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Pen & Paper - Spielsysteme => DSA - Das schwarze Auge => DSA4 und früher => Thema gestartet von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:01

Titel: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:01
Hi Folks,

ich habe mal eine Frage bezüglich auf Reisen seinem Handwerk nachgehen.

Wie würdet ihr das handhaben, wenn ein z.B. Bogenbauer sich die Rohmaterialien holt, und unterwegs auf Reisen abends am Lagerfeuer 2-3 Stunden noch dran bastelt?
Gehen wir davon aus, dass er die Werkzeuge hätte, nur halt keine Werkstatt.
Solange er Kurzbögen, und Langbögen baut, ist laut Regeln alles in Butter. Er hat -3 auf seine Probe.

Denkt ihr, er könnte das so machen? Sagen wir jeden Abend 2h am Lagerfeuer mit Laterne als Licht oder in einer Taverne.

Laut Buch müsste er alle 6h eine Probe machen. Also sagen wir alle 3-4 Tage eine Probe.

Wie würdet ihr das handhaben? Wäre das für euch ok, würdet ihr Mega-Abzüge geben, würdet ihr sagen, auf diesem Weg gehen maximal Standardwaffen o.ä.?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:04
Das kommt halt drauf an. Auf jeden Fall sollten eingeschränkte Lichtverhältnisse (Laterne, Lagerfeuer) Abzüge geben. Das ist nämlich kein GUTES Licht. Außerdem sollte man bedenken, dass man nicht ohne Grund einen Tisch in einer Werkstatt hat. Im Sitzen arbeiten ist für größere Sachen (wie Bögen) echt ätzend. Und dann sollte geschaut werden, ob das laute Geräusche macht. Dann bedanken sich nämlich die Schlafenden oder aber er kriegt Abzüge wegen "Leise sein müssen".

Unterm Strich gibts wohl recht viele Abzüge.  :-\
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: carthinius am 11.01.2011 | 13:05
OT, aber: Ich habe eben erst als Titel "unterwegs handwedeln" gelesen. Curse you, DSA!  ;D
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:06
Ok, gehen wir mal von Lagerfeuerlicht aus. (-4?)
Wir haben keine Werkstatt, aber richtige Werkzeuge, gibt -3.

Sind -7..was kommt sonst noch dazu?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:08
Den Abzug finde ich schon recht ordentlich und ausreichend. Man kann dann noch mit Erschöpfung arbeiten für denjenigen, der den ganzen Tag gereist ist und nun auch noch unbedingt körperlich tätig sein will, aber das grenzt ja an Gemeinheit!
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:16
Gut..mit einem 7er Abzug würde es dann auch länger dauern, bis man das Stück fertig hat.
Man braucht 30 Punkte über, bis ein Langbogen fertig ist.
Sagen wir jemand hat 15 TaW in Bogenbau, und vielleicht noch Meisterhandwerk.
Das könnte er für einige Tage auf 25 hochpushen(5Asp), und hätte wohl im Schnitt 10-15 über.
2h jeden Abend, 6 Stunden pro Probe also im Schnitt(mit 10 gerechnet) 9 Tage.

Das klingt "reasonable".
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:18
Das klingt "reasonable".

Ich muss schon ein wenig schmunzeln, dass zum Erzielen eines "reasonable" Ergbnisses nun ein (seltenes) Meisterhandwerk herangezogen werden muss. Aber ja: Für solche Cracks ist das Basteln für unterwegs durchaus möglich und möglicherweise rentabel.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Ein am 11.01.2011 | 13:22
Vor dem Spätmittelalter gab es übrigens kaum Tische. Da wurd einfach auf dem Fußboden gearbeitet.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.01.2011 | 13:25
Im Sommer sind die Abzüge übrigens geringer :-) . Immerhin kann je nach Situation die "dunkle Nacht" weniger als 8 Stunden lang sein. Und ein "volles Madamal" gibt auch ein ruhiges Licht, das das Flackern eines Lagerfeuers teilweise ausgleichen kann. Verständnisvolle Gefährten würden einem zudem vermutlich entgegenkommen und den Anteil am gemeinschaftlichen Lagerleben für eine Zeit geben, in der es dunkel ist oder sie schlafen, so daß in der Regel bei Tageslicht gearbeitet werden würde.

Ich würde daher - eine verständnisvolle Gruppe und einen vernünftigen Charakter (sagen wir, KL > 9) vorausgesetzt, die Abzüge bei weitem nicht immer so hoch ansetzen. Hat der Charakter oder die Gruppe ein Packtier, würde ich sogar eine "improvisierte Werkstatt" mit dreibeinigem Hocker und einem "Tisch" aus zwei Böcken und einer Platte o.ä. zulassen.  
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 11.01.2011 | 13:30
  Das ist nämlich kein GUTES Licht. Außerdem sollte man bedenken, dass man nicht ohne Grund einen Tisch in einer Werkstatt hat. Im Sitzen arbeiten ist für größere Sachen (wie Bögen) echt ätzend\
Korrigier mich, aber genau so wurde mWn in Sumer etc gearbeitet
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:30
Ich muss schon ein wenig schmunzeln, dass zum Erzielen eines "reasonable" Ergbnisses nun ein (seltenes) Meisterhandwerk herangezogen werden muss. Aber ja: Für solche Cracks ist das Basteln für unterwegs durchaus möglich und möglicherweise rentabel.

Naja, ohne das Meisterhandwerk wäre es sicher unmöglich, unterwegs etwas zu basteln, wenn man nicht grade über 30er TaWs verfügt.
Denke MH ist regeltechnisch wirklich für Spieler gedacht, die gerne auch ein paar Hobbies ausspielen wollen, nciht nur aus fraglichen Gründen durch das Land reisen, und für irgendwelche Leute gegen Geld Aufträge erledigen.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 11.01.2011 | 13:31
Hm warum nimmt er keine transportable "Werkstatt" wie eine Feldschmiede?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Brakiri am 11.01.2011 | 13:34
Hm warum nimmt er keine transportable "Werkstatt" wie eine Feldschmiede?

Geldmangel?
Sobald man etwas Geld hat, und ein Pferd oder sowas bezahlen kann, lässt sich sicher was mit aufbaubarem Tisch usw. machen ;)
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.01.2011 | 13:35
Ich muß Schwerttänzer an der Stelle ausnahmsweise zustimmen. Hufschmiede können heute mit "mobilen Werkstätten" in PKWs unterwegs sein, wobei das Hauptproblem die Esse sein dürfte. Man sieht aber auf Mittelaltermärkten auch zuweilen Schmiede in Aktion, es muß also möglich sein, so etwas für ein Wochenende aufzubauen. Da würde ich als Meister allerdings einen kleinen Karren (mit Maultier oder zwei Eseln oder einem Ochsen) verlangen.
Steinmetze und Bildhauer sind klar benachteiligt, wegen des Gewichts ihrer Ausgangsmaterialien und der Produkte, insofern wäre da ein Karren wohl unerläßlich. Ein kompettes Sägewerk... hm, ab drei Karren aufwärts auch das :-) . Eine mobile Werft würde ich nur an wirklich großen Gewässern zulassen, und unter Zuhilfenahme minedstens eines Schiffs, das übewiegend zu Transportzweicken gebaut wurde, auch wenn's nicht grade eine Kogge ist. Einfachere Schnitzsachen ;-) gehen dagegen mit mobiler Wekstatt (Figürchen und kleines Eßgeschirr mit Tragkorb, kleines Mobiliar und größere Ausrüstung mit Packtier, Mobiliar in Schränkchengröße nur mit Karren). Töpferei sollte mobil ganz passabel machbar sein, sofern die Gegend den nötigen Ton hergibt. Stoffherstellung und -bearbeitung geht mobil auch ganz passabel, an größeren Zubehörteilen fallen mir vor allem Webrahmen ein, die einen kleinen Karren erforderlich machen.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:36
Korrigier mich, aber genau so wurde mWn in Sumer etc gearbeitet

Ich gehe davon aus, dass Du die Sache mit dem Tisch meinst? Denn bei künstlichem Licht hat man ja seit jeher nur gearbeitet, wenn es nicht anders ging. Denn Licht war und ist teuer und eben nicht gleichmäßig und eignet sich daher weniger als Tageslicht zum Arbeiten.

Das mit dem Tisch mag sein, auch wegen des Hochmittelalters. Aber was sagt uns das? Dass die Bögen der Sumerer und des "Dunklen Mittelalters" besonders gut geraten waren? Oder waren die Handwerker froh, einen Tisch zu haben?
Also muss man einem Handwerker mit werkstatt entweder fette Boni geben (das wäre auch ein Ansatz!) oder aber Handwerkern ohne ordentliche Umstände Abzüge geben.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 11.01.2011 | 13:39
Das ätzend vielleicht nicht zutreffend ist, mWn arbeiteten die Segelmacher bis ins 20 Jh auf Schiffen sitzend.

Siehe auch die Statue des ägyptischen Schreibers im Louvre
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:41
Das heißt, es macht keinen Unterschied, ob man sitzt oder steht? Oder nur bei bestimmten Handwerken?

Ich verstehe deinen Standpunkt nicht (außer dem, dass ich etwas historisch unkorrektes geäußert habe)?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 11.01.2011 | 13:44
Das ätzend übertrieben ist.

Wer im Schneidersitz lesbar Hieroglyphen schreiben kann...
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.01.2011 | 13:51
Ja, aber das war völlig und gänzlich klar die große Ausnahme...  (http://www.google.com/images?hl=en&source=imghp&q=%C3%A4gyptischer+schreiber&btnG=Search+Images&gbv=1) :-o

;-)
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yvain ui Connar am 11.01.2011 | 13:54
http://www.longbow-woelfe.de/woelfe/bogenbau/a_index.htm (http://www.longbow-woelfe.de/woelfe/bogenbau/a_index.htm)

Vielleicht hilft dieser Link ein wenig bei der Einschätzung, was man beim Bogenbau so alles beachten muss.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 13:59
Achso...Ich oute mich als Bogenbaunoob und daher ist mein "im Sitzen arbeiten ist echt ätzend" wohl tatsächlich objektiv falsch. Mit Hieroglyphenschreibern, finde ich, hat das aber nur wenig zu tun.

Also ist es nun einfacher, etwas im Sitzen zu werkeln oder stehend an einer Werkbank oder nimmt sich das nix?
(Was man als eSeL alles beachten/wissen muss, um einen realistischen Zuschlag/Erleichterung festzulegen...)
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 11.01.2011 | 14:06
Wieviel davon ist Gewohnheit?

Wäre Werkbank ein Techlevel Vorteil?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.01.2011 | 14:24
Wenn mein Bildergedächnis mich nicht trügt, haben alle, die mit schwerem Werkzeug umgegangen sind, früher im Stehen gearbeitet, d.h. etwa Schmiede und Leute, die Holz grob bearbeitet haben. Töpfer dagegen haben spätestens nach Erfindung der Drehscheibe wohl gesessen, um mit einem Fuß Antrieb geben zu können. Feine Stoffarbeiten wurden wohl auch im Sitzen ausgeführt (Sticken, Nähen, Klöppeln usw.), und ich meine, daß auch für feine Holzarbeiten dasselbe gegolten hätte.
Meine Vermutung wäre daher, daß beim Umgang mit Werkzeug mit einem Gewicht von über... hm, 300 bis 500 g oder so vielleicht ... im Stehen gearbeitet wird, und außerdem bei Werkstücken, die es erfordern. Leichteres Werkzeug und handlichere Werkstücke laden in der Regel wohl dazu ein, sich erst einmal hinzusetzen.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: ErikErikson am 11.01.2011 | 14:37
Mann sollte auch bedenken, das die Sitzposition entscheidend ist. Wenn er lange in einer Position sitzen bleibt, weil er etwa an einer besonders kniffeligen Sache arbeitet, schläft ihm unter Umständen der Fuß ein. Das hängt natürlich auch vom Blutdruck und der Form seiner Beine ab. Ein eingeschlafener Fuß behindert den Handwerker dann evnetuell bei der Arbeit, wenn er sich in eine andere Sitzposition begeben will. Ich würde daher abhängig von den oben genannten Variablen Abzüge in Höhe von 0,25 bis 0,5 geben.
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 11.01.2011 | 14:40
Na, mal wieder den Ironie Smiley weggelassen, EE?  :D

Es kommt ja wahrscheinlich nicht nur auf die Materialien an, sondern auf die tatsächliche physische Handlung: Einen Bogen im Sitzen zu bespannen, stelle ich mir z.B. extrem blöd vor. Ein Bild malen oder Sticken nicht so sehr.

Kann man sagen: Je größer der Muskelaufwand, desto eher ist stehend=besser?
Je größer das benötigte Fingerspitzengefühl, desto eher ist sitzend=besser?
Titel: Re: Unterwegs handwerkeln
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.01.2011 | 18:42
Kann man sagen: Je größer der Muskelaufwand, desto eher ist stehend=besser?
Je größer das benötigte Fingerspitzengefühl, desto eher ist sitzend=besser?
Ich würde in erster Näherung annehmen: Ja. Wobei das Arbeiten mit einer Laubsäge (die ja nicht schwer ist und weniger Kraft als vielmehr exakte Führung erfordert) meiner Erinnerung nach zum Stehen animiert. Ich würde sagen, daß es dabei auf den Blickwinkel ankommt: Man kann das Sägeblatt von oben besser "justieren" als von der Seite, und von oben schaut man eher, wenn man steht. Maler scheinen ebenfalls gern längs des Pinsels zu schauen, darum haben sie die Staffelei erfunden...
Meine Näherung wäre derzeit: Sitzende Tätigkeiten legen sich nahe, wenn die Arbeit (1) keine große Zug-, Schub-, Schlag-, Hub- oder sonstige Kraft erfordert und (2) der Gegenstand entweder klein und leicht genug ist, um in die jeweils richtige Position gebracht und dort mit Körperkraft gehalten zu werden oder vor sich abgelegt oder abgestellt werden kann bzw. die Sitzposition passend gestaltet werden kann (z.B. auf einem Gerüst sitzend).   

Und vieles geht einfach auch "je nach dem". Nicht allzu professionelle Chöre üben gemäß meiner Erfahrung lieber im Sitzen, aber beim eigentlichen Vortrag steht man dann. Auch Malen, Schreiben und dergleichen kann man auch sowohl sitzend wie stehend und sogar liegend; ich würde das auf alle Tätigkeiten ausdehenen, bei denen man Werkstück und Werkzeug mit zwei Händen halten kann. Die "richtige" Version ist dann eben immer die, die sich am ehesten anbietet, und ich würde im Normalfall weder Boni noch Mali geben.