub ein, weil im echten Leben gibts kaum lebenswertes. Man ist eh irgendwie einsam und das betäubt das Gefühl durch Adrenalinkicks. Außerdem kriegt man bei manchen dieser Urlaubs das Gefühl, tatsächlich was bewirken zu können - und davon ist man als Otto-Normalmensch in Wirklichkeit weit weg.

Was die Mächtigen nicht bedacht haben: In diesen virtuellen Szenarien hat eine kleine Gruppe von Menschen (aka die Spielerschaft) tatsächlich Fähigkeiten erworben, mit denen sie jetzt in der echten Welt was bewegen und eben auf "Runs" gehen können.

Vom Spannungsbogen könnte man dadurch natürlich auch die Spieler immer mehr reinziehen. Zuerst eben ein nettes Hobby, hier und da spannende Szenarien aka virtueller Urlaub, aber dann fallen immer mehr Punkte auf, wo das mit der Spielwelt/dem Hintergrund verflochten ist, bis mal ne Anfrage von einer revolutionären Untergrundgruppierung kommt, ob man nicht wirklich was ändern will.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 13.12.2022 | 09:08
Nur so eine fixe Idee am Rande, von der ich nicht weiß, ob sie passt - falls das, was ich hier rausplästere Eurer Meinung nach in die falsche Richtung geht, bitte ignorieren. :)

So richtig echte Realpolitik herzunehmen, ist zwar spannend, hat aber IMHO den Nachteil, im Zweifelsfalle verdammt schnell zu altern. Im Sinne einer langfristigen Nutzbarkeit kanns also helfen, zwar bestimmte Themen aus der realen Welt zu nehmen, diese aber fiktional zu verfremden, damit man im Zweifelsfalle sagen kann: Ätschibätsch, das ist ja alles garnicht unsere Welt. Wie wäre also Folgendes:

Fast alle Themen, die bereits oben genannt werden (Konflikt zwischen Raubtierkapitalismus und Rechtsstaatlichkeit, 80-Jährige vollvercyberte Bauarbeiter, virtuelle Urlaube usw, aufkeimende Nationalismen usw.) spielen eine Rolle. Allerdings spielt der ganze Klabaster nicht in fünfzehn Jahren in Europa, sondern in XXX Jahren im Asteroidengürtel.

- Die Megametropole ist eigentlich ein gigantischer ausgehöhlter Asteroid oder ein O´Neil-Zylinder, der inwendig allerdings bebaut ist wie die klassische Cyberpunkstadt. Das erklärt dann auch ganz schlüssig, warum die Stadt in den meisten Fällen so gut wie niemals verlassen wird und warum es kaum so etwas wie Farmen, Parks usw. gibt. Das nächste, möglicherweise besser aussehende "Woanders" ist Millionen von Kilometern entfernt und Raumschiff-Tickets sind verdammt teuer. Nahrungsmittel werden in benachbarten Agrarstationen oder gleich in Klontanks erzeugt, aber nicht in der Megametropole selbst.
- Das erklärt auch der starke Hang zur Nutzung von VR. Wenn der nächste Wald nur nach sechs Monaten Raketenflug erreichbar ist, geht man eben virtuell in den Wald.
- Die Megametropole ist zu großen Teilen eine klassische "Company-Town". Die Megakonzerne, die so immensen Einfluss haben, haben die Raumstation schlichtweg gebaut.
- Das allerdings im Auftrag eines Staatenbundes daheim auf der Erde. Und während sich die Staaten des Staatenbundes auf Erden friedlich und freundlich geben, passiert genau das, was im frühen Kolonialismus Gang und Gäbe war. So freundlich man auch zuhause tut - weit draußen in den Kolonien gibt man sich mit allerlei Cloak-and-Dagger-Geheimmissionen aufs Maul.
- Das "frühe Hard-Sci-Fi-Weltraumsetting" erklärt auch sofort schlüssig, warum Konflikte über irgendwelche kleinen Pistolenträger und nicht direkt militärisch ausgetragen werden. Alle Machtgruppen wollen die Raumkolonie mitsamt der wertvollen Asteroidenminen kontrollieren, aber niemand will irgendwelche Multitrilliardendoller-Infrastruktur beschädigen. Die Lösung: Mietlinge mit Monofilament-Garotten statt Fusionstorpedos.

(Falls die Frage auftauchen sollte: Weltraum und Cyberpunk beißen sich übrigens nicht. Schon Neuromancer spielt teilweise in einer Orbitalstation und Genreklassiker wie Total Recall oder Armitage III spielen auf dem Mars...)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Arkam am 13.12.2022 | 15:45
Hallo zusammen,

also ich persönlich würde eher bei klassischem Cyberpunk bleiben. Das muß den Weltraum nicht ausschließen aber als Basis eignet sich dieses Szenario meiner Ansicht nach nicht.
Das Problem ist das man so wieder Probleme wie Schwerelosigkeit, Atemluft als Ressource und ähnliches mit ins Spiel bringt. Meiner Erfahrung nach klappt das Spiel am besten je weniger Abweichungen vom Gewohnten man erklären muss.

Ich persönlich würde das dystopische des Settings eher reduzieren.
Den Fokus würde ich auf die sehr unterschiedlichen Arten zu leben legen. Von den Superreichen Konzernern über die Medienstars, von den hart arbeitenden Resten der Mittelschicht über reiche Aussteiger bis zu den Kommunen der Straßenkinder in der Kanalisation bis zu den Aussteigern die eine Farmkomune im Wald betreiben gibt es ganz verschiedene Arten zu Leben zu entdecken.

Wichtig wäre mir das es einen Grund gibt das verschiedene Gruppierungen zusammen arbeiten.

Im Hintergrund fände ich KIs wichtig. Schon Heute kann man ja einiges damit machen, https://www.youtube.com/watch?v=YkhdP9ZYi3s (https://www.youtube.com/watch?v=YkhdP9ZYi3s) und Bilder und Texte klappen ja auch schon ganz gut.
Also könnte ich mir die neuen Kreativen vorstellen die mit einer passenden KI sowohl freie Medien als auch kommerzielle Erfolge erschaffen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 13.12.2022 | 16:03
Zitat
Das Problem ist das man so wieder Probleme wie Schwerelosigkeit, Atemluft als Ressource und ähnliches mit ins Spiel bringt. Meiner Erfahrung nach klappt das Spiel am besten je weniger Abweichungen vom Gewohnten man erklären muss.
Käme stark drauf an, wie genau man es denn aufzieht. Innerhalb der Stadt, wenn die Stadt, wie beschrieben ein riesiger O´Neil-Zylinder ist, spielen Atemluft und Schwerkraft jetzt nicht so wirklich eine Rolle, da dies ja wie auf der Erde vorhanden ist (bzw. im Falle der Schwerkraft in adäquater Weise simuliert wird). Da wäre im Bedarfsfall schon der heftigste Unterschied, dass man statt eines Himmels die Häuser und Straßenzüge auf der anderen Seite der Walze sieht, wenn man nach oben schaut.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Jiba am 13.12.2022 | 16:13
Zitat
Den Fokus würde ich auf die sehr unterschiedlichen Arten zu leben legen. Von den Superreichen Konzernern über die Medienstars, von den hart arbeitenden Resten der Mittelschicht über reiche Aussteiger bis zu den Kommunen der Straßenkinder in der Kanalisation bis zu den Aussteigern die eine Farmkomune im Wald betreiben gibt es ganz verschiedene Arten zu Leben zu entdecken.

Also: Schöner-Wohnen-Cyberpunk?
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Arkam am 13.12.2022 | 16:20
Hallo Jiba,

ob es immer schöner ist liegt sicherlich im Auge des Betrachters.
Aber meiner Erfahrung nach wird Cyberpunk ansonsten gerne zum Spezialagenten Ableger oder in die Gangrichtung.
Beide Strömungen sorgen dafür das moralische Probleme entweder nicht existieren bzw. von der Regelseite erzeugt werden und auch gesellschaftliche Konsequenzen gerne ein Mal ignoriert werden.
Gerade diew überspitzt Darstellung von heutigen Trends liefert aber viele gute Abenteuer Aufhänger.

Gruß Jochen - Korrektur: Rechtschreibung
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 18.12.2022 | 22:54
Was die Mächtigen nicht bedacht haben: In diesen virtuellen Szenarien hat eine kleine Gruppe von Menschen (aka die Spielerschaft) tatsächlich Fähigkeiten erworben, mit denen sie jetzt in der echten Welt was bewegen und eben auf "Runs" gehen können.

Vom Spannungsbogen könnte man dadurch natürlich auch die Spieler immer mehr reinziehen. Zuerst eben ein nettes Hobby, hier und da spannende Szenarien aka virtueller Urlaub, aber dann fallen immer mehr Punkte auf, wo das mit der Spielwelt/dem Hintergrund verflochten ist, bis mal ne Anfrage von einer revolutionären Untergrundgruppierung kommt, ob man nicht wirklich was ändern will.

Gefällt mir sehr gut. Vor allem die letzte Idee.
Das einzige, was mir dann durch Kopf geht, ist die Metaversums-Kritik. Wenn ich sowieso schon zu wneig vom Leben habe und zu wenig Geld - warum gebe ich es dann für so ein Spiel aus?
Sprich: Wie kriegen wir es hin, dass sich der allergrößte Teil der Weltbevölkerung Zugang zu so einem Spiel überhaupt leisten kann?
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 18.12.2022 | 23:00
Nur so eine fixe Idee am Rande, von der ich nicht weiß, ob sie passt - falls das, was ich hier rausplästere Eurer Meinung nach in die falsche Richtung geht, bitte ignorieren. :)

So richtig echte Realpolitik herzunehmen, ist zwar spannend, hat aber IMHO den Nachteil, im Zweifelsfalle verdammt schnell zu altern.

Ich finde viele Ideen, die du schreibst, sehr gut, aber das ganze ins Weltall zu verlegen finde ich einen Schritt zu viel. Denke auch, dass es das als Einstiegshürde zu abstrakt macht. Man fühlt sich der Realität eben doch am nähesten, auch wenn dir Recht gebe, das brigt die Gefahr mittelfristig schlecht zu altern.
Aber das Risiko gehe ich gerne ein.
Bzw. da findet man vielleicht auch andere Lösungen.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 18.12.2022 | 23:02
Ich persönlich würde das dystopische des Settings eher reduzieren.
Den Fokus würde ich auf die sehr unterschiedlichen Arten zu leben legen. Von den Superreichen Konzernern über die Medienstars, von den hart arbeitenden Resten der Mittelschicht über reiche Aussteiger bis zu den Kommunen der Straßenkinder in der Kanalisation bis zu den Aussteigern die eine Farmkomune im Wald betreiben gibt es ganz verschiedene Arten zu Leben zu entdecken.

Wichtig wäre mir das es einen Grund gibt das verschiedene Gruppierungen zusammen arbeiten.

Im Hintergrund fände ich KIs wichtig. Schon Heute kann man ja einiges damit machen, https://www.youtube.com/watch?v=YkhdP9ZYi3s (https://www.youtube.com/watch?v=YkhdP9ZYi3s) und Bilder und Texte klappen ja auch schon ganz gut.
Also könnte ich mir die neuen Kreativen vorstellen die mit einer passenden KI sowohl freie Medien als auch kommerzielle Erfolge erschaffen.

Das finde ich auch sehr brauchbar und hatte auch in diese Richtung gedacht.
Und aus meiner Sicht schließt das dystopische Gedanken im Hintergrund gar nicht aus. Sie müssen halt nur hinter einer schönen Fassade verborgen sein.
Wenn man heute mit Chinesen redet, finden die die Überwachungsorgane in China meist auch nicht schlimm.

So in diese Richtung hatte ich gedacht.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 18.12.2022 | 23:03
Beide Strömungen sorgen dafür das moralische Probleme entweder nicht existieren bzw. von der Regelseite erzeugt werden und auch gesellschaftliche Konsequenzen gerne ein Mal ignoriert werden.
Gerade diew überspitzt Darstellung von heutigen Trends liefert aber viele gute Abenteuer Aufhänger.

Mit moralischen Dilemmata kriegt man mich immer ;)
Find ich sehr gut
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Jaylee am 19.12.2022 | 00:57

Das einzige, was mir dann durch Kopf geht, ist die Metaversums-Kritik. Wenn ich sowieso schon zu wneig vom Leben habe und zu wenig Geld - warum gebe ich es dann für so ein Spiel aus?
Sprich: Wie kriegen wir es hin, dass sich der allergrößte Teil der Weltbevölkerung Zugang zu so einem Spiel überhaupt leisten kann?

Da sehe ich weniger ein Problem:
1. Inhalte werden vermutlich von einer KI erstellt und sind daher recht billig.
2. die Mächtigen haben eh ein Interesse, die Leute ruhig zu stellen und das Spiel deshalb quasi jedem zugänglich zu machen.
3. Wenn ich mir ausrechne, wie viel es mich kosten würde, zu rauchen, kommt raus, dass das nie und nimmer ins monatliche Geld rein passt. Aber trotzdem können es sich faktisch sehr viele Leute auch mit geringem Einkommen leisten, irgendwie. Wahrscheinlich wächst man so in die Kosten rein, dass mans gar nicht merkt oder gar nicht kennt wie's anders wäre. So stell ich mir das auch für dieses Spiel vor.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 19.12.2022 | 10:12
Hmm... den Vergleich mit der Zigarette finde ich spannend. Wenn man früh genug damit anfängt und das gesamtgesellschaftlich schlau verankert, könnte das funktionieren.

Oder man geht über alternative finanzierungsmodelle. Nicht: Kauf sas Spiel und gut ist, sondern: Hey, um deinen Job machen zu können brauchst du Zugang zum Spiel. Kostet dich fast nix, ziehen wir dir von der monatlichen Abrechnung ab, alles easy..

Überlege nur ob das nicht irgendwann zu viel meta-Ebene wird. So das Spiel im Spiel im Spiel...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 19.12.2022 | 16:45
Da ich fleißig in den KI Threads hier mitlese und das ja auch so ein großes Thema ist, hab ich - die Idee der Satire des Spiels aus dem Parallelthread aufgreifend - mal Chat GPT bemüht, mir die Folgen der Klimakrise für Deutschland zu nennen.

Das ist das Ergebnis:

Die Klimakrise wird in Deutschland zu verstärkten Niederschlägen, Hitzewellen und Dürren führen, die Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Infrastruktur und die Gesundheit der Bevölkerung haben werden. Es wird auch zu einem Anstieg des Meeresspiegels an der Nordsee führen, was zu Überflutungen in Küstengebieten führen kann. Die Klimakrise wird auch Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben, da sich einige Arten aufgrund der sich verändernden Umweltbedingungen nicht anpassen können und möglicherweise aussterben werden.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, dass Deutschland seine Treibhausgasemissionen reduziert und sich auf erneuerbare Energien umstellt. Es gibt auch Maßnahmen, die auf kommunaler Ebene ergriffen werden können, um die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern, wie beispielsweise das Schaffen von Grünflächen und das Erhöhen der Widerstandsfähigkeit von Gemeinden gegenüber Naturkatastrophen.


Irgendwie finde ich die Idee amüsant eine KI zu verwenden um ein Spiel über KIs zu erstellen :D
Und die Ansatzpunkte, die genannt werden, sind gar nicht schlecht, wie ich finde. Damit lässt sich arbeiten.

Ich werde mal versuchen die nächsten Tage die bisherigen Ideen einmal zusammenzufassen und zu Papier zu bringen. Vielleicht haben wir dann schon einen ganz guten Grundstock, auf dem man aufbauend erste Szenarien entwickeln kann.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 21.12.2022 | 20:02
Hallo zusammen,

ich schreibe gerade die bisher gesammelten Ideen zusammen. Und als kleine Inspiration zwischendurch, hab ich inspiriert hiervon

https://neueabenteuer.com/reiche-der-schatten-3-stunden-worldbuilding-challenge-fuer-kis/ (https://neueabenteuer.com/reiche-der-schatten-3-stunden-worldbuilding-challenge-fuer-kis/)

mal nochmal ein paar Ideen mit Chat GPT verprobt.
Wollte ich euch nicht vorenthalten (aber unsere Ansätze finde ich um Welten besser!!!):

[Ich] Hi Chat. Ich versuche gerade ein Pen & Paper Rollenspiel im Bereich Cyberpunk zu entwickeln. Die Idee ist es, dass das Spiel ungefähr 60 Jahre in der Zukunft spielt und Themen wie die Klimakrise, Nationalismus, Turbokapitalismus und Überwachung behandelt. Hättest du weitere Ideen für das Setting?

[Chat] Ein interessantes Setting für ein Cyberpunk-Pen & Paper Rollenspiel könnte die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesellschaft und die Umwelt thematisieren. Möglicherweise gibt es in dieser Zukunft verstärkte Wetterextreme, die zu Umweltkatastrophen und Migrationsbewegungen führen, oder es gibt neue Technologien, die entwickelt wurden, um mit den Herausforderungen der Klimakrise umzugehen.

Ein weiteres Thema, das in einem Cyberpunk-Setting relevant sein könnte, ist der Nationalismus. In einer zunehmend globalisierten Welt könnte es starke Bewegungen geben, die sich für eine Rückbesinnung auf nationale Werte und Identitäten einsetzen und die Integration von Minderheiten ablehnen. Dies könnte zu Spannungen und Konflikten innerhalb und zwischen verschiedenen Nationen führen.

Der Turbokapitalismus könnte ebenfalls ein wichtiges Thema sein, das in einem Cyberpunk-Setting behandelt wird. In einer solchen Welt könnten wirtschaftliche Interessen über alles andere gestellt werden und es könnte eine immense Kluft zwischen Arm und Reich entstehen. Möglicherweise gibt es auch mächtige Konzerne, die immense Macht und Einfluss besitzen und sich über staatliche Regulierungen hinwegsetzen.

Ein weiteres Thema, das in einem Cyberpunk-Setting von großer Bedeutung sein könnte, ist die Überwachung. In einer solchen Welt könnte es möglich sein, dass jedes Individuum und jede Handlung von der Regierung oder von mächtigen Konzerne überwacht werden. Dies könnte zu einem Verlust der Privatsphäre und Freiheit führen und zu einer allgegenwärtigen Angst vor Überwachung und Kontrolle.

Ich hoffe, dies gibt dir einige Anregungen und Ideen für dein Cyberpunk-Pen & Paper Rollenspiel!

[Ich] Könnte man Kapitalismus mit dem Chinesischen Staatssystem zusammenbringen?

[Chat] Es ist möglich, dass ein Cyberpunk-Setting Kapitalismus und das chinesische Staatssystem auf verschiedene Weise miteinander kombiniert. Eine Möglichkeit wäre, dass China in dieser Zukunft zu einem dominanten Wirtschaftsmacht geworden ist und seine wirtschaftlichen Praktiken und Ideologien auf andere Länder ausgedehnt hat. In diesem Szenario könnte das chinesische Staatssystem, das auf Kommunismus basiert, in Kombination mit Kapitalismus und Globalisierung existieren.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass das chinesische Staatssystem in einer zukünftigen Cyberpunk-Welt als Vorlage für andere Regierungen dient, die versuchen, eine ähnliche Kombination aus Kapitalismus und staatlicher Kontrolle zu etablieren. In diesem Szenario könnte es zu Konflikten zwischen denjenigen Ländern kommen, die eine solche Mischung aus Kapitalismus und staatlicher Kontrolle anstreben, und denjenigen, die eine andere Ideologie verfolgen.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies nur einige Beispiele dafür sind, wie Kapitalismus und das chinesische Staatssystem in einem Cyberpunk-Setting miteinander kombiniert werden könnten. Die Art und Weise, wie diese Ideologien in einem solchen Setting miteinander verbunden werden, hängt von den Entscheidungen und Vorstellungen des Autors ab.

[Ich] Angenommen es kommt zu einem Konflikt zwischen dem kapitalistischen System der USA, das auf individueller Freiheit basiert, und dem kommunistischen kapitalismus Chinas. Welche Rolle könnte Europa spielen?

[Chat] In einem Cyberpunk-Setting, in dem es zu einem Konflikt zwischen den USA und China kommt, die beide unterschiedliche Ideologien verfolgen, könnte Europa eine wichtige Rolle spielen. Möglicherweise wird es zu Spannungen zwischen Europa und den USA oder China geben, da Europa versuchen könnte, sich neutral zu halten und nicht Partei zu ergreifen. Es könnte auch sein, dass Europa versucht, als Vermittler aufzutreten und eine friedliche Lösung des Konflikts zu erreichen.

In einem solchen Szenario könnte Europa auch als wichtiger Handelspartner für beide Seiten fungieren und somit eine wichtige Rolle in Bezug auf die Wirtschaft spielen. Es ist auch möglich, dass Europa als militärischer Verbündeter für eine der beiden Seiten auftritt oder sich entscheidet, seine militärischen Ressourcen zu nutzen, um den Konflikt zu verhindern oder zu beenden.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies nur einige Beispiele dafür sind, wie Europa in einem solchen Szenario eine Rolle spielen könnte. Die Art und Weise, wie Europa in einem Cyberpunk-Setting agiert, hängt von den Entscheidungen und Vorstellungen des Autors ab.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 21.12.2022 | 20:17
Noch ein kleiner Nachtrag für heute.
Ich bin nach etwas Suche auf eine interessante Webseite gestoßen:
https://coastal.climatecentral.org/map/9/9.442/53.4705/?theme=sea_level_rise&map_type=year&basemap=roadmap&contiguous=true&elevation_model=best_available&forecast_year=2080&pathway=ssp3rcp70&percentile=p50&refresh=true&return_level=return_level_0&rl_model=gtsr&slr_model=ipcc_2021_med (https://coastal.climatecentral.org/map/9/9.442/53.4705/?theme=sea_level_rise&map_type=year&basemap=roadmap&contiguous=true&elevation_model=best_available&forecast_year=2080&pathway=ssp3rcp70&percentile=p50&refresh=true&return_level=return_level_0&rl_model=gtsr&slr_model=ipcc_2021_med)

Zeigt, wie sich Deutschland mutmaßlich verändern wird, wenn die Entwicklungen so bleiben, wie sie aussehen. Spoiler: Die Küsten werden sich ganz schön verändern und in Hamburg wird man mehr als nur Gummistiefel brauchen :D

(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=124408.0;attach=34014)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 27.12.2022 | 23:06
Beim Zusammenschreiben der bisherigen Settingideen hab ich nochmal etwas tiefer über Jaylees Idee nachgedacht:

Die breite Masse klinkt sich so oft es geht in Virtuellen Urlaub ein, weil im echten Leben gibts kaum lebenswertes. Man ist eh irgendwie einsam und das betäubt das Gefühl durch Adrenalinkicks.
Was die Mächtigen nicht bedacht haben: In diesen virtuellen Szenarien hat eine kleine Gruppe von Menschen (aka die Spielerschaft) tatsächlich Fähigkeiten erworben, mit denen sie jetzt in der echten Welt was bewegen und eben auf "Runs" gehen können.

Mir gefällt die Idee immer besser. Die Einstiegsszeanrios beginnen als harmlose "Urlaubsabenteuer", bei denen die Spieler aber irgendjemanden kennenlernen, sich irgendwelche Beziehungen ergeben, die sich dann entweder als Drahtzieher hinter Rebellengruppen, Recruiter oder eben Freiheitskämpfer herausstellen.
Quasi wie bei Matrix.

Und so kommt man dann im Verlauf von ein paar Einstiegsszenarios auf die Meta-Ebene dahinter.

Und das hier:

Vom Spannungsbogen könnte man dadurch natürlich auch die Spieler immer mehr reinziehen. Zuerst eben ein nettes Hobby, hier und da spannende Szenarien aka virtueller Urlaub, aber dann fallen immer mehr Punkte auf, wo das mit der Spielwelt/dem Hintergrund verflochten ist, bis mal ne Anfrage von einer revolutionären Untergrundgruppierung kommt, ob man nicht wirklich was ändern will.

könnte man dann als sagway ins LARP verwenden...
Fänd ich eigentlich ziemlich geil...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 28.12.2022 | 09:02
Zitat
Quasi wie bei Matrix.

Wobei es hier interessant wäre, die "Matrix" mal anders zu betrachten - und zwar ein wenig so wie beispielsweise Ready Player One oder Trinity Continuum Anima das machen. Denn was wäre, wenn die "Matrix" oder der "Digitale Urlaub" aus einer gewissen Perspektive heraus mal kein unterdrückerisches Blendwerk der pösen Großkonzerne wäre, sondern im Gegenteil einer der besten Wege, sich ein Stück Lebensqualität zu erhalten, während die reale Welt ja ein ziemlicher Misthaufen ist.
Klar sind irgendwelche Cybersimulationen "nicht real". Aber die Gemeinschaften, die man mit anderen "Spielern" bildet, sind real. Die gemeinsamen Erlebnisse, die man hat, sind es ebenfalls. Und solche Dinge sind ja etwas wert!
Was also, wenn ein nicht unbeträchtlicher Part des sozialen Lebens sich im Cyberspace abspielt und das in Anbetracht der Umstände eigentlich mal eine gute Entwicklung darstellt, weil es die Leute in diesen schwierigen Zeiten gewissermaßen "geistig gesund" hält?
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Aedin Madasohn am 28.12.2022 | 09:40
bei einer Verlagerung des Spiels in "digitalen Urlaub" lässt sich übrigens die elende EXP vs Geld für Steigerung-Diskussion vermeiden

im Urlaub wird mittels Token (ihr kennt das Modell sicherlich, wie man echtes Geld in Spiel-Währungen transferiert) bezahlt bzw. man/frau gönnt sich ein upgrad seines Avatars

zu den Inhalten des Spiels gehört also, dass Jobs in Token bezahlt werden bzw. wie man Token klaut bzw. wie man durch den Verkauf von geraubtem anderen Gut per Hehlerei an Token kommt

am Ende der Session kaufen sich die Spieler dann das hoch, was sie wollen

(und keine elende, der SR-Mage hat Geld ohne Ende und braucht nur Karma-Klippe)

- Dinge funktionieren halt SO im Spiel, weil halt Isso2000-Konform
- Sprungbeine Stufe 1 bringen einen Hüpfer und Stufe 5 katapultiert dich durch die Schallmauer.
  Isso, freu dich an Stufe 5 (oder spar dir das upgrade), bitte keine Pseudophysik zum Thema Reibungswärme bei dieser Beschleunigung
  und das dir dabei die Frisur absengen müsste

mystische Tokenquellen im "virtuellem/Matrix Urlaub" als "Drachenhort"-Ersatz sind ebenfalls drin, falls das halt zum Spielstil passen würde
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 28.12.2022 | 20:09
Denn was wäre, wenn die "Matrix" oder der "Digitale Urlaub" aus einer gewissen Perspektive heraus mal kein unterdrückerisches Blendwerk der pösen Großkonzerne wäre, sondern im Gegenteil einer der besten Wege, sich ein Stück Lebensqualität zu erhalten, während die reale Welt ja ein ziemlicher Misthaufen ist.

Ein guter Gedanke, der es lohnt zuende gedacht zu werden.
Angenommen die digitale Welt bietet Flucht vor einer auf einer oder mehreren beliebigen Dimensionen zerstörten realen Welt (Klima, politisches System kaputt, eben doch Großkonzerne mit zu viel Macht, was auch immer). Das hätte viele Vorteile, gesellschaftlich überlegt.
Aber: Macht das dann nicht das Spiel auch ein Stück weit kaputt? Wo ist dann der Konflikt?

Je mehr ich über das Setting nachdenke, umso mehr lande ich eigentlich, abgesehen vom Thema Klimakatastrophe, bei einer Utopie, keiner Dystopie mehr - was, versteht mich nicht falsch, mich überhaupt nicht stört. Ich will nur verhindern, dass die spannenden Konflikte im Spiel flöten gehen...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 28.12.2022 | 20:14
im Urlaub wird mittels Token (ihr kennt das Modell sicherlich, wie man echtes Geld in Spiel-Währungen transferiert) bezahlt bzw. man/frau gönnt sich ein upgrad seines Avatars

Würdest du also quasi eine Ingame Währung, nennen wir sie der Einfachheit halber SpielEuro, und eine MetaWährung, nennen wir sie MetaEuro, trennen, oder beides zusammen führen wollen?
Also quasi: Hey, mach diesen Auftrag, dafür bekommst du 100 SpielEuro und 5 MetaEuro, damit kannst du dir n neues paar Schuhe und eine neue Fähigkeit kaufen?
Oder eher: Hey, mach diesen Auftrag, und du bekommst 100 Euro. Damit kannst du dir dann ENTWEDER neue Schuhe oder eine neue Fähigkeit kaufen...

Glaube ich stehe da noch auf dem Schlauch
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 28.12.2022 | 22:54
Okay. Hat etwas länger gedauert, als gedacht, und ist etwas länger geworden :D
Aber das ist ein gutes Zeichen. Denn das heißt, dass wir schon ein Stück weit gekommen sind. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Noch haben wir ein paar Tage, aber dieser Thread ist am Leben und es gibt viele Ideen.

Danke dafür!

Damit habe ich das erste Ziel erreicht. Eine kleine Subcommunity im Tanelorn zu aktivieren, die die Idee mindestens spannend finden und bereit sind, in welchem Umfang auch immer, egal wie klein, egal wie groß, zu kommentieren, mitzudenken, zu unterstützen.

Vieles von dem, was hier zusammengekommen ist, finde ich klasse, und es hat mir wahnsinnig weitergeholfen! Ihr habt meine kleine Idee genommen und bereichert.

Auch dafür Danke!!! Wirklich. Vielen vielen Dank.

Und damit komme ich zum zentralen Inhalt dieses Posts. Einer Zusammenfassung des bisherigen Status quo.
Bis jetzt sieht das Setting, wenn ich nichts vergessen habe, in etwa wie folgt aus:


Irgendwann in der Zukunft, so in ca. ein, zwei Generationen (momentan schwanke ich immer zwischen irgendetwas in den späten 2040ern, was das ganze etwas planbarer macht, aber eben irgendwann - hoffentlich – von uns eingeholt wird, und irgendetwas in den 2080ern... das kann sich also noch ändern).

Die Klimakrise hat sich deutlich verschärft, das 1,5 Grad Ziel wurde mit Ansage verpasst. Die Gletscher sind Ende der 2020er Jahre gekippt, der Meeresspiegel permanent gestiegen. Ganze Küstenregionen wurden überflutet, weil nicht rechtzeitig mit dem Bau entsprechender Schutzmaßnahmen begonnen wurde. Und dort, wo begonnen wurde, wurden sie von hinten überspült.
Bremen existiert nicht mehr, liegt jetzt am Meeresgrund.
Der Hamburger Süden ist überflutet. Man nennt die Stadt jetzt auch spöttisch „Neu-Venedig“, da viele Gebäude mit Brücken verbunden, das Erdgeschoss aber aufgegeben wurde. Zweimal im Jahr wird die Stadt komplett geflutet. Aber daran haben sich die Bewohner gewöhnt.
Man verlässt das innere von Gebäuden ja sowieso nur noch selten, und auch nur dann, wenn es unbedingt sein muss. Hitze, Stürme, Sturzregen, Hagel – es macht die meiste Zeit wenig Spaß, ungeschützt im Außenbereich zu sein.
Aber dafür gibt es ja zum Glück mittlerweile Flugtaxis und Vollautonome Autos, sodass auch kürzeste Wege klimatisiert und effizient hinter sich gebracht werden können – wenn das denn überhaupt notwendig ist. Der größte Teil des Lebens findet mittlerweile ohnehin in rein digitalen Welten statt.

Die globalen Krisen der 10er und 20er Jahre haben sich fortgesetzt und gesellschaftlich wie politisch ihre Spuren hinterlassen. Allen voran sind hier die beiden Weltmächte, die USA und China zu nennen, die trotz immenser wirtschaftlicher Verflechtungen mehr und mehr auf sich selbst und ihre nationalen Interessen fokussieren. Die USA, getrieben durch immer häufiger werdende republikanische Präsidentschaften und fortwährend erstarkenden Nationalismus, haben das „America First“ Narrativ zu einem „The American Way - for Everyone, Anytime“ weiterentwickelt. Mehr denn je gilt, hier ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Der Konkurrenzkampf um die wenigen (gut) bezahlten Jobs ist hart, viele Millionen Amerikaner bieten ihre Arbeitskraft für einen Appel und ein Ei an, in der Hoffnung irgendwo eine Anstellung zu erhalten. Doch Dank künstlicher Intelligenz und Robotik wurden so viele Jobs automatisiert, dass weit mehr als die Hälfte von ihnen unter prekären Umständen leben und sich den Großkonzernen geradezu anbiedern. Ohne jeden Zweifel: Im politischen Westen haben die Mega-Konzerne die eigentliche Macht übernommen, sie entscheiden, wer in Washington gewählt wird, welche Gesetze erlassen werden und wer sich aus der Gosse erheben darf.
China, auf der anderen Seite, hat seinen Einfluss weit ausgebaut und mit einem zentralistisch gesteuerten, kommunistisch orientierten Staatskapitalismus quasi den Gegenentwurf geschaffen – wenngleich mit ähnlichem Ausgang. Das 2013 gestartete Projekt „Neue Seidenstraße“ erstreckt sich mittlerweile über die ganze Welt – exklusive USA. China stellt über die Hälfte der globalen Infrastruktur in den Bereichen Öl, Gas, Schiene, Häfen und Flughäfen, sowie digitale Infrastruktur.  Das Netz mag Englisch sprechen – aber das Blut, das durch dieses Netz fließt, ist kommunistisch rot. Eine Hand voll Staatskonzerne leitet die Geschicke der mittlerweile größten Volkswirtschaft der Welt – und alle Fäden laufen zusammen in der chinesischen Regierung. Anders als in den USA wird kein treuer Bürger der Volksrepublik alleingelassen – vorausgesetzt er läuft stets auf Linie der Partei. Und auch ihre Partner und Verbündeten lassen die Chinesen nicht im Stich. Wenngleich ihnen natürlich jederzeit aktiv bewusst gemacht wird, dass sie eben keine Chinesen sind.

Zwischen diesen beiden Supermächten hat sich die Europäische Union als dritte Kraft der Weltpolitik etabliert – wenngleich ihr geopolitischer Einfluss zu nicht mehr reicht als zum wichtigsten Spielball im Wettstreit der beiden Großmächte. Der Traum einer kompletten europäischen Einheit ist, zumindest auf dem Papier, längst Wirklichkeit geworden – zu sehr war man im Angesicht immer neuer Krisen auf einen „gesamt-europäischen Weg“ angewiesen. Doch wenngleich das Europäische Parlament von außen nach einem intakten Staatsapparat mit weitreichenden Befugnissen und rechtskräftiger Verbindlichkeit für alle Mitgliedstaaten, gestützt und getrieben durch ein deutsch-französisches Herz aussieht, entpuppt es sich im politischen Alltag doch immer wieder aufs neue als bloße Scheinregierung. Die Mitgliedsstaaten der EU und ihre vermehrt nationalistisch eingestellten Regierungen haben gelernt, wie sie die Geldtöpfe der EU für sich nutzen können, ohne sich allzu sklavisch an ihre rechtlichen Vorgaben halten zu müssen. Zwar gibt es eine Europol mit weitreichenden Befugnissen über Grenzen hinweg – doch sind sie chronisch unterbesetzt und heillos überfordert. Die Staaten des europäischen Bundes haben ihre Polizeirecht an die EU abgegeben und somit einen faktisch rechtsfreien, weil unkontrollierten Raum geschaffen. Und wer es sich leisten kann, beschäftigt ohnehin lieber private Sicherheitsleute oder, weil zuverlässiger, Sicherheitsroboter.
Längst wird unter der Hand wieder mit Mark, Franc und Lire gezahlt, wenn etwas nicht in den Büchern auftauchen soll. Der Euro, noch immer offizielle Währung, dient nur noch dem offiziellen Zahlungsverkehr. Bündnisse auf Nationalstaatlicher, teilweise sogar regionaler Ebene mit US amerikanischen oder chinesischen Konzernen verhindern weitreichende Durchsetzungsmöglichkeiten der Beschlüsse des europäischen Parlaments und so sind es je nach Region mal eher amerikanische, mal eher chinesische Interessen, die das lokalpolitische Klima bestimmen.

Aber ganz egal, wer gerade die Oberhand hat: Das politische Klima ist rau.

Die Klimakrise und der gesellschaftliche Umgang damit hat zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt – eine Spaltung zwischen denen, die besitzen und sich trotz Extremwetter, Hitze und Krankheitserregern in der Luft ihre individuelle Freiheit leisten können, und… allen anderen.

Der technologische Fortschritt der letzten Jahrzehnte ist zwar immens…

- Autos fahren autonom, gesteuert von einer (je nach Bauart des Automodells) amerikanischen oder chinesischen KI. Unfälle sind damit quasi nicht mehr existent – naja… quasi
- Drohnen haben den Himmel erobert und transportieren Güter, (wohlhabende) Menschen und (Überwachungs-)Informationen,
- direkte Eingriffe in die Genetik ermöglichen es selbst schwere Krankheiten zu heilen, das Immunsystem gezielt zu trainieren und, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, ganze Menschen vor der Geburt zu „designen“, wodurch eine kleine Gruppe „Übermenschen“ entstanden ist
- Nanotechnologie und Biotechnologie/Bionik ermöglichen medizinische Wunder wie Spontanheilung, sich verändernde Materialien und Schnittstellen zwischen Körper und Technik
- Quantencomputer sagen – in begrenztem Maße und auf der Basis verfügbarer Datenströme – für Großkonzerne die Zukunft vorher. Mit nahezu absoluter Präzision
- die Kernfusion hat zu sauberer, nahezu grenzenloser Energie geführt – und zu einer kompletten Dezentralisierung der Energieversorgung. Jenseits der großen Städte, die noch immer Ballungsraum für ihre Bewohner sind, gibt es auf dem Land autark lebende und sich selbst versorgende Zellen – moderne Technik macht es möglich.
- VR und AR sind allgegenwärtig

Aber dieser technische Fortschritt steht nun mal nicht allen im gleichen Maße zur Verfügung. Er steht jenen zur Verfügung, die ihn sich leisten können. Mehr denn je gilt, Geld regiert die Welt, und da Roboter und KIs den Arbeitsmarkt haben kollabieren lassen, ist dieses Geld in der Spitze ungleicher verteilt, als je zuvor. Die Sozialsysteme sind kollabiert, die Rente, Arbeitslosenabsicherung, Sozialleistungen, all das ist ein Relikt vergangener Tage, da das Solidaritätsprinzip nicht mehr gilt. Nicht mehr gelten kann. Wenn zu wenige in den Topf einzahlen, zu viele sich aus dem Topf bedienen – bleibt am Ende nichts mehr übrig. Wer nicht arbeitet, bekommt kein Geld, so einfach ist das System. Egal, was die Umstände sind. Egal, wie die individuellen Bedingungen. Und während nicht in seine Leistungsfähigkeit investiert, mit genetischem Enhancement, Biohacking und voll-integrierten Prothesen, läuft Gefahr abgehängt zu werden. Je älter, desto mehr.
Man arbeitet entweder bis zum Tod oder stirbt bei dem Versuch an Arbeit zu gelangen. Auch das spielt den Konzernen in die Karten. Sie nehmen sich, was und wen sie brauchen, den Rest lassen sie links liegen. Es ist schwer, ihre Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.

Und doch sind die ganz großen Umwälzungen ausgeblieben.
Nicht, weil es keinen Grund gäbe, sich aufzulehnen.
Sondern weil es genügend Ablenkung gibt.

Noch kurz vorm Hereinbrechen der Klimakatastrophe wurde jià veröffentlicht: das Chinesische Wort für Urlaub, digitaler Urlaub, ein immersives Spiel in der digitalen Welt, das es ermöglicht die Realität komplett zu vergessen.
Es hilft, den tristen Alltag zu vergessen.
Es hilft, die grausame, eintönige Welt da draußen hinter sich zu lassen und etwas zu erleben, die Schönheit der Welt neu zu begreifen.
Es vernetzt Menschen miteinander, die in der realen Welt keinen Kontakt mehr haben.

Für die Reichen und Mächtigen mag es eine weitere Möglichkeit sein, die große Masse zu kontrollieren und manipulieren.
Für die Ärmsten der Armen ist es kaum erschwinglich – wenngleich man darüber staut, wie doch immer wieder Wege gefunden werden das letzte Geld zusammen zu kratzen, um Zugang zu jià zu bekommen. Es ist wie eine Droge. Opium fürs Volk. Denn für die große Mehrheit, die globale Masse, ist jià ein Stück Lebensqualität.



Und das wars bis hierhin.
Hab ich irgendetwas vergessen?
Irgendein Punkt, der so gar nicht plausibel scheint?
Noch irgendwelche Ergänzungen, Logiklöcher, Kritikpunkte, Ideen?
Feuer frei, ich glaube wir sind auf einem guten Weg.

Nächster Schritt wäre dann die konkreten Inhalte des Spiels und so langsam würde ich mir auch anfangen über Regeln Gedanken zu machen… aber dazu dann mehr im neuen Jahr ;)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 29.12.2022 | 11:35
Ich würde mich eher dazu entscheiden die EU entweder für gescheitert zu erklären, dann würde es mit der übertragung von hoheitlichen Aufgaben an die EU nicht mehr passen aber es gibt mehr Sinn das sie als Spielball zwischen den beiden Großmächten agiert.

Oder die EU als Erfolg betrachten, dann ist sie aber kein "Spielball" mehr, sondern eine eigenständige Großmacht, die mit Gewalt oder Panikmache (Ihr müsst unserem Wirtschafsbündniss nicht beitreten, aber wir können euch dann nicht beschützen wenn die rote Armee vor eurer Türe steht) kleinere Staaten ans EU Recht "harmonisiert", wobei ich Brüssel  durch Koruption und Vetternwirtschaft immer mehr Macht gegönnt hat und eine zwei Klassengesellschaft, unterschwelliger Rassismus gegen Migration obwohl wichtig aufgrund der Überalterung der Gesellschaft, sowie ausgeprägter Sozialneid und Sozialrassismus durch Förderung und Ausbeutung des Niedriglohnsektors gebildet hat.
Großkonzerne werden bevorzugt, Konkurrenten aus dem Mittelstand aufgekauft oder durch den Vorschriftendjungel ausgebremst. Gutlaufende Kleinindustrien in Serbien müssen wegen der Gesetzgebung und Normen schließen, die Arbeiter  haben die möglichkeit durch Schikane und Willkür durch Arbeitsargenturen eine geringe Lohnsicherung  zu beziehen die gerade so fürs Überleben reicht (Ergänzt durch Sinnlose, Willensbrechende Maßnahmen, der verschobenen Wahrnehmung) oder für einen "Mindestlohn" in den Industrieherzen Europas auf Zeitarbeit zu schufften.

Das zweite Szenario liegt näher an der derzeitigen Entwickelung und wäre mal ein schöner Ausgleich zu  der "kalten Krieg" Thematik.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 29.12.2022 | 12:04
Was ich auch zu bedenken geben würde, ist wie irgendwo oben schon erwähnt: China steht momentan vor ziemlich immensen Problemen, wirtschaftlich, demographisch und politisch. Gut möglich, dass dort einiges sehr viel schneller sehr viel deftiger den Bach runtergehen wird als hierzulande.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 29.12.2022 | 12:09
Ich würde im Zuge des Cberpunkgedankens auch bei den digitalen Prozessen intervenieren, den wenn China tatsächlich eine so große Kontrolle haben würde, dann wäre ein Großteil des Netztes vermutlich zensiert und mit Propaganda gefüllt. Zudem wird sich jede Nation bewusstsein, das wenn jemand das Internet beherscht, er die ganze Welt beherscht.

Vieleicht also als einziges Zugeständniss der Globalisierung eine unabhängige Institution zur Sicherung und Freiheit der digitalen Welt mit Hauptsitz in der Schweiz. Natürlich steht es jedem Staat frei zusätzlich zum Globalen Netz, ein regionales Anzubieten, vllt sogar den eigenen Bürgern das Globale versagen (oder durch Paywalls und Berechtigungen nur ausgesuchten Bürgern zur Verfügung zu stellen) aber Grundsätzlich Datenfreiheit möglich ist (Was jedoch heißt das jeder Konzern und jeder Staat eine nicht unbeträchtliche Summe in PR und Meinungsmache investiert) Das hat auch den Vorteil das es wirkliche "Urlaube" gibt, da sich die Datenserver von Land zu Land untescheiden, verbunden durch das große, Globale Netzwerk.

Eine Reise in den Datenserver von Peking, der rot gefärbte Propaganda an jeder Stelle von sich gibt, jedoch auch einige, beeindruckende Digitale Bauwerke besitzt und mit Special wie dem "Chinesischen Staatsballet - Live übertragen in der digitalen Arena von Peking"  aufwartet.

Eine Reise in den Datenserver von Washington, neben dem Patriotismus und der größten Bibliothek über Waffen, kann man hier jedes Footballspiel der Arena - Durchschaltbar durch jeden Spieler - Verfolgen. Ferner gibt es in Subnetzten und mehr oder weniger legalen, geduldeten Server die besten Goreshooter der Welt (Spoiler weil moralisch schwierig)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Vieleicht ist das globale Netzwerk sogar kostenfrei, ersetzen eventuell die staatlichen Schulen und so etwas wie "Internet ist ein Grundrecht". Doch die einzelnen, spezifischeren Server werden nur durch kostenpflichte "Reisen" oder "Zollgebühren" ermöglicht. Ich mag hierbei den Gedanken aus dem Roman "Ready player one" Du kannst eigentlich alles machen, bist ber Gefangen auf einer kleinen, langweiligen Welt mit wenig Inhalten, während gut betuchtere sich überall hinporten oder Reisen können.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 29.12.2022 | 12:22
Während ich so ein wenig drüber nachdenke, fällt mir auf das mir persönlich auch mehr und mehr die Zielsetzung fehlt -

Soll der Fokus auf die VR gelegt werden in Stile von Ready Player one? Dann müssen halt alle Spieler auch in dieser Welt "leben".

Oder soll es nur ein netter Nebeneffekt sein und es geht mehr ums Überleben draußen und das zusammen klauben von Tokens) Das wäre dann eine Art Shadowrun und das potential dder VR geht verloren.

Ich persönlich wäre für ein Cyberspace Setting, Avalon, Ready Player one, Tron bei der die Protagonisten aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen und sich ihr "Leben" im Cyberspace verdienen
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 30.12.2022 | 21:33
Wow, danke für die vielen und ausführlichen Rückmeldungen.
Muss mal schauen, wann ich dazu komme alles zu berücksichtigen und in Ruhe zu durchdenken. Aber die gröbsten Punkte schonmal vorab.

Ich würde mich eher dazu entscheiden die EU entweder für gescheitert zu erklären, dann würde es mit der übertragung von hoheitlichen Aufgaben an die EU nicht mehr passen aber es gibt mehr Sinn das sie als Spielball zwischen den beiden Großmächten agiert.

Oder die EU als Erfolg betrachten, dann ist sie aber kein "Spielball" mehr, sondern eine eigenständige Großmacht [...]
Das zweite Szenario liegt näher an der derzeitigen Entwickelung und wäre mal ein schöner Ausgleich zu  der "kalten Krieg" Thematik.

Puh, ja, fairer Punkt.
Als ich die Zusammenfassung geschrieben habe, war das der Punkt, den ich auch zich-fach überarbeitet habe. Denn so eine ganz glasklare Vision hab ich da auch noch nicht.

Im Prinzip gebe ich dir Recht, das zweite Szenario ist näher an der aktuellen Realität und wahrscheinlich auch das spannendere. Letztendlich will ich die USA in ihrer Rolle als Welt-Sheriff entmachten, denn ich glaube darauf wird es irgendwann hinauslaufen, ich will ein asiatisches Gegengewicht - und Russland taugt da irgendwie nicht mehr, Japan genauso wenig, und China ist da dann einfach naheliegend, deswegen habe ich das beibehalten, auch wenn sie aktuell ein bisschen vor, sagen wir Herausforderungen stehen - und Europa ist halt die große Frage.

Mein erster Gedanke, den ich versucht habe zu beschreiben, war eigentlich dein erster Punkt: EU ist zwar auf dem Papier noch existent und hat einige Hoheitsrechte, die ihr in der Vergangenheit zuerkannt wurden, als es notwendig schien, aber faktisch ist sie eigentlich gescheitert und zerfällt.
Gibt halt viel Chaos und viele Möglichkeiten.

Allerdings gefällt mir dein Alternativszenario. Die USA schwächen sich durch zunehmenden Nationalismus selbst, die EU erstarkt, verharrt aber ein wenig in alten Prinzipien, und China im Osten. Drei globale Player. Kein kalter Krieg. Die drei müssen sich irgendwie arrangieren und man hat immer zwei, die zusammen den dritten übermannen könnten und damit ein globales Gleichgewicht.

Gefällt mir
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 30.12.2022 | 21:37
Was ich auch zu bedenken geben würde, ist wie irgendwo oben schon erwähnt: China steht momentan vor ziemlich immensen Problemen, wirtschaftlich, demographisch und politisch. Gut möglich, dass dort einiges sehr viel schneller sehr viel deftiger den Bach runtergehen wird als hierzulande.

Ja, absolut. Vor allem da sie wahrscheinlich von der Klimakrise mit am stärksten getroffen werden.
Aber trotzdem sehe ich sie als mindestens dritten im Konzert der Großen. Die schiere Größe, der Einfluss im Osten, die Militärmacht, die Digitalmacht...
Ich sehe schlicht aktuell keine wirkliche Alternative.

Plus, ich meine mich daran zu erinnern, dass ein großer Teil der Schulden der US Amis von den Chinesen aufgekauft wurde. Meine mal gelesen zu haben, dass die USA ein massives Interesse daran haben, dass China seine Währung unterbwertet hält, da sie sonst in arge finanzielle Nöte geraten könnten.
Auch diese Verflechtung finde ich spannend.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 30.12.2022 | 21:44
Ich würde im Zuge des Cberpunkgedankens auch bei den digitalen Prozessen intervenieren, den wenn China tatsächlich eine so große Kontrolle haben würde, dann wäre ein Großteil des Netztes vermutlich zensiert und mit Propaganda gefüllt. Zudem wird sich jede Nation bewusstsein, das wenn jemand das Internet beherscht, er die ganze Welt beherscht.

[...]

Vieleicht ist das globale Netzwerk sogar kostenfrei, ersetzen eventuell die staatlichen Schulen und so etwas wie "Internet ist ein Grundrecht". Doch die einzelnen, spezifischeren Server werden nur durch kostenpflichte "Reisen" oder "Zollgebühren" ermöglicht. Ich mag hierbei den Gedanken aus dem Roman "Ready player one" Du kannst eigentlich alles machen, bist ber Gefangen auf einer kleinen, langweiligen Welt mit wenig Inhalten, während gut betuchtere sich überall hinporten oder Reisen können.

Nice!
Ich glaube ich würde das "freie, globale" Internet von vornherein als eine Aktion von Hacker, Rebellen und Punks anlegen, und die nationalen Internette (:D) dann als Layer obendrauf. So hat man quasi eine Art Darknet, und je nach Nation wird halt der Zugang zu bestimmten, durch die Nation kontrollierten Teile einfacher gemacht.
Aber du hast vollkommen Recht, da bin ich übers Ziel hinausgeschossen.

Klasse Idee.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 30.12.2022 | 21:54
Während ich so ein wenig drüber nachdenke, fällt mir auf das mir persönlich auch mehr und mehr die Zielsetzung fehlt -

Ja, genau das ist der Punkt, der mir auch aufgefallen ist.
Es ist jetzt so viel zum Konzept digitaler Urlaub geacht worden, dass der Rest ein bisschen in den Hintergrund rückte.

Ich würde mich - Stand heute - ungern auf rein digitalen Urlaub beschränken wollen. Mein Gedanke ging eher in die Matrix Richtung:
Es gibt das Spiel zu digitalem Urlaub.
Die Leute suchten es.
Die Realität gerät darüber in Vergessenheit.
Und über das Spiel werden Runner rekrutiert, die versuchen sollen wieder für ein bisschen eine bessere Realität zu sorgen - mit oder ohne Spiel.

Aber das ist, wie gesagt, die Baustelle die ich als nächstes angehen wollte. Daher später dazu mehr...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 2.01.2023 | 21:37
Hallo in die Runde,

ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gestartet.
Wie angekündigt hab ich mir die letzten Tage - neben ein paar anderen Dingen - mal ein paar Gedanken dazu gemacht, in welche Richtung ich gern weitergehen wollen würde. Zufällig bin ich dabei über folgenden Artikel gestolpert (leider mittlerweile hinter einer Paywall):
https://www.zeit.de/2023/01/mckinsey-beratungsunternehmen-bundesverteidigungsministerium-russland

Das offensichtliche dabei ist, dass die großen Konzerne (in dem Fall McKinsey) ihre Finger überall im Spiel haben, auch wenn es sich scheinbar widersprechende Richtungen sind. Zumindest von einem moralischen Standpunkt aus. Und dass dieses Cyberpunk Trope schon heute Realität ist.

Viel spannender fand ich daran aber die Tatsache, wie viel vor unser aller Augen passiert, ohne dass wir es mitbekommen.

Und das wiederum fand ich einen spannenden neuen Blickwinkel auf Cyberpunk.
Was, wenn das ganze Schlimme gar nicht so offensichtlich ist, wie es normalerweise der Fall ist? Was, wenn das alles hinter verschlossenen Türen passiert?

Dann wären Cyberpunks letztlich diejenigen, die all den Dreck versuchen selber zu lösen - weil ein "an die Öffentlichkeit zerren" gar nichts bringen würde. Und je nachdem, an welcher Stelle sie ansetzen und welche Perspektive sie stützen, werden sie selber Teil des Problems.

Der digitale Urlaub ist dann nur eine "Verschleierung" von vielen. Ich würde die Welt und die Komplexität der Welt gern groß lassen und den digitalen Urlaub "nur" als Einstieg - aber dahinter Schicht für Schicht für Schicht mehr Dreck...

Das wäre vielleicht ein noch nicht ganz verbrauchter Blick auf das Cynerpunk Genre
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 3.01.2023 | 00:08


Der digitale Urlaub ist dann nur eine "Verschleierung" von vielen. Ich würde die Welt und die Komplexität der Welt gern groß lassen und den digitalen Urlaub "nur" als Einstieg - aber dahinter Schicht für Schicht für Schicht mehr Dreck...

Das wäre vielleicht ein noch nicht ganz verbrauchter Blick auf das Cynerpunk Genre

Puh, ich glaube das wird nicht funktionieren - Rollenspiel ist nicht gut darin mehrere Ebenen zu vermischen, man sieht es deutlich in der Sr3 Edition mit Matrix und realer Welt - Beides funktioniert auf ihre weise gut, und man kann entweder geileAbenteuer in der Matrix mit einer Runde aus Deckern erleben, oder eine geile Runde als StreetSams haben. Beides zusammen funktioniert nicht. Darum wurde das auch von Edition zu Edition immer weiter verschoben und spielbarer gemacht.

Welten Mischen führt immer zu einer passiven Seite, sei es die Reale Welt oder der Urlaub. Während der Spieler der auf den "Urlaub" spezialisiert ist dort teile des Plots löst langweilt sich der Spieler der sich auf die echte Welt fokussiert hat und umgekehrt
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 3.01.2023 | 08:59
Fairer Punkt, so hatte ich das noch gar nicht gesehen.

Dieses extreme Spezialistentum in manchen Spielen ist tatsächlich ein Problem, das müsste man sinnvoll vermeiden.

Wie hat SR das denn aktuell gelöst? Kenne die neueste Version gar nicht mehr...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 3.01.2023 | 11:21
Zitat
Und dass dieses Cyberpunk Trope schon heute Realität ist.
Stimmt wohl - das liegt aber auch ein Stück weit daran, dass es schon seit vielen hundert Jahren Realität ist. Irgendwelche fiktiven Cyberpunk-Megakonzerne und Miet-Polizisten machen letztlich nichts anderes, als das, was vor langer langer Weile solche "Sympathieträger" wie die Hudson-Bay-Company oder die Pinkerton-Detektei in der Realität (und mitunter um Längen grausiger und schamloser) abgezogen haben. Nur halt bei Gaslicht und Ölfunzeln und nicht im Schein pinker Neon-Hologramme. Deswegen ist Cyberpunk IMHO auch so ein "Evergreen der Sci-Fi". Nicht nur, weil sich darin tolle Noir- und Action-Stories erzählen lassen, sondern auch weil Cyberpunk in einigen Punkten nur die etwas überdrehte Version der normalen Gegenwart ist.

Zitat
Wie hat SR das denn aktuell gelöst? Kenne die neueste Version gar nicht mehr...
Dito - aber ich würde das Ganze "lösen", indem ich sowas wie Kampagnen-Foki einbauen würde. Es geht halt nicht immer alles in der selben Kampagne. Spiele ich irgendwelche hammerharten Street-Sams, dreht sich die Kampagne um Street-Sam-Dinge, gehts um Technomystiker im Cyberspace, dann ist die Kampagne darauf konzentriert, usw.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 5.01.2023 | 13:16
Ich hab die letzten Tage nochmal über die unterschiedlichen offenen Fragen gebrütet und verschiedenes gelesen. Zum Beispiel haben die Teilzeithelden gerade eine Rezi zu CY_BORG veröffentlicht (https://www.teilzeithelden.de/2022/12/29/ersteindruck-cy_borg-stockholm-kartell-a-ggglitch-in-th__e-s-yst3m/ (https://www.teilzeithelden.de/2022/12/29/ersteindruck-cy_borg-stockholm-kartell-a-ggglitch-in-th__e-s-yst3m/)), das fand ich ganz interessant. Ist quasi eine auf die Spitze getriebene Dystopie und steht damit in krassem Kontrast zu einem Buch, das ich gerade lese (factfulness: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1048688144?ProvID=11000522&gclid=EAIaIQobChMIzrPmkbOs_AIVNO7mCh2DGAwWEAQYAiABEgL8f_D_BwE (https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1048688144?ProvID=11000522&gclid=EAIaIQobChMIzrPmkbOs_AIVNO7mCh2DGAwWEAQYAiABEgL8f_D_BwE)), laut dem die Welt eigentlich immer besser wird. Bemerkenswert fand ich bei CY_BORG vor allem, dass das Spiel gar nicht in einem festen Jahr spielt, wie ich es sonst kenne, sondern in 20X3. Das fand ich einen spannenden Einfall, das ganze einfach nicht genau zu terminieren.
Beim Aufräumen ist mir außerdem ein altes RPG Design Zine in die Hände gefallen, dass ich mir (nochmal) genauer angeschaut habe (https://ndpdesign.itch.io/rpg-design-zine (https://ndpdesign.itch.io/rpg-design-zine)). Der wichtigste Punkt, den Nathan Paoletta in diesem Zine gleich zu Beginn macht, ist: Schreib auf, was dein Ziel mit dem Design eines Rollenspiels ist – ganz egal was es ist – denn nur dann kannst du jeden weiteren Designschritt gegen dieses Ziel vergleichen und schauen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist.

Das hab ich mir zu Herzen genommen und nochmal alles, was wir Settingseitig besprochen haben, gegen das eigentliche Ziel, Rollenspiel neu zu denken, jenseits des bisherigen Branchen-Status-Quo, um so neue Zielgruppen zu erschließen, abgeglichen.
Folgendes ist dabei herausgekommen:

Der Grund, weshalb ich Rollenspiel so mag – nicht nur, aber hauptsächlich in seiner Pen und Paper Form – ist das ich als Spieler einen wirklichen Einfluss auf die Spielwelt entwickeln kann. Das geht einerseits im Kleinen, am Spieltisch, und hier am besten über Sandboxes. Das geht aber auch im Großen, über solche Dinge wie offizielle Cons, Briefspiel und all diese kleinen „tools“, nenne ich sie jetzt mal, die einen Einfluss auf einen eventuellen Metaplot haben.
Wenn das Spiel an sich aber sowieso hauptsächlich digital stattfindet – und nein, jeder kann, darf und soll gern weiterhin am Tisch mit seinen Freunden spielen, aber der default, von dem ich erstmal weiterhin ausgehe, ist das Spiel über digitale Kanäle – dann verschwimmen plötzlich die Abgrenzungen. Dann kann jede Runde wie eine Con-Runde gespielt werden. Dann kann jedes Spiel in gewisser Weise dokumentiert und damit zu einer Art Briefspiel werden. Und damit kann wiederum jede Sitzung mehr oder weniger Einfluss nehmen auf den Metaplot.
Wobei ich hier Metaplot anders verstehen wollen würde, als klassischerweise, nämlich nicht einen von einer Redaktion oder so mehr oder weniger vorgegebenen, strukturierten Plot, der sich auf Teufel-komm-raus entfaltet (mein Gott hat mich das Railroading im Jahr des Feuers bei DSA gestört), sondern tatsächlich dichter am Konzept einer Sandbox.

Stellt euch ungefähr folgendes Szenario (erstmal rein fiktiv, soll nur zur Veranschaulichung des Gedankens dienen) vor:
Die Plattform, über die unser Rollenspiel veröffentlicht und gespielt wird geht live, es gibt mit dem Launch 5 Einsteigerszenarios, die alle parallel veröffentlicht werden. Zusätzlich wird ein Jahr lang  jeden Monat ein neues, weiterführendes Szenario veröffentlicht, das die Spieler spielen können. Also insgesamt 17 Szenarios.
Jedes dieser Szenarios handelt in irgendeiner Weise von Konflikten zwischen zwei oder mehreren „Playern“ der Spielwelt. Also als Beispiel: Die chinesische Bing-Jao-Corporation beauftragt die Runner damit eine Politikerin in Brandenburg unter Druck zu setzen, damit dort keine neue Fabrik für das Lesta E-Auto gebaut werden kann. Die Runner setzen sich also mit der Politikerin in Kontakt, fangen an Druck aufzubauen – da kriegen sie ein unmoralisches Angebot von einem Konzernbonzen von Lesta, nennen wir ihn Melon Usk, stattdessen den Auftraggeber preiszugeben und damit die Chinesen unter Druck zu setzen. Jetzt liegt es an den Spielern selbst – wen wollen sie unterstützen, wen sich zu Feind machen?
Nehmen wir an, die Spieler entscheiden sich dafür die Chinesen weiterhin zu unterstützen – immerhin stehen sie bei denen im Wort. Das Szenario endet mit einem Erfolg der Runner und damit der Chinesen. Der SL vermerkt dies am Ende der Session in einem Feedback-Bogen: die Chinesen werden gestärkt, die Bing-Jao-Corp wird gestärkt, Lesta und die Amis werden geschwächt. Und so macht es jeder SL nach jeder Sitzung. In hunderten Sitzungen, quer durch alle Szenarios. Einige Szenarios werden dabei sicherlich weniger gespielt werden als andere, einige Fraktionen werden vielleicht lieber unterstützt werden als andere. Es entsteht aber eine kleinere oder größere Verschiebung der Mächte in der Sandbox – und genau diese Verschiebung der Mächte wird dann berücksichtigt in den 12 Szenarien, die im zweiten Jahr veröffentlicht werden. So hat jeder Spieler mit seinen Entscheidungen Einfluss (und wenn es nur ein sehr kleiner ist) auf eine große Sandbox Welt, bzw. auf die Macht der einzelnen Player innerhalb dieser Welt.
Und mehr noch.
Dadurch, dass es idealerweise eine Art Marktplatz geben wird, in der SLs Runden anbieten und Spieler sich, notfalls auch spontan, den Runden anschließen können, bzw. anders herum, dass Spieler Gesuche stellen können und somit jeder Spieler selbst auswählen kann, an welchen Szenarien er oder sie teilnimmt, bekommt das ganze sogar ein bisschen den Flair einer West Marches Kampagne, ist mir mal aufgefallen. Nur eben mit mehreren SL. Aber das nur am Rande...

Wenn man diese Überlegungen als Ausgangspunkt nimmt, ergeben sich eine Reihe weiterer Fragen:
Wer sind die großen Player innerhalb dieser Sandbox?
Und: Was sind die zentralen Konflikte, die in der Sandbox angelegt werden?
Um dann daraus ableiten zu können: Was ist es konkret, was die Spieler tun sollen?

Zu Frage 1: Wer sind die großen Player?

Ich würde gerne weiterhin dabei bleiben, das Setting – und um dieses geht es ja hier – möglichst dicht an der Realität zu belassen. Aus zweierlei Gründen: Erstens erleichtert es den Zugang für Neuspieler. Mit Europa, den USA und China kann jeder etwas anfangen, man hat sofort bestimmte Erwartungen, wie alles dort jeweils in etwa funktioniert und muss nicht erst Seitenweise Hintergrundinfos lesen. Und Zugänglichkeit ist mir ein wirklich wichtiger Punkt. Gleiches gilt bei großen Unternehmen. Bei Myranor, Aventurien und Riesland (oder beliebigen anderen Kontinenten) wäre das anders.
Und zweitens liefert die Realität einfach wahnsinnig viel Inspiration, die recht einfach zu übernehmen ist, wenn man dicht an den realen Verflechtungen bleibt.
Im Endeffekt ist es also das Ziel, die Realität ein bisschen zu überhöhen, gezielt zu dramatisieren, in die Zukunft zu denken, kritische Technologien einzuführen… und das wars. Das Spiel wird damit dann keine wirkliche Dystopie. Es wird keine Utopie. Es wird eine Welt mit Stärken und Schwächen, mit viel grau und wenig gut und böse, aber zahlreichen Konflikten. Ich würde durch die Klimakrise die Umweltbedingungen weiterhin drastisch verschärfen, würde die Schwere zwischen Superreich und Rest weiter aufreißen, die breite Masse durch eine Meta-Realität wie dem digitalen Urlaub ablenken - Ich glaube, auf dieser Basis sollte man sehr viel Spiel generieren können.
Natürlich gibt es das Problem, dass die Realität das Spiel überholen kann. Dass es größere Veränderungen in der Realität gibt, die im Spiel nicht vorhergesehen wurden. Aber auch das ist glaube ich nicht schwer zu lösen. Wir versetzen das Spiel auf unbestimmte Zeit in die Zukunft, fünf Jahre nachdem der Meerespiegel schlagartig anstieg – sagen aber nicht, wann genau das gewesen ist. Damit kann man jede Entwicklung der Realität schnell übernehmen und einbauen. Fertig.

Und damit sind die großen Player die gleichen, wie heute. Auf Staatenebene haben wir die USA, als Sheriff der Welt, die aber zunehmend nationalistischer werden, wir haben China, die Kapitalismus und Kommunismus durch weitgehende Totalüberwachung verbinden, wie haben Europa als Zentrum des Spiels, wo alles etwas langsamer, kontrollierter, bürokratischer, demokratischer verläuft. Allerdings zu langsam für die schnellen Veränderungen der Welt. Eigentlich hätte ich gern noch ein viertes staatliches System im Mix, ein Königreich oder soetwas. Vielleicht Saudi-Arabien. Mal schauen.
Wir haben die großen, global agierenden Konzerne. Die Finanzindustrie. Die Techindustrie. Die Pharmaindustrie. In Deutschland noch die langsam verkümmernde Automobilindustrie. Jede Industrie mit drei, vier großen Playern. Da kann man sich gut hier inspirieren lassen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Unternehmen_der_Welt (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Unternehmen_der_Welt)
Und wir haben die Einzelpersonen, die dahinter stehen. Mit unendlich viel Macht und Einfluss.

Insgesamt ist das eine Liste von vielleicht 30-40 Playern, die langfristig wichtig und miteinander irgendwie verwoben sind und die gesamten Zügel der Welt in der Hand haben ausreichend, denke ich. Man muss es ja nicht übertreiben. Wenn wir uns auf Europa konzentrieren, bleiben vielleicht noch 15, 20 Player übrig. Eher weniger.

Die definieren wir zu Beginn, auf Basis von ein paar Rahmenbedingungen der Welt. Und dann entwickeln wir ein paar Szenarios, die direkt oder, besser noch, indirekt diese Player in Wettstreit miteinander schicken, lassen das ganze loslaufen und schauen mal, was passiert.
Komme gleich nach darauf zurück, was die Spieler eigentlich machen sollen…


Frage 2: Was sind die zentralen Konflikte?

Hierüber habe ich wahrscheinlich am längsten nachgedacht.
Es gibt viele Konflikte, die ich spannend finde. Moralische Dilemma. Das richtige Tun oder das Einfache tun. Der Konflikt zwischen Wahrheit und schönerem Schein. Der Konflikt zwischen dem, was Zielführend ist und dem, was erlaubt.
Alles Dinge, die ich einbauen möchte.
Aber der zentrale Konflikt, der alles überschattende Konflikt, muss etwas anderes sein. Er muss die Spieler involvieren, ins Zentrum setzen.

Deswegen glaube ich, dass der zentrale Konflikt in der Sandbox der Konflikt zwischen Individuum und übergeordneter Struktur, sei es eine Organisation, eine Gesellschaftsform oder Staatensystem, sein sollte. Die Frage danach, wie viel Person, wie viel Mensch, wie viel Individuum noch in einem steckt, wenn man in Strukturen funktionieren muss, die von der Umwelt vorgegeben sind. Die Freiheit des Einzelnen im Kontrast zur Freiheit der anderen. Der Kampf um Entscheidungsgewalt, um Macht.

So ziemlich alles, was wir hier besprochen haben, läuft darauf hinaus. Digitaler Urlaub? Je nach Lesart stellt es die Massen ruhig, damit sie nicht aufbegehren, oder es ist die einzige Zuflucht in Individualität in einer Welt, in der alles nur noch funktioniert und schrecklich ist. Der Run auf einen Konzern? Ausdruck der Rebellion gegen ein repressives System. Die unterschiedlichen Großkonzerne wetteifern miteinander nicht nur um Geld – davon haben sie genug. Sie wetteifern um die Macht über die Zeit des Konsumenten. Der Mensch ist nur noch Ressource. Die USA können als Blaupause für althergebrachten Cyberpunk dienen, die wesentliche Macht liegt bereits bei Großkonzernen und wenige Individuen im Hintergrund vereinen alles Geld und allen Einfluss auf sich. Sie können machen, was sie wollen. Die große Masse ist mittlerweile gezwungen, bis an ihr Lebensende für die Konzerne zu schuften, um das eigene Leben finanzieren zu können. Die Vereinsamung ist groß, der Drogenkonsum und das Self-Enhancement mittels Cyberware, Biohacking und Gen-Splicing (für die, die es sich leisten können) sind noch größer.
Europa hat einen etwas anderen Weg gewählt. Hier wird die große Masse mit einem Grundeinkommen am Leben gehalten. Das reicht, um zu überleben – für Teilhabe ist es zu wenig. Die Gesellschaft ist komplett überaltert, überall verlangsamen Regulierungen und Bürokratie den Fortschritt. Als Wirtschaftsnation ist man längst abgeschlagen hinter den USA, China und eventuell auch Saudi Arabien, der Lebensstandard ist gesunken, aber man kann sich die Annehmlichkeiten des Lebens bei den Amerikanern und Chinesen einkaufen. Und weil man das kann, kauft man sich gleich noch das Gefühl mit, ebenfalls zur Elite zu gehören. Dabei ist man eigentlich abhängig. Veränderungen würden breite Mehrheiten in Europa erfordern. Leider gibt es die nicht mehr. Die Demokratie hat sich im Wesentlichen selbst lahmgelegt.

In Deutschland würde ich also ein Gefühl der Hilflosigkeit und Stagnation als beherrschende Stimmung aufbauen wollen. Man ist ein wenig den Krisen der Zeit ausgeliefert, ohne wirklich etwas dagegen tun zu können. Wirklichen Fortschritt gibt es nur noch auf Pump aus dem Ausland. Man kann zwar ein Grundeinkommen beziehen, das führt aber nur dazu, dass man in winzig kleinen Appartements in riesigen Gebäuden ein Zimmer mieten, etwas essen, trinken, und sich im www ablenken kann. Für mehr reicht es nicht.
Die wenigen, die sich damit nicht zufrieden geben wollen, wetteifern um die viel zu wenigen Jobs, auf deren Profil sie eigentlich nicht passen, im Wettlauf gegen die Zeit, ehe KIs oder Roboter auch diese Aufgaben übernehmen können. Europäer haben quasi die Wahl zwischen konstanter Unterforderung oder konstanter Überforderung. Auf dem Papier ist man stolzer Europäer, der, anders als in den USA, wo die Konzerne und Einzelpersonen die Politik bestimmen, und anders als in China, wo die KPCh seit Jahrzehnten an der Macht bestätigt wird und allein durchregiert, der Meinung ist, dass die eigene Stimme noch Bedeutung hat. Regierungen können nur noch mit Koalitionen aus vier oder fünf Parteien gebildet werden – womit effektive Gestaltung unmöglich wird.

Ein bisschen wie Realität eben. Nur leicht überspitzt.

Was uns zu Frage 3 bringt: Was ist es, was die Spieler(Charaktere) konkret tun?

Einer der Ausgangspunkte meiner Überlegungen, weshalb ich ein Cyberpunk Setting gut geeignet für diese Art von Spiel empfinde, war die einfache Zugänglichkeit zu Szenarioaufhängern. In allen Cyberpunk-Spielen, die ich kenne, spielt man im Endeffekt Missionen. Man wird angerufen von einem Mr. Smith oder sonstwem, kriegt einen Auftrag und kämpft gegen das System (und trägt damit selbst zu seinem Erhalt bei).
Die zentrale Frage lautet nur immer: Wie weit bist du bereit zu gehen um die Missionsziele (und deine eigenen) zu erreichen?

Diese Grundideen oder fast schon Mechaniken würde ich gern beibehalten (auch wenn natürlich links und rechts davon noch mehr missionsloses Spiel ermöglicht werden soll).

Wann immer ein Spieler Zeit und Lust hat zu spielen, loggt er sich ins System ein und sucht sich eine Mission, die gerade verfügbar ist (sprich: die ein SL anbietet). Einsteigermissionen, also solche, die auch gleichzeitig einen neuen Charakter bauen und in die Welt einführen, müssen gleich die Motivation des Charakters mit einbauen. Vielleicht ist der Char wirklich erstmal nur jemand aus der breiten Masse, der einen digitalen Urlaub konsumiert und mehr oder weniger zufällig in einen Datenklau verwickelt wird – bei dem er dann merkt, dass die Hacker tatsächlich lautere Motive haben. Vielleicht ist er selbst Ex-Militär bei einer privaten Sicherheitsfirma, merkt, wie sehr die Reichen unterdrückerisch tätig sind – und begehrt dagegen auf. Oder – Achtung, Verschwörungstheorie – vielleicht möchte sich der Charakter auch einfach nur mit der Nachbarin treffen, aber die rigiden Infektions- und Klimaschutzgesetze untersagen das. Und als er dann dagegen verstößt, wissentlich oder unwissentlich, merkt er, dass die Infektion gar nicht so gefährlich ist, wie immer behauptet, bewegt sich weg von den staatlich kontrollierten Medien und findet heraus, wie viele Menschen eigentlich massiv davon profitieren, wenn der größte Teil der Menschheit einfach nur zuhause sitzt und passiv konsumiert.

Ganz egal, was der Aufhänger ist… irgendwie kommen die Charaktere in Kontakt mit einer kleinen Gruppe von Menschen, die versuchen, Dinge zu ändern. Notfalls mit Gewalt. Notfalls gegen die Gesetze.
Cyberpunks.

Und je länger er versucht, seine Individualität, seine Menschlichkeit zurück zu gewinnen, umso mehr merkt er, dass jede seiner Aktionen eventuell wieder anderen Großmächten in die Karten spielt. Was ihn dann wieder zurück bringt zu der Frage: Wo ist seine persönliche Grenze, die er nicht gewillt ist zu überschreiten? Wie weit ist er bereit zu gehen, um ein Individuum zu sein in einer Welt der Masse?



Was meint ihr?
Sind das tragfähige Rahmenbedingungen für eine Kitchensink Cyberpunk Setting?
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 5.01.2023 | 13:26
Zitat
Eigentlich hätte ich gern noch ein viertes staatliches System im Mix, ein Königreich oder soetwas. Vielleicht Saudi-Arabien. Mal schauen.
So als fixer Vorschlag: Nimm Indien! Der Subkontinent wird zwar traditionell echt gerne ignoriert, ist aber wirtschaftlich unlängst auf einem ziemlich guten Weg und schmeißt wie China auch eine knappe Milliarde an Bevölkerung in die Waagschale. Daher sind die Inder als fette Nummero Vier nicht so unwahrscheinlich.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 5.01.2023 | 20:08
Uh, netter Gedanke!
Indien gefällt mir! Hab zwar selber keine Ahnung davon, aber die Idee ist gut! Danke!
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 5.01.2023 | 23:06

Dito - aber ich würde das Ganze "lösen", indem ich sowas wie Kampagnen-Foki einbauen würde. Es geht halt nicht immer alles in der selben Kampagne. Spiele ich irgendwelche hammerharten Street-Sams, dreht sich die Kampagne um Street-Sam-Dinge, gehts um Technomystiker im Cyberspace, dann ist die Kampagne darauf konzentriert, usw.

Dann bist du bei einem Universalsystem, und hier tut sich das Problem auf, das du quasi doppelte Zeit/Kreativität/Text investieren musst und viele Spieler nur die hälfte davon Nutzen. Davon abgesehen musst du für beide "Welten" ein in sich geschlossenes System benutzen
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 6.01.2023 | 19:58
Im Thread über Unterschiede von Charakteren (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124639.0.html) ist ja auch schon das Thema aufgekommen, dass Kampf, Rigging, Hacking, usw. mitunter eigene Subspiele innerhalb des Spiels sind.

Ich überlege immernoch, wie man das ganze organisch zusammen bekommt.

Eigentlich bin ich kein Fan von einzelnen Minigames im Game. Das fügt weitere Komplexität hinzu, ohne wirklichen Mehrwert in meinen Augen.

Ich bin davon überzeugt, dass man zumindest Hacking und Kampf irgendwie zusammenbringen können muss. Aber eine gute Lösung habe ich bisher auch noch nicht...
Bin da für Ideen sehr offen.



Hat noch jemand Ideen/Kommentare/Kritik/Meinungen zu den Settingideen weiter oben?
Mir reicht auch ein "sieht gut aus in meinen Augen" oder so. Bin mir nur nicht sicher ob ich in die komplett falsche Richtung gehe und alle sind zu höflich etwas zu sagen ;)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Nebelwanderer am 6.01.2023 | 23:50
Schreib mich mal per PN an für Discord, ich habe da eine rictig gute Idee
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 7.01.2023 | 09:15
Aber gern doch ;)
Hast ne PM
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Jaylee am 8.01.2023 | 10:21
Im Thread über Unterschiede von Charakteren (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124639.0.html) ist ja auch schon das Thema aufgekommen, dass Kampf, Rigging, Hacking, usw. mitunter eigene Subspiele innerhalb des Spiels sind.

Ich überlege immernoch, wie man das ganze organisch zusammen bekommt.

Eigentlich bin ich kein Fan von einzelnen Minigames im Game. Das fügt weitere Komplexität hinzu, ohne wirklichen Mehrwert in meinen Augen.

Ich bin davon überzeugt, dass man zumindest Hacking und Kampf irgendwie zusammenbringen können muss. Aber eine gute Lösung habe ich bisher auch noch nicht...
Bin da für Ideen sehr offen.


Ich weiß nicht, ob das jetzt zu einfach gedacht ist, aber ich versuch mal meinen Gedanken zum Thema Hacking zu formulieren...

Klar kenn ich das z. B. Von Shadowrun, dass Hacking da ein eigenes Minispiel ist, aber warum eigentlich? Warum nicht Hacking genau wie Kampf als Fertigkeitenset rausbringen?

Bei Kampf hat man ja z. B. Schwert/Axt/Dolche plus Sonderfertigkeiten Iederwerfen oder Parierschlag.
Bei Hacking könnte das dann sowas sein wie Sicherheit überwinden, Passwort knacken, Funktion ein/ausschalten (z. B. Kamera). All diese Fertigkeiten könnten ne gewisse Dauer zugeordnet haben, die man durch Gadgets/Vorbereitung noch reduzieren kann.

Wenn bei uns der Jäger am Rastplatz Kräuter sucht, sitz ich genauso lag rum, wie wenn der Hacker die Sicherheit auskundschaftet, um sie hinterher schneller zu überwinden. Und wenn er im Kampf dran ist und fürs Stören des Kamerabildes genauso 1-2 Aktionen braucht, wie der Typ, der den Sicherheitsmensch von hinten abknallt... Klingt für mich machbar, wenns entsprechend designt ist, was denkt ihr?
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 9.01.2023 | 23:10
Ja, die Mechanik dahinter ist der eine Aspekt. Bin ein großer Freund davon, wenn in Rollenspielen alles nach dem gleichen Grundprinzip funktionert.
Und ja, ähnlich wie du es beschreibst, glaube ich, kann man das mechanisch irgendwie lösen.

Der zweite Aspekt ist aber auch der, dass die Mechanismen im Spiel zusammengreifen sollten. Also dass Hacking einen Einfluss auf den Kampf haben kann oder so. Das ist so eine Richtung, die mir noch schwerfällt. Kann man das alles so miteinander verknüpfen, dass es organisch ineinander greift...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 18.01.2023 | 20:36
Hallo zusammen,

ich habe die letzten Tage (Wochen, wenn ich ehrlich bin) fleißig recherchiert - in alle möglichen Richtungen. Einer der Punkte, die mich ja massiv gestört hatten, war, dass die Welt einfach zu positiv geworden ist :D Mir fiel es zunehmend schwerer die Dystopie zu konstruieren, in der ein "klassisches" Cyberpunk Setting plausibel erscheint.

Das hat sich jetzt zum Glück geändert. Hab nochmal ein bisschen in den Aspekt Klimakatastrophe geschaut - und neben den beiden Punkten, die ich sowieso schon genannt hatte, nämlich Anstieg der Meere und darauf resultierend Landverlust und höchstwahrscheinlich massive Migrationsbewegungen (und damit dann wieder erstarkender Nationalismus) gibt es noch einen weiteren Aspekt, den ich bisher nicht bedacht hatte.

Durch das schmelzen der Polarkappen und den allgemeinen Anstieg der Temperatur wird es hhöchstwahrscheinlich zu einer enormen Verknappung von Süßwasser kommen, wenn ich die Prognosen richtig verstanden habe. Sprich, der elementare Grundbaustein des Lebens wird auf einmal zu einer Mangelware.

Ich weiß noch nicht, wie genau ich das nutzen will und wäre hier für Ideen eurerseits sehr dankbar, aber das wäre für mich eine wahnsinns-Dystopie. Kein Trinkwasser mehr... puh.

Das offensichtliche wäre natürliche die Kommerzialisierung von Wasseraufbereitung, aber irgendwie ist mir das zu platt. Vielleicht fällt euch ja noch etwas besseres ein.



Wenn wir das gelöst haben, wären für mich die grundsätzlichen Vorarbeiten am Setting aber erstmal abgeschlossen. Die Grundidee des Spiels wäre es dann, die großen philisophischen Fragen (Was macht einen Mensch zum Mensch? Wie stehen die Rechte des Einzelnen zu den Rechten der Gesellschaft? Ist jeder käuflich? Sollte eine KI Rechte haben? Usw.) am Beispiel einer Zukunft zu beantworten, die uns allen eventuell sogar wirklich bevorsteht.

Fänd ich persönlich sehr spannend.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 23.01.2023 | 22:03
So, da ich gerade mit den Überlegungen zum Setting nicht weiterkomme, habe ich mal damit begonnen mich mit den Regeln auseinander zu setzen.

Sollten euch diese auch interessieren, findet ihr sie hier: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124869.0.html (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124869.0.html)

Würde mich freuen, wenn dort die DIskussion genauso fruchtbar verläuft, wie hier ;)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 29.01.2023 | 20:35
Okay, es ist vielleicht eine etwas abstrakte Inspirationsquelle... aber ich bin am überlegen für das Setting, zumindest in kleinen Bereichen, eine politische Instanz durch KI steuern zu lassen.
Drauf gestoßen bin ich über Qualityland, wo eine KI zum Präsidenten gewählt wird. Und wenn man die KI dann mit einer IoT Welt verknüpft, hätte man eine Stadt oder zumindest einen Stadtteil, der komplett der Kontrolle der KI unterliegt. Ggfs. sogar mit eigener Persönlichkeit des Stadtteils.
Was meint ihr?
Dann könnte man ggfs. spannende Szenarios dazu spielen, was die KI antreibt. Wenn Fehler passieren, lag das an falschen Lernset, an Interessen der Allgemeinheit, die anders gelagert sind, als zunächst vermutet, oder an einer Einflussnahme durch die Schöpfer der KI.

Man könnte sogar soweit gehen verschiedene Stadtteile von verschiedenen KIs steuern zu lassen. Obwohl mir das wahrscheinlich zu viel wäre...
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 8.03.2023 | 06:42
Eigentlich sitze ich gerade daran, die Regeln etwas auszuformulieren/weiter zu entwickeln und parallel ein erstes kleines Solo zu schreiben, in dem man die Welt ein bisschen erleben kann und sich parallel einen Charakter erstellt.

Jetzt bin ich aber gestern über eine Videoreihe von einem Geostrategen, Peter Zeihan (https://www.youtube.com/watch?v=x64f7NxQKKk), gestolpert, die mich das Setting nochmal hat überdenken lassen... Nach der Lektüre von Factfulness hatte ich den Traum einer Dystopie ja schon fast aufgegeben... aber hier ist sie wieder ;)

Bisher war mein Ausgangspunkt wie folgt: große globalisierte Welt, ein paar big Player, die das ganze unter sich aufgeteilt haben, und ein Kapitalismus, der das politische System unterwandert hat. Also ziemlich klassisch.
Jetzt, den demografischen Wandel stärker berücksichtigend und was das für die Geopoltik und die politischen System bedeutet, bin ich am überlegen tatsächlich von einigen Fail States auszugehen. Globalisierung ade. China, Russland und wahrscheinlich auch EU als fail states. Sozialsystem kollabiert, weil einfach zu viel alte. bzw. zu wenig Gesamtbevölkerung.
So in die RIchtung.
Ich bin nur am überlegen, wie ich das im Detail ausgestalte.

Den Grundgedanken mit mehreren big playern, die im Hintergrund um Macht und Einfluss ringen, möchte ich eigentlich beibehalten, weil das für mich essenzieller Bestandteil eines Spieler-getriebenen Meta Plots sein soll. Aber welche Player das sind und wie ihre Rolle genau aussieht, das überdenke ich gerade nochmal.

Sicher ist nur, die USA sind weiterhin gesetzt. Und CHina nehme ich aus der Gleichung als Staat wahrscheinlich raus.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Schleicher am 25.03.2023 | 17:22
Zum Thema Wasserknappheit ein paar teils gut zusammenpassende, teils widersprüchliche Ideen:


- Wasser brauchen wir vor allem nicht nur zum Trinken,  sondern für die Landwirtschaft. Die Menschen sind auf Nahrung und Wasser angewiesen, die von mächtigen Konzernen kontrolliert werden. Statt Ackerland stehen hochkontrollierte Hochhäuser, da in denen mit minalem Wasserverlust und künstlichen Licht Pflanzennahrung gezogen wird. Tierhaltung ist wirtschaftlicher Selbstmord. Fleisch kommt aus dem Labor. Für die Armen heißt das Ekelpampe voller Geschmacksverstärker und Chemie. Für die Reichen künstlich gezogenes Kobe Rind gepaart mit genetisch entworfenen Designergemüse der Saison. 
- Die Wasserversorgung ist ein knappes Gut, das nur wenigen Privilegierten zugänglich ist. Die meisten Menschen müssen sich mit verschmutztem oder kontaminiertem Wasser begnügen, das Krankheiten und Mutationen verursacht. Es gibt illegale (weil sie die durch die Lobby der Firmen eingeführten Standards nicht halten können) Wasserhändler , die versuchen, sauberes Wasser zu schmuggeln, aufzubereiten oder zu stehlen, aber auch gefährliche Konkurrenten und Sicherheitskräfte haben.
- Die Welt ist in zwei Zonen geteilt: die trockenen Zonen, wo kaum noch Wasser vorhanden ist, und die feuchten Zonen, wo das Wasser überall (Klimawandel heißt auch Überflutung) ist, aber nicht trinkbar. Die trockenen Zonen sind dabei zu Wüsten und Ruinen (nicht die Städte sondern die ehemals agrarisch geprägten Dörfer) zu werden, wo nur die Hartgesottenen oder Reichen überleben können. Die feuchten Zonen sind von Mega-Städten auf künstlichen Inseln dominiert, wo das schmutzige Wasser aufbereitet wird und Dreck direkt wieder darin abgeleitet.
- Die Welt ist von einem globalen Krieg um das Wasser erschüttert. Die verschiedenen Fraktionen kämpfen um die Kontrolle über die wenigen verbliebenen Süßwasserquellen oder versuchen, neue zu erschließen.


Vergiss auch nicht, dass es nicht nur im Wasser geht:
- Boden: Die intensive Nutzung von Land für Landwirtschaft, Bergbau und Siedlung führt zu Bodendegradierung, Erosion und Versalzung. Boden ist eine wichtige Ressource für die Nahrungsmittelproduktion, die biologische Vielfalt und die Ökosystemfunktionen. 
- Phosphor: Wird für Düngemittel benötigt, aber die Reserven sind begrenzt und schwer zu recyceln.
- Kobalt, Indium, Lithium: Wird für Batterien, Touchscreens, Solarzellen und Elektromobilität gebraucht, aber die Förderung ist konfliktreich, energieintensiv und umweltschädlich und das Recycling ist gering.
- Platingruppenmetalle: Wichtige Katalysatoren für die Chemie- und Autoindustrie, aber die Vorkommen sind rar und ungleich verteilt.
- Kupfer: Unverzichtbar für die Elektrifizierung und Digitalisierung, aber die Qualität der Erze sinkt und die Knappheit steigt.
- Holz: Grundstoff für viele Produkte und Energieträger, aber die Abholzung bedroht die Wälder und das Klima.
- Zink: Wird für die Korrosionsschutz von Stahl eingesetzt, aber die Reserven sind begrenzt und die Produktion ist energieintensiv.

Wer sind deine big player im Hintergrund?

- Wenn EU, China, Russland failed states sind, aber Staaten eine Rollenspielen sollen:
- Indien: Wirtschaftliche und militärische Macht mit großem Bevölkerungspotenzial und strategischer Partnerschaft mit Russland
- Brasilien: Größte Volkswirtschaft Südamerikas mit reichen natürlichen Ressourcen und wachsendem Einfluss in der Region
- Türkei: Geopolitisch wichtiger Akteur mit Zugang zu mehreren Meeren und Konfliktzonen sowie Mitglied der NATO und Partner Chinas
- Iran: Regionalmacht im Nahen Osten mit reichen Öl- und Gasvorkommen und Widerstand gegen die westliche Dominanz
- Südafrika:Größte Volkswirtschaft Afrikas und verfügt über reiche natürliche Ressourcen, eine diversifizierte Industrie und einen wachsenden Dienstleistungssektor sowie schon jetzt dank AU, BRICS und Commenwealth gut vernetzt.

Ansonsten:
- NGOs & Ideologische Vereinigungen: Nicht-Regierungsorganisationen, die sich für verschiedene Themen wie Umweltschutz, Menschenrechte oder Entwicklungspolitik einsetzen. Das kann verschiedene Formen annehmen siehe Letzte Generation, QAnon, Oxfam,Transparenx International, Black Lives Matter. Könnten Auftraggeber oder Gegner sein. Selbst "gute" Ziele kann "schlechte" Methoden bedeuten
- Multinationale Konzerne sollten klar sein in Cyberpunk.
- Religiöse Bewegungen: Wann immer es den Leuten schlechter geht wird Religion wichtiger. Extremismus ist klar, aber auch schon konservative Religionsinterpretationen sind interessant. 
- Superreiche: Schon heute können einzelne Oligarchen oder Billionäre quasi die Weltordnung verändern. Musk, Gates etc. Eine einzelne Person kann also durchaus auch global Player sein und Nationen, Firmen und Bewegungen für sich als Werkzeug nutzen.


KI als Herrscher:
- Digitaler Urlaub: Der digitaler VR Raum wird im Rahmen vorgestreckter Regeln der Herstellerfirma über eine KI verwaltet. Diese wertet Stichprobenartig so ziemlich alles aus was passiert und ändert so alles ab von Besitzverhältnissen und Regeln bis hin zur Darstellung und Naturgesetzen. Die KI könnte sich dabei durch Fehlinterpretationen, Hacks oder andere unvorhergesehene Situationen auch durchaus mal über die vorgestreckten Rahmenbedingungen hinweg setzen.
- Reale Welt: Nicht nur wäre hier der Einfluss der KI auch trotz IoT eingeschränkt, es würde das angestrebte Setting deutlich verändern. Es könnte sein, dass so zu viele Elemente nebeneinander existieren.


Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Aedin Madasohn am 25.03.2023 | 17:44
China, Russland und wahrscheinlich auch EU als fail states. Sozialsystem kollabiert, weil einfach zu viel alte. bzw. zu wenig Gesamtbevölkerung.

wir kennen ja den Begriff Sonderwirtschaftszonen. Daraus ließe sich ja was machen
- die Antwerpen-Amsterdam SWZ als konzerner-Selbstverwaltung (notgedrungen), als Chaos, Anarchie und Spartakusaufstand die bürgerliche Leistungsgesellschaft erschreckte.
- dort verschanzt sich hinter Stacheldraht die Güter&Leistungen-Erstellungsgesellschaft (mit Drohnenunterstützung) nach unserem heutigen Vorbild: hier gibt es also die ganzen technischen CyberGear undundund

- draußen ist dann ein verfallen-verwildertes Land ohne staatliche Struktur mehr, wo direktgewählte Bürgermeisterinnen und selbsternannte Gangleader ihre Süppchen kochen (und die Konzerne Politik machen müssen - man denke an Spätantike "Föderaten" als Grenzenschützer für das zerfallende römische Reich)

- ein militärisches Aufräumen dieser latenten Gefährdungsräume ist für die Konzerne aber kein Thema, weil halt zu teuer (und dafür wertvolle Konzernbürger opfern wollen sie auch nicht) - Söldner dürfen sich hingegen schon verheizen lassen (je nach Buget halt und deren "Einsatzdauer" limitiert sich also auch, so dass die Spieler davon kommen können)

-Lieber hinter Stacheldraht und Mauer verschanzen, als die Kosten einer dauerhaften Polizeibesatzung zu tragen. (erklärt dann auch, warum sich hier Ruckzügsräume für die Spieler ergeben)

- größte Drohung gegen politisch auffällige Konzerner ist es dann schlicht, aus der SWZ ausgewiesen zu werden (wozu also Knäste teuerteuer zu unterhalten). das wäre auch der "Notnagel" für geschnappte Spieler, dass sie nicht in ganzer Tragweite ihrer "Handlungen" erkannt worden waren und nur "verbannt" werden als gleich im Hochsicherheitsgefängnis aus dem Spiel genommen zu werden.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 27.03.2023 | 11:19
Oh wow, es ist ja allein schon schön hier weitere Beteiligung zu sehen, aber dann auch gleich so coole Beiträge! Danke euch!
Ich werd jetzt wahrscheinlich nicht dazu kommen auf alles einzugehen, aber ich melde mich die Tage nochmal ausführlich und wollte die schönen Antworten nicht unkommentiert lassen ;)

- Wasser brauchen wir vor allem nicht nur zum Trinken,  sondern für die Landwirtschaft. Die Menschen sind auf Nahrung und Wasser angewiesen, die von mächtigen Konzernen kontrolliert werden. Statt Ackerland stehen hochkontrollierte Hochhäuser, da in denen mit minalem Wasserverlust und künstlichen Licht Pflanzennahrung gezogen wird. Tierhaltung ist wirtschaftlicher Selbstmord. Fleisch kommt aus dem Labor. Für die Armen heißt das Ekelpampe voller Geschmacksverstärker und Chemie. Für die Reichen künstlich gezogenes Kobe Rind gepaart mit genetisch entworfenen Designergemüse der Saison. 

Ja, in die Richtung gehen auch viele meiner Gedanken.

Ich gehe zwar davon aus, dass zumindest der Westen was seine Bevölkerungsmenge angeht, stark einbrechen wird. Das Problem der überalternden Gesellschaft begleitet uns, die wir hier im Tanelorn aktiv sind, ja schon unser ganzes Leben.
Weniger Menschen bedeutet zwar erstmal weniger Mäuler zu stopfen - aber eben auch zunehmend weniger Menschen, die Nahrungsmittel produzieren können.
Klimawandel = weniger Land = weniger gutes Land = weniger Nahrungsmittel, da gehe ich zu 100% mit. Düngemittel hast du ja auch schon selber erwähnt. Verschärfend kommt hinzu: Weniger Menschen, die Nahrung produzieren können.

Deswegen dachte ich bisher auch daran, die Ernährung der breiten Masse komplett künstlich zu realisieren, evtl. auf Basis von Insekten-Protein. So ein bisschen wie im Film Snow Piercer. Wer es sich leisten will, kriegt noch Geschmacksstoffe rein. Wer Premium zahlt, kriegt das ganze in Essbarer FOrm (also quasi künstliche Burger und so). Und wer noch mehr Premium zahlt, also die oberen 0,001%, kriegen echtes Fleisch.

- Die Wasserversorgung ist ein knappes Gut, das nur wenigen Privilegierten zugänglich ist. Die meisten Menschen müssen sich mit verschmutztem oder kontaminiertem Wasser begnügen, das Krankheiten und Mutationen verursacht. Es gibt illegale (weil sie die durch die Lobby der Firmen eingeführten Standards nicht halten können) Wasserhändler , die versuchen, sauberes Wasser zu schmuggeln, aufzubereiten oder zu stehlen, aber auch gefährliche Konkurrenten und Sicherheitskräfte haben.

Das finde ich eine sehr gute Idee.
Da hat man gleich wieder jede Menge Ansatzpunkte.


- Die Welt ist in zwei Zonen geteilt: die trockenen Zonen, wo kaum noch Wasser vorhanden ist, und die feuchten Zonen, wo das Wasser überall (Klimawandel heißt auch Überflutung) ist, aber nicht trinkbar. Die trockenen Zonen sind dabei zu Wüsten und Ruinen (nicht die Städte sondern die ehemals agrarisch geprägten Dörfer) zu werden, wo nur die Hartgesottenen oder Reichen überleben können. Die feuchten Zonen sind von Mega-Städten auf künstlichen Inseln dominiert, wo das schmutzige Wasser aufbereitet wird und Dreck direkt wieder darin abgeleitet.

Das finde ich auch eine sehr gute Idee. Ich muss mal schauen, wie weit ich das treiben will, sodass es nicht zu weit von unserer Lebenswirklichkeit abweicht - aber ein bisschen mehr Dubai geht in jedem Fall. Find ich gut.

Zum Rest dann später mehr!
Muss jetzt leider los.

Danke euch!
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Waldviech am 27.03.2023 | 12:41
Kleiner Einwurf von der Seitenlinie: Düster ist zwar gut, aber da es ja Cyberpunk werden soll und nicht Post-Apokalypse, würde ich der Menschheit in ein paar Punkten doch etwas mehr Problemlösungskompetenz zugestehen:

- Personalmangel in der Landwirtschaft wird mit vergleichsweise hoher Wahrscheinlichkeit nicht ein Problem sein - trotz sinkender Bevölkerung. Schon jetzt sind überraschend wenige Leute notwendig um überraschend viele Leute zu ernähren. Das dürfte eher noch stärker ausgeprägt werden, wenn man stärkere Automatisierung in Betracht zieht. Hat allerdings auch ein hübsches Dystopie-Potential: Wenn sämtliches Essen von Großkonzernen in automatisierten Farmen, Protein-Tanks o.ä. erzeugt wird, ist man als kleiner Landwirt selbst dann am Arsch, wenn die umgebende Umwelt nicht total versaut ist.
- Der sogenannte "Peak-Phosphor" dürfte wahrscheinlich vor allem dann ein Problem sein, wenn in Puncto Phosphor-Rückgewinnung so wirklich gar nichts passiert. Darüber hinaus benötigen diverse modernere (und in einer Cyberpunk-Zukunft wahrscheinlich in Masse existierende) Landwirtschaftskonzepte auch weniger von dem Zeug. Schließlich gibts schlauere Methoden, Pflanzen zu düngen, als einfach in rauhen Mengen Zeug drüber zu kippen
(Und in einer Welt in der Phosphor teurer wird, gehören geldgeile Konzerne mit einiger Wahrscheinlichkeit zu den ersten, die mit Phosphorrückgewinnung Kasse machen wollen. Die Folge: Konzernzänkereien, die sich sogar noch um Abwasser drehen und Runner, die manchmal buchstäblich in Scheiße waten).
- Dreckwasser und Ekelpampe machen sich in Dystopien zwar immer ganz gut, sind aber auch nicht unbedingt zwangsläufig. Trinkwasseraufbereitung ist so schwer nicht und es ist selbst beim billigsten Billigfraß nicht sonderlich aufwendig, dafür zu sorgen dass er nach irgendwas schmeckt. Warum sollte man die gemeinen Massen mit grauer Protein-Pampe quälen, wenn man mit künstlichen Geschmacksstoffen und bunten Packungen dafür sorgen kann, dass die Leute sich das Zeug auch noch gerne reinschaufeln? Ersteres mutet nämlich eher sozialistisch an und nicht kapitalistisch.

Gerade, wenn das Setting nicht zu sehr von unserer Lebenswirklichkeit abweichen soll, würde ich mit den ganz krass endzeitlich wirkenden Scheißigkeiten nicht allzu sehr overboard gehen.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 31.03.2023 | 20:57
So, jetzt mit ein bisschen mehr Zeit, eine wahrscheinlich sehr ausführliche Antwort.

Erstmal nochmal danke. Ich finde das richtig krass gute Ideen und viele wichtige Punkte. Fange mal anti-chronologisch an, damit erledigen sich ein paar Dinge vielleicht von selbst.

Kleiner Einwurf von der Seitenlinie: Düster ist zwar gut, aber da es ja Cyberpunk werden soll und nicht Post-Apokalypse, würde ich der Menschheit in ein paar Punkten doch etwas mehr Problemlösungskompetenz zugestehen:

Gebe ich dir zu 100% Recht und das ist genau der Punkt, an dem ich momentan am meisten struggle, da eine gute Balance zu finden.

Ich will definitiv keine Postapokalypse. Deswegen: Problemlösekompetenz ist absolzt wichtig und richtig.

Ich fang mal kurz aus nem anderen Blickwinkel an, damit man besser versteht, wo ich gerade gedanklich herkomme - bin für jeden weiteren Input, Feedback und Ideen dankbar.

Die momentane Welt funktioniert wahrscheinlich deswegen so gut (und trotz aller Probleme, die wir haben, historisch betrachtet geht es uns verdammt gut!), weil wir Globalisierung haben. Aber: Man beobachtet auch gerade den Trend, dass Nationalismus stärker und stärker wird.

Ausgangspunkt aller meiner weiteren Überlegungen (ich würde sie zum jetzigen Zeitpunkt nichtmal Ideen nennen) ist der folgende:
Nehmen wir an das Klima verändert sich wirklich, wie angenommen wird.
Eine mögliche, vielleicht sogar wahrscheinliche Konsequenz daraus wird sein, dass sich die USA als momentaner Taktgeber der weltweiten Ordnung mehr und mehr auf sich selbst konzentrieren, bis zu dem Punkt an dem sie ihre Zusage für globale Sicherheit zu sorgen kassieren, weil sie sich mit den Umweltschäden im eigenen Land beschäftigt genug sein (selbst wenn es sie im relativen Vergleich mit anderen Regionen wahrscheinlich gar nicht so hart treffen wird, aber das ist eine andere Diskussion).
Wenn die USA ihre Navy aber aus den Weltmeeren weitgehend zurückziehen, und das halbwegs zeitnah, ist globaler Handel nicht mehr sicher und die Lieferketten in ferne Regionen brechen ein, was
a) Nationen, die stark vom Export leben (u.a. Deutschland und China) hart zurückwerfen wird und
b) lokale/regionale Wirtschaftsbünde stärken wird.

Deswegen sind in meiner Gedankenwelt momentan die USA mit ihren Nachbarn Kanada und Mexico weiterhin die wahrscheinlich mächtigste Nation der Welt, die Türkei, die auch @Schleicher erwähnte, wahrscheinlich ein großer Player im Süden, und in Europa... allenfalls noch Frankreich?! Keine Ahnung, da hadere ich gerade mit.

Wenn aber der globale Handel einbricht, teurer wird, schwieriger wird, werden Düngelmittel nicht nur knapp und teuer, Landwirtschaft wird in einigen Regionen schlicht nicht mehr in der Lage sein die Bevölkerung zu ernähren. China beispielsweise wird, soweit ich gehört habe (alles hörensagen, ich bin da echt kein Experte) massive Hungerprobleme haben.

Daher die Idee der lokal herstellbaren Proteinpampe. Was Geschmack angeht - da geb ich dir Recht @Waldviech, das hab ich noch nicht zuende gedacht. Das könnte auch mit Geschmack ganz gut funktionieren.

Lange Zeit hab ich überlegt, welche dieser Probleme könnte man technologisch lösen? Und auch da komme ich wieder ein bisschen ins Wanken, denn einerseits gibt es total viele interesante Technologien, die, wenn sie massentauglich werden, das Gesicht der Welt massiv verändern können. Flugautos, Nahrungsmittel aus dem Drucker oder der hauseigenen Zucht, usw.
Aber: Da kommen dann wieder die von @Schleicher erwähnten knappen Rohstoffe ins Spiel.
Wenn man davon ausgeht, dass die globalisierung einbricht - ohne komplett zum Erliegen zu kommen - dann wird technischer Fortschritt damit auch massiv ausgebremst, weil Technologieentwicklung momentan nur mutinational funktioniert. Keine Region der Welt - meines Wissens - bringt das Knowhow, die Ressourcen, die Energie an einem Platz zusammen, um technologische Innovation betreiben zu können, ohne von anderen Staaten abhängig zu sein. Stand heute.

Mir fällt es momentan verdammt schwer, den richtigen MIttelweg zu finden aus kompletter Dystopie und technologischer Utopie :D:D:D


Wenn sämtliches Essen von Großkonzernen in automatisierten Farmen, Protein-Tanks o.ä. erzeugt wird, ist man als kleiner Landwirt selbst dann am Arsch, wenn die umgebende Umwelt nicht total versaut ist.

Das finde ich wiederum eine sehr gute Idee, die den MIttelgrund bespielt. Gefällt mir.


Warum sollte man die gemeinen Massen mit grauer Protein-Pampe quälen, wenn man mit künstlichen Geschmacksstoffen und bunten Packungen dafür sorgen kann, dass die Leute sich das Zeug auch noch gerne reinschaufeln?

Find ich gut.
Könnte genau der Mittelweg sein, den ich suche.
Und die Steigerung ist dann: Gib mehr Geld aus, und es sieht wirklich nach Essen aus. Gib noch mehr aus, und es IST das, was wir heute unter Nahrungsmitteln verstehen.

Das bringt mich zum zweiten Punkt, der mir durch den Kopf geht: Bislang leben wir in einer Welt, in der die subjektive Wahrnehmung ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht, wobei man eigentlich nur betrachtet, dass - global betrachtet - Armut ziemlich effektiv bekämpft wird. Nur die "MItte der Gesellschaft" entfernt sich immer weiter von den oberen paar Prozent.
Würde die Globalisierung - sagen wir vorsichtig formuliert - an Bedeutung verlieren, würde die Schere aber nicht nur nach oben weiter aufgehen, sondern eben auch wieder nach unten.
Sprich einer meiner Gedanken momentan ist wie man eine Welt konstruieren kann, in der die Gegensätze zwischen arm und reich noch extremer sind, eben weil arm (wieder?) wirklich arm bedeutet, auch in den entwickelten Gesellschaften, und in der die Mittelebene dazwischen weiter erodiert.

wir kennen ja den Begriff Sonderwirtschaftszonen. Daraus ließe sich ja was machen
- die Antwerpen-Amsterdam SWZ als konzerner-Selbstverwaltung (notgedrungen), als Chaos, Anarchie und Spartakusaufstand die bürgerliche Leistungsgesellschaft erschreckte.
- dort verschanzt sich hinter Stacheldraht die Güter&Leistungen-Erstellungsgesellschaft (mit Drohnenunterstützung) nach unserem heutigen Vorbild: hier gibt es also die ganzen technischen CyberGear undundund

Das finde ich eine sehr gute Idee. Das löst so ein bisschen das Problem, dass ich eigentlich Staatengefüge beibehalten möchte, und sei es allein aus dem Grund, dass ich mir eine Welt ohne Staaten einfach nicht vorstellen kann, sie aber eigentlich für weite Teile der Bevölkerung keine Rolle mehr spielen.
Quasi Politikverdrossenheit und Lobbyismus auf die Spitze getrieben.

- draußen ist dann ein verfallen-verwildertes Land ohne staatliche Struktur mehr, wo direktgewählte Bürgermeisterinnen und selbsternannte Gangleader ihre Süppchen kochen (und die Konzerne Politik machen müssen - man denke an Spätantike "Föderaten" als Grenzenschützer für das zerfallende römische Reich)

Die Idee finde ich irgendwie charmant, aber andererseits geht es mir schon ein Stück zu weit, glaube ich.
Ich denke eher so in die Richtung: Der Großteil der Bevölkerung hat die Politik aufgegeben, weil sie sowieso nicht das Gefühl haben, dass es einen Unterschied macht. Sie wenden sich eher an die Konzerne und an deren Versprechen einer besseren Welt.
Die Konzerne wiederum haben aber ein Interesse daran, dass es Staaten gibt, denn
a) wer hält sonst die Massen ruhig, wenn doch mal was schief geht und
b) wer kommt für die Kosten auf, wenn ein Konzern doch mal zu sehr ins Risiko geht und droht Pleite zu gehen.
Also Staaten als Spielball der Konzerne.

Hier kommt für mich auch wieder die Idee der Realitätsflucht ins Spiel. Ob es nun über ein digitales Spiel (Ready Player One), Drogenkosnsum oder Pornografie - irgendwie wird man die breite Masse schon ruhig halten können.

- ein militärisches Aufräumen dieser latenten Gefährdungsräume ist für die Konzerne aber kein Thema, weil halt zu teuer (und dafür wertvolle Konzernbürger opfern wollen sie auch nicht) - Söldner dürfen sich hingegen schon verheizen lassen (je nach Buget halt und deren "Einsatzdauer" limitiert sich also auch, so dass die Spieler davon kommen können)

Das wiederum finde ich, in kleinem Rahmen, eine gute Idee. Da könnte man ja schön konstruieren dass beispielsweise ein temporärer Stromausfall die Realitätsflucht für ein paar Tage (oder vielleicht auch nur Stunden) unterbricht, was zu so massiver Aggression unter der Bevölkerung sorgt, dass man dagegen vorgehen muss.
Das gefällt mir.


-Lieber hinter Stacheldraht und Mauer verschanzen, als die Kosten einer dauerhaften Polizeibesatzung zu tragen. (erklärt dann auch, warum sich hier Ruckzügsräume für die Spieler ergeben)

Auch das gefällt mir.

- Die Welt ist von einem globalen Krieg um das Wasser erschüttert. Die verschiedenen Fraktionen kämpfen um die Kontrolle über die wenigen verbliebenen Süßwasserquellen oder versuchen, neue zu erschließen.

Ich glaube, ein globaler Krieg ums Wasser ist mir zu groß.
Lokale Grabenkämpfe, absolut.
Aber ich glaube eher, es würde im Zweifel zu Massenmigration kommen. Alle zieht es eher dahin, wo es Wasser in ausreichender Menge gibt. Dann eher große, verlassene Wüsten, mehr Siedlungen entlang von Flüssen, gern auch mehr Probleme mit Überschwemmungen.
So in die Richtung...


- Boden: Die intensive Nutzung von Land für Landwirtschaft, Bergbau und Siedlung führt zu Bodendegradierung, Erosion und Versalzung. Boden ist eine wichtige Ressource für die Nahrungsmittelproduktion, die biologische Vielfalt und die Ökosystemfunktionen. 
- Phosphor: Wird für Düngemittel benötigt, aber die Reserven sind begrenzt und schwer zu recyceln.
- Kobalt, Indium, Lithium: Wird für Batterien, Touchscreens, Solarzellen und Elektromobilität gebraucht, aber die Förderung ist konfliktreich, energieintensiv und umweltschädlich und das Recycling ist gering.
- Platingruppenmetalle: Wichtige Katalysatoren für die Chemie- und Autoindustrie, aber die Vorkommen sind rar und ungleich verteilt.
- Kupfer: Unverzichtbar für die Elektrifizierung und Digitalisierung, aber die Qualität der Erze sinkt und die Knappheit steigt.
- Holz: Grundstoff für viele Produkte und Energieträger, aber die Abholzung bedroht die Wälder und das Klima.
- Zink: Wird für die Korrosionsschutz von Stahl eingesetzt, aber die Reserven sind begrenzt und die Produktion ist energieintensiv.

Siehe oben, genau.
Momentan überlege ich eine globale Ressourcenknappheit wegen einbrechender Lieferketten (und generell weniger Ressourcen) als Weg zu gehen. Folge wäre dann DeGlobalisierung, stärkerer Nationalismus, kleinere EInflussbereiche.
Das macht es vielleicht auch ein bisschen kontrollierbarer...


Wer sind deine big player im Hintergrund?

- Wenn EU, China, Russland failed states sind, aber Staaten eine Rollenspielen sollen:
- Indien: Wirtschaftliche und militärische Macht mit großem Bevölkerungspotenzial und strategischer Partnerschaft mit Russland
- Brasilien: Größte Volkswirtschaft Südamerikas mit reichen natürlichen Ressourcen und wachsendem Einfluss in der Region
- Türkei: Geopolitisch wichtiger Akteur mit Zugang zu mehreren Meeren und Konfliktzonen sowie Mitglied der NATO und Partner Chinas
- Iran: Regionalmacht im Nahen Osten mit reichen Öl- und Gasvorkommen und Widerstand gegen die westliche Dominanz
- Südafrika:Größte Volkswirtschaft Afrikas und verfügt über reiche natürliche Ressourcen, eine diversifizierte Industrie und einen wachsenden Dienstleistungssektor sowie schon jetzt dank AU, BRICS und Commenwealth gut vernetzt.

Da hab ich tatsächlich wochenlang drüber gegrübelt und bin momentan auf dem Stand zu sagen: Ich weiß es noch nicht, aber ich muss es auch nicht wissen.
Die USA sind für mich gesetzt.
Das China und Russland keine (große) Rolle mehr spielen ist... nicht gesetzt, aber etwas, das für mich je nach Stimmungslage sehr wahrscheinlich, zumindest aber tendenziell wahrscheinlich ist.
Ich tendiere aber momentan ohnehin stark dazu, da nicht allzuviele Setzungen zu treffen.

USA als nationale Macht erhalten, als globale Macht runterschrauben, weil mit sich selbst beschäftigt.
Folge: Deglobalisierung.
China wahrscheinlich kurz vor dem Komplettzusammenbruch oder schon komplett zusammengebrochen, weil
a) echt hart vom Klima gebeutelt
b) als größter globaler Importeuer von so ziemlich allem ohne Globalisierung auf einmal in einer ganz anderen Situation
c) demografieproblem

Europa... ja, da überlege ich noch.
Das Spiel soll, zumindest für den Anfang, ja Deutschland/Europazentriert sein.
Momentan sind Deutschland und Frankreich die großen Taktgeber in der EU. Aber ich überlege, ob ich die EU nur noch als Hülle behalte, oder ganz gescheitert sein lasse. Tendiere zur beduetungslosen Hülle, die sich selbst zerlegt hat.
Deutschland mit massiven Problemen aufgrund von Überalterung und Energieversorgung.

Frankreich damit wahrscheinlich mit einer Führungsrolle bei was auch immer dann das neue Konstrukt ist. Aber da bin ich wie gesagt noch sehr unsicher und unentschlossen.

Ansonsten:
- NGOs & Ideologische Vereinigungen: Nicht-Regierungsorganisationen, die sich für verschiedene Themen wie Umweltschutz, Menschenrechte oder Entwicklungspolitik einsetzen. Das kann verschiedene Formen annehmen siehe Letzte Generation, QAnon, Oxfam,Transparenx International, Black Lives Matter. Könnten Auftraggeber oder Gegner sein. Selbst "gute" Ziele kann "schlechte" Methoden bedeuten

Guter Punkt, da hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht...
Muss ich mal auf mich wirken lassen. Aber als großer globaler Player im Hintergrund sehe ich sie eigentlich glaube ich - erstes Bauchgefühl - eher nicht.

- Multinationale Konzerne sollten klar sein in Cyberpunk.

genau. Die und die dahinterstehenden Einzelpersonen/Familien werden die wichtigsten Player im Hintergrund sein. Wichtiger noch als die Staaten.

- Religiöse Bewegungen: Wann immer es den Leuten schlechter geht wird Religion wichtiger. Extremismus ist klar, aber auch schon konservative Religionsinterpretationen sind interessant. 

Das ist auch noch so ein Mienenfeld. Inhaltlich gebe ich dir Recht, das sollte eine wichtige Rolle spielen und wäre sehr interessant, böte sprengstoff. Leider halt auch in der echten Welt. Da tänzel ich bisher bewusst drum herum...

- Superreiche: Schon heute können einzelne Oligarchen oder Billionäre quasi die Weltordnung verändern. Musk, Gates etc. Eine einzelne Person kann also durchaus auch global Player sein und Nationen, Firmen und Bewegungen für sich als Werkzeug nutzen.

Genau, hinter den Konzernen stehende Einzelpersonen. Das wird aus meiner Sicht der Anfangs- und Endpunkt des ganzen sein. Da werde ich auch einige festlegen wollen, die dann das Spiel ganz weit im Hintergrund "lenken"

KI als Herrscher:
- Digitaler Urlaub: Der digitaler VR Raum wird im Rahmen vorgestreckter Regeln der Herstellerfirma über eine KI verwaltet. Diese wertet Stichprobenartig so ziemlich alles aus was passiert und ändert so alles ab von Besitzverhältnissen und Regeln bis hin zur Darstellung und Naturgesetzen. Die KI könnte sich dabei durch Fehlinterpretationen, Hacks oder andere unvorhergesehene Situationen auch durchaus mal über die vorgestreckten Rahmenbedingungen hinweg setzen.
- Reale Welt: Nicht nur wäre hier der Einfluss der KI auch trotz IoT eingeschränkt, es würde das angestrebte Setting deutlich verändern. Es könnte sein, dass so zu viele Elemente nebeneinander existieren.

Im digitalen Raum ist das glaube ich gesetzt. Zumindest in einigen Bereichen.
In der realen Welt würde ich das gern als Gedankenexperiment irgendwo ganz lokal und in eng umgrenztem Raum machen, weil es so viel Spaß macht und so viele coole Möglichkeiten eröffnet - aber definitiv nicht in großem Stil. Quasi ein Computer, der irgendwo im ländlichen Raum den Bürgermeister ersetzt hat oder so.
Aber ich gebe dir Recht, da muss man den Einfluss deutlich begrenzen.


Ja, soviel erstmal meine aktuellen Gedanken.
Ich merke, Worldbuilding fällt mir doch schwerer als ich gedacht hätte :D
Deswegen nochmal: Danke für jeglichen Input!
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Schleicher am 2.04.2023 | 11:32
Ja, soviel erstmal meine aktuellen Gedanken.
Ich merke, Worldbuilding fällt mir doch schwerer als ich gedacht hätte :D
Deswegen nochmal: Danke für jeglichen Input!

Vorschlag:
Schreib den aktuellen Stand mit allen Widersprüche hier. Das hilft.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 2.04.2023 | 19:48
Sehr gern.
Brauche nur etwas Zeit, die ganzen ungeordneten Gedanken zu digitalem Papier zu bringen - aber ja, sehr sehr gern. Die letzten zwei posts waren ja schon so ein bisschen der Anfang davon.

Und um euch schonmal was zum Knabbern zu geben, hier meine aktuell größte Baustelle:

Angenommen das Spiel spielt so etwa 2 Generationen/30-40 Jahre in der Zukunft. Genau festlegen will ich es nicht - zumindest noch nicht.
Weiterhin angenommen in den nächsten 10-15 Jahren fällt die Globalisierung zumindest ein Stück weit in sich zusammen, weil die USA keine globalen Sicherheitsgarantien mehr geben und als Folge daraus Piraterie/Freibeutertum für den internationalen Handel erneut eine relevante Bedrohung werden (in welcher Form auch immer, da bin ich auch noch nicht festgelegt).

Was hieße das für die EU?

Ich schwanke da echt hin und her und wieder zurück.

Für Deutschland als Export-Nation wäre das wahrscheinlich ne mittlere Katastrophe und würde wahrscheinlich zumindest in Teilen eine DeIndustrialisierung nach sich ziehen... oder sehe ich da zu schwarz und das könnte über Handel mit Nachbarstaaten kompensiert werden?!
Könnte ein Konstrukt wie die EU - in abgewandelter Form? - überleben?
Würde sich die Kleinstaaterei nicht wieder durchsetzen? Die Tendenz sieht man ja bereits teilweise jetzt.

Mit welchen Nachbarstaaten würde sich das deutsche Verhältnis stärken, mit welchen verschlechtern? AUfgrund unserer Historie neige ich ja fast dazu zu sagen, dass weder Polen noch Frankreich noch England an wirklich starken Bündnissen mit uns interessiert wären - erst recht nicht, wenn Frankreich aufgrund demografischem Wandel wahrscheinlich Deutschland als großte Volkswirtschaft Europas ablösen würde.

Was würde das für den Euro bedeuten, der ja genauso finanz-projekt wie politisches Instrument ist?

Und: Seht ihr irgendwelche Unternehmen in Deutschland, die auch unter diesen Bedingungen globale Bedeutung hätten?
Momentan fällt mir nur Biontech ein :D Hab da aber noch nicht viel drüber nachgedacht...

Fragen über Fragen ;)
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Eismann am 2.04.2023 | 21:04
Ich fürchte du näherst dich gerade einer Simulations-Todesspirale.
Versuchs doch mal andersherum: Wie möchtest du, dass das Setting ausschaut? Und dann überlegst du dir, wie es dazu gekommen ist.
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 6.04.2023 | 21:57
Ja... ich glaube die Befürchtung ist nicht ganz unberechtigt :D

Wäre auch nicht das erste mal...

Meine Grundidee war es, ein grobes globales Gerüst zu schaffen, und dann mit diesem Gerüst buttom up vorzugehen.
Von "global" hab ich mich mittlerweile auch schon komplett verabschiedet, weil es wenig Sinn ergibt da zu viele Festlegungen zu treffen.

Momentan ist es mein Ziel immerhin für Deutschland ein Grundgerüst zu schaffen und dann von da aus weiter zu gehen. Dann hat man eine gute mittlere Ebene, die das ganze eingrenzt, und kann von da aus buttom up vorgehen.

Aber ich springe da immer noch, da hast du vollkommen Recht.
Mal über die Feiertage etwas sacken lassen und dann weiter schauen
Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: Aedin Madasohn am 7.04.2023 | 07:24
Was würde das für den Euro bedeuten

hier vielleicht von dem gewünschten Ergebnis aus denken?
wie viel Augenzwinkern darf es sein? Bierernst?

- schweizer Franken sind DAS Geld schlechthin. Gibt es aber nur über (Nummern)Konten und Transaktionskontrolle. Wird mit in den Sonderwirtschaftszonen problemlos bezahlt. Höchste Akzeptanz - sofern Zugriff auf die benötigte Infrastruktur  ;)

- britisches Pfund. Weil nicht vom Eurocrash mit herabgezogen, gibt es das noch. Ist wertmäßig kleinteilig (Straßenniveau) - wichtigster Pluspunkt: gibt es noch als Banknoten, damit kann ohne BigFinanzKontroll auf der Straße bezahlt werden. die britische Zentralbank ist sich bewusst, dass einzig dieser Präsenzgeldanteil das Pfund am Leben erhält.
Darf man dann auch gerne nach dem (dann) amtierenden King/Queen beim Vornamen nennen.
an den Pfund in der Tasche erkennt man die Gossenrate

- Argentan&Aurum. Konzerernprodukt. Silberdraht bzw. Golddraht in einem Polymer-Scheslaweng eingewoben, Echtheit wird (bei Bedarf) über elektr. Widerstand, Wärmeentwicklung und Gewicht (Techgebabbel Scan hast du nicht gesehen) verifiziert.
Bei Bedarf  ;)
Wenn grobe Rechnung 30 gr Gold 1500 Euro wären, sind 1 gr schon 50 Euro
wenn 30 gr Silber 25 Euro wären, sind 5 Euro 6 gr
an den Argentanus in der Tasche erkennt man den Konzerner beim verruchten Ausflug in die sündige Partylansdschaft vor den Toren der Sonderwirtschaftszone

Titel: Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
Beitrag von: BBB am 10.04.2023 | 20:58
Was würde das für den Euro bedeuten

hier vielleicht von dem gewünschten Ergebnis aus denken?
wie viel Augenzwinkern darf es sein? Bierernst?

Würde ich gern, aber ich hab bisher kein gewünschtes Ergebnis :D
Ich fand die Idee toll, eine offizielle und eine "Untergrund-Währung" zu haben. EInfach weil es flair hat und man ein inoffizielles Erkennungsmerkmal hat.
Aber das war es dann auch schon :D

Deine Ideen finde ich gut.
Vom Flair her fände ich es eigentlich ganz schön, viele lokale Währungen einzuführen. Aso quasi wieder ein Äquivalent zur DMark, zum Franc, usw. Allerdings macht es das am Spieltisch komplizierter.
Eventuell eine universelle digitale Währung, kontrolliert und gestützt durch die USA, und Bargeld dann lokal.

Keine Ahnung.

Eine Konzernwährung fänd ich lokal auch ganz charmant, auf Staatsebene wäre das aber eher schwierig.



Das geopolitische habe ich jetzt glaube ich soweit sortiert, dass ich mich an die wirtschaftliche Landschaft machen kann, die natürlich mächtig damit verflochten sein wird.

So als Eckpunkte (ins Reine schreibe ich das irgendwann mit etwas mehr Ruhe):
USA ziehen sich als globaler Sheriff zurück und werden nationalistisch-er. Damit bricht die Gloablisierung weitgehend zusammen.
Durch den Zusammenbruch der globalen Lieferketten gibt es zwei ganz ganz große Verlierer (eigentlich noch mehr, aber die erstmal hier relevanten sind die folgenden), nämlich die Exportweltmeister: China, das durch Klimakrise, weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft und demografischen Wandel gleich drei Krisen parallel bewältigen muss und davon in die Knie gezwungen wird, und Deutschland, dem mit den USA und China gleich zwei seiner größten Märkte wegbrechen.
Naja, eigentlich drei. Denn ohne Export, ohne US getriebenes globales Sicherheitsnetz und mit steigendem Nationalismus bricht auch die EU auseinander.
Frankreich ist hierbei der große Beneficiary und baut sich ein eigenes inner-europäisches Netz aus engen Verbündeten auf. Deutschland legt sich auf nationaler Ebene durch pluralistisches Parteiengezänk weitgehend lahm, zudem brechen viele, viele Steuern weg. Der Sozialstaat wird eingedampft und kapitalisert... in meinen Notizen hab ich die Notiz gefunden: "Deutschland wird zum feuchten Traum der FDP" :D
International verliert es dramatisch an Einfluss. der Westen wird von Frankreich überstrahlt, der Süden schlittert in die nächste Finanzkrise... einzige die öftlichen Staaten bieten halbwegs stabile Märkte und Bündnisse, sitzen aber in der Zange zwischen Deutschland und Russland.

Dadurch, dass einige deutsche Standorte immernoch von globaler Bedeutunug sind (Biotechnologie, Waffentechnologie, ...), sind es auf einmal einzelne Gemeinden, die sehr einflussreich werden und sich von Berlin nichts mehr sagen lassen - eine komplette Umkehr der Machtverhältnisse.

Und natürlich spielen in einem mehr und mehr kapitalistischen System Großkonzerne eine immer wichtigere Rolle - da sitze ich dann als nächstes dran.