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Pen & Paper - Spielsysteme => D&D - Dungeons & Dragons => Thema gestartet von: aikar am 1.12.2023 | 13:06

Titel: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 1.12.2023 | 13:06
D&D ist heutzutage Marktführer weil Hasbro. Mit der Qualität des Produkts hat das also ungefähr so viel zu tun wie bei Microsoft Windows. Hm, wenn man so will, sind die eigentlich beide selbst großartige Beispiele für realweltliche "Erfolge mit Haken"... ;)

Ich wollte das nicht im PbtA-Bereich diskutieren, aber interessant ist es schon. Ich bin da nämlich anderer Meinung.

Klar, Hasbro hat eine immense Marktmacht. Die setzt es aber für D&D praktisch nicht ein.
Hasbro verwertet die Settings bzw. gibt Lizenzen für Brettspiele oder den Kinofilm raus. Aber dabei wird D&D als Rollenspiel praktisch nicht erwähnt und die meisten Leute, mit denen ich geredet habe und die nicht vorher schon Rollenspieler:innen waren, kannten z.B. den Zusammenhang zwischen dem Film und dem Spiel gar nicht. Nicht mal im Abspann des Films wird D&D als Pen & Paper erwähnt.
Auf der Shop-Seite von Hasbro ist das einzige Produkt mit D&D-Bezug die offizielle Nerf-Armbrust zum Film.

Ich weiß nicht wie es bei Baldurs Gate aussieht, gibt es da irgendwo was?

Auf der anderen Seite denke ich, dass Stranger Things und Critical Roll (und all die Nachahmer-D&D-Let'sPlay-Kanäle) massiven Einfluss hatten, neue Spieler auf D&D zu bringen.
Da hatte aber meines Wissens Hasbro nicht wirklich die Finger im Spiel.


Und, auch wenn D&D-Gegner das gerne leugnen, ich denke auch, dass es ein gutes Spiel ist, das genau das macht, was es soll.

Es ist leichtgewichtig genug um Neulinge und Anhänger von einfacheren Rollenspielen abzuholen und bietet gleichzeitig auch genug taktische Tiefe, um die Anhänger etwas komplexerer Rollenspiele grundlegend (!) zufrieden zu stellen.
Und es bedient Macht- und Heldenfantasien. Kann man persönlich davon halten was man will, aber sehr viele Leute haben da Spaß dran.


Ich kenne genug Spieler:innen, die auch viele andere Rollenspiele kennen und trotzdem D&D5 spielen, einfach, weil es ihnen gefällt und nicht, weil es das einzige ist, das sie kennen. Letzteres ist sicher auch ein Faktor, aber ich glaube, er wird überschätzt.

Und was man auch nicht vergessen darf: D&D war seit dem Beginn der Rollenspiele durchgehend Marktführer, nicht erst seit Hasbro. Ja, zeitweise hatte Pathfinder übernommen. Und das ist ... eine Variante von D&D3.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 1.12.2023 | 13:21
Zitat
Warum ist D&D Marktführer

Ich wage mal die steile These, dass es viel damit zu tun hat, dass sie zuerst da waren. Dadurch hat sich gerade im amerikanischen Markt der Begriff "Dungeons and Dragons" als Synonym für das gesamte Genre "P&P-Rollenspiel" etabliert. Leute spielen nicht "Tabletop Roleplaying", sie spielen "Dungeons and Dragons". Und das wiederum führt dazu, dass Leute, die das mal ausprobieren wollen, im Laden (oder bei Amazon oder auf Discord) direkt nach D&D suchen und nicht nach Runequest, Pathfinder oder was auch immer.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: AndreJarosch am 1.12.2023 | 13:28
Es ist gar nicht Mal so wichtig ob Hasbro die Marke D&D bewirbt/vermarktet, es reicht, dass D&D im Hause Hasbro produziert wird.

Jeder Laden der Spielwaren führt hat Ware von Hasbro im Programm. Dadurch dass jeder Spielwarenladen Hasbroartikel führt ist es wahrscheinlicher, dass er auch D&D bestellt und in sein Ladensortiment integriert (und es ist dabei egal ob es ein Ladenlogal ist, oder ein Online-Laden aka Web-Shop).

Für einen Pen & Paper-Hersteller der nur Pen & Paper herstellt ist es sehr viel schwieriger von Ladenbesitzern (wie gesagt egal ob physisch oder Web) erst einmal a) wahrgenommen und b) dann auch ins Sortiment genommen wird.

Wenn jetzt Mattel plötzlich z.B. "Seveneth Sea" übernehmen würde, würde dessen Verbreitung auch plötzlich steigen. Nicht weil es besser werden würde als es jetzt ist, oder weil mehr erscheinen würde als jetzt, oder weil die Preise besser wären als jetzt, sondern nur der Tatsache geschuldet, dass jeder Spielwarenhändler Mattel führt... und dann eher deren Rollenspiel mal mitbestellen würde, als "nur für Rollenspiele" Chaosium ins Sortiment zu nehmen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: hexe am 1.12.2023 | 13:39
Kurz: Die Leute spielen D&D, weil die Leute D&D spielen. ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 1.12.2023 | 13:44
Jeder Laden der Spielwaren führt hat Ware von Hasbro im Programm. Dadurch dass jeder Spielwarenladen Hasbroartikel führt ist es wahrscheinlicher, dass er auch D&D bestellt und in sein Ladensortiment integriert (und es ist dabei egal ob es ein Ladenlogal ist, oder ein Online-Laden aka Web-Shop).
Hast du da Quellen (z.B. von US-Ketten) dazu? Ich habe jetzt nur mal probeweise den Webshop von Smyths Toys geprüft (so viele echte Spielzeugläden/Ketten gibt es ja nicht mehr bei uns) und die haben D&D z.B. nicht im Angebot.

Und wenn ich bei Amazon nach Rollenspiel suche (in privatem Fenster und nach Löschen der Cookies) kriege ich 5 Minute-Dungeon, dann Aborea (!), und erst ziemlich weit unten die D&D-Starterbox (Dicht gefolgt von Cyberpunk RED).

Ja, Müller hat D&D als einziges Rollenspiel im Sortiment. Aber ob das auf Druck durch Hasbro geschah oder einfach, weil es eben aktuell bekannter ist, lässt sich für mich nicht eruieren (würde mich aber brennend interessieren)

Kurz: Die Leute spielen D&D, weil die Leute D&D spielen. ~;D
Zum Teil sicherlich. Es hat eine kritische Masse erreicht, die sich selbst befeuert.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: schneeland am 1.12.2023 | 13:51
Ich würde auch sagen: First Mover Advantage und generell hohe Markenbekanntheit machen schon Einiges aus. Speziell D&D5 hat es geschafft, an den Punkt zu kommen, wo mehr Leute - auch jenseits der vormaligen Kernzielgruppe - dazu kommen, weil halt schon viele Leute spielen, und weil es groß genug ist, dass sich ein Influencer-Ökosystem rund um das Spiel bilden konnte.

Ansonsten ist es aber natürlich auch so, dass die Spielerfahrung, die D&D5 zentral bietet - sprich: ein diverses Team von Fantasy-Helden/Superhelden mit zahlreichen Fertigkeiten, die bei Bedarf aktiviert werden können, welches dann gemeinsam epische Actionabenteuer erlebt - auch gut in den aktuellen Zeitgeist/die aktuelle Medienlandschaft passt. Es wird also für hinreichend viele Spieler auch recht gut das treffen, was sie sich als Spielerfahrung wünschen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Smoothie am 1.12.2023 | 13:58
Klar spielt die Marktmacht bei der Einführung eine große Rolle.
Aber es ist auch ein sehr sehr gutes System, dass einstiegsfreundlich und taktisch tief gleichzeitig ist. Das bietet leider aktuell kein anderes System meiner Meinung nach. Das es im Gegensatz zu vielen anderen Systemen dann auch noch viele Abenteuer/Kampagnen und nicht nur Setting gibt, hilft zusätzlich.
Und dann auch noch der Widerhall durch actual Plays etc. dazu, sowas gabs ja vorher einfach auch nicht.
Dazu ist es absurderweise auch unglaublich vielseitig. Wenn man sieht, wie Dimension 20 damit Urban Fantasy bespielt...

Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: hexe am 1.12.2023 | 14:01
Ich war 2002 auf einer Rollenspiel Convention in den USA, North Carolina und die Aushänge für Runden waren etwa ein Dutzend für D&D: Die Variation darin lag im Hinweis wie viel Hack n Slay es beinhaltet, also Hack n Slay, Hack n Slay only, mostly Hack n Slay bis HACKNSLAY!!!! Daneben eine Vampire Runde und einmal Star Wars d20. Da bekam man schon den Eindruck, dass D&D recht verbreitet sei.

Ja, Müller hat D&D als einziges Rollenspiel im Sortiment. Aber ob das auf Druck durch Hasbro geschah oder einfach, weil es eben aktuell bekannter ist, lässt sich für mich nicht eruieren (würde mich aber brennend interessieren)
Boah, ich dachte sie hätten wegen des Films die Starter Box ins Sortiment genommen und recht günstig verkauft? Zumindest ist es mir ein attraktives Zweitdisplay in Erinnerung geblieben, weil wir zufällig wegen anderen Sachen nach dem Kinobesuch im Müller waren. Tatsächlich trugen auch ein paar junge Menschen diese Box unter dem Arm zur Kasse.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 1.12.2023 | 14:24
Weltweit mag es daran liegen, dass D&D das allererste Rollenspiel war. Es wurde zwischenzeitlich zwar von Pathfinder als erfolgreichstes Rollenspiel abgelöst, aber dies war einmal. D&D 5e ist trotz aller Kontroversen immer noch sehr erfolgreich (das mag daran liegen, dass für viele D&D und Rollenspiel ein und dasselbe ist) und konnte den ersten Platz in Rekordzeit zurückerobern. Dies bedeutet nicht, dass D&D 5e gut ist, sondern nur, dass D&D 4e zu schlecht war, um den Markt zu beherrschen.
Hierzulande ist D&D 5e anscheinend, zum Marktführer geworden, jedenfalls entnehme ich dies den Aussagen meines Rollenspielhändlers. D&D 5e verkauft sich besser als DSA5. Und Pathfinder 2e überhaupt nicht. Woran dies liegen mag, kann ich nur schwer abschätzen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mouncy am 1.12.2023 | 14:43
Too big to fail?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 1.12.2023 | 14:44
Hierzulande ist D&D 5e anscheinend, zum Marktführer geworden, jedenfalls entnehme ich dies den Aussagen meines Rollenspielhändlers. D&D 5e verkauft sich besser als DSA5. Und Pathfinder 2e überhaupt nicht. Woran dies liegen mag, kann ich nur schwer abschätzen.
D&D Marktführer zieht sich ziemlich durch, alles andere ist Sache der lokalen Szene. Bei uns ist zB Pathfinder 2 knapp dahinter, mit etwas Abstand Cthulhu und ansonsten ferner liefen. DSA ist gar nicht existent und wird nur selten auf Nachfrage bestellt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Swanosaurus am 1.12.2023 | 14:46
Weltweit mag es daran liegen, dass D&D das allererste Rollenspiel war. Es wurde zwischenzeitlich zwar von Pathfinder als erfolgreichstes Rollenspiel abgelöst, aber dies war einmal. D&D 5e ist trotz aller Kontroversen immer noch sehr erfolgreich (das mag daran liegen, dass für viele D&D und Rollenspiel ein und dasselbe ist) und konnte den ersten Platz in Rekordzeit zurückerobern.

Mich würde interessieren, ob das D&D-Comeback direkt mit einer stark zugenommenen Verbreitung von Rollenspielen zusammenfällt. Das ist jetzt reine Spekulation, aber es kann ja sein, dass D&D=Rollenspiel die meiste Zeit über für fast alle Leute, die überhaupt wussten, was RSP ist, galt, und dass früher nur eben sehr viel weniger dieser Leute tatsächlich RSPs (also: D&D) gekauft haben. Wirklich Rollenspielmaterial gekauft haben zu den Zeiten, als Pathfinder das größte RSP war, vielleicht nur die richtigen Nerds, die sich eben durchaus auch schon bei ihrem Rollenspieleinstieg darüber im Klaren waren, dass es noch andere RSPs als D&D gibt.

Kann es sein, dass Pathfinder heutzutage evtl. gar nicht weniger verkauft wird als zu den Zeiten, als es an der Spitze lag, und einfach nur unglaublich viele Neuspieler:innen dazugekommen sind, die in ihrer (gar nicht wertend gemeint) "Unbedarftheit" einfach zu dem greifen, was seit jeher DAS Rollenspiel ist, also D&D?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 1.12.2023 | 14:49
Zu den bisher genannten Punkten - die Welten sind halt auch schon gut etabliert. Forgotten Realms, Dragonlance etc. und Charaktere wie Drizzt, Elminster und Raistlin kennt man einfach. Weil es neben dem eigentlichen RPG Material auch tonnenweise Romane, Computerspiele und was weiß ich gibt. Gleiches gilt hier im Prinzip für DSA u. Aventurien.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 1.12.2023 | 14:51
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 1.12.2023 | 14:53
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.

Liegt am OGL Skandal. Nach dem Motto auch schlechte PR ist gute PR.  >;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 1.12.2023 | 14:58
Liegt am OGL Skandal. Nach dem Motto auch schlechte PR ist gute PR.  >;D

Ich rede von den letzten 8 Jahren. OGL ist eher die Coda.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Swanosaurus am 1.12.2023 | 15:00
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.

Aber könnte es nicht wirklich daran liegen, dass in den anhaltenden Jahren des D&D5-Erfolgs eine Menge externe Gründe dafür aufgetaucht sind, dass sich viele Leute überhaupt erst neu für Rollenspiel interessiert haben, und dass die dann (zumindest in den USA) Rollenspiel aus dem Allgemeinwissen heraus erst einmal nur mit D&D assoziieren und entsprechend mit der gerade aktuellen Edition von D&D zu spielen anfangen?
An Gründen würden mir einfallen: Stranger Things, das öffentliche "Bekenntnis" zahlreicher Promis von Vin Diesel bis GRRM zum Rollenspiel (das sicher auch eine Folge gestiegener Popularität des Hobbys ist, aber vielleicht auch einfach eine Generationenfrage, weil manche aus den frühen RSP-Generationen wie GRRM eben jetzt erst wirklich dort angekommen sind, wo sie öffentlich wahrgenommen werden) ... gibt es noch mehr? Ich habe keine Ahnung, wie sich RSPs auf dem Computer im entsprechenden Zeitraum entwickelt haben und ob es aus der Ecke noch mal einen Schub gab.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 1.12.2023 | 15:15
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Naja, wurde ja schon genannt: Weil es in bestimmten Medien (Stranger Things, Critical Role) gespielt wurde und die Leute da auch wieder gesehen haben: Man spielt nicht Rollenspiel, man spielt D&D ;).

Abgesehen davon haben die von Critical Role ja ursprünglich Pathfinder gespielt, sind davon aber weggekommen, weil zu kompliziert für Casual Gamers. Da liegt sicherlich auch ein Teil der Erklärung drin: Dass D&D 5E regelseitig deutlich abgespeckt hat, hat es Neueinsteigern und Casuals leichter gemacht, dazuzukommen. Ein Faktor, den sie beispielsweise bei DSA5 (und auch bei vielen der Regel-Revivals der letzten ~10 Jahre) weitestgehend ignoriert haben.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Arldwulf am 1.12.2023 | 16:15
Was auch hilft ist der relativ enge Fokus des Spiels. Gerade für Einsteiger und aus Marketingsicht ist es offenbar schlicht sinnvoller zu sagen

"In diesem Spiel geht es darum in den Dungeon zu gehen, Monster zu hauen und Schätze zu kriegen (aber du kannst damit auch mehr machen)"

als zu sagen

"In diesem Spiel kannst du ganz viele verschiedene Dinge machen, was du willst halt (aber unter anderem auch in den Dungeon gehen, Monster hauen und Schätze kriegen)"

Als Nerds und langjährige Rollenspieler ist es dann verlockend zu sagen: aber warum kann das Regelsystem denn XYZ nichtmehr so gut, warum ist dasda eingeschränkt und so weiter. Ich nenn es mal die Nörgelei der Erfahrenen. Aber wenn man einfach nur bei Bier und Bretzeln ein Spiel aufbauen will werden die meisten der Norgeleien nicht relevant und wenn doch kann man drauf pfeifen. Und das gilt nicht nur für Spieler die generell ins Rollenspiel einsteigen, sondern auch für Umsteiger und Leute aus anderen Editionen.

Die niedrige Einstiegshürde ist halt nicht nur für Einsteiger interessant, sondern auch generell für Spieler die einfach mit einem Spiel an einem kurzweiligem Abend loslegen wollen. Und das ist was die aktuelle Regeledition richtig gut kann.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: schneeland am 1.12.2023 | 16:18
Wobei der Dungeon an sich ja jetzt in der 5e gar keine so große Rolle mehr spielt. Ordentlich wunderliches Viehzeug verkloppt wird aber natürlich trotzdem. Und für den Rest muss halt das (eher schmalspurige, aber eben auch in den Grundzügen einfach zu erklärende) Skillsystem herhalten.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Arldwulf am 1.12.2023 | 16:20
Wobei der Dungeon an sich ja jetzt in der 5e gar keine so große Rolle mehr spielt. Ordentlich wunderliches Viehzeug verkloppt wird aber natürlich trotzdem. Und für den Rest muss halt das (eher schmalspurige, aber eben auch in den Grundzügen einfach zu erklärende) Skillsystem herhalten.

Dungeon meint dabei jetzt natürlich nicht zwingend das klassische Hohlensystem. Aber ja...das was D&D Regelseitig anders macht als frühere Editionen ist Regeln für Spielelemente abseits der "Core Story" zu streichen.

Und damit ist man halt erfolgreich.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Prisma am 1.12.2023 | 17:03
Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.
So sieht es aus. D&D3 und der d20 Boom war innerhalb der Szene groß, aber D&D5 ist viel größer. Dies ist nicht gelungen weil 5E das bessere Produkt ist, man hat es mit Medien geschafft tiefer und breiter in die Popkultur vorzustoßen als je zuvor. TV-Serien, YouTube, Social Media. Stranger Things und Critial Role und andere (da gabs z.B. auch was mit Wil Wheaton oder von Rick & Morty) haben dafür gesorgt D&D so darzustellen, als habe man damit viel Spaß und Gesellschaft. YouTube ist voll von D&D Content und Influencer haben ihren Teil dazu beigetragen.
Der Erfolg von Baldur's Gate 3 kommt zwar spät zur Party, aber das Spiel ist so gut geworden, dass Interessierte den Weg zu 5E finden. Generell sind Videospiel-Fantasy-RPGs viel größer und zahlreicher geworden. Fast jeder kennt das Konzept der Hitpoints und versteht das ein Angriff X Schaden macht, ein anderer Y Schaden. Wer dann mal guckt, woher das kommt landet früher oder später bei dem bekanntesten Fantasy-Rollenspiel D&D.
Durch die mediale Aufarbeitung hat Rollenspiel an sich viel von seinem früheren Schmuddelimage verloren. Heutzutage ist es weitaus harmloser zu sagen, man sei Rollenspieler, als noch vor 10, 15 Jahren. Da galt man nicht als der "kunstvolle Improtheatermensch", sondern war das Kellerkind, welches eine Zeit vertrödelt, anstatt sinnvolle Dinge zu tun. Damals war es glatt peinlich zu sagen das man Rollenspieler sei. Die Akzeptanz hat sich verändert. Durch diesen Entwicklungsprozess ist auch mehr Geld ins gesamte Hobby geflossen. Und wo Geld sich aufhält, da ist auch Respekt. Kellerkinder die mit ihrem YT-Kanal plötzlich Kohne reinfahren sind nicht mehr irgendwelche Trottel, sondern "Szeneinfluencer", die ihr Leben (Einkommen) gemeistert haben. Das alles ist erst mit 5E richtig durchgestartet, nicht weil es das beste bisherige D&D ist, sondern weil es die umfassendste Medien- und Bekanntheitsspritze bekommen hat.   
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 1.12.2023 | 17:32
Ich würde mal behaupten, dass Pathfinder besser darstehen würde, wenn Paizo das Regelwerk von PF2 nicht fast vollkommen neu entwickelt hätte, sondern sich nur auf die Beseitigung der wirklichen Macken beschränkt hätte, wie sie es damals bei der Entwicklung von PF1 gemacht hatten. DSA würde ebenfalls viel besser darstehen, wäre man damals ähnlich vorgegangen. Hätte das mit dem DSA-Film funktioniert, wäre DSA vielleicht weltweit erfolgreicher. Am Beispiel von D&D sieht man gerade, wie wichtig hochwertige Filme, AAA-Computerspiele und gutgemachte Livestreams sind.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Runenstahl am 1.12.2023 | 17:45
Ich mag ja den letzten D&D Film, aber der ist noch nicht alt genug um irgendetwas zur Marktmacht des D&D Rollenspiels beigetragen zu haben. Und die D&D Filme davor haben dem Genre keinen Gefallen getan (diplomatisch ausgedrückt).

Ich stimme eher den folgenden Thesen zu:
- D&D war zuerst da UND es war auch in frühen Editionen schon weit verbreitet und gut spielbar (nur zuerst da zu sein bringt nichts wenn das Produkt schlecht ist).
- Es gab und gibt massive Querverweise auf D&D aus diversen Medien (Romane, TV-Serien etc.)
- Critical Role hat beachtlich dazu beigetragen Rollenspiel (positiv) ins Rampenlicht zu bringen und auch wenn sie nicht nur D&D spielen, so doch (bislang) überwiegend was der Marke stark geholfen haben dürfte
- D&D ist relativ einfach zu lernen, hat einen klaren Regelkern (Kämpfe !) und dabei noch genug Substanz um auch alles andere damit zu spielen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 1.12.2023 | 17:54
- D&D ist relativ einfach zu lernen, hat einen klaren Regelkern (Kämpfe !) und dabei noch genug Substanz um auch alles andere damit zu spielen.

... und die Stereotypen, die die meisten Leute mit "Fantasy" assoziieren, ganz einfach als Einstiegscharaktere von der Stange.

Genau das, was mich unendlich nervt, ist für viele Leute eben ein Asset.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 1.12.2023 | 17:54
Da will ich nur eine Sache anmerken: ohne Cyberpunk 2077 wäre Cyberpunk RED wohl nie so erfolgreich geworden. Das zeigt, wie wichtig Computerspiele geworden sind.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Boba Fett am 1.12.2023 | 18:03
WotC hat zu einigen Zeiten die richtigen Entscheidungen (OGL, d20, join Hasbro) getroffen und hatte das Glück, dass die falschen Entscheidungen (4e, OGL2) sich nicht so sehr fatal ausgewirkt haben.
Und dass sich die Konkurrenz niemals so durchgesetzt hat
Im Moment provitieren sie davon, dass die ganzen 3rd Party Leute jeder ihr eigenes Ding machen, anstatt geschlossen alle gemeinsam das gleiche System zu promoten.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Prisma am 1.12.2023 | 18:12
Da will ich nur eine Sache anmerken: ohne Cyberpunk 2077 wäre Cyberpunk RED wohl nie so erfolgreich geworden. Das zeigt, wie wichtig Computerspiele geworden sind.
Ja. Und dabei ist RED heute im Verhältnis das schlechtere Produkt als seinerzeit 2020, imho.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 1.12.2023 | 19:12
- DnD ist ein gutes Spiel
- DnD ist die gemeinsame Basis, in der man sich nach rollenspielerischen Ausflügen immer wieder findet
- die OGL hat immense Beteiligung ermöglicht und dadurch gewaltige pro-DnD Kräfte entfesselt
- DnD ist alt und hat entsprechend einen Traditionsvorteil, es hat Akzente gesetzt und Erwartungen produziert, die es selbst wieder erfüllen kann
- die reine Power des Produktausstoßes usw. hilft sehr, die vielen YT-Videos, usw.

Ich hätte noch ein etwas esoterisches, gefühliges Argument: DnD5 wirkt wie ein Rudiment, es hat eigentlich nichts Bemerkenswertes. Weder gibts besondere Regeln, noch eine auffällige Welt, noch sonst irgendwelche relevanten Akzente. Vielleicht ist DnD also auch einfach eine Art Grundgerüst oder Essenz des Rollenspiels, das gerade deshalb so irre robust ist, weil es den bloßen Kern der Sache darstellt. Keine Ahnung.

Ist DSA hier in D eigentlich noch Marktführer?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 1.12.2023 | 19:26
Nach dem, was ich gehört habe, hat D&D DSA hierzulande als Marktführer abgelöst.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 1.12.2023 | 19:28
Ui, gibts vielleicht eine Quelle? Das wäre ja lustig, wenn einmal Durchlüften nach 40 Jahren DSA gleich vom Thron geweht hätte.  ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: YY am 1.12.2023 | 19:32
DnD5 wirkt wie ein Rudiment, es hat eigentlich nichts Bemerkenswertes. Weder gibts besondere Regeln, noch eine auffällige Welt, noch sonst irgendwelche relevanten Akzente. Vielleicht ist DnD also auch einfach eine Art Grundgerüst oder Essenz des Rollenspiels, das gerade deshalb so irre robust ist, weil es den bloßen Kern der Sache darstellt.

Das wäre dann quasi die "große" Version von "everyone's second favorite D&D" in der Form, dass es auch allgemein das Rollenspiel und nicht nur das D&D ist, auf das man sich am Ehesten einigen kann.

Da ist mMn schon was dran - und das hat auch wieder eine Wechselwirkung mit der multimedialen Präsenz.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 1.12.2023 | 19:58
das D&D Außerhalb der Rollenspielbubble auch in Deutschland bekannt ist, hat imho schon eher was mit den Serien (Big Bang Theory, Stranger Things usw) zu tun die D&D in den Serien behandelt haben.

Das es dann geschafft hat DSA als das beliebteste System abzuschütteln .... lag an DSA 5 imho
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Isegrim am 1.12.2023 | 20:12
Ich hätte noch ein etwas esoterisches, gefühliges Argument: DnD5 wirkt wie ein Rudiment, es hat eigentlich nichts Bemerkenswertes. Weder gibts besondere Regeln, noch eine auffällige Welt, noch sonst irgendwelche relevanten Akzente.

Find ich gar nicht so esoterisch. Auf der einen Seite gibt es massig Kram, den man kaufen kann, wenn man sich nichts selbst ausdenken will oder kann (Zeit, Anfänger etc). Auf der anderen Seite, wenn viele das so wahrnehmen, ist es vielseitig verwendbar. Wenns wenig festgelegt oder markant ist, schränkt es auch wenig ein.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.12.2023 | 20:20
Ich würde mal behaupten, dass Pathfinder besser darstehen würde, wenn Paizo das Regelwerk von PF2 nicht fast vollkommen neu entwickelt hätte, sondern sich nur auf die Beseitigung der wirklichen Macken beschränkt hätte, wie sie es damals bei der Entwicklung von PF1 gemacht hatten. DSA würde ebenfalls viel besser darstehen, wäre man damals ähnlich vorgegangen. Hätte das mit dem DSA-Film funktioniert, wäre DSA vielleicht weltweit erfolgreicher. Am Beispiel von D&D sieht man gerade, wie wichtig hochwertige Filme, AAA-Computerspiele und gutgemachte Livestreams sind.

Ich habe da vielleich ein Memo verpasst, aber welche hochtwertigen D&D-Filme gibt es denn?
Bei Computerspielen gehe ich mit, aber bei Filmen....
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 1.12.2023 | 20:25
Das es dann geschafft hat DSA als das beliebteste System abzuschütteln .... lag an DSA 5 imho
Das sehe ich genauso. DSA5 hat viele vergrault. Einige haben damals sogar DSA5 mit D&D 4e verglichen. Das Pathfinder 2e derzeit ebenfalls abstürzt, liegt daran, dass Paizo haargenau die gleichen Fehler gemacht hat, während WotC aus den Fehlern, die sie mit D&D 4e gemacht hatten, gelernt hatten. Leider sieht es aber derzeit so aus, als ob die jetztige D&D-Redaktion diese Lektion vergessen hat.
Ich habe da vielleich ein Memo verpasst, aber welche hochtwertigen D&D-Filme gibt es denn?
Bei Computerspielen gehe ich mit, aber bei Filmen....
Dungeons & Dragon: Honor Among Thieves
Dieser Film ist wirklich hochwertig.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Jenseher am 1.12.2023 | 20:34
Zitat
   Thema: Warum ist D&D Marktführer?

Es muss auf jeden Fall an der unglaublichen Steigerung im Bereich der Ästhetik und den Illustrationen liegen, die bei allen Hasbro Inc./Black Rock Inc./The Vanguard Group Inc. D&D Editionen (also D&D 3.0 – D&D 5) zu bemerken war.

Hier als Beispiel ein typischer 08/15 Gnom aus der AD&D First Edition. Was hat der Künstler sich damals nur dabei gedacht…
(https://s3.awkwardfamilyphotos.com/wp-content/uploads/2019/07/26163348/sunglasses.jpg)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 1.12.2023 | 20:37
... und die Stereotypen, die die meisten Leute mit "Fantasy" assoziieren, ganz einfach als Einstiegscharaktere von der Stange.

Genau das, was mich unendlich nervt, ist für viele Leute eben ein Asset.

Wobei D&D viele dieser Stereotypen überhaupt erst kodifiziert hat, so daß sich die Tarraske da direkt in den Schwanz beißt.

Ein Vorteil von D&D mag also tatsächlich für viele darin bestehen, daß es sich selbst am besten kann. :)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 1.12.2023 | 20:40
Und wenn ich bei Amazon nach Rollenspiel suche (in privatem Fenster und nach Löschen der Cookies) kriege ich 5 Minute-Dungeon, dann Aborea (!), und erst ziemlich weit unten die D&D-Starterbox (Dicht gefolgt von Cyberpunk RED).

Traue nicht den Algorithmen von Amazon, selbst wenn du nicht eingeloggt bist kennen sie deine IP Adresse und wissen das du aus Europa und nicht aus den USA dich einloggst.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 1.12.2023 | 20:52
Zuerst einmal: Ich war über D&D 4 so verärgert das ich der 5 keine Chance gegeben habe auch das was ich hier gelesen habe zur 5 bestätigt mich eher.

Trotzdem sehe ich natürlich den massiven Erfolg von D&D.

Ich glaub das ist einfach pragmatisch - D&D war am Anfang und hatte so einen Start Vorteil den sie seitdem nicht wieder eingebüßt haben - auch Pathfinder konnte das nicht brechen.

dann kommt dazu das es sehr viele kleine Belohnungen hat - Schätze finden, Level machen sowas in der Art. kleine erfolge die Spieler halten.
Und damit sind wir bei den Spielern - es gibt einfach mehr Spieler für D&D als für andere Systeme.
Und damit dann auch mehr potentielle Spielleiter.
Und damit mehr potentielle Autoren,...
Und damit mehr potentielle Abenteuer,...

Und ja ich kenne schon die ein oder anderen Spieler welche an einem einmal gewählten Spielsystem kleben wie die Fliege am Honig(tau). Da mag dann noch gesagt sein das es vielleicht noch okee ist eine Version hochzudrehen oder vielleicht von D&D nach Pfadfinder zu wechseln weil hohe Ähnlichkeit - aber von D&D zu einem anderen System? nein das wäre "zu viel Aufwand".

Und - ich denke diese Frage ist hier falsch gestellt - in einem Forum wo fast jeder der hier schreibt mindestens 10 Systeme hinter sich im Schrank stehen hat,...
Es ist eher eine Frage die man in einem BWL Forum stellen müsste ;) und am besten in den USA.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 1.12.2023 | 21:06
Das Pathfinder 2e derzeit ebenfalls abstürzt
Hast du dafür eine Quelle? Beim Orkenspalter-Video von der Gencon hatte ich da einen anderen Eindruck und ich hätte auch vorher nichts von Problemen von Pathfinder 2 gehört, eigentlich immer dass es halt die Nummer 2 hinter D&D5 wäre. Evtl. bin ich da aber uninformiert.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: JS am 1.12.2023 | 21:54
Für diese Aussage würden mich belastbare, nicht anekdotische oder kolportierte Zahlen auch sehr interessieren.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Jenseher am 1.12.2023 | 23:00
...

Und - ich denke diese Frage ist hier falsch gestellt - in einem Forum wo fast jeder der hier schreibt mindestens 10 Systeme hinter sich im Schrank stehen hat,...
Es ist eher eine Frage die man in einem BWL Forum stellen müsste ;) und am besten in den USA.

Super Antwort hier  ;D. Sehr gut... Hätte ich mit meinem vorherigen Beitrag nicht besser ausdrücken können...
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 1.12.2023 | 23:09
Hast du dafür eine Quelle? Beim Orkenspalter-Video von der Gencon hatte ich da einen anderen Eindruck und ich hätte auch vorher nichts von Problemen von Pathfinder 2 gehört, eigentlich immer dass es halt die Nummer 2 hinter D&D5 wäre. Evtl. bin ich da aber uninformiert.

Zum Thema Video - zahlreiche amerikanische yt Kanalbetreiber haben WotC totgesagt. Aktien abgestürzt, D&D soll digital werden, Community vergrault, OGL Aufruhr und was weiß ich. Alles noch nicht lange her.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Vaughan am 1.12.2023 | 23:19
Ich denke D&D hatt sich in Jahrzehnten mit umfassenden Settings eine reiche Basis und Fangemeinde aufgebaut. Dazu gehören auch breiter erfolgreiche Romanserien mit Kultstatus. Dazu noch der Push- bzw Erhaltungseffekt durch die Vermarktungsstruktur eines großen Konzerns sichert die Verbreitung. Und da das Produkt gut ist auch neue Kunden.
Die letzte Strategie war ab D&D4  die Regeln zu vereinfachen. Bei D& D4 war das wohl zu stark und es gab parallel mit Pathfinder die erfolgreiche Fortsetzung von D&D 3.5 , was eben beliebter war. Nun hatte man eine jüngeren Nachwuchs mit einer einsteigerfreudigen vereinfachten Version von wohl  D&D3  dazugewonnen.

Was mich betrifft ist es auch das obige. Die Produkte sind einfach gute Fantasy und schön für Rollenspiel. Auch für mich haben einige Settings Kultstatus wie zb. mindestens Teile von Faerun zb insbesondere das Unterreich / Drow . Oder eben Drachenlanze, oder zum Thema Grusel/ Übersinnlichen " Ravenoift"- Ideen . Mich inspirieren die Ideen und Spielhilfen, Regeln auch für andere Rollenspiele wie mein Basisspiel DSA. Auch wenn ich zu. MERS spiele lasse ich da  viel Erfahrungen und Ideen einfließen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.12.2023 | 23:24
Zitat
Dungeons & Dragon: Honor Among Thieves
Dieser Film ist wirklich hochwertig.

Si. Aber es wurde von Filmen (Mehrzahl) gesprochen; zudem kam HaT erst kürzlich raus, als D&D schon Marktführer war. Dürfte also nicht viel am Status Quo geändert haben.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 2.12.2023 | 08:33
Wobei D&D viele dieser Stereotypen überhaupt erst kodifiziert hat, so daß sich die Tarraske da direkt in den Schwanz beißt.

Ein Vorteil von D&D mag also tatsächlich für viele darin bestehen, daß es sich selbst am besten kann. :)

Japp, womit wir wieder bei meinem "First Mover Advantage" wären: Sie haben die Tropes selbst gesetzt - das, was die Leute mit "Fantasy-Rollenspiel" assoziieren, ist eben D&D. Warum sollten sie dann was anderes kaufen?

Zumal...

Und - ich denke diese Frage ist hier falsch gestellt - in einem Forum wo fast jeder der hier schreibt mindestens 10 Systeme hinter sich im Schrank stehen hat,...

... die meisten Spieler eben gar nicht erst eine Abwägung vornehmen in der Art "D&D hat diese Vorteile, aber Runequest jene und DCC wieder andere". Die meisten Rollenspieler (gerade in den USA) würden die Frage gar nicht verstehen, weil ihnen nicht mal bewusst ist, dass es überhaupt etwas anders gibt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 2.12.2023 | 09:46
Si. Aber es wurde von Filmen (Mehrzahl) gesprochen; zudem kam HaT erst kürzlich raus, als D&D schon Marktführer war. Dürfte also nicht viel am Status Quo geändert haben.

Ja, die älteren Filme sind eher Anti-Werbung. Ich würde sagen, dass seit Anfang des Jahrtausends Fantasy generell durch Filme und Serien wie LotR, Hobbit und GoT gepusht wird. Wer dann was spielen will, greift auf etablierte Systeme zurück, die dann ebenfalls profitieren.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 2.12.2023 | 10:30
:d
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Ainor am 2.12.2023 | 23:07
Das sehe ich genauso. DSA5 hat viele vergrault. Einige haben damals sogar DSA5 mit D&D 4e verglichen. Das Pathfinder 2e derzeit ebenfalls abstürzt, liegt daran, dass Paizo haargenau die gleichen Fehler gemacht hat, während WotC aus den Fehlern, die sie mit D&D 4e gemacht hatten, gelernt hatten.

Jo, das sehe ich ähnlich.

Ich würde auch sagen: First Mover Advantage und generell hohe Markenbekanntheit machen schon Einiges aus.

Nuja, die ersten bekannten Rollenspiele sind von Natur aus "gut". Wäre OD&D nicht gut gewesen hätte sich Rollenspiel garnicht entwickelt.
Ebenso war DSA1 offenbar gut genug um sich (und damit weitgehend das Rollenspiel) in Deutschland zu etablieren.
Es ist wahrscheinlich das das durchschnittliche spätere Rollenspiel nicht so "gut" (im Sinne von Publikumsgeschmack) ist.

Aber es ist natürlich insofern ein First Mover Advantage dass es vermutlich reicht "gut genug" zu sein (so dass die LEute sich nicht massenhaft genervt abwenden) um die Marktführerschaft zu behalten.


Speziell D&D5 hat es geschafft, an den Punkt zu kommen, wo mehr Leute - auch jenseits der vormaligen Kernzielgruppe - dazu kommen, weil halt schon viele Leute spielen, und weil es groß genug ist, dass sich ein Influencer-Ökosystem rund um das Spiel bilden konnte.

5E hat es ja geschafft MArktanteile zurückzugewinnen. Das ist im Grunde eine andere Frage als die Frage warum D&D allgemien Marktführer ist, und sie lässt sich nicht mit  First Mover Advantage beantworten.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Runenstahl am 2.12.2023 | 23:30
Die meisten Rollenspieler (gerade in den USA) würden die Frage gar nicht verstehen, weil ihnen nicht mal bewusst ist, dass es überhaupt etwas anders gibt.

Ist es wirklich so das man in den USA nur D&D kennt ? Fände ich seltsam wenn ein Großteil der bekannteren NICHT D&D Systeme eben auch aus den USA kommt. Shadowrun, Cthulhu, Powered by the Apokalypse und Vampire sind allesamt von Amerikanern geschrieben worden. Die These das es in den USA weniger Wissen über Systeme jenseits von D&D gibt halte ich deshalb für sehr gewagt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 2.12.2023 | 23:44
Ist es wirklich so das man in den USA nur D&D kennt ? Fände ich seltsam wenn ein Großteil der bekannteren NICHT D&D Systeme eben auch aus den USA kommt. Shadowrun, Cthulhu, Powered by the Apokalypse und Vampire sind allesamt von Amerikanern geschrieben worden. Die These das es in den USA weniger Wissen über Systeme jenseits von D&D gibt halte ich deshalb für sehr gewagt.
Da muss man wohl unterscheiden zwischen Anteil und absoluten Zahlen.

Wenn es in der USA einen zehnmal so großen Rollenspielmarkt gibt wie in Europa und 90% davon entfallen auf D&D, wären die restlichen Systeme in absoluten Zahlen immer noch genauso groß wie der gesamte europäische Rollenspielmarkt (Extrem formuliert mit willkürlichen Werten aber ich hoffe, es ist klar, auf was ich hinaus will).
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: schneeland am 2.12.2023 | 23:53
Nuja, die ersten bekannten Rollenspiele sind von Natur aus "gut". Wäre OD&D nicht gut gewesen hätte sich Rollenspiel garnicht entwickelt.
Ebenso war DSA1 offenbar gut genug um sich (und damit weitgehend das Rollenspiel) in Deutschland zu etablieren.
Es ist wahrscheinlich das das durchschnittliche spätere Rollenspiel nicht so "gut" (im Sinne von Publikumsgeschmack) ist.

FMA schließt ja auch gar nicht aus, dass Produkt gut ist. Im Gegenteil: damit sich Markthürden für spätere Marktteilnehmer ergeben, muss das Produkt an sich ja erstmal funktionieren. Und ich denke, das kann man für D&D sicherlich bestätigen.

Aber es ist natürlich insofern ein First Mover Advantage dass es vermutlich reicht "gut genug" zu sein (so dass die LEute sich nicht massenhaft genervt abwenden) um die Marktführerschaft zu behalten.

So war's dann auch gemeint: Rollenspiele profitieren vom Netzwerkeffekt und man muss überhaupt erstmal von ihnen wissen, und wer früh groß ist, hat tendenziell bessere Karten. Natürlich ist es immer noch möglich, das Ganze zu versemmeln, aber selbst die kontroverse vierte Edition von Edition von D&D war ja kein totaler Flopp, sondern nach allgemeinen Maßstäben immer noch ziemlich erfolgreich und nur unterhalb der Erwartungen von WotC.
Der kritischste Punkt war vermutlich die Situation Ende der 90er als TSR verkauft wurde. Grundsätzlich hätte D&D da ja auch eingestampft werden können und anschließen in den Lizenzkellern verrotten wie alte Spielermarken bei EA.

5E hat es ja geschafft MArktanteile zurückzugewinnen. Das ist im Grunde eine andere Frage als die Frage warum D&D allgemien Marktführer ist, und sie lässt sich nicht mit  First Mover Advantage beantworten.

D&D5 hat ja nicht nur Marktanteil dazugewonnen (was schon keine schlechte Leistung wäre), sondern den Markt vergrößert und dabei sogar die eigenen Erfolge aus den 80ern übertroffen. Dafür musste es erstmal Leute außerhalb der üblichen Rollenspielblase erreichen. Und an dieser Stelle würde ich behaupten: der Erfolg in den 80ern hat den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt, weil a) zahlreiche D&D-Eigenheiten über Videospiele den Eingang ins breitere Bewusstsein geschafft haben und b) die Leute, die jetzt in prominenten Positionen in der Medienbranche sind und für Multiplikatoreffekte sorgen (die Duffer-Brüder, Vin Diesel, etc.), bereits in der Vergangenheit mit D&D Kontakt hatten.

Auch hier gilt: das ist kein Selbstläufer - eine 5e, die inhaltlich nichts getaugt hätte oder zu komplex für Neueinsteiger gewesen wäre, hätte m.E. nicht so abheben können. Und ganz offensichtlich gibt es - siehe vorheriger Beitrag - Eigenschaften des 5e-Designs, die es für Spieler attraktiv machen. Aber es ist halt auch nicht so, dass das System 10x so groß ist wie alle anderen Wettbewerber weil seine Regeln 10x so gut sind.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 3.12.2023 | 07:44
Auch hier gilt: das ist kein Selbstläufer - eine 5e, die inhaltlich nichts getaugt hätte oder zu komplex für Neueinsteiger gewesen wäre, hätte m.E. nicht so abheben können. Und ganz offensichtlich gibt es - siehe vorheriger Beitrag - Eigenschaften des 5e-Designs, die es für Spieler attraktiv machen.  Aber es ist halt auch nicht so, dass das System 10x so groß ist wie alle anderen Wettbewerber weil seine Regeln 10x so gut sind.
Darauf läuft es hinaus. Es ist sicher nicht das "perfekte Rollenspiel" (dessen Existenz abseits persönlicher Präferenzen ich ohnehin anzweifle), aber es gilt eben auch nicht, dass es nur so groß ist, weil es von Hasbro ist, obwohl die Regeln mies wären, wie manchmal getan wird.

Es ist eine Kombination vieler Faktoren (Großer Konzern, beliebte und einsteigerfreundliche Regeln, Medienpräsenz, Starterbonus/Alter,...) die sich einfach gut ergänzen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 3.12.2023 | 08:10
Da muss man wohl unterscheiden zwischen Anteil und absoluten Zahlen.

Wenn es in der USA einen zehnmal so großen Rollenspielmarkt gibt wie in Europa und 90% davon entfallen auf D&D, wären die restlichen Systeme in absoluten Zahlen immer noch genauso groß wie der gesamte europäische Rollenspielmarkt (Extrem formuliert mit willkürlichen Werten aber ich hoffe, es ist klar, auf was ich hinaus will).

Danke. :d
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 3.12.2023 | 11:02
Ein paar wenige Fakten zur Einordnung der Größenverhältnisse.

Hasbro wäre ohne WotC mit Magic und D&D abgestürzt (die haben in den letzten 5 Jahren 50% Marktwert verloren), denn dies ist der einzige Bereich, dessen Umsatz um 40% steigt. WotC wird 2023 ca. $1,2 bis $1,3 Mrd Umsatz machen (Q3/22-Q3/23, da die Zahlen für Q4 noch nicht veröffentlicht wurden), wo geschätzt $0,8-$1 Mrd an Magic gehen und der Rest D&D ist. Das Q3-Ergebnis war 2023 um $100 Mio höher als letztes Jahr, was u.a. an den Lizenzeinnahmen von Baldurs Gate 3 lag. Da BG3 inzwischen 5 Mio mal verkauft wurde, würde ich diese vorsichtig auf $15-$25 Mio schätzen. Dazu kommen Lizenzeinnahmen aus älteren Computerspielen. Der Film hat sich meines Wissens für Hasbro finanziell nicht gelohnt.

D&D Beyond hat mindestens 12 Mio Nutzer. Wenn davon 10% ihre $2 pro Monat zahlen, sind das $28 Mio Umsatz im Jahr (SLs zahlen das doppelte, aber das wären wahrscheinlich höchstens 20% der Nutzer, sodass man da IMHO nicht unterscheiden muss). Die Kosten für die Platform liegen vielleicht bei $1-$2 Mio. IT-Gehälter sind in die USA durch die Decke geschossen.

Ansonsten verkaufen sie noch Bücher. Das Spielerhandbuch hat sich in den letzten 10 Jahren im Einzelhandel 1,6 Mio mal verkauft. Die anderen beiden GRWs zusammen 1,8 Mio mal, zusammen also 3,4 Mio. In 2023 waren das (hochgerechnet) 0,2 Mio Bücher, bei rechnerisch durchschnittlich 0,38 Mio gab es also schon mal bessere Jahre. Verdoppeln wir die Zahl ruhig noch mal, um Amazonverkäufe abzuschätzen, sprechen wir von 0,4 Mio. Ich rate, dass, weil Hasbro aktuell ja noch einen Buchgroßhandel nutzt, sie pro Buch abzüglich Produktionskosten etwa $12 verdienen. Das macht großzügig $5 Mio pro Jahr plus dem, was noch die Zusatzbücher bringen, vielleicht sind das noch mal $3 Mio. (Nächstes Jahr werden sie das verdoppeln, wenn sie die Großhandel umgehen).

Daher verstehe ich, dass für Hasbro die Zukunft online ist. Wenn sie es schaffen, die Anzahl der zahlenden D&D Beyond-Kunden zu verdoppeln machen sie mehr Geld, als sie jemals mit Büchern erreichen könnten. Und wenn wie bei BG3 andere die Arbeit machen, ist das natürlich noch einträglicher.

Gerüchtehalber liegt der Gesamtumsatz von Paizo irgendwo zwischen $12 und $36 Mio. Das sind sind bestenfalls 10% von dem, was WotC insgesamt mit D&D einnimmt, wahrscheinlich weniger. Auch sie haben eine Computerspiellizenz vergeben, ihr Spiel liegt bei respektablen 1 Mio Verkäufen. Da würde ich dann analog $3 Mio Lizenzgewinn vermuten.

Wenn Paizo ca. 10% des Umsatz von WotC macht, liegen alle anderen Rollenspielverlage noch mal deutlich unter Paizo. Chaosium hat etwa 1/6 der Mitarbeiter von Paizo (was man zumindest mal nachgucken kann) und könnte daher mit $4 Mio Umsatz abgeschätzt werden. Und da würde ich auch Kobold Press oder MCDM sehen, einfach schon, weil die jeweils Millionen-Kickstarter eingefahren haben. Den $10 Mio Avatar-Kickstarter würde ich als Anomalie sehen.

International halte ich Free League für relativ groß und mich der Schätzung einer Business-Webseite von $4 Mio Umsatz ähnlich wie Chaosium anschließen, weil beide Verlage ähnlich groß sind.

Damit lägen sie knapp vor Ulisses, das laut älterer Bilanz bei $3-$4 Mio liegen, weil es aktuell nicht mehr so gut wie zur Covid-Hochzeit läuft, sie aber dennoch stetig Umsatz durch Crowdfunding machen und sich da international durchaus mit anderen Verlagen messen können, was den live-time-Umsatz angeht. Pegasus macht deutlich mehr Umsatz, ist aber eigentlich ein Brettspielverlag, der sich ein paar Rollenspiele als Hobby hält. Sehr gut gehende Rollenspiele, möchte ich anmerken. Wahrscheinlich liegt auch da der Umsatz von $2 bis $3 Mio (Pegasus selbst eher bei $20 Mio Umsatz, wenn ich's richtig erinnere).

Die Startauflage von DSA 5 betrug 5000 Bücher. Wie häufig nachgedruckt wurde, kann ich nicht sagen. Jens Ballerstedt meinte kürzlich, dass damit Gronkhs neues Spiel mit 6000 Büchern die höchste Startauflage in Deutschland habe. Ich dachte bis dahin, die länge bei Shadowrun, vertraue ihm da aber.

Wenn wir annehmen, dass DSA seit 2015 jedes Jahr 1500 Exemplare nachgedruckt hat (was die typische Gesamtauflage in Deutschland für ein "großes" Rollenspiel ist), dann wären wir jetzt bei 17.000 GRWs. Gerüchtehalber liegt die Auflage von Shadowrun (ich weiß nicht ob 5 oder 6) bei 12.000. Eine kleine fünfstellige Zahl scheint mir daher für einen deutschen "Topseller" realistisch.

Wenn wir jetzt die 200.000 GRWs in Nordamerkia als Basis nehmen, und bei einem Bevölkerungsverhältnis von 1:7 auf Deutschland runterrechnen, wäre das eine jährliche Auflage von 28.000 GRWs und damit in einem Jahr fast doppelt so hoch wie DSA in 8 Jahren schafft.

Kein anderer Verlag schafft es außerdem, signifikant Umsätze mit Online-Tools zu machen. Ulisses müsste eigentlich, wenn DSA in Deutschland genau so beliebt wäre, wie D&D in Nordamerika (wo ich 6 Mio Nutzer annehme, der Rest ist die restliche Welt), nach obigem Verhältnis dann 0,8 Mio Nutzer haben und damit knapp $2 Mio Umsatz machen. Ich glaube jedoch nicht, dass es 800.000 DSA-Spieler weltweit gibt. Jens Ballerstedt schätzte die D&D-Interessierten (also inkl. der, die schauen oder sich sonst wie für D&D interessieren) in Deutschland hingegen auf 700.000 (und deren D&D-Beyond-Geld fließt dann natürlich schon an Hasbro).

Mein "educated guess" wäre also, dass es auch in Deutschland 5x-10x mehr D&D als sonstige Rollenspieler gibt, genau wie in Nordamerika und uns das nur deswegen anders vorkommt, weil wir nicht die "ein Rollenspiel mit Freunden reicht mir als Hobby" Gruppe sind, sondern fast alle System-ADHS haben und alles kaufen, was bei 3 nicht auf den Bäumen ist.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 3.12.2023 | 11:14
700 000 DnD-Interessierte ist mal ne Ansage.

Wenn jeder nur ein Päckchen Würfel für 12 Euro nimmt, rollt der Rubel schon.

Ich hatte da mal lange an den Zahlen herumgetüftelt, und das Problem ist, dass es einen sehr matschigen Phasenraum zwischen "Sammlern und Vielkäufern, evtl. Vielspielern" und "Nichtkaufenden Interessierten, die wohl auch nicht spielen" gibt und dass man das kaum nützlich aufdröseln kann. Der Rollenspielinteressierte kann entweder jeden Monat 250 Euro in sein Hobby stecken oder null Euro, er kann zweimal die Woche spielen und dabei 12 Leute begeistern oder er kann dreimal im Jahr allein daheim let's plays bingen und das wars schon. Das bringt einen alles nicht weiter.

Mir gegenüber hat ein deutscher Verlagsleiter mit den bestmöglichen Einblicken mal von 100 000 Rollenspielern in Deutschland gesprochen, das ist aber auch schon einige Jahre her. Ich halte diese Zahl für realistischer als die 700K, aber letztlich ist das alles Kaffeesatzleserei.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Gunthar am 3.12.2023 | 11:19
Das Posting von sma könnte man auch auf die Schweiz ummünzen und die Zahlen grob durch 10 teilen, wobei die D&D Zahlen in der Schweiz im Verhältnis zu Deutschland sogar höher sein dürften, weil DSA wird in der Schweiz kaum noch gespielt. Midgard kennt auch kaum jemand in der Schweiz und auch bei anderen Systemen sieht es ziemlich mau aus. Nur Call of Chtulhu dürfte noch ein paar Spieler anziehen. Der grösste Teil der Schweizer Spieler spielt D&D.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 3.12.2023 | 11:22
Dafür hat der einzelne rollenspielende Schweizer wie du, Gunthar, einen signifikant höheren Impact auf die Schweizer Gesamtverhältnisse.

Wenn ich mal eine Rollenspielrunde verstolpere, dann interessiert das keinen. Wenn du hingegen mal einen schlechten Abend hast, dann ist das praktisch eine nationale Rollenspieltragödie. Die Last der Verantwortung muss entsetzlich sein.  ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Gunthar am 3.12.2023 | 11:32
@Megavolt: Wenn unsere Midgardrunde ausfällt, dann spielt gar niemand mehr Midgard in der Schweiz.  ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 3.12.2023 | 12:54
ich find's halt nur krass wie (gefühlt für mich) D&D erst mit der 5. Edition groß geworden ist und das imho halt mehr mit der Darstellung in Serien usw zusammenhing (plötzlich wurde überall D&D gespielt).

Denke ich an meine Rollenspiel Einstiegszeit in den frühen 00er Jahren zurück hast du halt damals in meiner Region echt nur DSA Zeug bekommen (in so ziemlich jedem Laden). Das D&D überhaubt auf Deutsch existiert wusste ich nicht mal (ja ich hab Baldurs Gate gespielt und hatte auch die PC Version in der die Regeln erklärt worden sind nur hab ich nirgends ein Regelbuch gesehen). Hattest du also keinen großen Nerd Laden in der Umgebung sah's halt mit Rollenspielen außer DSA schlecht aus.

Mittlerweile hat sich das ja radikal geändert und die Starterboxen von D&D sind eher in Läden außerhalb der Nerd Bubble als DSA Zeug.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Boba Fett am 3.12.2023 | 14:11
ich find's halt nur krass wie (gefühlt für mich) D&D erst mit der 5. Edition groß geworden ist und das imho halt mehr mit der Darstellung in Serien usw zusammenhing (plötzlich wurde überall D&D gespielt).

Ist es nicht...
Vor D&D 4 war D&D auch unglaublich stark, auch oD&D und aD&D bei TSR.
Was hatte damals noch Zahlen (vor Wizards und vor D20)?
Call of Cthulhu, Shadowrun, WoD. Und das war kein Fantasy. Und man hat das meistens zusammen mit Fantasy gespielt (was dann in USA wieder D&D war [und in Deutschland DSA]).
Alle anderen damaligen Systeme waren anteilig genau so präsent, wie heute die Alternativen präsent sind. Heute hat Paizo Pathfinder, Free League oder Modiphius auch gute Zahlen. Damals waren es andere Systeme.
Die sind/waren stark aber eben kein Vergleich zum Major Player.
Damals wurde es eben nur nicht so bewusst wahrgenommen, weil es kaum Zahlen gab. Heute kannst Du jederzeit sehen, wieviele Runden auf Roll20 von welchem System gezockt werden.
Und Du kannst auch die Umsatzzahlen von Wizards sehen. D&D war nur zur D&D4 Zeit etwas kleiner als Pathfinder. Aber selbst dann eben nur gerade etwas.

Das ist so, wie wenn man sagt: "echt krass, dass Bayern München erst in den letzten 5 Saisons die Tabelle so dominiert", nach dem sie 3 Jahre ausnahmsweise ganz knapp nicht am Ende deutscher Fußballmeister wurden, sondern nur 2. (und dabei 28 Trainer gekündigt und neu eingestellt haben).
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 3.12.2023 | 14:29
Call of Cthulhu, Shadowrun, WoD. Und das war kein Fantasy.

For some definitions of "keine Fantasy"... ;)
(scnr)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 3.12.2023 | 15:20
For some definitions of "keine Fantasy"... ;)
(scnr)

Ich wollte ja für einen Moment "kein EDO" einwerfen, aber selbst das stimmt ja zumindest für Shadowrun nicht so recht. ;) Was die drei zumindest klassischerweise halt nicht sind, ist Fäntelalter -- und das ist dann wieder die Kategorie, die D&D mit DSA, Midgard, und anderen "typischen" Fantasyspielen vereint.

Ich muß allerdings auch sagen, daß mir seinerzeit nach dem erst mal erfolgten Finden meiner ersten Nerd-Spieleläden recht schnell klar geworden ist, was es da draußen noch so alles gibt...ab da hat sich dann für mich die Frage nach einem Größten Marktführer Aller Zeiten eigentlich jahrzehntelang nicht mehr wirklich gestellt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 3.12.2023 | 15:47
da hat sich dann für mich die Frage nach einem Größten Marktführer Aller Zeiten eigentlich jahrzehntelang nicht mehr wirklich gestellt.

Ein großer Vorteil unseres Hobbys: Die eigene Spielrunde realexistiert völlig unabhängig vom restlichen Universum.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 3.12.2023 | 16:02
Ein großer Vorteil unseres Hobbys: Die eigene Spielrunde realexistiert völlig unabhängig vom restlichen Universum.
Kann sie, muss sie aber nicht. Wenn die Gruppenmitglieder Interesse am Ausprobieren neuer Systeme oder Kaufkampagnen haben hat es schon Auswirkungen, was sich am Markt und/oder in der Szene tut.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 3.12.2023 | 16:14
Joah. Wirkt auf mich jetzt ein bisschen tautologisch, aber meinetwegen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 3.12.2023 | 16:47
Joah. Wirkt auf mich jetzt ein bisschen tautologisch, aber meinetwegen.
~;D ;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Ainor am 3.12.2023 | 17:55
In meiner Runde war es immer so: am Ende der Kampagne wurde immer die Systemfrage gestellt. Da gab es oft andere Vorschläge, aber nie Mehrheiten für andere Systeme so dass wir immer bei D&D geblieben sind.

Theoretisch wäre das ja bei reinen Onlinerunden anders. Da kann man ja Spieler passend zum System rekrutieren. Aber ändert das die Marktanteile der Systeme ?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Boba Fett am 3.12.2023 | 18:34
For some definitions of "keine Fantasy"... ;)
(scnr)
Ich entstamme einer Generation, wo „Fantasy“ sich über die ‚typischen’ Spezies, das Fehlen von Technik und die Existenz von Übernatürlichem (Magie im allgemeinen Genannt) definierte.
Begriffe wie Fäntelalter kamen erst später, als irgendwelche Kommunikationsexperten alles besser wissen mussten, weil man dann alles alte als „nicht eindeutig genug“ erklären konnte.
Das war die freundliche Übersetzung von „Ich bin zu alt für diesen Crap!“.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: schneeland am 3.12.2023 | 19:33
Ein großer Vorteil unseres Hobbys: Die eigene Spielrunde realexistiert völlig unabhängig vom restlichen Universum.

Für die zu einem Zeitpunkt X existierende Runde ist das schon richtig. Da kann Dir egal sein, ob Ulisses für DSA6 auf ein leicht-gewichtiges W6-Poolsystem setzt oder die Vergessenen Reiche in der nächsten D&D-Version auch wirklich ganz offiziell vergessen sind - im Zweifelsfall spielst Du halt einfach die aktuelle Version weiter. Kampagnen gibt's ja auch oft noch mehr als man bis zur Rente braucht. Und wenn Du unbedingt gern die neuen Zaubersprüche (jetzt endlich wieder mit Reimen!) aus "Tatzelwurm und Magierturm" in Dein Spiel integrieren willst, musst Du halt konvertieren, aber auch das nimmt der abgehärtete Alt-Spielleiter vielleicht noch auf sich.

Probleme tauchen aber dann auf, wenn mal Leute aus der aktuellen Runde aussteigen (Umzug, neuer Job, Nachwuchs, in die harte Brettspielszene abgerutscht,...). Wenn Du dann entweder nach neuen Spielern suchst oder gar selbst einer Runde beitreten willst, dann wird sich das Universum mit hämischem Lachen wieder in Dein glückliches Leben im abgeschiedenen Rollenspieltal einmischen. Denn die Leute, auf die dann triffst, sind ja mit hoher Wahrscheinlichkeit mit den aktuell angesagten Systemen sozialisiert und nicht mit denen von vor 20 Jahren.

Man sieht das ja auch ganz gut an den Statistiken von WotC (ich nehme mal die von 2020, weil's da die hübsche Grafik gibt): ~85% der Spieler sind unter 40. Und selbst wenn wir davon ausgehen, dass das vielleicht etwas US-zentrisch ist und ein paar Bestandsgruppen nicht mit erwischt, dann läuft es halt darauf raus, dass v.a. relevant ist, was in der Altersgruppe zwischen 20 und 35 passiert. Und, um den Bogen zum Ausgangsthema zu spannen, dort zieht D&D offensichtlich recht gut und hat es geschafft, auf den Plattformen präsent zu sein/werden, auf denen die Leute ohnehin unterwegs sind (Youtube, TikTok, Tumblr, ggf. auch noch Twitter).
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 3.12.2023 | 20:17
Ich entstamme einer Generation, wo „Fantasy“ sich über die ‚typischen’ Spezies, das Fehlen von Technik und die Existenz von Übernatürlichem (Magie im allgemeinen Genannt) definierte.

Ich weiß, du bist ja auch fast zwei Jahre älter als ich - gaaaaanz andere Generation, fast schon Boomer... ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 3.12.2023 | 22:18
700 000 DnD-Interessierte ist mal ne Ansage.

Hasbro hat nicht zuletzt dank D&D Beyond belastbare Zahlen, die wir hier nur raten können. Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, eine Aufteilung der Nutzer nach Ländern oder auch nur der Critical Role Fans nach Ländern zu finden, um dadurch zu wissen, wie viele Leute aus Deutschland (oder dem deutschsprachigen Raum) da regelmäßig zuschauen und sich damit definitiv als "interessiert" klassifizieren.

Vielleicht rechnen sie sich die Zahl auch einfach schön, denn wenn man z.B. einfach jeden Besucher des D&D-Films als "interessiert" nimmt, kommen wir auf 696.734.

Oder man sagt, dass wenn sie irgendein Actual Play gucken, dann sicherlich auch D&D und schaut einfach mal bei RocketBeans oder Gronkh vorbei. Der Horde-Weihnachtsstream aus dem letzten Jahr wurde z.B. von fast 170.000 Leuten geschaut und jüngste RB D&D-Kampagne vom letzten Monat, hatte knapp 270.000 Zuschauer in Folge 1 und 130.000 Zuschauer in Folge 2 (krass, wie viele Leute abspringen). Sie wurde übrigens von WotC bezahlt.

Damit sind die 700.000 vielleicht sehr optimistisch, aber 300.000 ist eine solide untere Grenze.

Und falls die runtergerechneten 33.000 verkauften GRWs in 2023 stimmen sollten und da dort ja 50% Player und 50% GM + Monsterbuch addiert waren, könnten da wiederum 8.000 SLs bei sein und somit bei angenommener Gruppengröße von 5 ca. 40.000 aktiv Spielende entstehen. In den Jahren seit es D&D auf deutsch gibt, wurden aber mindestens mal so viele Bücher wie DSA-GRWs verkauft, denn auch da gab es mindestens 8 Auflagen, verdoppeln wir das also einfach mal auf 80.000 Spielende.

Aber eigentlich ist das aktive Spielen für die Marke nicht wichtig. Es reicht, wenn die Leute irgendwas mit D&D drauf konsumieren, seien es nun Würfel oder T-Shirts oder das nächste Baldurs Gate.

Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Alexandro am 3.12.2023 | 22:47
Vor D&D 4 war D&D auch unglaublich stark, auch oD&D und aD&D bei TSR.

Das stimmt so nicht. D&D hatte einen kurzen Popularitätsschwung in den 80ern (auch negative Berichterstattung ist Berichterstattung), der während der 90er schon wieder komplett weg war. Die meisten Normalos wussten nichtmal, dass es zu D&D noch eine Version mit einem "A" davor gab.

3.0/3.5 war Anfang der 2000er in erster Linie deswegen so erfolgreich, weil WotC eine sehr intensive Werbekampagne gefahren hat (und auch gezielt in Bereichen geworben hat, in denen Gamer normalerweise nicht unterwegs sind) - und damit eine Menge Neukunden generiert hat.
Gegen 2007 hatte Hasbro aber entschieden, dass nur noch Marken welche mindestens $100k im Jahr generieren ein üppiges Werbebudget erhalten. Und da war D&D (trotz allem Erfolg und Wachstum) nicht mal ansatzweise dran. Deswegen wurde die Werbung für diese neue Edition sehr vernachlässigt, weil einfach kein Geld dafür da war (später fand man günstige Alternativen über "Influencer" (Penny Arcade damals), aber richtig groß wurde diese Art der Werbung erst mit D&D5).

Wird alles schön in diesem Video aufgedröselt:
https://youtu.be/ADzOGFcOzUE?si=aJaJiZX8YCSxBPw2
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 4.12.2023 | 07:44
Ist es nicht...
Vor D&D 4 war D&D auch unglaublich stark, auch oD&D und aD&D bei TSR.
Was hatte damals noch Zahlen (vor Wizards und vor D20)?
Call of Cthulhu, Shadowrun, WoD. Und das war kein Fantasy. Und man hat das meistens zusammen mit Fantasy gespielt (was dann in USA wieder D&D war [und in Deutschland DSA]).
Alle anderen damaligen Systeme waren anteilig genau so präsent, wie heute die Alternativen präsent sind. Heute hat Paizo Pathfinder, Free League oder Modiphius auch gute Zahlen. Damals waren es andere Systeme.
Die sind/waren stark aber eben kein Vergleich zum Major Player.
Damals wurde es eben nur nicht so bewusst wahrgenommen, weil es kaum Zahlen gab. Heute kannst Du jederzeit sehen, wieviele Runden auf Roll20 von welchem System gezockt werden.
Und Du kannst auch die Umsatzzahlen von Wizards sehen. D&D war nur zur D&D4 Zeit etwas kleiner als Pathfinder. Aber selbst dann eben nur gerade etwas.

Das ist so, wie wenn man sagt: "echt krass, dass Bayern München erst in den letzten 5 Saisons die Tabelle so dominiert", nach dem sie 3 Jahre ausnahmsweise ganz knapp nicht am Ende deutscher Fußballmeister wurden, sondern nur 2. (und dabei 28 Trainer gekündigt und neu eingestellt haben).

nur war D&D zu D&D 3 Zeiten nicht so krass präsent. Nochmal: ich rede hier nicht von Großstädten die einen LGS hatten. D&D Zeug hast du in meiner Region echt nicht gesehen. In den Läden gab's nur DSA Kram. Das AD&D überhaubt auf Deutsch verfügbar war, wusste ich lange Zeit z.b. gar nicht. DSA hatte eine Marktmacht imho die war schon krass (zu DSA 3 und 4 Zeiten sag ich mal) hier in Deutschland. Diese ist jedoch komplett auf D&D geschwenkt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 07:56
DSA hatte eine Marktmacht imho die war schon krass (zu DSA 3 und 4 Zeiten sag ich mal) hier in Deutschland. Diese ist jedoch komplett auf D&D geschwenkt.
Tja. DSA hat leider die Chance, sich mit einem wirklich verschlankten DSA5 auf eine neue, jüngere Zielgruppe einzuschießen verpasst, da war wohl zu viel Angst da, die alte Basis zu verlieren.
D&D5 ist den Weg konsequent gegangen, hat die Alten zwar einigermaßen zufriedengestellt, aber den Fokus von Anfang an konsequent auf Neukunden und Casualgamer gelegt.
Die Medienpräsenz von DSA auf YouTube und Twitch ist ja durchaus gut, da hapert es imho wirklich an der Einsteigerfreundlichkeit des Systems.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 4.12.2023 | 08:56
nur war D&D zu D&D 3 Zeiten nicht so krass präsent. Nochmal: ich rede hier nicht von Großstädten die einen LGS hatten. D&D Zeug hast du in meiner Region echt nicht gesehen. In den Läden gab's nur DSA Kram. Das AD&D überhaubt auf Deutsch verfügbar war, wusste ich lange Zeit z.b. gar nicht. DSA hatte eine Marktmacht imho die war schon krass (zu DSA 3 und 4 Zeiten sag ich mal) hier in Deutschland. Diese ist jedoch komplett auf D&D geschwenkt.

Habe ich anders wahrgenommen. Klar, DSA war hier der Platzhirsch aber Mitte der 90er hatten meine RPG interessierten Freunde auch viel AD&D 2 Ed. Kram. Gerade wer auch Computer Rollenspiele gespielt hat kannte D&D wegen der Gold Box Spiele, Eye of the Beholder usw. Romane wie Dunkelelf, Dark Sun und Drachenlanze habe ich zu der Zeit ebenfalls gelesen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 09:08
Habe ich anders wahrgenommen. Klar, DSA war hier der Platzhirsch aber Mitte der 90er hatten meine RPG interessierten Freunde auch viel AD&D 2 Ed. Kram. Gerade wer auch Computer Rollenspiele gespielt hat kannte D&D wegen der Gold Box Spiele, Eye of the Beholder usw. Romane wie Dunkelelf, Dark Sun und Drachenlanze habe ich zu der Zeit ebenfalls gelesen.
Damals war das Verhältnis umgekehrt. DSA war der Platzhirsch und AD&D existent und in gewissen Kreisen beliebt, aber halt keine echte Konkurrenz. Jetzt ist es andersrum.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 4.12.2023 | 10:09
Habe ich anders wahrgenommen. Klar, DSA war hier der Platzhirsch aber Mitte der 90er hatten meine RPG interessierten Freunde auch viel AD&D 2 Ed. Kram. Gerade wer auch Computer Rollenspiele gespielt hat kannte D&D wegen der Gold Box Spiele, Eye of the Beholder usw. Romane wie Dunkelelf, Dark Sun und Drachenlanze habe ich zu der Zeit ebenfalls gelesen.

ich hab ca 2002 angefangen und klar kannte ich D&D durch Baldurs Gate, habe aber nie in meiner Region ein Regelbuch dazu gesehen daher dachte ich, dass gibt's nur auf englisch.

Aber dafür hatte halt jeder Spielwarenladen hier in der Gegend DSA Kram. Selbst im Müller bei den Brettspielen lungerten die Boxen rum.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 4.12.2023 | 12:19
D&D5 ist den Weg konsequent gegangen, hat die Alten zwar einigermaßen zufriedengestellt, aber den Fokus von Anfang an konsequent auf Neukunden und Casualgamer gelegt.
Das habe ich ganz anders in Erinnerung. Nach der ungeliebten 4E war doch die 5E ein "back to the roots" um abgesprungene Spieler mit einem einfacheren, OSR-näheren System zurückzugewinnen. Mearls schrieb mindestens einen Artikel im Dragon, wo er darüber philosophierte, was denn die Essenz von D&D sei, wo dann dabei raus kam, dass man die 6 Attribute braucht, W20, Kampf usw. Und dann haben sie nicht nur konsequent mit einer für die damalige Zeit (vor 10 Jahren) einmalig großen Menge an Leuten einen Playtest durchgeführt, sondern den aus systematisch ausgewertet, ob das, was sie erreichen wollten, auch erreicht wurde. (Aktuell machen sie stattdessen ja Beliebtheitstests und ziehen sich vermutlich weitere Daten aus D&D Beyond).

Dass das System auch eine neue Generation von "Casual Player" (siehe den aktuellen Artikel von Mháire (https://www.gamestar.de/artikel/dungeons-dragons-groessten-rollenspiel-welt-nicht-funktioniert,3404824.html) in der Gamestar) anspricht, war vielleicht erhofft, aber meiner Meinung nach nicht das ursprüngliche Design-Ziel. Dazu zielt auch 5E eindeutlich auf Kampf als zentraler Fokus des Spiels (neben Erforschung und sozialer Interaktion).

Was DSA 5 angeht, haben sie sich auch da an den Playtest gehalten und den Wunsch der Kundschaft ein kleinteiliges möglichst detailliertes System zu bekommen. Nun kann man zwar diskutieren, dass sie dann vielleicht die falschen Leute gefragt haben, aber ich denke, der Erfolg von Splittermond, das auch ein kleinteiliges möglichst detailliertes System ist, zeigt, dass es in Deutschland da einen Markt für solche Systeme gibt.

Gleichzeitig sehen wir auch durch den größeren Erfolg von D&D, dass für einfachere Systeme ein noch größerer Markt existiert.

Ich verstehe nicht, weil ich sicher bin, dass Ulisses das alles auch erkennt, warum sie nicht schon längst eine moderne Actual-Play-fähige DSA Version herausgebracht haben – oder ein Aventurien für 5E – und ich vermute, dass es da in der Redaktion intern keine Mehrheit für gibt. Die neuen systemneutralen Bücher sind aber sicherlich der Beginn, da etwas vorsichtig zu ändern, ohne die alte treue Kundschaft zu vergraulen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Gunthar am 4.12.2023 | 12:24
Ich hatte zwischen Jahr Ende 2004 bis Jahr 2019 kein Rollenspiel mehr gespielt. Und ich habe irgendwie nicht das Gefühl, in der Zeit irgendwas verpasst zu haben. DSA spielt sich immer noch irgendwie meh. D&D 5e fühlt sich recht gut an, weil die Steigerungskurve flacher ist. Shadowrun ist immer noch mühsam mit den Würfeln. Midgard kommt nicht vom Fleck, obwohl es die ideale Komplexität hat. usw.
Aber mein Hit kam erst letztes Jahr raus: Vs Darkmaster. Vorher hatte ich die 1W100+Modifier Systeme links liegengelassen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 4.12.2023 | 13:00
ich glaub bei dem Playtest von DSA 5 ham die sich n bisschen zu sehr auf alteingesessene verlassen.

Ich mein es dauerte ja auch ewig bis dann mal eine DSA 5 Starterbox rausgekommen ist die Neueinsteigern erstmal ins Spiel hilft. Während D&D da schon die... dritte? draußen hatte.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 13:33
und ich vermute, dass es da in der Redaktion intern keine Mehrheit für gibt.
Ja, die Vermutung hatte ich auch schon angesichts dessen, dass nicht nur DSA, sondern kein einziges der Ulisses-eigenen (Also nicht nur übersetzten) Systeme wirklich leichtgewichtig ist.

oder ein Aventurien für 5E
Tja.  ;)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 4.12.2023 | 13:43
Tja.  ;)
Ich weiß, dass du eines gemacht hast – ich habe das :)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 4.12.2023 | 14:56
Ich mein es dauerte ja auch ewig bis dann mal eine DSA 5 Starterbox rausgekommen ist die Neueinsteigern erstmal ins Spiel hilft. Während D&D da schon die... dritte? draußen hatte.

Das packe ich übrigens psychoemotional nicht, mein Neuroselevel ist zu hoch. Es darf NUR GENAU EINE EINSTEIGERBOX geben!!!!!!!einself

Weil danach ist man doch kein Einsteiger mehr! Versteht das denn außer mir keiner???

Eine Seelenheilkunde-Probe mit wenigstens drei Erfolgsgraden, aber möglichst rasch, bitte.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 15:03
Es darf NUR GENAU EINE EINSTEIGERBOX geben!!!!!!!einself
Gibt ja immer nur eine auf einmal (Von Restposten mal abgesehen). Der Sinn von neuen Einsteigerboxen erschließt sich mir aber auch nicht ganz. Vor allem in der selben Setting-Gegend.

DSA5 hat inzwischen aber ja auch zwei.

Eine Seelenheilkunde-Probe mit wenigstens drei Erfolgsgraden, aber möglichst rasch, bitte.
Zuckerstange?  ;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Eismann am 4.12.2023 | 15:06
Das packe ich übrigens psychoemotional nicht, mein Neuroselevel ist zu hoch. Es darf NUR GENAU EINE EINSTEIGERBOX geben!!!!!!!einself

Weil danach ist man doch kein Einsteiger mehr! Versteht das denn außer mir keiner???

Eine Seelenheilkunde-Probe mit wenigstens drei Erfolgsgraden, aber möglichst rasch, bitte.

Ohne die Talentstilsonderfertigkeit Weg des Psychologen, die erweiterte Talentstilsonderfertigkeit Couchgespräche Stufe II und das Berufsgeheimnis Einsteigerboxkrise behandeln wird das nicht klappen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Wee Mad Bob am 4.12.2023 | 15:09
Folgendem kann ich zustimmen
D&D ist das älteste System, welches noch Massentauglich ist.
Es ist Dank der Werbung (Critical Role) und der Hilfe von Hasbro etwas besser dran als andere.

Zu erwähnen wäre noch:
Es ist im Original auf Englisch (so hat man ohne Übersetzung gegen zB DSA einen Vorteil)
Es hat eine steile Entwicklungskurve (Wer beginnt schon als niemand und endet als Gott?)
Ausserdem ist es leichter Spieler für D&D zu bekommen, da gibt es schon viele. Midgard hat es zB schwerer.

Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: flaschengeist am 4.12.2023 | 15:36
Ohne die Talentstilsonderfertigkeit Weg des Psychologen, die erweiterte Talentstilsonderfertigkeit Couchgespräche Stufe II und das Berufsgeheimnis Einsteigerboxkrise behandeln wird das nicht klappen.

Famos  :d, das gehört eindeutig nach "Sachen zum lachen"  ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 4.12.2023 | 15:58
...
Was DSA 5 angeht, haben sie sich auch da an den Playtest gehalten und den Wunsch der Kundschaft ein kleinteiliges möglichst detailliertes System zu bekommen. Nun kann man zwar diskutieren, dass sie dann vielleicht die falschen Leute gefragt haben, aber ich denke, der Erfolg von Splittermond, das auch ein kleinteiliges möglichst detailliertes System ist, zeigt, dass es in Deutschland da einen Markt für solche Systeme gibt....

Der durch die hiesige Bürokratie leidgeprüfte Deutsche braucht einfach etwas mehr Crunch in seinen Spielsystemen.  ;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 16:10
aber ich denke, der Erfolg von Splittermond, das auch ein kleinteiliges möglichst detailliertes System ist, zeigt, dass es in Deutschland da einen Markt für solche Systeme gibt.
Klar ist ein Markt da. Aber wahrscheinlich gäbe es auch einen Markt für anderes. Da es keine leichtgewichtigen, gut unterstützten Eigensysteme eines deutschen Verlages gibt, ist die Definition von Erfolg halt mangels Vergleich schwer festzulegen. Wer weiß, wie gut ein leichtgewichtiges, einsteigerfreundliches, deutsches System mit dem Produktsupport (Settingbände, Abenteuer) von DSA, HeXXen oder Splittermond ankommen würde? Das wurde schlicht und ergreifend nie versucht.
Der Uhrwerk-Verlag schlitterte übrigens am Höhepunkt des "Erfolgs" von Splittermond in eine Insolvenz.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 4.12.2023 | 16:27
Ohne dafür jetzt was neues aufzumachen - hatte kürzlich einen OSR Hack für DSA vom Mann ohne Zähne gelesen:

https://darkwormcolt.wordpress.com/2023/08/05/swordsorcery-aventurien-wie-ich-the-black-sword-hack-mit-fkr-und-dem-besten-deutschen-setting-kombiniere/
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 16:34
Ohne dafür jetzt was neues aufzumachen - hatte kürzlich einen OSR Hack für DSA vom Mann ohne Zähne gelesen:
Fanprojekte dieser Art gibt es ja genug. Es traut sich nur offenbar keiner der deutschen Verlage eine große, langfristig und regelmäßig unterstützte Reihe mit einfachen Regeln zu machen und da würde mich interessieren warum. Aber das führt wohl zu weit weg.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Eismann am 4.12.2023 | 17:27
Wichtig wäre vermutlich, dass die einfachen Regeln trotzdem ordentlich Crunch zulassen, ansonsten hat man halt regelseitig wenig, was man regelmäßig und über längere Zeit publizieren kann. 10 Seiten Regelheft halten keinen Verlag über Wasser.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 4.12.2023 | 17:32
Das ist des Pudels Kern, ja.

"Regelleicht" erzeugt nicht genug Umsatz.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mouncy am 4.12.2023 | 17:39
Denkt ihr, die Entwicklung hin zu mehr englischem Medienkonsum im Allgemeinen hat auch dazu beigetragen? Viele Jüngere sind duch Twitch usw. doch automatisch nicht mehr so sehr abgeneigt gegenüber englischen Sachen, früher war man ja schon "elitär" wenn man Simpson im O-ton geschaut hat um alle Witze zu verstehen... Vielleicht braucht es einfach kein lokalisiertes RPG mehr, weil eh alle Englisch good enough drauf haben dass es nicht mattert, you know.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 4.12.2023 | 17:51
Das ist des Pudels Kern, ja.

"Regelleicht" erzeugt nicht genug Umsatz.

Nun, auch der heilige Gary soll seinerzeit schon bemerkt haben, daß man die Spieler und SL bloß nicht merken lassen soll, daß sie den ganzen Regelkram eigentlich nicht brauchen. ;)

Und da ist halt auch was dran: Rollenspiel an sich kann man als geneigte Gruppe prinzipiell auch gratis haben. Das ist nun mal nicht wie Brettspiel, wo ich als Produzent zumindest die Schachtel mit den nötigen Materialkomponenten verkaufen kann, oder beim Sammelkartenspiel, wo die "Ich brauche MEHR!!!"-Sucht meiner Kundschaft einigermaßen zuverlässig zum Tragen kommt. Anbieten kann ich Rollenspielern erst mal nur die Regeln an sich und dann vielleicht noch optionale Beispielideen zu deren Anwendung (Settings und so weiter)...da ist das kapitalistische Ausbeutungspotential eben grundsätzlich etwas beschränkter.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Swanosaurus am 4.12.2023 | 18:05
Fanprojekte dieser Art gibt es ja genug. Es traut sich nur offenbar keiner der deutschen Verlage eine große, langfristig und regelmäßig unterstützte Reihe mit einfachen Regeln zu machen und da würde mich interessieren warum. Aber das führt wohl zu weit weg.

Nun ja, keiner Stimmt auch nicht - es sind halt nur wirklich nicht unbedingt die Großen (aber wer sind eigentlich die Großen in Deutschland außer Ulisses)?
System Matters unterstützt Beyond the Wall auch mit dt. Originalprodukten, das ist doch schon mal eine regelleichte regelmäßig unterstützte Reihe auf Deutsch. Hier im Forum kann man die Entwicklung von Keys RPG verfolgen, das wirkt auch eher regelleicht. Aborea gibt es wohl nach wie vor (auch, wenn da nicht viel nachkommt). Heinz Tüffers macht jetzt Mythaloria (das, glaube ich, gerade noch als regelleicht durchgeht, auch wenn es wie schon Ultima Ratio daran krankt, dass die Regeln echt nicht gut erklärt sind).

Klar, das alles wird nicht out of the gate mit vielen Produkten unterstützt, wahrscheinlich schlicht und einfach, weil die entsprechenden Verlage nicht die Mittel dazu haben. Das letzte neue deutsche RSP, an das ich mich erinnere, bei dem das der Fall war, ist tatsächlich Splittermond, das eben wiederum ein ziemliches Regelungeheuer ist.

Ich denke also, es ist eine Mischung aus Zufall (bzw. dem Geschmack der Regeldesigner, die mit den etwas größeren Verlagen arbeiten) und dem Umstand, dass die regelleichten Systeme eben einfach nicht den nötigen Umsatz machen, um sie beständig zu unterstützen.

Ich wäre allerdings auch neugierig, ob sich die Erfolgsformel von DSA1 heute noch mal wiederholen ließe - also schlanke Regeln und dann: Abenteuer! Abenteuer! Abenteuer! (statt dicker Settingbücher). Splittermond war ja vom Produktausstoß gar nicht weit weg von dem Modell, nur eben so gar nicht Einsteigerfreundlich (oder so gar nicht Alte-Hasen-Haben-keine-Zeit-für-Crunch-freundlich).
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 18:25
Das ist des Pudels Kern, ja.

"Regelleicht" erzeugt nicht genug Umsatz.
Könnte man Materialmenge für den Umsatz nicht auch über Hintergrundbände und Abenteuer zusammen kriegen?

Vergleich z.B. DCC. Das lebt auch von Abenteuern und Settingboxen.

Oder eben D&D5. Marktführer und die Anzahl der echten Regelbände ist sehr übersichtlich.

System Matters unterstützt Beyond the Wall auch mit dt. Originalprodukten, das ist doch schon mal eine regelleichte regelmäßig unterstützte Reihe auf Deutsch.
Naja. Gut unterstützt würde für mich zumindest ein Produkt (im Schnitt) alle 1-2 Monate heißen.  Beyond the Wall hatte ungefähr eines pro Jahr und die deutschen Eigenproduktionen sind außerdem eher kurze Gags wie das Hühnerbuch und das Fuchsbuch. Die meisten Sachen sind Übersetzungen.


Wenn man Mischungen (also Linien die Eigenproduktionen und Übersetzungen kombinieren) mit einbezieht gibt es übrigens doch was: Cthulhu. Ist halt kein klassisches Fantasy-System. Aber überlebt auch schon lange mit hohem Produktausstoß ohne Regelflut.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 4.12.2023 | 18:28
Könnte man Materialmenge für den Umsatz nicht auch über Hintergrundbände und Abenteuer zusammen kriegen?

Die Frage ist auch immer, was der Anspruch ist. Warhammer verkauft ja noch die ganzen Figuren und trotzdem kommen dauernd neue Regeln und Armeebücher raus, bis hin zum Setting-Wechsel zu AoS und jetzt zurück zu Old World.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 18:29
Die Frage ist auch immer, was der Anspruch ist. Warhammer verkauft ja noch die ganzen Figuren und trotzdem kommen dauernd neue Regeln und Armeebücher raus, bis hin zum Setting-Wechsel zu AoS und jetzt zurück zu Old World.
Die Games Workshop Tabletop Systeme sind absichtlich schlecht balanciert um neue Miniaturen zu verkaufen. Es ist ziemlich auffällig, dass die neuesten Minis üblicherweise die besten Regeln kriegen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 4.12.2023 | 18:32
Vergleich z.B. DCC. Das lebt auch von Abenteuern und Settingboxen.
DCC ist halt in der Tat auch das eine vorbildliche Rollenspielsystem, das einige zentrale Designentscheidungen einfach richtig macht, wo andere Rollenspiele mitsamt allen schrecklichen Konsequenzen einfach scheitern.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Swanosaurus am 4.12.2023 | 18:38
DCC ist halt in der Tat auch das eine vorbildliche Rollenspielsystem, das einige zentrale Designentscheidungen einfach richtig macht, wo andere Rollenspiele mitsamt aller schrecklichen Konsequenzen einfach scheitern.

Ich weiß nicht, wie erfolgreich DCC auf Deutsch ist, ich glaube aber auch, dass es vom Reihenkonzept schon sehr nah dran an dem ist, was in Deutschland ein regelleichtes, erfolgreiches RSP sein könnte. Nur ist es dann eben doch nicht wieder so richtig regelleicht (ja, es geht am Spieltisch relativ leicht von der Hand, aber an den Regelwerkswälzer wagen sich halt doch nicht unbedingt alle ran ...). Und es hat ein paar nostalgische Setzungen (vor allem die Funnels), die dann doch etwas idiosynkratisch und weder für Newcomer noch für Alteingesessene, die aber eher mit DSA aufgewachsen ist, nachvollziehbar sind.

Aber ein Regelwerk vom DSA1-Gewicht, dass dann in schnellem Abstand eine bunte Folge unterschiedlichster Abenteuer nachschiebt - das fände ich zumindest interessant, und es wäre auch noch mal eine andere Art von leichtgewichtig als D&D5 (das zwar regelseitig leicht zugänglich ist, aber jedes Produkt ist für sich immer so teuer und umfangreich, dass viele sich vielleicht doch überlegen, ob sie das Investment jetzt machen wollen, anstatt "das neue Abenteuer" einfach mal auf gut Glück mitzunehmen).

Was man dafür bräuchte, wäre wahrscheinlich vor allem ein großer Stamm von Autor*innen und Illustrator*innen, die sich auf das System einigen können und es unterstützen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 4.12.2023 | 18:44
DCC ist halt in der Tat auch das eine vorbildliche Rollenspielsystem, das einige zentrale Designentscheidungen einfach richtig macht, wo andere Rollenspiele mitsamt allen schrecklichen Konsequenzen einfach scheitern.
Du wirst für die meisten Rollenspiele jemanden finden, der das behauptet  ;)
Aber freut mich für dich, dass es dir taugt. Meinen Geschmack trifft es in sehr vielen Bereichen nicht  ;D

Aber um den Bogen zu schlagen (zumindest zur letzten Abzweigung und von dort dann evtl. wieder zum Kernthema  ~;D): DCC, D&D5 und Cthulhu zeigen, dass man auch ohne viele Regelerweiterungen trotzdem lang dauernd und erfolgreich Produkte zu einer Linie veröffentlichen kann, auch im deutschen Raum. Die These man kann nur mit Regeln Geld machen ist also imho widerlegt.
Also verstehe ich nicht, warum kein deutscher Verlag mal versucht, ein leicht- bis mittelgewichtiges einsteigerfreundliches klassisches Fantasy-System mit regelmäßigen Produkten zu unterstützen. Ich frage mich einfach immer noch, ob DSA5 im Konkurrenzkampf mit D&D5 genauso massiv untergegangen wäre, wenn es von Anfang an mehr auf diese Faktoren gesetzt hätte. Und klar, was-wäre-wenn-Fragen sind meist müßig und es wäre ein teures und riskantes Experiment.
Mal schauen, vielleicht überrascht mich ja Pegasus mit Midgard 6.
Oder Uhrwerk mit Dragonbane. Ist zwar eine Übersetzung, aber Uhrwerk macht zumindest mal ein eigenes Produkt dazu, vielleicht wird es ja mehr. Aber ziemlich sicher nicht mit dem Produktausstoß, der mir da vorschwebt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 4.12.2023 | 22:09
Die These man kann nur mit Regeln Geld machen ist also imho widerlegt.

Nicht das du nicht recht hättest mit dem Erfolg anderer Systeme aber,... wer war wieder Marktführer?

Gerade Systeme wie D&D wo man gerne optimieren kann verleiten gerade Spieler die gerne Optimieren dazu das Regelwerk sich fix zuzulegen. Ich hatte über Jahre in einer Gruppe von 5 leuten 3 Spieler die sich eigentlich sofort nachdem ich als SL ein neues Regelwerk spielen wollte (und dalle 5 dazu übererden konnte) sich alle regeln gekauft - zum Teil mehr Regeln als ich. Das betraf aber nun nicht nur D&D sondern auch andere regelwerke.

Abenteuer hingegen kauft sich der SL nur alleine (mal von den betrügerischen Spielern da draussen abgesehen die nur an stellen suchen wo eine Geheimtür ist und anderenorts nicht - ja sowas ist mir auch schon untergekommen).

Insofern möchte ich also wiedersprechen - ich glaub trozdem das man mit den Regeln am meisten Kohle machen kann. Insbesondere wenn man die Regeln aufteilt und scheibchenweise neue bringt die einen Hauch besser sind. Oben wurden ja schon das Warhammer Tabeltop erwähnt, aber auch so das ein oder andere System ging in diese Richtung.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: YY am 4.12.2023 | 22:14
Ich wäre allerdings auch neugierig, ob sich die Erfolgsformel von DSA1 heute noch mal wiederholen ließe - also schlanke Regeln und dann: Abenteuer! Abenteuer! Abenteuer!

Und so nebenbei Schmidt Spiele im Rücken...zum damaligen Zeitpunkt hätte man wohl allein damit quasi jedes x-beliebige System erfolgreich machen können.

DCC ist halt in der Tat auch das eine vorbildliche Rollenspielsystem, das einige zentrale Designentscheidungen einfach richtig macht, wo andere Rollenspiele mitsamt allen schrecklichen Konsequenzen einfach scheitern.

Was macht DCC denn alles so entschieden richtig?

ich glaub trozdem das man mit den Regeln am meisten Kohle machen kann.

Es ist zumindest eine ziemlich universelle Erfahrung, dass sich Regelbücher spürbar besser verkaufen als Settingbücher oder Abenteuer.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Kajus Berghof am 5.12.2023 | 00:38
Bei der 5e von D&D sind viele Dinge gleichtzeitig passiert, die für den unglaublichen Boom in den letzten Jahren gesorgt haben.
Als Spieler (nicht als DM) ist es unglaublich leicht einfach loszuspielen, wenn dein DM sich auskennt. Critical Role hat das Tor zu Streaming Runden aufgerissen, was seitdem nicht mehr zugegangen ist und wenn man nach 3 Folgen etwa 10 Stunden lang leuten beim Spielen zugeschaut hat, dann kann man halt die Regeln auch schon n bisschen und die spielten halt DnD.
Gleichzeitg hatte sich über Jahre eine online szene aufgebaut, mit tools von vtts zu mapmaker programmen und foren / discord / teamspeak servern. Mit twitch gab es eine etablierte live streaming plattform. mit felicia day und geek and sundry wurde eine kritische masse an ersten zuschauern gebracht für ttrpg streaming.
D&D Nerds waren in Hollywood angekommen und Episoden von vielen Serien hatten das Thema irgendwie behandelt (mal gut, mal schlecht, aber es war sichtbarer).
Jede Menge Dominosteine die genau richtig umgefallen sind und die ganzen Nerds die jetzt irgendwo in kreativen Bereichen in Film und Fernsehen und Streaming und Video saßen, spielen halt das Spiel mit dem sie angefangen haben: Dungeons and Dragons. 5e hat massiv davon profitiert das die dritte Edition verdammt gut war und die Nerds der Zukunft an sich gebunden hat.

Und na klar hilft es jahrzehnte lang etablierte welten und mythen zu haben, die man aufgreifen kann. Natürlich hilft es, das Magic the gathering, das andere massive Nerd-Spiel vom selben Verlag ist und unmengen Kohle reinbringt. Aber es ist nicht so, dass das alles irgendwie geplant war. Man erkennt sehr gut an den letzten Entscheidungen von WotC, dass der Erfolg an hundert anderen Gründen liegt als an deren toller Verlagsführung. :D tausend kleine steine haben halt die Lawine gemacht. Das Baukasten-System der Regeln von 5e führt dann dazu, dass man unglaublich gut einfach neuen shit draufpacken kann. Neue Subklassen, Neue Items, etc. Neuer Stuff für Regelwerke, denn genau wie YY sagt verkaufen sich Regelwerke immer besser als reine Settingbücher, einfach weil D&D auch dazu einläd eigene Welten zu bauen.

Zum Thema "Ein neues deutsches Rollenspielsystem" mit vielen Autoren und Illustratoren, die es unterstützen... da gibts es Splittermond. Die Insolvenz des Verlags und Pandemie bedingte, weltweite Druckprobleme haben halt in einer krassen Wachstumsphase des Systems hart in die Fersen gekeilt. Langsam scheint sich das wieder zu erholen, aber der Output vor Insolvenz und Pandemie war echt hoch. Die Einsteigerbox hat glaub ich sogar Preise gewonnen für das gute Design. Klar bin ich da biased, aber in meiner Wahrnehmung war das richtig am Brodeln bei Splittermond. Also es gibt diese Versuche die Platzhirsche zumindest ein bisschen im Revier einzuschränken, aber sowas baut sich halt eher über Jahre oder bei D&D und DSA über Jahrzehnte auf.

Und aus Verleger Sicht macht es eben auch nur bedingt Sinn. Leute die klassische heroische Fantasy spielen wollen, die werden eben DSA oder DnD spielen, einfach weil es schon da ist, weil es so stark verbreitet ist und so eine große basis hat. Das findet man als erstes wenn mans googlet oder bei amazon sucht. Da machts aus Verleger Sicht natürlich unglaublich unattraktiv zu versuchen denen leute wegzunehmen. Erst mit dem ganzen OGL blödsinn ist glaub ich vielen klar geworden, wie unzufrieden viele spieler mit dem system und dem verlag sind und jetzt kommen die ersten versuche denen was vom kuchen wegzunehmen. Ulisses versucht schön präventiv mit der ORC und ELF da den Riegel vorzuschieben und für DSA die Relevanz als Kern zu erhalten, um den sich dann alle anderen scharen wie Planeten um die Sonne.

Ich glaub es bricht grade eine echt interessante Zeit an, was Rollenspielsysteme angeht. D&D One scheint bisher erstmal nicht der große Wurf zu sein und viele andere Systeme die bisher weiter unten aufm Podest standen, beginnen ihre Muskeln spielen zu lassen. Selbst Splittermond hat mit dem Rattlingsband wieder Leben in die Bude gebracht und wieder etwas mehr fahrt aufgenommen. Dragonbane Crowdfunding für noch ein eher klassisches System. Candela Obscura nimmt sich Cthulu zur Brust. MCDM kocht fröhlich an ihrem "natürlich nicht DnD Killer" und lässt Matt Colville immer neue Videos rausbringen, wo er mehr dazu erzählt. Youtube Channels mit tausenden von Subscribern bringen eigene Regelerweiterungen raus...

Das größte Problem wird eher sein die ganzen Sachen zu finden, die D&D ersetzen können. Denn so breitgefächert wie das Angebot auch ist, so gesplittert sind auch die Communities. Gibt genug DSA spieler, die gar nicht wissen, dass es andere Systeme gibt...
oh mein Text wird lang. immer diese spannenden nerd themen... :D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 5.12.2023 | 00:40
Was macht DCC denn alles so entschieden richtig?
Nichts. Jedenfalls nichts, dass es zu einer ernsthaften Konkurrenz zu D&D machen würde.

Goodman Games (GG) war ursprünglich ein winziger 1-Personen Verlag und ist aktuell ein kleiner 1-Personen Verlag, der sich sehr gut schlägt und für seinen Größe extrem erfolgreich ist. Vielleicht hat er auch 1W4 Angestellte, aber ich vermute, die meisten Leute helfen wie in Deutschland für Luft und Liebe als Freiberufler aus.

Das Geheimnis des Erfolgs ist IMHO nicht, dass GG Abenteuer (für OD&D, 1E, 2E, 3E, 4E, 5E und DCC) verkauft, sondern die Vorstellung, nochmal so spielen zu können wie in der Jugend vor 40 Jahren und das ist viel mächtiger. Bereits in 2003 mit den ersten Abenteuern hatte Joseph Goodman das "play like it's 1974" in den publizierten Abenteuern als Motto stehen. Und auch 2023 steht der selbe Absatz noch in jeder Publikation.

Nach über 100 Abenteuern unter dem DCC-Label in 20 Jahren macht es die Masse. Man will die alle haben. Oder geht es nur mir so? Für das DCC-System gibt es mittlerweile über 30 Abenteuer (ich die tatsächlich alle gesammelt habe, z.T auch in verschiedenen Editionen), die mit $10 für ~20 Seiten im Softcover mit stylischem Bild im Vergleich zu 128-seitigen Hardcovers für vielleicht $40 vergleichsweise teuer (aber IMHO ehrlicher bepreist) sind, d.h. er verdient an den Abenteuer mehr als andere Verlage mit umfangreicheren Kampagnen. Und GG beherrscht es wie kein anderer Verlag, Sonderedition mit speziellen Covers oder zu besonderen Anlässen herauszugeben (die man in Deutschland nicht bekommt).

Er hatte schon immer gutes Marketing mit Supportern (wer in den USA genügend Abenteuer leitet, bekommt Goodies vom Verlag), einem umgespritzen Van, echt guten Autoren, einem Fan-Podcast und vor allem stylischen Titelbildern für die Abenteuer, die wirklich anders sind, als was man sonst so sieht.

Den Durchbruch hat GG aber mit den Nachdrucken der klassischen D&D-Abenteuer in dicken Wälzern, wo dann ein und das selbe Abenteuer in 5 fast identischen Varianten als Faksimile drin ist sowie eine 5E Adaption davon, die sich allem Anschein nach gut verkaufen.

Und was er auch noch kann, ist geduldig warten. Die Lankhmar-Box hat ewig gedauert, ebenso das Abenteuer #100, die Dying Earth-Box brauchte auch viel mehr Zeit, als angedacht, aber er lässt seine Stammautoren so lange daran werkeln, wie es eben dauert. Der Erfolg gibt ihm recht. Meist werden die Abenteuer sogar testgespielt, insbesondere die relativ beliebten Turnierabenteuer. Auch nicht selbstverständlich.

Dennoch wird GG längst nicht so viel wie z.B. Paizo verkaufen, geschweige denn WotC, und ist daher keinerlei Gefahr. Wie die DCC-Regeln da sind, ist für diese Betrachtungen auch total egal. Natürlich wollen die meisten, die sich die Abenteuer kaufen, auch das GRW irgendwann zulegen (und daran, dass es inzwischen 9 Auflagen gibt, würde ich mal vorsichtig tippen, dass sie da schon so 50.000 erreicht haben), aber eigentlich kannst du jedes Abenteuer mit beliebigen Regeln spielen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 5.12.2023 | 00:49
Also verstehe ich nicht, warum kein deutscher Verlag mal versucht, ein leicht- bis mittelgewichtiges einsteigerfreundliches klassisches Fantasy-System mit regelmäßigen Produkten zu unterstützen.
System Matters mit DCC? ;-) Um DCC als leichtgewichtig zu erkennen (was es ist) darfst du nur niemals das GRW in die Hand nehmen. Die Charaktererschaffung ist in 50 Seiten beschrieben, die Regeln auf 30 Seiten. Der Rest der 488 Seiten sind Zauberlisten, Monster und magische Gegenstände sowie zwei Abenteuer und ein Index.

Denn wenn ich richtig gezählt habe, hat System Matters nicht weniger als 25 Abenteuer bereits übersetzt. Dazu kommt dann noch in Kürze die großartige Lankhmar-Box (und bestimmt auch deren Abenteuer, von denen es mittlerweile auch schon 12 gibt).
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: sma am 5.12.2023 | 01:09
Abenteuer hingegen kauft sich der SL nur alleine [...]
Insofern möchte ich also wiedersprechen - [...]
Das sehe ich ebenfalls und Ulisses für Pathfinder überöffentliche Zahlen bestätigen das ganz klar. Die Auflage bei Abenteuern liegt da gerade mal bei 250 bis 400 Exemplaren.

Man braucht Dinge, die man allen Spielern und nicht nur den SLs verkaufen kann. Das können Bücher sein, werden aber zukünftig mit Sicherheit digitale Produkte sein. WotC wird nicht aus Spaß allein über $300 Mio ihn ihren VTT stecken, wenn sie nicht planen würden, z.B. an die Spielercharaktere angepasste Miniaturen zu verkaufen. Da sie wissen, dass durchschnittlich eine Kampagne (also eine Folge von Abenteuern mit den selben Charakteren) 7 Sessions lang ist, könnte man, wenn Spieler 21x pro Jahr spielen, 3 Charaktere pro Spieler verkaufen und wenn es weiterhin gelingt, 10 Mio Spieler dazu zu bringen, für jeweils $3 so eine schicke Miniatur im BG3 Stil zu kaufen, sind das $90 Mio pro Jahr bei vernachlässigbaren Kosten.

Selbst wenn sie ihren VTT nicht so schnell an den Start bekommen, für D&D Beyond baut ja irgendeine Gruppe intern auch noch mal etwas wie Roll20 und da funktionieren zwar keine 3D-Charaktere, aber zumindest könnte man Rassen und Subklassen einzeln verkaufen. Das braucht jeder Spieler und die werden eher bereit sein, für ein Spiel mal für $3 einen Tiefling-Hexenmeister mit Feenpakt auszugeben, als für $60 ein GRW zu kaufen. Das wird mehr Geld als jedes Buch bringen, die man dann als Sammlerausgabe später eh noch erwirbt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 5.12.2023 | 06:42
Gerade Systeme wie D&D wo man gerne optimieren kann verleiten gerade Spieler die gerne Optimieren dazu das Regelwerk sich fix zuzulegen. Ich hatte über Jahre in einer Gruppe von 5 leuten 3 Spieler die sich eigentlich sofort nachdem ich als SL ein neues Regelwerk spielen wollte (und dalle 5 dazu übererden konnte) sich alle regeln gekauft - zum Teil mehr Regeln als ich. Das betraf aber nun nicht nur D&D sondern auch andere regelwerke.
Interessante Sichtweise. Ich finde D&D5 halt mit PHB+DMG+Xanathar+Tasha eher nicht als Fall von viel Regelmaterial. Der absolute Großteil der D&D5-Veröffentlichungen sind Kampagnenbände und ein paar Bestiaria (z.T.: mit starkem Fluff-Anteil).

System Matters mit DCC? ;-) Um DCC als leichtgewichtig zu erkennen (was es ist) darfst du nur niemals das GRW in die Hand nehmen. Die Charaktererschaffung ist in 50 Seiten beschrieben, die Regeln auf 30 Seiten. Der Rest der 488 Seiten sind Zauberlisten, Monster und magische Gegenstände sowie zwei Abenteuer und ein Index.
Weiß ich, deshalb hatte ich DCC auch genannt ;)
DCC ist allerdings auch mit seiner Weirdness und seinem polarisierenden Artwork nicht gerade was für den Massenmarkt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Raven Nash am 5.12.2023 | 08:53
Gerade Systeme wie D&D wo man gerne optimieren kann verleiten gerade Spieler die gerne Optimieren dazu das Regelwerk sich fix zuzulegen. Ich hatte über Jahre in einer Gruppe von 5 leuten 3 Spieler die sich eigentlich sofort nachdem ich als SL ein neues Regelwerk spielen wollte (und dalle 5 dazu übererden konnte) sich alle regeln gekauft - zum Teil mehr Regeln als ich. Das betraf aber nun nicht nur D&D sondern auch andere regelwerke.
Interessante Erfahrung - in meiner Gruppe (inklusive mir auch 5) hat genau 1 Person ein PHB und später dann den Adventurer's Guide für A5e gekauft. Bei den Systemen davor hatte überhaupt nur ich ein Regelbuch.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: PzVIE am 5.12.2023 | 09:31
Denkt ihr, die Entwicklung hin zu mehr englischem Medienkonsum im Allgemeinen hat auch dazu beigetragen? Viele Jüngere sind duch Twitch usw. doch automatisch nicht mehr so sehr abgeneigt gegenüber englischen Sachen, früher war man ja schon "elitär" wenn man Simpson im O-ton geschaut hat um alle Witze zu verstehen... Vielleicht braucht es einfach kein lokalisiertes RPG mehr, weil eh alle Englisch good enough drauf haben dass es nicht mattert, you know.
Aber sicher, glaube ich auch. Ich beobachte, dass bei uns immer mehr Kinos OV anbieten und mein FLGS mehr Englisch als Deutsch verkauft.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 5.12.2023 | 09:32
Denkt ihr, die Entwicklung hin zu mehr englischem Medienkonsum im Allgemeinen hat auch dazu beigetragen? Viele Jüngere sind duch Twitch usw. doch automatisch nicht mehr so sehr abgeneigt gegenüber englischen Sachen, früher war man ja schon "elitär" wenn man Simpson im O-ton geschaut hat um alle Witze zu verstehen... Vielleicht braucht es einfach kein lokalisiertes RPG mehr, weil eh alle Englisch good enough drauf haben dass es nicht mattert, you know.
Es führt auf jeden Fall zu einer weiteren Schwächung der lokalen Verlage. Und das wird eher noch zunehmen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 5.12.2023 | 09:36
Was macht DCC denn alles so entschieden richtig?

DCC ist "abenteuerorientiert". Es ist also zum Beispiel korrekt ausgenordet.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 5.12.2023 | 11:25
Es führt auf jeden Fall zu einer weiteren Schwächung der lokalen Verlage. Und das wird eher noch zunehmen.

als Nerd Onkel einer jetzt 13 Jährigen kann ich das "die Jugend von heute konsumiert mehr englischsprachiges" irgendwie nicht bestätigen.

Weder sie noch ihre Freundinnen konsumieren groß ausländisches Zeug. Youtube Shorts sind alle auf deutsch, es werden nur deutsche Kanäle geguckt usw. Selbst wenn man ihr was nerdiges aus dem englischen Raum zeigt wird das eher als "bohaaa nicht schon wieder Schule" abgestempelt.

Gut... kann sich in 3 jahren wieder ändern. (und wie es bei ihrem jüngeren Bruder wird ... könnte noch interessant werden)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 5.12.2023 | 12:40
als Nerd Onkel einer jetzt 13 Jährigen kann ich das "die Jugend von heute konsumiert mehr englischsprachiges" irgendwie nicht bestätigen.
13 ist wohl noch etwas zu früh. Aber bei den 15+ merkt man schon, dass der Konsum englischer Medien massiv zunimmt.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Raven Nash am 5.12.2023 | 12:58
Hängt wohl stark davon ab, wie das im Elternhaus läuft. Ich hab Jungs von 12 - 16 im Training, von denen sieht der 12jährige faktisch alles auf Englisch, der Rest mehr oder weniger.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Zanji123 am 5.12.2023 | 12:59
13 ist wohl noch etwas zu früh. Aber bei den 15+ merkt man schon, dass der Konsum englischer Medien massiv zunimmt.

 ;D dann warte ich mal ab
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Arldwulf am 5.12.2023 | 13:16
Es müssen ja ohnehin nicht alle sein die Englisch gut genug können.

Reicht wenn genug vom potentiellen Markt dadurch wegfallen. Dadurch sinkt der Gewinn pro Buch, was die Auflagezahlen sinken und die Preise anziehen lässt. Und damit noch mehr Leute abspringen lässt die zwar prinzipiell interessiert wären, aber nicht bereit sind mehr zu zahlen oder Wartezeit in Kauf zu nehmen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: PzVIE am 5.12.2023 | 13:46
Hängt wohl stark davon ab, wie das im Elternhaus läuft. Ich hab Jungs von 12 - 16 im Training, von denen sieht der 12jährige faktisch alles auf Englisch, der Rest mehr oder weniger.
Auch unsere Kinder wurden so erzogen ... und sprechen beide heute ein perfektes Englisch. Hilft nicht nur im Job ungemein, sondern auch bei Rollenspielprodukten :)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 5.12.2023 | 14:24
Wenn ich mal durch die Stadt mit der Tramm fahre glaube ich eher das Arabisch das neue Englsich ist,....
(Inwiefern die auch noch Rollenspiele im allgemienen oder D&D im speziellen spielen wage ich nicht in ganzzahligen % werten zu schätzen)
Will sagen: wie das mit der durchdringung der Sprachen bei uns wirklich ausschaut mag wohl nicht mal die Pisastudie leifern.

Aber ja es ist sicher ein Vorteil für den marktführer auf Englisch zu publizieren,...
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Tintenteufel am 5.12.2023 | 14:42
Wenn ich mal durch die Stadt mit der Tramm fahre glaube ich eher das Arabisch das neue Englsich ist,....

Darf ich fragen welche Stadt das im deutschsprachigen Raum ist? In München gibt es bspw. sehr wenige Straßen auf die eine solche Beschreibung zutreffend wäre.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 5.12.2023 | 16:18
Darf ich fragen welche Stadt das im deutschsprachigen Raum ist? In München gibt es bspw. sehr wenige Straßen auf die eine solche Beschreibung zutreffend wäre.

Ich wollte das nun nicht weiter ausführen und ich denke es ist auch (m)eine sehr eingeschränkte sicht, aber ich bin dieses Jahr nur zweimal mit der S-Bahn gefahren und beide male hatte ich "das" erlebt. Vieleicht war irgendwo eine Schule gerade zu ende und ich saß eben mit denen in der gleichen Bahn.

Es war Karlsruhe.

Punkt ist aber das man "solche" Spiele durchaus auch als Motivation benutzen kann, sprachen zu lernen Für mich war es Warhammer und Rolemaster die meine englischkentnisse massgeblich förderten. Ich kenne eine Familie deren Sohn World of Warcraft spielen durfte aber nur mit einem englischen Chlient auf einem englischen Server.
Ohne die beiden oben genannten Spiele hätte ich sicherlich eine ganz andere Berufliche Laufbahn eingeschlagen, bzw einschlagen müssen. Mein Studium ohne oder nur mit mangelnden Englischkentnissen - nicht vorstellbar.

Belassen wir es dabei.

Aber ja, Englisch ist sicherlich ein Vorteil für ein Pen & Paper System - der Markt ist eben "die ganze Welt" und nicht nur exemplarisch etwa: Deutschland. (Östereich, teile der Schweiz)

Wären Gary Gygax und Dave Arneson deutsche gewesen und Chainmail und D&D wären hier in Deutschland erschienen, ich glaube die Pen and Paper Welt würde gänzlich anderst ausschauen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 5.12.2023 | 16:21
Wären Gary Gygax und Dave Arneson deutsche gewesen und Chainmail und D&D wären hier in Deutschland erschienen, ich glaube die Pen and Paper Welt würde gänzlich anderst ausschauen.

Gary Gygax war aber leider nur fast halber Schweizer.  :(
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Megavolt am 5.12.2023 | 16:32
Das ist natürlich ein schönes Gedankenspiel: Was wäre, wenn DnD nicht in den USA, sondern hier erschienen wäre?

Kapitalismus und Vertriebsstrukturen gabs hier auch, ebenso Freizeitkultur und Gaming-Kultur. Anno Tuck haben sie auch den Michael Ende nach Amerika übersetzt, wo er sehr erfolgreich war.

Also vollkommen abwegig wäre ein Rollenspielerfolg mit Wurzeln in Deutschland nicht gewesen. Vielleicht hätte man beim Sprung über den Atlantik das Gleiche erlebt wie hier, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Also dass nicht DSA das Projekt gewesen wäre, um die Lizenzgebühren zu sparen, sondern dass vielleicht ein DnD entstanden wäre, um den gleichen Effekt zu erzielen.

Sonst stellt sich natürlich die alte historische Frage: Waren Luther / Bismarck / Otto / Gygax wirklich zentral für den Erfolg des Protestantismus / Deutschen Reichs / Dieselmotors / Rollenspiels, oder lagen all diese Dinge irgendwie strukturell in der Luft? Und hätte es ohne die bekannten Persönlichkeiten nur einen anderen Mönch / Realpolitiker / Ingenieur / Gamedesigner und 2W20 Jahre gebraucht, und die Geschichte hätte sich trotzdem mehr oder weniger so entwickelt, wie man sie kennt? Man weiß es halt nicht.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Tintenteufel am 5.12.2023 | 16:37
Ich wollte das nun nicht weiter ausführen und ich denke es ist auch (m)eine sehr eingeschränkte sicht, aber ich bin dieses Jahr nur zweimal mit der S-Bahn gefahren und beide male hatte ich "das" erlebt. Vieleicht war irgendwo eine Schule gerade zu ende und ich saß eben mit denen in der gleichen Bahn.

Es war Karlsruhe.

Punkt ist aber das man "solche" Spiele durchaus auch als Motivation benutzen kann, sprachen zu lernen Für mich war es Warhammer und Rolemaster die meine englischkentnisse massgeblich förderten. Ich kenne eine Familie deren Sohn World of Warcraft spielen durfte aber nur mit einem englischen Chlient auf einem englischen Server.
Ohne die beiden oben genannten Spiele hätte ich sicherlich eine ganz andere Berufliche Laufbahn eingeschlagen, bzw einschlagen müssen. Mein Studium ohne oder nur mit mangelnden Englischkentnissen - nicht vorstellbar.

Belassen wir es dabei.

Aber ja, Englisch ist sicherlich ein Vorteil für ein Pen & Paper System - der Markt ist eben "die ganze Welt" und nicht nur exemplarisch etwa: Deutschland. (Östereich, teile der Schweiz)

Wären Gary Gygax und Dave Arneson deutsche gewesen und Chainmail und D&D wären hier in Deutschland erschienen, ich glaube die Pen and Paper Welt würde gänzlich anderst ausschauen.

Ja, ich habe auch durch D&D (verhältnismäßig) gut Englisch gelernt.  ;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Tintenteufel am 5.12.2023 | 16:38
Das ist natürlich ein schönes Gedankenspiel: Was wäre, wenn DnD nicht in den USA, sondern hier erschienen wäre?

Yesss!  :headbang:
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Sphyxis am 5.12.2023 | 16:58
Das ist natürlich ein schönes Gedankenspiel: Was wäre, wenn DnD nicht in den USA, sondern hier erschienen wäre?

Uns wäre DSA erspart geblieben!  ~;D :headbang:
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Gunthar am 5.12.2023 | 17:05
Uns wäre DSA erspart geblieben!  ~;D :headbang:
Äh, ein verbessertes DSA 1 wäre komplett willkommen gewesen. Gut, sowas ähnliches in mehr komplex, das nennt sich ja heute Midgard.  8] ~;D

Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 5.12.2023 | 17:16
Das ist natürlich ein schönes Gedankenspiel: Was wäre, wenn DnD nicht in den USA, sondern hier erschienen wäre?

Es hätte in Deutschland nur ein paar Vereinsmeier interessiert, die außerdem von Anfang an gegen die große Kommerzialisierung gewesen wären. Piatnik hätte dann 1982 eine Auflage von 2000 Stück gedruckt mit einem wunderbaren Titelbild im Stil des alten Sagalands.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 5.12.2023 | 17:20
Wenn das Hobby in Deutschland entstanden wäre, dann bestünde, denke ich, eine nicht ganz triviale Chance, daß es sich über Deutschland hinaus auch gar nicht groß weiter verbreitet hätte. Okay, vielleicht ein Stückchen ins europäische Umland zu den Nachbarn, aber nach USA? Der (Pop-)Kulturstrom fließt doch schon so lange in die umgekehrte Richtung, daß die meisten von uns nicht alt genug sein dürften, um ein Gegenteil noch erlebt zu haben.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 5.12.2023 | 19:45
Das ist natürlich ein schönes Gedankenspiel: Was wäre, wenn DnD nicht in den USA, sondern hier erschienen wäre?

Wie andere schon schrieben: Dann wäre es erst einmal eine Zeitlang im deutschen Saft vor sich hingedümpelt. Und falls sich wirklich irgendwer vor dem Jahr 2000 dazu aufgerafft hätte, es auf Englisch zu übersetzen, hätte dort wahrscheinlich binnen weniger Wochen jemand ein amerikanisches Rollenspiel rausgehauen, der den Nerv der Zeit besser getroffen und das Marketing viel besser beherrscht hätte. Und heute wäre das gängige Narrativ, dass das amerikanische Spiel das erste und einzig wahre gewesen sei. Und die paar Nerds, die in irgendwelchen abstrusen Foren auf ein angebliches deutsches Original hinweisen, würden vom Mainstream einfach ignoriert.

(Tolkien ist ja auch der Erfinder der Fantasy, DSA das erste deutsche Rollenspiel, und Schneewittchen geistiges Eigentum von Disney ;))
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 5.12.2023 | 19:55
Wieder was gelernt ;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 6.12.2023 | 10:13
Mit dem Ewigen Spiel (https://follow.de/wp/fest-der-fantasie/) haben wir ja sogar das perfekte Beispiel. Wikipedia-Link (https://de.wikipedia.org/wiki/Armageddon_(Spiel))

Zitat
Geliefert wird das Regelbuch, Vorlagen für Spielplan und Ausschneidebögen für die Spielfiguren
Die Spieler gestalten den Spielplan selbst.
Ein sehr ausführlicher Regelrahmen wird vorgegeben. Die Spieler können die Regelbereiche auswählen, die sie möchten, und die anderen weglassen.
Eine große Detailfülle wird angeboten: Sehr viele Geländeformen, eine Vielzahl an Kriegern, Tieren und Material.

Nie kommerziell rausgekommen, so weit ich weiß, stattdessen machen sie wohl jährlich einen Mittelaltermarkt dazu.  8]
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 26.12.2023 | 14:17
Mit dem Ewigen Spiel (https://follow.de/wp/fest-der-fantasie/) haben wir ja sogar das perfekte Beispiel. Wikipedia-Link (https://de.wikipedia.org/wiki/Armageddon_(Spiel))

Nie kommerziell rausgekommen, so weit ich weiß, stattdessen machen sie wohl jährlich einen Mittelaltermarkt dazu.  8]
Jein. Midgard war lange Zeit das Rollenspiel zum Ewigen Spiel, bis man sich dann entschieden hat, das beides von einander zu trennen. Abenteuer in Magira war der nächste Versuch, aber erreichte nie den Erfolg von Midgard. Armageddon war nie ein Rollenspiel, sondern (wie übrigens auch Chainmail, aus dem sich dann ja D&D entwickelt hat) eine KoSim. Und man sollte nicht vergessen, das Midgard keine eigenständige Entwicklung war, sondern auf den Regel von Empire of the Petal Throne basierte, dem zweiten von TSR veröffentlichten Rollenspiel.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 26.12.2023 | 14:31
Und man sollte nicht vergessen, das Midgard keine eigenständige Entwicklung war, sondern auf den Regel von Empire of the Petal Throne basierte, dem zweiten von TSR veröffentlichten Rollenspiel.

Echt? Wusste ich gar nicht...
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Torgo am 26.12.2023 | 16:06
Zumindest der Vorläufer "Empires of Magira" basiert auf "Empires of the Petal Throne".
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Murphy am 26.12.2023 | 16:46
Tolkien ist ja auch der Erfinder der Fantasy

Aus ehrlichem Interesse: Wer, wenn nicht Tolkien, ist der Erfinder der Fantasy?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 26.12.2023 | 16:56
Aus ehrlichem Interesse: Wer, wenn nicht Tolkien, ist der Erfinder der Fantasy?
Kurz gesagt. Es gibt nicht den Erfinder der Fantasy. Er gibt mehrere Autoren, die man heute als Ahnherren der Fantasy ansieht (z.B. C.S. Lewis, Fritz Leiber, Robert E. Howard), aber auch sie hatten Vorläufer. Und die reichen zurück bis in die alten Sagen, Mythen und Märchen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Boba Fett am 26.12.2023 | 17:33
Aus ehrlichem Interesse: Wer, wenn nicht Tolkien, ist der Erfinder der Fantasy?

Tolkien hat unser Bild von Fantasy schon massiv geprägt und kann daher als „Erfinder“ angesehen werden - finde ich.
Er war jedoch nicht der einzige. Howard schuf Kull und conan zB ein paar Jahre früher. Edgar Rice Burroughs schrieb barsoom (John Carter) noch früher.
Fritz Leiber schrieb zu ähnlicher Zeit.
Ich denke, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es schlicht an der Zeit, dass sich sowas wie eine Fantasy Literatur entwickeln musste.
Allerdings wäre ohne Tolkien unser Kopfkino bei Begriffen wie Elf, Zwerg, Ork ein anderes….
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 26.12.2023 | 17:40
Der Wurm Ouroboros von Edison erschien bereits 1922. Sicher auch einer der Pioniere.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 26.12.2023 | 17:47
Allerdings wäre ohne Tolkien unser Kopfkino bei Begriffen wie Elf, Zwerg, Ork ein anderes….

Na ja, vielleicht beim Elfen. Bei Zwergen bin ich mir schon nicht mehr so sicher. ;)

Zugestanden allerdings: ohne Tolkien würde es das Wort "Ork" so vermutlich gar nicht erst geben. Ob uns dadurch etwas fehlen würde, sei dahingestellt; vielleicht hätten wir dann an ihrer Stelle so was wie die Wells'schen "Morlocks".
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 26.12.2023 | 17:49
Und die reichen zurück bis in die alten Sagen, Mythen und Märchen.

 ;D
Riesen&Drachen&Gestaltwandler klatschen gehen, Helme, Horte und Walkyren looten

Tarnkappen, Tarnmäntel, Unsichtbarkeitsringe

mysteriöse Super-Waffen

Dietrich, der-vor-dem-Tore-stehnde walisische Arthur, Siegfried, das ist doch blankes D&D
 ^-^
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 26.12.2023 | 18:01
Na ja, vielleicht beim Elfen. Bei Zwergen bin ich mir schon nicht mehr so sicher. ;)
Vor Tolkien waren Zwerge und Elfen in vielen Sagen noch ein Volk (bzw. Licht- und Dunkelalben) und wohl eher das, was wir heutzutage Feen nennen würden.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: caranfang am 26.12.2023 | 18:05
Tolkien hat unser Bild von Fantasy schon massiv geprägt und kann daher als „Erfinder“ angesehen werden - finde ich.
Er war jedoch nicht der einzige. Howard schuf Kull und conan zB ein paar Jahre früher. Edgar Rice Burroughs schrieb barsoom (John Carter) noch früher.
Fritz Leiber schrieb zu ähnlicher Zeit.
Ich denke, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es schlicht an der Zeit, dass sich sowas wie eine Fantasy Literatur entwickeln musste.
Allerdings wäre ohne Tolkien unser Kopfkino bei Begriffen wie Elf, Zwerg, Ork ein anderes….
ERB gehört zu den Science Fiction-Autoren. Gerade sein Barsoom-Romane wurden und werden besonders gerne zitiert (was auch ein Grund war, weshalb die Verfilmung scheitern musste). Deshalb zählt er nicht zu den Begründern der Fantasy, sondern eher zu den Urväter der Science Fiction.

Es ist kein wunder, dass sich die Fantasy, wie auch die Science Fiction, zu dieser Zeit entwickeln konnten, zur Hochzeit der Pulp-Magazine (1920er bis 1940er). Fast alle der großen Fantasy- und SF-Autoren haben in diesen Heften ihre Geschichten veröffentlicht. Und die Verlage dieser Magazine hatten keine Scheu solche Geschichten zu veröffentlichen, die von seriösen Verlagen sehr lange abgelehnt wurden. Ohne diese Magazine, hätte es die Fantasy aber auch die Science Fiction, sehr schwer gehabt, sich als Genre zu etablieren. Ich glaube, dass es nur sehr wenige Fantasy-/SF-Autoren aus dieser Zeit gibt, die nicht in diesen Magazinen veröffentlicht haben und erfolgreich waren.

Man sollte einen Roman nicht vergessen, der leider immer vergessen wird, obwohl er eigentlich der wichtigste und wegweisenste Fantasy-Roman war: The King of Elfland's Daughter von Lord Dunsany, erschienen 1924.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 26.12.2023 | 18:34
Fantasy (i.S.v. fantastische Geschichten, in denen auch Ungeheuer und Magie vorkommen) steht doch direkt in der Tradition der Mythen, Sagen und Märchen - den ältesten Erzählformen, die es gibt. Nur dass jetzt ein Autorenname dransteht. Ich finde es daher immer seltsam, den ersten Fantasy-Autor bestimmen zu wollen. Wer hat noch gleich Beowulf geschrieben? Wer die Nibelungen-Saga? Wer das Gilgamesch-Epos? Wer 1001 Nacht? Und ist die Odyssee wirklich ursprünglich von Homer? :think:
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Gunthar am 26.12.2023 | 18:48
Beowulf stammt aus dem früheren Mittelalter und weit vor Tolkien. Der Gilgamesh-Zyklus dürfte sogar über 4000 - 4500 Jahre alt sein.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aminte am 26.12.2023 | 19:58
Er war jedoch nicht der einzige. Howard schuf Kull und conan zB ein paar Jahre früher. Edgar Rice Burroughs schrieb barsoom (John Carter) noch früher.
Die wieder von Rider Haggard beeinflusst waren. King Solomon's Mines ist von 1885 und zumindest der Begründer der Lost Worlds. Tolkien war eher der literarische Veredler, gar nicht so sehr der Erfinder.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Andropinis am 26.12.2023 | 20:12
Fantasy (i.S.v. fantastische Geschichten, in denen auch Ungeheuer und Magie vorkommen) steht doch direkt in der Tradition der Mythen, Sagen und Märchen - den ältesten Erzählformen, die es gibt. Nur dass jetzt ein Autorenname dransteht. Ich finde es daher immer seltsam, den ersten Fantasy-Autor bestimmen zu wollen. Wer hat noch gleich Beowulf geschrieben? Wer die Nibelungen-Saga? Wer das Gilgamesch-Epos? Wer 1001 Nacht? Und ist die Odyssee wirklich ursprünglich von Homer? :think:

Genauso sehe ich das auch. Ich würde Herr der Ringe und Conan als Mitbegründer der modernen Fantasy sehen. Hier gibt es zwar auch noch andere, wie bereits genannt, aber ich finde Tolkien und Howard aber einfach bekannter und daher prägender als bspw. Leiber oder Eddison & Co.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: unicum am 26.12.2023 | 22:20
Ich finde es daher immer seltsam, den ersten Fantasy-Autor bestimmen zu wollen. Wer hat noch gleich Beowulf geschrieben? Wer die Nibelungen-Saga? Wer das Gilgamesch-Epos? Wer 1001 Nacht? Und ist die Odyssee wirklich ursprünglich von Homer? :think:

Ich glaube auch das es möglich ist das man schon vor Gary Gygax rollenspiel gemacht hat. Liverollenspiel gab es etwa schon früher das kindliche "kaufladenspiel" ist ja so in der Art und gemeisames geschichtenerzählen gab es auch schon früher.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 27.12.2023 | 08:27
Ich finde es daher immer seltsam, den ersten Fantasy-Autor bestimmen zu wollen. Wer hat noch gleich Beowulf geschrieben? Wer die Nibelungen-Saga? Wer das Gilgamesch-Epos? Wer 1001 Nacht? Und ist die Odyssee wirklich ursprünglich von Homer? :think:

Ein wichtiger Teil des Genres Fantasy ist halt auch alternatives und konsistentes Worldbuilding. Und das ist dann doch wesentlich moderner.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 27.12.2023 | 08:38
Jein. Midgard war lange Zeit das Rollenspiel zum Ewigen Spiel, bis man sich dann entschieden hat, das beides von einander zu trennen.

Wenn du meinen Beitrag liest, ging es mir nicht darum die Entstehung des Rollenspiels Midgard nachzuerzählen, sondern darüber zu spekulieren, welche kommerziellen Kanäle ein Fantasy-Abenteuerspiel aus deutscher Entwicklung angezapft haben könnte, wenn es in Deutschland entstanden wäre. Und meine These war: nicht viele, weil die Vereinsmeier mit 100 Mitspielern zufrieden gewesen sein mochten. Wobei ich das sympathisch finde und nicht als Makel sehe.

Erst als man in Deutschland gesehen hat, wieviel Geld man mit D&D machen kann (und welchen Kindermarkt man damit erschließen kann), stiegen kapitalistische Player ein und haben dann DSA bis ins provinziellste Spielzeuggeschäft getragen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 27.12.2023 | 08:46
konsistentes Worldbuilding.

Also ist D&D gar keine Fantasy? ~;D
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 27.12.2023 | 09:08
Also ist D&D gar keine Fantasy? ~;D

D&D war schon immer Wilder Westen. >;D

(Tatsächlich wäre ich etwas vorsichtig mit dem "konsistenten Worldbuilding". So viel konsistenter als die implizierte Welt vieler Märchen und Legenden ist die von Fantasygeschichten vergleichbaren Umfangs nämlich auch nicht zwingend -- und allein an der Länge der Erzählungen wollen wir das Genre doch hoffentlich nicht festmachen. ;))
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 27.12.2023 | 09:27
Also ist D&D gar keine Fantasy? ~;D

Die Idee, dass man ganze fiktive Kontinente entwickelt, gilt auch - oder gerade - für D&D. Die - nennen wir es - Modularität von D&D in Bezug auf Settings würde ich sogar als zugespitztes Hyper-Fantasy sehen. Tolkiens Innovation auf Speed.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Weltengeist am 27.12.2023 | 10:48
Die Idee, dass man ganze fiktive Kontinente entwickelt, gilt auch - oder gerade - für D&D.

Du hast aber nicht von fiktiven Kontinenten gesprochen (abgesehen davon, dass das mMn kein zwingendes Kriterium für "Fantasy" ist), sondern von konsistentem Worldbuilding. Und sorry, aber das gibt es weder bei D&D noch bei Harry Potter. Da werden immer gerade die Plot Devices benutzt, die gerade lustig sind, und danach wird ihre Existenz wieder fröhlich vergessen. Konsistenz ist was anderes.

Die ganze Diskussion hier ist aber ohnehin sinnfrei, wenn jeder einfach eine selbstgebastelte Definition von Fantasy verwendet ("Fantasy ist nur, wenn Elfen, Zwerge und Orks drin vorkommen", "Fantasy ist nur, wenn sie nach 1900 geschrieben wurde", "Nein, nach 1940", "Fantasy ist nur, wenn ich es auch kenne", ...). Und mir persönlich ist auch nicht klar, was der Unterschied zwischen "Moderne Fantasy" und "Fantasy allgemein" sein soll. Wenn ich heute einen Heldenroman schreibe, bei dem ein Ritter einen Drachen erschlägt, ist das Fantasy, aber wenn jemand im 12. Jahrhundert das gleiche tut, ist das keine? War das vielleicht früher keine Fantasy, weil es damals ja noch echte Drachen gab, und heute halt nicht mehr? :think:

Naja, und mit dem Threadthema hat es natürlich auch nichts zu tun (abgesehen von der leicht zu widerlegenden These, D&D hätte das Fantasy-Genre begründet)... sollte man vielleicht mal auslagern?
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: tartex am 27.12.2023 | 10:55
Du hast aber nicht von fiktiven Kontinenten gesprochen (abgesehen davon, dass das mMn kein zwingendes Kriterium für "Fantasy" ist), sondern von konsistentem Worldbuilding. Und sorry, aber das gibt es weder bei D&D noch bei Harry Potter. Da werden immer gerade die Plot Devices benutzt, die gerade lustig sind, und danach wird ihre Existenz wieder fröhlich vergessen. Konsistenz ist was anderes.

Die ganze Diskussion hier ist aber ohnehin sinnfrei, wenn jeder einfach eine selbstgebastelte Definition von Fantasy verwendet

Und du kommst mit deiner eigenen Definition von "konsistent" an. Das ist ja noch deutlich wackeliger.  8]

 :btt:
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 27.12.2023 | 11:56
... und mit dem Threadthema (warum ist D&D Markführer; Edit) hat es natürlich auch nichts zu tun (Hervorhebung von mir)

um hier vielleicht die Kurve zu kriegen:

D&D zwingt dem werten Konsumenten keine only-this-one-world! Scheuklappen auf

eine umfangreiche Engine (hätte DSA j auch),
Klassensystem (wer es mag, Kaufsysteme wie DSA 4.1 haben auch ihre Berechtigung)
ein riesen Berg an "Monstars" (die in "einer Welt" mangels ökologioscher Nische gar nicht parallel leben könnten...) - da ist das DSAverse krass restiktiver, weil Aventurien halt so klein ist
Metaplott zu/abschaltbar (das DSAverse ohne Redax-Metaplott ist für viele gar_nicht_denkenswürdig)

Beispiel:
ihr findet den alten DSA-Plott um den Begriff "Orkensturm" interessant
- Blautann?
- Brin?
- Silkwiesen?
soll in der Kampagne Angbar sich jetzt erst mit der Schandwaage freikaufen?
soll Angbarer Kriegsmaterial den Wellenbrecher Greifenfurt knacken (wer sind dann schon diese svellter Zwerge...)
oder soll auf dem Weg von Angbar nach Greifenfurt eure Battlemapp und der Schwung voll supertoller Minis den Belagerungsparkkonvoi zum Ziel haben?

im DSAverse_kann man das machen. _kann aber auch zu ganz viel hochgezogenen Augenbrauen bei den Loremastern führen...
im D&Dverse_ist gut geklaut statt uninspiriert gekauft besser vermittelbar.

wollt ihr DSAventurien? ABER mit Anpassung im Lore Orkensturm?
wollt ihr D&Distan in meiner Orkensturm gegen Menschenreich-Kampagne?

an dem ABER zerbricht schon einiges (so traurig...), was in dem D&Dverse viel freier_eh_schon abgesprochen werden muss ("wo wollen wir spielen" mit mehr Optionen als ritterlich Gareth, musketierisch Arivor, sklavenhalterisch Al´anfa)
 
 
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Murphy am 27.12.2023 | 21:37
Nur sind Mythen, Sagen und Märchen keine Fantasy, sondern Mythen, Sagen und Märchen. Fantasy entstand dann daraus. Was wir heute als Fantasy ansehen (gerade im Rollenspiel) ist doch sehr von Tolkien geprägt, obs gefällt oder nicht. (Und ja, Conan auch.)
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: nobody@home am 27.12.2023 | 21:55
Nur sind Mythen, Sagen und Märchen keine Fantasy, sondern Mythen, Sagen und Märchen. Fantasy entstand dann daraus. Was wir heute als Fantasy ansehen (gerade im Rollenspiel) ist doch sehr von Tolkien geprägt, obs gefällt oder nicht. (Und ja, Conan auch.)

Würde ich so nicht unterschreiben, weil das für mich zu sehr nach klassischem "Alles, was vor uns (und vor allem im Ausland) war, war primitiv und abergläubisch, und erst wir sind die richtige Zivilisation!"-Dünkel riecht. Fantastische Geschichten haben sich die Menschen einfach schon immer (oder zumindest mit ziemlicher Sicherheit schon lange vor Erfindung der Schrift) ausgedacht, und die künstliche Unterteilung derselben in bitteschön strikt auseinanderzuhaltende "Genres" dient in erster Linie auch nur der bequemeren Schubladisierung für den modernen Buchhandel.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Murphy am 27.12.2023 | 22:07
Ich wiederhole: ist so, obs gefällt oder nicht. Kannst du so nachlesen.  :d
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Swanosaurus am 11.01.2024 | 06:22
Ich wiederhole: ist so, obs gefällt oder nicht. Kannst du so nachlesen.  :d

Das kannst du so oder anders nachlesen, je nachdem, wo ...
Wenn ich so Definitionen für die Unterschiede zwischen Märchen und Fantasy oder Sagen und Fanatsy google, kommt erst mal so was:

Zitat
Während aber im Märchen Werte und grundlegende Konflikte beim Erwachsenwerden oder auch ganz allgemein im menschlichen Leben (mehr oder weniger) verschlüsselt dargestellt und aufgearbeitet werden, soll Fantasy einfach nur unterhalten.

Oder sowas:

Zitat
Fantasy, so könnte man auch sagen, ist eine mythische Erzählung, an die niemand glaubt und nie jemand geglaubt hat. Fantasy nimmt Mythen-, Sagen- und Märchenstoffe begierig auf und transformiert sie, um zu unterhalten und um zu spekulieren.

Da wäre dann im ersteren Fall Harry Potter schon keine Fantasy mehr, sondern ein Märchen (grundlegende Konflikte beim Erwachsenwerden eher weniger verschlüsselt dargestellt); und sowieso ist eine Aussage wie "Fantasy soll einfach nur unterhalten" schon mega-fragwürdig. Ist das soll jezt die Intention des Auors oder der Wunsch des Publikums oder vielleich doch nur Ausdruck des Dünkels des unbekannten Autors jener Zeilen?

Und bei dem Unterschied zu Sagen- und Mythenstoffen greift mal wieder der Mythos, alles, was die Leute irgendwie "früher" an fantastischem Zeug aufgeschrieben und erzählt haben, hätten sie geglaubt. Klar doch, die Odyssee haben die ganzen Griechen sicher für ein 100% authentisches historisches Dokument gehalten ... nee, das ist auch nicht gerade neuester Stand der Forschung.

Die ganzen Versuche, moderne Fantasy grundsätzlich von früheren fantastischen Textformen abzugrenzen, sind am Ende doch immer nur Rechtfertigungen dafür, dass "ernsthafte" Literaturwissenschaftler sich mit letzteren abgeben, über erstere aber die Nase rümpfen dürfen. Das ist dann halt genau die Sorte, die auch bis heute immer noch nicht kapiert hat, dass Shakespeare seinerzeit auch "nur" in schneller Folge hochwertige Massenunterhaltung produziert hat. Der Terry Pratchett seiner Zeit, sozusagen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Murphy am 11.01.2024 | 08:23
Es gibt jene, die immer damit ankommen, dass vor dem was ist schon etwas da war. Also vor dem ersten Rollenspiel, das es gibt, gab es ja schon so etwas wie Rollenspiel, das überhaupt dazu führte.

Doch ein Märchen ist halt noch keine Fantasy, weil die eben anders definiert wird. Eine Kutsche ist noch kein Automobil, auch wenn sie autonom mobil ist, wenn man die Pferde dazurechnet.

Und dann gibt es jene, die die Begriffe Fantasy und Fiktion vermischen.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: aikar am 11.01.2024 | 08:29
Kann man die Diskussion zur Definition von Fantasy evtl. abkoppeln? Hat ja wirklich gar nichts mehr mit dem Thema zu tun. Danke.
Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: Kurna am 9.03.2024 | 22:34
Ist natürlich ein wenig eine Frage von Henne oder Ei, aber ein Grund für die Marktführerschaft könnte sein, dass D&D so bekannt ist, dass da zum Jubiläum Zeitungsartikel in großen Medien wie dem Guardian geschrieben werden (Artikel in Englisch), in diesem Fall bezogen auf D&D in Australien.
 https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2024/mar/10/dungeons-and-dragons-at-50-the-collaborative-fantasy-roleplaying-game-that-builds-you-up

Titel: Re: Warum ist D&D Marktführer
Beitrag von: schneeland am 9.03.2024 | 22:54
Das spielt sicher mit rein: es ist bekannt genug, dass auch rollenspielferne Medien darüber berichten - was dann wieder die Bekanntheit vergrößert.