Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: El God am 26.10.2012 | 21:08

Titel: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 26.10.2012 | 21:08
Realismus im Rollenspiel ist für manche Leute genauso ein Totschlagargument wie Immersion oder Story: Es wird ein Einzelaspekt des Konglomerats Rollenspiel über die anderen gestellt und dann noch mit fragwürdigen Kenntnissen/Argumenten unterfüttert.

Bestes Beispiel sind Diskussionen am Spieltisch, ob eine bestimmte Aktion oder Reaktion realistisch sei oder nicht. Leute, die sowas anfangen, empfinde ich als Pest. Erstens wird auch da in der Regel nur überschätzte Halbbildung kommuniziert (Ein Katana macht nicht mehr Schaden als ein Schwert, aber es ist viiiiel schneller! Ein Langbogen schießt durch die Rüstung durch! Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd!) und zweitens unterbricht es den Spielfluss auf eine ganz ekelhafte Weise: Die Streber, die sowas anbringen, greifen sich Spotlight durch Outgame-Diskussionen. Das finde ich im Rollenspiel ehrlich verwerflich. Das ist für mich schlechtes Rollenspiel!

Diese Ansprüche werden weiters auch auf Regelwerke übertragen - natürlich kann man unter Umständen Abwägungen durchführen, ob ein Regelwerk zu tendenziell "realistischeren" Ergebnissen führt als ein anderes, aber *realistisch* per se ist so ein Regelwerk nie. Kann es nie sein, da es nicht zur Simulation der Spielrealität dient (völlig egal, was da irgendwer behauptet), sondern weil es sich um Spielregeln handelt. Um unrealistische oder unplausible Ergebnise aufzufangen, sitzt ein Spielleiter mit am Tisch, der Regelexegese betreiben kann oder über die Anwendbarkeit von Regeln wacht - so zumindest in der Regel mein Verständnis. Ganz drastisch formuliert: Bei Schach schreit auch niemand "unrealistisch" - warum also im Rollenspiel?

Bei der Bewertung von Spielregeln muss man immer im Blick haben, welche Funktion sie haben - aus diesem Grunde habe ich auch den Thread gestartet und die Frage nach der Funktion (http://tanelorn.net/index.php/topic,77790.0.html) gestellt. Interessanterweise kam niemand auf den Gedanken, das Simulieren der Welt den Regeln zu überantworten. Viel häufiger - sogar von Gummibär, der ja nun viel Wert auf Realismus zu legen scheint - kamen Hinweise zum Thema Balancing, sozialer Regulation, Konsensfindung, Verhinderung von Willkür, Aufgabenverteilung SL/Spieler und so weiter. Wenn das also der Grund ist, warum Rollenspiele Regeln haben, wie kommt man auf den abwegigen Gedanken, den Grad an "Realismus" als Bewertungsgrundlage anzunehmen?

Ich bleibe dabei: Ich brauche im Rollenspiel keinen Realismus.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 26.10.2012 | 21:13
(http://i424.photobucket.com/albums/pp327/jacki-with-an-eye/FoundTreasuresJAX/Clapping-MontyPythonApplause.gif)
:)

(edit: grundsätzliche Zustimmung, aber ich schreib später noch was dazu.)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 26.10.2012 | 21:14
Ich mag auch keinen Realismus. Ich mag Plausibilität, und ich mag es, wenn ich eine gewisse Erwartungssicherheit habe, aber Realismus brauch ich keinen.  :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Zwart am 26.10.2012 | 21:21
Erwartungssicherheit - das Wort gefällt mir richtig gut.

Realismus brauche ich auch nicht und Zustimmung zum Dolge. :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 26.10.2012 | 21:22
Erwartungssicherheit, eventuell auch Planungssicherheit: Ja, das ist handlich und eindeutig.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 26.10.2012 | 21:30
Zustimmung. ich kann Realismus auch nicht ab. Natürlich, etwas Realismus braucht man immer, wenn man nicht Alice im Wunderland spielen will, aber das ein Spieler für mein Empfinden mal zu wenig auf Realismus geachtet hätte, das muss mir erst noch passieren.

Ganz besonders hasse ich Halbwissen alla "In Rüstungen aufstehen ist so und so schwer", das im Brustton der Überzeugung vorgetragen wird, in Wirklichkeit aber aus ner vagen Erinnerung einer Galileo-Sendung von vor drei Jahren stammt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 26.10.2012 | 22:02
Ich kann mich der Aussage auch anschließen. Erwartungshaltungen, begrenzte Planungssicherheit (für mich bloß nicht zuviel, das ist nicht so mein Ding), Vermeidung völlig genrebrechender Ergebnisse - das ist das Maß an "Realismus", das ich persönlich in einem Spiel brauche. Ein Kampfsystem kann für bestimmte Sachen grim & gritty sein, oder heroisch-ungefährlich oder detailliert-taktisch für andere Sachen, aber die Suche nach Realismus stört mich nur. Aber jedem Tierchen sein Plaisierchen...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: La Cipolla am 26.10.2012 | 22:09
Ich will so viel Realismus, dass es nicht lächerlich wird. ;D Also, es sei denn, man spielt ein Spiel, bei dem sowas nicht schaden kann.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Shihan am 26.10.2012 | 22:15
Ich mag auch keinen Realismus. Ich mag Plausibilität, und ich mag es, wenn ich eine gewisse Erwartungssicherheit habe, aber Realismus brauch ich keinen.  :)
Dem kann ich mich auch nur anschließen. Die innere Plausibilität eines Spiels kann auch durchaus eine andere als in der Realität sein, aber wenn sie stimmig ist, passt alles :)


Ganz besonders hasse ich Halbwissen alla "In Rüstungen aufstehen ist so und so schwer", das im Brustton der Überzeugung vorgetragen wird, in Wirklichkeit aber aus ner vagen Erinnerung einer Galileo-Sendung von vor drei Jahren stammt.
Hat einer meiner Mitspieler mal auf einem LARP umgedreht. Er kam nach dem Wochenende wieder und sagte unserem SL: "Im Kettenhemd kann man doch schwimmen. Ich hab's getestet"  ;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Beral am 26.10.2012 | 22:16
Rollenspiel ohne Realismus funktioniert nicht. Ihr wollt höchstens nicht zu viel davon. Oder ihr wollt in bestimmten Situationen darauf verzichten. Aber gewiss nicht vollständig.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 26.10.2012 | 22:21
Ich zumindest will größtmöglichen Realismus weder als Designprinzip bei den Systemen, die ich spiele, noch als absolute Leitlinie bei den Sitzungen, an denen ich teilnehme.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Tarin am 26.10.2012 | 22:23
Planungssicherheit, Glaubwürdigkeit, Genretreue. Aber "Realismus" ist so ein Kampfbegriff, der so eine allumfassende Konnotation hat. Nur weil es Schwerkraft hat, ist ein Setting nicht gleich "realistisch".
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 26.10.2012 | 22:37
Ach eigentlich muss ich doch nichts mehr dazu schreiben. Wie ich sehe herrscht da bereits ein Konsens.

Wichtig sind mir auch Dinge wie: Plausibilität, Glaubwürdigkeit, und das schöne Wort Erwartungssicherheit.

Ansonsten sage ich immer, basierend auf empirischen Erfahrungen: je realistischer ein System sein _will_, desto unrealistischer fühlt es sich in der Praxis an.

Davon abgesehen ist es sowieso nachgerade lächerlich, die Funktionsweise der Naturgesetze mit ein paar Zahlen und einer Handvoll Würfeln simulieren zu wollen. Die Realität ist doch etwas komplexer, als es ein kleiner Zufallsgenerator abbilden könnte.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Maarzan am 26.10.2012 | 22:41
Wenn euch egal ist, wie etwas geregelt ist und Schnelligkeit Trumpf ist, dann gebt doch einfach nach und dem anderen Recht.

Ansonsten muss ich davon ausgehen, dass ihr auch eine Vorstellung habt, wie etwas ablaufen soll und damit auf der selben Ebene "schuldig" seit, wie derjenige, der sich auf Realismus beruft.

Mit dem kleinen Unterschied, dass
Fall a) etwas ist nach den bisherigen Daten (woher auch immer) echt (im Gegensatz von nur so wahrgenommen aus Gründen unvollständiger Informationen) unplausibel eine relevante Entscheidung und damit der relevante Spielerbeitrag nicht mehr möglich ist.
Fall b) es keine weiteren Daten gibt (sei es aus Regeln, Setting oder Genreabsprachen), der einzige anzunehmende Defaultwert für die Beteiligten eben unsere Realität ist, wenn es da Entsprechungen geben sollte.

und so ein Grundmaß an Realismus immer notwendig ist um Entscheidungen zu treffen und des weiteren um funktional von realen Vorbildern abweichen zu können die Abweichung vorher definiert werden muss, damit alle Beteiligten Bescheid wissen und weiter sinnvoll mitmachen können.
Ab dann wird Realismus oder nicht zur reinen Geschmackssache, die eben auch gegen die realistische Variante in Fällen wie b ausfaleln kann und oftgenug wird.  
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 27.10.2012 | 00:15
Ganz drastisch formuliert: Bei Schach schreit auch niemand "unrealistisch" - warum also im Rollenspiel?

Weil es keine Schachvariante gibt, die Realismus braucht, erwartet oder anstrebt.

Bei der Bewertung von Spielregeln muss man immer im Blick haben, welche Funktion sie haben - aus diesem Grunde habe ich auch den Thread gestartet und die Frage nach der Funktion (http://tanelorn.net/index.php/topic,77790.0.html) gestellt. Interessanterweise kam niemand auf den Gedanken, das Simulieren der Welt den Regeln zu überantworten.

Nachdem dort im Eingangspost explizit darum gebeten wurde, Realismusdiskussionen zu vermeiden, habe ich einen großen Bogen um den gesamten Thread gemacht - ich kenn mich ja  ;)

Und auch hier hast du diesen Aspekt (Simulation der Spielwelt) mal eben im Vorbeigehen kategorisch ausgeschlossen.


Daher beschränke ich mich mal darauf:

Dass mitten in der Sitzung auf einmal die Frage nach dem Realismusgehalt einzelner Aktionen oder Regeln aufgeworfen wird, hat mit dem "ehrlichen" Streben nach Realismus nichts zu tun (war hier ja auch schon ein paar Mal Thema).
So was kommt nämlich erfahrungsgemäß genau dann, wenn der Einspruch erhebende Spieler gerade Nachteile für seinen SC befürchten muss.

Regeln, die derartig inakzeptabel unrealistisch sind, wie es in solchen Situationen gerne mal behauptet wird, hätten auch vorher schon auffallen können und müssen.

Entsprechende Diskussionen können also zwischen den Sitzungen geführt werden.
Denn wenn ich in der Lage bin, eine Regel ohne großen Aufwand besser/realistischer/sonstwas zu machen, dann mache ich das in Hausregelform ohne konkreten Anlass.

Wenn ich dazu in Ruhe nicht in der Lage bin, wird das bei einer störenden Diskussion in der laufenden Runde erst recht nichts.

Davon abgesehen ist es sowieso nachgerade lächerlich, die Funktionsweise der Naturgesetze mit ein paar Zahlen und einer Handvoll Würfeln simulieren zu wollen. Die Realität ist doch etwas komplexer, als es ein kleiner Zufallsgenerator abbilden könnte.

Man kann aber in den meisten Fällen mit (fast erschreckend groben) Vereinfachungen arbeiten.

Als Beispiel:
Informatik ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Trotzdem kann ich einen Rechner in für mich brauchbarer Weise bedienen und ein paar kleinere Sachen dran umbauen.

Das selbe könnte man in ähnlicher Weise fürs Autofahren, diverse Sportarten (insbes. Bodybuilding fiele mir da ein) uvm. formulieren.

Es kommt immer nur auf die Ebene an, auf der ich das Ganze jeweils betrachten will.

Im Rollenspiel hat man dann oft den dankbaren Effekt, dass die ganzen kleineren Faktoren und Feinheiten im "Rauschen" der von den Würfeln gelieferten Ergebnisbreite untergehen.

Das ist übrigens auch so ein Aspekt der angesprochenen störenden Diskussionen:
Dort wird meistens die Betrachtungsebene/Detailschärfe gewechselt und Sachen gefordert, die das System auf seiner regulären Arbeitsebene gar nicht abbilden kann.
Meistens geschieht das in der Weise, dass absoluter Kleinkram regelrelevant werden soll, indem er zumindest den kleinstmöglichen Bonus einbringt - was aber bereits nicht zur Arbeitsebene des Systems passt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 00:46
Hätt ich eigentlich gelöscht
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

 

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 27.10.2012 | 01:05
Für mich muss eine Setting und ein Regelwerk sich plausibel anfühlen, so wie ich mir vorstelle, das eine Welt funktioniert. Oder es muss ausdrücklich gesagt werden, was anders ist wie auf der Erde. Alles war nicht als anders beschrieben ist als auf der Erde, betrachte ich durch die Augen meiner irdischen Erfahrungen, Halbwissens oder auch genauen Wissens.

Wenn das dann nicht zusammenpasst, stößt mich ein Setting oder Regelwerk ab.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 27.10.2012 | 02:34
Meine Lieblingsrealismusfans sind immer noch die welche es als völlig unrealistisch ansehen das man mit etwas Arbeit, Material und Zeit Geld beschaffen könnte.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 27.10.2012 | 03:46
Meine Lieblingsrealismusfans sind immer noch die welche es als völlig unrealistisch ansehen das man mit etwas Arbeit, Material und Zeit Geld beschaffen könnte.

Hartzer?  ~;D


Ich hatte mal ein sehr irritierendes Erlebnis als ich in eine Realismus-Gruppe mitzwischen saß. Besonders nachdem ich mal angemerkt habe, dass auch "cast fireball" ebenfalls unrealistisch sei, wurde ich angesehen, als ob ich grad das Grab eines ihrer Ahnen geschändet hätte.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 27.10.2012 | 05:27
Hartzer?  ~;D

Nein, Leiterdiskutanten. ^^

Das sind diese Leute die das D&D Wirtschaftssystem anhand folgendem Beispiels als unrealistisch darstellen: Wenn ich eine Leiter nehme und sie kaputt mache so erhalte ich zwei Stangen. Zwei Stangen(waffen) sind aber teurer als eine Leiter. Man kann also damit Geld machen.

Ich hatte mal eine sehr schöne Diskussion darüber welche unter anderem die Frage aufwarf ob denn so eine halbe Leiter nicht doch noch etwas Bearbeitung Bedarf - und dieser Arbeitsaufwand neben dem eigentlich besserem Material (wer kauft schon eine Lanze mit Löchern?) der Grund für den höheren Preis wäre.

Und da kam dann die Aussage von oben: "Wenn man einfach so mit ein wenig Arbeit Geld machen könnte dann würde das ja jeder tun!" *entrüstet* ^^
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 27.10.2012 | 07:27
Wenn euch egal ist, wie etwas geregelt ist und Schnelligkeit Trumpf ist, dann gebt doch einfach nach und dem anderen Recht.

So einfach ist die Sache nicht. Bloß weil man gegen Realismus, oder vielmehr zwanghaften Realismus im Rollenspiel ist, ist man nicht unbedingt für Regeluntreue, Regelbrüche oder Spielen ohne Regelmechanik. Es gibt Settings oder Genres, die wollen einfach mit "unrealistischen" Regeln bespielt werden, um zu funktionieren.



Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: LordOrlando am 27.10.2012 | 08:24
Och, ein Spiel ist zuallererst ein Spiel.Sieht man sich Kampfregeln an und vergleicht sie damit, wie etwa Schwertkämpfe wirklich abgelaufen sind (bei re-eneactment z.B.) merkt man schnell: inRealita enden diese recht schnell sehr tötlich. Aber so funktioniert das in kaum einen RSP, weils langweilig wäre. Oder auch DSA mit seinem Anspruch möglichst viel Simulieren zu wollen: da gibt es Regeln dafür wie weit man mit Rüstung und Marschgepäck schwimmen kann - Sehr witzig, bitte nicht zu Hause ausprobieren ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 08:41
Blutschrei: Nichts verstanden.  ::)

Marzaan:
Zitat
Wenn euch egal ist, wie etwas geregelt ist und Schnelligkeit Trumpf ist, dann gebt doch einfach nach und dem anderen Recht.

"Uns" ist nicht egal, wie etwas geregelt ist, darum geht es ja gerade. Realismus ist nicht der Grund dafür, dass Regeln gebraucht werden. Regeln werden gebraucht, damit es am Spieltisch nicht zu Diskussionen wie der von Blutschrei kolportierten kommt. "Schuldig" macht sich gar niemand, die Vorstellung ist hochgradig albern.

YY hat eine längere Antwort verdient, dafür nehme ich mir mehr Zeit.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2012 | 09:03
Dann spiel halt mit Schwertern die 25kg wiegen, wenn Realität nichts am Spieltisch verloren hat, aber was zur Hölle soll das für einen Mehrwert haben?

Ja nee, umgekehrt wird ein Schuh draus: realistische Angaben wie "ein Schwert wiegt soundsoviel" erleichtern das Errichten/Aufrechterhalten des Vorstellungsraumes. Wer weiß, wie schwer ein Schwert in der Realität ist, wird von so blödsinnigen Angaben wie 25kg aus dem Vorstellungsraum rüde rausgerissen. Wer es nicht weiß, dem ist es egal. Die realistische Angabe tut also niemandem weh. Die unrealistische Angabe tut einer Teilmenge weh. Es ist darum besser, die realistische Angabe zu benutzen.

Achja und nochwas: tatsächlich ist so ein durchschnittliches, historisches Schwert nur rund 1kg schwer. Kannst dir noch fürs nächste Mal merken. ;)

Meine Lieblingsrealismusfans sind immer noch die welche es als völlig unrealistisch ansehen das man mit etwas Arbeit, Material und Zeit Geld beschaffen könnte.
...
Das sind diese Leute die das D&D Wirtschaftssystem anhand folgendem Beispiels als unrealistisch darstellen: Wenn ich eine Leiter nehme und sie kaputt mache so erhalte ich zwei Stangen. Zwei Stangen(waffen) sind aber teurer als eine Leiter. Man kann also damit Geld machen.

Das ist ja auch wirklich ausgemachter Blödsinn. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die Frage müsste nicht lauten "warum verdient nicht jeder sein Geld damit, indem er Leitern zerlegt", sondern "warum würde überhaupt irgendjemand Leitern _herstellen_, wenn er damit Verlust macht?"
Du behauptest also damit, dass man in der Spielwelt (z.B. durch die Produktion von Leitern) regelmäßig Arbeit, Material und Zeit investiert, um Geld zu _verlieren_.

Das qualifiziert aber noch nichtmal als Frage des Realismus, sondern der Plausibilität. Realismus im Sinne der Anklage wäre, wenn man anhand mittelalterlicher Quellen erforscht, was Holzstangen und Leitern tatsächlich gekostet haben, wieviel Zeit die Produktion einer Leiter in Anspruch nimmt, und das ganze dann ins Wirtschaftssystem einbaut. Dadurch wird das System freilich auch belastbarer, weil damit solche bescheuerten Exploits unmöglich werden.
Für einfache Plausibilität reicht es bereits, wenn man lediglich darauf achtet, dass kein Gegenstand billiger ist als die Teile, aus denen er gemacht ist.

Aber irgendwelche Zahlenwerte aus irgendwelchen Preislisten oder dergleichen stören ja nicht, solange sie keine direkten Logikbrüche beinhalten wie die Sache mit der Leiter. Selbst dieser genannte Logikbruch stört immer noch nicht, solange nicht irgendein bauernschlauer Buguser auf die Idee kommt, das im Spiel ausschlachten zu wollen.

Wo Realismus stört, ist wenn er zu irrwitzigen Regelbergen führt, die _z.B._ irgendeinen Vorgang auf X Teilschritte runterbrechen und X Modifikatoren mit einberechnen, um am Ende ein Ergebnis zu erhalten, das sich um 10% von einer einfachen Näherung unterscheidet. Oder schlicht überhaupt keinen Mehrwert bietet, weil es fürs Spiel einfach irrelevant, um nicht zu sagen scheißegal ist. Als klassisches Paradebeispiel werden da die Pferde- und Pferdezuchtregeln aus der DSA ZooBot angeführt (die ich aber nur vom hörensagen kenne).

Als Beweisstück A für irrwitzigen und angeblich realistischen Regelwust stelle ich vor: die Regeln für "Steigerung von Fertigkeiten durch Übung" aus dem Jahrhundertsystem "Die Dunkle Dimension" (1:1 kopiert, ich seh nit ein den Scheiß noch zu formatieren)...

wups nein doch nicht, "maximale Beitragslänge erreicht (20000 Zeichen)" -- was zu beweisen war. Also stattdessen einen _kleinen Teil_ der genannten Regeln:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 27.10.2012 | 09:55
Der Punkt dabei ist das etwas falsches (Leitern sind nicht das gleiche wie zwei Lanzen plus Sprossen) als Basis für eine Aussage genommen wird.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 10:10
So einfach ist die Sache nicht. Bloß weil man gegen Realismus, oder vielmehr zwanghaften Realismus im Rollenspiel ist, ist man nicht unbedingt für Regeluntreue, Regelbrüche oder Spielen ohne Regelmechanik. Es gibt Settings oder Genres, die wollen einfach mit "unrealistischen" Regeln bespielt werden, um zu funktionieren.

Ja, aber diesen Fall habe ich ja mit "und des weiteren um funktional von realen Vorbildern abweichen zu können die Abweichung vorher definiert werden muss, damit alle Beteiligten Bescheid wissen und weiter sinnvoll mitmachen können." berücksichtigt. Wo in Regeln und Setting abweichendes festgelegt ist, trumpft dies völlig zu Recht Realismusvorgaben nach irdischem Muster. Deshalb ist das mit dem "Feuerbälle sind aber doch auch unrealistisch" so eine bescheuerte Aussage. Feuerbälle sind über die Regeln eben ausdrücklich in die Vorstellungswelt übernommen worden.
Wo dann noch weitere Realismusgedanken greifen sind in der inneren Logik eben dieser phantastischen Elemente, soweit eben nicht vorher abgehandelt, und eben die Lücken, welche dennoch eher zwangsläufig bleiben.
Und meiner Erfahrung nach sind das die viel problematischeren Felder als wenn im Regelwerk etwas unrealsitisch aber konsistent vgeregelt ist, denn dieser Fall bleibt damit ja "entscheidungsfähig".

Wenn nun aber unabgedeckte Erwartungshaltungen verletzt werden, kommt es zu einem harten Stop, wo zumindest einer der betreffenden sagen muss: so kann ich nicht weiter agieren, da ich keine Basis für Entscheidungen mehr habe.
Deshalb würde ich von Regeln fordern möglichst breite Felder eben abzudecken und dabei die Abweichungen zur Realität verständlich zu machen, Abstraktionsverluste zu nennen (udn damit aus späteren Diskussionen heraus zunehmen) oder sich eben an der irdischen Realität zuorientieren, wenn eben keine Abweichung geplant ist.
Und von Spielleitern insbesondere ihre coolen Ideen auch einmal gegen zu prüfen um nicht am Ende den Spielern die Aufgabe zu stellen raten zu müssen, was der Speileliter cool fand um abweichend von anderen Lösungswegen den zu finden, der mit der Gedankenwelt des SL kompatibel ist.

"Schuldig" macht sich gar niemand, die Vorstellung ist hochgradig albern.

Natürlich ist das albern, aber Teil der Vorwurfsorgie des Orginals. Daher auch die " ", um zu zeigen, dass ich mich von diesem Unsinn distanziere.  
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Crimson King am 27.10.2012 | 10:13
Ich mag auch keinen Realismus. Ich mag Plausibilität, und ich mag es, wenn ich eine gewisse Erwartungssicherheit habe, aber Realismus brauch ich keinen.  :)

Exakt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: DonJohnny am 27.10.2012 | 10:15
Für meinen Geschmack reichts wenn Regelsysteme "realitätsorientiert" sein. Mehr auch nicht. In dem Zusammenhang ist mir z.B. FATE realistisch genug.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Chief Sgt. Bradley am 27.10.2012 | 10:47
Ich tendiere zu den Begriffen Plausibilität und Glaubwürdigkeit. Realismusabbildung führt unweigerlich zu komplizierten Regeln und da hab ich einfach keinen Bock mehr drauf. Ich will spielen, so! :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 11:07
Leute mit dem Realismusargument sind meiner Erfahrung nach in der Regel einfach nicht in der Lage so weit abstrakt zu denken, als dass sie ein Konzept wie Genretreue verstehen können. Habe aber auch schon seit den 1990igern keine mehr getroffen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Grimnir am 27.10.2012 | 11:47
Ich mag manchmal (!) detaillierte Low-magic-low-power-Fantasysysteme mit geringem Abstraktionsgrad. Aber eben nur manchmal. Den Begriff Realismus versuche ich mittlerweile zu vermeiden, weil der bei manchen ein negativ besetzter Kampfbegriff ist, bei anderen ein inhaltsleeres Argument für alles, insbesondere schlechtes Design.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: La Cipolla am 27.10.2012 | 11:52
Zitat
weil der bei manchen ein negativ besetzter Kampfbegriff ist, bei anderen ein inhaltsleeres Argument für alles, insbesondere schlechtes Design.

Und damit haben wir noch einmal die Essenz dieses Threads herausgekehrt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: OldSam am 27.10.2012 | 12:01
Dass mitten in der Sitzung auf einmal die Frage nach dem Realismusgehalt einzelner Aktionen oder Regeln aufgeworfen wird, hat mit dem "ehrlichen" Streben nach Realismus nichts zu tun (war hier ja auch schon ein paar Mal Thema).
So was kommt nämlich erfahrungsgemäß genau dann, wenn der Einspruch erhebende Spieler gerade Nachteile für seinen SC befürchten muss.
Regeln, die derartig inakzeptabel unrealistisch sind, wie es in solchen Situationen gerne mal behauptet wird, hätten auch vorher schon auffallen können und müssen. Entsprechende Diskussionen können also zwischen den Sitzungen geführt werden. [...]
Full acknowledge!  :d
Da brauch ich nichts mehr zu ergänzen, für mich der 'essential point'.
Ansonsten kommt es für mich auf's Setting/Genre an, welchen Grad an Realismus ich da wünschenswert finde, ist recht verschieden...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Grey am 27.10.2012 | 12:07
Regeln, die derartig inakzeptabel unrealistisch sind, wie es in solchen Situationen gerne mal behauptet wird, hätten auch vorher schon auffallen können und müssen.
Jein. Wenn du neu in einem System bist, hast du immer irgendwann einen Erstkontakt mit bestimmten Regeln.

Beispiel: Meine erste Partie DSA 2. Ich hatte mich von hinten an einen Wächter geschlichen und versuchte, ihn K.O. zu schlagen. Mir war vorher nicht klar, daß nach den Änderungen, die die neue Edition so mit sich brachte, dafür vier(!) gelungene Würfelwürfe nötig waren.

Als ich dann also einen halben Meter hinter dem Wächter stand und ihn mehrmals verfehlte, der Wächter seinerseits mich aber auch nicht bemerkte, wie ich rechts und links von ihm Löcher in die Luft haute, beklagte ich mich denn doch über mangelnden Realismus.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 27.10.2012 | 12:21
Ob ich es nun "Realismus" oder "Plausibilität" nenne ist in meinen Augen ein Stück weit Wortklauberei, denn letztlich kommt es auf das Gleiche hinaus. Von mir aus nennen wir es Planungssicherheit.

Um Streitereien von Beginn an möglichst zu vermeiden, sollte man sich als Gruppe im voraus darüber einigen, was man denn überhaupt will. Das ein Rollenspiel keine komplett detaillierte Simulation der Realität ist, sollte klar sein, weil es schlicht auch nicht möglich ist, wie vor mir schon jemand schrieb. Aber es macht schon einen Unterschied, ob ich mich als Gruppe im  "Bier & Bretzel"-Stil ( ;)) bewegen möchte oder ob ich von Beginn an ein realitätsbezogeneres Spielgefühl anstrebe.

Halbwissen ist heilbar - das macht zwar Arbeit, sollte aber keine Entschuldigung sein. Wenn ich eine Behauptung aufstelle, um ein Argument zum Realismus anzubringen, sollte ich auch eine Quelle nennen können, denn ich begebe mich höchstwahrscheinlich auf ein wissenschaftliches Gebiet, also sollte ich entsprechend vorgehen.

Wenn ich tatsächlich auf einem Gebiet Kenntnisse besitze, stoßen mir unter Umständen halt Regeln auf, die der Realität zuwider laufen. Allerdings ist es sinnvoll, sich im voraus über diese Regeln zu einigen, bevor ich z. B. den Bruchtest meines Holzschildes mitten in der Spielsitzung moniere. Das Problem sehe ich dann aber weniger im Realismus, sondern in störenden Diskussion an sich, die meist, wie bereits ein Vorredner zutreffend anmerkte, darauf basieren, dass ein Spieler eine für ihn nachteilige Konsequenz aus einer Regel/einem Würfelwurf nicht hinnehmen möchte.

Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass manche Settings je nach persönlicher Vorliebe durch einen auf Recherche und Kenntnisse basierenden Realismus durchaus dazu gewinnen können. Das sollte aber bereits in den Regeln berücksichtigt und von Beginn an abgesprochen sein. Ich stehe z.B. auf "realistische" Settings aus Vergangenen irdischen Epochen. Der Sinn dieses Realismus ist aber zum einen ein Spielgefühl und zum anderen nichts anderes als die oben genannte "Planungssicherheit".

Ergo: Es mag stimmen, dass man im Rollenspiel keinen Realismus braucht, aber je nach persönlichen Vorlieben macht es mit Realismus halt mehr Spaß.

Übrigens sind (Mit-)Spieler, die in "Spotlights" denken und diese zählen in meinen Augen kindisch³, aber das wäre ein anderer Thread.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2012 | 12:36
Der Punkt dabei ist das etwas falsches (Leitern sind nicht das gleiche wie zwei Lanzen plus Sprossen) als Basis für eine Aussage genommen wird.

Da muss ich sagen, das mit den Lanzen höre ich zum ersten Mal. Normalerweise wird das Leiter-Argument mit dem 10-foot-pole geführt, der ja wirklich nichts anderes ist als eine Stange (typischer Verwendungszweck: den Fußboden vor einem auf Fallen abzusuchen). Bereits da ist die Annahme absurd, dass man durch _Rückgängigmachung_ einer Veredlung (Arbeitsleistung) den Wert eines Gegenstands (Leiter) _verachtfachen_ könnte. (Wer das auch noch mit Lanzen versucht, hat offenbar noch nie eine solche gesehen.)

Aber wie gesagt, das ist ein einfacher, kleiner Bug in den Preislisten; kann man jederzeit anpassen wenn man will. Selbst das ist nur notwendig, wenn man einen Buguser in der Gruppe hat.

Dass D&D unrealistisch ist, dafür gibt es Beispiele im Dutzend billiger. Z.B. die Regeln für den Jump-Skill. Bedingt durch die d20-Mechanik hat man für jeden einzelnen Sprung eine 20-Fuß (ca. 6 Meter) Varianz; d.h. mit einem +10 Modifikator liegt deine Sprungreichweite irgendwo zwischen 3 und 9 Meter.
Nun gibt es zwar sogar hier wieder Deppen (http://thealexandrian.net/wordpress/587/roleplaying-games/dd-calibrating-your-expectations-2), die _ausgerechnet_ anhand der Sprung-Regeln zeigen wollen, dass D&D _realistisch_ sei, aber das ist ungefähr so logisch, als würde ich beweisen wollen, dass Katzen aus Eiern schlüpfen, weil sie gerne Hühnchen essen (sic).
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 12:48
Auch der Grad dessen, wieweit man um die Ecke denken darf müßte vorher geklärt werden.

In einem Kaufabenteuer ging es wohl darum eine Geheimtür nach dem Bimetalleffekt zu öffnen. Das wir dafür aber wohl eher nicht genug Luft zum Atmen haben würden bis eien Wand dieser Dicke eine Wirkung zeigt in dem kleinen, sonst nicht verlassbaren Raum war dann zuviel gedacht.

Oder eine Vorleseszene auf einem Schiff. Als einziger mit dem Mechanikus den Rettungswurf gegen den Zauberschlaf geschafft und an Deck des Geisterschiffs geschlichen. Dort wurde in vielen Worten beschrieben wie sich der Schnee auf Deck häuft und die Masten unter der Eislast ächzen. Also habe ich mir entsprechend Gedanken gemacht um die Stabilität des Schiffes und wie ich da einiges Eis loswerde. War aber alles nur "Color". Andererorts sind aber schon Konstruktionen unter Übergewicht zusammengebrochen ... .

Auch Startrek ist da zeimlcih blöde. Du darfst dir allemöglichen kniffligen Dinge ausdenken - aber Transporter oder Replikator nicht für eine naheliegende direkte Lösung benutzen. Wo der Übergang zwischen störend trivial und klever kreativ ist, wechselt aber ständig.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 21:02
Hier kommen immer wieder Beispiele zur Verteidigung realistischer Argumente der Spieler, die immer wieder völlig das Thema verfehlen: In der Regel hat dort bereits der SL vorher dieses Fass aufgemacht, indem er mit Halbwissen glänzen wollte (Schwert wiegt 25 kg, DESWEGEN XYZ oder Bimetall in der Tür -> einzige Lösung XYZ). Das Übel liegt also in der Grundeinstellung der Gruppe gegenüber der Frage, wie Aktionen im Regelraum und im Fiktionsraum bewertet werden.

Und nun wie versprochen zu YY:
Zitat
Nachdem dort im Eingangspost explizit darum gebeten wurde, Realismusdiskussionen zu vermeiden, habe ich einen großen Bogen um den gesamten Thread gemacht - ich kenn mich ja   

Achso, dann zähle ich das mal als Meldung für "Regeln sind da, um Realismus ins Rollenspiel zu bringen." Immerhin einer.

Zitat
So was kommt nämlich erfahrungsgemäß genau dann, wenn der Einspruch erhebende Spieler gerade Nachteile für seinen SC befürchten muss.

Der Einspruch erhebende Spieler kann anders herum auch versuchen, minimalste Vorteile zu erhaschen oder sogar um eine Probe herumzukommen.

Zitat
Entsprechende Diskussionen können also zwischen den Sitzungen geführt werden.
Denn wenn ich in der Lage bin, eine Regel ohne großen Aufwand besser/realistischer/sonstwas zu machen, dann mache ich das in Hausregelform ohne konkreten Anlass.

Wenn Realismus aber das oberste Ziel von Hausregeln wäre, würden die Hausregelsammlungen der Spielgruppen überquellen. Da kann ja jeder mal seinen Groschen in den Hut werfen und realistischere Blutungsregeln, realistischere Regeln für Gifte, eine realistischere Charaktergenerierung mit Chance auf Spontanabort unter der Schwangerschaft fordern. Im Rollenspiel wird so unglaublich viel aus der Betrachtung ausgeblendet, was nach Ansicht der Gruppe keinen Mehrwert bringt, dass man imho nicht ernsthaft von Realismus sprechen kann.

Zitat
Dort wird meistens die Betrachtungsebene/Detailschärfe gewechselt und Sachen gefordert, die das System auf seiner regulären Arbeitsebene gar nicht abbilden kann.

Wenn Realismus das Ziel ist, wie kann man dann überhaupt Detailunschärfe ertragen?

Zitat von: Blutschrei
Aber ich mein das ernst. Die Regeln sagen mir, was das Ergebnis einer Aktion ist, und ich bilde es dann in der Realität ab.

Genau hier muss man doch ins Nachdenken kommen! DAS da oben ist die richtige Reihenfolge! Die Regeln sagen X, also liefere ich in der Fiktion die Erklärung Y. Und erst wenn sich Y nicht finden lässt, weil unplausible Ergebnisse geliefert werden, muss ich X kritisieren.

Zitat von: Geoffrey
Ob ich es nun "Realismus" oder "Plausibilität" nenne ist in meinen Augen ein Stück weit Wortklauberei, denn letztlich kommt es auf das Gleiche hinaus. Von mir aus nennen wir es Planungssicherheit.

Das sind drei grundsätzlich unterschiedliche Dinge. Realismus heißt: Die Fiktion folgt tatsächlichen Naturgesetzen, Plausibilität heißt: Die Fiktion lässt sich ohne Bruch der Naturgesetze erklären und Planungssicherheit heißt: Ich kann anhand der Regeln abschätzen, wie die Fiktion sich unter bestimmten Bedingungen ungefähr verhalten wird.

Zitat
Halbwissen ist heilbar - das macht zwar Arbeit, sollte aber keine Entschuldigung sein. Wenn ich eine Behauptung aufstelle, um ein Argument zum Realismus anzubringen, sollte ich auch eine Quelle nennen können, denn ich begebe mich höchstwahrscheinlich auf ein wissenschaftliches Gebiet, also sollte ich entsprechend vorgehen.

Aber doch nicht mitten im Spiel! Von mir aus kann man sowas zwischen den Sitzungen machen, aber in der laufenden Runden bekomme ich von solchen aufgezwungenen OT-Debatten echt die Krätze.

Zitat
Übrigens sind (Mit-)Spieler, die in "Spotlights" denken und diese zählen in meinen Augen kindisch³, aber das wäre ein anderer Thread.

Ich finde Leute, die sich in einem SPIEL über mangelnden Realismus beschweren, eher kindisch. Spotlight ist ein etablierter Begriff um zu beschreiben, dass sich jemand in den Mittelpunkt stellt. Mich stört weniger, dass jemand Spotlight haben will, mich stört, dass er dies zu erreichen versucht, indem er den eigentlichen Spielfluss unterbricht und die Mitspieler mit seinem Geschwafel über Realismus belästigt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 21:07
Kann dem Dolge nur in allen Punkten zustimmen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2012 | 21:51
Noch was zum Stichwort von YY,
Zitat
So was kommt nämlich erfahrungsgemäß genau dann, wenn der Einspruch erhebende Spieler gerade Nachteile für seinen SC befürchten muss.

Mag sein dass das vorkommt, aber ich habe das in der Vergangenheit eher andersrum erlebt: SL untersagt irgendeine Aktion oder Ansage, weil sie seiner Meinung nach "nicht realistisch" sei. Selbst wenn die Regeln das eindeutig hergeben und sogar vorsehen. Der Grund dafür wiederum ist dann wohl oft, dass der SL seine Pläne von dieser Aktion durchkreuzt sieht.

Wieder mal Beispiel D&D -- eignet sich einfach herrlich dafür, weil das System so antirealistisch ist -- dort ist es einem hochstufigen Charakter theoretisch möglich, aus großer Höhe in einen Lavapfuhl zu fallen - und zu überleben. Ohne Magie, nur mit Hitpoints.
Da kann man sich nun leicht vorstellen, wie der SL über eine Szene mit riesengroßen Lettern "Ende der Fahnenstange" geschrieben hat, und der Spieler rechnet kurz nach, merkt dass der vermeintlich tödliche Abgrund gar nicht so tödlich ist - und lässt seinen Charakter springen.
Für den SL das Stichwort: "Das überlebst du nicht." - "Aber locker, Fallschaden ist maximal 20d6, die 70 Punkte steck ich doch weg." - "Das ist aber nicht realistisch." -- und lässt den Sprung entweder nicht zu oder behauptet, der Charakter wäre jetzt tot.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 21:54
Ja, spätestens dann sind wir an dem Punkt, wo Planungssicherheit und Realismusanspruch meilenweit auseinanderliegen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 22:17
Wenn Realismus aber das oberste Ziel von Hausregeln wäre, würden die Hausregelsammlungen der Spielgruppen überquellen. Da kann ja jeder mal seinen Groschen in den Hut werfen und realistischere Blutungsregeln, realistischere Regeln für Gifte, eine realistischere Charaktergenerierung mit Chance auf Spontanabort unter der Schwangerschaft fordern. Im Rollenspiel wird so unglaublich viel aus der Betrachtung ausgeblendet, was nach Ansicht der Gruppe keinen Mehrwert bringt, dass man imho nicht ernsthaft von Realismus sprechen kann.
Realistische Hausregeln werden nur dann eingeführt, wenn die bisherige Regel unrealistisch ist.

Wenn es zu einem Punkt keine Regelung gibt, muss man auch keine Hausregel einführen, man kann diese nichtgeregelte Sache ja auch ohne Regeln realistisch durchspielen.

bzgl. Vulkanbeispiel
Hier ist eben nicht klar, was Planungssicherheit ist, da wir hier eine Situation haben, wo viele Spieler nunmal intuitiv und ohne Regeldenken herangehen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 22:18
Nö. Das widerspricht allem, was du im Ein-Würfel-Kampf-Thread so von dir gegeben hast.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 22:20
Nein. Im Ein-Würfel-Kampf-Thread habe ich behauptet, dass es keine Regel ist, wenn der SL improvisiert, unter welchen Umständen der SC flieht.

Hier sage ich, dass ich keine Regel brauche, wenn der SC fliehen will und dass man die SC Flucht auch ohne Regel handhaben kann.

Ich sehe nicht, wie sich diese beiden Aussagen widersprechen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 22:22
Du hast im Ein-Würfel-Thread sogar behauptet, dass es den Regeln widerspricht, bzw. von den Regeln nicht gedeckt ist, wenn der SL improvisiert.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 22:24
Richtig: Ich habe behauptet, dass es von den Regeln nicht gedeckt ist!

Und wieso ist es von den Regeln nicht gedeckt?
*Trommelwirbel*
Weil es keine Regel ist!
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 27.10.2012 | 22:24
Möchtet ihr bitte woanders ausdiskutieren, was der Euli in welchem Thread gesagt hat?  :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wormys_Queue am 27.10.2012 | 23:11
bzgl. Vulkanbeispiel
Hier ist eben nicht klar, was Planungssicherheit ist, da wir hier eine Situation haben, wo viele Spieler nunmal intuitiv und ohne Regeldenken herangehen.

Insoweit ist das Beispiel für mich auch eine Art Lackmustest, ob ich es mit einem Spieler zu tun habe, mit dem ich überhaupt zusammenspielen möchte. Ich betreibe kein Rollenspiel, um irgendwelche Regelsysteme vollumfänglich umzusetzen, sondern weil ich Abenteuer in einer Welt erleben möchte, die man einem für mich interessanten Genre zuordnen kann. da mag es nun unterschiedliche Geschmäcker geben, aber ich kenne kein Beispiel aus den für mich interessanten Bereichen, in denen man einfach in Lava springen und dieses überleben könnte. Oder anders gesagt: In diesen Bereichen wäre ein solches Verhalten unrealistisch.

Nimmt man nun noch hinzu, dass die Sprungregeln in D&D ganz bestimmt nicht zu dem Zweck designt wurden, ebensolches Verhalten zu ermöglichen, halte ich es ehrlich gesagt für einen Exploit, dass dann trotzdem zu machen. Wer da dann mit dem Regelwortlaut gegen den "Realismus" anargumentiert, hat meiner Meinung nach nicht verstanden, worum es beim Rollenspiel eigentlich geht.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 23:13
Wer da dann mit dem Regelwortlaut gegen den "Realismus" anargumentiert, hat meiner Meinung nach nicht verstanden, worum es beim Rollenspiel eigentlich geht.

ich hätte da auch gesagt, Regeln sind Regeln, der Char überlebts. Insofern die frage: Worum gehts denn deiner meinung nach beim Rollenspiel eigentlich?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 23:31
Es geht darum, sich in eine virtuelle Welt hineinzuversetzen und sich vorzustellen, in dieser virtuellen Welt zu leben.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 27.10.2012 | 23:36
Ja, das kommt ungefähr hin.

Nur wird die virtuelle Realität nun mal durch die Regeln geformt. Und die sagen bei D&D eben "Ein richtig großer Held überlebt auch einen Sprung in einen Vulkan". Wenn einem das nicht gefällt, bitte (meins wär's ja auch nicht), aber dann sollte man das nicht ausgerechnet in dem Moment kommunizieren, wo jemand eine nach diesen Regeln konforme Handlung durchführt.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 23:42
Planungssicherheit! Bei D&D3 ist ganz klar geregelt was passiert, wenn man irgendwo herunterspringt. Wenn einem das nicht passt, warum zur Hölle spielt man dann D&D3?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 23:46
Vielleicht, weil einem das Regelwerk egal ist und man das Setting toll findet?

Ich kenne durchaus Leute, die stehen total auf Eberron, aber das Regelwerk ist ihnen egal. Die nehmen D&D, weil "ist halt dabei" und "muss man nicht extra Hausregeln dafür entwerfen".
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 23:49
Vielleicht, weil einem das Regelwerk egal ist und man das Setting toll findet?

Ich kenne durchaus Leute, die stehen total auf Eberron, aber das Regelwerk ist ihnen egal. Die nehmen D&D, weil "ist halt dabei" und "muss man nicht extra Hausregeln dafür entwerfen".

OK, das kann ich verstehen. Regeln als "Maybe". Der SL oder die Spieler entscheiden nach Gutdünken. Wenns vorher so kommuniziert ist, nur zu. Mach ich bei DSA ähnlich, da mich die Regeln schlicht überfordern.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 27.10.2012 | 23:51
Dann braucht man aber auch nicht erwarten, dass Regeln konsequent angewendet werden. Dann hat man keine Planungssicherheit und DANN braucht man sich erst recht nicht beschweren.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 27.10.2012 | 23:53
Zustimmung. Wenn es klare Regeln gibt, und sich ein Spieler drauf beruft, muss der SL mal nachlesen und das hinnehmen, es sei denn, es gibt ne andere Absprache. Ich bin überfordert ist eigentlich ein schlechtes Argument.

Ich stehe regelmäßig vor der SItuation und verlasse mich dann auf meine Spieler oder lese nach. Oder entscheide einmalig spontan und lese später dann aber nach.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2012 | 23:55
Ich persönlich will ja rollenspielen um phantastische Abenteuer zu erleben, nicht um eine Parallelexistenz im Alltag darzustellen.

Wohlgemerkt: _in einen Lavasee reinspringen_ ist nochmal ein anderer Stiefel; das überlebt man ohne Magieeinsatz tatsächlich nicht bzw. nicht lange. Aber einen beliebig tiefen Abgrund runterspringen, der nicht in Säure oder Lava gründet -- das kann man (etwa ab Level 10, wenn man nicht sehr fragil ist) ganz gut überleben. Wenn der SL die SCs in eine Sackgasse manövrieren will, muss er eben früher aufstehen. Und wenn er partout Wert auf Realismus in solchen Situationen legt, soll er halt in Gottes Namen einfach kein D&D spielen. Ist ja nicht so, dass es nicht genug Systeme mit realistischem Anspruch gäbe, die für sowas besser geeignet wären.

Grundsätzlich ist das vielmehr ein super Beispiel für das, was ein paar Beiträge weiter oben geschrieben wurde: ich schau mir an, was die Regeln für ein Resultat hergeben, und dann überlege ich mir, wie ich dieses Resultat "herbeierzähle".

Vergleichbares Beispiel: kennt ihr noch den Film "Bandits"? Wo sich die 3 Frauen am Ende von einem Hochhaus stürzen, und locker-flockig von den am Boden stehenden Zuschauern aufgefangen werden, ohne dass etliche Knochen splittern? Das ist auch total unrealistisch. Aber ne verdammt coole Szene. Also scheiss ich da doch auf Realismus und wähle die Cinematik.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 00:00
Grundsätzlich ist das vielmehr ein super Beispiel für das, was ein paar Beiträge weiter oben geschrieben wurde: ich schau mir an, was die Regeln für ein Resultat hergeben, und dann überlege ich mir, wie ich dieses Resultat "herbeierzähle".

Nunja, ich beschäftoge mich gar nicht genug mit Regeln um über sowas zu stolpern. Das kommt erst beim Spiel.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 28.10.2012 | 00:00
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 00:06
Nimm andere Regeln  ;D

Ich empfehle Runequest6  ~;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 28.10.2012 | 00:14

Das sind drei grundsätzlich unterschiedliche Dinge. Realismus heißt: Die Fiktion folgt tatsächlichen Naturgesetzen, Plausibilität heißt: Die Fiktion lässt sich ohne Bruch der Naturgesetze erklären und Planungssicherheit heißt: Ich kann anhand der Regeln abschätzen, wie die Fiktion sich unter bestimmten Bedingungen ungefähr verhalten wird.

Genau. Da eben plausible Fiktion nicht zwangsweise Naturgesetzen widersprechen muss, kann man sie innerhalb dieser platzieren, was zur Folge hat, dass Realismus die Fiktion nicht unweigerlich beschädigen muss. Ergo (zer-)stört Realismus nicht automatisch die Fiktion (das Rollenspiel), wenn ich ihr von Beginn an einen Platz darin einräume.

Aber doch nicht mitten im Spiel! Von mir aus kann man sowas zwischen den Sitzungen machen, aber in der laufenden Runden bekomme ich von solchen aufgezwungenen OT-Debatten echt die Krätze.

Das ist doch genau das, was ich sage: nicht "Klugscheisserei" und störende Diskussion mitten im Spiel, sondern vorher überlegen, was man will. Was dann aber stört, ist nicht der Realismus, sondern die deplazierte Diskussion. Bitte lesen und den Unterschied erkennen. ;)

Ich finde Leute, die sich in einem SPIEL über mangelnden Realismus beschweren, eher kindisch. Spotlight ist ein etablierter Begriff um zu beschreiben, dass sich jemand in den Mittelpunkt stellt. Mich stört weniger, dass jemand Spotlight haben will, mich stört, dass er dies zu erreichen versucht, indem er den eigentlichen Spielfluss unterbricht und die Mitspieler mit seinem Geschwafel über Realismus belästigt.

Und mich stören Leute, die sich zwanghaft in den Mittelpunkt stellen, aus welchen Gründen auch immer und über die Häufigkeit womöglich auch noch Buch führen. Hat für mich stets das "Geschmäckle" pubertärer Selbstdarstellung. Spotlight durch OT-Geschichten stören grundsätzlich, sei es durch Realismus-Debatten oder z.B. ständige Witzereisserei. Das eigentliche Problem ist aber auch hier nicht der Realismus im Rollenspiel, sondern störende, weil deplazierte Diskussion (siehe oben).
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 28.10.2012 | 00:28
Im Rollenspiel wird so unglaublich viel aus der Betrachtung ausgeblendet, was nach Ansicht der Gruppe keinen Mehrwert bringt, dass man imho nicht ernsthaft von Realismus sprechen kann.

Wenn es keine große Spielrelevanz hat, muss es nicht ausufernd geregelt sein - eventuell gar nicht.
Geregelt werden muss jeweils "nur" der Spielfokus.
Ich sehe jedenfalls keinen Zwang dazu, alles möglichst realistisch zu regeln.

Wenn Realismus das Ziel ist, wie kann man dann überhaupt Detailunschärfe ertragen?

Realismus und ein hoher Detailgrad gehören nicht zwingend zusammen. Im Gegenteil macht man sich damit meistens jede Menge unnötige Arbeit, denn einzelne Sinnabschnitte müssen schon mit einheitlicher Detailschärfe geregelt sein. Dann steht man vor der Frage, was noch alles mit dazugehören müsste, wenn man einen sehr kleinteiligen Aspekt X unbedingt abgebildet sehen will.
In der Regel ist es besser, nicht für diesen einen Aspekt den Detailgrad zu erhöhen.


Mein Hauptverdächtiger ist da Phoenix Command.
Das beschäftigt sich mit total unwichtigem Mist wie Visierlinienlängen und ignoriert dafür Sachen, die um mehrere Zehnerpotenzen größeren Einfluss haben.

Aber doch nicht mitten im Spiel! Von mir aus kann man sowas zwischen den Sitzungen machen, aber in der laufenden Runden bekomme ich von solchen aufgezwungenen OT-Debatten echt die Krätze.

Da sind wir uns wirklich alle einig.

So was braucht kein Mensch, aber ich will mich noch einmal wiederholen.
Da geht es im Kern nicht um eine realistische Umsetzung, sondern um solche Sachen:

Der Einspruch erhebende Spieler kann anders herum auch versuchen, minimalste Vorteile zu erhaschen oder sogar um eine Probe herumzukommen.
SL untersagt irgendeine Aktion oder Ansage, weil sie seiner Meinung nach "nicht realistisch" sei. Selbst wenn die Regeln das eindeutig hergeben und sogar vorsehen. Der Grund dafür wiederum ist dann wohl oft, dass der SL seine Pläne von dieser Aktion durchkreuzt sieht.

Ich stelle einfach mal die Behauptung in den Raum, dass diese Argumentationsschiene überhaupt nur deswegen gefahren werden kann, weil es in Gruppen, die sich über das Thema nie richtig Gedanken gemacht haben, einen diffusen Konsens gibt, dass ein nicht mal näher definierter "Realismus" grundsätzlich erstrebenswert ist.

Es wäre ja schon ein großer Fortschritt, wenn sich die betroffenen Gruppen ganz bewusst dazu bekennen (und was anderes als D&D spielen  ;D) würden oder sich umgekehrt klar machen könnten, dass die Realismusfrage völlig am Thema vorbei geht.


Ich betreibe kein Rollenspiel, um irgendwelche Regelsysteme vollumfänglich umzusetzen, sondern weil ich Abenteuer in einer Welt erleben möchte, die man einem für mich interessanten Genre zuordnen kann. da mag es nun unterschiedliche Geschmäcker geben, aber ich kenne kein Beispiel aus den für mich interessanten Bereichen, in denen man einfach in Lava springen und dieses überleben könnte.

D&D bildet durch solche und andere Regeleffekte ein eigenes "Genre".
Das blenden die meisten Gruppen weitestgehend aus, aber ab und zu stolpert man eben recht unsanft drüber.
 
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Maarzan am 28.10.2012 | 08:14
Wo in den Regeln etwas festgeschrieben ist, endet eben jeder Realimusanspruch während des Spiels.
Gerade weil eben auch nicht jeder dieselben Realimusvorstellungen hat, ist das nachlesbare bzw. als Hausregeln ausdiskutierte oder vom SL vorgegebene Gerüst verbindlich.
Es gibt also keinen Anspruch da gegen vorzugehen. Maximal könnte man bitten. Mit den richtigen Argumenten (und ggf das gleich sehenden Unterstützern) ist so etwas im Konsens aller! lösbar, aber dann bitte schnell. Bräuchte das mehrere Verhandlungsrunden sidn die Argumente wohl nicht überzeugend genug .... Wer an den bekannten Regeln zu meckern hat, hätte dies auch schon vorher erledigen und so aus dem Spiel raushalten können.

Natürlich kann man insbesondere bei verletzter innerer Logik dann trotzdem noch sehr berechtigt auf den Autor der betreffenden Regeln schimpfen... .
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 08:56
Rollenspielregeln eines typischen Fantasy- oder auch SF-Vertreters würde ich zweigeteilt betrachten.

Die weltlichen Regeln, die das abdecken, was ein gewöhnlicher Mensch auch machen kann oder erwarten kann, sollten, wenn man nicht was anderes abspricht, sollten einen Kompromiss finden zwischen "sich realistisch anzufühlen" Spielbarkeit und Genrekonventionen. Und in allem auch noch den Spielspaß im Auge behalten.

Dazu gibt es natürlich noch prsönliche Geschmäcker, auf die ein Designer natürlich keine Rücksicht nehmen kann.

Um mal ein Beispiel für mich zu nehmen:

Ich persönlich bevorzuge ja die aktive Parade, auch wenn sie so wie im Spiel dargestellt unrealistisch ist, aber sie wirkt auf mich realistisch und bildet das Hin-und-Her eines cineastischen Zweikampfes ab. (bitte jetzt nicht über die aktive Parade diskutieren, das ist nur ein Beispiel)


Der zweite Block sind dann übernatürliche Fähigkeiten wie Magie oder Psi, die eh nicht realistisch erfahrbar sind. Die sollten in das Gesammtbild der Regeln passen und nicht drauf gesetzt wirken. Wenn sie sich in die Regeln einfügen, ist alles wunderbar. Aber ich mag es auch da, wenn sie so geschrieben sind, das das ich denke: Wenn es das gäbe, so könnte es funktionieren.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 28.10.2012 | 14:29
Die Regeln sollten in sich konsistent sein - das hat nicht viel mit Realismus zu tun, aber mit Plausibilität.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 28.10.2012 | 15:34
Ich persönlich will ja rollenspielen um phantastische Abenteuer zu erleben, nicht um eine Parallelexistenz im Alltag darzustellen.


Für das und den Rest dieses Beitrages ein fettes +1 von mir!

Ich wende doch nicht wertvolle Zeit auf, um mich in einer virtuellen Welt, die noch so realistisch wie möglich sein soll, zu langweilen!
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 28.10.2012 | 15:35
Da zitiere ich doch mal.

Es gibt Rollenspieler, die die Aufgabe des Regelwerks darin sehen, eine fiktive Welt zu simulieren und dabei möglichst realistische Ergebnisse zu produzieren. Das mag mir nicht gefallen, ist aber so.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 28.10.2012 | 15:46
Erikson: Das ist ja jetzt nicht die große Erkenntnis. Nicht umsonst habe ich den Thread als "Rant" markiert, das beinhaltet schon die Vorwegnahme einer überspitzten und bewusst streitbaren Position.

Zitat von: YY
Es wäre ja schon ein großer Fortschritt, wenn sich die betroffenen Gruppen ganz bewusst dazu bekennen (und was anderes als D&D spielen  ) würden oder sich umgekehrt klar machen könnten, dass die Realismusfrage völlig am Thema vorbei geht.

Das stimmt. An diesem Punkt merkt man oft, dass sich Spieler gar keine konkreten Gedanken machen, was sie sich von ihrem Spiel erwarten. Da gibts dann ein diffuses Gemisch aus der Suche nach dem eigenen Werte-Vorteil und einem dumpfen Gefühl, dass man reale Vorbilder nutzt und Dinge auch so laufen müssen wie im realen Leben. Gleichzeitig nutzt man Regelwerke, in denen man völlig unrealistisch auf Teufel komm raus optimieren (DSA-Charakterbau), mit Spielressourcen, die keine realen Entsprechungen (GENERIERUNGSPUNKTE! Ich schaue EUCH an!!!) haben, haushalten oder sonstwas für abgedrehte Kompetenzprogressionen (Vergleich D&D-Charakter auf unterschiedlichen Stufen) nutzen kann.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 28.10.2012 | 18:30
Bislang habe ich noch kein Rollenspiel erlebt*, bei dem nicht an irgendeiner Stelle die Regeln ein Ergebnis produziert haben, das irgendwer mit guten Gründen als "unrealistisch" angesehen hat (von fiktionalen Welten will ich mal gar nicht reden, mich treiben Orcs in Space wie Klingonen jedesmal zur Verzweiflung, weil das so unrealistisch ist, dass es sogar mir weh tut). Dabei haben es seit den 80ern wirklich viele Systeme versucht, möglichst "realistisch" zu sein.

Gerade bei Rollenspielern, die möglichst "realistisch" spielen wollen, würde ich sagen, dass Freeforming auf der Basis des Common Sense der Gruppe oder der Expertenmeinung eines zum Problem passend ausgebildeten Mitspielers "realistischere" Ergebnisse hervorbringt, als irgendein Regelwerk.

*Ok, das berüchtige Schweizertaschenmesserwollmilchsaurollenspiel GURPS kenne ich nicht.

Vorweg:
Keine Sorge, auch GURPS hat Sachen, die teils aus Gründen der Spielbarkeit u.Ä., teils aus Versehen und/oder Unwissen unrealistisch geregelt sind.
Es sind aber deutlich weniger als in anderen Systemen und sie sind keine Kernelemente des Systems, so dass man daran auch recht leicht basteln kann (und in Fällen, wo es Absicht ist, auch viele Optionen angeboten bekommt).

Und zumindest mir kommt es "nur" auf den Gesamteindruck an.
Wenn ich jedes Regelwerk ablehnen würde, bei dem ich eine unrealistische Regel oder sogar nur ein einziges als unrealistisch empfundenes Ergebnis finde bzw. erlebe, könnte ich ja gar nichts mehr spielen.


GURPS ist mit seinen Zielen nicht einzigartig, aber bei der Umsetzung hat es die Nase ganz weit vorn.
Die Verantwortlichen sind sich nämlich z.B. nicht zu schade, auch mal Experten zu fragen - oder diese gleich die Regelwerke schreiben zu lassen ;)

Da merkt man schon den Unterschied zu einem System, das im Elfenbeinturm von einer Handvoll Leuten geschrieben wird, die sich mehr an ihre Vorstellungen der Welt halten als an Fachwissen oder empirische Daten. 


Zur Kernaussage:

Ja, mit Gruppenkonsens und/oder Expertenmeinung kommt man schon recht weit. Vieles, wo man darauf zurückgreift, ist auch gar nicht explizit geregelt.

Allerdings gibt es viele Situationen, die sehr verschiedene realistische Verläufe haben können.
Das als Gruppe oder SL entscheiden zu wollen/müssen, ist meistens nicht wirklich zweckdienlich, gerade bei Kämpfen und anderen Aktionen, wo auch mal einer draufgehen kann o.Ä..

Daher will man dafür Regeln, die Ergebnisse produzieren, mit denen jeder in Sachen Realismus zufrieden ist.

Es bringt ja nichts, wenn alles Ungeregelte zur allgemeinen Zufriedenheit entschieden und dann z.B. in Gefahrensituationen absoluter Müll von den Regeln veranstaltet wird.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 28.10.2012 | 21:02

Zur Kernaussage:

Ja, mit Gruppenkonsens und/oder Expertenmeinung kommt man schon recht weit. Vieles, wo man darauf zurückgreift, ist auch gar nicht explizit geregelt.

Allerdings gibt es viele Situationen, die sehr verschiedene realistische Verläufe haben können.
Das als Gruppe oder SL entscheiden zu wollen/müssen, ist meistens nicht wirklich zweckdienlich, gerade bei Kämpfen und anderen Aktionen, wo auch mal einer draufgehen kann o.Ä..

Daher will man dafür Regeln, die Ergebnisse produzieren, mit denen jeder in Sachen Realismus zufrieden ist.

Es bringt ja nichts, wenn alles Ungeregelte zur allgemeinen Zufriedenheit entschieden und dann z.B. in Gefahrensituationen absoluter Müll von den Regeln veranstaltet wird.


Ok, aber selbst bei solchen Fragen, wenn mehrere mögliche Ergebnisse realistisch sind, besteht ja in der Gruppe kein Dissens darüber, dass a) mehrere Ergebnisse und b) genau diese bestimmten Ergebnisse möglich sind. Man könnte also relativ zügig nach einer spontanen Überschlagung der Wahrscheinlichkeiten das Ergebnis auszuwürfeln. Viel mehr kann ein "realistisches" Regelwerk ja auch nicht leisten, und im Zweifelsfall empfehlen fast alle Regelwerke, die ich kenne, dass der SL seinen Common Sense bemüht und das Regelwerk zu dessen Gunsten ignoriert (eine für mich schauderliche Vorstellung, aber andere Baustelle).

Anstatt also ein Regelwerk zu verwenden, das erfahrungsgemäß unzureichend die Realität nachmodelliert, kommt man - wenn man Realismus im Rollenspiel will - immer noch mit Freeforming, Konsens und Zufallswürfeln bei nicht eindeutigen Situationen weiter, als mit Spielregeln.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 28.10.2012 | 21:26
Man könnte also relativ zügig nach einer spontanen Überschlagung der Wahrscheinlichkeiten das Ergebnis auszuwürfeln.

Zum Einen fiele es mir sehr schwer, aus dem Stegreif für x-beliebige Sachen einen Wahrscheinlichkeitswert zuzuweisen. Wenn das über Gruppenkonsens laufen soll, wird es wohl noch etwas fitzeliger.

Zum Anderen (und für mich wichtiger) kann man so vielleicht ein Endergebnis bestimmen, aber wie will man die ganzen Nebeneffekte und Details rauskriegen - z.B., wer nach einem Kampf wie schwer verletzt ist, was an Ausrüstung zu Bruch ging oder verbraucht wurde usw. usf..


Einfach setzen will ich das nicht, und dann wirds schon schwierig.

Mit den groben Pinselstrichen einiger weniger Zufallswürfe (und wie will man die "globalen", d.h. über den gesamten Kampfverlauf sich ergebenden, Wahrscheinlichkeiten für solche Sachen bestimmen?) lässt sich da kein komplettes Bild zeichnen.

Da liefert mir das Regelwerk eben nicht nur ein Endergebnis, sondern den kompletten Verlauf und die jeweiligen Details gleich mit.
 
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 21:35
Ich wende doch nicht wertvolle Zeit auf, um mich in einer virtuellen Welt, die noch so realistisch wie möglich sein soll, zu langweilen!

Langweile will ich auch nicht, natürlich will ich Abenteuer erleben. Trotzdem können die Regeln sich realistisch anfühlen oder nicht. Das ist unabhängig davon.

Wenn ich Fantasy spiele, will ich eine Mischung aus Mittelalter und Fantasy haben. Dabei will ich sicherlich kein superrealistisches System haben (Ich habe noch nie HARN gespielt), aber auch kein zu fantastisches wie DnD. Das System muss ich irgendwo dazwischen bewegen, mit ein System geben, das sich so anfühlt als könnte es echt sein. Wenn ich das Gefühl habe, das die Regeln so stark abstrahieren oder mir bestimmte Sachen nicht erlauben, ist der Spaß weg.

Wie gesagt, Übernatürliches sind die Ausnahme, die sollen aber auch so gekennzeichnet werden. Dinge wie TP, Heilung etc. die halt der Spielbarkeit geschuldet sind, sind auch okay.

Aber ich denke, die Grenze, was man mag oder nicht liegt halt bei jedem anders.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 28.10.2012 | 21:58
Langweile will ich auch nicht, natürlich will ich Abenteuer erleben. Trotzdem können die Regeln sich realistisch anfühlen oder nicht. Das ist unabhängig davon.

Klar, das sind auch zwei verschiedene Diskussionen: "Warum spielt man Rollenspiel?" und "Warum müssen Regeln realistisch sein?", die kurzzeitig im Thread nebeneinander aufblitzen. Mir ging es eher um die Antwort auf die erste Frage. Hineinversetzen in eine virtuelle Welt ist für mich garantiert nicht der Grund, P&P-RSP zu spielen.

Zum Anderen (und für mich wichtiger) kann man so vielleicht ein Endergebnis bestimmen, aber wie will man die ganzen Nebeneffekte und Details rauskriegen - z.B., wer nach einem Kampf wie schwer verletzt ist, was an Ausrüstung zu Bruch ging oder verbraucht wurde usw. usf..

Das kommt natürlich darauf an, welchen Wert man auf den Detailgrad legt. Man könnte sich einfach darauf einigen, an einem bestimmten Detailgrad anzufangen, Ergebnisse für einen bestimmten Zeitpunkt ermitteln und von dort zum nächsten Schritt gehen. Damit erreicht man auch Zwischenergebnisse, die es erleichtern, das Gesamtergebnis bzw. die Wahrscheinlichkeit einer umstrittenen Sache festzulegen. Das sieht jetzt vielleicht so aus, als würde man "Kampfrunden" oder so verwenden, der Unterschied liegt aber darin, dass im Gegensatz zu Kampfrunden immer vom Ergebnis her gedacht wird. Man würfelt also nicht 10 Runden lang, bis einer besiegt ist, sondern einigt sich auf:
"Ok, einer wird den Kampf gewinnen, vielleicht bevor die Verstärkung kommt. A hat Erfahrung, Training und bessere Waffen. B hat mehr Ausdauer und könnte einen Glückstreffer landen oder zumindest A verwunden. Sagen wir: 50%, dass A den B kampfunfähig macht, bevor die Verstärkung kommt, 20%, dass A ihn kampfunfähig macht, aber eine Wunde kassiert, 20%, dass B angeschlagen ist, aber noch lebt und 10%, dass B überlebt und A kampfunfähig ist. Genaueres würfeln wir dann aus."

Kleine Anekdote nebenbei: Beim Nachdenken darüber fiel mir auf, dass ich noch nie erlebt habe, dass Realismus-Vertreter am Spieltisch mehrere mögliche Ergebnisse oder gar mehrere Nebenergebnisse als realistisch angesehen haben. "Realistisch" war bislang immer ein eindeutiges Ergebnis.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 28.10.2012 | 22:22
Ja, das ist so die Richtung, bei der ich mir dachte, dass es dann ziemlich mühsam wird.

Wenn man schrittweise vorgeht, ist man mMn ganz schnell an einem Punkt, wo man mit einem verlaufsorientierten Regelansatz bei gleichem Detailgrad nicht wesentlich langsamer ist.

Bis ich in der Gruppe so eine Aufstellung wie die beschriebene gemacht und die Detailfolgen bestimmt habe, habe ich den Schlagabtausch zwischen A und B auch nach Regeln abgehandelt und alles Weitere mit erhalten.


Randbemerkung:
Solange Systeme relativ grob arbeiten, habe ich nichts dagegen, vom Ergebnis her zu denken und die Lücken frei Schnauze zu füllen.

Aber wenn Details gefragt sind, sind mir verlaufsorientierte Ansätze wesentlich lieber - wobei ich da wiederum recht wählerisch bin, was die Systeme angeht.

Kleine Anekdote nebenbei: Beim Nachdenken darüber fiel mir auf, dass ich noch nie erlebt habe, dass Realismus-Vertreter am Spieltisch mehrere mögliche Ergebnisse oder gar mehrere Nebenergebnisse als realistisch angesehen haben. "Realistisch" war bislang immer ein eindeutiges Ergebnis.

Das ist für mich ein ziemlich deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um einen der eingangs und im Threadverlauf zu Recht kritisierten "Realismus-Diskutanten" handelt, die eine ganz andere Zielsetzung haben als einen realistischen Spielverlauf. Oder zumindest ziemlich verquere Vorstellungen, was wie zu laufen hat.


Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 22:35
Hineinversetzen in eine virtuelle Welt ist für mich garantiert nicht der Grund, P&P-RSP zu spielen.

So unterschiedlich können Menschen sein, für mich ist genau das der Grund, RPG>s zu spielen.


Zitat
Kleine Anekdote nebenbei: Beim Nachdenken darüber fiel mir auf, dass ich noch nie erlebt habe, dass Realismus-Vertreter am Spieltisch mehrere mögliche Ergebnisse oder gar mehrere Nebenergebnisse als realistisch angesehen haben. "Realistisch" war bislang immer ein eindeutiges Ergebnis.

Was es bei uns häufiger gibt ist, das unterschiedliche Realismusvertreter unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was realistisch ist.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 28.10.2012 | 22:40

Was es bei uns häufiger gibt ist, das unterschiedliche Realismusvertreter unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was realistisch ist.

Hui, das ist spannend. Sind das unterschiedliche eindeutige Vorstellungen ("Dann passiert doch ganz realistisch garantiert X" "Nee, ganz realistisch passiert genau Y"), oder unterschiedliche Vorstellungen verschiedener möglicher Ergebnisse ("Da könnte X oder Y passieren" "Möglichkeit Z halte ich auch noch für realistisch")?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 22:49
Hui, das ist spannend. Sind das unterschiedliche eindeutige Vorstellungen ("Dann passiert doch ganz realistisch garantiert X" "Nee, ganz realistisch passiert genau Y"), oder unterschiedliche Vorstellungen verschiedener möglicher Ergebnisse ("Da könnte X oder Y passieren" "Möglichkeit Z halte ich auch noch für realistisch")?

Das geht mehr in die Richtung, was realistisch möglich sein sollte. Hat mal mehr mal weniger mir Regeln zu tun, aber häufig haben wir Regeln geändert, weil die Regeln etwas erlaubten oder verboten, was uns als unrealistisch erschien.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Drudenfusz am 30.10.2012 | 09:03
Realismus geht mir auch auf den Keks. Ehrlich, spiele momentan Marvel Heroic Roleplaying, da gibt es dann Außerirdische, Mutanten und weiß der Teufel was sonst noch alles... das hat alles ist grundsätzlich völlig unrealistisch! Realismus ist meiner Meinung nach grundlegend Langweilig! Deshalb ist für mich Realismus in Spielen und Geschichten (wober Rollenspiel beides ist) eine Krankheit.

Sicher, es gibt Leute die auf realistische Kunstfilme und so'n Mist stehen, aber das ist halt einfach nicht der Fall. Und ehrlich, selbst die meisten Dinge die man als Realistisch bezeichen könnte sind manchmal dennoch unrealistisch. Geschichten folgen meist einer Narrative, die nicht realismus im Sinn hat sondern eine Erzählung. Spiele dienen der Unterhaltung und des Vergnügens. Da braucht man echt kein Realismus.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 09:20
Superheldenrollenspiele sind natürlich ein eigenes Genre und das da alles anders läuft ist klar, da erwarte ich das auch nicht.

Aber bei sehr vielen Rollenspielen erwarte ich, das es sich realistisch anfühlt. Siehe oben.

Ansonsten muss alles definiert sein, was nicht so funktioniert wie in der Wirklichkeit.

Es gibt halt Spieler, die ziehen einen einen Teil des Vergnügens aus dem realistischen Gefühl.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Drudenfusz am 30.10.2012 | 09:28
Es gibt halt Spieler, die ziehen einen einen Teil des Vergnügens aus dem realistischen Gefühl.
Ein Gefühl sicherlich, aber echter Realismus? Wohl Kaum. Weil was würde man den dann spielen können. Horror fällt aus, da guter Horror zu einem gewissen Grad unerklärlich bleiben sollte. Fantasy geht ja wohl auch nicht, den ohne die unrealistischen Anteile da verliert man die Momente des Staunens, auf die gute Fantasy baut. Kann das für so ziemlich jedes Genre fortsetzen, aber sollte wohl klar sein worauf meine Wenigkeit hinaus will. Nämlich das kaum ein Rollenspiel tatsächlich realismus trägt (letztlich kann auch kein Regelwerk realismus unterstützen, nicht mal Computerspiele können wirklich Realismus umsetzen). Also was bleibt ist nur dieses Gefühl, was aber halt nur ein Gefühl ist und nichts mit echtem Realismus zu tun hat.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Hotzenplot am 30.10.2012 | 09:46
Das langt aber für die Leute, die eben "aber ey, das geht doch nicht, voll unrealistisch" rufen, nicht als Argument.

Zum Teil kann ich Xemides schon verstehen. Ich habe auch 1-2 Spieler in meinen Runden, die immer wieder über Realismus reden und zwar sehr wohl in Fantasy-Runden.

Es geht ja darum, ob nun die Flasche zerbricht, die ich einem Schläger über die Rübe wemse oder ob die Kutsche, mit der ich gerade vor den Orks fliehe, den U-Turn mitten in der Stadt samt quietschenden Kutschenrädern schafft.
Schon klar, in echt sind Orks und das ganze Setting unrealistischer als der Kutschen-U-Turn, aber im Spiel erscheint der U-Turn unwahrscheinlicher. Weil man eben gewisse physikalische (je nach Situation ja auch biologische, chemische...) Gesetzmäßigkeiten auch in einer Fantasywelt als realistisch voraussetzt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Weltengeist am 30.10.2012 | 09:51
Ich habe den Eindruck, dass die Zahl der implizierten Realismusdefinitionen hier mit jeder Seite steigt... ;D

Manche meinen mit Realismus die Genrekonventionen (z.B. "Ein Laserschwert / einen Überlichtantrieb / eine Hohlwelt... kann es nach den Gesetzen der Physik nicht geben, also ist es unrealistisch"). Andere meinen den Realismus innerhalb des Settings (z.B. "Mit Kettenrüstungen kann man nicht schwimmen. DOCH! NEIN! DOCH!", "mit einem Langbogen kann man keine Ritterrüstung durchschießen! DOCH! NEIN! DOCH!" oder "Krokodile kann man nicht abrichten! DOCH! NEIN! DOCH!"). Wieder andere meinen den Realismus, der unserer alltäglichen Erfahrung entsprechen sollte ("Bei System X kann ein guter Schwimmer schneller schwimmen als ich LAUFEN kann, das ist unrealistisch" oder "Bei DSA muss man eine Sonderfertigkeit erlernt haben, um jemanden in die Nüsse zu treten, dabei kann das sogar ich - das ist unrealistsch!"). Dabei ist alltägliche Erfahrung durchaus personenabhängig, denn es gibt auch Erfahrungen, über die nur bestimmte Personen verfügen ("Als Chemiker muss ich dir sagen, dass diese Mischung nie und nimmer..." oder "Der Tote hat blaue Flecken? Dann muss er noch gelebt haben, nachdem er vom Turm gefallen ist, denn sonst hätte sich mangels Blutzirkulation kein blauer Fleck mehr bilden können..."). Und dann gibt's noch die Fraktion, die bei Realismus an den Abstraktionsgrad denkt ("Bei D&D gibt's nur Stärke, dabei müsste man mindestens mal in Schnellkraft, Maximalkraft und Kraftausdauer unterteilen - das ist unrealistisch"). Und so haben wir eigentlich mehrere Diskussionen in einer...

Dass aber auch jede Metadiskussion auf Tanelorn früher oder später auf einem Definitionsproblem hängen bleiben muss... *seufzt*
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 30.10.2012 | 09:54
Ich habe bewusst auf eine Definition verzichtet, damit sich jeder in dem Begriff wiederfinden darf. Mein Rant richtet sich explizit an die von mir angesprochenen Phänomene, das Begriffsfeld "Realismus" umfasst aber noch weitere Themen, mit denen ich weniger Probleme habe (z.B. die Frage nach Plausibilität, Konsequenz etc.). Lassen wir doch die Frage, was Realismus ist oder nicht, einfach raus, immerhin ist das hier ein Rant und keine Theoriediskussion.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Hotzenplot am 30.10.2012 | 10:04
Da bin ich mir nicht sicher, definiere doch bitte mal "Rant" und "Theoriediskussion".  :Ironie:
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Weltengeist am 30.10.2012 | 10:05
immerhin ist das hier ein Rant und keine Theoriediskussion.

So war es von dir angestoßen, ja. Aber was ich hier auf den letzten Seiten so lese, sieht doch verdächtig nach einer Diskussion aus... ;D
(binjaschonweg)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 10:14
Drudenfusz, mir ist durchaus klar, das eine Rollenspiel nie zu 100 Prozewntig realistisch sein kann (außer HARN vielleicht   ;) ). Aber es ist ein Unterschied, ob es vereinfacht wird aber realistisch wirkt (Plausibel ist wirklich ein besserer Begriff), oder sich da ganze völlig absurd anfühlt.

Genrekonventionen lasse ich natürlich immer außen vor.


Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 30.10.2012 | 10:28
Das bringt mich dann noch auf das nächste, nämlich dass fast alle angeblich "realistischen" Systeme in Wahrheit lediglich "wir ficken die Spieler in den Arsch" Systeme sind. Man sehe sich nur mal am Beispiel von Systemen wie Rulemonster oder Pissmaster an, was einem da laut Zufallstabelle bei den alltäglichsten Verrichtungen alles widerfahren kann. Wenn das realistisch wäre, dann würden in der echten Welt nur Krüppel rumlaufen, die sich alle paar Minuten selbst verstümmeln.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 11:16
Aber es ist ein Unterschied, ob es vereinfacht wird aber realistisch wirkt (Plausibel ist wirklich ein besserer Begriff), oder sich da ganze völlig absurd anfühlt.

Genrekonventionen lasse ich natürlich immer außen vor.

Ich denke, das ist aber schwer durchzuhalten. Wenn z.B. die "Rule of Cool"-Genrekonvention ist, muss der Realismus hinten anstehen, weil zumindest in bestimmten Situationen die Realität ein Stück weit verbogen wird, um dieses "Was zum Teufel, das hätte ich nie erwartet, dass das passieren könnte"-Gefühl zu wecken.

Für mich ist die Rule-of-Cool essentieller Bestandteil jeder Hollywood-Film-Emulation. Wie will man den sonst auf nem Schild ne Treppe runtergrinden, während man wild mit dem Bogen um sich schießt? (Und jetzt soll mir keiner sagen, dass Legolas genügend Talentpunkte in Schildsurfen investiert hat...)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Drudenfusz am 30.10.2012 | 11:39
Drudenfusz, mir ist durchaus klar, das eine Rollenspiel nie zu 100 Prozewntig realistisch sein kann (außer HARN vielleicht   ;) ). Aber es ist ein Unterschied, ob es vereinfacht wird aber realistisch wirkt (Plausibel ist wirklich ein besserer Begriff), oder sich da ganze völlig absurd anfühlt.

Genrekonventionen lasse ich natürlich immer außen vor.
Nein, auch HARN bekommt kein 100% Realistisch hin, den in der Realität gibt es einfach Dinge die Passieren die Leute im Spiel für unrealistisch halten würden. Leute die einen Sturz aus einem Flugzeug ohne Fallschirm überleben, weil sie einfach glück hatten, Leute die beim stolpern an einem Bürgersteig sich das Genick brechen. Unrealistisches passiert quasi jeden Tag, selbst Filme die auf einer wahren Geschichte beruhen sind meist nur deshalb interesant weil die Ereignisse so absurd sind. Und Plausibel ist für mich genauso langweilig wie Realistisch, nur das meine Wenigkeit bei Plausible halt dann einschränkungen fürs Setting halt noch mit durchgehen läßt, aber wenn man versucht nur innerhalb der Box zu bleiben, die einem das Setting auferlegt, ist für mich der Reiz auch schnell wieder verflogen (weshalb mich zum Beispiel viele Fantasy-geschichten Langweilen, weil zuviele Leute da einfach nur mit Klisches arbeiten und mir einfach nicht das wirklich Fantastische liefern).
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 30.10.2012 | 11:40
Das bringt mich dann noch auf das nächste, nämlich dass fast alle angeblich "realistischen" Systeme in Wahrheit lediglich "wir ficken die Spieler in den Arsch" Systeme sind. Man sehe sich nur mal am Beispiel von Systemen wie Rulemonster oder Pissmaster an, was einem da laut Zufallstabelle bei den alltäglichsten Verrichtungen alles widerfahren kann. Wenn das realistisch wäre, dann würden in der echten Welt nur Krüppel rumlaufen, die sich alle paar Minuten selbst verstümmeln.

Aber das realistische System schlechthin ist doch GURPS. Und darauf lässt die Fanbase ja nix kommen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.10.2012 | 11:46
Gurps ist sicherlich nicht perfekt. Aber es ist definitiv auch kein "Spieler kleinhalten" System.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 11:57
Für mich ist die Rule-of-Cool essentieller Bestandteil jeder Hollywood-Film-Emulation. Wie will man den sonst auf nem Schild ne Treppe runtergrinden, während man wild mit dem Bogen um sich schießt? (Und jetzt soll mir keiner sagen, dass Legolas genügend Talentpunkte in Schildsurfen investiert hat...)

Und wenn ich eben keine Hollywood-Film-Emulation will ? Wenn ich es bodenständiger und realistischer will ?

Im Übrigen fand ich diese Szene nicht cool, sondern auch im Film schwachsinnig und unrealistisch. Einfach unpassend für einen Fantasyfilm.

Für einen modernen Fiilm mit Jugendlichen mit Skateboard oder Showboard okay, aber nicht in einem Fantasyfilm. Da ist das für mich ein Stilbruch und wirkt lächerlich. Genauso übrigens wie von der falschen Seite auf ein Pferd aufzuspringen wie es Legolas tat.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 11:59
Gurps ist sicherlich nicht perfekt. Aber es ist definitiv auch kein "Spieler kleinhalten" System.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun ?

Und Drudenfusz, so sind die Geschmäcker unterschiedlich. Ich mag es halt plausiben, wie ich auch Fantasy mag (wenn auch nicht den 973 Tolkien-Aufguß), du magst dafür anderes.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.10.2012 | 12:11
Was hat das eine mit dem anderen zu tun ?
Nichts. Lese es einfach als zwei getrennte Aussagen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 12:12
Und wenn ich eben keine Hollywood-Film-Emulation will ? Wenn ich es bodenständiger und realistischer will ?

Klar. Es reizt mich auch manchmal so zu spielen. Ich bezog mich nur auf deine Aussage, dass Realismus-Anspruch und Genre-Konventionen klar voneinander zu trennen sind. Das kann man so nicht sagen. (Aber evtl. diskutieren, ob Action-Kino ein Genre ist.)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 12:16
Ah verstehe. Mit Genrekonventionen meinte ich eher Magie und Göttliches Wirken in Fantasy, Psi-Kräfte in Sicence-Fiction, Superkräfte bei Superhelden etc.

Action-Kino kann natürlich ein Genre sein, spielt auch sicherlich in jedem Rollenspiel mit rein. Die Differenzierung, was einem gefällt oder nicht, mag aber abweichen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: First Orko am 30.10.2012 | 12:18
Im Übrigen fand ich diese Szene nicht cool, sondern auch im Film schwachsinnig und unrealistisch. Einfach unpassend für einen Fantasyfilm.

Woran gehst du denn bei der Beurteilung, welche "coolen Dinge" zu cool für Fantasy sind? Sowas sind doch völlig willkürliche, subjektive Vorlieben ohne jede allgemein gültige Basis...

So jemand wie Hercules hat ja auch extrem viel coolen Scheiß gemacht - und Fantasy orientiert sich nunmal an Sagen und Legenden, alles voller Cooler Szenen... warum man sich jetzt über diese Schildnummer immer so aufregt kann ich in dem Kontext bspw. gar nicht nachvollziehen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 12:20
Für mich Genre-Konventionen: Plot-Immunity, Rule of Cool, usw. Alles was aus der Sicht der Charaktere in der Welt gar nicht existiert. Bin sicher, dass andere Leute da auch andere Ansichten haben.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Hotzenplot am 30.10.2012 | 12:21
Woran gehst du denn bei der Beurteilung, welche "coolen Dinge" zu cool für Fantasy sind? Sowas sind doch völlig willkürliche, subjektive Vorlieben ohne jede allgemein gültige Basis...
Für mich sind die Beispiele rein subjektiv betrachtet der Unterschied zwischen kewl und cool.  ;) Das mit dem Schild und dem Pferd kam schon etwas cheesy rüber. So nach dem Motto "hey, ich zeig euch jetzt mal meine kewl powerz". Aber das ist in der Tat absolut meine persönliche Meinung, bin da aber wie gesagt bei Xemides.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 12:26
Für mich ist die _leichte_ Überdehnung des Glaubwürdigkeit essentieller Bestandteil um in Action-Filmen überrascht zu werden. Natürlich muss da die Dosis immer weiter erhöht werden, um noch den gleichen Effekt zu erzielen...

Könnte man wahrscheinlich auch mit besonderen Kräften abziehen, aber mit Akira war da wohl schon das Ende der Fahnenstange erreicht.  ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 12:32
Woran gehst du denn bei der Beurteilung, welche "coolen Dinge" zu cool für Fantasy sind? Sowas sind doch völlig willkürliche, subjektive Vorlieben ohne jede allgemein gültige Basis...

Das ist sicher eine rein gefühlmäßige Sache. Gefiel mir halt nicht. Natürlich ist das rein subjektiv. Aber wenn Tartex sagt, er findet das cool, darf ich doch sagen, ich finde das unpassend, schwachsinnig und unrealistisch (letzteres halte ich sogar objektiv für wahr).

Zitat
So jemand wie Hercules hat ja auch extrem viel coolen Scheiß gemacht - und Fantasy orientiert sich nunmal an Sagen und Legenden, alles voller Cooler Szenen... warum man sich jetzt über diese Schildnummer immer so aufregt kann ich in dem Kontext bspw. gar nicht nachvollziehen.

Was meinst du warum ich Hercules genau wie Xena kaum gesehen habe  ;D Beide Serien fand ich nicht besonders cool, sondern völlig übertrieben für mein Fantasy-Verständnis.

Ich war ein großer Fan zum beispel der BBC-Robin-Hood-Serie aus den 80ern. Da gab es keine übertrieben coolen Aktionen.

Zitat von: Tartex
Für mich Genre-Konventionen: Plot-Immunity, Rule of Cool, usw. Alles was aus der Sicht der Charaktere in der Welt gar nicht existiert. Bin sicher, dass andere Leute da auch andere Ansichten haben.


Genrekonventionen bezeichnet für mich Genrebestandteile, die dazu gehören, um in dem Genre spielen zu können. Dabei sind Genres für mich im Wesentliche sowas wie Fantasy, Mittelalter, Schi-Fi, Cyberpunk, Transhumasnimus etc.

Plot-Immunity, Rule-of-Cool sind übergreifende Stilmittel, die ich benutzen kann oder nicht, jenachdem wie das Genre vermittelt werden kann, Die kann ich bei allen Genres benutzen oder sie weglassen.


Zitat
Für mich ist die _leichte_ Überdehnung des Glaubwürdigkeit essentieller Bestandteil um in Action-Filmen überrascht zu werden. Natürlich muss da die Dosis immer weiter erhört werden, um noch den gleichen Effekt zu erzielen...

Könnte man wahrscheinlich auch mit besonderen Kräften abziehen, aber mit Akira war da wohl schon das Ende der Fahnenstange erreicht.

Eine Dehnung kann aber auch überstrapaziert werden. Und dann reißt sie, und das war da bei mir der Fall, bei dir offenbar noch nicht.

Bei den Avengers oder X-Men fand ich das zum Beispiel nirgend der Fall. Das sind Superhelden, die haben Superkräfte die das erklären. Da erwarte ich, das Haweye ohne hinzusehen den Außeridischen vom Schiff schießt, oder Iron Man durch die Luft fliegt und die Basis in der Luft hällt.

Aber auch da gibt es Grezen. Wenn Superman die Zeit rückwärts dreht indem er die Erde rückwärts bewegt, ist das wiederum l#cherlich, weil wir wissen, das das so nicht geht.




Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 30.10.2012 | 12:34
Ich halte fest:

* Es gibt Leute, denen macht Realismus Spaß.
* Es gibt Leute, für die ist Realismus eine Spaßbremse.
* Wenn jemand versucht, seine Art zu spielen als die beste darstellt, ist das scheiße.

Und eigentlich™ war ich der Auffassung, das Thema wäre nun schon oft genug durchgekaut worden ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 12:40
Bei den Avengers oder X-Men fand ich das zum Beispiel nirgend der Fall. Das sind Superhelden, die haben Superkräfte die das erklären. Da erwarte ich, das Hawkeye ohne hinzusehen den Außeridischen vom Schiff schießt, oder Iron Man durch die Luft fliegt und die Basis in der Luft hällt.

Avengers war mir zu viel. Denn, dass die Aliens z.B. nie Hawkeye attackieren, usw. kann man mit Superkräften nicht erklären und das fand ich in dieser Form weder für Action-Filme, noch für Comics passend. Das ist einfach faules Storytelling und nichts daran ist cool.

(Tatsächlich ist das aber genau das, was ich mit Genre-Emulation meine. Nur passte das hier nicht in meine Erwartungshaltung an die Genres.)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 12:47
Avengers war mir zu viel. Denn, dass die Aliens z.B. nie Hawkeye attackieren, usw. kann man mit Superkräften nicht erklären und das fand ich in dieser Form weder für Action-Filme, noch für Comics passend. Das ist einfach faules Storytelling und nichts daran ist cool.

Oh, dann kennst du keine Marvel-Comics. Da gehören Aliens dazu. Und selbst Superman ist Außerirdischer. Und Silversurfer kommt im Auftrag von Galaxo aus dem All.

Sehe gerade das das gar nicht deine Aussage war. Aber darauf habe ich bei der ganzen Action nicht geachtet.
Zitat
(Tatsächlich ist das aber genau das, was ich mit Genre-Emulation meine. Nur passte das hier nicht in meine Erwartungshaltung an die Genres.)

Siehst du, so wie bei mir Legolas Schild-Surf-Nummer oder Xenas Saltos. Bei Fantasy will ich bodenständige Schwertkämpfe.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 14:57
Oh, dann kennst du keine Marvel-Comics. Da gehören Aliens dazu. Und selbst Superman ist Außerirdischer. Und Silversurfer kommt im Auftrag von Galaxo aus dem All.

Galactus!!  ;) Abgesehen davon, klinge ich vielleicht ein wenig eingebildet, wenn ich das sage, aber würde trotzdem behaupten, dass keine 3 Leute auf Tanelorn mehr Ahnung von Superhelden-Comics haben, als ich. (Wobei DC bei mir noch eine Teilleistungsschwäche ist...)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: First Orko am 30.10.2012 | 15:09
Was meinst du warum ich Hercules genau wie Xena kaum gesehen habe  ;D Beide Serien fand ich nicht besonders cool, sondern völlig übertrieben für mein Fantasy-Verständnis.

Haaaalt! Ich meinte schon den mythischen, antiken Hercules - bezogen auf Legenden und Sagen als Basis für Fantasy.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 16:07
Haaaalt! Ich meinte schon den mythischen, antiken Hercules - bezogen auf Legenden und Sagen als Basis für Fantasy.

Ah, okay. In dem Kontext mit dem HdR-Filmen schien mir das Richtung der Serie zu laufen.

Nun, die Legenden um Hercules kenne ich nur bruchstückhaft. Aber er ist auch ein Halbgott.

Aber im allgemeinen mag ich im klassischen Rollenspiel keine Halbgötter speilen, sondern normale Menschen. Sicher mit übernatürlichen Kräften, die aber auch beschränkt sein müssen.

Ein Magier oder Priester ist bei mir eben kein Superheld oder Halbgott, sondern auch nur ein Mensch.

Wenn ich natürlich genau sowas spielen soll, wie bei Scion oder DnD, dann weiß ich das vorher und stelle mich darauf ein.

Aber wenn das nicht angekündigit wird, gehe ich von bodenständiger Fantasy aus.

@Tartex:

Ich hatte mich ja schon korrigiert, als ich gesehen habe, das es dir um was anderes ging.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 30.10.2012 | 16:49
Das bringt mich dann noch auf das nächste, nämlich dass fast alle angeblich "realistischen" Systeme in Wahrheit lediglich "wir ficken die Spieler in den Arsch" Systeme sind. Man sehe sich nur mal am Beispiel von Systemen wie Rulemonster oder Pissmaster an, was einem da laut Zufallstabelle bei den alltäglichsten Verrichtungen alles widerfahren kann. Wenn das realistisch wäre, dann würden in der echten Welt nur Krüppel rumlaufen, die sich alle paar Minuten selbst verstümmeln.

Die Stelle, wo ich auf darauf würfeln darf, ob ich mich bei der alltäglichen Verrichtung verkrüppeln kann, musst du mir bei HârnMaster bitte zeigen. Und bisher hat sich noch keiner meiner Spieler darüber beklagt, ich hätte ihn... nee, lassen wird das, ist mir zu blöd.  ::)

Ich glaube, ich habe in ca. 1 Jahr HârnMaster nicht öfter auf Zufallstabellen gewürfelt, als bei DSA. Die machen den "Realismus" auch nicht aus, sondern eher Elemente des Settings, wie z.B. ein wirklich funktionierendes Feudalwesen, das über die Ernährung der Bevölkerung bis hin zur Bestimmung des Truppenaushubs innerhalb einer Region benutzt werden kann. Das sind halt Elemente, die mir viel mehr ein echtes Gefühl einer funktionierenden da durchdachten Welt, die ans Mittelalter angelehnt ist vermitteln, als es D&D oder DSA je könnten. Das ist natürlich auch Geschmackssache, mir aber wichtig.

Wer HârnMaster wirklich kennt - und den Eindruck habe ich bei dir, lieber Feuersänger, angesichts des obigen Posts nicht wirklich - der weiß auch um die Godstones und die Parallelwelten. Irre realistisch.  ~;D Aber zum Glück funktioniert das Setting auch ohne diese Elemente.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 30.10.2012 | 17:26
Um mal bei Legolas Surfshow zu bleiben: Die Frage ist halt wie unrealistisch das wirklich ist, da nun einmal vergleichbare Aktionen in unserer Realität tatsächlich möglich sind und auch gemacht werden.

Ich brech mir dabei sicher die Knochen - aber das es genug Leute gibt die das ganze hinbekommen steht einfach außer Frage. In erster Linie ist das halt eine Übungsfrage. Und man muss sicher auch hinterfragen wie genau denn "er ist einfach unglaublich geschickt" sonst dargestellt wird - wenn nicht durch unglaublich geschickte Aktionen.

Um mal ein anderes Beispiel zu nennen: Ist Jackie Chan ein Superheld?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 30.10.2012 | 17:29
Zitat
er ist einfach unrealistisch geschickt

FIFY.  ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 17:33
Um mal bei Legolas Surfshow zu bleiben: Die Frage ist halt wie unrealistisch das wirklich ist, da nun einmal vergleichbare Aktionen in unserer Realität tatsächlich möglich sind und auch gemacht werden.

Eine Treppe runter surfen ? Auf einem mittelalterlichen Schild ? Und dabei mehrere Pfeile auf Gegner abschießen, von denen jeder trifft ?

Wie bitte geht das realistisch ?

Ich glaube ja, das man eines davon kann, aber nicht alle gleichzeitig.

Ganz davon ab das es dann unrealistisch ist, den Olympiaork mit der Fackel nicht zu treffen  ~;D

Zitat
Um mal ein anderes Beispiel zu nennen: Ist Jackie Chan ein Superheld?

Jackei Chan macht nichts, was nicht auch tatsächlich möglich wäre. Im Gegensatz zu Wuxia-Helden, die an Drähten hängen.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 17:35
Um mal ein anderes Beispiel zu nennen: Ist Jackie Chan ein Superheld?

Nein, ein Schauspieler, der in Filmen mitspielt, die gewissen Genre-Regeln unterliegen, die er wohl miterschaffen hat.

Das ist nämlich zusammengeschnitten und so. Kein Scheiß!
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 30.10.2012 | 17:39
Das sicherlich. Doch wenn ich z.B. einen Actionfilm habe in dem jemand von einem Hausdach über die Straße auf einen Balkon und durch ein Fenster springt, sich an zwei gegenüberliegenden Hauswänden hochschiebt und in Dachfenster von fahrenden Autos während Motorräder drüberfahren: Ist das dann echt "unrealistischer" als wenn Legolas die Treppe runter surft?

Und warum eigentlich? Ich meine...ich seh bei mir um die Ecke ziemlich häufig Typen die so etwas machen. Gern auch auf Geländerstangen.

Und der Punkt ist ja das der Verrückte aus Hongkong die Aktionen tatsächlich alle selbst gemacht hat...mit genug Knochenbrüchen und Material für Outtakes sicherlich, aber dennoch.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: CAA am 30.10.2012 | 17:41
Ich kann die Forderungen nach mehr Realismus leider nicht hören, die Laser die ich aus meinen Augen verschieße sind zu laut  ~;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 17:42
Nennt sich Parkour, richtig. Die trainieren da jahrelang für.

Und Jackie Chan macht alles selber und hat sich jeden Knochen schon gebrochen.

Ich kann mir auch vorstellen das jemand eine Treppe runter surft. Aber halt nicht dabei noch mehrere Gegner mit dem Bogen abschießt.

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.10.2012 | 17:45
@ Arldwulf
Ja, aber Legolas (http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren in Tolkiens Welt#Legolas) ungleich Orlando Bloom (http://de.wikipedia.org/wiki/Orlando_Bloom).

Und Inspector Wing (http://de.wikipedia.org/wiki/New_Police_Story) ungleich Jackie Chan (http://de.wikipedia.org/wiki/Jackie_Chan).

Ich glaube, darauf wollte Tartex hinaus.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 17:46
Das bringt mich dann noch auf das nächste, nämlich dass fast alle angeblich "realistischen" Systeme in Wahrheit lediglich "wir ficken die Spieler in den Arsch" Systeme sind. Man sehe sich nur mal am Beispiel von Systemen wie Rulemonster oder Pissmaster an, was einem da laut Zufallstabelle bei den alltäglichsten Verrichtungen alles widerfahren kann. Wenn das realistisch wäre, dann würden in der echten Welt nur Krüppel rumlaufen, die sich alle paar Minuten selbst verstümmeln.

Selten so einen Blödsinn gelesen. Gerade bei Rulemonster kann man auch als Spieler völlig unrealistische Dinge machen. Ich erinnere mich an kritische Treffer, die einen Gegner 4 mal an vier unterschiedlichen Stellen trafen. Mit einem Hieb ! Sicher traf einen das auch selber, aber man konnte das halt auch. Und vor allem überlebte man das trotzdem immer.

Sicher sind realistischere Systeme manchmal gefährlicher (Runequest, Blueplanet), aber das gilt immer in beide Richtungen.

Und gerade DSA ist vom System her eigentlich nicht tödlich, da man meist sehr viele LeP hat, die sich auch noch sehr schnell wieder regenerieren.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 30.10.2012 | 17:47
Sagen wir es so: Es erhöht den Schwierigkeitsgrad (auch wenn er imho nur einen abschießt und den nächsten mit dem davonflutschendem Schild abballert). Und wir sind uns sicher einig dass so eine Aktion in einem Großteil der Fälle auch bei übermäßig geschickten Leuten schiefgeht.

Aber unrealistisch? Nicht wirklich. Nur etwas das viele Leute selbst nicht könnten (auch nicht mit vielen Versuchen) und bei dem der Herr Bloom ein wenig zu sehr grinst um es sich gern anzuschauen. Es ist eigentlich nicht wirklich unrealistischer als viele andere Szenen die man so in Filmen sieht. Ich hab vor Jahren mal die Zusammenfassung einer Stuntman Preisverleihung gesehen...

Es ist teilweise wirklich schwer zu glauben was Menschen so alles können. So von der Couchperspektive. ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 17:48
Eulenspielgel, vollste Zustimmung. Er kann nicht fliegen oder ähnliche Späße. Das ist dann wieder Wuxia. Genau wie Bruce Lee keine übernatürlichen Dinge konnte in seinen Filmen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 30.10.2012 | 17:52
Xemides: Einen Gegner mit einem Angriff mehrfach treffen ist unrealistisch? Je nachdem, was man als "1 Angriff" auffasst. Aber bitte, geh doch in einen von Gummibärs Threads, um das zu diskutieren. Das gehört hier wirklich nicht mehr hin.

Eigentlich habe ich zum Thema nichts mehr zu sagen. Diskussionen darüber, wie realistisch oder unrealistisch nun Einzelaktionen oder einzelne Regelwerke sind, finde ich unendlich öde und für sowas wollte ich hier eigentlich keine weitere Bühne aufmachen. Ich dachte, das sei mit dem OP klargeworden.

Ich mache hier dann demnächst mal zu. Zeit für die Schlussworte.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 30.10.2012 | 17:54
@ Arldwulf
Ja, aber Legolas (http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren in Tolkiens Welt#Legolas) ungleich Orlando Bloom (http://de.wikipedia.org/wiki/Orlando_Bloom).

Und Inspector Wing (http://de.wikipedia.org/wiki/New_Police_Story) ungleich Jackie Chan (http://de.wikipedia.org/wiki/Jackie_Chan).

Ich glaube, darauf wollte Tartex hinaus.

Durchaus. Und zugegebenermaßen ist Julia Roberts auch nicht Vivian Ward und ich möchte annehmen: Sie war noch nie anschaffen.

Halte ich darum Prostituierte für "unrealistisch"? Sicher nicht. Natürlich sind das alles Filme - wenn Mr. Chan durchs Fenster gehüpft ist ruft jemand cut, und am Ende heiraten der Beau und die schöne Dame auch nicht romantisch ganz in Wirklichkeit. Trotzdem muss man festhalten das es vieles von dem was man in Filmen sieht tatsächlich gibt, und gerade bei den Dingen die tatsächlich und ohne Tricktechnik gedreht wurden muss man sich schon ein wenig fragen welche Maßstäbe man für realistisch ansetzt. Und (um beim Thema zu bleiben): Genau das kann es sein was einem "realistisches Spiel" vermiest. Pseudorealismus aus der Couchperspektive.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 17:56
Sagen wir es so: Es erhöht den Schwierigkeitsgrad (auch wenn er imho nur einen abschießt und den nächsten mit dem davonflutschendem Schild abballert). Und wir sind uns sicher einig dass so eine Aktion in einem Großteil der Fälle auch bei übermäßig geschickten Leuten schiefgeht.

Aber unrealistisch? Nicht wirklich. Nur etwas das viele Leute selbst nicht könnten (auch nicht mit vielen Versuchen) und bei dem der Herr Bloom ein wenig zu sehr grinst um es sich gern anzuschauen. Es ist eigentlich nicht wirklich unrealistischer als viele andere Szenen die man so in Filmen sieht. Ich hab vor Jahren mal die Zusammenfassung einer Stuntman Preisverleihung gesehen...

Es ist teilweise wirklich schwer zu glauben was Menschen so alles können. So von der Couchperspektive. ;)

Er schießt in jedem Fall mehrfach währensd er surfte, und das finde ich übertrieben bis unrealistisch.

@Dolge:

Für mich war Rolemaster immer ein Angriff= Ein Hieb. Ich habe auch nur einmal verteidigt. Und ich habe das Thema Rolemaster nicht aufgebracht.

Und warum soll ich das in einen Thread über PE oder Attribute diskuttieren und nicht in einem über Realismus ?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 18:00
Ich kann mir auch vorstellen das jemand eine Treppe runter surft. Aber halt nicht dabei noch mehrere Gegner mit dem Bogen abschießt.

Man kann für so einen bestimmten Stunt sicher trainieren. Die Frage ist, ob in einer unvorbereiteten Aktion, ohne vor das Gelände usw. zu sichten, ohne sich über den Standort der Gegner/ der anderen Stuntmänner zu kennen, usw. es Sinn macht eine solche Situation zu setzen.

Aber ich nehme das mal nur als Beispiel zur Hand, wie zum Gefühl komme, dass meine Gegenseite in der Realismusdiskussion oft mit Scheuklappen durch die Welt bzw. Produktionsbedingungen von Filmen laufen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Arldwulf am 30.10.2012 | 18:01
^^ habs mir grad nochmal angeschaut. Hatte die Treppe viel kleiner in Erinnerung, da wär ich auch ungern hoch und runter gelatscht. ;)

Hast aber recht. Und wie gesagt, ich mag die Szene auch nicht so sehr. Aber letztlich ging es nur drum dass Stunts durchaus auch mal realistisch sein können, auch wenn sie schwierig aussehen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 30.10.2012 | 18:15
Gerade bei Rulemonster kann man auch als Spieler völlig unrealistische Dinge machen.

Stimmt, ich erinnere mich, dass unser geschickter Dieb beim Fall aus 60 cm Höhe gestorben ist. Fanden wir alle unrealistisch.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 18:17
Stimmt, ich erinnere mich, dass unser geschickter Dieb beim Fall aus 60 cm Höhe gestorben ist. Fanden wir alle unrealistisch.

Das ist bei uns nie geschehen. Aber es ist natürlich verboten, solche übertriebenen Regeln hauszuregeln, nicht wahr ?

Wobei ich wetten möchte, das das sogar in der Realität schon geschehen ist  >;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 18:18
Life is stranger than fiction. Ist sicher schon vorgekommen. Man lese nur die Darwin-Awards...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 18:25
Naja. Für uns war Rolemaster immer das Monty-Python-Rollenspiel und ich schätze es deswegen immer noch sehr.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 30.10.2012 | 18:29

Wobei ich wetten möchte, das das sogar in der Realität schon geschehen ist  >;D

Klar, aber die Chance bei Rolemaster beträgt, wenn ich mich recht erinnere, etwa ein halbes Prozent (100 und dann hoch gewürfelt). Also hätten wir in jeden Bundesjugendspielen meiner Schule einen Toten zu beklagen gehabt. War aber nicht so  ;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Skele-Surtur am 30.10.2012 | 18:47
Stimmt, ich erinnere mich, dass unser geschickter Dieb beim Fall aus 60 cm Höhe gestorben ist. Fanden wir alle unrealistisch.
Das ist gar kein Problem, wenn man nur blöd genug aufkommt. Du fällst 60cm, knickst mit dem Fuß um, fällst zu Seite weg und schlägst dann mit dem Genick gegen eine Kante. Aber mal ehrlich: Wer will sowas spielen?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 18:52
Klar, aber die Chance bei Rolemaster beträgt, wenn ich mich recht erinnere, etwa ein halbes Prozent (100 und dann hoch gewürfelt). Also hätten wir in jeden Bundesjugendspielen meiner Schule einen Toten zu beklagen gehabt. War aber nicht so  ;D

Das ist schon das Problem mit jedem Systemin dem es kritische Treffer gibt, das man das niemals für Armmen umrechnen darf.

Murphys Rules für Runequest von SJG hatte da ein schönes Bild für Runequst gezeichnet, in dem er mal dargestellt hat, wieviele Soldaten einer Armee dadurch ausfallen würden.

Regeln sind für Helden gemacht, nicht für Armeen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 30.10.2012 | 18:52
Regeln sind für Helden gemacht, nicht für Armeen.

Helden brechen sich also öfter das Genick als normale Menschen?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Zauberelefant am 30.10.2012 | 18:57
Helden führen ja auch gefährlichere Leben als normale Menschen. 99% aller tödlichen Unfälle geschehen zu Hause. Das restliche Prozent teilt sich auf Straßenverkehr, Dungeoncrawl und Fallschirmspringen auf.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 30.10.2012 | 19:02
Helden führen ja auch gefährlichere Leben als normale Menschen.

Das erklärt aber nicht, warum die gleiche Handlung bei einem Helden gefährlicher ist als für irgendjemanden anders.

(Ich nehme allerdings mal an, dein Post war eh ironisch.)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 19:13
Helden brechen sich also öfter das Genick als normale Menschen?

Natürlich nicht, aber die Regeln sollen ja auch eine gewisse Spannung erzeugen, und da können z.B. Patzer dazugehören. Und solange man würfelt, kann man auch Pech haben. Entweder man würfelt und akzeptiert das Ergebnis, wenn man nicht Hausregeln einführt, oder man lässt es.

Außer man will über das Ergebnis eines jeden Wurfes diskutieren.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 19:17
Helden brechen sich also öfter das Genick als normale Menschen?

Helden haben dramatischere Leben als normale Menschen. Rollenspiele sind Story-Emulation, nicht Physik-Simulation.

Lustig, dass ich das in einem Thread zu Realismus klarstelle.  ;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 30.10.2012 | 19:19
Dann ist das aber unrealistisch! Warum spielt so einen Scheiß überhaupt irgendjemand? Das ist dann doch gar kein echtes Rollenspiel!!!1!

(Nicht ernst nehmen.)

Jedenfalls kristallisiert sich hier irgendwie raus, dass viele Simmer anscheinend Unrealismus zu Ungunsten der Spieler weniger schlimm finden als Unrealismus zugunsten der Spieler. Sehe ich das soweit richtig?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 30.10.2012 | 19:22
99% aller tödlichen Unfälle geschehen zu Hause.

Trotzdem haben so wenige Rollenspiele Regeln für das Eindrehen einer Glühbirne. Skandal  ~;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.10.2012 | 19:27
Helden haben dramatischere Leben als normale Menschen. Rollenspiele sind Story-Emulation, nicht Physik-Simulation.
Dann soll man aber auch offen zugeben, dass das Story-Emulation ist und es nicht als Physik-Simulation verkaufen.

Und wie es zur Story-Emulation beiträgt, wenn man bei einem Sturz aus 60cm Höhe stirbt, ist mir schleierhaft.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 30.10.2012 | 19:32
Ich mache hier dann demnächst mal zu. Zeit für die Schlussworte.

Das sind also eure Schlussworte?  8]  ~;D
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 30.10.2012 | 19:33
Rollenspiele sind Story-Emulation, nicht Physik-Simulation.

Das ist doch ein schönes Schlußwort. :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 30.10.2012 | 19:41
Ich habe nix gegen realistisches Rollenspiel, aber Leute, die meinen, realistisches Rollenspiel sei besseres Rollenspiel, nerven genauso schlimm wie Leute, die meinen, Rollenspiel mit PE sei besseres Rollenspiel. Obwohl ich PE mag.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 19:50
Und wie es zur Story-Emulation beiträgt, wenn man bei einem Sturz aus 60cm Höhe stirbt, ist mir schleierhaft.

Habe ich doch oben geschrieben:

Zitat
Für uns war Rolemaster immer das Monty-Python-Rollenspiel und ich schätze es deswegen immer noch sehr.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Oberkampf am 30.10.2012 | 19:51
Mein Schlusswort:
Realismus ist schon ok, wenn er von einem ausreichend hohen Abstraktionsgrad ist, dass man nicht jeden Pups einrechnen oder ausdiskutieren muss, wenn er nicht mitten im Spiel diskutiert wird (da gefällt mir Seucor) und keine Genrekonventionen verletzt. Aber ohne ihn gehts meistens auch.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 30.10.2012 | 19:56
Mein Schlußwort:

Realismusforderung im Rollenspiel ist so wie ein Vokuhila: im Moment so gegen den Mainstream und uncool, dass er in wenigen Jahren von Rollenspiel-Hipstern wieder ausgegraben werden wird. Wird sicher spannend, was man daraus noch machen kann. Wir sehen uns 2015!
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 30.10.2012 | 20:11
Jedenfalls kristallisiert sich hier irgendwie raus, dass viele Simmer anscheinend Unrealismus zu Ungunsten der Spieler weniger schlimm finden als Unrealismus zugunsten der Spieler. Sehe ich das soweit richtig?

Nein. Ich betrachte die Realismus-Frage unabhängig von Scs oder NSCs. Entweder erfüllt ein Regelwerk meine Realismus-Erwartung oder nicht. Und von solchen Regeln sind ja immer beide Seiten betroffen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Zauberelefant am 30.10.2012 | 21:08
Ok, für ein ernstes Schlußwort stütze ich den Story-Emulationsgedanken, verweise weiterhin auf die wichtigeren Kriterien Konsistenz und Transparenz, und schließe mit einem Pladoyer für leichte Regeln, die nur relevante Sachen regeln.
Damit meine ich zum Beispiel Umweltregeln wie schlechte Sicht bei Regen, weil es in besagtem Plotabschnitt einfach regnet. Das dürfen die Spielregeln durchaus transportieren, weil sich ja auch (story-emuliert) das Verhalten der Beteiligten dadurch ändert.
Aber Sturzregeln? Außerhalb von wirklichen Kletterpartien? Selbst in einer Kneipenschlägerei ist der Sturz vom Tresen ja nicht durch den Aufprall schlimm (den sollte man kaum zur Kenntnis nehmen, zumindest in keipenschlägereiaffinen Settings) sondern der Umstand, daß man zu Füßen eines stiernackigen Schlägers/Orks/Büttels liegt.
So. Meins dazu.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.10.2012 | 21:12
Ich bin ein Fan von realistischen Regeln. Das heißt Regeln, bei denen die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Ausgänge so ähnlich auch in der Realität vorkommen.
Und nein: Das Verletzungsrisiko beim Sturz aus 60 cm Höhe ist im RL zwar gegeben, aber deutlich geringer als 0,5%.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Zauberelefant am 30.10.2012 | 21:13
Und selbst dann stellt sich die Frage, ob die zu erwartenden Verletzungen überhaupt sinnvoll abgebildet werden sollen (und können).
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 11.11.2012 | 20:03
Schaut euch nur diese ganzen Threads an. Und ihr fragt euch ehrlich, was man gegen Realismus im Rollenspiel haben kann? Da wiederholen sich *überall* exakt die selben hirnverbrannten Diskussionen, wie ich sie am Spieltisch so verabscheue. Das geht schon so weit, dass mir das Tanelorn überhaupt keinen Spaß mehr macht.

Edit: Entschärft.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 11.11.2012 | 20:08
Schaut euch nur diese ganzen [Threads zu Realismusthemen] an. Und ihr fragt euch ehrlich, was man gegen Realismus im Rollenspiel haben kann? Da wiederholen sich *überall* exakt die selben hirnverbrannten Diskussionen, wie ich sie am Spieltisch so verabscheue. Das geht schon so weit, dass mir das Tanelorn überhaupt keinen Spaß mehr macht.

QFT.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2012 | 20:15
Schaut euch nur diese ganzen Schwachsinnsthreads an. Und ihr fragt euch ehrlich, was man gegen Realismus im Rollenspiel haben kann?
Genau so könnte man sagen:
Schaut euch nur diese ganzen Rant-Threads an. Und ihr fragt euch ehrlich, was man gegen Anti-Realismus im Rollenspiel haben kann?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 11.11.2012 | 20:17
Ich möchte euch alle darum bitten, von Bezeichnungen wie "Schwachsinns-Thread" Abstand zu nehmen und persönliche Unstimmigkeiten per PM auszutragen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 11.11.2012 | 20:34
Schaut euch nur diese ganzen Threads an. Und ihr fragt euch ehrlich, was man gegen Realismus im Rollenspiel haben kann? Da wiederholen sich *überall* exakt die selben hirnverbrannten Diskussionen, wie ich sie am Spieltisch so verabscheue. Das geht schon so weit, dass mir das Tanelorn überhaupt keinen Spaß mehr macht.

Edit: Entschärft.

Mein Güte! Es zwingt dich doch niemand das zu lesen. Wenn du nichts besseres zu tun hast als Threads zu lesen, die dich verärgern, dann muss dein Leben ja fürchterlich sein.  ;) Ich bin hier noch nicht so lange und eigentlich durchaus für Realismus zu haben, habe aber auch schon beschlossen, bestimmte Threads nicht mehr zu lesen, weil die Beiträge einiger User, die solche Threads stark frequentieren einfach nicht lesenswert sind. Also wo ist das Problem, wenn man einen Teil des Forums nicht liest?  wtf?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Auribiel am 11.11.2012 | 20:37
Könnte dran liegen, dass Dolge den Thread überhaupt erst aufgemacht hat?  ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 11.11.2012 | 20:41
Ich glaube nicht, dass er diesen Thread hier meint. Aber was weiß ich schon?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 11.11.2012 | 21:10
Mein Güte! Es zwingt dich doch niemand das zu lesen.

Darum geht's doch gar nicht. Das Problem ist nicht die Existenz von Realismusthreads an sich. Das Problem - jedenfalls das, das ich darin erkenne - ist, dass die Proponenten von "Realismus" sich ja nichtmal untereinander einig sind, was denn jetzt realistisch wäre und wie man das durchsetzen kann. Und wenn das hier schon son Gezerre ist, wo es um nichts geht, sind die Diskussionen am Spieltisch noch viel nerviger, wo es vielen wohl in erster Linie um ihren Vorteil geht.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 11.11.2012 | 21:23
ERIKSON! Du hattest einen so passenden Post geschrieben. Ich konnte 100% zustimmen. Und dann löschst du den wieder! Das machst du doch mit ABSICHT!  8] |:((
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 11.11.2012 | 21:30
Ich wollte ihn auch stehen lassen, aber dann fand ich, er passt nicht zu meinem Avatar. Sorry.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 11.11.2012 | 21:36
Schreib ihn nochmal.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: First Orko am 11.11.2012 | 21:53
@Erik: Ehrlich - ich finde dieses dauernde Hinterher-Gelösche passt so gar nicht zu einer fetten, faulen Katze. Was steht, das steht!
Alles andere ist... voll unrealistisch  >;D [scnr]
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 12.11.2012 | 07:59
Darum geht's doch gar nicht. Das Problem ist nicht die Existenz von Realismusthreads an sich. Das Problem - jedenfalls das, das ich darin erkenne - ist, dass die Proponenten von "Realismus" sich ja nichtmal untereinander einig sind, was denn jetzt realistisch wäre und wie man das durchsetzen kann. Und wenn das hier schon son Gezerre ist, wo es um nichts geht, sind die Diskussionen am Spieltisch noch viel nerviger, wo es vielen wohl in erster Linie um ihren Vorteil geht.

Achso, dann vergeht Dolge die Lust am Tanelorn deshalb, weil die Proponenten des Realismus sich untereinander nicht einig sind. Verstehe.  ::)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 12.11.2012 | 08:03
Tatsächlich trifft es das ziemlich gut. Dass sich die Realismus-Freaks nicht einig sind, ist ein Symptom dieser ganzen Problematik und für mich stellvertretend für die ganzen sinnlosen Diskussionen am Tisch, die ich so hasse. Es wird seitenlang über Zeug diskutiert, dass imho fürs Rollenspiel völlig unerheblich ist, ohne das eine der beteiligten Seiten Interesse am Erkenntnisgewinn oder auch nur an der Meinung der Gegenseite hätte. Ob das nun daran liegt, dass Realismus eine bestimmte Sorte von Spielern und eine bestimmte Grundhaltung in Diskussionen anspricht oder ob das ein eher zufälliger Effekt ist, ist ziemlich wurscht. Es fällt auf, und zwar - das kann ich dir mit Hinblick auf den T-Chat und diverse PMs versichern - nicht nur mir.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Wyrδ am 12.11.2012 | 08:29
Ich sehe noch immer keinen Grund darin, warum du dich so zwanghaft darüber ärgern musst, anstatt sie einfach diskutieren zu lassen und es zu ignorieren. Wenn dir eine Rollenspielrunde nicht mehr gefällt, weil zu viel OT diskutiert wird, bleibst du dann auch bis ans Ende aller Tage, um dich zu ärgern und deinen Ärger zu verkünden? Dann bist du allerdings um keinen Deut besser als die ewig Diskutierenden. Aber bitte, mach doch...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: evil bibu am 12.11.2012 | 08:52
Ich sehe noch immer keinen Grund darin, warum du dich so zwanghaft darüber ärgern musst, anstatt sie einfach diskutieren zu lassen und es zu ignorieren. Wenn dir eine Rollenspielrunde nicht mehr gefällt, weil zu viel OT diskutiert wird, bleibst du dann auch bis ans Ende aller Tage, um dich zu ärgern und deinen Ärger zu verkünden? Dann bist du allerdings um keinen Deut besser als die ewig Diskutierenden. Aber bitte, mach doch...

naja. zwanghaft? ok, es hat stellenweise schon was von einem verkehrsunfall. trotzdem nervt es schon sehr, wenn man die ungelesenen threads aufruft und der großteil davon einem die tränen in die augen treibt. dazu muß man die dinger noch nicht mal gelesen haben...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Ludovico am 12.11.2012 | 08:55
Über welche Threads reden wir hier überhaupt?

Es gibt eine Handvoll im Rollenspiel- und Weltenbau und das war es doch groß, oder?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Brakiri am 12.11.2012 | 09:02
Man macht also einen Thread auf, um sich darüber aufzuregen, dass es soviele Threads gibt, wo über Realismus im RPG gesprochen wird.
Oooook. ;)

Zunächst haben ja schon viele gesagt: Einfach nicht lesen, oder auch gerne mal in einem Thread, der dich interessiert drum bitten, auf diese off-topic-Diskussionen zu verzichten.
Realismusdiskussionen am Tisch kommen nach meiner Erfahrung meistens dann auf, wenn etwas, was der SL sagt, für die Leute nicht plausibel ist.
Daher sollte man das Pferd von hinten aufzäunen. Solange der SL eine plausible Welt rüberbringt, in dem es Naturgesetze gibt, und sich die Leute halbwegs nachvollziehbar verhalten (bei Irren darf das auch mal unnachvollziehbar sein), sollten sich diese Diskussionen auf ein Minimum beschränken. Bei scheinbar unnachvollziehbarem Verhalten eines NSCs kann man auch gerne mal ein schelmisches Lächeln aufsetzen und sowas sagen wie: "Ja gell? Das scheint keinen Sinn zu machen". Damit glauben die Leute gleich, auch wenn es vielleicht garnicht stimmt: "Ok, da steckt noch was anderes hinter!".

Wenn man plausibel unterwegs ist, und es trotzdem Diskussionen gibt, die Leute darauf aufmerksam machen, dass du das nicht möchtest, kann man später z.B. im eigenen RPG-Forum diskutieren, oder, wenns ein Einzelner ist, ein Ultimatum stellen: Hör auf damit, oder such dir eine andere Gruppe.

So einfach. Ich bin mittlerweile davon abgekommen, wochenlang bei einem Problem weichzuspülen. Man hat ein Problem, man redet drüber, bietet Konmpromisse an, und wenn einer auf stur schaltet: Bitte, da ist die Tür.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 12.11.2012 | 09:39
Sehr lustig ist natürlich auch, das Dolge diesen Thread so wiederbelebt, der eigentlich seit 2 Wochen ruhig war, statt einfach nicht mehr zu schreiben.

Ansonsten was Brakiri sagt, 1. Nihcht lesen und 2. Runden suchen, die auf Realismus oder Plausibilität pfeiffen.

Und Regeldiskussionen gibt es aus meiner Erfahrung aus auch bei Themen, die mit Realismus oder Plausibilität überhaupt nichts zu tun haben.

Zum Beispiel über Settingbegrenzungen, nicht wahr Orko  ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 12.11.2012 | 09:42
Ich finde die Realismusdebatten eigentlich sehr fruchtbar. Ich lese gerne, und schreibe auch hin und wieder ein bisschen was dazu.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 12.11.2012 | 10:49
Ich werde mich jetzt erstmal bemühen, mich aus den entsprechenden Threads herauszuhalten bzw. meine Meinung jeweils einmal darzustellen und dann möglichst schnell wieder zu verschwinden.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 12.11.2012 | 11:11
Da engeht dir was, Dolge, da entgeht dir was.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 12.11.2012 | 12:01
Ich verstehe nicht, wieso man sich über die Spielstile und Meinungen anderer Leute so aufregen kann.

Was am Spieltisch geschieht, okay, da ist man direkt betroffen (kann aber auch die Gruppe verlassen).


Aber was hier geschrieben wird berührt einen doch gar nicht. Entweder es interessiert einen, was andere schreiben, oder nicht. Im ersteren Fall muss man doch in der LAge sein, andere Meinungen und Spielstile zu akzeptieren, sebst wenn man nicht so spielt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 12.11.2012 | 12:36
Manches ist einem halt schon - bei mir vor Jahrzehnten - am Spieltisch untergekommen und während man damals die Unzufriedenheit schlecht in Worte kleiden konnte, erinnert man sich zurück und kann endlich dem Schwert der Rhetorik Revange üben.  :)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 12.11.2012 | 13:38
Wenn ich so drüber nachdenke, hatte wahrscheinlich fast jeder Spieler, zumindest in seiner Anfangszeit, so einen Realismuswahn. Bei mir war das jedenfalls so. Da konnte man mich mit den Standardsprüchen wie "in dem System kann man alles machen, was man in echt auch machen kann" tatsächlich noch ködern. Oder ich bin auf "das und das ist realistisch" angesprungen und hab fleißig mitrealistisiert. Das geilste war freilich, dass ich z.T. im Brustton der Überzeugung völlig unrealistische Ideen als realistisch verfochten habe. Nein, das möchte ich nicht näher ausführen. ;)

Und jetzt geht's mir halt so, wenn ich Diskussionen über Realismus mitbekomme, dass ich denke "Ach herrje, glauben die den Blödsinn immer noch, davon bin ich ja vor zehn Jahren abgekommen". Ich betrachte mich also als spiel-evolutionär weiter fortgeschritten, weil ich diese Fehler schon durchlaufen und daraus gelernt habe. Ich würde mir also wünschen, dass andere aus meinen Fehlern lernen.

Vielleicht tun diese Realismusdebatten auch deswegen so weh, weil man sich selbst (von früher) darin wiedererkennt. Man fremdschämt sich für sich selber, sozusagen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.11.2012 | 13:43
Ich spiele auch diverse unrealistische RPGs. Und sie machen auch durchaus Spaß - Für eine Weile. Aber ich merke halt immer wieder, dass ich mich nach realistischen Systemen zurücksehne, wenn ich längere Zeit unrealistische Systeme gespielt habe.

Es ist einfach so, dass unrealistische Systeme entweder meinen SoD strapazieren oder mich regelmäßig auf die Meta-Ebene zurückwerfen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: evil bibu am 12.11.2012 | 13:45
Ich habe nochmal darüber nachgedacht: Eigentlich nervt mich dieser "Clash of Egos". Und der trat bei den Realismus- (und gleichartigen) Threads mir in letzter Zeit zu oft auf...
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Taschenschieber am 12.11.2012 | 13:51
Ich habe nochmal darüber nachgedacht: Eigentlich nervt mich dieser "Clash of Egos". Und der trat bei den Realismus- (und gleichartigen) Threads mir in letzter Zeit zu oft auf...

Ist bei mir genauso.

Unterschiedliche Spielstile finde ich völlig in Ordnung. Nur die permanenten Debatten, in denen jeder seinen Spielstil als den einzig richtigen darstellen muss, gehen mir auf den Keks.

Und ich habe nicht mal allgemein was gegen Debatten über Stil- und Geschmacksfragen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: OldSam am 12.11.2012 | 14:02
Und jetzt geht's mir halt so, wenn ich Diskussionen über Realismus mitbekomme, dass ich denke "Ach herrje, glauben die den Blödsinn immer noch, davon bin ich ja vor zehn Jahren abgekommen". Ich betrachte mich also als spiel-evolutionär weiter fortgeschritten, weil ich diese Fehler schon durchlaufen und daraus gelernt habe. Ich würde mir also wünschen, dass andere aus meinen Fehlern lernen.

Was ja auch prinzipiell eine gute Sache ist, man sollte immer dazu lernen... In der Tat trifft diese Erkenntnis auf viele weniger erfahrene Rollenspieler zu, wobei es aber genau so auch hier einige AnfängerInnen gibt, denen Realismus egal ist und die z.B. einfach unrealistisches Hack&Slay wollen - und keiner wird wohl behaupten wollen, dass etwa Diablo-Style per se fortgeschrittenes Rollenspiel sei ;)

IMHO ist es darum wichtig noch einen Schritt weiterzugehen und zu erkennen, dass Fortschritt nicht einfach linear verläuft!
Eulenspiegel hat das grad schön zum Ausdruck gebracht, dass er sich oft wieder nach realistischen Systemen sehnt, so geht das mir auch oft, manchmal möchte ich aber auch z.B. sehr gerne mal weitgehend regelfrei und dramaturgie-zentriert spielen...

Fortschritt ist für mich ein dialektischer Prozess, der quasi spiralförmig nach oben verläuft (vom Modell her etwa wie ein DNA-Strang), d.h. man wendet durchaus auch immer wieder mal die selben Ansätze an wie früher, aber auf höherem Level.

Die nächste Stufe des Fortschritts kann daher sehr gut sein, dass man sich vermehrt wieder dem Streben nach Realismus im Spiel zuwendet, wobei man aber bereits viel Reflektion über Möglichkeiten/Unmöglichkeiten, Spielansprüche, Spielerleben, Spielfluß, Wahrnehmung von Plausibilität etc. mitbringt. Wiederum die nächste Stufe könnte sein, sich von Konzepten wie realistisch oder cinematisch und crunchigen Regeln ganz zu entfernen und beispielsweise das schauspielerische Element in den Vordergrund zu stellen oder es könnte auch sein, dass man für sich den Fokus auf taktisches Erleben und militärische Simulation in den Vordergrund stellen möchte oder vielleicht die rein dramaturgische, übertriebene Darstellung der Gefühlswelten und Konflikte etc. etc.

Mein Punkt ist also, es gibt nicht den einen Fortschritt auf der Skala, sondern es handelt sich immer um eine individuelle Weiterentwicklung! Es lässt sich nicht sagen, dass Ansatz A immer besser ist als B.
Wenn jemand z.B. von Anfang an immer nur das rein dramaturgische Charakterspiel ohne Anspruch auf Realitätsnähe als das einzig Wahre ansieht und alle anderen Ansätze geringschätzt, sehe ich darin keinen Fortschritt an Erfahrung. Unabhängig davon was man grad von dem jeweils gewählten Ansatz hält.
Es kommt für mich v.a. darauf an, dass man über die Zeit viele Perspektive eingenommen hat und aus diesen Erfahrungen dann seine eigenen Präferenzen bilden konnte und durch die reflektierte Spielweise jeweils sehr viel aus den aktuell gewählten Ansätzen herausholen kann.




Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: tartex am 12.11.2012 | 14:05
Da konnte man mich mit den Standardsprüchen wie "in dem System kann man alles machen, was man in echt auch machen kann" tatsächlich noch ködern. Oder ich bin auf "das und das ist realistisch" angesprungen und hab fleißig mitrealistisiert.

Ich fand, dass Shadowrun (1) das bessere System sei, weil es die meisten Sprachen auf der Skill-Liste hatte.  ;D

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Brakiri am 12.11.2012 | 14:18
Ich würde da sogar noch weiter gehen.
Nach meiner Erfahrung ist es grade die Erkenntnis, dass man sich nicht ein Bestandteil aus dem RPG rauspicken kann, und damit komplett glücklich wird, sondern das man irgendwann merkt, das alle Bestandteile eine wichtige Rolle spielen (können), der nächste Schritt.

Plausibilität erhöht die Glaubwürdigkeit des Settings, was die Immersion erhöht. Nachvollziehbare NPCs tragen ihren Teil dazu bei, das die Immersion noch besser wird, man fängt an, sich an guten NPcs zu erfreuen, fällt selber noch stärker in die Rollen, reizt also den schauspielerischen Aspekt noch weiter aus usw.
Ebenso taktische oder eher cinematische Kämpfe. Es gibt die passende Zeit für beides, und auch viele Gelegenheiten, dies zu kombinieren um den Kampf noch besser zu machen. Taktischer Anspruch, UND cinematischer Ablauf/Beschreibung.

Ist so wie mit einem Essen im Restaurant im Vergleich mit einem Buffet.
Das Essen mag lecker sein, aber es ist nur ein Gericht, und in der nächsten Woche, möchte man vielleicht doch lieber was anderes essen. Beim Buffett findet man immer irgendwas was man mag, und so ist die Erfahrung viel spassiger weil für jeden was dabei ist, und man Buffet gerne auch öfters mal besucht.

Erstaunlicherweise habe ich primär SLs kennengelernt, die sich auf wenige Aspekte konzentrieren. Einer meiner Ex-SLs z.B. war ein toller Geschichtenerzähler, war aber nicht sicher im improvisieren, was dazu führte, dass die Eigenaktionen der Spieler, also das "Sandbox-Gespiele" nicht zu sonderlich viel geführt(und es hat dem SL auch nicht gefallen, von vom Pfad abzuweichen), weil es ausserhalb des Vorbereiteten lag. Auch mochte er die taktischen Kämpfe nicht, und wollte lieber NUR die Beschreibungen haben, was ihn unbefriedigt, und die taktischen Spieler eher ratlos zurücklies.

Für eine Kampagne mit vielen Facetten, braucht man einfach auch einen offen und sogar talentierten Spielleiter.
Meine Erfahrung ist: Wenn man ALLES einbaut/berücksichtigt, und jede Facette einfliessen lässt, ist das Ergebnis mehr als die Summe seiner Teile.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 12.11.2012 | 14:22
Feuersänger: Bei mir wars genauso, aber ich glaube auch, dass man bei der Abkehr vom Realismus-Wahn früher Tage nicht unbedingt von "Fortschritt" sprechen kann. Individueller Forschritt auf dem Weg zum persönlich favorisierten Spielstil vielleicht.

Den aktuell herrschenden Diskussionen spreche ich aber ab, dass sie in der Lage sind, realistisches Rollenspiel irgendwie zu befördern. So wird das nichts. Alles, was da wiedergegeben wird, ist zu 95% Meinung und Halbwissen, wenn man ernsthaft an Realismus interessiert wäre, würde man versuchen, bestimmte Dinge mit Quellen zu belegen. Spätestens dann würde man aber feststellen, dass man hier Dinge als absolut klar und unverrückbar feststehend sieht, bei der sich selbst die Experten und die Wissenschaft absolut uneinig sind.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 12.11.2012 | 14:29
Deshald spreche ich ja auch davon, das sich für mich ein System realistisch oder plausibel anfühlen muß.

Ich spreche nicht von "sein", aber ich muß das Gefühl haben, das es so funktionieren könnte.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 12.11.2012 | 14:33
Und davon, wie trügerisch dieses Gefühl ist, sprechen all die Threads, die aktuell überall wuchern.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: gunware am 12.11.2012 | 14:36
Meine Erfahrung ist: Wenn man ALLES einbaut/berücksichtigt, und jede Facette einfliessen lässt, ist das Ergebnis mehr als die Summe seiner Teile.
Genau meine Meinung. Für One-Shot nicht so wichtig, aber in einer längeren Kampagne sehe ich (so gut wie) alle Facetten als Plus an.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Brakiri am 12.11.2012 | 14:37
Deshald spreche ich ja auch davon, das sich für mich ein System realistisch oder plausibel anfühlen muß.

Ich spreche nicht von "sein", aber ich muß das Gefühl haben, das es so funktionieren könnte.

Genau so ist es. Diskussionen wenn alle nur Halbwissen mitbringen, bringen garnichts.
Man muss das "Gefühl" haben, dass man entweder sagen kann: "Ja, das könnte ich mir vorstellen", bzw., "Ok, glaube ich mal, habe ich zuwenig Ahnung von".
Wenn man da sitzt mit Fragezeichen, und denkt: "Häh? Wie soll denn das funktionieren?", oder "Wie kann der das wissen, wir haben das erst vor 1h gemacht, und niemand kann das in 20min rausgefunden haben!", dann darf man sich nicht wundern, wenn die Leute lieber diskutieren als sich "verarscht" vorzukommen.
Daher ist Glaubwürdigkeit so wichtig..ohne Sie wird eine Weltensimulation, die ein Setting im Kern ist, unglaubwürdig, und es macht oft keinen Spass sie zu bespielen, weil scheinbar nichts zusammenpasst.

Ich finde es kann sogar spannend sein, wenn jemand richtig Ahnung von einem Thema hat, und ein wenig erzählen kann, WARUM etwas Sinn oder keinen Sinn macht.
Das letzte Hard-Science-Setting hat ein Kumpel von mir geleitet, der Ingenieur ist. Ich habe nicht wenig aus der Kampagne gelernt. Das war teilweise hochinteressant.
Warum Plasmawaffen in der Atmosphäre nicht funktionieren, warum neutrale Partikelkanonen besser funktionieren als ionisierte, und warum es fragwürdig ist, Raketen im Weltall mit Sprengköpfen auszustatten.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.11.2012 | 14:39
@ La Dolge Vita
Welche Threads meinst du?

Der einzige Thread, der mir in letzter Zeit untergekommen ist und in dem versucht wird, realistisches Setting bzw. realistische Regeln zu implementieren, ist der hier:
Generisches Wirtschaftssystem für Fantasy-Settings (http://tanelorn.net/index.php/topic,73239.0.html)
Und bei diesem Thread habe ich nicht das Gefühl, dass die Erkenntnisse besonders trügerisch sind. (Auch wenn sie sich für meinen Geschmack auf den letzten Seiten zu sehr auf High Magic à la D&D fokussieren.)

Bei allen anderen Threads der letzten ca. 6 Monate ging es doch eher darum, ob Realismus im RPG gut oder schlecht ist.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Xemides am 12.11.2012 | 14:46
Und davon, wie trügerisch dieses Gefühl ist, sprechen all die Threads, die aktuell überall wuchern.

Warum sprechen sie davon ?

Wenn ich sage: System A macht mir Spaß, weil das erfüllt ist, System B aber nicht, weil es meinen SoD bricht, ist das doch eine Sache, die nicht trügerisch ist. Es ist einfach mein Gefühl.

Manchmal diskuttiere ich mit dem Sl darüber, warum etwas geht oder nicht, manchmal auch nicht.

Wenn es um Magie oder Psi geht, akzeptiere ich mehr Regeln, als im mundanen an der Realität angelehnten Bereich.

Wenn ich ein ausgesprochenes Superheldensystem spielen wollte, würde ich da auch weniger über Realität nachdenken.

Aber nochmal, wieso ist mein Gefühl trügerisch ? Solange ich beim Spiel zufrieden ist, ist doch alles bestens. Bei dir natürlich auch.

Die Diskussionen hier kann man auch als Austausch beschreiben, was der eine oder andere zum Wohlfühlen beim Spielen braucht. Wenn dich nicht interessiert wie andere Leute spielen, ließ es nicht.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Pyromancer am 12.11.2012 | 14:51
Sich an der realen Realität zu orientieren hilft auch nicht.

Ich hab mal (ohne das vorher zu erwähnen) für ein Abenteuer den Bodenplan einer real existierenden Burg hergenommen (ich mag es realistisch!), und dann hat sich tatsächlich ein Spieler tierisch aufgeregt und hat behauptet, dass in der Realität kein Mensch so bauen würde, dass das architektonisch totaler Schwachsinn sei und realistischerweise müsste doch hier und da... und dort nicht... und überhaupt wolle ich ja nur die Spieler kleinhalten usw.

Der wurde nicht mal kleinlaut, als ich ihm gesagt habe, wo das Original steht, und das er sich das doch gerne anschauen soll, wenn er mir nicht glaubt. Er wusste es trotzdem besser und hat dann nur grummelnd und widerwillig weitergespielt.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.11.2012 | 14:56
@ Pyromancer
Ich vermute mal, der Spieler war kein Realismus-Fan sondern ein Powergamer oder Munchkin und hat das Realismus-Argument nur als Vorwand benutzt, um sich Vorteile zuzuschustern

Ich persönlich würde mich jedenfalls riesig darüber freuen, wenn unser SL reale Bodenpläne benutzen würde. - Wahrscheinlich würde ich auch fälschlicherweise einige Sachen als unrealistisch einstufen. Aber spätestens dann, wenn der SL sagt, dass die Bodenpläne real sind, wäre mein Interesse für die Burg geweckt. Und wenn er dann noch ein paar reale Geschehnisse aus der Burg in den Plot einfließen lässt, hätte der SL mich komplett auf seiner Seite.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 12.11.2012 | 14:57
Bei Midgard sind viele Bodenpläne real. Sicher z.B. beim "Schwarzen Herz der Finsterniss."

Im übrigen finde ich Realismus schon wichtig, weil die Spieler das Gefühl haben sollen, das alles logisch und realistisch ist. Wenn man so WTF Momente hat, ist das nicht gut.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Feuersänger am 12.11.2012 | 14:59
@ La Dolge Vita
Welche Threads meinst du?

Der einzige Thread, der mir in letzter Zeit untergekommen ist und in dem versucht wird, realistisches Setting bzw. realistische Regeln zu implementieren, ist der hier:
Generisches Wirtschaftssystem für Fantasy-Settings (http://tanelorn.net/index.php/topic,73239.0.html)
Und bei diesem Thread habe ich nicht das Gefühl, dass die Erkenntnisse besonders trügerisch sind. (Auch wenn sie sich für meinen Geschmack auf den letzten Seiten zu sehr auf High Magic à la D&D fokussieren.)

Bei allen anderen Threads der letzten ca. 6 Monate ging es doch eher darum, ob Realismus im RPG gut oder schlecht ist.

In diesem genannten Thread geht es ja auch primär um den "Unterbau"; dadurch soll sichergestellt werden, dass die Welt plausibel funktioniert. Das lässt sich sicher auch bei Bedarf direkt in Abenteuer einbauen ("ein Wagenkonvoi liefert Getreide zur Provinz X" -- nun kann man ausrechnen, wie groß dieser Konvoi sein muss), oder man kann auch die mitgelieferte historische Preisliste hernehmen, wenn einem die Spiel-Preislisten offenkundig blödsinnig erscheinen ("ein Ruderboot soll 6000 Silbertaler kosten?" -- gut, in der historischen Preisliste stehen leider keine Boote).

In erster Linie dient sowas bei mir dazu, einen Bruch des SoD zu vermeiden. "Was, dieses 1000-Seelen-Kaff soll eine 100 Mann starke Stadtwache aus schwer gepanzerten Berufskriegern unterhalten?".

Es schwirrt aber derzeit noch eine ganze Welle von Realismusthreads durchs Forum, vor allem im Rollenspiel- und Weltenbau Bereich, hauptsächlich von Gummibär erstellt. Wo es um so Fragen geht wie "Welches Attribut ist für den Nahkampf realistisch" oder "Welche Waffenart ist gegen welche Rüstungsart realistischerweise effektiv" und so weiter. Da geht es um eine direkte Implementierung in die ständig benötigten Spielregeln, und da prallen ganz schnell die Meinungen aufeinander: "Gewandheit." - "Nein, Stärke." oder "Kettenpanzer sind natürlich leicht von Stichwaffen zu durchdringen." - "Nein, von Wuchtwaffen." - "Ich hab mal auf Galileo gesehen..." - "Ich war mal in einer Mittelaltergruppe..."
Und da ist haben wir halt die Situation, dass die Meinung des einen achtzehn wert ist, die des anderen aber zwanzig weniger zwei.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: El God am 12.11.2012 | 15:08
@ Pyromancer
Ich vermute mal, der Spieler war kein Realismus-Fan sondern ein Powergamer oder Munchkin und hat das Realismus-Argument nur als Vorwand benutzt, um sich Vorteile zuzuschustern

No true scotsman?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.11.2012 | 15:15
@ Strindberg der Seefahrer
Ja, die Gummibär-Threads:
Die wurden ursprünglich mit der Intention geschrieben, realistische Regeln zu implementieren. Mittlerweile sind die meisten dieser Threads doch aber zu einem "Ist Realismus ein toller Spielstil?" und "Kann man das ganze nicht auch ohne Realismus lösen?" verkommen.

Man könnte darüber sprechen, welche Eigenschaften bei welcher Waffengattung besonders wichtig und dominant sind. Aber dann wird der Thread von irgendwelchen Realismus-Gegner gekapert die sagen: "Hey, das ist ja total unausbalanciert. Und man kann das ganze doch auch komplett anders lösen. Und legt doch mehr Wert auf die Regeln als auf den Realismus etc."

Zitat
Da geht es um eine direkte Implementierung in die ständig benötigten Spielregeln, und da prallen ganz schnell die Meinungen aufeinander:
Ja, bevor man über eine Implementierung in Spielregeln redet, sollte man erstmal die Fakten sammeln und sondieren.

Aber da ist halt das Problem einiger besonders Ungeduldiger: Sobald man eine bestimmte Sachen vorbringt, versuchen andere, es gleich in eine Regel zu implementieren.

Oder im aktuellen Thread Welches Attribut für Angriff im Nahkampf? (http://tanelorn.net/index.php/topic,77626.0.html) hatte ein User die Idee, ein Regelsystem zu schreiben, in dem die Waffen keinen speziellen Waffenschaden machen. Anstatt jetzt aber einfach das System zu schreiben, taucht er in allen Threads auf und versucht die anderen davon zu überzeugen, dass sein Regelwerk realistisch sei.

Für Realismus-Debatten ist es aber der komplett falsche Ansatz: Man schreibt nicht erst ein Regelwerk und diskutiert dann darüber, ob es realistisch sei. Man diskutiert erst darüber, was realistisch ist und schreibt dann darauf aufbauend ein Regelwerk.

@ La Dolge Vita
Nicht jeder, der einen gefälschten Schottenausweis besitzt, ist auch ein wahrer Schotte. Um ein echter Schotte zu sein, muss man entweder in Schottland geboren sein oder beide Eltern müssen in Schottland geboren sein oder man muss mind. 10 Jahre in Schottland leben, sonst ist man kein wahrer Schotte.

Und um ein Realismus-Fan zu sein, muss man sich für Realismus interessieren und diesen toll finden, sonst ist man kein Realismus-Fan. Oder wie definierst du "Realismus-Fan"?
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Teylen am 12.11.2012 | 15:23
Wieso läßt man die Realismus Fans nicht einfach machen, diskutieren, streiten, ihre Meinung und Ergebnisse haben wie sie wollen?
Die stehlen damit doch keinem die Butter vom Rollenspielbrot und ob sie nun glücklich sind oder nicht kann man doch auch denen überlassen?

Aber dann wird der Thread [von Gummibär] von irgendwelchen Realismus-Gegner gekapert die sagen: "Hey, das ist ja total unausbalanciert. [..]
Das liegt daran weil Gummibär nicht nur ein realistisches System haben will, sondern auch eins das ausbalanciert ist.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ArneBab am 12.11.2012 | 15:57
Das liegt daran weil Gummibär nicht nur ein realistisches System haben will, sondern auch eins das ausbalanciert ist.
Aber das ist doch nicht realistisch!

(sorry, ich konnte nicht widerstehen :) )

Ich denke, das allgemeine Problem an Realismus-Threads ist, dass wir alle der Meinung sind, zu wissen was realistisch ist. Schließlich leben wir ja in der Realität, und die verstehen wir doch, oder?

Also wir verstehen sie doch mindestens so gut wie die Wirtschaftswissenschaftler, die bei der Euro-Einführung versäumt haben, den Staaten ein Werkzeug in die Hand zu geben, das ausgleicht, dass sie ihre Währung nicht mehr abwerten können. Oder etwa nicht?

Und wenn ich mir jetzt vorstelle, diese Wirtschaftswissenschaftler hätten unser Regelwerk zur Simulation der Weltwirtschaft geschrieben…

Warte mal, das haben sie ja…

Zum Glück verwende ich das nicht im Rollenspiel, sonst hätten längst irgendwelche Powergamer gezielt eine Bankenkrise verursacht, um an das Geld der kleinen Leute zu kommen…

Hätte das einen Streit mit den Erzähl-Fans verursacht, die gesagt hätten, dass so die meisten Spieler weniger reißen können und für die meisten der Spaß am Spiel verloren ginge…

Ähm, zurück zum Thema: Nein, wir wissen nicht, was realistisch ist, weil wir immer nur unsere individuellen Erfahrungen haben und dadurch die wirkliche Spannbreite der Möglichkeiten höchstens mit wissenschaftlichen Untersuchungen feststellen können - und selbst damit nur in Grenzen. Und die Ergebnisse davon wären dann für viele nicht plausibel, weil sie ihrer persönlichen Erfahrung widersprechen würden.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: OldSam am 12.11.2012 | 16:32
Der wurde nicht mal kleinlaut, als ich ihm gesagt habe, wo das Original steht, und das er sich das doch gerne anschauen soll, wenn er mir nicht glaubt. Er wusste es trotzdem besser und hat dann nur grummelnd und widerwillig weitergespielt.

Tja, leider die verbreitete menschliche Schwäche eigene Fehler ständig nicht eingestehen zu können und zu versuchen dies durch Pseudo-Stärke/lautes Auftreten/"Selbstsicherheit" etc. zu kaschieren...
IMHO ist das Verhalten v.a. dann aufschlußreich, wenn man sich fragt, worum es dem Spieler eigentlich tatsächlich ging...
Ich bin ziemlich sicher, dass es in einem Fall wie diesem eben nicht ein ehrliches Streben nach Realismus war.

Wenn es ehrliches Interesse an realitätsnahem Spiel wäre, müsste man annehmen, dass derjenige das Original klaglos akzeptiert, mit dem Eingeständnis des eigenen Irrtums. Und das wäre noch nicht mal ein Zeugnis geringerer Kompetenz, da ja jede Burg letztlich auch ein Unikat darstellt und manche Bauentscheidungen real tatsächlich relativ fragwürdig waren, trotzdem aber einfach faktisch vorkamen... *

Viel wahrscheinlicher wären wohl seinerseits Motivationen wie etwa die Suche nach dem spielerischen taktischen Vorteil, wenn ihm da was nicht gepasst hat oder generell das Bedürfnis "klug zu reden", z.B. weil er grad das emotionale Bedürfnis hatte als kompetent anerkannt zu werden. Es könnte auch sein, dass es eine Projektion eigenen Frusts war, oder oder... Jedenfalls nicht das worum es augenscheinlich ging, das war sehr wahrscheinlich nur ein rationalisierendes Instrument.


---
*: In der Tat ist es ja leider nicht mal so, dass unsere heutigen Architekten viel gelernt hätten aus zig Jahrhunderten der Erfahrungen mit dem Gebäudebau - aktuell ist es bei vielen allein das Design was zählt, etwa energetisch sinnvolle Maßnahmen braucht man ja nicht, wenn man stattdessen einfach hofft, dass die Klimaanlagen den ganzen Blödsinn schon irgendwie rausreißen werden...   ::)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 12.11.2012 | 18:37
"Realistisch" wird einfach viel zu oft als Totschlagargument verwendet, um die eigene Meinung durchzusetzen.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ErikErikson am 12.11.2012 | 18:39
"Realistisch" wird einfach viel zu oft als Totschlagargument verwendet, um die eigene Meinung durchzusetzen.

Total unrealistisch ,was du da schreibst.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: Bad Horse am 12.11.2012 | 18:42
Total unrealistisch ,was du da schreibst.

Ich weiß.  ^-^


Das hier ist ja auch der Anti-Realismus-Thread.
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: YY am 12.11.2012 | 18:42
"Realistisch" wird einfach viel zu oft als Totschlagargument verwendet, um die eigene Meinung durchzusetzen.

Was übrigens über einige Threads breiter Konsens unter den "Realisten" war... ;)
Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: OldSam am 12.11.2012 | 23:36
Ähm, zurück zum Thema: Nein, wir wissen nicht, was realistisch ist, weil wir immer nur unsere individuellen Erfahrungen haben und dadurch die wirkliche Spannbreite der Möglichkeiten höchstens mit wissenschaftlichen Untersuchungen feststellen können - und selbst damit nur in Grenzen. Und die Ergebnisse davon wären dann für viele nicht plausibel, weil sie ihrer persönlichen Erfahrung widersprechen würden.

Sehe ich grundsätzlich auch so, es ist eben sehr unterschiedlich wie gut wir uns individuell mit verschiedenen Aspekten der Realität auskennen, der eine weiss viel über Physik, jemand anderes über Medizin, Waffentechnik, Funknetze, Autos, Pferde, mittelalterliche Geschichte usw. usf.

Die Frage ist allerdings wie gehen wir damit um, wenn ein Plausibilitätskonflikt auftritt...
Generell sollte (wenn es nicht grad final um das mögliche Ableben der Chars geht) i.d.R. sicherlich versucht werden den Spielfluß zu waren und erstmal weiter zu machen ohne nervige Diskussionen, in der Hoffnung, dass die Standard-Lösung des Regelwerks zumindest irgendwie vertretbar ist und man jedenfalls Spaß hat und weiterspielen kann (hier kommt es dann sehr auf die System-Qualität an, wie oft und wie stark man mit diesem Ergebnis hinterher eher (un)zufrieden sein könnte).

Wenn es dann aber (idealerweise hinterher) zur Diskussion kommt, wie man so etwas generell handhaben will, können wir uns jetzt entweder intuitiv auf irgendwas einigen was spontan halbwegs passend erscheint oder aber gemeinsam ergründen welche Lösung tatsächlich die wahrscheinlichste wäre, wenn man ein paar Grundlagen des entsprechenden Fachwissens mit berücksichtigt.

Ich persönlich finde hier die "fachliche" 2. Variante sehr viel geeigneter, da man sogar noch als Spieler etwas dazulernt  - sei es nun über Medizin, Physik, Waffentechnik, Geschichte oder sonstwas -  und hinterher eine wirklich plausible und nicht nur pseudo-plausible Lösung vorliegt. Es geht dabei sicherlich nicht um "die perfekte Antwort" (die man natürlich fast nie haben wird), aber es ist nicht so schwierig eine halbwegs fundierte, qualifizierte Aussage zu treffen, wenn man mal kurz ein paar Hintergründe nachliest und gemeinsam eine Lösung sucht.

Die intuitive Variante ist natürlich schneller u. bequemer, aber man bleibt unwissend und erhält Pseudo-Weisheiten, die bei erneutem Aufkommen im Spiel nicht besser werden, sondern vielleicht absehbar sogar wieder neue Plausibilitätsprobleme erzeugen, da sie ja aus einer Realitätssicht sehr fehlerhaft sind.
Falls man natürlich absichtlich cinematisch oder komödiantisch spielt, ist es wunderbar einfach irgendwas anzunehmen, da ist eine Übertreibung oder Parodie oftmals sogar das Ideal, aber davon bin ich jetzt mal nicht ausgegangen, that's a different flavor ;)

Titel: Re: [Rant] Warum ich keinen Realismus mag
Beitrag von: ArneBab am 14.11.2012 | 13:19
Ich persönlich finde hier die "fachliche" 2. Variante sehr viel geeigneter, da man sogar noch als Spieler etwas dazulernt  - sei es nun über Medizin, Physik, Waffentechnik, Geschichte oder sonstwas -  und hinterher eine wirklich plausible und nicht nur pseudo-plausible Lösung vorliegt
Das ganze sehe ich unter zwei Voraussetzungen:



Plausibel ist aber erstmal nur „erscheint den Spielern logisch“, hat also gar nichts mit der wirklichen Realität zu tun, sondern nur mit deren Wahrnehmung durch ~5 Menschen.

Ein klarer Vorteil der fachlichen Variante ist, dass ihre Auswirkungen auf andere Bereiche schwächer sein dürfte: Wir haben zwar alle unterschiedliche Ansichten über die Realität, aber die darunterliegenden Regeln bleiben erhalten, und die Abweichungen liegen in gewissen Grenzen. Wenn wir einfach reine Plausibilität nutzen, allerdings Konsistenz fordern (wenn das einmal so ist, muss das immer so sein), kann das schnell Konsequenzen haben, die nicht mehr plausibel sind.

Beispiel: Wenn im Fußball einmal mit einem um 5 erschwerten Schuss beim besten Torwart des Landes ein Tor landen kann, dann kann ich das immer. Also gründen wir eine Mannschaft und schießen pro Spiel 20 Tore, obwohl die Tore pro Spiel in der Realität bei etwa 5 liegen. In unserer Welt hätten Fußballspiele also eher 20 Tore, und das wird für Fußballfans im höchsten Maße unplausibel sein. Vor allem, weil unsere Charaktere nicht unbedingt ihr Leben dem Fußball gewidmet haben, die echten Spieler aber schon.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum viele Rollenspiele (und Animes) als Charaktere irgendwie besondere Leute nehmen: Da kann man etwas Unfug produzieren, ohne dass es gleich die Plausibilität der ganzen Welt zerbricht.