Ein Problem das immer wieder aufgetaucht ist, war das einige zentrale Themen des Settings immer wieder nicht so recht funktioniert haben. Resleeving bzw. Remerging war so ein Fall. Die Spieler wollten immer lieber in ihren Morphs bleiben und per Raumschiff fliegen, statt sich zu egocasten. Kam insgesamt nur zweimal vor. Ich habe dann Raumfahrt zu einem stärkeren Trend in der Welt gemacht, um den Spielern entgegenzukommen. Außerdem führte die Möglichkeit der Gegenspieler in jedem möglichen Körper aufzutauchen zu einer enormen Paranoia bei den Spielern, die das Spiel mitunter stark lähmte.
Im Anschluss haben wir Continuity gespielt und das endete leider mit dem Tod der gesamten Gruppe und damit auch der Kampagne, obwohl an sich alle Spaß hatten.
Interessant. Haben deine Spieler(innen) gesagt, warum sie nicht egocasten/resleeven wollen? War ihnen selbst das zu blöd oder war das Teil ihrer Charaktere (im Sinne von Biokonservativen)? Das ist ja letztlich einer der Kernpunkte des Spiels.
Paranoia bei den Spieler(inne)n würde ich in einem Conspiracy Horror Setting mal grds. als Erfolg bewerten ;) Wie hat die bei euch das Spiel gelähmt? Zu viel Planerei oder so?
Ja, Continuity ist eine richtige Todesfalle, deswegen liebe ich das Szenario ;D Passt finde ich ziemlich gut zu EP.
Wie weit sind denn deine Leute im Durchschnitt gekommen? Bei uns war in dem Moment Schluss,(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Oder das so lange geplant wurde, um gegen jede technisch Möglichkeit gewappnet zu sein. Das führte zu endlos wirkenden Diskussionen, die nicht aus der Geschichte sondern aus dem Setting geboren waren.
Kaum zu glauben, was die Präsentation ausmacht - andere SF-Settings lösen dieses Verhalten nicht aus, obwohl sich der Techlevel nicht großartig unterscheidet bzw. eigentlich "schlimmer" ist, was irgendwelche Gemeinheiten angeht.
Da den Spielern von Anfang an weniger Optionen zu geben und auf vorgefertigte Pakete zu setzen kann (muss aber nicht) helfen.
An welche andere SciFi denkst du da?
Das ist doch unterm Strich auch nur eine Art von Ausrüstung.
Bei EP ist das irgendwie so, als würde ich jemandem ein zeitgenössisches Setting beschreiben und der unternimmt dann alles, um sich vor Atomangriffen, Ebola und Meteoriteneinschlägen zu schützen.
Insbesondere autonomist-affinen Spielern sollte man da vlt. die Aufforderung, nicht zu hoarden, nahelegen.
Dementsprechend würde ich aber auch sagen, dass es zu Problemen führt, wenn die Spieler(innen) ihre Firewall Agenten wie Shadowrunner spielen.
Ein komplett OOC stattfindendes Problem wird man nicht nur mit Settinghinweisen und Ausspieltips beheben können.
Zumal das spätestens für Firewall-Agenten nur noch eingeschränkt gelten kann, Autonomist hin oder her.
Ich würde eher sagen, SR und EP leiden unter der gleichen Fehlreaktion von Spielerseite.
In EP stehst du als Firewall Agent den TITANs und selbst deiner eigenen "Organisation" genauso hilflos gegenüber, wie ein DG Agent dem Mythos. Im Zweifelsfall ist es nicht entscheidend, ob du und tausend andere sich mit Exsurgent infizieren oder einen truedeath sterben, wenn dadurch ein neuer Fall verhindert werden kann. Dass du nicht weißt "wann du mit was rechnen kannst" ist also Teil deines Jobs -und wenn du es wüsstest, würdest du ihn nicht machen, sondern dich auf einem Simulspace-Server aus dem Sonnensystem schießen lassen. Auf ewig "on the beach, drinking mai tais and banging polynesian hookers until the fucking Old Ones show up" wie es Scott Glancy mal politisch unkorrekt über Delta Green Agenten gesagt hat. Das du es als Spieler(in) auch nicht wissen kannst, ist dementsprechend Teil des Settings/Genres.
Aus meiner Sicht liegt das Problem vor allem auf der Settingseite. Wenn ich Mondsänger richtig verstanden habe, wollten seine Spieler ja auch nach dem Umstieg auf FATE nicht resleeven.
Dass du nicht weißt "wann du mit was rechnen kannst" ist also Teil deines Jobs -und wenn du es wüsstest, würdest du ihn nicht machen, sondern dich auf einem Simulspace-Server aus dem Sonnensystem schießen lassen.
Bleibt eben die Frage, ob man den Weg des geringsten Widerstandes geht und das so akzeptiert oder den Versuch unternimmt, die Spieler entsprechend zu "erziehen". Mit ungewissem Ausgang und wackliger Rechtfertigung ;)
Das Schöne bei EP ist aber immerhin, dass die Antwort auf die Frage, warum man den Scheiß überhaupt macht, sich für viele "modernere" Charaktere gar nicht stellt.
Die sind nämlich tatsächlich schon irgendwo in einer kleinen Dose unterwegs nach Weit Weit Weg.
Aber eben nicht nur, sondern auch ;)
Der Fork, den man tatsächlich spielt, kann sich also beruhigt und sehenden Auges opfern. Die Firewall-Leute wissen ja durchaus, worauf sie sich einlassen - jedenfalls abstrakt.
Bevor ich meine Spieler(innen) zu irgendwas zwinge, das sie nicht wollen, lasse ich es entweder bleiben oder baue gemeinsam mit ihnen das Setting so um, dass es passt (wie es z.B. Mondsänger getan hat, indem er die EP Raumfahrt stärker gemacht hat).
Irgendwelche Spezialanfertigungen kann man immer als Blueprint mit sich führen und bei Gelegenheit nachdrucken.
Beim Morphwechsel muss man halt deutlich machen, dass ein großer Bedarf an Morphs besteht und man dementsprechend sehr viel tun muss, damit der eigene Spezialmorph irgendwo leer rumstehen kann, bis man wieder von Titan zurück auf dem Mars ist.
Um mal wieder auf die praktische Erfahrung zurückzukommen, ist Forking tatsächlich auch so ein Problem. In einer der Continuity-Runden, die ich geleitet habe, war bspw. ein Spieler kurz konsterniert, als ich ihm sagen musste, dass ich als SL seinen Suicide-Fork im Zweifelsfall übernehme.
Ich hab das mit den Forks jetzt in dieser Form noch nicht ausprobiert, aber was spricht dagegen verschiedene parallel agierende Forks eines Charakters vom Spieler führen zu lassen?
Ich hab das mit den Forks jetzt in dieser Form noch nicht ausprobiert, aber was spricht dagegen verschiedene parallel agierende Forks eines Charakters vom Spieler führen zu lassen?
Lässt sich beim Forken eigentlich feststellen, was das ursprüngliche Ego ist und was die Forks, oder sind das wirklich alles zu 100% identische "Kopien"?Kommt letztlich auf den Fork an - es gibt Forks verschiedener Qualität: Alpha, Beta, Delta und Gamma. Nur Alpha ist eine eins-zu-eins Kopie, Beta und Delta sind "abgespeckte Versionen", und Gamma ist der Begriff für eine Version mit Kopierfehlern. Man kann sich natürlich entschließen, in die Kopie irgendein distinktes Merkmal oder eine Versionsnummer oder was auch immer einzubauen/einbauen zu lassen, es würde aber schon aufgrund der Vielseitigkeit und Größe des Settings gar keinen Sinn machen, das grundsätzlich immer und überall passieren zu lassen. Alpha-Forks sind nebenbei auch in vielen Gesellschaften illegal.
Lässt sich beim Forken eigentlich feststellen, was das ursprüngliche Ego ist und was die Forks, oder sind das wirklich alles zu 100% identische "Kopien"?
Meine Erfahrung ist, dass der Hintergrund (und EP im Allgemeinen) mir zwar sehr gut gefällt, aber vom SL mindestens so viel Arbeitszeit wie oWoD Mage braucht, um überhaupt irgendwie gangbar gemacht zu werden. Extrem viele Dinge, die ein ganzes Quellenbuch rechtfertigen (wie zum Beispiel die "Facebook-Ökonomie" der Anarchisten), werden zu holzschnittartig ausbuchstabiert, um sich die realen Lebensumstände einer Person in so einem System vorzustellen.
Für die Spieler ist das auch eine ziemliche Zumutung, falls man nicht exklusiv begeisterte Transhumanisten und Sci-Fi-Leser am Tisch sitzen hat - nicht nur benötigen die massiven Umwälzungen viel Energie des SL, um sich dann auch praktisch am Tisch in alltäglichen Kleinigkeiten widerspiegeln zu können, die Spieler haben es oft mindestens genau so schwer, sich ernsthaft in ihre Charaktere hineinzudenken, und werden von den Möglichkeiten und Grenzen des Systems manchmal zu einer gewissen Passivität verleitet.
Naja, vielleicht sind meine Ansprüche tatsächlich ein bisschen zu hoch. Der Hintergrund schüchtert mich ein bißchen ein, weil ich ihn einerseits sehr toll finde, er aber andererseits viele Probleme hat, z.B. können die ganzen Fraktionen ja teilweise überhaupt nicht miteinander (im Sinne von ideologischer Fundamentalopposition), andererseits können sie eigentlich auch nicht ohneeinander (was Ressourcen usw. angeht). Zudem möchte ich natürlich, wenn die sowas wie eine ganze Fraktion aus Anarchisten präsentieren, das auch in ein tolles, besonderes Setting verarbeiten (sonst brauche ich ja kein Anarchistenhab als Szenerie, wenn die Politik/Ökonomie dann gar keine Rolle spielt) , es wird aber da (wie auch bei den anderen, abgedrehteren Fraktionen) einfach nur sehr begrenzt klar, wie der real existierende Anarchismus denn nun funktioniert, Probleme werden ausgeblendet; und sehr sehr oft schlägt die rosa Brille der Entwickler zu, man hört sie gradezu: "Anarchisten, geil!" schreien und alle sich aus ihren tollen Ideen-Skizzen ergebenden Probleme konsequent ignorieren.
Was ich mit "komplexer" meinte: Ich finde es persönlich interessanter, einen SC zu spielen, für den die Angst präsent ist, dass die Ich-Kontinuität durch irgendwelche Resleeving-Prozesse unterbrochen wird und der Tod immer noch der "wahre" Tod ist, auch, wenn ein quasi identisches Bewusstsein in einem anderen Körper zum Leben erweckt wird, als einen, der davon ausgeht, dass er locker von Morph zu Morph springen kann und dabei weiterlebt - einfach, weil durch ersteres Uploading und Morph-Wechsel als ernsthafte Entscheidungen erscheinen. Wenn der Common Sense ist, dass es nichts "bedeutet", den Körper zu wechseln, dann habe ich irgendwie das Gefühl, dass dabei alle schwierigen Fragen, die mit dem Thema zusammenhängen, vom Tisch gewischt werden.
Was bei EP für mich halt langweilig klingt, ist die Variante: "Ist doch egal, wenn wir mit einem toxischen Mem infiziert sind, wir burnen einfach diese Morphs und gehen zum letzten Backup zurück" - interessant wird es aber, sobald eine solche Entscheidung als denkbar, aber höchst problematisch erscheint. Bin ich bereit, "ein bisschen zu sterben", um die Ausbreitung eines toxischen Mems zu verhindern? Und letzteres wird halt erst mal stärker bei Mindjammer impliziert ...
Welche Rolle spielen für euch Backups - EP wird ja zuweilen als savepoint-System bezeichnet - bzw. die Unwahrscheinlichkeit eines truedeath?1) Es nimmt natürlich die Gefahr zu sterben. Aber es gibt dennoch andere Gefahren: Wenn du sozial geächtet wirst oder im Gefängnis landest, hilft dir auch ein Backup nicht. Wenn jemand deine Firma beschlagnahmt, bleiben dir zwar deine Backups, aber du bist trotzdem pleite.
Sind die "schwierigen Fragen" zu Uploading und Morph Wechsel bei euch ein Thema und wenn ja, wie setzt ihr das in einem Setting um, in dem per Egocast gereist wird, Morphs as written als Ausrüstung behandelt werden (mit einem Wert der sich irgendwo zwischen Auto und Haus bewegt?) und ich jemandem, den ich erschieße, als Wiedergutmachung einen neuen Körper kaufen kann?Ich finde, das ist es doch erst, was transhumanistische Settings interessant macht. Ohne diese Sachen könnte ich auch gleich klassische Science Fiction spielen.
Sind die "schwierigen Fragen" zu Uploading und Morph Wechsel bei euch ein Thema
Da kommt doch wieder der philosophische Hintergrund mit rein, und mMn darf man diese Fragen eigentlich nicht stellen, sonst haben sich Egocast, Morphwechsel und Backup direkt weitestgehend erledigt.
Syndikate nutzen bei uns gerne mal die Methode, die Leute gefangen zu nehmen, entsprechende psychologische Schäden anzurichten und darauf zu achten, dass davon auch ja ein Backup gemacht wird...
Wenn ich dich richtig verstehe, würdest du dafür plädieren, die Problematik zumindest bei Egocast, Morphwechsel und Backup auszublenden.
Beim Morphwechsel per Stacktransfer kann es noch gehen, aber spätestens bei Egocast und Backup darf man die Frage nach der Identität eben nicht stellen.
Hier kann kein SC eine andere als die offizielle Meinung vertreten, weil er sonst innerhalb von Firewall schlicht nicht funktionsfähig ist.
In ideal circumstances, a person who is intentionally
resleeving (p. 270) can arrange for the uploading and
resleeving process to occur without any noticeable
loss of continuity. Though the experience of switching
from one morph to another is still a bit jarring, the
transition itself can be made into a seamless process,
with no gaps in awareness or memory, which helps
reduce associated mental stress.
Mir ist das insofern recht, weil sich dann viele Spieler besser zurechtfinden und ich selbst in Sachen Singularität und Transhumanismus eher übersättigt bin und das nicht an jeder Ecke haben mussWieso spielst du dann Eclipse Phase?
Vielleicht weil das Setting noch genügend andere interessante Facetten bietet?
Aber sorgt die Variante: Uploading als allerletzte Möglichkeit, als dramatische Entscheidung, als Sonderfall etc. nicht gerade dafür, dass der Horror und die existenziellen Fragen, die damit verbunden sind eher in den Hintergrund rücken? Allzuoft kann ich das Thema dann ja in Bezug auf die SCs nicht bringen, weil ich ansonsten ständig neue Charaktere mache oder wieder bei EP lande. In einem solchen Setting (Beispiel Mindjammer) kämpfen die Charaktere aus meiner Sicht eben nicht um ihre Identität, sondern wie in allen anderen Settings gegen den Tod als "das Schlimmste was mir passieren kann".
Ein großer selling point an EP als Horror-Setting ist für mich der Zynismus mit dem die Frage "wer oder was bin ich eigentlich?" behandelt wird:
Bin ICH an meinen Körper gebunden?
Wenn ja, dann Herzlichen Glückwunsch, DU bist tatsächlich draufgegangen als DU auf der Flucht vor mordbrennerischen AI Kriegsmaschinen den Egocast als einzigen Ausweg gewählt hast.
Wenn nein, dann darfst du dir im Morph-Shop einen neuen holen, aber nur wenn du deine Knechtschaft für die Hypercorps abgeleistet hast. Und klar kannst du Forks erstellen, mit denen du dir die Arbeit teilst. Diese ANDEREN solltest du aber wieder löschen, damit du nicht zuviel über DICH nachdenken musst.
Bin ICH mein Ego?
Wenn ja, dann pass gut auf deine Backups auf. Sonst landest DU am Ende auf irgendeinem Server der Wahnsinnigen von Legba. Aber hey, wenn es DIR mal schlechtgeht, geh einfach zum Psychosurgery-Doc. Der schneidet DIR bei der Gelegenheit gleich noch dieses lästige soziale Gewissen raus.
Wenn nein, mit wem rede ich dann hier?
Die Beispiele für Stories mit Identitäts-Thema sind alle enorm interessant. Mein Problem mit EP: Wenn Egocasts bereits als Reisemethode mehr oder weniger Routine sind, dann gäbe es im Verlauf eines normalen Szenarios so viele Punkte, an denen man sich über diese Identitätsprobleme den Kopf zerbrechen müsste, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man noch dazu kommt, andere Elemente des Settings/des SC anzuspielen, wenn man das Thema halbwegs ernst nehmen will.
Da hätte ich das Ego-Thema lieber gelegentlich und dann richtig im Spotlight, und das geht eben besser, wenn es in dem Setting nicht Common Sense ist, dass man dauernd castet, forkt und zu Backups zurückgeht. Es ist ja nicht gesagt, dass man in einem Setting, wo der Morph-Wechsel kritisch betrachtet und von den meisten nicht unbedingt als direktes Fortleben des eigenen Ich verstanden wird, deshalb niemals auf ein Backup zurückgehen oder Forken würde. Aber für die meisten wäre es halt keine leichtfertige Entscheidung, so was zu tun. Und wenn dann der gleiche (selbe?) SC vom Backup in einem Klonkörper zurückkehrt, gäbe es für ihn und die anderen SC halt zumindest den Anlass, sich zu fragen, ob er jetzt die selbe Person, die gleiche oder nur eine ähnliche ist. Das scheint mir bei EP halt nach der offiziellen Settingbeschreibung erst mal nicht so zu sein - da wäre es für die meisten ganz normal, davon auszugehen, dass die Kontinuität der anderen Person gewährleistet ist, auch, wenn ihr vielleicht zwei Wochen fehlen und sie in einem völlig anderem Körper auftritt.
Ich stelle mir halt vor, dass man sich, wenn man diese Setting-Prämisse annimmt, im Spiel entweder in diesem Identitätskram verzettelt oder dann doch dabei landet, die Körper wirklich nur als Ausrüstung zu behandeln und die Implikationen des Forking, Morph-Wechsels und Backups wenn überhaupt viel seltener anspielt, als es durch das InGame-Geschehen eigentlich angezeigt wäre.
Templeton’s World (Terrestrial/M0V/Fissure and
Martian): Originally a Pathfinder colony thought
lost when the cavern housing it collapsed, the survivors
here defected to the Titanian Commonwealth
after regaining contact over a year later and finding
that under Pathfinder policy, their resleeved backups
were considered their legal selves and they, now
considered aberrant forks, had no civil rights and
were legal non-entities.