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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Thema gestartet von: aikar am 26.01.2024 | 09:00

Titel: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: aikar am 26.01.2024 | 09:00
Wen der Titel verwirrt, sorry, ich tu mir da echt schwer es in wenige Schlagworte zu fassen.

Vorweg:
Auslöser war diese Folge des niveauvollen Trashtalks, der ein paar Gedankensteinchen, die schon am Wackeln waren, ins Rollen gebracht hat:
https://www.nerds-gegen-stephan.de/archives/1547-Der-niveauvolle-Trashtalk-55-Die-Medienzukunft-der-Rollenspiele-wie-koennen-sie-davon-profitieren-Podwichteln-2023.html
Kurz zusammengefasst: Eines der Themen in diesem Talk befasst sich mit der Frage "Wie können Indie-Rollenspiele vom D&D-Boom profitieren?"
Die Sprecher kommen zu dem Ergebnis: Gar nicht, die meisten D&D(5)-Spieler:innen (vor allem in den USA) wollen nicht aus ihrer Blase raus. Und da sich 5e-Sachen überproportional gut verkaufen (die Rede ist im Podcast vom Faktor 10) werden halt immer mehr Settings mit 5e rausgebracht als mit einem eigenen System.
Das ganze wird sehr ruhig und konstruktiv besprochen und endet mit dem Shoutout: D&D5-Spieler:innen, probiert doch mal was neues. Ihr anderen: Lasst den D&D5-Spieler:innen ihren Spaß mit D&D5.

Was hatte das jetzt für Folgen bei mir und worüber will ich reden?

Ich spiele jetzt seit knapp 26 Jahren Rollenspiele. VIELE Rollenspiele.
Ich interessiere mich, ich teste neue Sachen.
(Wen es interessiert, hier mal eine ungefähre, sicher nicht vollständige Liste:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
)

Ich bin also wohl das, was man einen Systemhopper nennt und die Antithese zu dem, was im Podcast erwähnt wird. Aber ich merke seit etwa 1-2 Jahren mehr und mehr eine Erschöpfung, was neue Sachen angeht.
Ich konsumiere immer noch viel neues Zeug, aber es ist mehr und mehr nur mehr Gewohnheit, weil ich das halt immer so gemacht habe und ein bisschen selbst anerzogene Panik, was zu verpassen, kein echtes Interesse mehr.

Und wenn ich es jetzt betrachte, haben nur die wenigsten dieser Systeme sich wirklich langfristig gehalten.
D&D5, das Cypher System, die Year Zero Engine und Fate.
DSA nimmt eine Sonderstellung ein, weil ich es lange gespielt und geleitet habe, aber das tatsächlich primär deshalb, weil ich nichts anderes kannte.
Alles andere ist meist nicht über ein paar One-Shots oder höchstens eine Kurzkampagne raus gekommen. Gründe sind Spieler:innenmangel, dass es mich doch nicht so begeistert hat wie gedacht, aber primär einfach Zeitmangel.

Und ich habe gemerkt, dass ich inzwischen mehr davon habe, mit einem System, dass ich schon gut beherrsche, einen Few-Shot, mehrere One Shots oder eine Kampagne durchzuziehen, als mich in 10 neue Sachen einzulesen.

Ein Nebeneffekt meiner bisherigen Herangehensweise ist auch, dass ich zwar viele Systeme rudimentär beherrsche, bei den meisten aber nie System Mastery erreicht habe.
Dazu kommt die schiere Menge an Material in meinem Regal, dass wahrscheinlich nie den Spieltisch erreichen wird, und das Geld das dafür rein geflossen ist.
Letztere Erkenntnis hat mich auch dazu geführt, dass ich inzwischen oft die Finger von System Matters-Produkten lasse, auch wenn mir der Verlag sehr sympathisch und ihre Sachen immer gut gemacht sind. Aber ich weiß, dass ich diese ganzen Spezialsysteme wie SPIRE oder World Wide Wrestling wahrscheinlich nie, oder höchstens 1-2 mal über die Jahre spielen werde. Und dafür gibt man dann doch eine ganze Menge Geld aus.

Dann gibt es noch den Faktor "Hab ich doch alles schon gesehen".
Mir tun immer die Autoren leid, die ihren neuesten Hearthbreaker präsentieren und ich mir nur denken kann: Ich brauch kein weiteres System für klassische Fantasy. Ich hab mir genug davon angesehen und meine Favoriten gefunden.

Ich engagiere mich in einem lokalen lokalen Verein für die Rollenspielszene. Mehr noch, ich habe diesen Bereich des Vereins von der Pike auf aufgebaut und ich bin ziemlich stolz auf das, was wir erreicht haben. Inzwischen haben wir viele engagierte Spielleiter:innen und ein sehr vielfältiges Systemangebot, bekommen ständig neue Spieler:innen dazu und das freut mich sehr.
Aber ich gehe trotz expliziter Einladungen extrem selten in Vereins-Runden (oder Kampagnen) anderer Spielleiter:innen. Ich bin einfach übersättigt.

Ich weiß noch nicht wo mich die nächsten Jahre rollenspieltechnisch hintragen werden. Momentan schließe ich nicht aus, dass ich mich noch weiter auf einige wenige Systeme spezialisiere.
Unter den Kampagnen, die ich in den nächsten Jahren vorhabe, findet sich überproportional viel D&D5-Zeug.
Also um den Bogen zu schließen: Nach all den Jahren und Experimenten, nähere ich mich wieder dem an, was den (vor allem D&D-)Neulingen oft vorgeworfen wird.

Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?
Natürlich ist es blöd für die Verlage, die ihre Rollenspiele verkaufen wollen, aber für die Spieler:innen an sich?
Klar würde ich allen, die Rollenspiele spielen, aber mit den Regeln nicht warm werden oder mal ein komplett anderes Spielgefühl anstreben, empfehlen, noch was anderes auszuprobieren. Aber wenn sie zufrieden sind? Warum nicht Kampagne um Kampagne und Setting um Setting mit D&D5 bespielen und damit Spaß haben?

Dazu kommt, dass vielen Rollenspielern die eigentlichen Regeln egal sind und sie keinen Spaß daraus ziehen, sich in die Regeln einzuarbeiten. Geschweige denn wieder und wieder aufs neue (Klar gibt es Ausnahmen, aber die Regelfuchser stellen heutzutage wohl nicht mehr die Mehrheit). Und ich verstehe das inzwischen (vor ein paar Jahren hätte ich es wohl noch ganz anders gesehen). Regeln lernen kostet wahnsinnig viel Zeit, die man genauso gut mit Spielen/Leiten/Runden vorbereiten verbringen könnte.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: unicum am 26.01.2024 | 09:35
Hallochen,...

generell ist dieses "Ermüdung" etwas das ich auch bei mir betrachte - und auch bei dem ein oder anderen in meinem Bekanntenkreis aus dem Rollenspielverein.
Dabei gehöre ich eher zu den leuten die lange Kampangen mit immer dem gleichen Sytem spielen, das sind dann auch zugestanden eher jene Systeme die etwas schwerer in den Regeln sind. (und ja die anzahl der Systeme die ich erworben habe und die unbenuzt herumstehen ist auch bei mir groß genug)

Aber eigentlich war es am Ende der Kampange immer so (und zwar ziemlich egal in welcher Spielerkonstellation) - "Spielen wir was anderes" Das mag nur ganz zu beginn etwas anderst gewesen sein als es eben doch nur D&D gab.

Doch kenne ich auch eine Gruppe von Leuten die recht fest an ihrem System kleben und selbst wenn da ein Wechsel ansteht und die Versionsnummer wie bei Windows hochgezählt wird etwas ärgerlich werden "Wie schon wieder was neues lernen? Das alte funktioniert doch!"

Und ja den Faktor "hab ich alles schon mal gesehen" der ist mir auch schon oft über den Weg gelaufen, man liest was "neues" und denkt sich "ah das ist so wie bei dem anderen Spiel, das ist von hier und das ist von dort nur eben der Mix ist neu nicht die Zutaten (wie beim Kochen und Backen eben). Da ist mir aber auch durchaus bewusst dass das Problem vor dem Bildschirm sizt - wenn man selbst viel kennt dann erkennt man eben auch sehr viel wieder, wir menschen leben von der "Mustererkennung".

Ich glaube zum Teil kann man schon bei dem ein oder anderen von Rollenspiel-burnout sprechen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 26.01.2024 | 09:40
Also um den Bogen zu schließen: Nach all den Jahren und Experimenten, nähere ich mich wieder dem an, was den (vor allem D&D-)Neulingen oft vorgeworfen wird.

Mir scheint alle deine Experimente waren nötig und wertvoll, um herauszufinden, was dein Lieblingssystem ist. Dass es für dich am Ende D&D5 wird, konntest du schließlich nicht vorher wissen.

Und ja den Faktor "hab ich alles schon mal gesehen" der ist mir auch schon oft über den Weg gelaufen, man liest was "neues" und denkt sich "ah das ist so wie bei dem anderen Spiel, das ist von hier und das ist von dort nur eben der Mix ist neu nicht die Zutaten (wie beim Kochen und Backen eben). Da ist mir aber auch durchaus bewusst dass das Problem vor dem Bildschirm sizt - wenn man selbst viel kennt dann erkennt man eben auch sehr viel wieder, wir menschen leben von der "Mustererkennung".

Edit: Guter Punkt, ein System macht ja am Ende der Mix verschiedener Regelelemente aus. Für die Qualität ist also nicht die einzelne Zutat entscheidend, sondern welches Geschmackserlebnis die Gesamtheit der Zutaten schafft.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: dicemice am 26.01.2024 | 10:28
Ich hatte Ende letzten Jahres ein ähnliches Problem, ausgelöst durch meinen neuen Kalender und eine darin enthaltende Doppelseite wo ich eintragen sollte was ich in diesem Jahr lernen möchte und was meine Ziele für 2024 sind. Mir ist dann nichts eingefallen und ich dachte "Das kann doch nicht sein, wieso bist du so unmotiviert, irgendwas musst du doch wollen" Klassiker wären zB gewesen "ich möchte mir mehr Zeit für mich nehmen", "ich möchte ein Instrument lernen" usw.. Nachdem ich den Jahreswechsel darüber sinniert hatte was ich denn jetzt so in 2024 machen könnte wurde ich ziemlich sauer, und dachte "Darf ich nicht zufrieden sein mit meinem Status Quo?" und wenn ja, warum nicht?

Ich lese deinen Beitrag so, dass du das auch so empfindest, auch wenn es einen anderen Teil deines Lebens betrifft.
Ich hab dann für mich entschieden diesen Optimierungszwang nicht mitzugehen, ich muss mich nicht ständig selbst verbesser. Ich mag mein Leben halt so wie es ist, ich muss da nichts dran ändern und wenn du mit D&D zufrieden bist, wieso solltest du dich dann immer noch um andere Systeme bemühen? Du hast über den Tellerrand geschaut und dort nichts besseres für dich gefunden, das ist völlig legitim.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Boba Fett am 26.01.2024 | 10:45
Aikar: Mir geht es sehr ähnlich wie Dir, auch ewiger Systemhopper (aus unterschiedlichen Motiven) und langsam hab ich einfach nicht mehr die Bereitschaft immer alles neu zu erfahren, vor allem, weil eben meistens gar nicht alles neu ist.
Auch ich hab inzwischen eine Handvoll Systeme, um die ich rotiere.

Zu Deinen Fragen: Ist das schlimm? Nö! Denn wir sind in der Menge aller Rollenspiele doch ohnehin nur Exoten.
Und ist es schlimm, dass die anderen einen eingeschränkten Horizont haben, in dem sie aber scheinbar glücklich sind? Eigentlich nicht.
Bei manchen macht es die Kommunikation schwierig, weil die eben gar nicht wissen, was vielleicht alles geht und ihr kleines Problem (dass sie vielleicht mal haben) mit "spiel doch mal XYZ" vielleicht gelöst wäre.
Aber manchmal wünsch ich mir, ich hätte gleich zu Anfang die richtigen drei Systeme gekannt und dann keine Möglichkeit gehabt, was anderes zu kaufen.
Okay, Roland wäre dann arm, aber der Fokus auf das Spiel wäre vielleicht viel konstruktiver und nicht auf "andere Regeln lernen, die doch irgendwo alle das gleiche machen" gewesen.
Ist aber ein großes vielleicht und es ist ja nicht so, dass wir keinen Spaß damit gehabt hätten.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 26.01.2024 | 10:58
Also ich probiere ab und zu was Neues aus, wenn's interessant klingt, hab aber auch meine Kernsysteme, die ich fleißig betreibe.

Und die habe ich eben durch die früher viel exzessivere Ausprobiererei gefunden. Was auch das Ziel dieser Sucherei war - Systeme finden, die man länger betreiben will.
Klar, wir alle behaupten halb im Spaß, dass die alle-fünf-minuten-fang-ich-ein-neues-System-Schiene per se unser Modus operandi wäre, aber mal ehrlich, wir suchen da doch Spiele, mit denen wir uns länger beschäftigen wollen. Dass man irgendwann dann auch tatsächlich etwas hat, in das man dann die ganze Energie investiert, die man sonst fürs Ausprobieren ausgeben würde, ist doch nur logisch.

Ich fände es sogar eher bedenklich, wenn man nach 30 Jahren Rollenspieltesterei immer noch kein einziges gefunden hätte, das man mal länger betreiben möchte. ^-^
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: First Orko am 26.01.2024 | 11:25
Alles in allem: Jo, kann ich alle fast 100% unterschreiben.  Ich hatte mir mal den Spaß gemacht, und eine Liste gespielter Systeme/Welten mit (im Falle der älteren: Enorm grob geschätzen) Spielzeiten erstellt - Aktuell komme ich (je nach Zählweise) auf 95 ausprobierte Systeme!  Bei 100 werde ich mal Bilanz ziehen, ich merke aber jetzt schon, dass es im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft:

Und ich habe gemerkt, dass ich inzwischen mehr davon habe, mit einem System, dass ich schon gut beherrsche, einen Few-Shot, mehrere One Shots oder eine Kampagne durchzuziehen, als mich in 10 neue Sachen einzulesen.

[...]

Dann gibt es noch den Faktor "Hab ich doch alles schon gesehen".
Mir tun immer die Autoren leid, die ihren neuesten Hearthbreaker präsentieren und ich mir nur denken kann: Ich brauch kein weiteres System für klassische Fantasy. Ich hab mir genug davon angesehen und meine Favoriten gefunden.

Einerseits feiere ich die Vielfalt nach wie vor und finde es toll, wie kreativ die Szene nach wie vor ist - insbesondere abseits der große, gehypten Kickstarter und Verlage. Allein, wenn man sich bei itch.io mal nach Supplements und Fan-Erweiterungen umschaut kann einem schwindelig werden!

Die andere Seite ist aber: Das derzeitige Angebot überwiegt bei Weitem das, was die Masse der Spielenden überhaupt in der Lage ist, bis zu ihrem Lebensende erstmal nur zu lesen! Und natürlich müssen nicht alle Alles lesen. Aber die Ausdifferenzierung in bspw. durch große Kickstarter und Fanfinanzierungen aufgeblähte Mini- und Mikrovariationen von kleinstthematischen Settings, die natürlich ALLE in EPISCHSTER Breite in 25-Jahre-Kampagnen und 4000 Seiten Zusatzmaterial erschöpfend erspielt werden "wollen"  :P sorgt halt dafür, dass die Szene sich entsprechend zersplittert und der Kanon dessen, was allgemein bekannt ist, sich wohl auf DnD5e reduziert.

Auch diese Mikrosettings finden natürlich ihre Fans. Ich finde es aber etwas.. eigentümlich, dass sich mittlerweile die Ansicht herausgebildet hat, man bräuchte für jeden Grad der Abweichung eines bestehenden Settings ein eigenes, komplett "neues" System. Einfach mal ein System nehmen, mit denen die Meisten klarkommen und kurz hacken um dann schnell loszuspielen scheint in vielen Gruppen mittlerweile undenkbar.

Mich ermüdet diese zugrunde liegende Einstellung mittlerweile. Ich merke, dass ich von den 95 Systemen eigentlich nur knapp 1 Dutzend wirklich brauche, um bis zu meinem Lebensende versorgt zu sein.

Trotzdem will ich den Blick nicht verschließen und schaue gern über den Tellerrand, probiere doch mal wieder Neues aus. Ich merke aber an mir, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen überaus kritisch geworden bin und sehr schnell merke, ob und wann ein System meine Zeit wert ist - da reicht mitunter schon ein Blick auf den Charakterbogen. Da muss ich dann immer aufpassen, wie ich das so formuliere, dass eine entsprechende Aussage nicht arrogant rüberkommt.

Was hat das im Endeffekt für Erkenntnisse gebracht, die Anderen vielleicht auch hilft?  :think:


* Ausnahme: Dedizierte, klar definierte Sammlung oder reine Freude am Lesen! Ich gehe bei Rollenspiel immer von "Spielwerkzeugen" aus, andere Zwecke mögen Andere besser beurteilen
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Ainor am 26.01.2024 | 11:38
Mir gehts ganz ähnlich. Früher habe ich mich mehr für andere Systeme, Umbauten, etc interessiert.
Aber irgendwann wurde mir klar dass ich die Energie besser in Abenteuer investiere.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Freeport am 26.01.2024 | 11:47
Für mich ist es vor allem ein Zeitfaktor. Sich in ein neues System einzuarbeiten kostet (je nach Komplexität) einfach ein paar Stunden, die ich in den letzten Jahren zunehmend weniger hatte. Vollzeitjob, Familie und andere Hobbies (Sport, Filmen) lässt zunehmen weniger Zeit fürs Rollenspiel. Da ist die Motivation, sich in ein neues System einzuarbeiten ehrlich gesagt nicht sehr groß. Das ist weniger, weil ich nicht was Neues ausprobieren will, sondern einfach, weil ich keine Zeit dazu habe.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Murphy am 26.01.2024 | 11:49
System-Hopper finde ich persönlich mühsam. Damit sind aber sicher nicht Leute wie du gemeint, die sich neue Spiele anschauen und auf dem Laufenden bleiben wollen. System-Hopper sind für mich Leute, die immer alles kennen müssen, damit sie ganz vorne mitreden können und drum haben sie ständig alles, was rauskommt, schon gesehen, gekauft, gespielt. Am Ende kennen sie aber nichts davon tief und entscheiden sich für nichts.

Das ist der Gegenpol zu den Leuten in der Blase. Und diese finde ich absolut okay. Wenn ich mich für ein Setting, ein System, ein Spiel entscheide oder entschieden habe, dann ist das doch okay. Niemand ist verpflichtet, flexibel zu sein. Auch finde ich DnD ein sehr gutes System und Faerun ein gutes Setting, um hängen zu bleiben.

Was mir einzig daran nicht so gut gefällt, ist dass viele durch PC-Game, YouTube-Vorbilder und Kinofilm das Gefühl haben, dass man mit DnD genau nur diesen "Vibe" bespielen kann und soll. Dabei lässt sich damit noch so viel mehr machen. Doch solche Mainstream-Vorzeige-Projekte führen dazu, dass kein eigener "Vibe" mehr gefunden werden muss, sondern dass man ein bestimmtes "Bild" von DnD hat. Just saying.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Kaskantor am 26.01.2024 | 11:52
Ich spiele auch schon seit über 30 Jahren Rollenspiele (bin selbst erst 43) und bringe die Systeme schon nicht mehr zusammen, die ich gelesen und/ oder gespielt habe, dazu gibt es noch einiges, was ich besitze und noch nicht mal gelesen habe.

Manche Systeme habe ich viel, andere nur als Oneshot gespielt und manche nur gelesen.

Ich bin oder war ein extremer Systemhopper so die letzten 10-15 Jahre [wobei wir bei uns meist ein D20-System (immer im Wechsel DnD und Pathfinder) in dieser Zeit gespielt haben] und dabei ist mir gerade in den letzten Jahren, wo ich fast nur online spiele folgendes aufgefallen.

Es gibt oft (Behauptung durch mich) einen extremen Unterschied zwischen Spielern und SL.
Ich war immer! derjenige, der in unserer Gruppe neue Spiele versuchen wollte und solange überzeugt hatte, bis wir dem Spiel eine Chance gegeben hatten und ich war so gut wie immer! derjenige, der das Spiel wieder abgebrochen hat, wenn ich irgendwo was entdeckte, was mir nicht getaugt hatte...die Suche nach dem heiligen Gral eben :(

Ich war auch der SL der Gruppe, der sich dann in das neue Spiel gestürzt hatte, als wenn es keinen neuen Morgen mehr geben würde.
Die Spieler? Tja, die haben sich maximal mit der Charerstellung beschäftig und manchmal nicht mal das...

Was ich damit sagen möchte, wir (SL) stehen deutlich mehr dazu Stunden über Stunden in unser Hobby zu investieren, um jede kleine information aufzusaugen und die meisten Spieler, wollen einfach nur spielen :).

Das ist ein wenig der Grund, warum sich bei mir auch eine Ermüdung gegenüber dem Hopping eingestellt hat. Viele meiner Spieler haben mir auch zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse an meinem unbeständigen Stil hegen und haben dementsprechend hier und da einfach nicht mitgespielt.

Ich zb. bin auch bereit fürs Rollenspiel jegliches andere Hobby zu streichen, zb. Videospiele. Aber andere, meist Spieler haben auch andere Hobbys und investieren weit weniger Zeit ins Hobby Rollenspiel.

Derzeit erfahre ich Heilung, indem ich mich auf eine handvoll Spiele konzentriere und lieber lange Kampagnen leite.
DSA5 (ganz frisch:)), PF2, Starfinder. Wie wir hier sehen, alles komplexe Systeme und da finde ich immer Spieler zu, vor allem online :)
Da habe ich auch gerade sehr viel damit zu tun, mich in die Hintergründe und Regeln usw. einzugewöhnen, wodurch ich garnicht mehr die Gelegenheit habe, jedem kleinsten neuen Scheiß hinterherzurennen^^

Und das ganze geht auch abseits von DnD5.
Wir haben es auch Jahre seit Release gespielt, aber mittlerweile ist es bei uns komplett in der Versenkung verschwunden und ich persönlich trauere dem Spiel keine Träne hinterher.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: tartex am 26.01.2024 | 12:12
Ich bevorzuge regelleichte Systeme. Deshalb ist Systemhopping für mich kein Problem.

Wer sich in jahrelang DSA oder oder Pathfinder oder D&D einarbeitet, der möchte das erlernte Know-How wahrscheinlich nicht wieder auf die Halde werfen. Das kann man auch verstehen.

In meiner Tischrunde sind wir aber alle sehr experimentierfreudig und wechseln auch Spielleiter durch. Deshalb haben wir es bis jetzt noch nichtmal geschafft dem lokalen Indie-RPG-Club beizutreten, der jeden Sonntag ein neues System testet.  (Hauptsächlich, weil ich Sonntag eigentlich immer was anderes zu tun habe.)

Wenn ich sehr lange Kampagnen spiele machen komplexere Systeme vielleicht einen Unterschied, aber selbst nach der 50. Session Torg Eternity, habe ich den Eindruck, dass wir eher noch an der Oberfläche kratzen, und weniger regeln auch reichen würden.

Bei Monster of the Week war nach eineinhalb Jahren irgendwie die Luft raus. Aber das ist ja ohnehin schon für meine Verhältnisse eine sehr lange Kampagne.

Ich würde aber jedem Fast-Immer-Spielleiter den Tipp geben sich auch mal auf die andere Seite des Tisches zu begeben. Der Perspektivenwechseln lässt einen sehr viel übers Spielleiten lernen.

Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: unicum am 26.01.2024 | 13:16
Edit: Guter Punkt, ein System macht ja am Ende der Mix verschiedener Regelelemente aus. Für die Qualität ist also nicht die einzelne Zutat entscheidend, sondern welches Geschmackserlebnis die Gesamtheit der Zutaten schafft.

Ich meinte damit nicht nur die Regeln, das gleiche betrifft auch Spielwelten die mal mehr und mal weniger Orginell sind. Gibt ja nicht umsonst die Diskussionen über die EDO Fantasy.

Und Geschmack - das kommt bei dem einen so und beim anderen anderst an.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: felixs am 26.01.2024 | 13:45
Ich bin ganz sicher, dass es zwar interessant ist, neue Spiele auszuprobieren, dass man aber nur dann wirklich etwas von den Spielen hat, wenn man sich längerfristig und häufiger damit beschäftigt. Gilt auch für Brett- und Zinnfigurenspiele.
Eine Ausnahme sind vielleicht manche Rollenspiele, die für genau ein einziges Szenario ausgelegt sind. Die hat man dann halt nach einem Durchgang durch.

Ich würde aber jedem Fast-Immer-Spielleiter den Tipp geben sich auch mal auf die andere Seite des Tisches zu begeben. Der Perspektivenwechseln lässt einen sehr viel übers Spielleiten lernen.

Ganz gewiss sogar. Das Problem ist fast immer nicht der Wille des Fast-immer-Spielleiters - meist ist es ja eher so, dass sonst niemand leiten will.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Zed am 26.01.2024 | 13:52
Ich denke, dies ist ein Fall von „In die Breite oder in die Tiefe?“, wobei ich „Tiefe“ nicht unbedingt nur auf das System beziehe, sondern auch auf das Setting und die vielleicht langanhaltende Kampagne, die man mit einem System spielt.

Es gibt mir als Hobbyisten etwas unterschiedliches, ob ich nun eintauche in die Welt der Systemvielfalt oder eintauche zB in die Mittelerdewelt, die ich mit The One Ring bespiele. Dass das eine irgendwann mal langweilig wird und das andere dann interessanter, ist für mich nachvollziehbar.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Leonidas am 26.01.2024 | 14:02

Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?

Nee, daran kann ich absolut nichts schlimmes finden.
Ganz im Gegenteil:  Nicht immer, aber doch immer wieder, hat dieses 5e-Spieler-aus-der-Blase-holen-Attitüde schon einen unangenehm paternalistischen bzw. herablassenden Unterton, als wären die (wir!) alle zu doof. Das finde ich schlimm.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: AndreJarosch am 26.01.2024 | 14:03
Ich bin da am entgegengesetzten Ende des Spektrums von aikar:

Ich habe von 1984 - 1994 fast ALLES gespielt was es in deutscher Sprache an Rollenspielen gab.
Doch dann hatte ich meine Vorliebe gefunden und einige Abneigungen gegen andere Systeme entwickelt.

Seit dem spiele (und vor allem leite) ich mit wenigen Ausnahmen fast ausschließlich W100/BRP-basierende Systeme.

Innerhalb meines bevorzugten Spielsystems gucke ich aber gerne über den Tellerrand und gucke welches W100-System etwas anders regelt wie ich es bisher spiele, oder vor alle: welche neuen Settings für W100 neu erscheinen.

Im Grunde genommen bin ich nicht anders wie der klassische Nur-D&D-Spiel(leit)er... nur dass ich mich auf W100 spezialisiert habe und nur in Ausnahmefällen für ein Setting ein anderes Spielsystem wählen würde als W100.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Sashael am 26.01.2024 | 14:29
Meine Systemhüpferei springt immer wieder auf D&D als mein Fantasysystem zurück, aber sonst hab ich auch vieles ausprobiert. Dabei war ich aber auch immer auf der Suche nach etwas ganz Bestimmten.

GURPS
Savage Worlds
Fate
Genesys
Broken Compass und Co plus What if und Action Flicks

Ich hab immer nach einem leicht erlernbaren System gesucht, mit dem ich schnelle OneShots spielen kann, ohne Setting- und Traditionsbalast und trotzdem noch einem Crunchgrad, der meinem bevorzugten Spielstil entgegenkommt.
Ich hoffe, ich hab mit dem Fortunesystem jetzt endlich gefunden, wonach ich gesucht habe.

Feste Verbindungen von System und Setting á la DSA oder TOR machen mich dagegen kaum bis gar nicht an. Am besten kann ich noch mit den Modifizierungen der YearZeroEngine leben. Coriolis hab ich lange gespielt. Aber generell bin ich eher für Kurzabenteuer zu haben, weil mir einfach immer drölf Ideen gleichzeitig im Kopf rumspuken, die teils auch komplett inkompatibel sind, was das Setting angeht.

Meine CatchMostPlayer Basis wird wohl weiterhin D&D bleiben und für anderes bin ich wohl auch bis auf weiteres ausgesorgt. Neue Systeme kommen mir erstmal nicht mehr ins Haus.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: tartex am 26.01.2024 | 14:37
Nicht immer, aber doch immer wieder, hat dieses 5e-Spieler-aus-der-Blase-holen-Attitüde schon einen unangenehm paternalistischen bzw. herablassenden Unterton, als wären die (wir!) alle zu doof. Das finde ich schlimm.

Also ich finde man muss da doch klar zwischen Leute, die viele Systeme ausprobiert haben und ihren Liebling gefunden, und solchen, die jedes Experiment als Verrat an der reinen Lehre empfinden, unterscheiden.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 26.01.2024 | 14:41
Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?

Auf keinen Fall, das sehe ich ähnlich wie Leonidas. Jeder soll auch im Rollenspiel nach seiner Facon seelig werden. Schade finde ich allerdings, wenn Leute stark mit ihrem Erstsystem hadern aber gleichzeitig nicht offen für Neues sind - etwa wenn ein typischer Tanelorni (richtig!) erkennt, dass zur Spielweise der Gruppe Dungeon World viel besser passt als DSA 4.1 oder vice versa, und eine entsprechende Empfehlung gibt. Wohlgemerkt schade für diejenigen, die die Empfehlung ignorieren, da sie in der Konsequenz weiter damit leben müssen, dass ihr Erstsystem schlecht zum Spielstil passt.

Und Geschmack - das kommt bei dem einen so und beim anderen anderst an.

Da sind wir uns völlig einig - dachte es versteht sich von selbst, dass Geschmack nicht bei jedem gleich sondern eben Geschmackssache ist ;).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: JS am 26.01.2024 | 18:34
Ich war auch der SL der Gruppe, der sich dann in das neue Spiel gestürzt hatte, als wenn es keinen neuen Morgen mehr geben würde.
Die Spieler? Tja, die haben sich maximal mit der Charerstellung beschäftig und manchmal nicht mal das...
Was ich damit sagen möchte, wir (SL) stehen deutlich mehr dazu Stunden über Stunden in unser Hobby zu investieren, um jede kleine information aufzusaugen und die meisten Spieler, wollen einfach nur spielen :).

Das ist wohl generell das Schicksal breit aufgestellter und stets neugieriger SL, die viel ausprobieren wollen. Und ich muß als mehrjähriger Mitspieler bei dir anmerken, daß wir dieses "Hopping" nicht nur hatten, weil du den heiligen Gral nicht gefunden hattest, sondern weil wir oft genug auch als Gruppe merkten, daß ein System "versagte" oder seinem Hype NULL gerecht wurde. Sicherlich war das Hopping hin und wieder auch mal verwirrend, aber alles in allem haben wir in dieser Zeit und durch dich auch viel kennengelernt und - amüsant - gemeinsam nicht schätzen gelernt.

Und ich muß auch sagen, daß mir dieses wilde Systemtesten und -besprechen auch mit den anderen SL sehr gut gefiel, weil wir vieles kennenlernten und bei grauenvollen Erlebnissen auch einfach zuverlässig weiterzogen. Ich hätte ohne das alles wohl nie erfahren oder mir selbst schmerzhaft aneignen müssen, daß dieses ganze Year Zero Zeug mir total mißfällt, Warhammer Fantasy RSP 4 eine erbärmliche Weiterentwicklung des grandiosen WFRS 2 ist und ich die 2D20-Systeme sehr gelungen finde (MEINE Meinung). So kam ich freudvoll zu Star Trek und Dune in meinem Schrank. Und auch meine "Rückkehr" in den wohligen Schoß von D20 und nun Pathfinder 2 wurde durch dich initiiert. Das war eine schöne Zeitreise zurück in die Zeiten, als auch mein altes Umfeld vor Ort noch richtig unter Feuer im Rollenspielhobby war.

Diese eigentlich guten Erfahrungen führten für mich dann auch zu meinem heutigen Stil: Laut meiner Buchführung las und spielte ich in den letzten Jahrzehnten genau 119 Systeme. Gerade in den Coronajahren und dank Kaskantor und Co kamen noch mal so einige dazu - parallel zu einer längeren DSA-Runde, die mir zeigte, daß ich DSA als System und Welt (und die Produktpolitik von Ulisses) endgültig nicht mehr in meinem Hobbyleben haben möchte. Der kritische Blick auf meine Hobbygeschichte zeigte mir dann, welche Systeme und Welten die längsten Runden und besten Erlebnisse für mich und in meinem Umfeld generiert hatten, woraufhin ich mich dann auf diese 6 Kernsysteme zurückzog. Seitdem gibt es kein System-ADHS mehr und kein Interesse daran, die Sammlung der aktiven Systeme noch zu erweitern. Ich spiele gerne andere Systeme mal mit (weil ich bei Nichtgefallen einfacher aussteigen kann) und halte mich auf dem neusten Stand am Markt (gern auch mit Neuerwerbungen), aber spielerisch biete ich meine 6 wohlbekannten Systeme, die auch die Spieler gut genug kennen, und profitiere davon enorm. My way. :D
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Runenstahl am 26.01.2024 | 19:44
Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?

Da schliesse ich mich der Mehrheit an: Nein, das ist nicht schlimm. Es gibt auch genug Menschen die überhaupt nicht wissen was ein Rollenspiel ist und auf eine mir unbegreifliche Art und Weise trotzdem glücklich sind ;)

Es kann sicherlich nicht Schaden anderen anzubieten mal in andere Dinge reinzuschnuppern. Aber man sollte auch akzeptieren wenn jemand das nicht möchte. Das ist so wie mit allem im Leben. Wenn mir Kumpels ihr Hobby beibringen wollen sollte es alleine meine Entscheidung sein ob ich das ausprobiere (Bouldern war spassig) oder nicht (Angeln spricht mich sowas von gar nicht an).

PS: Es gibt auch noch eine andere Art von System-Hoppern. Leute die ich unter "Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite" einsortiere. Diese Leute lesen viele Systeme und finden stets System X besser als das Aktuelle. Allerdings nur solange bis wir das dann ausprobieren. Dann ist plötzlich das neue Y System soooo viel besser. Und so weiter. Das finde ich schade, denn diese Leute werden wohl nie wirklich mit einem System glücklich werden und stets mehr oder weniger Sinnlos zwischen allen möglichen Systemen hin- und herspringen. Mal was neues ausprobieren ist ja durchaus Sinnvoll, aber zumindest für mich ist es auch schön ein halbwegs festes System zu haben mit dem man mehr als nur 3 Abenteuer spielt.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: YY am 26.01.2024 | 19:46
Regeln lernen kostet wahnsinnig viel Zeit, die man genauso gut mit Spielen/Leiten/Runden vorbereiten verbringen könnte.

Zumindest bei Spielen und Leiten gehe ich nicht mit.
Wenn man die Zeit genau so gut damit verbringen könnte statt mit Regeln lernen, hieße das doch auch, dass ich schon mal eine Runde abgesagt haben oder zumindest einen Termin nicht gesetzt haben müsste, weil ich mir Regeln anschauen musste. Das findet aber offensichtlich dann statt, wenn sowieso keine Sitzungen sind.

Dass man die Zeit mit Vorbereitung verbringen könnte - stattgegeben. Oder mit ganz anderen Dingen, für die man sich eben eher die Zeit nehmen will.

Denn:
Und die habe ich eben durch die früher viel exzessivere Ausprobiererei gefunden. Was auch das Ziel dieser Sucherei war - Systeme finden, die man länger betreiben will.

Die ganze Systembetrachtung und -lernerei ist doch gerade kein Selbstzweck, sondern soll eine tatsächliche oder gefühlte Lücke schließen.
Sofern sich das nicht zu einer sinnlos gewordenen Gewohnheit oder anderweitig ins Ungesunde entwickelt, muss das irgendwann ein Ende finden oder zumindest reduziert werden. Schließlich hat man dann Erkenntnisse irgendeiner Art gewonnen und entweder Systeme entdeckt, mit denen man zufrieden ist, etwas eigenes gebaut oder aufgegeben und sich mit den Macken der bestehenden Optionen abgefunden.


Andersrum: wer diese Lücke nicht hat oder meint zu haben, der sucht auch nicht.
Ein echtes Problem entsteht nur da, wo wie hier auch schon angesprochen eine große Unzufriedenheit mit dem genutzten Spiel zusammenfällt mit der Unwilligkeit, sich etwas anderes anzugucken.
Das ist dann selbstverschuldetes Elend.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Weltengeist am 26.01.2024 | 20:22
Ich selbst habe auch sehr, sehr viele Regelwerke (ich beschränke mich mal auf das Thema "Regeln") gelesen, aber nicht mit dem Ziel, die alle spielen zu wollen oder auch nur, mich so gut wie möglich auszukennen. Ich habe vielmehr nach einem Regelwerk gesucht, mit dem ich endlich zufrieden sein und alt werden kann. So die Hoffnung.

Hat natürlich nicht funktioniert. Meine Entscheidung, jetzt einfach Savage Worlds zu nehmen und dabei zu bleiben, war daher auch ein Stück Resignation - nach ungefähr hundert gesichteten Systemen hatte ich einfach die Hoffnung aufgegeben, das zu finden, was ich gesucht habe.

In der Wissenschaft ist diese Aufgabenstellung übrigens als Exploration-Exploitation-Dilemma bekannt: Will ich weiter Zeit (in der ich sonst spielen könnte) in die Suche nach besseren Optionen investieren in der Hoffnung, damit in der Zukunft mehr Spaß zu haben? Oder beende ich die Suche und nutze künftig das Beste, was ich bisher befunden habe? Für mich war der Punkt Anfang 2020 erreicht, so dass ich meine Systemsuche quasi von einem Tag auf den anderen beendet habe.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Blizzard am 26.01.2024 | 21:11
Systemhopping? Yepp, da bekenne ich mich schuldig im Sinne der Anklage. ;)
Das betreibe ich nun mehr oder minder regelmäßig seit ~ 20 Jahren. Ich bin zwar -mit Pausen- noch etwas länger im Hobby aktiv, aber zu dem Zeitraum habe ich begonnen, als SL zu fungieren und dementsprechend auch mehr Bücher zu lesen.
Eine Müdigkeit , wie sie im Startposting erwähnt wird, habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt; aber ja, phasenweise ist es weniger stark ausgeprägt als noch in den Anfangsjahren.
Man merkt einfach, dass man mit zunehmenden Alter :korvin: leider immer weniger Zeit hat...und natürlich hat man dann im Laufe der Jahre schon etliche Systeme & Settings gesehen und kennengelernt. Gerade als Systemhopper. Aber ja, inzwischen schaue ich bei dem ein oder anderen System das mich reizt/interessiert dann doch genauer hin, informiere mich mehr/tiefer darüber...und in einigen wenigen Fällen hat das dazu geführt, dass ich gesagt habe: " Ok, brauche ich dann doch nicht". Wo ich früher einfach mehr oder minder blind gekauft und gesagt hätte: " Shut up and take my money".

Auch wenn das Systemhopping zwischenzeitlich immer mal wieder abgenommen hat...die Grundfaszination des Systemhoppings hat tatsächlich über all die Jahre hinweg bei mir nie abgenommen. Okay ich gestehe, ich habe etliche Bücher bei mir im Schrank rumstehen- teilweise seit Jahren- in die tatsächlich nicht mehr als einen flüchtigen Blick werfen konnte. Aber da ärgere ich mich nicht darüber, dass ich so viele verschiedene Systeme im Schrank stehen habe, sondern ich ärgere mich darüber, dass ich nicht die Zeit habe oder finde, die alle mal zu lesen und auszuprobieren. Letzteres wird ja dann auch dadurch erschwert, dass man - so meine Erfahrung- gerade bei den älteren Spielern immer weniger Leute findet, die ebenso experimentierfreudig sind und mal was Neues ausprobieren und kennenlernen wollen. Das finde ich schade, ich kann es nicht oder nur bedingt nachvollziehen, denn der Grundgedanke oder einer der Grundgedanken des Rollenspiels ist es doch, neue fremde Welten kennenzulernen und zu erkunden (frei nach dem Star Trek -Motto).  Manche Leute haben da auch eine etwas eigenwillige um nicht zu sagen fragwürdige Ansicht dazu. Anstatt sich darüber zu freuen, dass jemand verschiedene Systeme anbieten kann, beschweren sie sich darüber, dass man sie mit der Auswahl an mehreren Systemen überfordern würde. :gaga: Naja, zum Glück gibt's aber immer noch genug experimentierfreudige Spieler z.B. grade auf Conventions- sonst wäre es echt arm um die RPG-Szene bestellt.

Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?
Das finde ich per se erstmal nicht schlimm. Gerade bei Neulingen/Anfängern kann ich das verstehen, dass sie erstmal ein bisschen Routine und Sicherheit entwickeln und daher erstmal bei einem System bleiben wollen.
Ich finde es allerdings dann schlimm, wenn Leute gar nichts Anderes mehr spielen oder ausprobieren (wollen). Extrem schlimm finde ich dann die Leute (ich kenne da einige), die selbst auch auf Conventions das System spielen, das sie seit Jahren spielen (und teilweise auch noch in der gleichen Besetzung wie in der privaten Tischrunde). Da fragt man sich schon, warum diese Leute überhaupt auf Conventions gehen, wenn sie da doch den selben Einheitsbrei wie zu Hause spielen ("Bauerngaming" betreiben)?
Und das andere, was ich extrem schade finde, ist, wenn zu viel(e) auf den Systemhype aufspringen und Individualität des Systems nicht mehr gewährleistet ist. Z.B. bei D&D 5: Da gibt es einige fertige (Kauf)Settings wie z.B. Fateforge, Lost Citadel, Grim Hollow, etc.die mich einfach schon von der Grundthematik- und Stimmung interessieren würden. Aber wenn ich dann lese, dass die allesamt auf 5e basieren, ist mein Interesse meistens gleich wie weggeblasen, da ich kein Freund von D20 bin. Und die Zeit & Muse, das alles von 5e auf ein anderes Regelsystem zu konvertieren, das mir liegt, habe ich nicht (mehr). Die Zeit investiere ich dann lieber ins Systemhopping und schmökere entsprechend in einem neuen oder bis dato noch ungelesenen System(buch).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 26.01.2024 | 22:23
Ich selbst habe auch sehr, sehr viele Regelwerke (ich beschränke mich mal auf das Thema "Regeln") gelesen, aber nicht mit dem Ziel, die alle spielen zu wollen oder auch nur, mich so gut wie möglich auszukennen. Ich habe vielmehr nach einem Regelwerk gesucht, mit dem ich endlich zufrieden sein und alt werden kann. So die Hoffnung.

Hast du das intensiv gemacht (also viele Systeme jedes Jahr) oder nur hin und wieder mal ein neues System beschnuppert?
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: schneeland (N/A) am 26.01.2024 | 22:25
Eine ganze Reihe relevanter Punkte wurde ja schon erwähnt, aber ein bisschen was mag ich auch noch dazu werfen.

Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?
Natürlich ist es blöd für die Verlage, die ihre Rollenspiele verkaufen wollen, aber für die Spieler:innen an sich?
Klar würde ich allen, die Rollenspiele spielen, aber mit den Regeln nicht warm werden oder mal ein komplett anderes Spielgefühl anstreben, empfehlen, noch was anderes auszuprobieren. Aber wenn sie zufrieden sind? Warum nicht Kampagne um Kampagne und Setting um Setting mit D&D5 bespielen und damit Spaß haben?

Die Verlage mal außen vor, stimme ich in den bisherigen Tenor ein: wenn die ganze Spielgruppe glücklich ist, besteht kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Und gerade wenn es für ein System so viel Zusatzmaterial gibt wie bei D&D, dann kann man da schon eine ganze Weile glücklich vor sich hinspielen bevor es anfängt, fad zu werden (sicherlich mehrere Jahre).

Es gibt allerdings m.E. mehrere mögliche Haken an der Sache:
1) Wenn sich eine Rollenspielgruppe zusammenfindet, stellt sich - neben der zwischenmenschlichen Kompatibilität - für jeden Teilnehmer die Frage, inwieweit die Kombination aus Regelwerk, Setting und Kampagnenthema passt. Wenn es hier und da ein bisschen knirscht, wird man das üblicherweise hinnehmen - Gruppenaktivitäten erfordern ja immer ein Stück weit Kompromisse. Aber meiner Erfahrung nach ist es dann doch so, dass die "Schmerzen" in Sachen Regelwerk eher ungleich verteilt sind und gerade Spielleiter als typischerweise überdurchschnittlich engagierte Hobbyisten kommen m.M.n. schneller an den Punkt, an dem sie mit dem Status Quo nicht mehr so recht zufrieden sind. Und wenn das passiert, ist ein bisschen Experimentierbereitschaft m.E. eine der besseren Optionen, um diese Situation aufzulösen.
2) Ganz generell ist m.E. eine Entscheidung für etwas nach Kontakt mit zumindest einer Handvoll Alternativen und der Abwägung zwischen diesen anders zu bewerten als das Verharren auf der Position, an der man sich ohnehin schon befindet. Wenn ich sage "Mamas Bolognese ist die beste", dann ist das natürlich erstmal ein nettes Kompliment und vermutlich auch ein Zeichen dafür, dass ich gern Bolognese mag, aber solange ich nicht zumindest mal woanders Bolognese (und vielleicht auch mal Carbonara-Sauce) gegessen habe, ist das erstmal ein sehr subjektives Urteil. Insofern hat Deine Entscheidung für D&D5 nach umfangreichen Erfahrungen mit weiteren Systemen anders zu bewerten als das Verbleiben bei D&D5, wenn es das erste Rollenspielsystem ist. Und man sollte an dieser Stelle vielleicht auch nicht ganz ignorieren, dass es als Gegenteil zu "D&D5-Spieler sollten endlich mal was Anderes spielen" durchaus auch ein "ach, System X braucht man doch überhaupt nicht, das kann man doch alles mit D&D5 machen, und wenn das für Dich nicht funktioniert, dann musst Du einfach ein besserer Spielleiter werden/hast Du D&D5 nicht richtig verstanden". Generell bin ich der Meinung, dass es - selbst bei allgemein konservativer Grundhaltung - von Vorteil ist, sich auch jenseits der Jugendjahre ein bisschen Lust auf Neues zu erhalten (dass man aufpassen muss, dass es nicht ins Gegenteil kippt, wurde hier ja schon mehrfach erwähnt und Weltengeist hat ja das zugrundeliegende Dilemma auch nochmal explizit benannt).
3) Die Diagnose, dass viele Rollenspieler wenig Freude an Regellektüre haben, würde ich so unterschreiben. Wo ich mir weniger sicher bin, ist, dass die Regeln den Spielern dann auch wirklich egal sind - sicher wird es gerade unter den Gelegenheitsspielern Einige geben, für die alles, was nicht grob dysfunktional ist, taugt, und der soziale Aspekt im Vordergrund steht. Aber wenn ich auf die Erfahrungen aus meiner Zeit vor dem :T: schaue, dann gibt es da auch das Phänomen, dass die Probleme des Regelwerks schon wahrgenommen werden, aber die Erwartungshaltung ist, dass der SL das Ganze irgendwie ausbügelt. Was sicher in manchen Fällen klappt, aber m.E. häufiger mit weniger Schmerzen zu haben wäre, wenn auch mal das Regelwerk gewechselt würde (da sind wir dann aber auch wieder bei dem Problem, dass die Schmerzen nicht gleichverteilt sind).

Ansonsten gäb's noch den Aspekt, dass nicht jedes System überhaupt ein Kampagnensystem sein muss (DCC spiele ich z.B. wirklich gern als Oneshot), und auch die von Orko schon angerissene Frage, wo man Beschäftigung mit Rollenspielen aus Freude am Lesen und/oder Selberbasteln einsortiert. Aber ich glaube, der Beitrag ist jetzt schon lang genug, insofern dazu ggf. später nochmal was.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Weltengeist am 27.01.2024 | 07:50
Hast du das intensiv gemacht (also viele Systeme jedes Jahr) oder nur hin und wieder mal ein neues System beschnuppert?

Ich würde es schon "intensiv" nennen. Zwischen Sommer 2012 (= Todesurteil für DSA) und Anfang 2020 rund 100 Systeme, d.h. ein Dutzend pro Jahr angeschaut und vielleicht 3-4 pro Jahr auch getestet.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 27.01.2024 | 09:29
Ich würde es schon "intensiv" nennen. Zwischen Sommer 2012 (= Todesurteil für DSA) und Anfang 2020 rund 100 Systeme, d.h. ein Dutzend pro Jahr angeschaut und vielleicht 3-4 pro Jahr auch getestet.
 

Würde ich auch intensiv nennen ;D. Und dann Schnauze gestrichen voll und runter auf null? Wenn du mit Savage Worlds gut kannst und das ohnehin weiter spielst, spricht dann was dagegen, trotzdem noch alle 1-2 Jahre mal ein neues System auszuprobieren (z.B. anlässlich einer Con, am Gratisrollenspieltag o.ä)? So würdest du wenig investieren und trotzdem gäbe es immer wieder neu eine kleine Chance, dass du doch noch dein "Traumsystem" entdeckst :).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Weltengeist am 27.01.2024 | 09:38
 

Würde ich auch intensiv nennen ;D. Und dann Schnauze gestrichen voll und runter auf null? Wenn du mit Savage Worlds gut kannst und das ohnehin weiter spielst, spricht dann was dagegen, trotzdem noch alle 1-2 Jahre mal ein neues System auszuprobieren (z.B. anlässlich einer Con, am Gratisrollenspieltag o.ä)? So würdest du wenig investieren und trotzdem gäbe es immer wieder neu eine kleine Chance, dass du doch noch dein "Traumsystem" entdeckst :).

Ist ja auch nicht so, dass ich in gar nichts mehr reinschaue. Aktuell beispielsweise "Against the Darkmaster". Wenn das neue Talislanta kommt, schaue ich mir auch an, was aus Omni geworden ist. Und wenn ich dazu komme, mir "Dreams and Machines" durchzulesen, werfe ich natürlich auch mal wieder einen Blick auf die aktuelle Version ihres 2D20.

Und ich verfolge den Markt ja immer noch von außen (z.B. hier im Tanelorn). Wenn da was kommt, was total gut zu meinen Vorlieben passt, werfe ich da schon noch einen Blick rein. Aber das alles hat längst nicht mehr die Intensität wie früher. Und mit dem Systemhopping, das aikar im Eröffnungsthread beschreibt, hat es halt nichts mehr zu tun (vor allem bleiben meine Spieler weitgehend davon verschont, wenn ich nicht wirklich total geflasht bin).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Ma tetz am 27.01.2024 | 09:58
Bis ca. 2019 habe ich meist maximal zwei Systeme parallel und davon nur eines sehr intensiv gespielt. So alle 3 bis 5 Jahre war dann ein System/eine Spielwelt soweit abgespielt, dass es Zeit für was neues wurde.

2019 hab ich dann dieses Forum hier entdeckt und bin mehr in die Breite gegangen. Gerade während Corona war das aber - obwohl ich viel online gespielt habe - vor Allem Ersatzbefriedigung.

Viele Bücher habe ich auch schon wieder verkauft, weil sie mir nicht gefielen oder klar war, dass sie nie auf den Tisch kommen.

Im Moment versuche ich meinen Kaufimpuls auf nahe 0 zu drücken, weil mich die ganzen ungenutzten Bücher und Abenteuer eher unglücklich machen.
Es fällt mir aber schwer, weil ja schon immer wieder toller neuer hot shit produziert wird.

Letztendlich war ich aber früher mit weniger Regelwerken glücklicher mit meinem Hobby und ich habe jedes einzelne Buch auch mehr gewertschätzt.

Als Student hab ich mal bei einer DSA-Regeldiskussion gesagt. "Jedes System hat seine Macken. Am Ende muss man sich für eines Entscheiden und damit leben." Rückblickend war das eine gesunde Einstellung. Aber die Büchse der Pandora ist nun mal offen.

Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 27.01.2024 | 10:31
Ist ja auch nicht so, dass ich in gar nichts mehr reinschaue. Aktuell beispielsweise "Against the Darkmaster". Wenn das neue Talislanta kommt, schaue ich mir auch an, was aus Omni geworden ist. Und wenn ich dazu komme, mir "Dreams and Machines" durchzulesen, werfe ich natürlich auch mal wieder einen Blick auf die aktuelle Version ihres 2D20.


Das klingt gut, denn ich fände schade, wenn du völlig aufgeben hättest, was ich deswegen befürchtet hatte:

 
Für mich war der Punkt Anfang 2020 erreicht, so dass ich meine Systemsuche quasi von einem Tag auf den anderen beendet habe.

Ich persönlich habe gleich zu Beginn meiner Rollenspielkarriere in den 90ern verschiedene Systeme parallel gespielt. Vermutlich auch deshalb gab es bei mir nie eine Phase weg vom intensiv bespielten Erstsystem hin zum Systemhopping. Anfang der 2010er hat dann die schon etwas länger gereifte Erkenntnis, dass ich das für mich optimale System nur selbst designen kann, den Startschuss für DuoDecem gegeben.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Megavolt am 27.01.2024 | 10:48
Der Eingangsbeitrag ist ja sehr lange, und ich bin mir unsicher, was jetzt die Frage ist. Wirklich ob "es schlimm ist, dass die Neuspieler in ihrer Blase hängen"?

Nein, ist nicht schlimm, denn dadurch haben sie eine kommunikative gemeinsame Basis, von der ausgehend dann alles möglich ist. Früher wäre diese kommunikative Basis halt DSA gewesen, heute ist es DnD. Man könnte sich in meinen Augen die interessantere Frage stellen, was denn das nächste große Ding ist, wenn DnD jetzt so langsam ausrollt.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: aikar am 27.01.2024 | 11:02
Der Eingangsbeitrag ist ja sehr lange, und ich bin mir unsicher, was jetzt die Frage ist.
Ich auch  ;D Zeigt sich ja auch schon an meinen Schwierigkeiten mit dem Titel. Ich denke am ehesten wollte ich einfach was loswerden und evtl. mal Meinungen einholen, wie es anderen mit dem Thema geht. Die Antworten waren dahingehend schon recht gut.

Man könnte sich in meinen Augen die interessantere Frage stellen, was denn das nächste große Ding ist, wenn DnD jetzt so langsam ausrollt.
Da hattest du ja schon mal ein Thema dazu aufgemacht? Finde es nur gerade nicht.
Ich glaube nur immer noch nicht, dass D&D am ausrollen ist.

Die ganze Systembetrachtung und -lernerei ist doch gerade kein Selbstzweck, sondern soll eine tatsächliche oder gefühlte Lücke schließen.
Sofern sich das nicht zu einer sinnlos gewordenen Gewohnheit oder anderweitig ins Ungesunde entwickelt, muss das irgendwann ein Ende finden oder zumindest reduziert werden. Schließlich hat man dann Erkenntnisse irgendeiner Art gewonnen und entweder Systeme entdeckt, mit denen man zufrieden ist, etwas eigenes gebaut oder aufgegeben und sich mit den Macken der bestehenden Optionen abgefunden.
Das trifft den Nagel ziemlich auf den Punkt. Angefangen hat es bei mir wie bei vielen mit der Suche nach dem "perfekten" System und Auslöser war Unzufriedenheit mit dem ersten System (DSA).
Aber irgendwann wurde es zum Selbstzweck. Ich habe mehr und mehr Systeme und Settings besorgt, einfach weil sie grundlegend interessant ausgesehen haben und wohl auch etwas in der (nicht ganz unbegründeten) Angst, dass sie ein paar Jahre später nicht mehr zu kriegen wären.

Der erste richtige Augenöffner, dass evtl. was schief läuft, war, als ich mal versucht habe alle bei mir vorhandenen potentiellen Kampagnen (Kaufkampagnen und Kampagnen aus Kaufabenteuern, natürlich kommt noch eine unbegrenzte Anzahl an potentiellen Eigenbauten dazu) aufzulisten und bei über 300 gelandet bin, selbst nachdem ich die rausgeschmissen habe, die ich inzwischen nicht mehr machen wollen würde.
Und das kann ich natürlich niemals im Leben alles leiten.
Einen ähnlichen Punkt hatte ich vor ein paar Jahren bei einem Blick in meine Steam-Library, woraufhin mein Computerspielkauf drastisch eingebrochen ist.

Der zweite Punkt war dann erreicht, als vor etwa zwei Jahren das Einarbeiten in neue Regelsysteme anfing, sich mehr und mehr nach Lernen anzufühlen als nach Spaß.

Der dritte war dann, dass seit den letzten Preiserhöhungen immer wieder meine persönliche Schmerzgrenze überschritten wurde. Wo ich früher etwas rein wegen "schaut interessant aus und ist in 2-3 Jahren evtl. nicht mehr zu kriegen" gekauft hätte, lasse ich jetzt meist die Finger davon.

Wenn sich langjährige Gewohnheiten ändern ist das hin und wieder erschütternd  ;D
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: unicum am 27.01.2024 | 11:59
Weil es immer mal wieder angesprochen wurde,...

Also generell halte ich "in einer Blase Hängen" für ... ziemlich schlimm. Zugestanden eine D&D5 (DSA/whatsoever) blase mag etwas weniger schlimm sein als irgendwelche Blasen in denen politische Eigenbrödler herumschwimmen. Aber grundsätzlich ist eine Blase etwas das den eigenen Horizont beschränkt. ... und wer sich selbst beschränkt (oder beschränken lässt) der ist,... naja beschränkt eben.
Ich habe gerade was Rollenspiele betrifft auch schon gespräche mit leuten gehabt welche den heiligen Gral des Rollenspielens gefunden haben wollen und das wohlgemerkt in dem ersten Spiel das sie gespielt haben. Wenn dann noch eine bekhererische Attitüde dazukommt (was eben leider schon mal passiert) ist es mir meist zu viel.
Mir ist das Fanboy mäsige kleben an irgendetwas (muss ja nicht nur rollenspiel sein) immer schon hoch suspekt gewesen.

Ist ja nicht so dass es dieses Blasendingens nicht schon seit ein paar tausend Jahren gibt. Wusste schon Planton mit seinem Höhlengleichnis.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Ma tetz am 27.01.2024 | 12:08
Im Extrem stimme ich Dir zu, aber man muss eben auch nicht 20+ oder gar 100+ Rollenspiele gespielt haben oder besitzen, um ehrlichen Spaß am Hobby zu haben. :)
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: unicum am 27.01.2024 | 12:13
Im Extrem stimme ich Dir zu, aber man muss eben auch nicht 20+ oder gar 100+ Rollenspiele gespielt haben oder besitzen, um ehrlichen Spaß am Hobby zu haben. :)

Ich spreche auch den Leuten in der Blase ja auch nicht ab Spaß zu haben.

Platon beschrieb schon alles ausreichend.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: aikar am 27.01.2024 | 12:13
Allgemein sind Blasen auch ein Schutzmechanismus vor Überforderung und Reiz/Informationsüberflutung. Man kann heutzutage einfach nicht mehr für alles offen und an allem interessiert sein, ohne an der schieren Menge zu zerbrechen. Zeit, Aufmerksamkeit und Aufnahmekapazität sind begrenzt.

Ich denke auch, dass massives Systemhopping sich nur Leute leisten können, für die Rollenspiel die mit Abstand primäre Freizeitbeschäftigung ist. Das gilt bei weitem nicht für alle Rollenspieler:innen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: schneeland (N/A) am 27.01.2024 | 12:19
Wobei es ja jetzt zwischen strikter System-Monogamie und rastlosem System-Hopping schon ein bisschen Raum für eine entspannte Grundhaltung mit mehr als einem System gibt (ein Beispiel gibt flaschengeist weiter oben).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: HEXer am 27.01.2024 | 12:31
Womit ich inzwischen gut fahre ist, mich au ein festes System für eine Regelmäßige Runde zu konzentrieren und in einer anderen Runde immer mal wieder was neues auszuprobieren. Dabei sind die wichtigen Punkte für mich, dass es a) mit wechselnden SLs läuft, b) klar ist, dass es nur one/fewshots sind und c) wir dabei auch Einsteigerabenteuer oder oneshottige Systeme spielen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Boba Fett am 27.01.2024 | 12:42
Dabei war ich aber auch immer auf der Suche nach etwas ganz Bestimmten.

So geht es mir auch, ich habe eigentlich immer das für mich am besten geeignete System gesucht und bin eigentlich die meiste Zeit dabei verzweifelt,
bis ich irgendwann festgestellt hab, dass es das nicht geben wird, weil meine Vorstellung 'wie ich spielen möchte' zu sehr variiert.
Als ich das dann noch mit "und die Gruppe will ja noch mal was anderes" verbunden hab, war mir klar, dass ich da Irrlichtern hinterherjage.

Ironischerweise hab ich jetzt sogar eine Regelmechanik (Genesys / Star Wars) gefunden, von der ich meine, dass sie flexibel genug ist, um meine Varianz auszuhalten.
Im Moment kommen wir nur nicht dazu, das auszuprobieren, weil die Mitspielenden inzwischen eben auch keine Lust haben, immer wieder neue Regeln zu lernen.
Und weil ich derzeit auch einfach nicht das Volumen (Zeit x Motivation x Ruhe) habe, um mich da zu investieren.
Deswegen spielen wir jetzt die Abenteuerpfade von Pathfinder runter, was so ein bisschen den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt. Alle haben Spaß dabei - so what...?

Im Schrank steht inzwischen einiges völlig unnützes Zeug, das ich nie spielen werde, aber dafür hab ich da auch ein paar tolle Sachen drin, in denen ich immer mal wieder herum blättere und die ich gern noch mal spielen würde. Nur wer hat so viel Zeit...?

Irgendwann in einer Rentner-Gang...
"Weißt Du noch damals?"
"Nee!"
"Gut, dann spielen wir das nochmal!"
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: caranfang am 27.01.2024 | 12:47
Der Mittelweg ist der beste. Sich nicht nur auf ein System zu konzentrieren, das ist auf die Dauer nämlich langweilig, und auch nicht ständig das System zu wechseln. Das beste ist, mehrere system zu haben, je nach dem, was für Settings man spielen will. Klar, man könnte mich manchen Systemen so ziemlich alle möglichen Settings spielen, aber dies ist oft nur mit sehr viel Eigenleistung möglich.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Jenseher am 27.01.2024 | 14:35
Die Beteiligung oder Teilhabe als eine mögliche Motivation (von mehreren) für ein bekehrendes Verhalten um Systemoffenkeit kann ich gut verstehen bzw. nachvollziehen. Die meisten, die hier diskutieren sind wahrscheinlich Spielleiter.

Man will ja als Spielleiter einen Zustrom von Spielern haben, die sich für ein neues System oder eine neue Welt begeistern können. Oder andersherum gesagt: Man möchte doch nicht allein an einem leeren Tisch sitzen, weil alle anderen Spieler sich nur für irgendeine Hasbro Inc./Black Rock Inc./The Vanguard Group Inc. D&D Version interessieren. Man möchte vielleicht sein eigenes cooles Weltraumpiratencowboydinosaurier-RPG ;) spielen und dafür möchte man positiven Zuspruch haben.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Doc-Byte am 27.01.2024 | 17:57
Ich wollte gestern schon was in diesem Thread posten, hab's dann aber wieder abgebrochen, weil ich das Gefühl hatte, dass es wenig bringen würde, eine andere Perspektive einbringen zu wollen. Bei diesem Post hier muss ich dann aber doch mal anknüpfen:

Weil es immer mal wieder angesprochen wurde,...

Also generell halte ich "in einer Blase Hängen" für ... ziemlich schlimm. Zugestanden eine D&D5 (DSA/whatsoever) blase mag etwas weniger schlimm sein als irgendwelche Blasen in denen politische Eigenbrödler herumschwimmen. Aber grundsätzlich ist eine Blase etwas das den eigenen Horizont beschränkt. ... und wer sich selbst beschränkt (oder beschränken lässt) der ist,... naja beschränkt eben.
Ich habe gerade was Rollenspiele betrifft auch schon gespräche mit leuten gehabt welche den heiligen Gral des Rollenspielens gefunden haben wollen und das wohlgemerkt in dem ersten Spiel das sie gespielt haben. Wenn dann noch eine bekhererische Attitüde dazukommt (was eben leider schon mal passiert) ist es mir meist zu viel.
Mir ist das Fanboy mäsige kleben an irgendetwas (muss ja nicht nur rollenspiel sein) immer schon hoch suspekt gewesen.

Ist ja nicht so dass es dieses Blasendingens nicht schon seit ein paar tausend Jahren gibt. Wusste schon Planton mit seinem Höhlengleichnis.

Ich finde es schon ein wenig ironisch, wenn hier jemand darüber herzieht, dass andere Leute dem eigenen Empfinden nach in irgendwelchen Blasen festhingen, während man selbst sich offensichtlich sehr hartnäckig auf die eigene Blase der Systemhopper (um mal den Theadtitel aufzugreifen) eingeschossen hat. - Denn ja, genau das beobachte ich als Außenstehender in Bezug auf dieses Thema hier: Für mich bewegen sich - bis auf die letzten paar Posts - nahezu alle Schreiber hier in der eigenen Blase, wo es völlig normal erscheint, dass man Dutzende Systeme anschafft, liest und soweit möglich ausprobiert.

Und um eins mal deutlich zu sagen: Anderen Leuten ihre Ansichten absprechen zu wollen bzw. diese als minderwertig darzustellen, halte ich nicht nur für beschränkt sondern zudem auch für potentiell höchst intollerant!

Dieser ganze Thread hier kommt mir etwas wie eine selbst erfüllende Prophezeiung vor, denn ich als Nicht-Systemhopper habe einfach nicht wirklich etwas zum Thema beizutragen und ich vermute mal, dass es anderen auch so gehen wird, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ich der einzige in diesem ganzen Forum bin, den es nicht beständig zu neuen Systemem zieht. Wenn dann in der Folge nur die "Systemhopper" hier posten, ist es natürlich völlig klar, dass leicht ein verzerrter Eindruck von diesem Thema entstehen kann. - Womit wir dann wieder beim Thema "Filterblasen" angekommen wären. :)



Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Boba Fett am 27.01.2024 | 18:23
Die Fokussierung auf ein Rollenspielsystem oder vielleicht auf ein bestimmtes Genre würde ich nicht als "Blase" bezeichnen, einfach weil der Begriff negativ konnontiert ist.
Und das muß nicht sein.
Denn es steht nicht fest, mit wieviel Kenntnis und Erfahrung über andere Spielweisen oder -systeme diese Fokussierung geschah und ob sie bewusst entstanden ist, oder einfach aus der "nichts anderes kennen" Situation.

Abgesehen davon muss dieser Fokus auch nicht automatisch nachteilig sein. Die Eigenschaften sind ja nur "anders".
Möglichweise hat der fokussierte Spieler weniger Erfahrung mit Alternativen Spielweisen, und vielleicht könnte er seinen Spielspaß sogar verbessern.
Auf der anderen Seite wird der Systemhopper niemals die Tiefe und das Detailswissen über eine bestimmte Spielwelt, bzw. ein bestimmtes System haben, wie der fokussierte Rollenspieler.
Was da jetzt besser oder schlechter ist, würde ich mir nicht zu werten anmaßen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: unicum am 27.01.2024 | 18:31
Ich finde es schon ein wenig ironisch, wenn hier jemand darüber herzieht, dass andere Leute dem eigenen Empfinden nach in irgendwelchen Blasen festhingen, während man selbst sich offensichtlich sehr hartnäckig auf die eigene Blase der Systemhopper (um mal den Theadtitel aufzugreifen) eingeschossen hat.

Mag sein das ich intollerant der Intolleranz gegenüber bin, auch ganz unironisch. Und,... dann ist da noch die Frage ob ich in der Systemhopper blase bin (Die anzahl der Systeme die ich in den lezten 5 Jahren neu gespielt habe ist,... 0 die Zahl der Systeme die ich in den lezten 5 Jahren gespielt habe ist 4 (davon nur eines nur 1x die anderen teilen sich etwa in 40:30:30) - bin ich nun hopper oder Fanboy?) oder in der anderen oder eben auch nicht,... zugestanden in der Fanboy blase eines Spieles bin ich ziemlich sicher nicht.

Aber ja - ich bleib dabei - Menschen die nur immer an einem System kleben bleiben haben eben nicht den "überblick" - das sie dabei glücklich sein können steht dabei garnicht zur debatte. Das wusste schon der alte Platon. Ist wie beim Essen, solange du Durian nicht probiert hast weist du nicht ob es dir schmeckt und brauchst auch nicht darüber zu fachsimpeln.

Wobei ich auch sagen muss das es mir bei Rollenspielern nur sehr selten untergekommen ist das leute an einem System kleben wie,... manche anderen an FC Bayern München. In den ganzen zig Jahren die ich das mache fallen mir etwa 6 Leute ein bei denen jede Diskussion über Rollenspiel immer nur auf ein System hinausläuft. Ich finde das ... traurig. "Magst du lieber die rote oder lieber die blaue Pille?"
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: aikar am 27.01.2024 | 18:59
Ich wollte gestern schon was in diesem Thread posten, hab's dann aber wieder abgebrochen, weil ich das Gefühl hatte, dass es wenig bringen würde, eine andere Perspektive einbringen zu wollen.
Dieser ganze Thread hier kommt mir etwas wie eine selbst erfüllende Prophezeiung vor, denn ich als Nicht-Systemhopper habe einfach nicht wirklich etwas zum Thema beizutragen und ich vermute mal, dass es anderen auch so gehen wird, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ich der einzige in diesem ganzen Forum bin, den es nicht beständig zu neuen Systemem zieht. Wenn dann in der Folge nur die "Systemhopper" hier posten, ist es natürlich völlig klar, dass leicht ein verzerrter Eindruck von diesem Thema entstehen kann. - Womit wir dann wieder beim Thema "Filterblasen" angekommen wären. :)
Du hast doch damit gerade etwas zum Thema beigetragen.  :d Und ich freue mich, wenn du hier eine Stimme der Nicht-Systemhopper bist  :).
Evtl. magst du deine Position ja noch etwas weiter detaillieren? Welches ist denn dein System der Wahl und warum bleibst du dabei?
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Yney am 27.01.2024 | 20:32
[…] und ich vermute mal, dass es anderen auch so gehen wird, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ich der einzige in diesem ganzen Forum bin, den es nicht beständig zu neuen Systemem zieht.
Ich würde mich da auch so einsortieren wie Doc Byte. Hinzu kommt vermutlich auch noch, dass Tanelorn selbst wohl schon eine gewisse Auswahl darstellt. Denn wer einfach und zufrieden in seiner bestehenden Gruppe vor sich hin spielt hat vielleicht keine so hohe Affinität zu einem entsprechend gearteten Forum. Wobei all das, wie Doc Byte es glaube ich ja auch meint, nun weder schlecht noch gut sein muss, sondern einfach ein Aspekt, der vielleicht bei der Diskussion eine Rolle spielt.

Die Fokussierung auf ein Rollenspielsystem oder vielleicht auf ein bestimmtes Genre würde ich nicht als "Blase" bezeichnen, einfach weil der Begriff negativ konnontiert ist.
Das sehe ich ähnlich. Zumal eine Vorliebe in einem Hobby meiner Ansicht nach eine andere Sache ist als z.B. eine politische Meinung oder ähnliches. Man kann sein Hobby genießen, ohne alle anderen ausprobiert zu haben. So lange man hinnimmt, dass einem da eine weitere noch tollere Erfahrung entgehen könnte ;)

Unter dem Strich ist es doch wie so oft eine Frage der Vorlieben. Ich selbst kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man zig Systeme durchprobieren wollen könnte. Jemand, der gerne springt, versteht vielleicht nicht, warum ich so eisern an einem einzigen System festhalte (gut bei mir selbst ist die Erklärung einfach: Ich hab es geschrieben, aber es gibt sicher andere, die das ohne Eigenentwurf auch tun). Kritisch wird es doch nur, wenn man mit der eigenen Herangehensweise unzufrieden wird und es, wie im Thema formuliert, zu Ermüdung führt. Das ist schade und vielleicht ein Signal, die eigene Herangehensweise zu überdenken.

Warum springt man ständig zu etwas Neuem?
Warum hält man so krampfhaft am Gewohnten fest?

Sollte ich da nun Wiederholungen produziert haben, bitte ich um Entschuldigung. Diesmal habe ich nicht jeden Beitrag weiter oben studiert.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: caranfang am 27.01.2024 | 20:53
... Ich selbst kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man zig Systeme durchprobieren wollen könnte. ...
Das kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist man immer noch auf der Suche nach einem Rollenspiel, welches einem wirklich gefällt. Dann gibt es natürlich noch jene, die festgestellt haben, dass man ein bestimmtes Setting nicht mit dem bisherigen Regelwerk gut bespielen kann. Wenn man mehrere Settings bespielt, benutzt man oft auch mehrere Systeme.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Prisma am 27.01.2024 | 23:00
Ich kann hier vielen Punkten zustimmen, denn auch ich habe das erlebt, bzw. erlebe es. Ich war schon immer an allen möglichen Rollenspielen interessiert und habe immer über den Tellerrand geblickt.

Irgendwann hatte ich eine Phase wo ich ein Fantasy-System gesucht habe, welches meine Bedürfnisse so gut wie möglich abdeckt. Damals haben wir uns ziemlich viel mit AD&D 2nd beschäftigt und ich hatte mich da absolut satt gespeilt. Natürlich hätte ich mein Wunschsystem auch selber schreiben können, hatte es in Ansätzen schon getan, kam aber immer wieder zu dem Schluss dass dies wahrscheinlich in einem Heartbreaker mündet, der sonst niemanden interessiert. Also musste es wenigistens ein Buch von einem Verlag sein. So gäbe es auch die Chance, dass es auch andere Spielleiter gäbe. Letztlich endete die Suche mit Arcane Codex. Aber so ging bei mir das Systemhopping los. Einerseits aus Neugier und andererseits weil ich ein Problem lösen wollte.

Eine andere Sache war der Wunsch über das "nötige Werkzeug" zu verfügen, wenn ich mal Lust hätte ein Abenteuer in einem bestimmten Setting/Genre zu schreiben/leiten. Also musste das entsprechende Spiel gekauft und gelesen werden. Mit der Zeit wuchs die Sammlung auf mehrere Regale an. Ich war jedoch nie ein Sammler der sich das ins Regal stellt, vielmehr einer der das dann zum Benutzen kauft. Vieles benutzte ich, manches nicht. So gab es Systemhopping von anderer Seite aus gesehen. Doch nicht wenige Rollenspiele oder Quellen-/Abenteuerbände wurden mit dem Hintergedanken gekauft, sie wären für die "grooooooosse Kampagne" die man bald anfangen würde. Das war leider oft ein Trugschluss.
 
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Weltengeist am 28.01.2024 | 08:05
Zur Diskussion, ob Systemhopping quasi notwendig ist und ob jemand, der sich auf ein System beschränkt, in einer Filterblase lebt, geht mir seit gestern Abend die Analogie zu Beziehungen nicht mehr aus dem Sinn.

Klar, es gibt Leute, die in Sachen Beziehungen vieles ausprobieren, häufig wechseln und vieles erleben. Es gibt aber auch diejenigen, die mit Anfang 20 ihr High School Sweetheart heiraten und gemeinsam glücklich und alt werden. Wirft man denen auch vor, sie würden in einer Filterblase leben? Schließlich können sie ja nicht mitreden, wenn die anderen am Wochenende erzählen, wen sie jetzt wieder aufgerissen haben? Und die scharfe Marissa, die alle mal hatten, hatten sie auch nicht? Ich denke das zeigt ein bisschen, dass "Filterblase" hier das falsche Wort ist. Zumal die sehr wechselfreudigen ja auch oft genug feststellen, dass sie Gewohnheiten entwickelt haben, die es ihnen sehr schwer machen, in einer Partnerschaft wirklich länger zufrieden zu sein. Ein Gefühl, dass wahrscheinlich auch der eine oder andere Systemhopper hier kennt: man hat irgendwann so vieles gesehen, dass man unbewusst anfängt, nach der optimalen Kombination ALLER Eigenschaften zu suchen, die einem gefallen haben, und diese natürlich nicht findet. Und dann schielt man etwas neidisch zum zufriedenen Dauer-Midgard-Spieler rüber, und weil man ja sonst zugeben müsste, dass der irgendetwas richtig macht, wirft man ihm halt vor, dass seine Zufriedenheit auf Ahnungslosigkeit beruht und daher weniger wert ist...

Menschen wollen unterschiedliche Dinge im Leben. Der eine sucht den Thrill der Veränderung, der andere Beständigkeit. Wie oben schon gesagt: Es gibt eine ganze Theorie zum Exploration-Exploitation-Dilemma, und da stellt sich eben auch heraus, dass Menschen auf dem Spektrum zwischen "Altes auskosten" und "Neues ausprobieren" sehr unterschiedliche Präferenzen haben. Interessant ist, dass eine Gesamtgesellschaft beide Typen braucht - sowohl die Beständigen als auch die Suchenden. Und das gilt wahrscheinlich auch für das Rollenspiel. Ohne die Exploration-Typen gäbe es keine Innovation und keinen Fortschritt. Und ohne die Exploitation-Typen gäbe es keine großen Systeme als feste Anker, über die die meisten realen Runden zustandekommen und mit denen die Verlage ihr täglich Brot verdienen können. Von daher: Es ist alles gut so, wie es ist, und niemand sollte den anderen vorwerfen, sie hätten badwrongfun...

(Sie hörten das Wort zum Sonntag von Weltengeist ;))
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Grubentroll am 28.01.2024 | 10:11
Ich kauf ja eh kaum noch RPGs. 2022 war es Mörk Borg, und 2023 Broken Compass.

Ich kann und mag mir keine Riesenregeln mehr merken, aber ich bin immer interessiert wenn ein RPG mal was anders macht.

Wenn man nicht ins extreme Sammeln von Sachen die man niemals spielen wird verfällt ist es ja auch nicht schlimm.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Colgrevance am 28.01.2024 | 10:15
(Sie hörten das Wort zum Sonntag von Weltengeist ;))

Ein sehr schönes "Wort zum Sonntag" und ein gutes Fazit für einen Thread, der sich anfangs für mich eher nach "Hilfe, ich werde alt!" anhörte.  ;) :d
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Blizzard am 28.01.2024 | 10:27
Von daher: Es ist alles gut so, wie es ist, und niemand sollte den anderen vorwerfen, sie hätten badwrongfun... wären intolerant
Fixed it for you. ;)

Zitat
(Sie hörten das Wort zum Sonntag von Weltengeist ;))
Oh, dieser Satz schreit ja gerade zu nach einem neuen Titel...wie wäre es mit "Sonntagsprediger" oder sowas?  ~;D
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Weltengeist am 28.01.2024 | 10:28
Oh, dieser Satz schreit ja gerade zu nach einem neuen Titel...wie wäre es mit "Sonntagsprediger" oder sowas?  ~;D

Finger weg von meinem Titel - ich liebe den so, wie er ist!
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Boba Fett am 28.01.2024 | 10:33
Ausserdem ist Glgnfz unser Seifenkistenprediger.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Boba Fett am 28.01.2024 | 10:34
"Hilfe, ich werde bin alt!"

Fixed it 4 u...  ~;D
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: HEXer am 28.01.2024 | 11:19
Ist halt manchmal schwierig, wenn sich Leute aus unterschiedlichen Extremen über das gleiche Hobby austauschen wollen. Bin ja seit langer Zeit auch eher System Hopper und lese Literatur übers RPGen /SLen. Hatte mal nen Freund, der nur und intensivst DSA kannte und geleitet hat. Austausch war… schwierig. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redet und er keine, wovon ich redete.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: AndreJarosch am 28.01.2024 | 11:30
Ist halt manchmal schwierig, wenn sich Leute aus unterschiedlichen Extremen über das gleiche Hobby austauschen wollen. Bin ja seit langer Zeit auch eher System Hopper und lese Literatur übers RPGen /SLen. Hatte mal nen Freund, der nur und intensivst DSA kannte und geleitet hat. Austausch war… schwierig. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redet und er keine, wovon ich redete.

DAS kenne ich auch sehr gut!
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Prisma am 28.01.2024 | 11:46
Ist halt manchmal schwierig, wenn sich Leute aus unterschiedlichen Extremen über das gleiche Hobby austauschen wollen. Bin ja seit langer Zeit auch eher System Hopper und lese Literatur übers RPGen /SLen. Hatte mal nen Freund, der nur und intensivst DSA kannte und geleitet hat. Austausch war… schwierig. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redet und er keine, wovon ich redete.
Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit und des Umtriebs bis man auch solche Rollenspieler trifft. Ich erinnere mich an eine Begegnung, bei der mein Gesprächsparter keine Ahnung zu haben schien, dass es noch andere Rollenspiele als DSA gibt. Vorallem das man auch Science Fiction spielen könnte, war für den Mann ein kleiner Schock. "Das geht!!?? Aber wie soll das denn funktionieren??!"

Für asymetrische Kenntnisstände haben die Jungs von der PESA so ein Gürtelrangsystem erfunden, ähnlich wie beim Kampfsport. Ist irgendwo hier im Forum zu finden. Ich habe das früher für eine Spielerei gehalten, aber es kann nützlich sein. Ein Problem ist natürlich dass man dies nicht zu Beginn eines Gesprächs machen kann, evt. eher bei einer Anmeldung in einem Forum, o.ä.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 28.01.2024 | 11:48
Ist halt manchmal schwierig, wenn sich Leute aus unterschiedlichen Extremen über das gleiche Hobby austauschen wollen. Bin ja seit langer Zeit auch eher System Hopper und lese Literatur übers RPGen /SLen. Hatte mal nen Freund, der nur und intensivst DSA kannte und geleitet hat. Austausch war… schwierig. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redet und er keine, wovon ich redete.

Finde ich eher verwunderlich, da es neben dem besagten Unterschied auch mehrere Gemeinsamkeiten gibt: Der Freund ist auch Rollenspieler und SL (unterstelle dem Hexer so wie jedem Tanelorni mal, dass er zumindest Teilzeit SL ist/war).
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Sashael am 28.01.2024 | 12:02
Finde ich eher verwunderlich, da es neben dem besagten Unterschied auch mehrere Gemeinsamkeiten gibt: Der Freund ist auch Rollenspieler und SL (unterstelle dem Hexer so wie jedem Tanelorni mal, dass er zumindest Teilzeit SL ist/war).
Ich habe ein Auto und kann damit fahren. Mich trennen Welten von Nascar Racern und ihren Fans, die jedes WE damit verbringen, mit Anderen im Kreis zu fahren und/oder dabei zuzuschauen.

Bereits in den 90ern hatten einige AD&D-DMs Schwierigkeiten, sich mit manchen DSA-Meistern zu unterhalten, weil die komplette Herangehensweise ans Rollenspiel eine andere war. Welten- und Abenteuerbau vs. "Nachspielen" von vorgegebenen Abenteuern im offiziellen Kanon und Metaplot inkl. jeder Menge Meistertips, wie man den Zug auf der einen, der Sacred Railroad hält.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 28.01.2024 | 12:14
Ich habe ein Auto und kann damit fahren. Mich trennen Welten von Nascar Racern und ihren Fans, die jedes WE damit verbringen, mit Anderen im Kreis zu fahren und/oder dabei zuzuschauen.

Bereits in den 90ern hatten einige AD&D-DMs Schwierigkeiten, sich mit manchen DSA-Meistern zu unterhalten, weil die komplette Herangehensweise ans Rollenspiel eine andere war. Welten- und Abenteuerbau vs. "Nachspielen" von vorgegebenen Abenteuern im offiziellen Kanon und Metaplot inkl. jeder Menge Meistertips, wie man den Zug auf der einen, der Sacred Railroad hält.

Da stimme ich zu, es gibt schon sehr große Unterscheide nicht nur aber vielleicht speziell auch in unserem doch sehr breiten Hobby. Ich finde es trotzdem wünschenswert, wenn Menschen auf die Suche nach Gemeinsamkeiten gehen, anstatt Unterschiede zu betonen. Auch gesamtgesellschaftlich scheint mir die Suche nach Unterschieden statt Gemeinsamkeiten ein großes Problem (unserer Zeit). Daher habe ich den Beitrag des HeXers zum Anlass (!, ich meine nicht den HeXer sondern uns alle, mich eingeschlossen) genommen, auf das wohltuende Potential der Suche nach Gemeinsamkeiten hinzuweisen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: felixs am 28.01.2024 | 13:18
Ich finde es trotzdem wünschenswert, wenn Menschen auf die Suche nach Gemeinsamkeiten gehen, anstatt Unterschiede zu betonen.

Sehe ich zwar grundsätzlich ähnlich - was aber, wenn diese Gemeinsamkeiten schwer oder nicht zu finden sind?
Um das Ganze wieder innerhalb unseres Hobbys einzugrenzen: Was tun, wenn die gewünschte Spielweise so weit auseinanderliegt, dass das unterschiedliche Spiele sind? Was, wenn man Gemeinsamkeiten sucht und hauptsächlich Unterschiede findet?

Das hat durchaus was mit dem Thema zu tun, da ein nicht kleiner Anteil von Systemhüpferei vermutlich mit Unzufriedenheiten in der Spielweise, bzw. den Mitspielern, zu tun hat.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 28.01.2024 | 13:40
Sehe ich zwar grundsätzlich ähnlich - was aber, wenn diese Gemeinsamkeiten schwer oder nicht zu finden sind?
Um das Ganze wieder innerhalb unseres Hobbys einzugrenzen: Was tun, wenn die gewünschte Spielweise soweit auseinanderliegt, dass das unterschiedliche Spiele sind? Was, wenn man Gemeinsamkeiten sucht und hauptsächlich Unterschiede findet?

Dann ist das so. Der "Trick" scheint mir, nicht "fahrlässig" Gemeinsamkeiten zu übersehen. Wenn es keine (hinreichenden) gibt, ist es schade aber nicht zu ändern. Auch Anpassung hat halt ihre Grenzen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: HEXer am 28.01.2024 | 14:30
Och, ich fand es interessant, wie weit man in der Erfahrungswelt beim RPG auseinander sein konnte und trotzdem ein gemeinsames Hobby haben kann. Gemeinsamkeit muss ja nicht Gleichheit bedeuten. Und natürlich ist es schön, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, aber ich fand es auch schön, wie unterschiedlich dasselbe Hobby doch sein kann und wie unterschiedlich die "Bubbles" da sind. Ich finde Unterschiede eigentlich sogar bereichernder als Gemeinsamkeiten. DIe Unterhaltungen waren in dem Beispiel zwar sehr schwierig und in sich nicht unbedingt zielführend. Aber im Nachhinein war der Austausch schon bereichernd.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Marduk am 28.01.2024 | 15:43
Ich habe auch viel System gehoppt, weil ich immer auf der Suche nach dem Kompromiss war, zwischen dem, was ich mag und dem, was meine Spieler mochten. Heute pfeiff ich darauf. Wenn ich leite, wird das gespielt, was ich will oder jemand anderes leitet. Seitdem hoppe ich auch wesentlich seltener
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: flaschengeist am 28.01.2024 | 15:50
Ich finde Unterschiede eigentlich sogar bereichernder als Gemeinsamkeiten. DIe Unterhaltungen waren in dem Beispiel zwar sehr schwierig und in sich nicht unbedingt zielführend. Aber im Nachhinein war der Austausch schon bereichernd.

Schön, dass du es bereichernd fandest  :). Sowas nenne ich allerdings "Unterschiede im Gleichen".
Und das ist nebenbei bemerkt auch die Antwort auf die Frage, ob eher Unterschiede oder eher Gemeinsamkeiten andere Menschen interessant machen, die da lautet: Unterschiede im Gleichen ziehen sich an.

Wenn ich leite, wird das gespielt, was ich will oder jemand anderes leitet.

Das wird in meinem Dunstkreis ebenfalls erfolgreich praktiziert :d. Da der Spielleiter ohnehin die meiste Arbeit hat, halte ich es für besonders wichtig, dass die nicht noch unnötig durch ein für ihn suboptimales System vergrößert wird.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Maarzan am 28.01.2024 | 19:52
Zum Systemhoppen muss man ja überhaupt erst einmal Gelegenheit haben.
Ist ja oft schon schwierig genug eine Gruppe zusammen zu bekommen und dann noch für ein System, welches man nur mal antesten will (und selber noch nicht mehr als mal lesen kennt) ... . 
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Doc-Byte am 28.01.2024 | 19:57
Evtl. magst du deine Position ja noch etwas weiter detaillieren? Welches ist denn dein System der Wahl und warum bleibst du dabei?

Das ist eine überraschend komplexe Fragestellung. ;D Vielleicht war ein großer Faktor in meiner "Rollenspieler Karriere" einfach, dass ich über mehrere Jahre reiner Con-Spieler war. Und zumindest in Teilen habe ich auch gar nicht mein Lieblingssystem, sondern mein Lieblingssetting gefunden. Kennen gelernt habe ich Rollenspiele im Jahr 1993 mit Shadowrun und das ist unter den Verlagsprodukten über all die Jahre einfach mein Lieblingsrollenspiel geblieben. Ich hab dabei fast alle Editionswechsel mitgemacht. Von eins nach zwei und nach drei. Und die vierte Edition fand ich so gut, dass ich damals sogar für ein paar Jahre im Support Team von Pegasus war. Beim Wechsel auf die fünfte Edition bin ich allerdings nicht mehr aktiv mitgegangen, obwohl ich Teile davon gut fand. Das lag aber auch daran, dass es mit einem "SL-Burnout" zusammenfiel und ich dann auch nicht mehr auf Cons fuhr. Die sechste Edition steht bei mir im Regal, wurde aber ehrlich gesagt bisher nicht gelesen. Die alternativen Anarchy Regeln finde ich im Prinzip genial für bspw. Con Runden, nur leider etwas halbherzig umgesetzt.

Außer Shadowrun habe ich tatsächlich wenig aktiv gespielt. Zu Schulzeiten suchten wir mal etwas Abwechslung von Shadowrun und landeten für eine Weile bei Star Wars D6. - Und ich darüber später bei OpenD6, was ich bis vor ein paar Jahren als mein bevorzugtes System für eigene Settings sah. (Mehr dazu weiter unten.)

Später bin ich in einer Runde gelandet, die sich ausdrücklich als DSA4 Runde gegründet hat und wo ich einige Jahre dabei war. (Ich fand DSA4 bzw. 4.1 übrigens super, als es raus kam, auch wenn es später echt etwas ausufert.) Nach ein paar Jahren gabe es gewisse Umbildungen, ich habe aber weiterhin in einer DSA Runde gespielt und wenn wir mal Shadowrun eingeschoben haben, war die Zusammensetzung der Spieler idR leicht anders. Die Runde ist dann irgenwann wegen RL, Familie etc. eingeschlafen, aber mit DSA / Fantasy war ich da dann eh schon ziemlich durch, auch wenn ich später noch eine Weile beim offiziellen Briefspiel mitgewirkt habe.

Onlinespiel vor der Onlinespielzeit ist übrigens auch so ein Ding. Da hab ich auch schon ein paar Foren und Mail Runden durch. - Oder auch nicht durch, weil die meisten damals ja irgendwann eingeschlafen sind. ;) Neben dem besagten DSA Briefspiel auch hier vor allem Shadowrun und ein wenig Star Wars.

Die letzten Jahre hab ich mich dann auf die Entwicklung meines eigenen Rollenspiels zurückgezogen. Auch wenn die Grundidee schon aus dem Jahr 2011 stammt, nahm das ganze erst so Richtig Fahrt auf, als ungefährt 2019 rum mit equinox das Match-System in mein mein Leben trat. Ich hatte mich davor schon mit anderen potentiellen Regelwerken beschäftigt, darunter Savage Worlds und Traveller. - Selbst eine Übersetzung von OpenD6 hatte ich mal angefangen, dann aber aufgrund des Umfangs abgebrochen. Das Match-System war dann (kein Wortspiel beabsichtigt), der perfekte Match für mein Setting. Die Regeln haben mich überzeugt und die Creative Commons Lizenz ist natürlich perfekt und weitaus besser als alle OGLs und SRDs, die ich vorher in den Fingern hatte. - Und ja, ich könnte mit auch eine angepasste Version dieser Regeln sehr gut für Shadowrun vorstellen!

Letzten Endes ist meine Eigenentwicklung wohl auch der Hauptgrund dafür, dass ich neue System / Settings nur noch bedingt interessant finde, denn ich habe damit ja eigentlich genau das gefunden, was ich gerne spielen möchte. (Als Autor davon wird aber wohl der SL Job an mir hängen bleiben... :-\) Ich bin gerade vorsichtig dabei, auf Cons zurückzukehren, nachdem mein erster Anlauf 2020 von einer gewissen Pandemie gestoppt wurde.

Unabhängig davon finde ich einige andere Rollenspiele durchaus interessant. - Oder vielleicht muss ich auch hier sagen, dass es in 99% der Fälle tatsächlich um das Setting geht. Aber aus bekannten Gründen sind die Preise in den letzten Jahren explodiert und ob ich mir für ~50€ ein Buch in den Schrank stelle, obwohl ich eh schon keinen Platz für irgendwelche Neuanschaffungen mehr habe, von denen ich weiß, dass ich sie vermutlich eh nie spielen werde, da ich gar keine feste Runde habe und aktuell auch gar nicht suche, überlege ich mir dann halt echt zweimal. Mir fehlt aber auch mehr und mehr die Konzentration, mich in neue Regel einzulesen. Selbst von Shadowrun habe ich längst nicht alle gelesen / verinnerlicht. - Aber, um den Bogen zu schlagen, wenn ich mal wieder auf eine Con fahren sollte und ich dann nicht gerade mein selbst gebautes Rollenspiel anbieten sollte, würde ich auch heute noch zu einer Shadowrun Runde wohl nicht nein sagen und die Regeledition wäre mir mittlerweile sogar relativ egal, auch wenn ich persönlich eine fiktionale Version 4.5 oder aber "Anarchy 2.0" bevorzugen würde.

Abschließend kann ich vielleicht noch ergänzen, dass meine lange und abschnittsweise intensive Zeit auf Cons sicher mit dazu beigetragen hat, dass ich auch Hausregeln bspw. nicht sonderlich mag, weil sie Probleme bei wechselnden Gruppenzusammensetzungen erzeugen. Ich spiele vorzugsweise grundsätzlich by-the-book und handwedel dann situativ. (Klingt das jetzt schon wieder nach einem Gegensatz? ~;D) Entsprechend hab ich dann auch nie ernsthaft überlegt, mein Lieblingssetting mit alternativen Regelwerken zu bespielen, weil es auf Lasten der Kompatibilität mit anderen Spielern geht und ich ja, wie gesagt, nicht in einer langjährigen, festen Runde spiele, mit der so was sicher viel einfacher ginge. (Außerdem mochte ich die 4. Edition wirklich gerne. 8])

Das alles kann man jetzt von mir aus als eingeschränkt sehen, aber ich vermisse aktuell nichts. Ich nehme andere Regelwerke und Settings durchaus zur Kenntnis und finde manches auch spannend und interessant, aber am Ende des Tages läuft es für mich einfach darauf hinaus, dass ich das für mich passenste Rollenspiel schlicht gefunden (Shadowrun) bzw. selbst geschrieben (Star Reeves) habe. Das heißt ja nicht, dass sich daran nie etwas andern wird, aber momentan bin ich rundum versorgt und darauf fokussiert, meiner Selbstentwicklung den finalen Schliff zu verpassen und damit dann wirklich auf wenigstens ein paar Cons in diesem Jahr zurückzukehren. Damit wäre ich aktuell schon sehr zufrieden. :)
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: aikar am 28.01.2024 | 20:56
Klingt für mich so, als hättest du deine Experimentier-Phase bis 2019 gehabt, hast zu einem Ziel gefunden, wo du dich wohl fühlst (Match-System), und bist dann dort geblieben.
Also eigentlich recht ähnlich zu dem, wo ich jetzt mit D&D5 stehe.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Sphinx am 28.01.2024 | 21:44
Mein System hopping Werdegang sieht so aus:
Ich hab längere Zeit DSA gespielt. Nebenher aber X Systeme ausprobiert und getestet und kein so richtig gut beherrscht. Dann ging mir DSA so auf den Koffer das richtig genervt war, und in dem Moment hab ich an einem DnD5e Oneshot teilgenommen. Das hat mir so gefallen das ich das System Hopping erst mal eingestellt habe und mir gesagt hab. Jup jetzt geh ich all in bei DnD bis ich es richtig drauf hab.
Jetzt hab ich es ausreichend drauf gehabt mit DnD. Aber es ging mir auch schon langsam auf den Koffer mit seinem Macken die es hat. Also hab ich nebenher andere Systeme getestet und auch wenn ich DnD noch als Haupt System angesehen hab hier und da andere Oneshots geleitet. Dann kam der OGL kram + die größere DnD Kampagne am Ende angekommen + Die System Macken hab mich mittlerweile super an genervt.  Also hab ich alles was es an gut aussehenden Systemen gibt gekauft und gelesen. Von sehr DnD nahen bis zu freieren Systemen. So richtig gut hat mir keins gefallen. War dann richtig heiß auf DC20, aber braucht länger als erhofft (aktuell Alpha Version) um es für meine Runde zu verwenden.
Dann bin ich auf Pathfinder 2 gestoßen was viele von meinen großen nerv Punkten von DnD ausmerzt. Hatte ich mir nur nie angeschaut wegen den Taking20 Vidoes (die nicht sonderlich akurat sind, aber ein schlechtes licht aufs System geworfen haben). Ich muss sagen ich bin bis jetzt (halbes Jahr Spielen wir es jetzt) erst mal voll zufrieden mit dem System. Und ich werde erst mal dabei bleiben für die Hauptrunden, evtl. hier und dort mal ein Oneshot mit was anderem Simpleren.
Sonst ware ich jetzt auf DC20 bis es fertig ist und werde es dann Testen ob es PF2 ablösen wird.

TLDR: Ich hab für mich festgestellt das es sich lohnt ein System aus dem FF zu kennen.Die Regeln zu wissen wie der Hase läuft. Was auch heißt das ich nicht so schnell ohne guten Grund das System wechsel. Aber nach ein paar Jahren wird alles Schaal und frischer Wind tut mir definitiv gut. Trotzdem ist für Regelleichte Systeme ein kleiner Teil meines DM Hirns offen :)
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: felixs am 29.01.2024 | 06:56
Da der Spielleiter ohnehin die meiste Arbeit hat, halte ich es für besonders wichtig, dass die nicht noch unnötig durch ein für ihn suboptimales System vergrößert wird.

Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt.

Trotzdem wird es vielleicht keine Zufriedenheit geben, wenn jemand von den Spielern das System nicht mag. Habe ich schon mindestens zwei Mal so erlebt.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Ludovico am 29.01.2024 | 09:08
Ich hab bisher immer eher neidisch auf jene geschaut, die ein System spielen und allenfalls noch in der Edition voranschreiten und das dann auch mit ihrer eingefleischten Runde.

Ich selber versuche vom Systemhopping loszukommen, was mich leider nicht davon abgehalten hat, immer neue Sachen zu kaufen, die nun im Schrank verstauben, von denen ich mich aber auch nicht trennen mag.

Aber es ist besser geworden... viel besser.
Das Problem, was ich insbesondere bei mir erkannt habe, war die Frage nach immer etwas neuem, besseren und das schon kurz nach dem ich ein neues Spiel angefangen habe.
Somit blieb ich also nur an der Oberfläche, wurde schnell gelangweilt (vor allem, wenn ich etwas neues gefunden habe)... Das hat leider einen schnell unmotivierten SL und wechselnde Gruppen zur Folge.

Noch wesentlich fataler finde ich, dass ich keine epischen positiven Erlebnisse mehr vorweisen konnte.
Ihr kennt das doch, wenn man sich alte Geschichten aus den Runden erzählt, wie der BBEG fertiggemacht wurde und wie geil der Plot war oder was der und der Charakter gemacht hat.
All das ist mir durch dieses Systemhopping flöten gegangen, denn es fehlte die Zeit für solch epische Momente, die meines Erachtens nur auftauchen, wenn man längere Zeit mit den selben Leuten das selbe Spiel spielt.

Mittlerweile ist es aber besser geworden und ich hab etwas Struktur in mein Rollenspielleben gebracht.

Aber unter'm Strich bin ich immer noch neidisch, auf die Leute, die DnD5 seit Erscheinen spielen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Freeport am 29.01.2024 | 10:16
Ich habe viele Jahre lang auch viele verschiedene Systeme gespielt und geleitet, das war vor allem DSA 1.0 und 2.0 und Shadowrun 1.0 (was euch sagt, wie lange das her ist :D), später dann auch Megatraveller, Battletech, Deadlands und noch vieles mehr. Schon früh war es aber in unserem relativ kleinen Rollenspielerkreis so, dass es immer irgendetwas gab, was uns gestört hat - Regeln, Details im Szenario etc. pp. Und deswegen haben wir irgendwann angefangen ein eigenes Szenario und Regelsystem zu schreiben. Das wurde unser Haussystem und über die Jahre habe ich es immer weitergestrickt. Je mehr Arbeit ich in Outsiders gesteckt, umso weniger war ich an anderen Systemen interessiert, so dass ich, als dann wegen Job und anderen Faktoren auch die Zeit immer knapper wurde, eigentlich nur noch mein eigenes System geleitet habe. Ich habe immer wieder in andere System reingeschaut, auf Cons z.B. immer was Neues ausprobiert, aber so richtig überzeugen konnte mich dann nur Engel, letzten Endes das einzige System nebem meinem, dass ich noch im Regal stehen habe.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: Quaint am 29.01.2024 | 11:08
Naja, je nachdem wieviel man Rollenspielt, kann man auch Hopping und relative Treue verbinden. Ich hab halt 4 wöchentliche Runden + gelegentliche Nebenprojekte. Und da geht es dann schon, z.B. 10+ Kampagnen DnD 5 gespielt zu haben (die erste noch mit Basic Rules weil das Player's Handbook auf sich warten ließ) und es auch gut kennengelernt zu haben, aber eben auch noch andere Sachen gemacht zu haben und immer auch mal was auszuprobieren.
Insgesamt zähle ich mich aber auch eher zu den Hoppern und Ausprobierern. Selbst bei bei selbstgemachten Systemen (von denen ich schon mehrere erarbeitet habe) ist es so, dass ich auch nicht immer nur das spielen möchte. Auch wenn es manchmal schön ist nach etwas Abstand wieder zu einem gewohnten System zurückzukehren. Das ist ein bißchen wie nach Hause kommen.
Titel: Re: Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung
Beitrag von: tartex am 29.01.2024 | 11:52
Ich hab bisher immer eher neidisch auf jene geschaut, die ein System spielen und allenfalls noch in der Edition voranschreiten und das dann auch mit ihrer eingefleischten Runde.

Ich selber versuche vom Systemhopping loszukommen, was mich leider nicht davon abgehalten hat, immer neue Sachen zu kaufen, die nun im Schrank verstauben, von denen ich mich aber auch nicht trennen mag.

Systemhopping ist auch relativ. Ich sehe mich selbst als Hopper, aber das hindert mich nicht daran Kampagnen mit mehr als 50 Sessions und über einige Jahre zu spielen.

Hätte ich Lust bis an mein Lebensende an ein System zu binden, mich zu knechten, usw.? Sicher nicht. 3 oder 4 Jahre reichen mir eigentlich und daneben noch einiges an One Shots, falls zu viele Leute ausfallen, oder wenn Leute mal Rollenspielen testen wollen. Und wenn ich ein System nach einem Jahr schon mühsam finde, überlege ich auch die Kampagne mit was anderem weiterzuleiten - und verkaufe den Spielern andere Regelsysteme auch schon mal als Traumreisen.

Das echte Problem habe ich eher mit Romanen. Kaum habe ich die ersten 5 Seiten gelesen, habe ich schon 1000 Ideen welche 10 Bücher ich als nächstes lesen muss. Die Verantwortung gebenüber dem Rest der Gruppe hält mich bei den Rollenspielen auf Linie. Als Spielleiter pfeffere ich halt manchmal die erwähnten Traum-Sessions mit anderen Systemen rein. Und wenn mich ein anderes Setting packt, versuche ich da einfach die Elemente, die mich kondensiert am meisten interessieren, ins nächste Abenteuer einzubauen. Die Übersetzung eines Genres ins andere schaltet of unverbrauchtes frei.