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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Heddaclin am 7.11.2009 | 17:43

Titel: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heddaclin am 7.11.2009 | 17:43
Ich denke Spielen tut man in jedem Alter gerne, schliesslich ist es ja irgendwo (nur) Unterhaltung. Wer also kann, tut es, nur wer anderweitig eingebunden ist, spielt (zumindest zeitweise) nicht mehr. Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?? (oder gar schon Luxus).

Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Visionär am 7.11.2009 | 18:04
Ich denke nicht. Rollenspiel ist ein Hobby der mittleren Mittelschicht, der unteren Mittelschicht und oberen Unterschicht.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: mat-in am 7.11.2009 | 18:06
Ich denke Rollenspiel ist eher von Kreativität und Vorstellungskraft abhängig als von Geld und Bildung. Man kann mit Papier, Bleistift und einem Würfel für unter 5 euro Jahrelang Spaß haben damit... wenn man denn kreativ genug ist und Spaß dran hat.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Dammi am 7.11.2009 | 18:07
Die Existenz eines Rollenspielmarktes ist IMO ein Zeichen des Wohlstandes der Gesellschaft.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 7.11.2009 | 18:08
Also ich finde schon, dass es ein Wohlstandshobby ist.
Welches Hobby ist das nicht?

Es setzt voraus, dass man überhaupt Zeit für Spass hat.

Sind alle schon so weit, dass das selbstverständlich ist?
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Visionär am 7.11.2009 | 18:10
Reden wir von unserer dekadenten westlichen Gesellschaft oder von der globalen Gesellschaft?
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: knörzbot am 7.11.2009 | 18:11
Imho ist jedes Hobby ein Wohlstandshobby. Ich glaube kaum, dass man sich ein Hobby wählt, wenn man nicht das nötige Geld dafür übrig hat.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.11.2009 | 18:12
Ich denke Spielen tut man in jedem Alter gerne, schliesslich ist es ja irgendwo (nur) Unterhaltung. Wer also kann, tut es, nur wer anderweitig eingebunden ist, spielt (zumindest zeitweise) nicht mehr. Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?? (oder gar schon Luxus).

Wenn ich kritisch sein will:
Falsch, falsch, falsch und falsch.

Mindestens aber:
Deine Einleitung ist komisch formuliert, deine Beobachtung so lala, die Prämisse wundersam.

"Vermutlich liebt niemand sehr Zahnschmerzen, es ist ja ausser Mode gekommen. Ist es dennoch der Fall, wie oft sollte man es pflegen?
Ist Zahnschmerzen also nur was für reiche Leute?"


Bitte formuliere die Frage genauer.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 7.11.2009 | 18:16
So schlecht formuliert fand ich die Frage jetzt nicht.
Aber in einem muss ich dir recht geben:
Es gibt Leute, die hassen es zu spielen.

Wer hier versteht die schon  wtf?
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heddaclin am 7.11.2009 | 18:19
Öhm:

Mittelschicht = Wohlstand.

Unterschicht = Überleben.

Oberschicht = Luxus.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Visionär am 7.11.2009 | 18:19
Also habe ich recht.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Beral am 7.11.2009 | 18:27
Wenn ich mich an die wenigen verfügbaren Statistiken korrekt erinnere, dann rekrutieren sich Rollenspieler überwiegend aus gymnasialen und studentischen Kreisen. Und das sind in Deutschland die Wohlstandskreise.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 7.11.2009 | 18:34
Also ich finde schon, dass es ein Wohlstandshobby ist.
Welches Hobby ist das nicht?

 :d
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: 1of3 am 7.11.2009 | 18:37
Es ist zumindest ein bildungsnahes Hobby. Wie auch immer das mit Wohlstand korreliert, sei dahingestellt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: knörzbot am 7.11.2009 | 18:46
Wenn ich mich an die wenigen verfügbaren Statistiken korrekt erinnere, dann rekrutieren sich Rollenspieler überwiegend aus gymnasialen und studentischen Kreisen. Und das sind in Deutschland die Wohlstandskreise.
Was aber nichts mit dem Wohlstand als solches zu tun hat, sondern eher mit dem Bildungsstand.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.11.2009 | 19:15
Also ich finde schon, dass es ein Wohlstandshobby ist.
Welches Hobby ist das nicht?

So schlecht formuliert fand ich die Frage jetzt nicht.
Aber in einem muss ich dir recht geben:
Es gibt Leute, die hassen es zu spielen.

Wer hier versteht die schon  wtf?

Wenn jedes Hobby ein Wohlstandshobby ist, klingelt mein Redundanz-Detektor.


Zitat
Heddaclin:
Mittelschicht = Wohlstand.

Unterschicht = Überleben.

Oberschicht = Luxus.

Wenn du in Erfahrung bringen möchtest, ob Rollenspiel ein Phänomen einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht (du wirfst die altbackenen Begriffe Mittel-, Unter- sowie Oberschicht dahin) ist, dann lautet die Antwort vermutlich, eher Mittelschicht bis tiefe Oberschicht.
Viel interessanter sind Milieu-, Trend- und Altersprognosen.
Welcher Angehörige eins klischeehaften, bildungsfernen, Hartz4 Prekariats interessiert sich denn für D&D?
Zumal das Hobby eigentlich extrem genügsam ist. Im Idealfall reicht ein Buch, Papier und Stifte für x Mann.
Sozusagen das Equivalent zu Jogging oder Schwimmen beim Sport.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heddaclin am 7.11.2009 | 19:16
Es ist zumindest ein bildungsnahes Hobby. Wie auch immer das mit Wohlstand korreliert, sei dahingestellt.

advokatus diaboli könnte jetzt faul und unsportlich sagen. ^^
klar, RPG ist für den Geist, nicht für den Körper. Eher mit Schach als mit Fussball zu vergleichen.
wir sind OT. ^^


@Einzelgaenger: Vielleicht verarmte Akademiker???   :P
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Arbo am 7.11.2009 | 19:30
Es ist zumindest ein bildungsnahes Hobby.

Gut, lesen sollte mensch schon können ... aber was die Bildung darüber hinaus betrifft ... hm ...  ;)


@ Zur Frage:

Theoretisch ist es in unserer kommerzialisierten, westlichen Form ein Wohlstandshobby.

Wenn der Opa in Russland oder der Onkel im Libanon seinen Enkeln/Neffen Geschichten erzählt, wird das sicher auch c00les Storytelling sein, aber dann in ganz anderer Form ... und sicherlich wird von denen keiner auf die Idee kommen, daraus Regeln und Regelbücher formen zu wollen. ;)

Andererseits kann ich mich noch daran erinnern, dass es in meinem Bekanntenkreis ein Grund für Rollenspiel war, nicht zu viel Kohle für anderen Mist auszugeben. Ein mal ein Regelwerk, Papier, Stifte ... gut, vielleicht noch Würfel ... und die Getränke und Futtereien aus dem Supermarkt sind auch billiger als in der Kneipe.

Allerdings ... wenn ich mir die Preise für Rollenspielwerke anschaue, so dürften die sicher auch eine Barriere zum "Hobby Rollenspiel" darstellen. Zumindest dann, wenn jemand eh vorwiegend Taschenbücher liest (also, wenn überhaupt) und die Kohle knapp sitzt. Gut, dafür gibt's dann kostenlose Regelwerke im Netz. Die freie Szene ist ja groß. In der Regel erschließt sie sich einem aber erst, wenn mensch bereits in der Rollenspielszene drin steckt.

Insgesamt lässt sich das also nicht so einfach beantworten.

Arbo
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Beral am 7.11.2009 | 20:49
Was aber nichts mit dem Wohlstand als solches zu tun hat, sondern eher mit dem Bildungsstand.
Wurscht. Es geht ja nur darum, die Korrelation von Wohlstand und Rollenspiel als Hobby zu erfassen. Über die Kausalitäten ist damit nichts ausgesagt. Wohlstand ist sicher nicht die direkte Ursache von Rollenspiel.

In meinen Augen ist die Korrelation von Rollenspiel und Wohlstand wenig interessant. Sie ist da, aber über Drittvariablen vermittelt. Was soll man darüber großartig diskutieren.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 7.11.2009 | 21:55
Beispiel aus dem echten Leben: ich spiele gerne mit meinen Kumpels. In den übelsten Zeiten waren von uns Fünfen der Stammbesetzung vier arbeitslos. Einer von uns gehört zu den Langzeitarbeitslosen - eine Art Lebenskünstler. Von Wohlstand merke ich hier wenig.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Visionär am 7.11.2009 | 21:59
Naja, dann kann man wenigstens ausgiebig zocken bei Grafswalderbier und Ja-Flips.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Roland am 7.11.2009 | 22:00
Viele Rollenspieler sind nicht wirklich wohlhabend (z.B. die meisten Schüler und Studenten), verfügen aber über ein gewisses Maß an freier Zeit.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Lichtbringer am 7.11.2009 | 22:49
Also ich möchte hier behaupten, dass Rollenspiel vielleicht kein Hobby bloß für die Wohlhabenden ist, es aber dennoch ein Wohlstandshobby darstellt, in dem Sinne, dass es nur in Wohlstandsgesellschaften weiter verbreitet sein kann und wird.

Warum? Nun ja, weil Rollenspiel einfach viel Zeit in Anspruch nimmt. Deshalb muss man als Rollenspieler genügend Zeit über haben, die man nicht in das eigene Überleben investieren muss. Das geht am besten in einer Wohlstandsgesellschaft, wo der Überfluss an lebenswichtigen Gütern herrscht.
Dass auch viele Rollenspieler arbeitslos sind, belegt diese These sogar, denn wenn sie nicht in einer Wohlstandsgesellschaft lebten, müssten sie als Tagelöhner jeden Tag gegen den Hungertod ackern. Da bleibt keine Zeit für rollenspielerische Muße.

Soweit meine Behauptung, ich warte auf Gegenstimmen. (Fürstimmen nehme ich auch gerne, aber die sind hier so selten. ;-) )
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: D. Athair am 7.11.2009 | 22:59
Gut, dafür gibt's dann kostenlose Regelwerke im Netz. Die freie Szene ist ja groß. In der Regel erschließt sie sich einem aber erst, wenn mensch bereits in der Rollenspielszene drin steckt.
Wie einige meiner Freunde bin ich damals über RISUS, Daidalos und Spotlight 24h ins RSP eingestiegen.
Gut, was ein Rollenspiel ist wussten wir vorher. Auch weil wir z.T. unabhänigig voneinander und nur kurz in einer Runde mitgespielt hatten, die dieses unübersichtliche Regelwerk benutzte, das sich AD&D 2nd schimpfte.

Viele Rollenspieler sind nicht wirklich wohlhabend (z.B. die meisten Schüler und Studenten), verfügen aber über ein gewisses Maß an freier Zeit.
Zum Teil auch das nicht mehr. Allerdings sind gerade Schüler & Studenten wesentlich freier in ihrer Zeiteinteilung, als die meisten Berufstätigen.


Nun ja, weil Rollenspiel einfach viel Zeit in Anspruch nimmt.
Naja, in 2-3 Stunden kann man schon einiges gespielt haben. Gerade, wenn man nicht so sehr auf die großen kommerziellen Systeme (DSA 3+, [A]D&D 2+, Shadowrun, WoD, ...) setzt.


Ich glaube nicht, dass Rollenspiel ein Wohlstandshobby ist. Vielmehr ein (post-)indusrielles Hobby, das den Verlust der mundlichen Erzähltradition zu kompensieren versucht.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 7.11.2009 | 23:20
Dass auch viele Rollenspieler arbeitslos sind, belegt diese These sogar, denn wenn sie nicht in einer Wohlstandsgesellschaft lebten, müssten sie als Tagelöhner jeden Tag gegen den Hungertod ackern. Da bleibt keine Zeit für rollenspielerische Muße.

Soweit meine Behauptung, ich warte auf Gegenstimmen. (Fürstimmen nehme ich auch gerne, aber die sind hier so selten. ;-) )

Leider eine Gegenstimme: selbst in den übelsten Zeiten der industriellen Revolution fanden die Tagelöhner die Zeit, Abends ihr weniges Geld beim Spiel zu verprassen. Pferdewetten, Poker, Dart ... die Menschen haben immer gespielt.

Die wahren Wohlstandshobbies sind doch viel eher Skifahren und teure Autos. Verglichen damit (und diese Hobbies sind ja nun nichts ungewöhnliches in Deutschland) ist RPG wohl eher ein breitgestreutes Produkt für den Normalbürger.

Edith:
Hier möchte ich noch eine Bemerkung machen, die mir am Herzen liegt: man soll das mit dem finanziellen Wohlstand nicht überstrapazieren. Wenn man Wohlstand als alles definiert, was man sich bei den Ärmsten nicht leisten kann, dann ist schon Essen ein Wohlstandshobby. Tatsache ist doch: Disko gehen, Skifahren und teure Autos sind in Deutschland teils deutlich weiter verbreitet, kosten mindestens genau so viel Zeit und defakto viel mehr Geld als Rollenspiel.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 7.11.2009 | 23:59
Die wahren Wohlstandshobbies sind doch viel eher Skifahren und teure Autos. Verglichen damit (und diese Hobbies sind ja nun nichts ungewöhnliches in Deutschland) ist RPG wohl eher ein breitgestreutes Produkt für den Normalbürger.

Denke ich nicht. Du hast recht, was Deine Definition von "Wohlstandhobbies" angeht (Boote, Autos, Ski the Lot). Aber ich sehe P&P RPG nicht als "breitgestreutes Produkt für den Normalbürger". Ich weiß nicht, ob ein gewisses Bildungsniveau Voraussetzung ist (glaube aber schon), aber Tatsache ist doch, daß sich eher wenige Menschen aus bildungsfernen Milieus mit dem Hobby beschäftigen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heddaclin am 8.11.2009 | 00:03
WTF??

das sind doch wohl eher Luxushobbys...
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Tequila am 8.11.2009 | 00:16
Imho ist jedes Hobby ein Wohlstandshobby. Ich glaube kaum, dass man sich ein Hobby wählt, wenn man nicht das nötige Geld dafür übrig hat.

Sehe ich anders...man kann durchaus ein Hobby haben, das man sich (eigentlich) nicht leisten kann, aber dann macht man woanders Abstriche, um eben doch Geld freizumachen...
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Beral am 8.11.2009 | 00:27
Warum? Nun ja, weil Rollenspiel einfach viel Zeit in Anspruch nimmt. Deshalb muss man als Rollenspieler genügend Zeit über haben, die man nicht in das eigene Überleben investieren muss. Das geht am besten in einer Wohlstandsgesellschaft, wo der Überfluss an lebenswichtigen Gütern herrscht.
Deine Argumentation beruht auf der falschen Annahme, dass wir in unserer Wohlstandsgesellschaft mehr Freizeit haben. Das Gegenteil ist der Fall. Je "primitiver" eine Gesellschaft, desto weniger Zeit muss sie für das Überleben aufwenden und desto mehr Freizeit bleibt übrig. Klingt vielleicht paradox, ist aber so.

Der in meinen Augen limitierende Punkt für Rollenspiel ist, dass man freiwillig eine Menge Zeug lesen und sich darüber intensiv Gedanken machen muss. Genau das tun bildungsfremde Schichten/Milieus vergleichsweise wenig bis gar nicht. Damit bleibt Rollenspiel ein Hobby der Gebildeten und die sind zufällig auch die Wohlhabenden. (Das trifft auch für Schüler und Studenten zu, denn solange sie am Tropf der Eltern hängen, zählen sie zur Schicht der Eltern.)

Auf die Threadfrage müsste man eigentlich antworten: Rollenspiel ist ein Hobby, in dem Wohlhabende überdurchschnittlich repräsentiert sind.
Wohlstandshobby klingt so, als sei der Wohlstand entscheidend. Das gibt es auch, z.B. Polo, da gibt es dann nicht nur eine Korrelation, sondern auch einen kausalen Zusammenhang.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: tartex am 8.11.2009 | 00:44
Deine Argumentation beruht auf der falschen Annahme, dass wir in unserer Wohlstandsgesellschaft mehr Freizeit haben. Das Gegenteil ist der Fall. Je "primitiver" eine Gesellschaft, desto weniger Zeit muss sie für das Überleben aufwenden und desto mehr Freizeit bleibt übrig. Klingt vielleicht paradox, ist aber so.

Würde mich interessieren, wo die These herstammt. Kannst mir die Quelle angeben?

Auch unter den nerdigen Hobbies ist Rollenspiel bei weitem eines der billigsten. Andere Beispiele: Modellflugzeuge, Aquarium, Band/ Gitarren, Photographie, Schallplatten- oder Comics sammeln. Nur so, was mir aus meinem Bekanntenkreis spontan einfällt.
Um von Reisen, etc. erst gar nicht zu reden.

Und Wohlstand und Bildung korreliert wohl nur bedingt, wenn ich mir so meine ehemaligen Geistes- und Sozialwissenschaftler-Studienkollegen so anschaue. Was die Programmierer so mit ihrem Geld machen, hat sich mir auch nie so wirklich erschlossen. Ansehen tut man es ihnen ja nicht.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Yvo am 8.11.2009 | 01:22
1. Für Rollenspiel braucht man kein Geld. Ich gebe im Jahr vielleicht 20€ für Rollenspielkram aus, 2009 hab ich mir nur ein paar Würfel geholt...

2. Auch wenn man mehr ausgibt, ist es verglichen mit Sportvereinen, viele Sammelgeschichten, Computerspiele, Theater, größere Handwerkssachen... ...noch eher billig.

3. Ich sehe den Begriff "Wohlstand" mal national und nicht global. Zudem leben Hartz-IV-Empfänger und Niedrigverdiener auch global gesehen nicht im Wohlstand, sondern nah am Existenzminimum. Das Problem ist nicht, das die Armen in diesem Land doch weltweit gesehen im "Wohlstand" leben, weil es vielen noch beschissener geht... ...sondern das viele Menschen weltweit sehr weit unter dem Existenzminimum leben müssen. Das diesen Menschen durch Ausbeutungsmechanismen die Zeit fehlt, macht Rollenspiel oder Hobbys allgemein nicht zu "Wohlstandshobbys".

4. Die Statistiken, das Rollenspiel ein bildungsnahes Hobby ist, habe ich ebenfalls gelesen. Glaube ich auch, obwohl das bei meinen Runden oft nicht der Fall ist...

5. Bildungsnah ist in diesem Land oft, aber nicht immer, gleichbedeutend mit wohlhabend.

6. Das "Zeithaben"-Argument zieht nicht. Auch jeder Mallocher mit 50-Stunden-Woche hat Sonntagnachmittag Zeit. Zudem gibt es in der Unterschicht einen größeren Anteil an Hartz und Teilzeit...

7. Rollenspiel ist ein "Wohlstandshobby"... ...nicht weil es dies sein muss (aufgrund von Geld oder Freizeit), sondern durch andere Faktoren. Ich glaube schon, dass die Durchschnittsnettoeinkommen von Rollenspielern oder ihrer Eltern über den Bundesdurchschnitt liegt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Arbo am 8.11.2009 | 01:40
@ Dealgathair:

Ausnahmen bestätigen die Regeln. Deshalb schrieb ich ja auch "i.d.R." ... :P

Aber im Ernst: Ich glaube schon, dass sich einem "Free-RPG-Szene" hauptsächlich erst mit der Rollenspielbeschäftigung eröffnet. Das mag ggf. daran liegen, dass mensch erst nach etwas längerer Tätigkeit der Sinn nach abgefahrenen Sachen, nach eigenen Dingen usw. steht. Aber wie gesagt, das ist nur mein Eindruck.


@ Beral:

Die These mit der Freizeit würde ich generell nicht verallgemeinern. Was Du schreibst, ist natürlich richtig, fußt aber - soweit ich weiß - auf den Beobachtungen, die Ethnologen z.B. im Amazonasgebiet gemacht haben. Hinzu kommen dann noch bestimmte Aussagen aus "dem Mittelalter", die dieser Sicht (früher = mehr Freizeit) zustimmen. Aber ehrlich gesagt wäre ich mir nicht so sicher, denn prekäre Lebensverhältnisse gab es auch schon zumindest seit den Griechen. Da gleichen manche Gesellschaften eher der heutigen, modernen Gesellschaft. Und da gab's halt "malochende Unterschichten", bei denen ich das Zeitfenster nicht so groß einschätzen würde.

Wie gesagt, ich will's nicht gänzlich in Abrede stellen, zumal ich das Argument - gerade auch für die "primitiven Stämme" - kenne. Aber so zu 100% würde ich weder "Heute = viel Freizeit", noch "Gestern = viel Freizeit" gelten lassen.

Btw.: Ich halte Rolands Einwurf - Studierende und Schüler|innen haben Zeit für das Hobby - zum Teil für sehr berechtigt (Wie's beim Bachelor heute mit dem Zeitfenster für's Rollenspiel ausschaut, kann ich allerdings nicht sagen).

Arbo
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 02:34
Würde mich interessieren, wo die These herstammt. Kannst mir die Quelle angeben?

Da brauchts keine Quelle.

Kein Naturvolk ist bescheuert genug, eine 40 Stunden- Woche oä einzuführen.

Bei primitiven Kulturen ist das Leben einerseits hart - hohe Säuglingssterblichkeit, Kindessterblichkeit, Jugendsterblichkeit...eigenlich jede Form der Sterblichkeit, Krankheiten, Stammesfehden, Parasiten etc.
Aber ohne hochorganisierte Arbeitsverteilung im landwirtschaftlichen Bereich und vermutlich eine gewisse steil abgestufte Hierarchie plackert sich keiner ewig an Ackerkrume oder derer Bewässerung.

Dagegen; schau dir die modernsten westlichen Gesellschaften (USA & Japan) an:
In Japan malochst du bis zu Karoshi.
In Übersee ist es fast ähnlich, ich erinnere mich an eine Schlüsselszene unter Bush Junior:
Eine ärmere Frau klagt ihm nach einer Ansprache gewissermassen ihr Leid, und dass sie drei Jobs bewältigen muss, um ihre Kinder durchzubringen. Bush erklärt ihr, wie stolz er ist und das sich andere Amis ein Beispiel an ihr nehmen sollten, der Arsch.
Das der (National)Sozialismus dies ebenso verklärte, muss ich nicht erst darlegen (Held der Arbeit etc).

Unsere Gesellschaft schätzt den Müssiggang nicht.
Evtl ist diese, auf individueller Ebene krasse Idiotie aber der Grund für unsere Machtfülle.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 02:43
3. Ich sehe den Begriff "Wohlstand" mal national und nicht global. Zudem leben Hartz-IV-Empfänger und Niedrigverdiener auch global gesehen nicht im Wohlstand, sondern nah am Existenzminimum. Das Problem ist nicht, das die Armen in diesem Land doch weltweit gesehen im "Wohlstand" leben, weil es vielen noch beschissener geht... ...sondern das viele Menschen weltweit sehr weit unter dem Existenzminimum leben müssen. Das diesen Menschen durch Ausbeutungsmechanismen die Zeit fehlt, macht Rollenspiel oder Hobbys allgemein nicht zu "Wohlstandshobbys".

4. Die Statistiken, das Rollenspiel ein bildungsnahes Hobby ist, habe ich ebenfalls gelesen. Glaube ich auch, obwohl das bei meinen Runden oft nicht der Fall ist...

6. Das "Zeithaben"-Argument zieht nicht. Auch jeder Mallocher mit 50-Stunden-Woche hat Sonntagnachmittag Zeit. Zudem gibt es in der Unterschicht einen größeren Anteil an Hartz und Teilzeit...

7. Rollenspiel ist ein "Wohlstandshobby"... ...nicht weil es dies sein muss (aufgrund von Geld oder Freizeit), sondern durch andere Faktoren. Ich glaube schon, dass die Durchschnittsnettoeinkommen von Rollenspielern oder ihrer Eltern über den Bundesdurchschnitt liegt.


zu3: Global verdient der Harz4 Mann ganz Gewiss den Status eines Dandy mir Platin-Krawattennadel und Seidenhandschuhen.

zu 4: Die Bildungskluft ist steiler, als du glaubst; versuch mal, Hauptschülern mit "Migrationshintergrund" DSA näherzubringen.

zu6: eben Mal einen Nachmittag frei und sofort losgezockt klappt nur, wenn du jahrelang im Training warst. Sonst wäre RPG im Altersheim der Hammer, erst Recht in punkto Kosten.

zu7: yep

Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Ein am 8.11.2009 | 08:25
Amüsant wie hier Dinge wie Wohlstand oder Bildung an den Extrempunkten arbeitsloser Hauptschulabgänger mit Migrationshintergrund und polospielende Oberschicht-Studenten manifestiert werden.

Da kann man wohl nur sagen: Klogriff bei Gesellschaftskunde Deutschlands.

Aufgrund meiner Erfahrung würde ich die Rollenspieler eher analog zu Visionär einordnen. Denn sowohl die untere Unterschicht als auch auf obere Mittelschicht und aufwärts scheinen mir primär mit anderen Dingen beschäftigt.

Ich sehe auch keine sonderliche Anforderung für Bildungsnähe. Die Regeln von Rollenspielen sind primitiver als die Regeln diverser gesellschaftlicher Glücks- und Geschicklichkeitsspiele, denen in bildungsfernen Schichten gefrönt wird. Dem entsprechend hatten meine bildungsfernen Jugendfreunde, die mit mir Rollenspiele gespielt haben, auch nie Probleme damit gehabt, Rollenspiele zu lesen und zu verstehen.

Wäre auch lächerlich wenn dem so wäre, denn die Nähe des Rollenspiels zur Trivialliteratur ist enorm stark ausgebildet. Da nicht nur alle Rollenspieler, die ich bisher kennengelernt habe, in großem Maße Trivialliteratur (angefangen bei HdR) verschlungen haben, auch die Autoren haben einen enormen Drang zum trivialen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 12:26
Man muss nicht gebildet sein, um Rollenspiel zu betreiben. Die Tendenz dazu ist aber da. Dass gebildetere Schichten im Allgemeinen mehr Einkommen haben, verbindet Wohlstand und Rollenspiel aber nur mittelbar.

Aber auch der Zusammenhang zwischen Bildung und Rollenspiel dürfte nur mittelbar sein. Rollenspiel zieht nun mal vermehrt Menschen an, die z.B. Interesse daran haben, sich in andere Rollen hineinzuversetzen, Fiktion zu erschaffen, ausgeklügelte Taktiken zu entwerfen, fiktive Personen zu Persönlichkeiten zu formen oder deren Fähigkeiten in Hinblick auf Effizienz zu optimieren etc. etc. Dazu muss man wie gesagt nicht bebildet sein. Aber Menschen, die Spaß an oben genannten Dingen haben, werden eher auch Interesse an Wissen und Zusammenhängen haben. Sie werden sich eher bilden.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Beral am 8.11.2009 | 13:04
Die These mit der Freizeit würde ich generell nicht verallgemeinern.
Sie ist verallgemeinerbar. Aber wie immer in Biologie oder Soziologie handelt es sich bei solchen Aussagen um Durchschnitts-Aussagen mit mehr oder weniger großer Streuung. Im Einzelfall wird es Abweichungen geben, aber allgemein ist die Gesetzmäßigkeit empirisch bestätigt.
Für unsere Lebensverhältnisse kann man das leicht ausrechnen: 8 Stunden Arbeit + 1 bis 2 Stunden Anfahrt + Einkaufen (wiederum mit Anfahrtszeiten!) + Haushalt (Kochen, Putzen, Reparieren) + Kindererziehung. Was bleibt denn da noch übrig? Mittlerweile sparen wir unsere Zeit dadurch ein, dass wir nur sehr wenige oder gar keine Kinder in die Welt setzen und unseren Schlaf um 1-2 Stunden reduzieren.

Es passt einfach nicht zu unserem Weltbild, dass der Mensch mit jeder neuen Kulturstufe immer mehr arbeiten muss. Wir interpretieren lieber jeden Wechsel als Fortschritt, der nur Gutes bringt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 13:15
Ist vermutlich nicht völlig falsch. Bis zur Industrialisierung arbeitete der Mensch nicht gar zu viel, weniger als heute. Während der Industrialisierung ging die Arbeitszeit teilweise auf 90 Wochenstunden hoch.

Allerdings würde ich davon ausgehen, dass altertümliche Sklaventreibergesellschaften auch schon recht hohe Wochenarbeitszeiten hatten.

Die Arbeitszeit hängt allerdings nicht nur von der Kulturstufe ab. Wir produzieren heute wie blöde und ersetzen voll funktionsfähige Produkte durch neue Produkte, die kaum besser sind. Gerade zuletzt wurden tausende funktionsfähiger Autos verschrottet, damit die Leute sich neue kaufen. Konsum wie blöde. Aber nur so schafft man es einigermaßen, die notwendigen Kapitalrenditen zu erwirtschaften.

Wenn man produzieren würde, um Bedarf zu decken, anstatt um Arbeitsplätze zu schaffen, deren ausgezahlter Lohn in den Produktions- und Konsumkreislauf einfließt, würde die Arbeitszeit auch massiv sinken.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Arbo am 8.11.2009 | 13:21
@ Beral:

Sie ist nicht verallgemeinerbar. Warum, das habe ich oben geschrieben. Dein Hinweis auf "Streuung" zeigt nur, wie wenig solche "Durchschnitte" etwas taugen.

Es passt einfach nicht zu unserem Weltbild, dass der Mensch mit jeder neuen Kulturstufe immer mehr arbeiten muss. Wir interpretieren lieber jeden Wechsel als Fortschritt, der nur Gutes bringt.

1) Das ist auch wieder verallgemeinert! Was bitteschön ist "unser" Weltbild? Wer ist "wir"? Bitte adressiere das doch mal genauer. Solche polemischen Floskeln über den Tisch zu fegen, das kann ja nun wirklich jedEr.

2) Völlig unabhängig, wie ich zu "Fortschritt" stehe (jaja, was ist das schon!), muss ein Fortschritts-Pessimismus nun auch nicht gerade sehr zielführend sein. Um's klar zu sagen: Leider lässt sich das Problem real nicht in so eine schöne Schwarz-Weiß-Schablone "Fortschritt-Euphorie" und "Fortschritt-Pessimismus" einteilen. Da gibt es unzählige Schattierungen dazwischen. Dazu zählen dann auch kritische Fragen.


@ Crimson King:

Guter Punkt!

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Arbo
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 13:34
Es passt einfach nicht zu unserem Weltbild, dass der Mensch mit jeder neuen Kulturstufe immer mehr arbeiten muss. Wir interpretieren lieber jeden Wechsel als Fortschritt, der nur Gutes bringt.
Interessante Beobachtung.
Ich würde es aber anders formulieren.
Die meisten wissen überhaupt nicht, wie unsere Vorfahren gelebt haben und wie andere Gesellschaften funktionierten.
Man nimmt im christlich geprägten Abendland an, dass nur tägliche, harte Arbeit von früh bis spät das tägliche Brot auf den Tisch schafft oder schaffen kann.
Speziell die deutsche Mentalität ist in dieser Richtung stark ausgeprägt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 13:37
Ist vermutlich nicht völlig falsch. Bis zur Industrialisierung arbeitete der Mensch nicht gar zu viel, weniger als heute. Während der Industrialisierung ging die Arbeitszeit teilweise auf 90 Wochenstunden hoch.
Allerdings würde ich davon ausgehen, dass altertümliche Sklaventreibergesellschaften auch schon recht hohe Wochenarbeitszeiten hatten.

Das mit den Slavengesellschaften ist schwierig zu sagen, auf jeden Fall nicht verallgemeinbar.

Im alten Rom zB definitiv nicht. In jungen Amerika wiederum definitv ja- da wurden Menschen teilweise wie Arbeitsvieh genutzt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 13:39
Das mit den Slavengesellschaften ist schwierig zu sagen, auf jeden Fall nicht verallgemeinbar.

Im alten Rom zB definitiv nicht. In jungen Amerika wiederum definitv ja- da wurden Menschen teilweise wie Arbeitsvieh genutzt.







@ Arbo: werd mal bitte konkreter.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Orakel am 8.11.2009 | 13:40
Öhm:

Mittelschicht = Wohlstand.

Unterschicht = Überleben.

Oberschicht = Luxus.

Das Problem ist nur, dass diese Begriffe in unserer Postmodernen Bildungsgesellschaft noch weniger funktionieren, als sie es vorher taten. Eines dieser Eingeständnisse war ja erst letzten die einführung des Begriffes "Präkariat", der eigentlich nur eine Aufspaltung der Unterschicht in Unterschicht und bildungsferne Unterschicht darstellt, dadurch allerdings offnebart hat, dass diese gesammte Schubladeneinteilung bereits mehr oder weniger in sich zusammengekracht ist, da man zeitgleich vom sich selbst abbauenden Mittelstand sprechen muss und weitere Probleme in anderen Bereichen sich immer mehr offenbahren.

Von daher entzieht sich die Diskussion erstmal ihrer Grundlage, weil man keine brauchbaren Klassifikationen für das erwähnte "Schichtenmodell" mehr hat, die sich so in der Realität auch nur ansatzweise herabstrahieren lassen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: 8t88 am 8.11.2009 | 13:54
Also: Jede Zivilisation der es gut geht hat Zeit für Irgendetwas... jeder der es nicht gut geht hat trotzdem zeit und Energie um sich das bisschen zeit das zwischen verhungern und sterben bleibt zu vertreiben.
Somit sind alle Hobbys "Wohlstandshobbys".

Wenn ich mir nen Satz Würfel für jeden hole (5*7,50€ =37,50)
Ein SW:GE Buch (24,95€)
Stifte und Papier kann man glaub ich vernachlässigen, genau wie Strom und kosten für musik
Wenn man dann 3 Mal die Woche spielt (MO+MI+SA) und je abend für getränke und Essen 2 Euro kalkuliert, kommt man auf einmalig 12,49€ für jeden und 6 Euro die "Woche" für, sagen wir mal, 14 Stunden Gesamtspielzeit.
Mit der SW:GE kann man ohne Probleme 3 Jahre so Rollenspiel betreiben (Auch mit vielen anderen Grundbüchern, DSA 4.1 zB)
Ohne etwas dazu zu kaufen.

6Euro*50Wochen (Weil irgendwann hat immer mal einer keine Zeit) = 300 Euro im Jahr (Grundbuch nicht Inbegriffen) für 700 Stunden (29 Tage, also billiger als jeder Jahresurlaub mit Wegfahren) Spielspaß (Plus Kumpels sehen, lachen, einfach so reden etc.)

Wer Unter der Woche nicht nur 4 Stunden Spiel und SA nicht nur 6 Stunden kommt auf noch besseres Verhältniss.

Um auf 700 Stunden Kino zu kommen (2 Stunden = 7,00 Euro (günstiges Kino, wenig essen kaufen) brauche ich 2450 Euro.
Wer danach noch etwas trinken geht um sich über den Film zu unterhalten addiert noch mal 4 Euro je Kinobesuch zusätzlich, denn im Kino selber spricht man ja nicht so viel.

Ich finde unser Hobby rechnet sich!
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Samael am 8.11.2009 | 14:03
Warum immer dieser Vergleich mit Kino? Das ist einfach mal fast die teuerste Variante 2 Stunden zu verbringen. Vergleichs mal lieber mit einem Videospiel (25-50h Spielzeit), oder mit Buchlesen. Davon abgesehen sind die 3 Spieltermine pro Woche utopisch. Das hab ich selbst als Schüler nicht hingekriegt.

EDIT: Außerdem: Wer spielt schon nur mit einem Grundbuch (und dann noch für die ganze Gruppe) 3 Jahre lang? Doch wohl beinahe niemand.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: 8t88 am 8.11.2009 | 14:07
Warum immer dieser Vergleich mit Kino? Das ist einfach mal fast die teuerste Variante 2 Stunden zu verbringen. Vergleichs mal lieber mit einem Videospiel (25-50h Spielzeit), oder mit Buchlesen. Davon abgesehen sind die 3 Spieltermine pro Woche utopisch. Das hab ich selbst als Schüler nicht hingekriegt.

EDIT: Außerdem: Wer spielt schon nur mit einem Grundbuch (und dann noch für die ganze Gruppe) 3 Jahre lang? Doch wohl beinahe niemand.
"Kann" nicht "muss".
Nen Kumpel von mir leitet seit 2 Jahren ne Copkampagnie, mit dem nWoD Grundbuch, dem "Tales from 13th Prencinct" und jetzt nach 2 Jahren hat er mir für 14 Euro das Second sight abgekauft... Ich denke das rechnet sich für Ihn schon.
Und ich habe 3 Spieltermine die Woche (Eben MO, MI und SA)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 14:26
Man kommt bei Rollenspielen sicher mit wenig Geld klar. Dass der "Unterschichten"-Zeitvertreib eher in andere Richtungen geht, hat sicher nichts mit dem Einkommen zu tun.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 14:48
Also: Jede Zivilisation der es gut geht hat Zeit für Irgendetwas... jeder der es nicht gut geht hat trotzdem zeit und Energie um sich das bisschen zeit das zwischen verhungern und sterben bleibt zu vertreiben.
Somit sind alle Hobbys "Wohlstandshobbys".

Nein, sind sie nicht. Zum zweiten Male in diesem Thread schrillt die Redundanz-Sirene. Du sagst es ja selber.

Selbst in russischen oder deutschen Arbeitslagern Mitte des 20sten fanden die Leute wenigstens ein paar Minuten für Müssiggang, Albernheiten oder eben "Hobbys".
Hobbys sind deswegen keine "Wohlstandsgwohnheiten" sondern menschliche Wesenszüge.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 14:51
Amüsant wie hier Dinge wie Wohlstand oder Bildung an den Extrempunkten arbeitsloser Hauptschulabgänger mit Migrationshintergrund und polospielende Oberschicht-Studenten manifestiert werden.

Da kann man wohl nur sagen: Klogriff bei Gesellschaftskunde Deutschlands.

Würde gerne wissen, was du damit meinst.
Niemand hat vom "arbeitslosen Hauptschulabgänger mit Migrationshintergrund" gesprochen , ausser dir natürlich.
Mich dünkts, du spielst den Moralvertreter vom hohen Ross.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Gaming Cat am 8.11.2009 | 14:53
Das Problem ist nur, dass diese Begriffe in unserer Postmodernen Bildungsgesellschaft noch weniger funktionieren, als sie es vorher taten. Eines dieser Eingeständnisse war ja erst letzten die einführung des Begriffes "Präkariat", der eigentlich nur eine Aufspaltung der Unterschicht in Unterschicht und bildungsferne Unterschicht darstellt, dadurch allerdings offnebart hat, dass diese gesammte Schubladeneinteilung bereits mehr oder weniger in sich zusammengekracht ist...
Warum? Die Begriffe werden allseits weidlich verwendet. Wenn sie heute nichts mehr bezeichnen...warum hört man sie von überall...?
Prekariat definiert sich imho auch vor allem durch die Unsicherheit der Arbeits- bzw. Einkommensverhältnisse und deren Folgen...
Außerdem: Wenn schon neue "treffende" Begrifflichkeiten, dann welche???
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Ein am 8.11.2009 | 14:59
Was man im Übrigen nicht vergessen darf, in Deutschland hängt formelle Bildung (Schulabschluss etc.) immer noch vornehmlich von der Herkunft der Eltern und nicht etwa von der Intelligenz der Schüler ab.

Daher kann die wirkliche Bildung eines Arbeiterkindes weit höher liegen, als man es rein von seinem Schulabschluss vermuten möge.

Und weiterhin ist Wohlstand absolut nicht direkt an Bildung gekoppelt, in dem Sinne wie man sich das gerne mit Studium und akademischer Laufbahn vorstellt. Es gibt genug Studien, die zeigen, dass es wirtschaftlich vernünftiger ist eine Ausbildung zu machen und sich anschließend hochzuarbeiten, da der Verdienstausfall während des Studiums kaum durch die minimal höheren Gehälter eines Akademikers auszugleichen sind.

Wenn wir uns dann noch solche Fälle angucken, wie der Hauptschüler, der eine Handwerkslehre absolviert, und nach 5-10 Jahren seinen Meister macht und in der Folge weit mehr verdient als der durchschnittliche Akademiker, sieht man eigentlich ganz schnell, dass das was gerne impliziert unter Wohlstand verstanden wird, im Grunde sehr stark durch das Prestigedenken einer kleinen selbst erkorenen Elite geprägt wird.

Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: tartex am 8.11.2009 | 15:05
Ich sehe auch keine sonderliche Anforderung für Bildungsnähe. [...]
Wäre auch lächerlich wenn dem so wäre, denn die Nähe des Rollenspiels zur Trivialliteratur ist enorm stark ausgebildet. Da nicht nur alle Rollenspieler, die ich bisher kennengelernt habe, in großem Maße Trivialliteratur (angefangen bei HdR) verschlungen haben, auch die Autoren haben einen enormen Drang zum trivialen.

Ich denke, das ist einer der interessantesten Punkte, die hier bis jetzt angesprochen wurden.
Wer wirklich viel Geld hat, muss Eskapismus nicht in/mit Büchern ausleben. Ich denke, man kann sich schon darauf einigen, dass Rollenspiel ein Eskapismus-Hobby ist. Und die Frage ist wohl: welche gesellschaftlichen Schichten (bleiben wir halt einfach Old School, wenn wir schon so begonnen haben) hat diese Form von Eskapismus nötig?

Unabhängig davon ein Filmtipp zum Thema:
Gamerz the Movie (http://www.gamerz-the-movie.com/GAMERZ/GAMERZ/GAMERZ.html)
Dreht sich um einen schottischen RPG-Geek und seinen ehemaligen Chav/Proll-Freund, der irgendwie dann doch zum Rollenspielen kommt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 15:32
...im Grunde sehr stark durch das Prestigedenken einer kleinen selbst erkorenen Elite geprägt wird.
Das ist Quatsch.
Von welcher Elite redest du?
Dem Adel? Allerhöchstens den Medien, die sind aber keine Elite.

Ausserdem:
Du wirst in Deutschland deinen Schulabschluss machen, wenn dus willst. Da hast es definitv schwerer, wenn du männlich bist, und einen Migrationshintergrund aufweist oder pigmentsmässig dunkler ausgestattet bist, aber das ist (leider) überall so.  
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Ein am 8.11.2009 | 15:37
Äh, Mittelschicht ist 70-150% des Äquivalenzeinkommens. Das sind dann rund 25.000 - 55.000 Euro.

Für überdurchschnittlich anspruchsvoll halte ich Rollenspiel für die Unterschicht absolut nicht. Was genau soll daran die Unterschicht überfordern? Die schlechten Kurzgeschichten?

@Einzelgänger
Nein, wirst du nicht. Denn in einigen Bundesländern hängt die weiterführende Schule auf der ein Schüler landen wird, allein von der Lehrerempfehlung ab. In den anderen Bundesländern wird diese Empfehlung immer noch zur Mehrheit nicht angezweifelt.

Es gibt allerdings einige Studien, die zeigen, dass Lehrer in dieser Hinsicht sehr vorurteilbehaftet sind, so dass Kinder aus bildungsfernen Haushalten bei gleicher Intelligenz eine weit geringere Chance haben, an das Gynasium empfohlen zu werden, als Kinder aus dem Bildungsbürgertum.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 16:01
Ich rede von einem Schulabschluss, Real oder Hauptschule.

Deine Studien zum Thema Gymnasial-Empfehlung zweifele ich nicht im Geringsten an.

Aber ich finde, du bist uns immer noch eine Erklärung zum Thema Eliten schuldig.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: tartex am 8.11.2009 | 17:40
Ich muss sagen, nachdem ich meine geekige Landjugend hinter mir gelassen hatte, habe ich mich auch erst mal für beinahe ein Jahrzehnt den "Unterschichtshobbies" Saufen, Indie-Discos und (zweckentfremdete) Fortpflanzung gewidmet.
Erst nachdem ich schon so gut wie verheiratet war und mein Lebenswandel zunehmend spießig wurde, bin ich zu den Rollenspielen zurückgekehrt. Bei meiner Recherchedekade zu den Unterschichtenhobbies habe ich auch gar nicht so wenig Oberschichtler getroffen.
Auch ansonsten habe ich den Eindruck gewonnen, dass Menschen sich für Saufen und Fortpflanzung interessieren. Der Mittelstand zum Großteil auch.

Im Endeffekt bleibt dann doch nur die Frage, warum es Leute gibt, die lieber stundenlang Regeln wälzen, als einfach mit Leuten zu quatschen. Die lieber einmal die Woche dieselben Typen treffen, als irgendwohin zu gehen, wo man tatsächlich was abenteuerliches erleben könnten. Und die lieber für 4-5 Leute Kampagnen vorbereiten, anstatt irgendwelchen Gothic-Chicks zu verklickern, an welchem großartigen Fantasy-Epos sie als hoffnungsvolle Nachwuchsliteraten gerade basteln.

PS: Ich zähle mich zu dieser mysteriösen Gruppe.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 8.11.2009 | 17:51
(zweckentfremdete) Fortpflanzung


 wtf?

Nein, ich frag jetzt besser nicht...
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 17:52
Um ein Rollenspiel zu spielen, braucht es mehr, als die Fähigkeit zu lesen und die Regeln zu erfassen. Rollenspiel findet zu einem großen Teil in der Vorstellung statt, es bewegt sich aus der Realität, aus dem Faktischen hinaus in eine Ideenwelt, in der Möglichkeiten zählen. Es erfordert Konzentration und Kreativität, es sei denn, man läuft bloß mit. Es ist mehr als bloß "Spaß haben". Insofern stimmt die Aussage, Rollenspiel sei anspruchsvoll (ich finde fordernd passender).

Nimmt man gängige Persönlichkeitstest wie Big Five oder MBTI, werden Rollenspieler mehrheitlich eine überdurchschnittliche Openness bzw. einen hohen Wert bei intuitiver Wahrnehmung haben. Das korrelliert dann mit Bildung, weil solche Menschen generell neugieriger, offener sind und sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen.

Mit materiellem Wohlstand hat das wie gesagt eher nebenbei etwas zu tun. Der typische Manager ist in vielen Fällen eher ein faktenorientierter Typ, wohlstandsmäßig wird er aber gut mit dabei sein.


 wtf?

Nein, ich frag jetzt besser nicht...

Ich vermute: der Akt der Fortpflanzung, bei dem die Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung aber durch Hilfsmittel möglichst minimiert wird.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 8.11.2009 | 17:56
Zitat
Erst nachdem ich schon so gut wie verheiratet war und mein Lebenswandel zunehmend spießig wurde, bin ich zu den Rollenspielen zurückgekehrt.

Da haben wir endlich die Schicht , nach der wir gesucht haben: Rollenspieler = Spiessbürgertum!

@Crimson King:
das unterschreib ich glatt
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 8.11.2009 | 17:59
Ich vermute: der Akt der Fortpflanzung, bei dem die Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung aber durch Hilfsmittel möglichst minimiert wird.


*stirnpatsch*

Ja ne, is klar jetzt  :D
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Arbo am 8.11.2009 | 18:02
@ Crimson King:

Ich kenne aber auch eine Reihe von "Akademiker|inne|n", die in Sachen Vorstellungsvermögen ... sagen wir mal gelinde ... etwas unterdurchschnittlich ausgestattet sind.

Dazu wäre zu beachten, dass die von Ein beschriebene Tendenz, Kinder nach Elternhaus auf die entsprechende Schuleart zu schicken, faktisch zu "elitärem Inzest" führt. Nur, weil jemand einen bestimmten Abschluss bekommt, sagt das noch nicht wirklich was über seine Fähigkeiten aus. Oder um es mal konkreter zu machen: Bisweilen werden einem die Abschlüsse auch hinterher geworfen. Jedenfalls ist das mein Eindruck.

Die typischen Prollo-Hobbies, die finden sich dann komischerweise auch dort. Da muss mensch sich nur mal in einem gepflegten BWL-Studiengang umsehen ...

Und ehrlich: Ich glaube, dass sich das mit dem Vorstellungsvermögen in gewisser Weise auch "erlernen" lässt. Da sehe ich keinen wirklichen Zusammenhang zwischen Bildung und Rollenspiel. Sonst gäbe es womöglich nur Schauspielerinnen und Schauspieler mit akademischen Hintergrund.

Arbo
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 18:06
@ Crimson King:

Ich kenne aber auch eine Reihe von "Akademiker|inne|n", die in Sachen Vorstellungsvermögen ... sagen wir mal gelinde ... etwas unterdurchschnittlich ausgestattet sind.

Siehe mein Manager(=BWLer)-Beispiel. Auch im akademischen Sektor gibt es Zweige, die mehr oder weniger Phantasie, Erkennen von Mustern und Zusammenhängen, Abstraktionsvermögen und Querdenkertum benötigen, um richtig erfolgreich zu sein.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 18:21
Manche Dinge lassen sich erlernen, was aber nicht heißt, dass es einem Spaß macht, die erlernten Dinge auch anzuwenden.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Sternenwarzendreck am 8.11.2009 | 18:27
Meine Meinung:
Je nach Definition von "Wohlstandshobby" EINE Antwort auf DIE Frage: NEIN!
Und ich habe (berechtigte?) Zweifel, ob es überhaupt einen Begriff "Wohlstandshobby" gibt, der DIE Antwort "JA!" überhaupt ermöglicht.

- Nur wenige Leute invstieren groß in Rollenspielerei. Der ökonomische Ansatz ist also völliger Käse. Unterm Strich ist Rollenspielerei also recht günstig. Wurde hier auch schon eindrucksvoll vorgerechnet.
Und die wenigen, die groß investieren, sollten sich hüten, ein "Elitenkonzept" auf das Hobby "Rollenspielerei" anzuwenden. Das stinkt nämlich, indem von Ausnahmeverhalten allgemeingültige Regeln abgeleitet werden, die bei Lichte mit Verstand betrachtet völliger Mumpitz sind.

- Der Vergleich mit jedem anderen Hobby ist irrsinnig. Der Hobbyläufer braucht immer mal wieder Turnschuhe und Sportklamotten. Wenn er sich dabei die "edleren" Klamotten kauft, ist er dann ein Wholstandshobbyläufer? Wohl kaum! Und das gleiche Problem wird bei nahezu jedem anderen Hobby aufkommen.

- Und ist der Prolet, der pro Jahre Hunderte und Tausende Teuronen in seinen VW Prolo steckt, etwa ein Wohlstandshobbyprolet - verglichen mit dem Vollzeitrollenspieler, der viel Rollenspielkram, wohl aber nicht das gleiche Investititionsvolumen hat wie ein Vollblut-Auto-Hobby-Bastler? Nee, bestimmt nicht.

- Dann dieses Bildungsgerede. Habt Ihr sie noch alle? Auf jedem größeren Con habe ich keineswegs eine Bildungselite beobachtet - sondern mehr die spinnerten Leute, die die literarisch gepimpten Hundertstelwahrheiten aus Rollenspielen auf das reale Leben 1:1 übertragen haben. Und schaue ich mir die Deppen an, die auf Gymnasien und Unis herumlungern, ja ... Da gibt es leuchtende Beispiele für "Bildungselite" oder sowas; aber die Regel ist auch das nicht. Gymnasium/ Uni als Status ... Bah!
Auch hier: Ausnahmen gibt es. Aber von diesen eine Regel abzuleiten?

Dieses Thema krankt an dem Begriff "Wohlstandshobby".

So, viel Spaß beim Weiterspinnen.

DER Rollenspieler
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: tartex am 8.11.2009 | 18:29
Die typischen Prollo-Hobbies, die finden sich dann komischerweise auch dort. Da muss mensch sich nur mal in einem gepflegten BWL-Studiengang umsehen ...

Du hast das auf den Punkt gebracht, was ich (extrem ungelenk) aussagen wollte. Bei einem meiner Ex-Arbeitgeber (ok, ich kannte eigentlich nur die Marketing- und PR-Abteilung) hatte jeder ein abgeschlossenes Studium. Verdient haben auch alle großartig. 80% der Gespräche handelten von Autos, Fußball oder Sex. Und das war ein noch ziemlich Geek-affines Unternehmen... (Aber die Sales-Leute waren als die echten Prolls verschrieen.  ;D)

Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 18:31
Um ein Rollenspiel zu spielen, braucht es mehr, als die Fähigkeit zu lesen und die Regeln zu erfassen. Rollenspiel findet zu einem großen Teil in der Vorstellung statt, es bewegt sich aus der Realität, aus dem Faktischen hinaus in eine Ideenwelt, in der Möglichkeiten zählen. Es erfordert Konzentration und Kreativität, es sei denn, man läuft bloß mit. Es ist mehr als bloß "Spaß haben". Insofern stimmt die Aussage, Rollenspiel sei anspruchsvoll (ich finde fordernd passender).
Genau wie bei Scrabble. Ehrlich gesagt finde ich das ziemlichen Unsinn. Meine Erfahrung zeigt: Menschen ohne Ausbildung, ja sogar Kinder können Rollenspiele teilweise mit mehr Begeisterung spielen, als selbst mancher sozial kompetente Akademiker. Und nein - Rollenspiel ist nicht viel mehr, als bloß Spaß haben. Es ist einfach Spaß haben beim Spielen einer Rolle. Mehr ist nicht dran.

Nimmt man gängige Persönlichkeitstest wie Big Five oder MBTI, werden Rollenspieler mehrheitlich eine überdurchschnittliche Openness bzw. einen hohen Wert bei intuitiver Wahrnehmung haben. Das korrelliert dann mit Bildung, weil solche Menschen generell neugieriger, offener sind und sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen.
"...werden Rollenspieler..."
WOW! Die Studie wurde ausgewertet bevor sie gemacht wurde. Ich bin begeistert. Dazu muss man wohl Rollenspieler sein ;)

Fakt: ich kenne nicht weniger Rollenspieler aus der unteren als aus der oberen Bildungsschicht. Fakt: ich habe mit Kindern gespielt, die - Trotz Generation MTV - gerne und gut Rollenspiel gespielt haben. Verdammt, ich war selbst eines.

Und wieder einmal wird ein einfaches Hobby erhöht. Was hat man dem Rollenspiel in diesem (und dem Vorgänger-) Forum nicht schon alles angedichtet: den Anspruch auf Kunst, Wissenschaftlichkeit, Wohlstands- und jetzt auch Bildungshobby. Und wiedereinmal fühle ich mich unterqualifiziert. Aber ich bin ja auch (siehe Signatur) der Welt schlechteste Rollenspieler. Zumindest hoffe ich das, denn mit dem Bild, das hier vom Rollenspieler gezeichnet wird, möchte ich mich nicht identifizieren.

Danke.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 18:38
WOW! Die Studie wurde ausgewertet bevor sie gemacht wurde.

Falsch. Die ist gemacht worden, auf Basis des Big Five Tests. Habe jetzt keinen Bock, die zu suchen. Das Ergebnis war aber entsprechend. Rollenspieler hatten Mittelwerte, die in den Bereichen Extraversion, Offenheit und Verträglichkeit über dem Durchschnitt lagen, bei Gewissenhaftigkeit unter dem Durchschnitt, bei Neurotizismus weiß ich es nicht mehr.

Des weiteren sollte man Bildung nicht mit Ausbildung gleichsetzen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 18:52
Des weiteren sollte man Bildung nicht mit Ausbildung gleichsetzen.
Es gibt viele verschiedene Begriffe von "Bildung". Ich bin davon ausgegangen, dass Du mit Bildung die Allgemeinbildung meinst. Wenn Du eine ganzheitlichere, eventuell moralisch geprägte Form der Bildung meinst, möchte ich mich nur um so mehr von der Theorie distanzieren, dass diese wichtig für das Rollenspiel sei.

Danke.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 19:05
Es gibt viele verschiedene Begriffe von "Bildung". Ich bin davon ausgegangen, dass Du mit Bildung die Allgemeinbildung meinst.

Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden. Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde. Und vor allem Kinder haben davon in den meisten Fällen Unmengen. Nimm Phantasie dazu, was ich ebenfalls als unter Rollenspielern überdurchschnittlich weit verbreitete Eigenschaft ansehe, und du kommst ziemlich schnell auf den Trichter, dass Kinder Rollenspiel - sicherlich auf einer weniger abstrakten Ebene als viele Erwachsene - durchaus gut betreiben können.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 19:26
Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden.
Allgemeinbildung im Sinne des Bildungskanons (das, was man imho unter Allgemeinbildung versteht) ist fast ausschließlich Wissen.

Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde. Und vor allem Kinder haben davon in den meisten Fällen Unmengen. Nimm Phantasie dazu, was ich ebenfalls als unter Rollenspielern überdurchschnittlich weit verbreitete Eigenschaft ansehe, und du kommst ziemlich schnell auf den Trichter, dass Kinder Rollenspiel - sicherlich auf einer weniger abstrakten Ebene als viele Erwachsene - durchaus gut betreiben können.
Deine Aussage: Kinder haben eine umfangreichere Allgemeinbildung als Erwachsene weil sie neugiereiger sind? Erkläre weiter! Ich bin gespannt zu welchem Begriff der Allgemeinbildung das führt. Sicher nicht zu dem, den die meisten hier im Forum darunter verstanden haben. 
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 19:29
Allgemeinbildung im Sinne des Bildungskanons (das, was man imho unter Allgemeinbildung versteht) ist fast ausschließlich Wissen.

Einen Bildungskanon kenne ich nicht. Zu Allgemeinbildung gehört nach meinem Verständnis allerdings immer auch die Fähigkeit, das Wissen in den richtigen Kontext zu setzen und korrekt anzuwenden.

Deine Aussage: Kinder haben eine umfangreichere Allgemeinbildung als Erwachsene weil sie neugiereiger sind? Erkläre weiter! Ich bin gespannt zu welchem Begriff der Allgemeinbildung das führt. Sicher nicht zu dem, den die meisten hier im Forum darunter verstanden haben. 

Man kann sich wirklich Mühe geben, Dinge falsch zu verstehen. Ernster genommen wird man deshalb nicht.

Kinder verfügen über Eigenschaften, die richtig angewandt auf lange Sicht zu hoher (Allgemein)Bildung führen. Wenn man sich diese Eigenschaften erhält, hilft das generell ungemein.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 19:34
Man kann sich wirklich Mühe geben, Dinge falsch zu verstehen. Ernster genommen wird man deshalb nicht.
Moment mal! Auf der einen Seite sagst Du, dass Allgemeinbildung Grundvoraussetzung für Rollenspiel ist. Auf der anderen sagst Du, dass Kinder aufgrund ihrer Phantasie gut Rollenspiel spielen können. Wo verstehe ich etwas falsch, wenn ich sage, dass dann Kinder aufgrund ihrer Phantasie wohl eine höhere Allgemeinbildung haben müssen? Ich will dich ja verstehen. Ich glaube nur, dass du dich da ein wenig mit ein paar Aussagen verhedderst.

Zitat
Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden. Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde.
Das ist ziemlich genau das: Kinder haben Bildung, weil sie neugierig sind.

(Sind wir eigentlich noch on topic?)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 19:37
Wo sage ich, dass Allgemeinbildung Grundvoraussetzung für Rollenspiel ist?

Meine Aussage war ganz klar: Rollenspiel zieht Menschen an, die einen Typ haben (z.B. gemäß Big Five), der Eigenschaften aufweist, die höhere Allgemeinbildung begünstigen. Ich habe sogar ganz klar gesagt, dass ich zwischen Bildungsniveau und Rollenspiel auch nur einen mittelbaren Zusammenhang sehe.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 19:42
Du hast Recht. Zu ziehst den Kehrschluss - wer Rollenspieler ist, neigt dazu, sich zu bilden. Ein Fakt, den ich an dieser Stelle
Zitat
ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden.
missinterpretiert habe. Sorry. Ich sollte die Aussage natürlich in den Kontext deiner vorherigen Posts sehen. Ich entschuldige mich.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 19:45
Kein Problem. Es soll vorkommen, dass man was misinterpretiert. Sogar mir gelegentlich.  ;)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Bad Horse am 8.11.2009 | 19:49
Höhere Allgemeinbildung bei Rollenspielern? Ich bin mir da nicht so sicher - gewiss gibt es ein paar Themenbereiche, für die sich Rollenspieler interessieren (Mittelalter, Waffentechnik, Japan) und in denen sie überdurchschnittlich viel Wissen angehäuft haben.

Aber um mal die Aussage eines meiner Bekannten zu zitieren (der sich gewiß für überdurchschnittlich gebildet hält): "Der Steinmeier kann doch nicht erwarten, dass ich weiß, wer er ist und wie er aussieht!" Und um meine eigene politische Bildung sieht es - jetzt ehrlich gesagt - auch nicht so gut aus.

Grade den im Internet aktiven Rollenspielern würde ich aber eine gewisse Begabung, sich Informationen zu beschaffen, zugestehen. Ob die überdurchschnittlich ist oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Minne am 8.11.2009 | 19:51
Wenn man sich überlegt, was ein Wohlstandshobby sein könnte, dann gibt es meiner Ansicht nach zwei mögliche Antworten:

1. Ein Hobby, dass in der herrschenden Klasse verbreitet ist und zu deren Distinktionsgebahren dazugehört. Also eine gewisse Statuskonnotation hat. Hier fallen mir Fechten, Theater und Opern, Ballet, bestimmte klassische Instrumente (Geige, Harfe) ein.

2. Ein Hobby, dass dermaßen teuer ist, dass man einen nicht unerheblichen Wohlstand benötigt um es auszuüben. Beispielsweise Segeln, Reiten und diverse Extremsportarten oder das Sammeln von teuren Dingen.

Die Kategorien der Beispiele überlappen sich natürlich, aber mir scheint Rollenspiel weder in die eine noch in die andere Kategorie zu fallen. Es ist weder exorbitant teuer (man kann es natürlich teuer haben, aber es ist auch möglich fast ohne Geld aufzuwenden Rollenspiel zu spielen), noch genießt es einen Status, der es irgendwie zum Bestandteil des Habitus der herrschenden Klasse machen würde.

Dass die Möglichkeit überhaupt ein Hobby zu haben können natürlich einen gewissen Mindestwohlstand und eine Mindestmenge an Freizeit voraussetzt, ist klar, hat aber eigentlich nichts mit der Fragestellung zu tun. Bei der geht es ja darum wie Rollenspiel sich zu anderen Hobbys verhält.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 8.11.2009 | 20:00
Höhere Allgemeinbildung bei Rollenspielern? Ich bin mir da nicht so sicher - gewiss gibt es ein paar Themenbereiche, für die sich Rollenspieler interessieren (Mittelalter, Waffentechnik, Japan) und in denen sie überdurchschnittlich viel Wissen angehäuft haben.

Aber um mal die Aussage eines meiner Bekannten zu zitieren (der sich gewiß für überdurchschnittlich gebildet hält): "Der Steinmeier kann doch nicht erwarten, dass ich weiß, wer er ist und wie er aussieht!" Und um meine eigene politische Bildung sieht es - jetzt ehrlich gesagt - auch nicht so gut aus.

Grade den im Internet aktiven Rollenspielern würde ich aber eine gewisse Begabung, sich Informationen zu beschaffen, zugestehen. Ob die überdurchschnittlich ist oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt.

Wie Steinmeier aussieht, wissen bild-Leser wohl im Mittel besser als Rollenspieler. Ob sie damit eine höhere Allgemeinbildung beweisen, steht auf einem anderen Blatt.

Wie gesagt, ich sehe Allgemeinbildung als über Wissen hinausgehend. Bei anderen Definitionen des Begriffs können natürlich auch andere Ergebnisse raus kommen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Bad Horse am 8.11.2009 | 20:10
Ich glaube, über Allgemeinbildung sollten wir woanders weiterdiskutieren, das hat mit Wohlstandshobby nur wenig zu tun.

Zu dem Thema schließe ich mich 912 an: Im Vergleich zu anderen Hobbys ist für das Rollenspiel kein besonderer Wohlstand notwendig, also ist Rollenspiel kein Wohlstandshobby. Du kannst Rollenspiel auch als Hartz-IV-Empfänger spielen. Selbst wenn es dich aus irgendeinem Grund in die Elendsviertel von Rio de Janeiro oder den australischen Outback verschlagen würde, könntest du mit den Menschen dort Rollenspiel spielen, wenn sie Interesse daran haben.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Dammi am 8.11.2009 | 20:14
Selbst wenn es dich aus irgendeinem Grund in die Elendsviertel von Rio de Janeiro oder den australischen Outback verschlagen würde, könntest du mit den Menschen dort Rollenspiel spielen, wenn sie Interesse daran haben.

Ja. Allerdings haben diese Leute andere Probleme, so das das Interesse ziemlich gering sein dürfte. :)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: killedcat am 8.11.2009 | 20:28
Ja. Allerdings haben diese Leute andere Probleme, so das das Interesse ziemlich gering sein dürfte. :)
Das würde ich nicht sagen. In Rio sind z.B. Graffitti-Künstler jede Nacht unterwegs und betreiben das sehr exzessiv und mit lebensgefährlichen Stunts. Man muss die Menschen nur für das Hobby begeistern. Für Spiele haben Menschen selbst in den übelsten Zuständen die Zeit. Wer weiß, vielleicht wird RPG in den Favelas der nächste Trend?
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: tartex am 8.11.2009 | 22:27
Selbst wenn es dich aus irgendeinem Grund in die Elendsviertel von Rio de Janeiro oder den australischen Outback verschlagen würde, könntest du mit den Menschen dort Rollenspiel spielen, wenn sie Interesse daran haben.

Eine der schönsten Rollenspielanekdoten, wie man Rollenspiel falsch verstehen und mit klassischen Proll-Hobbies vermischen kann handelt ja vom "Brazilian Death Squad". Passt hier also doppelt gut rein. Leider auf Englisch... Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat, ist ja auch egal.  :)

Zitat
This is a bit long but...

I guess I will just have to mention my brief GMing to the brazilian police death squad.

Everything begun at my local gameclub (by local I mean the only one in a 4,000,000 people city) some five years ago. This club was run by a fellow hobbyist on weekends, was located at a big avenue and had a large 'Camelot' plaque hanging over the door with the picture of a knight. Needlessly to say it attracted a lot of curious people. Well, at the end of a saturday afternoon of particularly intense WEG Star Wars playing I was approached by this timid skinny guy in his late twenties. He had been watching the entire session and was almost apologetic about coming forward to talk to me. Anyway he lived just 3 blocks away and he loved "games", so he wanted someone to GM a game for him and his "work colleagues". They had never roleplayed before. He seemed a nice, clean, eager-to-play guy, so I invited him and his buddies for a AD&D game in the club, the following night.

Nothing would have prepared me and the other player (the club owner) for the cast of foul characters arriving at the club the next night. Just to contextualize the many non-brazilian readers in this thread, there are two kinds of police in Brazil: the semi-illiterate oppressive superviolent military police, and the corrupt immoral wiseguy detective/mobster types from the civilian police. These guys were the second type.

These four men (the skinny guy only showed up later) were villain prototypes and had intimidation skill points worth entire 20th level characters. Even when they nicely said hello they had menace written all over their foreheads. It was night, but they were dressed like beach tourists, wearing soccer team t-shirts and sandals. There were so much male jewelry as to make Mr. T look like a girl playing child´s bijouterie. All of them had pistols attached at strategic holsters in their bodies, at least one of them had knives, and all of them were anxious to play the nice "game of dice".

I should see the size of the problem when a huge black man put two bottles of smuggled whisky on top of the table we would play. He seriously asked me if that was booze enough for all of us (two bottles for 7 people). I replied I didn´t drink. He said he would freeze the liquid for me to eat it and his mouth opened in a big smile filled with golden teeth.

Anyway the quarreling began when I showed them the pre-gen characters. All of them "wanted to be the master". There were also quarreling about who would get which character (they were choosing by the pictures). But that was mild quarreling and they calmed down as their heavy drinking and joint smoking ensued. Oh, and they also loved the dice.

The game finally began at the tavern where I had planned the characters to meet and the players to familiarize themselves with the blessed and (to them) newly-perceived freedom a player has in a RPG. They caught on fast enough with IC dialogue, and besides the incessant joint passing and abusive drinking the players were concentrated, with cellphones turned off and all.

That´s when the prostitutes arrived.

Unknowingly to me and the club owner, skinny guy had arranged for two prostitutes, old acquaintances of these guys, to meet at my friend´s gaming club. Things went downhill from there, with the women disrupting the game and the telling of IC mixed with OOC murder stories. By this point my friend made the second misteak of the evening, trying to stop the game by telling me he was late and had to close the club and stuff. The murderous cops didn´t take his intentions well, and started to get all serious and quiet, trying to intimidate my friend. After all, he wasn´t being a nice host, since they had brought the booze, the girls, the drugs and the guns, and they were not going to leave before knowing "who won" anyway, since everyone of them had (of course) bet 50 bucks his character would "win".

So I wrapped things up by having an all-out combat between the characters, while a detective banged one of the girls against a wall 4 feet away. The winner got 200 bucks and a knuckle-duster, they all had a blast and left me and my shaking buddy glad we were left alive . We never saw any of them again, not even skinny guy.

Maybe not too creepy, but then again my experience is limited.

Im Original von rpg.net. Mit der "Zusatzausrüstung" wird das notwendige Budget für einen Rollenspielabend auch mal anständig in die Höhe getrieben
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 9.11.2009 | 08:48
Brasilien ist eine Klasse für sich  :D
Danke für die Story!
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Hector am 13.11.2009 | 09:09
@ Brasil: Nun ja. Nach meiner Meinung dürfte Rollenspiel in den Favelas nicht allzu weit verbreitet sein. Ich denke, Kids, die Koks und schlimmeres dealen und sich bereits im Grundschulalter mit der .38er den Weg freischießen, haben andere Hobbies als sich in einer fiktiven Welt ebenfalls die Köpfe einzuschlagen. Und Leute, die unter einer Plastikplane im Straßengraben leben und sich Abfälle in einer Radkappe kochen, werden wohl auch kein gesteigertes Interesse an D&D an den Tag legen. Rollenspielabende mit der Tropa de Elite dürften auch eher die Ausnahme sein, obwohl sich der obige Artikel lustig liest.

Ansonsten halte ich Rollenspiel weniger für ein Wohlstandshobby, unter diese Kategorie würde ich eher Sachen wie Games Workshop einsortieren (das funktioniert ohne ein gerüttet Maß an Kohle gar nicht gut). Als ich damals mit D&D und Midgard angefangen habe, hatten wir vielmehr einiges an Unterschichtlern in den Runden (abgebrochene, sozialhilfeempfangende Studenten, Fleischer, Briefträger, Wachleute). Heute sieht es zwar anders aus, aber das liegt wohl mehr daran, dass man sich mit zunehmendem Alter wohl eher mit Leuten aus seiner eigenen Schicht umgibt.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Minne am 13.11.2009 | 09:18
Zitat
Ich denke, Kids, die Koks und schlimmeres dealen und sich bereits im Grundschulalter mit der .38er den Weg freischießen, haben andere Hobbies als sich in einer fiktiven Welt ebenfalls die Köpfe einzuschlagen.

Ich glaube deine Vorstellung von einer Favela hat nicht notwendigerweise viel mit der Realität zu tun. ;)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 13.11.2009 | 09:35
Ich glaube deine Vorstellung von einer Favela hat nicht notwendigerweise viel mit der Realität zu tun. ;)

Aber dafür gibt es doch City of God.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Hector am 13.11.2009 | 09:55
Ich glaube deine Vorstellung von einer Favela hat nicht notwendigerweise viel mit der Realität zu tun. ;)

Und woher beziehst Du Deine Vorstellung von einer Favela? Ich habe Familie in Brasilien, war mehrfach dort (auch in Großstädten), meine Frau ist ehemalige Favela-Streetworkerin. Die Radkappen-Suppekocher habe ich persönlich erlebt. Eine Freundin der Familie wurde von Kindern in ihrem eigenen Auto vergewaltigt, mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt. City of God mag teilweise überspitzt sein, aber nicht sehr weit von der Realität entfernt. Und es wird täglich schlimmer.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.11.2009 | 10:12
Und woher beziehst Du Deine Vorstellung von einer Favela? Ich habe Familie in Brasilien, war mehrfach dort (auch in Großstädten), meine Frau ist ehemalige Favela-Streetworkerin. Die Radkappen-Suppekocher habe ich persönlich erlebt. Eine Freundin der Familie wurde von Kindern in ihrem eigenen Auto vergewaltigt, mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt. City of God mag teilweise überspitzt sein, aber nicht sehr weit von der Realität entfernt. Und es wird täglich schlimmer.

Das deckt sich mit dem, was ich durch Freunde über Brasilien erfahren habe.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Teylen am 13.11.2009 | 11:01
Meiner Meinung nach ist Rollenspiel kein Wohlstandshobby sondern ein gewoehnliches.
Zwar muss zwar man eine bestimmte Zeit aufwenden und in einem gewissen Rahmen finanzielle Mittel, aber es ist bei weiten einfacher und guenstiger als Golf spielen, Pferde Sport, Yacht rennen, Jagen oder dergleichen.

Ein Uebermass an freier Zeit kann, muss aber keine Folge von Wohlstand sein. Das heisst es kann sein das es sich ein Rollenspieler der arbeitet leisten kann seine Freie Zeit mit RPG zu verbringen, es kann ebenso sein das jemand der nicht arbeitet einfach genug freie Zeit eruebrigen kann.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Merlin Emrys am 13.11.2009 | 11:25
Ein Uebermass an freier Zeit kann, muss aber keine Folge von Wohlstand sein.
Meine Zustimmung.

Bis zur Industrialisierung arbeitete der Mensch nicht gar zu viel, weniger als heute.
Ein Landwirt, der neben Feldern noch Tiere hat, arbeitet wohl heute wie früher im Sommer bis zu 16 Stunden an allen Tagen der Woche. Früher kamen dazu unter Umständen je nach Stand und System noch "Frondienste" oder Vergleichbares. Wenn die Leute zusätzliche Kapazitäten gehabt hätten, hätten sie vermutlich lieber noch mehr geschuftet, als ihre Kinder verhungern zu sehen - daß sie das nicht vermeiden konnten, spricht für mich doch stark dafür, daß sie an ihrem Limit waren. Und es ist ja nun nicht so, daß Hungersnöte völlig unvorhersehbar kamen und das Sammeln und Haltbarmachen von Vorräten erst mit dem Tetrapack und der Konservenbüchse aufgekommen wäre... Leibeigene, Sklaven, Knecht, Mägde und Diener hatten überhaupt keine "Arbeitszeiten", es sei denn "Bereitschaftsdienst für 24/7" oder so, während der Mahlzeiten inklusive. Und wer von der Arbeit geschafft ist, sogar körperlich ausgelaugt, der wird vermutlich jedes Hobby vorziehen, das keine besondere körperliche und geistige Anstrengung verlangt. Musik hören ist da dem Musizieren klar überlegen usw. Denn körperliche Erschöpfung schlägt viel massiver auf die geistigen Kapazitäten als umgedreht geistige Erschöpfung auf die körperlichen.

Insofern halte ich Rollenspiel für ein Wohlstand-Hobby, weil es diesen Wohlstand braucht, um nicht körperlich und geistig gar nicht mehr dazu in der Lage zu sein.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Minne am 13.11.2009 | 13:21
Zitat
Und woher beziehst Du Deine Vorstellung von einer Favela? Ich habe Familie in Brasilien, war mehrfach dort (auch in Großstädten), meine Frau ist ehemalige Favela-Streetworkerin. Die Radkappen-Suppekocher habe ich persönlich erlebt. Eine Freundin der Familie wurde von Kindern in ihrem eigenen Auto vergewaltigt, mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt. City of God mag teilweise überspitzt sein, aber nicht sehr weit von der Realität entfernt. Und es wird täglich schlimmer.

Pardon, ich habe zwar einige Jahre in Brasilien gelebt, aber das ist schon ein bisschen her und ich schätze, dass deine Informationen aufgrund deiner direkten Beziehungen genauer sind. Ich meinte nur, dass in vielen Favelas ein weitgehendes von lokalen Gangs erzwungenes Gewaltverbot herrscht und dass auch die Armut nicht notwendigerweise so krass ist, wie man sich das oftmals vorstellt. Aber Favela ist ja auch ein ziemlich breiter Begriff und sicherlich gibt es auch da bedeutende unterschiede.

Ich denke halt, dass sich die gängige Vorstellung von Favelas oftmals mit romantischen und exotischen (Gewalt-)Fantasien mischt, die einer Sehnsucht nach Gefahr und Abenteuern entspricht. Daher mein vielleicht etwas reflexhafter Einspruch.

Zitat
Ein Landwirt, der neben Feldern noch Tiere hat

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Insofern halte ich Rollenspiel für ein Wohlstand-Hobby, weil es diesen Wohlstand braucht, um nicht körperlich und geistig gar nicht mehr dazu in der Lage zu sein.

Abgesehen davon, dass deine Berechnung falsch ist, weil du übersiehst, dass die Arbeitszeiten in der Landarbeit stark saisonal bedingt sind, hast du auch noch das Thema verfehlt. Siehe:
Zitat
Dass die Möglichkeit überhaupt ein Hobby zu haben können natürlich einen gewissen Mindestwohlstand und eine Mindestmenge an Freizeit voraussetzt, ist klar, hat aber eigentlich nichts mit der Fragestellung zu tun. Bei der geht es ja darum wie Rollenspiel sich zu anderen Hobbys verhält.

Zitat
Bis zur Industrialisierung arbeitete der Mensch nicht gar zu viel, weniger als heute.
Ich nehme an, du meinst vor der Sesshaftwerdung? Jäger-und-Sammler haben wirklich nicht viel Zeit für ihren Lebensunterhalt aufwenden müssen. Wobei du auch mit der Industrialisierung recht hast, insofern, dass Arbeit seit dem kontinuierlich verdichtet und intensiviert wurde.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Crimson King am 13.11.2009 | 13:28
Ich nehme an, du meinst vor der Sesshaftwerdung? Jäger-und-Sammler haben wirklich nicht viel Zeit für ihren Lebensunterhalt aufwenden müssen. Wobei du auch mit der Industrialisierung recht hast, insofern, dass Arbeit seit dem kontinuierlich verdichtet und intensiviert wurde.

Nein, ich meinte schon exakt, was ich schrieb. Mit der Industrialisierung stieg die mittlere Wochenarbeitszeit massiv an, bis seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Druck der Arbeiterbewegung eine Kehrtwende einsetzte. Solange die Arbeit vornehmlich landwirtschaftlicher Art war, gab es zwar, wie du gesagt hast, Phasen sehr hoher Arbeitsintensität, aber auch lange Phasen, in denen kaum gearbeitet wurde.

Ich vermute, dass antike Sklaventreibergesellschaften in der Hinsicht aber auch nicht wirklich angenehm waren. Haussklaven hatten es abgesehen vom Mangel an Freiheit wohl recht gut, aber die Arbeitssklaven wurden wohl eher als Betriebsmittel angesehen.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Minne am 13.11.2009 | 13:35
Nein, ich meinte schon exakt, was ich schrieb. Mit der Industrialisierung stieg die mittlere Wochenarbeitszeit massiv an, bis seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Druck der Arbeiterbewegung eine Kehrtwende einsetzte. Solange die Arbeit vornehmlich landwirtschaftlicher Art war, gab es zwar, wie du gesagt hast, Phasen sehr hoher Arbeitsintensität, aber auch lange Phasen, in denen kaum gearbeitet wurde.

Jain. Meines Wissens nach wurde auch in vorindustrialisierten Manufakturen und Handwerksbetrieben mehr oder weniger den ganzen Tag gearbeitet. Aber die Arbeit war nicht so dicht, bzw. es gab keine vollkommen eindeutige Trennung zwischen "Arbeitsszeit" und "Freizeit". Diese Trennung gibt es imho erst seit Durchsetzung der Lohnarbeit, was den Vergleich von Arbeitszeiten schwer macht.

Zitat
Ich vermute, dass antike Sklaventreibergesellschaften in der Hinsicht aber auch nicht wirklich angenehm waren. Haussklaven hatten es abgesehen vom Mangel an Freiheit wohl recht gut, aber die Arbeitssklaven wurden wohl eher als Betriebsmittel angesehen.
Das war sehr unterschiedlich. Grundsätzlich wurden die Sklaven um so besser behandelt, um so teurer und seltener sie waren.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Edwin am 13.11.2009 | 13:37
Mir kam gerade ein anderer Gedanke.
Nicht der der Modernisierung folgende Wohlstand, sondern die der Modernisierung folgende Geisteshaltung könnte ein Grund sein.
Mit modernen Einstellungen verbunden ist ja auch klar die Akzeptanz von "Minderheitenbeschäftigungen", die vom gros der Masse abweichen. Über gestiegene Mobilität und Kommunikation können sich solche Minderheiten überhaupt erst treffen und sich kennenlernen.

"Hobby" ist ja eine relativ neuartige Idee, obwohl der Mensch wohl schon immer mehr oder weniger Zeit für Müßiggang, also "Nicht-Arbeit" hatte. Diese wurde aber wohl eher kollektiv verbracht, während Hobby für mich eindeutig einen Beiklang von hoher Differenziertheit hat.
Mit anderen Worten: Hobbys sind ein Zeichen des modernen Individuums, das es so erst in der Moderne gibt.

Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Minne am 13.11.2009 | 13:44
Hm, ich denke, das neue was du ansprichst ist eher die mit dem Hobby verbundene Subkultur. Hobbys im Sinne einer Art kultivierten Freizeitbeschäftigung gab es, denke ich, schon in der Antike. In der herrschenden Klasse halt. Wenn z.B. irgendwelche phönizischen Feldherren Bücher über die Freuden des Kleingartens schreiben, dann ist das vermutlich ein Hinweis darauf.

Aber das ist ein interessantes Thema, zu dem sich eine Recherche lohnen könnte. :)
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Hector am 13.11.2009 | 13:48
@ Edwin: Deine Aussage ist aber, wenn überhaupt, nur für die unteren Schichten zutreffend. Mittel- und Oberschicht frönten schon seit jeher Freizeitvergnügungen (Jagd, Sammelleidenschaft, Reiten, Ballonfahren, Dinge erfinden, Kunst in allihren Ausprägungen, Schmetterlinge sammeln, Zinngießen, etc.). Also Hobbies. Nur der Begriff "Hobby" dafür ist neu. Im 19ten Jahrundert hätte man einen Zinnfiguren- oder Briefmarkensammler nicht als Hobbyisten bezeichnet, sondern als leidenschaftlichen Sammler.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Edwin am 13.11.2009 | 14:02
Ich meine:
Vorlieben bei Arbeit und Freizeit gibt es schon immer. Klar.

Vorlieben meine ich aber nicht.
Ich meine Hobby als Beschäftigung, die zur Ausführung den Kontakt zu anderen Hobbiisten benötigt.

In dem Sinne braucht man halt nicht nur Freizeit und Geld, sondern auch Kommunikation und/oder Mobilität.
Ebenso eine bestimmte Geisteshaltung, welche von einem "Was anderen nicht schadet ist erlaubt"-Ethos geprägt ist.
Erst mit solcher Einstellung kann die enorme Bandbreite der mehr oder weniger akzeptierten Hobbys erklärt werden.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Teylen am 13.11.2009 | 15:25
Ich meine Hobby als Beschäftigung, die zur Ausführung den Kontakt zu anderen Hobbiisten benötigt.
Dann waeren Briefmarken Sammeln, Computer Spielen, lesen, musizieren und dergleichen kein Hobby wenn man nicht raus geht?

Abgesehen davon denke ich das die Leute schon immer Hobbies hatten und wenn sie nur in die Kneipe gingen. Irgendetwas werden die ja in der freien Zeit getan haben.
Titel: Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
Beitrag von: Merlin Emrys am 13.11.2009 | 18:35
Abgesehen davon, dass deine Berechnung falsch ist,...
Schade, daß Du nicht alles gelesen hast, sondern nur Teilsätze. Sonst wäre Dir wohl unter den Worten, die Du so großzügig überlesen hast, das kleine "im Sommer" aufgefallen. Deine Behauptungen zum "Thema verfehlt" stimmen übrigens genausowenig. Aber damit ich nicht wieder mehr schreibe, als Du lesen kannst...