Die Oscars sind komisch... Klar... Wenn ein Film wie Titanic oder Herr der Ringe den Oscar für die besten Spezialeffekte bekommt, dann wundert mich das eher weniger. Nichtsdestotrotz gibt es immer mal wieder Oscars, die in meinen Augen einfach an die falschen Leute gehen. Mal im Ernst... Russel Crowe in “Gladiator” als besten Schauspieler zu küren ist irgendwie albern. Viel mehr als bedeutungsschwanger in die Gegend zu gucken, immer mal wieder zu grunzen und mit eingeöltem Bizeps durch die staubige Arena zu hüpfen hat der doch nicht gemacht, oder? Da hätte man doch auch unserem “Dschörmän Glädiäta” Ralf Möller so ein goldenes Figürchen in die Hand drücken können. Und ich kann mich zwar nicht mehr erinnern, was in dem Jahr noch so an Filmen rauskam, aber wenn Gwyneth Paltrow in “Shakespeare in Love” als beste Hauptdarstellerin gekürt wird, kanns ja echt nicht dolle gewesen sein.
Naja... Kommen wir mal zum Punkt. “No country for old men” hat in diesem Jahr 4 Oscars gewonnen. Verdient? So richtig sicher bin ich mir da nicht.
Das Ganze spielt in Texas (wo’s sehr nette Wüstenaufnahmen zu sehen gibt), wo eine mehr oder weniger durchschnittlich intelligente Variante des Marlboro-Manns mit Schnauzbart und miesem Einkommen mitten in der Wüste einen Haufen toter Leute nebst einer Wagenladung Drogen und einem Koffer voll Geld findet. Er krallt sich natürlich die Kohle, womit der eigentliche Besitzer nicht so hundertprozentig einverstanden ist und einen Killer engagiert, der das Geld zurückholen soll. Ein bissl komplizierter isses schon noch, aber so im groben wäre die Handlung damit schon erklärt. Der Marlboro-Mann rennt mit dem Geldkoffer weg, der Killer (dessen Friseur einen Oscar verdient hätte!) verfolgt ihn und bringt auf dem Weg alle Leute um, denen er begegnet.
Unterhaltsam ist der Film auf jeden Fall, denn selten sieht man so viele skurrile, aber trotzdem irgendwie realistische Charaktere auf einem Haufen. Gut gespielt ists auch. Ich fühlte mich am Ende lediglich ein bissl um eine Auflösung betrogen, denn ich hatte irgendwie noch einen total cleveren Clou erwartet (“Luke, ich bin Dein Vater!”), der aber weitgehend ausblieb. (“Luke, ich bin der Schwippschwager vom Bruder Deines Bankberaters.”) Hmmm...
Wer “Fargo” mochte, wird auch “No country for old men” mögen, denn die beiden Filme sind von der Art – sowohl was die Geschichte als auch die Machart angeht - sehr ähnlich. Mir hats gefallen. Allerdings hätte ich wohl nur 2 Oscars verteilt. (Beste Regie und bester Nebendarsteller)
Die teilweise doch witzigen Dialoge und Charaktere wie Woody Harrelsons Kopfgeldjäger lockern den Film lange Zeit doch sehr auf.
Witzig, wie die Wahrnehmung voneinander abweichen kann - für mich war gerade Harrelsons Charakter ein ziemlicher Stilbruch.
So richtig trostlos sind nur die letzten 20 Minuten, die meines Erachtens nicht nur stilistisch, sondern auch vom Fokus (Hauptperson war 100 Minuten lang der Vietnam-Veteran mit dem Geldkoffer, am Ende auf einmal der Sheriff) einen ziemlichen Bruch darstellen.
Den stilistischen Bruch sehe ich da echt nicht. Die Verschiebung des Fokus dagegen natürlich schon - und fand sie geil.
Gerade, daß Llewelyn so unvermittelt stirbt und das nur so nebenher "abgetan" wird, als wäre er völlig unwichtig und als hätte man nicht den kompletten Film über mit ihm mitgefiebert finde ich zum Beispiel klasse. Ist erstens etwas, womit die Erwartungshaltung des Zuschauers komplett durchbrochen wird (was viele gar nicht mögen), und unterstreicht zum anderen die Sinnlosigkeit. Llewelyn stirbt ja nicht mal durch Cigurhs Hand, sondern durch puren Zufall. Naja, Zufall ist das falsche Wort - er stirbt durch eine Fraktion, die man als Zuschauer gar nicht mehr auf der Rechnung hatte.
Ich fand diesen krassen Perspektivwechsel eigentlich sehr passend.