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Ein Bauplatz wird erkundet
Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf eine Charta für unseren Bund und machten uns gemeinsam mit Samuel auf den Weg zu der Stelle, an der wir uns Niederlassen sollten.
Die SL hatte uns als Hausaufgabe eine vierseitige Beispiel-Charta mitgegeben, mit Ämtern, Mehrheits-Verhältnissen, Ausnahmen, Hierarchien und Kompetenz-Befugnissen. Die wurde dann aber doch eingedampft auf Folgendes:
Charta-Entwurf des Bodensee-Bundes
Eröffnung
Diese Charta gilt für die Aufbau-Zeit des Bodensee-Bundes und soll durch eine neue Charta ersetzt werden, wenn der Bund sich etabliert hat.
Mitglieder
Mitglieder des Bundes sind
Libertillus, filius Gnillumagnus ex Criamon
Birthe Hinrichsen, filia Algeth Rasmussen ex Jerbiton
Marcus, filius Valerius Gladius ex Verditius
Michael, filius Quandrax ex Flambeau
Konzil
Das Konzil entscheidet über Angelegenheiten, die den ganzen Bund und das Zusammenleben betreffen.
Es besteht aus allen anwesenden Mitgliedern. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Alle Stimmen haben gleiches Gewicht.
Entscheidungen erfolgen mit einfacher Mehrheit.
Konzile sollen so selten wie möglich, aber so oft wie nötig stattfinden.
Rechte und Pflichten
Jedes Mitglied hat das Recht, von Konzils-Sitzungen informiert zu werden.
Jedes Mitglied hat die Pflicht, 3 Seasons im Jahre für den Bund zu arbeiten. Die Art der Arbeit legt das Konzil gemeinschaftlich fest.
Vis
Über die Verwendung des Vis entscheidet das Konzil.
Vis, das nicht für gemeinschaftliche Zwecke des Bundes benötigt wird, wird auf dem Wintersonnenwends-Konzil fair unter den Mitgliedern aufgeteilt.
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Änderungen dieser Charta bedürfen der Zustimmung aller Mitglieder.
Die SL (übermittelt durch einige NSCs) ist zwar skeptisch, ob wir mit so wenig Bürokratie-Schnickschnack zurechtkommen werden, aber die Jung-Magier sind zuversichtlich. Wie ist das denn bei anderen Ars-Magica-Runden? Gebt ihr euch den Satzungs-Overkill mit Geschäftsordnungsanträgen auf dem Konzil etc.?
Die Reise an den Bodensee war kurz und ereignislos, nach wenigen Tagen erreichten wir das Örtchen Uhldingen, wo wir uns im Gasthaus einquartierten. Da es erst Mittag war führte uns Samuel noch zu der Stelle, die er ins Auge gefasst hatte: Etwa eine halbe Stunde von Uhldingen entfernt, in der Nähe des Seeufers, befanden sich die Grundmauern eines gewaltigen Anwesens. Es schien, als wäre es vor langer Zeit abgebrannt, und die Steine verrieten mir, dass sie wohl vor 350 Jahren geschlagen worden waren. Der Keller war noch gut erhalten, und Marcus und ich wagten uns in die Tiefe. Dort fanden wir etliche noch gut erhaltene Räume, unzählige Spinnen, und zu guter Letzt einen Geist, Maximilian. Wir unterhielten uns ein bisschen mit ihm, er schien zwar nett, aber nicht sehr mitteilsam. Einzig, dass er ein Jäger des weißen Hirschen, im Feuer umgekommen und ohne direkte Nachkommen gewesen sei konnten wir ihm entlocken. Während ich noch versuchte, ihm einige Geheimnisse des Jenseits zu entlocken, eilte Marcus nach oben, um unsere beiden Sodales von unserem potentiellen Untermieter zu unterrichten. Sie kamen auch gleich, konnten aber den Geist nicht sehen und störten durch ihren lautstark geäußerten Unmut meine interessante Unterhaltung.
Es ist einfach unglaublich. Marcus sieht nicht nur aus wie Libertillus, er hat offensichtlich auch eine ähnliche Auswahl an Vorteilen getroffen. Die Verwandtschafts-These erhärtet sich, und ich als Spieler bin immer noch im Unklaren, ob das einfach Zufall ist, oder ob hier SL und Mitspieler ein krasses Ding abziehen. Ich fänd beides cool!
Als wir alle wieder im Tageslicht waren begannen schon die Beratungen, wie wir das Gebäude wieder aufbauen wollten. In der Nähe verlief noch ein Bach, und Birthe malte sich schon Mühlen und Karpfenteiche aus. Wir beschlossen, am nächsten Tag dem Bachlauf zu folgen und weiter die Gegend zu erkunden.
Wir verbrachten den Abend im Gasthaus, und während Birthe mit einem Dorfjüngling anbändelte teilten wir Jungs uns Geschichten aus unserer Jugend. Endlich brach auch Marcus sein Schweigen bezüglich seines kindhaften Aussehens und erzählte, wie er als Kind einmal in einem einstürzenden Keller gefangen war und von dort von einer Fee gerettet wurde, die ihn durch die Feenreiche in die Freiheit führte - seither ist er körperlich nicht mehr gealtert! Meine Geschichten über Werbäume und Zauberwölfe fanden auch Anklang. Nur Michael behauptete, ihm wären noch keine interessanten Dinge passiert, was ob der Verletzungen, mit denen er beim Tribunal auftauchte, etwas unglaubwürdig war. Zusammen mit der Bemerkung Murions auf dem Tribunal, dass er schon Leute getötet habe, ist klar, dass er etwas vor uns verbirgt...
Am nächsten Morgen brachen wir viel zu früh auf, den Bachlauf zu erkunden, und erreichten schon nach kurzer Zeit ein weiteres kleines Dorf: Mühlhofen. Wir folgten dem Bachlauf weiter und erreichten schließlich die Stelle, an der der Bach aus dem Boden kam. Für den Rückweg wollten wir einen weiten Bogen durch den Wald schlagen, und entdeckten dort einen Kreis aus zwölf uralten Eichen! Michael zog sofort die Verbindung mit meinem Werbaum, und Marcus spürte, dass in diesem Ort große Magie wirkte, so dass wir beschlossen, die Nacht dort zu verbringen.
In der Nacht wurden wir dann tatsächlich von einem magischen Riesen-Eber angegriffen, den wir trotz aller meiner Versuche, die Sache friedlich zu lösen, töten mussten. Immerhin konnten wir aus seinem Kadaver etwas Vis extrahieren. Marcus lies sich noch von einer Kreuzotter beißen, sonst verging die Nacht aber ereignislos.
Am nächsten Morgen kehrten wir durchnässt - es hatte in der Nacht zu regnen begonnen - nach Uhldingen ins Gasthaus zurück, wo sich Michael und Birthe mit einem heißen Bad aufwärmen wollten. Ich setzte mich in den Gastraum und schloss Bekanntschaft mit Hermann, einem reisenden Händler für ungewöhnliche Dinge, der einen Laden in Konstanz hatte: Ein wichtiger Geschäftskontakt für die Zukunft, und ein interessanter Zuhörer für meine Geschichten.
Josef, ein Verwalter, den wir aus Durenmar ausgeborgt hatten, hatte am Tag zuvor die Besitzverhältnisse des abgebrannten Gutshofes geklärt: Das Land gehörte dem Kloster, dass sich aber zögerlich zeigte, was einen Verkauf anging, und auch den potentiellen Besitzer kennenlernen wollte. Wir planten, uns bei der Dorfbevölkerung und vor allem beim ansässigen Pfarrer einzuschleimen, so dass sie Fürsprache für uns einlegten.
Da ist ganz schön viel passiert. Ein Geist als Untermieter und ein geheimnisvoller Eichenhain in der Nachbarschaft, ein weißer Hirsch im Wald und Landjugend auf Freiersfüßen - das verspricht Spaß!