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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Fading Suns => Thema gestartet von: Elantil Enbaran am 5.07.2004 | 11:14

Titel: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 5.07.2004 | 11:14
Am kommenden Donnerstag gebe ich mein Debut als SL bei FS. Geplant ist fürs erste ein einmal Abenteuer, das aber eventuell als längerfristig laufen kann. Mal sehen wie die Gruppe es aufnimmt.

Alle Chars sind alMalik Adlige (maximal Baronet). Geplant ist ein Ball, zu Ehren des Counts (Namen muss ich erst noch kreieren). Es ist sein 100. Geburtstag. Seine Frau ist vor jahrzehnten verstorben und sein Sohn wird seid Ewigkeiten vermisst. Er hat also keine Erben für sein angeblich gigantisches Vermögen (hätte er keine Schulden bei den Reeves wäre er reich >;D). Es wurden mehr als 300 Gäste geladen. Alle glauben das er einen Erben benennen wird.

Das ganze läuft auf einer Kulisse aus 1000 und einer Nacht (der Count hat halt seinen Splien, auch wenn es nicht 100% alMalik ist). Verschiedenste Intrigen sind vorbereitet.

Mein persönliches Problem, wie bringt man die Chars unter 300 Gästen zusammen?

Char Nummer eins ist der Grossneffe der Counts und Musikus, Char Nummer 2 ist eine bildhübsche Adlige und Malerin und Char Nummer 3 wird wahrscheinlich ein "begandeter" Fechter.

Hat jemand ne Idee die mir weiterhelfen kann?
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Azzu am 5.07.2004 | 12:49
Char Nummer eins ist der Grossneffe der Counts und Musikus, Char Nummer 2 ist eine bildhübsche Adlige und Malerin und Char Nummer 3 wird wahrscheinlich ein "begandeter" Fechter.

Hat jemand ne Idee die mir weiterhelfen kann?

Da Spieler grundsätzlich engstirnige Wesen von begrenzter Kooperationsbereitschaft sind, die den Spielleiter als Feind betrachten und die gar nicht daran denken werden, ihre Charaktere von selbst auch nur in die Nähe der jeweils anderen zu lenken, würde ich ganz brachial vorgehen  ;).

Bau einen Teil der Veranstaltung ein, während dem sich die Menge in kleine Gruppen teilt: Etwa die vom Grafen organisierte Anreise zur Location in Pferdekutschen / mit Schwebern / auf dem Rücken riesiger fliegender Echsen, oder ein Rundflug über die Ländereien des Gastgebers mit ähnlichen Vehikeln (z.B. solchen Luxusgleitern, mit denen Jabba und seine Schergen durch die Wüste fliegen). "Zufällig" landen alle Charaktere im selben Vehikel.

Dann baust du eine schnelle Actionsequenz ein, die alle Beteiligten zur Kooperation zwingt. Die Charaktere gemeinsam bluten zu lassen, wirkt wahre Wunder für die Gruppenbildung  >;D. Das muss kein Kampf sein - Hauptsache, die Charaktere helfen sich dabei gegenseitig aus der Patsche.
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Enkidi Li Halan (N.A.) am 5.07.2004 | 12:54
Okay, dies ist kein Fußball-thread, ich dachte schon ;-)

Tja, nicht ganz leicht, diese Ausgangssituation. Glücklicherweise ist es kein Maskenball, das würde das ganze noch erheblich verkomplizieren.
Ich würde mal sagen, das muss über die Intrigen laufen, die du vorbereitet hast. Eine Gruppe zusammenbringen funktioniert nur über einen gemeinsamen Nenner, d.h. in einer Intrige müssen die Belange und Interessen aller Gruppenmitglieder angetastet werden, sonst haben sie unter Umständen keinen Anreiz, zusammenzuarbeiten. Ist jetzt als Aussenstehender schwierig, Tipps zu geben, dazu bräuchte es etwas mehr Infos...
Obwohl, wenn ich es mir so ansehe, sind zumindest zwei Charaktere über ihren musischen Hintergrund eher miteinenader zu verknüpfen. Laß doch den Musiker für ihre Bilder schwärmen. Er kommt dann z.B. zufällig zu einer Gruppe von Adeligen, die vor einem ihrer Bilder stehen und es vollkommen runtermachen- er nimmt das ganze in Schutz und erlangt so ihre Aufmerksamkeit.   
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 5.07.2004 | 14:20
Danke für diese Ideen. Am besten ich kombiniere beide. Während eines Events in kleineren Gruppen kommt gerade ein Intrige zum tragen, wodurch sie alle betroffen sind. HAH, meine grauen Zellen arbeiten schon wieder. Danke Euch.

Ergebniss stelle ich dann nach dem Abend hier vor.
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Boba Fett am 5.07.2004 | 16:24
Bildhübsche Frau wird belästigt, wendet sich beim Adligen um Hilfe, der wird zum Duell gebeten und der fechter bietet sich als Sekundant an.
Das Duell findet draussen statt und ist "unfair", so dass am Ende auch der Fechter und die Frau (sofern in der Lage) zu den Waffen reifen. Danach feiert man den gemeinsamen Sieg - Sowas verbindet.

Du musst nur der Frau den Tip geben warum sie belästigt wird, und an wen sie sich wenden soll
und dem Fechter den Tip geben, dass es ein Duell geben wird, und er als Sekundant gebraucht wird.
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Kardinal Richelingo am 5.07.2004 | 18:28


Da Spieler grundsätzlich engstirnige Wesen von begrenzter Kooperationsbereitschaft sind, die den Spielleiter als Feind betrachten und die gar nicht daran denken werden, ihre Charaktere von selbst auch nur in die Nähe der jeweils anderen zu lenken, würde ich ganz brachial vorgehen  ;).


markus, such dir andere Spieler  ;)
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Vale waan Takis am 5.07.2004 | 20:17
Auf alle Fälle mal ne interessante Gruppe die nicht total auf Kampf getrimmt ist.
Ich fände es schön sie über ihre ganz besonderen Talente zusammenzubringen...
hmmm...

Ohne zusehr in deine Pläne eingreifen zu wollen spukt mir da so nen Szene im Kopf rum:
Der Count verschwindet auf dem Höhepunkt des Balls, bevor er einen Erben benennen kann. Zunächst werden von seienr Garde alle Gäste "höflich" zu ihren Zimmern geleitet, das Anwesen abgeriegelt.
Bei ihrer Suche stoßen die Gardisten auf einen Raum, der ganz nach 1.001 Nacht eingerichtet ist. (Kissen, Polster, Düfte etc. alles was dazugehört halt)
Die Wände des Raumes (ein toller Runder und kuppelförmiger Bau) sind runum bemalt mit wunderschönen Malereien, bis auf einen weißen Fleck. Eine orientalische Musik spielt die ganze Zeit, doch kurz vor dem Schlussakkord springt sie in schrecklicher Dissonanz an den Anfang zurück.
Eine (anscheinend) mechanische Figur thront auf einem Sockel und zeigt den Count in jungen Jahren. Ihre künstlichen Augen mustern jeden, der den Raum betritt. Sie verwehrt jedem den Zutritt zur leeren Fläche an der Wand und zu dem Gerät, aus dem die Musik kommt und fordert mit knarrender Stimme zum Duell mit dem Degen (oder whatever der Fechter gerne benutzt  ;)) vielelicht liegt schon der ein oder andere Gardist kampfunfähig am Boden.
Man gedenkt natürlich der drei Spezialisten für einen solchen Fall (oder man holt sich nur den Fechter und der muss dann auf das naheliegende kommen).
Sind die "Rätsel" gelöst (die Figur besiegt, das Gemälde vollendet, das Lied komponiert) beginnt der Raum sich zu drehen. Die Öffnung des Eingangs wird zur Öffnung zu einem geheimgang, während die gardisten (die natürlich nicht mit in den Raum gekommen sind  ;D) draußen plötzlich vor einer Wand stehen.

Später dann immer mal wieder die einzelnen Fähigkeiten der Chars Stärken und Schwächen fordern, damit die drei ZUsammenwachsen können
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Enkidi Li Halan (N.A.) am 5.07.2004 | 23:40
Schöne Idee, Vale...

@eed_de: Aber Azz hat schon recht, Spieler können wirklich anstrengend sein, besonders und *vor allem*, wenn sich ihre Charaktere nicht kennen. Ich weiß nicht, da macht es in den Gehirnen von Spielern immer *klick* und dann ignorieren sie mit diabolischer Freude jeden Versuch, sie zu einer Gruppe zusammenzubringen ;-) Und das sag ich jetzt auch als Spieler *g*
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Gast am 8.07.2004 | 02:07
Vielleicht etwas spät, aber ich habe auch noch eine Idee:

Ein Spiel in Gruppen, eine Art Wettstreit, bei der die drei Charaktere in eine Gruppe eingeteilt/ gelost werden (Zufall, oder gar das Resultat von Manipulation?). Aus diesem spiel kann man dann eine Wttstreit machen, bei dem die SCs andere Gruppen auf verschiedenen Feldern bezwingen müssen - Herausforderungen für alle. Genaue Details hängen von deinen Plänen ab, aber der Nährboden für Intrigen, geheimes Wissen und heißblütige Kämpfe um das Erbe lassen sich hier hervorragend einbringen.
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 11.07.2004 | 12:34
Hat zwar länger gedauert, aber nu habe ich auch die Mitschriften von Wiltrud, unserer wunderschönen Adligen. Sie hat mir erlaubt ihr Tagebuch zu veröffentlichen. Ich möchte darauf verweisen das das Copyright bei Wiltrud Daniels liegt und kopieren und sonstige Arten der Weiterverbreitung nicht ohne ihr Genehmigung erfolgen dürfen!

Die Tagebücher der Baroness Nenezareh Ibn Falaschniin Ibn Razime al-Malik
Band 18

29.07.4996
Mein liebes Tagebuch,
während meiner Geburtstagsfeier erfuhr ich heute von Faatina, dass ich ebenfalls zum Geburtstagsball des Count Jusuf el Fahdir al-Malik eingeladen bin. Er soll genau einen Monat nach meinem Geburtstag stattfinden, also am 28.08. und schon jetzt spricht alle Welt kaum über etwas anderes. Die Gerüchte schwirren nur so über den Markt von Samarkand. Faatina meinte jedenfalls, ich gehöre auch irgendwie zur Verwandtschaft des Count und wäre deshalb ebenfalls eingeladen. Man munkelt, dass der Count sich auf diesem Ball nach einem Erben für sein Vermögen umsehen will. Naja, er wird ja auch 100, da muss man sich wohl über so etwas Gedanken machen. Interessieren würden mich ja seine Pferde...  . Vielleicht ergibt sich ein Gespräch mit ihm und ich erhalte die Gelegenheit ihn nach einer Führung durch seine Ställe zu fragen. Das wäre phantastisch, aber ich will meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben.
Zum hundersten Geburtstag wollte ich schon etwas Besonderes schenken. Gar nicht so einfach, man erzählt sich ja die wildesten Gerüchte über ihn. Ich hoffe er hat einigen Humor, denn ich habe heute Vormittag die Arbeit an einem symbolhaften Ölgemälde begonnen. Es wird hochkant sein, 1,40m hoch und 0,7m breit. Im Vordergrund werde ich den Count selber malen, mit gezogenem Krummsäbel, sozusagen in Eroberungsgeste, auf einem seiner Lieblingszuchthengste (ein prachtvolles Tier im übrigen), der gerade steigt und sich drohend erhebt. Opfer dieser Drohgebärde von Ross und Reiter ist sein eigener Palast, der sich verkleinert unterhalb der Vorderhufe des Hengstes befindet. Um selbigen Palast herum befinden sich Höflinge, niederer Adel (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind angedeutet, aber natürlich so, dass Niemand mir etwas nachweisen könnte), wobei die Damen in halbdurchsichtigen Kleidern und eindeutigen Gesten dargestellt sind, die männlichen mit falschem Lächeln, sowie Diener. Alle Personen, sowie Teile des Palastes sind mit gelb-grünlichem Schleim bedeckt. Der Hintergrund wird eine besondere Herausforderung: ein Ausschnitt des Jumpwebs und zwar so, dass Istahkr den Mittelpunkt bildet und sich direkt neben dem Herzen des Count befindet. Fertig habe ich bis jetzt die Vorarbeiten am Palast mit seiner Umgebung. Ross und Reiter sind jedoch ebenfalls angefangen.
Nun werde ich mir aber erst mal Nebukadnezar satteln lassen.
Sahrie

27.08.4996
Mein liebes Tagebuch,
ich denke, es ist eine gute Idee, mich von Bruder Serenus begleiten zu lassen. Ein Ball würde ihn sicherlich aufmuntern und ihm etwas Ablenkung bringen. Außerdem schreckt mein geistlicher Beistand vielleicht ein paar der lästigen Freier ab. Auch wenn ich gegen ein Abenteuer nichts einzuwenden hätte. Aber in diesem Fall lässt sich für Bruder Serenus sicherlich eine wichtige Aufgabe finden.
Es bleibt die schwierigste Frage: was ziehe ich an? Das neue Grüne? Es ist vielleicht etwas zu freizügig. Das lilafarbene wäre auch nett, aber lila macht mich so bleich... . Ich hätte auch noch das hellblaue, das trug ich ja erst einmal. Aladaya und Azhara sollen mich heute Nachmittag beraten. Ich könnte natürlich auch Bruder Serenus fragen, aber der ist immer so unselektiv.
Mein Bild ist übrigens wundervoll! Pappa hat gelacht und gesagt er hoffe für mich, dass der alte Knabe Humor habe. Manche Leute werden mich hassen, glaube ich, aber wenn sie mich dann sehen, werden sie dahinschmelzen.
Ich freue mich, Sahrie
P.S.: Merkwürdig ist ja der Treffpunkt: auf dem Flugfeld in Samarkand mittags..., anscheinend werden wir abgeholt.

30.08.4996
Mein liebes Tagebuch,
noch immer hält mich die Verzweiflung in ihren eisigen Klauen. Und ich weiß nicht, wie ich ihr und meiner Verwirrung entfliehen kann. Vielleicht hilft das Schreiben. Ich werde vorne beginnen, um Dich nicht um den Genuss einer spannungsreichen Erzählung zu bringen. So wirst Du auch eher nachvollziehen können wie es mir jeweils erging. Gefühlsmäßig meine ich.
Da wir über Nacht eingeladen worden waren, hatte ich mich entschieden Aladaya und Azhara ebenfalls mit zu nehmen. Azhara ist die Einzige, die einmalige Frisuren bei mir herrichten kann. Einmal hatte ich eine Andere für meine Haare, den Fehler mache ich nicht noch einmal, es war eine Katastrophe! Sie konnte mir das Haar nicht einmal richtig waschen und kämmen ohne zu ziepen und mir die Hälfte meiner Haare aus zu reißen.
Außerdem war es mir ganz lieb, dass Jemand bei meinem Gepäck sein würde, besonders wegen meines neuen Rubincolliers und des Bildes für den Count. Und Azhara ist ja die Zuverlässigste. Neben Aladaya natürlich.
Pappa hatte mir einen Haarschmuck aus Silber mit grüner Jade geschenkt, deshalb habe ich dann erst mal doch das lilafarbene Kleid angezogen und die silbernen Schuhe mit den Malachiten, weil sie farblich so schön zu dem Jadeschmuck passten. Aber die anderen Kleider und das neue Rubincollier hatte ich natürlich dabei.
Wir waren 16 Passagiere, die in einen Gleiter geführt wurden. Ich und Bruder Serenus saßen in einem Viererabteil zusammen mit Baronet Harun al-Raschid al-Malik und Baronet Hassan Ibn Husseni ab Farun al-Malik. Letzterer erregte sofort unser Missfallen, er brüskierte Bruder Serenus vor aller Augen, indem er nach der Verbeugung dessen Sutane hob und fragte, ob man heutzutage darunter etwas trage. Seine Vorstellung vergaß er ebenfalls. Ich habe ihn mir gemerkt, der ist nicht zu schade für ein tödliches Duell. Baronet Harun allerdings sah erstaunlich gut aus, so dass ich mich aufgrund des vorhergegangenen betont an ihn wandte. Leider mischte sich dieser Abschaumsbaronet gleich ein und beleidigte Haruns Familie, nach der ich gerade gefragt hatte. Ich habe mich dann eingemischt, denn das ging ja nun doch zu weit. Auf ein Duell wollte ich mich mit so einem Tölpel nicht einlassen, vielleicht lässt sich irgendwann einmal etwas einfädeln.
Baronet Harun erzählte sehr interessant von seinem Land nahe Samarkand und einer Schwertschule, die er im Spiel gewann. Interessanter Werdegang. Ein recht charmanter Baronet, das muss ich sagen. Zudem war er höflich, nicht so wie Baronet Hassan. Er zeichnete sich auch nicht durch das dümmliche Grinsen mir gegenüber aus, das bei Männern in der letzten Zeit üblich geworden zu sein scheint.

Ende Teil 1
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 11.07.2004 | 12:34
Teil 2

Nach einer Weile angeregten Gesprächs machte Baronet Harun mich auf ein Gespräch hinter uns aufmerksam, einige andere Adlige waren offenbar der Meinung, wir wären nicht auf dem Wege zu Count Jusuf. Ehe wir beide dies noch genauer in Erwägung ziehen konnten, stand einer dieser Adligen auf (Baron Raschid al Faridne al-Malik, du weißt schon, der mir vor zwei Jahren diesen geschmacklosen Schmuck schenkte), ging zum Cockpit vor, hatte dort offenbar ein Wortgefecht und wurde dann erschossen. Wir waren erst einmal alle so geschockt, dass Niemand reagierte. Zwei vom „Personal“ gingen dann mit Waffen durch den Gleiter und befahlen Ruhe. Wir waren sowieso alle viel zu geschockt um zu reden, Baroness Fatima fiel in Ohnmacht. Nun, das ist ja normal bei ihr, aber in der Situation auch verständlich. Ich war selbst einer Ohnmacht nahe, besonders weil „unser Bauerntölpel“ Ärger machte. Harun mischte sich dann ebenfalls ein, warum auch immer. Am schlauesten erschien es mir, mich ruhig zu verhalten. Auch wenn Baronet Harun ein beeindruckendes Geschick mit seinem Krummdolch entwickelte. Ich möchte mich nicht unbedingt mit ihm duellieren, denke ich. Wenn es sich vermeiden lässt.
Aber um gewöhnliches Personal handelte es sich bei den Angreifern nicht, soviel war mir mittlerweile klar.
Auf alle Fälle gab es ein ekelerregendes Blutbad, andere Passagiere mischten sich ebenfalls ein. Ich hielt es für klüger mich herauszuhalten. Blut hätte sich auf meinem schönen neuen Kleid auch nicht ganz so gut gemacht. Das war es mir jedenfalls nicht wert. Abgesehen davon befand sich mein Rapier sowieso im Gepäckgleiter. Einer der „Diener“  erstach Baronet Garban bi Janubi al-Malik und brüllte etwas von Intrigant. Merkwürdig, ich hatte von ihm nie etwas Auffälliges gehört. Natürlich wurde der Diener sofort erstochen. Aber es war irgendwie noch mehr von diesem Gesindel an Bord. Anscheinend konnte der „Bauerntölpel“ immerhin schießen, leider auch auf den Piloten. Sehr geschickte Aktion, besonders weil Niemand von uns Anderen fliegen kann/konnte. Aber Baronet Harun erwies sich als Held, ermachte dort im Cockpit irgend etwas, so dass wir zumindest nicht abstürzten. Was in Anbetracht der Lage immerhin etwas war. Also, einen Flug zum Ball hätte ich mir anders vorgestellt. Arme Azhara, arme Aladaya, sie würden sicherlich in Sorge geraten. Aber man würde uns ja wahrscheinlich vermissen. Die Minuten verstrichen recht quälend, bis wir wunderbarerweise dann doch zum Palast kamen und unser Gleiter sogar landete. Dank sei dem Allschöpfer (und Baronet Harun).
Erstmal war mir natürlich nach einem Bad zumute. Azhara war völlig aufgelöst, aber ich konnte sie ja dann beruhigen. Nach dem Bad und neu frisiert ging es mir dann schon wieder besser. Bruder Serenus machte allerdings immer noch einen sehr aufgelösten und kalkweißen Eindruck. Ich glaube, ihn hat dieser Flug mehr mitgenommen als mich. Nun, Ablenkung hatte er so auf alle Fälle.
Der Saal machte einen sehr netten und ausgesprochen stilvollen Eindruck. Sehr exquisite Ausstattung und einige interessante Gemälde. Ich nutze die günstige Gelegenheit Baronet Harun noch einmal für sein beherztes Eingreifen während des Fluges zu danken. Es schien ihm peinlich zu sein?
Dann erschien unser Gastgeber. Also für sein Alter, ich muss sagen, er sah richtig gut aus! Und von sehr einnehmender Ausstrahlung. So Jemand hätte mal um mich freien sollen dachte ich. Oh wenn ich gewusst hätte! Eine kalte Hand greift nach meinem Herzen! Es war besser, dass ich nichts wusste. Count Jusuf.... Hilfe! Ich sollte mit meinem Bericht fortfahren, für Verzweiflung bleibt noch genug Zeit….
Als erstes schritt Count Jusuf zum Auspacken seiner Geschenke. Er scheint Spielzeuge aus der zweiten Republik zu mögen. Das Geschenk des „Bauerntölpels“ war natürlich sehr beleidigend, ein Ritualdolch für Selbstmord, aber etwas anderes hatte ich von diesem ungehobelten Dümmling auch nicht erwartet.
Mein Geschenk erregte Hass und Entsetzten bei den anderen Gästen, der Count brach nach einer 2-3 minütigen Betrachtung in schallendes Gelächter aus und bedankte sich explizit bei mir. Also hatte er tatsächlich Humor, wie ich gehofft hatte. Das hätte ja auch leicht schief gehen können, ich glaube Mamma und Aladaya waren hierüber besorgt. Oh wie es mich freute, Jemanden zu treffen, der denselben Humor hatte wie ich!
Baronet Harun geleitete mich zu Tisch. Ich hatte das Gefühl, er wollte einigen aufdringlichen Damen ausweichen, so wie ich einige Barone vermied. Außerdem speisten der Großwesir Aman Ibn Hassan  mit uns, meine geliebte Tante, Faatina natürlich, Baroness Farrar Haadi al Buchi al-Malik, Sir Faaroog el-Mustaf al-Malik und Bruder Serenus. Meine liebe Tante fand mein Geschenk gewagt aber durchaus gelungen. Natürlich hatte ich dann ausführlich mit Faatina zu sprechen und zu diskutieren. Wir amüsierten uns besonders über Sir Faaroog und Bruder Serenus, die sich einen Wettbewerb darin lieferten mich mit offenem Mund an zu starren. Zum Glück hatten wir mit Baroness Farrar eine weitere Schönheit an unserem Tisch, so dass sich nicht alle Blicke nur auf mich konzentrierten, was ich zur Abwechslung einmal recht erholsam fand. Für später jedoch erschien es mir ratsam, mich von ihr zu entfernen, damit ich selber besser zur Geltung käme, denn auf den Tanz wollte ich ja nun nicht verzichten.
Der Großwesir klärte uns dann genauer über die Vorgänge während des Hinfluges auf. Offenbar gab es Vergiftungen und ähnliche unschöne Angelegenheiten unter den Beduinen des Baronets Garban. Dieser war offenbar weder nett, noch politisch geschickt.
Viel interessanter aber war, dass der Großwesir bereitwillig auf meine geschickt eingefädelte Anspielung auf die Pferdezucht des Count einging (ich berichtete von den Gerüchten, die man so über ihn verbreitete und erwähnte die Pferde so beiläufig wie möglich), er lud mich sogar ein länger zu bleiben, um einige der Tiere zu besichtigen. Eventuell würde sich sogar ein Ritt ergeben. Es fiel mir schwer mir mein Entzücken hierüber nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
Im übrigen erwähnte meine liebe Tante, dass der Count ihr Cousin sei. Interessant!
Aber die Pferde des Count...! Du kannst dir mein Entzücken denken. Und der Großwesir ging bereitwillig darauf ein. Was mich in Anbetracht der späteren Ereignisse immer noch erstaunt.
Dann sollte der Tanz mit einem Zufallswalzer beginnen. Mir rutschte ja gleich das Herz hinunter, denn mit mindestens einem Dutzend der Barone wollte ich nicht für den Rest des Abends geschlagen sein. Katastrophe! Ich war nur froh, dass wenigstens Baron Raschin nicht mehr zu diesen unliebsamen Gestalten gehören konnte. Vor lauter Panik vor bestimmten Leuten achtete ich wenig auf den Tanz. Aber dann stell Dir vor, wer vor mir stand, als die Musik aufhörte... Count Jusuf! Mit Sicherheit hatte da mindestens der Großwesir seine Finger im Spiel. Wirklich erleichtert war ich erst mal nicht, denn noch wusste ich ja nun nicht, was an diesen ganzen Gerüchten über ihn dran war. Gut, ich hatte den Bonus, dass mein Bild ihn belustigte, aber natürlich wollte ich auch gerne weiterhin einen guten Eindruck hinterlassen, um mir die Chance auf einen Ritt mit einem seiner phantastischen Pferde nicht zu verderben. So etwas bekäme man ja nicht alle Tage. Aber es war dann einfacher, als ich dachte und fürchtete. Er schien recht angetan zu sein von mir, ohne jedoch in ein dümmliches Anstieren zu verfallen. Noch während des Tanzes bot er mir an, mir die Stallungen zu zeigen, was ich natürlich gerne angenommen habe. Aber wenn ich gewusst hätte was kommt, dann hätte ich vielleicht versucht dem auszuweichen oder hätte gar nicht erst mit den leidigen Pferden angefangen. Aber das ist nun zu spät fürchte ich... . Alles ist nun zu spät, oh grausames Schicksal!
Zuerst war es sehr nett, er zeigte mir ausführlich seine Tiere und wir unterhielten uns sehr angeregt über die Zucht. Es war höchst interessant, aber darauf will ich jetzt nicht näher eingehen. Er lenkte dann das Gespräch leider recht geschickt auf meine Freier. Meine peinliche Berührtheit schien ihn dann zu belustigen. Ein Ausweichen war aber auch nicht möglich. Also ging ich notgedrungen darauf ein. ER schenkte mir eine exquisite Haarspange aus Elfenbein mit Gold- und Silberfäden durchwirkt, in Rosenform mit Blättern aus Jade. Nie zuvor bekam ich ein derart schönes und stilvolles Geschenk. Aber dann wollte er unbedingt von mir wissen, ob ich an die Liebe auf den ersten Blick glaube und was ich von meinem Leben erwarte. Was antwortet man darauf? Das hatte mich noch nie Jemand gefragt. Lügen hielt ich für sehr unschlau, da der Count mit seinem Alter bestimmt über eine entsprechende Menschenkenntnis verfügt/verfügte. Vollends ratlos wurde ich jedoch, als er dann plötzlich auf die Knie sank und um meine Hand anhielt, weil er keinen weiteren Tag seines Lebens ohne mich sein wolle. Das ging mir alles zu schnell und plötzlich. Keiner meiner bisherigen Freier war so schnell und so direkt zu mir. So eine Überrumpelungsstrategie! Auf der einen Seite war ich geschockt, auf der anderen aber auch beeindruckt von seiner Zielstrebigkeit.
Auf jeden Fall hatte er Erfolg mit seiner Strategie, wenn er denn wirklich „nur“ um meine Hand anhalten wollte. Bei Jemandem, der so reich und so einflussreich ist, weiß man ja nicht, ob derjenige nicht doch noch andere Ziele im Hintergrund verfolgt. Und ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin. Gegenüber Jemandem wie Count Jusuf muss ich noch sehr viel lernen, denke ich.
So wie er da vor mir kniete konnte ich nicht ablehnen, auch wenn ich noch immer nicht weiß, ob es schlau war. Er überraschte mich gleich darauf wieder, indem er mir mitteilte, dass Mamma und Pappa schon auf dem Weg hierher seien und wir in zwei bis drei Stunden heiraten könnten. Mein anfänglicher Schock wich bald der Belustigung bei der Vorstellung der Gesichter der anderen Gäste. Aber wer zuletzt lacht...
Und ich muss zugeben, dass mich selten Jemand so beeindruckt hat wie Count Jusuf. Es fiel mir schwer das alles zu realisieren. Es war wie ein Traum. Nie vorher begegnete mir so Jemand.
Als wir weiter durch den Park flanierten, um zum Palast zurück zu kehren, vernahmen wir plötzlich ein Stöhnen und fanden Baronet Harun neben einem der Teiche. Zuerst dachten wir er sei betrunken, doch dann stellte sich heraus, dass er vergiftet worden war. Nach dem zu urteilen was zwischen dem Count und ihm hin und her gesprochen wurde, gab es da wohl eine größere Intrige, in die der Baronet hineingeriet. Offenbar initiiert von einer Erbschleicherin, aber vielleicht war auch der Großwesir beteiligt. Mich grauste es, in welches Schlangennest bin ich geraten? Außerdem fiel mir plötzlich Bruder Serenus ein... . Aber gut, er war und ist nur mein Beichtvater.
Das Gesicht des Baronets, bei der Eröffnung, dass ich die Braut des Count bin, war göttlich! Man muss ja alles mit Humor nehmen, auch wenn mir im Moment nur noch nach Verzweiflung zumute ist.
Am Palast angekommen trennten wir uns von Baronet Harun, um den sich inzwischen auch die Ärzte kümmerten, um Mamma und Pappa zu begrüßen. Ich war gespannt auf ihre Gesichter. Vielleicht hatte Pappa auch etwas geahnt? Zumindest hatte er keine Befürchtungen wegen meines Bildes, also wusste/weiß er vielleicht mehr über den Count, als er mir erzählte? Ich muss ihn einmal fragen, dazu kam ich bisher vor lauter Aufregungen nicht. Wobei es nun aber auch eigentlich egal ist. Als der Count ihn nun jedoch um meine Hand bat, wirkte er sehr überrascht und auch leicht geschockt, aber als ich ihm mein Ja zunickte, schien er sehr erleichtert zu sein. Mamma war völlig außer sich, es war etwas schwierig sie zu beruhigen, vor allem als der Count ihnen dann mitteilte, dass die Trauung schon in zwei Stunden stattfinden solle. Sie waren jedenfalls ebenso überrascht wie ich selbst und genauso überrumpelt. Irgendwie bin ich immer noch durch den Wind von alledem. Es ging alles so schnell und ich wollte doch eigentlich nur ein nettes Abenteuer. Und nun diese Überrumpelung, dann das Glück und jetzt diese bodenlose Verzweiflung...
Wo war ich mit Schreiben?
Count Jusuf ließ den Großwesir kommen, damit er die Gäste um Ruhe und Aufmerksamkeit für die Ankündigung des Count bitten konnte. Die Gesichtszüge der Gäste, als sie mich am Arm des Count sahen, waren schon sehr schön, aber als Count Jusuf dann nach einer sehr schönen Ansage sozusagen die Bombe platzen ließ, gab es eine Reihe von Ohnmachten, sowie allgemeines Entsetzten. Baronet Harun tat sich als Retter der Lage hervor, indem er einen Hochruf auf uns, auf das Brautpaar anstimmte, in den die übrigen Gäste sehr eilig einstimmten. Als der Count unseren Trauungszeitpunkt bekannt gab, war das Entsetzen noch größer. Ich meinte sogar zu sehen, dass der Großwesir zusammensackte. Komisch, da er sich zuerst für uns zu freuen schien. Ich fürchte, ich bin nicht nur im Schlangennest, sondern direkt vor den Mäulern mehrerer Schlangen, die ich gar nicht kenne.
Dann jedoch kam erst einmal ein netter Teil der Nacht: man hatte bereits Gemächer für mich eingerichtet, auch Azhara und Aladaya waren schon geholt worden. Und es gab eine Reihe von Brautkleidern zur Auswahl, sowie Schuhe und Schmuck in allen Variationen. Selten hat mich Jemand so schnell erkannt wie Count Jusuf.
Natürlich gab es Schüsse vor meiner Tür, aber damit hatte ich gerechnet. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, damit die Dienerinnen nicht in Hysterie ausbrächen. Später erfuhr ich, dass es der Großwesir war. Also doch. Nun lebt er nicht mehr... .
An die Trauungszeremonie selbst erinnere ich mich nur nebelhaft. Das war alles etwas viel für mich. Ich denke, eine ganze Reihe Leute war sehr enttäuscht und von Hass erfüllt. Aber in dem Moment war mir das ziemlich egal. Auch glaubte ich mich ja noch beschützt von Count Jusuf. Wenn ich geahnt hätte..., nein es war besser so. So hatte der Count einige glückliche Stunden zum Ende seines Lebens, zumindest hoffe ich, sie waren glücklich, ich hätte ihm so gerne mehr gegeben. Ja, zum Ende seines Lebens, ich kann das nicht schreiben!
Ich weiß nicht wie man Verzweiflung beschreibt!
Es war beim Essen..., wir waren erst vier Stunden getraut, noch nicht mal eine Hochzeitsnacht, da....
Ich weiß nicht, wie ich die Fassung bewahren konnte, um die Benachrichtigung des Dukes zu veranlassen und darum zu bitten, dass dieser eine unabhängige Untersuchungskommission schickt. Auch wenn selbst das wahrscheinlich nicht die Gerüchte zum Schweigen bringen kann. Mit dem letzten Rest meiner Selbstkontrolle veranlasste ich, dass Count Jusuf hier in der Kapelle aufgebahrt wird. Mein Wunsch, die Totenwache zu halten löste einige Verwunderung aus (mehr als meine Tränen jedenfalls). Mamma, Pappa, Tante Balgis und Bruder Serenus sind ebenfalls hier, auch wenn ich ihre Anwesenheit momentan nur wie durch einen Nebel wahrnehme. Ich hoffe, die Wachen, die um die Kappelle verteilt sind, waren dem Count so treu ergeben, dass sie auch mich respektieren. Weniger wegen meines eigenen Lebens, als um meiner lieben Familie Willen. Nein, ich will nicht, dass diese Tagebücher mit den ersten Seiten des achtzehnten Bandes enden, aber im Moment schreckt mein eigener Tod mich wenig. Im Moment hält mich eine ganz andere – nie gekannte – Verzweiflung in ihren Fängen. Ich weiß nicht wie es geschehen konnte, dass Jemand, der soviel älter ist als ich, jemand der so direkt ist, mich derart beeindrucken konnte, in nur wenigen Stunden, dass ich jetzt den Gedanken ohne ihn zu sein nicht mehr ertragen kann, aber es ist geschehen. Mit Count Jusuf an meiner Seite wäre mein Leben nicht der langweilige Alptraum geworden, den ich von der Ehe befürchtet hatte. Nein, ich habe ihn nicht vergiftet, was auch die Leute sagen mögen! Warum hätte ich das tun sollen? Wegen Geld? Was soll ich denn damit, wenn er nicht mehr da ist? Wegen Geld den interessantesten, den beeindruckendsten Mann, der mir je begegnet ist, je begegnen wird, umbringen? Nein, nicht einmal im Wahnsinn! Aber Niemand wird glauben, dass ich, Baroness Nenezareh Ibn Falaschniin Ibn Razime al-Malik, diejenige, die für das grausame Spiel mit ihren Freiern berüchtigt war, die sogar das Herz ihres eigenen Beichtvaters brach (ja, ich weiß, seine Blicke sprachen ja nun Bände genug), ihr Herz an einen Hundertjährigen verlor. Ich verstehe mich ja selbst nicht mehr.
Noch meine ich den warmen Hauch seines Kusses zu fühlen, noch meine ich den sanften Druck seiner Hand an meinem Arm zu spüren, noch meine ich den glücklichen Blick seiner leuchtenden Augen auf mir verweilen zu sehen, und doch liegt da vor mir sein Leichnam und ich weiß nicht mehr wie ich mein Leben ertragen soll. Selbst wenn ich noch lange leben sollte (was hier im Schlangennest unwahrscheinlich ist), werde ich nie mehr Jemanden wie ihn treffen! ER war der einzige, der nicht nur auf mein Aussehen geachtet hat, der auch mich als Menschen darunter wahrnahm und auf mich, auf diesen Menschen einging, anstatt mein Äußeres mit dümmlich-lüsternem Grinsen zu betrachten.
Und mir bleibt nur die Erinnerung an einige wenige Stunden zu voll der Überraschung und des Glücks, um sie fassen zu können... . Oh, Allschöpfer!
Sahrie
Etwas später
Mein liebes Tagebuch,
in meinem Kopf spuken die Bruchstücke eines uralten Liedes oder Gedichtes herum. Den gesamten Text weiß ich nicht mehr, aber das was ich noch erinnere passt zu den chaotischen Gefühlen und Gedanken in mir. Deshalb will ich Dir diese Bruchstücke schreiben (als Dokument für die Nachwelt?).

Now you´re gone
I can feel my heart is breaking
And I can´t go on
When I think of the love you have taken

I never realised my love could be so vine
You´re all I want
Can´t you feel the love in this heart of mine
You´re all that I need
So maybe we can turn back the hands of time,
Maybe we can give it another try,
Just one more time
But now you´re gone
There´s an emptiness closing around me
And I can´t go on
When all I have left is a memory
In the night
I call out your name

I need your love
Much more than I can say
I realise without you
I can´t face another day
You´re all I want
Can´t you feel the love in this heart of mine

Now you´re gone
I can feel my heart is breaking
And I can´t go on,
When all of my love has been taken
…

(Dieser Text stammt aus dem Lied “Now you´re gone” von der Gruppe Whitesnake. )

Mehr fällt mir nicht mehr ein, aber es reicht vielleicht auch. Die Totenwache ist noch lang und mir ist nach inbrünstigem Gebet zumute. Ich werde den Allschöpfer um die Gnade bitten, irgendwo, irgendwie, irgendwann Count Jusuf noch einmal sehen zu können. Vielleicht würde es ihn belustigen, vielleicht auch erfreuen zu erfahren wie  sehr seine Überrumpelungsstrategie zur Eroberung meines Herzens geglückt ist. Und ich würde gerne ihn nur noch einmal...
Sahrie

© by Wiltrud Daniels

Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Vale waan Takis am 14.07.2004 | 14:03
KLingt so als hätte ihr Spass gehabt  ;)
Allerdings ist die Gruppe noch nicht wirklich zusammen, oder?

Vom Fechter hält die Adlige nicht so wirklich viel und gemeinsame Aktionen scheint es auch eher begrenzt gegeben zu haben.

Naja, aber das Spass war da und das ist das Wichtigste. Mich würde die Einschätzung der anderen beiden Spieler auch interessieren, hast du da ein Feedback?
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 14.07.2004 | 14:54
Oja, Spaß hatten wir in der Tat.

Zum Thema Gruppe. Zwei Spieler könnte man mit eher geringem Aufwand bewegen zusammenzuarbeiten. Der Dritte trat von vornherein als Egozentrisches Eckel auf. Aber da habe ich auch schon 2 nette Ideen. Auch wenn es relativ schnell zu seinem Ende führen kann, da die anderen Spieler nicht gerade freundliche Gedanken in Bezug auf ihn hegen. Es hätte ja beinahe auf dem Hinflug schon ein Blutbad gegeben.

Die anderen beiden haben sich in die üblichen Äusserungen "netter Abend" und "war ganz ok" geflüchtet. Also keinen weiteren Feedbacks.

Sie hatten aber auch diverse Intrigen zu überstehen. Noch dazu das unser Oberekel beim Mutashi dient und seinen Auftrag so ziemlich versemmelt hat. (Information nicht beschafft, die falschen Leute die falschen dinge mitgeteilt) aber alles in allem sehr nett.

Hinzukommt, Wiltrud war schon immer unsere Chronistin, egal in welchem Rollenspiel, so halten es die Herren gar nicht für nötig mitschriften anzulegen. Pech für sie das Wiltrud jetzt "nur" ein Tagebuch führt und keine Hüterin der Chroniken mehr ist *fg*. Naja zumindest Namen notieren sie sich ab und an.

Ansonsten erwarten alle drei gespannt den nächsten Donnerstag, vorallem unsere schöne Adlige, die mich ja beschuldigt sie in ein tiefes seelisches Loch gestürzt zu haben. Sie träumt sogar schon von unserem Abenteur. Dabei bin ioch doch gar nicht so fies.  >;D
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 20.08.2004 | 14:46
So, für alle die Wissen wollen wie es weiterging, hier die weiteren Tagebuch Eintragungen unserer jungen Witwe:

02.09.4996
der Tag der Beisetzung
Mein liebes Tagebuch,
gerade sind wir zurück aus der Wüste. Sie haben ihn jetzt eingeschlossen. In der Stadt der Toten. Das ist so endgültig! Ein Teil von mir hat die ganze Zeit noch gehofft, dass es nur ein böser Traum war, dieser Tod, dass ich aufwache, Jusuf neben mir... Aber nun liegt sein Körper in der Stadt der Toten in einem  kalten Mausoleum, und meine Hoffnung ist gestorben. Und wo ist seine Seele jetzt? Oh wenn ich ihn nur noch einmal sehen und sprechen könnte! Und ich glaube auf die Frage mit der Seele weiß auch die Kirche keine endgültige Antwort. Ich hätte mich gerne mit Jusufs Beichtvater darüber unterhalten, aber dieser ist tot. Er war alt und hat den Schock des Todes seines Herren nicht überlebt. Noch ein Opfer. Von wem oder was auch immer, dem Schicksal wahrscheinlich. Es ist immer noch alles so nebelhaft um mich herum. Mein Kummer schließt mich ein. Wie vieles habe ich in den letzten Tagen übersehen?
Erst später realisierte ich zum Beispiel, dass der Oberbefehlshaber der Wache ebenfalls die gesamte Zeit mit mir in der Kapelle war. Ebenso wie Hakim und Razime. Die beiden hatte ich noch nicht mal auf dem Ball gesehen, und das wo Razime mir doch von allen Brüdern eigentlich am nächsten steht.
Aber angesichts von Jusufs Tod ist alles andere plötzlich so unwichtig geworden. Es interessiert mich alles nicht mehr. Vielleicht wird es später einmal wieder wichtig werden, auch wenn ich mir im Moment nicht vorstellen kann, dass etwas anderes als dieser Kummer wichtig ist. Aber es wäre vielleicht trotzdem sinnvoll wenigstens kurz zu schreiben was geschah, auch um den Kummer und die Verzweiflung in mir zu bekämpfen.
Relativ bald nach Beginn der Totenwache traf Duke Hakim mit Gefolge ein. Er ließ als erstes Tante Balgis zu sich rufen. Wie viel Zeit dann verging weiß ich nicht, aber plötzlich kam Abdul Karasan, der Leibdiener Jusufs zu mir und brachte mir die letzten beiden Seiten Jusufs Tagebuches, die Jusuf in jener Nacht schrieb. Zu diesen Seiten kann ich nichts schreiben, sie sprechen für sich. Ich lege sie hier ein und hoffe, dass Niemand sie findet und liest, dem ich solches nicht ausdrücklich erlaubte.


Auszug aus dem Tagebuch des Count Jusuf el Fadir al-Malik
28.08.4996
Heute ist es also soweit. Die liebe Verwandtschaft wird einfallen. Auch wenn ich darauf geachtet habe, dass nicht alle Verwandten eingeladen werden, ist die Ladungsliste doch recht stattlich geworden. Ich muss zugeben bei dem ein oder anderen Gast habe ich ein Auge zugedrückt, einige wenige wollte ich auch eingeladen wissen. Es sind auch einige darunter, auf die ich etwas neugierig bin. Ein Gast wurde auf Bitten von Balgis eingeladen.
Aman hat alles vortrefflich arrangiert. Ich denke für weitere Höhepunkte muss ich nicht sorgen. Das wird die illustre Gesellschaft schon allein schaffen. Es könnte ein durchaus interessanter Abend werden.

29.08.4996
Ich kann es noch immer nicht ganz glauben. In den wenigen letzten Stunden ist eine ganze Menge geschehen.
Beginnen wir mit den lästigen bis ärgerlichen Dingen. Aman hat sich als weitaus gefährlicher und intriganter herausgestellt als bisher vermutet. Begann der Abend recht nett, haben seine Pläne mir doch einiges an Freude genommen. Er scheint mit der Baroness Farrar Hadi alBuri zusammen zu arbeiten. Es scheint, dass er meinen Einwand ich wolle meinem Großneffen Baronet Harun al Raschid mein Vermögen hinterlassen ziemlich ernst genommen hat. Na ja, das Problem sollte vorerst aus der Welt geschafft sein. Dieser Harun scheint mir nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Das zeigt auch schon sein schnelles Eingreifen auf dem Flug hierher. Bemerkenswert. Sollte ich mich nicht in ihm getäuscht haben? Irgendwie muss ich mich bei ihm revangieren.
Darüber hinaus scheint Aman die Informationen, nach denen ich schon so lange suche, gefunden zu haben. Zu dumm, dass er nicht in der Lage war, sie zu behalten. Baroness Damuk Fiddah alKhamsin hatte wohl etwas gegen ihn in der Hand. Aber auch sie war nicht in der Lage diesen Abend zu überleben. Ziemlich plump von diesem Baronet Hassan Ibn Husseini ap Farum, das muss ich schon sagen. Aber warum ausgerechnet Hemar dafür herhalten musste? Steckt da etwa der Hintermann von diesem Hassan dahinter? Zumindest will dieser Unbekannte den Datenträger, den Damuk von Aman erhalten hat. Dank der Information von Hassan konnte ich diesen Datenträger sofort sicherstellen lassen. Hassan wird nichts davon erfahren und erst recht nicht diesen Datenträger erhalten. Sollte er mich für so dumm halten? Von ihm hätte ich mehr erwartet. Es ist trotzdem sehr ratsam ihn im Auge zu behalten. Eventuell kann ich ihm eine Stellung verschaffen, bei der mir dies möglich sein wird. Hakim schuldet mir noch diverse Gefallen. Ich denke man kann das Lehen dieses Hassan problemlos verlegen lassen.
Lady Dokha hat sich als das Problem, welches ich erwartet hatte, herausgestellt. Nun, das wird bis morgen warten können.
Nenezareh. Es ist unbeschreiblich was ich in ihrer Gegenwart verspüre. Hinter ihrem wunderschönen Antlitz verbirgt sich ein sprühender Geist, ein ganz wundervoller Humor. Wie sehr hatte ich gehofft, dass sie meinen Antrag annimmt und dann hat sie tatsächlich JA gesagt. Wie wundervoll. Mein altes Herz wollte vor Glück bersten. Ich habe ihr eröffnet, dass die Hochzeit noch heute stattfinden soll. Jetzt sind es keine 20 Minuten mehr. Ich kann keinen weiteren Augenblick mehr ohne sie sein. Deutlich habe ich gespürt, dass es ihr ähnlich gehen muss. Hoffentlich hat mich mein Spürsinn in dieser Hinsicht nicht getäuscht. Die Gesichter der Meute waren zum brüllen. Das hatten sie nicht erwartet. Mir schien, dass Nenezareh sich ebenso köstlich darüber amüsierte.
Habe gerade erfahren, dass Aman scheinbar den Kopf verloren hat. Dieser Dummkopf. Was glaubte er mit seiner Aktion erreichen zu können? Wieder ein Problem weniger.
Jetzt wird es aber Zeit. Die Trauung beginnt gleich.

Die Tagebücher der Baronin Nenezareh Ibn Falaschniin Ibn Razime al-Malik

Dann war ich beim Duke. Er war sehr freundlich zu mir und bat mich, ihm alles zu erzählen, ohne etwas aus zu lassen. Ich gab mir Mühe, die Reihenfolge bei zu behalten und nicht zu viel in die Schilderung meiner Gefühle ab zu gleiten, aber die wollte ich natürlich auch nicht verschweigen, damit Duke Hakim ein möglichst vollständiges Bild davon bekommen konnte, wie „meine“ Nacht aussah. Tante Balgis war noch beim Duke als ich kam, doch sie ging dann. Der Duke hat ihr das Lehen von Jusuf übergeben. Zum Glück! Ich hatte schon Angst, ich müsste es jetzt erst mal führen, ehe er Jemand Neues einsetzt. Dafür bin ich zu jung und unerfahren! Und ich will das auch nicht, weil ich bei jedem Stein, jedem Grashalm, jeder Mauerverzierung an IHN denken müsste und daran wie hier alles anfing. Der Duke fand es jedoch nicht angemessen mich wieder Baroness sein zu lassen, er hat mich in den Rang einer Baronin erhoben. Wenn er meint..., ich wäre es auch zufrieden gewesen wieder Baroness zu sein. In jener Nacht sind andere Dinge geschehen, wichtigere Dinge, die nicht mehr ungeschehen gemacht werden können. Ich weiß auch nicht, ob ich sie ungeschehen machen würde, wenn ich es könnte. Ich würde den Kummer und die Verzweiflung loswerden, wieder so sein wie ich vorher war. Sicherlich ganz nett, aber damit würde ich auch die Erinnerung an die Liebe meines Lebens auslöschen, die Erinnerung an die schönsten Stunden, die ich je erlebte. Und wenn Erinnerung das Einzige ist, was ich noch haben kann, dann will ich wenigstens diese behalten. Die Erinnerung an Jusuf, sein Lächeln, seine Augen, seine Stimme, seine Art will ich nie mehr vergessen und auch nicht die Gefühle ungeschehen machen, die ER damit auslöste!
Beim Duke war neben seinem Sekretär auch ein Kuttenträger. Er sah nicht aus wie ein Beichtvater, vielleicht ein reuiger Psioniker? Er bekräftigte meine Worte, jedenfalls so, als ob er wahr und unwahr unterscheiden könne.
Später schloss sich Duke Hakim der Totenwache an. Warum hätte ich Einwände gegen seine Anwesenheit haben sollen? Mit einem Teil meiner Selbst fühlte ich mich sowieso weit weg. In meine Trauer drang nichts ein.
Irgendwann entschloss ich mich dann doch Tante Balgis die Tagebuchseiten von Jusuf zu zeigen, da ich denke, dass die politischen Andeutungen darin für sie wichtig sein könnten, sie deshalb wissen sollte, was Jusuf wenige Stunden vor seinem Tod beobachtete. Sie schien mir auch ganz dankbar dafür zu sein. Hemar ist auch tot, wie sie mir sagte. Wahrscheinlich dieser Hassan... Sie fragte mich, ob ich Baronet Harun auch so einschätzen würde wie Jusuf, was ich durchaus tue. Er war der Erste, der mir nach dem Tod schrieb und mir den Brief in die Kapelle schickte. In dem Brief bot er mir seine Dienste an, der einzige Brief dieser Art, in dem nichts von Heirat und Liebe zwischen den Zeilen stand! Und auf dem Flug hierher hatte er sich ja auch als sehr fähig herausgestellt und netter als dieser Hassan in jedem Fall. Gut dazu gehört natürlich auch nicht viel. Jene Lady Dokha ist verschwunden?!
Irgendwann während der Wache muss ich eingeschlafen sein, doch ich hatte inständig darum gebeten mich auch in diesem Fall bitte in der Kapelle zu lassen. Ich wollte noch so lange wie möglich bei IHM sein, auch wenn er jetzt so nichts mehr davon hatte. Vielleicht seine Seele? Aber diese Frage hatte ich schon. Ich hätte ihm so gerne noch gesagt, dass sein Gefühl in Bezug auf meine Gefühle für ihn richtig war, dass sein Spürsinn ihn hier nicht getäuscht hatte.
Es tut mir so leid, dass sein Beichtvater auch nicht mehr lebt. Ich hätte mich so gerne mit ihm unterhalten! Ich habe Jusuf so wenig kennen lernen können. Und es gibt so viel über das ich mich so gerne mit ihm unterhalten hätte. Wenn uns wenigstens noch ein paar gemeinsame Tage geschenkt gewesen wären. Oh grausames, eiskaltes Schicksal! Wie soll ich so leben?
Irgendwann boten mir die Diener an die Briefe vor zu sortieren, was ich gerne annahm. Diese ganzen Heiratsanträge von all diesen Möchtegerns kann und will ich nicht sehen, sie werden jetzt verbrannt. Beileidsbekundungen möchte ich später lesen. So erreichten mich nur noch wenige Briefe. Einer aus dem Schlangennest, interessanterweise von Baronet Hassan. Angeblich hätte er weitere Informationen zum Intrigennetz des ehemaligen Großwesirs. Tante Balgis meinte, es könnte wichtig sein. Aber ich habe ihm ausrichten lassen, er möge bis nach der Beerdigung damit warten. Wieso muss das alles jetzt sein? Aber meine Trauer glauben wahrscheinlich sowieso nur wenige...
Nach Essen war mir nach dieser Beisetzung nicht zu Mute. Ich fühle mich wie gerädert und werde erst einmal schlafen. Das Schlangennest hat Zeit bis morgen – hoffe ich. So viele Leute wollen mich tot sehen! Aber was ist mein Leben auch noch wert? Jetzt, da der Einzige, der mein Leben lebenswert machen konnte nicht mehr lebt, jetzt nachdem nichts mehr so ist wie es einmal war...
Gute Nacht, Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 20.08.2004 | 14:50
04.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
das Schlangennest ist schlimmer als ich dachte, ich weiß wirklich nicht, ob ich dem gewachsen bin. Ich bin nur froh, dass Abdul Karasan, Jusufs ehemaliger Leibdiener als eine sehr treue Seele herausgestellt hat, der auch vertrauenswürdig ist. Wenn ich irgendwann einmal so weit abgestumpft bin, dass mir nicht mehr bei jeder Nennung SEINES Namens die Tränen in die Augen steigen, soll Abdul mir mehr von Jusuf erzählen.
Wir fliegen gerade zu Jusufs Minen und Industrieanlagen im Süden, die jetzt mir gehören. Aber lass mich ordnen, ich sollte vorne anfangen. Wie Tante Balgis schon sagte, muss ich noch viel lernen, da sollte ich mit Kleinigkeiten anfangen.
Gestern morgen kamen erst einmal die Reeves. Vermacht hat Jusuf mir alles außer den lehenszugehörigen Ländereien und Häusern. Das sind einmal jene oben erwähnten Minen und Industrieanlagen im Süden, sowie ein Stadthaus in Samarkand. Dann gibt es noch einen siebenstelligen Kredit bei den Reeves, den ich abbezahlen muss. Die Einkünfte der Minen und Industrieanlagen reichen wohl, um die Zinsen und einen geringen Tilgungsbetrag zahlen. Anscheinend sind die Bücher etwas durcheinander, ich hoffe nur Benjamin Smythe, mein Verwalter ist dieser Aufgabe gewachsen, oder wächst mit seiner Aufgabe. Ach so, es gibt noch vier Transportschiffe, die im Raum unterwegs sind. Genaues weiß ich darüber bisher aber nicht.
Als dies überstanden war (wie können die Reeves so herzlos sein?) gewährte ich Baronet Hassan seine Audienz. Er behauptet, dass er genauso daran interessiert sei, den entsprechenden Personen das Handwerk zu legen wie ich. Diese Personen sind momentan ohne ihren Geldgeber, den Großwesir und dadurch vermutlich noch gefährlicher. Baronet Hassan teilte mir mit, dass wahrscheinlich alle Leute, die mit den Finanzen Jusufs betraut waren, korrumpiert sind und deshalb ausgetauscht werden müssten, um dem Intrigennetzwerk seine Geldquelle zu nehmen. Dieser Austausch sollte natürlich so schnell und so vorsichtig wie möglich geschehen. Außerdem spielte Baronet Hassan mehrfach auf den Datenträger an, doch ich gab nicht zu erkennen, dass ich davon weiß. Laut ihm ist Abdul Karasan absolut vertrauenswürdig und war von Jusuf eingeweiht. Abdul ist also einer derjenigen, auf die ich mich verlassen kann und werde. Da Baronet Hassan mir nicht wirklich sagen konnte, weshalb ich gerade seinem Ehrenwort Glauben schenken sollte, entließ ich ihn erst mal, um mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Aus den Augen lassen wollte ich ihn nicht... Aber wie soll ich dem Ehrenwort eines Bauerntölpels Glauben schenken?
Abdul wusste mehr von dem Datenträger: er war/ist auf dem Weg zu den Minen im Süden. Also beschloss ich doch sofort dahin aufzubrechen. Auf diesem Datenträger sind offenbar Informationen, nach denen Jusuf seit 40 Jahren gesucht hat. Er ist also wichtig. Und ich würde mir sowieso gerne ein Bild von der Situation im Süden machen. Vorher sprach ich noch einmal mit Tante Balgis, sie wird wohl nicht in diesem Netzwerk involviert sein. Jusuf hat ihr wohl vertraut, und ich traue ihr so etwas auch nicht zu, Und irgendwem muss ich auch vertrauen. Ich bin zu jung für das alles, da brauche ich auch Rat und wer wäre da besser geeignet als Tante Balgis?
Ich beschloss sowohl Baronet Harun, wie auch Baronet Hassan mit zu nehmen, letzteren um ihn im Auge zu behalten. Ersteren in der Hoffnung, dass er so ein heller Kopf ist wie gedacht.
Jetzt während des Fluges aber nervt er ein wenig, er will zu viel wissen, ich will ihm nicht zuviel sagen. Ob ich ihm vertrauen kann weiß ich ja auch noch nicht. Doch momentan führt er ein sehr amüsantes Gespräch mit Baronet Hassan. Zunächst fragte Baronet Harun nach dem Buch, dass Hassan gerade liest („Foltern leicht gemacht II“), dann nach Hassans Hobbys. Diese fasste Baronet Hassan als „Konversation, wenn diese fehl schlägt ihre Konsequenzen“, zusammen. Baronet Harun fragte nach: „ Gemein sein -  meint Ihr?“ Sie plänkelten ein wenig, bis Baronet Hassan zugab, dass ab und zu ein kleines Duell durchaus zu seinem allgemeinen Spaß und Vergnügen beitrage. Baronet Haruns Entsetzten darüber, dass dies sein Leben sei,, alles sei, woran er Spaß haben könne, ist recht amüsant. Ich weiß ja nicht, ob das Kartenspiel an und für sich erfüllender ist und nützlicher als das Brüskieren, foltern und duellieren. Und diese beiden sollen mir helfen? Nun wir werden sehen!
Ich habe Angst! Es darf Niemand dort in den Minen etwas von meinen Gefühlen ahnen. Ich muss die dumme, vertrauens-seelige Unschuld vom Lande spielen, um möglichst wenig Verdacht zu erregen. Trauer würden sie mir sowieso nicht abnehmen, aber es tut weh leugnen zu müssen. Oh Jusuf, ich hoffe du verstehst mich, es tut mir leid, dass ich so handeln muss!
Wir kommen an, Sahrie
04.09.4996 abends
Mein liebes Tagebuch,
endlich kann ich die Maske wieder fallen lassen! Alles hier ist so sehr von IHM geprägt, dass es mir ins Herz schneidet. Jeder Einrichtungsgegenstand, jeder Weg im Park ist wie ein Stück von IHM, das ich noch nicht kannte. Wie viel anders wäre es gewesen, wenn er mir alles hätte zeigen können. So ist alles überschattet von Trauer. Und ich fühle mich so einsam ohne ihn, Niemand mit dem ich teilen kann. Früher war ich froh, allein zu sein, Niemandem meine Gedanken und Gefühle erklären zu müssen, außer diesen Seiten hier, doch jetzt sehne ich mich so sehr nach Jusuf. Ich denke er würde mich verstehen, ich glaube wir waren uns ähnlich. War es das, was uns zueinander hinzog? Nun kann ich ihn nie nach seiner Meinung dazu fragen...
Hier angekommen ließ ich nacheinander alle zu mir kommen, um Aufgaben zu verteilen. Mein Verwalter soll sich möglichst unauffällig Einblick in die Bücher der Mine verschaffen, davon versteht er etwas. Für die Bücher der Industrieanlagen brauchen wir Jemand anderes. Ich bat ihn bei den Muster erst einmal einen Hauptverwalter anzuheuern. Später werden wir noch mehr Muster brauchen. Aber ich darf nichts übereilen.
Baronet Hassan versprach ich eine ausführliche Personalliste. Ich bat ihn die jeweiligen Leute zu überprüfen. Man muss seine Angaben dann sicherlich noch einmal testen lassen, ich weiß nicht ob und wie weit ich ihm vertrauen kann und wer seine Hintermänner sind.
Baronet Harun teilte ich nur mit, dass ich einen Verdacht über Veruntreuung von Geldern hätte, und bat ihn auf unauffällige Art und Weise Augen und Ohren offen zu halten und mir Verdächtiges sofort mit zu teilen. Das „Unschuld vom Lande-Spiel“ schien er gleich zu erkennen, ohne dass ich es explizit aussprechen musste.
Den hiesigen Verwalter bat ich eine umfangreiche Besichtigungstour für mich und meine Begleiter zu organisieren.
Abdul versicherte mir dann, dass der Datenträger in Sicherheit sei. Er wollte ebenfalls Augen und Ohren offen halten, um heraus zu finden, wem man wie weit trauen könnte. Außerdem bat ich ihn es mir zu sagen, wenn er Ideen für neue Posten der abzusetzenden Leute hätte, auf denen sie keinen Schaden anrichten können. Mit Umbesetzungen habe ich doch noch gar keine Erfahrung! Wahrscheinlich würde Tante Balgis sich über meine Verzweiflung amüsieren. Und was würde Count Jusuf sagen?
Wir begannen mit der Besichtigung der Mine. Sie ist wesentlich moderner und besser ausgestattet als meine. Nun ja, kein Wunder. Abgebaut werden vor allem Metalle und bestimmte chemische Verbindungen, die dann in der Waffenfabrik gleich weiter verarbeitet werden. Das ist geschickt gelöst, es wird alles selbst hergestellt. Die Waffenfabrik hat sogar ihre eigene Erzaufbereitungsanlagen. Hergestellt werden hier Revolver, Sturmgewehre, Laserpistolen und Laserkarabiner. Die beiden Baronets vollführten auch gleich einige Probeschüsse. Sehr beeindruckende Schießfertigkeiten haben sie. Interessanterweise schießt Baronet Hassan besser als Baronet Harun.
Im Vertrauen teilte der Verwalter mir dann mit, dass es außerdem noch geheime Forschungseinrichtungen gäbe, die nicht so ganz im Sinne der Kirche seien und von denen meine Begleiter deshalb lieber nichts wissen sollten. Abdul hatte mich schon darauf vorbereitet, dass es noch geheime Einrichtungen gibt, von denen der Verwalter wohl auch nur zum Teil wüsste.
Eben hat Abdul mir den Tresor im Arbeitszimmer gezeigt. Dort war/ist der Datenkristall. ‚Er stammt aus der Zeit der zweiten Republik. Leider gibt es hier kein Lesegerät dafür. Laut Abdul hätte es in Jusufs Sammlung möglicherweise etwas gegeben, doch die gesamte Sammlung, acht Zimmer voll, ist spurlos verschwunden. Nun sie hätte sowieso zu Tante Balgis neuem Lehen gehört.
Aber Baronet Hassan wird auch weiterhin nichts von diesem Datenkristall erfahren. Es wird irgendwie eine Lösung geben, wie man ihn auslesen kann.
Erstmal bin ich froh, dass ich diesen Tag, dieses grausame Schauspiel überlebt habe. Ich bin in SEINEM Schlafzimmer, zumindest werde ich jetzt dort zu Bett gehen..... Sahrie

Nachtrag
Mein liebes Tagebuch,
gerade wollte ich das Arbeitszimmer verlassen, da passierte etwas ausgesprochen Merkwürdiges, um nicht zu sagen vollkommen Unerwartetes. Ich weiß noch nicht genau was ich von all dem halten soll und ob ich Sergeant Haiduqh Sho’on vertrauen kann/sollte. Aber es wäre sehr nützlich Consul McGuire zu helfen, Unklarheiten hin oder her. Genau genommen ist Sterben das Schlimmste was mir passieren kann und so tragisch wäre das nun auch wieder nicht. Wenn es so etwas wie ein Leben nach dem Tod geben sollte, dann würde ich mir meinen Tod sogar wünschen, hätte ich doch dann die Möglichkeit Jusuf wieder zu sehen und mehr Zeit mit ihm zu verbringen.... . Es ist mir trotzdem unangenehm solchen Leuten so ausgeliefert zu sein, auf Gedeih und Verderb, ich weiß viel zu wenig! Und vor allem zu wenig über Jusuf und sein Leben.  Noch ein paar Gründe aus denen ich gerne noch mehr Zeit mit ihm verbracht hätte. Stattdessen ist er nun kalt und tot. Und ich bin noch hier mit Problemen, die ich noch nie hatte, mit Gefühlen die ich noch nie hatte und einer Trauer, die schlimmer ist als alles andere. Aber jetzt weiß ich wie das ist mit der Liebe... statt mit Träumen und Glück hat sie mehr mit einem bitteren Lachen zu tun und mit Gefühlen, die einem das Herz zerreißen.
Aber ich komme vom Thema ab, es ist schwierig, wie fing es an?
Ich war gerade auf dem Weg in Jusufs Schlafzimmer, da ertönte plötzlich beim Schreibtisch ein Summton, ein Anruf auf der Privatleitung. Natürlich nahm ich ihn an. Es meldete sich ein Consul McGuire aus Samarkand, der sehr außer sich geriet, als er hörte, dass Jusuf nicht mehr lebt. Um es kurz zu machen: Jusuf war seine letzte Hoffnung, seine Tochter ist entführt worden, wohl schon vor neun Tagen, wenn das Datum der Aufnahme stimmt. Er erfuhr es jedoch erst jetzt. Es ist die siebte oder achte Entführung dieser Art, jeweils Angehörige der Reeves. Die ersten beiden zahlten das geforderte Lösegeld, sahen ihre entführten Verwandten jedoch nicht wieder, die übrigen verzichteten dann schon auf das Bezahlen. Er war völlig verzweifelt, der arme Mann, ich würde ihm gerne helfen seine Tochter wieder zu bekommen. Laut Consul McGuire hatte Jusuf Mittel und Wege und Verbindungen in solchen Fällen ein zu schreiten. Ich versprach ihm zu tun, was ich könnte, mehr jedoch konnte und wollte ich nicht versprechen, da ich mich im Moment ja selber in einer mehr als schwierigen Lage befinde. Er schickte mir dann noch die Aufzeichnung, die er von den Entführern erhalten hatte. Ich sah mir diese ein paar Mal an und suchte dann nach einer Art Adressbuch. In schriftlicher Form hatte Jusuf nichts und die Denkmaschine ist natürlich mit einem Passwort geschützt. Ich muss Abdul fragen, ob er eine Ahnung hat, wer dieses Passwort wissen könnte, oder ob er sich etwas vorstellen kann. Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht weiß er, wer in der Lage wäre mir trotzdem Zugang zu den Dateien zu verschaffen.
Damit war ich gerade beschäftigt, als hinter mit plötzlich eine Stimme ertönte: „Guten Abend Mylady. – Nicht schreien!“ Natürlich erschrak ich zu Tode, glaubte ich mich doch allein im Arbeitszimmer. Links hinter mir stand ein sehr hagerer, großer Mann, in einem dunklen Umhang mit vielen Narben und sehr bleich. Er hielt mir ein Messer mit dem Heft nach vorn hin, wollte mich also offenbar nicht angreifen. Trotzdem war ich erschrocken und verwundert. Er behauptete ein enger Vertrauter von Jusuf zu sein. Als Beweis nannte er mir ein Messer, offenbar ein besonderes, das er Jusuf geschenkt habe und welches nun im Kaminzimmer hinge. Er zeichnete mir dieses Messer auf und zeigte es mir später. Außerdem weiß er über alle Überwachungskameras und Scanner Bescheid. Also wenn er kein Vertrauter Jusufs sein sollte, dann ist er in jedem Fall Jemand, der sich hier offenbar sehr oft bewegt hat und sehr genau Bescheid weiß (besser als ich, aber das ist auch keine Kunst). Er nennt sich Sergeant Haiduqh Sho’on und ist eine Art Kopfgeldjäger der Muster. Er hat dort offenbar den Auftrag erhalten das Verschwinden der Tochter von Consul McGuire auf zu klären. Warum auch immer..... Auf jeden Fall hat er mit bekommen, dass der Consul mich angerufen hat. Daraufhin kam er dann über einen geheimen Zugang vom Landefeld (interessant zu wissen) hierher.
ER wies mich darauf hin, dass die Tochter in der Aufnahme der Entführer mit ihren Händen signalisiere, dass sie von al-Sharim entführt worden sei, wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen der Nomadenstämme. Ich werde also einmal mein Lehen aufsuchen müssen. Dieser Sergeant soll mich begleiten. Ich ließ mir dann noch sein spezielles Quartier zeigen (sehr spartanisch), das Jusuf hier für ihn eingerichtet hat. Laut seinen Angaben war er alle paar Monate hier. Er und Jusuf kannten sich seit 15 Jahren, genaueres wollte er mir dazu aber nicht sagen. Schade!
Geheimgänge gibt es wohl noch mehr, bei Gelegenheit wird er mir diese zeigen. Ich denke ich werde darüber auch noch einmal mit dem Sicherheitschef sprechen und die Zugangscodes ändern lassen, wer weiß wo sonst noch plötzlich irgendwelche angeblichen Vertrauten von Jusuf auftauchen und mich zu Tode erschrecken.
Jetzt muss ich endlich schlafen gehen, morgen ist so viel zu arbeiten, ich hoffe ich kann schlafen, seit Jusufs Tod liege ich nachts mehr wach, als sonst etwas,
gute Nacht, Sahrie

Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 20.08.2004 | 14:52
05.09.4996 nachmittags
Mein liebes Tagebuch,
diesmal schreibe ich wieder aus dem Gleiter. Wahrscheinlich ist es ausgesprochen unklug gerade jetzt für einige Zeit aus dem Anwesen weg zu fliegen, aber auf der anderen Seite wäre es auch nicht unklug den Reeves zu helfen. Denke ich zumindest. Außerdem hätte Count Jusuf dem Consul sicherlich auch geholfen, also ist es das Mindeste, das ich tun kann. Wie sehr ich mir eine Beratung mit ihm wünsche.... Es war grausam heute morgen in seinem Bett zu erwachen, ohne ihn neben mir... und dann auch noch alle diese Sorgen wegen des Pleitegeiers über diesem Haus!
Ich frühstückte mit den beiden Baronets, um die muss ich mich ja auch kümmern. Hassan bat mich um eine Liste der Schiffsrouten und allem was damit zusammenhängt. Das trifft sich ja ganz gut, denn die benötige ich ja ebenfalls. Harun war gestern Nacht in einem der Dörfer, Alzeshi. Ich bat ihn, die anderen beiden auch bei Gelegenheit zu besuchen. Er und Hassan sind heute noch einmal in den Industrieanlagen, um einige Leute zu sprechen und zu beobachten.
In meinem Arbeitszimmer wartete bereits der Sergeant auf mich. Er hatte inzwischen herausgefunden, dass die Tochter von McGuire das achte Entführungsopfer ist. Alle Opfer waren Verwandte von Reeves, die zusammen mit noch einem neunten an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet haben.
Die al-Sharim sind in einem riesigen Gebiet in der Wüste verteilt, es könnte also durchaus zwei Jahre dauern, ehe man auf irgendeine Spur der Tochter stößt. Sergeant Haiduqh schlug deshalb vor, dass die Suche nach den Hintermännern erfolgversprechender sein müsste. Es ist ja doch sehr sonderbar, dass ein Nomadenstamm die Möglichkeit hat, eine Reeves-Tochter ohne Spuren zu hinterlassen aus Samarkand zu entführen... Es muss also Hintermänner geben, wie auch immer diese die Nomaden bezahlt haben und warum auch immer sie die Entführung der Familienangehörigen von hochrangigen Reeves wünschen.
Zunächst also rief ich Consul McGuire an. Leider wollte er über dieses Projekt nicht viel sagen, es ist angeblich ein Asteroidenprojekt auf Leagueheim, Erzabbau?! Gelogen hat er wohl nicht, aber Sergeant Haiduqh und ich sind uns beide sicher, dass er einiges verschwiegen hat. Beim nächsten Telefonat muss ich ihn fragen wie die anderen beiden Reeves bezahlt haben, ob es sich um Bargeld, oder möglicherweise um Ausrüstungsgegenstände gehandelt hat.
Erstmal jedoch musste ich mich um ein paar andere Sachen kümmern.
Zunächst einmal sprach ich mit Abdul, weil dieser sowieso gerade bei mir war, um einen Anruf des Forschungsverwalters zu melden, der eine Nachfrage zu den Befugnissen der beiden Baronets hatte. Über die Forschungseinrichtungen sollen diese ja nichts wissen, aber sie sollen sich trotzdem mit allen Arbeitern unterhalten dürfen.
Abdul kennt den Sergeanten und meinte, Jusuf habe ihm vertraut. Gut, das muss für den Anfang genügen. Von Kontaktleuten Jusufs wegen Artefakten aus der zweiten Republik wusste Abdul nichts, aber er schlug mir vor den Sergeanten zu fragen. Vertraulich verkehrt hat Jusuf wohl nur mit dem Duke und mit Tante Balgis. Die Korrespondenz befindet sich zum Teil im Tresor, gut das habe ich bereits gestern gesehen, zum Teil in der Denkmaschine. An deren Dateien komme ich leider immer noch nicht heran, Abdul wusste über das Passwort natürlich leider nichts. Er meinte jedoch ich könne mich deshalb einmal an die beiden Hausengineers wenden. Das musste jedoch auch erst mal noch warten.
Schon gestern fiel mir auf, dass ich mich noch gar nicht nach den Erfolgen (oder Misserfolgen) der Nachforschungen des Duke bezüglich Jusufs Tod erkundigt hatte. Also rief ich dort einmal an. Der Sekretär durfte mir dazu natürlich nichts sagen, versprach jedoch sich beim Duke zu erkundigen und mir dann Bescheid zu geben. Er konnte mir jedoch mitteilen, dass Lady Dokha immer noch verschwunden ist.
Eigentlich wollte ich dann noch mit Razime telefonieren, um ihn nach Gerüchten in Samarkand zu fragen, er war jedoch leider nicht zu Hause.
Smythe brachte mir dann eine erste vorläufige Aufstellung der Finanzen. Die ist sehr traurig, noch schlimmer als ich gefürchtet hatte, die gesamten Anlagen hier erwirtschaften ein Minus, das Jusuf mit dem Gewinn seines Lehens ausgeglichen hat. Möglichkeiten, die ich nicht habe. Smythe wird jetzt Hauptverwalter werden, er soll jedoch noch einen Unterverwalter für die Industrieanlagen einstellen. Jemanden, der sich damit auskennt...
Als nächstes sprach ich mit Sir Majid Obeit bin Quasim al-Malik, dem Sicherheitschef. Leider kennt auch er nicht alle Geheimgänge, die kannte wohl nur Jusuf. Er wird mir aber diejenigen, die er kennt in den nächsten Tagen zeigen. Er wird auch dafür sorgen, dass die Codes ausgewechselt werden. Ich bat ihn jedoch, dem Sergeanten erst einmal weiterhin Zugang zu gewähren. Sir Majid demonstrierte mir anhand der Bewegungen Baronet Haruns in der letzten Nacht, die Möglichkeiten der Kameraüberwachung. Sehr faszinierend. Unter diesen Umständen ließ ich den Baronets ausrichten, dass sie sich auch nachts frei bewegen können, bestimmte Bereiche des Anwesens sind ja sowieso abgesperrt. Das soll selbstverständlich auch so bleiben. In jedem Falle sollen eventuelle nächtliche Bewegungen der Baronet (und auch anderer Personen natürlich) genau aufgezeichnet werden. Sir Majid versicherte mir, dies würde routinemäßig passieren.
Dann war endlich Lamees el Yaseer, der Forschungsverwalter für mich zu sprechen. Durch die Aufzeichnungen von Smythe wusste ich zwar nun bereits was erforscht und produziert wird, aber eine Führung wollte ich natürlich trotzdem bekommen, es war auch recht interessant. Und es ist gut zu wissen, dass ich von hier aus direkt in die Anlagen gelangen kann, ohne dass mich Jemand hinreiten oder hinfahren sieht. Das könnte sich durchaus als nützlich erweisen.
Wie befohlen lieferte er mir außerdem die Gesprächsprotokolle der Unterredung zwischen ihm und den beiden Baronets. Das was Baronet Hassan mir später beim Mittagessen davon berichtete stimmte mit den Protokollen überein, in soweit also scheint er ehrlich zu sein. Demnach gibt es einen Verwalter namens William Hylton Milner, der direkt dem Großwesir unterstellt war. Angeblich arbeitete er mit einer ganzen Reihe von Personal, dass Lamees nicht kennt, in einer anderen Forschungseinrichtung, von der dieser Verwalter ebenso wenig weiß, und tritt nur ab und zu in Erscheinung, um die Gehälter seiner Leute in Empfang zu nehmen. Es ist an zu nehmen, zumindest vermuten ich und Baronet Hassan dies, dass es weder jenes Personal gibt, noch die dazugehörige Einrichtung, sondern dieses Geld direkt in die Taschen des Großwesirs floss und seinem Netzwerk zugute kam. Ob dies schon alles ist, weshalb die Anlagen hier ein Minus erwirtschaften? Es kommt mir sehr komisch vor. Ich kann nachvollziehen, dass Forschungseinrichtungen keinen direkten Gewinn abwerfen. Da die Erzeugnisse der Minen und Aufbereitungsanlagen in erster Linie in die Waffenfabrik und die Forschungseinrichtungen fließen ist hier ebenfalls kein Gewinn zu erwarten, aber in den Anlagen werden alle Kosten für Rohstoffe gespart, hier sollte der Gewinn wesentlich höher sein! Zumal hier ja auch ein indirekter Gewinn durch die Forschungseinrichtungen zu erwarten ist. Ob Jusuf das jemals durch gerechnet hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir durch das Erbe Schaden zufügen wollte! Irgend etwas stimmt hier ganz und gar nicht, aber ich verstehe zu wenig von Finanzen, um den Fehler zu finden. Hoffentlich bewährt Smythe sich!
Nun sind wir auf dem Weg in eine Oase in der Wüste. Nach dem Mittagessen teilte Sergeant Haiduqh mir mit, dass es vor zehn beziehungsweise dreizehn Tagen von Samarkand aus Gleiterbewegungen dorthin gab. Sie könnten mit der Entführung zu tun haben. Ich hoffe, es gibt noch irgendwelche Spuren und ich hoffe Sergeant Haiduqh ist wirklich so gut und findet sie. Wenn ich wenigstens dem Consul helfen könnte! Es wäre nicht ganz unschlau, vielleicht kann er mich noch eine Weile vor dem finanziellen Ruin bewahren. Natürlich könnte ich alles verkaufen, aber auf der einen Seite widerstrebt es mir so Jusufs Lebenswerk zu zerstören, zum zweiten kann ich den Kredit dann auch nicht weiter ab bezahlen, habe also auch nichts gewonnen. Ach und wie ich diesen ganzen Geldkram hasse, ich bräuchte Zeit und Ruhe für meine Trauer, Zeit und Ruhe, um Jusufs Tagebücher zu lesen, sein Anwesen zu besichtigen und ihn so wenigstens ein wenig kennen zu lernen. Noch immer bin ich nicht auf einem seiner berühmten Pferde geritten..., wenn man bedenkt, dass das der Hauptgrund war, aus dem ich überhaupt zu seinem Ball fahren wollte.... Und mir hängt diese Schauspielerei so zum Halse heraus, das ist alles nichts halbes und nichts ganzes! Aber wenn ich meine Trauer öffentlich zeigen würde, dann würden mich alle für eine nur noch größere Schauspielerin halten. Es ist traurig, niemand scheint an Liebe auf den ersten Blick zu glauben. Was würdest du dazu sagen, Jusuf? Auch ich habe zwar immer davon geträumt, aber nicht wirklich daran geglaubt, dass es sie gibt. Kein Wunder bei den Freiern, die ich hatte! Vielleicht glaubt man an die Liebe auf den ersten Blick nur, wenn man sie erlebt hat?
Warum straft mich der Allschöpfer so? Reicht es nicht, dass der einzige Mann, der jemals echte Gefühle in mir wecken konnte, nach nur wenigen gemeinsamen Stunden sterben musste? Warum muss ich außerdem noch mit einem Intrigennetzwerk, dem Pleitegeier, entführten Reeves, dubiosen Gestalten und diesen Baronets gestraft werden? Und dann diese Feinde plötzlich! Wem kann ich denn überhaupt noch trauen? Vielleicht nicht einmal Tante Balgis? Dann sollen sie mich doch alle zugrunde richten, wenn sie das unbedingt wollen, ich hoffe nur um Jusufs Willen, dass sie sich wenigstens ordentlich blutige Nasen dabei holen und ein paar Köpfe rollen!
Und wie und warum Jusuf starb weiß ich auch noch immer nicht, ich kann mir nicht denken, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist! Aber warum?! Und warum hat man mich dann nicht gleich mit vergiftet?
Wir sind gleich da. Baronet Hassan stellt immerhin intelligente Fragen; Baronet Harun dagegen fragt zuviel und scheint mir außerdem gelangweilt. Vielleicht ist er hinter seinem netten Gesicht doch nicht ganz so helle wie ich zuerst dachte. Ich fürchte, er könnte auf dumme Ideen kommen. Ich sollte eine Aufgabe für ihn finden. Vielleicht sollte ich ihn nach Samarkand schicken, er könnte Gerüchte für mich sammeln. Oder versuchen die Hintermänner von Baronet Hassan zu finden? Ich werde darüber nachdenken.
Sahrie

05.09.4996 abends
Mein liebes Tagebuch,
schade, dass ich diesmal unter so ungünstigen Bedingungen in der Wüste bin, ich mag die Wüste ja eigentlich sehr gerne, den Wind, die Unendlichkeit, die Stille und Ruhe. Und man kann so schön reiten, nirgendwo sonst gibt es so fantastische Sonnenuntergänge... Ob Jusuf dies auch mochte? Aber diesmal bin ich ja nicht zum Vergnügen hier, ich weiß auch nicht, ob ich noch an denselben Dingen Freude finden kann wie früher. Wenn ich den Anfang dieses Tagebuches lese, dann habe ich mich seit meinem achtzehnten Geburtstag doch sehr verändert. Nicht nur ich, sondern auch mein Leben hat sich verändert. So unbekümmert, leichtsinnig und naiv werde ich wohl nie wieder sein. Auch nicht so unwissend. Aber die Begegnung mit Jusuf ungeschehen machen möchte ich auch nicht! Noch nicht, dafür muss ich vielleicht noch verzweifelter sein. Doch im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass es jemals soweit kommt, dass ich die schönsten Stunden meines Lebens ungeschehen machen möchte. Dann eher doch sterben...
Aber ich wollte eigentlich nur kurz niederschreiben, was wir hier heute Nachmittag fanden und mich zu dieser späten Stunde nicht in Philosophie verlieren.
Nach der Landung ließ ich zuerst nur die Wachen und Sergeant Haiduqh aussteigen., um die Gegend zu sichern und zu erkunden wo die Spuren sind – wenn welche vorhanden sein sollten – damit wir dort nicht planlos herumlaufen und alles zerstören. Interessanterweise hatte Sergeant Haiduqh vier Antennenbälle – keine Ahnung wie sie tatsächlich heißen – um unser Lager zu sichern. Insgesamt gibt es eine Spur, die etwa 13 Tage alt ist, von Lasttieren, die aus Nordwest kamen. Hier gab es auch eine Anpflockstelle für die Tiere. Diese Lasttiere verließen das Lager dann, schwerer beladen, in nordöstlicher Richtung. Außerdem gibt es eine etwas jüngere Spur von leichter beladenen Lasttieren, die aus Südosten kamen und diese Oase auch in derselben Richtung wieder verließen. Sergeant Haiduqh meint es wären acht Tiere gewesen mit jeweils maximal zwei Reitern. Bei ausführlichem Suchen im gesamten Gebiet der Oase fand Baronet Hassan 48 Patronenhülsen, etwa 6-7m vom Wasser entfernt, verschiedenen Kaliber, in einem relativ kleinen Radius. Vielleicht Freudenschüsse? Außer zwei Feuerstellen mit Essensresten ließ sich nichts weiter finden. Nach dem Abendessen (die Diener haben sich so viel Mühe gegeben, dass es mir leid tat, dass ich nicht viel essen mochte) folgte ich noch eine Weile der Spur aus Nordwest, etwas Auffälliges ließ sich auch hier jedoch nicht entdecken.
Azhara sagte mir, das übrige Personal sei ihr und Aladaya gegenüber recht zurückhaltend. Nun, wahrscheinlich hat man nicht das bester...
Ich sollte schlafen, ehe ich mich noch mehr in Verzweiflung stürze..., wenn ich denn schlafen kann!
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 20.08.2004 | 14:56
06.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
nun verstehe ich gar nichts mehr: als ich eben Consul McGuire anrief, um mit ihm noch einmal über die Entführung seiner Tochter zu sprechen und ihm unsere Wüstenfunde mit zu teilen, da sagte er mir die gesamte Angelegenheit habe sich erledigt, es tue ihm leid, wenn er mich belästigt haben sollte, und legte auf. Das ist ja nun ganz sonderbar, es geht doch um seine Tochter?! Entweder er hat kalte Füße wegen des Projektes bekommen, oder es gibt sehr merkwürdige Gerüchte über mich, die ihn veranlassen mir nicht zu trauen. Wenn er denkt, dass ich Jusuf vergiftet habe...? Trotzdem geht es um seine Tochter. Und eigentlich finde ICH die Sache nun erst gerade interessant.
Baronet Hassan ist mit Sergeant Haiduqh auf dem Samarkandmarkt, um sich an den Ständen der Nomaden zu erkundigen. Baronet Harun habe ich gebeten sich nach Gerüchten über den Ball zu erkundigen. Langsam möchte ich ja doch wissen was so geredet wird. Und Razime ist immer noch nicht da...
Eben rief ich dann noch über eine sichere Leitung bei Smythe an. Die neue Verwalterin ist da, eine Iona Hume. Ich bat Smythe ihr die Industrieanlagen und die geheime Produktion zu zuteilen, Alan Wright, dem bisherigen Hauptverwalter die Minen, Ölpumpen, Erzaufbereitung, chemische Aufbereitung, Schiffe und das Anwesen, Lamees die Forschungseinrichtungen und die geheime Forschung zu zuteilen und sich selbst als Oberverwalter dann mit allen zusammen zu setzten. Sie sollen gemeinsam alles noch einmal genau durchrechnen und versuchen zu ergründen was da nicht stimmt. Außerdem sollen sie schon einmal Einsparungsmaßnahmen beraten, sofern diese nicht Entlassungen betreffen auch gleich in die Wege leiten. Ferner wies ich ihn an, falls dieser Hylton Milner auftauchen sollte, er vorerst kein Geld erhalten soll, stattdessen fest zu setzen ist, da ich mich mit ihm unterhalten möchte. Falls er auftauchen sollte möchte ich natürlich umgehend informiert werden.
Der Sekretär des Duke hat sich leider noch nicht gemeldet. Schade! Irgendwie erhalte ich im Moment auf die wichtigsten Fragen die ich habe keine Antworten...
Wenigstens gibt es hier in Jusufs Stadthaus nicht so viel schmerzhaft Persönliches. ER war nur alle paar Jahre einmal hier. Wenn ich gezwungen sein sollte mich von etwas zu trennen, dann werde ich als erstes dieses Haus hier verkaufen. Ich denke ich werde es nicht wirklich brauchen. Mir steht der Sinn nicht mehr nach Bällen und Vergnügungen in Samarkand. Erst recht nicht nach diesen ganzen dümmlich grinsenden Freiern! Da sowieso kein Mann jemals an Jusuf heranreichen kann..., nein mir wird schlecht beim Gedanken an so etwas wie eine zweite Ehe! Und auf Abenteuer kann ich auch sehr gerne verzichten, was fand ich jemals daran? Und nachdem ich nun die Liebe auf den ersten Blick gefühlt habe, muss ja alles andere schal schmecken!  Wenn es nicht aus politischen Gründen irgendwann ganz unbedingt sein muss, dann will ich nie wieder heiraten. Lieber von dieser einen schönen Erinnerung zehren, auch wenn ihr Nachgeschmack noch so bitter ist. Ach Jusuf, was würdest du an meiner Stelle jetzt tun? Du wüsstest sicherlich auch eher Bescheid, wie das Verhalten des Consuls zu deuten ist, ich bin gespannt was Sergeant Haiduqh und Baronet Hassan dazu sagen. Ich hoffe Jusuf, DU würdest mich nicht für eine Mörderin halten! Warum hätte ich Dich ermorden sollen? Aber es spricht wohl alles gegen mich...
Sahrie


 
06.09.4996 nachts
Mein liebes Tagebuch,
schon wieder im Gleiter, wie gut, dass ich ihn jetzt habe. Und wie gut, dass es Abdul gibt, der wirklich alles organisiert. Ich muss ihm bei Gelegenheit eine Prämie oder so etwas zukommen lassen. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn täte!
Baronet Hassan und Sergeant Haiduqh erfuhren auf dem Samarkandmarkt, dass es im Moment eine Untergruppierung der al-Sharim gibt, die versuchen durch aufsehenerregende Aktionen die Macht im Stamm an sich zu reißen. Etwas womit der Scheich natürlich nicht einverstanden ist. Ungünstigerweise wechselt ihr Lager sehr häufig, aber sowohl der Sergeant wie auch Baronet Hassan konnten Luftaufnahmen des Gebietes beschaffen. Beide erwähnten außerdem, sie hätten Hinweise darauf erhalten, dass die ganze Geschichte sehr viel Wind in höheren Kreisen aufgewirbelt habe, darauf deutet ja auch mein Telefonat mit Consul McGuire. Wir stehen also auch unter Zeitdruck. Baronet Hassan meint, er hätte Hinweise auf einen Datenkristall, der kurze Zeit zumindest im Besitz von Jusuf war (ach!), auf dem sicherlich Hintergrundinformationen zu der Geschichte seien (aha?!). Mehr wollte er dazu nicht herausrücken. Nun, ich auch nicht.
Baronet Harun kam später ebenfalls. Die Gerüchte über den Ball bei Jusuf variieren zwischen ich bin eine miese Giftmörderin und Jusuf und ich wurden einander versprochen als ich 12 war und nun ist er vor Glück gestorben. Harun hat außerdem eine Einladung zu einem Ball erhalten. Nachdem ich ihn darüber aufklärte, dass wir unter Umständen noch heute Nacht aufbrechen müssen, um eine bewaffnete Aktion in der Wüste durch zu führen, schlug er vor bis dahin auf den Ball zu gehen. Ich war/bin sehr froh, dass er nun mit gekommen ist, denn gut schießen kann er ja, wie ich bereits öfter feststellen konnte.
Dann kamen die Luftbilder des al-Sharim Gebietes: demnach gibt es ein recht großes Hauptlager, in dessen unmittelbarer Nähe mehrere Nebenlager sind. Es gibt dann ein weiteres Nebenlager, das sehr weit abseits in der Wüste südwärts an einer Oase liegt. Außerdem gibt es in der Nähe einige kleinere Steinformationen. Dies machte den Eindruck, als könnte es unser Zielobjekt sein. Sergeant Haiduqh organisierte einen Truppentransporter, ich bat Abdul die Bewaffnung bereit zu stellen, netterweise ist das alles überhaupt kein Problem. Wir bekommen Laserkarabiner, Revolver und Munition natürlich, wenn wir morgen früh (eher heute früh, wenn ich auf die Uhr blicke) dort landen. Wir werden dann gleich zu meiner Mine weiterfliegen und dort den Transporter treffen.
Ich sollte schlafen, wahrscheinlich werden wir einen anstrengenden Tag haben. Und ich bin immer noch durcheinander und angeschlagen, gut schlafen kann ich im Moment ja auch nicht.
Trotzdem gute Nacht, Sahrie
08.09.4996 nachts

Mein liebes Tagebuch,
schon wieder sitze ich in einem Gleiter und schon wieder kann ich nicht schlafen... Wenn wir zurück sind werde ich den Arzt, es gibt bestimmt einen, zur Not lasse ich einen kommen, aufsuchen, ich brauche Schlaftabletten. Wenn ich zu nichts mehr in der Lage bin, weil ich nicht mehr richtig schlafen kann ist auch keinem geholfen. Und wenn schon ein Arzt da ist, dann kann er mir auch gleich noch Appetitanreger geben. Auch wenn mir der Tod mehr als verlockend erscheint, ist zu Tode hungern, weil ich seit Jusufs Tod nichts mehr essen mag, meiner unwürdig. Bruder Serenus wäre außerdem entsetzt, dass ich das Wort Selbstmord überhaupt gedacht habe. Ich kann ja auf ein tödliches Duell hoffen. Was für eine schöne Lebensperspektive! Jusuf, was hast du angerichtet? Wo ist Baroness Nenezareh Ibn Falaschniin Ibn Razime al-Malik geblieben? Diejenige, die Euch mit ihrem Humor bezauberte? Diejenige, die sich ein Leben voller Abenteuer wünschte? Jetzt, jetzt wünsche ich mir nur noch ich könnte Ruhe vor der Welt haben! Ich beneide Sarim in seinem Kloster! Früher war ich entsetzt über seine Entscheidung, jetzt wünschte ich, ich könnte mich hinter Klostermauern flüchten! Schon seit Tagen überlege ich diesen Schritt, bei den Amaltheanern könnte ich meinem Leben noch einen Sinn geben, ich könnte außerdem in Ruhe und Frieden bis an mein Lebensende von der Erinnerung an die glücklichsten Stunden meines Lebens zehren, die so lebhaft vor mir stehen, dass es mir scheint ich bräuchte nur die Hand aus zu strecken, um Jusuf berühren zu können. Aber wenn ich die Hand ausstrecke zerspringt das Bild und die Splitter bohren sich in mich. Langsam glaube ich, ich werde wahnsinnig, ich habe sogar schon überlegt, ob sie nicht doch alle recht haben und ich die Mörderin sein könnte, die Tat dann aber verdrängt habe, weil ich nicht mit Liebe gerechnet habe... Ich habe Angst vor dem Wahnsinn! Noch ein Grund, aus dem ich mich nach schützenden Klostermauern sehne. Das Anwesen, mein Lehen und mein Geschäft könnte ich Tante Balgis überlassen, dann wäre auch Jusufs Besitz, sein Lebenswerk wieder vereint. Und Tante Balgis kann all diesen Finanzkram besser, schneller und effektiver regeln als ich. Aber immer wenn ich mit meinen Gedanken in den letzten Punkten bis hierher war, und ich im Geiste schon sehnsuchtsvoll meine Hände zu den Klosterpforten reckte, dann erschienen vor meinem geistigen Auge die Zeilen, die Jusuf über mich in sein Tagebuch schrieb...
Wenn ich mich in ein Kloster flüchte, dann hätte er sich bitterlich in mir getäuscht. Auch wenn ich nach wie vor zweifle, dass ich seiner würdig war, so muss ich es doch zumindest versuchen, allein damit ich mich nicht bis an mein Lebensende vor seinem Geist schämen muss. Ich sollte es zumindest versuchen, sein Lebenswerk fort zu setzten. Zurückgehen und wieder die naive Baroness werden kann ich nicht mehr, ich denke nicht, dass es so etwas wie einen Anti-Liebestrank gibt. Und selbst wenn es so etwas gäbe, so würde ich es nicht über mich bringen ihn zu trinken, ich will nicht vor meinen eigenen Gefühlen wegrennen. Aber so weitermachen wie in den letzten Tagen kann ich auch nicht, dann werde ich entweder tatsächlich wahnsinnig, oder ich richte mich selber zugrunde. Und wenn ich derart gegen den Willen des Schöpfers handele, dann habe ich niemals mehr die Chance nach meinem Leben, Jusuf in einem anderen Leben wieder zu begegnen. Ich muss mich also entscheiden was ich tun soll mit dem Rest meines Lebens. Auch wenn es ohne Jusuf nicht mehr lebenswert ist dieses Leben, sollte ich versuchen ihm einen sinn zu geben, oder dies zumindest zu versuchen. Also muss ich versuchen Jusufs Lebenswerk zu bewahren und weiter zu führen, um mich meinen Erinnerungen als würdig zu erweisen. Aber wie soll ich vorgehen?
Zunächst einmal will ich die Maske der dummen Unschuld vom Lande, die über den schnellen Tod ihres Mannes, mit dem sie noch nicht einmal das Bett teilen musste, nicht mehr länger tragen. Es ist zu anstrengend, ich brauche all meine Kraft um gegen den Wahnsinn und die Selbstzerstörung zu kämpfen, um zu überleben. Und was hat diese Schauspielerei auch für einen Sinn? Dann sollen sie sich doch alle das Maul über mich zerreißen, sollen sie mich doch für eine Mörderin halten, was ändert das?
Und dann werde ich wohl alles auf eine Karte setzten, irgendwem muss ich vertrauen, wenn ich meinem eigenen Schatten misstraue werde ich noch handlungsunfähiger. Da mich das Schicksal nun einmal mit Baronet Harun und Baronet Hassan zusammengeführt hat, so sollen sie eben von dem Datenkristall erfahren, Sergeant Haiduqh ebenfalls, wenn er zu dem Zeitpunkt dieses Gespräches noch auf dem Anwesen sein sollte. Ich werde meine Karten auf den Tisch legen, in der Hoffnung, dass sie dies mit Loyalität anerkennen. Außerdem will ich an Razime, Hakim, Hushan und Sarim schreiben, sowie an Faatina. Da ich Jusufs Netzwerk nicht kenne, brauche ich ein eigenes. Ja, ich weiß dass es sehr riskant ist und nicht unbedingt schlau, aber irgendein Risiko muss ich eingehen. Und wenn ich bei dem ganzen Versuch sterben sollte, so werde ich den Tod jubelnd willkommen heißen, wenn ich anderweitig scheitern sollte, so gibt es hoffentlich immer noch die Klostermauern der Amaltheaner.
Jusuf, ich tue dies alles für Dich und ich hoffe Du siehst das. Du hast mein Leben bereichert und mir gezeigt, dass es Gefühle gibt von denen ich nichts geahnt habe, aber Du hast auch alles zerstört was einmal mein Leben war, Du hast mein altes Ich getötet, wenn ich Dich nicht so lieben würde, müsste ich Dich hassen! Aber so wie es nun einmal ist, würde ich alles für die Hoffnung tun, Dich in einem Leben nach dem Tod noch einmal sehen zu können, nur ein Wort von Dir zu hören, auch wenn ich mich selber dafür hasse, eine Sklavin meiner eigenen Gefühle zu sein! Aber ich kann nicht vor mir selber fliehen, geschweige denn vor meinem Schicksal, also gebe ich mir selbst, diesem Leben diese eine letzte Chance mich Deiner würdig zu erweisen, Jusuf. Wenn ich versagen, so will ich mich allem was das Schicksal für mich bereit hält, Wahnsinn oder Vergessen hinter Klostermauern, ergeben.
Ich sehne mich so sehr nach Schlaf... Die Anderen schlafen alle, aber ich bin immer noch hellwach.
Wir haben es im übrigen geschafft, die Geiseln alle zu befreien. Hauptsächlich ist dies Sergeant Haiduqh zu verdanken. Er hat sich als überaus fähig und umsichtig erwiesen. Ich hoffe er ist zu einer Zusammenarbeit mit mir bereit. Schade wäre es wenn nicht, könnte er mir doch mehr von Jusuf erzählen... Auf der anderen Seite ist und bleibt er undurchsichtig und bestimmt hat er geistige Fähigkeiten wie alle Ur-Ukar.
Wir blieben erst einmal den Tag über an meiner Mine. Ich konnte mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist und die Produktion so gut wie immer läuft. Da ich nun einmal da war und Zeit hatte, nutze ich die Gelegenheit und ernannte ??? zur Verwalterin der Mine. Sie hat sich immer als sehr umsichtig erwiesen, und Smythe als Oberverwalter hat zu viel zu tun, um sich so gut wie früher um diese Mine zu kümmern. Und ich möchte nicht, dass meine Leute Grund zur Klage haben! Ein Verwalter vor Ort ist hierzu notwendig.
Wir flogen so los, dass wir im Schutze der Dunkelheit in der Nähe des al-Sharim Lagers heruntergehen konnten. Sergeant Haiduqh kundschaftete die Lage aus. Er berichtete, dass das Lager nahezu völlig verwaist sei, die Mehrzahl der Leute, sowie fast alle Tiere, die auf den Luftbildern zu sehen gewesen waren, fehlten. Mir war das ganz lieb, es widerstrebte mir ein großes Blutbad an zu richten. Ich denke mal, die al-Sharim sind nur Mittelsmänner in diesem Fall, also sollten nicht unnötig viele sterben. Als wir dann in zwei Flanken zum Lager vorrückten waren tatsächlich nur einige wenige Wachen dort. Sergeant Haiduqh fand alle acht Geiseln im größten Zelt. Er hatte sie betäubt, so dass wir relativ schnell wieder zum Gleiter zurückkehren konnten. Dies erwies sich auch als außerordentlich wichtig, denn unser Pilot meldete das schnelle Näherkommen zweier Flugobjekte. Wir konnten uns gerade noch rechtzeitig alle in Sicherheit bringen, ehe sie die gesamte Gegend ausräucherten. Also wohl Partei 3 oder 4?
Zurück in meiner Mine befragten wir die Geiseln einzeln. Sie wussten leider nichts und konnten sich auch keinen Grund für die Entführung vorstellen. Die beiden für die ein Lösegeld gezahlt worden war, schienen sehr überrascht, dass dieses Geld nie abgeholt wurde. Das war aber auch schon alles.
Auf dem Flug nach Samarkand ließen wir die Geiseln jeweils einen Brief an ihre Angehörigen schreiben, damit wir diesen beweisen könnten, dass wir tatsächlich die befreiten Geiseln haben. Zusammen mit Sergeant Haiduqh fuhr ich dann zu Consul McGuire. Interessanterweise wurden wir vorgelassen und konnten ihm den Brief seiner Tochter geben. Er war sehr erleichtert und verständigte umgehend die anderen Reeves, was dem Sergeant und mir nicht wirklich recht war, da wir als Autokonvoi zum Landefeld Aufsehen erregen mussten. Aber auf der anderen Seite war es wohl auch gut und wichtig, dass sie alle ihre Angehörigen schnell in Sicherheit bringen konnten.
Wir haben Samarkand jetzt auch verlassen, um erst einmal aus der Gefahrenzone zu kommen.
Sergeant Haiduqh konnte übrigens erfahren, dass der neunte Reeve tot ist...
In was für ein Wespennest haben wir gestochen?
Da ich sowieso nicht schlafen kann werde ich schon einmal anfangen Briefe zu schreiben. Irgendwie sollte ich die Zeit sinnvoll nutzen und auf dem Anwesen habe ich ja dann auch wieder viel anderes zu tun, so wie ich mich nun entschieden habe.
Sahrie


© bei Wiltrud Daniels
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:16
Und wieder eine Fortsetzung.

11.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem ich zwei Tage lang schlafen musste fühle ich mich zumindest körperlich etwas besser. Auch wenn ich nach wie vor finde, der Arzt hätte mich zumindest vorher noch ein paar Dinge erledigen lassen können, wenigstens einige wenige! Aber er hat mir außer Schlaftabletten und Appetitanregern gleich auch noch eine Spritze gegeben, weil er meinte, ich stünde am Rande eines Nervenzusammenbruchs... Nun warum wohl? Es ist doch wirklich mehr als ein Mensch aushalten kann! Adlig zu sein macht alles nur noch schlimmer, denke ich, weil man seinen Verpflichtungen nicht entfliehen kann..... aber man kann sich seinen Stand ja nicht aussuchen, wer weiß was der Allschöpfer sich dabei gedacht hat? Früher fand ich adlig sein ja auch ganz nett, aber es hat sich verändert, Gefühle zu haben macht es schwierig sich seinem Stand entsprechend zu verhalten. Weshalb hat der Allschöpfer uns Gefühle verliehen? Ich sehe schon, ein neues Thema für meine Gespräche mit Bruder Serenus. Nun, ich glaube zumindest er leidet ehrlich mit mir!
Ich muss mich auf meine neue Aufgabe konzentrieren! Wie soll ich Count Jusufs Werk weiterführten, wenn ich mich schon wieder anfange zu sehr auf meine Gefühle zu konzentrieren? Ich muss meine Gedanken klären, damit ich meine nächsten Schritte planen kann.
Zunächst einmal hatte ich völlig vergessen zu erwähnen, dass Baronet Hassan nicht mit uns aus Samarkand zurück geflogen ist, er bekam plötzlich eine Nachricht, dass er dringend auf sein eigenes anwesen müsse. Es schien ihn sehr aus der Bahn zu werfen. Der arme Bote, beinahe hätten sie ihn dort am Flughafen erschossen! Gut in Anbetracht der jüngst vorhergegangenen Geschehnisse war zumindest ein wenig Misstrauen ja angebracht, aber die beiden Baronets haben dann etwas überreagiert. Nun zum Glück schossen sie ja dann doch nicht auf den Boten. Es gab wohl eine Explosion auf seinem Anwesen. ER bat mich um einen Engineer, um die Vorfälle untersuchen zu können. Ich habe jetzt Baronet Harun mal mit geschickt, dann kann er sehen was dort los ist und mir Bericht zu erstatten. Wer weiß was Baronet Hassan mir sonst wieder erzählt, vertrauen kann ich ihm nicht wirklich. Es macht die Angelegenheit anstrengend!
Abdul kümmert sich darum, dass ich morgen eine Ansprache an das Personal halten kann. Sehr gut! Ich weiß noch nicht genau, was ich sagen will, aber vielleicht werde ich die Rede auch nicht vorformulieren, es ist sicherlich glaubwürdiger, wenn ich es frei alles sage, was mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich dabei nur auf einen Zettel starre, macht es sicherlich keinen guten Eindruck. Ich habe ja nun schon vorher Leute geführt, das Spiel der Unschuld vom Lande ist jetzt vorbei, nachdem die Leute, die Jusuf betrogen haben entweder tot sind oder hinter Schloss und Gitter sitzen... Smythe hat mir Bericht erstattet, ‚Jusufs ehemaliger Hauptverwalter war wohl an der ganzen Sache beteiligt, deshalb habe ich ihn erst mal eingesperrt.
Sir Majid hat mir bereits die Geheimgänge gezeigt und die neuen Codes gegeben. Er will mir auf alle Fälle weiterhin dienen und hat mir seine Treue versichert.
Jetzt eben war ich dann bei Bruder Serenus zu einem langen Gespräch. Er wird für mich mit beten. Ihm scheint es auch nicht gut zu gehen, er sah mindestens so schlecht aus wie ich. Aber es ist gut zu wissen, dass er da ist und mir meine Gefühle glaubt. ER hätte ja auch drüber lachen können, so wie er mich vorher kannte. Und ich hätte es ihm nicht mal verdenken können.
Jetzt muss ich erst mal mit Sergeant Haiduqh sprechen, damit dieser nicht morgen abreist, ehe ich die Gelegenheit dazu hatte. Und ich wollte anfangen mich mit den Briefen im Tresor zu beschäftigen. Und dann erwartet mich SEIN Bett..., hoffentlich ohne die Träume, wenn ich eine Schlaftablette nehme. Ich sehe ihn immer wieder vornüber auf den Tisch sinken, jede Nacht so viele Male, nein ich will nicht daran denken und auch nicht an das was vorher war!
Sahrie
12.09.4996
Mein liebes Tagebuch!
Irgendwie wird es immer komplizierter..., aber durch das Gespräch mit Sergeant Haiduqh weiß ich nun wenigstens mehr über den Datenkristall. Und auch mehr über Baronet Hassan, er gehört zu den Mutashi! Zu welcher Gruppierung dort weiß ich natürlich nicht, aber Sergeant Haiduqh hat mich gewarnt. Nun, ich weiß natürlich nicht, ob ich ihm trauen kann, aber er hat mir immerhin mehr Informationen als Gegenleitung geboten, seine Beteuerung auch er wäre an einer Zusammenarbeit interessiert klang glaubwürdig und, das ist für mich der ausschlaggebende Punkt: Jusuf hat ihm vertraut! Und wenn ich weiterführen will was Jusuf begann, wenn ich versuchen will mehr Harmonie zwischen Menschen und den anderen Rassen zu erreichen, dann ist es umso erfreulicher, dass ein Ur-Ukar mit mir zusammenarbeiten will. Zu den Mutashi gehört er sicherlich auch, aber vermutlich dann zu einer anderen Gruppe als Baronet Hassan, sonst hätte er mich ja nicht gewarnt! Zumindest ist er wohl auch daran interessiert diese Waffe zu vernichten. Aber ich sollte vorne anfangen, das ist schon wieder schlechter Stil und Tante Balgis wäre entsetzt (auch wenn ich glaube, dass Jusuf eher lachen würde darüber).
Mein Gespräch mit Sergeant Haiduqh begann damit, dass ich ihm meine Entschlüsse, die ich auf dem Flug von Samarkand hierher gefasst hatte mit teilte und ihn dann fragte, ob er an einer Zusammenarbeit interessiert wäre. Als er dann bejahte, ließ ich ihn von dem Datenkristall wissen, oder eher davon, dass er sich hier befindet, ansonsten wusste er mehr über den Kristall als ich. Zum Beispiel, dass man ohne Umschweife eine Armee dafür opfern würde... Er nannte mir eine Adresse bei der ich ein Lesegerät bekommen könne. Der Kristall hängt mit einer sehr alten Legende zusammen in der eine alte, wahrscheinlich ausgestorbene Rasse eine Waffe baut mit der man Planeten zerstören kann. Sergeant Haiduqh vermutet, dass auf dem Kristall die Koordinaten des Systems sind, in dem sich diese Waffe möglicherweise befindet, wenn sie denn nicht doch nur eine Legende ist. Jusufs Ziel war die Zerstörung dieser Waffe, sie soll mondgroß sein! Es gibt wohl viele Parteien, die nach dieser Waffe suchen, und sicherlich nicht wenige, die sie gerne einsetzten würden. Das würde zu einem entsetzlichen Krieg führen, logischerweise mit der Zerstörung von Planeten und unschuldigem Leben! Das kann unmöglich im sinne des Allschöpfers sein, ich bin ebenfalls dafür, dass dieses Ding gefunden und zerstört werden muss, so schnell wie möglich, bevor allzu viele Leute davon Wind bekommen. Auch wenn dies nicht Count Jusuf Ziel gewesen wäre...  Auf alle Fälle ist diese Waffe wohl nicht von den Annunaki gebaut worden, sondern eben von einem anderen ausgestorbenen Volk. Dann warnte Sergeant Haiduqh mich vor Baronet Hassan und fügte hinzu, dass er zu den Mutashi gehört und auf gar keinen Fall etwas von der Waffe erfahren dürfe.
Dann hinterließ er mir noch eine Adresse und einen Verschlüsselungscode, so dass ich Nachrichten für ihn hinterlegen kann, ehe er im Geheimgang verschwand. Ich bat ihn noch allen Freunden und Kontaktpersonen von Jusuf zu sagen, dass sich die Codes geändert haben, dass ich aber allen, die an einer Zusammenarbeit mit mir interessiert sind neue Codes geben würde, sie sollen sich halt bei mir melden. Ich möchte ungern, dass Freunde und Kontaktpersonen von Jusuf zu Schaden kommen, weil sich die Codes geändert haben! Das wäre tragisch!
Um all diese neuen Informationen erst einmal etwas zu verarbeiten habe ich mich nach der Ansprache heute morgen von Abdul über das Anwesen führen lassen, begleitet von Bruder Serenus.
Meine Ansprache war so ganz gut, denke ich. Bisher wollte noch Keiner sich beschweren oder den Dienst bei mir kündigen. Hoffentlich bleibt es so, ich kann Leuten denen Jusuf vertraut hat eher vertrauen als neuen Personen. Besonders nicht nachdem was Sergeant Haiduqh mir sagte. Wer weiß ob Baronet Hassan sonst der einzige Mutashi-spion bleibt?! Ich lege keinen Wert darauf!
Erst einmal gute Nacht,
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:16
14.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben wurde mein Engineer, den ich Baronet Hassan geliehen hatte schwer verletzt zurück gebracht! Von Baronet Harun keine Spur und keine Nachricht bisher! Da ist etwas faul und auf alle Fälle war auf Baronet Hassans Anwesen nicht nur eine Explosion. Leider ist er zu schwer verwundet, ich muss bis morgen warten....
Und gestern war so ein ruhiger Tag, endlich einmal kam ich dazu eines von Jusufs fantastischen Pferden zu reiten... Und ich habe mit einem Portrait von ihm begonnen.
Eigentlich wollte ich schlafen, aber nun bin ich zu aufgebracht, ich werde weiter in seinen Tagebüchern lesen. Er wird mir von Seite zu Seite sympathischer, und immer mehr bedaure ich es, dass wir uns nicht einmal richtig kennen lernen konnten! ER war bestrebt ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen und Aliens zu erreichen. Außerdem war er für eine demokratische dritte Republik, dieser Aspekt macht mir im Moment noch etwas angst, ich denke ich habe bisher viel zu wenig (oder eher gar nicht) über so etwas nach gedacht..... Um seine ziele zu erreichen hat er eine Art riesige Geheimorganisation auf gebaut, in die auch viel seines Vermögens floss. Mittlerweile ist die Organisation jedoch finanziell unabhängig, es gibt Raumschiffe, Minen und Erzabbau verteilt über die gesamten bekannten Welten. ER hat sehr eng mit vielen Angehörigen von Fremdrassen und mit Mitgliedern der Gilden zusammen gearbeitet. Ich habe auch genaueres zu dieser Legende, die Sergeant Haiduqh erwähnte gefunden: zwei alte Rassen führen solange Krieg, bis die eine der beiden vernichtet wurde. Die Rasse, die die andere ausgelöscht hat baute offenbar mit Annunaki-wissen einen Planetenzerstörer. Angeblich konnte die ausgelöschte Rasse sich trotzdem rächen, aber es besteht die Gefahr, dass die Rasse mit dem Zerstörer wiederkommt.
Tante Balgis hat Count Jusuf wohl unterstützt und war sehr eng in seine Pläne involviert, aber das ganze Ausmaß der Organisation kennt sie offenbar nicht und auch nicht deren Ziele. Die Zusammenarbeit erfolgte wohl vor allem finanziell. Und sie verstanden sich halt gut.
Neben diesen Bestrebungen jagte Count Jusuf viel nach alten Legenden und Geschichten, um wissen zu erlangen. Ich wüsste ja gerne wo seine Raumjacht jetzt ist, er schreibt zwar viel über sie und ihre Einrichtung, aber nichts über ihren Aufenthaltsort....
Außerdem setzte er große Hoffnungen in den Imperator, er glaubte bei diesem wohl ähnliche Ziele und Wünsche wie die seinen erkennen zu können (abgesehen vielleicht vom Republikgedanken).
Soviel habe ich bisher über ihn und seine Ziele lernen können. Sein Schreibstil verrät seinen Humor, aber manchmal auch Zynismus. Wie viel wir hätten teilen können...,
Sahrie
15.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
wo fange ich an? Was Baronet Harun mir berichtet hat ist grauenvoll, aber seine Funde sind überaus interessant, auch wenn ich mir über ihre Bedeutung noch nicht so ganz im Klaren bin. Er kehrte heute Nacht zurück und bat mich gleich am Morgen um eine Unterredung. Nach seinem Bericht gab es in der Mine Baronet Hassans eine sehr heftige Explosion mit 34 Toten. Diese Explosion legte einen tieferen Bereich der Mine frei, eine Anlage aus der zweiten Republik oder älter. Offenbar wohl eine Forschungseinrichtung. Auf einem Tisch lag ein unbekanntes Wesen mit Klauen. Dieses Wesen oder eher sein Geist griff sowohl Baronet Harun an, als auch meinen Engineer und einige Leute Baronet Hassans. Dann gab es offenbar plötzlich eine Art Erdbeben bei der Putz von der Wand bröckelte und einen Tresor frei legte. Diesen Tresor konnte Baronet Harun öffnen und ihm einen Metallzylinder entnehmen. Da ein weiteres Erdbeben in diesem Moment weite Teile der Anlage zusammenstürzen ließ floh er damit. Bei dieser Flucht wäre er dann beinahe von Baronet Hassan erschossen worden, warum weiß er nicht. ER rief wohl etwas davon, dass Baronet Harun infiziert sei?! Anscheinend hat er die Geschehnisse in seiner Anlage nicht gut verkraftet..... Baronet Harun floh also nun komplett und informierte unterwegs noch die Kirche, damit diese nach dem Rechten sehen könne. Dann zeigte er mir den Inhalt des Metallzylinders. Es waren sechs Ledersäckchen darin. Das erste enthielt etwa 85 Metallscheiben von ca. zwei Zentimeter Durchmesser, mattsilbern mit einem kleinen Kristall in der Mitte. Ein Diamant denke ich, aber ich müsste sie mir noch einmal mit einer Lupe betrachten. Das zweite Säckchen enthielt ebenfalls Metallscheiben. Diesmal waren es etwa 108, fünf Zentimeter groß mit einem goldenen Rand, bestehend aus einem grünen Metall. Beutel drei enthielt wieder Metallscheiben, 60 Stück, acht Zentimeter Durchmesser, außen mattsilbern, nach innen hin grün, in der Mitte dann golden. Und noch ein Beutel mit Metallscheiben, diesmal zehn Zenitmeter groß, außen mattsilbern, innen Gold. In der Mitte war jeweils ein großer hellblauer Diamant. Von diesen Münzen? Gab es ungefähr 74, wenn Baronet Harun richtig zählen kann (muss er ja wohl bei seiner Spielleidenschaft). In den letzten beiden Beuteln gab es keine Metallscheiben mehr, sondern wesentlich interessanteres und wohl auch wertvolleres denke ich. Im fünften befand sich ein seltsamer Metallklotz, der für seine Größe wesentlich zu leicht war. Hierzu gleich noch mehr, denn diesen untersuchten wir dann als erstes. Im sechsten Beutelchen befand sich der Zwilling meines Datenkristalls, zumindest von außen. Zunächst einmal klärte ich Baronet Harun deshalb über jenen auf. Auch er sicherte mir Zusammenarbeit zu, und bat mich sogar die von ihm gefundenen Sachen in meinem Tresor zu verstauen. Das macht doch zumindest erst mal den Eindruck, als würde er es ehrlich meinen. Baronet Harun ist der Meinung, dass der Großwesir die Sammlung entwendet haben könnte/müsste. Wo auch immer sie dann jetzt ist?!
Chief Elannyo, mein Engineer kannte das Metall aus dem der Klotz zwar nicht, weshalb wir für eine genauere Untersuchung in die Mine hinunterfuhren. Eine Durchleuchtung brachte zutage, dass der Klotz, wie vermutet hohl war. Im Inneren befanden sich drei merkwürdige eiförmige Strukturen. Es dauerte etwa drei Stunden, bis Elannyo den Klotz offen hatte und wir die Eier genauer betrachten konnten. Die drei Eier hatte eine lederartige Oberfläche, die mit einer Art Netz überzogen zu sein schien, oder eher so, als sei die äußere Hülle in einzelne Segmente unterteilt. Der Teil, auf den der Scanner gerichtet war verfärbte sich plötzlich grau und dann braun, obwohl der Scanner sofort wieder abgeschaltet wurde. Ich berührte eines der anderen Eier vorsichtig in der Mitte: es war eiskalt, wurde dann dort, wo ich es berührt hatte ebenfalls grau, also offenbar eine Art Wärmetransfer?! Nach einigem Zögern schließlich fasste Baronet Harun das bereits verfärbte Ei an, woraufhin das schwarze Leder verschwand und sich ein Holo-Bildschirm bildete, interessant nicht war? Auf dem Bildschirm erscheinen nacheinander acht verschiedene Zeilen mit einem jeweils komplett anderen Zeichensatz. Der achte kam uns vage bekannt vor, Urth? Elannyo bestätigte dies, er sagte uns, das Ei sei ein Translator, man könne ihm auch noch eine neue Sprache beibringen. Einen Audiokanal gibt es auch, auf dem man sich die acht verschiedenen Sprachen anhören kann. In den nächsten Tagen wollen Baronet Harun und mein Engineer sich jeden Tag einige Stunden mit diesem Ei beschäftigen. Ab und zu werde ich sicherlich auch dabei sein. Und ich werde darauf achten, dass Baronet Harun auch weiterhin jeden Abend die Eier von mir in den Tresor tun lässt. Zum einen wegen ihres Wertes, zum zweiten hat er sie ja eigentlich aus Baronet Hassans Besitz und zum dritten: wer weiß, was in den anderen Eiern verborgen ist? Das Ding ist viel viel älter als die zweite Republik...
Es war ein aufregender langer Tag, ich hoffe mein Engineer wird wieder gesund, damit ich auch seinen Teil der Geschichte hören kann, die sich da auf Baronet Hassans Besitz zugetragen hat.
Und ich hoffe, ich schlafe traumlos..., ihn jede Nacht sterben sehen, ich weiß nicht wie ich das aushalten soll?!
Gute Nacht, Sahrie
17.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
gestern telefonierte ich mit Tante Balgis. Was Jusufs Tod betrifft hat man sie wohl auch nicht mit viel mehr Informationen versorgt als mich, vielleicht weiß man aber auch tatsächlich nichts. ER und sein Beichtvater wurden mit demselben Mittel vergiftet... Also doch, ich wusste doch, dass es so kein natürlicher Tod gewesen sein konnte! Aber warum?! Und warum dann außerdem sein Beichtvater? Wusste er zuviel, oder wurde er nur aus Versehen getroffen und war die zweite Portion für Jemand anderen bestimmt? Für den Großwesir? Für Abdul Karasan? Oder, was vielleicht noch wahrscheinlicher ist: für Sir Majid? Zuerst dachte ich, sie könnte für mich bestimmt gewesen sein, aber zum einen hätte derjenige welche dann wissen müssen, dass es in der Nacht auch eine Hochzeit geben wird und das wusste ja nicht einmal Jusuf, als der Abend begann, zum zweiten hätte diese Person dann merken müssen, dass meine Begegnung mit Count Jusuf dazu führt, dass ich mich so sehr verändere. Als Unschuld vom Lande, die weiterhin mit Freier spielt wäre ich ja eher ein nützliches Werkzeug gewesen, als ein Hindernis? Sehr rätselhaft! Hoffentlich erfahre ich mehr, ich will wissen, wer seinen Tod auf dem Gewissen hat! Und ich will wissen warum! Und warum es in dieser Nacht sein musste.... Wenn.....
Leider weiß Tante Balgis auch nicht wo sich die Jacht aufhält und in welchen Angelegenheiten, aber sie weiß, dass es sie gibt und sie eines von Jusufs liebsten Spielzeugen war.
Von der Geschichte bei den Reeves hat sie gehört, aber mehr Gerüchte als etwas Sicheres. Anscheinend war ein hochrangiger Mutashi ebenfalls da herein verwickelt und ist nun aber nicht mehr unter den Lebenden. Sie vermutet, weil er eigene Interessen hatte, die sich mit den übrigen Mutashi nicht deckten.
Wir unterhielten uns so noch ein bisschen, sie hat auch sehr viel zu tun. Ich wünschte, sie würde mich nicht immer Kindchen nennen!
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:17
20.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben habe ich in Count Jusufs Tagebüchern, den älteren etwas über seine Frau und seinen Sohn gefunden. Eigentlich wollte ich danach ja nicht gucken, aber dann musste ich es doch lesen! Und es ist ein bisschen merkwürdig..., seine Frau muss Jusuf sehr geliebt haben, ihr Tod ist ihm sehr nahe gegangen und er schreibt Wochen kaum über etwas anderes, aber über das Verschwinden seines Sohnes findet sich nur ein lapidarer Satz?! Entweder Jusuf ist da vor seinen Gefühlen weggerannt, oder sein Sohn war ihm tatsächlich egal, was ich mir aber eigentlich nicht vorstellen kann, oder aber sein Sohn ist nicht verschwunden, sondern von Jusuf auf einen geheimen Auftrag geschickt worden oder so etwas. Vielleicht wollte er ihn auch verschwinden lassen, um Jemanden durch den er selber verletzlich wird zu entfernen aus der Schusslinie? Wenn ja, dann wäre sein Sohn irgendwo in den bekannten Welten und wüsste noch nicht einmal, dass sein Vater nicht mehr lebt, was für ein entsetzlicher Gedanke! Oder aber sie haben sich gestritten, und Jusuf fühlte sich schuldig an seinem Verschwinden? Aber von einem Streit lässt sich auch nichts finden, sein Sohn taucht einfach gar nicht weiter auf in seinen Tagebüchern. Und er hat sonst über alles immer sehr ausführlich geschrieben. Ein merkwürdiges Rätsel! Und fragen kann ich ihn jetzt nicht mehr....
Seine Frau war in seine Pläne nicht eingeweiht, sie hat sich wohl nicht sehr für Politik interessiert. Naja, ich ja auch nicht, bis ich jetzt in diese Zwangslage kam. Wirklich ausgesucht habe ich mir das ja nun nicht.....
Das Lesen Jusufs Tagebücher ist einerseits sehr schön und lehrreich, ich kann ihn so wenigstens ein bisschen kennen lernen, ich erfahre etwas über sein Leben, sicherlich auch mehr, als er mir sonst jemals erzählt hätte (weshalb ich schon ein schlechtes Gewissen habe, aber Bruder Serenus sagt, in diesem Fall solle ich mir darüber keine Gedanken machen, aber ich komme mir schon sehr wie ein Eindringling vor, ich würde ja auch nicht wollen, dass Jemand alles in meinen Tagebüchern liest...), aber auf der anderen Seite ist auch genau das traurig und schmerzlich, denn ich finde so viel, über das ich gerne mit ihm sprechen würde, viel Verbindendes auch. Und viele offene Fragen. Und dann greift wieder die Hoffnungslosigkeit nach meinem Herzen und ich verzweifle, weil ich nicht weiß, wie ich das alles schaffen soll, wie ich als unerfahrenes junges Ding so ein großes und umfassendes Werk weiterführen soll. Ich würde es ja nicht einmal bemerken, wenn es eine Intrige gegen mich gibt! Bisher hatte ich dieses Problem nie, es ging nur darum Kleider und Schmuck aus zu suchen, der zu meinem Teint passt und einigen Männern Hoffnungen zu machen, um ein bisschen Spaß zu haben. Wie weit bin ich doch davon weg jetzt! Der einzige Schmuck, den ich noch trage ist die Haarspange, die er mir geschenkt hat und der Ehering natürlich. Alles andere ist so bedeutungslos geworden.
Sahrie
25.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben ist das erste Portrait, das ich von Jusuf gemalt habe fertig geworden. Es wird hier im Arbeitszimmer hängen, damit ich immer daran denke was sein Ziel war und jetzt mein Ziel sein muss (ehe mich die erste Intrige zu Fall bringt, oder ein doch nicht so loyaler Angestellter). Sicherlich werde ich aber, wann immer ich in der nächsten Zeit dazu komme weitere Bilder von ihm malen. Wenn er im Anwesen verteilt von den Wänden schaut, dann werden auch die Angestellten immer wieder an ihn erinnert, vielleicht nützt es etwas. Wenn Jemand von ihnen nicht loyal sein sollte...., aber ich weiß nicht ob und wie ich das testen sollte. Und neue Angestellte wären noch gefährlicher. Ich kann nur hoffen, dass Abdul Karasan und Sir Majid tatsächlich loyal sind und den anderen als eine Art Beispiel dienen. Und ich muss hoffen, dass Aladaya und Azhara bald nicht mehr als Fremdlinge betrachtet werden, sondern von den anderen akzeptiert werden, und dann unter Umständen Gerüchte hören und mich rechtzeitig warnen. Mehr Angst jedoch habe ich vor einer politischen Intrige..., ich hätte Jusuf so dringend als Lehrer gebraucht!
Sahrie
28.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
Mir ist eben aufgefallen, dass der Grund, aus dem ich anfänglich eigentlich überhaupt mit ihm sprechen wollte, seine Pferdezucht, hier gar nicht weiter aufgetaucht ist. Eigentlich ja ein Zeichen für meine Veränderung, soviel anderes war plötzlich wichtiger, nein ist immer noch wichtiger (im übrigen hat Jusuf auch nur selten über seine Pferde geschrieben, obwohl sie ihm doch viel bedeutet haben) und wird sicherlich auch für den Rest meines Lebens wichtiger bleiben. Aber dennoch bin ich in den letzten Tagen häufiger geritten. Es hilft mir beim Nachdenken. Und ich muss hier ab und zu einfach mal heraus! Seine Pferde sind auch wirklich einmalig. Nebukadnezar, Scheherezadeh und Lunetizia, die ich mittlerweile habe aus Samarkand holen lassen, müssen sich zwar nicht schämen, sind aber gegen diese Pferde doch nur noch gutes Mittelmass. Hmm, und mein altes Ich hätte sie nun vielleicht vernachlässigt, ein neues Spielzeug..., aber sie sind mir nach wie vor lieb und teuer. Und ich brauche sie auch, denn ab und zu schmerzt mich alles, was an Jusuf erinnert viel zu sehr, da kann ich es nicht ertragen auf einem SEINER Lieblingspferde zu reiten!
Sahrie
29.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute ist es einen Monat her, dass sich mein glücklichster und mein schrecklichster Tag trafen, einen Monat ist es her, dass..., ich werde diesen Anblick nie vergessen. Und ich glaube ich werde nie aufhören dabei zu fühlen, wie es eiskalt um mein Herz wurde. Es kommt mir vor, als sei ich Jahre gealtert in diesem Monat!
Sahrie
05.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
ein neuer Monat, schon wieder ein neuer Monat. Und ich glaube ich habe immer weniger Zeit zu schreiben. So viele Kleinigkeiten, um die ich mich kümmern muss, die meine Tage auffressen. Es ist viel zu tun, und ich will, dass das Personal mir treu bleibt, ich will nicht für eine Faulenzerin gehalten werden, ich habe ihnen gegenüber eine Verpflichtung! Und ich bin doch noch so unerfahren, wahrscheinlich mache ich viele Fehler, aber ich werde sie erst merken, wenn es zu spät ist...
Seit Jusufs Todestag bin ich wieder in so einer niedergeschlagenen Stimmung, oft war ich kurz davor doch auf zu geben, aber ich kann es nicht. Lieber bei diesem Versuch sterben. Aber es ist alles so schwer, immer wieder frage ich mich, wie ich ohne ihn weiterleben soll,
Sahrie
06.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
es gibt etwas neues von den drei Eiern aus der Metallbox. Sie sind noch gefährlicher, als ich annahm! Wohl ist mir nicht dabei sie jeden Morgen aufs neue Baronet Harun aus zu händigen, aber jetzt werde ich mich regelrecht davor fürchten. Aber ich will ja mit ihm zusammenarbeiten, also kann ich ihm jetzt nicht misstrauisch gegenübertreten. Und ich kann ja schlecht diese drei Eier, die ja sowohl ihm, als auch Baronet Hassan gehören einfach beschlagnahmen. Dann habe ich zwei Feinde mit einem Schlag, muss auch nicht sein. Aber ich habe auf alle Fälle mein Wachpersonal angewiesen die Beobachtung von Baronet Harun zu verstärken. Und sollte er eines dieser beiden Eier gegen mein Sicherheitssystem einsetzten, oder gegen meine Leute, dann haben sie den Befehl ihn sofort in den Kerker zu werfen. Wohl ist mir bei dem Gedanken zwar auch nicht, aber was soll ich sonst tun?
Vielleicht erst einmal berichten wie ich überhaupt zu meinen Befürchtungen und der Verstärkung der Wachleute komme!
Als ich heute morgen Baronet Harun die Eier aus dem Tresor gab, da teilte er mir mit, dass der Translator mittlerweile genug Urthish gelernt habe, weshalb er und Elannyo sich heute die anderen beiden Eier ansehen wollten. Da wollte ich selbstverständlich dabei sein. Als jedoch das mittlere Ei ausgelöst war, löste plötzlich meine Haarspange aus. Auf dem Translator erschien eine Frage: „Verbindung herstellen?“ Ich rief natürlich nein, doch Baronet Harun glaubte ja es besser zu wissen und drückte ja, woraufhin ich mit dem Engineer schnellstmöglich den Raum verließ. Im Gehen (oder eher Rennen) löste meine Haarspange dann noch einmal aus, ich konnte sehen, wie beim Translator sehr schnell Zeilen durchliefen, schloss aber dann schnell die Tür.
Im Sicherheitsquartier brachen die Wachen schon zur Tür auf, um dort den Engineer mit der Bewachung ab zu lösen. Sie hatten also über die Kameras schon gesehen was passiert war.
Dieses mittlere Ei hat also Psikräfte, mit Verbindung war sicherlich eine Verbindung zu Baronet Haruns Gehirn gemeint. Na toll und das in meinem Anwesen! Aber es sollte noch besser kommen: Baronet Harun aktivierte auch das dritte Ei, woraufhin alle unsere Bildschirme schwarz wurden und das Sicherheitssystem des Raumes ausgeschaltet wurde. Panisch schickte ich noch mehr Leute los, die ließen sich hoffentlich nicht so schnell ausschalten. Es dauerte eine Zeit, dann bekamen wir plötzlich wieder ein Bild und sahen, wie Baronet Harun die Eier wieder einpackte. Ich erteilte den Befehl, dass er sofort fest zu nehmen sei, wenn etwas Merkwürdiges passieren sollte, oder er etwas Unberechenbares tun sollte, oder aber wieder Bildschirme schwarz werden sollten.
Er wollte dann jedoch mit mir sprechen und versicherte mir, er würde nicht mit Hilfe des Eies auf meine Haupt-Denkmaschine zugreifen oder ähnliches. Nun ich muss hoffen, dass er dieses Wort nicht bricht. Vorsicht schadet ja aber nichts und meine Sicherheitsleute haben sehr genaue Befehle für den Fall der Fälle. Ich möchte hier ungern etwas riskieren. Da habe ich dann doch lieber Leute, die durch irgendwelche Geheimgänge plötzlich bei mir auftauchen! Bei denen weiß ich immerhin, dass Jusuf ihnen vertraut hat.
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:18
07.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
die drei Eier sind unvorstellbar alt. Laut der Geschichtsdatenbank, die ich und Baronet Harun heute darin fanden wurde der Translator vor etwa 2450 Jahren mit Urth gefüttert, ist aber wesentlich älter, denke ich. Die Geschichtsdatenbank geht etwa 5000 Jahre zurück. Interessanterweise kann das Ei sie in Urth -Zeiträume umrechnen. Beschrieben werden acht Völker, die in einem System (wo auch immer, leider gibt es keinerlei Ortsangaben auf dem Ding) zusammentrafen und eine Art Handelsbund hatten ehe es Krieg gab, bei dem das eine Volk vollständig von den anderen ausgelöscht wurde. Es beginnt 120 Jahre vor Chr. (nach Urthrechnung). Da trafen die Ltlho (Sauerstoffatmer) auf die Vrz (Metanatmer). 5 n. Chr. kamen dann die Karendo’fat dazu, die wohl ebenfalls Sauerstoffatmer waren. 83 gab es eine erste gemeinsame Raumstation der Ltlho und der Vrz, sowie ein Handelsabkommen zwischen den Ltlho und den Karendo’fat. 137 taucht noch ein Volk auf, die Lukk, die die Ltlho überfielen. 203 trat ein weiteres Volk, die Bhunonin in das Handelsabkommen ein., 289 gaben die Karendo’fat einem weiteren Volk, den Fari die Technologie für Raumfahrt. 300 traten die Fari dann auch dem Handelsabkommen bei. 302 trafen die Lukk auf die Zzzoooo, ein anderes Metanatmervolk und es gab offenbar einen Krieg. 303 mischten sich die Vrz vermittelnd in den Krieg, schließlich traten die Zzzoooo auch in das Handelsabkommen mit ein, während sich die Lukk in ihr Gebiet zurückzogen. Dann ist eine lange Pause in der Datenbank, erst 983 gibt es wieder eine Meldung: die Karendo’fat entdecken, dass die Vrz anscheinend in einer Metamorphose mit den Cho leben. Wieder eine lange Pause, diesmal bis 2583. Hier traten die Menschen auf den Plan, es kam zu Unruhen. 2600 gab es einen großen Krieg, in dem alle Sauerstoffatmer gegen die Menschen kämpften. 2603 gelang es dem Handelsabkommen das Sprungtor der Route zu den Menschen zu schließen (von der Seite der Menschen aus). 2995 begannen die Lukk plötzlich alle Kolonien der Bhunonin zu zerstören, 2996 wurde deren Heimatwelt zerstört und die Bhunonin komplett ausgelöscht. Hier endet die Datenbank dann.
Das dritte ei ist tatsächlich dafür gedacht alle elektronischen Systeme ab zu schalten... Dieses Ding darf nie Jemand anderem in die Hände fallen! Und am besten gar nicht außerhalb meines Anwesens gelangen. Wenn die Mutashi hiervon erfahren..... Das denke ich lieber nicht weiter!
Sahrie
08.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
gleich muss ich unbedingt einen ersten Brief an Sergeant Haiduqh schreiben, das muss er unbedingt erfahren! Es ist tatsächlich eine Waffe! Und ja, die muss zerstört werden, sonst möchte ich nicht wissen was auf den bekannten Welten passiert! Sergeant Haiduqh muss dies unbedingt erfahren, am besten schreibe ich ihm gleich auch die Geschichtsdatenbank, vielleicht weiß er noch mehr Legenden dazu?
Baronet Harun rief mich heute sehr aufgeregt wieder zu den Eiern, er hat eine Videosequenz gefunden, die offenbar die Zerstörung der Bhunonin durch die Lukk zeigt. Und die Bhunonin rächen sich, so wie in der Legende!
Man sieht zunächst eine mörderische Schlacht mit Tausenden von Schiffen auf beiden Seiten. Die Schiffe der Lukk sehen so ähnlich aus wie Kreuzer, sie sind keilförmig und schwarz, ich fand sie unheimlich. Die Schiffe der Bhunonin glichen den Eiern, auch von der Oberflächenstruktur her. Außerdem war auf der Seite der Lukk ein riesiges Ding, etwa Mondgröße (!), das einem riesigen Spinnennetz glich. Allerdings waren die einzelnen Stränge kilometerdick. Schließlich sah man die Bhunonin unterliegen, woraufhin sich von dem riesigen Netz lauter kleine Objekte lösten, die in großer Geschwindigkeit auf den Planeten zurasten. Dort sah man dann nur noch Explosionen, während gleichzeitig fast alle Schiffe der Bhunonin zerstört wurden. Dann jedoch lösten sich von dem zerstörten Planeten lauter weiße Lichtpunkte (Geister?), die sich schnell und zunächst gerichtet vom Planetenrest weg bewegten. Wo immer sie auf ein Lukkschiff trafen durchdrangen sie dieses, woraufhin es entweder anfing zu trudeln, oder bewegungslos verharrte, oder implodierte. Auch dieses Spinnennetzding wurde von den Lichtgestalten durchdrungen. Schließlich wurden alle diese Lichter von einem Bhunoninschiff aufgenommen, dass sich dann zum Sprung fertig machte. Damit endet die Aufzeichnung. Es handelt sich mit Sicherheit um die befürchtete Waffe, nach der Jusuf gesucht hat!
Sahrie
10.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
mit Hilfe des Translator konnten ich und Baronet Harun heute mehr über die Metallscheiben aus den anderen Beuteln herausfinden, es handelt sich tatsächlich um Zahlungsmittel. Zahlungsmittel, die offenbar von den Bhunonin eingeführt worden sind und auch nach ihnen benannt sind. Die größte Münze trägt die Zahl 10.000. sie hieß Bhuno, die nächstgrößere Bhuno’o (1.000), Bhunoa (100) und Bhunoa’a (10). Nach dem Translator zu urteilen gab es noch eine Münze, die kleinste Einheit, die Bhunonin hieß.
Baronet Harun hat sich im übrigen einen tragbaren Transportbehälter für die drei Eier machen lassen, so dass er sie jetzt den ganzen Tag mit sich herumträgt. Mir bereitet das Sorge, da er sich zum Teil auch außerhalb meines Anwesens bewegt..., deshalb überlege ich sie mir mal abends ohne ihn an zu sehen, vielleicht kann man die letzten Befehle nach vollziehen. Außerdem möchte ich gerne mehr über die Rassen erfahren. Und Baronet Harun soll nicht erfahren wie sehr mich diese Entdeckung, vor allem die Videosequenz aufregt! Ich habe ihm jedoch schon gesagt, dass Baronet Hassan diese niemals sehen darf und er sie am besten löscht!
Nun manipuliere ich also schon anderer Leute Eigentum... . aber gut, wenn ich mir gegenüber ehrlich bin, dann habe ich ja auch schon Leute manipuliert, ehe ich Count Jusuf kennen lernte. Aber wie sorglos war ich damals und um welche kleinen Dinge ging es!
Sahrie
11.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
bis jetzt habe ich leider noch nicht gefunden, wie man die letzten Befehle der Eier nachsehen kann, aber es geht sicherlich, ich werde mal Elannyo fragen.
Ich habe jedoch gelesen, was ich über die Lukk und über die Bhunonin finden konnte. Die Lukk sind etwa 2,2m groß gewesen, sie hatten aschfahl-schwarze Haut, einen Reptilkopf, wie ein Krokodil, lange Krallen und kleiden sich gewöhnlich in lange dunkle Umhänge, so dass nur ihre Schnauze sichtbar ist. Sie unterhalten sich mit Klick- und Zischlauten. Handel betrieben sie wohl vor allem um des Profites wegen, auch Piraterie waren sie nicht abgeneigt, generell wohl eher aggressiv. Eine Jägerspezies laut Translator... . was die Bhunonin betrifft, so fiel mir zunächst auf, dass sie genauso aussahen wie dieses Wesen, das Baronet Harun mir aus der Forschungseinheit beschrieben hatte, wenn auch nicht schwarz sondern weiß. Laut Translator waren die Bhunonin sehr fortschrittlich im Vergleich zu den anderen Völkern, nicht expansiv, besiedelten aber trotzdem einige andere Systeme. Über ihre Kultur ließ sich fast nichts finden. Es gab bei ihnen jedoch wohl verschiedenen Regierungsformen, die zum Teil nebeneinander existierten, drei Regierungen und sechs Gilden, die jeweils eigene Interessen verfolgten. Eine der sechs Gilden war so eine Art Schiedsrichter, eine weitere war eine Krieger- und Assasinengilde. Die übrigen Gilden schienen mehr in Richtung Forschung und Wissenschaft zu gehen. Im Handelsabkommen waren die Bhunonin die einzige Rasse, die psionisch veranlagt war, es waren jedoch nicht alle Mitglieder der Rasse dazu fähig. Sie glaubten, aber mehr an eine Art Schaffenskraft, die sie Gaya genannt haben und die wohl überall war, wenn auch im All schwächer, als auf den Planeten.
Bei den Eiern handelte es sich um eine Art von Bioware, die nur hochrangigen Mitgliedern der Regierung und der Wissenschaftsgilden zur Verfügung stand. Unter Umständen wurde so etwas wohl auch für besondere Dienste oder Aufgaben verliehen.
Der Translator muss im übrigen immer mit eingeschaltet werden. Erst einmal habe ich jedoch die beiden anderen Eier aus gelassen. Vielleicht morgen wenn Elannyo dabei ist. Aber dann möchte ich, dass er zuerst guckt, ob man irgendwo sich die letzten Befehle anzeigen lassen kann!
Nun wartet ein anderer Lesestoff auf mich: eines der Tagebücher... .
Sahrie
12.09.4996
Mein liebes Tagebuch,
und wieder bin ich ein wenig schlauer geworden was die Eier betrifft. Sehr praktisch, dass ich darauf bestanden habe, sie jeden Abend in den Tresor einschließen zu lassen! Aber sonst wäre mir das ganzer auch viel zu riskant, wer weiß ich welche Hände sie fallen würden, wenn Baronet Harun sie von meinem Grund und Boden entfernen würde! Wenn die Mutashi sie bekämen.., das wäre nicht aus zu denken, zumal noch die Videosequenz drauf ist. Aber selbst ohne diese ist es zu gefährlich!
Elannyo konnte tatsächlich nachsehen, welches die letzten Befehle waren. Offenbar wurde der Translator über das Psi-Ei gesteuert. Baronet Harun hat offenbar eine Verbindung zu seinem Gehirn damit hergestellt und darüber die anderen Eier gesteuert. Zuletzt wurden die Geschichtsdaten abgerufen, Informationen über die anderen Rassen und es wurde nach geschaut wie viel Speicher frei ist. Beim Elektronik-Ei wurden alle Menüs und Untermenüs gelesen, es wurde aber offenbar nicht benutzt. Aber ich, ich ließ Elannyo erst einmal das Passwort an Jusufs Computer knacken (schon wieder dieses schlechte Gewissen, weil ich in Bereiche eindringe, über die er nie Jemandem etwas mitteilen wollte) und dann mein gesamtes Sicherheitssystem updaten. Bedenklich finde ich ja, dass diese wirklich uralten Eier immer noch besser waren, als mein Sicherheitssystem, das ja aus der zweiten Republik stammt und wirklich gut ist!
Das Psi-Ei wurde von Baronet Harun offenbar immer mit angeschaltet und er griff hierüber mental auf die anderen zu. Auch hier hat er sehr genau die Menüs gelesen. Ich finde es noch bedenklicher als die beiden anderen Eier, trotz meiner Haarspange (die schützt ja leider nicht meine Leute). Mit seiner Hilfe kann man eine Psi-Schlag ausführen, auch wenn man keine psionischen Fähigkeiten hat, es verstärkt solche Fähigkeiten, man kann einen Schutz aufbauen gegen Psi-Angriffe, man kann eigene psionische Wellen verdecken, Gedanken lesen und noch so nette Sachen wie Träume verändern. Und ein Psi-Schlag wurde offenbar vor einiger Zeit ausgeführt..., gleich morgen früh werde ich einen Suchtrupp ausschicken. Wenn Baronet Harun..., mein Kerker wartet!
Elannyo hat meine Systeme gegen Zugriff durch das Elektronik-Ei gesperrt, es sei denn ich selber möchte über dieses Ei auf meine Systeme zugreifen.
Nun widme ich mich erst mal Jusufs Computer, morgen werde ich mich weiter mit den Eiern beschäftigen, ich möchte über die anderen Rassen nachlesen.
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:19
14.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
im wesentlichen brachte das Lesen der Dateien in Jusufs Computer nichts neues, ein paar mehr Details über seine Organisation, die er wohl den Tagebüchern nicht anvertrauen wollte, sowie mehr Namen. Nichts über seinen Sohn (und auch nicht mehr über seine Frau), schade, ich hatte darauf gehofft. Aber vor allem die Namen werden für mich sicherlich noch wichtig werden. Ich habe alles jetzt mit einem neuen Passwort gesichert, auch die Dateien, die jetzt von mir angelegt worden sind. Hier soll Niemand lesen können, von dem ich das nicht will. Dank des Elektronik- Eies kann ich diesen Schutz ja jetzt wirksam machen, ohne viel Ahnung von sicheren Passwörtern im Allgemeinen zu haben.
Der Psi-Schlag, den Baronet Harun ausgeführt hat war gegen ein Kaninchen gerichtet, das meine Suchtrupps gestern recht schnell fanden. Es war kopflos... .
Sahrie
17.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
in den letzten Tagen war wieder wenig Zeit, ich hatte viel zu tun. Aber jetzt komme ich dazu Dir zu schreiben, was ich im Translator über die jeweils anderen Rassen, die in der Geschichtsdatenbank vorkommen, herausfinden konnte.
Die Ltlho waren etwa 1,6-1,7m groß, humanoid, aber sehr bunt, sie hatten interessante gefederte Wimpern, waren ansonsten aber haarlos und kleideten sich in viele Lagen aus bunter Gaze. Sie waren wohl extrem pazifistisch, in ihrer gesamten Geschichte gab es keinen gewaltsamen Konflikt. Traf eines der Wesen auf einen Konflikt, so wechselte es seine „Phase“, das bedeutet es veränderte sich völlig, Aussehen, Geschlecht, ‚Ansichten und Meinungen. Das Handeln mit ihnen wurde dadurch sicherlich nicht einfach! Das Wissen des jeweiligen Individuums blieb, wurde nun aber anders bewertet. Auch ohne Konflikte traten etwa alle 20-30 Jahre je ein Phasenwechsel auf. Als Initiatoren des Handelsabkommens waren sie an allem interessiert mit dem man handeln kann. Ihre Raumschiffe und Stationen waren unbewaffnet, in den gemeinsamen Raumstationen hatten sie jedoch Sicherheitspersonal der Karendo’fat. Ihre eigene Heimatwelt war für andere Rassen gesperrt. Wobei ich mich frage, wie sie diese Sperrung durchgesetzt haben, wenn sie offenbar keine Waffen hatten?!
Die Vrz hatten Schiffe, die ohne Sprungtor springen konnten. Die Ltlho haben recht lange gebraucht, um ihnen das Prinzip des Handelns bei zu bringen. Sie waren etwa 3m hoch, bis ca. 2,8m Höhe bestanden sie jedoch nur aus sieben Stelzen, die dann oben eine Art kiwiartige Masse trugen in dem sich sechs Gehirne befanden mit denen sie gleichzeitig denken und sprechen konnten, was die Kommunikation wohl schwierig machte.
Die Karendo’fat glichen Affen, hatten jedoch weniger Haare, eine Vorliebe für Goldschmuck, große schwarze Augen und rötliche abstehende Ohren. Sie waren wohl die treibende Kraft von technologischen Entwicklungen. Ansonsten waren sie etwas undurchsichtig, ihr Hauptinteresse galt wohl der eigenen Rasse, weshalb sie dann den Fari die Raumfahrt gaben ist völlig unklar. Ihre Führer wurden Persönlichkeiten genannt. Und sie hatten ein etwas merkwürdiges, sehr kompliziertes Verhandlungssystem, bei dem sich immer die Seite durchsetzte, die die besten Bedingungen herausschlagen konnte, alle anderen Verträge wurden dann damit ungültig, die einen gegenteiligen Inhalt hatten.
Die Fari waren etwa 2m große katzenartige Wesen, die auf den Hinterbeinen gehen konnten. Sie lebten in Clans, bei denen jeweils ein Männchen den Vorsitz hatte. Nur die Weibchen unternahmen Raumfahrt, die Männchen blieben bei ihren Clans. Auf den Raumschiffen waren immer nur die Mitglieder einer Familie, oder sehr eng Verbündeter, weil es recht häufig zu Streit zwischen den Clans kam. Geleitet wurde ihre Gesellschaft vom Far, einer Art Rat. Durch die vielen Streitigkeiten hatten sie ein sehr kompliziertes System, die Raumfahrt betreibenden wurden wohl eher schief angesehen. Ihre Schiffe glichen nicht denen der Karendo’fat (die denen der Lukk glichen), sondern waren mehr klobige Handelsschiffe.
Die Zzzoooo müssen sehr lustig gewesen sein, oder eher chaotisch. Sie sahen absolut süß aus, so kleine Fellpuschel. Verständigen konnten sie sich wohl nur mit den Vrz, alle anderen haben sie als verrückt bezeichnet. Ihre Schiffe müssen der Wahnsinn gewesen sein, sie konnten bei 20% Lichtgeschwindigkeit auf der Stelle wenden, ohne dabei auseinander zu brechen! Ihre Schiffe waren auch sehr chaotisch, nahezu kugelförmig mit unregelmäßig angebrachten Metallverstrebungen. Und sie haben sich wohl an keinerlei Verkehrsplanung gehalten.
Von den Cho ist fast nichts bekannt. Sie sahen aus wie große Heuschrecken, die auf den Vrz leben. Die Theorien reichen von „es sind die Führer der Vrz“ bis hin zu Symbionten oder Parasiten.
Soweit erst einmal, auf mich wartet noch etwas Arbeit.
Sahrie
18.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
die Bhunonin kannten die Vau!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was hat das zu bedeuten? Wie gerne würde ich darüber mit Jusuf diskutieren! Wenn er wüsste was hier für Informationen auftauchen, würde er sich sicherlich im Grabe umdrehen vor Ärger, dass er nicht dabei ist... . Wenn, der jenige, der ihn auf dem Gewissen hat... ich...!
Sahrie
21.10.496
Mein liebes Tagebuch,
mein Köder hat funktioniert, wie schnell Baronet Hassan auf einmal plötzlich hier sein kann, nachdem er sich jetzt über einen Monat nicht gemeldet hatte....
Ich habe ihn eben angerufen, um mich zu erkundigen, wie es bei ihm aussieht. Offenbar ist er gerade dabei die verschüttete Anlage wieder aus zu graben (hoffentlich gibt es dort nicht noch mehr Tresore mit so einem brisanten Inhalt!). Die Kirche war wohl der Meinung, diesen Geist hätte es nie gegeben, alle hätten sich das eingebildet aufgrund von Grubengasen. Ach, Grubengase haben meinen Engineer also so zugerichtet, sehr interessant! In der Kirche gibt es doch ganz schöne Pappnasen!
Dann erwähnte ich den Datenkristall, wollte mich am Telefon darüber aber natürlich nicht näher auslassen. Nun kommt er morgen Nacht zu einem Mitternachtsimbiss... . Interessant! Natürlich ist es ein riskantes Unterfangen, aber ich werde Sergeant Haiduqhs Warnung natürlich weiterhin befolgen. Er soll nicht erfahren, was sich auf dem Datenkristall befindet. Es gibt ja noch einen, der genauso aussieht... .
Ach, wenn Jusuf doch noch leben würde!
Sahrie
22.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
und schon wieder hat Baronet Hassan eine Chance für sich in den Wind gespielt..., obwohl ich ihm Vertrauen signalisiert habe (er muss ja nicht wissen, dass ich mittlerweile mehr über seine Hintermänner weiß), hat er mir so gut wie nichts gesagt, sondern auch noch frech behauptet, mein Zögern bezüglich des Datenkristalls hätte Menschenleben gekostet. Ach ja, drohen will er mir also und mich erpressen, nein danke! Er ist derjenige, der sich von Anfang an nicht vertrauenswürdig verhalten hat! Und solange wie der Datenkristall verschwunden war, wird er nun nicht plötzlich unzählige Menschenleben kosten, abgesehen davon war es ja sein Auftrag, der sich damit befasste, nicht meiner! Und die Reihen der Mutashi lichten sich wohl eher wegen der Geschichte um die Reeve-Entführungen. Die haben zwar mit den Informationen des Datenkristalls zu tun, aber nicht mit diesem direkt. Nun und die Todesfälle auf Count Jusufs Geburtstagsfeier fallen zum größten Teil in seinen Verantwortungsbereich! Was bildet dieser Baronet sich eigentlich ein? Nun vielleicht ist es besser, wenn er mich für dumm hält, ich werde sehen was er vorhat!
Sahrie
23.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
er hält mich sogar für noch dümmer, als ich dachte! Nun, und das soll ich dann mit Vertrauen belohnen? Ach dieser Baronet ist dümmer als ich dachte! Ein wunder, dass die Mutashi ihn in ihren Reihen haben. Aber ich berichte mal der Reihe nach, ich habe etwas Zeit, ich fliege gerade nach Samarkand. Sir Majid hat für mich ein Auslesegerät für Datenkristalle ausleihen können, so dass ich in der Stadtwohnung den richtigen Kristall auslesen kann.
Beim Frühstück, bei dem die Baronets dann wieder auf einander trafen wären sie sich wahrscheinlich am liebsten an die Gurgel gegangen, es passierte jedoch nichts, außer dass sie sich finstere Blicke zu warfen und versuchten nicht zu höhnisch zu sein.
Nachdem ich dann später Baronet Harun die Eier gegeben hatte und auch einige der Metallscheiben, um sie untersuchen zu lassen, trennte ich erst einmal die Datenkristalle, damit es schwieriger sein würde den richtigen zu finden.
Da ich dann erst mal etwas Zeit hatte begann ich endlich damit die Kavernen zu besichtigen. Das wurde ja mal schon seit langem Zeit. Weit bin ich noch nicht gekommen, es gibt dort unten aber noch jede Menge Möglichkeiten für offizielle und geheime Produktionsstätten. Offenbar hatte Jusuf ja auch bereits mit der Planung angefangen. Da die Blasterwaffen in etwa zwei Jahren serienreif wären, muss ich mich dann darum als erstes kümmern. Aber erst mal sollen die Finanzen wieder in Ordnung kommen.
Nach dem Essen war zunächst Baronet Harun bei mir, um mir die Analyseergebnisse der Metallscheiben zu berichten. Das Gold ist offenbar hochrein, die silberne Legierung kannte Chief Elannyo leider nicht, bei dem grünen Metall handelt es sich offenbar um eine reine Substanz, die aber unbekannt ist. Sie hat jedoch bessere Eigenschaften als jede Legierung, ist also möglicherweise das wertvollste an den Münzen. Bei den Steinen handelt es sich tatsächlich um Diamanten, aber mit weit über tausend Facetten, so wie sie hier nie ein Juwelier schleifen kann! Unglaublich! Baronet Harun bat mich doch einen Verkauf zu versuchen, da er Geld brauche, um sich einen Energieschild zu kaufen. Ich denke, es wird schwierig, man müsste auf jeden Fall die Steine aus den Münzen lösen, um allzu vielen Fragen zu entgehen. Aber wahrscheinlich würde selbst dann mein Juwelier mit Fragen überrannt werden (und mit Bestellungen). Ich werde hier ein bisschen auf Zeit spielen, um mir genau überlegen zu können, was ich hier tun könnte.
Dann kam Baronet Hassan, dem von seiner Organisation ein Auslesegerät geliehen worden war. Meine Entscheidung ihm den richtigen Datenkristall nicht zu zeigen war richtig, denn entweder hat er dann den Kristall vertauscht, oder aber eine falsche Datei anzeigen lassen. Vor allem wenn ich an den Putz denke, der erst von der Wand bröckeln musste, ehe Baronet Harun an den Tresor dran kam, dann ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass sich in diesem Tresor ein Datenkristall mit einem Geheimdienstpapier aus dem letzten Jahr befindet und dann auch noch ganz zufällig Baronet Harun anschwärzt... aber da Baronet Hassan ja noch nicht wusste, wo ich diesen Kristall her hatte, den ich ihm gab, ließ ich mir nichts anmerken und spielte das Spiel erst einmal ein wenig mit. ER weiß ja auch nicht, dass Sir Majid inzwischen schon unterwegs nach Samarkand war, um mir ein eigenes Auslesegerät zu besorgen. Den genauen Inhalt dieser Datei brauche ich Dir nicht zu schreiben. Es war nett verschlüsselt und sehr realistisch gemacht, aber ganz so dumm bin ich dann doch nicht. Aber ich ließ Baronet Hassan erst einmal schön weitere Informationen einholen, womit sich gleichzeitig sehr schön bestätigte, dass Sergeant Haiduqh mir die Wahrheit gesagt hatte über seine Hintermännern, wenigstens einer, der ehrlich zu mir war! Und ich selbst kramte auch schnell ein bisschen Belastungsmaterial aus meinem Hirn gegen Baronet Harun.
Mein Wachpersonal teilte mir dann später mit, dass er tatsächlich nach dem Treffen mit mir noch etwas mit dem Auslesegerät machte. Leider so, dass die Kameras nichts lesen konnten. Außerdem erteilte ich den Befehl zu verfolgen wohin dieses Gerät zurück geholt wird und wann.
Nach dem Abendessen wollte ich dann mal die angeblichen Folterkünste von Baronet Hassan begutachten (zu irgend etwas muss er doch gut sein), er sollte sich an Jusufs ehemaligem Verwalter versuchen. Zu meinem Erstaunen wollte Baronet Harun ebenfalls dabei sein. Also ist er doch nicht nur der Spielleidenschaft zugewandt. Soo beeindruckend war es dann nicht, aber er redete. Dabei kam heraus, dass er selber mit Milner identisch ist. Mit Hilfe eines Synthfaces, das der Großwesir ihm gab wechselte er in die andere Rolle und holte dann das Geld ab, dass er angeblich vollständig dem Großwesir übergab. Dieser hat ihn offenbar nur für diese Aufgabe aus dem Gefängnis geholt, wo er wegen Mordes einsaß. Hintermänner kannte er natürlich keine, schade! Naja, sobald ich an ihrer Intrige sterbe, weil der Großwesir tot ist und damit ihre Einnahmequelle werde ich es merken (oder auch nicht).
Wir besichtigten dann den Raum, in dem er sich als Milner bereit machte und den Raum in dem er das Geld für den Piloten, der es in das andere Anwesen bringen sollte, hinterlegte. Zum glück kam keiner der beiden Baronets auf die Idee sich das Synthface genauer an zu sehen. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich wusste um was es sich hierbei handelte.
Während die beiden Baronets sich dann mit Billard und Wein belustigten, meldete sich Sir Majid bei mir und ich brach sofort auf. Für 2000 Firebirds kann man so ein Gerät einen Tag ausleihen. Deshalb habe ich jetzt beide Kristalle mit. Viel Geld, ich weiß, aber Jusuf hätte es auch aus gegeben. Und ich muss langsam mal wissen, was auf diesem Kristall ist. Da man ja Baronet Hassan offensichtlich nicht vertrauen kann....
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elantil Enbaran am 3.09.2004 | 14:20
Nachts, 24.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
schon bin ich wieder auf dem Rückweg. In Samarkand musste ich erst mal an Sergeant Haiduqh schreiben und die Nachricht gleich hinterlegen, das war in diesem Fall wichtiger. Ich habe den Datenkristall aus gelesen. Den anderen auch, den Baronet Harun aus Baronet Hassans Anlage hatte. Auf ihm ist tatsächlich dieselbe Information, wie die, die ich schon kannte. Also wurde der Kristall entweder vertauscht, oder aber die richtige Datei gelöscht.
Der andere Datenkristall überstand das Auslesen leider nicht unbeschadet. Es war nicht mehr viel zum Auslesen übrig. Aber das was noch da war, ist in jedem Fall sehr interessant!
Mitten im Satz begann der noch intakte Teil einer Audio-Aufzeichnung: „..tunddreißig Jahren der Suche haben wir endlich einen Erfolg zu vermelden.“ Plötzlich gab es auch ein Bild. Eine Frau Mitte fünfzig erschien im Bild, die einen weißen Kittel trug, so wie die Forscher unten in der geheimen Abteilung. Auf der linken Brustseite hatte sie eine Art Ausweiskärtchen mit dem Namen Sylvia le Clerk. Unter dem Namen befand man einen Kreis aus drei Teilen, in dessen Mitte sich ein V befand. Diese Frau saß an einem Schreibtisch auf dem ein unförmiger metallener Gegenstand lag. Sie war aufgeregt und sagte folgendes: „Team 63 hat bei den Ausgrabungen im Sektor 38 diesen Gegenstand gefunden (dabei hielt sie den metallenen Gegenstand hoch). Ersten Analysen zufolge handelt es sich bei dem Material um dasselbe, welches die Annunaki für ihre Statuen und Jumpgates benutzt haben. Das Ausmaß der Katastrophe auf Gomorra muss beträchtlich größer sein, als bisher vermutet. Welche Kraft muss dort gewirkt haben, um ein fast unzerstörbares Material wie dieses derartig zu deformieren? Die Vorstellung ist erschreckend. Handelt es sich bei Gomorra um eine Welt der Annunaki? Dieser Fund hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Was ist hier passiert? Ich werde diesen Gegenstand zu weiteren Untersuchungen in unser Labor auf Ishtakr schicken. Ich denke wir haben endlich eine Handhabe gegen das Projekt von Doramos gefunden. Er wird se... .“ Hier brach die Übertragung dann ab.
Hmm ja, für mich wirft dieser Fund auch mehr Fragen auf, als er beantwortet, aber es gibt auch viele Stellen an denen man ansetzten kann, zum Beispiel die Namen oder das Zeichen auf ihrem Kittel. Und dieser Gegenstand war oder ist also auf Ishtakr gewesen. Aber ja offenbar noch mehr, denn sonst wären ja in diesem Tresor nicht etwas gewesen, dass von den Bhunonin stammt. Vielleicht war das, was die Frau mit Labor meinte auch diese unterirdische Anlange von Baronet Hassan? Wenn nicht, dann muss es irgendwo auf Ishtakr noch mehr von der zerstörten Heimatwelt der Bhunonin geben, oder von den Lukk, oder von einer anderen von diesen zerstörten Welt?
Ich werde morgen weiter darüber nachdenken.
Vor dem Abflug war ich noch bei Razime und habe mich lange gut mit ihm unterhalten. Auch wenn ich es erst noch lernen muss mit Mitleid um zu gehen!
Gleich sind wir da, gute Nacht, Sahrie
24.10.4996 tagsüber
Mein liebes Tagebuch,
oh diese beiden Baronets, ich werde noch einmal wahnsinnig! Wie soll man so arbeiten?! Und vor allen Dingen wie soll ich mit denen zusammen arbeiten? Es ist doch wirklich zum aus der Haut fahren! Wie gut, dass ich so müde bin, sonst würde ich mich noch mehr aufregen!
Nach meinen zugegebenermaßen späten Frühstück bat mich zunächst Baronet Harun um einen Termin. Er wollte mir Vorwürfe machen, weil ich ihn nicht von meiner Abreise informiert habe, ja bin ich ihm denn Rechenschaft schuldig? Er muss ja ganz schön von seinen Eiern abhängig sein (anscheinend neigt er dazu, die Spielleidenschaft kommt ja auch nicht von ungefähr), wenn ihn eine Abwesenheit von einem Tag so aus der Fassung bringt! Aber was für eine Frechheit, er ist Gast auf meinem Anwesen, da kann ich ja dann wohl bitte doch noch kommen und gehen wie es mir beliebt. Und dann möchte er die Eiern nicht mehr einschließen lassen (Rache?). also noch mehr Überwachung für den guten Baronet Harun... .
Dann erfuhr ich Interessantes von meinen fleißigen und treuen (hoffentlich) Wachleuten: Baronet Hassan, der offenbar mittlerweile von dem Tresorinhalt weiß (also ein vertauschter Datenkristall, denke ich) hat Baronet Harun ein Ultimatum von drei Tagen gestellt, nach denen er sein Eigentum wieder bekommen möchte. Baronet Harun machte jetzt nicht so den Eindruck, als würde er darauf eingehen wollen, nachdem er von diesen Eiern so abhängig geworden ist. Also wird es wohl auf ein Duell hinauslaufen, na toll! Denken die eigentlich auch mal weiter als bis an das ende ihrer persönlichen Macht? Jusuf, ich fürchte, Du hast Dich in beiden getäuscht!
Als nächstes bat mich dann Baronet Hassan um einen Termin. Es war völlig lächerlich, er drohte mir mit der Kirche und wollte mich zwingen meine Karten offen auf den Tisch zu legen... . Auch er vergaß also sich und seine Position als mein Gast. Und noch bin ich die Ranghöchste hier! Und dann mir mit der Kirche drohen, was soll denn das? Hält er mich für so leicht zu beeinflussen? He, Baronet Hassan, ich hab doch längst aufgehört die Unschuld vom Lande zu sein?! Anscheinend wirke ich doch noch sehr unschuldig und naiv, zumindest auf einige Leute. Ich habe ihm nahe gelegt die Angelegenheit mit Baronet Harun zu klären, da ich mich nicht in Eigentumsstreitigkeiten mischen möchte. Man sollte ja doch denken, dass zwei ausgewachsene Männer sich selber einigen können!
Ich habe Baronet Harun noch einmal eingeschärft die Videoaufzeichnung zu löschen.
Jetzt gehe ich in die Bibliothek, es wird Zeit, dass ich anfange mich mit Archäologie zu beschäftigen. Bisher hat es mich ja nie gereizt, aber jetzt..., auch wenn es mich graust, wenn ich mir überlege, was Count Jusuf alles verändert hat in und an mir. Ob er mich so überhaupt noch lieben würde und könnte? Das sind Fragen die mir Angst machen... und dann kommt so ein Baronet daher und droht mir mit der Kirche! Vielleicht wäre ein Duell gar nicht so schlecht, es bleibt die Hoffnung, dass sie dann zu einer Zusammenarbeit bereit sind und ihr kindisches Versteckspielchen sein lassen, beide. So Jemandem lege ich ganz bestimmt nicht alle Karten offen auf den Tisch!
Sahrie
26.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
hilfe, mir graut vor mir, ich habe etwas furchtbares getan! Jetzt kann mich endgültig Keiner mehr als naiv und unschuldig bezeichnen. Oh, Allschöpfer, was habe ich getan?! Ich habe ihn umbringen lassen..., aber es wurde mir alles zu gefährlich, und es war eine gute Möglichkeit beide los zu werden. Zwei Stunden habe ich überlegt und das Für und Wieder abgewogen. Aber die Alternative wäre nur der Kerker gewesen, da ich ihm so einfach nicht vertrauen konnte, und wenn ihm irgendwie die flucht gelungen wäre? Außerdem hätte es mehr Fragen gegeben, als so. Es sieht so schön und unverdächtig aus und mich trifft kein Verdacht. Aber an meinen Händen klebt das Blut! Wie entsetzlich!
Heute morgen, als ich in der Bibliothek saß, da ließen mich die Baronets bitten Schlichter in ihrem Duell zu sein. Also doch keine friedliche Einung, noch ein Test, durch den die beiden mit Pauken und Trompeten hindurchrasselten...
Baronet Hassan bat mich für die Dauer des Kampfes die drei Eier in Verwahrung zu nehmen. Sie hatten sich auf Schusswaffen und Kampf bis zum Tod geeinigt (noch dümmer, als ich dachte). Vor dem Kampf bat Baronet Harun mich noch einmal kurz den Raum zu verlassen. Dank Kameraüberwachung weiß ich, dass er ihm die Videoaufzeichnung zeigte... . Mittlerweile habe ich sie gelöscht, mir war ihre Existenz zu gefährlich. Nun beim Duell trafen sie sich beide gegenseitig, Baronet Harun war bewusstlos. Baronet Hassan überlegte eine Weile, ich wollte ihn selber entscheiden lassen, es war sein Duell, seine Streitigkeit und ich wollte natürlich auch sehen, ob er vielleicht doch noch einmal zur Vernunft kommt, man hätte sich ja nun wirklich einigen können, aber Baronet Hassan drückte ab. Nun sind sie beide tot. Offiziell ist Baronet Hassan einfach seinen Verletzungen erlegen, aber ich habe den Ärzten den Befehl gegeben nachzuhelfen. Das Wissen über die Videoaufzeichnung darf nicht an seine Auftraggeber bei den Mutashi gelangen. Offenbar war ihm selber nicht klar, was er da sah, aber vielleicht wusste er wirklich weniger über den Datenkristall.
Oh, Allschöpfer, was habe ich getan?????????
Es ging nicht um mein Leben, ich wollte Jusufs Werk nicht gefährden und nicht die Leute, die jetzt alle von mir abhängig sind, aber Mord ist trotzdem Mord! Vielleicht wäre der Kerker doch besser gewesen? Jetzt ist es zu spät. An meinen Händen klebt Blut, Hilfe!
Und dann das: natürlich habe ich sofort gebeichtet, aber Bruder Serenus wart nicht einmal annährend so entsetzt wie er hätte sein müssen. Er hat angefangen Entschuldigungen für meine Tat zu finden, er meint, ich hätte es tun müssen. So etwas kann doch mein Beichtvater nicht sagen?! Er soll sich nicht von seiner Verliebtheit blenden lassen, er kann doch nicht alle meine Taten durch eine rosa Brille sehen, er ist doch verantwortlich für mein Seelenheil?! Das entsetzt mich nun auch. Jetzt denkt er hoffentlich noch mal darüber nach, welche Aufgaben und Verpflichtungen er als mein Beichtvater hat. Gerade Bruder Serenus möchte ich ungern von meiner Seite verbannen, aber das geht nun doch zu weit. Egal, darüber kann ich mir später Gedanken machen,. Er besinnt sich ja vielleicht noch, ich werde nachher sowieso noch einmal in die Kapelle gehen. Schlimmer ist diese Tat, die hier vor mir steht! Dieser achtzehnte Band meines Tagebuches darf nie Jemandem in die Hände fallen!
Das allerschlimmste daran ist ja, dass ich fast fürchte, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, wenn ich weiterhin am Leben bleiben sollte, und Jusufs Werk weiterführen will und seine, nein jetzt meine Angestellten schützen will.... . Was ist nur aus mir geworden? Wie soll ich mir selbst wieder in die Augen sehen können?
Ich muss an die jeweiligen Familien schreiben, dass die Baronets leider beide in einem tödlichen Duell gefallen sind, sehr ehrenvoll natürlich..., oh, mich graust es vor mir!!!!!!!!!!!!!!
Sahrie


© by Wiltrud Daniels
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 21:56
27.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
mein Leben gleicht gerade mal wieder einem Alptraum..., und schon wieder muss ich schauspielern, denn außer mir, Bruder Serenus und dem Arzt weiß Niemand etwas. Ich habe ihm heute eine Prämie gezahlt und sein Jahresgehalt erhöht, damit er auch weiterhin den Mund hält. Zu solchen Mitteln also greife ich nun also schon! Wo soll das enden?! Und wenn ich so etwas tatsächlich noch öfter tun muss?!
Immerhin habe ich heute Bruder Serenus doch davon überzeugt, dass die Buße, die er mir gestern auferlegt hat viel zu gering ist, und dass es völlig egal ist, ob man die Tat entschuldigen kann oder nicht. Ich glaube, er war dann doch etwas kleinlaut. Nun büße ich, aber für mein Gefühl wäscht es die Schuld trotzdem nicht von meinen Fingern.
Eben wurden die beiden Leichname zur Überführung fertig gemacht, sie gehen heute Abend zu den jeweiligen Familien. Die Briefe sind auch geschrieben und die Besitztümer jeweils zusammengepackt. Naja, bei Baronet Hassan mit Ausnahmen, die Eier, die Münzen und den Datenkristall behalte ich hier. Das was er an Aufzeichnungen über mich und mein Personal gemacht hat, habe ich verbrennen lassen. Das muss Niemand Anderem in die Hände fallen.
Und Niemand darf wissen was vorgefallen ist......
Sahrie

29.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
und noch einen Monat ist dieser eine Tag her, der mein Leben verändert hat. Habe ich nicht erst vor kurzem geschrieben, dass es einen Monat her ist? Nun sind es plötzlich schon zwei! Und es steht immer noch so lebhaft vor meinem inneren Auge!
Aber in der Nacht habe ich eh fast nicht geschlafen, entweder sah ich Jusuf vornüber mit dem Kopf auf den Tisch sinken, oder ich sah Baronet Hassan vor mir. Und ich wollte doch mit beiden Baronets zusammenarbeiten?!
Nach dieser Nacht sehe ich selbst aus, als wäre ich frisch dem Grab entstiegen. Ich gehe jetzt in die Kapelle, arbeiten kann ich heute sowie so nicht. Und wozu habe ich einen Beichtvater, der für mein Seelenheil zuständig ist? Ich werde ihn aber heute wohl eher zum Trost und zum gemeinsamen Gebet brauchen... .
Sahrie

30.10.4996
Mein liebes Tagebuch,
auch heute Nacht haben mich die Bilder von Jusuf und Baronet Hassan nicht los gelassen. Ob ich jemals von ihnen freikommen werde? Weshalb hat sich mein Leben so sehr verändert? Es war doch eigentlich ganz nett, wenn man einmal von all diesen dümmlichen Freiern absieht.
Aber dann lernte ich Jusuf kennen und alles wurde anders..., nie hätte ich gedacht, dass ein einziger Mann mein Leben derart aus der Bahn werfen kann und mich derart verändern kann. Jetzt weiß ich weder wie ich mein Leben ertragen soll, ohne diesen einen Mann, noch weiß ich wie ich mich selber ertragen soll. Musste dieser Tod wirklich sein? Aber wäre der Kerker besser gewesen? Und so zu tun als wäre nicht gewesen nach allem was war und nach allem was Baronet Hassan erfahren hat, das hätte ich nicht gekonnt. Außerdem hätte ich so zu viele in Gefahr gebracht. Und Sergeant Haiduqh hat mich ja auch nicht unbedingt zum Spaß gewarnt. Zumindest gehe ich im Moment davon aus, dass er so ehrlich und offen zu mir war wie er sein konnte und um Jusufs Willen nicht daran interessiert war, mich in eine Intrige zu verwickeln.
Vorhin wollte ich mich ablenken, um nicht wieder in so eine Depression zu verfallen wie in einem Monat, aber es war vielleicht doch nicht so schlau, mir dazu unbedingt Tagebücher von Jusuf zu nehmen. Seine Schrift, alles was von ihm aus den Worten und Zeilen spricht..., wie soll ich dieses Schicksal jemals ertragen können?
Aber ich habe noch einmal über Jusufs Sohn nachgedacht. Nach wie vor erscheint mir das alles etwas sonderbar. Gut, insgesamt hat Jusuf weniger gefühlsbetont in seine Tagebücher geschrieben als ich es tue, ich fürchte meine Tagebücher handeln von kaum etwas Anderem, aber über seine Frau hat Jusuf immer sehr gefühlsbetont geschrieben und die Einträge nach ihrem Tod sprechen Bände, wie sehr er sie geliebt hat. Nun überlege ich, ob er seinen Sohn vielleicht nie lieben konnte, da seine Frau ja bei dessen Geburt starb? Wenn er jedes Mal, wenn er seinen Sohn ansah, seine tote, über alles geliebte Frau sah, dann war sein Schmerz vielleicht zu groß, um Liebe für dieses Kind fühlen zu können? Das würde dann auch erklären, warum ihn das Verschwinden dieses Kindes so wenig berührt hat. Auf der anderen Seite wäre es natürlich auch denkbar, dass er seinen Sohn, als das Einzige, was ihm von seiner Frau blieb, mehr als alles andere geliebt hat, aber vor diesen Gefühlen weg gelaufen ist, weil er Angst vor einem weiteren Verlust hatte. Flucht vor Gefühlen soll ja häufiger vorkommen, es erscheint mir in diesem Fall durchaus vorstellbar. Aber auch die erste Möglichkeit hat ihre Berechtigung.
Ob sein Sohn noch lebt? Wenn ich irgendwann einmal Zeit habe, so werde ich versuchen da Nachforschungen anzustellen. Aber erst muss ich besser mit mir selbst und meiner neuen Aufgabe zurecht kommen. Und mit diesem Alptraum in den sich mein Leben verwandelt hat.
Ich nehme jetzt eine Schlaftablette, hoffentlich geht es mir dann morgen besser, ich habe mir vorgenommen in der Bibliothek nach Gomorra zu suchen, um mich ab zu lenken.
Sahrie
01.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
der Name Gomorra taucht in einer sehr alten Urth-Mythologie auf! Es hat sich dabei um eine Stadt gehandelt, die zerstört worden ist. Das Ganze ist eine längere Geschichte, die am Anfang eines Buches stand, das damals als heilig verehrt wurde. Damals haben die Menschen auch geglaubt, an ein Wesen, das sie Gott oder Herr genannt haben. Die Geschichte beginnt mit einem Menschen namens Abraham und zwei Städten namens Sodom und Gomorra. Die Menschen, die in diesen Städten wohnen, verhalten sich offenbar nicht so, wie dieser Gott es gerne hätte, weshalb er sich überlegt sie zu vernichten. Das wiederum findet dieser Abraham furchtbar, weil er befürchtet, dass dann auch Unschuldige getroffen werden könnten. Um dieser möglichen Unschuldigen Willen bittet er diesen Gott die Städte zu verschonen. Es folgt ein längeres Gespräch zwischen den beiden, bei dem Abraham schließlich erreichen kann, dass Sodom und Gomorra verschont werden, wenn dieser Gott nur zehn unschuldige darin findet. Dann geht die Geschichte in Sodom weiter, wo ein Neffe von diesem Abraham mit seiner Familie wohnt. Er heißt Lot. Zu ihm kommen zwei Engel (die kommen in dieser Mythologie noch öfter vor, es müssen besondere Wesen sein, die dieser Gott als Boten benutzt), um ihn zu warnen, damit er mit seiner Familie aus der Stadt fliehen kann. Die Stadtbevölkerung versammelte sich vor seinem Haus zusammen, weil sie diese Engel haben wollten um sie zu schänden. Lot hat ihnen darauf seine eigenen Töchter angeboten, weil er diese Gäste auf jeden Fall schützen wollte. Etwas merkwürdig. Jedenfalls hätte diese Menge Lot beinahe umgebracht, aber diese Engel haben ihn gerettet und das Haus verriegelt und so eine Art Zauber über die Tür gelegt, so dass die Stadtbevölkerung sie nicht mehr finden konnte. Dieser Lot versucht dann die Verlobten seiner Töchter vor der Zerstörung zu warnen, wird aber ausgelacht und flieht dann mit dem Rest seiner Familie, so schnell es geht aus der Stadt. Die Engel helfen ihnen dabei und sagen ihnen, dass sie sich nicht umsehen dürfen, sondern so schnell sie können fliehen müssen, ehe dieser Gott die Stadt zerstört. Netterweise wartet der aber mit der Zerstörung, bis Lot in Sicherheit ist. Danach ließ er dann Schwefel und Feuer vom Himmel auf die beiden Städte fallen, so dass alle Bewohner getötet wurden und das ganze Land verwüstet wurde. Lot ist inzwischen mit seiner Familie weiter ins Gebirge geflohen. Dort dreht sich seine Frau dann nach Sodom und Gomorra um, woraufhin sie vor Schreck zu einer Salzsäule erstarrt. Da hört die Geschichte von Sodom und Gomorra dann auf. Sehr grausig! Aber nachdem ich das Gelesen und eben beim Schreiben noch einmal überlegt habe, könnte es sein, dass das Gomorra, das auf dem Datenkristall vorkommt nicht von Anfang an so hieß, sondern diesen Namen erst nach der Zerstörung (durch die Lukk?) erhielt, weil es dort so aussah, wie man sich diese zerstörte Stadt vorgestellt hat?
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 21:59
04.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Jusufs Bibliothek ist sehr gut! Heute habe ich etwas über diesen Doramos herausfinden können. Zumindest denke ich, dass es sich dabei um denselben Doramos handelt, der in dem Datenkristall auftaucht. Er wurde auch Doramos der Geniale oder Doramos der Weltenerschaffer genannt, weil er DER  Terraformer schlechthin war. Sein Meisterwerk war Pentateuch, wo heute die Eskatoniker ihr Kloster haben. Allerdings war das Terraforming auch umstritten, es gab verschiedenen Gruppen, die sich vehement dagegen aussprachen und zum Teil zu radikalen Mitteln griffen. Unter anderem waren es natürlich Biologen, Ökologen, aber auch Ärzte, die der Meinung waren, man müsse erst den Ursprungsplaneten erforschen, ehe man alles was darauf ist durch das Terraforming zerstört. Dann könnte es sich bei Gomorra also auch um einen Planeten handeln, der heute terraformt ist und deshalb anders heißt.  Aber ob er noch zu den bekannten Welten gehört? Wenn ja, dann muss es nach wie vor Hinweise auf die Annunaki geben, denn in dem Kristall wurde ja die Vermutung geäußert, dass es sich ursprünglich um einen Planeten von ihnen gehandelt haben könnte.
Über die Annunaki habe ich ansonsten fast nichts gefunden, nur Fragen. Sie sind so eines der großen Rätsel überhaupt.
Sahrie
05.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute erhielt ich einen Anruf der Reeves. Offenbar sind ihre jeweiligen Angehörigen jetzt in Sicherheit und die Wogen in Samarkand haben sich etwas geglättet.
Als Dank für meine Hilfe bei der Rettung haben sie sich sehr großzügig gezeigt und meine Kreditbedingungen wesentlich geändert, so dass sich nun die Abzahlungszeit auf die Hälfte, auf nur 16 Jahre reduziert. Eine Sorge weniger, um die ich mir Gedanken machen muss! Sehr schön!
Sahrie
10.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute traf ein dickes Bündel Briefe bei mir ein, hauptsächlich von Razime, Hakim und Faatina aus Samarkand, aber auch von Tante Balgis. Leider konnten sie mir alle auch nicht mehr über Gomorra sagen. Schade! Faatina wundert sich etwas über meine neuen, komischen Interessen, ich werde ihr gleich einmal antworten. Natürlich auch den anderen. Also wird es ein Tag der Briefe.
Sahrie
 
12.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben habe ich mich noch einmal mit Jusufs Sohn beschäftigt, also gedanklich. Aber ich werde irgendwie nicht klüger. Dieser eine Satz in Jusufs Tagebuch ist so nichtssagend, dass man daraus alles und nichts schließen kann. Ich habe auch sonst nirgendwo Hinweise oder Bemerkungen über ihn gefunden. Es bleibt also bei den verschiedenen Möglichkeiten, die ich Dir schrieb.
Sahrie
12.11.4996 nachts
Mein liebes Tagebuch,
wieder einmal kann ich nicht einschlafen. Oder eher nicht wieder einschlafen. Die Träume von Jusufs Tod und Baronet Hassan wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Ich bekomme mal wieder das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Aber ich kann ja auch nicht jeden Abend eine Schlaftablette nehmen! Der Arzt hat mir gesagt, dass man davon süchtig werden kann. Nein danke, ich ziehe die Lilien der Schönheit vor!
Aber jede Nacht diese Träumer ist weder schön, noch besonders erholsam. Zumal ich mich dann oft den Rest der Nacht schweiß gebadet im Bett wälze und stundenlang über alles nachgrüble. Dadurch ändert sich aber natürlich auch nichts!
Ach, was soll ich nur tun? Verzweifelte Grüße, Sahrie
19.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute ist wieder so einer der Tage, an denen ich es verfluche, dass ich von Adel bin. Diese Verwaltung frisst mich auf. Lauter so Kleinigkeiten, aber es sind so viele und um alles muss ich mich kümmern. Ich bin doch verantwortlich für all diese Leute. Allein um Jusufs willen. Ich kann und will mir deshalb Mühe geben, aber an Tagen so wie heute bin ich nahe daran alles hin zu werfen! Wieso hat mich der Allschöpfer als Adlige hierher geschickt? Warum bin ich nicht etwas Anderes? Wäre ich nicht vielleicht anders mehr von Nutzen? Wobei ja die Frage bleibt, ob das alles überhaupt irgendeinen Sinn hat und nicht nur Willkür ist. Die Kirche behauptet natürlich etwas anderes, aber manchmal fällt es mir schwer daran zu glauben. Es sieht viel zu sehr nach einem willkürlichen Schicksal aus!
Sahrie
20.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute war der Tag der Anrufe, denke ich, aber zumindest einmal wieder etwas anderes. Am Morgen erhielt ich einen Anruf von Dr. Vincenzo Lamas aus Samarkand. Er habe gerade erst von Jusufs Tod erfahren und außerdem, dass ich jetzt die Ansprechpartnerin für bestimmte Projekte sei. Er bat mich um einen Termin, so lud ich ihn für morgen Mittag um zwölf zum Essen ein. Zuerst musste ich etwas überlegen, doch dann fiel mir ein, dass mir der Name natürlich in Jusufs Tagebüchern begegnet war. Dr. Lamas ist ein Wissenschaftler, Biologe hauptsächlich, wenn ich es richtig verstanden habe, aber er scheint sich auch mit einigen anderen Gebieten auszukennen. Ich nehme an, er hätte gerne Arbeit, vielleicht kann ich ihn dann für die drei Eier, hauptsächlich das erste, interessieren, der Blick eines Biologen wäre hier sicherlich von Nutzen. Ich bin jedenfalls gespannt darauf ihn kennen zu lernen.
Später erhielt ich dann noch einen weiteren Anruf auf der Privatleitung. Der Anrufer teilte mir mit, er habe von einem gemeinsamen Bekannten (wahrscheinlich Sergeant Haiduqh) gehört, dass ich nun für Jusufs Organisation die Ansprechpartnerin sei. Er sei für die Rekrutierung neuer Mitglieder zuständig und habe da einen erfolgversprechenden Kandidaten. Jusuf habe solche neunen Mitglieder immer persönlich kennen lernen wollen. In Anbetracht der doch zum Teil heiklen Thematik sagte ich dann, dass ich das genauso halten wolle wie Jusuf, weil ich es für sinnvoll und sogar notwendig hielte. Übermorgen empfange ich also um zehn Uhr Baron Perron del Castello del Ferres Hazat. Interessant, ein Hazat, von denen hätte ich gar nicht gedacht, dass sie den Ideen der Organisation gegenüber aufgeschlossen sein könnten. Bisher hatte ich eher so das Gefühl, dass sie sich außer für den Kampf für wenig anderes interessieren, aber wie überall sonst scheint es auch bei den Hazat solche und solche zu geben. Jedenfalls bin ich sehr gespannt, was das so für ein Mensch ist. Generell ist es ja nur gut, wenn auch Mitglieder der Hazat für unsere Ideen gewonnen werden können. Je mehr unterschiedliche Gruppierungen, Häuser und Rassen sich beteiligen, desto besser ist es, desto eher wird es zum Erfolg führen. Auch wenn das Ziel natürlich ein sehr langfristiges ist. Denn selbst wenn alle Häuser und Gilden letztendlich dafür gewonnen werden können, dann gilt es immer noch die Vorurteile der einfachen Bevölkerung zu überwinden. Und gerade das ist etwas, das sich nicht mit Waffengewalt erreichen lässt. Ich persönlich denke ja, dass Waffen grundsätzlich der falsche Weg sind, wenn man eine Gesellschaft aufbauen möchte, die von friedlicher Toleranz und einem Miteinander geprägt ist. So wie ich Jusuf verstanden habe, war er auch kein großer Freund von Kriegen... trotz der Waffenfabrik. Wobei da natürlich auch Spielerei beteiligt ist, sonst hätte er nicht so riesige Forschungsabteilungen einrichten lassen. Ich sollte mal meine Brüder einladen, die hätten da sicherlich auch Freude dran... . Hoffentlich kann ich zumindest einige von ihnen auch irgendwann für die Organisation gewinnen. Aber dabei muss ich vorsichtig und langsam vorgehen und selbst hier auch sicherer und anerkannter werden und mir einen besseren Überblick verschaffen, sonst könnten gerade sie mir gefährlich werden, stehen sie doch zum Teil in Samarkand hoch in der Gesellschaft und haben einflussreiche Bekanntschaften. Sarim und Saladin lasse ich lieber gleich, das könnte sonst sehr tief ins Unglück führen und wäre auch für weite Teile der Organisation gefährlich. Außerdem weiß ich ja nun, dass es Leute gibt, die für das Rekrutieren zuständig sind. Die verstehen sicherlich mehr davon als ich. Und erst mal habe ich ja auch genug zu tun.
Sahrie

Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 22:01
21.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Dr. Lamas ist ein sehr angenehmer älterer Herr. Er sieht so aus, wie ich mir einen Wissenschaftler eigentlich immer vorgestellt habe: er trägt eine Brille mit schwarzen dicken Rändern, seine Kleidung sieht etwas unordentlich und chaotisch aus, er ist klein, schmächtig und hat etwas eingefallenen Wangen. Ob er zugunsten der Wissenschaft manchmal das Essen vergessen hat? Ich könnte es mir bei ihm durchaus vorstellen. Er wurde auf Madoc geboren, ist studierter Apothekarius und hat als solcher in verschiedenen Laboren gearbeitet, ehe Jusuf ihn entdeckt hat. Jusuf hat es ihm dann ermöglicht sich fortzubilden und sich unter anderem bei den Amaltheanern Wissen anzueignen (wie auch immer Jusuf das hin bekommen hat, mit der Kirche scheint Dr. Lamas ansonsten nicht allzu viel anfangen zu können). Er hat für Jusuf in einem geheimen Labor gearbeitet, das irgendwo ist, leider wissen weder er noch ich genau wo. Aber natürlich möchte ich ihn gerne weiter beschäftigen! Er und Jusuf kannten sich seit 19 Jahren, das ist schon einmal Referenz genug, außerdem fand ich ihn sehr nett.
Jetzt holt er erst einmal seine Sachen aus Samarkand, dann wird er hier ein Labor bekommen, zumindest erst einmal.
Außerdem habe ich ihm schon die drei Eier gezeigt, den Translator fand er natürlich am interessantesten.
Mal sehen, wie sich die Zusammenarbeit mit ihm gestaltet.
Sahrie
22.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute war ein sehr ereignisreicher Tag. Am besten fange ich meinen Bericht morgens an, dabei kann ich dann auch selber etwas sortieren. Eigentlich sollte ich natürlich längst schlafen, doch wer weiß was mich morgen alles einholt und was dann alles zu tun ist, deshalb schreibe ich Dir lieber jetzt noch.
Heute morgen um zehn Uhr empfing ich Baron Perron im grünen Salon. Er hatte sich große Mühe gegeben sich nach der Mode Samarkands zu kleiden und erschien so recht farbenprächtig. Er muss etwa so um die 25 Jahre alt sein, macht einen sportlich durchtrainierten Eindruck, ein Hazat eben. Dafür sprach auch sein großes Reitschwert, das zwar reich verziert war/ist, aber doch ein viel genutzter Gebrauchsgegenstand zu sein scheint. Bei sich hatte er eine junge, recht hübsche Dienerin, die offenbar sein Vertrauen genießt, denn er sprach offen vor ihr. Er kommt von Vera Cruz. Sein Vater schickte ihn hierher nach Samarkand, um Kontakt aufzunehmen. Die gesamte Familie hält offenbar eine dritte Republik für erstrebenswert, da die derzeitige Gesellschaftsstruktur zu wünschen übrig lässt.
Ich gab ihm einen kurzen Bericht und bohrte dann ein bisschen nach wie es bei seiner Familie mit der Akzeptanz von anderen Rassen aussieht, denn dies war für Jusuf ja ein wesentlicher Punkt und ich persönlich halte hier ein besseres Miteinander für noch erstrebenswerter als eine dritte Republik.
Baron Perron reagierte alles andere als ablehnend, da sein Familie umfangreiche Handelsbeziehungen zu anderen Rassen unterhält, ist er auch an sie als gleichberechtigte Partner gewöhnt, selbst wenn der Handel eher von seinen Brüdern abgewickelt wurde.
Er macht einen ganz guten ersten Eindruck. Ich habe ihn eingeladen eine Weile zu bleiben, damit wir uns gegenseitig besser kennen lernen können.
Am Mittag kam dann Dr. Lamas mit reichlich Gepäck zurück. Ich ließ ihn mit einem Fahrzeug abholen, sonst hätte der gute Mann am Ende alles geschleppt, er scheint etwas naiv zu sein, und sich zu scheuen um etwas zu bitten. Also werde ich ihn ab und zu fragen, ob er etwas braucht, sonst kann er ja schlecht arbeiten. Er hatte eine große schwebende Kiste bei sich und einige Tiere in Käfigen. Ratten und Mäuse glaube ich..
Nach dem Essen, das wir zu dritt einnahmen, rief Dr. Lamas bei seiner Kontaktperson an, einem gewissen Faustus, der offenbar aber nicht sehr gesprächsbereit schien und mir gegenüber misstrauisch ist. Nun das ist ja auch sein gutes Recht. Vielleicht überlegt er es sich irgendwann. Ich werde abwarten, Vertrauen muss wachsen, wenn ich versuche nachzubohren, dann hilft das wahrscheinlich wenig bis nichts, eher im Gegenteil.
Bevor ich Dr. Lamas dann einen Code für die Einschienenbahn gab, bat ich ihn noch, sich an mich zu wenden, wenn er Personal bräuchte, und an Elannyo, wenn er einen Engineer benötigen sollte.
Danach traf ich Baron Perron mit dem ich eine Besichtigungstour verabredet hatte. Ich ließ eine Kutsche kommen, um das ganze stilecht zu gestalten, außerdem ging ich ja davon aus, dass wir den gesamten Nachmittag Zeit haben würden. Bei der Fabrikführung konnte ich fest stellen, dass der Baron ausgezeichnete Schießkünste besitzt.
Als wir aus der Fabrik kamen und in Richtung der Minen weiterfahren wollten, landete plötzlich ein grünes Raumschiff auf meinem Flugfeld, wir brachen die Besichtigungstour also ab und fuhren im Eiltempo zum Flugfeld, um zu sehen wer oder was dort angekommen war, da man mir nichts von einem Schiff gesagt hatte. Im Endeffekt stellte es sich aber als nicht so dramatisch heraus, die Mutashi wollten die ihnen vertraglich zugesicherten Posten abholen. Da es sich also nur um einen angemeldeten Routinebesuch handelte hatte man mir nicht Bescheid gegeben. Trotzdem unterhielt ich mich dann kurz mit Shia-agil Farrakan, ehe ich ihn und Smythe ihrer Arbeit überließ. Baron Perron hatte sich in der Zwischenzeit ein Pferd ausgeliehen. Da er aber offenbar länger weg war, nutze ich den Rest des Nachmittags dann auch zu einem Ausritt. Dazu hatte ich ja jetzt schon wieder ein paar Tage lang keine Zeit. Und wer weiß wann ich das nächste Mal dazu komme?!
Beim Abendessen kam plötzlich Sir Majid herein, um mir mitzuteilen, dass unerwarteter Weise eben noch ein Raumschiff gelandet sei (wobei die Mutashi schon wieder ab geflogen waren). Und zwar Jusufs Jacht! Ich brach sofort mit Sir Majid zum Flugfeld auf.
Dort erblickten wir sie dann, Jusufs Pride! Die Außenhülle sah etwas merkwürdig aus, fast so wie genoppt, aber asymmetrisch, hatte ich noch nie gesehen. Aber bei den ganzen Sachen, die Jusuf in sie hat ein- und anbauen lassen handelt es sich dabei sicherlich um eine besondere Tarn- oder Schutzhülle. Sehr beeindruckend fand ich auch, dass man keine Tür erblickte, aber als die Gangway anrollte und am Schiffsrumpf anlegte, kristallisierte sich dort plötzlich eine Tür heraus. Heraus kam Kapitän Raimund Amundsen, wie Sir Majid ihn mir vorstellte. Ein etwa fünfzig- bis sechzigjähriger Mann, mit weißen Haaren und weißem Bart. Wir fuhren erst einmal in mein Arbeitszimmer. Dort berichtete er mir, dass er die letzten acht Monate in einer Werft war, Jusuf hätte das Schiff so leider noch nie gesehen und es würde ihn sicherlich sehr freuen, sie so zu sehen. Das glaube ich auch! Er hätte sich bestimmt gefreut, seinen ganzen Stolz noch einmal zu Gesicht zu bekommen... .
Aber so werde ich sie morgen besichtigen. Und wahrscheinlich nicht im mindesten soviel Begeisterung dabei empfinden wie er sie empfunden hätte. Und leider auch viel weniger von allem verstehen. Sehr traurig, da ich so Jusufs ganzem Stolz nicht wirklich gerecht werden kann, auch wenn ich es ihm zuliebe gerne täte.
Von der Legende hatte Kapitän Amundsen schon gehört, aber bisher noch nicht näher damit zu tun gehabt. Praktischerweise hat die Pride Forschungsmaterial für Dr. Lamas an Bord, so dass ihr vermeintlich ungeplanter Zwischenstop jetzt gar nicht weiter tragisch ist. Es wird morgen zu Dr. Lamas ins Labor geliefert. Die Mannschaft ist jetzt erst einmal nach Samarkand auf gebrochen, sie waren die letzten vierzehn Monate nur an Bord des Schiffes. Da haben sie sich eine Zeit in Samarkand jetzt verdient! Und ich kann das Schiff besichtigen und versuchen mir ein Bild über Kapitän Amundsen machen. Er scheint mir recht reserviert zu sein. So konnte ich zum Beispiel nicht herausfinden wie nahe er und Jusuf sich standen, rein menschlich. Wenn ich mich recht erinnere, dann steht darüber auch leider nichts in Jusufs Tagebüchern. Schade, weshalb hat er so wenig über Gefühle geschrieben? Abgesehen von den Einträgen über seine Frau findet sich da wenig.
Jetzt gehe ich erst einmal schlafen, gute Nacht, Sahrie

23.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Jusufs Pride ist ungeheuer faszinierend! Nachdem ich das Schiff jetzt gesehen habe und versucht habe soviel wie möglich von den technischen Raffinessen zu verstehen, wundere ich mich eigentlich, warum er hier auf dem Anwesen war und nicht die meiste Zeit mit der Pride unterwegs?! Das einzige was man an Bord nicht kann ist reiten, aber ansonsten gibt es dort sogar einen Ballsaal und ein Zimmer, um Laterna Magicas zu gucken. Am faszinierernsten sind aber eigentlich die anderen Möglichkeiten, die die Pride so bietet, so gibt es zum Beispiel einen Psi-scanner, einen Tarnschild, eine Rüstung und einen Energieschild, eine unglaubliche Bewaffnung und sogar einen Traktorstrahl! Dazu kommt, dass es beängstigend schnell ist, in nur zwei bis drei Tagen kann die Pride am Jumpgate sein! Ja, warum hat Jusuf dann hier unten gewohnt, die meiste Zeit? Das frage ich mich doch wirklich. Jedenfalls kann ich nach vollziehen, weshalb er so begeistert von ihr und ihren Möglichkeiten war, auch wenn ich von vielen technischen Details leider immer noch wenig verstehe. Hoffentlich ändert sich das irgendwann. Auch wenn ich jetzt selber 100 Jahre alt werden müsste, um all das zu lernen, das ich jetzt gerne lernen möchte. Und so lange will ich nicht leben!
Es gab an Bord auch ein Datenkristall-Auslesegerät, also habe ich den Kristall aus Baronet Hassans Mine endlich einmal aus gelesen. Sehr vielsagend ist er nicht, es gibt eine Inventarliste, das dachte ich mir ja schon, da Baronet Hassan ja plötzlich von den drei Eiern wusste. Außerdem enthielt er eine Analyse des Bhunoninkörpers, die ich ausdrucken und an Dr. Lamas schicken ließ. Er kann damit sicherlich mehr anfangen, es handelt sich überwiegend um medizinische Daten und die Medizin von Fremdrassen ist ja eines seiner Spezialgebiete. Dann gibt es noch eine kurze Analyse der drei Eier, wobei sie sich an das Psi-Ei nicht herangetraut haben. Sie waren aber wohl verwundert, dass der Translator bereits Urth konnte.
Da Kapitän Amundsen meint, die Informationen, die ich zur Legende hätte seien unzureichend, um damit eine Suche zu beginnen, schlug ich ihm vor, erst einmal Urlaub zu machen. In der Zeit finden sich hoffentlich entweder weitere Informationen, oder aber ich habe einen anderen Auftrag für die Pride gefunden. Es wäre jedenfalls schade, wenn sie allzu lange hier herumliegen würde. Dafür hat Jusuf sie ja auch nicht bauen lassen.
Baron Perron ist im übrigen nach Samarkand gereist. Er wollte sich dort nach einem Energieschild umsehen und gleichzeitig in einigen Bibliotheken nach ein paar Informationen suchen. Ich erzählte ihm beim Frühstück von ein paar Details der Legende, ohne jedoch schon auf ihren Hauptpunkt einzugehen. Das werde ich nachholen, wenn er aus Samarkand zurück ist. Interessanterweise kannte er das Zeichen, das auf dem Datenkristall auftaucht, es ist das Zeichen der Vanderbilt-group, einem großen Konzern, den es zur Zeit der zweiten Republik gab. Von Doramos und Gomorra wusste er nichts, versprach aber sich in Samarkand umzusehen (oder eher zu lesen).
Am Nachmittag hatte ich dann noch ein Gespräch mit Dr. Lamas. Er hat sich vorgenommen etwas zu entwickeln, das ähnlich funktioniert wie das Psi-Ei, aber dauerhafte Veränderungen bewirken kann, sozusagen das Gehirn zum Lernen animiert. Es hörte sich sehr interessant an und auch sehr nützlich. Deshalb werde ich mich mal umhören ob und wo man an so ein Gerät zum Auslesen von Erinnerungen herankommen kann, das er für den Anfang seiner Entwicklung bräuchte.
Vor dem Abendessen meldete sich dann noch einmal dieser Faustus, war aber auch nicht sehr viel gesprächsbereiter als beim letzten Mal. Nun, vielleicht ändert es sich noch!
Das Forschungsmaterial, das Dr. Lamas von der Pride erhalten hat sind wohl überwiegend Gewebeproben, er war so freundlich mir beim Abendessen das Grundprinzip davon zu erklären. Es war sehr interessant, ich hoffe er findet noch öfter Zeit mir etwas zu erklären, es gibt so viel, das ich nicht weiß. Leider muss er warten, bis das Labor fertig ausgebaut ist, ehe er mit seinen Untersuchungen anfangen kann. Oh mir fällt gerade auf, dass ich ihm gar nicht von Faustus Anruf erzählt habe, dabei ist das ja vielleicht schon wichtig. Nun, ich werde es morgen beim Frühstück nachholen.
Gute Nacht, Sahrie

24.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
also Jusuf beschreibt Kapitän Amundsen auch als einen sehr reservierten, distanzierten Menschen. Dann ist das also nicht allein mein Eindruck, sehr beruhigend! Fachlich muss er aber mehr als kompetent sein. Er und Jusuf kennen sich seit 35 Jahren. Und ich hatte nur das Glück von vier Stunden... .
Heute morgen konnte Dr. Lamas über Faustus Personal und einiges an Ausrüstung bestellen, das er benötigt. Er fragte auch nach diesem Gerät zum Auslesen von Erinnerungen, das er für die Entwicklung seines Gerätes benötigt, doch noch ist nicht klar, ob er es bekommen kann. Abwarten.
Ansonsten war der heutige Tag einmal wieder etwas weniger stressig, so dass ich vorhin auch Zeit für ein Gespräch mit Bruder Serenus hatte. Nun steht noch einmal Verwaltungsangelegenheiten auf meinem Arbeitsplan.
Sahrie

25.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute hatte ich endlich einmal Zeit dazu, etwas zu tun, das ich schon lange tun wollte: mir einen genauen Überblick über den Inhalt der Bibliothek zu machen. Erasmus, Silira, den Bibliothekar konnte ich dabei dann auch ein wenig näher kennen lernen. Und er mich natürlich ebenso. Nun habe ich auch einen Einblick, wie die Sortierung ist und wo welche Fachgebiete stehen. So wird mir hoffentlich auch das Suchen in der Bibliothek leichter fallen. Baron Perron wird mich da aber hoffentlich noch tiefer in die Geheimnisse der Bibliotheksrecherche einführen.
Da ich sowieso gerade da war, habe ich noch einmal diesen Mythos von Sodom und Gomorra gelesen. Eigentlich ist das ja eine ganz schön grausige Geschichte, alle die ihm nicht passen vernichtet dieser Gott einfach so. Es kommt auch gar nicht so genau vor, was die Leute da eigentlich so furchtbar Schlimmes gelebt haben..., auf der anderen Seite aber hatte er ja diesem Abraham versprochen die Städte zu verschonen, wenn er zehn Unschuldige darin findet, das ist ja wiederum ganz nett. Und er hat immerhin diesem Lot geholfen. Wie die zerstörten Städten ausgesehen haben mag ich mir lieber gar nicht vorstellen. Es muss sehr grauenhaft gewesen sein, sonst wäre die Frau ja nicht erstarrt. Naja, wenn man zurückblickt und sehen muss wie seine Heimat, sein Zuhause, alles was einem lieb und teuer war nur noch ein Häuflein rauchende Asche ist... . Der Planet, oder Ort, der auf dem Datenträger mit Gomorra gemeint ist, muss ja dann auch sehr grauenvoll ausgesehen haben. Und wenn sogar das Material aus dem die Monumente der Annunaki sind geschmolzen ist?! Alles was ich sonst darüber gefunden habe, ist dass es ungewöhnlich haltbar ist, viele Autoren beschreiben es sogar als unzerstörbar, von Sprengstoff gab es noch nicht einmal Kratzer in den Monumenten! Was muss das für eine Waffe gewesen sein?
Sahrie
28.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem ich in den letzten beiden Tagen all meine freie Zeit dazu benutzt habe die Kavernen weiter zu erkunden, habe ich heute einen langen Ausritt gemacht. Mehr als zwei Tage am Stück unterirdisch muss nicht sein, finde ich. Das würde Jemand wie Sergeant Haiduqh jetzt sicherlich nicht nachvollziehen können. Eine komische Vorstellung, dass die Ur-Ukar da so anders fühlen. Möglicherweise würden sie meinen Ausritt unverständlich und grausig finden? Eine merkwürdige Vorstellung.
Dazu passt es aber ganz gut, dass ich heute einmal im Translator nachgelesen habe, was die Bhunonin eigentlich so über die Menschen gedacht und geschrieben haben. Das war auch sehr interessant. Sie beschreiben die Menschen als sehr expansiv, aggressiv und absolut intolerant gegenüber anderen Rassen. Das trifft heute ja leider zum Teil immer noch zu, was ich eigentlich sehr erschreckend finde. Da hat es keine große geistige Weiterentwicklung gegeben. Die Bhunonin schreiben außerdem, dass bei den Menschen eine sehr strenge militärische Ordnung vorherrschte und sie immer in großen Verbänden mit sehr vielen Schiffen auftraten. Letztere waren sehr klobig, noch ohne künstliche Gravitation, sondern mit so einem drehenden Teil in der Mitte, kastenförmig und hatten als Hoheitszeichen einen quadratisch aussehenden Vogel. Als Kleidung ist für die Menschen nur Militäruniform beschrieben. Entweder es gab damals nur Militär (was ich mir lieber nicht vorstellen will), oder aber Zivilisten und vor allem Zivilistenschiffe sind offenbar nie in den Raum der Bhunonin gedrungen. Möglicherweise gab es zu dem Zeitpunkt auch noch keine Schiffe für Zivilisten? Warum auch immer, wahrscheinlich, weil es zu teuer war.
Es ist schon spät, ich sollte schlafen. Wenn ich kann... . Sahrie

29.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
warum kann es nicht einfach aufhören? Warum muss ich leben, wenn er tot ist? Warum muss es immer weiter so weh tun, ich will das alles nicht mehr, ich will nicht mehr, dass es weh tut, ich will diesen Schmerz nicht und ich will dieses Leben nicht mehr! Was hat es überhaupt für einen Sinn? Und warum ist es am 29. immer besonders schlimm? Was macht diesen Tag anders, als dass es noch einen Monat länger her ist? Ich frage mich wie ich all diese Monate bis hierher gelebt habe... . Weil ich musste..., warum darf ich nicht auch sterben, warum hat Jusufs Mörder mich am Leben gelassen? Wie viel lieber wäre ich mit ihm gestorben! Warum muss ich weiterleben? Ist es überhaupt ein Leben? Es ist nicht das Leben, das ich vorher lebte und es ist auch nicht das Leben, das in jener Nacht begann, oder eher dabei war zu beginnen. Es ist alles so oberflächlich geworden, kein Ereignis berührt mich wirklich, irgendwo drinnen in meiner Seele, ich atme, ich rede und manchmal kann ich sogar lachen, aber es ist kein Gefühl dabei, wenn Du verstehst was ich meine, so als könnte ich überhaupt nicht mehr fühlen. Soll ich so am Leben bleiben? Ich bin doch noch so jung, eigentlich habe ich noch gar nicht richtig gelebt und nun darf ich nicht einmal sterben, sondern muss ein Leben leben, das diesen Namen nicht verdient, ein Leben ohne Gefühle, ein kaltes, leeres totes Leben. Das Einzige was mich hier hält ist die Erinnerung an eine einzige Nacht! Eine einzige Nacht, die ich leben durfte..., warum ich? Und wie soll ich diesen Schmerz aushalten? Bis an das Ende meines Lebens?! Mir wird kalt, ich hatte anderes von meinem Leben erhofft und erträumt. Nicht so etwas, wie das was in jener Nacht geschah, aber ganz sicherlich auch nicht dieses kalte, leere Etwas! ‚Jetzt könnte ich dir mehr auf Deine Frage antworten Jusuf! Aber Du fragst mich nicht mehr, Du wirst mich nie mehr etwas fragen... .
Der Arzt hat gesagt, ich solle eine Schlaftablette nehmen, und schlafen, weil ich schon wieder einem Nervenzusammenbruch nahe sei. Bruder Serenus muss ihm etwas gesagt haben, sonst wäre er sicherlich nicht vorbei gekommen. Egal.
Eine Schlaftablette, ist das alles, was Ihr an Antworten habt? Soll ich bis zu meinem Tod von Schlaftabletten leben, um zu überleben? Was hilft mir schon eine Schlaftablette?
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 22:02
Später, nachts
Mein liebes Tagebuch,
sie haben mich eben geweckt. Angeblich habe ich geschrieen. Es muss schlimm gewesen sein, Azhara war ganz weiß im Gesicht. Aladaya hätte mich sonst sicherlich auch nicht geweckt. Ich weiß von nichts. Jetzt wollen sie mich nicht mehr alleine hier schlafen lassen, Azhara soll jetzt hier schlafen, hat Aladaya bestimmt. Als ob ich noch ein Kind wäre, aber ich habe mich nicht gewehrt, warum sollte ich, eigentlich ist es ja nett, wenn sie sich nicht kümmern. Mehr stört mich, dass ich jetzt wieder nicht einschlafen kann... .
Sahrie
 
30.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
und weiter geht es mit dem Verdrängen der einzigen Gefühle, die ich noch habe. Konzentrieren wir uns auf sachliche Dinge, dann brauche ich nichts zu fühlen und es fällt nicht so auf, dass ich nur noch Trauer fühlen kann und alles andere leer, kalt und tot ist.
Baron Perron ist zurück. Schon seit gestern, aber da habe ich es nicht bemerkt. Heute morgen traf ich ihn nach dem Frühstück in der Bibliothek. Er konnte in Samarkand tatsächlich ein paar interessante Sachen herausfinden. Auf Istahkr gab es sechs oder sieben Labors der Vanderbilt-group. Selbige gibt, nein gab es übrigens schon sehr lange, gerüchteweise auch schon zu der Zeit, als die Menschen noch auf holy Terra lebten. Sie fand im Jahre 3987 ein sehr plötzliches Ende, Hunderttausende des Personals starben plötzlich an einer Seuche. Zeitgleich wurden alle Labore ausgeräuchert. Entweder sie selber haben etwas frei gesetzt, woran die Mitarbeiter starben und andere Gruppen bekamen dann Angst und zerstörten die Labore. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so schlau waren es selber zu tun, es war mit Sicherheit auch Geld im Spiel. Oder aber auch die Seuche geht auf eine anderer Partei zurück, im Zweifelsfalle einen Konkurrenten. Aber die Tempelzerstörung könnte auch zum Beispiel vom Tempel Avesti übernommen worden sein, der ja gerade anfing stark zu werden. Die Vanderbilt-group war ein riesiger Alles-produzent, sogar kleinere Raumschiffe (ohne Sprungantrieb) wurden gebaut. Viel beschäftigt haben sie sich auch mit Biologie, Nanotechnologie und Medizin. Posten und Außenposten gab es nahezu überall auf den damals bekannten Welten.
Doramos starb im Jahr 3809, sein größtes und letztes Projekt war Pentateuch, was etwa 30-40 Jahre in Anspruch nahm.
Wir überlegten dann gemeinsam verschiedenen Interpretationen des Datenkristalls und über Gomorra. Sehr viel schlauer sind wir dadurch aber wohl nicht geworden. Trotzdem ist es ganz hilfreich darüber zu reden und verschiedenen Ideen und Szenarien durch zu spielen.
Sahrie
01.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
ein voller Tag bisher. Gleich werde ich Baron Perron in der Bibliothek treffen, wir wollen nach weiteren hinweisen oder Ergänzungen suchen, die sich möglicherweise in den Büchern finden. Heute Vormittag machte Kapitän Amundsen eine Führung durch Jusufs Pride für mich, Baron Perron und Dr. Lamas. Die Außenhaut ist dasselbe Gewebe, wie jenes, das Dr. Lamas gerade zur Untersuchung bekommen hat. Nun warte ich noch gespannter auf seine Forschungsergebnisse! Zwischen diesem Gewebe und den Denkmaschinen gibt es Schnittstellen, so wird zum Beispiel das Erscheinen der Tür gesteuert. Die einzige permanente Öffnung in dieser Außenhaut sind die Öffnungen der Antriebs- und Steuerungsdüsen unter den Flügeln. Interessant!
Den Stellarraum würde ich ja gerne mal im Raum erleben!
Sahrie
wenig später
Mein liebes Tagebuch,
was wollte Sarim mir denn damit sagen? Kannst du mir mal sagen wie ich das interpretieren soll? Wollte er mich warnen? Wollte er mir mitteilen, daß er am Ende des Gespräches nicht mehr allein war? Oder wollte er mir sagen, daß seine Loyalitäten nun nicht mehr bei der Familie liegen und er deshalb zum förmlichen Nenezareh gewechselt ist, während er das Gespräch ja mit „Sahrie“ begann? Oder wollte er mir mitteilen, daß die Leitung nicht mehr sicher ist? Wieso hat er überhaupt auf der öffentlichen angerufen? Fragen über Fragen..., und eigentlich wollte ich jetzt Baron Perron in der Bibliothek Gesellschaft leisten... . Aber erst muß ich hier noch mal versuchen Gedanken zu klären, ich sehe mich gerade gar nicht mehr durch. Hm, und meine bisherigen Ausführungen sind auch nicht gerade geeignet dazu Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Ich fange mal lieber vorne an mit dem Bericht, oder?!
Gerade war ich auf dem Weg aus der Tür, weil ich ja eigentlich in die Bibliothek wollte, da rief mich ein Diener sozusagen zurück, Vater Sarim sei am Telefon. Natürlich nahm ich das Gespräch sofort an, denn ich dachte mir, daß es etwas Ernstes sein müsse, ansonsten ist Sarim ja auch eher ein Mann der Feder. Zunächst machte er einen recht besorgten Eindruck, er teilte mir mit, daß die Orthodoxie sowohl auf Jusufs, wie auch auf meinen Namen momentan sehr ablehnend und vorsichtig reagieren würde. Da er bei sich auf eine Mauer des Schweigens stoße, wollte er einmal bei mir nachfragen, was denn los sei, und ich solle mich nicht in etwas hineinziehen lassen. Ich war zugegebenermaßen sehr verwundert, denn die einzige Tat von mir, die öffentliches Aufsehen erregt hat (abgesehen von meiner Heirat mit Jusuf natürlich), war die Rettung der Reeves-Angehörigen. Da kann doch die Orthodoxie nichts dagegen haben, oder? Das sagte ich ihm auch, und daß ich ansonsten von nichts wüßte. Er warnte mich dann und sagte ich solle mich eben nicht in etwas hineinziehen lassen und mich nicht übernehmen. Ich hatte das Gefühl, er wollte noch etwas sagen, doch er brach dann ganz plötzlich das Gespräch ab mit den Worten: „Nenezareh, ich muß Schluß machen.“ Und nun grübele ich über diesen letzten Satz nach, mehr eigentlich noch, als über den Rest des Gespräches.
Daß die Orthodoxie von Jusufs generellen Plänen nicht allzu begeistert ist, habe ich mir ja schon gedacht, hier bleibt also nur die Frage offen woher sie Bescheid wissen. Ich hatte ja bisher darauf geachtet, daß Sarim eben nicht mehr erfährt. Jusuf war mehr als vorsichtig, ich will jetzt nicht durch meine Unerfahrenheit etwas zerstören, deshalb versuche ich ja auch nichts zu überstürzen und sitze immer noch hier und versuche unauffällig zu sein. Es gibt ja sowieso genug Gerede über mich.
Aber was wollte Sarim mir sagen? Und warum überhaupt dieses Gespräch? Was wollte er von mir hören? Und was weiß er? Was weiß er nicht?
Ich weiß, daß es gefährlich ist, was ich hier tu, aber nachdem ich diesen Mann kennengelernt habe ist nichts mehr so wie es war! Und ich kann jetzt nicht weiterleben, ohne etwas für ihn zu tun, ohne sein Werk zumindest versuchsweise fort zu führen, bis ich an mir selber scheitere. Aber ich kann auch nicht aufgeben, dann wäre ich einen Mann wie Count Jusuf niemals wert gewesen! Er lebt nicht mehr, aber nach wie vor bewegt er sehr viel in mir und in meinem Leben... .
Ich gehe jetzt in die Bibliothek, es hilft ja auch nichts. Ich kann auch beim Informationen suchen weiter über mein Bruderherz grübeln.
Sahrie
noch später
Mein liebes Tagebuch,
wieso um alles in der Welt will Baron Perron unbedingt Scraver einschalten? sieht er denn nicht die Gefahr? Und was will er unbedingt mit der verschwundenen Sammlung von Jusuf? die ist und bleibt weg, aber da werde ich doch den Teufel tun, die Scraver um Hilfe zu bitten, die reiben sich ja dann nur die Hände, die Sammlung bleibt weg und die Scraver machen das dicke Geschäft. Nein danke, so mildtätig bin ich nicht. Baron Perron scheint mir in Bezug auf die Scraver noch naiver zu sein als ich im Allgemeinen und im Besonderen!
Sahrie
02.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben habe ich endlich mal Einladungen zu Lux Splendor geschrieben, ich würde gerne alle meiner Familie, die auf Isthakr sind hierher einladen. Vater Sarim habe ich auch mal mit eingeladen, vielleicht klärt sich das dann noch. In die Einladung habe ich aber jetzt keine meiner immer noch ungeklärten Fragen geschrieben, wer weiß, wer sie außer ihm liest. und so wie er sich am Telefon verhalten hat, wird er sowieso nicht darauf antworten.
Das Feuerwerk, Essen und so weiter habe ich heute auch alles in Auftrag gegeben.
Jetzt wartet mal wieder meine über alles geliebte Planung... .
Sahrie
04.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem mich meine eigenen Träume schon wieder geweckt haben, kann ich nun nicht mehr einschlafen. Ich glaube, ein Teil von mir hat auch Angst vor dem Schlafen, weil es ja doch nur immer wieder neue Alpträume heißt.
Ich bin es so leid zu leben! Warum konntest Du nicht einfach so gehen, Jusuf? Warum muß ich Dich jede Nacht aufs neue sterben sehen? Warum bin ich Dir jemals begegnet? Und warum bist du auch jetzt noch immer so präsent, obwohl du längst gegangen bist? Warum kannst du mich nicht in Ruhe und alleine lassen? Warum mußtest du mein Leben so auf den Kopf stellen und dann gehen?
Es scheint so, als ob diese wunden nie heilen, sie brechen immer wieder auf, es ist einfach zuviel in dieser einen einzigen Nacht geschehen, daß die Zeit nicht auslöschen kann.
Und jetzt bin ich in diesem Leben gefesselt, daß du längst hinter dir gelassen hast. bin gefesselt von mir selber und all meinen Ängsten und Gefühlen.
Warum muß ich dich immer wieder sterben sehen? Dein Gesicht, deine Stimme in meinen Träumen rauben mir den letzten Rest von Verstand. Es kommt mir vor, als hättest du mich, mein ganzes Leben mit Dir in den Tod genommen.
WARUM????????????????

08.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute sind zu meinen Fragen bezüglich Sarim noch einige weitere hinzu gekommen. Und ich verstehe nun erst recht nichts mehr! Bald kann ich keine Fragezeichen mehr sehen, oder ich werde anfangen panisch vor ihnen wegzurennen!
Neben den zusagen von Hakim, Hushan, Razime, Mamma und Pappa und Tante Balgis, bekam ich einen Brief von der Orthodoxie, daß Vater Sarim nach Pyre abgereist sei???????????!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Und sein Abreisedatum ist der 01.12, der Tag an dem wir telefoniert haben?! was um alles in der Welt soll denn das? entweder er ist fest genommen worden, oder aber, was ich noch viel entsetzlicher fände, er ist zu Tempel Avesti gewechselt. Das würde dann aber seinen letzten Satz erklären..., dann muß ich jetzt vor meinem eigenen Bruder Angst haben?! wo bin ich hier herein geraten? Von den Anderen schein Niemand davon zu wissen, zumindest hat Keiner der anderen etwas davon im Brief an mich erwähnt.
Jedenfalls habe ich Sarim jetzt eine unverfängliche Lux Splendor Karte nach Pyre geschickt. Aber ich habe Angst!
Hushan hat mir geschrieben, daß er jetzt in Samarkand bei den Reeves anfangen wird, bei Consul McGuire. Das freut mich für ihn, daß er endlich etwas gefunden hat, wo er sich vorstellen kann zu arbeiten. und die Reeves passen irgendwie zu ihm. Auch wenn er so natürlich leider nun bei einer der Gegenparteien in der Datenkristallgeschichte arbeitet. wobei ich da ja noch nichts Sicheres weiß, es wird sicherlich auch noch eine Weile dauern, bis ich etwas von Sergeant Haiduqh höre.
Aber was ist in Sarim gefahren?
Sahrie
12.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute habe ich in Jusufs Tagebüchern eine Stelle gelesen, die mich sehr nachdenklich stimmt:
<<Tot ist, wer nicht liebt. Wer liebt, der ist lebendig. Nicht der Übergang aus dem Leben in den Tod ist die entscheidende Stunde in unserem Leben, sondern der Übergang aus dem Tod in das Leben lange vor unserem Sterben. Die entscheidende Frage lautet: wer oder was befähigt uns zur Liebe?>>
Die Stunde, in der ich begann hat tatsächlich sehr viel verändert, sicherlich auch mehr, als mein Tod verändern würde. Und ja, sie ist sehr bedeutsam und entscheidend gewesen, zumindest für mich. Und zumindest mein eigener Tod jagt mir seit dieser Stunde, in der ich nach Jusufs Eintrag vom Tod in das Leben übergegangen bin, keine Angst mehr ein. Aber die Stunde, in der Jusuf vom Leben in den Tod überging, die hat noch einmal mindestens genausoviel bewegt und verändert. Kann sie mich vom Leben wieder zurück in den Tod befördert haben, weil die Liebe meines Lebens gestorben ist?
Darunter hat Jusuf noch ein Zitat geschrieben von einem gewissen James Baldwin zu demselben Thema eigentlich:
<<Wenn du in dem vollen Wissen lebst, daß du sterben wirst, daß du nicht ewig leben wirst..., wenn du mit der Realität des Todes leben kannst, dann kannst du leben. Wenn du es nicht kannst, wenn du dein ganzes Leben auf der Flucht vor dem Tode zubringst, bist du auch auf der Flucht vor dem Leben.
James Baldwin>>
Aber was ist, wenn ich vor mir selber fliehe? Sahrie
13.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben kam Bruder Serenus ganz aufgeregt zu mir, um mir zu sagen, er habe gehört, daß Vater Sarim von Tempel Avesti abgeführt worden sei! Mit Bewaffneten und allem drum und dran. Wenn das stimmt und nicht nur ein Gerücht ist, dann bin ich wahrscheinlich auch noch schuld daran, zumindest indirekt! Deshalb habe ich ihn gerade gewarnt, ihm war wohl nicht klar, daß er damit auch in Gefahr schwebt. Um des Schöpfers willen, was tu ich denn, wenn sie mir Bruder Serenus nehmen? Ich brauche ihn doch als seelischen Beistand, seit Jusuf nicht mehr lebt, ist er noch mal wichtiger für mich geworden! außerdem weiß Bruder Serenus zuviel, auch wenn das jetzt natürlich ein recht herzloser Grund ist.
Und für ihn selber wäre es wohl der Alptraum schlechthin, wenn er von mir wegmüßte. Ob er unter der Folter lernen würde mich zu hassen?
In was bin ich reingeraten?!
Sahrie, in Angst, Schrecken und Verzweiflung
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 22:03
15.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
wie gut, daß der Alltag trotz alledem immer weitergeht. So hat man wenigstens etwas Halt und Sicherheit in diesem Alptraum, der sich Leben nennt! Und Dr. Lamas ist Gold wert, um mich wieder aufzuheitern! Er ist so herrlich zerstreut, und – im Gegensatz zu Baron Perron – finde ich seinen Mangel an Etiketten eher belustigend. Er ist einfach ein Original, und ich bin froh, daß er da ist, nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Qualitäten.
Beim Frühstück heute morgen hat er Baron Perron und mir seine ersten vorläufigen Forschungsergebnisse erläutert (ich finde, er kann sehr gut erklären, ich glaube, ich habe alles verstanden, obwohl es ja doch ziemlich kompliziert ist, zum glück ist Dr. Lamas ein geduldiger Erklärer). Den Rest hat er mir eben unter vier Augen berichtet, daß Baron Perrons Reaktionen bei Tisch etwas merkwürdig waren. er sieht nicht die phantastischen Möglichkeiten, die dieses Gewebe bietet, er hat panische Angst davor. Und seine Überlegungen einen Krieger daraus zu bauen (eben doch ein Hazat), waren auch etwas abstrus. Ein paarmal fiel es mir recht schwer meine Belustigung zurück zu halten.
Ich habe mir Notizen gemacht und kann Dir deshalb genaueres über dieses Gewebe schreiben:
Es besteht aus vier Zelltypen, die einen sehr komplexen Aufbau haben. Sie können sich nur vermehren, wenn alle vier Zelltypen da sind, was wohl höchst ungewöhnlich ist. Auch ungewöhnlich ist eine Struktur, die in jeder „normalen“ Zelle doppelt auftaucht, in diesen jedoch vierfach vorhanden ist. deshalb hat Dr. Lamas das Gewebe QHX4 genannt. HX als Abkürzung für diese Struktur, Q für Quattro=viermal. Das Gewebe wächst schneller, je mehr davon schon da ist.
Das Gewebe ist in der Lage sich mit anderen Substanzen zu verbinden und kann in diese hineinwachsen. Es kann auch um Strukturen herumwachsen, so lange bis es auf einen festen Rand trifft (deshalb wächst es nicht vom Raumschiff herunter).
Im inneren bildet QHX4 dann andere Strukturen aus, die wie elektrische Leitungen funktionieren, zumindest vom Prinzip her. Dabei verbindet es sich dann auch mit dem umwachsenen Gewebe, so funktionieren die Türen des Raumschiffes. Höchst faszinierend!
Noch viel genialer finde ich allerdings, daß QHX4 in der Lage ist Energie aus der Umgebung auf zunehmen und zu nutzen, zum Beispiel für das Wachstum. Das ist doch außerordentlich praktisch, zumal es laut Dr. Lamas jede Art von Energie nutzen kann, also Wärme, Kälte, Licht usw.
Die äußere Gewebestruktur ist sehr resistent gegen Kälte, Hitze, Druck und offenes Feuer, die Leitungsbahnen dagegen können jedoch zerstört werden. wenn diese alle abgestorben sind, dann kann sich das Gewebe nicht mehr erneuern und stirbt dann irgendwann auch ab. normalerweise ist jedoch nur die äußere Struktur der Außenwelt ausgesetzt und kann bei Beschädigung von innen erneuert werden.
Dr. Lamas hat QHX4 auch mit einer Pistole beschossen. Dabei wurde nur das darunterliegende Holz eingebeult, das Gewebe nicht. Dr. Lamas meint, es sei ein wenig wie Gummi. Wenn das Gewebe jedoch dick genug sei, dann bildet sich im Holz nicht einmal eine Beule.
Selbst Säure kann QHX4 nichts anhaben, im Gegenteil, QHX4 kann die Energie der Säure nutzen, so daß die Säure am Ende keine Säure mehr ist.
Dr. Lamas hat nun Kugeln aus sehr dünnem glas vorbereitet, die er vollständig umwachsen läßt, um dann damit weitere Experimente durchführen zu können. Ich bin höchst gespannt auf seine weiteren Ergebnisse!
Was Sarim betrifft, so bin ich mit meinen Grübeleien immer noch nicht weiter gekommen. Es ist und bleibt merkwürdig! Sahrie
nachts
Mein liebes Tagebuch,
Lady Dokha ist tot. Leider auch einer meiner Wachleute, natürlich hinterläßt er Frau und Kinder. die Armen! Und klüger bin ich nach dem ganzen Drama nun auch nicht, das einzige was ich weiß ist, daß meine Sicherheitssysteme doch noch einiges zu wünschen übrig lassen! Ich bin nur froh, daß ich den richtigen, wichtigen Kristall in den Kellertresor geschlossen habe! 
Hm, und wie immer fange ich in meinem Bericht in der Mitte an, Tante Balgis wäre mal wieder entsetzt, würde „Kindchen, Kindchen“ sagen und ihren Kopf schütteln, weil Jemandem mit so wenig Strukturiertheit so viele Leute unterstehen.
Also von vorne: gegen zwei Uhr schrillte plötzlich ein Eindringlingsalarm auf meinem Nachttisch. Als ich mir schnell etwas übergezogen hatte und mein Rapier geschnappt hatte, um aus der Tür zu eilen, traf ich dort auf zwei Wachen. Weil sie mir noch nichts genaues sagen konnten, und ich mehr Platz zum Kämpfen haben wollte, bat ich sie mir ins Arbeitszimmer zu folgen. Dort sahen wir dann, daß der Tresor offen und leer war. also eilte ich sofort hoch in die Denkmaschinenzentrale. Nun wissen halt zwei Wachleute wo der Gang ist, aber das ließ sich nicht ändern. Sie haben ja keinen Code.
Anhand der Bilder der Überwachungskameras konnten wir sehen, wie eine Gestalt in Wachuniform sich zwischen vor- und Arbeitszimmer materialisierte, zum Tresor ging, alles herausnahm und an derselben Stelle wieder verschwand. Nach der Gesichts-Nahaufnahme war es tatsächlich einer von Sir Majids Leuten. Natürlich ließ ich sofort nach ihm suchen, er wurde dann auch tatsächlich nach einer Weile gefunden, und zwar in dem kleinen Wäldchen bei Alohara. augenscheinlich war er auf dem Weg nach Hause gewesen. Er hat eine riesige Blasterwunde in der Brust. Seine Waffe und seine Sicherheitskarte waren natürlich weg. Ich war gerade auf dem Weg zu Dr. Lamas, um ihn zu bitten, sich die Leiche an zu sehen, als ein neuer Alarm ausgelöst wurde, diesmal auf dem Flugfeld.
Dr. Lamas war sowieso wach geworden, er begann auch netterweise sofort mit einer vorläufigen Untersuchung. Dabei stellte er erst mal fest, daß der arme Wachmann seit zweieinhalb Stunden tot war, er kann also nicht den Tresor ausgeraubt haben. außerdem fand Dr. Lamas eine Reihe von Druckpunkten am Schädel des Toten, sowie ein sehr großes Loch am Hals. Offenbar wurde sein Gehirn ausgelesen und dabei gegrillt... .
Zwischendrin kam dann der Zwischenbericht vom Flugfeld: ein Gleiter war abgeschossen worden. Leider waren die elektrischen Einrichtungen alle hinüber, man konnte also nicht mehr fest stellen, ob vor dem Abschuß noch Informationen abgesendet wurden. Das einzige was man bergen konnte war ein Metallkasten mit dem Tresorinhalt (ich hoffe, sie hat nicht in Jusufs Tagebücher gesehen, die waren in dem Fall viel gefährlicher als der Datenkristall!), sowie die Leiche von Lady Dokha Alarba’in al-Malik. So bekam Dr. Lamas noch eine zweite Leiche zur Untersuchung. Offenbar trug Lady Dokha eine Art von Tarnanzug, mit der sie auch die Identität anderer Personen annehmen konnte. Deshalb lösten die passiven Psi-Scanner nicht aus, sondern erst die aktiven am Tresor.
Ach so, in dem Kasten befand sich außer dem Tresorinhalt noch ein Zettel mit der Aufschrift:
<<Ihr werdet hiermit angewiesen Euren Auftrag endgültig zuende zu bringen. MLH>> Das L und das H waren so ineinander verschlungen. Sir Majid sagte daß erst einmal nichts. ER mußte mir dann auch leider sagen, daß der fremde Gleiter erst durch die Sensoren von Jusufs Pride bemerkt wurde, die durch den Alarm im Anwesen hochgefahren sind. Sehr bedenklich! und Lady Dokha wußte mir zuviel über Jusufs Anwesen!
Trotzdem sollte ich vielleicht mal schlafen, ich kann nicht die Arbeit der Sicherheitsleute machen!
Sahrie
Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 16.11.2004 | 22:04
16.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
leider findet sich in Jusufs Tagebüchern nichts weiter über Lady Dokha.
Sir Majid und ich haben eben abgesprochen, daß Duke Hakim nichts von ihrem Tod zu erfahren braucht. Er hat uns zu seinen Untersuchungen über Jusufs Tod ja auch nichts weiter geleitet, davon abgesehen kommt er sonst eventuell auf die Idee Fragen zu stellen, nein Danke!
Dr. Lamas hat mir eben den vollständigen Obduktionsbericht gebracht, der im wesentlichen seine vorläufigen Befunde von heute Nacht bestätigt. Lady Dokha hatte ein Gehirnimplantat, sowie einen Peilsender, letzterer ist jedoch bei dem Abschuß ihres Gleiters durchgebrannt. außerdem konnte Dr. Lamas fest stellen, daß sie in den letzten Tagen und Wochen immer höhere Dosen von Aufputschmitteln genommen hat.
Jetzt wird gleich die Bestattungszeremonie für den armen Wachmann stattfinden.
Sahrie
17.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
vor lauter Lady Dokha hätte ich beinahe den armen Baron vergessen! Heute morgen beim Frühstück habe ich ihn erst einmal aufgeklärt, was überhaupt vorgefallen ist und weshalb ich keine Zeit hatte, gestern. Netterweise half er mir auch eben in der Bibliothek nach dem Monogramm unter dem Zettel zu suchen, so ein verschlungenes L und h steht für die Li-Halan. Über das M davor haben wir nichts herausfinden können. Wieso arbeiten die Li-Halan und die al-Malik zusammen? Es wird doch noch immer merkwürdiger!
Ansonsten scheint Baron Perron die freie Zeit aber nicht so gut bekommen zu haben, er möchte, daß seine Dienerin Dr. Lamas unterricht in Etikette erteilt. Eine amüsante Idee. Ich denke jedoch, es wird wenig nützen, so zerstreut wie der gute Dr. ist! Aber von mir aus soll sie es versuchen!
Sahrie
18.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eigentlich bin ich sehr müde und angestrengt heute, aber ich wollte doch noch eben wenigstens an dich schreiben. Heute war ich nach einem kurzen morgendlichen Ausritt mal wieder den gesamten Tag in den Kavernen unten. wie ich mir das schon dachte gibt es tatsächlich eine Art geheimen Schlupfwinkel, von dem aus man auch nach oben kann. Verproviantiert ist er für vier Monate, ich wüßte ja mal gerne wovor Jusuf Angst hatte. Oder er hat es nur aus Vorsicht gemacht. Denn ich denke eine Verproviantierung für einen Monat hätte gereicht, da man von dem Ausgang aus fliehen kann..., auch da hat Jusuf sehr gut vorgesorgt. Ich habe versucht mir den Weg zu merken, damit ich es in einem Notfall auch allein finden könnte. Noch immer gibt es da unten aber viel, das ich noch nicht gesehen habe, denke ich.
Es gibt sogar einen unterirdischen Fluß, der schiffbar ist. Dieser endet in einem wunderschönen See, soweit man das von einem unterirdischen See sagen kann. Aber er hat etwas geheimnisvolles und beeindruckendes, dieses dunkle Wasser, das dann nur in dem Schein der Lampen aufleuchtet und sich ansonsten in der Dunkelheit der Höhlen verliert. sehr beeindruckende Stalaktiten gibt es ebenfalls dort. Die Atmosphäre dort unten ist auf alle Fälle sehr bemerkenswert und auch inspirierend. wenn ich einmal mehr Zeit habe, dann werde ich meine Malsachen mit dorthin nehmen, man könnte phantastische Bilder dort malen!
Heute morgen frühstückten wir gemeinsam, und wie ich mir das schon dachte hatte Dr. Lamas den Benimmunterricht natürlich vergessen. Es war höchst amüsant, der Baron reagierte doch etwas säuerlich, als Dr. Lamas ihn mit „Herr Perron2 ansprach. Dabei war es sicherlich sehr höflich gemeint. Ein Original.
Ah, da fällt mir ein, es gibt neue Ergebnisse bei seinen Forschungen und die finde ich höchst spektakulär: anscheinend können sich die verschiedenen Zellen gegenseitig etwas mitteilen! Dr. Lamas beschrieb es wie eine Art großes gemeinsames Gehirn, das sie haben müßten. ER hat Versuche gemacht, in denen er umwachsenen Glaskugeln in eine Wanne warf. Bei den ersten beiden Kugeln ging das innere Glas zu Bruch, aber schon bei der dritten plötzlich nicht mehr! nun möchte er, gemeinsam mit Elannyo die Schnittstellen zu den Denkmaschinen erforschen, um herauszufinden wie man diese Zellen programmieren kann und wie diese gegenseitige Mitteilung funktioniert. Höchst interessant, das bietet völlig neue Möglichkeiten, denke ich! dieses Gewebe wird immer interessanter, ich wüßte ja zu gerne wo es herstammt und wie und warum es entwickelt wurde, oder vielleicht eher sich entwickelt hat.
Bevor Dr. Lamas und Elannyo gestern bei mir waren, um mir diese neuen Ergebnisse zu berichten, hatte ich noch einen Termin mit Kapitän Amundsen, weil ich ihn bitten wollte die Sensoren der Pride hochgefahren zu lassen. Zumindest solange die Pride hier ist, ist das Flugfeld dann besser geschützt. ich denke ja nach wie vor, daß das Eindringen Lady Dokhas nicht der letzte Versuch war an den Datenkristall zu gelangen. Wer auch immer dahinter steckt. Da Baron Perron danach gefragt hatte, fragte ich ihn auch, ob er von einer Karte des Asteroidengürtels wüßte, in der die Erz-Abbauplätze verzeichnet wären (es wäre ja dumm gerade dort nach einem Labor zu suchen, wenn es noch eines geben sollte, so wird dort sein, wo seit vielen Jahrhunderten oder zumindest Jahrzehnten keiner mehr war, denn sonst ist es zerstört). Er denkt, daß es schwierig sein sollte an solche Karten zu kommen, da die Erzsuchergilde sicherlich auf Geheimhaltung achtet. Als ich den Datenkristall in einem Nebensatz erwähnte, runzelte er die Stirn – merkwürdig! Dieser Mensch ist durch und durch merkwürdig! Naja, es ist nicht die einzige Merkwürdigkeit in meinem Leben.
Wenn das so weitergeht..., ich werde lieber versuchen jetzt zu schlafen!
Gute Nacht, Sahrie
19.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eigentlich gibt es vom heutigen Tag nichts Besonderes zu berichten. Nach der Messe hatte ich endlich wieder einmal Zeit für ein längeres Gespräch mit Bruder Serenus. Danach ritt ich noch einmal aus und war dann bis zum Abendessen wieder in den Kavernen. sie sind sehr interessant finde ich. und sie bieten doch auch viele Möglichkeiten. Ich hoffe nur, daß –
Abdul teilt mir gerade mit, daß Sir Majid noch eine Audienz wünscht. Um diese Zeit wird es wohl wichtig sein.
Sahrie

Titel: RE: [Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball
Beitrag von: Elisabeth Hawkwood am 20.06.2005 | 23:28
07.01.4997
Mein liebes Tagebuch,
was soll ich tun? Am liebsten wuerde ich ihn nie mehr wiedersehen, es verwirrt mich, nein mehr, es macht mich verzweifeln! Er ist ihm so ähnlich und gleichzeitig auch wieder so anders. Noch immer zittere ich am ganzen Leibe, das ist kein witz, auch wenn ich selber mich nach wie vor in einem Traum wähne. Ich wuenschte es wäre einer, ich wuenschte mein ganzes Leben wäre ein Traum, das wuerde vieles einfacher machen. Was soll ich denn bloß tun? Meinst Du ich kann jemals lernen ihm wie einem eigenen, anderen Menschen gegenueber zu treten, oder werde ich jedesmal am Anfang diesen Schock spueren? Ich will ihn nie mehr sehen, ich verzweifle! Auf der anderen Seite schreibt alles in mir danach ihn wiederzusehen..., ein Anfall von Selbstquälerei, denn wenn ich seine Augen sehe weiß ich, daß er es nicht ist. Und ich dachte er sei wirklich tot... . Jusufs Sohn... . vielleicht sollte ich vorne anfangen mit einem Bericht, aber ich kann jetzt nichts schreiben, alles in mir und um mich dreht sich, du wirst später erfahren was alles in den Wochen passiert ist in denen ich nicht schrieb. Oder eher was heute passiert ist, von den Wochen davor weiß ich nichts. Oh Allschöpfer, hilf mir!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Sahrie
P.S.: und ein Teil von mir haßt ihn dafuer, daß er nicht Jusuf selber ist. Und er konnte alle diese Jahre mit ihm leben, warum ich nicht?!
Selber Tag, abends
Mein liebes Tagebuch,
nun habe ich soviel nachgedacht, daß ich irgendwie gar nichts mehr fuehle, also kann ich Dir nun auch schreiben was eigentlich los ist. Und ich fange vorne an, auch wenn meine liebe Tante dich hoffentlich nie zu sehen bekommt, und so auch nicht ueber meinen Stil meckern kann... .
In den Wochen, die vergangen sind seit dem letzten Mal hatte ich ein paarmal lichte Augenblicke, konnte aber nur essen und trinken, dann habe ich wohl wieder geschlafen. An den 19. abends erinnere ich mich nur dunkel, ich wurde nahezu sofort ohnmächtig, als Sir Majid und Abdul hereinkamen. Sir Majid hat sich entschuldigt... . Mehr weiß ich nicht.
Dann wachte ich heute morgen auf in einem Himmelbett. Durch ein paar riesige Fenster schien die Sonne herein, ich konnte blauen Himmel sehen. Die Fenster waren zu. Als ich den Kopf drehte, sah ich außerdem ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, das mir allerdings völlig unbekannt erschien. Allerdings sah ich einige meiner persönlichen Sachen Frisiersachen, leider keine der anderen Tagebuecher.
Es schlug acht Uhr, ich nahm an morgens. Im Hintergrund sah ich dann ein Raumschiff vorbeigleiten, und daß etwas weiter weg offenbar ein Gebäude steht.
Plötzlich kamen Aladaya und Azhara mit Fruehstueck, zuerst erschrak ich mich zu Tode. Sie nannten mir auf Nachfrage das Datum und konnten berichten, daß sowohl sie, als auch Bruder Serenus mit mir zusammen in Jusufs Raumschiff entfuehrt worden sind.
Mehr als das konnten oder wollten sie aber nicht sagen, fuegten nur noch hinzu, daß ich um zehn Uhr einen Termin hätte, bei dem sich dann alles klären wuerde. Naja und sie konnten mich beruhigen, daß die Tresore geräumt und alle darin enthaltenen wichtigen Sachen, wie zum Beispiel die „Eier“ ebenfalls hier sind. Desgleichen Sir Majid und Abdul. Aber danach einen von diesen zu sehen war mir nicht, zumal bis zehn Uhr nicht mehr viel Zeit blieb.
Es erschien eine Art Leibgarde, um mich abzuholen: zwei Kaukasier in einer einfachen dunkelblauen Uniform mit einer ausgezeichneten Bewaffnung und sicherlich auch recht guten Energieschilden. Sie fuehrten mich kreuz und quer durch das gesamte Gebäude, ich verlor zum Schluß völlig die Orientierung. Zwischendurch gelang es mir durch ein großes Fenster zu erspähen, daß wir uns am Rande einer großen Metropole gefanden. So wie es aussah Crit., Byzanz oder Leagueheim, vielleicht auch Cadiz, das war so schnell nicht auszumachen. Die beiden Herren in blau legten ein ziemliches Tempo vor. Zusammen mit Sergeant Haiduqh, wo auch immer der so plötzlich herkam, wurde ich dann in ein riesiges Buero gebeten. Ins Auge fielen sowohl der wuchtige Schreibtisch und die vielen ihn umgebenden Buecherregale, als auch eine eindrucksvolle Glasfront mit einer Terrasse davor. Zur rechten Hand gab es eine Art Bar und einen Couchbereich. Merkwuerdig wieviel mir auf einmal einfällt, wieviel ich doch gesehen habe, ohne es in dem Moment nicht wirklich wahr zu nehmen. Mein Augenmerk war vollkommen auf die Person gerichtet, die mit dem Ruecken zu uns gewandt auf der Terrasse stand. Ich weiß noch, daß Sergeant Haiduqh mir zufluesterte, daß wir uns bei Consul van der Greun auf Leagueheim befänden, aber die ganze Zeit war ich schon damit beschäftigt mich zu fragen, warum mir der Ruecken so bekannt vorkam. Dann drehte sich der Consul um und... . Nein, das schreibe ich jetzt nicht genauer, dieser innerliche Taubzustand ist angenehmer. Auf alle Fälle ist es Jusufs Sohn, daran besteht kein Zweifel. Macht der Allschöpfer von Zeit zu Zeit Scherze? Wenn ja ist dies ein sehr grausamer.
Nach einer Zeit hatte ich mich wieder soweit gefaßt, daß jeder von uns seinen Teil der Geschichte berichten konnte. Die Reeves sind nun wieder zu neunt, Consul van der Greun konnte sich geschickt bei ihnen einkaufen, um herauszufinden was dort eigentlich vorgeht. Sie haben hier in der Nähe ein Schiff der Bhuonin entdeckt. An Bord des Schiffes befindet sich eine Seuche, die anscheinend auf Wärme reagiert, so daß momentan noch nicht viele Untersuchungen gemacht werden konnten. Nach den Vermutungen Sergeant Haiduqhs ist die Vanderbilt corporation derselben Seuche erlegen. Sie bildet Ballähnliche Gebilde auf der Haut, sobald sich in der Nähe eine Wärmequelle befindet erfolgt eine gerichtete Explosion in diese Richtung. Außerdem konnte der Sergeant herausfinden, daß er seit dem 15.12. verfolgt wird, wahrscheinlich von einer Kirchengruppierung.
Im Endeffekt schlug Consul van der Greun vor, Sergeant Haiduqh solle ebenfalls hier Quartier beziehen und weiterhin mit mir zusammenarbeiten. Zum einen, um dieses Schiff näher zu untersuchen, sobald ein Weg an der Seuche vorbei gefunden werden konnte, zum zweiten aber auch um generell mehr ueber die Bhuonin herauszufinden und alles was damit zusammenhängt. Nach dem Gespräch mit dem Consul begaben ich und der Sergeant uns zunächst zu einem Techniker, um mit ihm genauer ueber eine Lösung fuer die Seuche an Bord dieses Schiffes nach zudenken. Sergeant Haiduwh und er hatten dazu ein paar etwas merkwuerdige Ideen, die ich nur zum Teil verstanden habe. Sie drehen sich auf alle Fälle um die Erzeugung von sehr viel Wärme... . Der Techniker meinte dann, daß die Vorbereitungen in etwa vier Wochen dauern wuerden. Solange untätig bleiben wäre nun sehr dumm, weshalb ich und der Sergeant beschlossen in dieser Zeit nach Kordeth zu fliegen, wo der Sergeant seine Priester nach sehr weit zurueckgehenden Legenden befragen möchte, um herauszufinden ob es hier vielleicht eine Quelle gibt etwas ueber die gesamten anderen Völker herauszufinden.
Ja, soweit war mein Leben als ich den ersten Eintrag oben schrieb. Wie Du lesen konntest war ich da noch sehr durch den Wind. Inzwischen habe ich geschlafen und mich von Beruhigungstabletten ernährt und es scheint erstaunlicherweise einmal etwas zu helfen. Aber es blieb nicht wirklich ereignislos:
Sergeant Haiduqh hatte sich auf den Weg gemacht, um seine Ausruestung zu holen. In seinem ehemaligen quartier wurde er von einem sehr merkwuerdigen Wesen angegriffen, der nachdem Sergeant Haiduqh ihn verletzt hatte, plötzlich rapide alterte. Der Sergeant äußerte die Vermutung es könne sich um einen Manya-Kultisten gehandelt haben. Die Ausruestung dieses Wesens konnte Sergeant Haiduqh sicherstellen und mitbringen. Am interessantesten war eine Art Kopfhörer mit einem Anschluß fuer eine eingebaute Denkmaschine (wie auch immer das nun genau funktioniert), die eine Bild- und Tonuebertragung ermöglicht. Von was auch immer. Das erfuhr ich allerdings erst später, in all dieser Zeit war ich damit beschäftigt Packanweisungen zu erteilen. Der Sergeant machte sich wieder auf den Weg, um eines dieser ihn verfolgenden Wesen lebend zu fangen. Dabei fand er eine Art Friedhof, der aber nie offiziell existiert hat. Merkwuerdig war oder ist, daß kein Modergeruch wahr zunehmen war, Sergeant Haiduqh aber ueber buchstäblich Massen von menschlichen Knochen stolperte. Er brachte einige mit und alle stammen von demselben Wesen: einem 24-26 Jahre alten Menschen, wahrscheinlich von Midian. Wir riefen also Bruder Serenus zur Hilfe, der uns darueber aufklärte, daß Gebeine in geweihter Erde ruhen muessen um wirklich Ruhe finden zu können. Weder das eine noch das andere traf auf diese Gebeine offenbar zu. Nach einigem hin und her erklärte Bruder Serenus sich bereit es zu versuchen die Erde dort nachträglich zu weihen (ein freundlicher Augenaufschlag wirkt doch immer wieder Wunder). Da ich mir Ablenkung versprach kam ich mit. Ich bereue es nicht, auch wenn das gesamte Erlebnis insgesamt eher einen gruseligen Charakter hatte.
Bruder Serenus und Sergeant Haiduqh begaben sich in dem riesigen alten Fabrikgebäude in dem sich dieser Friedhof befand nach ganz unten auf den Boden zu den Leichteilen, während ich mit unserer Begleitung auf einer der Galerien blieb. Zunächst breitete sich ein helles Licht um Bruder Serenus aus und er schien tatsächlich Erfolg zu haben mit seinen Gebeten, die er inbruenstig vortrug. Ich hatte tatsächlich das Gefuehl die Anwesenheit des Allschöpfers um uns herum zu spueren und war sehr ergriffen.
Doch plötzlich schlug das Licht ins blutrote um und es ertönte ein Lachen, das derart furchterregend war, daß mir das Blut in den Adern stockte. Eine Art blutroter Nebel wallte um Bruder Serenus auf, der unbeirrt weiter seine Gebete sprach, jedoch zunehmend panisch dabei wirkte. Ich versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren, um die entsetzliche Atmosphäre des roten lichtes und des Nebels zu verdrängen und Bruder Serenus Versuch durch meine Andacht beizustehen, doch die Männer um mich herum, die zunehmend unruhig wurden machten mich nervös und sorgten fuer Ablenkung. Der Nebel erhob sich schlierenartig, wobei einige dieser Schlieren erschreckend wie Hände aussahen. Selbst den kaltbluetigen Sergeant Haiduqh ergriff nun doch der Schreck und er schlug vor zu gehen. Mit fester Hand griff er nach Bruder Serenus, der sich wie in einer Art Trance befand. Sobald dieser zu sich kam und mit dem Beten aufhörte wallte der Nebel stärker empor. Gleichzeitig erhob sich ein Chor von verschiedenen Stimmen, teils lockend, teils drohend, teils versprechend. Angesteckt von der Panik versuchte ich nach draußen zu kommen, doch etwas hielt mich plötzlich fest. Ich versuchte mich zu wehren, doch je mehr ich dies versuchte, desto weiter wurde ich von „etwas“ weggezerrt. Ich hing schließlich ja wie in der Luft, fiel aber nicht zu Boden. Die Stimmen waren ueberall um mich herum. Trotz meiner Angst konzentrierte ich mich darauf mich nicht zu wehren, was mir schließlich auch gelang. Daraufhin fuehlte ich mich wie in Watte gepackt. Die Stimmen waren nur noch ganz entfernt zu hören, anstelle von Tausenden hörte ich nur noch einige wenige, die jedoch zum Teil in einer fremden Sprache redeten. Auch das Ziehen und Zerren ließ nach. Wie lange dieser Zustand andauerte kann ich nicht genau sagen. Als ich wieder zu mir kam war der Nebel verschwunden und ich stand auf der Bruestung an derselben Stelle wie zuvor auch. Die Männer um mich herum wirkten sehr verwirrt, Bruder Serenus und Sergeant Haiduqh befanden sich nach wie vor am Boden und baten mich ebenfalls herunter zu kommen. Sie hatten unten eine Art Altar gefunden, der auf eine merkwuedige Art und Weise mit all den Leichenresten in der Halle verbunden war. Zwei Schädel, die ich ganz einwandfrei als Bhuoninschädel identifizieren konnte wurden als eine Art Batterie verwendet. Bruder Serenus kniete dann nieder und sprach ein Gebet, wobei er an verschiedenen Stellen des Altars zog und drueckte. Daraufhin brach dieser schließlich zusammen. Die beiden Schädel nahmen wir mit, sie befinden sich zur Zeit im Labor. Bruder Serenus ermahnte ich ausdruecklich, daß er der Inquisition absolut nichts hiervon berichten darf. Das fehlte noch! Bruder Serenus fuehlt sich sichtlich unwohl damit, aber er muß sich daran gewöhnen! Ich werde wohl in der nächsten Zeit ein wenig netter zu ihm sein muessen... .
Sahrie
08.01. 4997
Mein liebes Tagebuch,
heute befinde ich mich irgendwie wieder in einer Art Krise, leider! Ich hatet gehofft die Ablenkung hält länger an, gestern passierte nun sehr viel und auch aufregendes, ich hoffte, daß wuerde die Präsenz von Consul van der Greun in den Hintergrund drängen. Heute jedoch kam alles wieder hoch. Ich hoffe wir können bald abreisen, damit ich dem hier entkomme. Ich kann es nicht ertragen ihn zu sehen.
Sahrie
09.01.4997
Mein liebes Tagebuch,
die Ergebnisse aus dem Labor sind da: die Schädel, die wir in dem Friedhof fanden sind etwa 2000 Jahre alt! Die jeweiligen Besitzer sind an einer qualvollen Seuche gestorben... .
Sahrie