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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Sehen => Thema gestartet von: Heinzelgaenger am 6.02.2010 | 03:00

Titel: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Heinzelgaenger am 6.02.2010 | 03:00
Was passiert, wenn der amerikanische Sender STARZ (Bezahlsender ähnlich HBO) sich erfahrene Leute anlacht -Sam Raimi (Spiderman, LotSeeker)
und Rogert Tapert (Hercules, Xena) als Produzenten, Steven DeKnight (Buffy, Smallville) fürs Drehbuch- und beschliesst, eine Serie über den antiken
Recken Spartacus zu produzieren?
Die Genannten stehen für eher leichte Unterhaltung, um so mehr verblüfft das Ergebnis.
Nicht Tapert's "Xena", nicht Raimi's "Legend of the Seeker" (Einzelgängers Review in Tanelorn:  http://tanelorn.net/index.php/topic,42589.msg898573.html#msg898573  )
 standen hier Pate, auch nicht HBO's geniales "Rome".
Historienfans eines "I, Claudius", setzt euch, auch ihr wart definitiv nicht die Zielgruppe.
Nein, Pate  für "Spartacus - Blood and Sand"  war offensichtlich der Film "300" von 2007.

Zum Plot.
Wir schreiben das erste Jahrhundert vor Christus.
 Die Römer kämpfen mit dem kleinasiatischen König Mithridates VI. und überzeugen die Thraker, zu denn auch der namenlose Protagonist zählt, sich ihnen als
Auxiliartruppen anzuschliessen. Diese versprechen sich davon die Vernichtung der Geten, einem Volk, dessen Plünderungen man zwar satt hat, aber das militärisch auch eine Nummer zu gross ist.
Schnell überstürzen sich die Ereignisse.
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Simple Geschichte, die aus einem Videospiel stammen könnte. Und genau so ist sie auch inszeniert.
Wie beim Videospiel, bei welchem Action-Enthusiasten die Zwischensequenzen schon mal überspringen, macht "Spartacus" um alles einen Bogen, was nicht nach Riefenstahl-ästhetischer Action Marke "300" aussieht:
Histotische Akkuratesse, Familienfreundlichkeit, tiefschürfende Dialoge
Die Checkliste sah wohl eher so aus:
400 Hektoliter Digitalblut pro Kampfszene;
explizite Gewalteinwirkung auf den menschlichen Körper mittels antiker Waffen;
expliziter, provokativ angelegter "antiker" Sex;
Darstellung der "Bösen" als Scheusale - analog zur fast schon komisch anmutenden Darstellung der Unsterblichen in "300", werden die Geten hier in Ermangelung
besserer Begriffe als Orks portraitiert;
sowie ausserdem ein Übermass (!) an Fluchvokabelnutzung. Man versteht schnell, die eingeölten Nackedei-Gladiatoren wollen um jeden Preis verhindern, als Weichlinge angesehen zu werden.

Hochgeistig ist "Spartacus" also wirklich nicht.
Um zu verstehen, wie brutal der Pilot wirklich ist, ein klitzekleiner Exkurs zum Thema Gewalt:

In den wilden 20ern wurde von CDU/CSU hierzulande (Weimarer Republik) bereits der Grundstein für die heute als BPJM bekannte Behörde gelegt.
Jugendliche sollten vor Schund -damals amerikanische Comics- "geschützt" werden.
Ihre wahre Berufung erfuhren die Amtsstubeninquisitoren aber erst mit Ausbreitung der Videorekorder.
Heute kennt vermutlich jeder Erwachsene im erlauchten Forum den ein oder anderen indizierten Film und weiss um die Problemtik der behördlichen Schnittkunst (obwohl Sender da kräftig wie auch dilettantisch mittgezogen haben)
Horrorfans waren der erklärte Lieblingsfeind der Scheren-Greise.
Damals traf man sich als Fan, um importierte Filme zu schauen, in denen irgendwann ein oder zwei Mal ein mehr oder weniger brutaler Effekt für vielleicht drei Sekunden zu sehen war.
Jegliche Kritik aussen vor, genützt hat es anscheinend nix, die Lust am Mord ist bei Deutschen und Amis ungebrochener denn je (man schaue nur auf den Erfolg von Tatort oder CSI)
Und Splatter/Gore ist endültig im grossen Kino angekommen, bei den Blockbustern, die aus unerfindlichen Gründen Immunität gegenüber Zensur aufweisen.
Man schaue auf "Rambo", "Saw" oder eben auf "300".

Und mit diesen Flimen möchte die Serie mitziehen.
Beispiel: An einer Stelle bekommt der Held in Zeitlupe (nervig: Kämpfe und Verletzungen sind IMMER in Zeitlupe dargestellt!) eins auf den Hinterkopf und es spritzt kübelweise, Vergleiche mit Mangas eines Schlages von "Fist of the North Star" bieten sich an.
Einzelgänger denkt ernsthaft "wow, was ne Wendung, da stirbt der Protagonist", denn alles andere wäre affig.
Falsch gedacht.
"Rome" war auch nicht zimperlich, die Gewalt war aber Teil des Erzählgerüstes und immer glaubhaft. Rom war für HBO kein edler Ort.
Bei Spartacus gibt es nur den Gewaltmodus, das Erzählgerüst eines Videospiels, bei dem der Gegner stets mit "finishing moves" besiegt werden muss.

Deswegen stehe ich als Zuschauer bei "Spartacus" vor einem Dilemma:
Mit der gleichen Schnittgeilheit wie weiland bei "Hardboiled" auf Pro7 ausgeführt, bliebe von "Spartacus" allerhöchstens die Hälfte übrig.
Soll ich mich jetzt zurücklehnen, in den Stammhirnmodus verfallen, um mit der Genüsslichkeit eines Hardcoresplatterfans, (endlich?) absolute, diesmal in brillianten Bildern dargestellte Gewalt zu geniessen?
Oder mich über die fehlende Tiefe ärgern. Aber wie? Die Serie versuchts ja nicht mal im Ansatz?!

Wenigstens ist die Serie dahingehend ehrlich, das "bort und Spiele" Prinzip folgerichtig und offenherzig in den passenden Handlungsraum (dekadentes Rom, Gladiatorenzirkus) zu hinterlegen.

Ein überraschter Einzelgänger drückt sich vor einer richtigen Wertung,

Ich empfehle Spartacus folgenden Gruppen: Gornofans (Gore-Porn), Leuten, die sich schon immer eine "300"-Serie wünschten, Reptiloiden, sowie all denen, die Luci Lawless nackt sehen möchten
der komplette Rest guckt besser weg

p.s. auf die deutsche Version bin ich gespannt, die Serie lediglich zu beschnieden ist so sinnvoll wie die Handlung eines Pornos zu gucken.
Übrigens ist die Serie jetzt schon für eine zweite Staffel freigegeben!
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Yerho am 6.02.2010 | 10:02
Das liest sich für mich ein wenig so, als entspräche jede Episode dem Film "Gladiator", bei dem bis auf die Szenen in der Arena alles weggelassen wurde. Die fehlenden Minuten bis zur typischen Länge einer TV-Episode hat man dann mit Fanservice (i.d.R. Titten) gefüllt. Soweit richtig?

Ich kann mir vorstellen, dass man dabei schon auf den Erfolg von "Rome" geschielt hat, aber etwas suchte, was eine größere Zielgruppe erreicht, also auch die Zuschauer erfasst, die von historischen Details und komplexen Intrigen geistig überfordert sind. Um Zensur muss man sich bei Auftragsarbeiten, die für verschlüsselte Kanäle produziert werden, normalerweise keine Gedanken machen ... Deshalb machen sie sich häufig gleich überhaupt keine.

Ich habe einen Reviewer-Account, mal schauen, ob Starz inbegriffen und die Serie im Portfolio ist. Falls ja, kann ich dazu demnächst auch noch was Genaueres sagen ...
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Yerho am 8.02.2010 | 23:01
So, der Nachtrag nach Sichtung: Ganz großer Murks.

Ich weiß immer noch nicht, ob das Softporno mit Splatter-Einlagen oder ein Splatter mit Softporno-Einlagen sein soll, dezent veredelt durch die Besetzung, was aber nichts rettet.

Warum bei Kampfszenen ganz uninspiriert und nicht zum Thema passende (und immer die gleiche) Metal-Mucke einsetzt, ist mir ebenfalls schleierhaft. Aber solche Unstimmigkeiten ziehen sich durch die ganze Inszenierung.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Bluerps am 9.02.2010 | 09:25
Ists wenigstens trashig? :D


Bluerps
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Yerho am 9.02.2010 | 09:38
Leider nein. Es nimmt sich einfach zu ernst und noch nicht einmal unfreiwillig komisch, dabei aber völlig unspannend und weckt kein bisschen Neugier, wohin sich das Ganze entwickeln soll - die weitere Story ist nämlich arg vorhersehbar; die Einzigen, die vermutlich noch nicht wussten, wo das Ganze hinführen soll, waren/sind die Produzenten selbst. ::)

Die Serie bemüht sich zu sehr um inhaltliche und visuelle Form, die wohl eine Mischung aus "300" (Filter), "Gladiator" (Kämpfe) und "Rome" (Intrigen) sein soll, aber in jedem Teilbereich vor sich hin dilettiert und auch in der Mischung auf keinen grünen Zweig kommt. Stell' Dir die Qualität einfach so vor, als hätte es ein Hobbyfilmer gedreht, aber dabei zu viel Budget gehabt, um zu Originalität und Kreativität gezwungen zu sein. Ergebnis: Auf Hochglanz polierte Zeitverschwendung. :-\

Ich konnte da echt nichts Positives finden. - Na ja, einige der weiblichen Rollen sind ganz appetitlich besetzt, aber nur damit kann man keine Serie bestreiten ... ;)
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Bluerps am 9.02.2010 | 10:09
Heiei. Na denn mal gut, das ich von der Serie vor diesem Thread noch nie was gehört hatte. ;)


Bluerps
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Heinzelgaenger am 9.02.2010 | 16:59
habs das Review mal bissl editiert-war ja auch spät in der Nacht.

Die Serie bemüht sich zu sehr um inhaltliche und visuelle Form, die wohl eine Mischung aus "300" (Filter), "Gladiator" (Kämpfe) und "Rome" (Intrigen) sein soll, aber in jedem Teilbereich vor sich hin dilettiert und auch in der Mischung auf keinen grünen Zweig kommt. Stell' Dir die Qualität einfach so vor, als hätte es ein Hobbyfilmer gedreht, aber dabei zu viel Budget gehabt, um zu Originalität und Kreativität gezwungen zu sein. Ergebnis: Auf Hochglanz polierte Zeitverschwendung. :-\
Ich finde, von Gladiator wurde nur Storyelemente geborgt (das Filetstück besser gesagt: Mann kämpf in der Arena zunächst ums Überleben, dann um viel mehr).
Was die Kämpfe angeht oder die visuelle Produktion , ist das hier "300" pur.
Kämpfe sind zum Grossteil (!) nur Zeitlupe. das war beim Gladiator (zum Glück) ganz anders.
Die Sets sind winzig, ist fast alles Blue Screen. Das ist nicht unbedingt schlecht per se, aber mit den unfassbar genialen Sets von "Gladiator" oder gar "Rom" kann die Serie überhaupt nicht mithalten.
Ich konnte da echt nichts Positives finden. - Na ja, einige der weiblichen Rollen sind ganz appetitlich besetzt, aber nur damit kann man keine Serie bestreiten ... ;)
gewisse Filme aber schon...
Spass beiseite, ich frage mich, wie die das Folge für Folge toppen wollen, ähnlich wie mit der Gewalt, und das müssen sie bei dem Format eigentlich. Bin mal gespannt.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: korknadel am 12.08.2011 | 13:45
Sorry, dass ich diesen Thread hier hochziehe, aber ich habe eben zur Berieselung während der Mittagspause einen Großteil der ersten Folge dieser Serie gesehen -- und bin fassungslos! Davon wird sogar eine zweite Staffel gedreht!

Hu. Mein Fresse, ich hatte schon lange kein so heftiges Fremdschämerlebnis mehr vor dem Fernseher. Aber bei Amzon votieren Hundertschaften für 5 Sterne. Ich muss echt einen völlig verkorksten Geschmack haben, wenn es mir da die Zehennägel aufrollt, wo so viele jubilieren.

*kopfschüttel*

Mich stört auch gar nicht der Sex. Und mich würde auch nicht die Gewalt stören, wenn auch nur ein Funke Geist dabei wäre.

Ich bin fassungslos. Falls mir irgendjemand erklären kann, was diese Serie soll, wäre ich dankbar, glaube aber nicht, dass ich es je verstehen werde.

Und nochmal sorry fürs Threadnekromantieren, aber ich bin gerade echt in Wallung, und das musste raus.

Uff.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: carthinius am 12.08.2011 | 15:17
Ich weiß immer noch nicht, ob das Softporno mit Splatter-Einlagen oder ein Splatter mit Softporno-Einlagen sein soll, dezent veredelt durch die Besetzung, was aber nichts rettet.
OT: Ich bin ja immer mehr dafür, die FSK18-Abteilung der Videotheken in "Körperflüssigkeitenabteilung" umzubennen - irgendwas fließt immer in Strömen.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Grungi am 12.08.2011 | 16:16
Ich finde Spartacus spitze!
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 12.08.2011 | 16:55
Sorry, dass ich diesen Thread hier hochziehe, aber ich habe eben zur Berieselung während der Mittagspause einen Großteil der ersten Folge dieser Serie gesehen -- und bin fassungslos! Davon wird sogar eine zweite Staffel gedreht!

Hu. Mein Fresse, ich hatte schon lange kein so heftiges Fremdschämerlebnis mehr vor dem Fernseher. Aber bei Amzon votieren Hundertschaften für 5 Sterne. Ich muss echt einen völlig verkorksten Geschmack haben, wenn es mir da die Zehennägel aufrollt, wo so viele jubilieren.

*kopfschüttel*

Mich stört auch gar nicht der Sex. Und mich würde auch nicht die Gewalt stören, wenn auch nur ein Funke Geist dabei wäre.

Ich bin fassungslos. Falls mir irgendjemand erklären kann, was diese Serie soll, wäre ich dankbar, glaube aber nicht, dass ich es je verstehen werde.

Und nochmal sorry fürs Threadnekromantieren, aber ich bin gerade echt in Wallung, und das musste raus.

Uff.

Mal abgesehen von deinem Geschmack (den ich nicht beurteilen kann), war "300" auch ein ziemlicher Erfolg, also wundert mich die positive Resonanz kein Stück.

Ich muss sagen, als ich den Trailer damals gesehen habe, dachte ich genau das Gleiche. Ich hab' mir dann aus Langeweile mal die erste Folge reingezogen und gemerkt, dass bei mir der Serienkniff funktioniert, sprich: ich wollte wissen, wie es weiter geht. Ja, die CGI-Effekte sind erkennbar, das kleine Budget schimmert immer mal wieder durch und der "Style" wird an allen Ecken und Kanten gerne mal übertrieben - das alles aber wird, für mich (!), durch die Figuren und deren Entwicklung wieder aufgearbeitet. Vor Allem im späteren Verlauf entwickelt die Serie einen "Tiefgang", den ich nicht erwartet hätte. Den kann man möglicherweise nicht in Relation zu anderen Serien stellen (wobei es da meiner Meinung nach bedeutend schlechtere gibt) aber er ist vorhanden, zumindest wenn man sich ein wenig auf das Setting einlassen kann.

Erstaunlicherweise entfaltet die Serie ihr Potential nicht bei der Geschichte des Protagonisten (obwohl ich den sympathisch finde), sondern bei Batiatus, dem Inhaber der Gladiatorenschule. Sein Leben, sein Kampf um Anerkennung, seine Art zu Denken und zu Handeln sind so römisch wie es nur geht (und neben ihrer provokanten Art spiegeln die Sexszenen sogar eine gewisse, kulturelle Perspektive römischer Bürger in der Zeit wider) - und wenn man, wie ich, einen gewissen Faible für Rom hat, kann man sich da ziemlich drauf einlassen.

Kurzum: Wenn man das "in your face"-300 ertragen / ignorieren kann (es gibt ohnehin weit weniger Szenen in der Arena, als man denken könnte) und Gefallen an dem Funken "HBO Rome" findet, kann die Serie ziemlich unterhaltsam sein. Vor Allem die kleine Miniserie im Anhang (Gods of the Arena), die sich hauptsächlich mit Batiatus und seinem Werdegang beschäftigt, ist unter Anderem deswegen noch zu empfehlen.

Edit / Nachtrag:
Mir kommt es so vor (kann mich auch irren), dass die meisten, die hier "rezensierten", nicht über die erste Folge hinaus kamen. Natürlich kann man der Serie vorwerfen "wenn die erste Folge mich schon abschreckt, muss ich mir den Rest nicht geben" aber ich denke, da liegt die "Schuld" für den einseitigen Anstrich der Perspektive begraben. Letztlich muss man es auch nicht gucken, aber es wurde ja um Erklärung gebeten.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Grungi am 12.08.2011 | 19:49
Alles was Sol Invictus sagt +1!

Bei "Gods of the Arena" liegt der Focus sogar noch stärker auf Batiatus, weshalb ich die 2. Staffel sogar noch besser fand!
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: korknadel am 13.08.2011 | 07:26
Danke für die Ausführungen. Um gerade solche ging es mir.

Das Problem ist, dass ich schon vom Pilot wirklich so heftige Reaktionen bekommen hab. Mich hat schon lange nichts mehr so frustriert, zum Rasen gebracht wie diese gute halbe Stunde Spartacus. Wie soll ich denn da zu dem Punkt gelangen, wo die Serie vielleicht auch mal etwas zeigt, was mich besänftigen würde?

Und es ist nicht die Optik und nicht die Gewalt und auch nicht der Sex, der mich stört. Die Optik finde ich sogar sehr gut. Mich bringt die Leere dahinter zur Raserei! Da ist nichts. Es geht mir beim Gucken wie beim Durchblättern stumpfer Action-Comics. Überall nur dicke Hose um der dicken Hose Willen. Keine Figur, kein Blutstropfen und keine Textzeile, die mich rührt, packt, mitreißt, schockiert, betrübt oder auch nur Interesse weckt. Es ist eine reine Abfolge von: Aha, hier machen sie auf Kriegspathos, hier machen sie auf Intrige, hier machen sie einen auf große Liebe, hier machen sie einen auf Ehre, hier machen sie einen auf starke Männer. Aber an keiner Stelle wird so etwas wirklich gezeigt. Das zermürbt mich nach zwanzig Minuten. Und wenn ich dann sehe, mit welchem Aufwand und welcher (wenn auch zuweilen geschmacksverirrter) Ästhetik diese Leere in Szene gesetzt wird, dann möchte ich vor Fremdscham am liebsten aus der Haut fahren ... oder den Kasten ausschalten, was es mir dann unmöglich macht, die tolle Figur des römischen Sklavenhalters jemals kennenzulernen (ist nicht wahr, ich habe dann noch in den Anfang der zweiten Folge gezappt, weil ich sehen wollte, ob sich das ändert, aber auch da war ich angewidert von dem sinnlosen Protz, mit dem die Hohlheit daherkam).

Vielleicht hatte ich auch nur einen seltsamen Tag. Jedenfalls Danke für die Erläuterung. Ich weiß allerdings nicht, ob ich dem Werk noch einmal eine zweite oder dritte Chance geben kann.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Arbo am 13.08.2011 | 11:43
Ach, ich fand die Serie in gewisser Weise ganz OK. Sicherlich war's jetzt kein tiefgründiger sozialmelodramatischer Anspruch, aber vor allem die zwischenmenschlichen Intrigen und Sticheleien ... die haben schon Spaß gemacht.

Was mich etwas irritierte - korrigiert micht, wenn ich falsch liege - war ein etwas prüder Widerspruch zwischen Sex und Gewalt. Klar, was die erotischen Szenen betrifft, da war schon mehr los als im Vormittagsprogram bei "Reich und Schön"; und sicherlich mögen die sich da auch was getraut haben. Aber wenn ich den Vorwurf von "Gewalt-Porno" lese, fällt mir auf, dass der allenfalls von einem "Soft-Porno" begleitet war.

Ansonsten hat mich die vereinzelt deutlich künstliche Atmosphäre gestört.

Insgesamt: Klar, es war nen Gewaltspektakel ... ich habe deshalb auch meine Zweifel, dass die Serie zum gemüglichen Familienabend taugt.  ;) Aber die Serie nur auf Gewalt zu reduzieren, geht m.E. etwas fehl. Denn irgendwie hat sie es bei mir trotzdem geschafft, bei der ganzen Chose am Ball zu bleiben. Und wie geschrieben ... die zwischenmenschlichen Konflikte hielten einen bei der Stange. Das war schon toll.

In dem Sinne stimme ich dem zu, was Sol Invictus schrieb.

Arbo
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 13.08.2011 | 14:19
Danke für die Ausführungen. Um gerade solche ging es mir.

Bitte :)

Zitat
Vielleicht hatte ich auch nur einen seltsamen Tag. Jedenfalls Danke für die Erläuterung. Ich weiß allerdings nicht, ob ich dem Werk noch einmal eine zweite oder dritte Chance geben kann.

Musst du auch nicht. Wie auch Arbo schon schrieb, die Serie ist OK - auch für mich nichts, was länger im Gedächtnis bleibt. Ich hatte Spaß, sie zu gucken und einige Figuren haben es mir wirklich angetan (wie Batiatus, ich mag aber auch John Hannah einfach und war erstaunt den, nach "Die Mumie", in einer recht ernsten Rolle zu sehen).

Ich kann die Kritik, wie gesagt, auch gut verstehen - wobei ich die Liebesbeziehung zwischen Sura und Spartacus zu Beginn schon relativ plausibel fand (und die es auch war, die mich an der Stange hielt). Wie gesagt, Pomp und Pathos muss man da glaube ich ignorieren oder einfach abkönnen, was sicher nicht so leicht ist, wenn man einen schlechten Tag hat ;)

Allerdings möchte ich nochmal auf "Gods of the Arena" verweisen. Größeres Budget, bessere Kulissen und Kostüme, Fokus auf Batiatus (d. h. mehr "römische Intrige") und, da es die Vorgeschichte in 6 Folgen ist, braucht es kein Vorwissen und ist leicht / schnell verdaut. Wenn man also Interesse daran hat, doch noch mal einen Blick zu wagen, vielleicht besser da.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Ranor am 13.08.2011 | 16:39
Aber wenn ich den Vorwurf von "Gewalt-Porno" lese, fällt mir auf, dass der allenfalls von einem "Soft-Porno" begleitet war.
Die Formulierung "Gewalt-Porno" bezieht sich auch meistens nicht auf den Grad an Nacktheit...
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Arbo am 13.08.2011 | 17:14
Genau, der Begriff bezieht sich auf den expliziten Grad an Gewalt ... deshalb die Analogie zum Porno. Ändert aber nichts daran, dass der "Gewalt-Porno" von nem "Soft-Porno" begleitet war. ;)


Musst du auch nicht. Wie auch Arbo schon schrieb, die Serie ist OK - auch für mich nichts, was länger im Gedächtnis bleibt. Ich hatte Spaß, sie zu gucken und einige Figuren haben es mir wirklich angetan (wie Batiatus, ich mag aber auch John Hannah einfach und war erstaunt den, nach "Die Mumie", in einer recht ernsten Rolle zu sehen).

Ich würde es trotzdem nicht so sehr relativieren wollen. Die Macher haben einfach wirklich gut nen Spannungsbogen hinbekommen. Gut, dass kann auch ein Merkmal für "Mini-Serien" sein. Trotzdem haben einen die Stories, Konflikte und (!) die Figuren gut bei der Stange gehalten. Die ein oder anderen Wendungen waren schon ganz c00L.

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Ich kann mich täuschen, aber bei "Gods of the Arena" hatte ich das Gefühl, dass da mehr Konflikte hinter steckten. Vom "besseren" Budget habe ich übrigens nichts gemerkt. Das ist ausdrücklich keine Abwertung. Ich stelle nur fest, dass ich von der Optik usw. her keinen Unterschied feststelle.

Arbo
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 13.08.2011 | 19:25
Ich würde es trotzdem nicht so sehr relativieren wollen. Die Macher haben einfach wirklich gut nen Spannungsbogen hinbekommen. Gut, dass kann auch ein Merkmal für "Mini-Serien" sein. Trotzdem haben einen die Stories, Konflikte und (!) die Figuren gut bei der Stange gehalten. Die ein oder anderen Wendungen waren schon ganz c00L.

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Richtig, sehe ich auch so wie du. Allerdings kann ich verstehen, warum einem aufgrund der genannten Kiritikpunkte (maßgeblich die Optik und die - sagen wir mal - nicht so ganz gelungene Einführung (wie gesagt, ich wurde eigentlich auch erst ab der zweiten Folge so richtig "gehookt")) keine Lust mehr hat, weiterzuschauen. Gerade durch die 300-artigen Auswüchse schleicht sich dann schonmal eher das Gefühl ein, dass da nicht mehr dahintersteckt. Es mag sogar dazu führen, dass man sich gar nicht mehr auf die Figuren und deren Geschichten einlassen will. Deswegen die Relativierung. Aber im Großen und Ganzen gebe ich dir ja eh recht.

Zitat
Ich kann mich täuschen, aber bei "Gods of the Arena" hatte ich das Gefühl, dass da mehr Konflikte hinter steckten. Vom "besseren" Budget habe ich übrigens nichts gemerkt. Das ist ausdrücklich keine Abwertung. Ich stelle nur fest, dass ich von der Optik usw. her keinen Unterschied feststelle.

Lustigerweise ist es mir auch erst aufgefallen, nachdem ich in einem Kommentar der Drehbuchautoren / Produzenten gelesen habe, dass sie glücklich waren, mehr Budget gehabt zu haben. Das sieht man unter Anderem an den Kostümen der Soldaten/Legionäre (in Spartacus sehr "schwarz" und irgendwie unrealistisch, in Gods of the Arena schon mit Bronzehelmen / "Kettenhemden" ... eben näher dran), an einigen der Requisiten und den Kulissen in den Straßen von Capua (von denen ich nicht mal weiß, ob sie in Spartacus je so zu sehen waren) - also an nichts "Großem". Aber es ist bemerkbar, wenn man weiß, dass es da ist.
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Arbo am 14.08.2011 | 11:10
Ah, OK ... hätte ich mehr darauf Acht geben können. Wenn die wirklich ein höheres Budget hatten, ist es allerdings etwas ärgerlich, dass trotzdem mit der Kohle an der Story sparten - die weist nämlich ein paar Lücken auf.

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Arbo
Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 14.08.2011 | 20:31
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Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Arbo am 15.08.2011 | 00:07
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Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 15.08.2011 | 10:31
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Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Arbo am 15.08.2011 | 18:22
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Titel: Re: Spartacus - Blood and Sand
Beitrag von: Seth am 15.08.2011 | 23:30
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