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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Pen & Paper - Umfragen => Thema gestartet von: Eulenspiegel am 5.10.2012 | 21:30

Titel: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.10.2012 | 21:30
Irgendwie hat mich das Thema Superheld gefesselt. Es gibt ja eine ganze Reihe von unterschiedlichen "Superhelden": Angefangen mit den Superhelden des Golden Age und Silver Age, in der Neuzeit dann Heroes und Watchmen, evtl. für einige sogar Kickass.

Mich würde nun interessieren, was es für euch benötigt, damit sich euer SC wie ein Superheld anfühlt.

PS:
Was mich zu dieser Umfrage bewegte, war wohl folgender Post:
Zitat
Die Frage ist, reicht dieses Machtpotential dir aus, um deinen D&D Charakter als einen Superhelden anzusehen? Oder fehlt dir da noch irgendetwas?
Ja, eine klare Definition des Begriffs "Superheld"
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Oberkampf am 5.10.2012 | 22:04
Gutes tun und besonderer Gegner (der selbst nicht super sein muss!) gehören für mich zumindest dazu. Superhelden, die einfach so im Nichts stehen, kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings braucht er auch eine Motivation dafür, Gutes zu tun - selbst wenn sie auf den ersten Blick platt erscheint, wie bei Superman, der einfach ein guter Kerl ist. Die Frage, was das Richtige/Gute ist, muss für den Superhelden immer thematisiert sein.

PAssend dazu ist eine Origin-Story auf jeden Fall wichtig - wobei es sowohl möglich ist, dass er von heute auf morgen zum Superhelden wurde oder infolge eines langen Prozesses/Trainings. Es geht nicht nur darum, woher der Held seine Kräfte/Fertigkeiten hat,die nichtmal individuell sein müssen, sondern auch, warum er sie für welche Ziele einsetzt.

Ich finde auch, dass es dazu gehört, dass ein Superheld mit seinen Kräften und/oder seiner Verantwortung hadert - oder getrieben ist, wie Batman, der nicht anders kann, als in die Nacht hinaus gehen und Verbrecher jagen. Persönliche Schwächen (und grenzen) gehören auch dazu. Jeder Superheld braucht sein Kryptonit - nicht nur in der Form, dass es seine Kräfte einschränkt, sondern auch in der Form, dass er an seinen Idealen scheitern kann, oder persönliche Eigenheiten hat, die ihm im Weg stehen.

Die Einbindung in die menschliche, "normale" Welt gehört (für mich zumindest) ebenfalls dazu - das muss bei Fantasy nicht in dem Maß gegeben sein. Ob das über eine Tarnidentität vollzogen wird, oder über eine besondere Stelle, oder besondere Beziehungen zu Einzelpersonen, ist dabei nicht ausschlaggebend. Die X-Men sind allein dadurch eingebunden, dass sie Außenseiter in einer Welt sind, die Mutanten mit großem Misstrauen betrachtet.

Natürlich gehören auch die eher trashigen und parodistischen Helden bzw. Heldeninterpretationen irgendwie ins Genre und sind insofern auch Superhelden, aber sie sind halt sowas wie der seltsame Onkel/Cousin 3. Grades, über den man besser schweigt.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Feuersänger am 16.10.2012 | 19:49
Hm, der Thread hier ist ziemlich untergegangen; vielleicht wurde er einfach übersehen, weil du in den beiden anderen Threads keine Werbung dafür gemacht hast. Ich hab ihn gerade erst per Zufall entdeckt.

Ich habe geantwortet: alles außer Tarnidentität; die ist zwar sehr sehr häufig, aber nicht unbedingt zwingend.

Außerdem fehlt noch die Präzisierung: "tut Gutes - für lau." Für mich ist ein definierendes Merkmal des Superheldentums, dass man als solcher keine Bezahlung annimmt (und auch nicht lootet, was das angeht).
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Sphärenwanderer am 16.10.2012 | 19:54
Vielleicht wäre es bei diesem Thema sinnvoller, zwischen hinreichenden und notwendigen Kriterien zu unterscheiden. Von letzteren lassen sich für Superhelden sicherlich kaum welche finden, da diese Klasse von Helden meiner Einschätzung nach stark von der kanonisierung abhängt (z.B. die Veröffentlichungsart. Wenn ein bekannter Comicverlag eine Serie über eine neue Figur bringt, wird diese wohl eher als Superheld gelten als z.B. eine Romanfigur).
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: ErikErikson am 16.10.2012 | 19:56
Wenn man diesen einen Superhelden von Will Eisner als Vorbild nimmt,  ist ein Superheld eigentlich nur ein guter und fähiger Typ mit Kostüm, der gegen das Verbrechen kämpft.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: D. Athair am 16.10.2012 | 19:58
Für mich:
SLFs Ausführungen in den Punkten 2-4.
Nr.1 ist nicht mehr als ein Kann.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: ErikErikson am 16.10.2012 | 20:08
Warum ist eigentlich Doc Savage http://de.wikipedia.org/wiki/Doc_Savage kein Superheld? Zumindest wird er nicht als solcher geführt, sondern golt als Vorläufer.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Selganor [n/a] am 16.10.2012 | 20:22
Ich kann nur mit "sonstiges" antworten.
Die Optionen kommen zwar alle bei verschiedenen Charakteren vor, aber nicht bei jedem Superheld sind alle Opftionen akut.

Details dazu kann ich heute nacht mal posten wenn es jemand wirklich wissen will.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: D. Athair am 16.10.2012 | 23:27
Details dazu kann ich heute nacht mal posten wenn es jemand wirklich wissen will.
Dann leg mal los.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Selganor [n/a] am 17.10.2012 | 01:20
Wird doch erst morgen (bzw. nach dem Aufstehen).
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: LöwenHerz am 17.10.2012 | 08:06
ganz einfache Antwort:

(http://funnypicturesplus.com/wp-content/uploads/2012/05/iron-man-batman-money.jpg)
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: tartex am 17.10.2012 | 10:39
Gutes tun und besonderer Gegner (der selbst nicht super sein muss!) gehören für mich zumindest dazu. Superhelden, die einfach so im Nichts stehen, kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings braucht er auch eine Motivation dafür, Gutes zu tun - selbst wenn sie auf den ersten Blick platt erscheint, wie bei Superman, der einfach ein guter Kerl ist. Die Frage, was das Richtige/Gute ist, muss für den Superhelden immer thematisiert sein.

Gutes tun ist einfach viel zu kurz gedacht. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass Superschurken nicht teil des Superhelden-Genres sind. Wenn ich Superschurken spiele, wo würdet ihr das dann einordnen? (Und bei den Schurken gibt es alle Gesinnungen, von feigen Dieben, brutalen Law-and-Order-Vigilanten, über opportunistische Söldner bis zu stolzen Staatsoberhäuptern der anderen Seite.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: alexandro am 17.10.2012 | 11:26
Gutes tun und besonderer Gegner (der selbst nicht super sein muss!) gehören für mich zumindest dazu. Superhelden, die einfach so im Nichts stehen, kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings braucht er auch eine Motivation dafür, Gutes zu tun - selbst wenn sie auf den ersten Blick platt erscheint, wie bei Superman, der einfach ein guter Kerl ist. Die Frage, was das Richtige/Gute ist, muss für den Superhelden immer thematisiert sein.
"Gutes tun" würde ich zu "Lebensaufgabe" präzisieren: der Superheld verfolgt irgendein Ziel, welches er vermutlich nie vollständig erreichen wird (das Verbrechen bekämpfen, das Monster in mir unter Kontrolle halten, die öffentliche Meinung über Mutanten ändern, sich zwischen Moral und Reichtum entscheiden...), aber gerade deswegen ist der Konflikt des Helden zeitlos und immer wieder spannend.
@tartex: das mit der Lebensaufgabe gehört auch bei Superschurken dazu (wobei diese weniger Skrupel beim Erreichen derselben haben).

Markante Widersacher gehören definitiv dazu, um den Superhelden von anderen Genres abzugrenzen. Den ersten Punisher-Film würde ich aus diesem Grund nicht als Superhelden-Film einordnen - er kämpft halt gegen irgendeinen Mafioso - es gibt kaum Unterschiede zu einem 08/15-Revenge-Movie. "Punisher: War Zone" hat dagegen, bei allen Schwächen die der Film sonst hat, JigSaw als Gegner und der hat schon deutlich mehr Profil, deswegen bewegen wir uns dort viel eher im Superhelden-Territorium (ähnliches kann man auch über den Vergleich zwischen dem ersten "Blade"-Film und seinen Fortsetzungen sagen).

Zitat
PAssend dazu ist eine Origin-Story auf jeden Fall wichtig - wobei es sowohl möglich ist, dass er von heute auf morgen zum Superhelden wurde oder infolge eines langen Prozesses/Trainings. Es geht nicht nur darum, woher der Held seine Kräfte/Fertigkeiten hat,die nichtmal individuell sein müssen, sondern auch, warum er sie für welche Ziele einsetzt.

Ist nicht zwingend (früher hat man erst den Helden in Aktion gezeigt und dann irgendwann die Origin-Story nachgereicht), aber für moderne Seh-/Lesegewohnheiten und eine Identifikation mit dem Helden gehört der Origin dazu.

Zitat
Ich finde auch, dass es dazu gehört, dass ein Superheld mit seinen Kräften und/oder seiner Verantwortung hadert - oder getrieben ist, wie Batman, der nicht anders kann, als in die Nacht hinaus gehen und Verbrecher jagen. Persönliche Schwächen (und grenzen) gehören auch dazu. Jeder Superheld braucht sein Kryptonit - nicht nur in der Form, dass es seine Kräfte einschränkt, sondern auch in der Form, dass er an seinen Idealen scheitern kann, oder persönliche Eigenheiten hat, die ihm im Weg stehen.
Ja. Siehe Punkt 1 der (eigentlich unlösbaren) "Lebensaufgabe" - der Held muss über begrenzte Mittel verfügen, um seine Ziele zu erreichen (selbst wenn er - wie im Falle von Superman - sich diese Begrenzungen selbst auferlegt).

Zitat
Die Einbindung in die menschliche, "normale" Welt gehört (für mich zumindest) ebenfalls dazu - das muss bei Fantasy nicht in dem Maß gegeben sein. Ob das über eine Tarnidentität vollzogen wird, oder über eine besondere Stelle, oder besondere Beziehungen zu Einzelpersonen, ist dabei nicht ausschlaggebend. Die X-Men sind allein dadurch eingebunden, dass sie Außenseiter in einer Welt sind, die Mutanten mit großem Misstrauen betrachtet.

Ich persönlich mag ja die Weltraum-Abenteuer der Helden viel lieber, da dort ordentlich am Status Quo gerüttelt wird und nicht gilt "es muss unsere Welt (plus Superhelden) bleiben". Beziehungen sind auf jeden Fall wichtig.

Zitat
Natürlich gehören auch die eher trashigen und parodistischen Helden bzw. Heldeninterpretationen irgendwie ins Genre und sind insofern auch Superhelden, aber sie sind halt sowas wie der seltsame Onkel/Cousin 3. Grades, über den man besser schweigt.
Jepp, wobei zu einer guten Parodie auch viel Liebe für das Genre gehört. Man merkt idR ob der Schöpfer einer Parodie Superhelden mag und sich auf charmante Weise mit den Genrekonventionen auseinandersetzt (wie bei "The Incredibles" oder "Mystery Men") oder ob er sich nur über diese "komischen Typen in Strupfhosen" lustig macht und das Genre gar nicht für voll nimmt (Joel Schumachers Batman-Interpretationen).

Ein weiterer Punkt, der (zumindest für mich) mit reingehört: es gibt nicht so etwas wie das "falsche Genre", wenn es um Superhelden geht. Magie, Super-Science, Götter, Außerirdische, Zeitreisen, wissenschaftliche Experimente, Geheimorganisationen, Metamenschen, mythologische Kreaturen, Hölle, Himmel, Limbus, Hades, Paralleldimensionen jedweder Coleur...etc.pp. - all das existiert im selben Universum wie ein normaler Typ im Fledermauskostüm, der Verbrechen mittels Detektivarbeit aufklärt. Man kann versuchen die Breite und Willkürlichkeit dieses Kosmos bei den Umsetzungen in anderen Medien einzuschränken, aber wenn man sich zu weit davon entfernt (Nolans Batman z.B.) fühlt es sich irgendwie "falsch" an.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: tartex am 17.10.2012 | 11:41
@tartex: das mit der Lebensaufgabe gehört auch bei Superschurken dazu (wobei diese weniger Skrupel beim Erreichen derselben haben).

Man muss aber schon sehr konzeptionell denken, wenn man jedem Schurken eine Lebensaufgabe unterstellt. Deshalb die Beispiele Diebe und Söldner. Was sind denn die Lebensaufgeben von z.B. Rhino, Stilt-Man, und 1000 anderen? Klar denkt man zuerst an die Ikonen, die durch ihre Lebensaufgaben zu den berühmtesten Superschurken zählen, wie Doctor Doom oder Magneto, aber der Gegner des Monats hatte selbst im Silver Age zumeist kein Ziel das weiter ging, als die nächste Bank zu überfallen.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Feuersänger am 17.10.2012 | 11:47
http://www.smbc-comics.com/index.php?db=comics&id=2305#comic
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Marko am 17.10.2012 | 11:54
Superheld ist eine Unterkategorie von Held, daher gilt alles, was für Helden gilt auch für Superhelden und wird hier nicht weiter aufgeführt.

Was Helden zu Superhelden macht ist in meinen Augen zweierlei:

1. Kostüm. Und wenn es nur ein T-Shirt mit Totenkopf ist.

2. Alter Ego mit besonderem Namen. Idealerweise nach einem der folgenden Schemata: [X]-Man/Woman/Boy/Girl; Mr. [X]; [Farbe]/The [X]. [X] steht dabei für ein Tier oder das Hauptmerkmal der Superkräfte (was ab und zu das gleiche ist). Dies muss keine geheime Identität sein.

Alles andere ist keine notwendige Bedingung für einen Superhelden (wie beispielsweise Superkräfte). Wenn diese Bedingungen zutreffen, aber die Bedingungen für Helden fehlen, ist es entweder ein Superschurke oder Spinner im Kostüm.

P.S. Es gibt noch Helden mit Superkräften, die kein Kostüm tragen und keinen Namen haben. Dies sind dann nur Helden mit Superkräften.

P.P.S. Ein Beispiel: Wenn man in Stirb Langsam John MacClane ein Kostüm anzieht und ihn Mr. Barefoot nennt, ist es plötzlich ein Superhelden-Film.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Chief Sgt. Bradley am 17.10.2012 | 12:22
Ich habe diese drei Optionen gewählt:
-Eine besonders mächtige Fähigkeit
-Eine einzigartige Fähigkeit
-Er muss Gutes tun
Geheime Identität und Kostüm sind optional
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Oberkampf am 18.10.2012 | 13:55
@alexandro:

Lebensaufgabe ist eine tolle Präzisierung. Ich relativiere das "Gutes tun" und schließe mich (mit Einschränkungen, s.u.) dieser Position an

@tartex:

Also ich persönlich würde schon eine Differenz zwischen Superhelden und Superschurken sehen, auch wenn die Grenzen manchmal fließend sind (Punisher, Catwoman, bekehrte Superschurken oder gefallene Superhelden usw.). Von rein niederen Motiven wie Habgier, Versessenheit auf Ruhm o. ä. motivierte Superhelden würde ich nicht als solche bezeichnen - bestenfalls im Sinne einer dem Genre nicht unbekannten Dekonstruktion des Heldenbegriffes.
(Ich würde sogar behaupten, dass Superhelden das ein Genre der phantastischen Unterhaltung ist, das sich selbst und seinen Prämissen gegenüber am kritischsten sehr kritisch eingestellt ist und deswegen besonders häufig Heldendekonstruktion betreibt.)
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: 1of3 am 18.10.2012 | 14:13
(Ich würde sogar behaupten, dass Superhelden das ein Genre der phantastischen Unterhaltung ist, das sich selbst und seinen Prämissen gegenüber am kritischsten sehr kritisch eingestellt ist und deswegen besonders häufig Heldendekonstruktion betreibt.)

Ja. Dass innerhalb eines Werkes über die betreffenden Genre-Konventionen philosophiert wird, gibts ansonsten höchsten noch bei Horror und dann spielt meist ganz schnell Comedy mit hinein.

Das sieht man auch bei Rollenspielen. Kein anderes Genre experimentiert so freimütig mit Mechanismen bzw. andere Spiele, die sehr experimentell sind, lassen sich meist nicht einem bestimmten Genre zuordnen.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: tartex am 18.10.2012 | 14:24
Ja. Dass innerhalb eines Werkes über die betreffenden Genre-Konventionen philosophiert wird, gibts ansonsten höchsten noch bei Horror und dann spielt meist ganz schnell Comedy mit hinein.

Ja, das geht mir irgendwie bei Metal (Musik) total ab. Und bei Fantasy.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: tartex am 18.10.2012 | 14:31
Von rein niederen Motiven wie Habgier, Versessenheit auf Ruhm o. ä. motivierte Superhelden würde ich nicht als solche bezeichnen - bestenfalls im Sinne einer dem Genre nicht unbekannten Dekonstruktion des Heldenbegriffes.

Mein Gedankengang: Superschurken sind Teil des Genres. Eine Kampagne, in der man Superschurken mit niedrigen Motiven spielt, ist Teil des Genres Superhelden. Demzufolge kann man nicht Charaktere mit niedrigen Motiven ausschließen und umgekehrt die "Supermotivation" nicht zum essentiellen Bestandteil des Superhelden erklären.

Und wenn wir uns auf langlaufende Serien beschränken: denken wir z.B. an Suicide Squad, Thunderbolts (manche wollen gut werden, andere sind aus reinem Opportunismus Mitglieder), Dark Avengers, etc. Doom Patrol würde wohl auch reinpassen. Und da sind wir noch nichtmal bei Zeug wie Stormwatch oder Authority angelangt.

Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Selganor [n/a] am 20.10.2012 | 17:32
Spaet aber doch meine Kommentare zu den Umfragepunkten:

Die Punkte sind alle (mehr oder minder) bei den "etablierten" Superhelden vorhanden, allerdings sorgt das Vorhandensein (oder Fehlen) nicht automatisch dafuer, dass der Charakter ein Superheld ist oder nicht.

Nur um mal Beispiele zu nennen, wobei ich "Superboesewichte" mal komplett aus der Diskussion raushalte:

1. Eine besonders mächtige Fähigkeit
Zahlreiche Superhelden haben keine besonders maechtige Faehigkeit(en) zaehlen aber doch als Superhelden. Im Gegenteil gibt es sogar einige Superhelden ohne irgendwelche maechtigen Faehigkeiten (ausser man zaehlt spezielle Ausruestung auch als Faehigkeit, dann waeren Batman&Co wieder dabei)
Andererseits gibt es auch andere Leute mit besonders maechtigen Faehigkeiten die man trotzdem nicht wirklich als Superhelden bezeichnen wuerde. Darunter fallen z.B. fast alle "Erzmagier" oder aehnliche, die doch recht haeufig

2. Eine einzigartige Fähigkeit   
Innerhalb seiner eigenen Comicreihe ist die Faehigkeit eines Helden meistens entweder einzigartig oder zumindest (fast) unuebertroffen; man macht selten Comics ueber den "mittelmaessigsten Bogenschuetzen der Welt" o.ae. ;). Im gesamten "Universum" der Helden gibt es allerdings oft (zumindest an einzelnen Faehigkeiten) Ueberschneidungen.
Aber bloss eine Faehigkeit zu haben die sonst niemand hat macht einen Charakter nicht unbedingt zum "Superheld". Man denke da an die zahlreichen "Crime plus X"-Serien in denen ein ansonsten normaler Mensch mit einer in dieser Welt einzigartigen Faehigkeit irgendwelche Verbrechen loest/verhindert/... (Mentalist, Unforgettable und Haven um nur mal drei aktuelle Serien zu nennen)

3. Er muss etwas Besonderes sein und nicht einer von Hunderten.
Selbst nach der fast kompletten Ausrottung der Mutanten im Marvel Universum gab es davon noch 198 (zugegeben, nur ein volles Hundert), aber selbst die haetten sich im "Superhuman Registration Act" (der den "Civil War" ausgeloest hat) registrieren muessen - egal wie maechtig ihre Kraefte durch die Mutation war. Und was die Menge der Superhelden alleine in New York (im Marvel Universum) angeht muss man ja schon fast Glueck haben irgendwo ein Verbrechen zu begehen wo gerade kein Superheld in Sichtweite ist ;) und von manchen Superhelden gibt es derart viele Variationen, dass man oft noch den Namen der Person hinter der Maske (oder im Falle des Hulk noch die Farbe) dazu nennen sollte.
Dann gibt es noch Superhelden die Teil einer Organisation sind wie z.B. "Green Lantern" (davon gab es ja auch schon 6 Stueck) als Mitglied des aus mehreren Tausend Green Lanterns zaehlenden Green Lantern Corps.
Allerdings nur "etwas Besonderes" sein zieht als Argument fuer Superhelden nicht, es gibt genug andere Charaktere in egal welchem Umfeld die "etwas Besonderes" sind.

4. Er muss Gutes tun.   
Viele Superhelden (gerade die "Vigilanten") schrammen oft hart an dieser Grenze bzw. ueberschreiten sie manchmal. Gerade bei weniger zimperlichen Charakteren wie Wolverine, Punisher oder Deadpool (wobei bei dem der Held extrem fraglich ist) passiert es oft, dass sie nicht unbedingt nur Gutes tun.
Auch "echte" Helden muessen oft (um ein schlimmeres Ende zu verhindern) Dinge tun die nicht unbedingt als "gut" interpretiert werden muessen.
Wenn allerdings jeder der "Gutes" tut gleich ein Superheld waere, dann waere das ja auch jeder DSA-Charakter der sich "by the book" verhaelt ;D

5. Er braucht eine Tarnidentität   
Auch hier gibt es zahlreiche Superhelden die keine Tarnidentitaet haben (Fantastic Four duerften die bekanntesten Vertreter sein) oder ihre Tarnidentitaet abgelegt haben (Spiderman waehrend Civil War, Powerman ging zurueck zu "Luke Cage", ...)
Aber nicht jeder der eine Tarnidentitaet hat ist gleich ein Superheld. Man denke da nur an den beliebten "Nachteil" Dark Secret o.ae., der oft beinhaltet, dass der ansonsten "normal" wirkende Charakter tatsaechlich Prinz/Prinzessin BLAHBLUBB, der letzte Erbe von Haus WEISICHNICHT o.ae. ist.

6. Er braucht ein Kostüm.
Nicht alle Superhelden (gerade die mit Public IDs oder "Nicht-Menschen") tragen Kostueme. Luke Cage (ehemals Power Man) ist "in Zivil" unterwegs, die Hulk-Form von Bruce Banner wuerde ich auch nicht als Kostuem bezeichnen und gerade bei Robotern/Aliens mit humanoidem Koerper (Red Tornado oder Martian Manhunter um auch mal was als dem DC Universe zu nennen) passiert es oft, dass das menschliche Aussehen das "Kostuem" ist.
Auch nicht-Superhelden koennen durchaus mal "Kostueme" tragen, gerade wenn sie Dinge tun wollen bei denen man sie nicht erkennen sollte (und sie nicht alle potentiellen Zeugen toeten koennen/wollen). Zugegeben, das passiert seltener aber in bestimmten Runden durchaus auch mal regelmaessig.

7. Er benötigt einen Superschurken als Gegner.   
Kommt auch wieder auf den Superhelden an. Es gibt zahlreiche Superhelden die keine spezifischen "Erzfeinde" haben, andere hingegen sammeln diese schon fast taeglich. Und je nach Powerlevel sind durchaus auch schon "normale" Leute (mit oder ohne besondere Ausruestung/Training) ernstzunehmende Gegner fuer einen Superhelden. Fuer die hoeheren Powerlevel koennen aber auch Naturkatastrophen als Gegner herhalten.

8. Man muss plötzlich zum Superhelden werden. Es darf keinen fließenden Übergang zwischen Normalo und Superheld geben.
Das wuerde saemtliche "self-made" Superhelden die nur durch Training/selbstgemachte Ausruestung zum "Superhelden" werden ausklammern. Die Powers kommen zwar in der Origin Story recht ploetzlich, trotzdem dauert es oft eine Weile bis der Held das Potential voll ausgeschoepft hat (oft auch - wenn oft auch kurzfristig - spaeter im Leben geboostet)
Charaktere die ploetzlich an viel Macht kommen (z.B. durch Artefakte, als Anfuehrer von Laendern/Armeen/... o.ae.) werden dadurch nicht automatisch zu Superhelden.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: Feuersänger am 20.10.2012 | 17:48
Noch was ist mir grade aufgefallen:

Das Superheldengenre wurde ja im 20. Jh erfunden, und das Setting ist doch soweit ich weiß jeweils "im Hier und Jetzt". Also kurz gesagt in unserer, weitgehend normalen und mundanen Welt, die sich von der Realität nur durch eben diese Superhelden (und -villains) unterscheidet, ob diese nun Außerirdische sind oder durch ein Mutationsevent entstanden sind.

Das sehe ich durchaus als stilbestimmend.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: 1of3 am 20.10.2012 | 17:56
Zweifellos.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: D. Athair am 20.10.2012 | 18:21
@ tartex:
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Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: 1of3 am 20.10.2012 | 18:38
Dark Sun philosophiert darüber, dass bei D&D Leute Monster töten und Schätze finden? Dass es eine starre Gut-/Böse-Aufteilung gibt? Weil bei Superhelden passiert entsprechendes und eben auch bei Horror sind sich die Figuren gelegentlich bewusst, dass sie sich nicht trennen dürfen, weil man dann in Horrorfilmen stirbt.
Titel: Re: Was macht einen SC zum Superhelden?
Beitrag von: D. Athair am 21.10.2012 | 10:43
Dark Sun philosophiert darüber, dass bei D&D Leute Monster töten und Schätze finden?
Das nicht, aber über das Thema "Festungsbau auf Stufe 9" und die Rolle der Magie.
Mag sein, dass man das als randseitige Konventionen wahrnimmt. Mag sein, dass das in der 4E-Version verschwunden ist.

Dass es eine starre Gut-/Böse-Aufteilung gibt?
Reflexionen dazu trifft man dann doch eher in Warhammer FRP an.