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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Trollork McMunchkin am 2.08.2009 | 07:47

Titel: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Trollork McMunchkin am 2.08.2009 | 07:47
[...] dass es schon immer eine breite Front von SLs gab, die alles abgelesen haben und die Räume Zahl für Zahl abgearbeitet haben.
Der stete Hinweis auf den Flavour Text in KotDT ist ja z.B. ein untrügliches Zeichen dafür, dass es so eine Dungeon-Kultur gab (und gibt). Zwar gerne belächelt, aber stets real.

Ja, das fand ich auch jahrelang dämlich...

-Andererseits: warum soll man den gerade beim Kulissenwechsel keinen (bei selbstgeschriebenen ABs natürlich selbst verfassten) Vorlesetext verwenden?
-Der SL nimmt dem Spieler ja keine Entscheidungsmöglichkeiten und beschneidet sie auch sonst nicht, wenn er die Kulissenbeschreibung (nicht die Ereignisse!) vom Blatt abliest.
-Klar lernt jeder im Laufe der Zeit mehr oder weniger spontan beschreiben, aber eine vorbereitete, kurze Prosa kann sowohl mehr Flair als auch mehr Info schneller und eleganter vermitteln als eine spontan mit "öhm, ähm" zusammengestotterte Beschreibung.

-Also warum sollte man sich als "Elite-SL" zu schade sein, so eine "Noob-Technik" gezielt einzusetzen, wenn sie doch einfach funktioniert?



Titel: Re: Flavourtext, oder "erfolgreich leiten mit verpönten Techniken Teil 2"
Beitrag von: Visionär am 2.08.2009 | 07:58
Ich leite seit 16 Jahren und nutze gerne die Vorlesetexte.
Titel: Re: Flavourtext, oder "erfolgreich leiten mit verpönten Techniken Teil 2"
Beitrag von: Khouni am 2.08.2009 | 08:02
Ich mag die Texte, sowohl als SL als auch als Spieler. Mir persönlich geht es so, dass beim Lesen der Textchen immer eine gewisse Spannung aufkommt und mit ihr eine Begeisterung, die mir hilft, eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen. Unabhängig davon, ob ich den Text nun vorlese, umformuliere oder einfach weglasse, ist er mir stets ein gutes Hilfsmittel.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Visionär am 2.08.2009 | 08:07
Der Text muss natürlich entsprechend gut formuliert sein.

Hier mein Lieblingstext aus dem Abenteuer "The Forest Oracle" *G*

(http://img268.imageshack.us/img268/8678/brigands.png)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 2.08.2009 | 08:11
Naja... gut sollte der Text schon sein. In so manchem DSA-Abenteuer v.a. älteren Datums habe ich den Text dann einfach gestrichen und selbst was erzählt, was nicht zu sehr railroadet, wichtige Aufgaben auch mal von den SCs selbst bewältigen lässt und v.a. das Abenteuer wirklich voran bringt.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Trollork McMunchkin am 2.08.2009 | 08:26
@Visionär:   Hätte es als Parodie selbst nicht besser hingekriegt, einfach großartig  ;D ;D ;D

-King oder Hohlbein?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: oliof am 2.08.2009 | 08:30
Kurasawa. Banause.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Crimson King am 2.08.2009 | 10:36
Man sollte das laute Lesen und stimmungsvoller Betonung aber drauf haben und den Text gut genug kennen, um flüssig vorzulesen und die richtigen Stellen hervorzuheben.

Ich persönlich arbeite lieber frei, weil ich die Spieler anschauen will. Das heißt nicht, dass ich mich für den Fall, dass ich ein Fertigabenteuer leite, nicht an solchen geschriebenen Texten orientieren würde. Ich würde sie aber nicht ablesen, sondern frei wiedergeben. Das ist aber wie gesagt persönlicher Stil.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Humpty Dumpty am 2.08.2009 | 11:02
Kurasawa. Banause.

Auch nicht ganz. Räusper (http://de.wikipedia.org/wiki/Akira_Kurosawa).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Friedensbringer am 2.08.2009 | 11:21
Also die meisten SLs die mir Texte vorgelesen haben, klangen dann immer fürchterlich gekünzelt und aufgesetzt. Stimmungsvoll fand ich das nicht.

Ich selbst habe glaube ich noch nie einen Text vorgelesen als Beschreibung oder so... hat sich noch nie jemand beschwert.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.08.2009 | 11:59
-Andererseits: warum soll man den gerade beim Kulissenwechsel keinen (bei selbstgeschriebenen ABs natürlich selbst verfassten) Vorlesetext verwenden?
Ein Anfänger-SL darf das gerne tun.

Aber allgemein geht da imho eine Menge Stimmung mit flöten.
Wenn der SL etwas mit eigenen Worten beschreibt ist das grundsätzlich atmosphärischer als wenn er es einfach vorliest.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 2.08.2009 | 12:11
Zitat
Wenn der SL etwas mit eigenen Worten beschreibt ist das grundsätzlich atmosphärischer als wenn er es einfach vorliest.

Dazu muss der SL aber sehr gut und flüssig beschreiben können. Eine gute Vorlesetechnik ist natürlich auch nicht zu verachten. Meine Gruppe hat mir mal bestätigt, dass sie bei mir meist gar nicht wüsste, ob ich vorlese oder improvisiere, würde ich sie bei letzterem nicht anschauen ;)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: der.hobbit am 2.08.2009 | 12:14
Ich finde den Vorlesetext ehrlich gestanden ausgezeichnet! Klar liest er sich jetzt nicht wie hohe Literatur, aber sein Ziel ist es, vorgelesen zu werden, und nicht gelesen zu werden. Wenn man einen Text vorgelesen bekommt, ist es ungleich schwieriger, ihn zu verstehen. Der Autor hat das offensichtlich kapiert, und kurze, abgeschlossene Sätze mit den wesentlichen Informationen geliefert. Das ist zehnmal besser als extravagante Wörter in Kombination mit Schachtelsätzen à la Mann. Zudem ist der Text nicht so lang, dass er langweilig würde oder wesentliche Informationen durch Unmengen an Fluff versteckt werden.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 2.08.2009 | 12:14
Was Eulenspiegel und Crimson King sagen.

Wenn jemand einen solchen Text vorgelesen hat, hat mich das bisher immer furchtbar genervt, was aber daran lag, dass es meiste DSA-typisch war und teilweise ewiglange Monologe.
"Beschreibung beschreibung bla, Typbeschreibung bla bla bla bla"  "Ja, zu dem was du gerade beschreiben hast würde ich gerne was machen" "Das war grad nur nen Kunstpause. Ich bin noch nicht fertig. Also Blablablablablabla"
Zehn Minuten lang muss sowas wirklich nicht sein.
Als ich damals geleitet habe, hatte ich mir nur Stichwörter aufgeschrieben und frei beschrieben, weil ich meine Spieler anschauen wollte. Wenn ich ins Stocken kam, konnte ich Spicken. Ausserdem wollte ich Ihnen immer Gelegenheit zur Reaktion geben. Auch wenn die Elfe nur meint, dass sie Katze an der Ecke anlocken will.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: oliof am 2.08.2009 | 12:29
Auch nicht ganz. Räusper (http://de.wikipedia.org/wiki/Akira_Kurosawa).

In der Tat.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 2.08.2009 | 13:07
Vorlesetexte sind gut, wenn sie:
1. Kurz sind.
2. Anschaulich beschreiben.
3. Den Spielern keine sinnvollen Handlungsmöglichkeiten vorenthalten.
Daher sind sie am besten für statische Szenerie verwendbar. Noch besser (das ultimative "show" statt "tell") ist ein Bild.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 2.08.2009 | 13:08
Was der kleine 4. Mann sagt !
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.08.2009 | 13:18
Das Problem bei Vorlesetexten ist, dass sie zu statisch sind.

Wenn ich etwas frei erzähle kann ich den Spielern dabei in die Augen gucken und anhand ihrer Reaktion einige Sachen detaillierter beschreiben bzw. manche Sachen überspringen.

Wenn ich z.B. erzähle, dass in einer Seitengasse eine Katze einer Maushinterherjagd und ein Spieler schaut ganz interessiert, dann erläutere ich die Mäusejagd etwas ausführlicher.
Wenn ich jedoch nur gelangweilte Blicke ernte, dann überspringe ich Katz&Maus und komme zum nächsten Punkt in der Szene.

Ein improvisierter Text ist genau auf die Gruppe zugeschnitten und enthält nur das, was die Spieler interessiert. (Alles, was sie langweilt, erkennt man meistens an ihrem Gesichtsausdruck und wird übersprungen.)

Ein Bild ist natürlich nochmal um längen besser. Allerdings würde ich das Bild nicht anstelle der Beschreibung wählen, sondern zusätzlich zur Beschreibung.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 2.08.2009 | 14:10
Bilder sind leider viel zu selten wirklich nützlich. Ich finde fast nie ein Bild, das auch wirklich das zeigt, was ich den Spielern vermitteln will. Und gut zeichnen kann ich nicht. Dann lieber für eine "statische" Szene (auch ein wimmelnder Markplatz kann in diesem Sinne eine statische Szene sein) verwende ich ganz gerne vorgeschriebene Texte. Solange darin keine Aktionen vorkommen, die eine Reaktion provozieren könnten (ein kleiner Junge, der stiehlt ... ein Drache, der den Marktplatz abfackelt ... zwei Händler, die sich wegen der Größe des Standes gleich prügeln werden ... etc) finde ich die für mich nützlicher, als improvisiertes Geschwafel, dem man (zumindest bei mir) viel zu oft die Improvisation anmerkt.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 2.08.2009 | 14:11
Vorlesetexte beeinflussen das Spiel mehr als man im ersten Moment denkt. Es ist nicht einfach nur eine Wahl der Stimmung, oder ästhetischen Präferenz. Ein Text der einfach irgendwann vorgelesen wird unterbricht das eigentliche Spiel (Interaktion) wie eine Cut-Scene. Selbst wenn man Interaktion erlaubt wirkt das ganze immer noch wie ein Block der linear abgearbeitet werden muss.
Wer ein Spiel spielt das auf freier Interaktion beruht, kann eigentlich gar keine Vorlesetexte verwenden, oder höchstens als Stimmungselemente an Stellen an denen ganz klar ist, dass es keine Interaktion geben kann.

Ich habe schon nach wenigen Abenteuern angefangen die DSA Vorlesetexte so zu verwenden, dass ich nur noch die darin enthaltenen Informationen auswendig lerne, um diese dann im freien Spiel einzubauen. Je mehr ein Text also auf Stimmung oder literarische Qualität optimiert war umso weniger konnte ich damit anfangen.

Vorlesen zur Unterhaltung ist einfach ein ganz anderes Medium, das mit Rollenspiel meist sehr wenig zu tun hat.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 2.08.2009 | 14:28
Vorlesetexte beeinflussen das Spiel mehr als man im ersten Moment denkt. Es ist nicht einfach nur eine Wahl der Stimmung, oder ästhetischen Präferenz. Ein Text der einfach irgendwann vorgelesen wird unterbricht das eigentliche Spiel (Interaktion) wie eine Cut-Scene. Selbst wenn man Interaktion erlaubt wirkt das ganze immer noch wie ein Block der linear abgearbeitet werden muss.
Tut das ein improvisierter Text, bei dem die Spieler nur zuhören, weil sie in dem Moment nicht interagieren wollen oder müssen, nicht genauso?
Wo ist der Unterschied, ob ich eine Minute frei dahinlabere, ohne dass mich jemand unterbricht, oder ob ich eine Minute einen text verlese und dabei ein Auge auf meine Spieler habe, ob sie interagieren wollen?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 2.08.2009 | 14:32
Ein handwerklich gut gemachter Flavourtext ist immer eine Bereicherung, schlechte Texte dagegen natürlich nicht. Es geht ja um Flavour, nicht um das nackte Kommunizieren von Information. Wenn ich als Einleitungstext für ein Abenteuer im Gebirge ebenjenes aus Sicht eines Greifvoges beschreibe, der seine Kreise über den Köpfen von Abenteurern, Einwohnern und Gegnern zieht, dann bringt das Stimmung, dann ist das - mit Verlaub - sogar mit einer kleinen künstlerischen Note geschmückt. Wenn ich nur runterrattere, was das für ein Gebirge ist und warums interessant ist, kann ich mir das auch gleich sparen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 2.08.2009 | 15:09
Wo ist der Unterschied, ob ich eine Minute frei dahinlabere, ohne dass mich jemand unterbricht, oder ob ich eine Minute einen text verlese und dabei ein Auge auf meine Spieler habe, ob sie interagieren wollen?
Mit einem Text kann man nicht interagieren. Wenn du den Vorlesetext nicht mehr vorliest ist es auch keiner mehr. Dann reduziert sich das ganze hier auf die absurde Frage ob man Texte benutzen darf...
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 2.08.2009 | 16:16
Selbst wenn man Interaktion erlaubt wirkt das ganze immer noch wie ein Block der linear abgearbeitet werden muss.
Mit einem Text kann man nicht interagieren.
Das widerspricht sich imo.

Und wenn ich eine große Szenerie beschreibe, MUSS ich doch einen Text abgeben. Ob ich den jetzt frei dahinlabere oder ob ich mir vorher Gedanken darüber mache und ihn aufschreibe, spielt in dem Zusammenhang überhaupt keine Rolle.
Ich kann deinen Ausführungen nicht so ganz folgen. Du erzählst etwas von freiem Spiel und das klingt so, als ob die ganze Zeit über alle am Tisch gleichzeitig quasseln. Texte MÜSSEN sein, wenn ich in irgendeiner Form Informationen an meine Spieler vermitteln will. Und bevor die Spieler nicht alle Informationen über eine Situation haben, WILL ich auch gar nicht, dass sie loslegen und aktiv werden.
Texte geben doch im Normalfall etwas wieder, das die menschlichen Sinne in extrem kurzer Zeit (möglicherweise nur ein oder zwei Sekunden) erfassen, aber das man als gesprochenes Wort nach und nach abarbeiten MUSS, weil man eben 5 Sinne mit nur EINEM Sinn (dem Gehör des Spielers) vermitteln muss.
Ich versteh nicht so ganz, wo das Problem liegt, eine schöne Szenerie auch schön  (und vielleicht ausufernd) zu beschreiben. Rennen die Chars eurer Spielrunden nur mit Scheuklappen durch die Gegend und agieren nur mit den Dingen, die sie JETZT GERADE EBEN erfassen? Stell ich mir grausig vor:
"Als ihr aus dem Wald heraustretet, seht in eine sanft abfallende Wiese ..."
"Ich lauf runter!"
"Äh ... ja ... dabei näherst du dich dem Bach, den du schon vom Waldrand aus gesehen hast und der sich in sanften Windungen ..."
"Ich schmeiß meinen Rucksack zu Boden und hocke mich neben den Bach um etwas zun trinken!"
"... ok ... als du dich neben dem großen Grizzly, der in dem Bach Fische fängt, niederlässt ..."
usw usf

Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Crimson King am 2.08.2009 | 16:22
Wer den SL unterbricht, bevor dieser mit der Beschreibung der Szenerie fertig ist, hat selbst schuld. Insofern ist Interaktion mit dem Flavortext nicht notwendig. Dafür darf der Text neben Color auch nicht mehr Information beinhalten, als die Spieler für ihre Entscheidungen benötigen. Er muss ein sinnvolles Maß an Detail finden, das mit dem akuten Handlungsbedarf korrelliert. Kein Mensch bewundert zunächst einmal die Web- und Knüpftechnik der Kandelaber, wenn zwei bewaffnete Orks mitten im Raum stehen und "Angriff" brüllen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 2.08.2009 | 16:37
Es geht nicht darum ob man irgend wen ausreden lässt. Ein Vorlesetext hat nichts mit ausreden zu tun. Man darf nicht mehr oder weniger ausreden wenn man vorliest oder nicht vorliest.
Das Problem ist, der Vorlesetext ist statisch und vom Spielgeschehen unabhängig, das meine ich mit nicht interaktiv. Das sollte doch evident sein. Das wurde doch auch alles schon genannt. Die Charaktere kommen in Vorlesetexten nicht vor und wenn dann müssen sie fremdgesteuert werden. Situationen sind nicht der Handlung angepasst. Der Nutzen von solchen Texten geht dabei schon fast völlig verloren.

Aber mal angenommen es geht nur um Spielsituationen in denen ganz sicher keine Interaktion möglich ist. Es wird also nur eine Information abgespult, die sich nicht abhängig vom Spiel verändert (Metaplot, Weltbeschreibung etc.). Auch das ist schlecht. Das Vorlesen selbst ist das Problem, nicht nur das was man vorliest. Das Vorlesen ist ein Signal dass nun ein vorgesehenes Stück Information verabreicht wird. Dieses Signal strukturiert das Spiel in einer ungesunden Weise, weil sich Spieler eventuell von Vorlesesequenz zu Vorlesesequenz hangeln, oder zumindest Hinweise über die Struktur des Geschehens dadurch bekommen.
Das Wechseln des SL in den Vorlesemodus ist ein Signal einen Schnitzel in der Schnitzeljagd gefunden zu haben. Wenn das nicht der Spielstil sein soll, dann kann das allein einen negativen Effekt auf die Spieler haben.
Abgesehen davon können die meisten nicht besser vorlesen als frei sprechen. Sich lange Texte anzuhören ist eine denkbar schlechte Methode um Information zu vermitteln, wie jeder weiß der sowas schonmal machen musste.

Vorlesetexte haben also in keinem Fall eine wirkliche Berechtigung, es sei denn in dem seltenen Fall, wo es tatsächlich nicht um Rollenspiel im eigentlichen Sinne geht, sondern darum den Spielern einfach etwas vorzulesen. Selbst dann ist Vorlesen nur ein Genuss, wenn derjenige besonders gut vorlesen kann. Warum nicht z.B. einfach ein Handout austeilen?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 2.08.2009 | 17:10
Das Problem ist, der Vorlesetext ist statisch und vom Spielgeschehen unabhängig, das meine ich mit nicht interaktiv. Das sollte doch evident sein. Das wurde doch auch alles schon genannt. Die Charaktere kommen in Vorlesetexten nicht vor und wenn dann müssen sie fremdgesteuert werden. Situationen sind nicht der Handlung angepasst. Der Nutzen von solchen Texten geht dabei schon fast völlig verloren.
Gut, ich gebe zu, ich kapiers nicht. Als WAS bezeichnest du denn Flavourtext?
Für mich sind das stimmungsvolle Beschreibungen von mehr oder weniger statischen "Bildern". Ich beschreibe den Anblick, der sich den SCs bietet. Das erwarte ich als Spieler auch von meinem SL. Ich will schließlich wissen, in welcher Umgebung ich mich bewege. Und dieser Anblick kann von einer echten Person im echten Leben in Sekundenbruchteilen wahrgenommen werden, obwohl da gefühlte 23.000 Informationen auf einmal auf denjenigen einfließen. Wie gehst du denn mit solchen Situationen am Spieltisch um? Und warum ist eine Weltbeschreibung schlecht, wenn man sie vorliest und nicht frei redet? Als Spieler bekommt man die ganze Zeit über vorgesehene Stücke an Informationen. Das da in irgendeiner Form etwas ungesund strukturiert wird, erschließt sich mir nicht. Das Ganze ergibt für mich nur dann Sinn, wenn der SL ein tumber Tor ist, der die ganze Zeit nur zusammenhanglos dahinstottert und wenn man dann mal wieder ein Puzzleteil gefunden hat auf einmal Texte von Eco, Simmons oder Tolkien zitiert.
Ich will doch wirklich nur ausgewählte und besondere Situationen beschreiben.
- Die Gruppe findet den verlorenen königlichen Ballsaal in den Elfenruinen, wo ein Hinweis auf das geheime Verstecke des McGuffin verborgen sein soll. Der Ballsaal wird ausführlich beschrieben.
- Die Vampire betreten den Empfang des Prinzen. Ich beschreibe die Jetzt-Situation jeder Gruppe, die sich im Raum befindet. Ihre augenblicklichen Mimiken und Gestiken.
- Das Schiff läuft in den Hafen ein. Ich beschreibe die Aktivitäten an der Kaimauer und im überschaubaren Hafenbereich und werfe noch Informationen über die augenfällige Besonderheiten der dahinter liegenden Stadt ein.
- Der Präsident der Galaktischen Liga fährt mit seiner Limousine vor. Ich beschreibe das elegante Auto, die Menschen am Ort und die Reporter, die wie wild Fotos machen und wie der Präsident aussteigt.
Das sind alles Situationen, die trotz Aktivitäten in ihnen für Spielzwecke statisch sind. Und da sehe ich keinerlei Probleme, mir im Vorfeld die entsprechende Situation aufzuschreiben und vorzulesen. Vor allem, weil ich dazu neige, auch mal irgendwelche Details zu vergessen, die im nachhinein eventuell wichtig gewesen sein könnten. Kann mir mit einem komplett geschriebenen Text nicht passieren. Vor allem, da ich wesentlich besser darin bin, versteckte Hinweise am Schreibtisch in einen Text zu verpacken als improvisierend am Spieltisch.
Mit einer Schnitzeljagd haben die meisten solcher Texte eher nichts zu tun. Auch bei anderen SLs seh ich solche Texte als Sahnhäubchen und nicht als unnötige Störung des Spielflusses. Der imho sowieso nur ein meist sehr theoretisches Konstrukt ist, aber das gehört hier nicht her.

Und Handouts sind zwar sehr schön, wenn sie Hinweise enthalten (Briefe, Tagebücher, Karten etc), aber sie als Flavourtextersatz zu benutzen führt dann auf jeden Fall zu einer Unterbrechung im Spiel. Wenn einer redet und alle anderen hören zu ist das ja wohl weniger "Immersionsstörend" als wenn alle auf einmal anfangen jeder für sich zu schmökern.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 2.08.2009 | 17:23
Ich will doch wirklich nur ausgewählte und besondere Situationen beschreiben.
Dann erkennt man also als Spieler bei dir auch wenn man gerade in einer ausgewählten und besonderen Situation ist (daran dass du vorliest). Das strukturiert den Spielablauf. Diese Struktur kann natürlich theoretisch auch erwünscht sein. Man muss sich aber klar sein, dass sie häufig nicht erwünscht ist. Für Spieler ist so eine Cut-Scene ein Signal, das sie unterschiedlich interpretieren können, z.B. dass sie jetzt nicht handeln können, oder dass ihre Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt werden soll, oder dass alles sowieso von alleine passiert und sie ihr Hirn für die Dauer des Vorlesens abschalten können. Für mich sind das meist unerwünschte Effekte. Man kann natürlich auch ein Stilmittel draus machen, so wie bei StoryDSA z.B.

Selbst wenn es nur um Informationen wie reine Beschreibungen von Orten, Gegenständen oder sowas geht halte ich wie gesagt Vorlesen für eine schlechte Methode Informationen zu vermitteln. Schonmal in einer Vorlesung gewesen?
Spieler behalten z.B. Informationen (wie jeder Mensch) leichter nach denen sie selber gefragt haben -> Interaktion.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Blizzard am 2.08.2009 | 17:26
Hm, also gegen vorgelesene Texte hab ich i.d.R. eigentlich nichts als Spieler- wenn sie nicht zu lang sind,  der Atmosphäre & Spannung dienen, und nicht zu oft vorkommen. Mein persönliches Trauma diesbezüglich fand auf einem Con statt, wo ich mich nachts noch dazu überreden lies bei einer CoC-Runde mitzsupielen. Und der SL hat echt jeden Sch**** vom Buch abgelesen. Wirklich jeden... ::)

Als SL benutze ich diese Technik auch ab&an in meinen Runden. Meistens als Einleitung oder als Epilog.
Titel: Re: Flavourtext, oder "erfolgreich leiten mit verpönten Techniken Teil 2"
Beitrag von: Backalive am 2.08.2009 | 17:48
Ich leite seit 16 Jahren und nutze gerne die Vorlesetexte.

Ich leite seit 25 Jahren und nutze auch heute noch gerne die Vorlesetexte. Allerdings angepaßt, wenn sie zusehr ausschweifend oder einfach zu lang waren bzw. sind.

Bei den Vorlesetexten in DSA-Abenteuern habe ich das Problem, daß dort mittendrin oft Empfindungen, Gefühle und Reaktionen eingemischt sind. Dies macht es ungleich schwerer, die Texte ohne vorherige Bearbeitung einfach nur vorzulesen  8]
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Edwin am 2.08.2009 | 20:36
Ich leite seit 5 Jahren und verwende Vorlesetexte gerne, um kleine Zwischensequenzen wie "inzwischen im dunklen Turm" einzuschieben.

Da muss ich keine Angst haben, Spielern auf die Füße zu treten, kann Bösewichter schon vor dem Auftreten charakterisieren und ich muss nicht minutenlange Dialoge mit mir selbst führen. Meist kommts gut an.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Trollork McMunchkin am 2.08.2009 | 23:09
Vorlesetexte beeinflussen das Spiel mehr als man im ersten Moment denkt. Es ist nicht einfach nur eine Wahl der Stimmung, oder ästhetischen Präferenz. Ein Text der einfach irgendwann vorgelesen wird unterbricht das eigentliche Spiel (Interaktion) wie eine Cut-Scene.

-Das ist (jedenfalls von mir) gewollt; der Text ist, was im Film die Kamerafahrt in die Szene ist.

Natürlich dürfen den Spielern dadurch keine Aktionsmöglichkeiten "wegerzählt" werden; wenn sie dran sind, sind sie dran, wenn die "Welt" mit ihrem "Zug" dran ist, ist sie dran; das ist aber während der Kamerafahrt ebenfalls nicht der Fall.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 2.08.2009 | 23:29
Man muss sich aber klar sein, dass sie häufig nicht erwünscht ist.
Für wen? Für dich und deine Runde, ok. Für alle Leute, die ich so kenne, sind Flavourtexte durchaus erwünscht und das hat nichts mit DSA zu tun.
Und wie langweilig muss ein Spiel sein, bei dem es keinen erkennbaren Höhepunkt, keine Wendung, keinen besonderen Moment gibt. Wenn Spieler nicht vollkommen verblödet sind, erkennen sie auch ohne Vorlesen sofort, dass sie sich in einer besonderen Situation befinden. Ob ich das dann noch einmal mit einem besonders gut ausgearbeiteten Text unterstreiche, ist wohl Stilmittel. Das nichts mit DSA zu tun hat.
Zudem hätten alle Spieler, die ich kenne, ganz gerne einen Überblick über eine Situation, aus dem heraus sie dann nach spezifischen Informationen interaktiv nachfragen können.
Irgendwie meine ich bei dir unterschwellig einen leicht elitären Anspruch herauslesen zu können. Das riecht ein bißchen nach Wahres Rollenspiel(tm).

Und ja, ich war schon mal in einer Vorlesung. Da habe ich eine Menge Informationen mitgenommen. Aber was eine zweistündige Vorlesung mit Rollenspiel und halb- bis einminütigen Flavourtexten zu tun hat, erschließt sich mir wiederum so gar nicht.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Backalive am 3.08.2009 | 00:11
Cut-Szene? Signal? Das verstehe ich nicht ganz.
Vorlesetexte sind Texte, die die Örtlichkeit oder eine Situation bildreich beschreiben. Dabei ist vorlesen oft besser als ein mit 'öhm, ähäm...' u.v.m. selbstzusammengestöpselter Text.
Schwierig ist nur, und da stimme ich zu, die in vielen Vorlesetexten enthaltenen, den Spielercharakteren vorgegebenen Emotionen und Handlungen herauszufiltern. Die gehören da nämlich auf keinen Fall hin.
Die Schilderung, wie sich sein Held nach der Beschreibung durch den vorgelesenen Text verhält obliegt dann einzig und allein dem Spieler.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.08.2009 | 00:28
Ok es gibt zwei Punkte.
Der erste ist die Eignung von statischen Texten zur reinen Informationsübermittlung. Ein Text den man vorliest kann natürlich besonders gut ausgearbeitet sein, aber Ausarbeitung ist ja auch bei interaktiver Präsentation nicht ausgeschlossen. Vorlesen bedingt Ausarbeiten, aber nicht umgekehrt. Ich bin mir nicht mal sicher ob es überhaupt rein vom Aufwand her wirklich einfacher ist nur vorzulesen, da bei einem Vorlesetext gar nicht klar ist welche Informationen die Spieler haben wollen und welche nicht und welche der Situation angemessen ist. Die Gefahr dass die Hörer da abschalten ist hoch, die Gefahr viel zu viel zu erzählen ebenso. Bei der interaktiven Variante gibt man nur die Informationen die irgendwo nötig oder gefragt sind.
Ich halte Interaktivität, auch beim übermitteln von Information einfach für effektiver. Es ist in jedem Fall besser etwas interaktiv zu präsentieren als statisch. Ich hielt das für allgemein bekannt. Ich spreche natürlich nur aus eigener Erfahrung. Vielleicht gibt es ja Leute die Informationen besser verarbeiten wenn sie was vorgelesen bekommen.

Punkt zwei ist die Funktion des Vorlesens innerhalb eines interaktiven Spielgeschehens. Darüber kann man dann schon unterschiedlicherer Meinung sein. Ich sehe aber wie gesagt nur wenige Fälle in denen es mir im normalen Spiel sinnvoll vorkommt.
Mit der "besonderen Situation" die durch das Vorlesen angezeigt wird meine ich dass die Spieler sich leicht gegängelt fühlen können, sie merken eben das es kein "normales Spiel" ist. Sobald du etwas vorliest, wissen die Spieler automatisch dass die Situation die ihnen beschrieben wird statisch ist, dass sie also nichts von dem was beschrieben wird erspielt haben können. Sie merken also insbesondere das die Situation genau so vorgesehen war, was eventuell vorangegangene Entscheidungen entwertet. Das dürfte doch offensichtlich sein. Deswegen kann man das Prinzip schon mal gar nicht auf irgend eine Art von Ereignis anwenden.

Im ersten Post wurde zwar gesagt es geht nicht um Ereignisse, aber man muss bedenken dass selbst die Wahrnehmung des Beschriebenen durch die Charaktere normalerweise selbst ein Ereignis innerhalb des Spielgeschehens ist. Was kann man überhaupt wahrnehmen? Wer nimmt was wahr? Hat man es eilig oder kann man Stunden lang beobachten? Wie ist die Situation des Wahrnehmenden, wie die des Wahrgenommenen? usw. Die Spieler kommen sich bei einer allgemeinen situationsunabhängigen Beschreibung eventuell "entkörpert" vor. Das was sie erfahren hat im Gegensatz zum normalen Spiel nichts mehr damit zu tun wie ihre Charaktere handeln. Es wird Charakteren also immer implizit eine Situation und Handlung vorgeschrieben, selbst wenn das im Text nicht vorkommt. Es ergibt sich in jedem Fall ein Bruch zum restlichen Spiel.
Selbst wenn man nur Beschreibungen von Gegenständen oder Personen ganz unabhängig von Ereignissen oder Handlung vorliest, dann wird den Spielern zumindest klar dass diese Elemente von fester Bedeutung sind. Man kann sofort den Plotgegenstand, den Oberbösen und jedes andere wichtige Element daran erkennen dass vorgelesen wird, es sei denn man hat immer ausgearbeitete Texte für die halbe Welt vorbereitet.

So lange die Spieler solche Freiheiten gar nicht erwarten ist das ok, aber ich nehme an das solche besonderen Situationen mitten im Spiel doch den meisten aufstoßen, die auf Handlungsfreiheit wert legen. Das ist aber tatsächlich eine Frage wie viele Freiheiten Spieler erwarten bzw. wie viele man ihnen überhaupt lassen möchte.
Ich weiß natürlich nicht inwiefern eine solche Vorlese-Struktur "ganz normales Rollenspiel" ist, für mich wäre es das nicht, sondern schon ein sehr spezielles Stilmittel zum präsentieren von Plot.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: kirilow am 3.08.2009 | 00:30
Ich finde Vorlesetexte nur doof. Als Spieler fürchte ich sie, als Spielleiter kommen sie mir nicht ins Haus.

Dies mag an meiner persönlichen Rollenspielgeschichte liegen; ich habe damals mit DSA angefangen und selbst mithilfe der Vorlesetexte geleitet und sie deshalb für geradezu unverzichtbar hielt -- weshalb ich dann auch nicht wagte, eigene Abenteuer zu entwerfen. Erst durch die Erfahrung bei einem anderen Spielleiter ist mir klar geworden, wie Rollenspiel wirklich funktioniert.

Neben solcherlei persönlichen  Erfahrungen halte ich Vorlesetexte aber auch strukturell für ungünstig. Sie geben den Spielern zu erkennen, dass sie nun an einem Punkt angekommen sind, der vom Abenteuerautor vorgesehen war, was für mich potentiell die Entscheidungen der Spieler unwichtig erscheinen lässt. Dies ist auch deshalb problematisch, da das umgekehrte auch gilt: gibt's keinen Vorlesetext, weiß man bei manchem Abenteuer, dass man falsch ist.
Dazu kommt, dass ich es nicht schätze, überhaupt etwas vorgelesen zu bekommen; ich lese selbst schnell und hasse es, darauf zu warten, bis irgendwer einen Text laut vorgetragen hat.

Zudem ist Rollenspiel für mich ein mündliches Spiel: vorgefertigte Texte haben da nur als Handout einen Platz. (Oder in Reden, da kann das nett sein)

Ansonsten finde ich, dass Doc Boomslang das Problem mit Vorlesetexten eigentlich schon gut beschrieben hat, ich wundere mich, dass er deshalb hier soviel Flak bezieht. Überhaupt erstaunt es mich, wie wie viele hier Vorlesetexte mögen -- ich kenne (meines Wissens) niemanden, der die mag. Vermutlich seid Ihr alle schlechte Rollenspieler.

Grüße
kirilow
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 00:49
Vorgelesene Texte sind wie viele andere Sachen auch vor allem eines:

Geschmackssache

Es macht wenig Sinn, sie zu verdammen, wenn man nicht um die genaue Situation weiß, in der sie angewendet werden.

Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Mittel, die dem SL zur Verfügung stehen!

Wenn die Gruppe Flavourtext mag und er in ihrem Sinne stimmig rüber gebracht wird bereichert er das Spiel. Wenn sie ihn nicht mag, dann ist er genau so schlecht wie alles Andere, was die Gruppe nicht mag.

Auf dem Weg zum guten Leiten gilt es meiner Meinung nach keine verdammenswerten Techniken. Egal ob Railroding, Illusionismus, Bass Playing, Players Empowerment, Back Framing, Plott Hopping, Power Telling, Agressiv Screen Framing, Cuts, Bullit Times, Kameraschwenks, Akzente, verschiedenen Körperhaltungen, Gesten, das Übernehmen von Spielern oder allen möglichen Anderen.

Wenn man auf der Suche nach einem besseren Spiel ist sollte man auch mal verpönte Techniken anwenden und sehen, ob sie einem und der Gruppe liegen. Denn entscheidend für die Gruppe ist nicht das, was ein paar "kluge Leute" im Internet als wichtig oder richtig empfinden, sondern das was am Tisch Spaß macht.

Deshalb heißt es als SL, der sich entwickeln möchte: Probieren, probieren, probieren und nicht ablehnen und verdammen.

Jede Gruppe besteht aus Individuen und die weisen nun einmal eine individuelle Art auf, wie sie Spaß am Spiel haben. Auf diese individuelle Art stellt sich ein guter Spielleiter ein und richtet sein Spiel so aus, das die Gruppe ein möglichst gutes Ergebnis (sprich Spaß) beim Spiel hat. Das bedeutet natürlich nicht, das man als SL etwas machen sollte, was einem keinen Spaß macht, denn auch der SL ist ein Teil der Gruppe und wenn er keinen Spaß hat, dann macht es keinen Sinn zu leiten.

Wir machen das doch alle zum um Spaß zu haben, oder?

Also keine falsche Scheu vor Texten die man vorlesen kann. Vielleicht eröffnen sie einem nur den Weg dazu, mehr Spaß zu haben, als ohne. Ja, nicht jeder SL kann super improvisieren und ohne Hilfe tolle Beschreibungen abliefern. Bevor der SL also stammelnd versucht den Raum zu beschreiben, kann ihm das Vorlesen Sicherheit geben. Vielleicht braucht man die Texte auch nur zum Anfang der SL- Laufbahn, weil man unsicher ist oder zur Inspiration.

Halt um selber ein gutes Bild des Ortes zu bekommen.

Ich persönlich beschreibe lieber frei, doch das macht die Texte nicht für alle SLs schlecht. Wenn man als SL auf solche Texte steht, gebe ich nur den Tipp, sich aus dem Internet passende Bilder raus zu suchen um der Beschreibung noch mehr Tiefe zu geben, akustische und optische Reize zu kombinieren. Dann passt man den Text so an, dass er der persönlichen Sprechweise entspricht und streicht Sachen, die man nicht mag.

Der Text ist in meinen Augen nur eine Empfehlung, keine Vorschrift.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Trollork McMunchkin am 3.08.2009 | 02:10
@Joerg: volle Zustimmung, hätte es selbst nicht schöner sagen (oder vorlesen) können.

Zitat von: kirilow
Ansonsten finde ich, das Doc Boomslang das Problem mit Vorlesetexten eigentlich schon gut beschrieben hat, ich wundere mich, dass er deshalb hier soviel Flak bezieht.
-Leider geht es viel zu oft ums "Recht haben" als darum, gemeinsam etwas für alle zu erarbeiten.
Ich jedenfalls bin Dr. Boomslang, obwohl ich seine Meinung nicht teile, für seinen wertvollen Input dankbar; wenn es niemand gäbe, der strukturiert und intelligent eine Gegenansicht vertreten könnte, dann könnte ich man ja genausogut bloggen....

Zitat von:  Dr. Boomslang
Sobald du etwas vorliest, wissen die Spieler automatisch dass die Situation die ihnen beschrieben wird statisch ist, dass sie also nichts von dem was beschrieben wird erspielt haben können.

"Vor Euch erstreckt sich der Sears Tower in schwindelerregende Höhen.
Das tageslicht spiegelt sich in seiner blanken Aluminiumfassade, die sich nach über 400 Metern schließlich zu einer über hundert Meter hohen Metallspitze verjüngt..."

-Nur mal als (mehr schlechtes, als rechtes) Spontanbeispiel:

Ja genau, nichts davon haben die Spieler erspielt und nichts davon konnten sie beeinflussen.
Aber warum ist das schlimm? Der Turm sieht ja nunmal soundso aus.

-Wenn die Spieler jetzt nachts kommen oder vorher Chicago sprengen, wird der Text natürlich obsolet, man muss (egal bei welcher Technik) wissen was und warum man es tut.
Jedoch denke ich, dass ein paar vorbereitete Ortsbeschreibungen, von wahrscheinlich(!) aufgesuchten Orten durchaus nützlich sein können und man sich auch als erfahrener Sl nicht automatisch zu schade sein sollte, vor dem Spiel ein paar Zeilen zu notieren, auch wenn man eigentlich weiß, was man sagen will.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.08.2009 | 02:42
-Wenn die Spieler jetzt nachts kommen oder vorher Chicago sprengen, wird der Text natürlich obsolet, man muss (egal bei welcher Technik) wissen was und warum man es tut.
Wenn die Spieler nachts ankommen ist der größte Teil des Textes überflüssig und das bereits bei einer absolut trivialen Beschreibung mit nur zwei Sätzen. Bei Texten bei denen es sich überhaupt erst lohnt sie vorzulesen (weil man eben tolle Formulierungen oder umfangreiche Informationen drin hat) wird das noch viel schlimmer.

Jedoch denke ich, dass ein paar vorbereitete Ortsbeschreibungen, von wahrscheinlich(!) aufgesuchten Orten durchaus nützlich sein können und man sich auch als erfahrener Sl nicht automatisch zu schade sein sollte, vor dem Spiel ein paar Zeilen zu notieren, auchwenn man eigentlich weiß, was man sagen will.
Ja, gegen Beschreibungen oder gegen Vorbereitungen hab ich doch nie was gesagt, das wäre ja auch seltsam. Man darf so viel vorbereiten wie man will. Nur sollte man natürlich möglichst was sinnvolles vorbereiten und natürlich nichts was man nicht braucht, und schon gar nichts was einen nachher dazu verleiten könnte das Spiel zu verändern nur weil man es jetzt benutzen will.

Ich dachte es ginge gerade um Texte zum Vorlesen. So eine Info wie in deinem Beispiel kann ich mir doch extrem leicht merken und die Formulierung ist so beliebig dass ich sie aus Stichworten jederzeit improvisieren könnte, selbst wenn ich das vorbereite.
- Turm mit spiegelnder Fassade
- 400 m hoch
- Metallspitze
Das ganze "Vor euch erstreckt sich.." und "schwindelerregende Höhen" und wie ich nun genau Spitze und Spiegelung beschreibe ist doch völlig beliebig und auch situationsabhängig. Was genau soll hier das Vorlesen bringen?

Für andere Situationen muss man nicht gleich zu Beispielen wie "Sprengen von Chicago" greifen. Was wenn die Charaktere in einer ganz anderen Situation sind wenn sie den Turm das erste mal sehen? Was wenn die Höhe oder die Spitze in dem Moment uninteressant ist? Was wenn der Charakter von der Spiegelung geblendet wird? Dann kann er den Rest gar nicht erkennen und es ist wieder der ganze Text überflüssig, obwohl es Tag ist. Was wenn sie in einem Auto nah dran vorbei fahren und die Spitze nicht sehen können? Aber diese Situationen fallen dir eventuell gar nicht erst ein wenn du den Text schon genau vorbereitet hast, weil dir dann der Sinn für die Situation fehlt.
Du musst dir immer im klaren sein, dass du mit Fließtexten nur Situationen beschreiben kannst. Situationen sind aber im Idealfall immer spielabhängig. Dass man das schon an so einem trivialen Beispiel sehen kann, sollte verdeutlichen was das Problem mit längeren, ausgefeilteren, noch detaillierteren Texten ist, die überhaupt erst eventuelle Vorteile des Vorlesens nutzbar machen können.

Anpassung solcher Texte mitten im Spiel verlangt hohe Aufmerksamkeit und macht mehr Arbeit, die man sich hätte sparen können, wenn man sich gleich weniger Arbeit mit Formulierungen gemacht hätte. Ich verstehe auch nicht so ganz dass sowas noch keinem der mal länger mit solchen Texten gearbeitet hat aufgefallen ist.


Mal ne Idee andersrum drüber nachzudenken: Wie würdet ihr euch fühlen wenn plötzlich Spieler was vorbereitetes vorlesen dass der Charakter macht?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Trollork McMunchkin am 3.08.2009 | 04:32
Wenn es passt, dann passt es.
Aber du hast recht, wenn du sagst, dass es das eben auch sehr oft nicht tut.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 09:39
Das ganze "Vor euch erstreckt sich.." und "schwindelerregende Höhen" und wie ich nun genau Spitze und Spiegelung beschreibe ist doch völlig beliebig und auch situationsabhängig. Was genau soll hier das Vorlesen bringen?
Das gleiche wie bei allen anderen Erzählungen auch? Ästhetik?

Zitat
Wie würdet ihr euch fühlen wenn plötzlich Spieler was vorbereitetes vorlesen dass der Charakter macht?
Oh, das fände ich gut. Gerade die übliche "Stell Deinen Charakter vor"-Runde könnte dadurch gewinnen.
Natürlich immer unter der gleichen Maßgabe, die ich auch anwende, daß der Spielfluß nicht untergebuttert wird.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 10:04
Das gleiche wie bei allen anderen Erzählungen auch? Ästhetik?

Der Punkt ist, das Stichworte reichen und die Ästhetik improvisiert werden kann. Ich erinnere mich an einen Vorlesetext, der darauf aufgebaut war, das wir tags die Stadt betreten, wir sind aber in der Nacht rein. Der SL hat dann halt gesagt "Wenn ihr am nächsten Tag die Stadt in Augenschein nehmt, fällt euch außerdem auf: bla"
Statische Vorlesetexte sind für einen SL verführerisch, für die Spieler aber selten das Optimum. That's it.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 10:20
Der Punkt ist, das Stichworte reichen und die Ästhetik improvisiert werden kann.
Kommt darauf an, was für ein flüssiger Erzählmeister man ist. Setzen wir mal den Fall, daß der SL bessere Texte schreiben als aus dem Stegreif erfinden kann. Das ist schließlich bei den meisten Menschen so. In diesem Falle:

A. Mit Vorlesetext.
1. Wenn Situation wie vorhergesehen: Vorlesen. Gute Erzählung
2. Wenn Situation nicht wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.

B. Ohne Vorlesetext.
1. Wenn Situation wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.
2. Wenn Situation nicht wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.

Qualitätsverluste durch den Vorlesetext können nicht eintreten.

Kurz gesagt, es gibt exakt null logische Gründe, die sich auf das Spielerlebnis beziehen, auf den Vorlesetext zu verzichten.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Boba Fett am 3.08.2009 | 10:27
Qualitätsverluste durch den Vorlesetext können nicht eintreten.

Doch, wenn der betreffende Spielleiter einfach ein schlechter Vorleser ist...
Okay, liegt dann nicht am Text, aber das sollte man im Kopf haben.

Es gibt übrigens noch Hilfen für die Improvisation, die das Resultat verbessern,
Stichworte zum Beispiel, die man einbettet und dergleichen.
Hat aber nichts damit zu tun, das prinzipiell nichts gegen das Vorlesen spricht (wenn man es denn kann).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 10:31
Sorry, aber ich kann dir da absolut nicht zustimmen. Absolut nicht. Mir hat noch kein einziger Vorlesetext gefallen, niemals! Ich will ja auch keine Geschichte erzählt bekommen, ich will das eine Gruppe untereinander und miteinander interagiert, mit mir und mit dem SL und der SL mit der Gruppe und mit mir. Wenn ich nen Text vorgelesen haben will, hör ich mir ein Hörbuch an, die Sprecher können das auch besser als ein SL. Außerdem geht es um kurze, knackige Beschreibungen, oder nicht? Und je öfters jemand improvisiert, umso besser wird derjenige auch in der Regel. Wenn er dann irgendwann improvisieren MUSS (und das kann leicht passieren, wenn man auf Railroading verzichtet), hat er auch mehr Übung beim Improvisieren als wenn er nur Texte vorlesen kann.
Das einzige was ich gut fand, war wenn ein Brief, den die SC's gefunden haben, vorgelesen wurde, der wurde aber meist von Spielern vorgelesen. Ab und zu kam ein kryptische Stimme aus irgendeinem Artefakt, da hat der SL dann ein Rätsel VORGELESEN. Alles super und kein Problem. Aber Orts- oder NSC-Beschreibungen? Da reichen Stichworte völlig, als das ich mir 10 Minuten lang das anhöre. Da langweile ich mich.

Es kommt doch auf den Erzähler an, obs ne gute Erzählung ist oder nicht. Ich persönlich komme mit Stichwörtern besser klar, als mit einem Text, weil mir beim Vorlesen der Text schon nicht mehr gefällt und ich dann stocke, weil ich gleichzeitig überlege, wie ich den verbessern kann. Jeder ist anders. Wenn du super vorlesen kannst, ist das toll für deine Spieler. Aber akzeptiere auch, wenn andere nicht vorgelesen bekommen wollen.

Und ausser bei besagten Rätseln, wobei ich heute den SL viel mehr respektiere als damals, weil er sich durcvhgehend wirklich verbessert hat, halte ich nichts von Vorlesetexten. GAR NICHTS!

Ergo: Ein guter Erzähler macht mir viel mehr Spass als ein guter Vorleser.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 10:42
Zitat
Mal ne Idee andersrum drüber nachzudenken: Wie würdet ihr euch fühlen wenn plötzlich Spieler was vorbereitetes vorlesen dass der Charakter macht?

Ich würde mich zurücklehnen, mir vielleicht Notizen machen und das was der Spieler vorträgt ernst nehmen. Egal ober er den Text selber verfasst hat oder frei eine Szenerie beschreibt, er hat es verdient, dass ich ihn und sein Anliegen ernst nehme.

Ich vertraue meinen Spielern und nehme ihre Anliegen ernst.

Nach dem Vorlesen überlege ich mir dann, wie ich als SL mit den Informationen umgehen kann, die mir mein Spieler geliefert hat und binde sie in die Situation ein, die gespielt wird.

Ich liebe es wenn meine Spieler initiative zeigen und wen es nur mit dem Vorlesen von vorbereiteten Texten ist.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Ein am 3.08.2009 | 10:45
Callisto und Dr. Boomslang haben im Grunde alles gesagt.

Das Argument des Ausprobierens (Jörg) zieht da auch nicht, denn so ziemlich jeder fängt seine Karriere mit Fertigabenteuern an, die in der Regel Vorlesetexte nutzen. Das Mittel sollte also hinreichend bekannt und Abneigungen dagegen durchaus fundiert sein.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 10:49
Doch, wenn der betreffende Spielleiter einfach ein schlechter Vorleser ist...
Wie gesagt, ich habe den Fall gesetzt, daß der Spielleiter ein Mensch ist, der mit vorbereiteten Texten keine schlechteren Ergebnisse erzielt als mit improvisierten.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 10:51
A. Mit Vorlesetext.
1. Wenn Situation wie vorhergesehen: Vorlesen. Gute Erzählung
2. Wenn Situation nicht wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.

B. Ohne Vorlesetext.
1. Wenn Situation wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.
2. Wenn Situation nicht wie vorhergesehen: Improvisieren. Nicht so gute Erzählung.

Qualitätsverluste durch den Vorlesetext können nicht eintreten.

Nochwas: Du wirst nicht für alle Situationen einen Text parat haben, also musst du eh in drei von vier Fällen improvisieren. Dann kommen noch die Texte hinzu, die du hast, aber nie brauchst, weil sie Spieler da einfach nicht hingehen.

EDIT:
Wie gesagt, ich habe den Fall gesetzt, daß der Spielleiter ein Mensch ist, der mit vorbereiteten Texten keine schlechteren Ergebnisse erzielt als mit improvisierten.
In diesem Fall hast du recht. Aber mal ehrlich, das ist nicht immer der Fall. MMn nicht mal meistens.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Boba Fett am 3.08.2009 | 10:51
... denn so ziemlich jeder fängt seine Karriere mit Fertigabenteuern an, die in der Regel Vorlesetexte nutzen...
Nö!
Einmal wird sich das nur auf Spielleiter beziehen - denn Spieler können ihre Karriere durchaus auch bei erfahreneren Spielleitern anfangen die keine Vorlesetechniken benutzen - und so gar nicht erst in Kontakt damit kommen.
Diese Spieler haben also ggf. erst gar keine fundierten Erfahrungswerte.
Und auch Spielleiter können ihre Karriere mit Systemen starten, die kaum Abenteuer oder Abenteuer ohne Vorlesetexte anbieten.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 10:53
Es geht nicht nur um das Ausprobieren, weil man es nicht kann, sondern um das Ausprobieren um zu sehen, was die Gruppe mag.

Dein Geschmack mag ja für gewöhnlich nicht schlecht sein, lieber Ein, aber auch du muss einsehen könen, dass andere Leute an so etwas wie vorlesen von Flavortexten vielleicht ihren Spaß haben.

Es gilt das zu finden, was zur Gruppe passt und ihr gefällt und nicht das, was Du oder ich im Internet predigen.

Wenn also jemand predigt, dass etwas per se schlecht ist, zeigt es nur, das er schlecht ist, weil er nicht dazu in der Lage ist, sich auf neue Situationen oder die Wünsche der Gruppe einzustellen.

Es geht hier um Geschmack und über den lässt sich nicht streiten.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 10:55
Ich will ja auch keine Geschichte erzählt bekommen,
Prima. Ist aber hier nicht das Thema.

Zitat
Es kommt doch auf den Erzähler an, obs ne gute Erzählung ist oder nicht.
Öhm... nein, nicht nur? Kommt auch auf den Text an. Und wenn der schlecht, weil mies formuliert ist...

Zitat
Aber akzeptiere auch, wenn andere nicht vorgelesen bekommen wollen.
Akzeptiere ich ehrlich gesagt nicht. Da ich meine Vorlesetexte selber vorbereite, ist das gleichbedeutend mit "Ich will nicht hören, was Du formulierst". Und das als Spielleiter zu akzeptieren, hieße seinen Hut zu nehmen.
Fast surrealistisch wird's dann ja noch, wenn man seine Vorlesetexte einfach mal auswendig lernt. Was sagst Du denn dann? Fragst Du den SL nach jedem elegant formulierten Text "Den hast Du doch nicht etwa aufgeschrieben, du Hund?" Oder wie identifizierst Du den verhassten Vorlesetext?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Merlin Emrys am 3.08.2009 | 10:59
Der erste ist die Eignung von statischen Texten zur reinen Informationsübermittlung.
Ich habe ein Hörbuch - bisher nur eins. Ich habe den Text dieses Buches also niemals anders vermittelt bekommen als durch Hören, und der Sprecher hat das Buch in herkömmlichsten Sinne vorgelesen. Trotzdem konnte ich den Inhalt aufnehmen und kann die Geschichte und einzelne Szenen daraus jetzt noch nacherzählen, obwohl es über drei Jahre her ist, daß ich es gehört habe.
Ich denke, die Beispiel ist besser als das der Vorlesung, weil es der Situation näherkommt. In einem Text, der eine bestimmte Szene "einfängt", muß man gar nicht - wie in einer Vorlesung - volle Aufmerksamkeit für alles beweisen. Es ist ganz und gar zulässig, bestimmte Dinge nur kurz aufzunehmen, sie in ein "Hintergrundrauschen" umzusetzen, das eine bestimmte "Stimmung" wiedergibt. Rollenspiel ist für mich mehr als Informationsvermittlung, und es darf meines Erachtens auch mal Szenen zum Zurücklehnen und "Erholen" (der Charaktere wie der Spieler) geben. Vorlesetexte können da durchaus das richtige Signal geben - und müssen gar kein zusätzliches anderes Signal geben, z.B. daß das folgende wichtig ist. Es ist für mich durchaus vorstellbar, in einem "Sanddkasten"-Spiel für jede Stadt zwei bis fünf Vorlesetexte zu haben, die die Stadt zu jeweils verschiedenen Zeiten schildern (tags, nachts, zu bestimmten besonderen (Fest-)Zeiten). Was würden die dann für eine "Wichtigkeit" implizieren?
Und wie beim Hörbuch macht die Art, wie gelesen wird, sehr viel aus. Die Hörbücher von Rufus Beck, die ich im Radio gehört habe, waren einfach ein Genuß.  

Sobald du etwas vorliest, wissen die Spieler automatisch dass die Situation die ihnen beschrieben wird statisch ist, dass sie also nichts von dem was beschrieben wird erspielt haben können.
Ich halte das für völlig in Ordnung, wenn sie etwas begegnen, worauf die Charaktere keinen Einfluß haben konnten. Eine fremde Stadt - was sollen sie da je "erspielt" haben? Eine von ihnen neu entdeckte Küste - welchen Einfluß sollen sie bisher auf die gehabt haben? Welchen Einfluß könnten sie je gehabt haben, diese Küste zu formen? Was daran entwertet, was sie getan haben? Wenn sie ein freies, flaches Land betreten, ist es ihre Schuld, daß da keine Berge stehen? Wenn sie ein unzugängliches Bergland vor sich sehen, entwertet das ihre bisherigen Leistungen, weil da immer noch keine bequeme Straße zu finden ist? Das würde "Superhelden" voraussetzen, denen mag man so etwas vorhalten - aber nicht alle Rollenspiele gehen von Superhelden aus.
Insofern ist das Element des von den Spielern Unbeeinflussten ja durchaus von Zeit zu Zeit an seinem Platz. Und eine ausfürhrlichere Beschreibung muß nicht nur wiedergeben, was sie in nur einem Moment wahrnehmen - je nachdem, wie langsam sie sich nähern, haben sie ja durchaus eine ganze Weile und verschiedene Perspektiven, aus denen sie Dinge bemerken können, und das darf ein Text auch so wiedergeben.  
Was die Stadt angeht, könnten die Charaktere dort natürlich bekannt sein. Aber muß das in der Stadtbschreibung zwingend schon vorkommen? Wenn ja, kann der Vorlesende es vermutlich entsprechend umbauen (wenn er den Text nicht eh selbst geschrieben hat).

Btw. - ich bin selbst zuweilen in "Vortragssituationen" außerhalb des Rollenspiels. In bestimmten kann ich inzwischen frei sprechen, in anderen habe ich einen Text für 15 bis 25 min wörtlich ausformuliert vor mir liegen. Ich bin nicht firm genug, um die Sache frei zu gestalten, also hilft mir das. Ich werde trotzdem von Zeit zu Zeit erneut angefragt - nicht weil die Leute nicht wüßten, daß ich ablese, sondern weil ich das Ablesen vorher zur Not tagelang übe und dann entsprechend gut kann. Vorbereitung auf einen Vorlesetext macht also auch einen Unterschied...  

Nicht alle Menschen können gut vorlesen, und nicht alle Vorlesetexte sind gut. Das betrifft im Rollenspiel auch die Frage, ob der Text nur in bestimmten Momenten paßt. Wenn man mehrere Texte (oder passende Versatzstücke, die man zur passenden Situation zusammennimmt) hat, ist das natürlich leichter, als einen Text zu schreiben, der nicht situationsspezifisch ist. Aber Menschen, die geübt haben, vorzulesen (am besten an dem entsprechenden Text), können einen guten Text zu etwas machen, das ein improviersiertes "äh, ja, da ist noch" wie ein hilfloses Gestammel dastehen läßt. Sie sind, wie Jörg richtig sagt, ein Werkzeug - und eins, das offenbar auch hier viel zu leicht unterschätzt wird, sowohl was die Komplexität der Handhabung angeht wie auch, was die wünschenswerte Wirkung darstellt. Schlecht eingesetzt, ist es kein besonders gutes Werkzeug, aber gut eingesetzt... sind die Ergebnisse leicht der Mühe wert.

Mal ne Idee andersrum drüber nachzudenken: Wie würdet ihr euch fühlen wenn plötzlich Spieler was vorbereitetes vorlesen dass der Charakter macht?
Och, je nachdem... gerade, wenn es ein guter Text ist, fände ich das überraschend. Aber ich würde es in jedem Fall ernster nehmen als das Übliche, weil es dem Spieler offenbar so wichtig war, daß er sich vorbereitet hat. Das heißt, für mich wäre das so ungefähr das Signal: "Hier hat er was, das bedeutet ihm besonders viel - jetzt bist Du dran: Was ist es, was will er, und wie kannst Dui hm das möglichst stilvollendet zukommen lassen, so daß er in Nachhinein findet, daß das die beste Szene für ihn war, die er sich wünschen konnte!" Das allerdings unterscheidet die Situation auch stark von der, wenn ein Spielleiter etwas vorliest, da muß keine besondere Wichtigkeit hinterstecken. Wenn ein Spieler es gewohnheitsmäßig täte, würde das die gefäühlte Wichtigkeit entsprechend sinken lassen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 11:02
Es geht hier um Geschmack und über den lässt sich nicht streiten.
Ja schon klar. Ich denke ich habe genug klargestellt, das andere spielen können wie sie wollen und Vorlesetexte nciht per se schlecht sind. Aber eben auch nicht per se gut.
Öhm... nein, nicht nur? Kommt auch auf den Text an. Und wenn der schlecht, weil mies formuliert ist...
Ich ging natürlich davon aus, dass dein Vorlesetext nicht schlechter ist, als das Improvisierte.
Zitat
Akzeptiere ich ehrlich gesagt nicht. Da ich meine Vorlesetexte selber vorbereite, ist das gleichbedeutend mit "Ich will nicht hören, was Du formulierst". Und das als Spielleiter zu akzeptieren, hieße seinen Hut zu nehmen.
Och, zuhören würde ich schon. Aber wenns mich langweilt, werde ich das spätestens nach der Runde sagen. Und wenn du bzw. die komplette Truppe es NICHT langweilig fand, hab ich das letzte Mal mitgespielt. Nicht aus Bosheit, sondern, weil ich dann nicht in eure Gruppe passe.
Was aber wenn plötzlich deine eingespielte Gruppe sagt: Ja sie hat recht, die Texte sind öfters doof als toll. Was machst du dann, verzichtest du in Zukunft drauf?
Zitat
Fast surrealistisch wird's dann ja noch, wenn man seine Vorlesetexte einfach mal auswendig lernt. Was sagst Du denn dann? Fragst Du den SL nach jedem elegant formulierten Text "Den hast Du doch nicht etwa aufgeschrieben, du Hund?" Oder wie identifizierst Du den verhassten Vorlesetext?
Wenn er so gut ist. Wie gesagt, wenns z.B. ein Rätseltext ist, ist das ja auch vollkommen ok. Ich werde doch niemanden dafür verdammen, dass er sich Arbeit macht.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Ein am 3.08.2009 | 11:09
@Boba
Man nehme drei der vier wichtigsten Spiele in Deutschland (DSA, Shadowrun, D&D) und man stelle fest, dass alle zu einem guten Stück Vorlesetexte verwenden.

Weiterhin, wie man nicht nur hier in diesem Thread wunderbar beobachten kann, bedeutet erfahrener Spielleiter (4+ Jahre) nicht, dass es sich auch um einen guten Spielleiter handelt (ein guter SL kann vernünftige Beschreibungen improvisieren). Generell  bedeutet Erfahrung nicht Kompetenz, Erfahrung erhöht nur die Chancen für Kompetenz.

Weiterhin, ist die Möglichkeit, dass neue Spieler durch erfahrene Spielleiter ins Hobby gebracht werden, natürlich durchaus gegeben. Wenn man aber den Umstand des gefühlten Nachwuchsmangels zusammen mit der Tatsache betrachtet, dass Rollenspiel vor allem ein Pubertätshobby ist, welches im Freundeskreis ausgeübt wird, scheinen nicht sehr viele neue Spieler durch Spielleiter herangezogen zu werden.

Ich will da Jörg auch nicht zu nahe treten, aber der Vorlesetext ist einfach ein Werkzeug des Romanciers nicht des Rollenspielleiters.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 11:16
Aber eben auch nicht per se gut.Ich ging natürlich davon aus, dass dein Vorlesetext nicht schlechter ist, als das Improvisierte.
Ich auch nicht. Darum ging es ja. 

Zitat
Was aber wenn plötzlich deine eingespielte Gruppe sagt: Ja sie hat recht, die Texte sind öfters doof als toll. Was machst du dann, verzichtest du in Zukunft drauf?
Dann verzichte ich natürlich aufs Spielleiten. Wie die Gruppe sich eine Spielleitung vorstellt, bei welcher der Spielleiter grundsätzlich nichts beschreibt, ist mir allerdings schleierhaft.

Zitat
Wenn er so gut ist. Wie gesagt, wenns z.B. ein Rätseltext ist, ist das ja auch vollkommen ok. Ich werde doch niemanden dafür verdammen, dass er sich Arbeit macht.
Äh, doch. Wirst Du, wenn Du Vorlesetexte dogmatisch ablehnst.

Man nehme drei der vier wichtigsten Spiele in Deutschland (DSA, Shadowrun, D&D) und man stelle fest, dass alle zu einem guten Stück Vorlesetexte verwenden.
Man nehme Spielleiter, die nichts davon je geleitet haben und trotzdem Vorlesetexte verwenden...

Zitat
Generell  bedeutet Erfahrung nicht Kompetenz, Erfahrung erhöht nur die Chancen für Kompetenz.
Ja, nicht jeder lernt, gute Texte zu schreiben. Tröste Dich, das geht nicht nur Dir so.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 11:24
Dann verzichte ich natürlich aufs Spielleiten. Wie die Gruppe sich eine Spielleitung vorstellt, bei welcher der Spielleiter grundsätzlich nichts beschreibt, ist mir allerdings schleierhaft.
Grundsätzlich nichts? So meinte ich das doch nicht! Klar will ich Beschreibungen. Der SL muss schon wissen, wie die Gegend aussieht. Ich frag ja auch oft genug danach. Beschreibung =| Vorlesetext !
Zitat
Äh, doch. Wirst Du, wenn Du Vorlesetexte dogmatisch ablehnst.
:P Ich will nur nicht da mitspielen. Schlechte Erfahrung. Aber verdammen? Nein, das ist überinterpretiert ;) Wie schon geschrieben, lehne ich nicht JEDEN Vorlesetext ab. Nur die beschreibenden, weil die sehr gut improvisiert werden können und zu oft schlecht und/oder nicht an die Situation angepasst sind (ich gehe von Texten aus KaufAB aus). Du kannst ja aber auch nicht hellsehen. Wie oft schreibst du Texte, die du dann gar nciht brauchst? Und vor allem, viel wichtiger, bevor wir über Langeweile sprechen, wie lang sind die, bzw. dauern die?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 11:30
Grundsätzlich nichts? So meinte ich das doch nicht! Klar will ich Beschreibungen. Der SL muss schon wissen, wie die Gegend aussieht. Ich frag ja auch oft genug danach. Beschreibung =| Vorlesetext !
Wenn der SL beides selber formuliert hat, kannst Du Dich in diesem Falle nur daran aufhängen, daß er das eine nur gesagt, das andere auch aufgeschrieben hat. Da das aber eine völlig unsinnige Haltung ist...

Zitat
(ich gehe von Texten aus KaufAB aus).
Da kann ich ja nix für.

Zitat
Wie oft schreibst du Texte, die du dann gar nciht brauchst? Und vor allem, viel wichtiger, bevor wir über Langeweile sprechen, wie lang sind die, bzw. dauern die?
Gelegentlich. Kurz. <1 Minute für gewöhnlich.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 11:32
Unter einer Minute ist das ja noch erträglich  ;D

Frieden ?  +O)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 11:37
@ Ein

Wieso zu nahe treten? Ich arbeite nicht mit solchen Texten, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich frei besser erzählen und Stimmung erzeugen kann. Aber ich stehe halt auch auf Improvisation. Doch ich halte mich im Gegensatz zu dem was viele Leute denken nicht für den Nabel der Rollenspielwelt und verlange deshalb eben nicht, dass andere/alle Leute meine Vorlieben teilen.

Ich kenne aber eine Gruppe die eben solche Vorlesetexte mag und wo der SL sie mit Verve vorträgt.

Vielleicht ist der Romancier in der einen Gruppe als SL angesehen und wird in der anderen Gruppe als Railroader und Geschichtenonkel gehasst.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 11:38
Tja, deswegen sind Geschmäcker verschieden, und man kann sich entscheiden, mit wem man spielen möchte :)

btw: Ich spiele gerne mit Jörg, dabei kenn ich ihn nur von Western City, und da gibts ja keine SL :)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Ein am 3.08.2009 | 11:44
@4Mann
Zitat
Ja, nicht jeder lernt, gute Texte zu schreiben. Tröste Dich, das geht nicht nur Dir so.
Ich will gar keine "guten" Prosatexte für meine Spielleiterei schreiben. Spielleiterei ist ein Prozess, der viel mehr mit Moderation zu tun hat, als mit irgendwelchen "Künsten". Der Vorlesetext ist ein Symptom einer schlechten Tradition, die zurecht über die letzten 20 Jahre zurückgedrängt wurde.

Es gibt übrigens genau einen Fall in dem Vorlesetexte Sinn machen kann: Als Einleitung/Wiederaufnahme des Spiels an festen Punkten. Aber selbst in diesen Fällen halte ich, aufgrund des Abfalls der vermittelten und vor allem aufgenommenen Informationen im Vergleich vom interaktiven Diskurs zum Monolog, den Dialog zwischen Spielern und Spielleitern für überlegen.

@Jörg
Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du sie anwendest. Allerdings, selbst wenn es einige Gruppen geben mag, die solche Formen von Werkzeugen schätzen, so gibt es natürlich hinlänglich Gründe dafür, warum die Mehrheit der Spieler (aus meiner Erfahrung) eben solche Vorlesetexte wenig bis nicht relevant oder gar als schädlich empfinden.

Ich denke, es ist da durchaus angebracht, die Ausnahme nicht zur Regel zu machen, und vor allem Gewohnheit nicht als Ausrede für Desinteresse an Weiterentwicklung zu nutzen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 3.08.2009 | 11:46
Nur die beschreibenden, weil die sehr gut improvisiert werden können und zu oft schlecht und/oder nicht an die Situation angepasst sind (ich gehe von Texten aus KaufAB aus). Du kannst ja aber auch nicht hellsehen. Wie oft schreibst du Texte, die du dann gar nciht brauchst?
Ich benutze keine KaufAB. Ich schreibe für meine selbstausgedachten Abenteuer meine Texte selber. Und die sind dann besser, als wenn ich eine Szene aus dem Stegreif beschreibe. Was ist notwendig für einen guten Text?
- Die stimmungsvolle Beschreibung der Gesamtsituation
- Das geschickte Einbauen von Informationen in den Text, ohne die Wichtigkeit der Informationen offenzulegen
- Der grammatikalische Aufbau des Textes, damit er sich auch gut anhört
- Die persönliche Formulierung der Sätze und Wörter (damit der Text an den eigenen Sprechrythmus angepasst ist)
Bei einem vorbereiteten Text kann ich auf alles eingehen und muss mich nur noch beim Vorlesen auf den rein mechanischen Akt des Sprechens konzentrieren. Die Fantasie, die für einen guten Text notwendig ist, habe ich in die Vorbereitungsphase ausgelagert. Improvisiere ich, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass einer oder gar mehrere der Punkte leiden oder vielleicht sogar unter den Tisch fallen. Improvisation ist im Rollenspiel immens wichtig, sie ist der Grundpfeiler für gutes eSeLn. Aber wenn ich sie reduzieren kann, dann sollte ich das tun. Es kommt dem Spielfluss und der Stimmung am Tisch zugute. Zumindest, wenn man nicht mit Spielern gestraft ist, die beim Anblick eines geschriebenen Textes sofort auf Kontra gehen und alle Schotten dicht machen. Wenn es nicht gefällt, kann man mit dem SL reden. Aber von vornherein zu sagen "Geschriebene Texte sind Scheisse weil DSA auch Scheisstexte verwendet!!!" ist imnsho Scheuklappenträgerei.

Und zur zweiten Frage: Nie. Dafür kenn ich meine Spieler zu gut.

Eidit: 5 neue Antworten während des Schreibens? *seufz*
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 11:53
Zitat
Aber von vornherein zu sagen "Geschriebene Texte sind Scheisse weil DSA auch Scheisstexte verwendet!!!" ist imnsho Scheuklappenträgerei.

Das kannst du aber auf jedes beliebige Spiel ausweiten: Wo Vorlesetexte verwendet werden, genügen diese meinen eigenen Ansprüchen praktisch nie. Lieber verwende ich selbst geschriebene Texte, da kommt auch einfach mein eigener Stil besser rüber, dann ist es z.B. schon mal kein so großer Unterschied mehr zu dem, was ich improvisiere. Allerdings mag das jetzt nach mehr klingen als es ist, pro Abend habe ich vielleicht 2-3 Texte zu je 1-2 Minuten Länge ;) Nur an einem Kampagnenende habe ich mal prosaisch (im Stile von Fallout) erzählt, wie es der Spielwelt weiterhin ergangen ist, was aus bestimmten NSCs geworden ist und wie sich "die Guten" gegen "die Bösen" weiterhin schlugen...das hat dann etwa eine halbe Stunde gedauert und wurde anschließend beklatscht.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 11:54
@4MannIch will gar keine "guten" Prosatexte für meine Spielleiterei schreiben.
Na das ist doch schön, wenn Wille und Vermögen im Einklang stehen. Ich persönlich finde einen Geschmack, nach dem man lieber schlechte Prosatexte aus dem Stegreif hervorstammelt, zwar etwas befremdlich, aber jeder, wie er's mag.

Zitat
Spielleiterei ist ein Prozess, der viel mehr mit Moderation zu tun hat, als mit irgendwelchen "Künsten".
Äh... nein. Sage ich. Darum stimmt's. Schön, daß wir drüber gesprochen haben.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 11:58
Zitat
Ich persönlich finde einen Geschmack, nach dem man lieber schlechte Prosatexte aus dem Stegreif hervorstammelt

Nur für mich, damit ichs in Zukunft besser mache: Ist das schon unterschwellig aggressiv?

Das hat doch gar keiner behauptet. Unterstell doch deinem Gesprächspartner nicht sofort das schlechteste, wenn du nicht seiner Meinung bist.

Zitat
Äh... nein. Sage ich. Darum stimmt's. Schön, daß wir drüber gesprochen haben.

Was sind den deiner Meinung nach die Aufgaben des SLs - auch in Bezug auf Scene Framing? Darf er nicht moderativ eingreifen und sagen: Wenn keiner was dagegen hat, blenden wir jetzt auf eine interessante Szene um? Ups. Falscher Thread.

Hier muss ich dem Kleinen in engen Grenzen zustimmen: Der SL kann auch seine künstlerische Ader rauslassen, genauso wie alle anderen Spieler auch, schließlich soll er ja auch mal zu etwas Spaß kommen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:03
Nur für mich, damit ichs in Zukunft besser mache: Ist das schon unterschwellig aggressiv?
Nein, aber es ist absichtlich ironisch. Auf herablassende Formulierungen wie die von Ein so zu reagieren, ist auch nur angemessen.
Vielleicht war's auch zu subtil, aber wenn hier jemand seine Auffassung hinrotzt, daß Vorlesetexte ja wohl eine schlechte Tradition seien, die zurückgedrängt gehört, und daß es Spielleitern, die welche verwenden, an Kompetenz mangele, dann gibt's keinen freundlichen Diskurs als Antwort. Das würde falsche Signale aussenden.

Zitat
Hier muss ich dem Kleinen in engen Grenzen zustimmen: Der SL kann auch seine künstlerische Ader rauslassen, genauso wie alle anderen Spieler auch, schließlich soll er ja auch mal zu etwas Spaß kommen.
Äh... das war nicht zum zustimmen gedacht. Sondern nur dazu, das unbegründete Hinstellen von Meinungen als Tatsachen zu persiflieren.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Ein am 3.08.2009 | 12:04
@4Mann
Angesichts der Tatsache, dass deine letzten knapp 500 Posts mehrheitlich wenig konstruktiv waren, halte ich deine Meinung eh für irrelevant. Von daher cheers.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:05
Vielleicht gehts nur mir so, aber ich kann einen deutlichen Unterschied im Ton eurer beiden Beiträge erkennen. Aber wir werden wohl zu sehr OT.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:06
Angesichts der Tatsache, dass deine letzten knapp 500 Posts mehrheitlich wenig konstruktiv waren, halte ich deine Meinung eh für irrelevant. Von daher cheers.
Ich hingegen halte lediglich Deine Fähigkeiten, zu zählen oder Zahlen zu lesen, für wenig entwickelt und daher irrelevant.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 12:08
Ich denke eher, dass er einfach zu lange auf der 0 geblieben ist.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:10
Ich meinte eigentlich die Zahl der Posts, die ich hier jemals verfaßt habe. Es sei denn, er meint "gefühlt 500 Posts", was ich mir aber auch nicht vorstellen kann. Die sind doch alle recht kurz, so daß eine Umrechnung 1:10 eher fraglich erscheinen will.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Ein am 3.08.2009 | 12:11
Es war ein Tippfehler. Aber ich korrigiere es mal nicht, so kann ich das die nächsten 10 Jahre auch noch weiter verwenden.

So, und jetzt war ich passiv-aggressiv genug für heute.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:12
Gibts abseits dieses intellektuell hochwertigen Diskurses zwischen Ein und k4.M  noch andere Aspekte von Flavourtexten?

Pro:
- Ausleben von künstlerischer Ader
- auch für Impro-Feinde geeignet
- keine Unterbrechung, kein Stammeln bei weniger eloquenten SLs
- hohe Informationsdichte und -Qualität
- kann der Strukturierung des Abenteuers dienen (aha, jetzt kommt ein Vorlesetext, wir haben also einen bestimmten Abschnitt hinter uns gebracht)

Contra:
- interagiert nicht mit der aktuellen Spielsituation
- schwierig/ zeitaufwändig abzuändern (dann muss man nämlich plötzlich doch improvisieren können)
- wird von manchen Spielern als langweilig empfunden, benötigt, um volle Wirkung zu entfalten Vorlesekompetenz mindestens eines Oberstuflers
- SL konzentriert sich aufs Vorlesen und nicht auf die Spieler (kann also i.d.R. auch den Text nicht unterbrechen, wenn die Spieler auf etwas gesagtes sofort reagieren wollen).

Gefahren:
- erfordert wenn schlecht gemacht bestimmte Annahmen (z.B. dass ein Raum, der von Tür A aus beschrieben wird, nicht durch Tür B betreten wurde)
- Gefühle oder Gedanken bzw. Handlungen der SCs zu beschreiben ist ein NoGo!
- umständlich formulierte Texte können Informationen verstecken/ verschleiern bzw. durch schlechte Struktur wichtige Informationen an falscher Stelle bringen (*endlose Raumbeschreibung* "... ganz am Ende des Raumes tickt übrigens eine Bombe")
- kann den SL zum Railroading verleiten, um seine lieb gewonnenen Texte anbringen zu können

Hab ich was vergessen?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 12:18
Pro: Liefert Informationen mit einer hohen Qualität und Dichte.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:21
Pro:
- Sämtliche Con-Argumente sind irrelevant, weil man den Text auch weglassen oder umformulieren kann.
Im Grunde genommen ist das schon alles. Vorbereitete Texte können nicht schaden, sie können schlimmstenfalls nichts nützen. Nicht vorbereitet zu sein kann schaden.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Merlin Emrys am 3.08.2009 | 12:21
Pro:
- Ästhetik
- gewünschte (und wünschenswerte) Unterbrechung

Dagegen würde ich hier nur eine fehlerhafte Anwendung, aber kein generelles Contra erkennen:
Contra:
...
- erfordert bestimmte Annahmen (z.B. dass ein Raum, der von Tür A aus beschrieben wird, nicht durch Tür B betreten wurde)
Das läßt sich durch einfaches handwerkliches Können vermeiden.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 12:23
Pro: Liefert Informationen mit einer hohen Qualität und Dichte.

Um nicht zu sagen: in der Regel besser strukturierte Informationen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:24
Ich füge das einfach mal oben ein.

@Jörg/Tudor : Muss man aber der Fairness halber nicht sagen, dass man bei schlecht gemachten Vorlesetexten oft genug das volle Gegenteil hat? Oder gehen wir einfach mal davon aus, dass der Macher der Texte wenigstens sein Handwerk beherrscht?

@k4.M: Umformulieren bedeutet zusätzliche Arbeit und ist sogar anstrengender als sich aus Stichpunkten selber was zu improvisieren. Weglassen lasse ich allerdings insofern gelten, dass ich es neutral werte - ich denke aber, wir gehen davon aus, dass man die Technik konsequent anwenden möchte.

@Merlin: Stimmt auch, ich mache mal abseits von "Contra" ein "Gefahren" auf und schiebe das dort rein.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:27
@k4.M: Umformulieren bedeutet zusätzliche Arbeit und ist sogar anstrengender als sich aus Stichpunkten selber was zu improvisieren.
Für mich schon mal nicht. Aber meinetwegen, starte halt ganz neu, wenn's nicht paßt. Ist im Spiel auch kein anderes Ergebnis, als wenn Du das von vorneherein so machen würdest.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 12:29

@Jörg/Tudor : Muss man aber der Fairness halber nicht sagen, dass man bei schlecht gemachten Vorlesetexten oft genug das volle Gegenteil hat? Oder gehen wir einfach mal davon aus, dass der Macher der Texte wenigstens sein Handwerk beherrscht?


Wenn man sich qualitativ auf ähnlicher Ebene bewegt, ist ein vorbereiteter Text, was ja der Vorlesetext ist, in den allermeisten Fällen dem improvisierten Text in den o.g. Punkten überlegen. Eben weil er vorbereitet ist, und sich der Verfasser über einen längeren Zeitraum Gedanken dazu machen konnte.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:30
Zitat
Für mich schon mal nicht. Aber meinetwegen, starte halt ganz neu, wenn's nicht paßt. Ist im Spiel auch kein anderes Ergebnis, als wenn Du das von vorneherein so machen würdest.

Sagen wir mal so: Wenn du in der Lage bist, einen Vorlesetext schnell zu ändern und anzupassen, ohne ins Stocken zu geraten und ohne dass dieser an Qualität nicht einbüßt, dann brauchst du eigentlich auch keine Vorlesetexte mehr, da du ohnehin schon guts sehr improvisieren kannst.

@Tudor: Ich habs einfach mal unter pro dazugeschrieben.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 12:32
Ja Tudor, so ist es. Vielleicht auch nur besser strukturiert, weil man sie niederschreibt.

Zitat
Vorbereitete Texte können nicht schaden, sie können schlimmstenfalls nichts nützen.

Falsch, sie können irreführende Stimmungen erzeugen, weil die Gruppe die Situation aufgrund des Spieles davor anders einschätz als es der Flavortext annimmt. Sie können vom SL, der nicht vernünftig lesen kann, schlecht vorgetragen werden und die Stimmung zum Tiefpunkt bringen. Sie können den Charakter seine Entscheidungsfreiheit nehmen oder Emotionen vorschreiben.

Ich kenne eigentlich mehr Gründe gegen als für vorbereitete Texte, welche auf meinen persönlichen Erfahrungen beruhen. Aber es gibt halt auch Situationen in denen ich mit so etwas arbeite (Reden von SLC, denen die Spieler zuhören und ähnliches). Ich spiele lieber mit solchen Sachen als sie pauschal zu verdammen, aber ich bin halt auch permanent auf der Reise zur Verbesserung meines Stils als SL.

Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:36
Falsch, sie können irreführende Stimmungen erzeugen, weil die Gruppe die Situation aufgrund des Spieles davor anders einschätz als es der Flavortext annimmt. Sie können vom SL, der nicht vernünftig lesen kann, schlecht vorgetragen werden und die Stimmung zum Tiefpunkt bringen. Sie können den Charakter seine Entscheidungsfreiheit nehmen oder Emotionen vorschreiben.
Nichts, aber auch wirklich gar nichts, davon ist eine inhärente Eigenschaft eines vorbereiteten Textes im Gegensatz zu einem improvisierten Vortrag. Fehleinschätzungen, schlechten Vortrag und Gängeleien kann es bei improvisierten Beschreibungen genau so geben. Also rein logisch: Kein Gegenargument.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 12:41
Ich habe nicht nicht auf inhärente Eigenschaften eines vorbereiteten Textes bezogen, sondern eine Gegenmeinung zu deiner Aussage geschrieben und mit Beispielen unterfüttert, womit deine Argumentation jeglicher Grundlage entbehrt.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 12:45
Nichts, aber auch wirklich gar nichts, davon ist eine inhärente Eigenschaft eines vorbereiteten Textes im Gegensatz zu einem improvisierten Vortrag. Fehleinschätzungen, schlechten Vortrag und Gängeleien kann es bei improvisierten Beschreibungen genau so geben. Also rein logisch: Kein Gegenargument.
Das macht den vorbereiteten aber auch nicht automatisch besser ;) die ganzen Pro's kann ein guter Erzähler nämlich auch sehr gut improvisieren.
Ich hab nur ein PRO: Wenn irgendein Geist/wasauchimmer ein Rätsel mit einem festen Text aufgibt. Zum Beispiel ein Gedicht, das entschlüsselt werden muss. Das wird aber wohl jeder, auch die Impro-kings vorbereiten. Abgesehen davon sagt meine persönliche Erfahrung, das ein Vorlesetext NICHT BESSER ist, als ein improvisierter, davon ausgehend, dass der jeweilige Erzähler sein Handwerk beherrscht (Sei es nun ordentlich vorlesen oder improvisieren).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 12:47
Ich habe nicht nicht auf inhärente Eigenschaften eines vorbereiteten Textes bezogen, sondern eine Gegenmeinung zu deiner Aussage geschrieben
Da es bei meiner Aussage um vorbereitete Texte in Unterscheidung zu nicht vorbereiteten ging, und ich auch nicht sehe, worum es sonst gehen sollte, hast Du was genau gemeint?

Das macht den vorbereiteten aber auch nicht automatisch besser
Aber das ist immer noch kein Gegenargument, außer wenn man sich auf den Arbeitsaufwand bezieht.  wtf?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 12:50
Noch ein Punkt: Ist ein Text schon vorbereitet, wenn es Stichpunkte dazugibt? MMn ja, dennoch ist der Text selbst improvisiert (mit Hilfe der Stichpunkte).
Also 4. Mann, so wie ich dich verstanden habe, hast du aber den kompletten Text ausformuliert und nicht nur einen Teil. Ich wollte das nur noch mal klarstellen, nur weil jemand improvisiert, heisst das noch lange nicht, dass er sich nicht vorbereitet hat.

Aber das ist immer noch kein Gegenargument, außer wenn man sich auf den Arbeitsaufwand bezieht.  wtf?
Ich will dir deine Texte ja auch nicht SCHLECHT reden. Wenns deiner Gruppe so Spaß macht, ist das doch völlig legitim. Für mich bräuchtest du diesen Aufwand aber NICHT betreiben :)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:51
Nichts, aber auch wirklich gar nichts, davon ist eine inhärente Eigenschaft eines vorbereiteten Textes im Gegensatz zu einem improvisierten Vortrag. Fehleinschätzungen, schlechten Vortrag und Gängeleien kann es bei improvisierten Beschreibungen genau so geben. Also rein logisch: Kein Gegenargument.

Natürlich ein Gegenargument. Der SL, der improvisiert, weiß, was für eine Stimmung gerade herrscht und schätzt sie dadurch nicht vorhersehend falsch ein und Gängeleien kommen in einem vorbereiteten Texte einfach durch Unkenntnis der exakten Situation ungeplant vor. Der Vortragsstil ist natürlich imho wirklich kein sauberes Kriterium - beim einen muss man eben improvisieren können, beim anderen ordentlich Vorlesen. Beides sollte man können, beides ist aber nicht selbstverständlich.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 12:53
Contra: Ein Vorlesetext lenkt die Aufmerksamkeit des SL stärker von den Spielern weg.

Nachtrag: Ein Vorlesetext kann vorbereitet werden, was eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Vor allem den, dass er beliebig oft überarbeitet werden kann, was beim Impro-Text einfach nicht geht.
Ein Impro-Text muss "on-the-fly" erstellt werden. Einmal gemachte Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen. Man braucht auch erfahrungsgemäß viel viel mehr Übung und Talent, um einen guten Text zu improvisieren als zu schreiben.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 12:56
Zitat
Contra: Ein Vorlesetext lenkt die Aufmerksamkeit des SL stärker von den Spielern weg.

--> "- SL konzentriert sich aufs Vorlesen und nicht auf die Spieler (kann also i.d.R. auch den Text nicht unterbrechen, wenn die Spieler auf etwas gesagtes sofort reagieren wollen)."

@Stichpunkte/ Vorbereitung: Natürlich helfen die auch und machen es in der Regel schon deutlich einfacher, einen flotten Text herauszuarbeiten, sie geben in ihrer Reihenfolge eine Struktur vor, sind aber nicht in Syntax eingebettet, sodass auch Änderungen einfacher vorgenommen werden können.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 13:02
Natürlich ein Gegenargument.
Nein, natürlich nicht. Es ist bestenfalls ein Argument dafür, die Vorbereitung im Einzelfall zu ignorieren. Aber daß das jederzeit möglich ist, und darum die Vorlesetexte nicht schaden, habe ich ja schon mehrmals klar gestellt.

Ich stelle einfach mal die Frage in den Raum: Was bereitest Du für Deine Abenteuer denn überhaupt vor?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 13:04
Namen und Werte von SLCs
Stärke der Truppen der verschiedenen Fraktionen.

Fertigkeiten meiner Spieler aussuchen, mit denen sie an fürs Abenteuer relevante Infos kommen.
C-Web und R-Map Pflegen und sehen, wie es auf den Nebenschauplätzen weiter gelaufen ist.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 13:05
Zitat
Was bereitest Du für Deine Abenteuer denn überhaupt vor?

Zur Zeit gar nichts, im Moment wird von der ersten Sekunde an improvisiert, weil ich für Vorbereitung kaum Zeit habe.

Zitat
Es ist bestenfalls ein Argument dafür, die Vorbereitung im Einzelfall zu ignorieren. Aber daß das jederzeit möglich ist, und darum die Vorlesetexte nicht schaden, habe ich ja schon mehrmals klar gestellt.

Diese Vorlesetexte dann aber auch wirklich wegzulassen, erfordert vom SL einiges an Willenskraft. Schließlich hat er Arbeit und Zeit investiert, ist in der Regel stolz auf sein Werk und will dies auch präsentiert wissen. Wie gesagt gehe ich persönlich bei der Zusammenstellung der Liste von einem konsequenten Einsatz der Technik aus - und der birgt Gefahren. Natürlich kann man jedes Gegenargument durch "dann machs halt nicht" pseudo-entwerten, an der Kritik selbst rührt das aber überhaupt nicht.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 13:12
Zur Zeit gar nichts, im Moment wird von der ersten Sekunde an improvisiert, weil ich für Vorbereitung kaum Zeit habe.
Gut, dann ist es natürlich klar. Wenn Du alles andere auch improvisierst, gibt's natürlich auch keine Flavortexte.

Zitat
Diese Vorlesetexte dann aber auch wirklich wegzulassen, erfordert vom SL einiges an Willenskraft.
Ich würde eher sagen, Verstand. Aber wenn man Texte schreibt, die lediglich statische Dinge beschreiben, kommt es selten vor, daß man etwas komplett weglassen muß.

Zitat
Wie gesagt gehe ich persönlich bei der Zusammenstellung der Liste von einem konsequenten Einsatz der Technik aus
Vorbereitete Elemente ganz gleich welcher Art einzusetzen, auch wenn sich die Situation, welche vorhergesehen wurde, geändert hat, ist nicht konsequent, sondern unbeholfen. Das ist im Grunde so, als wenn der Ogerhauptmann halt ständig in Raum 12a bleibt, obwohl die SCs durch ihren Lärm schon das ganze Dungeon in Aufmerksamkeit versetzt haben. Macht man ja auch nicht.

Du unterstellst hier absichtlich eine unbeholfene Benutzung eines spezifischen Elements, um das Element zu diskreditieren. Da kann ich auch sagen, Improvisation ist schlecht, da wird gestammelt und wichtiges übersehen.

Namen und Werte von SLCs
Stärke der Truppen der verschiedenen Fraktionen.

Fertigkeiten meiner Spieler aussuchen, mit denen sie an fürs Abenteuer relevante Infos kommen.
C-Web und R-Map Pflegen und sehen, wie es auf den Nebenschauplätzen weiter gelaufen ist.
Aber die "relevanten Infos" selber, und das, wofür sie relevant sind, werden nicht vorbereitet? Und die NSCs haben keine Eigenschaften außer Namen und Werten?  wtf?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Boba Fett am 3.08.2009 | 13:17
...die Vorbereitung im Einzelfall zu ignorieren. Aber daß das jederzeit möglich ist, und darum die Vorlesetexte nicht schaden, ...

Hmmm ja, nee eben doch nicht ganz.
Wer was vorbereitet, will es auch einsetzen.
Denn ungenutzte Elemente, in die man Zeit und Arbeit investiert hat, bergen Frustrationspotential.
Insofern könnte der vorbereitete Text schon schädliche Auswirkungen haben, indem er den Spielleiter dazu verleitet, ihn zu benutzen, wo er es besser hätte lassen sollen.

Ansonsten zustimmung...

Ich für meinen Teil komme seit langem ohne Flavortexte aus, mache mir meistens ein paar Stichworte mit Floskeln, Synonymen oder bestimmten Adjektiven, die ich in meine frei gesprochenen Inhalte einbette. Gar nicht, um sie abzulesen, sondern einfach weil man es beim Aufschreiben besser einprägt.
Liegt aber auch daran, dass ich meistens (ausnahme: One Shots) überhaupt nocht weiss, wie sich meine Abenteuer entwickelt.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 13:21
Zitat
Du unterstellst hier absichtlich eine unbeholfene Benutzung eines spezifischen Elements, um das Element zu diskreditieren. Da kann ich auch sagen, Improvisation ist schlecht, da wird gestammelt und wichtiges übersehen.

Nein mache ich nicht. Ich brauche nur eine einfache einheitliche Grundannahme, um Gefahren, Pros und Contras aufzuzeigen. Fairerweise sage ich bei Pro und Contra ja auch, dass dass der Text selbst handwerklich gut gemacht ist und zähle die Dinge, gegen die du dich hier sträubst und von denen du behauptest, ich würde damit die Technik nur diskreditieren wollen, auch nur unter "Gefahren" auf. Dass diese Gefahren bestehen, willst du hoffentlich nicht bestreiten, oder?

Zitat
Das ist im Grunde so, als wenn der Ogerhauptmann halt ständig in Raum 12a bleibt, obwohl die SCs durch ihren Lärm schon das ganze Dungeon in Aufmerksamkeit versetzt haben. Macht man ja auch nicht.

Ich zumindest mache es nicht. Aber ich bin mir dieser Gefahr bewusst und würde bei einer Pro- und Contra-Liste für Dungeons als "Technik" auch darauf hinweisen.

Zitat
Aber wenn man Texte schreibt, die lediglich statische Dinge beschreiben, kommt es selten vor, daß man etwas komplett weglassen muß.

Sowas improvisiere ich wiederum lieber - wenn ich einen Text schreibe, will ich da auch mal ein bisschen Action beschreiben dürfen. Aber ich halte mich natürlich daran, dass nur Sachen beschrieben werden, auf die die SCs keinen Einfluss haben können (wie z.B. beim Flug des Greifvogels ein paar Seiten weiter vorn).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 13:22
@ Kleiner 4. Mann
Siehe C-Web und R-Map, da werden alle fürs Spiel nötigen Infos aufbereitet.

Welche Fraktion und was für Ziele, mit wem wie verknüpft. Mehr braucht es für den Anfang nicht. Wenn die SLC von der Gruppe als wichtig empfunden werden oder das Spielen spaß gemacht hat, dann werden sie besser ausgearbeitet (21 Fragen Schema)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.08.2009 | 13:25
Pro:
- Sämtliche Con-Argumente sind irrelevant, weil man den Text auch weglassen oder umformulieren kann.
Im Grunde genommen ist das schon alles. Vorbereitete Texte können nicht schaden, sie können schlimmstenfalls nichts nützen. Nicht vorbereitet zu sein kann schaden.
Man merkt doch erst dass der Text nicht passt wenn man angefangen hat ihn vorzulesen. Warum sollte man auch einen Text vorlesen den man in jeder Einzelheit schon kennt? Dann bräuchte man nicht mehr vorlesen. Und man müsste ihn ja vollständig kennen um beurteilen zu können ob er gerade zur Situation passt. Das ist also der Teil der Arbeit den ich nur mit Text habe: Ich muss die Situation blitzschnell mit meinem tolle Roman abgleichen und anpassen.
Außerdem will man wohl auch einen Text verwenden wenn er mal da ist. Man hat schließlich Arbeit investiert. Der Nachteil beim Weglassen, wäre also zumindest viel verschwendete Arbeit, die man in was besseres hätte investieren können. Wie gezeigt ist der Fall in dem man was ändern oder weglassen muss nahezu immer, wenn man seinen Spielern alle Freiheiten lässt.
Meistens wird man aber auch noch möglichst viel von dem verwenden wollen was da ist, und wird so zu Fehlern verleitet.

Pro:
- Ausleben von künstlerischer Ader
- auch für Impro-Feinde geeignet
- keine Unterbrechung, kein Stammeln bei weniger eloquenten SLs
- hohe Informationsdichte und -Qualität
- kann der Strukturierung des Abenteuers dienen (aha, jetzt kommt ein Vorlesetext, wir haben also einen bestimmten Abschnitt hinter uns gebracht)
- Künstlerische Ader hat nichts in den Texten zu suchen. Die Spieler wollen keinen Vortrag hören und dann applaudieren, sondern sie wollen Spielen. Rollenspiel ist Interaktion, d.h. wie ein Gespräch, nicht wie ein Vortrag.
Ich zweifle nicht daran, dass es den SLs Spaß macht solche Texte zu erarbeiten und vorzutragen, ich zweifle nur an dem Nutzen für das Spiel.

- Wenig eloquente SLs sollten ihre Fähigkeit zum freien Sprechen schulen. Vorlesen hilft nicht das eigentliche Defizit zu beheben, sondern lenkt nur davon ab. Als wenn man Fahrrad fahren lernen will, aber nie die Stützräder ab macht. Ich möchte auch ehrlich gesagt nicht bei jemandem in der Runde sitzen und mir Vorlesungen anhören, der schon mit freiem sprechen Probleme hat. Kleine natürlichsprachliche Schnitzer wie ähh's oder einfachere Formulierungen sind überhaupt kein Problem, im Gegensatz dazu schlecht vorzulesen. Gut vorlesen ist nämlich nochmal schwerer als normal frei sprechen. Letzteres kann jeder Mensch aus dem Alltag, Vorlesen tut man so gut wie nie.
Normal sprechen kann jeder (lernen), gut Texte vorlesen oder gar perfekt formulieren kann kaum jemand (oder mit viel Übung).

- Hohe Informationsdichte ist ein Nachteil kein Vorteil, gerade im Zusammenhang mit einem Vortrag. Hohe Informationsdichte muss erarbeitet werden (Interaktion) um verarbeitet werden zu können.
Die Struktur der Information kann gar nicht besser sein als diejenige die entsteht, wenn man sich die Information in kleinen Häppchen Interaktiv erarbeitet (Nachfragen, Kontextbezug etc.).
Die Qualität der Information wird auch nicht besser, höchstens die Qualität der Sprache. Aber das ist eine Täuschung, denn diese Form der geschliffenen Sprache ist innerhalb eines Gesprächs unwichtig (bis störend). Im besten Fall macht man sich Mühe für etwas das im Spiel keinerlei Wert hat. Man kann das höchstens als Übung im Texten abhaken. Vorlesetexte werden von Autoren verwendet die sich am Geschichten schreiben als Medium orientieren.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 13:39
Man merkt doch erst dass der Text nicht passt wenn man angefangen hat ihn vorzulesen. Warum sollte man auch einen Text vorlesen den man in jeder Einzelheit schon kennt?
Weil man ihn selber geschrieben hat? Die Frage war hoffentlich nicht ernstgemeint.

Zitat
Dann bräuchte man nicht mehr vorlesen.
Der Knackpunkt ist eigentlich, daß die Spieler ihn noch nicht kennen. Das ist eigentlich überhaupt der Witz beim Rollenspiel.

Zitat
Außerdem will man wohl auch einen Text verwenden wenn er mal da ist.
Und da sind wir schon wieder bei den Unterstellungen unsachgemäßer Verwendung. Sorry, aber das habe ich nun schon oft genug zurückgewiesen.

Zitat
Die Struktur der Information kann gar nicht besser sein als diejenige die entsteht, wenn man sich die Information in kleinen Häppchen Interaktiv erarbeitet (Nachfragen, Kontextbezug etc.).
"Miss Wormwood, meine Generation nimmt Informationen nicht auf diese Weise auf. Könnten Sie alles auf Faktoiden reduzieren?"

Zitat
Aber das ist eine Täuschung, denn diese Form der geschliffenen Sprache ist innerhalb eines Gesprächs unwichtig
In-Charakter-Rede ist bei euch demzufolge auch per se verpönt? Geht nur um die reine Informationsvermittlung? Wäre mir persönlich zu arm, aber wenn man's mag...
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 13:44
Siehe C-Web und R-Map, da werden alle fürs Spiel nötigen Infos aufbereitet.
R-Map kann ich dekodieren. C-Web nicht. Ich nehme einfach mal an, das ist ein theorieprotzerischer Ausdruck für effektiv das Gleiche, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Also, Du bereitest nicht vor:
- Örtlichkeiten aller Art.
- Physisches Erscheinungsbild von NSCs.
- Von SCs unbeeinflußbare Ereignisse.
Kann man sicher so machen, aber für mich ist zumindest eine Vorstellung, wo sich das ganze abspielt, relativ wichtig. Im abstrakten Raum bleibt mir das alles ein wenig zu leblos.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Callisto am 3.08.2009 | 13:46
Relationshipmap und Conflictweb. :)

Ich glaube, bei Jörg gibt es wenig von SC's unbeeinflußbare Ereignisse. Wenn die Story relevant ist, wozu die Örtlichkeiten? Die kann Jörg sicher schnell improvisieren :)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.08.2009 | 13:49
Man kann mit Informationen auch was anderes machen als vorlesen, nur mal so. Es geht hier die ganze Zeit um Vorlesen, nicht um Vorbereitung. Die Spieler können Informationen auch bekommen, ohne das der SL vorliest, oder? Wenn ich die Infos alle frei im Kopf habe (oder Notizen dynamisch nutzen kann), warum dann noch vorlesen (=statisch präsentieren) anstatt die Infos erspielen lassen?

In-Charakter-Rede ist bei euch demzufolge auch per se verpönt?
Raff ich nicht. Was hat das mit dem Thema zu tun? Wenn ein Charakter redet sollte man besser vorlesen, oder wie? Hört sich sicher total natürlich an, wenn jeder NSC spricht wie vorgelesen...
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 13:59
Man kann mit Informationen auch was anderes machen als vorlesen, nur mal so. Es geht hier die ganze Zeit um Vorlesen, nicht um Vorbereitung. Die Spieler können Informationen auch bekommen, ohne das der SL vorliest, oder?
Sie können sie auch selber lesen, aber das scheint mir doch arg ungesellig. Der normale Fall scheint mir aber doch eher zu sein: SL -> Spieler.
Beim Vorlesen haben wir halt: Text -> SL -> Spieler. Und bei selbst formulierten. SL -> Text -> SL -> Spieler.

Zitat
Wenn ich die Infos alle frei im Kopf habe (oder Notizen dynamisch nutzen kann), warum dann noch vorlesen (=statisch präsentieren) anstatt die Infos erspielen lassen?
Weil es in fast allen Situationen, in denen ich Vorlesetexte für angebracht halte, keinen Sinn hätte? Ich erwähnte wohl schon, daß ich ein Bild für noch viel besser halte. Und ein Bild erfaßt man nunmal innerhalb sehr kurzer Zeit in seiner Gesamtheit. Wenn ich statt des Bildes nun einen bildlich formulierten kurzen Text nehme, paßt das auch. Aber wenn mir die Spieler Dinge einzeln aus der Nase ziehen müssen, die ihre Charaktere auf einen Blick erfaßt hätten, dann ist das meiner Auffassung nach sinnlos und konterintuitiv.

Zitat
Raff ich nicht. Was hat das mit dem Thema zu tun?
Naja, Du sagst doch, daß geschliffene Formulierungen im Gespräch unwichtig sind. Und wenn man in-Character redet, ist die Beachtung der Formulierung in den meisten Fällen relativ wichtig, es sei denn, man spielt immer realweltliches.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 14:02
Ich glaube, bei Jörg gibt es wenig von SC's unbeeinflußbare Ereignisse. Wenn die Story relevant ist, wozu die Örtlichkeiten?
Tja, vielleicht ist das so eine Immersionistenmarotte, aber ich weiß irgendwie gerne, ob ich mich auf Hawaii oder in Texas befinde. Und ich mag Dungeons und andere zu erkundende Örtlichkeiten.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 14:13
Gut vorlesen ist nämlich nochmal schwerer als normal frei sprechen. Letzteres kann jeder Mensch aus dem Alltag, Vorlesen tut man so gut wie nie.
Normal sprechen kann jeder (lernen), gut Texte vorlesen oder gar perfekt formulieren kann kaum jemand (oder mit viel Übung).

Das halte ich für eine unhaltbare und schlichtweg falsche Behauptung. Jeder, der schonmal einen Vortrag halten musste, wird das Gegenteil erfahren haben.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.08.2009 | 14:17
Naja, Du sagst doch, daß geschliffene Formulierungen im Gespräch unwichtig sind. Und wenn man in-Character redet, ist die Beachtung der Formulierung in den meisten Fällen relativ wichtig, es sei denn, man spielt immer realweltliches.
Stimmt, wenn einer redet ist die Formulierung wichtig, sie sollte sich nämlich so anhören als ob jemand redet... und nicht vorliest. Du liest doch nicht wirklich vor was ein NSC sagt, wenn die SC mit ihm reden?

Ansonsten:
Sie können sie auch selber lesen, aber das scheint mir doch arg ungesellig. Der normale Fall scheint mir aber doch eher zu sein: SL -> Spieler.
Beim Vorlesen haben wir halt: Text -> SL -> Spieler. Und bei selbst formulierten. SL -> Text -> SL -> Spieler.
Hä? Ich bin mir nicht sicher ob du weißt worüber hier die ganze Zeit diskutiert wird. Oder ich raff nicht was du willst..!?

***
Das halte ich für eine unhaltbare und schlichtweg falsche Behauptung. Jeder, der schonmal einen Vortrag halten musste, wird das Gegenteil erfahren haben.
Aha, dann bin ich also nicht jeder, na sowas. Ich habe in meinen Vorträgen niemals vorgelesen und alle Vorträge die ich gesehen habe in denen nur abgelesen wurde waren furchtbar. Jetzt überlassen wir es unseren Mitlesern, das mit ihren eigenen Erfahrungen abzugleichen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 14:28
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Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 14:36
Stimmt, wenn einer redet ist die Formulierung wichtig,

Zitat
Die Qualität der Information wird auch nicht besser, höchstens die Qualität der Sprache. Aber das ist eine Täuschung, denn diese Form der geschliffenen Sprache ist innerhalb eines Gesprächs unwichtig (bis störend).
Was denn jetzt?
Soll sich das in-Character-Gespräch jetzt "geschliffen" anhören, also so, als ob Ritter Rondrian redet, oder nicht "geschliffen", also so, als ob Karl-Heinz Spielermann redet?
Du behauptest einmal das eine, daß nämlich "geschliffene" Sprache unwichtig sei, implizierst dann aber das andere. Oder nicht.

Nun sagst Du "Ja, aber für ein in-Character-Gespräch kann man ja nichts vorbereiten". Stimmt (meistens), aber für andere Beschreibungen kann man. Und bei denen hilft es der "geschliffenen Sprache".
Die dann aber plötzlich wieder unwichtig ist? Oder wie?

Zitat
Ich habe in meinen Vorträgen niemals vorgelesen und alle Vorträge die ich gesehen habe in denen nur abgelesen wurde waren furchtbar.
Und woher weißt Du, daß die Vortragenden keinen vorbereiteten Text auswendig gelernt haben?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: ChristophDolge am 3.08.2009 | 14:37
Wie kommst du denn von Vorlesetexten zu In-Character-Gesprächen????
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Joerg.D am 3.08.2009 | 14:55
Keine Ahnung, wie er das kommt.

Ich versuche schon die ganze Zeit zu ergründen, wie er sein oft recht abstaketen Schlussfolgerungen zieht und es tut sich mir nicht auf.

Zitat
Tja, vielleicht ist das so eine Immersionistenmarotte, aber ich weiß irgendwie gerne, ob ich mich auf Hawaii oder in Texas befinde. Und ich mag Dungeons und andere zu erkundende Örtlichkeiten.

Wenn sie in Texas sind, dann weil sie dort hin wollten. Warum soll ich Orte vorbereiten, wenn ich nicht weiß, was meine Spieler machen, wo sie hinreisen? Da heißt es dann improvisieren und nicht vorlesen. Notfalls kurz ins Netz und nen Gebäudeplan + Landkarte laden.

Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 15:12
Wie kommst du denn von Vorlesetexten zu In-Character-Gesprächen????
Das habe ich doch schon dreimal geschrieben. Über

Zitat
Aber das ist eine Täuschung, denn diese Form der geschliffenen Sprache ist innerhalb eines Gesprächs unwichtig (bis störend).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 15:14
Wenn sie in Texas sind, dann weil sie dort hin wollten. Warum soll ich Orte vorbereiten, wenn ich nicht weiß, was meine Spieler machen, wo sie hinreisen?
Aus dem gleichen Grunde, aus dem Du schon weißt, welche NSCs, welche Fraktionen und wessen Beziehungen untereinander wichtig werden.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Boba Fett am 3.08.2009 | 15:26
Aus dem gleichen Grunde, aus dem Du schon weißt, welche NSCs, welche Fraktionen und wessen Beziehungen untereinander wichtig werden.
Das weiss ich aber nicht immer...

Beispiel: Letztes Wochenende habe ich eine Savage Worlds Trinity Test Oneshot gespielt, einfach, um mal das Setting vorzustellen und so weiter. Vorher hab ich natürlich in diversen Quellenbüchern gestöbert.
Ich hatte weder ein fertiges Abenteuerkonzept, noch NSCs oder dergleichen.
Bei der Charaktererschaffung stellte sich heraus, dass einer der Spieler UNBEDINGT einen Teleporter spielen wollte.
Die gibt es normalerweise nicht als Charakter, weil die vorher in der Historie alle verschwunden sind.
Aber es gibt ja die Regel: "Sag nicht 'nein', sag 'ja, aber'"
Also spielte er einen Teleporter mit einer bestimmten Mission und wir hatten schon mal einen Auftrag.
Katja, eine Mitspielerin spielte eine Biokinetin (Archetypus "Wechselbalg / Spion") mit einem Feind und einer leichten Paranoia gegenüber Telepathen.
Schwupps hatte ich mein Abenteuer, denn ihr Charakter hatte einmal Beweise eingesehen, nach denen die Telepathen in eine Verschwörung verstrickt waren, durch die die Teleporter verschwanden. Leider hatten die Telepathen davon etwas mitbekommen, so dass sie jetzt auf deren "schwarzer Liste" stand.
Die Mission des Teleporters war, sie aufzuspüren und ihr Informationen zu geben.
Die Mission von Katja war, zwei in Istanbul verschwundene Telepathen (ausgerechnet!) wieder zu finden, die anscheinend von einem bizarren Mutantenkult gefangen und als Opfer dienen sollen.
Der dritte im Team war ein Telekinet (Archetyp "Söldner-Ledernacken") der mir nicht so viel Flags brachte. Also war das der Teamkamarad der Biokinetin.
Istanbul brachte einer der Spieler übrigens als Einwurf ein, nach dem ich ein bisschen was über das Setting und eine spezielle Situation im nahen Osten eher nebenbei erwähnt hatte.

Kurz: Es war nichts vorbereitet und eine der geilsten Sitzungen ever. Und auch ein schöner Beweis, dass Flagframing und das von Dom postulierte Zen-Spielleiten funktioniert.
Keine Chance dafür etwas an Texten vorzubereiten.

Und es war auch eine sehr atmosphärereiche Runde, einfach weil das Flair von Istanbul recht gut rüber kam (ich war schon ein paar Mal beruflich da).
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 15:37
Das weiss ich aber nicht immer...
Ich muß wirklich weniger subtil werden. :-\
Klartext: Natürlich weiß man das nicht immer. Aber das bereitet Jörg vor. Und die Örtlichkeiten nicht. Finde ich seltsam, worauf ich auf diese Weise hindeuten wollte.

Es ist natürlich klar, wenn man alles, wofür sich Flavortexte eignen, überhaupt nicht vorbereitet, dann muß man auch nichts ausformulieren.
Totales Impro-Spiel, wie Du es beschreibst, kenne ich auch. Macht auch oft Spaß. Aber wenn man Dinge vorbereitet, dann sehe ich nicht, warum das für ein NSC-Beziehungsgeflecht notwendig ist, aber für so Kleinigkeiten wie "wo sind wir" nicht.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 15:41
Ich hatte weder ein fertiges Abenteuerkonzept, noch NSCs oder dergleichen.
...
Keine Chance dafür etwas an Texten vorzubereiten.

Nein. Man kann natürlich nur etwas vorbereiten, wenn man ein paar feste Bausteine hat. Wenn man gänzlich ohne roten Faden oder Schauplätze spielt, geht das nicht. Genausowenig kann ich Kirschsaft aus Äpfeln machen...  ::)

Wenn du aber vorher gewusst hättest, dass es nach Istanbul geht und welche NSC wahrscheinlich wichtig werden, hättest du Texte vorbreiten können. Es bestreitet wohl niemand, dass man ohne Flavourtexte nicht spielen kann, ebensowenig wie, dass es ohne sie keinen Spaß machen kann.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Sashael am 3.08.2009 | 16:48
- Künstlerische Ader hat nichts in den Texten zu suchen. Die Spieler wollen keinen Vortrag hören und dann applaudieren, sondern sie wollen Spielen. Rollenspiel ist Interaktion, d.h. wie ein Gespräch, nicht wie ein Vortrag.
Komisch, ich habe immer nur Runden erlebt, in denen sowas sehr gut angenommen wurde. Ich frage mich langsam wirklich, was für Rollenspiel du spielst. Informationen nur interaktiv auf Nachfrage?
SL: Ihr kommt aus dem Wald.
SC: Was seh ich?
SL: Eine Wiese.
SC: Was ist auf der Wiese?
SL: Ein Baum.
SC: Was für ein Baum.
SL: Ein Affenbrotbaum.
SC: Der gesuchte Affenbrotbaum?
SL: Ja.
SC: Woher weiß ich das?
SL: Du erkennst es an den Besonderheiten.
SC: Was ist die auffälligste Besonderheit?
SL: Seine Größe.
SC: Wie groß ist der Baum?

Ja, und wenn sie nicht gestorben sind, hat der SL auch vielleicht irgendwann den heiligen Affenbrotbaum mal zu Ende beschrieben. ^^

Ich kenne ausschließlich Spieler, die es sehr gut finden, wenn der SL einen wichtigen Punkt im Abenteuer ausführlich und stimmungsvoll beschreibt. Zurücklehnen und die Beschreibung genießen. Nicht abschalten, sondern Informationen auf angenehme Art und Weise mit einem Hauch künstlerischer Ader serviert bekommen. Und dann wieder in medias res gehen. Die Informationen werden gebündelt auf den Tisch gelegt und können dann von der Gruppe in ihre Einzelbestandteile zerlegt werden. Aber meine Gruppe WEISS dann wenigstens, wonach sie fragen kann oder will.

Die Arbeit des SL (und vorbereitete Texte gehören da mit zu) wird von allen mir bekannten Rollenspielern gewürdigt, wenn er sie gut macht. Wenn er sie nicht gut macht, ist es echt scheissegal, ob er abliest oder improvisiert.
Bei dir komm ich gar nicht mit, Boomslang. Du verbindest mit Flavourtexten anscheinend etwas so komplett anderes als ich, dass wir hier aneinander vorbeireden. Rollenspieltexte sind keine Schulvorträge über ein Thema, das eh niemanden interessiert, weder den Redner noch die Zuhörer. Sie sind wie Hörbücher. Die sind für dich anscheinend auch totaler Müll.

@ Callisto würd ich ja einfach sagen, du hattest nur noch nicht den richtigen SL für sowas.  >;D
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: oliof am 3.08.2009 | 17:07
Nein. Man kann natürlich nur etwas vorbereiten, wenn man ein paar feste Bausteine hat. Wenn man gänzlich ohne roten Faden oder Schauplätze spielt, geht das nicht. Genausowenig kann ich Kirschsaft aus Äpfeln machen...  ::)

Wenn du aber vorher gewusst hättest, dass es nach Istanbul geht und welche NSC wahrscheinlich wichtig werden, hättest du Texte vorbreiten können. Es bestreitet wohl niemand, dass man ohne Flavourtexte nicht spielen kann, ebensowenig wie, dass es ohne sie keinen Spaß machen kann.

(Hervorhebung von mir)

Ist da ein "nicht" zuviel?
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Kleiner 4. Mann am 3.08.2009 | 17:14
Ich glaube, er meinte "behauptet" und nicht "bestreitet".

Es behauptet wohl niemand, dass man ohne Flavourtexte nicht spielen kann, ebensowenig wie, dass es ohne sie keinen Spaß machen kann.

Klingt eher richtig.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 17:22
Hopla! Hehe, ganz richtig. Da sieht man den Vorteil an einem Vorlesetext; man kann Fehler überarbeiten  ;D
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Merlin Emrys am 3.08.2009 | 17:30
Man merkt doch erst dass der Text nicht passt wenn man angefangen hat ihn vorzulesen.
Nein. Nicht, wenn man einmal durchatmet und kurz nachdenkt, wie der vorhandene Text (den man selbst schon gelesen oder gar selbst geschrieben hat) sich jetzt machen würde. Wer ihn vorliest, ohne das erwogen zu haben, leistet handwerklich schlechte Arbeit. Aber das sagt dann nichts darüber aus, ob handwerklich gute Arbeit etwas nutzen kann.

Die Spieler wollen keinen Vortrag hören und dann applaudieren, sondern sie wollen Spielen. Rollenspiel ist Interaktion, d.h. wie ein Gespräch, nicht wie ein Vortrag.
Mit demselben Argument müsste man dann Bilder verbieten: Spieler wollen sich etwas vorstellen, keine Vorstellung aufgezwungen bekommen. Ich halte beides für falsch. Wenn der Text gut ist und gut vorgelesen wird, bereichert er. Wenn der SL mit handwerklich schlechter Arbeit kommt, kann das dagegen durchaus stören. Aber das hatten wir ja schon.

- Hohe Informationsdichte ist ein Nachteil kein Vorteil, gerade im Zusammenhang mit einem Vortrag.
Nur wenn es darum geht, diese Informationen später selbst in all ihren Verknüpfungen wiedergeben zu können. Aber darum geht es nicht. Man kann durchaus die Informationen selbst nur vage im Kopf behalten oder sogar vergessen, aber die "Ableitung" daraus weiterhin parat haben. Oder zur Not alles vergessen (was allerdings nicht fein wäre) - solange es in dem Moment "Stimmung" gemacht hat, hat es seinen Zweck doch erfüllt.
Und manche Stimmung läßt sich eben in ruhiger Vorbereitung besser einfangen und in Worte kleiden als im Tempo einer Spielsitzung.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.08.2009 | 17:46
Die Informationsdichte ist ja frei wählbar. Nur ermöglicht ein gut vorbereiteter, strukturierter und durchdachter Text mehr Informationsdichte, wenn dies gewünscht ist. Man spart sich einfacher das "Herumgelaber" und außerdem unschöne Nachträge wie "Ach ja, das habe ich vergessen zu sagen...". Sowas kommt selbst bei Stichworten vor, weil man erfahrungsgemäß immer denkt, dass man das Nicht-Notierte natürlich nicht vergessen wird, bis man es eben doch vergisst.

Und von wegen Vorlesetexte erlauben keine Interaktion: Das stimmt ja nur, wenn sie zu lang sind. In einen Vorlesetext lassen sich auch wunderbar Absätze oder Stufen einbauen, bei denen die Spieler einhaken können. Grundsätzlich kann man mit so einem Text aber sehr effizient die möglichen offensichtlichen Interaktionsansätze für die SC zusammenfassen. Wenn diese in eine neue Szene kommen, muss sich die Szene ja erstmal aufbauen bzw. die Spieler müssen sich einen Überblick verschaffen. Dafür ist ein einleitender Text mit kurzen Textbausteinen für Zusatzinfos doch wunderbar geeignet.

Und wenn man seine Texte bzw. den Bezug (NSC oder Orte) etwas universell hält, kann man die auch eventuell an anderer Stelle einbauen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Backalive am 21.08.2009 | 19:33
Also das zieht jetzt ganz schöne Kreise.
Mich wunderts, daß dabei noch nicht abgeleitet wurde, die Relativitätstheorie von Einstein in Frage zu stellen  ;)

Also, meiner Meinung nach, trotz allem hin und her und den ganzen Abschweifungen, ist der von Joerg.D auf Seite 2 verfaßte Thread immer noch des Pudels Kern  8]
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Bad Horse am 21.08.2009 | 23:30
Ich mag keine Vorlesetexte, weder als Spieler noch als SL.

Das liegt hauptsächlich daran, dass die meisten SLs beim Vorlesen eben ihren Text anschauen (nebelland hat auf dem Treffen gezeigt, wie man richtig vorliest) und sich auf diesen konzentrieren. Als Spieler finde ich es hohl, wenn mir jemand etwas erzählt, ohne mich anzuschauen. Als SL finde ich es noch hohler, wenn ich nicht sehe, wie sich meine Beschreibungen auf die Gruppe auswirken - wer reagiert wie auf welche Schlüsselworte, wo gibt es einen Augenöffner, all diese kurzen Ausdrücke entgehen mir, wenn ich meinen Text anglotze.

Abgesehen davon kann man seinen Text beim Vorlesen nicht mit Gestik unterstützen, und auch die Mimik ist für die Spieler durch das abgewandte Gesicht nicht so gut zu erkennen - ich bin ein recht lebhafter Erzähler und gebrauche Gestik und Mimik bei Beschreibungen.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Retronekromant am 22.08.2009 | 22:12
Um vom "Vorlesen" abzukommen, habe ich angefangen englische Abenteuer zu kaufen. Klappte gut :)
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Wolf Sturmklinge am 24.08.2009 | 09:05
Vorlesetexte, Railroading, etc. All diese Dinge sind im Einzelfall betrachtet natürlich furchtbar menschenverachtende Arten mit denen der SL seinen Spielern langsam die Haut abzieht.
Aber es ist wie beim Kochen (und Gott bewahre, ich kann (leider) nicht kochen):
Ein bißchen hiervon, ein bißchen davon und et voila: Ein leckeres Essen steht auf dem Tisch.

Wer nur vorliest oder immer railroadet, bei dem schmeckt das Rollenspiel irgendwann fad oder wie 12 Dosen Ravioli an 12 Tagen.

Ich schreibe mir wichtige Sätze gerne auf, da nichts so blöd ist, wie ein SL, der während des Showdowns seinen Text vergessen hat. Die Texte in Kaufabenteuern sehe ich als Richtlinien und so werden sie auch behandelt.
Titel: Re: Flavourtext, oder: erfolgreich leiten mit verpönten Techniken, Teil 2
Beitrag von: Backalive am 24.08.2009 | 19:47
Aber es ist wie beim Kochen (und Gott bewahre, ich kann (leider) nicht kochen):
Ein bißchen hiervon, ein bißchen davon und et voila: Ein leckeres Essen steht auf dem Tisch.

Wer nur vorliest oder immer railroadet, bei dem schmeckt das Rollenspiel irgendwann fad oder wie 12 Dosen Ravioli an 12 Tagen

Richtig. Schon mein Chemielehrer sagte immer: Die Mischung machts  ;D