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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: El God am 13.09.2012 | 23:21

Titel: Würfelwillkür...
Beitrag von: El God am 13.09.2012 | 23:21
... gibt es nicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 13.09.2012 | 23:22
Doch. Würfelwillkür ist, wenn der SL willkürlich entscheidet, was du würfeln musst. ^^

(Versuch, dem Begriff eine Bedeutung zu geben, die wenigstens im Ansatz Sinn ergibt)
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 13.09.2012 | 23:23
Ich würfel, wann ich will. So.

...

Was bedeutet dieses Thema?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 13.09.2012 | 23:24
Dass wir, wenn man uns sagt, wir sollten woanders diskutieren, woanders diskutieren?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: El God am 13.09.2012 | 23:24
Zitat
Was bedeutet dieses Thema?

Ich wollte diesen Gedanken nur nochmal gut sichtbar festhalten und aus einem anderen Thread, wo er OT war, herausführen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 13.09.2012 | 23:26
Dann wärs vielleicht clever, zu verlinken, wo ihr herkommt. Löffel gibts übrigens auch nicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 13.09.2012 | 23:27
Löffel gibts übrigens auch nicht.
http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1587147.html#msg1587147 und hä?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.09.2012 | 23:29
Dann wärs vielleicht clever, zu verlinken, wo ihr herkommt. Löffel gibts übrigens auch nicht.

O doch! Ich besitze einen, nein mehrere! Oder meinst du, es handelt sich vielleicht um getarnte Gabeln?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Bad Horse am 13.09.2012 | 23:57
Ich bin auch der Meinung, Würfel können eigentlich nicht willkürlich sein, schon in Ermanglung eines Willens.

Allerdings lässt sich per Würfel natürlich auch Willkür ausdrücken:
- des SLs, wann und ob er würfeln lässt; und wie er das Würfelergebnis interpretiert
- des Spielers, wann und ob er einen Wurf vom SL verlangt; und welches Würfelergebnis er für 'plausibel' erklärt
- des Spieldesigners, der den Würfeln eine Bedeutung nach seinem Gusto verleiht - das kann von plakativen Regeln wie "böse Zauber sind immer schwerer als gute Zauber" bis zu "du hast einen fixen Bonus, um Schaden zu machen, muss aber würfeln, ob du den Schaden wegstecken kannst" gehen.

Und so weiter.

Absehen davon: Würfel mögen nicht willkürlich sein, aber manchmal ist das zufällig ermittelte Ergebnis trotzdem extrem unerwünscht (jetzt völlig neutral ausgedrückt - manchmal fänden es alle cooler, wenn es ein anderes Ergebnis gäbe). Daran sind aber dann nicht die Würfel schuld, sondern das dahintersteckende System und die Instanz, die es angewendet hat.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 00:01
Und u. a. aufgrund der letzten Erkenntnis haben sich ja in letzter Zeit Gummipunkte so schön etabliert, um dem Spieler da mehr Kontrolle zu geben.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 00:26
Wobei Gummipunkte doch eher ein Workaround sind. Wenn ein Zufallselement, wie Würfel, eingebaut wird, dann sollten doch alle möglichen Ergebnisse das Designziel unterstützen. Wenn nicht, sollte man das Zufallselement so anpassen, dass es das tut. Alles andere wirft die Frage auf, warum überhaupt der Zufall bemüht wird, wenn er eigentlich gar nicht erwünscht ist.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 00:29
Zufall ist ja grundsätzlich schon erwünscht, nur möchte man halt manchmal doch etwas mehr Kontrolle.

Gummipunkte sind eben ein Kompromiss, bei dem ich sagen kann "Nein, jetzt nicht", wenn mir der Zufall in die Suppe spuckt, dann aber hinnehmen muss, dass bei einer späteren Gelegenheit diese Möglichkeit nicht mehr existiert. Sie sind also quasi ein Kontrollelement, mit dem ich fokussieren kann, was mir wichtig ist (erhöhte Erfolgschance durch Wiederholungswurf) und was nicht so sehr (der Zufall wird klaglos hingenommen). Damit schalten sie den Zufall keineswegs komplett aus.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 00:43
Ja, schon. Aber mal rein vom Ansatz her würde ich an Stellen, wo ein "nein jetzt nicht" kommt, den Zufall doch gar nicht erst einbauen; sprich: gar nicht würfeln. Bzw. eine Würfelmechanik nehmen, die akzeptable Ergebisse produziert.

Das ist natürlich eine eher theoretische Überlegung. Rein praktisch kann es sein, dass man einer immer gleichen Mechanik aus anderen Gründen den Vorzug gibt und lieber diesen in meinen Augen etwas unschönen Workaround hinnimmt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 00:47
Ja, schon. Aber mal rein vom Ansatz her würde ich an Stellen, wo ein "nein jetzt nicht" kommt, den Zufall doch gar nicht erst einbauen; sprich: gar nicht würfeln.
Dass gewürfelt wird, entscheidet in erster Instanz ja der SL. Wie wichtig der Ausgang ist, ist aber eine Sache des Spielers.

Daher kommt auch ein komplettes Seinlassen des Würfelwurfs nur nach vorheriger Kommunikation in Frage, und es besteht die Gefahr, dass ohne die Verknüpfung mit einer Ressource einfach jeder Wurf geblockt wird. Damit kommt hier nur eine Trennung zwischen "Bennie für Reroll" und "Bennie für Auto-Success" in Frage.

Eine Würfelmechanik, die von vorneherein akzeptable Ergebnisse ausspuckt, ist daher zum Scheitern verurteilt, dass ja von der Priorisierung des Spielers (!) abhängig ist, was akzeptabel ist.

Ich empfinde Gummipunkte für Rerolls damit nicht als hässlichen Workaround, sondern als den wesentlich schickeren Ansatz als die von dir genannten, weil es einen guten Ausgleich zwischen beiden Faktoren - Einfluss des Zufalls und des Spielerwillens - darstellt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 01:00
Dass gewürfelt wird, entscheidet in erster Instanz ja der SL.

Ich würde eher sagen in letzter Instanz. In erster Instanz das Regelwerk. Eine allgemeine Faustregel sagt ja, dass immer dann gewürfelt wird, wenn das Ergebnis nicht klar ist. Natürlich hat der SL da u.U. mehr Kenntnisse, was die bestimmenden Faktoren angeht. Aber nicht zwingend.

Allerdings bekommen wir auch (mal wieder) ein Definitionsproblem. Im Prinzip gilt nach deiner Darstellung jede Form der willentlichen Spielerbegünstigung als Gummipunkt. Letztlich eine Spielerressource, um den eigenen Wunsch zeitweilig über die Mechanik zu stellen, vereinfacht gesagt.

("da die Mechanik auch Ergebnisse produziert, die dir nicht gefallen, gebe ich dir eine Ressource, mit der du diese Ergebnisse negieren kannst"... ist da nicht besser, direkt eine Mechanik zu wählen, bei der das nicht passiert? Es kann sein, dass es sich dabei um eine Art ideale Mechanik handelt, die es nicht wirklich geben kann (dein Eindwand individuelle Vorlieben); gebe ich zu)

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das erstrebenswert finde.

Eine Würfelmechanik, die von vorneherein akzeptable Ergebnisse ausspuckt, ist daher zum Scheitern verurteilt, dass ja von der Priorisierung des Spielers (!) abhängig ist, was akzeptabel ist.

Das kann man auch über den Gruppenvertrag im Vorfeld festlegen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 01:02
Wer wendet das Regelwerk an? Richtig, der SL. Und kaum ein mir bekanntes Regelwerk bietet wirklich eindeutige Regeln, wann gewürfelt werden muss.

Und nein - nach meiner Darstellung ist ein Gummipunkt jede Form einer Ressource (!), durch deren Einsatz ein Spieler in begrenztem Umfang einen kurzzeitig erhöhten Einfluss auf den Verlauf des Spiels nehmen kann. Zum Beispiel eben in der Form, dass er erhöhten Einfluss auf den Ausgang einer Probe erhält.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 01:05
Wer wendet das Regelwerk an? Richtig, der SL.

Nein. Die Gruppe.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 01:07
Nein. Die Gruppe.

Jaein. Praktisch werden Proben normalerweise vom SL gemanaged, die Gruppe redet nur rein, wenn das klar gegen Regeln oder Vereinbarungen verstößt - der SL hat aber schon sehr viel Spielraum, wann er würfeln lässt und wann nicht, und auch, was er würfelt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 01:08
Das stimmt schon, aber es ist in meinen Augein ein Wechselspiel aus Erwartungen. Das Regelwerk erzeugt bei den Spielern eine gewisse Erwartungshaltung zu den "zu bewürfelnden" Gegebenheiten.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Taschenschieber am 14.09.2012 | 01:09
Das stimmt schon, aber es ist in meinen Augein ein Wechselspiel aus Erwartungen. Das Regelwerk erzeugt bei den Spielern eine gewisse Erwartungshaltung zu den "zu bewürfelnden" Gegebenheiten.

In der Theorie ja - für die vorliegende Debatte finde ich aber eher die praktischen Abläufe spannend. Und in denen legt der SL fest, was gewürfelt wird, und die Spieler sagen nur was, wenn der SL die meist sehr groben Konventionen verletzt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.09.2012 | 01:14
Außerdem werfe ich ein, dass der Spieler bereits Ressourcen hat, um die Ergebnise nach seinen Wünschen zu beeinflussen, nämlich die, die er zum Charakterbau inkl. Entwicklung hat. Die wirken natürlich eher langfristig und statistisch...

Irgendwie stört mich der Gedanke: "das ist ein blödes Ergebnis, das kaufe ich weg." Wenn ich würfle, muss ich auch das Ergebnis akzeptieren... Hm, reroll als bloße Wahrscheinlichkeitsverschiebung? Ok, kann man so sehen.

Am Ende frage ich mich, ob es gut ist, wenn sich ein Spieler aus der Mechanik freikaufen kann, mehr oder weniger. Ich muss da mal drüber schlafen. Und zwar - jetzt  ;)

Gute n8  :snoring:
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.09.2012 | 01:32
Da der Begriff Würfelwillkür von mir aufgeworfen wurde, will ich mal erklären, was ich damit meinte. Um das zu verstehen, muss aber erstmal erklärt werden, was SL-Willkür bedeutet:
1. Definitionsmöglichkeit: SL-Willkür bedeutet, wenn der SL sich für eine Möglichkeit entscheidet, ohne dass ihm jemand da reinreden kann. (Von Psychologen auch gerne "freier Wille" genannt.)

2. Definitionsmöglichkeit: Der SL trifft eine Entscheidung, die der Erwartung der Spieler zuwider läuft. Beispiel: Der Spieler übertrifft sich selbst und lässt den SC eine hervorragende Rede halten und der SL sagt: "Der NSC ist von deiner Rede total unbeeindruckt."

Und für beide Definitionsmöglichkeiten gibt es das äquivalent, dass der Würfel willkürlich handelt:
1. Definitionsmöglichkeit: Würfel-Willkür bedeutet, dass der Würfel eine Entscheidung treffen kann, ohne dass ihm jemand da reinreden kann. (Von Stochastikern auch gerne "Zufall" genannt.)

Anmerkung: Der Zufall des Würfels ist ziemlich exakt das Äquivalent des freien Willens beim SL. Wenn der freie Wille des SLs also "SL-WIllkür" genannt wird, ist es nur angebracht, dass man das Äquivalent beim Würfel "Würfel-Willkür" nennt.

2. Definitionsmöglichkeit: Der Würfel trifft eine Entscheidung, die der Erwartung der Spieler zuwider läuft. Beispiel: Der SC hat 99% auf "tolle Rede schwingen". Der Spieler würfelt darauf und erwürfelt eine 100, also nicht geschafft.

Anmerkung: Dass man beim Würfeln Ereignis würfelt, das den Erwartungen widerspricht, ist das Äquivalent dazu, dass der SL eine Entscheidung trifft, die den Erwartungen widerspricht. Wenn man dies also SL-Willkür nennt, dann sollte man das Äquivalent beim Würfeln auch Würfel-Willkür nennen.

Btw, dass in den meisten Spielen der SL entscheiden kann, wann und wie gewürfelt wird, stimmt zwar, hat mit dem von mir im Nachbarthread angesprochenen Phänomen aber eher wenig zu tun.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 14.09.2012 | 01:38
Die Idee, dass eine andere Person als der letztlich Würfelnde festlegt, dass gewürfelt werden soll, halte ich nicht für besonders nützlich.

@Taschenschieber: Willkommen in Bruchtal, Mr. Anderson.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: El God am 14.09.2012 | 01:40
Zitat
Der Zufall des Würfels ist ziemlich exakt das Äquivalent des freien Willens beim SL.

Wie kommt man auf sowas?
Nie im Leben ist das so!
Selbst wenn du nur die Illusion eines freien Willens hättest: Kommt es dir so vor, als würdest du deine Entscheidungen vollkommen zufällig treffen?

Zitat
Dass man beim Würfeln Ereignis würfelt, das den Erwartungen widerspricht, ist das Äquivalent dazu, dass der SL eine Entscheidung trifft, die den Erwartungen widerspricht. Wenn man dies also SL-Willkür nennt, dann sollte man das Äquivalent beim Würfeln auch Würfel-Willkür nennen.

Auch das ist als Definition unbrauchbar, weil der Würfel wiederum keine Entscheidung trifft. Entweder beschreibt Willkür eine freie Willensentfaltung - das kann der Würfel nicht - oder einen Rechtsgebrauch ohne erkennbare Begründung - und auch das wirst du ja vom Würfel nicht erwarten.

Ansonsten ragt das schon sehr in BadHorses Anmerkung herein: Wenn ich ein so großes Problem damit habe, dass der Würfel "Entscheidungen" trifft, die mir nicht passen, warum zur Hölle benutze ich dann einen?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.09.2012 | 03:34
Wie kommt man auf sowas?
Nie im Leben ist das so!
Selbst wenn du nur die Illusion eines freien Willens hättest: Kommt es dir so vor, als würdest du deine Entscheidungen vollkommen zufällig treffen?
Also meine persönliche Meinung ist ja, dass sowohl der Wille als auch der Würfel determiniert sind:
Wenn man alle Neuronen im Gehirn des SLs berechnen könnte, dann könnte man exakt vorherbestimmen, wie der SL handelt.
Und wenn man alle Atome incl. deren Impuls des Würfels kennen würde, dann könnte man exakt vorherbestimmen, wie der Würfel fällt.*

Mit unserem heutigen Stand der Technik ist es aber weder möglich, alle einzelnen Neuronen im Kopf des SLs zu bestimmen, noch ist es möglich, alle Atomimpulse des Würfels zu bestimmen. Daher können wir weder die Entscheidung des SLs noch das Ergebnis des Würfels mit völliger Sicherheit vorhersagen. Für den Spieler ist beides also mit einer gewissen Unsicherheit verbunden und der Spieler kann nur Wahrscheinlichkeitssaussagen darüber treffen, wie die Ergebnisse des SLs und des Würfels lauten. (Wenn er sich mit Stochastik auskennt, kann er die Wahrscheinlichkeit der Würfel besser vorhersagen, und wenn er sich besser mit Psychologie auskennt, kann er die Wahrscheinlichkeit des SLs besser vorhersagen.)

*Strenggenommen müsste man beim SL zusätzlich noch den ganzen Input berücksichtigen, den er während des Entscheidungsprozesses erhält, und bei den Würfeln müsste man zusätzlich noch Luftbewegungen und Beschaffenheit der Tischoberfläche berücksichtigen. Aber das ändert nichts daran, das beide Sachen theoretisch deterministisch sind.

Aber ich will mich auch gar nicht auf eine Diskussion pro und contra freier Wille einlassen. Wenn jemand der Meinung ist, der Wille des Menschen sei nicht deterministisch, dann gilt dennoch, dass der Spieler weder das Ergebnis des SLs noch das Ergebnis des Würfels vorhersagen kann. Beides sind Prozesse, wo der Spieler zwar Erwartungen dran stellt, wo er das Ergebnis aber nicht mit absoluter Sicherheit im Vornherein kennt.

Zitat
Auch das ist als Definition unbrauchbar, weil der Würfel wiederum keine Entscheidung trifft. Entweder beschreibt Willkür eine freie Willensentfaltung - das kann der Würfel nicht - oder einen Rechtsgebrauch ohne erkennbare Begründung - und auch das wirst du ja vom Würfel nicht erwarten.
Natürlich kann der Würfel entscheiden. Das ist keine bewusste Entscheidung, wie man sie als Mensch trifft. Und es ist auch keine intuitive Entscheidung. (Eine Entscheidung ist letztendlich nur eine Wahl zwischen Alternativen. Und der Würfel hat die Wahl, entweder mit der 1 oben oder mit der 2 oben oder mit sonst einer Zahl oben zu landen.)

Hast du noch nie die Redewendung "Die Würfel haben entschieden. (http://urbanize.at/laboratoire-derive/hamburg/)" gehört?

Und es geht auch nicht um den Rechtsgebrauch ohne erkennbaren Grund es geht um eine Entscheidung ohne erkennbaren Grund. Und es gibt auch bei einem Würfel keinen erkennbaren Grund, weshalb er jetzt mit der 6 oben liegt.

Zitat
Ansonsten ragt das schon sehr in BadHorses Anmerkung herein: Wenn ich ein so großes Problem damit habe, dass der Würfel "Entscheidungen" trifft, die mir nicht passen, warum zur Hölle benutze ich dann einen?
Gegenfrage: Wenn ich ein so großes Problem damit habe, dass der SL "Entscheidungen" trifft, die mir nicht passen, warum zur Hölle benutze ich dann einen?

Und auf beide Fragen gibt es die gleiche Antwort:
Es gibt spielleiterlose RPGs und es gibt würfellose RPGs. Wenn eine Gruppe Probleme damit hat, dass der SL Entscheidungen trifft, dann kann man spielleiterlose RPGs spielen. Und wenn eine Gruppe damit Probleme hat, dass der Würfel Entscheidungen trifft, dann kann man würfellose RPGs spielen.

Aber deine Frage impliziert, dass ich ein Problem damit hätte, dass der Würfel Entscheidungen trifft. Wie kommst du darauf?
Es gibt eine Reihe von Gruppen, die haben kein Problem damit, dass der SL Entscheidungen trifft. Und ebenso gibt es eine Reihe von Gruppen, die haben kein Problem damit, dass die Würfel Entscheidungen treffen. Diese Gruppen können dann ohne Probleme SL-basierte bzw. würfelbasierte RPGs spielen.

BTW: Ja, außerhalb des RPGs bevorzuge ich Brettspiele ohne Zufallskomponente: Schach, Go, Mühle, Diplomacy etc.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Gummibär am 14.09.2012 | 03:45
Gummipunkte haben einen Nachteil: Sobald die Gummipunkte alle sind, hat man wieder das Problem, das man mit den Gummipunkten eigentlich lösen wollte.

Wenn man das vermeiden will durch eine entsprechende Menge an Gummipunkten, dann ist das für mich stattdessen ein Vetorecht.

Und wenn die Gummipunkte nur einen Reroll ermöglichen und der genauso ausfällt wie der vorherige Wurf, dann hat man auch nichts gewonnen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Jiba am 14.09.2012 | 07:31
Ich bin ja der Ansicht, dass der Würfel als Zufallselement eigentlich gar keines ist. Er ist damit auch kein wirksames Pestizit gegen die Auswüchse von SL-Willkür. Bad Horse hat es schon angesprochen:

Zitat
Allerdings lässt sich per Würfel natürlich auch Willkür ausdrücken:
- des SLs, wann und ob er würfeln lässt; und wie er das Würfelergebnis interpretiert
- des Spielers, wann und ob er einen Wurf vom SL verlangt; und welches Würfelergebnis er für 'plausibel' erklärt

Das halte ich für die wichtige Beobachtung in dieser Frage. Grundsätzlich liefert der Würfel nämlich nur Vorschläge für den weiteren Verlauf der Handlung innerhalb der Spielwelt, denen je nach Zusammensetzung der Gruppe unterschiedliche Verbindlichkeit zukommt. Und selbst im Fall der äußersten Verbindlichkeit liegt die Überbrückungsleistung der Lücke zwischen Spielwelt und Regel-Metaebene immer noch bei den Mitspielern (inkl. SL). Das sieht man leicht daran, wenn Leute sich über einen besonders gelungenen Wurf freuen, der im Spiel aber dann keine weitere Relevanz hat. Oder aus Plausibilititätsgründen ein Patzer abgemildert wird, usw. Würfel liefern lediglich Input, aber was aus diesem Input gemacht wird, liegt voll bei den Mitspielern. Also sind Würfel auch niemals wirklich neutral. So zumindest meine Ansicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2012 | 07:55
Ich bin ja der Ansicht, dass der Würfel als Zufallselement eigentlich gar keines ist. Er ist damit auch kein wirksames Pestizit gegen die Auswüchse von SL-Willkür. Bad Horse hat es schon angesprochen:


In der Theorie mag das so sein, in der Praxis fällt mir immer wieder auf, dass die mir als extrem railroadig erscheinenden SLs nur bei irrelevanten Situationen würfeln lassen, bei allen anderen Situationen aber die "logische Konsequenz" deduzieren (= Willkürlich entscheiden), es sei denn, das Regelwerk schreibt explizit und LAUT Würfeln vor (z.B. Kampf).

Würfeln hilft durchaus, denn die Verwendung des Würfels im Rollenspiel fördert langfristig die Bereitschaft, die Allmachtsphantsie eines SL zu hinterfragen (auch wenn man selbst dieser SL ist).
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 14.09.2012 | 08:22
Zitat
Würfeln hilft durchaus, denn die Verwendung des Würfels im Rollenspiel fördert langfristig die Bereitschaft, die Allmachtsphantsie eines SL zu hinterfragen (auch wenn man selbst dieser SL ist).

Kann funktionieren. Dann muss es allerdings einen Anspruch auf Würfelei geben, also "Say yes or roll dice."
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Praion am 14.09.2012 | 08:26
Doch. Würfelwillkür ist, wenn der SL willkürlich entscheidet, was du würfeln musst. ^^

Das ist doch aber das Festlegen von Schwierigkeiten/Target Numbers. Das hat nicht direkt mit dem Würfel zu tun.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Grey am 14.09.2012 | 09:26
Gummipunkte haben einen Nachteil: Sobald die Gummipunkte alle sind, hat man wieder das Problem, das man mit den Gummipunkten eigentlich lösen wollte.
Darum sollte man sich als Spieler eben gut überlegen, wann und wofür man sie einsetzt.

Im übrigen: Was Dolge sagt. Würfel und Willkür haben nur das W, das ü, das r und ein l gemeinsam.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Arkam am 14.09.2012 | 09:52
Hallo zusammen,

ist es nicht so das wir als Spieler von einem Regelwerk zwei unterschiedliche Dinge verlangen?

Auf der einen Seite soll es einen Zufallsgenerator geben, es müssen ja nicht unbedingt Würfel sein, der einer Geschichte auch Mal eine andere Wendung geben kann und so für ein Spannungselement sorgt.
In einem Kampf steht also nicht etwa fest wer gewinnt. Man kann maximal eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür berechnen.

Auf der anderen Seite bevorzugen wir manchmal eine Hollywood Dramaturgie. Die Charaktere sollen also bis zum äußersten gefordert werden und dann auch gegen jede Chance gewinnen können.
Wenn man das möchte kann man entweder einer Person, normalerweise dem Spielleiter oder in einer allgemeinen Absprache allen Spielern das Recht geben in einer solchen Situation die Regel zu verletzten oder man schafft eine zusätzliche Ressource.
Genau das sind dann eben die berühmten Gummipunkte / Glückspunkte / Schicksalspunkte / Bennies.
Das kann schon Mal unschöne Gefühle wecken wenn diese Ressourcen schon im Anfangskampf genutzt werden und eben nicht um den übertriebenen Endkampf zu gewinnen. Das ist dann allerdings wirklich ein Problem des Spieldesigns und der Absprache der Spielrunde.

Gruß Jochen
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 14.09.2012 | 10:01
Ich glaube nicht, dass diese Dinge wiedersprüchlich sind bzw. sie gelten nicht in dieser Allgemeinheit. Ich hab auch Spiele im Schrank, wo die Protagonisten höchst wahrscheinlich versagen werden (Fiasco, Polaris). Das ist dort das Spielziel. Die Regeln und damit auch die fürs Würfeln müssen so beschaffen sein, dass sie das Spielziel unterstützen, nicht verletzen.

Ein Problem gibts erst, wenn sich die Gruppe nicht einig ist, was fest und was variierbar sein soll. Das findet sich auch an anderer Stelle. Sollen die Protagonisten sterben? Wie leicht? Sollen sie sich charakterlich entwicklen? Usw. Das wird zwar alles häufig und hitzig diskutiert, ist aber für das Spiel kein Problem. Zu entscheiden, was sie spielen will, ist Sache der Gruppe. Erst wenn dann das Spiel trotz Ankündigung nicht liefert, ist das Spiel Schuld.

Es ist also nicht so, dass "wir" zwei Dinge von Regeln wollen. Ganz viele Leute wollen ganz unterschiedliche Dinge. Entweder werden die sich hinreichend einig oder sie spielen eben nicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Molcho am 14.09.2012 | 10:59
Mir kommt dabei die Assoziation einer Art karmischen Fairness zwischen Spielern und SL, sowie zwischen Zufall und Dramaturgie.

Praktisch werden Proben normalerweise vom SL gemanaged, die Gruppe redet nur rein, wenn das klar gegen Regeln oder Vereinbarungen verstößt - der SL hat aber schon sehr viel Spielraum, wann er würfeln lässt und wann nicht, und auch, was er würfelt.

Könnte hier nicht eine Ressource Abhilfe leisten und den SL beschränken? Sodass nur eine bestimmte Menge und Höhe an Proben verlangt werden kann. Zugleich könnte der Spieler auch vom SL verlangen zu würfeln, falls er die Handlung der geleiteten Umwelt infrage stellt.

Außerdem werfe ich ein, dass der Spieler bereits Ressourcen hat, um die Ergebnise nach seinen Wünschen zu beeinflussen, nämlich die, die er zum Charakterbau inkl. Entwicklung hat. Die wirken natürlich eher langfristig und statistisch...

Diese Ressourcen haben jedoch kein Gegenstück in SL-Hand, bzw. eben ein Füllhorn. Nur durch den Gruppenvertrag verlangte Gutmütigkeit hält ihn ab einen todbringenden Klavier-Schauer zu erzählen.

Auf der einen Seite soll es einen Zufallsgenerator geben, es müssen ja nicht unbedingt Würfel sein, der einer Geschichte auch Mal eine andere Wendung geben kann und so für ein Spannungselement sorgt.
In einem Kampf steht also nicht etwa fest wer gewinnt. Man kann maximal eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür berechnen.

Ein weiterer Punkt, den ich hier angedeutet finde, ist die Unmittelbarkeit von Würfelglück und -pech. Könnte ein schlechtes Ergebnis nicht auch "aufgespart" werden und als karmische Konsequenz an späterer Handlungsstelle seine Wirkung besser entfalten?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: alexandro am 14.09.2012 | 11:11
@Eulenspiegel:
Lass es mich mal so formulieren. Bei jedem Konflikt im Rollenspiel gibt es "n" mögliche Ausgänge.

Bei SL-Entscheidung gilt: n=1
Beim Würfeln gilt mindestens: n=2 (bzw. n=4, wenn es so etwas wie Kritischen Erfolg und Fehlschlag gibt)

Die Atome auf dem Tisch und die Neuronen im Gehirn sind dafür unerheblich - wichtig ist nur, dass der Würfel IMMER verschiedene Ergebnisse zeigen kann (damit per definitionem nicht willkürlich sein kann), während SL-Willkür EIN Ergebnis vorschreibt.*

*wobei es durchaus nicht-willkürliche SL-Entscheidungen gibt: dann nämlich, wenn der SL fragt, was der Spieler machen möchte und, abhängig von der Antwort, ein UNTERSCHIEDLICHES Ergebnis präsentiert. Aber darum geht es im diesen Thread ja nicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Auribiel am 14.09.2012 | 11:21
Ich bin ja der Ansicht, dass der Würfel als Zufallselement eigentlich gar keines ist. Er ist damit auch kein wirksames Pestizit gegen die Auswüchse von SL-Willkür.


Es gibt nur EIN wirksames Pestizid gegen die Auswüchse von SL-Willkür: Anwendung von Regel 0 auf einen SL, der ständig willkürlich spielt.

Und: Ich höre hier ständig beschwerden gegen Railroading. Es wäre meiner Meinung nach 100%iges Railroading, wenn von hinten bis vorne perfekt durchgeplante Joints für Würfelwürfe gefordert werden. Dann sollte man eher ein PC-Spiel spielen und nicht mit anderen Leute am Tisch. Gerade die Möglichkeit zur Improvisation macht doch ein P&P-RPG überhaupt so interessant, oder nicht? Aber dann kann ich doch auch nicht vom SL oder den Spielern verlangen, dass sie Würfelwürfe wie per Flussdiagramm am PC abhandeln.  wtf?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Arldwulf am 14.09.2012 | 13:35
Was ist Willkür? Willkür ist wenn etwas ohne einen sachlichen Grund entschieden wird. Ursprünglich bezeichnete Willkür die Entscheidungsfreiheit eines Fürsten in bestimmten Fällen. Wir würden heute Ermessensspielraum dazu sagen, da Willkür natürlich negativ besetzt ist heute.

Und (in seiner negativen Form) ist Willkür etwas das entgegen besseren Wissens sachlicher Gründe entschieden wird. Es gibt also einen guten Grund etwas anders zu machen, aber man entscheidet sich ohne andere Gründe dagegen.

Wenn in einem Raum eine Falle ist die alle umbringt, so kann dies entweder sachliche Gründe haben (vielleicht durch die Story bedingt), oder willkürlich vom Spielleiter entschieden sein.

Das gleiche gilt aber auch wenn ein Würfelwurf dies entscheidet. Dieser kann entweder auf sachlichen Überlegungen basieren (die die Prozentchance beeinflussen) oder eben willkürlich und völlig frei von den Umständen.

Wenn zwei Gruppen die gleiche Chance haben in einem Raum auf eine Falle zu treten - egal was sie tun - so würde ich von Würfelwillkür sprechen.

Tatsächlich kann ein Regelwerk aber gar nicht alle Fälle abdecken, weshalb Grauzonen unvermeidlich sind. Mit etwas Willkür der Würfel muss man also leben oder seinen SL zu konkreten Situationen bitten die Chance anzupassen. Um nicht viel mehr geht es - manchmal können Würfelwürfe nach den Regeln "by the book" zu willkürlichen Ergebnissen führen.  Manchmal ist es besser nicht zu würfeln.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 1of3 am 14.09.2012 | 13:44
@Eulenspiegel:
Lass es mich mal so formulieren. Bei jedem Konflikt im Rollenspiel gibt es "n" mögliche Ausgänge.

Bei SL-Entscheidung gilt: n=1
Beim Würfeln gilt mindestens: n=2 (bzw. n=4, wenn es so etwas wie Kritischen Erfolg und Fehlschlag gibt)

Auch da kommts wieder drauf an, was man um das eigentliche Würfeln drum herum tut. Damit dein Ansatz gilt, muss man unbedingt vorher sagen, was bei welchem Ergebnis rauskommt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.09.2012 | 14:11
Lass es mich mal so formulieren. Bei jedem Konflikt im Rollenspiel gibt es "n" mögliche Ausgänge.

Bei SL-Entscheidung gilt: n=1
Beim Würfeln gilt mindestens: n=2 (bzw. n=4, wenn es so etwas wie Kritischen Erfolg und Fehlschlag gibt)
Das gilt, wenn du mit einem Railroading-SL spielst. Bei ergebnisoffenen SLs, gilt auch bei SL-Entscheidungen n>1.

Klar, wenn man bisher nur Railroader als SL kennengelernt hat, dann ist man versucht, n=1 auf alle SL-Entscheidungen zu verallgemeinern. Daher würde ich dir hier empfehlen, einfach mal ergebnisoffenere SLs auszuprobieren: Dort findest du dann n>1.

Zitat
*wobei es durchaus nicht-willkürliche SL-Entscheidungen gibt: dann nämlich, wenn der SL fragt, was der Spieler machen möchte und, abhängig von der Antwort, ein UNTERSCHIEDLICHES Ergebnis präsentiert. Aber darum geht es im diesen Thread ja nicht.
Doch! La Dolge Vita hat den Fehler gemacht, im Eingangspost nicht den Ursprungsthread zu verlinken. Deswegen hole ich das hier mal nach: Klick mich (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586812.html#msg1586812). Nein, klick mich (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586863.html#msg1586863). Und hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586921.html#msg1586921) dann der letzte Beitrag aus dem alten Thread.

Wenn in einem Raum eine Falle ist die alle umbringt, so kann dies entweder sachliche Gründe haben (vielleicht durch die Story bedingt), oder willkürlich vom Spielleiter entschieden sein.
Zustimmung. Sehe das Folgende bitte nicht als Widerspruch sondern als Ergänzung:
Die Falle kann im Zentrum des Raumes sein, weil der SL findet, dass es cool wäre, dort so eine Falle hinzuplazieren. (Warum er es cool findet, steht auf einem anderen Blatt: Entweder weil er denkt, dass es zur Story passt. Oder weil er denkt, das sichd ie Spiele rüber die Herausforderung freuen. Oder weil er die Spieler ärgern will. Oder weil...)

Oder die Falle kann dort stehen, weil der SL den Dungeon ausgewürfelt hat und für diesen Raum nunmal "Raum mit Falle" ausgewürfelt hat.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2012 | 14:17
Meint ihr vielleicht den Trick, das man einfach wieder und wieder eine Probe verlangt, bis das rauskommt, was man will? bsp. die Spieler sollen sich im Wald verlaufen. man verlangt eine Probe, die klappt aber. Dann sagt man, "Oh, ihr findet perfekt euren Weg durch den Wald. Aber jetzt kommt ihr in einen Teil, der noch viel undurchdringlicher und verwirrender ist." und dann verlangt man noch ne Probe, usw. bis eine mal nicht klappt.

Oder die "Würfeln zum Atmen" Geschichte. Wenn man will ,das die Spieler versagen, lässt man einfach auf irgendwelche Sachen würfeln, die eigentlich jeder Depp kann, mit der begründung das ja "die meisten Unfälle im haushalt passieren".

Das könnte man doch Würfelwikkür nennen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: alexandro am 14.09.2012 | 14:23
Das gilt, wenn du mit einem Railroading-SL spielst. Bei ergebnisoffenen SLs, gilt auch bei SL-Entscheidungen n>1.
Dann ist es keine Willkür (wie ich schon sagte)

Zitat
Die Falle kann im Zentrum des Raumes sein, weil der SL findet, dass es cool wäre, dort so eine Falle hinzuplazieren. (Warum er es cool findet, steht auf einem anderen Blatt: Entweder weil er denkt, dass es zur Story passt. Oder weil er denkt, das sichd ie Spiele rüber die Herausforderung freuen. Oder weil er die Spieler ärgern will. Oder weil...)

Oder die Falle kann dort stehen, weil der SL den Dungeon ausgewürfelt hat und für diesen Raum nunmal "Raum mit Falle" ausgewürfelt hat.
Da siehst du es doch selbst:
Im ersten Fall hast du eine Entscheidung, Möglichkeiten werden nach Rängen geordnet, dann einige verworfen und eine (willkürlich, genauer wäre noch "arbiträr") ausgewählt.

Im zweiten Fall hast du gleichrangige Optionen, von denen nicht-arbiträr (also ohne Willensentscheidung) einige ausgeschlossen werden.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.09.2012 | 14:32
Dann ist es keine Willkür (wie ich schon sagte)
Zumindest im Ursprungsthread wurde das als Willkür bezeichnet: Es ging um eine Gerichtsverhandlung, bei der den SCs die Todesstrafe drohen könnte.

Hier wurde eingewendet, dass der SL ohne Würfelunterstützung den Ausgang nur willkürlich beurteilen könnte. Das war der Dreh- und Angelpunkt, aus dem dann die Bezeichnung "Würfelwillkür" geboren wurde.

Zitat
Im ersten Fall hast du eine Entscheidung, Möglichkeiten werden nach Rängen geordnet, dann einige verworfen und eine (willkürlich, genauer wäre noch "arbiträr") ausgewählt.
Eine Sache kann entweder aufgrund logischer Abwägungen ausgewählt werden oder ohne logische Abwägungen. Wenn etwas ohne logische Abwägungen ausgewählt wird, spricht man auch von arbiträr. Und dreimal darfst du raten, ob ein Würfel logische Abwägungen vollzieht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2012 | 15:35

Und: Ich höre hier ständig beschwerden gegen Railroading. Es wäre meiner Meinung nach 100%iges Railroading, wenn von hinten bis vorne perfekt durchgeplante Joints für Würfelwürfe gefordert werden. Dann sollte man eher ein PC-Spiel spielen und nicht mit anderen Leute am Tisch.

Der Unterschied zwischen PC-Rollenspiel und P&P-Rollenspiel wird nicht am Würfel/Zufallsgenerator festgemacht, sondern an der beim P&P-RSP zumindest theoretisch immer gegebenen Möglichkeit der Spieler, mit ihren Charakteren unerwartete Handlungen zu tun, die es im PC-Rollenspiel nicht geben kann, weil da nur Handlungen funktionieren, die der Spieldesigner vorgeschrieben hat.

Bestenfalls stellt der Würfel sicher, dass im Falle einer unvorhergesehenen Charakterhandlung auch ein überraschendes Resultat produziert wird (nämlich ein Erfolg des Charakters inklusive des vom Spieler erwünschten Effekts der Handlung auf die Spielwelt). Die Leute, die lieber auf solche Überraschungen verzichten, sollten beim PC-Spiel bleiben - oder ihr P&P-RSP wie ein PC-Spiel spielen. Aber nee, das wäre ja das böse R-Wort.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: alexandro am 14.09.2012 | 16:48
Zumindest im Ursprungsthread wurde das als Willkür bezeichnet: Es ging um eine Gerichtsverhandlung, bei der den SCs die Todesstrafe drohen könnte.
Im Ursprungsthread ist zu keinem Zeitpunkt von einem ergebnisoffenen SL die Rede.

Zitat
Hier wurde eingewendet, dass der SL ohne Würfelunterstützung den Ausgang nur willkürlich beurteilen könnte.
Teylen hat lediglich gesagt, das viele SL (im klassischen Rollenspiel) den Ausgang einer Gerichtsverhandlung nicht abhängig von einem Würfelwurf machen würden (arbiträre Entscheidung).

Das "können" hast du nur geträumt.

Zitat
Eine Sache kann entweder aufgrund logischer Abwägungen ausgewählt werden oder ohne logische Abwägungen. Wenn etwas ohne logische Abwägungen ausgewählt wird, spricht man auch von arbiträr. Und dreimal darfst du raten, ob ein Würfel logische Abwägungen vollzieht.
Für Arbitrarität (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbitrarit%C3%A4t) ist es egal, ob es logisch ist oder nicht.

Es ist arbiträr, wenn es auf einer Willensentscheidung beruht, welche einen (durch soziale Konvention, Tradition oder sonstwie gesetzten) Kontext zwischen zwei Sachen in der Spielwelt schafft, z.B.:

Gerichtsverhandlung ---> Strafe

Es ist nicht-arbiträr, wenn es auf einer Naturnotwendigkeit (z.B. Würfel mit n-Seiten) beruht, welche eine nachvollziehbare Gesetzmäßigkeit zwischen die Spielelemente "zwischenschaltet", z.B.:

Abschlussplädoyer--->[Würfelwurf<Schwierigkeit]--->Strafe

Logik wird idR auf die Bewertung des Ergebnisses angewendet (in der Umgangssprache spricht man dann gerne von "guten" und "schlechten" Entscheidungen, aber eigentlich meint man damit normalerweise "logisch/nachvollziehbar" oder "unlogisch/nicht nachvollziehbar"), das hat aber nichts mit dem Prozess der Entscheidungsfindung zu tun: nicht-arbiträre Entscheidungen können manchmal sehr logisch sein, während arbiträre manchmal (besonders in den immer als "SL-Willkür" bezeichneten Fällen) allzu oft keine Logik aufweisen (oft ist damit auch kein objektives Kriterium gemeint, sondern es handelt sich um eine ästhetische Einschätzung, basierend auf dem Erfahrungshorizont der Spieler).
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.09.2012 | 17:29
Im Ursprungsthread ist zu keinem Zeitpunkt von einem ergebnisoffenen SL die Rede.
Es ist die Rede davon, dass das Ergebnis einer Gerichstverhandlung willkürlich sei. Wenn man berücksichtigt, dass auch ergebnisoffene SLs Gerichtsverhandlungen spielen können, kann man 1 und 1 zusammenzählen.

Zitat
Teylen hat lediglich gesagt, das viele SL (im klassischen Rollenspiel) den Ausgang einer Gerichtsverhandlung nicht abhängig von einem Würfelwurf machen würden (arbiträre Entscheidung).
Jain. Teylen hat implizit angedeutet, dass viele Leute keine Würfel benutzen würden. Und sie hat gesagt, dass sie so eine Entscheidung als willkürlich ansehen würde.

Das heißt, SLs, die schon zu Beginn der Gerichtsverhandlung festlegen, wie sie ausgeht, (Railroading) und SLs, die es von den Argumenten und der Spielweise der Spieler abhängig machen, wie die Gerichtsverhandlung ausgeht, (Ergebnisoffen) sind in Teylens Augen beides Willkür-SLs.

Zitat
Das "können" hast du nur geträumt.
wtf?

Zitat
Für Arbitrarität (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbitrarit%C3%A4t) ist es egal, ob es logisch ist oder nicht.
Nein, gleich der erste Satz der Wikipedia:
"Arbitrarität (wörtlich Willkürlichkeit, von lateinisch arbitrarius ‚willkürlich‘) bedeutet die Entstehung oder Beschaffenheit einer Sache aufgrund von Willkür oder Willensentscheidung statt Naturnotwendigkeit"

Hier möchte ich vor allem auf das "oder" zwischen Willkür und Willensentscheidung aufmerksam machen: Dieses oder macht deutlich, dass Willkür und Arbitrarität nicht notwendigerweise Willensentscheidungen sein müssen. Das oder macht deutlich, dass Willensentscheidungen eine Möglichkeit der Arbitrarität sind. Aber das es auch eine andere Form der Arbitrarität gibt. (Nämlich die Willkür.)


1) Wenn man Naturnotwendigkeit im physikalischen Sinne sieht, dann gibt es arbiträre Entscheidungen nur in der Quantenphysik. Sobald wir im Makrokosmos sind, ist immer eine Naturnotwendigkeit im physikalischen Sinne vorhanden: Der Würfel fällt naturnotwendig so wie er fällt, da die Impulse seiner Atome das so vorgeben. Und der SL handelt so, wie er handelt, weil seine Neuronen das so vorgeben.

Im physikalischen Sinne ist alles naturnotwendig und nichts ist arbiträr.

2) Man kann Naturnotwendigkeit auch nicht im physikalischen Sinne verstehen sondern im logischen Sinne: Das heißt, eine Sache ist naturnotwendig, wenn sie logisch zwingend aus einer vorher bereits bekannten Sache folgt.
Und in diesem Fall ist weder die Aussage des SLs noch das Ergebnis des Würfels naturnotwendig: Denn beide handeln nicht aufgrund einer logischen Folgerung so, wie sie handeln.

Zitat
Es ist nicht-arbiträr, wenn es auf einer Naturnotwendigkeit (z.B. Würfel mit n-Seiten) beruht, welche eine nachvollziehbare Gesetzmäßigkeit zwischen die Spielelemente "zwischenschaltet", z.B.:
Würfeln ist nur im physikalischen Sinne eine Naturnotwendigkeit. Im physikalischen Sinne ist aber auch die Handlung des SLs eine Naturnotwendigkeit.

Und im logischen Sinne ist weder die Handlung des SLs noch die des Würfels eine Naturnotwendigkeit. (Es sei denn, der SL folgert das aus logischen Überlegungen und nicht aus dem Bauchgefühl heraus.)
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: GIGiovanni am 14.09.2012 | 18:10
Mensch, da wird einen ja schwindelig

Ein Würfelwurf ist immer zufällig.
 
Versteht  man willkürlich im Sinne von zufällig also das Gegenteil logisch vorhersehbar
ist der Würfelwurf willkürlich.

Versteht man willkürlich im Sinne von einer aufgezwingenen Fremdbestimmheit, ist ein Wurf nie willkürlich, sondern maximal die Entscheidung des SL einen / oder genau diesen Wurf zu verlangen.



 

Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2012 | 21:18
Mensch, da wird einen ja schwindelig

Ein Würfelwurf ist immer zufällig.
 
Versteht  man willkürlich im Sinne von zufällig also das Gegenteil logisch vorhersehbar
ist der Würfelwurf willkürlich.

Versteht man willkürlich im Sinne von einer aufgezwingenen Fremdbestimmheit, ist ein Wurf nie willkürlich, sondern maximal die Entscheidung des SL einen / oder genau diesen Wurf zu verlangen.

Einfach, prägnant, kurz und von fast jedem nachvollziehbar (behaupte ich mal  ;) ). Wunderschön. Was aber nicht heißt, dass wir nicht in einem Jahr das selbe wieder diskutieren werden  ;D
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: alexandro am 16.09.2012 | 00:07
Es ist die Rede davon, dass das Ergebnis einer Gerichstverhandlung bei einer beachtlichen Anzahl SLs willkürlich sei. Wenn man berücksichtigt, dass auch ergebnisoffene SLs Gerichtsverhandlungen spielen können, kann man 1 und 1 zusammenzählen und zu dem Schluss kommen, dass diese entweder nicht konsistent ergebnisoffen spielen oder dass Teylen sie einfach nicht getroffen hat.

Fixed your post.

Zitat
Jain. Teylen hat implizit angedeutet, dass viele Leute keine Würfel benutzen würden. Und sie hat gesagt, dass sie so eine Entscheidung als willkürlich ansehen würde.
Sie hat nie gesagt, das sie das als willkürlich betrachten würde. Das warst du. Es ging lediglich darum, dass in vielen (=! allen) Runden die SC eher durch Kampf sterben, denn durch das Todesurteil bei einer Gerichtsverhandlung. Um mehr ging es nicht.

Zitat
Das heißt, SLs, die schon zu Beginn der Gerichtsverhandlung festlegen, wie sie ausgeht, (Railroading) und SLs, die es von den Argumenten und der Spielweise der Spieler abhängig machen, wie die Gerichtsverhandlung ausgeht, (Ergebnisoffen) sind in Teylens Augen beides Willkür-SLs.
Und?

 
Zitat
Nein, gleich der erste Satz der Wikipedia:

"Oder" kann auch synonymisch gebraucht werden (z.B. "Eulenspiegel oder der Korinthenkacker des Tanelorn"). Schaut man sich die anderen Bedeutungen des Wortes "Willkür" an, so wird klar, dass KEINE davon ohne Willensentscheidung auskommt, daher scheint das wohl vorzuliegen.

Aus diesem Missverständnis (ausgelöst durch mangelnde Beherrschung der deutschen Sprache) konstruierst du eine Realität, welche so nicht existiert (http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille):
Zitat von: Wiki zu Freier Wille (definiert durch "Entscheidung")
Nach dem gegenwärtigen Erklärungsmodell der Hirnforschung über die Steuerung der Willkürmotorik haben die originären Antriebe für unser Verhalten einen subkortikalen Ursprung – sie entstehen im limbischen Bewertungs- und Gedächtnissystem. Dieses aktiviert die Basalganglien und das Kleinhirn, die wiederum die kortikalen Prozesse in Gang setzen. Dann erst setzt die Empfindung ein, etwas zu wollen. Damit stimmt überein, dass bei Willkürhandlungen zuerst in den Basalganglien und im Kleinhirn neuronale Aktivität auftritt und erst danach in der Großhirnrinde.

Zitat
1) Wenn man Naturnotwendigkeit im physikalischen Sinne sieht, dann gibt es arbiträre Entscheidungen nur in der Quantenphysik. Sobald wir im Makrokosmos sind, ist immer eine Naturnotwendigkeit im physikalischen Sinne vorhanden: Der Würfel fällt naturnotwendig so wie er fällt, da die Impulse seiner Atome das so vorgeben. Und der SL handelt so, wie er handelt, weil seine Neuronen das so vorgeben.
Das wäre eine Theorie. Es gibt eine Menge Wissenschaftler, die bei letzterem (der Bedeutung der Neuronenaktivität für die Willensentscheidung) anderer Meinung sind.

Zitat
2) Man kann Naturnotwendigkeit auch nicht im physikalischen Sinne verstehen sondern im logischen Sinne: Das heißt, eine Sache ist naturnotwendig, wenn sie logisch zwingend aus einer vorher bereits bekannten Sache folgt.
Du hast die Wiederholbarkeit vergessen.

Zitat
Und im logischen Sinne ist weder die Handlung des SLs noch die des Würfels eine Naturnotwendigkeit. (Es sei denn, der SL folgert das aus logischen Überlegungen und nicht aus dem Bauchgefühl heraus.)
Es gibt auch logische Überlegungen, die innerhalb der Spielwelt willkürlich sind (z.B. "Ich habe einen Haufen 13jähriger Mädchen in der Runde und weiß zufällig, dass die heulen würden, wenn ich ihre Charaktere auf diese Weise umbringe.").

Letztlich ist die Interpretation eines Würfelergebnisses die klarste Form einer logischen Überlegung durch den SL. Da merkt man sofort (wenn die Regeln bekannt sind und der SL offen würfelt), ob die Welt des SLs logischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Wenn der SL ohne Würfel (nach "Plausibilität" oder "dramatischer Notwendigkeit") entscheidet, kann es etwas dauern, bis man das mitkriegt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: killedcat am 16.09.2012 | 02:46
Würfelwillkür? Hoffentlich!

Würfel sind für mich dazu da
- Spieler und Spielleiter in bestimmten Situationen gleichermaßen zu entmachten und gleichzustellen
- einen grundsätzlich objektiven Entscheider zu liefern (Würfel)
- ein spielerisches Element einzubringen (z.B. Zufallstabellen)
- Unsicherheit einzubringen (nein, es gelingt eben nicht automatisch)
- als Spannungselement
- als Drittes, überraschendes Element zum Einbringen von Realitäten in den gemeinsamen Vorstellungsraum, neben SL und SC

Und für all das braucht es eine gewisse Willkür. Die des Würfels, nämlich.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.09.2012 | 09:12
Sie hat nie gesagt, das sie das als willkürlich betrachten würde. Das warst du.
Ich habe nie gesagt, dass ich das als willkürlich betrachten würde. Das war Teylen. Zur Erinnerung für dich nochmal der Post:
Teylen: Plus bei Situation 2 ist der Ausgang der Anhoerung oftmals fast voellige Willkuer. (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586812.html#msg1586812)

sowie:

Ein sozialer Kampf ohne Kampfregeln basiert auf Willkuer und entzieht dem Spieler die Einflussmoeglichkeit. (http://tanelorn.net/index.php?action=post;quote=1588051;topic=76910.25;num_replies=48;sesc=d71100926e1ee33b210f532100809194)

Hier macht sie die Gleichung: Keine Regeln = Willkür.
Sie fasst Ergebnisoffenes Spiel also auch unter Willkür zusammen.

Zitat
Es ging lediglich darum, dass in vielen (=! allen) Runden die SC eher durch Kampf sterben, denn durch das Todesurteil bei einer Gerichtsverhandlung. Um mehr ging es nicht.
Um mehr ging es MIR in meiner Frage nicht. Teylen ging es aber auch um Willkür. Zur Erinnerung für dich nochmal die Posts:
Teylen:Plus bei Situation 2 ist der Ausgang der Anhoerung oftmals fast voellige Willkuer. (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586812.html#msg1586812)
Eulenspiegel:Es ging nicht um die Frage, ob etwas Willkür ist oder nicht. Es ging darum, wo die Gefahr bei der Niederlage seinen SC zu verlieren als größer eingeschätzt wird. (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586863.html#msg1586863)
Teylen:Ah doch schon. Ein sozialer Kampf ohne Kampfregeln basiert auf Willkuer und entzieht dem Spieler die Einflussmoeglichkeit. Die meisten Leute haben Skrupel willkuerlich einen Char umbringen zu lassen. Behaupte ich mal so. (http://tanelorn.net/index.php/topic,76632.msg1586921.html#msg1586921)

Zitat
Und?
Das heißt, beim ursprünglichen Gebrauch des Wörtchens "Willkür" ging es nicht um die Frage ob Railroading oder Ergebnisoffen. Bei ursprünglichen Gebrauch des Wortes wurde alles, was keine Würfelei war, als Willkür bezeichnet.

Zitat
"Oder" kann auch synonymisch gebraucht werden (z.B. "Eulenspiegel oder der Korinthenkacker des Tanelorn"). Schaut man sich die anderen Bedeutungen des Wortes "Willkür" an, so wird klar, dass KEINE davon ohne Willensentscheidung auskommt, daher scheint das wohl vorzuliegen.
LOL, zeige mir mal eine Definition, in der solch ein synonymes "oder" vorkommt. So etwas mag vielleicht in der Poesie vorkommen oder wenn man sich geflügelt ausdrücken will, aber in Definitionen taucht so etwas nicht auf.

Und natürlich gibt es Willkür ohne Willensentscheidung:
Also unterstelle mir hier kein mangelndes Verständnis der deutschen Sprache sondern fasse dir bitte selber an die Nase.

Zitat
Das wäre eine Theorie. Es gibt eine Menge Wissenschaftler, die bei letzterem (der Bedeutung der Neuronenaktivität für die Willensentscheidung) anderer Meinung sind.
Dann zeige mir doch bitte mal ein ernsthaftes Paper von einem Wissenschaftler, der so etwas glaubt. Das wird doch hauptsächlich von Nicht-Wissenschaftlern geglaubt. Hier (http://consc.net/online/5.4) eine kleine Übersicht über Paper, die das Thema "freier Wille" wissenschaftlich behandeln.

Aber die Frage, ob man beim RPG dem SL nun Willkür vorwirft oder nicht, hat nichts damit zu tun, ob man an den freien Willen glaubt oder nicht. Es wird ja wohl kaum folgende Situation am Spieltisch geben.
Spieler1: "Das ist ja vollkommen SL-Willkür."
Spieler2: "Nein, es war keine SL-Willkür, denn es gibt keinen freien Willen."

Am Spieltisch wird eher die zweite Definition benutzt, nach der Willkür bedeutet, dass das Ergebnis nicht nach logischen Gesichtspunkten ausgewählt wird.

Zitat
Du hast die Wiederholbarkeit vergessen.
Inwiefern? Die Wiederholbarkeit folgt doch bereits daraus, das diese Sache logisch zwingend aus einer anderen Sache folgt. Das heißt, wenn man einmal logisch zwingend auf Ergebnis X kommt, dann wird man, falls die exakte Situation ein zweites Mal auftaucht, auch logisch zwingend auf Ergebnis X kommen. (Und falls die Situation einmalig war, gibt es keine Wiederholung.)

Zitat
Es gibt auch logische Überlegungen, die innerhalb der Spielwelt willkürlich sind (z.B. "Ich habe einen Haufen 13jähriger Mädchen in der Runde und weiß zufällig, dass die heulen würden, wenn ich ihre Charaktere auf diese Weise umbringe.").
Richtig. Ein weiterer Hinweis darauf, dass willkürliche Sache keine Willensentscheidungen sein müssen: Denn innerhalb der Spielwelt ist es keine Willensentscheidung. Trotzdem gibst du zu, dass es dort Willkür ist.

Innerhalb der Spielwelt macht es keinen Unterschied, ob ein Blitz einschlägt, weil das so gewürfelt wurde, oder ob der Blitz einschlägt, weil der SL das so entschieden hat. Innerhalb der Spielwelt wäre es beide Male das gleiche. Nur auf der Meta-Ebene gibt es einen Unterschied.

Zitat
Letztlich ist die Interpretation eines Würfelergebnisses die klarste Form einer logischen Überlegung durch den SL. Da merkt man sofort (wenn die Regeln bekannt sind und der SL offen würfelt), ob die Welt des SLs logischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Wenn der SL ohne Würfel (nach "Plausibilität" oder "dramatischer Notwendigkeit") entscheidet, kann es etwas dauern, bis man das mitkriegt.
Du vermischst hier zwei Sachen: Die Interpretation des Würfelergebnisses kann eine klare logische Überlegung sein. Das Zustandekommen des Würfelergebnisses (ob der Würfel nun eine 1 oder 6 zeigt), ist jedoch keine logische Überlegung.

Und ich habe nie behauptet, dass die Interpretation des Würfelergebnisses willkürlich ist. (Sie kann willkürlich sein, sie kann aber auch logischen Gesichtspunkten folgen.) Ich habe behauptet, dass das zustande kommen des Würfelergebnisses willkürlich ist.

EDIT:
Wenn du schon aus der Wikipedia zitierst, dann sollte dir auffallen, dass dort zwischen Willkür (Recht) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Recht%29) und Willkür (Medizin) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Medizin%29) unterschieden wird. Und ich denke mal, im Rollenspiel geht es beim Vorwurf der SL-Willkür eher um die rechtliche Willkür und weniger um die medizinische Willkür. (Und rechtlich würde ein Richter willkürlich handeln, wenn er nicht auf die Zeugen hört sondern auswürfelt, ob der Angeklagte schuldig ist.)
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Blizzard am 16.09.2012 | 10:24
... gibt es nicht.
Stimmt. Weil von den Würfeln selbst keine Willkür(im Sinne von Zwang) ausgeht, wann und von wem sie geworfen werden. Das einzige Willkürliche(im Sinne von Zufall) an den Würfeln ist höchstens, wie sie rollen bzw. das Ergebnis, das sie anzeigen, wenn sie geworfen wurden.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.09.2012 | 10:31
@ Blizzard
Lese dir mal das Lumpley-Prinzip (http://tanelorn.net/index.php/topic,17547.msg336151.html#msg336151) durch. Auch vom SL kann kein Zwang ausgehen. (Begründung siehe den verlinkten Thread.)

Es ist aber so, dass die Entscheidung des Würfels eher akzeptiert wird als die Entscheidung des SLs. Wenn die Würfel sagen, dass sich der Ork unbemerkt anschleichen konnte, wird das eher akzeptierrt als wenn der SL sagt, dass der Ork sich unbemerkt anschleichen konnte.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Arldwulf am 16.09.2012 | 13:51
Willkürlich ist etwas anderes als zufällig.

Es bedeutet einfach nur nicht an äussere Beeinflussung gebunden zu sein. Wenn ein Pfeil abgeschossen wird so ist er immer einem gewissem Zufallsmechanismus unterworfen. Aber er fliegt deshalb nicht in eine willkürliche unberechenbare Richtung. Sondern hält sich daran in welche Richtung ich grob geschossen habe und das was hoch fliegt meistens wieder herunter kommt.

Aber auch an kleinere Situationsbedingte Beeinflussung. Willkür ist die Möglichkeit etwas zu ignorieren und das Ergebnis unabhängig festzulegen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.09.2012 | 14:06
Willkürlich ist sozusagen "absolut zufällig":

Wenn der Pfeil ungefähr in die Richtung fliegt, in die ich ihn geschossen habe, fliegt der Pfeil zu vielleicht 80% deterministisch und nur 20% des Pfeilfluges unterliegem dem Zufall.

Wenn jetzt aber extrem starker Wind ist (so Orkanstärke), dann kann ich über die Richtung des Pfeiles nur wenig aussagen. Vielleicht fliegt der Pfeil in die Richtung, in die ich ihn geschossen habe, vielleicht fliegt der Pfeil aber auch in entgegengesetzter Richtung. In diesem Fall fliegt der Pfeil zu 10% deterministisch und zu 90% zufällig. Und hier zu würde man dann auch sagen, dass der Pfeil vollkommen willkürlich fliegt. (Weil ich eben nichtmal eine grobe Richtung ausmachen kann, in die der Pfeil fliegt.)
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: El God am 16.09.2012 | 14:42
Willkürlich ist sozusagen "absolut zufällig"

In keiner mir bekannten Definition von Willkür steckt auch nur ein Fünkchen Zufall. Zufall ist ein Ereignis ohne Willensbeeinflussung. Willkür ist ein Ereignis das NUR auf Willensbeeinflussung basiert. Beides schließt sich so vollkommen und großartig gegenseitig aus, dass ich immer noch nicht verstehe, was du mit dieser Diskussion überhaupt bezweckst... findest du, man sollte im Rollenspiel weniger würfeln? Willst du SL-Willkür legitimieren, weil andere Entscheidungsmodi genauso willkürlich seien?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: ErikErikson am 16.09.2012 | 14:51
Eulenspiegel meint, das "Willkür" auch von zufälligen Umweltprozessen ausgehen kann. Wenn man bsp. willkürlich herunterfallenden Steinen getroffen wird.

Was er damit aussagen will, ist mir unbekannt, aber das bezieht sich auf den ganzen Thread.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.09.2012 | 14:54
@ La Dolge Vita
1) Du musst zwischen Willkür (Recht) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Recht%29) und Willkür (Medizin) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Medizin%29) unterscheiden. Bei der medizinischen Willkür hast du Recht, dort geht es tatsächlich nur um willentliche Entscheidungen. Aber das ist wahrscheinlich nicht gemeint, wenn man von SL-Willkür spricht. Bleibt also die rechtliche Willkür. Und bei dieser geht es nicht um willentliche Entscheidungen sondern um Entscheidungen ohne Notwendigkeit und um Entscheidungen ohne sachlichen Grund.

2) Lese dir doch bitte die Beispiele vor, die ich hier im Thread genannt habe:

- "Die Lichter an der Apparatur fingen plötzlich an, willkürlich zu blinken." (Oder auch: Blinker blinkt willkürlich (http://www.xsara-community.com/forum/index.php?page=Thread&threadID=6687))
- willkürliches Wachstum der Haare (hier (http://www.news.de/gesellschaft/790479747/auf-bildungsreise-im-haupthaar/1/))

Wie erklärst du dir, dass dort von Willkür gesprochen wird? Glaubst du ernsthaft, es hat dort irgendetwas mit Willensbeeinflussung zu tun?

@ ErikErikson
Exakt!

Meine Aussage war, dass in manchen Fällen SL-Willkür besser als Würfelwillkür ist. Zum Sinn und Zwecke dieses Threads kann ich nichts sagen. Der wurde nicht von mir gestartet. Da solltest du mal den Threadersteller fragen, was er mit diesem Thread bezweckt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Bad Horse am 16.09.2012 | 17:43
Ich sehe den Unterschied darin, dass der SL mit seiner willkürlichen Entscheidung ein bestimmtes Ziel verfolgt.

Wenn der NSC von der großartigen Rede unbeeindruckt ist, weil der SL das entschieden hat, macht er das ja aus einem bestimmten Grund. Im Idealfall führt diese willkürliche Entscheidung in eine interessante und spannende Richtung.

Wenn der NSC von der großartigen Rede unbeeindruckt ist, weil irgendwer schlecht gewürfelt hat, dann geschieht das nicht mit einem Hintergedanken, sondern es ist einfach so. Es ist nicht passiert, weil es irgendwohin führen soll.

Insofern kann ich den Gedanken nachvollziehen, dass es besser ist, wenn etwas aus einem bestimmten Grund geschieht, als das es aus purem Zufall geschieht.

"Willkür" finde ich hier aber immer noch den falschen Begriff.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Arldwulf am 16.09.2012 | 18:45
In keiner mir bekannten Definition von Willkür steckt auch nur ein Fünkchen Zufall. Zufall ist ein Ereignis ohne Willensbeeinflussung. Willkür ist ein Ereignis das NUR auf Willensbeeinflussung basiert. Beides schließt sich so vollkommen und großartig gegenseitig aus, dass ich immer noch nicht verstehe, was du mit dieser Diskussion überhaupt bezweckst... findest du, man sollte im Rollenspiel weniger würfeln? Willst du SL-Willkür legitimieren, weil andere Entscheidungsmodi genauso willkürlich seien?

Willkür muss nicht auf Willensbeeinflussung basieren. Es bedeutet erst einmal nur unbeeinflusst. Unbeeinflusst von und wider äußerer Gegebenheiten.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 17.09.2012 | 07:50

Insofern kann ich den Gedanken nachvollziehen, dass es besser ist, wenn etwas aus einem bestimmten Grund geschieht, als das es aus purem Zufall geschieht.


Das ist die Frage der Bewertung. Ich sehe das genau anders herum, mich schrecken diese SLs, die ein bestimmtes Ziel verfolgen dürfen ab (außer es gibt ein starkes PE-Gegengewicht) und wich würde die ziellose Zufallsentscheidung des Würfels bevorzugen.

Und an dieser Wertung krankt sicherlich auch die Diskussion. Meine These: Wer den Würfel als ziellosen Entscheider bevorzugt, wird beim Würfelwurf eher von Zufall und beim SL-Entscheid eher von Willkür (negativ besetzt) sprechen. Wer den zielgerichteten SL als Entscheider bevorzugt, wird eher davon ausgehen, dass beide Entscheidungen willkürlich sind (und evtl. Willkür auch noch positiv besetzen).
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.09.2012 | 11:31
@ SLF
Und was ist mit SLs, die kein Ziel verfolgen? Die einfach aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden? Denn das ist doch wahre Willkür.

Jemand, der zielgerichtet entscheidet, der handelt nicht willkürlich sondern nach Plan.

Angenommen du hast drei Richter im RL:
1) Der erste hört sich die Zeugenaussagen an und entscheidet anhand dieser Zeugenaussagen, ob der Angeklagte freigesprochen wird.
2) Der zweite Richter ignoriert die Zeugenaussagen und entscheidet aus dem Bauch heraus, wer freigesprochen wird.
3) Der dritte Richter würfelt aus, ob der Angeklagte freigesprochen wird.

Welchen dieser drei Richtersprüche würdest du als Richterwillkür bezeichnen?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 17.09.2012 | 14:17
@ SLF
Und was ist mit SLs, die kein Ziel verfolgen? Die einfach aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden? Denn das ist doch wahre Willkür.

Jemand, der zielgerichtet entscheidet, der handelt nicht willkürlich sondern nach Plan.

Entscheiden, ohne ein Ziel zu verfolgen?

Theoretisch gibts das vielleicht. Gibts das auch praktisch?


Angenommen du hast drei Richter im RL:
1) Der erste hört sich die Zeugenaussagen an und entscheidet anhand dieser Zeugenaussagen, ob der Angeklagte freigesprochen wird.
2) Der zweite Richter ignoriert die Zeugenaussagen und entscheidet aus dem Bauch heraus, wer freigesprochen wird.
3) Der dritte Richter würfelt aus, ob der Angeklagte freigesprochen wird.

Welchen dieser drei Richtersprüche würdest du als Richterwillkür bezeichnen?

Die Richter 2 + 3, aber das ist etwas anderes. Die Richter sind  verpflichtet,nach dem für sie geltenden Regelwerk (Gesetz) zu entscheiden, und da gehört die Verfahrensweise der Entscheidung dazu (nicht nur das Strafmaß, sondern die Prozessform). Losentscheide (Zufall) sind im Strafrecht nicht vorgesehen (historisch gesehen im "öffentlichen Recht" meines Wissens nach durchaus). Wenn Richter von dieser Verpflichtung abrücken, entscheiden sie das willentlich, und diese Alehnung des Verfahrens ist Willkür.

Aufs Rollenspiel 'runtergebrochen:
SL 1 würfelt den Treffer bei einem Angriff nach den geltenden (=vom Gruppenvertrag akzeptierten) Regeln aus.
SL 2 würfelt den Treffer nach eigenen Vorlieben aus.
SL 3 entscheidet aus dem Bauch heraus ohne Würfel, ob der Angriff trifft oder nicht.

SL 1 und SL 2 würfeln - und trotzdem handelt einer willkürlich und einer nicht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.09.2012 | 16:57
Die Richter 2 + 3, aber das ist etwas anderes. Die Richter sind  verpflichtet,nach dem für sie geltenden Regelwerk (Gesetz) zu entscheiden, und da gehört die Verfahrensweise der Entscheidung dazu (nicht nur das Strafmaß, sondern die Prozessform). Losentscheide (Zufall) sind im Strafrecht nicht vorgesehen (historisch gesehen im "öffentlichen Recht" meines Wissens nach durchaus). Wenn Richter von dieser Verpflichtung abrücken, entscheiden sie das willentlich, und diese Alehnung des Verfahrens ist Willkür.
OK, lass es mich umformulieren: Was hältst du von einer Gesetzesvorlage, nach der ein Richter auswürfeln sollte, ob der Angeklagte freigesprochen wird?

Klar, wenn es so ein Gesetz gibt, dann muss sich der Richter daran halten. Aber sollte es so ein Gesetz geben?

Zitat
Aufs Rollenspiel 'runtergebrochen:
SL 1 würfelt den Treffer bei einem Angriff nach den geltenden (=vom Gruppenvertrag akzeptierten) Regeln aus.
SL 2 würfelt den Treffer nach eigenen Vorlieben aus.
SL 3 entscheidet aus dem Bauch heraus ohne Würfel, ob der Angriff trifft oder nicht.
Wieso so kompliziert und einen Kampf nehmen? Es ging ursprünglich darum, ob der SL bei einer Gerichtsverhandlung würfeln sollte oder nicht. Dass der SL bei Kämpfen würfelt, ist Standard. Die Frage war, wie sich der SL bei Gerichtsverhandlungen zu verhalten hat.

Aufs Rollenspiel runtergebrochen hätten wir daher:
SL1 lässt den NSC-Richter danach handeln, wie gut die Spieler die Verteidigung ihrer SCs vorbereitet haben. (Vom Gruppenvertrag her ist es vorgesehen, dass es nicht von den Würfeln sondern von den Fähigkeiten der Spieler abhängt, wie die Gerichtsverhandlung ausgeht. Und es ist ebenfalls vom Gruppenvertrag vorgesehen, dass der SL diese Bewertung durchnimmt und dass der SL die Entscheidung des NSC-Richters übernimmt.)

SL2 entscheidet aus dem Bauch heraus, ohne die Fähigkeiten der Spieler zu beachten, wie die Gerichstverhandlung ausgeht.

SL3 würfelt aus, wie die Gerichtsverhandlung ausgeht.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Bad Horse am 17.09.2012 | 18:23
Eulenspiegel, hattest du nicht behauptet, dir wäre ein (auch willkürlicher) SL-Entscheid lieber als eine Entscheidung durch Würfel? Oder bringe ich das grad durcheinander?

Zu deinem Beispiel: Da fehlt mir eine Dimension, nämlich die Basis, auf der der SL würfelt.

Also:
1. SL entscheidet auf der Basis der Argumente, die die Spieler gebracht haben.
2. SL würfelt auf Basis der Argumente, die die Spieler gebracht haben, und auf der Basis der Regeln, die im Spiel herrschen.
3. SL entscheidet aus einer Laune heraus, ohne sich Gedanken um die Folgen zu machen.
4. SL würfelt auf Basis einer Laune und guckt mal, wie es ausgeht.

Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 18.09.2012 | 14:25
OK, lass es mich umformulieren: Was hältst du von einer Gesetzesvorlage, nach der ein Richter auswürfeln sollte, ob der Angeklagte freigesprochen wird?

Gottesurteile? Nee danke, ich glaube nicht, dass sich göttlicher Wille in Zufallsergebnissen ausdrückt, und Gerichtsurteile sollten weder willkürlich noch zufällig sein, sondern Ermittlungsergebnissen und Gesetzesvorlagen entsprechen.


Klar, wenn es so ein Gesetz gibt, dann muss sich der Richter daran halten. Aber sollte es so ein Gesetz geben?

Wir reden hier von Strafrechtsangelegenheiten. Da sollte es so ein Gesetz nicht geben, und wir haben nicht umsonst einen gewaltigen Justizapparat mit Berufungsgerichten, juristischer Expertenausbildung, Pflichtverteidigung und weiten Kontrollinstanzen, um sowohl Zufall als auch Willkür bei der Urteilsfindung zu vermeiden oder zumindest korrigierbar zu machen. Auf der anderen Seite reden wir von Rollenspielangelegenheiten - und da existiert nicht nur kein Apparat, der Zufall und Willkür vermeiden soll, es wird beides in gewissen Grenzen sogar gewünscht:

Der Spielleiter trifft ständig willkürliche Entscheidungen!

Ob im nächsten Raum ein Ork oder ein Oger sitzt oder ein Schatz liegt, ob die nächste Szene ein Kampf, ein Gespräch oder eine Verfolgungsjagd ist, entscheidet im konventionellen Rollenspiel allein der Spielleiter! Völlig Willkürlich. Die Frage ist viel eher, wann und wodurch diese Willkür eingeschränkt ist. Im Kampf ist das oft der Fall, weil da von den meisten Systemen klare Regeln und Verfahrensweisen vorgeschrieben werden, die statt der Willkür des Spielleiters den Zufall (Würfelwurf) oder die Planung der Spieler (bei Systemen ohne Zufallsmechanik) über den Ausgang und die Konsequenzen entscheiden lassen.

In einer Gerichtsverhandlung würden 90% mindestens 65% der Regelwerke keine befriedigende Mechanik liefern, welche die Spielleiterwillkür ersetzen kann. Ein Spielleiter, der willkürlich Charaktere tötet, würde meiner Ansicht nach von den meisten Spielern, unabhängig von ihren sonstigen unterschiedlichen Präferenzen im Rollenspiel, als schlechter Spielleiter angesehen werden (und das, obwohl wir im anderen Thread beteuern, dass es kein schlechtes RSP gäbe). Darum würde ich eine Gerichtsszene auch nicht als lebensbedrohlich für einen Charakter ansehen. Sobald aber eine Würfelmechanik ins Spiel kommt, selbst eine vom Spielleiter in grober Anlehnung ans Regelwerk entworfene, unterliegt die Entscheidung nicht länger dem Willen einer Person, sondern dem gleichgültigen Zufall. Wenn die Mechanik sogar vom Regelwerk vorgegeben ist, ist die Willkür des Spielleiters noch geringer.

Nebenbei: Ich habe einmal eine Gerichtsverhandlung im RSP als Spieler erlebt, die so lange spannend blieb, wie der Würfelmechanik gefolgt wurde. Als dann "im letzten Augenblick" vom Spielleiter die Intervention einer übergeordneten Stelle eingeführt wurde, die die gesamte Mechanik kippten, war die Spannung beim Teufel, denn dann war das kein offenes Ergebnis mehr. Zum Glück gings dabei nur um einen NSC.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 14:39
Wuerfel sind nicht willkuerlich sondern zufaellig.
Die Entscheidung wann gewuerfelt wird kann willkuerlich sein.
Die Entscheidung welche Wuerfel gewuerfelt [Seiten, Anzahl] werden kann willkuerlich sein.
Die Auslegung bzw. Interpretation des Wuerfel Ergebnis kann willkuerlich geschehen.
Ebenso die Auswahl der zur Auslegung bzw. Interpretation gewaehlten Quellen.

Ein Wuerfel kann auch, meines Erachtens, im Rahmen einer festen Reglementierung benutzt werden.
Ebenso wie es zulaessig sein kann einen Wuerfel zu nutzen und hinsichtlich des Resultats entweder eine Anpassung vorzunhemen [das ablesen einer Tendenz], es als Inspiration zu gebrauchen [anstelle der faktisch regelgerechten Auslegung] wie auch es ggf. den eigenen Vorstellungen anzupassen oder neu zu wuerfeln.

Meines Erachtens verliert die Ermittlung von Zufallsergebnissen nicht an wert weil man mit einzelnen Zufallsergebnissen kreativ umgeht.
Zumal nicht zwingend die gesamte Bandbreite der Zufallsergebnisse jederzeit die tatsaechlich gewuenschte Bandbreite abbilden muss.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 15:03
@ Bad Horse
Ich bin der Meinung, dass eine Entscheidung, die auf Überlegungen beruht, immer besser ist als eine Entscheidung, die auf keinen Überlegungen beruhen. (Und da Würfel nicht nachdenken, sind mir Entscheidungen, die der SL aufgrund von Überlegungen trifft, lieber als Entscheidungen, die ein Würfel ohne Überlegungen trifft.)

Zu deinen 4 Möglichkeiten:
Ich ging eigentlich immer davon aus dass sich die Gruppe an den vereinbarten Gruppenvertrag hält. Natürlich gibt es SLs, die sich nicht an den Gruppenvertrag halten. Das ist dann immer Scheiße. Aber das hat nichts mit Willkür sondern mit Vertragswidrigkeit zu tun. Diesen SLs würde ich also nicht Willkür vorwerfen sondern den Bruch des Gruppenvertrages.

Dass der Bruch des Gruppenvertrages scheiße ist, sollte imho Konsens sein, darüber müssen wir nicht sprechen. Hier geht es eher um Willkür.

Und was verstehst du unter "Auf Basis der Argumente würfeln"? Du kannst Boni und Mali vergeben. Aber auch hier gilt: Entweder du denkst dir die Boni und Mali aus, überlegst sie dir oder würfelst aus, wie hoch die Boni und Mali sind.

@ SLF
Soso, in Gerichtsverhandlungen lehnst du "Gottesurteile" also ab, aber im RPG willst du andauernd solche "Gottesurteile". Ziemlich inkonsequent.

Und LOL! Erst behauptest du, wenn der Richter entscheidet, sei das nicht willkürlich, aber wenn der SL entscheidet, sei das willkürlich.
Ist dir noch nie die Idee gekommen, dass der Richter und der SL aufgrund der gleichen Grundlagenbasis entscheiden können? Wieso sprichst du dem SL den Sachverstand ab, dem du den Richter zusprichst?

Nehmen wir an, ein Richter legt nach der Arbeit die Robe ab und ist in seiner Freizeit Spielleiter. Wieso denkst du, dass er plötzlich nicht mit dem gleichen Sachverstand die Rollenspielgerichtsverhandlung durchziehen kann, wo er drei Stunden früher eine reale Gerichtsverhandlung hatte?
Wieso denkst du, dass er in der Rollenspiel-Gerichtsverhandlung plötzlich willkürlicher entscheidet als in der realen Gerichtsverhandlung?

@ Teylen
Ich habe weiter oben zahlreiche Beispiele gebracht, die belegen, dass Zufall Willkür ist. Es ist bezeichnend, dass du auf diese Beispiele nicht eingehst.

Wo ist der Unterschied zwischen "Der Blinker fing an, willkürlich zu blinken" und "Der Blinker fing an, zufällig zu blinken"?
Wo ist der Unterschied zwischen willkürlichen Haarwachstum und zufälligen Haarwachstum?

Oder das Beispiel, das ErikErikson gebracht hat: Wo ist der Unterschied, ob man von willkürlich herunterfallenden Steinen getroffen wird oder ob man von zufällig herunterfallenden Steinen getroffen wird=


Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 15:12
@Eulenspiegel
Ich habe deine Beitraege nicht gelesen sondern bin auf den Eingangspost und dessen Frage eingegangen, so wie auf die erste Seite bei welcher aufkam das man das Wuerfeln gleich lassen koennte wenn man das Ergebnis nicht RAW anwendet oder gar daran dreht.

Hinsichtlich deiner Beispiele, der Blinker blinkt, der Stein faellt und das Haar waechst zufaellig.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 15:18
Ich bin der Meinung, dass eine Entscheidung, die auf Überlegungen beruht, immer besser ist als eine Entscheidung, die auf keinen Überlegungen beruhen.
Ein Wurf ohne Überlegungen ergibt bei einem 6-Seiter mit den Zahlen 1 bis 6 als Ergebnis:
1, 2, 3, 4, 5 oder 6. Immer!
Willst Du diese Ergebnisse irgendwie nutzen können, musst Du diese Ergebnisse interpretieren und damit musst Du oder der SL oder der Autor des Regelwerkes vorher Überlegungen getroffen haben. Ergo kannst Du beim Würfelwurf nur dann von Willkür reden, wenn das Würfelergebnis willkürlich interpretiert wurde. Und damit liegt die Willkür (wenn vorhanden) beim Interpreter.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: OldSam am 18.09.2012 | 15:25
Ein Wurf ohne Überlegungen ergibt bei einem 6-Seiter mit den Zahlen 1 bis 6 als Ergebnis:
1, 2, 3, 4, 5 oder 6. Immer!

Nun ja, nicht immer... Der Würfel könnte auch auf der Kante landen oder vom Hund gefressen werden  ~;D
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 15:31
Nun ja, nicht immer... Der Würfel könnte auch auf der Kante landen oder vom Hund gefressen werden  ~;D
Ich stell mir gerade die Zufallstabelle dazu vor:

1: kritischer Erfolg
2-3: Aktion gelingt
4-5: Aktion misslingt
6: kritischer Misserfolg
Kante: Charakter wird aus der Matrix geworfen und er erkennt, dass er nur ein Spielercharakter ist
vom Hund gefressen: Den Charakter trifft ein göttlicher Blitz und stirbt dadurch sofort.

~;D
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 18.09.2012 | 15:41

@ SLF
Soso, in Gerichtsverhandlungen lehnst du "Gottesurteile" also ab, aber im RPG willst du andauernd solche "Gottesurteile". Ziemlich inkonsequent.

Ja. Ich spiele auch "Mensch ärger Dich nicht" mit Würfeln und bin der Überzeugung, dass das keine Auswirkungen auf Gerichtsverhandlungen haben sollte. Aber richtig inkonsequent empfinde ich das nicht (eher konsequent, dass man zwischen Gesellschaftsspiel und Gericht unterscheiden sollte).


Und LOL! Erst behauptest du, wenn der Richter entscheidet, sei das nicht willkürlich, aber wenn der SL entscheidet, sei das willkürlich.

Konkret sage ich, dass wir ein System haben, um Willkür und Zufall aus Gerichtsverhandlungen so weit als möglich auszuschließen. Beides hat nämlich vor gericht keinen Platz. In Gesellschaftsspielen wird "Willkür" traditionell durch Spielregeln begrenzt. Rollenspiel ist aber eine besondere Form des Spiels insofern, als dass es Elemente des Gesellschaftsspiels, des kreativen Erzählens und des Schauspiels miteinander verbindet. Es gibt im Rollenspiel viele Dinge, die nicht geregelt sind - z.B. was in der nächsten Szene passiert.

Im Mainstream-Rollenspiel ist das traditionell der Willkür des Spielleiters überlassen, er darf machen, was er will. Gewöhnliche Grenze hängt davon ab, was die Gruppe als plausibel empfindet, aber bei einem Horror-Setting kann das recht weit gehen. OSR-Spieler werden auf Zufallstabellen, Karten, Vorbereitung setzen, Indie-Spieler auf Player Empowerment, aber das sind meiner Einschätzung nach Randphänomene. Wenn der SL will, kann er in der nächsten Szene Klaviere vom Himmel regnen lassen. Das können Richter/Jurys nicht.


Ist dir noch nie die Idee gekommen, dass der Richter und der SL aufgrund der gleichen Grundlagenbasis entscheiden können? Wieso sprichst du dem SL den Sachverstand ab, dem du den Richter zusprichst?

Erstens hat der Richter eine anspruchsvolle Ausbildung in einem bestimmten Bereich genossen. Er trifft nur Entscheidungen innerhalb dieses Bereiches. Zweitens ist das Gerichtsverfahren eine komplexe Angelegenheit, in der - je nach Relevanz - eine Vielzahl von Personen (Anwälte, Zeugen, Polizisten, Gutachter, öffentliche Meinung) das Ergebnis mitbestimmt. Player Empowerment ist dagegen ein Witz! Drittens dauert die Urteilsfindung aufgrund schwieriger Umstände oft eine zeit, die sich das gericht notfalls auch dafür nimmt. Viertens sind Urteile von übergeordneten Instanzen aufhebbar. All das schließt Fehlurteile keineswegs aus, aber es senkt drastisch die Allmacht des Richters. Die kommt vielleicht in totalitären Staaten oder Kafka-Romanen vor, aber nicht in der Bundesrepublik (auch wenn da die Justiz nicht fehlerfrei ist).

Ein Spielleiter entscheidet in einer vollkommen anderen Situation ganz andere Dinge und ist in der Regel nicht sonderlich kompetent. Ich entscheide als SL auch Dinge, von denen ich keine Ahnung habe, wie z.B. die Chance, einen Lungensteckschuss zu überleben.

Nehmen wir an, ein Richter legt nach der Arbeit die Robe ab und ist in seiner Freizeit Spielleiter. Wieso denkst du, dass er plötzlich nicht mit dem gleichen Sachverstand die Rollenspielgerichtsverhandlung durchziehen kann, wo er drei Stunden früher eine reale Gerichtsverhandlung hatte?

Nein. Er kennt weder die Gesetzesgrundlage der Spielwelt (außer es spielt zufällig in selben Ort wie in seinem Gerichtsbereich), noch hat er den Expertenstab, noch die Zeit für ein angemessenes Urteil.

Wieso denkst du, dass er in der Rollenspiel-Gerichtsverhandlung plötzlich willkürlicher entscheidet als in der realen Gerichtsverhandlung?

Weil er nicht über das Leben realer Personen entscheidet? Vor Gericht kann er nicht "dramaturgisch richtig" entscheiden, oder ähnliche andere Motive der Urteilsfindung haben (ohne dass eine der korrigierenden Parteien eingreift).
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 15:57
@ Teylen
Dann lese dir die Links zu den Beispielen nochmal durch: Es geht nicht nur um einen Blinker, der blinkt, es ging um einen Blinker, der willkürlich blinkt. (Es ging um einen Autofahrer, der monierte, dass sein Blinker wahrscheinlich defekt sei und als Indiz das willkürliche Blinken angegeben.) Alle Leser hatten es so verstanden, dass das willkürliche Blinken synonym zum zufälligen Blinken sei.

Ebenso bei den Haaren: Der Autor des Artikels hat nicht vom zufälligen Haarwachstum gesprochen sondern vom willkürlichen Haarwachstum. Sicherlich war damit zufälliges Haarwachstum gemeint. Dass der Autor aber nicht von zufälligem Wachstum sondern vom willkürlichen Wachstum gesprochen hat, zeigt doch, dass Zufall ein Sonderfall von Willkür ist.

@ 6
Nein, du musst zwischen dem Ergebnis des Würfelwurfes und der Interpretation des Würfelwurfes unterscheiden.
Es ist Willkür, dass der Würfel eine 6 anzeigt.
Es ist keine Willkür, dass diese 6 als Höhe des Schadens interpretiert wird.

@ SLF
Nein, du sagtest nicht nur, dass man Willkür aus Gerichtsverhandlungen heraushalten sollte. Du sagtest zusätzlich, dass ein SL ohne Würfel nur willkürlich handeln könnte.

Und wenn du dich an der Ausbildung des Richters dran aufhängst: Dann nehme eben amerikanische Geschworene oder deutsche Schöffen. Diese haben keine lange Ausbildung hinter sich: Wirfst du diesen Leuten jetzt auch vor, dass sie ihre Urteile nur willkürlich fällen, weil sie keine Ausbildung haben? Oder ziehst du dein Ausbildungs-Argument zurück?

Also fällen Schöffen oder Geschworene ihre Urteil zwangsläufig willkürlich? Oder sind diese Leute auch ohne Ausbildung in der Lage nicht-willkürliche Entscheidungen zu treffen?

Und es geht auch nicht um die Anzahl der Fehlurteile. Natürlich können Geschworene und Schöffen auch Fehlurteile sprechen. Aber selbst dann würden wir ihnen doch keine Willkür vorwerfen.

Zitat
Ich entscheide als SL auch Dinge, von denen ich keine Ahnung habe, wie z.B. die Chance, einen Lungensteckschuss zu überleben.
Bitte nicht ablenken. Es geht um eine Gerichtsverhandlung. Und da ist der SL genau so kompetent wie ein Geschworener oder Schöffe vor realem Gericht.

Zitat
Weil er nicht über das Leben realer Personen entscheidet? Vor Gericht kann er nicht "dramaturgisch richtig" entscheiden, oder ähnliche andere Motive der Urteilsfindung haben (ohne dass eine der korrigierenden Parteien eingreift).
1) Auch dramaturgisch richtig ist doch keine willkürliche Entscheidung sondern eine Entscheidung nach dramaturgischen Gesichtspunkten.

2) Klar, ein SL kann nach dramaturgischen Gesichtspunkten entscheiden. Aber es ist dennoch falsch, hier einen Automatismus zu unterstellen. Die Behauptung, die da mitschwingt. "Wenn der SL keine Würfel benutzt, entscheidet er nach dramaturgischen Gesichtspunkten" ist falsch. Er kann ebenso nach realistischen Gesichtspunkten entscheiden. Oder er kann so entscheiden, wie er in einer realen Gerichtsverhandlung als Schöffe entschieden hätte.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: GIGiovanni am 18.09.2012 | 16:09


Erstens hat der Richter eine anspruchsvolle Ausbildung in einem bestimmten Bereich genossen. Er trifft nur Entscheidungen innerhalb dieses Bereiches. Zweitens ist das Gerichtsverfahren eine komplexe Angelegenheit, in der - je nach Relevanz - eine Vielzahl von Personen (Anwälte, Zeugen, Polizisten, Gutachter, öffentliche Meinung) das Ergebnis mitbestimmt. Player Empowerment ist dagegen ein Witz! Drittens dauert die Urteilsfindung aufgrund schwieriger Umstände oft eine zeit, die sich das gericht notfalls auch dafür nimmt. Viertens sind Urteile von übergeordneten Instanzen aufhebbar. All das schließt Fehlurteile keineswegs aus, aber es senkt drastisch die Allmacht des Richters. Die kommt vielleicht in totalitären Staaten oder Kafka-Romanen vor, aber nicht in der Bundesrepublik (auch wenn da die Justiz nicht fehlerfrei ist).

danke für Dein Vertrauen in den Bereich. Stimmt so größtensteils schon. Unser System ist schon im Vergleich zu anderen recht gut. Im gesetzten Rahmen kann ein Richter Gott spielen, tun sie auch, allerdings bemühen sich die meisten Richter ordentlich zu sein, aber sie sind auch nur Menschen.  Gerade in Kleinbereichen, die in der Allgemeinheit nicht so wichtig angesehen werden, gibt es erhebliche Unterschiede. Zudem gib es nicht in jedem Fall einen zweiten Instanz.

Mann sagt nicht umsonst zwei Juristen drei Meinungen    

Als Beispiel dient mir immer das Schwarzfahren -Juritrisch § 265 a StgB  -erschleichen von Leistungen- , dort gehen die Meinungen sehr weit auseinander, also es gibt Richter, die verhängen nach mehrmaligen Tatbestand Freiheitsstrafen und für andere Richter ist dies nicht schlimmer als falsch Parken- also immer nur Geldstrafen, beides ist mit den Gesetz zu vereinbaren.
Kein Urteil alleine genommen ist willkürlich, da im gesetzlichem Rahmen, aber zusammen genommen wohl dann schon eher oder?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 16:14
Blinker blinken nicht willkuerlich.
Haare wachsen nicht willkuerlich.
Auch wenn einige, von dir willkuerlich ausgewaehlte, Artikel das Wort in dem Kontext benutzen und verstanden werden.
Du findest auch viele Beispiele fuer Deppen Apostrophe, Plenken und dergleichen mehr in Artikeln, die durchaus begriffen werden.
Das macht die Verwendung dennoch nicht korrekt.

Wiktionary definiert die Begriffe ebenso:
Willkuerlich (http://de.wiktionary.org/wiki/willk%C3%BCrlich)
Zufaellig (http://de.wiktionary.org/wiki/zuf%C3%A4llig)

Das eine geschieht mit einer Absicht / einem Willen, das andere geschieht ohne eine Absicht.
Netterweise gibt es unter willkuerlich sogar ein Beispiel mit einem Gericht.
Auch wenn ich das Thema Gerichsentscheidungen fuer OffTopic halte.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: GIGiovanni am 18.09.2012 | 16:16

@ SLF
Nein, du sagtest nicht nur, dass man Willkür aus Gerichtsverhandlungen heraushalten sollte. Du sagtest zusätzlich, dass ein SL ohne Würfel nur willkürlich handeln könnte.

Und wenn du dich an der Ausbildung des Richters dran aufhängst: Dann nehme eben amerikanische Geschworene oder deutsche Schöffen. Diese haben keine lange Ausbildung hinter sich: Wirfst du diesen Leuten jetzt auch vor, dass sie ihre Urteile nur willkürlich fällen, weil sie keine Ausbildung haben? Oder ziehst du dein Ausbildungs-Argument zurück?

Also fällen Schöffen oder Geschworene ihre Urteil zwangsläufig willkürlich? Oder sind diese Leute auch ohne Ausbildung in der Lage nicht-willkürliche Entscheidungen zu treffen?

Und es geht auch nicht um die Anzahl der Fehlurteile. Natürlich können Geschworene und Schöffen auch Fehlurteile sprechen. Aber selbst dann würden wir ihnen doch keine Willkür vorwerfen.
Bitte nicht ablenken. Es geht um eine Gerichtsverhandlung. Und da ist der SL genau so kompetent wie ein Geschworener oder Schöffe vor realem Gericht.


Deswegen ist ja auch das amerikanische System sch....

hier entscheiden nur "Deppen"; ich gehe nicht zum Zahnarzt, wenn mein Auto ein Problem hat und umgekehrt

Zu Deutschland, ein Richter der seine Schöffen nicht im Griff hat, ist ein schlechter Richter

reale Praxis,geschönter Zitat eines Richters
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 16:23
Blinker blinken nicht willkuerlich.
Haare wachsen nicht willkuerlich.
Sag das nicht mir, sag das doch bitte denen hier (http://www.xsara-community.com/forum/index.php?page=Thread&threadID=6687) und hier (http://www.news.de/gesellschaft/790479747/auf-bildungsreise-im-haupthaar/1/).

Hast du irgendwelche Belege für deine Position?

Zitat
Du findest auch viele Beispiele fuer Deppen Apostrophe, Plenken und dergleichen mehr in Artikeln, die durchaus begriffen werden.
Das macht die Verwendung dennoch nicht korrekt.
Das sind Satzzeichen und Grammatikfehler. Wörter falsch benutzen wäre schon eine ganz andere Liga.

Und klar, es könnte sein, dass diese beiden Personen sich irren. Es könnte aber auch sein, dass du dich irrst. Was macht dich also so sicher, dass die beiden Personen im oben verlinkten Artikel sich irren, aber du dich nicht irrst? Worauf basiert deine Meinung?

@ GIGiovanni
Also willst du damit sagen, dass Schöffen und Geschworene nur willkürlich entscheiden?

PS: Und würde es für dich einen Unterschied machen, wenn man Schöffen und Geschworene durch Würfel ersetzen würde? Wenn ja, welchen?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 16:30
Ich gehe nicht wahllos zu irgendwelchen Foren oder Online-Zeitschriften und begrammanazi Unbekannten.
Zumal abseits der Satzzeichen und Grammatikfehler man auch danach sehen kann wer alles Sinn macht, anstelle davon zu sprechen das sich Sinn ergibt.

Einen Beleg fuer meine Deutung hinsichtlich zufaellig/willkuerlich findest du unter anderem Wiktionary.
So lang war der Post eigentlich nicht das man die beiden Links uebersehen kann.
Abgesehen von dem gesunden Menschenverstand bestaetigt auch der Duden die Bedeutung von Willkuer (http://www.duden.de/rechtschreibung/Willkuer) und Zufall (http://www.duden.de/rechtschreibung/Zufall).
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Lord Verminaard am 18.09.2012 | 16:34
Wiktionary definiert die Begriffe ebenso:
Willkuerlich (http://de.wiktionary.org/wiki/willk%C3%BCrlich)
Zufaellig (http://de.wiktionary.org/wiki/zuf%C3%A4llig)

Erstaunlich, wenn man mal annimmt, dass die Definitionen aus einem echten Wörterbuch abgeschrieben sind. Juristen verstehen unter Willkür eine Entscheidung ohne sachlichen Grund. Vermutlich beruht dies auf der Sprachfigut "rein willkürlich", will heißen, nur und ausschließlich weil es jemand will und aus keinem anderen (sachlichen) Grund. Ich mag da durch meine Ausbildung vorgeprägt sein, aber mein intuitives Sprachverständnis assoziiert daher mit dem Begriff "willkürlich" stets "rein willkürlich", vulgo grundlos, ungerecht, wahllos, rücksichtslos.

Edit: Wobei, naja, bis auf in Bezug auf Körperfunktionen geht die Wiktionary-Definition ja auch in die Richtung, mit den Synonymen "diktatorisch" und "arbiträr". Insofern sollte man schon berücksichtigen, dass "willentlich" bzw. "bewusst" bzw. "gesteuert" nicht allgemeine Synonyme für "willkürlich" sind, sondern nur in Bezug auf körperliche Handlungen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 16:55
Nein, du musst zwischen dem Ergebnis des Würfelwurfes und der Interpretation des Würfelwurfes unterscheiden.
Genau das sagte ich. :)
Zitat
Es ist Willkür, dass der Würfel eine 6 anzeigt.
Es ist keine Willkür, dass diese 6 als Höhe des Schadens interpretiert wird.
Und damit ist es keine Würfelwillkür mehr, da die Interpretation das Ergebnis wählt.
Gehen wir doch mal weg vom Würfel: Everway.
Ich habe das Spiel nie gespielt. Trotzdem weiss ich, dass Du zur Ergebnisermittlung Karten mit verschiedenen Bildern benutzt. Immer wenn eine Aktion durchgeführt wird, wird eine Karte umgedreht und der SL interpretiert aus dem Bild der Karte das Ergebnis der Aktion. Je nachdem wer SL ist, wird diese Interpretation eine etwas Andere sein.
Im Prinzip ist das beim Würfel nicht anders nur dass die Würfelseiten eindeutiger durch das Regelsystem oder den SL gekennzeichnet sind als die Karten bei Everway. Wenn also eine 6 gut ist, und eine 1 schlecht, dann ist das der Interpretation des Regelsystems oder des SLs geschuldet.
Schau Dir doch dazu mal folgende beide Erfolgstabellen an:
Tabelle 1:(hat SL1 so bestimmt)
1-3: Erfolg
4-6: Misserfolg

Tabelle 2:(hat SL2 so bestimmt)
1-3: Misserfolg
4-6: Erfolg

Jetzt würfelst Du eine "3". Je nachdem welcher SL gerade leitet, hast Du jetzt einen Erfolg oder einen Misserfolg erziehlt. Und das obwohl Du dasselbe Würfelergebnis zu Rate ziehst.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 17:11
OK, das was der Duden als Willkür bezeichnet, würde ich eher unter Egoismus verzeichnen. Ich würde da doch eher auf Lexika vertrauen.

Und da hätten wir:
- Willkür (Recht) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Recht%29) (das, was imho auch gemeint ist, wenn man von SL-Willkür spricht und auf das ich mich bei Würfelwillkür beziehe.)
- Willkür (Medizin) (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr_%28Medizin%29) (wird in RPG-Kreisen wahrscheinlich eher selten verwendet)
- Willkür (http://lexikon.freenet.de/Willk%C3%BCr) (deckt sich mit der Wikipedia Willkür (Recht))
- Willkür (http://www.wissen.de/lexikon/willkuer) (Hier ist die Frage, ob das Komma als "und" oder "oder" gelesen wird. Zumindest der zweite Teil ähnelt auch wieder der Wikipedia Definition.)

Und damit ist es keine Würfelwillkür mehr, da die Interpretation das Ergebnis wählt.
Nein, denn die Interpretation hängt doch vom Ergebnis ab.
Die Interpretationsregel sagt: "Die Zahl, die gewürfelt wird, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

Diese Interpretationsregel ändert sich nicht. Also hängt die Höhe des Schadens davon ab, was der Würfel würfelt. Und ein anderes Ergebnis des Würfels würde ein anderes Ergebnis beim Schaden des Getroffenen bedeuten.

Mal als Gegenbeispiel: Angenommen, die Interpretationsregel bleibt erhalten, aber die Zahl wird nicht durch den Würfel bestimmt sondern durch den SL. Der SL soll quasi einen Würfel simulieren und eine beliebige Zahl nennen. Auf diese Zahl wird dann die Interpretationsregel angewendet:
"Die Zahl, die der SL sagt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

Der SL sagt jetzt "6".

Würdest du das als willkürlich bezeichnen?

Zitat
Jetzt würfelst Du eine "3". Je nachdem welcher SL gerade leitet, hast Du jetzt einen Erfolg oder einen Misserfolg erziehlt. Und das obwohl Du dasselbe Würfelergebnis zu Rate ziehst.
Jetzt entscheidest du dich für Tabelle 1. Und je nachdem, ob du eine 3 oder 4 würfelst, hast du einen Erfolg oder Misserfolg. Und das, obwohl Du dasselbe Würfelergebnis zu Rate ziehst.

Die Willkür geht meistens von demjenigen aus, der die letzte Entscheidung trifft: Wenn erst gewürfelt wird und anschließend der SL die Tabelle bestimmt, geht die Willkür vom SL aus. Wenn erst die Tabelle bestimmt wird und dann gewürfelt, dann geht die Willkür vom Würfel aus.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Arldwulf am 18.09.2012 | 17:18
Zitat
Der Spielleiter trifft ständig willkürliche Entscheidungen!

Ob im nächsten Raum ein Ork oder ein Oger sitzt oder ein Schatz liegt, ob die nächste Szene ein Kampf, ein Gespräch oder eine Verfolgungsjagd ist, entscheidet im konventionellen Rollenspiel allein der Spielleiter! Völlig Willkürlich

Das würde ich gar nicht so stehen lassen wollen, da derartige Entscheidungen auch ohne Willkür und mit nachvollziehbaren Gründen getroffen werden können. An der Stelle an welcher die Spieler damit rechnen können das ein Ereignis eintritt, oder zumindest Wissen erlangen könnten darüber ist es für mich nicht mehr Willkür.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 17:29
Zunaechst schaetze ich den Duden als Quelle bezueglich der deutschen Sprache mehr als Wikipedia oder ein Lexika.
Wikipedia selbst kennt weitaus mehr Eintraege zur Willkuer (http://de.wikipedia.org/wiki/Willk%C3%BCr).
Wobei du weiterhin gleichfalls die Eintraege von Wiktonary bezueglich Willkuer und Zufall ignorierst.

Letztlich beinhalten alle Definitionen von Willkuer den Aspekt des Willens.
Ueber welchen ein unbelebtes Objekt wie der Wuerfel nicht verfuegt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 17:40
Ja, natürlich kennt Wikipedia mehr Einträge. Um aber zu zeigen, dass Haare willkürlich wachsen können, reicht es doch auch vollkommen aus, den Eintrag zu zeigen, der dafür zutrifft.

Wenn ich zeigen will, dass man in eine Bank gehen kann, um Geld abzugeben, dann reicht es aus diesen Link (http://de.wikipedia.org/wiki/Bank) anzugeben. Ich muss nicht auch noch Bank (Möbel) (http://de.wikipedia.org/wiki/Bank_%28M%C3%B6bel%29), Bank (Geologie) (http://de.wikipedia.org/wiki/Bank_%28Geologie%29) und Bank (Stratigraphie) (http://de.wikipedia.org/wiki/Bank_%28Stratigraphie%29) angeben.

Aber OK, du vertraust dem Duden mehr und ich vertraue der Wikipedia mehr.

Und was haben Wictionary und Duden gemeinsam? Richtig, es sind beides Wörterbücher.
Wie ich schon schrieb, vertraue ich eher Lexika.

Und nein, lese dir das doch bitte mal durch: Gerade die rechtliche Definition beinhaltet NICHT den Aspekt des Willens. Es ist die Entscheidungsfreiheit im Gegensatz zur Notwendigkeit. Außerdem ist es das FEHLEN eines sachlichen Grundes.
Beides Sachen, die auf einen Würfel zutreffen und mit Willen nichts zu tun haben.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 17:48
In allen von dir basierte Quellen, auch die zum Recht, betonen den Aspekt der Entscheidung.
Ein Wuerfel kann sich aber nicht entscheiden, weil ihm fuer eine Entscheidung der Wille fehlt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 18.09.2012 | 17:53
@Eulenspiegel:

Zu Schöffen und Geschworenen ist eigentlich schon alles gesagt. Das amerikanische System kenne ich nicht so gut, aber soweit ich weiß, gibt es da auch ein Verfahrend er Geschworenenauswahl, bei dem ausgebildete Juristen mitbestimmen. Im Grunde aber ohnehin Nebenkriegsschauplatz, da die Ausbildung des Richters nur einer von mehreren Aspekten ist, die das Gerichtsurteil fundamental von Spielleiterentscheidungen unterscheiden.

Dramaturgische Gesichtspunkte sind nur eine mögliche Entscheidungsgrundlage, die anders ist als bei einem Richtspruch, und im Rollenspiel eine ziemlich wahrscheinliche. Es kann aber auch andere Gründe geben, Sympathie/Antipathie und "Macht/Einfluss der Beteiligten am Tisch" würde ich ebenfalls als sehr einflussreich ansehen. Mir egal, was den SL antreibt, es ist auf jeden Fall nicht die Situation eines Gerichtsfalles, wo das Ziel nach deutschem Recht meines Wissens darin liegt, ein Verbrechen ohne Ansehen der Person aufzuklären und angemessen der Tat zu strafen/sühnen.

Ein Würfel trifft jedenfalls keine interessengeleiteten Entscheidungen, sondern liefert blind ein Zufallsergebnis. Das muss man nicht mögen - aber es ist trotzdem etwas anderes als ein SL-Entscheid (und auch etwas anderes als ein Richtspruch).

Das Steckschussbeispiel diente nur dazu, zu erinnern, dass ein Spielleiter in der Regel nicht kompetent ist, wenn er etwas entscheidet. Bei Deinem Gerichtsbeispiel musst Du ja auch die paar SLs berücksichtigen, die ohne jeden Plan von Rechtsprechung, Ermittlungstätigkeiten oder Justizwesen leiten.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 17:58
Nein, denn die Interpretation hängt doch vom Ergebnis ab.
Nur zum Teil. Der Würfel kann nur Ergebnisse ausspucken, die als Interpretationsmöglichkeit vorhanden sind. Die Interpretation bestimmt den Ergebnisraum. Der Würfel kann nur ein Ergebnis aus dieser Vorschrift oder dieser "Gesetzeslage" liefern. Der Würfel kann nicht selbstherrlich entscheiden.->Die Willkür kann nur von der Interpretation ausgehen.
Zitat
Die Interpretationsregel sagt: "Die Zahl, die gewürfelt wird, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

Diese Interpretationsregel ändert sich nicht. Also hängt die Höhe des Schadens davon ab, was der Würfel würfelt. Und ein anderes Ergebnis des Würfels würde ein anderes Ergebnis beim Schaden des Getroffenen bedeuten.
Jein. Der Würfel kann keine 20 Schadenspunkte als Ergebnis liefern. Das Ergebnis liegt also zum großen Teil vom Interpretationsraum ab. Und der kann willkürlich gewählt sein.
Zitat
Mal als Gegenbeispiel: Angenommen, die Interpretationsregel bleibt erhalten, aber die Zahl wird nicht durch den Würfel bestimmt sondern durch den SL. Der SL soll quasi einen Würfel simulieren und eine beliebige Zahl nennen. Auf diese Zahl wird dann die Interpretationsregel angewendet:
"Die Zahl, die der SL sagt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

Der SL sagt jetzt "6".

Würdest du das als willkürlich bezeichnen?
Nein, da ihm durch den Interpretationsraum bereits eine Menge Entscheidungen abgenommen wurde Er kann nur aus in dem Fall 6 möglichen Ergebnissen eines aussuchen.
Zitat

Jetzt entscheidest du dich für Tabelle 1. Und je nachdem, ob du eine 3 oder 4 würfelst, hast du einen Erfolg oder Misserfolg. Und das, obwohl Du dasselbe Würfelergebnis zu Rate ziehst.

Die Willkür geht meistens von demjenigen aus, der die letzte Entscheidung trifft: Wenn erst gewürfelt wird und anschließend der SL die Tabelle bestimmt, geht die Willkür vom SL aus. Wenn erst die Tabelle bestimmt wird und dann gewürfelt, dann geht die Willkür vom Würfel aus.
Und schon wieder hast Du im Vorfeld den Ereignisraum und die Bedeutung der Seiten des Würfels entschieden. Du wählst im Vorfeld die Tabelle1 und seine Würfelinterpretation.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 18:41
Ein Wuerfel kann sich aber nicht entscheiden, weil ihm fuer eine Entscheidung der Wille fehlt.
Für eine Entscheidung benötigt man keinen Willen: "Eine Entscheidung ist eine Wahl zwischen Alternativen oder zwischen mehreren unterschiedlichen Varianten von einem oder mehreren Entscheidungsträgern. Eine Entscheidung kann spontan bzw. emotional, ZUFÄLLIG oder rational erfolgen." (Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Entscheidung))

Und um eine Wahl zu treffen benötigt man keinen Willen, wie man unter Entscheidungsbaum (http://de.wikipedia.org/wiki/Entscheidungsbaum) nachlesen kann.

Dramaturgische Gesichtspunkte sind nur eine mögliche Entscheidungsgrundlage, die anders ist als bei einem Richtspruch, und im Rollenspiel eine ziemlich wahrscheinliche. Es kann aber auch andere Gründe geben, Sympathie/Antipathie und "Macht/Einfluss der Beteiligten am Tisch" würde ich ebenfalls als sehr einflussreich ansehen. Mir egal, was den SL antreibt, es ist auf jeden Fall nicht die Situation eines Gerichtsfalles, wo das Ziel nach deutschem Recht meines Wissens darin liegt, ein Verbrechen ohne Ansehen der Person aufzuklären und angemessen der Tat zu strafen/sühnen.
Sie müssen ja nicht die gleichen Entscheidungsgrundlagen sein. Aber es existieren solche Entscheidungsgrundlagen.

Wieso ist die eine Entscheidungsgrundlage also mehr Willkür als eine andere Entscheidungsgrundlage? Der Richter benutzt Entscheidungsgrundlagen, die ihm durch das Gesetz vorgegeben sind. Und der SL benutzt Entscheidungsgrundlagen, die ihm durch den Gruppenvertrag vorgegeben sind.
Beide benutzen also Entscheidungsgrundlagen, die ihnen vorgegeben wurden. Inwiefern handelt da der SL willkürlicher als der Richter? (Ja, der SL hat ANDERE Entscheidungsgrundlagen. Aber sind diese anderen Entscheidungsgrundlagen willkürlicher?)

Zitat
Das Steckschussbeispiel diente nur dazu, zu erinnern, dass ein Spielleiter in der Regel nicht kompetent ist, wenn er etwas entscheidet. Bei Deinem Gerichtsbeispiel musst Du ja auch die paar SLs berücksichtigen, die ohne jeden Plan von Rechtsprechung, Ermittlungstätigkeiten oder Justizwesen leiten.
1) Allerdings existiert ja wohl ein großer Unterschied zwischen "Inkompetenz" und "Willkür".
2) Der SL ist genau so sehr oder wenig kompetent in Sachen Rechtsprechung wie die Schöffen.

Nur zum Teil. Der Würfel kann nur Ergebnisse ausspucken, die als Interpretationsmöglichkeit vorhanden sind. Die Interpretation bestimmt den Ergebnisraum. Der Würfel kann nur ein Ergebnis aus dieser Vorschrift oder dieser "Gesetzeslage" liefern. Der Würfel kann nicht selbstherrlich entscheiden.->Die Willkür kann nur von der Interpretation ausgehen.
Wenn dir das so wichtig ist, dann kann man das auch bei Gerichtsentscheidungen so handhaben:
Der SL darf nur entscheiden zwischen Freispruch, Gefängnisstrafe oder Todesstrafe.
Der Sl darf nicht "Hand abhacken" als Strafe wählen und der SL darf nicht entscheiden, dass der Richter sich während der Urteilsverkündung in einen Dämon verwandelt und der SL darf nicht entscheiden, dass die ganze Gerichtsverhandlung nur eine Farce war, die in der Matrix stattgefunden hat.

Der SL darf laut Gruppenvertrag nur zwischen Freispruch, Gefängnisstrafe oder Todesstrafe entscheiden.

Wäre das jetzt keine Willkür? Schließlich ist der Ergebnisraum jetzt genau so wie beim Würfel eingeschränkt worden.

Zitat
Jein. Der Würfel kann keine 20 Schadenspunkte als Ergebnis liefern. Das Ergebnis liegt also zum großen Teil vom Interpretationsraum ab.
OK, modifizieren wir die Interpretationsregel:
"Die Zahl, die der SL sagt modulo 6, wobei 0 als 6 gilt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

oder
"Der SL sagt solange Zahlen, bis er eine natürliche Zahl zwischen 1 und 6 nennt. Die erste natürliche Zahl zwischen 1 und 6, die der SL nennt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."

Zitat
Und schon wieder hast Du im Vorfeld den Ereignisraum und die Bedeutung der Seiten des Würfels entschieden. Du wählst im Vorfeld die Tabelle1 und seine Würfelinterpretation.
Im zweiteren Fall habe ich zwar entschieden, wie die Würfel interpretiert werden, aber da noch kein Würfel geworfen wurde, bedeutet diese Entscheidung nichts. Es ist der Würfel, der das Ergebnis entscheidet.

Auch hier, ersetze den Würfel durch einen Menschen:
1. Fall: Spieler 1 sagt, ob er Tabelle 1 oder 2 nutzt. Der SL sagt anschließend eine Zahl zwischen 1 und 6.
2. Fall: Der SL sagt eine Zahl zwischen 1 und 6. Spieler 1 entscheidet anschließend, ob er Tabelle 1 oder 2 nutzt.

Im 1. Fall geht die Willkür vom SL aus. Und im 2. Fall geht die Willkür vom Spieler aus. Stimmst du mir soweit zu?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Teylen am 18.09.2012 | 18:44
Für eine Entscheidung benötigt man keinen Willen
Im allgemeinen nicht.
Im speziellen, das heisst im Fall des Rechts, durchaus.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 18:49
Nein, auch im Fall des Rechts benötigt man keinen Willen. Bloß kümmert man sich in rechtlichen Belangen nicht sonderlich drum, wenn Gegenstände irgendetwas willkürlich tun.

Das Willkürverbot verbietet ja nur Herrschern, willkürlich zu handeln. Und da wir bisher noch keinen Roboter als Herrscher hatten, gab es bisher nur Leute mit Willen als Herrscher.

Aber nur weil bei nicht-herrschenden die Willkür nicht rechtlich von belang ist, heißt es noch lange nicht, dass die Definition dort nicht greift.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 19:06
Wäre das jetzt keine Willkür?
Klar wäre das Willkür. Von Gesetzes Wegen->Die Gesetze sind willkürlich->das Ergebnis ist willkürlich.
Anders wäre es, wenn der Richter entscheiden würde, dass der Angeklagte eine Hand verliert. Dann würde er ziemlich selbstherrlich und ohne Bezug auf Gesetze entscheiden.
Zitat
1. Fall: Spieler 1 sagt, ob er Tabelle 1 oder 2 nutzt. Der SL sagt anschließend eine Zahl zwischen 1 und 6.
Der SL entscheidet auf Grund der Auswahl des Spielers 1. Sprich: Wenn dem SL eine Niederlage lieber ist, dann kommt eine Niederlage als Ergebnis raus. Er entscheidet aus taktischen Erwägungen. Und das ersetzt für Dich die Ergebnisermittlung durch den Würfel?
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 19:15
Deine Willkürfolge ist doch aber unabhängig davon, ob der SL entscheidet oder ob gewürfelt wird:

Gruppe 1 hat folgende Regelung:
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln schlecht, bekommen sie die Todesstrafe.
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln durchschnittlich, bekommen sie Gefängnisstrafe.
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln gut, erhalten sie einen Freispruch.

Hier haben wir nun: Die Gesetze sind willkürlich->das Ergebnis ist willkürlich.

Gruppe 2 hat folgende Regelung:
- Wenn mit 1W6 eine 1-2 gewürfelt wird, bekommen sie die Todesstrafe.
- Wenn mit 1W6 eine 3-4 gewürfelt wird, bekommen sie Gefängnisstrafe.
- Wenn mit 1W6 eine 5-6 gewürfelt wird, erhalten sie einen Freispruch.

Hier haben wir genau dasselbe: Die Gesetze sind willkürlich->das Ergebnis ist willkürlich.

Zitat
Der SL entscheidet auf Grund der Auswahl des Spielers 1. Sprich: Wenn dem SL eine Niederlage lieber ist, dann kommt eine Niederlage als Ergebnis raus. Er entscheidet aus taktischen Erwägungen.
Wenn der SL aus taktischen Erwägungen heraus entscheidet, dann entscheidet er nicht willkürlich sondern taktisch.

Taktische Entscheidungen sind in der Regel keine willkürlichen Entscheidungen. Würdest du mir soweit zustimmen?

Mir ging es ursprünglich darum, dass der SL nicht taktisch sondern willkürlich eine Entscheidung fällt.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 18.09.2012 | 19:23
@Eulenspiegel:
Nochmal zur Klarstellung: Ich gehe im Moment keineswegs davon aus, dass der SL nach Entscheidungsgrundlagen aufgrund des Gruppenvertrags entscheidet. Der Gruppenvertrag kann bestenfalls festlegen, dass ein Spielleiter Entscheidungen über das Ableben eines Charakters treffen darf, die nicht im Regelbuch festgelegt wurden. Das machen die meisten Gruppenverträge auch implizit. Wenn jemand sich auf die GMV-Floskel beruft, oder die "Realismus"-Floskel, oder die "Genretypisch"-Floskel beruft, wird dieses Recht eingefordert.  Und schwubdiwup entstehen dabei Konflikte.

Aber das ist etwas vollkommen anderes als ein Gerichtsurteil, wo ein konkreter Tatbestand auf das Vorliegen einer vorgegebene Rechtsnorm untersucht wird. Die etwas obskure Größe Rechtsgefühl* spielt dabei zwar eine gewisse Rolle, aber gerichtliche Urteile unterliegen weitaus schärferen Bedingungen und Kontrollen als Gruppenverträge (die oft nur grobe mündliche Absprachen sind).

Zwischen Inkompetenz und Willkür besteht ein Unterschied. Aber Inkompetenz kann einer der Gründe sein, warum eine Entscheidung willkürlich im Sinne von Fehlen eines sachlichen Grundes ist. Kompetente Entscheidungen haben häufiger sachliche Gründe als inkompetente Entscheidungen.

* Besagte Schöffen sind übrigens dazu da, dieses Rechtsgefühl aller billig und gerecht denkenden Deutschen als Kontrollinstrument des Richters zu vertreten. Das heißt, sie sind zwar juristisch nur sehr eingeschränkt kompetent, aber sie sollen in erster Linie dann eingreifen, wenn der Richter kompletten Unfug verzapft.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 18.09.2012 | 19:28
Deine Willkürfolge ist doch aber unabhängig davon, ob der SL entscheidet, oder ob gewürfelt wird:

Gruppe 1 hat folgende Regelung:
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln schlecht, bekommen sie die Todesstrafe.
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln durchschnittlich, bekommen sie Gefängnisstrafe.
- Wenn der SL der Meinung ist, die Spieler handeln gut, erhalten sie einen Freispruch.

Hier haben wir nun: Die Gesetze sind willkürlich->das Ergebnis ist willkürlich.
Und schon hast Du eine zusätzliche Wertung eingebaut. Je besser die Spieler handeln, desto besser das Ergebnis. Sprich die Spieler haben es in der Hand, die Entscheidung des SLs zu beeinflussen.
->nicht willkürlich.
Zitat
Gruppe 2 hat folgende Regelung:
- Wenn mit 1W6 eine 1-2 gewürfelt wird, bekommen sie die Todesstrafe.
- Wenn mit 1W6 eine 3-4 gewürfelt wird, bekommen sie Gefängnisstrafe.
- Wenn mit 1W6 eine 5-6 gewürfelt wird, erhalten sie einen Freispruch.

Hier haben wir genau dasselbe: Die Gesetze sind willkürlich->das Ergebnis ist willkürlich.
Hier wiederum gibt es keine zusätzliche Erwägung. Sprich: Der SL hätte hier auch einfach sagen können: "Wir haben 3 Möglichkeiten: Todesstrafe, Gefängnisstrafe, Freispruch. Mir ist schlecht also Gefängnisstrafe. "
Willkürliche Entscheidung. Aber bereits beim SL, der diese Auswahl getroffen hat.
Zitat
Wenn der SL aus taktischen Erwägungen heraus entscheidet, dann entscheidet er nicht willkürlich sondern taktisch.

Taktische Entscheidungen sind in der Regel keine willkürlichen Entscheidungen. Würdest du mir soweit zustimmen?
Normalerweise schon.
Zitat
Mir ging es ursprünglich darum, dass der SL nicht taktisch sondern willkürlich eine Entscheidung fällt.
Dann lass zwei Passanten zwei Zahlen wählen. Wer entscheidet damit über das Ergebnis? Passant1 oder Passant2?

Ich meine übrigens, dass wir diese Diskussion in einer ähnlichen Form schonmal hatten...
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 19:43
Ich gehe im Moment keineswegs davon aus, dass der SL nach Entscheidungsgrundlagen aufgrund des Gruppenvertrags entscheidet.
OK, in diesem Fall würde ich dem SL aber vorwerfen, sich nicht an den Gruppenvertrag zu halten. Oder ich würde den Vorwurf machen, dass der Gruppenvertrag nicht detailliert genug ist.

In beiden Fällen sehe ich aber kein Problem mit Willkür sondern eher Probleme mit ungenauem Gruppenvertrag bzw. ignorieren des Gruppenvertrages.

Zitat
Der Gruppenvertrag kann bestenfalls festlegen, dass ein Spielleiter Entscheidungen über das Ableben eines Charakters treffen darf, die nicht im Regelbuch festgelegt wurden. Das machen die meisten Gruppenverträge auch implizit. Wenn jemand sich auf die GMV-Floskel beruft, oder die "Realismus"-Floskel, oder die "Genretypisch"-Floskel beruft, wird dieses Recht eingefordert.  Und schwubdiwup entstehen dabei Konflikte.
Nein, der Gruppenvertrag kann auch festlegen, auf welcher Grundlage der SL Entscheidungen treffen soll: Soll der SL realistische Entscheidungen treffen oder dramaturgische Entscheidungen oder genretypische Entscheidungen oder willkürliche Entscheidungen?
Das kann man problemlos im Regelwerk festlegen.

Zitat
Zwischen Inkompetenz und Willkür besteht ein Unterschied. Aber Inkompetenz kann einer der Gründe sein, warum eine Entscheidung willkürlich im Sinne von Fehlen eines sachlichen Grundes ist. Kompetente Entscheidungen haben häufiger sachliche Gründe als inkompetente Entscheidungen.
Also bedeutet für dich "Willkür" das Fehlen von sachlichen Entscheidungen?

Und schon hast Du eine zusätzliche Wertung eingebaut. Je besser die Spieler handeln, desto besser das Ergebnis. Sprich die Spieler haben es in der Hand, die Entscheidung des SLs zu beeinflussen.
->nicht willkürlich.
Ah sehr schön. Genau darum ging es mir im Ursprungsthread auch, wo ich mich gegen das Würfeln bei Gerichtsverhandlungen ausgesprochen habe. (Leider gibt es immernoch sehr viele Spieler, die genau so eine Entscheidung als willkürlich bezeichnen.)
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Oberkampf am 18.09.2012 | 19:57
Also bedeutet für dich "Willkür" das Fehlen von sachlichen Entscheidungen?

Es ist eine der Definitionen, die hier so hin- und hergeschoben werden: Entscheidung ohne einen sachlichen Grund. Aber im "Würfelfall" eigentlich pillepalle. Mir geht es in diesem Thread eigentlich um die Unterscheidung zwischen "Willkür" und "Zufall", und Zufall hat auch keinen sachlichen Grund und beides ist etwas anderes als ein Gerichtsurteil, was ich aber schonmal geschrieben habe: das Gericht vermeidet Zufall und Willkür. Gemeinsam haben Gericht und Zufall nur, dass sie "blind" im Sinne von "ohne Ansehen der Person" sind (Gerichte zumindest sein sollen).

Gerichtsurteil: Stark kodexgebunden-deterministisch, blind gegenüber der Person
Zufall/Würfel: Tabellengebunden-Proballistisch, blind gegenüber der Person
Willkürlicher SL-Entscheid: frei, interessegeleitet

wäre jetzt mal eine grobe Einteilung. Kann man weiter präzisieren, aber hilft mal als Überblick, um die Unterschiede klarzumachen.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Molcho am 18.09.2012 | 22:28
Mich würde mal interessieren, was ihr so von Beruf seid.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Eulenspiegel am 18.09.2012 | 22:38
@ SLF
Wie gesagt, es gibt zwei Definitionen von Willkür: Rechtliche Willkür ist eine Entscheidung ohne sachlichen Grund. Medizinische Willkür ist eine bewusst ausgeführte Handlung.

Wenn ein Richter (oder ein Schöffe oder Geschworener) oder SL entscheidet, dann tun sie dies im Idealfall mit einem sachlichen Grund. Außerdem sind sie sich ihrer Entscheidung bewusst und tun sie bewusst kund.
Das heißt, sie handeln zwar medizinisch willkürlich, aber nicht rechtlich willkürlich.

Hin und wieder handeln Richter oder SL auch mal ohne sachlichen Grund. (Hoffentlich eher die Ausnahme, hin und wieder kann das aber mal vorkommen.) Dennoch sind sie ich ihrer Entscheidung bewusst und tun sie bewusst kund.
Das heißt, sie handeln sowohl medizinisch als auch rechtlich willkürlich.

Wenn ein Würfel entscheidet, dann tut er das ohne sachlichen Grund. Er ist sich seiner Entscheidung auch nicht bewusst. Das heißt, der Würfel handelt zwar rechtlich willkürlich, aber nicht medizinisch willkürlich.

Btw, wenn es dir um die Unterscheidung von Willkür und Zufall geht: Von welcher Willkür sprichst du?

@ Molcho
Ich bin Mathematiker.
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: GIGiovanni am 18.09.2012 | 23:04
Mich würde mal interessieren, was ihr so von Beruf seid.

RA

@Eulenspiegel:

* Besagte Schöffen sind übrigens dazu da, dieses Rechtsgefühl aller billig und gerecht denkenden Deutschen als Kontrollinstrument des Richters zu vertreten. Das heißt, sie sind zwar juristisch nur sehr eingeschränkt kompetent, aber sie sollen in erster Linie dann eingreifen, wenn der Richter kompletten Unfug verzapft.

rein technisch können die Schöffenrichter den Berufsrichter überstimmen, kommt aber in der Praxis recht selten vor
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: 6 am 19.09.2012 | 06:53
Ah sehr schön. Genau darum ging es mir im Ursprungsthread auch, wo ich mich gegen das Würfeln bei Gerichtsverhandlungen ausgesprochen habe. (Leider gibt es immernoch sehr viele Spieler, die genau so eine Entscheidung als willkürlich bezeichnen.)
Das kann auch Willkür sein bzw wie Willkür wirken. Nämlich dann wenn der Entscheid des SLs scheinbar nicht mit der Leistung der Spieler korrespondiert sondern andere Erwägungen durschzuschimmern scheinen. ("Du hast uns doch nur deshalb ins Gefängnis geschickt, weil Du nur Plot für einen Gefängnisausbruch vorbereitet hast!", "Du wolltest doch eh nur einen TPK! Arschloch!")

Mich würde mal interessieren, was ihr so von Beruf seid.
Softwareentwickler
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: GIGiovanni am 19.09.2012 | 14:25
Das kann auch Willkür sein bzw wie Willkür wirken. Nämlich dann wenn der Entscheid des SLs scheinbar nicht mit der Leistung der Spieler korrespondiert sondern andere Erwägungen durschzuschimmern scheinen. ("Du hast uns doch nur deshalb ins Gefängnis geschickt, weil Du nur Plot für einen Gefängnisausbruch vorbereitet hast!", "Du wolltest doch eh nur einen TPK! Arschloch!")

Würde sagen schlechter SL, wenn dies so laufen muss
Titel: Re: Würfelwillkür...
Beitrag von: Molcho am 19.09.2012 | 17:18
Ich hoffe, ich konnte euch weiterhelfen.  :D