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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Stahlengel am 12.01.2006 | 17:54

Titel: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Stahlengel am 12.01.2006 | 17:54
Ausgangspunkt:
Die Spielerin wünscht sich ein Soloabenteuer für ihren neuen Lieblingscharakter, einen Vampir (s.u.). So weit so gut, ihre Wünsche werden grob notiert, um sie in dem Abenteuer unterzubringen.

- Der Charakter soll zu Beginn des Abenteuers verschleppt werden
- Char will den Weg nach Hause irgendwie zurückfinden.
- Spielerin will für den Char neue Bekanntschaften machen und unbekanntes Gebiet erforschen

Wir spielen systemlos.

Der Charakter:
Der Charakter ist ein etwa 25-jähriger Vampir. Sein geistiges Alter liegt schätzungsweise bei ca. 16 Jahren. Er hat einen Schock vom Tod seiner Mutter, unter seinem Eigenen leidet er auch noch (ein Unfall). Er ist unglaublich schön und hat große, schwarze Augen und langes, schwarzes Haar. Desweiteren hat er ein eidetisches Gedächtnis und kann photorealistisch malen und zeichnen. Er ist liebenswert, sanft und weckt in allen einen Beschützerdrang. (Sollte zumindest laut Aussage der Spielerin.) Des weiteren hat er einige Mutationen (zusammengewachsene Finger etc.), die er keinem zeigen will.

Die Problematik:
Das Abenteuer beginnt und schon bald wird halbwegs klar, der Charakter muß durch das Spiel geschliffen werden. Er antwortet z.B auf Fragen der NSC, stellt jedoch selbst keine. Sieht den NPC zu, wie sie für ihn Tasks lösen (nachdem alle Hinweise nicht funktionierten) bleibt dabei jedoch völlig passiv.
Bei sich nähernder Gefahr flieht der Charakter oder versteckt sich hinter anderen.

So einmal im Groben. Später kann ich mehr dazu schreiben, mit Textbeispielen.
Habt ihr sowas auch schon einmal gehabt?
Gibt es Ansatzpunkte, wie man mit diesem Spielstil als SL umgehen kann, oder den Spieler zur besseren Kooperation aufrufen? (Ich habe es schon mit Outtime-Erklärung versucht, aber das hat nichts gefruchtet - sie versteht meinen Standpunkt nicht.)

Ich würde wirklich gern für sie leiten, aber im Moment geht es eher in die Richtung 'bespaßen'  denn 'Spielleiten'. :-\ Ideen?
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Wodisch am 12.01.2006 | 18:23
Wie wäre es, für diese (Nicht-)Spielerin Aktionskarten vorzubereiten?
Mit der Vorgabe, mindestens so-undsoviele innerhalb eines Abends oder einer Stunde einzusetzen?

Die Karten selber können ja recht einfache Anweisung enthalten:
- Sieh Dich im nächsten Zimmer um
- übernimm die nächste Aufgabe
- Hilf dem Character/Spieler rechts von Dir

Würde sie sowas annehmen?
Auch wenn das für Dich erstmal eine Menge Extrarbeit wäre - eventuell kannst Du die Karten ja später im Spiel auch für die anderen einsetzen (wenn Ihr systemlos spielt, könnt Ihr ja so einen Mechanismus ausprobieren)...
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Edorian am 12.01.2006 | 23:54
Wenn sie ein Solo für sich will, sollte ihr klar werden, dass es nicht nur dein Job ist, ihr vorzulesen. Dazu braucht es kein RPG. Ich nehme mal an, dass sie bereits Erfahrung hat im Rollenspiel? Dann würde es sich anbieten, einfach eine SItuation zu beschreiben und dann zu warten. Ist bestimmt schwer, aber so wird ihr aufgehen, dass sie schon selbst aktiv werden muss.

Generell finde ich sowas sehr unfair gegenüber dem SL. Man macht sich die Arbeit ja nicht, weil man soviel Freude daran hat, sondern um zusammen mit den Spielern eine gute Zeit zu haben. Und gerade bei einem Soloabenteuer erwarte ich eine ordentliche Portion Motivation vom Spieler!
Du sagtest, es sei ihr neuer Lieblingschar. Bist du denn der Meinung, dass sich der Aufwand lohnt oder steht zu befürchten, dass sie nächste Woche schon wieder etwas anderes gefunden hat? Sowas ist mir noch nicht passiert und ich kann auch gut darauf verzichten. Kein Punkt für die Dame soweit  :q
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Nelly am 13.01.2006 | 00:07
Mmm auf diese Art und Weise hatten wir das noch nicht Edorian, aber so ähnlich haben wir es. Einer unserer Spieler fühlt sich recht benachtteiligt da wir einen dabei haben der die Regeln der Kunst soweit biegt das er immer den Überpower Char hat. Der andere Spieler denkt das er gegen diesen Charakter keine Chance hat und bleibt absolut Passiv. Er tut einfach nichts um sich ins Spiel einzubringen und sitzt den Abend auch stumm da wenn es sein muss. Er lässt die anderen Charaktere handeln und läuft mit.

Er sieht einfach keinen Grund sich einzubringen da der Rest es ja schon macht.. allerdings könnte er viel mehr Spaß haben wenn er sich einbringen würde..

Wie sieht es denn bei der Spielerin aus, ist sie denn selbst zufrieden mit der Situation oder merkt sie das da was nicht stimmt?
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Edorian am 13.01.2006 | 00:47
@Nelly: Es ist aber ein Unterschied zwischen (vermeintlich) zur Passivität verdammten Spielern, aus welchen Gründen auch immer passiven Spielern in Gruppen und passiven Spielern bei speziell für sie gestrickten Abenteuern. Die Gruppe kann man zurechtrücken und den passiven Elementen den einen oder anderen Stoß geben (bzw. mit Engelszungen drauf einreden).
Bei einem Solo... siehe oben.

Benimmt sich die Dame, wenn sie denn in einer Gruppe mitspielt, ähnlich "zurückhaltend"? Wenn ja, dann tu dir selbst einen Gefallen und lass es. Du bekommst davon wahrscheinlich nur schlechte Laune und bist sauer auf sie.
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Lord Verminaard am 13.01.2006 | 10:06
Hm. Ich sehe das ähnlich wie Edorian: Die Spielerin will von dir unterhalten werden. Wahrscheinlich ist das beste, was du machen kannst, die Märchentante: Denk dir eine interessante Geschichte aus, die dem Charakter passiert, und lass sie dann passieren. Die Spielerin darf aufs Stichwort mal kurz sagen, was ihr Charakter tut, aber was er tun würde, war sowieso schon klar. Sie will wahrscheinlich gar nicht, dass der Charakter „durch das Spiel geschliffen wird“. Sie will sich einfach nur ihren wunderschönen Charakter und die wunderschönen Bilder die er malt vorstellen, wie in einem Traum.

Wenn ich du wäre, hätte ich darauf überhaupt keinen Bock. Das ist ja mein altes Lied.

Mal angenommen, die Spielerin wäre doch bereit, ihren Charakter durch das Spiel „schleifen“ zu lassen. Dann musst du sie aus der Passivität heraus prügeln. Wie macht man das? Mit Bangs:


Na ja, nur so ein paar Ideen.
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Sara Pink [DA] am 13.01.2006 | 10:14
Ich finde diese Diskussion schon allein deswegen sehr irritierend, weil ich meinem SL niemals sagen würde, was ich in einem Solo-Abenteuer alles erfahren möchte. Ist das bei Euch so üblich?
Denn das lässt wirklich darauf schliessen, dass sie nur eine Geschichte hören möchte.

Wenn nicht, dann bin ich bei solch passiven Menschen immer überfragt. Sorry!
Ich versuche es zwar zu handhaben wie Vermi, aber früher oder später bete ich ihnen eben doch vor was passiert, oder sie sterben *hüstel*
Titel: Re: Leitstil-Hilfe für „Mary Sue“ Charaktere?
Beitrag von: Crujach am 22.01.2006 | 13:39
Fang an weiter zu spielen und lass Sie in Szenen kommen wo sie selber entscheiden und handeln muss - lass sie allein sein und keine NPCs dabei haben die Aufgaben für sie selbst lösen
- lass ihr die chanche selbst etwas zu machen und
- sei nicht vorschnell indem du ihr NPC schickst die alles für sie tun.

Zwing sie dazu auf sich allein gestellt Aufgaben zu lösen.

Ich find es bei "Systemlosem" Spiel immer etwas schwer so etwas zu tun... es kommt mir vor als seist du der "Märchenerzähler" und sie deine Zuhörerin. ::)
Wie erfahren ist sie im Rollenspiel?
Spielt sie immer schweigsame/zurückhaltende Charaktere?
Wie verhält sie sich in der Gruppe?
Warum spielt ihr systemlos? Vielleicht braucht sie mehr anleitung für das Sytemlose System was ihr spielt und sie ist unsicher wie sie sich dort verhalten kann/darf.