Für mich ist das verbindende Element, der kleinste gemeinsame Nenner, das gemeinschaftliche Erzählen einer Geschichte durch zwei oder mehr (will man Soloabenteuer und dergleichen mit einschließen auch nur durch eine) Personen. Ob man dazu nun Rollenspiel, Roleplayinggame, Storytelling Game, Erzählspiel, interaktives Tischtheater oder Abenteuerspiel sagt, ob man RPG oder FRS als Abkürzung benutzt, ist letzen Endes Makulatur.
'Das Rollenspiel als interaktive Erzählform - ein neuartiges Genre der Literatur?'
kannst Du es mir mal zumailen?
Die Frage ist, reden wir nur ueber den begrif Rollenspiel, oder ueber das was unser Hoby ist?
Sonst wäre sowas wie Heroquest oder Spacehulk auch ein Rollenspiel.Wenn ich Heroquest oder Spacehulk spiele, dann IST das Rollenspiel nach Deiner Definition. ;D
Könnte man das Rollenspiel, beide Formen - "Live Action Rollenspiel" wie auch "Pen and Paper" - als eine Unterform des Theaters betrachten???
...eigentlich ist so ein Rollenspiel eine naher Verwandter des Theaters, und des Improvisationstheaters, wie ich finde...
Könnte man das Rollenspiel, beide Formen - "Live Action Rollenspiel" wie auch "Pen and Paper" - als eine Unterform des Theaters betrachten???Nein. Insbesondere die taktischen Elemente in den klassischen Spielen und auch das Erzählen über die Spielfigur ("Also mein Krieger geht jetzt mal in die Taverne und haut richtig auf den Tisch!") haben überhaupt gar nichts mit Theater zu tun. Man findet vielleicht Spielgruppen, die Rollenspiel wie eine Art Theaterspiel betreiben – das kann natürlich sein, ist aber kein Beweis für die Gültigkeit der Aussage. Ich kann hingegen meine eigenen Rollenspielrunden als Gegenbeweis anführen.
Ich habe Rollenspiel bisher u.a. auch (!) mit Improvisationstheater verglichen. Insofern sehe ich Schlangengotts Frage durchaus als berechtigt an. Zumal auch extreme "Formen" des Rollenspiels denkbar sind, in denen das z.B. mit Theater verschwimmt.Vergleiche sind natürlich angebracht, keine Frage. Habe ich ja auch angedeutet.
Ich habe eine Vorstellung von Hobby-Rollenspiel in Reinform[...]Ich nicht. Ist deine Vorstellung das, was du unter "Das Leuchtfeuer selbst" beschreibst?
Um den Spielern die Möglichkeit konstruktiver und konsistenter Beteiligung zu bieten, auch gerade angesichts der ungeheuren Breite an Möglichkeiten, liegen Regeln vor (schriftlich oder in angemessener anderer Form), welche einen Rahmen bilden und wo nötig die Spielweltrealität zum Spielgebrauch abstrahieren und vereinfachen.
Kurz: Es gibt kein regel-loses Spiel.Das fasst meinen Gedanken nicht zusammen.
Ich bin ja sonst kein Fan von unnötigen Anglizismen... sagte Thunder Child und implodierte spektakulär im Paradox...
Der Hinweis auf "game" mag aber hier und da missverständlich sein und in die Irre führen. Rollenspiel - ohne das zusätzliche "Spiel" ;) - ist zwar eine soziale Veranstaltung, muss aber nicht den gängigen Stereotypen eines normalen Gesellschafts(brett)spiels folgen. Nicht ohne Grund weisen verschiedene Rollenspiele darauf hin, dass es dort keine "GewinnerInnen und VerliererInnen" gibt.Das müssen Computerspiele wie z.B. Sim City oder sogar Civilisation auch nicht. Sie scheinen also auch diesen "gängigen Stereotypen" nicht zu folgen, obwohl glaube ich niemand Probleme mit dem "Spiel" in "Computerspiele" sieht. Wenn Dein Sohn/Bruder/Neffe mit Playmobil spielt, dann spielt er auch ohne dass es "Gewinner und Verlierer" gibt. Trotzdem wird diese Tätigkeit sehr gut mit dem Begriff "Game" im Gegensatz zu "Play" beschrieben.
Ist deine Vorstellung das, was du unter "Das Leuchtfeuer selbst" beschreibst?Ja, das Leuchtfeuer ist der zugespitzte Kern, was ich unter Rollenspiel verstehe. Mit der bewußten Einschränkung, daß diese Essenz in der Praxis so nicht vorkommen wird und "Rollenspiel sein" kein Fixpunkt sondern eine Achse, oder eher noch eine Fläche mit Mittelpunkt ist und jeder selbst seinen Abstand zu diesem Ideal ziehen wird, ab wo er es dann Rollenspiel nennt.
Insbesondere sehe ich deine folgende Aussage völlig anders:
Spielregeln gehören für mich zum P&P-Rollenspiel, weil es sich um ein Gesellschaftsspiel handelt: Die Regeln steuern das Spiel, sie lenken die Fiktion, durch sie werden bestimmte Inhalte betont, sie eröffnen Interaktion. Regeln sind nicht da, um die Breite an Möglichkeiten zu beschränken oder um Inhalte zu abstrahieren. Sie können was mit Inhalten zu tun haben, müssen aber nicht.
EIN hatte in einem der letzten Threads hier im Tanelorn immer mal wieder auf den kooperativen Charakter des Rollenspiels verwiesen. Dieses "Kooperieren" müsste mensch in normalen Brettspielen sicher erstmal suchen.
Kurz, im "Rollenspiel" steckt schon alles drin, was wir benötigen. Ein zusätzliches "game" aka "Spiel" klingt zudem auch ganz schön doof (Rollenspiel-Spiel ... bähhhhh ). ;)Finde ich nicht. ich halte das "game" für sehr wichtig (Nciht das man Rollenspiel hierzulande Rollenspiel-Spiel nennen sollte, aber für die Betrachtung was es ist.)
Ich habe ausdrücklich von Gesellschaftsbrettspielen geschrieben. Und da folgt auch Civilization dem "gängigen" VerliererInnen- und GewinnerInnen-Muster.Dem ist nicht so. Es gibt kein echtes Spielende. Bei den gesamten alten Sim-Spielen gab es keine Endkriterien.
Im Übrigen: EIN hatte in einem der letzten Threads hier im Tanelorn immer mal wieder auf den kooperativen Charakter des Rollenspiels verwiesen. Dieses "Kooperieren" müsste mensch in normalen Brettspielen sicher erstmal suchen. Auch dies deutet darauf hin, dass dem Rollenspiel ein anderer sozialer Kontext zu Grunde liegt, als dies bei einer Vielzahl an Brettspielen der Fall ist.Kooperative Brettspiele sind momentan total im Trend. Auf der Spiel in Essen sind 4 oder 5 echte kooperative Spiele teilweise als aktuelles "Flagschiff" beworben worden. Momentan in aller Munde ist Pandemie und Space Alert.
Könnte man das Rollenspiel, beide Formen - "Live Action Rollenspiel" wie auch "Pen and Paper" - als eine Unterform des Theaters betrachten???
Die Regeln in einem Rollenspiel sind in vielen Punkten Auslegungssache, dass schreiben die Autoren auch immer wieder selber, entferne ich eine Regel aus einem Gesellschaftsspiel oder lege sie anders aus - bekomme ich schnell ein Problem mit dem System an sich. Die Regeln in einem Gesellschaftsspiel haben viele tragende Balken, die sich aufeinander beziehen, ich kann - auch mit dem Einverständnis der Spieler - nicht mal eben doch ein Feld mehr gehen, weil es in einen dramaturgischen Ablauf passt.
@Schlangengott:
Also ich habe schon Gesellschaftspiele gespielt, die mit Hausregeln, oder mit Regelauslegungen "onthefly" gearbeitet haben. Genauso habe ich auch schon Gesellschaftspiele gespielt, die einen starken erzählerischen Bezug haben ("Es war einmal", "Werwölfe im Düsterwald", usw.). Trotzdem verlieren sie dadurch nicht ihren spielerischen Faktor. Genauso wie Deine Art des Rollenspiels. Es ist sogar so, dass selbst Deine Art des Rollenspiels ohne gewisse Regeln nicht funktionieren kann. Brichst Du diese Regeln, brichst Du damit automatisch die Spielbalance und damit zerstörst Du das Spielerleben.
Dann sind es Autoren mit wirklich geringem Selbstvertrauen.
Ich kann die Regeln aus dramaturgischen Gründen ändern - denn bei einem Rollenspiel steht eine erzählte Geschichte immer über den Regeln - beim Gesellschaftsspiel ist das nicht so, es gibt keine wandelbare erzählte Story für die man die Regeln so ändern darf, damit es passt oder wo man eine Ausnahme von der Regeln in dem Moment machen darf.Nein!
Ich kann die Regeln aus dramaturgischen Gründen ändern - denn bei einem Rollenspiel steht eine erzählte Geschichte immer über den RegelnIch sage einfach mal "Kannst du nicht" - und nu?
Ich kann die Regeln aus dramaturgischen Gründen ändern -Machst Du das als SL in einer Runde in der ich mitspiele ohne es vorher abzuklären, dass Du sowas darfst, dann warst Du längste Zeit SL gewesen. Es gibt nichts dooferes in einem Spiel, als wenn ein Mitspieler mogeln muss...
Ich kann die Regeln aus dramaturgischen Gründen ändern - denn bei einem Rollenspiel steht eine erzählte Geschichte immer über den Regeln -Ein Rollenspiel spielen, bei dem sich eine spannende Geschichte und strikte Regeleinhaltung ausschließen - wieso sollte das irgend jemand wollen?
beim Gesellschaftsspiel ist das nicht so, es gibt keine wandelbare erzählte Story für die man die Regeln so ändern darf, damit es passt oder wo man eine Ausnahme von der Regeln in dem Moment machen darf.Ich erinnere mich an Risiko-Nachmittage aus meiner frühen Jugend, wo Regelaushandlung zu Beginn und Spontan-Verhausregelung Mittendrin fester Bestandteil des Spiels waren.
Ich erinnere mich an Risiko-Nachmittage aus meiner frühen Jugend, wo Regelaushandlung zu Beginn und Spontan-Verhausregelung Mittendrin fester Bestandteil des Spiels waren.
Ich kann die Regeln aus dramaturgischen Gründen ändern - denn bei einem Rollenspiel steht eine erzählte Geschichte immer über den Regeln - beim Gesellschaftsspiel ist das nicht so, es gibt keine wandelbare erzählte Story für die man die Regeln so ändern darf, damit es passt oder wo man eine Ausnahme von der Regeln in dem Moment machen darf. Gibt es sie doch sind es bestimmt Ausnahmen im Gesellschaftsspiel - Bereich, der große Teil der Gesellschaftsspiele pocht auf die feste Einhaltung der Regeln, weil aus ihnen nämlich in einem Gesellschaftsspiel die Dramaturgie - der Spass - entsteht und eben nicht aus einer erzählten Geschichte.
Machst Du das als SL in einer Runde in der ich mitspiele ohne es vorher abzuklären, dass Du sowas darfst, dann warst Du längste Zeit SL gewesen.
Natürlich brauche ich die Einwilligung der Spieler, aber in vielen Fällen sind sie dafür, weil es ja gar nicht zu ihren Ungunsten ist - sondern um der Dramaturgie willen oder etwas weil man ihnen mehr Möglichkeiten eröffnen will -"The way to Hell is paved with good intentions."
so ist es als SL doch möglich zu sagen, dass man in Warhammer jeden Beruf erlernen kann, egal was man davor gemacht hat - was dem SL und den Spielern ganz neue Spiel- und Erzählmöglichkeiten einräumt...Das ist ne ganz normale Hausregel, wie es sie in Gesellschaftsspielen auch gibt. Wenn Du es nicht glaubst, dann frag mal 2 Doppelkopfspielern aus unterschiedlichen Regionen...
Sorry, dass ich so darauf rumreite, aber das Verlierer- und Gewinnermuster ist nur ein Teilaspekt am Begriff "Spiel". Ich glaube Du sitzt da wirklich einem Missverständnis auf, indem Du vom Gesellschaftsbrettspiel verallgemeinerst.
Kooperative Brettspiele sind momentan total im Trend. Auf der Spiel in Essen sind 4 oder 5 echte kooperative Spiele teilweise als aktuelles "Flagschiff" beworben worden. Momentan in aller Munde ist Pandemie und Space Alert.
Ich habe mich an der Eingangsfrage "Was ist Rollenspiel?" orientiert und mir dann vorgestellt, wie ich das einer Person erkläre, die bisher noch nie wirklich was mit Rollenspiel zu tun hatte.
[...]
Und mit diesem Bild wirst Du Dich meiner (!) Meinung nach konfrontiert sehen, wenn Du jemandem Rollenspiel erklären willst. Das einer Person zu erklären, die eh schon Rollenspiel spielt, ist m.E. nicht die Grundintention der Frage „Was ist Rollenspiel?“. ;)
Da ist eigentlich kein Unterschied.
Was ich interessant fand, war, dass Du in Deinen Ausführungen das Rollenspiel quasi als Kunstform beschrieben hast. In dem Sinne steht es eigentlich fast in der Tradition des klassischen „Geschichten erzählens“, wobei sich das nicht zwangsläufig auf nur eine Partei beziehen lässt. Für andere mag das allerdings etwas zu hoch gestochen sein, sich als „KünstlerIn“ zu bezeichnen.
Ja, ich erkläre Rollenspiel als Spiel und nicht (mehr) als Theater. Das führte dann meistens aus meiner Sicht zum falschen Verständnis von Rollenspielen.