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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Michael Jungnickl am 2.02.2009 | 23:57

Titel: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Michael Jungnickl am 2.02.2009 | 23:57
Hallo,

immer wieder frage ich mich, ob Fantasy Rollenspieler überhaupt in einer fantastischen Welt mit fantastischen Spezies spielen möchten.

Beispiel:
Der Spieler des Diebes fragt, ob der Mond am Himmel steht, damit er in der Nacht etwas sieht. Meine Rückfrage als Spielleiter: Welcher Mond? Dein Charakter ist nicht auf der Erde.

Beispiel2:
Auf den Forum für DSA meldet sich jemand und will doch unbedingt nur menschliche Völker im südlichen Kontinent, weil dies eben auch alle Leute in einem anderen Forum so wollen.

Meine zwei Fragen an euch:

Reicht es euch wirklich aus, dass ihr nur Zwerge, Elfen, Gnome, Halblinge und Dopplinge sorry Menschen spielt? Meine bisherige Erfahrung ist, das Mädels gerne Feen und Katzen und Jungs gerne auch mal Rattenmenschen spielen. Wo aber bleiben die dunklen Völker (wenn nicht böse), die mystischen, die aus anderen Spären (Dämonen, Meer, Luft) und die Untoten und die Insekten?

Wollt ihr nur in einer Welt spielen, die auch die Erde sein könnte, im Mittelalter plus eine Portion Magie? Vielleicht sogar eine, die wie Mittelerde eigentlich identisch zu Mid-Gard ist, und nichts weiter ist als eine Erde mit neuer Aufteilung in Landmassen und Nationen? An Yggdrasil allein hängen acht Welten; unsere Galaxie hat mehr als 200.000.000.000 Sonnensysteme. Und es gibt nochmals mindestens so viele Galaxien. Und Magie bringt alles nochmals voran, was schöpferische Gestaltung betrifft.

Das wesentliche schöpferische Element im Fantasy Rollenspiel scheint sich jedoch auf das obligatorische neue Monster zu beschränken, damit es nicht gar zu langweilig wird.

Ich freue mich auf eure Meinung!

Tschüß
Michael
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Waldviech am 3.02.2009 | 00:17
Ich denke mal, Alexei hat da schon ein paar richtige Punkte angesprochen. Allerdings ist das, denke ich, nicht alles:
Zum Einen liegt die Phantasielosigkeit von klassischer Fantasy in einem recht banalen Grund: "klassische" EDO-Fantasy hat sich als gut verkaufbar erwiesen, also wurde sie oft wieder aufgewärmt und kommt in etlichen im Grunde wenig differierenden Versionen daher. Zum anderen sorgt gerade diese relative Phantasielosigkeit dafür, daß die klassische Fantasy so oft bespielt wird. Die gängigen Klischees sind derart eingefahren und bekannt, daß man sich schnell reinfindet. Da Systeme wie DSA, Midgard, Arcane Codex usw. im Grunde auf reiner Konventionsanwendung basieren, kann man schnell losspielen, ohne sich allzu viele Gedanken um die Welt zu machen.
(Bevor man hier jetzt allerdings nur der Fantasy den "Schwarzen Peter" zuschiebt: andere gängige RPG-Genres funktionieren nach praktisch dem selben Muster, nur das es sich um andere Konventionen und Klischees handelt. In vielen Pulp-RPGs wird das sogar offen zugegeben.)

Zitat
Fantasy-Fans wollen nicht mit ausgeklügelten Fiktionen konfrontiert werden, sondern mit dem Gefühl der superstarke Überfighter zu sein oder die tolle Elfenbogenschützin.
Hier würde ich dir allerdings wiedersprechen wollen. Schau z.b. nur mal in einschlägige DSA-Foren. Die (mehr oder weniger ;) )ausgeklügelte Fiktion Aventurien und die "aventurische Stimmung" wird da mehr als ernst genommen, ernster vermutlich, als Aventurien weiland von den Autoren genommen wurde. Wie oben beschriebene Charakterkonzepte, die auf bloßer "Coolness" basieren, sind da geradezu verpöhnt.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Greifenklaue am 3.02.2009 | 00:27
Zitat
Beispiel:
Der Spieler des Diebes fragt, ob der Mond am Himmel steht, damit er in der Nacht etwas sieht. Meine Rückfrage als Spielleiter: Welcher Mond? Dein Charakter ist nicht auf der Erde.
Viele reale Planeten wie diverse Fantasywelten haben einen oder mehrere Monde? Berechtigte Frage, falsch formuliert?

@EDO-Fantasy: Es gibt dochauch deutlich abgefahrene Fantasywelten. Talislanta, Prost / Pyramos, Spelljammer,Planscape, auch Myraranor. Noch mehr. Aber erfolgreich sindeigentlich immer typische Fantasywelten: Aventurien, Vergessene Reiche, Midgard, ich denke auch Earthdawn, Arcane Codex, Eberron würdest Du da letztlich reinzählen!?
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Waldviech am 3.02.2009 | 00:34
Arcane Codex auf jeden Fall ! Bei Earthdawn und Eberron sind wir schon einen kleinen Schritt weiter. Die gängigen Standart-Klischees sind verbreitet und bekannt, also kann man sie abwandeln und "parodieren", um einen ungewöhnlichen Twist zu erzeugen (wie etwa die Pulp- und Noir-Elemente in Eberron). Allerdings sind diese Twists nicht so radikal, als das man völlig mit den alten Konventionen brechen würde.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Village Idiot am 3.02.2009 | 00:59
Entscheident finde ich auch die Wichtigkeit von phantatischen Details, wenn es in der Welt 13 Monde hat oder der Tag 25 Stunden lang ist oder das Jahr 14 Monate (am besten noch mit so dollen Namen wie Pah'kor, Scha'sch'lic usw. ;)) und das alles überhaupt keine Relevanz jenseits von "Ist halt ne Fantasywelt" hat, dann kann und will ich es niemanden übelnehmen, daß er sich da nicht für interessiert bzw. sich nicht reindenkt.
Wenn aber in der 25. Stunde außerordentliche Dinge passieren, die Mondphasen einen großen, vorallem für die Spieler auch wirklich spürbaren, Einfluss auf die Welt bzw. die Wesen haben, dann ist es erst wirklich interessant.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: 1of3 am 3.02.2009 | 01:46
Reicht es euch wirklich aus, dass ihr nur Zwerge, Elfen, Gnome, Halblinge und Dopplinge sorry Menschen spielt? Meine bisherige Erfahrung ist, das Mädels gerne Feen und Katzen und Jungs gerne auch mal Rattenmenschen spielen. Wo aber bleiben die dunklen Völker (wenn nicht böse), die mystischen, die aus anderen Spären (Dämonen, Meer, Luft) und die Untoten und die Insekten?

Vampire waren mal ziemlich erfolgreich oder? Dämonen oder Halb-Dämonen kann man auch in diversen Spielen spielen, genauso wie elementar angehauchte Viecher.

Insekten-Viecher gibts bei D&D, aber die hab ich noch nie im Spiel gesehen. Vermutlich ist es etwas schwer sich da reinzuversetzen.


Zitat
Beispiel:
Der Spieler des Diebes fragt, ob der Mond am Himmel steht, damit er in der Nacht etwas sieht. Meine Rückfrage als Spielleiter: Welcher Mond? Dein Charakter ist nicht auf der Erde.

Welchen spielerischen Wert hat dieses Fehlen des Mondes? Das frag ich mich.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Zornhau am 3.02.2009 | 01:47
immer wieder frage ich mich, ob Fantasy Rollenspieler überhaupt in einer fantastischen Welt mit fantastischen Spezies spielen möchten.
...
Wollt ihr nur in einer Welt spielen, die auch die Erde sein könnte, im Mittelalter plus eine Portion Magie?
Nicht nur, aber auch.

Vor allem mag ich die "vielen, vielen, bunten Fremdrassen" nur in typischer D&D-like Fantasy.

Wenn ich aber an Fantasy denke, dann denke ich ZUERST an Elric, an Conan, an Fafhrd und den Grey Mouser, an Cugel, und dergleichen. - Tolkien und dessen Nachahmer sind zumindest für mich keine Vertreter, die MEINE Vorstellung von Fantasy geprägt haben. Ich hatte schon jede Menge Moorcock, Leiber, Howard, usw. gelesen, bevor ich mir den Herrn der Ringe hergenommen habe.

Ich will daher im Rollenspiel die für mich beeindruckenden HELDEN sehen. Diejenigen, die kraft ihres eigenen Willens, ihrer eigenen Entschlossenheit zum selbstgekrönten König werden. Diejenigen, die mächtigste Zauberer, intriganteste Priester, ja selbst Götter in die Knie  zwingen, nur um am Ende ihrer Heldentat alle Beute für Huren, Drogen und Alkohol komplett zu verprassen. Diejenigen, die sich mit unaussprechlichen, bösartigen Mächten einlassen, um damit das in ihren Augen Richtige zu tun, und die daran kläglich scheitern, aber so, daß man bis zur letzten Sekunde mitfiebern kann.

Fantasy-Rollenspiel ist für mich WEDER ein pseudo-mittelalterliches Setting mit Magiern und Monstern, noch ist es eine Ansammlung von Mutanten mit spitzen Ohren, Verwachsenen, Kleinwüchsigen und anderweitig Geschädigten.

Fantasy-Rollenspiel ist der Mensch gegen die Natur, gegen die Welt, gegen Übernatürliches und - vor allem! - GEGEN SICH SELBST!

Die wilden, gewalttätigen, zügellosen Welten, in denen man sich einen Dreck um geographische Präzision, einen Dreck um korrekt umgesetzte Dreifelderwirtschaft, einen Dreck um authentische Abtritt-Simulation schert, das sind die FANTASIE-Welten, in denen die PHANTASIE und das PHANTASTISCHE einen Spieler mit einem Elan in einen Zustand der Spielfreude versetzen kann, der alle lahmarschigen Mittelalter-Reenactment-plus-Magie-Settings und alle Plastik-McFantasy-D&D-like-Settings weit abgeschlagen hinter sich läßt.

Das wesentliche schöpferische Element im Fantasy Rollenspiel scheint sich jedoch auf das obligatorische neue Monster zu beschränken, damit es nicht gar zu langweilig wird.
Du mußt, so mein Eindruck, ganz DRINGEND mal wirklich packende Fantasy OHNE das Monster der Woche und OHNE "Aliens" mit Junkie-Blick oder schottischem Akzent und OHNE dreistündige Einkaufsszene in perfektem Mittelhochdeutsch spielen.

Spiel mal so etwas wie Barbarians of Lemuria, Stormbringer oder ähnliche Rollenspiele. - Da sieht man gleich, was dort das "wesentliche schöpferische Element" ist: INTERESSANTE MENSCHEN als Gegenspieler, Verbündete, Geliebte, Verräter, usw.

Klar, man kann diese auch hinter einem Zwergenfusselbart verstecken. - Aber warum sollte man? - Was sagt denn "ach ja, und der eben beschriebene Reisende ist übrigens ein Zwerg" aus, was dem Phantastischen der gesamten Szene irgendwie weiterhilft.

Ich spiele ja viele auf Savage Worlds konvertierte D&D-Szenarien. Bei der Conversion "kürze ich raus". Ich lese von einem Halbelfen, der einen Laden führen soll. Warum ist das kein Mensch? Das Szenario gibt mir KEINEN EINZIGEN Grund dafür. *schwupps* In meiner Version ist das jetzt ein Mensch!

Fremdrassen KANN man verwenden. - Wenn man das inflationär macht, dann verlieren sie den Reiz des Fremdartigen und werden zum Gewöhnlichen. Dann kann man sie auch gleich weglassen, da sie eh KEINEN UNTERSCHIED mehr machen.

Ausnahmen gibt es tatsächlich. Wer auf Glorantha spielt, der weiß, wie ANDERS dort die unter den üblichen Bezeichnungen laufenden Elfen, Zwerge, usw. sind. Und in dieser Welt ist es KEINE FRAGE auch ganz andere Völker zu spielen. - Warum? - Weil man hier eine wirklich ENGE Einbettung in die Kultur bekommt. Man spielt seinen Charakter auf Glorantha mit HeroQuest oder HeroWars IMMER und AUSSCHLIESSLICH aus seiner Kultur heraus.

Und da sind die menschlichen Kulturen von Glorantha mindestens so fremdartig wie die Kulturen von nicht-menschlichen Rassen. (Eher sogar fremdartiger - genauer: zu einem Teil auf geradezu animalische Weise vertraut wirkend, fast wie eine Art Ur-Erinnerung des Spielers, und zum anderen Teil so fremdartig und "nicht von dieser Welt", daß man sich fast wie in HPLs Traumlanden wähnt; aus der Mischung dieser Gefühle erlebt man bei Glorantha den besonderen Reiz dieser Kulturen.) Wichtiger Punkt: Auf Glorantha dominieren in jeder Beziehung die Menschen die Spielwelt. Es sind die Menschen, die für die großen Konflikte dieser Welt verantwortlich sind. Es sind die Menschen, an denen eine - wie auch immer geartete - Auflösung dieser Konflikte liegen wird. Die Fremdrassen gehören mit dazu, sind aber eigentlich tragische Figuren, da sie kaum eine Zukunft in dieser Welt haben werden. Sie können für Komplikationen sorgen, aber den Ausschlag der Waage werden die Menschen geben.

D&D-like Fantasy zeichnet sich durch kaum etwas wie kulturelle Einbindung der "verkleideten Menschen" aus. Und die geringen Versuche diese "Aliens" in eigene Kulturen einzuarbeiten, nehmen sich gegenüber Glorantha oder anderen Spielwelten ziemlich flach und uninspiriert aus (Ausnahme: Athas - Dark Sun). - Für das Spiel selbst braucht es das auch nicht, solange die Spieler und ihre Charaktere kaum Bindungen an die Spielwelt aufbauen WOLLEN. In D&D-like Fantasy KANN man auch wie auf Glorantha spielen. Das geht. - Das ist nur nicht die gängig Art.

Wenn man von D&D-like Fantasy spricht, dann kommen sofort Bilder einer "gemischtrassigen" Abenteurergruppe auf, die sich durch finstere Verliese, wilde Wildnis und quirlige Städte in der Spielwelt herumtreibt und deren einziges Bestreben zu sein scheint, ihre eigene, persönliche Kompetenz zu erhöhen. - Das ist ein EIGENES Unter-Genre der Fantasy geworden!

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Fantasy-Rollenspiele, die in die "D&D-Schiene" oder - hierzulande - die "DSA-Schiene" gehen (wie AC, Elyrion, usw.) sind dem Namen nach FANTASY-Rollenspiele. Daran besteht kein Zweifel, weil hier die Fantasy-Versatzstücke in ausreichendem Maße zu finden sind, daß man das Genre "Fantasy" als passende Schublade dafür verwenden kann.

Jedoch sind die allerallerallermeisten dieser Fantasy-Rollenspieler nicht gerade von ORIGINALITÄT und - schlimmer noch - nicht gerade von viel PHANTASIE geprägt!

Bei AC ist das "Zusammenklauben, was woanders erfolgreich war" ja DAS Programm, nach dem alle AC-Produkte erstellt werden. - Der Inhalt weist Fantasy-Versatzstücke auf. Die Originalität endet bei den bekannten "Skandal-Themen". Die PHANTASIE? - Die hat das Zusammenklauben, die hat diese "Resteverwertung guter Ideen anderer Spiele" leider nicht überlebt.


Phantasie - das ist ein rares Gut, wenn man sich die Flut an Rollenspielprodukten anschaut, die allesamt "ich auch!" rufen, ohne auch nur einen Funken Phantasie oder Originalität aufzuweisen. Nicht erst die D20-Schwemme hat dies klar gezeigt. Schon die frühen Fantasy-Heartbreaker sprechen da eine klare Sprache (und wenn es ECHTE Heartbreaker waren, dann war wenigstens EINE Idee originell oder gar phantasievoll darin).

Heute kann wirklich jeder mit Rechner, Internetzugang und irgendeinem Texterstellungsprogramm ein "Selbstentwickeltes Rollenspiel" bauen. - Leider ist aber der Phantasie-Gehalt dieses "Spiele-SPAMS" NOCH GERINGER als bei den alten D&D-Klonen, den Fantasy-Heartbreakern.


Ein phantasievolles, originelles Fantasy-Rollenspiel zu erstellen, geht eben längst nicht so leicht von der Hand, wie mal schnell aus den drei oder vier bekanntesten ein paar Mechanismen rauszuklauben, diese zusammenzuklatschen (egal ob's paßt oder nicht), und darüber einen "Elfen, Zwerge und Hobbits, aber 'anders'! Wirklich! Bei MIR sind die anders!"-Mantel darüber zu ziehen.

Es muß dabei ja noch nicht einmal wirklich SEHR phantasievoll sein.

Es würde schon reichen, wenn ein klein WENIG an Funken der Inspiration zu spüren wäre.

Leider spürt man aber nur den Klebstoffdunst des "Copy&Paste"-Zusammenklatsch-Verfahrens. Da kommt zwar Fantasy dabei heraus, aber eben phantasielose Fantasy.



Spielwelten, die gleich OHNE diese Tolkiens Erbe einen Bärendienst erweisenden Versatzstücke der "Häs-Träger" auskommen, wirken auf mich sofort sympathischer. - Ob dieser Sympathievorschuß hält, zeigt sich bei einer näheren Betrachtung. - Aber den Menschen in den Vordergrund zu stellen, das läßt mich ein solches Rollenspiel nicht gleich abtun als Yet-Another-Lame-Ass-D&D-Clone.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tybalt am 3.02.2009 | 01:56
Hallo,

immer wieder frage ich mich, ob Fantasy Rollenspieler überhaupt in einer fantastischen Welt mit fantastischen Spezies spielen möchten.

Also für mich gilt da ein klares "Nein". Ich kann die ewigen Zwerge Elfen Orks usw. nicht mehr sehen. In letzter Zeit bin ich bei Sword & Sorcery gelandet: Nur Menschen, und eine Welt, die nachvollziehbar und leicht zugänglich ist. (Falls es jemanden interessiert: Regeln von Barbarians of Lemuria, mit World of Broadsword als Setting.)

Und genau sowas will ich haben:
Zitat
Der Spieler des Diebes fragt, ob der Mond am Himmel steht, damit er in der Nacht etwas sieht.

und das nicht:
Zitat
Meine Rückfrage als Spielleiter: Welcher Mond? Dein Charakter ist nicht auf der Erde.

Ich möchte nur einen Mond am Himmel haben, und er ist nicht lila oder blau, sondern so wie unser Mond.

Zitat
Wollt ihr nur in einer Welt spielen, die auch die Erde sein könnte, im Mittelalter plus eine Portion Magie?

Aber immer. Ich will eine leicht zugängliche Welt. Die Spieler sollen sich nicht erst durch endlose Weltenbeschreibungen quälen müssen. Und ich will Klischees haben. Darauf kann man prima aufbauen, allen Spielern ist klar wie die Umwelt aussieht, und man kann direkt zum wichtigsten kommen: die Geschichte.

Die leichte Zugänglichkeit einen Settings ist für mich ziemlich wichtig. Ich will Spaß Jetzt Sofort Und Gleich! Rollenspielzeit ist mir zu wertvoll als daß ich lange Vorlaufzeit (Wir lernen gemeinsam die Welt kennen) in Kauf nehmen würde.

Zitat
Das wesentliche schöpferische Element im Fantasy Rollenspiel scheint sich jedoch auf das obligatorische neue Monster zu beschränken, damit es nicht gar zu langweilig wird.

Das mache ich ungern. Die Gegner sind größtenteils Menschen. Vielleicht mal ein beschworener Dämon oder so, aber in der Regel schlagen die SCs sich mit Menschen rum.

Und wenn sich das schöpferische Element nur auf neue und bunte Monster beschränkt ist eh was falsch. Interessante Schauplätze, NSCs, Konflikte usw., das ist doch gefragt. Man braucht keine Monster und Fremdrassen für ein gutes, packendes Abenteuer.


Tybalt,
will keine Elfen und Zwerge mehr.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Feuersänger am 3.02.2009 | 01:56
Ich muss sagen, _meistens_ bevorzuge ich in der Tat eher "mundane" Settings, in denen es nicht zu abgefahren zugeht.
Hab zwar z.B. auch mal Earthdawn gespielt, war auch nicht schlecht, aber besonders viel gegeben haben mir die ganzen irren Rassen andererseits auch nicht... also verzichtbar.
Bei "originellen" Settings habe ich außerdem oft das Gefühl, dass viele Autoren nur Anders um der Andersartigkeit Willen sein wollen. Klischees auf Teufel komm raus vermeiden wollen, und sich nicht drum scheren, wenn das Ergebnis schlimmer ist als jedes Klischee.
Ich sage sogar, dass ich nichtmal EDO unbedingt haben muss, sondern mit "rein menschlichen" Welten vollkommen zufrieden bin - wobei ich aber schon gelegentlich (!) irgendwelche fiesen Monster zum kloppen haben will. *vroom vroom*

Was z.B. den Mond angeht, finde ich den Mond als potentielles mystisches Element viel zu cool, um ihn wegzulassen. Wenn schon anders, dann lieber mehrere Monde. Außerdem meldet sich da immer ein kleiner Nörgler in meinem Hinterkopf, der anmerkt, dass sich ein Planet wie die Erde ohne Mond viel zu schnell drehen würde. ;)

Aber um zu verdeutlichen, wo ich in dieser Diskussion stehe: mein (seit ca. 2 Jahren) aktuelles Homebrew-Setting ist quasi unsere liebe Erde, ca. 20.000 Jahre in der Zukunft, lange nach dem Untergang unserer Zivilisation. Insofern ist da die Geographie usw weitgehend vorgegeben, ebenso wie Tages-, Monats- und Jahreslängen. Manche Monster könnten durch Mutationen in radioaktiv verstrahlten Gegenden entstanden sein. Bei der Magie hingegen halte ich mich eher vage, hat einige cthulhuesque Aspekte, es gibt Dämonen usw, aber wo die herkommen, seit wann sie da sind und warum, bleibt alles unergründlich.
Sword & Sorcery.

P.S.: +1 Rep für Zornhaus Beitrag. Sehr schön ausgedrückt. Ich geh ja nicht immer mit ihm konform, aber hier trifft er den Nagel auf den Kopf.
Ebenso Zustimmung an Tybalt.
Kommt wohl nicht von ungefähr, dass wir alle "Sword & Sorcery" als favorisiertes Genre angeben. ^^
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Yerho am 3.02.2009 | 19:00
Um ein wirklich exotisches Setting zu etablieren, braucht man meiner Erfahrung nach Leute, die es exotisch haben wollen und bereit sind, die - auch nach bester Vorbereitung - noch existierenden Ecken und Kanten im Gebrauch abzuschleifen und etwaige Lücken durch eigene Schöpfungskraft zu füllen.

Das wäre immer irgendwo ein Setting für "Macher", nicht für "Konsumenten". Hat man eine entsprechende Gruppe und gibt es in dieser einen gewissen Konsens darüber, was geht und was nicht geht, kann es sehr interessant werden, mit den herkömmlichen Konventionen zu brechen. Ansonsten geht entweder gar nichts, oder  das Spiel wird - also das genaue Gegenteil - durch Leute gesprengt, die ihre überbordende Phantasie nicht zügeln können.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Beral am 3.02.2009 | 22:37
Beim Rollenspiel müssen sich die Spieler in einem gemeinsamen Vorstellungsraum bewegen. Alles, was nicht durch die Weltbeschreibung anders festgelegt ist, wird notwendigerweise mit Realismus gefüllt. Je mehr die Spielwelt von der realen abweichen soll, desto mehr Weltbeschreibungen werden notwendig. Desto mehr Aufwand bedeutet das für die Entwickler und Spieler.

Wenn man bedenkt, wie viel Weltbeschreibung Aventurien hergibt, das doch so langweilig "realistisch" und auf allseits bekannten langweiligen Gesetzmäßigkeiten (Mittelalter, Standardmonster, Standardrassen) aufbaut, kann man sich ausrechnen, wie aufgebläht eine Welt beschrieben sein muss, die nicht viel mit der Erde gemeinsam hat.

Der Phantasie in einer Gruppe sind Grenzen gesetzt, weil jeder von der Realität abweichender Inhalt mindestens explizit erwähnt werden muss, und oftmals erst noch verhandelt werden muss. Hingegen können realistische Anteile der Spielwelt in einer gigantischen Fülle (ohne Verhandlungen oder Aufzählungen!) vorausgesetzt werden: Es gibt Gras, Gras ist grün, der Himmel ist blau, Menschen benötigen Sauerstoff, Verbluten ist tödlich, ohne Augen sieht man nichts, ...

Den "phantastischen" Inhalten sind sehr viel engere Grenzen gesetzt, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Man sollte sie als das Salz in der Suppe betrachten. Ein bisschen mehr oder weniger davon ist Geschmackssache, aber aus Salz allein kann man keine Suppe kochen.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.02.2009 | 23:17
Alles, was nicht durch die Weltbeschreibung anders festgelegt ist, wird notwendigerweise mit Realismus gefüllt.
Nur wenn es spielrelevant ist:
Ob der Mon nun gelb oder lila oder blau leuchtet, kanns ich jeder Spieler individuell vorstellen und muss nicht vorher festgelegt werden.

Ob weibliche Zwerge einen Bart tragen oder nicht, kann man in der Regel auch der Individualität überlassen.

Das gleiche gilt für sehr viele andere Sachen ebenso.

Zitat
Es gibt Gras, Gras ist grün, der Himmel ist blau, Menschen benötigen Sauerstoff,
Alles Sachen, die man problemlos ändern kann, ohne es in der Gruppe abzusprechen.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: 1of3 am 3.02.2009 | 23:20
Ich würde sagen: Beral hat das perfekt erklärt. Daran ist eigentlich nichts rumzudiskutieren.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 3.02.2009 | 23:27
Nur wenn es spielrelevant ist:
In dem Moment, wo es aktuell spielrelevant wird, ist es für eine "friedliche" Absprache aber zuweilen schon zu spät. Wenn sich Mitspieler beliebig lange auf etwas verlassen haben und man es dann (weil es spierelevant geworden ist) umdefinieren möchte, kommt man irgendwann garantiert in eine Klemme.

Alles Sachen, die man problemlos ändern kann, ohne es in der Gruppe abzusprechen.
Aber nicht sollte, wenn einem daran gelegen ist, daß alle es wagen, sich etwas vorzustellen, und sich einzubringen. Wenn man natürlich in der Weise spielt, daß einer eine Meinung hat und die andern sie sich teilen dürfen, mag auch das Verfahren angehen, Dinge zu jedem Zeitpunkt umzudefinieren. Aber die beinahe notwendige Folge wird sein, daß die anderen sich nichts mehr vorstellen können - weil sie ja immerfort damit konfrontiert sind, daß die Dinge anders ist, aber sie nicht wissen, welche und in welcher Weise anders.

Ich denke insofern auch, daß Beral völlig recht hat.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.02.2009 | 01:37
Dann sage mir doch bitte, wo es spielrelevant wird, welche Farbe der Mond hat oder wieviele Monde es gibt?
Wo die Spielrelevanz von der Farbe der Gräser abhängt oder davon, ob auf einer Wiese Gras oder Fantasykraut wächst?

Farbe ist ja schon dahingehen irrelevant, weil jeder die Farbe evtl. anders wahrnimmt. (Bienen sehen Blumen ja auch ganz anders als z.B. wir Menschen)

In dem Moment, wo es aktuell spielrelevant wird, ist es für eine "friedliche" Absprache aber zuweilen schon zu spät. Wenn sich Mitspieler beliebig lange auf etwas verlassen haben und man es dann (weil es spierelevant geworden ist) umdefinieren möchte, kommt man irgendwann garantiert in eine Klemme.
Und wenn ich nicht drauflosspiele, sondern erstmal stundenlang erkläre, wieviele Äste der Baum hat, ob die Äpfel eher ein saftiges rot oder doch eher rotgrün haben, ob alle Äpfel noch an den Baumen hängen oder schon ein paar runtergefallen sind, wie breit die Landstraße nun genau ist, ob dort 10 oder 12 Apfelbäume stehen, welche Apfelbaum die meisten Früchte trägt, dass da auch noch ein Brombeerstrauch steht, dass dort 3 Bauern stehen, von denen 2 Äpfel pflücken und einer es sich unterm Baum bequem gemacht hat, dass 1 Bauer rotes Haar, ein Bauer braunes Haar und ein Bauer schwarze Haar trägt, dass ein Bauer einen Schnurrbart hat, nämlich der mit den roten Haaren, der Schwarzhaarige einen 3 Tagebart und der Braunhaarige einen Vollbart hat, dass der nächste Bauer ca. 6 Meter entfernt ist und etwas kleiner als der Durchschnitt ist, dass euch ein Ochsenkarren mit 2 Ochsen, von denen der eine einen weißen Ring um die Augen trägt entgegenkommt und auf dem Ochsenkarren eine 50 jährige Frau sitzt, die gelangweilt umherblickt, dass der Karren schon bessere Zeiten erblickt hatte und mit einer Plane bedeckt ist, dass beide Ochsen ein Branding haben, das euch aber nichts sagt, aber die Form einer Sichel hat,...
dann kommt man nicht wirklich zum spielen, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, irgendwelche Sachen zu beschreiben.

Die Kunst des Leitens ist es, wichtiges von Unwichtigen zu trennen und nur die wichtigen Sachen aufzuzählen. (Klar ist es manchmal auch hilfreich, Stimmung und Flair aufzubringen. - Aber das schafft man definitiv nicht, indem man alle unwichtigen Details aufzählt.)

Zitat
daß alle es wagen, sich etwas vorzustellen, und sich einzubringen. Wenn man natürlich in der Weise spielt, daß einer eine Meinung hat und die andern sie sich teilen dürfen, mag auch das Verfahren angehen, Dinge zu jedem Zeitpunkt umzudefinieren.
Man definiert sie ja nicht um. - Man akzeptiert, dass der SIS (Shared Imagined Space) ungleich dem PIS (Private Imagined Space) ist und jeder Spieler seinen eigenen PIS besitzt.
Und man weiß auch, dass Spieler 1 sich den Mond immer gelb vorstellt, während Spieler 2 sich den Mond immer rot vorstellt und der SL sich immer einen goldfarbenen Mond vorstellt.

Das ist problemlos möglich und muss niemals umdefiniert werden: Spieler 1 stellt sich den Mond IMMER gelb vor. Er definiert das niemals um.
Und der SL stellt sich den Mond IMMER gold vor. Auch er definiert es niemals um.

Und trotzdem können die beiden wunderbar miteinander spielen, ohne sich zu streiten, einfach weil die Mondfarbe nicht relevant ist.

Zitat
Aber die beinahe notwendige Folge wird sein, daß die anderen sich nichts mehr vorstellen können - weil sie ja immerfort damit konfrontiert sind, daß die Dinge anders ist, aber sie nicht wissen, welche und in welcher Weise anders.
Dieses Problem hast du nur bei SLs, die versuchen, den PIS der Spieler zu zerstören und einen möglichst großen SIS aufbauen wollen.
Wenn man erstmal akzeptiert, dass neben dem SIS ein fast ebenso großer PIS existiert und keinen Versuch startet, den PIS zu zerstören, dann tritt das Problem nicht auf.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 4.02.2009 | 09:46
Dann sage mir doch bitte, wo es spielrelevant wird, welche Farbe der Mond hat oder wieviele Monde es gibt?
Wenn es darum geht, Ebbe und Flut zu berechnen, ist die Anzahl der Monde zweifellos relevant. Und Metaphern werden über die Farbe des Mondes nicht hinweggehen können: Nach Käse sieht ein Mond nur aus, wenn er die Farbe von Käse hat. Einen blauen Mond würde man wohl eher mit einer Pflaume assoziieren.

Farbe ist ja schon dahingehen irrelevant, weil jeder die Farbe evtl. anders wahrnimmt. (Bienen sehen Blumen ja auch ganz anders als z.B. wir Menschen)
Unfug. Natürlich kann niemand wissen, wie andere Farbe wahrnehmen, aber solange jede Farbwahrnehmung konsistent ist, ist die Zuordnung von blau zu Pflaume und gelb zu Käse immer gegeben. Schließlich beweist die vorfindliche Wirklichkeit ausreichend, daß dieser ganze negativistisch-konstruktivistische Unsinn eine unnötige Annahme ist - weil und indem Menschen erkenntnisfähig (wenn auch irrtumsfähig) sind und sich über Dinge der Wirklichkeit austauschen können.

Und wenn ich nicht drauflosspiele, ...
Dann liegt der Fehler ausschließlich bei Dir, weil Du Dein Handwerkszeug nicht beherrscht. Das hier nötige nennt sich "plausible Ergänzung" und erlaubt die Abstimmung über Dinge im eigenen wie im gemeinsamen Vorstellungsraum - außer natürlich, man besteht, wie Du, darauf, zu jedem Zeitpunkt immerfort alle Vorstellungen nach Belieben umwerfen zu können. Denn was spielrelevant werden wird, kann niemand abschätzen, der davon ausgeht, daß die Spieler Einfluß nehmen können und nicht als Gliederpuppen im Marionettentheater herumhängen.
Wie soll den ein Spieler metaphorische Bilder finden, die er nennen kann, wenn er nicht weiß, wie etwas ist? Wie soll er mit Elementen des Vorstellungsraums kreativ umgehen, wenn er nicht weiß, welche Festlegungen für sie bestehen? Natürlich kann er das alles still für sich machen und bezüglich der Handlung in Agonie verharren - aber wenn man Spieler möchte, die das nicht tun, muß man Elemente im gemeinsamen Vorstellungsraum zur Verfügung stellen, mit denen er etwas tun kann; und man muß sie so zur Verfügung stellen, daß es keine Konflikte gibt.
Und daß nicht alles am Spieltisch zu erfolgen hat, wenn die Spieler Spaß am Spiel haben... naja gut, es wird an der Vorbedingung liegen, daß nicht jeder diese Erfahrung machen kann.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Suro am 4.02.2009 | 10:28
Ich stimme Berals Post auch im Großen und ganzen zu, hätte da aber eine weiterführenden Frage:
Es gibt ja durchaus Fantasyspiele, deren Hintergrund der Erde nicht sonderlich ähneln. Weil mir grad nichts anderes einfällt, soll hier "Mechanical Dream" genannt sein. Dieses Spiel hat zwar eine recht ausufernde Settingbeschreibung, will allerdings trotzdem mit diesem einen Band spielbar sein. Nun treten sicherlich oben genannte Probleme auf: der gemeinsame Vorstellungsraum beschränkt sich nun auf die gegebenen Settingfakten, und es erscheint schwer vorstellbar, dass der Rest von den Spielteilnehmern  einfach durch kohärente, "realistische" Vorstellungen ersetzt wird, dazu ist mir das Setting zu fremdartig.

Trotzdem denke ich, das ein Spiel mit so einem Setting gut möglich ist. Nun frage ich mich: Welche Voraussetzungen sind dafür nötig?
Meine Antwort darauf wäre, entweder dem Spielleiter ein absolutes entscheidungsrecht über neu eingeführte Settingdetails zu erteilen (kollidiert natürlich u.U. mit Vorvorstellungen der Spieler) oder ein Spiel aufzuziehen, das allen große Freiheit bei der Gestaltung der Welt erlaubt, etwa in Richtung eines Erzählspiels (bei Runden in denen eine solche Verteilung der Fall war, konnte ich relativ gut mit Fremdartigen u.A. surrealistischen Settings arbeiten.)
Aber mich würde schon interessieren, wie die Meinung der Theoristen dazu ist ;)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: carthinius am 4.02.2009 | 11:15
Dann sage mir doch bitte, wo es spielrelevant wird, welche Farbe der Mond hat oder wieviele Monde es gibt?
Wo die Spielrelevanz von der Farbe der Gräser abhängt oder davon, ob auf einer Wiese Gras oder Fantasykraut wächst?

Also, in einem Thread, in dem es explizit darum geht, ob phantastische Elemente in Fantasy-Settings evtl. gar nicht erwünscht sind, ist eine derartige Argumentation doch Wasser auf den Mühlen, oder?
Es gibt nämlich unglaublich viele Möglichkeiten, wie die Farbe des Mondes/der Monde eben doch Spielrelevanz bekommen kann - da ist eben der Phantasie kaum eine Grenze gesetzt! Und dafür muss man nicht einmal wie Merlin mit Wissenschaft argumentieren:
Ein Setting, indem die Magie z.B. den verschiedenfarbigen Monden zugeordnet ist und unterschiedlich funktioniert, je nachdem, welche Monde grad zu sehen sind oder in welcher Mondphase sie sich gerade befinden, macht die Monde und ihre Farbe unglaublich spielrelevant. Natürlich ist die Mondfarbe in einem Setting wie Aventurien völlig Hupe - es sei denn, es wird spielrelevant, dass sich die Farbe des Mondes plötzlich ÄNDERT! Schwups, schon hat man einen Abenteueraufhänger.

Und wenn ich mir überlege, in wie vielen Computer-"Rollenspielen" a la "Secret of Mana" die Farbe von Gegnern und Gegenständen relevant war für ihre Mächtigkeit (oder über den Zusammenhang von Farbe der Drachen und ihrer Mächtigkeit bei D&D), dann wird diese Aussage über die (Nicht-)Spielrelevanz von Farben ziemlich absurd.

Sicherlich ist das alles vom Setting abhängig; aber genau deswegen sind doch solche allgemeingültigen Aussagen über Details (wie z.B. das völlig übertriebene Apfelbaumbeispiel) gar nicht möglich - es geht doch schließlich um Phantastisches! Und daher sollten alle am Spiel Beteiligten eine gewisse Akzeptanz für Andersartigkeit an den Tag legen und nicht ihre übliche Erwartungshaltung bedienen wollen.

Ansonsten gilt, was Beral sagt. (Das ist wohl ein neues Mantra. ;) )
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 4.02.2009 | 13:08
Nun treten sicherlich oben genannte Probleme auf: der gemeinsame Vorstellungsraum beschränkt sich nun auf die gegebenen Settingfakten, und es erscheint schwer vorstellbar, dass der Rest von den Spielteilnehmern  einfach durch kohärente, "realistische" Vorstellungen ersetzt wird, dazu ist mir das Setting zu fremdartig.
Generell werden wohl vor allem die Beschreibungen aller Mitspieler detailreicher und farbiger ausfallen müssen, um die Vorstellungsräume aneinander anzugleichen. Andererseits denke ich, daß das für Spieler, die sich entschieden haben, in einer sehr fremdartigen Welt zu spielen, kein Nachteil sein muß: Wenn es ihnen nicht gerade auf das Hineindenken in die Fremdheit ankäme, hätten sie sich ja vermutlich nicht die Mühe gemacht, überhaupt in dieser Welt anzufangen. Auch wenn es zu einem Gespräch darüber kommt, ob ein Vorschlag angenommen werden soll, ist dies Gespräch dann vermutlich als solches faszinierend genug: Immerhin erlaubt es, neue Facetten der Fremdartigkeit auszuloten.

Zur Frage der Ergänzungen: Ich habe weiter oben bereits den Begriff "plausibel" gebracht, der mE noch etwas anderes als "realistisch" ausdrückt: Die Ergänzungen müssen nicht "realistisch" sein, solange sie "passen". In einem Bereich, in dem die Dinge sich vor allem dadurch auszeichnen, daß sie unrealistisch sind, wäre ein unrealistisches Element passender als ein realistisches.
Nun ist es mit der Plausibilität so eine Sache - was dem einen plausibel ist, muß es für einen anderen noch lange nicht sein. Dann kommt ein Faktor zum Tragen, den ich als "Höflichkeit" bezeichnen würde: Daß jeder, soweit er kann, und weil ja eben jeder weiß, daß eine fremde Welt sich gemeinsam vorzustellen gar nicht so einfach ist, seine eigenen Vorstellungen zur Disposition stellt, wenn herauskommt, daß es an einer Stelle Unterschiede in den Vorstellungsräumen gibt. Das gilt natürlich nur so lange, wie noch keine Festlegung getroffen wurde, oder wenn eine Festlegung aus welchen Gründen auch immer erneut zur Diskussion gestellt wird. Letzteres könnte aber häufiger vorkommen als "gewöhlich", weil in sehr fremden Gedankengebäuden leichter innere Widersprüche auftreten, ohne zunächst bemerkt zu werden.

Und schließlich gibt es noch eine hilfreiche menschliche Eigenart: Die der "Ausblendens". Der Vorstellungsraum ist kein dreidimensionales Bild und schafft auch keines, in dem an jeder Stelle etwas zu sehen sein wäre. Was nicht im Aufmerksamkeitsfokus ist, kann als "da" angenommen werden, ohne selbst für die eigenen Gedanken spezifiziert zu werden. Es wird also nur das ergänzt, "daß da gewiß etwas ist" (Gegenstände, Töne, Gerüche, Beziehungen, ...), aber kein Gedanke daran verschwendet, wie beschaffen so ein Etwas sein müsste, und die fiktive Welt als vollständig angenommen, ohne zu "wissen", welche Elemente sie vervollständigen. Sehr viel von dem von Dir angesprochenen Rest könnte solcher Natur sein, d.h. gar nicht "ausgedacht", sondern nur bezüglich seiner Existenz (aber nicht seiner Beschaffenheit) postuliert.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.02.2009 | 14:13
Oh! Wie schön  ;D! Eine "Was ist deine Religion (aka Rollenspiel)"-Frage!
Da kann man über Stunden hinweg der ganzen Welt verkünden, dass das einzige gute Setting, bei dem es sich um das einzige Setting handelt, in dem man wirklich Rollenspiel spielt und nicht irgendwas anderes, das eigene ist, welches man nun als einer der wenigen Erleuchteten spielt, weil alles andere - je nach Standpunkt - ein blöder D&D-Klon ist (und D&D ist wie wir wissen das Ende jeden "wahren" Rollenspiels[TM]) oder eine doofe Anhäufung von doofen Pseudo-Flair-Elementen, die sich eh niemand durchliest, weil sie nämlich für das Spiel(TM) nichts bringen und wenn das DOCH jemand liest, dann ist er sowieso Hartwurst und Hartwurst ist, wie wir alle mittlerweile wissen, das Ende jeden "wahren" Rollenspiels(TM).

Bitte beachtet, dass obiger Text mit ein wenig Humor zu nehmen ist, danke.

Anstatt also hier zu präsentieren, welches das wahre, erleuchtete und erleuchtende Setting ist, in dem jeder zu spielen hat, der ein wahrer Rollenspieler ist, werde ich einfach ein paar Beobachtungen zum besten geben:

Ich habe bei vielen Mitspielern beobachtet, dass sie gerne planen. Egal ob ihre Planung drei Minuten oder drei Jahr Ingame-Zeit überbrückt, sie planen gerne. Und wenn jemand etwas plant, so vermute ich, dass er dafür gewisse Sicherheiten braucht. Man muss sich darauf verlassen können, dass Holz brennt und das jedes nicht zu feuchte Holz aus dem Wald brennt, wenn man mit Signalfeuern oder Feuerfallen arbeiten will.
Man muss sich auch darauf verlassen können, dass Eisen Hitze überträgt, Gold weicher als Stahl ist und es etwas gibt, dass bei Tag viel Licht macht und etwas anderes, welches bei Nacht ein wenig weniger Licht macht. Dazu müssen wir natürlich vorher wissen, dass es Stahl und Eisen, Gold, Nacht und Tag überhaupt gibt.
Es geht also darum, dass wir nicht in einer Welt denken können, in der die grundliegendsten Regeln unserer Welt nicht stimmen. Je mehr mit unserer Welt übereinstimmt, desto schneller kann man sich in die Welt hinein denken.
Die Vorstellung von Elfen und Zwergen gehört gewissermaßen zu unserer Welt, sie sind leicht vorzustellen. Die Annahme, dass Nachts ein Mond aufzieht, der Licht macht oder wenn er verdeckt ist KEIN Licht macht ist selbstverständlich und man geht davon aus, dass es genau so ist und nicht anders.
Je näher eine fiktive Welt unserer eigenen Erfahrungswelt ist, umso einfacher denken wir uns da hinein. Deswegen setzen viele Spieler bestimmte Dinge einfach voraus. Z.B. die Existenz EINES Mondes oder das eine Woche sieben Tage hat und nicht zehn oder zwölf. Die meisten Spieler sind aber, das ist meine zweite Beobachtung, sehr flexibel, wenn man ihnen einfach VORHER ERKLÄRT, was auf der Welt anders ist.

Oh, und meine eigene Meinung dazu: Ich spiele sehr gerne unterschiedliche sachen. Ars Magica (Mittelalter mit Magie) und Talislanta (Mehrere Sonnen und Monde, geschätzte 50 Rassen mit individuellen Kulturen, es gibt noch nicht mal die Tiere und Pflanzen "unserer" Welt aka Erde) mag ich beides, jedes zu seiner Zeit. Ich mag sowohl Mittelerde als auch das Hyboreanische Zeitalter. Also ist das für mich keine Glaubensfrage, sondern eine Frage der Tagesform. ;)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.02.2009 | 14:32
Das ist so ein weites Feld... *seufz*

Aber wenn ich von meiner heutigen, auch nicht ganz zufällig entstandenen Meinung ausgehe, interessieren mich Welten und Kampagnen der Marke "EDO" - ich gehe jetzt mal davon aus, dass das "Elves, Dwarves and Orcs" heißen soll (?) - nicht die Bohne.
Ich mache einen riesigen Bogen um das "normale" DSA, Midgard, Warhammer, Rolemaster, Fantasy Hero und Arcane Codex.

Interessanterweise sind aber gerade in jüngster Vergangenheit wieder mehrere der neueren Spiele interessant für mich geworden:
- Anima: Mischmasch-Fantasy, hat dafür aber schöne Bilder und Anime-Atmosphäre
- D&D 4E: weil es jetzt die Eladrin, Dragonborn und Tieflinge als Starter-Rassen hat.
- Alkemy Miniaturenspiel: ich bin überhaupt kein Tabletopper, aber letztes Wochenende hat mir jemand durch die Beschreibung der abgedrehten Völker (germanische Pflanzen-Symbionten-Mutanten oder so ähnlich) die Hintergrundwelt schmackhaft gemacht.

EDO-Fantasy wäre für mich vielleicht gerade noch in Form von Dragonmech erträglich (diese D&D-Welt mit den Steampunk-Mechs), aber selbst das würde ich nicht immer spielen.

Ach so, und von der oben genannten Regel ausgenommen ist bei mir zu Hause noch Tunnels & Trolls, weil es einfach zu knuffig und retro ist, als dass ich es hier in diesem Kontext kritisieren möchte. Bei T&T rate ich dennoch den Spielern, sich als Spielercharaktere Menschen zu nehmen.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.02.2009 | 14:40
Wenn es darum geht, Ebbe und Flut zu berechnen, ist die Anzahl der Monde zweifellos relevant.
LOL
Mal ehrlich: Wieviele Fantasy-Welten kennst du, in denen Ebbe und Flut nach den Monden berechnet werden? (Weniger als 1%?)
Und wieviele davon sind Rollenspiel-Settings?

Zitat
Und Metaphern werden über die Farbe des Mondes nicht hinweggehen können: Nach Käse sieht ein Mond nur aus, wenn er die Farbe von Käse hat. Einen blauen Mond würde man wohl eher mit einer Pflaume assoziieren.
1) Also ich habe auch schonmal ein französisches Gedicht gelesen, in dem vom blutroten Mond die Rede war.
2) Ansonsten spielen wir in deutscher Sprache. Keine Ahnung, wie die Leute das ingame Ausdrücken, dazu bin ich zu wenig Sprachwissenschaftler und zu wenig Tolkien. (Aber jeder, der sich eine Sprache vorstellt, darf dies in seinem PIS gerne tun.) Aber outtime verwenden wir deutsche Metaphern. - Und hin und wieder auch mal englische Metaphern. (Uns ist klar, dass unsere SCs weder englisch noch deutsch sprechen, aber wir Spieler tun es.)

Zitat
Unfug. Natürlich kann niemand wissen, wie andere Farbe wahrnehmen, aber solange jede Farbwahrnehmung konsistent ist, ist die Zuordnung von blau zu Pflaume und gelb zu Käse immer gegeben.
Najaaa....
Ich würde dir empfehlen, dich mal mit der Anatomie des Auges zu beschäftigen.
Ob man Käse und Sonne in der gleichen Farbe wahrnimmt und ob man Himmel und Pflaume in der gleichen Farbe wahrnimmt, hängt extrem von den Zapfen im Auge ab und auf welche Wellenlängen sie reagieren.

Wir nehmen viele Blüten zum beispiel nur einfarbig war, während die Rezeptoren von Bienen diese Blüten als extrem bunt wahrnehmen.
Für uns sieht eine Blüte zum Beispiel blau wie der Himmel aus, während für Bienen ein riesiger Unterschied zwischen der Farbe des Himmels und der Farbe der Blüte besteht.

Zitat
Dann liegt der Fehler ausschließlich bei Dir, weil Du Dein Handwerkszeug nicht beherrscht.
Nein, der Fehler liegt bei dir, weil du behauptest, dass der PIS möglichst klein und der SIS möglichst groß sein muss.

Zitat
Das hier nötige nennt sich "plausible Ergänzung" und erlaubt die Abstimmung über Dinge im eigenen wie im gemeinsamen Vorstellungsraum
Genau und für die plausible Ergänzung gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie landet im SIS oder im PIS.

1. Fall: Sie landet im SIS
Dann tritt der Fall ein, den ich im letzten Post beschrieben habe: Man kommt vor lauter beschreiben gar nicht mehr zum rollenspielen.
SL: "Da steht ein Bauer."
plausible Ergänzung: Der Bauer ist ein Elf mit weißen Haaren.
andere plausible Ergänzung: Der Bauer ist ein Elf mit roten Haaren
andere plausible Ergänzung: Der Bauer ist ein Mensch mit weißen Haaren
andere plausible Ergänzung: Der Bauer ist ein Mensch mit roten Haaren

Man muss sich also einigen, um die plausible Ergänzung auch konsistent in den SIS übernehmen zu können.

2. Fall: Sie landet im PIS
Das ist genau die Vorgehensweise, die ich präferiere und die keine Probleme bereitet.
SL: "Da steht ein Bauer."
Spieler 1 (steht auf Sword&Sorcery) stellt sich als plausible Ergänzung einen weißen (aber sonnengebräunten) Menschen mit Glatze und einem schwarzen Vollbart vor, der etwa 1,80 Meter groß ist, einen untersetzten Bierbauch hat, und zwei Schuhe, von denen einer schon halb kaputt ist. Seien Hände sind wettergegerbt.

Spieler 2 (steht auf Low Fantasy) stellt sich als plausible Ergänzung einen weißhäutigen Elfen vor, der sein weißes Haar in einen Zopf nach hinten gebunden hat und etwa 1,9 Meter groß ist. Für einen Elfen untypisch hat er einen Bierbauch und ans einer linken Hand fehlt der kleine Finger, den er wohl bei einem Arbeitsunfall verloren hat. Seine Kleidung ist schlicht, aber in gutem Zustand.

Spieler 3 (steht auf High Fantasy) stellt sich als plausible Ergänzung ein Insektoid mit rothäutigen Chitin vor. Es trägt eine weite Schürze, die er lose übers einen Rücken gelegt hat und von seinen beiden mittleren Beinen gehalten wird. An einer Stelle des Chitinpanzers hat er eine kleine Narbe, an der sich eine Flechte langsam ausbreitet.

Jetzt hat jeder Spieler die plausible Ergänzung in seinen PIS.

Zitat
Denn was spielrelevant werden wird, kann niemand abschätzen, der davon ausgeht, daß die Spieler Einfluß nehmen können und nicht als Gliederpuppen im Marionettentheater herumhängen.
Nein, was spielrelevant wird, kannst du nicht abschätzen.

Ich kann sehr wohl abschätzen, dass die Farbe des Mondes, die Farbe des Grases, die Haarfarbe des Bauern, seine Schuhgröße, die Anzahl der Sterne in der Galaxies, das Alter des Universums, die Frage, ob Elfen nun ein menschliches Volk oder eine eigenständige Rasse sind, ob Elfen Schambehaarung besitzen, ob der Kaiser Links- oder Rechtsträger ist, ob die Welt ein Planet oder eine Hohlwelt ist, wieviele Nachkommen Ratten pro Monat genau zeugen (Es sind viele. - Wie viele? Wen interessiert's?), der durchschnittliche Niederschlag im Dschungel und die Frage, ob die Relativitätstheorie und Quantentheorie in meiner Fantasywelt Gültigkeit haben, niemals relevant sein wird.

Zitat
Wie soll er mit Elementen des Vorstellungsraums kreativ umgehen, wenn er nicht weiß, welche Festlegungen für sie bestehen?
Also kreatives Umgehen tut man hauptsächlich mit spielrelevanten Daten (auch Fluff genannt). Und diese sind ja bekannt.
Aber spielunrelevantes Zeug (auch colour genannt), ist für den kreativen Umgang ohne Bedeutung.

Zitat
Natürlich kann er das alles still für sich machen und bezüglich der Handlung in Agonie verharren - aber wenn man Spieler möchte, die das nicht tun, muß man Elemente im gemeinsamen Vorstellungsraum zur Verfügung stellen, mit denen er etwas tun kann;
Man muss spielrelevante Elemente im gemeinsamen Vorstellungsraum zur Verfügung stellen.
Spielirrelevante Elemente, können aber im privaten Vorstellungsraum bleiben. (Eine Beispielliste von den Sachen, die ich unter anderem als spielirrelevant ansehe, findest du einen Absatz weiter oben.)

@ Carthinius
Also, in einem Thread, in dem es explizit darum geht, ob phantastische Elemente in Fantasy-Settings evtl. gar nicht erwünscht sind, ist eine derartige Argumentation doch Wasser auf den Mühlen, oder?
Nein, gerade, weil es unterschiedliche Ansichten gibt, ist das Zurückziehen auf den PIS ja so enorm wichtig.
Tybalt zum Beispiel möchte unbedingt genau einen Mond haben und der soll blau sein.
Michael Jungnickl würde sich dagegen vielleicht über drei Monde freuen, die alle blauweiß kariert sind.

Tybalt bevorzugt also eher irdische Verhältnisse, während Michael eher neuartiges bevorzugt. (Ist so zumindest ihren Posts #1 und #8 zu entnehmen.)
Es käme im klassischen Spiel jetzt also zum Streit darüber, ob im SIS 1 Mond oder drei Monde existieren und ob der Mond weiß oder blauweiß kariert ist.

Wenn man dagegen sagt, das kann jeder ins einem PIS handhaben, wie er will, kommt es zu diesem Streit nicht:
Tybalt kann sich das Himmelsbild ganz irdisch vorstellen, während Michael Jungnickl sich das Himmelsbild extrem High Fantasy mäßig und unirdisch vorstellt.
Beide sind zufrieden und es hat kein Auswirkungen auf die Spielwelt.

Das ist wesentlich besser, als sich über Anzahl und Farbe der Monde zu streiten, obwohl das im Spiel gleich Null Relevanz hat.

Zitat
Ein Setting, indem die Magie z.B. den verschiedenfarbigen Monden zugeordnet ist und unterschiedlich funktioniert, je nachdem, welche Monde grad zu sehen sind oder in welcher Mondphase sie sich gerade befinden, macht die Monde und ihre Farbe unglaublich spielrelevant.
Ja, in so einem Setting mag zumindest die Anzahl der Monde relevant sein. Aber ich denke mal, dass solche Settings die Ausnahme sind.

Falls man in so einem Setting spielt, kann der SL natürlich sagen: "Also es gibt so und so viel Monde und diese bewirken bei der Magie folgendes." Dann fließt die Anzahl der Monde in den SIS.
Aber bei einem Großteil der Settings ist das nicht nötig. Hier kann man dies getroßt dem privaten Vorstellungsraum überlassen.

Zitat
Natürlich ist die Mondfarbe in einem Setting wie Aventurien völlig Hupe - es sei denn, es wird spielrelevant, dass sich die Farbe des Mondes plötzlich ÄNDERT! Schwups, schon hat man einen Abenteueraufhänger.
Genau: Es ist spielrelevant, dass sich die Mondfarbe ÄNDERT.
Es ist aber irrelevant, ob sie sich von blau in rot oder von rot in gelb ändert.

Zitat
Und wenn ich mir überlege, in wie vielen Computer-"Rollenspielen" a la "Secret of Mana" die Farbe von Gegnern und Gegenständen relevant war für ihre Mächtigkeit (oder über den Zusammenhang von Farbe der Drachen und ihrer Mächtigkeit bei D&D), dann wird diese Aussage über die (Nicht-)Spielrelevanz von Farben ziemlich absurd.
1) Ich habe nie gesagt, dass Farben irrelevant sind.
Ich habe gesagt: "Die Farbe des Mondes, die Farbe von Gras und die Haarfarbe des Bauern am Apfelbaum ist nicht spielrelevant."

Andere Farben können sehr wohl spielrelevant sein.

2) Wobei bei den von dir beschriebenen Gegenständen auch nicht die Farbe, sondern die Mächtigkeit spielrelevant ist. Die Farbe ist sozusagen nur eine Codierung, auf die man verzichten kann.
Anstatt dass der SL sagt: "Die Krone, die ihr gefunden habt, ist grün." könnte der SL auch sagen: "Die Krone, die ihr gefunden habt, hat die Mächtigkeit 3." und jeder Spieler stellt sich selber vor, welche Farbe die Krone nun genau hat. (Wichtig ist nicht, ob die Krone grün oder rot ist, sondern welche Mächtigkeit die Krone hat. - In einem Computerspiel ist eine Farbcodierung halt einfach übersichtlicher. - Beim Pen&Paper aber eher überflüssig.)

Zitat
Sicherlich ist das alles vom Setting abhängig; aber genau deswegen sind doch solche allgemeingültigen Aussagen über Details (wie z.B. das völlig übertriebene Apfelbaumbeispiel) gar nicht möglich
Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Zu jeder Regel findet man eine Ausnahme. Aber solange es nur Ausnahmen sind, wird dadurch die regel nicht ungültig.

Natürlich mag es ein Setting geben, in dem die Farbe des Grases relevant ist. Das mag ich nciht ausschließen. Aber auf ein Setting, wo die Grasfarbe relevant ist, kommen 100 Settings, wo die Grasfarbe irrelevant ist.

Zitat
- es geht doch schließlich um Phantastisches! Und daher sollten alle am Spiel Beteiligten eine gewisse Akzeptanz für Andersartigkeit an den Tag legen und nicht ihre übliche Erwartungshaltung bedienen wollen.
Das Problem ist: Es gibt solche und solche:
Michael Jungnickl steht auf Phantastisches, während Tybalt und Zornhau eher auf bodenständigere Sachen stehen.

Und wenn man jetzt mit kleinem PIS und riesigem SIS spielt, dann führt das zu gewissen Unfrieden. (Nicht unbedingt zu Streit: man kann sich auch mit einem suboptimalen Setting arrangieren. Und meistens findet man auch einen Kompromiss. Aber es ist eben nur ein Kompromiss, da der eine es phantastischer will und der andere es bodenständiger.)

Wenn man dagegen auch mit einem großen PIS spielt, der gleichberechtigt neben dem SIS ist, dann kann man sich zumindest die Colour genau so maßschneidern, wie es einem selber gefällt und genau das Verhältnis von Phantastik und Bodenständigkeit etablieren, die man selber bevorzugt.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 4.02.2009 | 14:44
Ich muss mal was gegen den allgemeinen Tenor sagen (nicht dass ich das ungerne täte ;)): Die Sache mit dem Realismus der angeblich als Standard dient stimmt nicht so ganz bzw. ist komplexer als das hier angeklungen ist.
Der Phantasie in einer Gruppe sind Grenzen gesetzt, weil jeder von der Realität abweichender Inhalt mindestens explizit erwähnt werden muss, und oftmals erst noch verhandelt werden muss.
Erstmal muss jeder Inhalt der Gültigkeit und Substanz haben soll im Spiel verhandelt werden, nicht nur der von der Realität abweichende. Außerdem muss kein Inhalt zwingend explizit verhandelt werden, weder realistischer noch fantastischer. Mit anderen Worten was Verhandlung und Explizitheit angeht gibt es keinen zwingenden Zusammenhang zu Realismus und Fantasie.

Tatsächlich muss man natürlich mehr beschreiben je ungewöhnlicher der Inhalt für die Spieler ist, aber Gewöhnlichkeit ist eben nicht zwingend Realismus, obwohl das meiste das realistisch ist sicher für die meisten Spieler auch gewöhnlich sein wird. Für fiktionalen Inhalte beruht die Komplexität der Verhandlung auf der Akzeptanz (bzw. Credibility). Auch hier kann man nicht automatisch sagen alles realistische sei eher akzeptabel und alles unrealistische eher nicht.

Spieler ersetzen die Lücken (die impliziten Teile der Fiktion) nicht zwangsläufig mit "Realismus", sondern mit ihrer Erwartung. Die Erwartung muss allerdings weder definitiv (feststehend) sein noch realistisch. Natürlich ist die (gemeinsame Erfahrung der) Realität eines der wichtigsten Mittel für die Spieler die einzelnen Erwartungen im Spielverlauf abzugleichen. Allerdings gibt es auch andere Mittel wie Genrekenntnis oder überhaupt jede gemeinsame Kenntnis. Natürlich kann eine solche Kenntnis nicht automatisch vorausgesetzt werden was wiederum erklärt warum Realismus häufig zum Standard wird. Das muss aber keinesfalls so sein.

Fazit: Es wird nicht notwendigerweise mit Realismus gefüllt, sondern mit gemeinsamen Kenntnissen und Erwartungen. Dass diese sich meist auf Realismus als kleinste Gemeinsamkeit beziehen muss nicht sein. Das Ergebnis ist trotzdem das gleiche: Realismus ist ein verbreiteter Standard. Realismus ist eben für viele Spieler bekannt, gewöhnlich und akzeptabel.
Allerdings sollte man nicht vergessen: Über nichts streiten sich Menschen so gerne wie über Fakten und die Realität. Die Realität ist daher nie eine wirkliche Grundlage für Fakten im Spiel, sondern eben nur eine Mittel der Einigung wenn es gerade passend erscheint. Ein feiner aber wichtiger Unterschied.

EDO-Fantasy z.B. erfüllt für alle Zwecke des Fantasy-Spiels im Prinzip schon die gleichen Voraussetzungen, d.h. es wäre genauso einfach Abweichungen von einem generischen EDO-Setting zu beschreiben wie Abweichungen von der Realität, in vielen Fällen ist es sogar bereits einfacher (natürlich weil EDO bereits Großteile der Realität enthält).

@ Suro
Das sollte auch deine Frage nach den Voraussetzungen klären. Die Voraussetzungen sind gleichförmige Erwartungen der Spieler.
Was die Verhandlung im Spiel selbst angeht funktioniert es mit fantastischen Elementen genauso wie mit realistischen. Wie gesagt sind letztere nicht zwangsläufig akzeptabler oder häufiger erwartet. Das Spieler scheinbar Realistisches nicht wirklich definitiv erwarten, also nicht vorhersehen können, ist ja bereits eine Grundlage des Rollenspiel, denn sonst wäre es langweilig (siehe dazu z.B. auch Doms "Spielleiten" S.52ff: Zen-Spielleitung).
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Bad Horse am 4.02.2009 | 15:49

1) Also ich habe auch schonmal ein französisches Gedicht gelesen, in dem vom blutroten Mond die Rede war.

Bei einer Mondfinsternis ist der Mond blutrot, derselbe Effekt entsteht auch durch entsprechende Luftverschmutzung. Ich habe den Mond auch schon in goldgelb vor einem violetten Himmel gesehen - ganz phantastisch!
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 4.02.2009 | 16:01
LOL
Schon an de Länge Deines Beitrags kann man ablesen, daß Du Dich in die Enge getrieben fühlst...

Mal ehrlich: Wieviele Fantasy-Welten kennst du, in denen Ebbe und Flut nach den Monden berechnet werden?
Was hängt daran? Ein Beispiel genügt, um Deine Ansicht zu widerlegen, es sei (grundsätzlich) unwichtig.

1) Also ich habe auch schonmal ein französisches Gedicht gelesen, in dem vom blutroten Mond die Rede war.
Ich habe sogar ein Buch hier im Regal stehen, das "Schwarze Sonne, roter Mond" heißt und sich praktisch ausschließlich um die vorfindliche Wirklichkeit dreht, und trotzdem ganz ohne Anatomie des Auges auskommt (zu der ich vermutlich eh mehr weiß als Du, ohne daß das was zum Thema täte, denn wir können uns ja trotz allem mit anderen Menschen über Eindrücke verständigen, und das gar nicht mal schlecht; Generationen vor uns, die sich quasi überhaupt nicht mit der Anatomie befasst hatten, konnten es sogar auch schon und nicht schlechter). - Ja, der Mond ist zuweilen blutrot; Wilma Deering hat solche Fälle genannt. Trotzdem ist die Käsemetapher aufgekommen. Und ich weiß auch, warum. Wenn Du es nicht weißt, kann ich Dir vermutlich nicht helfen.

2) Ansonsten spielen wir in deutscher Sprache.
Jo, aber gerade für Fantasy-Rollenspiele wird sie modifiziert. Da werden auch Begriffe und Metaphern ausgetaucht und durch passendere ersetzt. Und dann ist es wichtig zu wissen, welche denn "passendere" sind. Demzufolge ist alles, was in Begriffe und Metaphern, die im Spiel vorkommen, für das Spiel von Belang. Und zwar für den Raum, in dem die Mitspieler kommunizieren, und das ist nun mal der gemeinsame Vorstellungsraum, nicht der jeweils persönliche.

Aber spielunrelevantes Zeug (auch colour genannt), ist für den kreativen Umgang ohne Bedeutung.
Man kann mit allen Elementen der Fiktion kreativ umgehen - wenn man kann, heißt das. Ob jemand "Gott zum Gruße" sagt oder "Huzliblubb zum Gruße", kann für die transportierte Aussage belanglos sein; dahinter steckt aber in jedem Fall ein kreativer Umgang mit der Grußformel. Und jedes kreative Element kann das Spiel bereichern. Ganze Bereiche auzuklammern, läßt das Spiel doch nur verarmen.

Ich kann sehr wohl abschätzen, dass ... [alles mögliche] niemals relevant sein wird.
Jo, klar, kannst Du, und Du kannst Dich auch beliebig stur stellen und Deine Meinung von keinen Fakten beeinflussen lassen. Aber überzeugen wirst Du keinen, der es nicht schon ist. Für jemand, der sich etwas mehr an den Gegebenheiten orientiert, als es Dir beliebt, sind Deine Ausführungen jedenfalls nur als Überzeugungsbekenntnis interessant...
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.02.2009 | 16:42
Die der "Ausblendens". Der Vorstellungsraum ist kein dreidimensionales Bild und schafft auch keines, in dem an jeder Stelle etwas zu sehen sein wäre. Was nicht im Aufmerksamkeitsfokus ist, kann als "da" angenommen werden, ohne selbst für die eigenen Gedanken spezifiziert zu werden. Es wird also nur das ergänzt, "daß da gewiß etwas ist" (Gegenstände, Töne, Gerüche, Beziehungen, ...), aber kein Gedanke daran verschwendet, wie beschaffen so ein Etwas sein müsste, und die fiktive Welt als vollständig angenommen, ohne zu "wissen", welche Elemente sie vervollständigen. Sehr viel von dem von Dir angesprochenen Rest könnte solcher Natur sein, d.h. gar nicht "ausgedacht", sondern nur bezüglich seiner Existenz (aber nicht seiner Beschaffenheit) postuliert.
Aha. Also stimmst du mir letztendlich doch zu?
Was sind denn "ausgeblendete Sachen" letztendlich nichts anderes als "Elemente des PIS"?

Klar stehen links und rechts Bäume, wenn die SCs die Straße langgehen. Diese werden aber nicht vom SL beschrieben, sondern jeder Spieler stellt sie sich in seinem PIS vor. (Der SL beschreibt zwar, ob sie an Feldern, Häusern oder am Wald vorbeilaufen, er beschreibt aber sicherlich nicht jedes einzelne Detail.)

Was hängt daran? Ein Beispiel genügt, um Deine Ansicht zu widerlegen, es sei (grundsätzlich) unwichtig.
Nein. Ich schrieb nicht, dass es immer unwichtig ist, sondern dass es grundsätzlich unwichtig ist.
Das heißt, ich gestehe durchaus ein, dass es Ausnahmen gibt. - Aber es sind eben Ausnahmen.

Zitat
Ich habe sogar ein Buch hier im Regal stehen, das "Schwarze Sonne, roter Mond" heißt und sich praktisch ausschließlich um die vorfindliche Wirklichkeit dreht, und trotzdem ganz ohne Anatomie des Auges auskommt
Na wunderbar: Der Mond ist normalerweise gelb. - Trotzdem gibt es Gedichte über blutrote Monde (weil der Mond zur Sonnenfinsternis blutrot wird).

Dann kann der Mond auf einer Fantasywelt doch blauweiß kariert sein und es gibt trotzdem Gedichte über blutrote Monde und über weiße Monde.

Danke, aber dein Buch "Schwarze Sonne, roter Mond" belegt doch eindrucksvoll meine Behauptung, dass die normale Mondfarbe absolut irrelevant ist. (Selbst für die Lyrik, die ich nicht unbedingt als so spielrelevant einordnen würde, kann der Spieler einfach so von einem farbenen Mond sprechen und es wird wohl ein Himmelsereignis geben, wo der Mond diese Farbe hat.)

Zitat
Ja, der Mond ist zuweilen blutrot; Wilma Deering hat solche Fälle genannt. Trotzdem ist die Käsemetapher aufgekommen.
Ja, wegen der Krater auf dem Mond, die wie die Löcher im Käse aussehen. Aber bestimmt nicht wegen der Farbe. Käse ist häufig gelb. - Wenn mann dem Mond schon wegen der Farbe mit etwas Irdischem vergleichen wollte, dann würde man eher Milch oder Schnee nehmen.

Zitat
Jo, aber gerade für Fantasy-Rollenspiele wird sie modifiziert.
Ja, ich erinnere mich mit Grausen an einige Leute, die meinen, plötzlich in "altdeutsch" oder in verschrobenem Mittelaltermarkt-deutsch sprechen zu müssen.
Nein danke, darauf verzichte ich gerne.

Und wieso müssen Begriffe und Metaphern ausgetauscht werden? Was ist so wichtig daran, von "Du bist auf dem Pilzweg." anstatt von "Du Bist auf dem Holzweg." zu sprechen?

Zitat
Man kann mit allen Elementen der Fiktion kreativ umgehen - wenn man kann, heißt das. Ob jemand "Gott zum Gruße" sagt oder "Huzliblubb zum Gruße", kann für die transportierte Aussage belanglos sein; dahinter steckt aber in jedem Fall ein kreativer Umgang mit der Grußformel.
Naja, kommt darauf an, wer Huzliblubb ist. Wenn Huzzliblubb einfach nur ein anderer Name für "Gott" ist, dann ist das kein bisschen kreativ.
Und wenn Huzzliblubb der Name des Königs ist, dann mag das durchaus kreativ und womöglich auch spielrelevant sein. Aber der Name eines Königs ist ja auch spielrelevant. (Was spielirrelevant ist, ist ob der König nun einen Zopf nach hinten oder zwei Zöpfe zur Seite hat und die Haarfarbe des Königs.)

Zitat
Jo, klar, kannst Du, und Du kannst Dich auch beliebig stur stellen und Deine Meinung von keinen Fakten beeinflussen lassen.
1) Fass dir doch bitte erstmal an die eigene Nase, bevor du anderen Sturheit unterstellst...

2) Willst du ernstahft sagen, dass die dortigen Sachen spielrelevant sind und du sie jedesmal vorher mit den Spielern abklärst?  wtf?
Bei jedem neuen Setting fragst du deine Spieler also erstmal, ob Elfen Schambehaarung haben oder nicht?
Bei jedem neuen Setting fragst du deine Spieler, wieviele Sterne diese Galaxie haben soll?  wtf?

Oder meinst du nicht auch, dass die Sachen so ein bisschen klitzekleinwenig irrelevant für das Spiel sind?
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.02.2009 | 18:56
Reicht es euch wirklich aus, dass ihr nur Zwerge, Elfen, Gnome, Halblinge und Dopplinge sorry Menschen spielt? Meine bisherige Erfahrung ist, das Mädels gerne Feen und Katzen und Jungs gerne auch mal Rattenmenschen spielen.

Rattenmenschen? Wieso denn Rattenmenschen?
Die sind doch ziemlich... igittigitt. Grau, schmutzig, hässlich und herumfiepend.

Ich kenne in der gesamten "Szene" bisher höchstens 2 oder 3 Personen, die freiwillig einen Rattenwesen-Charakter spielen würden. (Abgesehen natürlich von dem Nischenrollenspiel "Ratten!" - da geht es um realistische Ratten, nicht um Rattenhumanoiden.)

Zitat
Wo aber bleiben die dunklen Völker (wenn nicht böse), die mystischen, die aus anderen Sphären (Dämonen, Meer, Luft) und die Untoten und die Insekten?

Davon möchte ich im Moment ehrlich gesagt gar nichts spielen. Das ist für mich alles ein bunter Kinderspielplatz, eine Galerie der Unspielbaren. Außerdem hatten alle deine Tiermenschenrassen in den letzten Spielrunden, die ich mitbekommen habe, durchweg ziemlich "menschliche" Züge und Verhaltensweisen... außer vielleicht, dass die Katzen so oft geil werden und die Hunde rohes Fleisch essen.

Ich dagegen möchte zurzeit am liebsten mal ein "Nur-Menschen-Rollenspiel" im Bereich der epischen Romantic Fantasy und High Fantasy spielen, etwas wie in den neuen Romanen von Tad Williams. In Shadowmarch existieren zwar unter anderem recht verrückte Fabelwesen (eine Art Feenrasse, die aber auch aussehen können wie Steine, Wurzeln, wandelnde Bäume, Nebelschwaden oder verschiedene Tiere), aber diese halten sich über weiteste Teile des Romans noch mysteriös im Hintergrund. In einem "Shadowmarch RPG" würde ich sie nie als SC zulassen, nur als NSC. Unter den menschlichen Charakteren geht es um völlig verständliche Probleme wie Thronfolgeschwierigkeiten in einer mittelalterlich-feudalen Gesellschaft, die Spannungen zwischen den diversen Adelsfamilien (nicht jedoch um Spannungen zwischen Adel und Bürgern, da alle Nichtadligen die Oberhoheit der Aristokraten als selbstverständliches Fakt hinnehmen und auf dem Südkontinent der regierende Pentarch als lebender Gott verehrt wird!) sowie um Krankheiten, Verlust, Krieg und so weiter.

Die in Williams' Roman geschilderte Feudalgesellschaft ist für mich schon allein faszinierend genug, mit ihren Ritualen, Intrigen, Traditionen und den Persönlichkeiten der Figuren an sich. Dazu brauche ich keine Elfen, Zwölfen, Gartenzwerge, Schlümpfe oder Stufe-20-Zauber.

Die besten Fantasy-Romane und -Kurzgeschichten aus den vergangenen 90 Jahren haben als Protagonisten nur Menschen. Weshalb ist das dann in Fantasy-Rollenspielen nicht so? Das versuche ich bei meiner nächsten Fantasy-Spielrunde auf jeden Fall im Hinterkopf zu behalten.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tybalt am 4.02.2009 | 20:11
2. Fall: Sie landet im PIS
Das ist genau die Vorgehensweise, die ich präferiere und die keine Probleme bereitet.
SL: "Da steht ein Bauer."
Spieler 1 (steht auf Sword&Sorcery) stellt sich als plausible Ergänzung einen weißen (aber sonnengebräunten) Menschen mit Glatze und einem schwarzen Vollbart vor, der etwa 1,80 Meter groß ist, einen untersetzten Bierbauch hat, und zwei Schuhe, von denen einer schon halb kaputt ist. Seien Hände sind wettergegerbt.

Spieler 2 (steht auf Low Fantasy) stellt sich als plausible Ergänzung einen weißhäutigen Elfen vor, der sein weißes Haar in einen Zopf nach hinten gebunden hat und etwa 1,9 Meter groß ist. Für einen Elfen untypisch hat er einen Bierbauch und ans einer linken Hand fehlt der kleine Finger, den er wohl bei einem Arbeitsunfall verloren hat. Seine Kleidung ist schlicht, aber in gutem Zustand.

Spieler 3 (steht auf High Fantasy) stellt sich als plausible Ergänzung ein Insektoid mit rothäutigen Chitin vor. Es trägt eine weite Schürze, die er lose übers einen Rücken gelegt hat und von seinen beiden mittleren Beinen gehalten wird. An einer Stelle des Chitinpanzers hat er eine kleine Narbe, an der sich eine Flechte langsam ausbreitet.

Jetzt hat jeder Spieler die plausible Ergänzung in seinen PIS.

Jetzt mal Butter bei die Fische: Spielst du so? Ein solche Spiel kann nur an der Oberfläche bleiben, oder man verliert sich in langen Erklärungen.

Spieler A "Ich gehe mal zu dem Insekt."
Spieler B "Insekt?"
Spieler A "Na, dem Bauern!"
Spieler C "Der Bauer ist gar kein Mensch? Mein SC hat einem verdammten Insekt die Hand geschüttelt? Uää!"

usw. usw.

Am Spieltisch wird da eine einzige Farce draus.

Und selbst wenn man die Übertreibungen von dir (sowas wie: "Es ist irrelevant ob Menschen atmen müssen oder nicht.") mal wegnimmt gibt es Schwierigkeiten ohne Ende, da die Vorstellungsräume der Spieler ständig miteinander kollidieren, sobald sie zusammen in einer Szene handeln.

Du hast schon recht damit, daß sich jeder sein eigenes Bild macht, aber lange nicht so extrem wie du es darstellst, denn dann ist ein gemeinsames Spiel nicht mehr möglich.


Tybalt
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.02.2009 | 20:51
Jetzt mal Butter bei die Fische: Spielst du so? Ein solche Spiel kann nur an der Oberfläche bleiben, oder man verliert sich in langen Erklärungen.
Jetzt nicht im Fantasy-Bereich. Aber bei Cthulhu zum Beispiel ist es Gang und Gebe: Da gab es zum Beispiel letztens ein Wesen, das man mit "das unaussprechliche Schreckliche" am besten beschreiben könnte.
Und ich bin mir sicher, jeder Spieler hat sich etwas anderes darunter vorgestellt.

Oder wir haben mal Babylon 5 als RPG gespielt und wir habend dabei einen zurückgelassenen Vorlonen (http://www.pwolfrum.de/babylon5/b5vorl.htm) auf der Heimatwelt gefunden. (Daher war der Vorlone ohne Schutzanzug.)
Unsere SCs wissen daher, wie ein echter Vorlone aussieht. - Aber unser SL hat den Vorlonen nicht beschrieben. (Und dafür bin ich ihm dankbar.) Stattdessen hat jeder Spieler halt eine eigene Vorstellung davon, wie ein Vorlone aussieht.

In DSA gibt es einen Spieler, der sich Dere (Aventurien) als Planeten vorstellt, auf dem Atome existieren.
Ein zweiter Spieler stellt sich Dere als Planeten vor, auf den alles aus den 6 Elementen und nicht aus Atomen aufgebaut ist.
Ich selber stelle mir Dere als Hohlwelt vor, auf der alles aus den 6 Elementen (plus Sikaryan plus Nayrakis) aufgebaut ist.
Der vierte Spieler ist unentschlossen.

Und obwohl wir uns über den Aufbau des Planeten total uneins sind, gab es noch nie Probleme. Jeder stellt sich in seinem PIS Aventurien halt anders vor. Und die frage, ob Aventurien nun aus Atomen oder Elementen besteht, ist im SIS einfach offen.
Das hat uns bisher weder in unserer Kreativität beeinträchtigt, noch musste jemand plötzlich seinen PIS ändern.

Zitat
Spieler A "Ich gehe mal zu dem Insekt."
Spieler B "Insekt?"
Spieler A "Na, dem Bauern!"
Spieler C "Der Bauer ist gar kein Mensch? Mein SC hat einem verdammten Insekt die Hand geschüttelt? Uää!"
Das ist falsch, weil in der Vorstellung von Spieler C ist der Bauer ja ein Mensch.
Alles was Spieler C nach diesem Gespräch weiß ist: "Spieler A stellt sich den Bauern als Insekt vor." Das ändert aber nichts daran, dass sich Spieler C den Bauern nach wie vor als Menschen vorstellt.

Zitat
Und selbst wenn man die Übertreibungen von dir (sowas wie: "Es ist irrelevant ob Menschen atmen müssen oder nicht.") mal wegnimmt
Nein. Das habe ich nicht geschrieben.
Ich schrieb: "Es ist irrelevant, ob Menschen nun Sauerstoff atmen müssen oder nicht."
Vielleicht müssen Menschen einfach nur frische Luft atmen. Oder Menschen müssen Lebens-Essenz atmen. (Die in der Luft schwebt und verbraucht wird.)
Oder Menschen müssen Naniten, die in der Luft herumschwirren, atmen.
Oder die Menschen müssen Atom X atmen, dass nur in der Luft vorkommt.

Dass die Menschen atmen müssen, ist extrem relevant.
Nur was die Menschen atmen müssen, ist irrelevant.

Zitat
gibt es Schwierigkeiten ohne Ende, da die Vorstellungsräume der Spieler ständig miteinander kollidieren, sobald sie zusammen in einer Szene handeln.
Hast du es schonmal ausprobiert oder ist das ein Vorurteil von dir?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dem nicht so ist.

Wir haben unterschiedliche Vorstellung vom Aussehen eines Vorlonen. Das ist jetzt bisher 3 Spielabende her und wir hatten diesbezüglich bisher noch keine Kollision. Die unterschiedlichen Vorstellungen vom Aussehen eines Vorlonen stören den Ablauf des RPGs in keiner Weise.

Wie oben erwähnt haben wir auch unterschiedliche Vorstellungen vom Aufbau Aventuriens. - Aber auch das stört den Ablauf in keiner Weise.

Zitat
Du hast schon recht damit, daß sich jeder sein eigenes Bild macht, aber lange nicht so extrem wie du es darstellst, denn dann ist ein gemeinsames Spiel nicht mehr möglich.
Was ist daran extrem?
(Und damit meine ich die Beispiele, die ich selber gebracht habe, und nicht die Beispiele, die mir jemand anders untergeschoben hat.)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Falcon am 4.02.2009 | 21:05
@Dere usw: Das funktioniert mit unterschiedlichen Details bei euch deswegen weil sie offensichtlich keine Rolle spielen. Da kann sich natürlich jeder was vorstellen.

Der Bauer ist ein Anderes Beispiel weil der ganz schnell ganz wichtig werden kann.

und was ist die Erkenntnis dieser tollen OT Diskussion? Persönliche Details sind so lange unwichtig, bis sie wichtig werden :P


Ich mag EDO Fantasy
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 4.02.2009 | 21:16
Aha. Also stimmst du mir letztendlich doch zu?
Was sind denn "ausgeblendete Sachen" letztendlich nichts anderes als "Elemente des PIS"?
Du bist ein wenig schwer von Begriff heute, oder? Da ist kein Element im Vorstellungsraum, abgesehen von der puren Forderung, "daß da etwas sein muß". Das Etwas selbst existiert aber gar nicht, auch in in einem persönlichen Vorstellungsraum. Da gibt es in der Tat den Löffel nicht, nur eine Leerstelle, in die ein Löffel, aber auch noch eine Menge mehr gut hineinpasst. 

Danke, aber dein Buch "Schwarze Sonne, roter Mond" belegt doch eindrucksvoll meine Behauptung, dass die normale Mondfarbe absolut irrelevant ist.
Weil nämlich, daß überhaupt ein Buch geschrieben wurde, die Irrelevanz zeigt? Dinge, über die Bücher geschrieben werden, müssen irrelevant sein? Faszinierende These... :-o

Nein danke, darauf verzichte ich gerne.
Jo, wie auf so vieles andere auch... Und um keine Angst vr unlenkbarer Kreativität zu zeigen, muß dann jedes unerwünschte Verhalten für "unkreativ" erklärt werden, auch wenn es im eigentlichen Wortsinn "schöpferisch" ist. So kann man es natürlich machen.

Und wieso müssen Begriffe und Metaphern ausgetauscht werden?
Wieso muß überhaupt gespielt werden?
Es gibt da eine conditio sine qua non...

2) Willst du ernstahft sagen, dass die dortigen Sachen spielrelevant sind und du sie jedesmal vorher mit den Spielern abklärst?
Was sollen eigentlich diese pausenlose - wenn auch abgekürzten - Flüche? Zeigen, daß Du die Fassung verloren hat?
Ansonsten würde Dir eine Spur Nachdenken sicher helfen, zu erkennen, warum diese Frage überflüssig ist: Meine Antwort steht nämlich schon in diesem Faden.
Und ansonsten tut es vielleicht einfach auch diese:
und was ist die Erkenntnis dieser tollen OT Diskussion? Persönliche Details sind so lange unwichtig, bis sie wichtig werden :P 
;-)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Belchion am 4.02.2009 | 21:17
Der Spieler des Diebes fragt, ob der Mond am Himmel steht, damit er in der Nacht etwas sieht. Meine Rückfrage als Spielleiter: Welcher Mond? Dein Charakter ist nicht auf der Erde.
"Kein Mond" ist irgendwie ziemlich unfantastisch. Besonders, wenn es einfach so aus dem Hut gezaubert wurde. Deine Beispiele (gespielte Dämonen etc.) laufen im Grunde ja auch nur auf einen neuen "Menschen in buntem Kostüm" heraus, von daher sehe ich da auch keine große Fantasie.

Fantastisch wird ein Setting meiner Meinung nach dadurch, daß es in vielen Punkten die uns gewohnten Dinge verwendet, denen durch einen kleinen Kniff aber etwas besonderes, eine eigene Note verleiht - z.B. die pflanzlichen Elfen aus Glorantha.

Was ich sagen will: Wir brauchen den Standard, damit das Fantastische auffällt. Einfach nur wirre Welten, in denen nichts bekannt ist, sind nicht besonders fantastisch, sondern in erster Linie verwirrend (und oft langweilig).

Ein Setting, indem die Magie z.B. den verschiedenfarbigen Monden zugeordnet ist und unterschiedlich funktioniert, je nachdem, welche Monde grad zu sehen sind oder in welcher Mondphase sie sich gerade befinden, macht die Monde und ihre Farbe unglaublich spielrelevant.
Das ist z.B. bei Dragonlance der Fall (http://www.drachenlanze.de/archiv/krynn/mondphasen.htm). Wenn alle Welten es verwenden würden, wäre es aber nicht mehr fantastisch, sondern ebenfalls nur Standard.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: reinecke am 4.02.2009 | 21:26
Was ich sagen will: Wir brauchen den Standard, damit das Fantastische auffällt. Einfach nur wirre Welten, in denen nichts bekannt ist, sind nicht besonders fantastisch, sondern in erster Linie verwirrend (und oft langweilig).
Also bis auf den Fakt, dass jede von Menschen erdachte Welt Dinge enhtlaten wird, die den meisten Menschen bekannt sind, ist an der These nx haltbares.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Falcon am 4.02.2009 | 21:39
phantastische Inhalte sind natürlich toll wenn sie OT eine Bedeutung für das Setting haben, aber für mich muss das nicht unbedingt sein.

Mir genügt, wenn sie zumindest eine Auswirkung haben (in ED gibts keinen Winter, was erheblichen Einfluss auf das Leben dort hat, für das Setting im OT selbst aber eigentlich keine Bedeutung hat, Barsaive könnte genauso gut auch Winter kennen) oder wenn sie keine Auswirkung haben, daß sie nicht als einziges Detail hervorstechen "Hier ist alles so wie auf der Erde, aber das Gras Lila", sondern nur Teil der Vielfalt sind (das heisst neben dem Lila Gras gibts noch 1000 Andere Sachen, die das Setting beschreiben).

Bei letzterem ist es aber ganz wichtig, daß ein gewisser Sinn für Stil und Einheitlichkeit durchscheint (schlechtes Beispiel DSA, gutes Beispiel Earthdawn).
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tybalt am 4.02.2009 | 22:03
Jetzt nicht im Fantasy-Bereich. Aber bei Cthulhu zum Beispiel ist es Gang und Gebe: Da gab es zum Beispiel letztens ein Wesen, das man mit "das unaussprechliche Schreckliche" am besten beschreiben könnte.
Und ich bin mir sicher, jeder Spieler hat sich etwas anderes darunter vorgestellt.

Das ist eine clevere Ausweichtaktik...

Also, jeder weiß, sowas gehört bei Lovecraft zu den immer wieder gern eingesetzten Klischees, du kannst das doch nicht allen Ernstes als Beispiel nehmen.

Zitat
Unsere SCs wissen daher, wie ein echter Vorlone aussieht. - Aber unser SL hat den Vorlonen nicht beschrieben. (Und dafür bin ich ihm dankbar.) Stattdessen hat jeder Spieler halt eine eigene Vorstellung davon, wie ein Vorlone aussieht.

Die Spieler wissen, wie ein Vorlone aussieht. Damit stellt sich jeder der Spieler einen Vorlonen vor. Kein Insekt, kein Kuschelwesen mit blauem Fell. Sondern eben ein Vorlone.

Zitat
In DSA gibt es einen Spieler, der sich Dere (Aventurien) als Planeten vorstellt, auf dem Atome existieren.
Ein zweiter Spieler stellt sich Dere als Planeten vor, auf den alles aus den 6 Elementen und nicht aus Atomen aufgebaut ist.
Ich selber stelle mir Dere als Hohlwelt vor, auf der alles aus den 6 Elementen (plus Sikaryan plus Nayrakis) aufgebaut ist.
Der vierte Spieler ist unentschlossen.

Und obwohl wir uns über den Aufbau des Planeten total uneins sind, gab es noch nie Probleme. Jeder stellt sich in seinem PIS Aventurien halt anders vor. Und die frage, ob Aventurien nun aus Atomen oder Elementen besteht, ist im SIS einfach offen.

Weil es im normalfall keine Rolle spielt. Aber es spielt wohl eine Rolle, ob, um dein Beispiel aufzunehmen, ein NSC ein Insektenwesen oder ein Mensch ist. Sorry, aber siehst du wirklich den Unterschied nicht?

Zitat
Ich schrieb: "Es ist irrelevant, ob Menschen nun Sauerstoff atmen müssen oder nicht."
Vielleicht müssen Menschen einfach nur frische Luft atmen. Oder Menschen müssen Lebens-Essenz atmen. (Die in der Luft schwebt und verbraucht wird.)
Oder Menschen müssen Naniten, die in der Luft herumschwirren, atmen.
Oder die Menschen müssen Atom X atmen, dass nur in der Luft vorkommt.

Jetzt komm bitte nicht so. Du weichst aus und änderst rückwirkend deine Aussagen. Das ist ... störend.



Tybalt
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.02.2009 | 23:29
@ Falcon
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@ Merlin Emrys
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@ Tybalt
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Falcon am 4.02.2009 | 23:39
@Eulenspiegel: ich habe keine Ahnung was du mir sagen willst.
Wenn etwas irrelevant ist, ist etwas irrelevant und wenn es relevant ist, ist es relevant. Ich denke, daß haben wir jetzt verstanden.
Auch das jeder andere Ansichten zu ein und derselben Sachen haben kann, daß das aber nicht schlimm ist, so lange es irrelevant ist, ist jetzt so klar wie nie zuvor.

Cpt. Obvious to the rescue (http://imgsrv.kmbz.com/image/kmbz/UserFiles/Image/Brian%5C%27s%20Pics/captain_obvious.jpg)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 4.02.2009 | 23:59
Nur weil du dir keinen Löffel vorstellst, herrscht ja plötzlich kein Verbot, dass sich niemand etwas diesbezüglich vorstellen darf.
Und nun lies einfach nochmal in Ruhe, was ich oben geschrieben habe. Im Zusammenhang. Dann kommst Du nämlich darauf, daß ich festgestellt habe: Der Vorstellungsraum ist kein dreidimensionales Bild, das an jeder Stelle etwas zeigen würde. Wenn Du sagst, daß es kein Verbot gibt, sich etwas (nicht) vorzustellen, geht das also völlig am Thema vorbei.
Und wenn Du behauptest, Du würdest Dir in einem Moment eine mehrere Kilometer lange Straße mit allen Häusern (Hausnummer 1 bis 568?) und Querstraßen (waren es nun 15 oder eher 65?) und allen herumlaufenden Wesen (inklusive Bekleidung und Gepäck?) vorstellen... tut mir leid, dann glaube ich Dir einfach nicht; bzw. dann sind Deine Ansprüche an "sich etwas vorstellen" derart niedrig, daß sie in meinem Sprachgebrauch schon nicht mehr unter diese Bezeichnung fallen, sondern eben genau im Bereich des Phänomens liegen, das ich beschrieben habe: Daß man sich nur vorstellt, daß da etwas sein muß, so wie man sich ja auch erinnert, daß in einer fremden Stadt in einer Einkaufszone Häuser und einkaufende Menschen gewesen sein müssen - andernfalls wäre etwas aufgefallen -, aber keine bewußte Erinnerung an einzelne davon mehr verfügbar ist.

Ich wette, wenn wir einen gelben Mond hätten, gäbe es das Buch über den roten Mond trotzdem.
Es gibt dies Buch, weil wir einen gelben Mond haben und es daher auffällig ist, daß er zuweilen rot ist; ebenso wie auffällig ist (sogar noch mehr!), daß die Sonne zuweilen schwarz ist. D.h. genau der Fabkontrast ist der Aufhänger, ohne ihn und die zugrundeliegenden Phänomene könnte dies Buch niemals geschrieben woredn sein - auch diese Deiner Thesen ist also leider falsch.

Auf alle Fälle kann man Rollenspiel auch wunderbar betreiben, ohne sich neue Metaphern auszudenken.
Na wunderbar. Und was belegt das jetzt noch gleich? Daß es "unkreativ" ist, sich neue Metaphern auszudenken?

Und dir würde mit einer Prise Höflichkeit auffallen, dass es nicht sehr konstruktiv ist zu sagen, dass die Antwort schon im Thread steht, wenn man wesentlich kürzer auch "Ja" bzw. "Nein" hinschreiben könnte. Bzw. falls man nicht auf die Erläuterung verzichten will, die Stelle kurz zu zitieren.
Solange belanglos ist, was dasteht, weil Du es anscheinend ja nicht liest, sondern allenfalls überfliegst, sehe ich nicht, warum ich mir die Mühe machen sollte.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 5.02.2009 | 10:20
Besteht der Mond nicht eigentlich aus so gräulichem Gestein?  ;D

Das Bauer-Beispiel ist mE hinichtlich der Spezies recht relevant, weil sich Insekten doch arg von Säugetieren unterscheiden. Dadurch entstehen verschiedene Erwartungshaltungen, die sehr schnell relevant sein können. Sobald z.B. jemand auf die Idee kommt, dem Bauern vors Knie treten zu wollen (warum auch immer), ist es wichtig, ob er ein Knie hat; wäre er aber im PIS eines Spielers speziesbedingt knielos, wäre das doch irgendwie problematisch, oder? Man sollte also sehr vorsichtig sein, wo man die Grenze für vermeintliche Irrelevanz zieht.

Die allgemeine Frage, wann Fantasy fantastisch genug ist, ist sicherlich Geschmacksfrage. Ich denke, dass zu weit von unserer Erfahrung von "Welt" abweichende Welten einfach auf Dauer zu anstrengend sind. Wenn ich mich ständig in eine Welt hineindenken muss, wo nichts so ist, wie ich es einfach gewohnt bin, finde ich das einfach nur ermüdend.
Außerdem wird Fremdartigkeit schnell zur Beliebigkeit. Wenn ich keine Gemeinsamkeiten mit Vertrautem aufstellen kann, dann wird alles unvorhersehbar und somit beinahe beliebig austauschbar. Vor allem die oft bemängelte "Menschlichkeit" im Verhalten sehe ich da als problematisch an. Ein wirklich fremdartiges Wesen verhielte sich für einen Menschen oftmals sinnlos, weil dem Menschen die fremdartigen Zusammenhänge nicht ersichtlich sein können (anderenfalls wäre es ja nicht fremdartig). Ob dann nun Wesen A völlig sinnlose Dinge tut oder Wesen B, ist für einen Menschen doch egal, wenn er keine Muster erkennen kann. Dann kommen alle Wesen A+B in den Sack der sinnlos handelnden Wesen und man stellt nur noch die Frage nach der Erscheinung (Wesen A oder Wesen B?), womit man wieder beim kostümierten Wesen ist.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 5.02.2009 | 16:24
Besteht der Mond nicht eigentlich aus so gräulichem Gestein?  ;D
Mag schon sein ;-) . Aber wenn ich ihn mir so ansehe, würde ich das "offensichtliche" Farbspektrum normalerweise als von silber über gelb bis orange einstufen, das nur bei seltenen Gelegenheiten bis ins Rote hineinreicht. Ob jedes Einzelsteinchen für sich aber grau ist, wenn man es unter anderer Beleuchtung anschaut... möglich ist das gewiß.

Außerdem wird Fremdartigkeit schnell zur Beliebigkeit. Wenn ich keine Gemeinsamkeiten mit Vertrautem aufstellen kann, dann wird alles unvorhersehbar und somit beinahe beliebig austauschbar.
Es könnte aber ja Abstufungen zwischen "völlig vertraut" und "ganz fremdartig" geben.
Obwohl ich mir in dem Punkt nicht ganz sicher bin - der dazu gehörende Exkurs findet sich inzwischen hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,45733.msg872967.html#msg872967) :-) .

Der Vorteil "fremdartiger Rassen" liegt nun darin, daß Merkmalskombinationen fest gruppiert werden und um aus physiologischen Gründen menschenunmögliche Zusätze erweitert werden können, ohne in großen Erklärungsnotstand zu geraten. Dr. Boomslang hat oben schon auf die Bedeutung der Erwartung hingewiesen, und wenn einmal festgelegt wurde, daß bestimmte Wesensgruppen bestimmte Eigenschaften haben, hat man damit eine feste Erwartungshaltung geschaffen. Je nach Festlegung müssen sie sich dann auch daran halten - anders als Menschen, in deren Potential es ja nun einmal steckt, alles Mögliche (!) an Verhalten zeigen zu können (soweit nicht eigene Eigenschaften limitieren), und zwar in weitem Umfang sogar derselbe Mensch, nur zu verschiedenen Zeiten. Die These, daß irgendwelche Menschengruppen "abstammungsgemäß" auf bestimmte Kombinationen eingeschränkt wären, ist (hoffe ich) obsolet; aber es ist zulässig, dies Nichtmenschen zuzuweisen, schon gar, wenn es nur fiktive sind :-). Und wenn man schon bei Nichtmenschen ist, kann man die Möglichkeiten auch um solche erweitern, die in Kombinationen bestehen, die für Menschen normalerweise nicht oder nicht ohne zusätzlichen Aufwand möglich wären, man kann per definitionem den physiologischen Bereich (Größe, Kraft, Aussehen, ...) weiter verschieben und einen genauer umrissenen "magischen Bereich" ergänzen. Und das ganze mehr oder weniger weitgehend, womit es mehr oder weniger fremdartige Resultate geben sollte, die aber dennoch nicht in "Beliebigkeit" ausarten, sondern durchaus in ihrer Fremdartigkeit klar umrissen sind. Sie können an bestimmten Punkten "seltsam" und "uneinsichtig" verhalten, aber doch nicht beliebig, sondern in einem Rahmen, den ihre "Definition" ihnen zuweist.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 6.02.2009 | 10:10
@Mond: so wie ich es sehe, entsteht die Farbe, in der wir den Mond sehen, durch die Lichtdispersion. Keine Ahnung, welche Wellenlängen vom Mond besser oder schlechter reflektiert oder gar absorbiert werden. Theoretisch wäre es ja möglich, dass wir unter bestimmten Bedingungen den Mond blau sehen, da diese Wellenlängen im Spektrum des Sonnenlichts enthalten sind und reflektiert werden könnten. Wenn die Mondoberfläche nun auch noch das Licht ungleichmäßig reflektiert, wäre sogar ein Muster, und somit ein blau-weiß karierter Mond, denkbar... rein theoretisch. Astrophysiker hier? Von wegen Farbenstreit: Über die Wellenlängen sind Farben eindeutig definiert, wenigstens was Licht betrifft, also kommt mir nicht mit Zäpfchenzahlen oder Insektenaugen  >;D

@Fantasy: Da wir Menschen sind, können wir nur in menschlichen Maßstäben denken. Ergo ist alles, was wir uns vorstellen können, bestenfalls in menschlichen Maßstäben ungewöhnlich, aber nicht fremdartig. Wobei: "fremdartig" bezieht sich wörtlich auf die Art. Da es auf der Erde genug Arten gibt, die offensichtlich nicht menschlich sind, könnte man insofern nicht-menschliche Eigenschaften ableiten. Ein beliebtes Beispiel wäre das Schwarm-Verhalten von Insekten, das eindeutig kein menschlicher Wesenszug ist, aber im Rahmen des menschlichen Verständnisses liegt. Ein solches Verhalten wäre also per Definition für einen Menschen "fremdartig" aber dennoch nachvollziehbar. Analog könnte man dann nicht-menschliche intelligente Arten schaffen. Irgendwie habe ich dabei also ein Definitionsproblem... Wann ist Fantasy denn Fantasy?
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: mat-in am 6.02.2009 | 10:25
Ja, es sollte schon "fantasy" sein, wie man sie in 90% der Romane findet. Bei SciFi ähnlich (denkt da an die Romane um Xris Cyborg von Bradley, die den meiesten Leuten ja auch zu abgefahren sind).

Man bekommt immer wieder was zu hören wie:

"Sie sehen also aus wie Elfen mit Bart, verhalten sich wie hobbits mit guten (tisch)Manieren, haben immer einen Elementaspekt und lieben Gold? Dann nenn ich sie ab jetzt einfach Elfen."

Und mit dem Mond verhällt es sich genauso. Wenn der groß und Orange ist, ist es den Spielern zu bizarr... leider.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.02.2009 | 15:52
Dann mach es wie mit dem Madamal in Aventurien: Da ist die genaue Gestalt und Farbe auch bewusst offengelassen.

Vielleicht ist das nächtliche Madamal mondförmig, vielleicht viereckig. - Vielleicht hat es auch die Form eines kleinen Mädchens, das sich ängstlich vor Praios duckt. Wie das Madamal genau aussieht (und ob es ein Mond oder einfach nur eine besonders helle nächtliche Erscheinung ist) wurde nie erklärt. (Und das mag besonders für Aventurien schon so einiges heißen.)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Maarzan am 6.02.2009 | 15:59
Gesetzt der Fall der Spieler hat nicht einfach nur nicht aufgepasst,liegt es in der Verantwortung desjenigen, welcher die abweichenden Elemente definiert sie auch entsprechend publik zu machen.
Da die oben getroffene Annahme eine Erwähnung in einem dem Spieler bekannten Hintergrundswerk ausschließt, haben wir es also mit klarem Spielleiterversagen zu tun, mit der entsprechenden geschilderten Antwort sogar erschwertes Versagen.
Der Spieler kann ohne entsprechende Information nur von dem ausgehen, was er aus irdischen Beispielen her kennt, der Rest muss über bekannet Muster oder bei klischeefernen Elementen ausdrücklich präsentiert werden.
Da dies entsprechende Anstrengungen erfordert gibt es halt da ein - von Person zu Person und Geschmack zu Geschmack unterschiedliches - Limit, bis zu demman das Exotische dann halt ausreizen kann, ohne negative Nebenwirkungen oder auch schiere Überforderung zu generieren.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: mat-in am 6.02.2009 | 18:17
Die Leute denken halt einfach immer in den ihnen bekannten Schubladen, egal welches neue GRW sie in die Hand nehmen, es wird nach Tollkien sortiert, denke ich.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Arkam am 6.02.2009 | 23:39
Hallo zusammen,

das prinzipielle Problem bei fantastischen Elementen ist das sie ja auch irgendwie eine regeltechnische Relevanz haben müssen um für die Spieler interessant zu werden.
Dazu kommt das viele Elemente die in einem Roman interessant wirken schnell ziemlich öde und nervig werden wenn sie geballt auftreten. Vor allen wenn es darum geht das eine bestimmte Rasse aufgrund ihrer guten Werte oder ihrem coolen Image aber nicht aufgrund von Interesse für den Hintergrund gewählt wird.

Hinzu kommt das man ja meistens keine Charakterentwicklung, also etwa vom bösen Dunkelelfen zum Helden sondern eine abenteuerliche Geschichte im Mittelpunkt steht sondern eine meistens actionreiche Geschichte. Da können solche Ausnahmecharaktere sogar im Wege stehen.

Fantastische Elemente im Hintergrund müssen sorgfältig überlegt sein. Wenn ich etwa die Atemluft durch ein anderes Element also etwa Lebenspartikel ersetze die in den Körper kommen müssen und das aktiv tun bringt das einige Nebenwirkungen mit sich. Denn dann wird zum Beispiel keine Lunge benötigt. Also wird es auf der Welt wohl keine Giftgase geben aber vielleicht ein Gift gegen die Lebenspartikel.

Das heißt das Elemet das eigentlich nur als fantastisches Unterscheidungsmerkmal gedacht war hat Konsequenzen die Autor, Spielleiter und Spieler je nach ihrem persönlichen Hintergrudn nicht klar sein mußten als sie eingeführt wurden.
Als Beispiel soll hier die Grasfarbe dienen. Die grüne Blattfarbe beruht auf dem Blattfarbstoff Chlorophyll. Die Farbe kommt dadurch zustande das die anderen Bestandteile des Sonnenlichts absorbiert werden. Jedes Chlorophyll Molekül hat ein Atom Magnesium als Zentralatom. Wenn wir das ganze jetzt mit normalem irdischen Sonnenlicht kombinieren könnte es verschiedene Effekte geben. Der Physiker könnte sich wundern wie eine Farbe zustande kommt wenn die durch Subtraktion aus dem normalen Sonnenlicht nicht entstehen kann. Der Biologe mag das noch akzeptieren aber sich fragen wofür die Farbe da ist. Der Spieler des Alchimisten wird sich eventuell dafür interessieren ob der Farbstoff ein anderes Zentralatom hat und so ein anderes Element liefern kann.

Die wenigsten Spieler können perfekt zwischen Charakter und sich trennen. Am vertrautesten und damit am einfachsten zu bespielen sind Welten bei denen die Weltbeschreibung so aufgebaut ist das der Spieler sie mit seinem Wissen als logisch empfindet.

Derzeit spielen wir das eigene System unseres Spielleiters. Zum Hintergrund hat er nur grundlegende Dinge fest gelegt. Werden darüber hinaus neue Dinge eingeführt werden wir als Mitspieler auch um unsere Meinung gefragt. Das kostet zwar auch immer etwas Zeit, unsere Vorstellungsräume sind aber doch recht ähnlich aber das Gefühl eine neue Welt zu entdecken bietet auch einen ganz neuen Spielanreiz ohne das die bespielte Welt besonders fantastisch oder exotisch sein muss.

Gruß Jochen
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 7.02.2009 | 13:27
Naja, man kann sich auch an solchen Details aufhängen. Das Beispiel mit dem Gras ist nicht unbedingt gut. Gras könnte z.B. auch rot oder gelb sein, dann würde eben ein anderer Farbstoff zur Lichtabsorption genutzt, wie es z.T. ja durchaus geschieht. Auch das Lungenbeispiel ist nicht zwingend. Die Aufnahme von Lebenspartikeln könnte ja analog zur Sauerstoffaufnahme funktionieren, würde also noch immer eine Lunge bedingen. Genauso könnte Blut durchaus grün oder blau sein, wenn statt des Eisens im Hämoglobin ein anderes Metall säße wie Nickel oder Cobalt. Alles theoretisch denkbar; Farben sind oft nicht so zwingend, wie man meinen könnte. Aber ist das fantastisch? Will man überhaupt wissenschaftlich bzw. kausal daran herangehen? Gehören Elfen zur Gattung Homo oder ist es eine eigene Gattung? Vielleicht handelt es sich bei Elfen nicht mal um Säuger...
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Waldviech am 7.02.2009 | 13:33
Zitat
Aber ist das fantastisch? Will man überhaupt wissenschaftlich bzw. kausal daran herangehen?

Das käme wohl letztlich darauf an, wie das Setting aussehen soll. Eines, das auf EDO-Fantasy im klassischsten Sinne hinausläuft, kann auf derartig "wissenschaftliche" Erklärungen locker verzichten. Das Blut, das bei geschlachteten Orks aus der Wunde spritzt, ist dort halt schwarz - und es ist für so ziemlich jeden Aspekt des Spiels mehr als unwichtig, warum es schwarz ist. Bei einem "aufgeklärten" Steampunksetting oder in SF-Welten z.b. kann sowas schon mehr Sinn machen (und sei es nur, damit der Verrückte Wissenschaftler der Gruppe stilecht pseudowissenschaftliches Zeug salbadern kann)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.02.2009 | 13:49
Wenn ich ein Bild zeige das allen gut gefällt, auf dem der orangefarbene Mond zu sehen ist, dann sollte es doch kein Problem mehr mit der Akzeptanz geben, oder?
Und wenn du sagst: "Dort ist ein Mond." und die Farbe verschweigst, gibt es noch viel weniger Probleme und stößt auf größere Akzeptanz.

Das Blut, das bei geschlachteten Orks aus der Wunde spritzt, ist dort halt schwarz - und es ist für so ziemlich jeden Aspekt des Spiels mehr als unwichtig, warum es schwarz ist.
Ich denke, man kann noch viel weiter gehen und sagen: Ob das Blut, von geschlachteten Orks schwarz ist, ist für so ziemlich jeden Aspekt des Spiels mehr als unwichtig. (Sieht man ja auch bei vielen Computerspielen in der deutschen Version: Dort ist das Blut auch schwarz, obwohl es im Original rot ist. - Auf das Spiel selber hat das allerdings keinerlei Auswirkungen.)

(Disclaimer: Ja, ich weiß, beim Pen&Paper hat man viel mehr Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten als beim Computerspiel.)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Waldviech am 7.02.2009 | 13:54
Zitat
Ich denke, man kann noch viel weiter gehen und sagen: Ob das Blut, von geschlachteten Orks schwarz ist, ist für so ziemlich jeden Aspekt des Spiels mehr als unwichtig.

Durchaus - nur manchmal beschreibt man als SL wegen des Flairs ja auch gerne farbig ;). Im Grunde genommen hast du allerdings recht. Es sei denn, "Schwarzblüter" hätten im Setting eine besondere Funktion als Heerschaaren des Bösen usw. Was relevant ist, und was nicht, hängt eben stark vom Kontext ab. Aber ich glaube, soweit waren wir schon... ;D
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Beral am 7.02.2009 | 14:33
Sieht man ja auch bei vielen Computerspielen in der deutschen Version: Dort ist das Blut auch schwarz, obwohl es im Original rot ist.
Das ist übrigens so unwichtig, dass es für manche Gamer Grund genug ist, sich eine US-/GB-Version zu besorgen, statt die bescheuert verunstaltete deutsche Version zu spielen.

Mir ist früher zufällig eine deutsche original Counter-Strike CD in die Hände gefallen. Ich habe sie nicht benutzt, weil das Blut grün wie Rotz war, und habe mir stattdessen aus dem Netz eine ausländische Version besorgt.

Es ist auch für den Spielverlauf nicht egal, ob das Blut rot oder grün ist. Wenn ich einen Feind im Wald angeschossen habe, kann ich seine Spur leicht finden, wenn er rot blutet; hingegen nicht, wenn er grün blutet. Das wird nie zu einem Problem, weil eben der Konsens besteht, dass Blut rot ist. Würde es über solche scheinbar banale Dinge keinen Konsens geben, würde das Spiel von einem Missverständnis zum nächsten stolpern.

Man könnte einwenden, dass es nicht so oft vorkommt, dass man eine Blutspur verfolgt. Aber darauf kommt es nicht an. Das implizit vorausgesetzte Realistische enthält Milliarden Annahmen, und jederzeit im Spiel sind etliche dieser Annahmen in aktiver Verwendung, ohne dass wir es merken. Wenn die ein oder andere implizite realistische Annahme zu einem bestimmten Zeitpunkt des Spiels nicht von unmittelbarer Bedeutung ist, heißt das längst nicht, dass man grundsätzlich darauf verzichten kann.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 7.02.2009 | 16:32
Ich denke, man kann noch viel weiter gehen und sagen: Ob das Blut, von geschlachteten Orks schwarz ist, ist für so ziemlich jeden Aspekt des Spiels mehr als unwichtig.
Es genügt, wenn es wichtig ist, auch wenn es nicht für alle Aspekte des Spiels gleichermaßen wichtig ist - was ja ohnehin so gut wie nichts ist (also für alle Aspekte gleichermaßen wichtig).  Und es ist für einen Aspekt wichtig: die Konntotation. Daß das Blut schwarz ist, sagt den Spielern (!) etwas. Wenn es rot wäre, würde es etwas anderes sagen; wäre es golden, wiederum etwas anderes. Die Konntotation ist - unausgesprochen, vermutlich bei den meisten sogar unbemerkt - da, aber daß sie nur unterbewußt wahrgenommen wird, tut ihrer Bedeutung keinen Abbruch.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 00:11
Das ist übrigens so unwichtig, dass es für manche Gamer Grund genug ist, sich eine US-/GB-Version zu besorgen, statt die bescheuert verunstaltete deutsche Version zu spielen.
Ich sagte, es ist unwichtig für das Spielgeschehen.
Es ist natürlich extrem relevant für den PIS.

Wenn man versucht, jemanden einen PIS aufzudrücken, den dieser nicht haben will, dann führt das zu Spaßverlust. Aber es ist halt nicht notwendig, den PIS in den SIS zu überführen.

Mal anhand des Computerspiels erklärt:
PIS ist das, was der Spieler zu Hause auf dem Bildschirm sieht.
SIS ist das, was zentral auf einem Online-Server berechnet wird.

Stell dir vor, wir haben jetzt ein MMORPG wie z.B. World of Warcraft.
Dann ist die Farbe des Blutes für den PIS relevant. Aber für den SIS ist die Blutfarbe irrelevant.
Theoretisch sollte es möglich sein, dass jeder zu Hause einstellt, wie die Blutfarbe der Gegner aussieht.

Spieler 1 stellt dann ein, dass bei ihm Orks rot bluten.
Spieler 2 stellt ein, dass bei ihm Orks grünes Blut haben.
Spieler 3 stellt es so ein, dass bei ihm Orks schwarz bluten.
Damit hat jeder einen anderen PIS und jeder hat den PIS, den er bevorzugt.

Aber da die Farbe des Blutes für den SIS irrelevant ist, können alle drei Spieler in der gleichen Gilde sein und gemeinsam zusammen spielen und Raids veranstalten.

Die Blutfarbe ist für den PIS extrem relevant. Aber sie ist für den SIS irrelevant.

Beispiel für eine Sache, die auch für den SIS relevant ist:
Die Position der Gegner, die Werte der Gegner, die Lebenspunkte der Gegner.
All diese Sachen müssen von einem Server zentral gesteuert werden oder es muss sichergestellt werden, dass alle Computer diesbezüglich die gleichen Daten haben.

Bei Warcraft 3 gibt es zum Beispiel eine extra Funktion, die dafür sorgt, dass das Spiel beendet wird, wenn man bezüglich dieser "SIS-relevanten" Werte Abweichungen erhält. - Bei SIS irrelevanten Werten, kann es jedoch zu Abweichungen kommen, ohne dass das Spiel beendet wird. (Bei Warcraft 3 sind zum Beispiel Sound, verwendete Modells und Texturen und Bildschirmnachrichten als SIS-irrelevant eingestuft. - Da können sich die PIS der Mitspieler also unterscheiden, ohne dass es zu einem Spielabbruch kommt.)

Und da du Counter Strike ansprichst:
Ich habe im Internet viele Spaß-Modelle gefunden, die man einsetzen kann.
Ich habe zum Beispiel eine Version, wo die Polizisten wie Weihnachtsmänner aussehen und die Terroristen sehen wie Osterhasen aus.
Dann gibt es noch Versionen, wo die Geiseln wie Berühmtheiten aussehen. (Eher schlecht als Recht, aber man kann erkennen, wer gemeint ist.)
Diese Sachen sind natürlich für den PIS extrem relevant. Deswegen sucht man sich halt Texturen, so dass Polizisten, Terroristen und Geiseln so aussehen, wie man es persönlich am besten findet.

Aber für den SIS ist das absolut irrelevant. - Daher können drei Spieler auch problemlos miteinander spielen, obwohl bei Spieler 1 die Terroristen wie Terroristen aussehen und bei Spieler 2 sehen die Terroristen wie Weihnachtsmänner aus. Und bei Spieler 3 sehen die Terroristen wie Orks aus.
Und warum können diese drei Spieler miteinander spielen, ohne dass es zu Problemen kommt? Weil die Textur der Modells nur für den PIS, aber nicht für den SIS relevant ist. (Disclaimer: Wenn man Counter Strike etwas ausführlicher spielt, merkt man schon, dass verschiedene Texturen durchaus auch eine gewisse Relevanz besitzen. - Aber diese ist nie so groß, dass Spieler mit unterschiedlichen Modells nicht miteinander spielen können. Es ist irrelevant genug, damit Spieler 1 mit Terroristen und Spieler 3 mit Orks spielen kann.)

Bei Counter Strike ist die Methode also sehr erfolgreich, dass man nicht alles mögliche in den SIS packt und den Menschen somit ein Aussehen der Figuren aufzwingt, dass sie gar nicht haben wollen, sondern dass man es stattdessen der PIS der Spieler überlässt, wie sie sich die Chars genau vorstellen. (Bei Warcraft 3 ist das etwas schwieriger zu bewerkstelligen, aber prinzipiell auch möglich, wenn man sich etwas mit dem Editor auskennt. - Hier kann man auch einige SIS-irrelevante Sachen entkoppeln und in den PIS packen.)

Zitat
Es ist auch für den Spielverlauf nicht egal, ob das Blut rot oder grün ist. Wenn ich einen Feind im Wald angeschossen habe, kann ich seine Spur leicht finden, wenn er rot blutet; hingegen nicht, wenn er grün blutet.
In meiner Spielrunde läuft das wie folgt:
Ich lasse einfach eine Probe auf Fährtensuchen oder Jagd würfeln. Wenn die Probe gelingt, dann kann er die Spur verfolgen und wenn die Probe misslingt, dann nicht.

Ich habe aber noch nie einen SL erlebt, der die Probe aufgrund der Farbe des Blutes modifiziert hat. (Und ich kenne ein paar Fantasy-Welten, wo das Blut von Orks oder Insektoiden grün ist. - Aber ich kenne kein Regelwerk, wo die Fährtensuchen-Probe erschwert sind, wenn man die Blutspur eines Grünblüters verfolgen will.)

Wenn ich als Spieler wissen will, wie schwer es ist, einen angeschossenen Ork zu verfolgen, dann werde ich den SL NICHT fragen: "Hat der Ork grünes oder rotes Blut?"
Ich werde stattdessen fragen: "Eine normale Fährte zu verfolgen ist eine normale Probe. - Um wieviel ist die Probe erleichtert, wenn das Ziel blutet?"
Diese Frage ist relevant. Aber doch nicht die Farbe des Blutes.

Wenn es rot wäre, würde es etwas anderes sagen; wäre es golden, wiederum etwas anderes.
Also in einem Hard Science Fiction Setting, das ich mit Biologen spiele, wird mir die Blutfarbe sicherlich etwas sagen und ich kann aus der Farbe des Blutes Rückschlüsse auf das Alien ziehen.

Aber in einem Fantasy-Setting? Als Nichtbiologe? Was soll mir da die Blutfarbe sagen? (Ich weiß, dass Menschen, die erstickt sind, eher blaues Blut haben. - Aber so etwas würde ich vielleicht in einem Science Fiction Setting unterbringen. - Ob erstickte Menschen in einem Fantasy-Setting nun blaues oder rotes Blut haben, ist mir sowas von egal... Das soll jeder halten wie er will.)

Disclaimer(?): Mir ist durchaus klar, dass es relevant ist, dass Menschen, die dabei sind zu ersticken, ihre Farbe ändern. - Aber wenn ich in einem Fantasy-Setting eine erstickte Leiche finde, aus der rotes Blut tröpfelt, dann würde ich den SL nicht unterbrechen und ihm erstmal aufklären, dass erstickte Leichen eigentlich blau sind. Und erst recht würde ich mit dem SL kein Streitgespräch darüber anfangen, ob nun rotes oder blaues Blut das Richtige ist. - Ich würde dem SL in seinem Irrglauben lassen und ihm weiter von roten Blut quatschen lassen, während ich mir selber blaues Blut vorstelle. - Und erst nach dem Spielabend würde ich den SL auf den Fehler hinweisen. (Ich würde einmal sagen: "Also eigentlich haben erstickte Leute ja blaues Blut." Wenn der SL aber nicht darauf reagiert oder mir widerspricht, würde ich es dabei verwenden lassen und das blaue Blut nur in meinem PIS verwenden. - Ich würde NICHT während des Spiels ein Streitgespräch mit dem SL anfangen und ihn zwingen, seinen PIS mit meinem PIS über die Blutfarbe von Erstickten abzustimmen.)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Waldviech am 8.02.2009 | 00:13
Ein Beispiel, bei dem die Blutfarbe relevant sein könnte, wäre wenn es darum geht, was für eine Fährte man verfolgt - ist z.b. spielweltintern bekannt, das Orks grünes Blut haben, kann eine rote Blutspur schonmal nicht von einem Ork sein - nicht alles, was relevant ist, muss mit Würfelergebnissen zu tun haben.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 00:29
SL: "Ihr seht eine Blutspur. Der Farbe nach zu urteilen, ist es aber kein Orkblut."

Ich mache dir einen Vorschlag:
Spiele doch einfach mal 5 Spielabende mit dem Vorschlag, den ich gemacht habe, und überlasse viele Dinge einfach dem PIS anstatt sie dem SIS zu übergeben.
Und nach den 5 Spielabenden zählst du mal, in wievielen Situationen der unterschiedliche PIS zu Problemen geführt hat. - Und dann zählst du mal, wie häufig ein PIS die Sachen verbessert hat. (Beispiel für so eine Sache: Michael Jungnickl möchte einen exotischen Mond. Tybalt möchte einen normalen Mond. - Mit PIS ist das kein Problem. - Ohne PIS muss einer von beiden zurückstecken.)

Anstatt also zu meckern: "Wäähh, die Idee mit dem PIS ist doof. Die kann gar nicht funktionieren.", probiere es einfach mal aus. Du wirst feststellen, dass sich viele Sorgen, die du dir machst, sich einfach nicht bewahrheiten. (Aber das ist normal: Anstatt neuen Ideen eine Chance zu geben und sie auszuprobieren, wird erstmal darüber hergezogen.)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 8.02.2009 | 00:38
Ich sagte, es ist unwichtig für das Spielgeschehen.
Es ist natürlich extrem relevant für den PIS.
Und wenn zum Spielgeschehen dazugehört, zu erzählen, was man tut?
Wenn man z.B. erzählt, daß man das grüne Blut nicht so gut erkennen kann und deshalb häufiger nachtastet, um zu spüren, ob es an einer Stelle feucht ist - dann ist das in meinen Augen ein erheblicher Teil des Spielgeschehens, und in solchen Fällen wäre es irritierend, wenn jemand sich vorstellt, daß das Blut rot ist, die Pflanzen aber grün sind. Das Verhalten wäre dann ja schlicht nicht nachvollziehbar.

Du kannst natürlich sagen (und für Deinen Spielstil mag es zutreffen), daß solche Beschreibungen obsolet sind und grundsätzlich nur beschrieben wird, was auch gewürfelt wird, und jedes Wort über "Ich folge der sichtbaren Fährte." hinaus strikt zu vermeiden ist. Ich würde das nichtmal testweise machen; es ist mir zu langweilig und öde. Um mir eine Szene vorzustellen, braucht es Zeit, und die Zeit, in der man Details austauscht, kommt da gerade recht, um sich ein Bild zu machen. Aber wenn die Details genannt werden, müssen sie auch abgestimmt sein - sonst gibt es Kommunkationsschwierigkeiten. Andererseits wird ja die Szene reicher durch jedes Detail, über das man zu neuen Details kommt. Ich möchte ja mit den anderen Erlebnisse gestalten, und gern auch detailliert bis zu der Frage, ob ein Ballkleid besser mit großen Blüten bestickt oder mit abstrakten Mustern verziert sein sollte, um dem gegenwärtigen Stand der ortsüblichen Mode der gehobenen Gesellschaft zu entsprechen. Wenn dann jemand einstreut, daß doch gerade Pflaume die Farbe der Saison ist und darauf große Blüten nicht so überzeugend aussehen, ist das Bild für alle nochmal bunter geworden... und das, obwohl keiner gewürfelt hat :-o .

Was soll mir da die Blutfarbe sagen?
Sie sagt Dir in jedem Fall etwas, nur jede Farbe etwas anderes. Aber wie gesagt: Das muß nicht durch das Bewußtsein laufen, unterbewußt funktioniert es zuweilen sogar noch besser.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 01:17
@ Alexei L. Umarov (Mal sehen, wie lange der Name noch gültig ist. ;))
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@ Merlin Emrys
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Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 8.02.2009 | 10:13
Wiegesagt: Mein Vorschlag ist: Probier es einfach mal aus. - Du wirst feststellen, dass solche Szenen einfach nicht auftauchen.
Wo bliebe dann der ungezwungene Austausch abseits der reinen Zahlenwerte und ihrer notwendigen Interpretation? Wo bliebe die Übernahme der Rollen im Rollenspiel, wenn Handlung nur das Abhandeln von Würfelwürfen ist? Und wo bliebe mein eigener Vorstellungsraum? Als verkrüppeltes, halbleeres Ding ohne die vielen Ausschmückungen, die die Welt innerlich zum Leben und zum Leuchten bringen, wäre er doch nur ein jämmerlicher Torso. Ja, das wäre dann wirklich, wie der Titel sagt, "Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie".
Aber um den Vorstellungsraum zu füllen, braucht es, wie erwähnt, Zeit, und es würde zweifellos sehr hinderlich sein, wenn immer nach ein paar Handlungsschritten 5 Minuten Pause eingelegt werden müssen, um sich zu überlegen, wie die Szene aussieht - notwendigerweise schweigende 5 Minuten, weil es ja um die je eigenen Vorstellungen geht. Wenn man dagegen einfach weiterplaudert, füllt jeder den gemeinsamen Vorstellungsraum, so daß die Welt für jeden auch immer eine von außen gesteuerte, fremde, in einem gutem Sinne eine autonome Welt ist, auch abseits vom Gewürfel.

Stattdessen würde ein Spieler zum Beispiel sagen, dass er nicht so gerne Blut sieht und deswegen lieber nachtastet.
Das kommt auch wirklich sehr überzeugend von jemand, der anschließend zum Abendessen Kleintiere jagt und ausnimmt. Wenn er kein Blut sehen kann, müsste er sich ja immer dementsprechend verhalten. Die Inkonsistenz wäre dann also noch irrsinniger.

Es können auch Details ausgetuscht werden. Wichtig ist in dieser Hinsicht, diese Details nur als Vorschlag und nicht als zwingend für den eigenen PIS zu betrachten.
Und damit, wie Du oben behauptest, klar ist, was in welchen Bereich gehört, sagt man es immer dazu? "Ich folge also vorsichtig - das ist nur meine Vorstellung - der Fährte - das gilt für alle - durch das dichte Gebüsch - dicht ist meine Vorstellung, Gebüsch allgemeine  - in den Wald - gilt auch für alle." Ja, das stelle ich mir echt toll vor. Zumal wenn mann dann noch dazunimmt:
Anschließend wird diese Sache aber wieder aus dem SIS entfernt und jeder kann entscheiden, ob er diese Szene in sein PIS übernimmt oder nicht.
Wie Du da zu irgendeiner Klarheit kommen willst, was allgemein verbindlich und was unvebindlich sein soll, ist mir ein Rätsel.

[off topic]
Andererseits höre ich immer wieder von Spielern und Spielleitern, die sich darüber beschweren, dass Aventurien zu detailliert ist und sich lieber ein paar offene Plätze wünschen.
Daß das zwei völlig verschiedene Dinge sind, wirst Du vermutlich nicht begreifen, also beschränke ich mich darauf, es noch einmal festzuhalten: Zwischen den Dingen, die im Spiel ausgetauscht werden, und solchen, die im Material festgelegt sind, besteht in diesem Punkt ein himmelweiter Unterschied.
[/off topic]
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Beral am 8.02.2009 | 10:21
Man kann erzählerisch natürlich so wischi-waschi vorgehen, dass sich nur wenige Reibungspunkte offen ergeben. Aber a) ist das mit gutem Grund nicht jedermanns Geschmack und b) wird die Rolle des Realismus damit zwar reduziert, aber keinesfalls aufgehoben.

Aber wir kommen inhaltlich nicht mehr weiter. Sich in ein Beispiel zu verbeißen (Blutfarbe) ist der Erkenntnis nicht förderlich. Ich möchte daher, Eulenspiegels Gegenmeinung berücksichtigend, eine versönliche Forschungsfrage formulieren:

Man kann das Verhältnis von GVS (Gemeinsamer Vorstellungsraum) und IVS (Individueller Vorstellungsraum) in die eine oder andere Richtung verschieben. Also versuchen, viel IVS in den GVS einzuspeisen und so den GVS zu einer sehr detailreichen und verbindlichen gemeinsamen Basis zu machen, oder aber versuchen, GVS möglichst knapp und abstrakt zu halten, damit jeder Spieler größtmögliche Freiheiten bei der Ausgestaltung seines IVS hat.
- Wie verändert sich das Spiel in Abhängigkeit von diesen beiden Strategien?
- Welche Vor- und Nachteile hat die jeweilige Strategie?

Vielleicht hat jemand Lust, in seiner Runde beide Extreme auszulooten und die Erfahrungen zu schildern.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 13:44
@ Merlin Emrys
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@ Beral
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Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 8.02.2009 | 16:04
1) Ist es doch nicht.
Nein, in der Tat - es ist dann nichts mehr da. Nichts, um den persönlichen Vorstellungsraum zu füllen. Und da er sich nicht von selbst füllt, ist das einzige, was ihn "groß" macht, die Größe des grauen Lochs, das gefüllt hätte werden können.

Das ist es ja: Der ist maximal!
Dadurch, dass der SIS so leer ist, kann der PIS (dein ganz persönlicher Vorstellungsraum) ja maximal mit allen Sachen, die du dir wünschst gefüllt sein.
Da ist aber ja nichts, um ihn zu füllen, denn es kommt ja nichts, weder von mir noch von anderen. Weder ist Zeit, in der ich ihn füllen könnte, noch ein Inhalt, um ihn zu füllen. Er ist eine einzige, langweilige, tote Leerstelle. Wenn dagegen Zeit ist und man ihn gemeinsam fült, wächst der persönliche Vorstellungsraum mit dem gemeinsamen, denn jedes Detail des gemeinsamen kann ein Anknüpfungspunkt für zehn im eigenen sein. Denn die beiden sind positiv aneinander gekoppelt, nicht gegensätzlich, wie Du zu glauben scheinst. Der gemeinsame Vorstellungsraum vergrößert den eigenen, er nimmt ihm nichts weg - und andersherum: Je mehr der eigene Vorstellungsraum wächst, desto mehr kann er dem gemeinsamen zurückgeben. Das Limit ist nur, daß noch andere Szenen darauf warten, gespielt zu werden, ansonsten sind beide, der gemeinsame und der eigene Vorstellungsraum, gemeinsam unendlich dehnbar, und nur gemeinsam können sie groß werden - mit maximaler Zeit und maximalem Austausch dann auch maximal. Aber sobald man einen einengt und ihn nicht wachsen lassen will, können sich beide nicht mehr entwickeln, bleiben beide arm und leer.
(Und was die Zeit angeht, wachsen die Szenen mit ihrem Durchspielen, aber ohne feste Zeitvorgaben: Wenn sich eine interessant und anregend entwickelt, dauert sie länger als 5 Minuten, andere mögen kürzer dauern.)

Du spielst ganz normal, nur so, dass irrelevante Sachen halt nicht festgelegt werden.
Es gibt keine irrelevanten Sachen. Das kannst Du noch so oft behaupten, es ist und bleibt falsch; jedes Detail kann relevant werden. Vielleicht ist ja eine zufällige Namensgleichheit mit irgendwem da, die als Aufhänger für irgendwas dienen kann? Oder was auch immer: es gibt kein einziges Detail, das nicht relevant werden könnte. Gibt es einfach nicht. Gar nicht. Wirklich nicht.
Kannst Du jetzt bitte aufhören, stets und ständig wieder auf eine so falsche Behauptung in Deiner Argumentation zurückzugreifen?
Danke.

Theoretisch darfst du sogar Colour verwenden.
Nochmal danke, aber Dein Versuch, Dir Hoheit über andere Spielweisen anzumaßen, ist reichlich überflüssig, außer um zu zeigen, wie unglaublich ausgebildet Deine Arroganz doch ist. Sie passt aber gut zu der Arroganz, etwas in den eigenen Vorstellungen zuzulassen, was nicht ganz und gar den eigenen Vorstellungen entspricht. (Mit einer solchen Höflichkeit wäre und ist es nämlich, anders als für Dich, gar kein Problem, sich über jedes Detail abzustimmen und es für alle gelten zu lassen, sondern im Gegenteil höchst unterhaltsam und gemeinschaftsfördernd.)

Ein bisschen Menschenkenntnis genügt.
Wenn man von das ausgeht, was bei solcher Arroganz unter "Menschenkenntnis" wohl anzunehmen sein muß, mag das nach innen so scheinen, wobei das Ergebnis dann aber vermutlich nicht viel mit dem zu tun hat, was von den anderen ursprünglich intendiert war.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Tybalt am 8.02.2009 | 16:27
SL: "Ihr seht eine Blutspur. Der Farbe nach zu urteilen, ist es aber kein Orkblut."

Ich mache dir einen Vorschlag:
Spiele doch einfach mal 5 Spielabende mit dem Vorschlag, den ich gemacht habe, und überlasse viele Dinge einfach dem PIS anstatt sie dem SIS zu übergeben.

Been there, done that.

Ist schon oft passiert. Das merkt man dann, wenn das angeblich unwichtige Detail wichtig wird. Sowas wie: "Hinter den Säulen springen Orks hervor!"  - "Was, hinter diesen dünnen Säulen? Wenn ich geahnt hätte, das sich da wer verstecken kann..." - "Wieso dünn?" - "Na, ich dachte halt..."

von daher, ja,

Zitat
die Idee mit dem PIS ist doof. Die kann gar nicht funktionieren.

Es klappt nur, wenn man immer extrem allgemein bleibt, so daß jeder in seinem Vorstellungsraum bleiben kann. Viel würfeln, wenig Rollenspiel, dann geht das. Ob man das mag... nun ja.

"Euer Auftraggeber bittet euch, jemanden zu befreien. Ihr geht zur Festung des Gegners, dort gibt es mehrere Monster - würfel, würfel, würfel - , eine gemeine Falle, - würfel, würfel, würfel, ein Schloß, - würfel, würfel, würfel - und ihr befreit die Geisel."

Viel mehr ist da nicht, wenn man es so extrem spielen will wie du es proagierst. Die Aufgabe der Spieler ist es dann, sich den Auftraggeber, die Geisel, den Gegner, die Monster, die Festung, die Falle und das Schloß vorzustellen.


Tybalt
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 17:36
@ Merlin Emrys
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@ Tybalt
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Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: LöwenHerz am 8.02.2009 | 18:03
Eingangs sei gesagt, dass ich Rollenspiele klasse finde, weil es eben keine Grenzen, ausser unserer Phantasie gibt!

Ich denke, dass Menschen Rollen spielen, mit denen sie sich identifizieren können. Sie spielen eine Figur, die phantastische Dinge bewältigen kann, sich mit Drachen und Dämonen misst und am Ende die Prizessin isst, äh rettet ;)
In welcher Hülle das passiert ist jedem selbst überlassen, jedoch wird auch ein Insektenwesen immer menschliche Züge haben. Es wird schliesslich von einem Menschen gespielt...

Was die Welten angeht, so ist es natürlich bequem, sich auf Altbekanntes zu verlassen. Nicht, dass es Grenzen gäbe, doch fallen wir schnell in alte Verhaltensweisen zurück und brauchen auch gewisse Übereinstimmungen, um uns mit der Fantasy-Welt überhaupt identifizieren zu können.
Wenn die 24 Stunden nicht in hell und dunkel, sondern in rot und blau unterteilt wären, so würden wir nicht spielen können, wie unsere Charaktere darauf reagierten. Uns fehlt die Erfahrung und das Wissen von jahrelanger Identifikation mit solchen Begebenheiten.

Soweit mal meine kurzen Gedanken zu diesem Thema. Später vielleicht mehr.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Arkam am 8.02.2009 | 22:13
Hallo zusammen,

SL: "Das ist ein düsterer Wald, den eine Aura des Unheimlichen umgibt."
Damit kann jeder was anfangen. Die Vorstellungen kommen dann innerhalb von Sekunden ganz von alleine.
Spieler 1 stellt sich einen Wald vor, wo Nebelschwaden über den Boden gleiten und kein einziges Geräusch zu hören ist.
Spieler 2 stellt sich einen Wald vor, wo halb verfaultes Laub auf dem Boden liegt. Ein paar Fledermäuse wurden aufgescheucht und fliegen davon. Im Hintergrund ist Wolfsgeheul zu hören.
Spieler 3 stellt sich einen Wald vor, der voll mit krabbelnden Insekten ist. Mit jedem Schritt tritt man auf Käfer. Neben den Knacken der Chitinpanzer bei jedem Schritt, hört man die ganze Zeit über ein Schaben im Hintergrund.

ich will Mal an diesem Beispiel erläutern wo Probleme auftauchen können nicht müssen.
Ich nutze es weil es ein schönes normales Rollenspielbeispiel ist und keins aus einem Computerspiel oder ein sehr spezielles Beispiel wie Blut- oder Grasfarbe.

Die Charaktere werden durch Orks angegriffen die sich erfolgreich an sie angeschlichen haben. Spieler 1 ist im besten Fall verwunderten im schlechtesten Fall ernsthauft sauer. In einem ganz stillen Wald hätten die Orks nie erfolgreich sein können.
Spieler 2 spielt einen Alchemisten und will herausfinden wo die Fledermäuse nisten um Nitrat für einen Trank zu erhalten. Im besten Falle kommt ein nettes Nebenabenteuer zustande. Im schlechtesten Falle fühlt sich der Spieler vom Spielleiter beschränkt, du lässt mich nie die Zutaten finden.
Nach dem Wald kommen die Charaktere in Gelände wo die Nahrungsmenge interessant ist. Spieler 3 hat im Vergleich zu seinen Mitspielern weniger Proviant abgestrichen weil er ja die Insekten als Nahrung verwenden konnte.

Wenn man sich also als Spieler auf Bestandteile seiner Vorstellung verlassen will muss man diese den anderen Mitspielern mitteilen.
Als Spielleiter lohnen sich da manchmal doch ein paar Worte mehr um Klarheit zu schaffen. Je außergewöhnlicher das Setting ist destso mehr Klarheit sollte man schaffen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: 1of3 am 8.02.2009 | 22:24
Zitat
Wenn man sich also als Spieler auf Bestandteile seiner Vorstellung verlassen will muss man diese den anderen Mitspielern mitteilen.

Dann würde ich empfehlen das einfach nachzulassen.

Die Orks schleichen sich an, weil sie ne Heimlichkeitsprobe würfeln, die Kräuter sind da, weil der Typ die Kräutersuchprobe schafft und der Proviant wird nach den Proviantagstreichregeln abgestrichen.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 8.02.2009 | 23:03
Die Frage ist: Wieviel Zeit nutzt du VOR der Handlung, um die Szene zu beschreiben?
Je nachdem, wie es sich ergibt, uns sinnvoll erscheint, nachgefragt wird, aus der Situation heraus erwächst... Wir spielen ohne Stoppuhr, weißt Du.

Und der GVS und IVS sind eben nicht positiv gekoppelt.
Doch, denn jedes genannte Detail entzündet weitere Assoziationen. Je weniger Details also "hineingefüttert" werden, desto weniger Assoziationen hat der Einzelne, desto detailärmer sind also beide Vorstellungsräume. Du merkst es vielleicht nicht, weil alles, woran Du gedacht hast, ja da ist, und Dir der Leerraum nicht bedeutsam erscheint. Sobald er das aber wird, stellt man fest, daß der Austausch enorme Zuwächse für den Vorstellungsraum bringt. Man muß allerdings wohl ergänzen, daß die höher sind, wenn die Details sich auf das "jetzt" beziehen. Dinge aus der Vergangenheit aufzuwärmen ("damals von meinem Vater geerbt" usw.), ist fade und wirkungslos gegenüber einer lebendigen Beschreibung des Moments ("Ich schaue mich derweil mal um, ob vielleicht ein paar Käfer als Snack für Zwischendurch herumlaufen.").

Und du hast die gleiche Zeit wie normalerweise, um deinen IVS zu füllen: Nämlich während du und deine Mitspieler Aktionen tätigen.
In der Zeit bin ich aufmerksam bezüglich dessen, was geschieht. Für mich gehört das dazu, mich interessiert nämlich, was die andren sich vorstellen. Eine Aussage wie die folgende wäre für mich völlig daneben:
"Mir egal, wie du dir den Mond vorstellt.
Viel mehr Verachtung kann man wohl kaum noch zeigen! Immerhin geht es (mir) darum, gemeinsam zu spielen. Du sagst aber, daß Du kein Interesse daran hast, mit mir zu spielen. Du möchtest neben mir her spielen, aber jeder Beitrag, der Dich nicht zufriedenstellt, gilt Dir als "nicht geleistet", er ist irrelevant, bedeutungslos, ich hätte genausogut - oder besser? - stumm bleiben können, wenn nicht stumm bleiben müssen, um nicht Deine kostbare Zeit zu vergeuden. Im Gegenzug willst Du Dich aber auch um keinen Preis öffnen, so daß aus dem, was Du denkst, Anregungen für andere erwachsen können oder man darüber reden könnte. Wenn das Deine Vorstellung von Gemeinschaft ist... nun gut; ich habe eine andere. Eine, die dem anderen Interesse entgegenbringt, sogar wenn er Zeit vergeudet, die auch Geduld erfordert, wenn er beharrt, bis es wirklich an den Nerven zerrt, und die Verzicht verlangt, wenn er einfach nicht nachgeben will, aber die den anderen dafür ernst nimmt (auch humorvoll in seinen Gags, die man ja gar nicht verstehen würde, wenn man ihm nicht zugehört hat). Wenn andererseits meine Beiträge zum Spiel nicht gewünscht sind, kann ich besser heimgehen und mich allein mit meinem Vorstellungsraum befassen. Für das bisschen Gewürfel kann ich mir schließlich auch ein Programm schreiben.

Zitat
Es gibt keine irrelevanten Sachen. Das kannst Du noch so oft behaupten, es ist und bleibt falsch; jedes Detail kann relevant werden.
Und was bedeutet das?
Was dasteht: Es gibt kein Detail, das nicht relevant werden könnte. Jedes Detail, egal von wem eingebracht, verdient mithin Aufmerksamkeit. Und daß es zum jeweils gegebenen Zeitpunkt festgelegt (bzw. verhandelt) werden kann, steht jetzt wie oft bereits in diesem Faden?

Wenn du alle Details in deiner Spielwelt in den GVS verfrachten willst, bleibt keine Zeit mehr zum spielen, weil ihr nur damit beschäftigt seid, den GVS mit (imho irrelevanten) Zeugs zu füllen.
Den Vorstellungsraum im Gespräch miteinander zu füllen, ist Teil des Spiels, und zwar relevanter Teil. Er füllt sich mit Details, mit Handlungen, mit den Ergebnissen, die aus Würfelwürfen am Spieltisch abgeleitet wurden... und das alles zusammen macht das Rollenspiel am Spiel aus. Es gibt also auch da nicht die von Dir behauptete Konkurrenz, sondern im Gegenteil ein Ineinander von Spiel und Vorstellungsraum und dessen Füllung. Und das Spiel (als von einem anderen Arten von Spiel unterschiedenes) wird effektiv unterbunden, wenn man die Füllung des Vorstellungsraums unterbindet.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.02.2009 | 23:42
Je nachdem, wie es sich ergibt, uns sinnvoll erscheint, nachgefragt wird, aus der Situation heraus erwächst... Wir spielen ohne Stoppuhr, weißt Du.
Man kann es auch ohne Stoppuhr abschätzen:
Sind es Sekunden, Minuten oder Stunden?

Und natürlich mag es auch die Ausnahme-Szene geben, die deutlich länger oder kürzer eingeführt wurde als der Rest. - Aber so eine ganz normale Szene. So ungefähr?

zu den Details:
Klar sollen sich meine Mitspieler einbringen. Aber ich will keine ellenlangen Colourbeschreibungen hören, sondern sie sollen  spielrelevantes Zeug erklären.
Wenn der SL erstmal stundenlang erklärt, wieviele Äste der Baum hat, ob die Äpfel eher ein saftiges rot oder doch eher rotgrün haben, ob alle Äpfel noch an den Baumen hängen oder schon ein paar runtergefallen sind, wie breit die Landstraße nun genau ist, ob dort 10 oder 12 Apfelbäume stehen, welche Apfelbaum die meisten Früchte trägt, dass da auch noch ein Brombeerstrauch steht, dass dort 3 Bauern stehen, von denen 2 Äpfel pflücken und einer es sich unterm Baum bequem gemacht hat, dass 1 Bauer rotes Haar, ein Bauer braunes Haar und ein Bauer schwarze Haar trägt, dass ein Bauer einen Schnurrbart hat, nämlich der mit den roten Haaren, der Schwarzhaarige einen 3 Tagebart und der Braunhaarige einen Vollbart hat, dass der nächste Bauer ca. 6 Meter entfernt ist und etwas kleiner als der Durchschnitt ist, dass euch ein Ochsenkarren mit 2 Ochsen, von denen der eine einen weißen Ring um die Augen trägt entgegenkommt und auf dem Ochsenkarren eine 50 jährige Frau sitzt, die gelangweilt umherblickt, dass der Karren schon bessere Zeiten erblickt hatte und mit einer Plane bedeckt ist, dass beide Ochsen ein Branding haben, das euch aber nichts sagt, aber die Form einer Sichel hat,...
dann schalte ich irgendwann ab, weil mir das Gefasel des SLs auf den Sack geht.

Ja, sorry, in dieser Hinsicht bin ich arrogant. Das interessiert mich nunmal nicht.
Das ist in meinen Augen langweilig, weil nicht spielrelevant.

Und wenn der SL anfängt, JEDE Szene erstmal 20 Minuten zu beschreiben, dann würde ich dem SL auch explizit sagen, dass mich sein Gerede nicht interessiert und dass er die Szenen schneller einführen soll.

Wenn jemand (egal ob SL oder Spieler) aber Spielrelevantes erzählt, dann höre ich gerne zu.

Colourbeschreibungen können schön und hilfreich sein, wenn sie anfangs dazu dienen, Stimmung aufzubauen.
Und ein guter Szenenwitz kann auch schonmal ganz entspannend sein.
Aber einfach nur die Schnürsenkel des Bauern beschreiben, weil man es kann, ist wenig produktiv.

Zitat
In der Zeit bin ich aufmerksam bezüglich dessen, was geschieht. Für mich gehört das dazu, mich interessiert nämlich, was die andren sich vorstellen.
Ja klar. Natürlich sollst du ja auf die Handlungen hören. Aber gerade dadurch wächst doch deine Vorstellung von der Welt um vieles mit.

Wenn Spieler 1 zum Beispiel sagt: "Ich ziehe meine Waffe.", dann wächst in deiner Vorstellung das Bild, wie SC1 ein Breitschwert an seinem Gürtel hängen hat.
Wenn er dann sagt: "Mit gezogener Waffe folge ich der Blutspur des Orks.", dann wächst in dir das Bild, wie dort Blut auf dem Boden liegt und ein SC1, der sich langsam dahinter her begibt, immer nach links und rechts schaut. Wie ihr langsam die Herberge verlasst.
Wenn der SL dann sagt: "Die Spur führt an eine Stadtmauer.", dann wächst in dir womöglich die Vorstellung, wie ein schwerverletzter Ork sich auf die Stadtmauer gehievt hat, um auf die andere Seite zu gelangen.

Dadurch, dass man zuhört, füllt sich ja der persönliche Vorstellungsraum mit weiteren Elementen, die auf die spielrelevanten Sachen Bezug nehmen.

Ja, ich stelle den Anspruch an meine Spieler, dass sie spielrelevante Elemente zum Spiel beitragen. Aber ich bin nicht so arrogant, meine Ansprüche zu senken, weil meine Mitspieler den Anspruch nicht erfüllen können.
Im Gegenteil: Ich habe vollstes Vertrauen in meine Mitspieler, dass sie diesem Anspruch genügen.

Zitat
Was dasteht: Es gibt kein Detail, das nicht relevant werden könnte. Jedes Detail, egal von wem eingebracht, verdient mithin Aufmerksamkeit.
Ja, aber welche Details bringt man ein? Sprichst du wirklich alles laut aus, was dir beim RPG in den Sinn kommt? Oder sortierst du vorher aus?
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.02.2009 | 00:19
Man kann es auch ohne Stoppuhr abschätzen:
Sind es Sekunden, Minuten oder Stunden?
Das hängt davon ab, was man "Szene" bezeichnet und wo beginnt und endet, sowie, was als "vor ihr" gewertet wird. Da insgesamt der Spielfluß bei uns möglichst gleichmäßig gehalten wird, erwächst die nächste Szene oft ohne echten Bruch aus der davorliegenden und bezieht daher auch ihre Beschreibung aus jener, ergänzt um die Zusätze, die in ihr (aber ja nicht notwendigerweise zu Anfang) fällig werden. Da eine Unterteilung also ohnehin willkürlich erfolgen muß, kann ich sie so nehmen, daß es Minuten sind, ich kann aber auch setzen, daß es nur Sekunden sind (wieviel Zeit man eben für ein paar Worte oder einen Satz braucht). Nach Unterbrechungen kann es allerdings auch sein, daß zunächst eine Gesprächsphase eingeschoben wird, um zu klären, welche Dinge klärungsbedürftig sind, und das dann zu tun :-) , was meist schon im Bereich von einigen Minuten liegt.

Klar sollen sich meine Mitspieler einbringen. Aber ich will keine ellenlangen Colourbeschreibungen hören, sondern sie sollen  spielrelevantes Zeug erklären.
Da Details spielrelevant sind (weil sie den Vorstellungsraum füllen und die Auswahl stellen, aus der sich die weiteren Assoziationen und Handlungsmöglichkeiten ergeben), ist alles, was nicht aus dem Spiel herausreißt, relevant. Dann sind Deine Aussagen aber selbstwidersprüchlich. Sie würden nur einen Sinn ergeben, wenn Du relevante Dinge für irrelevant erklärst, obwohl sie es nicht sind. Dann liegt aber auch das Urteil, ob "jemand (egal ob SL oder Spieler) aber Spielrelevantes erzählt", nicht bei demjenigen, sondern Du maßt es Dir alleine an. Nicht "sich" sollen Deine Mitspieler also einbringen, denn Du verwirfst ja, was Dir nicht passt, obwohl es ihnen einbringenswert ist; einbringen sollen sie nur, was Du zu billigen beliebst.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: carthinius am 9.02.2009 | 01:01
zu den Details:
Klar sollen sich meine Mitspieler einbringen. Aber ich will keine ellenlangen Colourbeschreibungen hören, sondern sie sollen  spielrelevantes Zeug erklären.
Wenn der SL erstmal stundenlang erklärt, wieviele Äste der Baum hat, ob die Äpfel eher ein saftiges rot oder doch eher rotgrün haben, ob alle Äpfel noch an den Baumen hängen oder schon ein paar runtergefallen sind, wie breit die Landstraße nun genau ist, ob dort 10 oder 12 Apfelbäume stehen, welche Apfelbaum die meisten Früchte trägt, dass da auch noch ein Brombeerstrauch steht, dass dort 3 Bauern stehen, von denen 2 Äpfel pflücken und einer es sich unterm Baum bequem gemacht hat, dass 1 Bauer rotes Haar, ein Bauer braunes Haar und ein Bauer schwarze Haar trägt, dass ein Bauer einen Schnurrbart hat, nämlich der mit den roten Haaren, der Schwarzhaarige einen 3 Tagebart und der Braunhaarige einen Vollbart hat, dass der nächste Bauer ca. 6 Meter entfernt ist und etwas kleiner als der Durchschnitt ist, dass euch ein Ochsenkarren mit 2 Ochsen, von denen der eine einen weißen Ring um die Augen trägt entgegenkommt und auf dem Ochsenkarren eine 50 jährige Frau sitzt, die gelangweilt umherblickt, dass der Karren schon bessere Zeiten erblickt hatte und mit einer Plane bedeckt ist, dass beide Ochsen ein Branding haben, das euch aber nichts sagt, aber die Form einer Sichel hat,...

Ich möchte an dieser Stelle nur kurz anmerken, dass ich noch keinen Spielleiter erlebt habe, der einen derartigen Sermon völlig unmotiviert irgendwo angebracht hat. Sprich: Wenn der SL etwas erzählt, bei dem sich mir zunächst nicht erschließt, warum er mir das gerade erzählt, muss ich davon ausgehen, dass darin irgendwas relevantes untergebracht wurde (und sei es, dass er Stimmung erzeugen will - und selbst dabei würde man sich vermutlich nicht in derartigen Details ergehen). Allerdings ist dein Beispiel auch schon wieder sehr, sehr unglücklich, weil du es mit Details vollpackst, die vermutlich niemand in so einer Breite auswalzen würde, ohne das von den Spielern Interesse daran geäußert wurde, sie auch zu erfahren..
Und da sind wir auch schon beim Knackpunkt: Alles, was du da oben als Beispiel bringst, sind Details. Derartige Details sind aber nur dann gefragt, wenn die Gruppe sich explizit darum bemüht, sie also auch einfordert, oder der SL sie als relevant betrachtet. Das sind Details, die das, was hier der GVS genannt wird, nur dann füllen müssen, wenn sie zum Thema gemacht werden. Jeder kann sich das Landleben gern so vorstellen, wie er will - wenn Details nachgefragt oder hinzugefügt werden, muss nicht gefragt werden, ob sich das jemand schon anders ausgedacht hat! Das passiert einfach, und da jeder so auf den GVS einwirken kann (indem er etwas erzählt, erfragt oder sonstwie hinzufügt), ist das alles kein Problem. Details können so schnell relevant werden, müssen es aber auch nicht, dann darf jeder "sein" Bild behalten und keiner wird sich darüber Gedanken machen, ob sich jemand das Ganze vielleicht ganz anders ausgedacht hat. (Es ist ja schließlich nicht relevant.)
 
Zitat
dann schalte ich irgendwann ab, weil mir das Gefasel des SLs auf den Sack geht.

Das ist deine Meinung. Aber was bringt dich zu der Annahme, dass das alles nur "Gefasel", also per se unwichtig ist? Einfach nur, weil du glaubst, dass es nicht relevant ist oder deinen persönlichen Vorstellungsraum zumüllt? Weil dir der zweite Bauer von links mit rotem Haar lieber wäre und du dich da in deiner Imagination eingeengt fühlst? Wie kannst du dann gleichzeitig einfordern (s.u.), das alle bitte spielrelevantes beitragen sollen, wenn du gleichzeitig Gesagtes als "Gefasel" deklarierst, weil es dir nicht passt? Das beißt sich, oder meinst du nicht?

Zitat
Und wenn der SL anfängt, JEDE Szene erstmal 20 Minuten zu beschreiben, dann würde ich dem SL auch explizit sagen, dass mich sein Gerede nicht interessiert und dass er die Szenen schneller einführen soll.

Wenn jemand (egal ob SL oder Spieler) aber Spielrelevantes erzählt, dann höre ich gerne zu.

Und woher weißt du jetzt, dass das alles nicht relevant ist?

Zitat
Ja, ich stelle den Anspruch an meine Spieler, dass sie spielrelevante Elemente zum Spiel beitragen. Aber ich bin nicht so arrogant, meine Ansprüche zu senken, weil meine Mitspieler den Anspruch nicht erfüllen können.
Im Gegenteil: Ich habe vollstes Vertrauen in meine Mitspieler, dass sie diesem Anspruch genügen.

Ich auch. Daher glaub ich aber auch, dass deine ständigen Beispiele weder in deiner Gruppe noch einer der übrigen Diskutanten vorkommen und daher hier so wirklich gar nichts bringen. Ich will jetzt nicht sagen, sie seien irrelevant, das wäre in dieser Situation einfach zu ironisch.  ;)

Aber ich weiß einfach nicht, was dein Problem mit einer eventuellen Umdeutung bereits erfolgter Aussagen ist. Stört dich einfach, dass du "umdenken" musst? Oder das vorher einfach jemand etwas schon definiert hat, als es noch "irrelevant" war und damit in irgendeiner Art und Weise deinen PVS unnötig gestört hat? Erklär es mir bitte!
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.02.2009 | 01:37
Ich möchte an dieser Stelle nur kurz anmerken, dass ich noch keinen Spielleiter erlebt habe, der einen derartigen Sermon völlig unmotiviert irgendwo angebracht hat.
Ich früher leider schon.
Aber mittlerweile haben die SLs dazugelernt und labern einen nicht mehr voll. In der Zwischenzeit hat der SL gelernt, welche Details spielrelevant sind und welche es nicht sind.

Und nein, dieses zulabern machen nicht nur SLs. - Gerade bei Shadowrun habe ich auch zig Spieler gefunden, die einen mit Details zumüllen. ("Ich sitze in einem schwarzen Mantel auf meinen Sitzt. Wer mich kennt, dem fällt auf, dass es ein anderer schwarzer Mantel als sonst ist. Der Kragen ist nach oben geklappt. Meine Hände sind vor dem Bauch verschränkt und mit einem Fuß tippe ich im Rhythmus der Musik. Ich starre die Kellnerin so lange an, bis sie mich bemerkt. Danach bestelle ich mir ein dunkles Bier und trinke es in einem Zug aus." Einmal mag man sowas ja noch aushalten. Wenn das aber jede zweite Szene kommt, ist das irgendwann nervig.)

Zitat
Sprich: Wenn der SL etwas erzählt, bei dem sich mir zunächst nicht erschließt, warum er mir das gerade erzählt, muss ich davon ausgehen, dass darin irgendwas relevantes untergebracht wurde
[Advocatus Diaboli]Natürlich. ALLES ist relevant.[/Advocatus Diaboli]  >;D

Nein, beim ersten Mal, habe ich auch irgendwie geglaubt, dass das relevant sei. Nachdem er das aber einige Male gemacht hatte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht relevant sei.
Und ja, er wollte Stimmung aufbauen. Aber da habe ich ihm halt den Hinweis gegeben, dass es eben nicht der Stimmung förderlich ist, wenn er alles, was da sein könnte, explizit regelt. Und dass es der Stimmung häufig förderlicher ist, wenn die Spieler sich solche Sachen auch selber ausdenken können und er nur den groben Rahmen vorgibt.

Zitat
Allerdings ist dein Beispiel auch schon wieder sehr, sehr unglücklich, weil du es mit Details vollpackst, die vermutlich niemand in so einer Breite auswalzen würde, ohne das von den Spielern Interesse daran geäußert wurde, sie auch zu erfahren..
Und da sind wir auch schon beim Knackpunkt: Alles, was du da oben als Beispiel bringst, sind Details. Derartige Details sind aber nur dann gefragt, wenn die Gruppe sich explizit darum bemüht, sie also auch einfordert, oder der SL sie als relevant betrachtet.
Richtig!
Genau das versuche ich die ganze Zeit über zu erklären.

Zitat
Das passiert einfach, und da jeder so auf den GVS einwirken kann (indem er etwas erzählt, erfragt oder sonstwie hinzufügt), ist das alles kein Problem. Details können so schnell relevant werden, müssen es aber auch nicht, dann darf jeder "sein" Bild behalten und keiner wird sich darüber Gedanken machen, ob sich jemand das Ganze vielleicht ganz anders ausgedacht hat. (Es ist ja schließlich nicht relevant.)
Es ist nicht relevant für das Spiel. Es kann aber sehr relevant für die eigene Vorstellung sein.
Und es kann nunmal durchaus den Spaß verderben, wenn jemand schwarzhäutige Bauern mit roten Haaren als ganz normal darstellt.

Zitat
Und woher weißt du jetzt, dass das alles nicht relevant ist?
Das habe ich schon weiter oben geschrieben: Wenn man seine Mitspieler eine Zeit lang kennt, ist das Menschenkenntnis.
Und wenn man seien Mitspieler nicht kennt, ist das um so Schlimmer: Da reden sie die ganze Zeit etwas, und es stellt sich dann am Ende des Spielabends als irrelevant heraus.

Zitat
Ich auch. Daher glaub ich aber auch, dass deine ständigen Beispiele weder in deiner Gruppe noch einer der übrigen Diskutanten vorkommen und daher hier so wirklich gar nichts bringen.
Mittlerweile kommen diese Sachen in meiner Gruppe nicht vor. Und warum kommen sie in meiner Gruppe nicht vor? Weil die meisten SLs intelligent genug sind, die Gruppe nicht mit lauter unwichtigen Details zuzumüllen.
Und der SL, der das nicht selbstständig herausgefunden hat, mit dem habe ich mal ein ernsthaftes Wort unter vier Augen gesprochen und seitdem verzichtet er darauf glücklicherweise auch.

Aber wenn man Merlin Emrys glauben schenken darf, dann gibt es ja angeblich Gruppen, die jedes Detail für wichtig halten und wo es unhöflich wäre, dem SL zu sagen, dass mich seine Erzählung langweilt.
Das heißt, in so einer Gruppe würde der SL in dem Glauben,d ass alle Details wichtig sind, munter drauflosquatschen und der Spieler muss daneben sitzen und so tun, als ob ihn das alles interessieren würde. - Das verstärkt natürlich den Glauben des SLs und er erzählt beim nächsten mal noch mehr. Und vielleicht tragen ja die anderen Spieler ebenfalls Zeug dazu bei und glauben, das wäre Player Empowerment.
Und dann sind die Spieler die ganze Zeit damit beschäftigt, hartwurstig über die neuste Mode in Gareth zu sprechen und wie sich diese von Havenna unterscheidet. Und was die drei Bauern am Wegesrand da treiben, und wie viele Äpfels ie wohl schon gepflückt haben.

Wiegesagt:
In meiner Gruppe würde das als unwichtig abgehandelt und der Monolog des SLs auf (höfliche!) Weise unterbrochen.
Aber in Merlins Gruppe würde man sich wohl die ganze Sache gebannt anhören und sich auf jedes Detail voller Interesse stürzen. - Und womöglich entweder per Player Empowerment festlegen, was für Schuhe die Bauern tragen oder den SL nochmal nachfragen. (Schließlich ist JEDES Detail in Merlins Gruppe relevant.)

Zitat
Aber ich weiß einfach nicht, was dein Problem mit einer eventuellen Umdeutung bereits erfolgter Aussagen ist.
Habe ich doch nicht! Im Gegenteil:
Ich war derjenige, der das damals auf Seite 1 vorgeschlagen hat.
Ich war derjenige, der gesagt hat: "He Leute, die Aussagen sind nicht in Stein gemeißelt. Jeder kann sich doch darunter vorstellen, was wer will."
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.02.2009 | 11:56
Aber wenn man Merlin Emrys glauben schenken darf, dann gibt es ja angeblich Gruppen, die jedes Detail für wichtig halten und wo es unhöflich wäre, dem SL zu sagen, dass mich seine Erzählung langweilt.
Tja, vermutlich ist der Witz, daß Details Relevanz gewinnen können, indem man sie ins Spiel einbindet. Es gibt also keinen Mangel, außer dem an Kreativität im Umgang mit dem, was eingebracht wurde oder eingebracht werden könnte.
Und weißt Du - diese ganze Detailorgien saugst Du Dir doch nur aus Deinen Fingern, sie kommen in der Weise vermutlich auch nur in Deinem Vorstellungsraum vor, aber nirgends anders in der vorfindlichen Wirklichkeit und jedenfalls in keiner Spielrunde. Sie sind Deine Deutung von etwas, das zu verstehen Du Dich weigerst: Daß man detailreich spielen kann, ohne auf selbstverständliche und langweilie Details kommen zu müssen, weil nämlich jeder Mitspieler spannende, erfrischende, überraschende Details einzubringen hat. Details, auf die man dann auch zurückkommen kann.

Du baust Dir da eine gedankliche Strohpuppe auf, auf die Du mit Elan eindrischt. Mit der vorfindlichen Wirklichkeit hat sie nichts zu tun, wie carthinius Dir auch zu verstehen gegeben hat. Die besteht aus einem Spiel mit pfiffigen Ideen, auf die vielleicht nur einer, maximal zwei Leute in einer Runde kommen konnten, die aber für alle bemerkenswert waren. Sich im Wald von Käfern zu ernähren statt vom mitgeführten Proviant, wäre wohl keinem meiner Charaktere eingefallen, selbst wenn es nach der Konzeption für ihn naheläge - weil es mir nicht eingefallen wäre. Schön, wenn das jemand anders als Idee einbringt!

Und dann muß keiner sagen, daß er gelangweilt ist, weil es keinen Moment der Langeweile gibt, sondern im besten Fall ein ganzes Feuerwerk an bunten, schöpferischen, gefälligen Ideen. Aber damit wirst Du Dich lieber nicht befassen, weil es daran nichts zu kritteln gäbe, n'est pas?
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: scrandy am 9.02.2009 | 12:04
Momentan scheint es hier ausschließlich um Spieldetails und den Detailgrad der Fantasie zu gehen. Doch ich finde, dass die Ursprungsfrage noch mehr anreisst als das. Die Frage nach der Phantastische-Schöpfungskraft bei den Systemen Selbst oder beim Konzept der Systeme wurde meiner Meinung nach noch nicht genug behandelt.

Damit das aber in den langen Antwortorgien nicht untergeht habe ich hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.0.html) einfach mal einen neuen Thread dazu aufgemacht. Ich würde mich freuen wenn jemand dazu mitdiskutieren würde.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.02.2009 | 12:45
Und weißt Du - diese ganze Detailorgien saugst Du Dir doch nur aus Deinen Fingern, sie kommen in der Weise vermutlich auch nur in Deinem Vorstellungsraum vor,
Und wieso kommen diese Details in der Realität nicht vor? Richtig, weil sie fürs Spiel irrelevant sind.

Oder lass es mich so ausdrücken: In meiner Gruppe veranstalten wir solche Detailorgien nicht, weil sie fürs Spiel irrelevant sind.
Und wieso habt ihr keine Detailorgien?

Zitat
Daß man detailreich spielen kann, ohne auf selbstverständliche und langweilie Details kommen zu müssen, weil nämlich jeder Mitspieler spannende, erfrischende, überraschende Details einzubringen hat. Details, auf die man dann auch zurückkommen kann.
Aha, schön, dass du wenigstens zugibst, dass es langweilige Details geben kann.
Damit sind wir schon einen ersten Schritt weiter.

Und wenn du jetzt auch noch zugibst, dass es irrelevante Details geben kann (z.B. die Farbe der Schnürsenkel des Bauern), dann sind wir schon einen zweiten Schritt weiter.

Zitat
Du baust Dir da eine gedankliche Strohpuppe auf, auf die Du mit Elan eindrischt. Mit der vorfindlichen Wirklichkeit hat sie nichts zu tun,
Hey, du hast behauptet, jedes Detail sei wichtig.
Wenn du jetzt endlich zugibst, dass die ganzen Details in meinem Beispiel unwichtig sind, dann sind wir einen Schritt weiter.

Zitat
Die besteht aus einem Spiel mit pfiffigen Ideen, auf die vielleicht nur einer, maximal zwei Leute in einer Runde kommen konnten, die aber für alle bemerkenswert waren. Sich im Wald von Käfern zu ernähren statt vom mitgeführten Proviant, wäre wohl keinem meiner Charaktere eingefallen, selbst wenn es nach der Konzeption für ihn naheläge - weil es mir nicht eingefallen wäre. Schön, wenn das jemand anders als Idee einbringt!
Wenn dies dazu führt, dass man sich kein Proviant abstreichen muss, ist das eine spielrelevante Idee.

Wenn es allerdings nur Colour ohne jedwede Bedeutung ist, dann muss sie nicht in den SIS.
Selbst, wenn jemand die Idee hat, Käfer zu essen. Selbst, wenn er diese Idee laut äußert: Wieso sollte ich sie in den SIS übernehmen? Welchen Vorteil hat man davon?

Im Gegenteil: Es könnte die eigene Vorstellung sogar trüben, da man der Meinung ist, dass die vegetarischen Elfen dieses Settings keine Käfer essen.
Wenn jetzt Spieler 2 aber der Meinung ist, dass der Vegetarismus nur für Fleisch gilt, dann hat man einen Konflikt.

Klar, einer von beiden könnte zurückstecken. - Aber wozu? Was ist der Vorteil davon?
Wir haben:
1. Fall:
Spieler 1 stellt sich vor, dass die vegetarischen Elfen keine Käfer essen.
Spieler 2 stellt sich vor, dass die Elfen Käfer essen.

2. Fall:
Das Spiel wird kurz unterbrochen, die Spieler werden aus der Immersion gerissen und Spieler 1 und Spieler 2 müssen sich jetzt einigen, ob Elfen Käfer essen oder nicht.
Egal, wie man sich einigt, einer der beiden Spieler muss zurückstecken.

Jetzt verrate mir doch bitte, wo der Vorteil von Fall 2 ist.

Zitat
Und dann muß keiner sagen, daß er gelangweilt ist, weil es keinen Moment der Langeweile gibt, sondern im besten Fall ein ganzes Feuerwerk an bunten, schöpferischen, gefälligen Ideen.
Wie oft muss ich das denn noch schreiben: Ich freue mich über bunte, schöpferische Ideen. So etwas ist toll.
Was ich hasse sind langweilige, irrelevante Details.

Ich will keine langweiligen, irrelevanten Details haben. Aber über bunte, schöpferische Ideen freue ich mich natürlich durchaus.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.02.2009 | 13:00
Und wieso kommen diese Details in der Realität nicht vor? Richtig, weil sie fürs Spiel irrelevant sind.
Muß ich mich selbst zitieren? Oder kannst Du Dich erinnern, was ich erst gestern (http://tanelorn.net/index.php/topic,45686.msg874457.html#msg874457) geschrieben habe? Nein?

Es gibt in der Praxis im Rollenspiel keine unwichtigen Details. Du kannst welche postulieren, dann exisitieren sie als Dein Postulat, als mehr aber auch nicht. In der Praxis gibt es sie nicht, und ich rede von der Praxis, nicht über Deine Strohpuppen, die für existierende Rollenspielrunden ohne jeden Belang sind.

Im Gegenteil: Es könnte die eigene Vorstellung sogar trüben, da man der Meinung ist, dass die vegetarischen Elfen dieses Settings keine Käfer essen.
Du änderst das Beispiel. Hast Du das gemerkt? Nein? Das macht die Kommunikation mit Dir so mühsam. Nun lies nochmal nach, und wenn Du das Beispiel verstanden hast, darfst Du darüber nachdenken, wo der Rest Deiner Argumentation bleibt.

Aber über bunte, schöpferische Ideen freue ich mich natürlich durchaus.
Nein. Du willst die Details nicht, die andere Dir liefern. Du freust Dich - und die Redundanz liegt in der Sache selbst - über das, über das Du Dich freust. Und auch nur über das. Über alles andere ärgerst Du Dich, und sei's von andern noch so bunt und schöpferisch eingebracht:
Ich will keine ... Details haben.
Denn die Attribute (langweilig, irrelevant) weist ja erst und nur Du zu.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.02.2009 | 13:42
Muß ich mich selbst zitieren? Oder kannst Du Dich erinnern, was ich erst gestern (http://tanelorn.net/index.php/topic,45686.msg874457.html#msg874457) geschrieben habe? Nein?
Schön, dass du diese Frage nicht beantwortest.
Ich stelle dir die Frage: "Und wieso kommen diese Details in der Realität nicht vor?"
Und du zitierst ein Post, das gar nichts mit der Frage zu tun hat.

BTW:
Hast du vergessen, wieso dein oben zitierter Post falsch war? Dabei habe ich dir das erst gestern (http://tanelorn.net/index.php/topic,45686.msg874484.html#msg874484) erklärt.

Das heißt, du zitierst einen Post, der
1) falsch war (Begründung siehe mein Post) und der
2) nichts mit der Frage zu tun hat, die ich dir gestellt habe.

Zitat
Es gibt in der Praxis im Rollenspiel keine unwichtigen Details. Du kannst welche postulieren, dann exisitieren sie als Dein Postulat, als mehr aber auch nicht. In der Praxis gibt es sie nicht, und ich rede von der Praxis, nicht über Deine Strohpuppen, die für existierende Rollenspielrunden ohne jeden Belang sind.
Und jetzt rate mal, warum in der Praxis keine unwichtigen Details existieren?
Na, den mal scharf drüber nach...
.
.
.
Kommst du drauf?
.
.
.
Nein?
Dann denke mal weiter nach
.
.
.
Na gut, ich verrate es dir:
*trommelwirbel*
.
.
.
Weil die Leute meinen Rat beherzigen und keine unwichtigen Details ausplappern. (Und jetzt sage bitte nicht, dass das falsch ist, sondern beantworte mir stattdessen lieber, wieso in der Praxis keine unwichtigen Details vorkommen.)

Klar stellt sich Spieler 1 vor, wie der Bauer schwarze Schnürsenkel hat. Aber Spieler 1 denkt sich: "Dieses Detail ist bestimmt unwichtig. Und mit unwichtigen Details will ich meine Gruppe nicht nerven. Also verschweige ich lieber, dass der Bauer schwarze Schnürsenkel hat."

Du siehst: Unwichtige Details kommen im Spielbetrieb nichtwvor,w eil normale Spieler die Fähigkeit besitzen, zwischen wichtigen und unwichtigen Details zu unterscheiden udnd ie Gruppe nciht mit unwichtigen Details nerven, sondern sie lieber für sich behalten.

Disclaimer:
Das gilt zumindest für die Gruppen, die ich kenne.
Es kann natürlich sein, dass deine Spieler das anders sehen und dich mit der Farbe von Schnürsenkeln von irgendwelchen NSCs nerven und das für wichtig halten. - Oder vielleicht denken deine Spieler auch:" Die Farbe von Schnürsenkeln ist unwichtig, das kann ich also auch für mich behalten und muss ich nicht ausplaudern."

Aber falls du noch immer der Meinung bist, dass es keine unwichtigen Details sind?
Wieso hat noch NIE ein Spieler nach der Farbe von Schnürsenkeln gefragt?
Wieso hat dir ein SL nie ungefragt die Farbe der Schnürsenkel eines NSCs verraten?

Ich dachte, JEDES Detail ist wichtig? Und die Farbe von Schnürsenkeln ist schließlich ein Detail.

Zitat
Du änderst das Beispiel. Hast Du das gemerkt? Nein? Das macht die Kommunikation mit Dir so mühsam. Nun lies nochmal nach, und wenn Du das Beispiel verstanden hast, darfst Du darüber nachdenken, wo der Rest Deiner Argumentation bleibt.
Du verstehst den Sinn von Beispielen nicht.
Das macht die Kommunikation mit dir so schwierig.

Ich ändere die Beispiele nicht, ich entwerfe ein neues Beispiel. Weil dein Beispiel ist irrelevant: Ja, da essen sie jetzt Käfer. Na und?
Interessant wird ein Beispiel doch erst, wenn die Spieler unterschiedliche Vorstellungen haben. .- Das ist in deinem Beispiel nicht gegeben.
Deswegen nehme ich jetzt ein neues Beispiel:
So, im neuen Beispiel gibt es zwei Spieler, die Elfen spielen. Laut Setting sind Elfen aber anatomisch bedingt Vegetarier.
Jetzt sagt Spieler 1, dass sein Elf Käfer isst.
Spieler 2 ist der Meinung, dass dies aber nicht geht, da Elfen anatomisch bedingt Vegetarier sind.

Das ist ein NEUES Beispiel. Weil dein Beispiel trifft einfach keinerlei Aussage darüber, was passiert, wenn Spieler unterschiedliche Vorstellungen oder Vorlieben haben.

Zitat
Nein. Du willst die Details nicht, die andere Dir liefern. Du freust Dich - und die Redundanz liegt in der Sache selbst - über das, über das Du Dich freust. Und auch nur über das.
*Applaus*
Merlin Emrys hat die Tautologie entdeckt.
Ja, ich freue mich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.
Merlin Emrys freut sich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.
Spieler 3 freut sich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.

Ja, das ist eindeutig richtig. (Das haben Tautologien so an sich.)
Und was ist jetzt die Aussage, die du damit treffen willst?
Was soll mi diese Tautologie jetzt sagen?

Zitat
Über alles andere ärgerst Du Dich, und sei's von andern noch so bunt und schöpferisch eingebracht:Denn die Attribute (langweilig, irrelevant) weist ja erst und nur Du zu.
Nein. Zuerst ist der Spieler, der etwas sagt. Dann kommt erst der Spieler, der etwas hört.
Und der Spieler, der etwas sagt, denkt sich zuerst:" Ist das, was ich sagen will interessant? Oder langweile ich sie jetzt, wenn ich ihnen xyz erzähle?"
Und erst danach kommt der Hörer, der zwischen langweilig und spaßig sortiert.

Und das macht jeder so: Wenn ich mal in deiner Gruppe spiele und mich über die Farbe und das Muster von Schnürsenkeln ausslasse, dann wirst du das bestimmt als langweilig und als irrelevant empfinden.

Dass du während des Spiels noch keine Erfahrung damit gemacht hast, langweilige Sachen zu hören, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Es heißt nur, dass deine Spieler intelligent genug sind, sie vorher auszusortieren. (Also sie tun genau das, was ich die ganze Zeit sage: "Redet nicht über die Farbe von Schnürsenkeln, sondern tragt ein paar interessante Details bei.")
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.02.2009 | 14:28
Weil die Leute meinen Rat beherzigen und keine unwichtigen Details ausplappern.
Die anderen Spieler der Runden, in denen ich spiele, kennen Dich nicht mal. Aber natürlich beherzigen sie Deinen Rat! Na klar.
Sag mal... nein, sag's gar nicht erst nochmal, Du hast es oft genug getan (gleich unten kommt ein Beispiel), auch wenn Du es abstreiten möchtest.

Du siehst: Unwichtige Details kommen im Spielbetrieb nichtwvor,w eil normale Spieler die Fähigkeit besitzen, zwischen wichtigen und unwichtigen Details zu unterscheiden udnd ie Gruppe nciht mit unwichtigen Details nerven, sondern sie lieber für sich behalten.
Nein, sie kommen nicht vor, weil sie wichtig werden, indem sie ausgesprochen wurden. Selbst wenn sie, solange sie unausgesprochen bleiben, unwichtig waren, werden sie wichtig im Aussprechen, ja durch das Aussprechen.

Ich ändere die Beispiele nicht, ich entwerfe ein neues Beispiel.
Eine neue Strohpuppe also. Na toll. Schlag auf sie ein, so lange Du magst.

Ja, ich freue mich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.
Merlin Emrys freut sich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.
Spieler 3 freut sich über Sachen, über die ich mich freue. - Und nur über die.

Ja, das ist eindeutig richtig. (Das haben Tautologien so an sich.)
Das muß man sich jetzt mal auf der Zunge zergehen lassen... Beim Korrekturlesen sollte sowas doch auffallen! Aber nein, nichtmal das stimmt, was Du vermutlich (?) schreiben wolltest. Denn ich kann mich an Dingen freuen, die andere freuen, auch wenn sie für mich selbst nichts wären, was mich freuen würden. Aber weil sie andere erfreuen, kann ich mit mitfreuen. Merlin Emrys erfreut sich also an Sachen, über die andere sich freuen, und nicht nur über die, über die er sich selbst freut. Ja, wenn andere sich nicht freuen können, wird Merlin Emrys die Freude ein Stück weit vergällt, dann kann er sich nichtmal selbst freuen... über Sachen, über die er sich freuen würde. Merlin Emrys ist nicht auf den tautologischen Teil des Sichfreuens beschränkt, es gibt andere für ihn, die nicht tautologischer, sondern gemeinschaftlicher Natur sind.

Was soll mi diese Tautologie jetzt sagen?
Das, was Du nicht hören willst.
Sonst wäre Dir schon aufgegangen, daß das folgende falsch ist:
Dass du während des Spiels noch keine Erfahrung damit gemacht hast, langweilige Sachen zu hören, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Es heißt nur, dass deine Spieler intelligent genug sind, sie vorher auszusortieren.
Es gibt sie nicht (erfahrungsgemäß), nur gibt es sie nicht?
Natürlich gibt es sie nicht (darauf habe ich ja nun schon oft genug hingewiesen), weil jedes Detail, das eingebracht wird, seine Rolle spielt, z.B. als Auswahloption, um darauf zurückzukommen. Das Aussprechen durch einen Spieler macht das Detail wichtig, darum kann es kein (ausgesprochenes) unwichtiges Detail geben. Die anderen existieren in der Praxis aber tatsächlich gar nicht - sie werden weder in den eigenen noch in den gemeinsamen Vorstellungsraum hineingespeist, und selbst wenn sie einen Moment aufgetaucht sind, haben sie doch keine bleibende Existenz; selbst wenn es sie gab, bleibt keine Spur von ihnen.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Arkam am 9.02.2009 | 16:35
Hallo zusammen,

kann es ein das wir nur noch über die Verpackung diskutieren?

10f3 antwortete auf meine Beispiele in denen die persönliche Vorstellung der Spieler spielrelevant wurde mit:
Dann würde ich empfehlen das einfach nachzulassen.
Die Orks schleichen sich an, weil sie ne Heimlichkeitsprobe würfeln, die Kräuter sind da, weil der Typ die Kräutersuchprobe schafft und der Proviant wird nach den Proviantagstreichregeln abgestrichen.
Das heißt für mich also die persönliche Vorstellung des Spielers ist egal. Es gibt Spielmechanismen über die die Handlungsmöglichkeiten der Spieler begrenzt sind.

Eulenspiegel will keine ellenlangen Detailbeschreibungen weil sie ihn, mich übrigens auch, anöden. Wenn ein Detail vom Spieler nach gefragt wird weil es für eine spielrelevante Idee verwendet werden soll ist das prima.

Zuletzt noch die Leute die gerne detailreich beschreiben um den Spielern so die Möglichkeit zu schaffen mit diesaen Details konstruktiv zu spielen.

Was wohl keiner haben möchte sind ausufernede Beschreibungen die nur der Beschreibung dienen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.02.2009 | 17:38
Die anderen Spieler der Runden, in denen ich spiele, kennen Dich nicht mal. Aber natürlich beherzigen sie Deinen Rat! Na klar.
Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass sich gute Ideen auch unabhängig voneinander an unterschiedlichen orten entwickeln können?
Und wenn es so eine triviale Idee ist wie "Es gibt relevante Details und irrelevante Details", dann wird sie sich wohl an zig verschiedenen Ortenunabhängig gebildet zu haben.
Und von dieser Idee zum Ratschlag "Lasse die irrelevanten Details doch einfach weg." ist es dann kein weiter Weg.
Das heißt, die Leute müssen mich gar nicht kennen, um meinen Ratschlag zu beherzigen. Sie können auch vollkommen von alleine auf diese (eigentlich doch recht triviale) Idee gekommen sein.

Zitat
Nein, sie kommen nicht vor, weil sie wichtig werden, indem sie ausgesprochen wurden. Selbst wenn sie, solange sie unausgesprochen bleiben, unwichtig waren, werden sie wichtig im Aussprechen, ja durch das Aussprechen.
OK, dann hältst du es tatsächlich für wichtig, wenn dir der SL ellenlang den Weg mit den Apfelbäumen und den drei Bauern beschreibt, eben weil er es ausspricht?
Und wenn der SL dann anfängt über die Farbe der Schnürsenkel der Bauern zu schwadronieren, dann hörst du ihm auch aufmerksam zu, weil du diese Sachen für interessant hältst?

Zitat
Eine neue Strohpuppe also. Na toll. Schlag auf sie ein, so lange Du magst.
Was ist daran eine Strohpuppe?

Sieh dient dazu, dir klar zu machen, dass unterschiedliche Leute unterschiedliche Vorstellungen von der Welt haben können. Und das jedem seine Vorstellung wichtig ist und er nicht darauf verzichten möchte. (Das scheinst du ja nicht einzusehen. Also bringe ich dir Beispiele in denen das so ist.)

Zitat
Denn ich kann mich an Dingen freuen, die andere freuen, auch wenn sie für mich selbst nichts wären, was mich freuen würden. Aber weil sie andere erfreuen, kann ich mit mitfreuen.
Also freust du dich doch an den Dingen. Klar, du freust dich an den Dingen, weil sich andere darüber freuen. Das ändert aber nichts daran, dass du dich nicht über Sachen freuen kannst, über die du dich nicht freust.

Also angenommen, du würdest dich über Sachen freuen, über die du dich nicht freust. Dann freust du dich nicht über die Sachen. (Denn wenn du dich darüber freuen würdest, dann würdest du dich ja darüber freuen.)

Das ist so wie "Ich esse auch Sachen, die ich nicht esse."
Oder "Ich gehe auch manchmal nach links, wenn ich nach rechts gehe."
Oder "Mein Herz schlägt manchmal, wenn ich einen Herzstillstand habe"

Klar, du kannst dich über Sachen freuen, über die du dich normalerweise nicht freust. Aber das ist bei mir ja ebenfalls der Fall: Ich freue mich manchmal auch über Sachen, über die ich mich normalerweise nicht freuen würde.
Aber das ändert nichts daran: Wenn ich mich über eine Sache freue, dann freue ich mich darüber. Und wenn du dich über eine Sache freust, dann freust du dich darüber.

Zitat
Merlin Emrys erfreut sich also an Sachen, über die andere sich freuen, und nicht nur über die, über die er sich selbst freut.
Wieso?
Wir haben Sache X. Sache X ist eine Sache, über die sich andere freuen. Deswegen freut sich Merlin über Sache X. Deswegen gehört Sache X zu den Sachen, über die Merlin sich freut.
Daher freut sich Merlin über eine Sache, über die sich Merlin freut.

Zitat
Es gibt sie nicht (erfahrungsgemäß), nur gibt es sie nicht?
Es gibt diese Sachen. Aber ein intelligenter Spieler verzichtet darauf, sie zu erwähnen.
Es gibt im IVS die Farbe des Schnürsenkel des Bauern. Aber ein intelligenter Spieler verzichtet darauf, die Farbe, die der Schnürsenkel des Bauern in seinem IVS hat, zu erwähnen.

Daher kommt die Farbe des Schnürsenkel des Bauern in dem Sinne nicht im Spiel selber vor, dass niemand die Farbe erwähnt und sie nicht im SIS landet. Aber trotzdem existiert die Farbe in einigen IVS von einigen Spielern.

MERKE:
Rollenspiel besteht nicht nur aus den Sachen, die man erzählt, sondern auch aus den Sachen, die man sich im IVS vorstellt.

Und selbst, wenn sich niemand die Farbe der Schnürsenkel des Bauern vorstellt, heißt es nicht, dass niemand die Idee hat, die Farbe der Schnürsenkel des Bauern zu erwähnen. Er kommt aber ebenfalls ganz schnell auf die Idee, dass dieses Detail unwichtig ist und erwähnt es deswegen nicht.

Du hast mir immer noch nicht verraten, wieso du glaubst, dass niemand die Farbe der Schnürsenkel des Bauern erwähnt? Wieso erwähnt niemand dieses Detail? Er würde es doch durch die bloße Erwähnung wichtig machen. Stattdessen lässt er es unerwähnt. Wieso?

Zitat
Die anderen existieren in der Praxis aber tatsächlich gar nicht - sie werden weder in den eigenen noch in den gemeinsamen Vorstellungsraum hineingespeist, und selbst wenn sie einen Moment aufgetaucht sind, haben sie doch keine bleibende Existenz; selbst wenn es sie gab, bleibt keine Spur von ihnen.
Tja, vielleicht bist du tatsächlich nur fähig, Dinge in deinen IVS zu integrieren, sobald sie ausgesprochen wurden.
Aber lass dir versichert sein: Es gibt Leute mit einer Vorstellungskraft, die sind fähig, sich Dinge vorzustellen, ohne dass sie erwähnt werden. (Diese Leute stellen sich also durchaus einen bauern komplett vor: Mit Schnürsenkel, mit Bart, mit blauen Augen etc. - Und das, ohne dass jemand erwähnt hat, wie der Bauer genau aussah.)

Und wie lange etwas im IVS bestand hat, ist ja erstmal nebensächlich. Vielleicht hält es sich einige Sekunden, vielleicht hält es sich Monate. Das ist erstmal egal. Wichtig ist, dass es diese teile des IVS gibt.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Beral am 9.02.2009 | 17:39
Meine Güte, es soll doch jede Gruppe so viele Details einsetzen, wie sie will. Wie kann man darüber so verbissen streiten?

Mit der Anfangsfrage hat das auch gar nichts mehr zu tun.

Ihr beiden seid echt ein Phänomen...
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.02.2009 | 18:08
Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass sich gute Ideen auch unabhängig voneinander an unterschiedlichen orten entwickeln können?
Ja, aber nur Leute wie Du kommen auf die Idee, diese dann für sich (als "meinen Rat") zu reklamieren.

Und wenn der SL dann anfängt über die Farbe der Schnürsenkel der Bauern zu schwadronieren, dann hörst du ihm auch aufmerksam zu, weil du diese Sachen für interessant hältst?
Er wird schon seine Gründe haben. Nur Deine Strohpuppen machen Dich glauben, es könnte geschehen, obwohl er keinen Grund hat.

Was ist daran eine Strohpuppe?
Das:
Also bringe ich dir Beispiele in denen das so ist.
Nichts als Strohpuppen.

Also freust du dich doch an den Dingen.
Ich kann situationsabhängig reagieren. Du lehnst situationsunabhängig ab, Dinge als positiv zu sehen. (Jaja, jetzt sagst Du, Du kannst. Aber es finden sich oben ja Aussagen, die das Gegenteil belegen - und die vermutlich die ehrlicheren sind: "Was ich hasse sind langweilige, irrelevante Details. Ich will keine langweiligen, irrelevanten Details haben.") Das ist der Unterschied: Daß es in meinem Fall nur zu Teilen die Dinge selbst sind, an denen meine Reaktion hängt, und zu anderen Teilen meine Umgebung und die Situation.

Und selbst, wenn sich niemand die Farbe der Schnürsenkel des Bauern vorstellt, heißt es nicht, dass niemand die Idee hat, die Farbe der Schnürsenkel des Bauern zu erwähnen.
Die Erwähnung von Dingen, die niemand sich vorstellt, halte ich für einen eher seltenen Fall. Zumeist dürfte doch die Vorstellung der Erwähnung vorausgehen (ich wüßte jedenfalls nicht, wie es anders zugehen sollte).

Du hast mir immer noch nicht verraten, wieso du glaubst, dass niemand die Farbe der Schnürsenkel des Bauern erwähnt?
Wo habe ich mich zu Schnürsenkeln geäußert? Du unterstellst, daß ich das glaube - aber Belege wirst Du keine nennen können. Denn es stimmt ja auch nicht. Wenn jemand ein Details solcher Art erwähnt, dann, weil es ihm wichtig genug ist, es zu erwähnen. Er wird schon seine Gründe haben. Nur Deine Strohpuppen machen Dich glauben, es könnte auch anders sein.

Diese Leute stellen sich also durchaus einen bauern komplett vor: Mit Schnürsenkel, mit Bart, mit blauen Augen etc.
Beweise?
Wie könntest Du überhaupt wissen, was sich Leute vorstellen? Natürlich, in dem Moment, wo man nach einem Detail fragt, wird es ergänzt, aber eben erst in diesem Moment.
Der Moment für einen kleinen Test ist in diesem Rahmen nicht mehr gegeben; aber ich bin schon recht sicher, daß, würde man Rollenspieler in einem gegebenen Moment um eine Beschreibung dessen geben, was sie sich vorstellen, diese keineswegs "komplett" wäre. Erst, wenn man ausdrücklich nach Dingen fragt, werden sie ergänzt, und dann natürlich "rückwirkend", so als wären sie schon immer Teil der Vorstellung gewesen. Der Vorstellungsinhalt vor der Frage ist mithin keiner konkreten Frage überhaupt zugänglich - und Deine Behauptung obsolet.

Ihr beiden seid echt ein Phänomen...
Hm, ja... schon... ein Phänomen mangelhafter Selbstbeherrschung, wie so oft, leider.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Skele-Surtur am 9.02.2009 | 18:33
Ich vermute die Diskussion ob Blau oder Grün die schönere Farbe ist würde mindestens ebenso heftig geführt werden... und mit ähnlich hoher Chance auf Einigung.  ~;D
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Beral am 10.02.2009 | 22:05
Blau ist eindeutig geiler!
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Bad Horse am 13.02.2009 | 21:47
Blau ist eindeutig geiler!

Was meinst du mit "geiler"? Heißt das, dass du es sexuell erregender findest als grün?

 ;)
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Ein am 14.02.2009 | 11:09
Also ich kann Eulenspiegel und 1of3 verstehen und weiß auch dass das sehr gut funktioniert. Man sollte nur in der Lage sein, klar zu unterscheiden, was Color, was Flavor und was Crunch ist.

Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Michael Jungnickl am 15.02.2009 | 12:59
Hallo,

nachdem ich längere Zeit nur eure Meinungen zur Frage gelesen habe, wollte ich mich persönlich zurückmelden.

Zwei Dinge vorab:

In diesem Thread geht es nicht darum, wieviel Details zum Rollenspiel nötig sind. Das darüber sogar ein Streit ausgebrochen ist, ist wohl meine Schuld, weil ich hier viel früher hätte eingreifen müssen um die beteiligten wieder zum Thema zurück zuführen.

Was zu Zeiteinteilung betrifft, die hier auch angesprochen wurde; dazu kann ich euch eine Lösung vorschlagen, die von Cartoon Action Hour (Season 2) stammt: In der ersten Auflage hatten wir noch metrische Werte (Sekunde, Minute etc.); aber Cynthia wurde schnell klar, dass die Handlung nicht auf Zeit basieren sollte. Daher ist die neue Einteilung wie folgt: Runde(n), Szene, Episode. Mehrere Episoden bilden die Staffel. Obwohl diese Einteilung für Cartoons gedacht ist, kann man auch 99% aller Abenteuer so einteilen. (Genauso sollte man Muniton nicht abzählen...)

So, nun zurück zum Thema, warum Fantasie im Fantasy Rollenspiel vernachlässigt wird. Dazu habe ich nämlich auch aus aktuellen Informationen einige neue Punkte einzubringen:

Anfängerproblem:

Für viele Anfänger ist es schwierig, sich bestimmte Völker, Spezies etc. vorzustellen. Daher kann ein Verlag geneigt sein, nicht zuviel Neues in sein Regelwerk einzubringen.
Meine gegenteilige Erfahrung: In der Praxis (WOD) habe ich ich es selbst erlebt, dass Spieler den kulturellen Hintergrund ihres Charakters auswendig lernen, und quasi die Klisches aus dem Regelwerk spielen möchten. Dagegen ist es immer einfacher, in einer mehr realen Welt zu spielen, weil man natürlich nur wenige Anpassungen braucht UND besser eigene Vorstellungen einbringen kann. Dies ist für mich übrigens der einzige Grund, warum mir WOD gefällt.
Für das Computerspiel "Mount & Blade" hat 4players.de folgende Wertung abgegeben: "Ein intelligentes Rollenspiel, das ganz ohne Fantasy auskommt." Auch hier geht es wohl darum, Spieler anzusprechen, die zwar das Mittelalter mit Rittern & Burgen kennen, aber von Elf & Ork nichts gehört haben.

Ekel:

Für Norbert "Igitt, igitt .. Rattenmenschen" überraschend, sind bestimmte Spezies einfach nur Ekel erregend. Dies mag wohl auch für die Insekten zutreffen, vor allem was die Mädels betrifft (Klische?). Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass solche Spezies erst gar nicht im Regelwerk auftauchen weil sich eine Minderheit davon abgeschreckt fühlt.
In der Praxis dagegen, nehmen z.B. Punks absichtlich Ratten mit, um sich mehr von den Bürgerlichen abzusondern. Was das Rollenspiel angeht: Zwei Spieler haben bisher Rattenmenschen gespielt, und zwar einmal wegen des Ekels auf andere Leute; bzw. wegen der Stimmung "Rattenmensch Schamane". Ich selbst habe in meinem eigenen Melikar Hintergrund Rattenmenschen eingefügt, um so etwas wie das "Südstaaten Blues Sumpf Feeling" zu erzeugen, und war dazu gut von Big Mama Thornton inspiriert.
Also, vielleicht sollte man das herunter gekommene Viertel nicht mit Dieben und Räubern, sondern mit Rattenmenschen bevölkern, damit die Spieler die Bedrohung wieder ernster nehmen?

Darwin und das Rassismus Problem:

Gerade im Darwin Jahr habe ich einige Artikel dazu gelesen, die mir - so denke ich mal - dabei helfen können, warum einige Spezies verpönnt sind. Zuvor aber noch ein Zitat (zum Lachen) von Darwin selbst: "Die Rede des Bischofs von Oxford, Samuel Wilberforce, .., gipfelte in der Frage, ob Darwins enger Freund, .. , auf Seiten seines Großvaters oder seiner Großmutter vom Affen abstammte, worauf Darwin antwortet: "Wenn die Frage an mich gerichtet wurde, ob ich lieber einen miserablen Affen zum Großvater haben möchte oder einen durch die Natur hoch begabten Mann von großer Bedeutung und hohem Einfluss, der aber diese Fähigkeiten und diesen Einfluss nur dazu benutzt, um Lächerlichkeit in eine ernste wissenschaftliche Diskussion hineinzutragen, dann würde ich ohne Zögern meine Vorliebe für den Affen bekräftigen." (Zitat, Spektrum)

Natürlich ist der Affe (!) nur eine erfundene Spezies; den genau genommen, müsste man zwischen Mensch, Schimpanse, Orang Utan etc. unterscheiden. "Der Mensch stammt vom Affen ab" ist auch so eine falsche Einschätzung; genau genommen haben Menschen und Schimpasen vor 6 Millionen Jahren gemeinsame Vorfahren.

Nun wie kann dies das Rollenspiel beeinflußen?

Da erinnere ich mich an mein erstes DSA Rollenspiel, mit der Abbildung des behaarten, affenähnlichen Orks und des Goblins. Für manche anderen Rollenspieler, wäre es aber schöner, wenn die Hautfarbe grün (echsisch) wäre.

Das man unter religiösen Vorurteilen auch keine Dämonen, Teufel etc. spielt, ist ebenso klar. Daher haben wohl die Tieflinge bei D&D 4 (immer noch nicht fehlerfrei?) nur kleine Hörnchen, die man mit einem Hütchen verbergen kann.

Auch Elfen, Zwerge etc. sind mehr oder weniger Menschen.

Die Dunkelelfen dagegen fallen sofort durch ihre schwarze (!) Gesichtfarbe auf. Warum diese nicht bleich, weiß ist? Und natürlich sind alle Dunkelelfen "von Natur aus" böse.

Diese Deklaration von Spezies in "Gut" oder "Böse" nimmt natürlich auch sofort etwa die Hälfte der angebotenen Spezies weg, die dann zu blosen Monstern verkommen.

Fazit:

Für meine Spielwelt werde ich zwei Bereiche definieren: High Fantasy mit vielen Spezies und Magie in einem Bereich; nur Menschen ohne Magie im anderen Bereich (deutsches Mittelalter).

So, dass war es erst einmal. Gerne schaue ich auch in den zweiten Thread rein, aber es wird wieder Zeit fürs Rollenspiel, und dazu muss ich noch nach Fürth fahren.

Tschüß

Michael






Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: 1of3 am 15.02.2009 | 13:16
Zitat
Da erinnere ich mich an mein erstes DSA Rollenspiel, mit der Abbildung des behaarten, affenähnlichen Orks und des Goblins. Für manche anderen Rollenspieler, wäre es aber schöner, wenn die Hautfarbe grün (echsisch) wäre.

Das sind dann wohl Warhammer- und Warcraft-Spieler wo Orks in der Tat grün sind. Das liegt dann aber vor allem daran, dass die Spieler dann erwarten, dass Orks grün sind.

Das hat dann aber mit irgendwelchen verquren Ideen über den Umgang mit dem Fiktiven generell zu tun als mit dem spezifischen Gegenstand "Ork".


Zitat
Daher haben wohl die Tieflinge bei D&D 4 (immer noch nicht fehlerfrei?) nur kleine Hörnchen, die man mit einem Hütchen verbergen kann.

Haben wir die gleichen Tieflinge gesehen? Die Hörner passen garantiert unter keinen Hut.

Den Einschub in Klammern versteh ich allerdings nicht.


Zitat
Diese Deklaration von Spezies in "Gut" oder "Böse" nimmt natürlich auch sofort etwa die Hälfte der angebotenen Spezies weg, die dann zu blosen Monstern verkommen.

Ich dachte gut-gesinnte Dunkelelfen-Ranger mit zwei Krummsäbeln wären total in.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.02.2009 | 16:02
Für meine Spielwelt werde ich zwei Bereiche definieren: High Fantasy mit vielen Spezies und Magie in einem Bereich; nur Menschen ohne Magie im anderen Bereich (deutsches Mittelalter).
Da würde ich eher zwei getrennte Spielwelten empfehlen:
Eine Spielwelt, in der es nur Menschen gibt (bzw. die anderen Rassen vom Aussterben bedroht sind) und eine Spielwelt mit supervielen Rassen.
Ansonsten würde sich mir beim lesen sofort die Frage aufdrängen,w ieso die Rassen sich auf der Hälfte der Spielwelt so weit verbreiten konnten, aber auf der anderen Seite plötzlich die Menschend ie Hegemonialmacht bilden.

Ach ja, ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auf den Thread Jenseits von EDO (http://tanelorn.net/index.php/topic,45862.0.html) zu verweisen. Da sind imho auch ein paar sehr schöne Fantasy Ideen dabei.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Jed Clayton am 16.02.2009 | 19:42
Hallo Michael,

wieso bist du denn hier immer noch als "Gast" zu gegen?

Bei einem so interessanten und ergiebigen Thread (inzwischen über 4 Seiten lang) könntest du dich doch nun wirklich gleich als Forumsmitglied registrieren. Ich fände das besser.

Durch die Anmeldung auf Tanelorn entstehen dir - soweit ich weiß - keine Nachteile.

Du kannst auch unter einem Pseudonym bzw. Internet-Namen schreiben, und die anderen Mitglieder können dir ggf. private Mitteilungen auf deine Forums-Mailbox schicken.

Zum Registrieren als Mitglied musst du nur die entsprechende Option auf der Startseite (Menübalken oben!) anklicken.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Feuersänger am 17.02.2009 | 10:51
Da würde ich eher zwei getrennte Spielwelten empfehlen:
Eine Spielwelt, in der es nur Menschen gibt (bzw. die anderen Rassen vom Aussterben bedroht sind) und eine Spielwelt mit supervielen Rassen.

Da stimme ich zu.
Titel: Re: Fantasy Rollenspiel ohne Fantasie?
Beitrag von: Bad Horse am 19.02.2009 | 19:49
Für meine Spielwelt werde ich zwei Bereiche definieren: High Fantasy mit vielen Spezies und Magie in einem Bereich; nur Menschen ohne Magie im anderen Bereich (deutsches Mittelalter).

Oder du könntest Ars Magica spielen: Normales Mittelalter in der mundanen Welt, in der nur ganz wenige Menschen magische Kräfte haben; und wenn du mal richtig abgefahrene High Magic mit Hunderten von Rassen willst, gehst du in den Feenwald.  ;)