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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: D. Athair am 28.10.2014 | 14:09

Titel: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: D. Athair am 28.10.2014 | 14:09
Braucht es diese Weltenbände?
Wenn ich mir Urchin, das Points-of-Light-Konzept von D&D 4, DCC RPG, LotFP, Fiasko, die Settingskizzen von Crypts & Things oder 13th Age oder die Herangehensweise von Everway anschaue, dann kann man ohne weiteres zu dem Schluss kommen. Effektiv braucht es ein paar Grundannahmen, ein paar Details, ... damit eine Spielrunde losspielen kann.

Andererseits leben Spiele wie L5R, Ars Magica, the One Ring, Pendragon, WH 40K, DSA ... von ihrem Setting. Bei manchen Spielen ist es die Verknüpfung von Spielweltannahmen und Regelwerk, welche das Spiel zu etwas besonderem machen (L5R, Pendragon). Andere Settings sind von sich aus so faszinierend, dass dafür vielfach sogar eher ungünstige Regeln in Kauf genommen werden (40K, DSA!!).

Bleiben die Fragen:
Welchen Wert haben vorgefertigte (und evtl. auch ausdefinierte) Settings?
Hat die Vorliebe damit mit Barbiespiel und/oder Freispiel/Kinderspiel zu tun?
Mit Träumen von fremden Welten?
Helfen Settingbücher tatsächlich einen gemeinsamen Vorstellungsraum am Spieltisch zu erzeugen?
Was spricht für und gegen Settingbände?
Welchen positiven oder negativen Einfluss haben Settingbücher auf die DIY-Haltung?

... es geht ja scheinbar auch ohne diese Bücher (s.o.).


Über allem stehen die Fragen:
Braucht man Settingbände zum Spielen?
Sind Settingpublikationen überbewertet?

Antworten auf diese Fragen sollen im Diskussionsverlauf entstehen. Das wäre jedenfalls mein Ziel.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: sindar am 28.10.2014 | 14:22
Fuer mich ist das ganz einfach: Gute vorgefertigte Settings nehmen mir Arbeit ab. Daran bemesse ich uebrigens, ob ich ein Setting / einen Settingband fuer gut befinde: Nimmt es / er mir Arbeit ab? Ich habe im Grossen und Ganzen kein Problem damit, Zeugs aus dem Aermel zu schuetteln. Bei einer laengeren Kampagne fuehrt das aber rasch zu Widerspruechen, einfach weil mein Gedaechtnis mich irgendwann im Stich laesst. Ausserdem ist das, was ich mir aus dem Aermel schuettle, doch immer wieder das mehr oder weniger Gleiche.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: La Cipolla am 28.10.2014 | 14:25
"Brauchen" und "Haben wollen" sind ja zwei Dinge, die im Hobbybereich nur selten zusammengehen. ;)
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: GustavGuns am 28.10.2014 | 14:25
Kommt halt drauf an, wie gut sie sind. Aber für gewöhnlich sparen sie dir eine Menge Zeit bei der Erschaffung einer Kampagne und der Dramatis Personae und helfen dabei, die Welt voll von diesen kleinen Details erscheinen zu lassen, die ein Setting erst so richtig lebendig machen.

Ich hab keine Ahnung was Barbiespiel/Kinderspiel und das alles ist.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: D. Athair am 28.10.2014 | 14:27
Ich hab keine Ahnung was Barbiespiel/Kinderspiel und das alles ist.
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91197.msg1892104.html#msg1892104 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91197.msg1892104.html#msg1892104)
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Shadom am 28.10.2014 | 14:28
A. Manche Settings haben Eigenarten, die ein eng verzahntes System nötig machen. Umgekehrt führt, dass dazu das diese verzahnten Systeme fast nur bei diesem Setting funktionieren. Da macht es Sinn beides zusammen zu veröffentlichen. Da ist also eine veröffentlichte Settingbeschreibung irgendwie notwendig weil sonst mit dem System keiner was anfangen könnte.

B. Manche Settings leben von Details. Diese Details wie eine genaue Beschreibung der Religion oder einiger Locations sind für viele Runden perfekt geeignet um Immersion zu erschaffen. Das kann man schlecht Improvisieren, da dann keiner sich vorher darauf einstellen kann. Eine lange improvisierte Runde kann evtl. diese Detailtiefe erreichen, aber gerade zu Anfang geht das nicht.

C. Manche Spieler / Spielleiter widerrum halten sich gerne an gedruckten Fakten fest. Das Settingbuch gibt ihnen Sicherheit in ihrer Beschreibung (steht ja auf Seite 10 also kann mir da keiner reinreden) oder liefert ihnen Inspirationen (wo sind die Orkhorden eigentlich hin nachdem sie die Hauptstadt gestürmt haben? Da kann man doch ein Abenteuer draus machen).

D. Vorgefertigte Setting erlauben für Spielleiter, die viel vorbereiten, eine Menge Arbeitserleichterung. Es gibt vermutlich fertige Abenteuer (die ohne das passende Settingbuch per Defintion doch sehr generisch wären) und selbst wenn nicht kann man eine Menge Details aus der Beschreibung einfach übernehmen.


Was bleibt ist der Rest.
Der Rest sind im Bestfall sehr coole Settingideen, die ausgearbeitet wurden. Die Ausarbeitung hätte man sich bei der passenden Runde, aber auch sparen können. Bei einem geeigneten Spielleiter und einer motivierten Runde würde ein 1-2 Seiten Zusammenfassung mehr als ausreichen (bei vielen Settings sogar ein Paragraph) und der Rest wird selbst gefüllt.
Meine Runden laufen immer öfter so, dass man sich beim ersten mal trifft und gemeinsam Brainstormt. Dann fülle ich als Spielleiter ein paar Lücken bis zum nächsten mal und fertig ist das neue Setting. Die entstehenden Settings sind nicht immer originell, aber immer passend zur Runde.
Wenn man mehr Wert auf ein cooles Setting legt kann man das "Brainstormen" etwas organisieren (z.B. mit Microscope) und dann wird es meistens sogar sehr originell. Insoweit verzichte ich (außer bei sehr schwer in generischen System darzustellenden Settings) mittlerweile auf Settingbände, da mir Immersion durch vorgefertige Details selber nicht liegt.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 28.10.2014 | 14:55
Ich mag sorgfältig ausgearbeitete Settings. 0815-Settings finde ich langweilig. Und  Eigenkreationen nie so ausgefeilt werden könnten wie Kaufsettings und ich eh nicht Zeit und Lust habe, selber zu schreiben, kaufe ich lieber.

Also, klar für Settingbücher.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: D. Athair am 28.10.2014 | 15:09
Vorgefertigte Setting erlauben für Spielleiter, die viel vorbereiten, eine Menge Arbeitserleichterung. Es gibt vermutlich fertige Abenteuer (die ohne das passende Settingbuch per Defintion doch sehr generisch wären) und selbst wenn nicht kann man eine Menge Details aus der Beschreibung einfach übernehmen.
Die Abenteuer von LotFP und DCC RPG sprechen eine sehr andere Sprache. Oder: Generisch sind die sicherlich nicht. Das trifft eher auf etliche PF-Abenteuer und auch manche DSA-Abenteuer zu.

@ Arbeitserleichterung: Warum nicht "Werkzeugbücher" wie Vornheim, The Seclusium of Orphone of the Three Visions, Runequest Cities, Ultimate Toolbox oder auch sowas wie WFRPs Renegade Crowns nutzen? Was macht die weniger nützlich als einen Settingband?

[1] Manche Spieler / Spielleiter widerrum halten sich gerne an gedruckten Fakten fest. Das Settingbuch gibt ihnen Sicherheit in ihrer Beschreibung (steht ja auf Seite 10 also kann mir da keiner reinreden) [2] oder liefert ihnen Inspirationen (wo sind die Orkhorden eigentlich hin nachdem sie die Hauptstadt gestürmt haben? Da kann man doch ein Abenteuer draus machen).
Bei [1] frage ich mich halt: Hilft das dem Spiel? Was verhindert, dass das Spiel unflexibel wird? Beispiel: Adeliger aus Weiden (DSA). Finde da mal einen Platz für, wenn der Spieler Ideen hat, die den bestehenden Geschlechtern übergestülpt werden können.
Punkt [2] ist einleuchtend.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Boba Fett am 28.10.2014 | 15:12
Ein gutes/interessantes Setting ist für mich ein Kaufgrund für ein Rollenspiel.
Ein gutes System ist inzwischen ein netter Bonus.

Das liegt aber daran, dass ich mir notfalls ein anderes System nehmen und es mit einem interessanten Setting spielen kann. Ich hab genug Auswahl.
Jemand anderes wird sagen, dass er genug Settings hat, um sich nehmen zu können, was er spielen möchte, aber eben noch ein neues System mit interessanten Regeln sucht, genau anders herum reagieren.

Letztendlich läuft es doch auf ein "Wo habe ich genug Angebot / Erfahrung / ... hinaus und wo möchte ich vorkonfektioniertes nutzen, um mir entweder Arbeit zu ersparen, oder externe Anreize und Inspiration zu holen, oder um mich auf einen Standard zu begeben, den ich mit anderen Teilen kann.

Meine Einstellung:
Bei Settings, die so allgemein sind, dass man sie ohne weiteres austauschen kann (Golarion, vergessene Reiche, Aventurien) gebe ich Dir recht, die könnte man jederzeit mit etwas Erfahrung selbst zusammenimprovisieren.
Ansonsten schonen prägenerierte Settings die eigene Kreativität, inspirieren, geben Rahmen für Ideen, Kampagnen oder Abenteuern.
Wenn ich bei 7te See von Villanova als Erzbösewicht lese, kommen mir die Ideen, wie ich die SCs mit diesem Kerl konfrontieren kann. Und jeder Mitspieler, der auch gelesen hat, kann sofort etwas mit dem Namen anfangen.
Wenn das Setting nur ein Rudel Ortsbeschreibungen mit Flora und Fauna und EDO standards ist, dann ist es beliebig und austauschbar. Dann brauch ich es nicht, sondern bau mir lieber selbst eines-
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: am 28.10.2014 | 15:13
ich hab da ich im neuen Jahr meinen ersten SL  versuch unternehmen möchte (mit einer Gruppe die ich selber gründen werde/möchte) noch mal recht viele meiner Rollenspiele durchgesehen und natürlich einige aus-gesiebt die ich nicht  leiten kann/möchte  dazu gehörten auch alle die nicht genug Infos über die Welt bitten also zu wenig Quellbände abbitten. Denn wie soll ich die Welt darstellen und leiten wenn sie mir nicht die nötigen Informationen an die Hand gibt? Daher möchte ich widersprächen es ist nicht so das Setting Bände überbewertet sind.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Achamanian am 28.10.2014 | 15:24
Ein gutes Setting ist für mich auch tendenziell immer noch das, was mich an einem System wirklich zum Kauf und Spielen reizt. Für Regelsysteme interessiere ich mich zwar irgendwie, lege sie mir als Universalsysteme dann aber doch fast nie zu, weil mir das zu trocken anmutet.

Wobei ich Setting im Sinne des Kaufanreizes sehr weit fassen würde - da fällt sogar noch Fiasko mit seiner Coen-Brüder-Film-Grundidee drunter. Insofern würde ich eher sagen: Mich reizen vor allem Rollenspiele, die mir ein Bild davon liefern, was innerhalb der Fiktion so abgeht. Und meistens ist dieses Bild dann in erster Linie ein Setting, oft (und von mir bevorzugt) auch ein Setting+Core Story.

Ob ein vorgefertigtes Setting eine Arbeitserleichterung ist, würde ich stark bezweifeln. Gerade stark ausgearbeitete und durchdachte Settings benötigen ja, wenn man sie wirklich nutzen will, auch Zeit zum Einlesen und pauken - jawohl, ich würde behaupten, bei Aventurien oder Lorakis oder Glorantha macht es durchaus Sinn, bewusst die einen oder anderen wichtigen Einzelheiten so richtig auswendig zu lernen, um dann den stimmigen Detailreichtum am Spieltisch auch erleben zu können. Ich finde, das ist oft mehr Arbeit, als selbst ein paar Ideen zusammenzuwerfen - und da ist dann auch der Punkt erreicht, wo mich umfangreiche Settings ein Stück weit abgeschrecken.

Die Arten von Settings, die meiner Meinung nach am meisten Arbeit ersparen, sind "schlecht" (im Sinne von nicht umfassend und ins Detail) ausgearbeitete Welten mit bekannten Klischees und einigen ausgefallenen Details, bei denen gerade nicht alles so sehr ineinandergreift, dass es zu Stimmigkeitsproblemen kommt, wenn man mal auf die Schnelle was ändert, weglässt oder vergisst. Das ist eine Entwicklungsrichtung, die ja auch gerade sehr angesagt ist (siehe 13th Age und Numenera, die beide in Sachen Setting so funktionieren). Man bekommt genug Material, das man aber auch beliebig umfunktionieren und relativ isoliert verwenden kann, ohne sich tief in den Gesamthintergrund einlesen zu müssen.

Insofern reizen mich gut ausgearbeitete Settings, für's Spiel brauchen tue ich aber eigentlich nur diese groben Outlines. Wobei ich auch immer wieder Lust habe, mal so eine richtig durchgestylte Welt wie Glorantha oder Lorakis halbwegs buchgetreu zu bespielen, das scheitert halt nur immer wieder daran, dass ich keine Zeit dafür habe ...
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Kriegsklinge am 28.10.2014 | 15:30
Mir geht´s genau wie Rumpel, wobei ich am liebsten Settings mag, die eine starke Grundidee durch Text, Artwork, Regeln so rüberbringen, dass mir beim Spielen die passenden Details wie von selbst einfallen. Statt zu pauken. Für so was gebe ich aber auch immer am meisten Geld aus.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Ucalegon am 28.10.2014 | 15:58
Spontan würde ich sagen, Quellenbände sind dann überbewertet, wenn sie als Nachschlagewerke geschrieben werden, d.h. um Informationen zu bestimmten Themen anzuhäufen als arbeite man an einer Enzyklopädie. In diesem Fall würde ich die enthaltenen Informationen als tote Informationen bezeichnen. Das reine Lesen macht in solchen Fällen ungefähr so viel Spaß wie das Lesen einer Enzyklopädie. Der Enzyklopädische Charakter macht die Inhalte außerdem so farblos, dass man als SL sehr viel Mühe investieren muss, um sie fürs Spiel nutzbar zu machen.

Wie sollte also ein Quellenband stattdessen beschaffen sein?

Imho muss er so geschrieben/illustriert sein, dass

...sich die Lektüre an sich lohnt (indem z.B. Kurzgeschichten enthalten sind, die Welt aus der Perspektive einer bestimmten Figur/mehrerer Figuren geschildert wird etc.).

...die enthaltenen Informationen lebendig oder aktiv sind, d.h. von sich aus Hooks für Geschichten, Plots und Charaktere darstellen bzw. allgemein gesprochen eine Verwendung im Spiel auch nahelegen.

...er spielmechanische Rückbindung anbietet oder nahelegt, die das Leiten tatsächlich erleichtert (Monsterwerte, Fertigkeiteneinsatz etc.).

...er Lücken lässt, die am Tisch gefüllt werden können. D.h. sich gerade nicht in Details verliert.

Diese Liste lässt sich sicher noch ein bisschen fortsetzen. Gegenüber dem reinen Werkzeugband sehe ich ähnlich wie Rumpel den Vorteil, dass ein gut geschriebener Weltenband mich als Leser in die Fiktion reinzieht. Wenn er das macht, brauche ich gar keinen Kram mehr auswendig zu lernen, auszudrucken oder ähnlich unsinnige Unternehmungen betreiben, sondern ich kann mein eigenes Setting am Tisch auf Basis dieses Eindrucks reproduzieren.

Mein Fazit ist also, dass ich einen Quellenband, der weder im historischen Sinn (also einer Sammlung von Dokumenten/Berichten aus der Welt) noch im natürlichen Sinn (also hervorsprudelnden Ideen und Plothooks ;) ) etwas mit dem Wort Quelle zu tun hat, sondern ein enzyklopädisches Werk darstellt, nicht brauchen kann.





 

Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: 1of3 am 28.10.2014 | 17:55
Ich habe bis jetzt nicht die Erfahrung gemacht, dass detaillierte Hintergrundwelten mir Arbeit abnehmen. Je spezifischer ein Hintergrund ist, desto größer ist die Gefahr etwas falsch zu machen. Zudem steigt die Anforderung alle in der Runde auf einem ähnlichen Kenntnisstand zu halten. Wenn einige sich über den Unterschied von Zonen und Überlappungsreichen unterhalten und andere nicht den blassesten Schimmer haben, ist das ein Problem.

Hintergrund-Generatoren halte ich dagegen für nützlich. Das kann auf verschiedene Weise funktionieren. Zufallstabellen sind ein Klassiker, aber auch Vampire arbeitet in gewisser Weise so. Da hat jede Stadt einen Fürsten. Ich tue also in meine Stadt einen Fürsten. Das ist im Grunde also ein Ausfüllen von gewissen Leerstellen. Das Monster Manual von D&D funktioniert dagegen anders rum: "All jene Dinge kann es geben. Tu sie hin, wenn du magst."

Ich will keine So-ist-es, ich will Ungefähr-vielleicht-so-s.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 28.10.2014 | 18:11
Zusatz:

Ähnlich wie Bobby aber nicht gleich, reizt mich ein Setting zum Rollenspielkauf. Ich lese einfach gerne Quellenbücher. Nicht jedes ist gleich gut, klar.

Hingegen lesse ich Regeln ungefähr so gerne wie die Gebrauchsanleitung einer Waschmaschine. Deshalb konvertiere ich auch ungerne.

Ich lese auch irdische gute Geschichtsbücher gerne, wenn sie unterhaltsam und spannend und nicht zu wissenschaftlich geschrieben sind.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 28.10.2014 | 19:03
Zitat
...er Lücken lässt, die am Tisch gefüllt werden können. D.h. sich gerade nicht in Details verliert.

ich persönlich würde das so lösen, dass

Setting-Band "Große Handelstadt Blabablub"
- Anzahl der Stadtteile bleibt offen
- Ein paar Namen für Stadtteile werden genannt, weitere können bei Bedarf von der Gruppe erfunden werden
- Ressourcen und wichtige Handelpartner samt Routen werden genannt (Salz wird selbst gewonnen, das Getreide muss eingeführt werden, die Zwerge liefern Waffen und kaufen magische Metalle, ist der Hafen immer voll oder oder)

exemplarisch wird
- ein Villenviertel
- ein Handwerkerviertel
- ein Slum
vorgestellt mit Stimmungstextchen, Infos, Kästchen etc und ready-to-play beschriebenen Lokations und Archetypen. Hier also die große Lupe.

ausdrücklich wird die jeweilige Gruppe ermutigt, die übrigen Straßen/Viertel nach eigenem Interesse zu füllen. Hier bitte die tabula rasa

Geschichte/Politik
es werden mehrere "Herrschaftssysteme" mit ihren Aktoren vorgestellt - in welcher Reihenfolge sich
- König/Kanzler/Wesir
- Rat der Händler/Oligarchen/Magnaten/Optimaten
- Ochlokraten
- Republikaner/Popularen
- Kriegsfürsten/Piraten
gegenseitig beerben, kann der SL als "erlebte" Geschichte mit einbauen/gestalten oder halt ignorieren.

wer sich gerne "seine" Spielwelt selber einrichten und fortentwickeln will, hat so Freiräume und wer auf eine spielfertige Villa zum Einbrechen angewiesen ist, wird ebenfalls bedient.

Ich persönlich mag es, wenn exemplarische Locations (Herberge) und Archetypen (der Magokrat, das Messer, die Tempelherrin etc) mit Werten, Fertigkeiten und etwas Hintergrund (=Motive für ihr Verhalten/Reaktionen) vorgestellt sind, ansonsten ich aber absolut freie Hand habe und keinerlei Kollision mit gesetzten Namen fürchten muss.
Wenn  jetzt die diese Beschreibungs-Leuchttürme auch noch flüssig geschrieben sind und Bilder die Atmosphäre einfangen, dann macht schon das reine Lesen Spaß, wie auch schon Xemides schrieb.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Swafnir am 28.10.2014 | 19:08
Ich stehe auf Settings. Settings geben mir viel mehr als die Regeln. Von daher würde ich eher auf reine Regelbände verzichten, als auf Settings. Daher reizen mich auch Universalregeln ohne Setting gleich null.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 28.10.2014 | 19:56
Ich bin auch sehr für Settingbände, solange sie zwei Bedingungen erfüllen:
Warum möchte ich das haben? Zum einen, weil einige der genialsten Runden, die ich je hatte, von genau dieser gemeinsamen Vorstellung der Spielwelt gelebt haben. Und zum anderen, weil ich als Spielleiter ein notorischer Ideenklauer bin und mich über alle Anregungen freue, die ich kriegen kann.

Eine generische Welt (z.B. "EDO-Fantasy") spricht mich nicht (mehr) an. Eine Welt mit plausiblen Kulturen und einer Stimmung, die ich fühlen kann, ist dagegen etwas, dem ich nur schwer widerstehen kann.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Rhylthar am 28.10.2014 | 19:57
Ich stehe auf Settings. Settings geben mir viel mehr als die Regeln. Von daher würde ich eher auf reine Regelbände verzichten, als auf Settings. Daher reizen mich auch Universalregeln ohne Setting gleich null.
+1

Regeln sind okay...aber Settings (und Abenteuer) sind das, was ich brauche.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: D. Athair am 28.10.2014 | 21:07
Wenn  jetzt die diese Beschreibungs-Leuchttürme auch noch flüssig geschrieben sind und Bilder die Atmosphäre einfangen, dann macht schon das reine Lesen Spaß, wie auch schon Xemides schrieb.
An der Stelle frage ich mich, ob es nicht sinnvoller wäre gleich einen Roman (zur Spielwelt) zu lesen. Oder einen Bildband (gut, gibt's nicht für jedes Setting) anzuschauen. Was ist da der Vorteil eines Settingbandes? Gerade unter der Annahme, dass Bildbände, Romane & Kurzgeschichtensammlungen vorhanden sind.

Ich bin auch sehr für Settingbände, solange sie zwei Bedingungen erfüllen:
  • Sie müssen mein Kopfkino ansprechen, d.h. mir helfen, mir den Hintergrund wirklich plastisch vorzustellen.
  • Sie müssen möglichst gespickt voll mit Ideen sein, die bei mir den "das will ich spielen"-Reflex auslösen.
Da wäre meine Frage: Reicht da nicht auch eine Settingskizze? Wie für Zarth (Crypts & Things) angefertigt oder das, was 13th Age liefert?


Regeln sind okay...aber Settings [...] sind das, was ich brauche.
Warum und wozu? Was bringt dich dazu Sachen wie die Realms zu mögen? Haben die ganzen Sachen auch einen Nutzen für den Spieltisch? Wenn ja: Welchen?
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Rhylthar am 28.10.2014 | 21:16
Zitat
Warum und wozu? Was bringt dich dazu Sachen wie die Realms zu mögen? Haben die ganzen Sachen auch einen Nutzen für den Spieltisch? Wenn ja: Welchen?

Die Forgotten Realms sind hier ein schlechtes Beispiel, weil sie quasi "meine Heimat" sind und das Setting bei mir noch mit über 100 Romanen unterfüttert wird. Man kann mich schon sehr als "Fanboy" bezeichnen.  ;)

Allerdings hatte es für mich immer einen Nutzen am Spieltisch. Neben dem "in eine Rolle schlüpfen" war der Aspekt "in eine Welt eintauchen" auch immer sehr wichtig für mich. Um so genauer, um so besser. Ich gehöre wohl auch zu wenigen, die Volo´s Guides wie Romane gelesen haben und auch vieles daraus verwendet haben. Manch einer wird das als Einschränkung sehen, ich (sowohl als Spieler als auch SL) fand es eine Bereicherung.

Settings, die mir gefallen, werden intensiv studiert, um die "Stimmung" zu verstehen. Denn nur so kann ich sie rüberbringen bzw. in ihnen entsprechend spielen. Und eine Skizze reicht mir da nicht.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.10.2014 | 21:19
An der Stelle frage ich mich, ob es nicht sinnvoller wäre gleich einen Roman (zur Spielwelt) zu lesen. Oder einen Bildband (gut, gibt's nicht für jedes Setting) anzuschauen. Was ist da der Vorteil eines Settingbandes? Gerade unter der Annahme, dass Bildbände, Romane & Kurzgeschichtensammlungen vorhanden sind.
In einem Roman steht viel blabla.
Das heißt, man muss mehrere Stunden lesen, um Plot+Setting herauszuextrahieren. Außerdem ist es extrem mühselig, nochmal nachzuschlagen, wenn man ein bestimmtes Detail nachlesen möchte.

Settingbände haben quasi den gleichen Inhalt wie ein Roman, aber auf viel weniger Seiten komprimiert. Und es ist leichter nachzuschlagen.

Zitat
Da wäre meine Frage: Reicht da nicht auch eine Settingskizze? Wie für Zarth (Crypts & Things) angefertigt oder das, was 13th Age liefert?
Eine Settingskizze ist gut. Aber 20 Settingskizzen sind besser. Und wenn du 20 Settingskizzen hast, ist das letztendlich ein Settingband.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Supersöldner am 28.10.2014 | 21:20
und es gibt bei weiten nicht zu allen Rollenspielen Romane.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Arkam am 28.10.2014 | 21:52
Hallo zusammen,

ob ich Settingbände brauche ist sehr stark davon abhängig was für ein Setting vorliegt.

Das xte Fantasysetting gestalte ich lieber selber mit meiner Runde.

Historische Settings habe ich am liebsten mit gut ausgearbeiteten und mit Crunch versehenen Settingbänden. Es nützt mir ja nichts wenn ich, wie etwa bei Cthulhu, am Ende eines Setting Bandes ein Referat über die Psychiatrie in den 20er Jahren schreiben kann aber meinen Spielern nicht sagen kann wie viel Stabilität, sozusagen geistige Lebenspunkte, sie nach einem Aufenthalt in einer Anstalt zurück bekommen. Je unvertrauter das Setting ist umso mehr Informationen hätte ich gerne entsprechend aufgearbeitet.

Wenn ein Setting aus einer anderen Quelle kommt möchte ich, soweit mich das Setting fasziniert auch passende Setting Bände. Wo etwa ist der Tyraniden Settingband für Warhammer 40k, im Grunde egal für welches der drei Systeme? Hier erwarte ich das die Autoren das in einen Rollenspiel Setting Band packen was mich fasziniert. Ich weiß das ist viel verlangt, gerade wenn die Wahrsagekugel nicht funktioniert aber erst dann kann ich eben das bespielen was ich faszinierend finde.

Gruß Jochen
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 28.10.2014 | 22:22
Wie Rlythar, Eulenspiegel und Supersöldner sagten.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Blutschrei am 28.10.2014 | 22:24
Erfahrungsgemäß ist die Notwendigkeit eines Settings völlig abhängig von den Spielern, die an der Runde teilnehmen.

Es gibt Spieler, die meine "Build your own Setting on the run"-Konzept in Grund und Boden kritisiert haben, sie haben einfach null in die Spielwelt gefunden, und nach ihren Ausführungen konnte ich das voll und ganz verstehen. Wenn ich mit diesen Spielern in einem reich beschriebenen Setting spiele, klappt das super.

Mit anderen Spielern hat das Konzept wiederum super funktioniert, die Spieler haben der "Tabula Rasa Spielwelt" rasend schnell Leben eingehaucht, ein Gefühl für die Welt geschaffen.

Also letztendlich bin ich der Meinung, dass man ein konsistent wirkendes, packendes Gefühl von der Welt erzeugen muss. Wer das ad hoc kann, mit dem funktioniert settinglos gut, und birgt viele Überraschungen, mit anderen Spielern bleibe ich aber gerne bei dicht ausgearbeiteten Settings.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Grubentroll am 29.10.2014 | 08:31
Was ich von nem Setting will, ist, dass es mir ein Gefühl vermittelt.

Ich muss beim Lesen sofort ein Bild im Kopf erzeugt kriegen.

Das haben bei mir sehr umfangreiche Werke geschafft (zb die Grey Box von FR, oder vor drei Jahren Spirit of the Century), dünne Abenteuerheftchen (mein Bild von Krynn ist immer noch das aus Dragons of Despair) und aber eben auch mal nur eine Seite Infos wie bei Lady Blackbird.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: JS am 29.10.2014 | 08:40
Die Welt mitsamt Weltbuch ist für uns das Fleisch und Salz in der Suppe, und wir würden ein Rollenspiel ohne ein solches Buch nicht (mehr) spielen. Spielgefühl, Weltatmosphäre, Details und vieles mehr hängen für uns stark mit dem Hintergrund der Welt und eben einem Weltbuch zusammen.

Bisher ist in meiner langen Rollenspiel"karriere" auch JEDER SL mit seinem Anspruch gescheitert, "sein eigenes Ding" zu präsentieren und durchzuziehen. Das war zu häufig nur halbgare und langweilige Grütze, als daß wir uns auf solche Aussagen noch verlassen wollen.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.10.2014 | 08:47
Zitat
Das war zu häufig nur halbgare und langweilige Grütze

Lustig genau das Gefühl habe ich bei vorgefertigten Settings. Ich habe da noch nie eine Idee gefunden die ich so wirklich toll fand.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: JS am 29.10.2014 | 08:49
Dann bist du entweder ein rollenspielerisches Kreativgenie oder kennst nicht so viele der (wieviel? laut DROSI 2500?) Settings.
 ::)
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Slayn am 29.10.2014 | 09:01
Ich mag ja Spiele die ein durchgehendes Konzept haben und bei denen man sich erst mal in das "wie" einarbeiten muss. Da ist das Setting mehr als nur der reine Handlungsort sondern integraler Bestandteil des Spiels der weder ignoriert noch ausgetauscht werden kann, dafür ist es zu sehr ein, wenn nicht das, definierende Element dieses Spiels. (Liste steht ja im Eingangsbeitrag).

Wenn diese Verzahnung nicht gegeben ist, reicht mir persönlich meist ein inspirierendes Bild aus, mit dem ich dann loslegen und kreativ sein kann, das hilft mir in den meisten Fällen weiter als ein haufen text in einem Settingband.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Talwyn am 29.10.2014 | 09:08
Das ist sehr abhängig von der Gruppe und dem Spielstil. Bei Burning Wheel klären wir im Vorfeld ein paar Prämissen und dann entsteht das Setting während des Spiels durch die Entwicklung, die die Geschichte nimmt (und durch die Wises der Spielercharaktere). Bei D&D ist das was anderes, da fühlen sich die verschiedenen publizierten Settings einfach nach "zu Hause" an. Man nehme eine einfach eine Einleitung wie die folgende:

Zitat
Nachdem ihr am Morgen euer Lager bei leichtem Nieselregen abgebrochen habt, und dann einen grauen Uktar-Tag auf der Straße verbracht habt, seid ihr froh, als am späten Nachmittag die ersten Häuser der kleinen Stadt Beregost in Sicht kommen.

Und schon sind alle am Tisch in der Spielwelt angekommen. Das setzt natürlich voraus, dass die Spieler sich in den Reichen ähnlich zu Hause fühlen, was aber in meiner Gruppe zumindest bei den meisten der Fall ist. Selbiges funktioniert natürlich auch für andere Settings, was bei uns dann wahlweise Planescape oder Dark Sun wären.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Arldwulf am 29.10.2014 | 09:20
Ich neige eher dazu auf Details einzelner Settings einzugehen. Selbst beim oben angesprochen Point of lights liebe ich die kleinen Details und hätte da lieber ein Settingbuch als sie überall verteilt zu sehen.

Natürlich brauche ich nicht jedes mal ein Settingbuch, schreib auch oft selbst Spielwelten, und oft entstehen die Geschichten eher nach dem einfach losspielen Prinzip. Und die Details, ob nun selbstgeschrieben, oder anderswo gelesen kommen später. Aber dennoch benutze ich die Settingbände häufiger als die meisten anderen Bücher.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: kalgani am 29.10.2014 | 09:37
Ich finde eher Regelbände im Vergleich zu Settingbänden überflüssig.
Wobei Settingbände bei mir auch gute Homebrew ab einem gewissen Detailgrad beinhalten.

Die Prämisse: "Homebrew = Niemals so so gut wie Kauf" kann ich gar nix abgewinnen, da das beliebteste Setting der Welt auch ein Homebrew von einer Person ist. (Forgotten Realms, Ed Greenwood)

Ausgearbeitete Settings sind für mich also wesentlich wichtiger als Regelbände,
denn Settings kann ich einfacher mit dem für mich passenden Regelwerk bespielen als anders herum.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.10.2014 | 09:59
Zitat
Dann bist du entweder ein rollenspielerisches Kreativgenie oder kennst nicht so viele der (wieviel? laut DROSI 2500?) Settings.

Und was meinst du wieviel Eigenentwicklungen es gibt und in wieviele du da reigeschnuppert hast?

Wir entwickeln unser Setting am Tisch und jeder bringt sich ein, so dass ich gar kein Kreativgenie sein muß.

Wenn ich höre ich fühl mich da "wie zu Hause" dann kann ich nur sagen ich will Urlaub wenn ich rollenspiele.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 29.10.2014 | 10:06
Und was meinst du wieviel Eigenentwicklungen es gibt und in wieviele du da reigeschnuppert hast?

Das ist völlig am Thema vorbei. JS bezieht sich auf dieses Zitat von dir:

Lustig genau das Gefühl habe ich bei vorgefertigten Settings. Ich habe da noch nie eine Idee gefunden die ich so wirklich toll fand.

Du behauptest, du hast noch nie in einem vorgefertigten Setting eine wirklich tolle Idee gefunden? Da drängt sich schon (und nicht nur ihm) die Frage auf, welche Ansprüche du haben musst, damit du unter hunderten von Settings mit ihren zigtausenden Seiten Material keine einzige brauchbare Idee findest. Oder ob du (was ja legitim ist) dir die Mühe mit dem Lesen erst gar nicht machst, weil du selbstgekocht prinzipiell besser findest als Restaurant.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: JS am 29.10.2014 | 10:14
Und was meinst du wieviel Eigenentwicklungen es gibt und in wieviele du da reigeschnuppert hast?
Wir entwickeln unser Setting am Tisch und jeder bringt sich ein, so dass ich gar kein Kreativgenie sein muß.
Wenn ich höre ich fühl mich da "wie zu Hause" dann kann ich nur sagen ich will Urlaub wenn ich rollenspiele.

Mag sein, aber der Beweis für diese ganz außergewöhnlichen Eigenleisten, die ideenreicher sind als ALLE bekannten Settings, bleibt verständlicherweise aus.

Nebenbei: Ich habe im Alltag und auf Cons genügend SL mit ihren bemühten Eigensettings erlebt/ertragen/erlitten (wie auch mit der obligatorischen Kritik an ALLEN Kaufabenteuern), um zu wissen, was ich davon zu halten habe. Ich sage damit nicht, daß es nicht logischerweise auch ausreichend Fleißige gibt, die ihre teils wunderbaren Ideen auf hunderten Seiten niederschreiben, an ihnen feilen und sie manchmal sogar veröffentlichen, aber das eine schließt das andere nun mal nicht aus.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: kalgani am 29.10.2014 | 10:42
Erstmal: Abenteuer ≠ Setting

Diese Verknüpfung hab ich noch nie verstanden und will ich auch gar nicht verstehen.
Schließlich kann man in dem "Besten Setting der Welt" scheiß Abenteuer einstellen und im "schlechsten Setting der Welt" ein grandioses Abenteuer spielen lassen...
 
Auf einer Con mit einem Homebrew Setting aufzutauchen halte ich als Freund von Homebrews auch für sehr sinnlos!
Denn wie sollen sich die Spieler in der kurzen Zeit auf die Eigenheiten dieses Settings einstellen können?
Dies natürlich auch bei einem neu bespeilten Kaufsetting auf einer Con der Fall, aber sowas mach ich auch nicht...


Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 10:50
Wir entwickeln unser Setting am Tisch und jeder bringt sich ein, so dass ich gar kein Kreativgenie sein muß.

Da darf ich stark bezweifeln, das das mir gefallen würde, weil nicht gründlich durchdacht.

Zitat
Wenn ich höre ich fühl mich da "wie zu Hause" dann kann ich nur sagen ich will Urlaub wenn ich rollenspiele.

Das Abtauchen in eine Welt, die man sehr gut kennt ist immer noch ein Urlaub von der Realität.

Und wenn ich höre, das die keine Idee in einem Setting gefallen hat, finde ich das doch ziemlich unglaubwürdig. Bei EDO oder Fäntalaltersetting okay.

Aber Talislanta, Tekumel, Glorantha, Earthdawn das zu sagen zeugt von einer recht eigenwilligen Vorstellung.

Die Forgotten Realms sind für mich das beste Beispiel für eine schlecht durchdachte Welt. Ein wildzusammengeschusterter EDO-Flickenteppich von Dungeons durchwühlt wie ein schweizer Käse.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Boba Fett am 29.10.2014 | 10:52
An der Stelle frage ich mich, ob es nicht sinnvoller wäre gleich einen Roman (zur Spielwelt) zu lesen. Oder einen Bildband (gut, gibt's nicht für jedes Setting) anzuschauen. Was ist da der Vorteil eines Settingbandes? Gerade unter der Annahme, dass Bildbände, Romane & Kurzgeschichtensammlungen vorhanden sind.

Das kann ich vielleicht beantworten.
Ich mag das Herr-der-Ringe Setting. Und größte Inspirationsquelle sind inzwischen natürlich die Filme.
Das reicht, um einen Eindruck zu bekommen.
Wenn ich dann aber konkret werden möchte, suche ich doch wieder Fakten aus der Ardapedia raus, google nach Landkarten oder stöber in alten MERP/MERS Quellenbüchern.

Als Inspirationsquelle ist ein Buch und ein Bildband toll.
Möchte ich aber Recherche betreiben, weil ich den Anspruch habe, das nicht nur spontan aus dem Handgelenk zu schleudern, was mir an Ideen so ankommt,
dann sind Geschichten ganz schlecht. Wie hiessen die Könige der drei Reiche Arnors im Norden im Jahre 1309?
Das krieg ich vielleicht raus, wenn ich das Silmarillion durchsuche. Aber das kostet Zeit.

Und ein Setting-Quellenbuch sollte beides liefern: Recherchierbare Fakten UND Inspiration
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 10:55
Ganz nebenbei haben sich auch schon Serien und Filmautoren bei RPG-Setting bedient, statt selber neu zu schreiben.

Paramount hat die Klingonen aus FASAs Star Trek Rollenspiel genommen, Timothy Zahn hat die WEG Star Wars Sachen gesammelt für seine Romane.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: knörzbot am 29.10.2014 | 11:10
Ganz nebenbei haben sich auch schon Serien und Filmautoren bei RPG-Setting bedient, statt selber neu zu schreiben.

Paramount hat die Klingonen aus FASAs Star Trek Rollenspiel genommen, ...
Äh, wie bitte? :o
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Achamanian am 29.10.2014 | 11:12

Paramount hat die Klingonen aus FASAs Star Trek Rollenspiel genommen, Timothy Zahn hat die WEG Star Wars Sachen gesammelt für seine Romane.

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Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: 1of3 am 29.10.2014 | 11:14
Erstmal: Abenteuer ≠ Setting

Jein.

Also Settings ist zunächst mal ein sehr vielgestaltiger Begriff. Ist es die ganze Hintergrundwelt, also meinetwegen Faerun oder Toril? Oder ist es nur Tiefwasser, also der Ausschnitt der Hintergrundwelt, der tatsächlich für das Bespielen angesetzt ist? Wie sieht es mit Metaplot aus? Wenn ich mich für Shadowrun im Jahre 2055 in Chicago entscheide, ist diese Wahl des Settings schon ziemlich nahe an einem Abenteuer. Man packe das Insektenspray ein.

Wenn du es ganz extrem willst, nimm Lady Blackbird. Das ganze Spiel ist ein Abenteuer, also immer das selbe Abenteuer. Insoweit da Setting existiert, ist es mit dem Abenteuer identisch.


Setting-Band "Große Handelstadt Blabablub"
- Anzahl der Stadtteile bleibt offen
- Ein paar Namen für Stadtteile werden genannt, weitere können bei Bedarf von der Gruppe erfunden werden


Das wäre für mich dann das absolute No-Go. Wenn das Spiel mir schon eine Liste gibt, dann will ich auch eine vollständige. Cadwallon find ich z.B. super. Da sind die Stadtteile klar auf der Karte verzeichnet, jeder Stadtteil hat dazu die Regent*in beschrieben und es gibt ein paar Lokalitäten zur Inspiration.

Klar, man kann beim Stadtteil "Rampart" weitere Lokalitäten hinzufügen, aber einen Stadtteil dazu zu geben ist nicht vorgesehen. Die Staddteile sind dabei aber auch non-trivial. Es ist nicht "das Händlerviertel", sondern ein Viertel mit einem eigenen Namen und Charakter. Und Spielwerten, die bei Reaktionszeiten der Stadtwache und für Priester benötigt werden.

Trotzdem würde ich die Beschreibung nicht als wahnsinnig detailliert bezeichnen.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.10.2014 | 11:46

Ich habe mich hierauf bezogen,
Zitat
Bisher ist in meiner langen Rollenspiel"karriere" auch JEDER SL mit seinem Anspruch gescheitert, "sein eigenes Ding" zu präsentieren und durchzuziehen. Das war zu häufig nur halbgare und langweilige Grütze, als daß wir uns auf solche Aussagen noch verlassen wollen.

 wo für mich eindeutig die Eigenentwicklungen gegen die Kaufsettings abstinken sollen und diese Meinung kann ich überhaupt nicht teilen.
Ich will keine Diskusion anstoßen wie hoch denn mein Anspruch an ein Setting ist denn ich bin tatsächlich der Meinung das wenn ich das setting mit meinen Mitspielern gleichberechtigt entwerfe alle Wünsche und Vorstellungen umgesetzt werden können und das kann ein Fremder niemals leisten. Zusätzlich habe ich erkannnt  bei selbstentworfenen Settings ein ganz anderer Wiedererkennungswert vorhanden ist. Jeder fühlt eine gewisse Verantwortung für das Setting die ich bei Kaufsettings noch nie erlebt habe (gilt natürlich nur für meine Gruppen)

Und ja ich habe mich mit mindestens 100 Settings beschäftigt und ja bei den 2400 restlichen mag es gute geben, wobei ich mich dann frage warum die so wenig Erfolg haben.
Für Cons gilt alles was ich geschrieben habe nicht. Da würde ich mich immer auf das Abenteuer konzentrieren nicht auf den Weltenbau.

Wie gesagt alles nur meine Meinung da kann sich jeder auch eine Andere bilden.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 11:50
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Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Luxferre am 29.10.2014 | 11:55
Wenn bobibobbies Meinung so "falsch" ist, dann dürfte ja auch keine Privatperson besser kochen, als ein Chefkoch. Oder kein Heimwerker besser basteln, als ein Handwerker, oder kein Freizeitsportler bessere Leistung bringen, als ein bezahlter Profisportler ... ist doch klar, dass das nicht stimmt. Und wenn Bobbeldibob einfach bessere Settings für seinen Geschmack und seine Gruppe schreibt, erdenkt und leitet, als vorgefertigte Kost, dann gibt es an sich keinen Grund, das infrage zu stellen.
Das gleiche denke ich nämlich über meine eigenen Settings auch. Sie sind besser. Detaillierter? Wohl kaum. Veröffentlichbar? Neee, lieber nicht. Aber besser allemal. FDür mich, meinen Geschmack, meine Gruppe, mein Spiel.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Achamanian am 29.10.2014 | 11:57
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Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 12:05
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Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 29.10.2014 | 12:06
Zitat
Zitat von: bobibob bobsen am Heute um 09:59

    Wir entwickeln unser Setting am Tisch und jeder bringt sich ein, so dass ich gar kein Kreativgenie sein muß.


Da darf ich stark bezweifeln, das das mir gefallen würde, weil nicht gründlich durchdacht.

Geschmäcker sind ja verschieden. Und was "gründlich durchdacht" in käuflichen Settings bzw. in selbstgezimmerten
(der hemdsärmlige Begriff ist mit Absicht gewählt) Settings angeht... >;D >;D >;D
Irgendeine persönlich als cool angesehe Idee wird jedes bergen - genauso wie abstruse MarySues und Autoren-Barbies zum Davonlaufen.

wenn eine einzelne Person mit einem DinA4-Blatt voll SkizzenIdeen für ein eigenes Setting auftaucht, dann finde ich das noch toll.
denn dort sind noch so viele Lücken drauf, dass jetzt die Runde noch ihre eigenen Wünsche, Ideen und Barbies unterbringen kann.
Wenn jetzt jeder am Tisch "mitmachen" konnte, ist auch das Interesse an Termineinhaltung für die Runden größer :d
so kann man einen sehr dichten gemeinsamen Vorstellungsraum schaffen, fortentwickeln und als integrative Größe erhalten.

klar, Neueinsteiger in diese Runde müssten sich erstmal einarbeiten. Und wenn auf einer Con alle unvertraut damit sind, dann
wird das zäh...
Ebenfalls nicht zu unterschätzen: sind ALLE am Tisch bereit, sich diesem gemeinsamen Vorstellungsraum mit innewohnendem
Balancing (erfordert seeeehr viel Augenmaß) unterzuordnen?
Möchte der SL ein dominater "Meister(Erzähler?)" sein oder wird eh schon kräftig mit Gummipunkten/Erzählrechten gespielt?
BesserrollenspielereiTM mit Buchautorität (RAW, es steht geschrieben, dass...) oder auch mal den Schmetterling fliegen lassen?
hier muss ein jeder selber sehen, was ihm liegt. Es lebe die Vielfalt, nicht Einfalt, um es mit TSA zu sagen.

käme jetzt ein Lonely-wolf mit einem Buch unter dem Arm aus seiner Autoren-Höhle...ahm, schluck.
Seeehhhr große Wahrscheinlichkeit, vor lauter Autoren-Barbies nichts in der Spielwelt anfassen zu dürfen.
Außerdem wäre ein Setting, dass nur von einer Person ausgebrütet werden würde, mangels geistiger Ressourcen für
solches Mammutprojekt voller Lücken und Logikbrüche.
Deswegen ist auch eine direkte Extraktion eines Settings aus einem Roman heraus nicht möglich. Schlicht, weil für eine
gute erzählte Story Dinge nur Balast wären, die beim Spielen aber interessant werden. Hier sind halt Leute gefragt, die
diese Lücken für das Bespielen mit Info-Kästchen, Tabellen und Textpassagen zu einer Runden Sache machen.   

da einige der hier Vertretenen über Jahrzehnte an Spiel(welten)-Erfahrungen vorzuweisen haben, könnten sie das routiniert
aus dem Handgelenk schütteln - wäre aber dann auch persönlich gefärbt. Wer will jetzt die "Qualität" beurteilen und gut/schlecht brüllen?

Bei Kommerz-Ware merkt man teilweise schon, dass hier jahrelange Erfahrung mit eingeflossen ist. Aber auch, dass mit aller Gewalt
Autoren-Barbies installiert wurden. Das Elemente Weggebastat wurden, weil die Autoren was gegen Magie/Zauberzeichen/Epik/Helden/highfantasy/Barbaren/etc hatten.

Irgendwann hat jeder von uns Konsumenten den Punkt erreicht, wo er anders Abbiegen möchte als die
Autoren. Dann kommen die Hausregeln bzw. die abweichende Historie zum Redax-Strang.
Wieviele selbstgezimmerte Settings lassen noch ganz deutlich die Kommerz-Plattform erkennen, auf der halt hier und da eigenkreativ anders
abgebogen wurde? Aventurien mit mehr Magie wäre nicht Kanon, aber noch immer gibt es Gildenmagier der linken Hand. Wiedererkennungswerte blieben bestehen.

natürlich kommt an diesem Punkt auch immer der Elite-Gedanke durch (wir sind ja in Deutschland...).
Der eine erhebt sich zum "Größten Kreativen Weltenbaueraller Zeiten"TM
und gießt Kübel an Unrat über "Konsum"Spieler aus. Ach herje...

Der nächste fühlt sich als "Größter vorschriftenkonformer Besserspielkonsument aller Zeiten",
der auch frisch aus dem Schlaf gerissen noch die Zuschlagscombo
für die Blakharez-Dämonenbeschwörung auf dem Vorplatz der Stadt des Lichts um 12 Uhr Mittags an einem wolkenlosen 1.Praios, der auch noch auf einen Paiostag fällt, herunterphrasen kann
(wie tief muss man Aventurien kennen, um das jetzt zuordnen zu können? >;D)
und gießt Kübel des Unrats über all jene "unterbelichteten pseudokreativ Spieler" ab, die die strahlende Herrlichkeit eines alles abschließend beschreibenden
Settings nicht zu würdigen wissen.
(Buch)Wissen wird zu einem Herabwürdigungsinstrument, denn wer selber kreativ werden will, ist ja nur zu faul zum Auswendig lernen (oder gar zu ARM zum alles Kaufen), gelle >;D :Ironie:

Fazit
das, was an euren Tischen passiert, muss EUCH gefallen, nicht jemand anderem aus dem Forum.
Und was einem gefällt, dass ändert sich im Laufe der Zeit.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 12:13
@Rumpel:

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Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: sindar am 29.10.2014 | 12:17
@ Arbeitserleichterung: Warum nicht "Werkzeugbücher" wie Vornheim, The Seclusium of Orphone of the Three Visions, Runequest Cities, Ultimate Toolbox oder auch sowas wie WFRPs Renegade Crowns nutzen? Was macht die weniger nützlich als einen Settingband?
Keine Ahnung, ich kenne dergleichen nicht. Wenn ich mal eine Gelegenheit bekomme, es auszuprobieren, kann ich es beantworten. (Unwahrscheinlich, dass das in den naechsten Monaten der Fall sein wird.)
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Dark_Tigger am 29.10.2014 | 13:59
Wir sind schon auf Seite drei deswegen intressierts vermutlich sowieso niemand mehr, aber hier noch einmal meine 2 Cent.

Viele Settings sind interessant, aber aus nahe liegenden Gründen auf Geschmäcker ausgelegt die vermutlich Mainstreamiger sind als meiner.
Dazu kommt das viel Settingmaterial viel mehr als Reisführer ausgelegt sind, und nicht als Handbücher zum bespielen einer Region/Stadt/Gegend. Das macht sie für mich als die Dinger für mich als SL uninteressant, schwerer an meine Bedürfnisse Anzupassen, schwerer zu verpflanzen und sorgt dafür, dass sie nach einem destruktiven Abend meiner Spieler unnütz sind. :q
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Chiarina am 29.10.2014 | 15:14
Als wir vor ewigen Zeiten mit Midgard angefangen haben, gab es noch gar kein Setting, nur die Regeln. Also haben wir unser Setting selbstgemacht. Wir hatten ein sehr großes Plakat, auf das wir mit dünnem Zeichenstift unsere Eintragungen gemacht haben. Von Abenteuer zu Abenteuer vergrößerten sich unsere Kenntnisse über unsere Welt und die Karte wurde mehr und mehr ausgefüllt. So entstand ein großes, zentrales Reich mit 11 Provinzen an einer gewaltigen Meeresbucht. Nicht allzu oft, aber ein paar mal, haben wir Aufgaben verteilt: Jeder von uns hat ein oder zwei dieser Provinzen ausgearbeitet. Wir spielten mit wechselnden Spielleitern. Manchmal spielten unsere Abenteuer in der bereits bekannten Welt, manchmal nicht. Wer als Spielleiter ein Abenteuer geleitet hat, das in die Fremde führte, hat hinterher nach kurzen Feedbacksitzungen unsere Welt ein Stück weiter definiert. Nach und nach kamen Nachbarstaaten dazu, Gegner des zentralen Reiches, Verbündete. Manchmal haben wir D&D-Abenteuer auf unsere Welt konvertiert. Aber weil unsere Welt alles andere als komplett war, haben wir, wenn es passte, auch einfach irgendwelche Details aus den Abenteuern vereinnahmt. Das ist der Grund, warum es bei uns beispielsweise auch eine "Savage Coast" gab. Toll war, dass es trotz aller Einflüsse unsere Welt war. Toll war auch, dass wir eigentlich immer genug weiße Flecken auf der Karte hatten, um dieses Mystery-Erlebnis aufrechtzuerhalten. Da gibt es diese Stellen, da weißt du nicht, was sich hinter dem nächsten Hügel eigentlich befindet. ("Dahinter liegt eine Gebirgskette mit Zwergensiedlungen? Na, wie sind die denn drauf? Lass uns mal nachsehen!"). Wie waren mit Feuereifer dabei und haben uns gefreut wie die Schneekönige über unsere Landkarte und unsere entstehende Welt.

Inwieweit das alles logisch durchdacht war, fanden wir nicht besonders wichtig. Wir haben uns darüber unterhalten, wie ein neues Element in unsere Welt passen könnte. Das war nicht sehr sophisticated, aber funktional und eine Lösung war meistens schnell gefunden.

Irgendwann erschien übrigens Midgard als Setting. Wir haben es uns angeschaut, haben uns ein bisschen gewundert und sind dann bei unserer Welt geblieben.

Die Runde existierte vielleicht 7 oder 8 Jahre. Danach wurde der Aufwand, die durch Studium und Beruf verstreuten Spieler an einen Tisch zu bringen, zu groß. Die neuen Runden von uns griffen dann auf das Midgard-Setting zurück. Ich habe nichts gegen dieses Setting (und auch nichts gegen die meisten anderen, die ich kenne), aber im Nachhinein finde ich es schon traurig, dass für eine Welterschaffung wie zu meiner Rollenspielfrühzeit heute offensichtlich keine Gelegenheit mehr ist. Ich habe aber eine Weile gebraucht, bis mir klar wurde, dass mir bei vorgefertigten Settings etwas abgeht. Der Glitter und Reiz des Neuen bei vorgefertigten Settings ist eben recht verführerisch. Du kannst schnell ungewöhnliche und reizvolle Spielerfahrungen haben. Erstmal toll! Durch die Settinginflation wird dann aber zumindest für mich relativ viel auch einfach austauschbar. Daher ist für mich das Wie viel wichtiger als das Was: Ich will irgendwann mal wieder zu diesem gemeinsam erlebten Sense-of-Wonder zurück, den es für meine Begriffe nur bei eigens erschaffenen Welten gibt.

Ah... und dann gab es ja noch eine Frage vom Strangeröffner (sorry für mein Geblubber): Ja, ich denke Settingbände sind überbewertet.

Chiarina.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Arldwulf am 29.10.2014 | 15:31
Sind Settingpublikationen überbewertet?

Mal als Frage an den Threaderöffner: Wie siehst du die Bewertung der Settings denn überhaupt? Die meisten hier dürften sie ja als: "Nett zu haben, eine gute Inspirationsquelle und nützliche Bücher - aber nix was man zwingend braucht"

ansehen.

Ist es diese Einschätzung welche du unter der Überbewertung verstehst? Oder eher "Geht gar nicht ohne sie, sowas braucht man unbedingt"?

Die erste dürften hier wohl die meisten unterschreiben, die zweite hab ich ehrlich gesagt bisher noch nirgendwo gehört.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Rhylthar am 29.10.2014 | 15:50
Zitat
"Nett zu haben, eine gute Inspirationsquelle und nützliche Bücher - aber nix was man zwingend braucht"
Hast Du durchgezählt oder wie kommst Du darauf, dass die meisten es so sehen?

Ich gehöre jedenfalls nicht dazu...
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 16:50
Die erste dürften hier wohl die meisten unterschreiben, die zweite hab ich ehrlich gesagt bisher noch nirgendwo gehört.

Ich unterschreibe das zweite. Und ich verstehe auch einige andere hier so.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Arldwulf am 29.10.2014 | 18:04
Hast Du durchgezählt oder wie kommst Du darauf, dass die meisten es so sehen?

Ich gehöre jedenfalls nicht dazu...

Hast recht,  wir sollten erst durchzählen.

@xemides: Das heißt, du denkst ohne settingbücher kann man nicht gut spielen?
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Rhylthar am 29.10.2014 | 18:15
Hast recht,  wir sollten erst durchzählen.

@xemides: Das heißt, du denkst ohne settingbücher kann man nicht gut spielen?
So sehe ich das zumindest.

Oder anders:
Ohne Settingbände hätte ich Rollenspiel nie so intensiv betrieben und würde mich heute wohl kaum noch damit beschäftigen.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Swafnir am 29.10.2014 | 18:26
So sehe ich das zumindest.

Oder anders:
Ohne Settingbände hätte ich Rollenspiel nie so intensiv betrieben und würde mich heute wohl kaum noch damit beschäftigen.

Das würde ich auch so unterschreiben :d
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Crimson King am 29.10.2014 | 18:40
Ich setze mich gerne mit Settings auseinander, weil gute Settings mich zu eigenen Abenteuerideen inspirieren. Settings, die originell, in sich schlüssig und nicht zu detailverliebt sind, bieten tolle Kampagnenhintergruende, lassen dabei aber auch Raum für eigene Ideen. Dementsprechend gerne greife ich zu, wenn mich ein Settings anmacht, egal, wie die Regeln aussehen. Noch besser wird es, wenn, wie bei Malmsturm oder Splittermond, die Regeln vom Setting getrennt sind.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 18:41
@xemides: Das heißt, du denkst ohne settingbücher kann man nicht gut spielen?

Ohne Settingbücher kann ICH nicht gut spielen. Ich gehe nicht soweit, das zu verallgemeinern. Aber ich brauche sowas einfach. Sie sind für mich das Herz des Rollenspieles. Das Setting ist der Grund, mit ein RPG zu kaufen, nicht die Regeln.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 29.10.2014 | 18:42
Auf den Eingangspost antwortend: ich mag Settingbücher, da sie mir dabei helfen, eine Welt/ ein Setting weiter auszubauen. Problematisch wird es nur, wenn die Detaildichte zu hoch ist (Stichwort: Aventurien). Die Settingbücher von Earthdawn oder L5R gefallen mir da sehr, da sie eine gute Balance aus Anregungen und Setzungen haben. Wenn da noch viele Plothooks quasi beim Lesen im Kopf entstehen, wie es bei prä-5E-Shadowrun der Fall ist, dann ist alles Zucker.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.10.2014 | 19:03
Zitat
Da darf ich stark bezweifeln, das das mir gefallen würde, weil nicht gründlich durchdacht.


Woher nimmst du die Erkenntnis das das nicht durchdacht ist. Jeder aus meiner Rollenspielrunde verwendet pro Woche 4-5 Stunden nur damit seine narative Autorität weiterzuentwickeln. Das bedeutet das im Laufe von 15 Jahren da ca 15000 Stunden Arbeit in das Setting eingeflossen ist.
Oder solltest du da von dir auf andere schließen, also weil es dir nicht gelingt ein durchdachtes Setting zu generieren kann es auch niemand anderem gelingen?
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 19:10
Wahrscheinlich letzteres denke ich. Wenn ihr o diszipliniert seid, Glückwunsch. Ich habe zu viel anderes im Kopf.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Grubentroll am 29.10.2014 | 19:12
Als wir vor ewigen Zeiten mit Midgard angefangen haben, gab es noch gar kein Setting, nur die Regeln. Also haben wir unser Setting selbstgemacht. Wir hatten ein sehr großes Plakat, auf das wir mit dünnem Zeichenstift unsere Eintragungen gemacht haben. Von Abenteuer zu Abenteuer vergrößerten sich unsere Kenntnisse über unsere Welt und die Karte wurde mehr und mehr ausgefüllt. So entstand ein großes, zentrales Reich mit 11 Provinzen an einer gewaltigen Meeresbucht. Nicht allzu oft, aber ein paar mal, haben wir Aufgaben verteilt: Jeder von uns hat ein oder zwei dieser Provinzen ausgearbeitet. Wir spielten mit wechselnden Spielleitern. Manchmal spielten unsere Abenteuer in der bereits bekannten Welt, manchmal nicht. Wer als Spielleiter ein Abenteuer geleitet hat, das in die Fremde führte, hat hinterher nach kurzen Feedbacksitzungen unsere Welt ein Stück weiter definiert. Nach und nach kamen Nachbarstaaten dazu, Gegner des zentralen Reiches, Verbündete. Manchmal haben wir D&D-Abenteuer auf unsere Welt konvertiert. Aber weil unsere Welt alles andere als komplett war, haben wir, wenn es passte, auch einfach irgendwelche Details aus den Abenteuern vereinnahmt. Das ist der Grund, warum es bei uns beispielsweise auch eine "Savage Coast" gab. Toll war, dass es trotz aller Einflüsse unsere Welt war. Toll war auch, dass wir eigentlich immer genug weiße Flecken auf der Karte hatten, um dieses Mystery-Erlebnis aufrechtzuerhalten. Da gibt es diese Stellen, da weißt du nicht, was sich hinter dem nächsten Hügel eigentlich befindet. ("Dahinter liegt eine Gebirgskette mit Zwergensiedlungen? Na, wie sind die denn drauf? Lass uns mal nachsehen!"). Wie waren mit Feuereifer dabei und haben uns gefreut wie die Schneekönige über unsere Landkarte und unsere entstehende Welt.

Inwieweit das alles logisch durchdacht war, fanden wir nicht besonders wichtig. Wir haben uns darüber unterhalten, wie ein neues Element in unsere Welt passen könnte. Das war nicht sehr sophisticated, aber funktional und eine Lösung war meistens schnell gefunden.

Irgendwann erschien übrigens Midgard als Setting. Wir haben es uns angeschaut, haben uns ein bisschen gewundert und sind dann bei unserer Welt geblieben.

Die Runde existierte vielleicht 7 oder 8 Jahre. Danach wurde der Aufwand, die durch Studium und Beruf verstreuten Spieler an einen Tisch zu bringen, zu groß. Die neuen Runden von uns griffen dann auf das Midgard-Setting zurück. Ich habe nichts gegen dieses Setting (und auch nichts gegen die meisten anderen, die ich kenne), aber im Nachhinein finde ich es schon traurig, dass für eine Welterschaffung wie zu meiner Rollenspielfrühzeit heute offensichtlich keine Gelegenheit mehr ist. Ich habe aber eine Weile gebraucht, bis mir klar wurde, dass mir bei vorgefertigten Settings etwas abgeht. Der Glitter und Reiz des Neuen bei vorgefertigten Settings ist eben recht verführerisch. Du kannst schnell ungewöhnliche und reizvolle Spielerfahrungen haben. Erstmal toll! Durch die Settinginflation wird dann aber zumindest für mich relativ viel auch einfach austauschbar. Daher ist für mich das Wie viel wichtiger als das Was: Ich will irgendwann mal wieder zu diesem gemeinsam erlebten Sense-of-Wonder zurück, den es für meine Begriffe nur bei eigens erschaffenen Welten gibt.

Ah... und dann gab es ja noch eine Frage vom Strangeröffner (sorry für mein Geblubber): Ja, ich denke Settingbände sind überbewertet.

Chiarina.

Das finde ich einen der coolsten Posts die ich hier je lesen durfte, und nach all diesen Threads über Regeln hier und Regeln dort, und "System matters" oder "not" echt mal sauerfrischend, und ziemlich nah an dem, warum ich dieses Hobby so liebe...

Danke...
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: JS am 29.10.2014 | 19:13
Woher nimmst du die Erkenntnis das das nicht durchdacht ist. Jeder aus meiner Rollenspielrunde verwendet pro Woche 4-5 Stunden nur damit seine narative Autorität weiterzuentwickeln. Das bedeutet das im Laufe von 15 Jahren da ca 15000 Stunden Arbeit in das Setting eingeflossen ist.
Oder solltest du da von dir auf andere schließen, also weil es dir nicht gelingt ein durchdachtes Setting zu generieren kann es auch niemand anderem gelingen?

Ich schließe daraus, daß ihr eine durchdachte Phantasiewelt voller noch nie dagewesener Ideen und Originalität mit "narrativer Autorität" über 15.000 Stunden hinweg kreiert habt.
Veröffentlicht sie bitte, damit wir uns davon ein Bild machen können.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 29.10.2014 | 19:45
Ah... und dann gab es ja noch eine Frage vom Strangeröffner (sorry für mein Geblubber): Ja, ich denke Settingbände sind überbewertet.

Woher nimmst du die Erkenntnis das das nicht durchdacht ist. Jeder aus meiner Rollenspielrunde verwendet pro Woche 4-5 Stunden nur damit seine narative Autorität weiterzuentwickeln. Das bedeutet das im Laufe von 15 Jahren da ca 15000 Stunden Arbeit in das Setting eingeflossen ist.

Irgendwie klingt das jetzt aber doch deutlich so, als sei euch beiden ein gutes Setting wichtig. Sehr sogar. Ihr führt als Argument gegen Kaufsettings an, dass ihr einfach mit tausenden Stunden Arbeit (!) euer eigenes gebaut habt, das euch dann natürlich besser gefallen hat. Das ist schön für euch - aber vielleicht könnt ihr auch nachvollziehen, dass die allermeisten Spieler diese Zeit nicht haben. Und dass ihr damit eigentlich ein schönes Argument FÜR Kaufsettings geliefert habt.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Ucalegon am 29.10.2014 | 20:00
Ich schließe daraus, daß ihr eine durchdachte Phantasiewelt voller noch nie dagewesener Ideen und Originalität mit "narrativer Autorität" über 15.000 Stunden hinweg kreiert habt.
Veröffentlicht sie bitte, damit wir uns davon ein Bild machen können.

Das mit den noch die dargewesenen Ideen und der Originalität kannst du auch für einen Großteil des publizierten Materials gerade im Rollenspielbereich knicken. "Durchdacht" kann man natürlich unterschiedlich interpretieren, aber ein "durchdachtes Setting" klingt für mich eher negativ nach "zu Ende gedacht".

Wie ich mir einen vernünftigen Settingband vorstelle habe ich ja schon geschrieben. Einige messen hier dem publizierten Teil eines Settings scheinbar eine Bedeutung bei, die ich in diesem Ausmaß nicht nachvollziehen kann.  :o
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.10.2014 | 20:05
Zitat
Ich schließe daraus, daß ihr eine durchdachte Phantasiewelt voller noch nie dagewesener Ideen und Originalität mit "narrativer Autorität" über 15.000 Stunden hinweg kreiert habt.
Veröffentlicht sie bitte, damit wir uns davon ein Bild machen können.

Leider Falsch geschlossen Ich habe nur gesagt das es durchdacht ist. Wir haben eine Welt  erschaffen in der sich Jeder aus der Spielrunde wiederfinden kann da er ca. 1/5 davon erschaffen hat. Es sind tolle Ideen dabei und auch ein großer Haufen geklauter Dinge (wie in jedem Setting) die in ihrer Zusammenstellung jedoch einzigartig sind.
Leider kann ich es nicht veröffentlichen da ich wie gesagt nur ca. 1/5 besitze, zwei Spieler/innen dies nicht wollen und es auch nichts bringen würde wie du ja aus meinen Erläuterungen rauslesen kannst. Ich bin der Meinung jeder sollte sich sein eigenes genau auf ihn zugeschustertes Setting entwickeln denn das kann kein kommerzielles Setting leisten, wird auch nie den Anspruch darauf haben. Das Maximale was ein kommerzielles Setting für mich zu leisten vermag ist als Grundgerüst zu dienen auf dem ich dann meine Ideen weiterentwickle.

Ansonsten ließ dir noch mal den Post von Chiarina durch und überleg mal ob du bei einem kommerziellen Setting jemals das von ihm beschriebene Gefühl hattest. Ich hatte es 15 Jahre und wenn ich es mir bewußt mache kann ich nur glücklich lächeln.

Zitat
Irgendwie klingt das jetzt aber doch deutlich so, als sei euch beiden ein gutes Setting wichtig. Sehr sogar. Ihr führt als Argument gegen Kaufsettings an, dass ihr einfach mit tausenden Stunden Arbeit (!) euer eigenes gebaut habt, das euch dann natürlich besser gefallen hat. Das ist schön für euch - aber vielleicht könnt ihr auch nachvollziehen, dass die allermeisten Spieler diese Zeit nicht haben. Und dass ihr damit eigentlich ein schönes Argument FÜR Kaufsettings geliefert habt.

Habe nie was anderes behauptet. Viele Kaufsettings sind ganz wunderbar geeignet um ganz viele Leute zufrieden zu stellen( so z.B. mich in den ersten 21 Jahren meiner Zeit als Rollenspieler). Es ist auch toll einfach 30-40€ auf den Tisch zu legen und loszulegen. Aus meiner Sicht bieten sie auch einen wunderbaren Ansatz wenn man neu in eine Gruppe einsteigt auf einem gemeinsamen Nenner zu starten. Keine großartigen Gedanken, keine Mehrarbeit aber leider für mich halt auch keine Identifikation.

Abschließend  Ich finde der Mehraufand hat sich gelohnt. Das ausarbeiten hat teilweise mehr Spaß gemacht als das Spiel (fast wie ein Spiel im Spiel)
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Slayn am 29.10.2014 | 20:10
Ansonsten ließ dir noch mal den Post von Chiarina durch und überleg mal ob du bei einem kommerziellen Setting jemals das von ihm beschriebene Gefühl hattest. Ich hatte es 15 Jahre und wenn ich es mir bewußt mache kann ich nur glücklich lächeln.

Ja, kann ich behaupten das ich das hatte. Das waren aber die Settings, die mich zum mit- und umdenken gefordert hatten und bei denen ich die gleiche Energie da drin versenkt habe wie in die eigene Kreativität.
Mein persönliches Zwischenfazit an der Stelle ist deswegen auch: Es ist die Eigenleistung, die einen bei einem Setting zufriedenstellen kann. Entweder das Erschaffen, das Einleben oder den gemeinsam geteilten Kenntnisstand erreichen.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: JS am 29.10.2014 | 20:13
"Lustig genau das Gefühl habe ich bei vorgefertigten Settings. Ich habe da noch nie eine Idee gefunden die ich so wirklich toll fand.
Leider Falsch geschlossen Ich habe nur gesagt das es durchdacht ist. Wir haben eine Welt  erschaffen in der sich Jeder aus der Spielrunde wiederfinden kann da er ca. 1/5 davon erschaffen hat. Es sind tolle Ideen dabei und auch ein großer Haufen geklauter Dinge (wie in jedem Setting) die in ihrer Zusammenstellung jedoch einzigartig sind."

Ihr habt also mit 15.000 Stunden narrativer Autorität ein Setting geschaffen, das "durchdacht" ist (was auch immer das heißen mag) und voller geklauter Dinge aus anderen Settings, obwohl du dort noch nie eine Idee gefunden hast, die du wirklich toll fandest? Hm.
Und was heißt "in Zusammenstellung einzigartig"? Seit Rifts & Co ist doch selbst der extremen Mixerei keine Grenze mehr gesetzt worden.

Wie auch immer: Ohne konkrete Einblicke in euer Setting bleibt das für mich alles nur Hörensagen, aber damit kann ich gut leben, denn...

"Ansonsten ließ dir noch mal den Post von Chiarina durch und überleg mal ob du bei einem kommerziellen Setting jemals das von ihm beschriebene Gefühl hattest. Ich hatte es 15 Jahre und wenn ich es mir bewußt mache kann ich nur glücklich lächeln."

Oh, da kann ich dir gleich ein Dutzend und mehr kommerzieller Settings nennen, aber das werde ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht tun.
;)

"Es ist die Eigenleistung, die einen bei einem Setting zufriedenstellen kann. Entweder das Erschaffen, das Einleben oder den gemeinsam geteilten Kenntnisstand erreichen."

Schönes Fazit. Chapeau.
 :d
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Chiarina am 29.10.2014 | 20:22
Ich will gar nicht behaupten, dass unser selbstgebasteltes Setting so irre GUT gewesen sei. Es gibt unglaublich viel Originelleres und Durchdachteres. Tausend Stunden Arbeit sind allerdings auch kein Argument: Wir waren schon nach der dritten Sitzung begeistert dabei. Da gab es ungefähr eine Ländergrenze und eine Hauptstadt.

Es war von der Sache her nichts irrsinnig Durchdachtes, Einmaliges oder Originelles, was wir da gemacht haben. Deswegen schreibe ich, dass ich das Wie für wichtiger halte, als das Was.

Ich will übrigens auch gar nicht unbedingt gegen Kaufsettings plädieren. Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass ich es gern mal wieder anders versuchen würde und dass ich diesen kollektiven Aufbruchsgeist vermisse. Gerade heute habe ich im Fate -Regelwerk den Abschnitt "What to do during game creation?" durchgelesen. Was wir damals betrieben haben war ganz entschieden das, was dort als "bottom-up" beschrieben wird. Ich fand es schön, dass ich das Vorgehen da gespiegelt bekomme. Irgendwie ist es vielleicht eine Idee, für die man doch noch ein paar Leute begeistern kann. Mal sehen.

Chiarina.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Xemides am 29.10.2014 | 20:27
Meine spärlichen Versuche, in den Anfangsjahren ein eigenes Setting zu machen endeten mit einer uninspirierten Hexkarte.

Was war ich froh, als ich Glrantha kennen lernte, ein Kaufsetting das mich bis heute in den Bann schlägt.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 29.10.2014 | 20:52
Abschließend  Ich finde der Mehraufand hat sich gelohnt. Das ausarbeiten hat teilweise mehr Spaß gemacht als das Spiel (fast wie ein Spiel im Spiel)

Siehst du - wenn du DAS gleich geschrieben hättest, dann hätten wir uns darauf sofort einigen können. :d
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Slayn am 30.10.2014 | 09:00
Ich will gar nicht behaupten, dass unser selbstgebasteltes Setting so irre GUT gewesen sei. Es gibt unglaublich viel Originelleres und Durchdachteres. Tausend Stunden Arbeit sind allerdings auch kein Argument: Wir waren schon nach der dritten Sitzung begeistert dabei. Da gab es ungefähr eine Ländergrenze und eine Hauptstadt.

Es war von der Sache her nichts irrsinnig Durchdachtes, Einmaliges oder Originelles, was wir da gemacht haben. Deswegen schreibe ich, dass ich das Wie für wichtiger halte, als das Was.

Ich will übrigens auch gar nicht unbedingt gegen Kaufsettings plädieren. Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass ich es gern mal wieder anders versuchen würde und dass ich diesen kollektiven Aufbruchsgeist vermisse. Gerade heute habe ich im Fate -Regelwerk den Abschnitt "What to do during game creation?" durchgelesen. Was wir damals betrieben haben war ganz entschieden das, was dort als "bottom-up" beschrieben wird. Ich fand es schön, dass ich das Vorgehen da gespiegelt bekomme. Irgendwie ist es vielleicht eine Idee, für die man doch noch ein paar Leute begeistern kann. Mal sehen.

Chiarina.

Betrachte es mal so: Bei einer "Bottom Up" gemeinsam erschaffenen Welt sind alle (Mit)Spieler immer informiert und wissen, was um sie geschieht, sie können immer entsprechend handeln und brauchen nicht zwingend einen Plot um trotzdem spaßbringend Agieren zu können.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Teylen am 30.10.2014 | 09:19
@ Arbeitserleichterung: Warum nicht "Werkzeugbücher" wie Vornheim, The Seclusium of Orphone of the Three Visions, Runequest Cities, Ultimate Toolbox oder auch sowas wie WFRPs Renegade Crowns nutzen? Was macht die weniger nützlich als einen Settingband?
Das man keine gemeinsame Basis hat.
Das heißt auch bei Vornheim muss man erstmal erklären was für eine Stadt es den jetzt genau geworden ist.
Bei einem Settingband hat man diese Erleichterung bereits da die Stadt beschrieben ist. Man weiß was es für eine Stadt ist, das Gefühl, der Flair. Man hat mehr als eine grobe Richtung.

Das man relativ grobkörnig bleibt.
Das heißt man hat bei Vornheim nachdem Durchgang eine Stadt.
Man hat nicht eine detailliert beschriebene Region, eine farbenreiche ausgestaltung einzelner Etablisments, von diversen Gilden, Bräuchen, Traditionen.
Gerade wenn man unter Settingbände nicht nur "Stadtname bei Nacht" fasst sondern auch sowas wie "Midnight Siege", "Chaining the Beast", "Hunters Hunted", etc. etc. pp.
Nun oder bei DSA nicht nur "Regionalband XY" sondern auch "Söldner, Skalden, Steppenelfen", "Historica Aventuria", "Rahja Vademencum" etc. etc. pp.
"Geht gar nicht ohne sie, sowas braucht man unbedingt"?

Die erste dürften hier wohl die meisten unterschreiben, die zweite hab ich ehrlich gesagt bisher noch nirgendwo gehört.
Die zweite kann ich dir gerne so von mir unterschrieben zurück geben.
Ich spiele sehr, sehr, sehr selten Setting unabhängige Systeme weil mir dort das vorgegebene Setting schlicht fehlt.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 30.10.2014 | 09:56
Ohne Setting kann doch sowieso nicht gespielt werden.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 30.10.2014 | 10:25

die meisten hier kennen so viele Settings/Welten/Systeme, dass sie bei Beadrf die für sie interessanten Elemente
in ihr am meisten bevorzugten Welt transferieren können (können heißt ja nicht zwangsweise machen ;))

was war jetzt eher da, das Huhn oder das Ei?

zu Beginn einer Spielerkarriere ist dieses an die Hand nehmen unabdingbar. Dementsprechend
wichtig sind sauber ausformulierte ready-to-play Texte.
Irgendwann hat man aber so viele Bücher gelesen, Spiele gespielt, in Filmen gesehen, dass man
sich seines eigenen Kopfes besinnt.

ich persönlich würde die Eingangsfrage daher unter einem Reife-Aspekt sehen:

zu Beginn ist ein Settingband unabdingbar

später dann sinkt sein Wert zu einer Inspirationsquelle (gut geschrieben/aufbereitet eine gern gekaufte Lesefreude) herab.
Gerne darf dann auch aus Settingbänder anderer Systeme/Universien geklaut werden für die gruppeneigene (persönliche!) Welt.

Weltenbau macht Spass! Und es ist keine Schande, wenn die eigene Welt auf einer Kommerz-Plattform aufbaut.


Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Slayn am 30.10.2014 | 10:28
Ohne Setting kann doch sowieso nicht gespielt werden.

Wie kommst du denn da drauf? X_x
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Supersöldner am 30.10.2014 | 10:45
vielleicht weil es tatsächlich nicht geht wie den auch?
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 30.10.2014 | 10:46
zu Beginn ist ein Settingband unabdingbar

später dann sinkt sein Wert zu einer Inspirationsquelle (gut geschrieben/aufbereitet eine gern gekaufte Lesefreude) herab.

Dieses "wir bauen es selbst"-Argument macht aber zwei implizite Annahmen:
Beides ist in der Praxis oft nicht der Fall. Viele Spieler wollen sich einfach an den Tisch setzen und loslegen; von denen kriegt man meist nicht mal eine Vorgeschichte, geschweige denn brauchbare Beiträge zur Spielwelt, an die sie sich nächstes Mal noch erinnern würden. Und auch die Gruppe, die über einen längeren Zeitraum geschlossen zusammenspielt, entpuppt sich in der Praxis oft als frommer Wunsch. Und lieben wir nicht alle diese Spielleiter, die auf einer Con sitzen und ihr total tolles Homebrew-Setting anpreisen?

Nein, ich denke, es hat nicht allein mir Reife (im Sinne von "Können") zu tun, sondern auch viel mit "Wollen". Ich sehe eine Reihe von Kriterien, wann Settingbände sinnvoll sind:
Für mich selbst treffen nahezu alle dieser Kriterien zu, obwohl ich mich als sehr erfahrenen Rollenspieler betrachten würde. Und sie treffen auch für viele andere Rollenspieler zu. Und solange das so ist, ist "Settingbände sind unnötig" einfach eine unsinnige Aussage. Ich finde, wir sollten die Frage in Richtung "Für WEN sind Settingbände sinnvoll" umformulieren.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 30.10.2014 | 11:09
Zitat
"Für WEN sind Settingbände sinnvoll"

Die Antwort hast du ja praktischer weise gleich mit geliefert.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 30.10.2014 | 11:49
Wie kommst du denn da drauf? X_x

Äh. Was soll denn eine Runde nur mit z.B. den FARE Core-Regeln anfangen?
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Chiarina am 30.10.2014 | 12:25
Zitat von: Slayn
Bei einer "Bottom Up" gemeinsam erschaffenen Welt sind alle (Mit)Spieler immer informiert und wissen, was um sie geschieht, sie können immer entsprechend handeln und brauchen nicht zwingend einen Plot um trotzdem spaßbringend Agieren zu können.

Ja, so in etwa war das bei uns.

Zitat von: Aedin Madasohn
[...]zu Beginn ist ein Settingband unabdingbar

Wir haben ohne Settingband angefangen.

Zitat von: Weltengeist
Dieses "wir bauen es selbst"-Argument macht aber zwei implizite Annahmen:

    Die Gruppe hat überhaupt Lust, Zeit und kreative Energie, sich ihre eigene Welt zu basteln.
    Die Gruppe ist einigermaßen konsistent.

Beides ist in der Praxis oft nicht der Fall. Viele Spieler wollen sich einfach an den Tisch setzen und loslegen; von denen kriegt man meist nicht mal eine Vorgeschichte, geschweige denn brauchbare Beiträge zur Spielwelt, an die sie sich nächstes Mal noch erinnern würden. Und auch die Gruppe, die über einen längeren Zeitraum geschlossen zusammenspielt, entpuppt sich in der Praxis oft als frommer Wunsch.

Ich stimme zu, finde das aber auch ein wenig bedauerlich. Immerhin schreibt Weltengeist "oft" und "meist". Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zitat von: Weltengeist
Für WEN sind Settingbände sinnvoll?

Der Strang fragt übrigens danach, ob Settingbände "überbewertet" sind. Ich habe es nicht so empfunden, als sollte Settingbänden hier jegliche Existenzberechtigung abgesprochen werden.

Chiarina.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Supersöldner am 30.10.2014 | 12:30
Chiarina : auch eine selbst gebaute Welt ist ein Setting also geht es zwar ohne setting BUCH aber NICHT ohne setting.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 30.10.2014 | 12:36
Bei selbst geschaffenen Settings fängst du aber ohne Setting an (es sei denn du definierst die staubige Straße bereits als Setting) . Wobei schon durch den Charakterbau oft eine Settingrichtung präferiert wird.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Weltengeist am 30.10.2014 | 12:55
Bei selbst geschaffenen Settings fängst du aber ohne Setting an

Das hätte ich so extrem aber wirklich noch nicht erlebt. Zumindest "wir spielen EDO-Fantasy / Steampunk / Hard SciFi" oder sowas legt man ja doch fest. Da ist das Setting dann halt implizit definiert. Aber vielleicht meinst du das ja mit dem, was du über Charakterbau schreibst.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Chiarina am 30.10.2014 | 13:04
Zitat von: Weltengeist
Zumindest "wir spielen EDO-Fantasy / Steampunk / Hard SciFi" oder sowas legt man ja doch fest.

Ja klar. Dass das letztlich Fantasy-Rollenspiel wird, war unausgesprochen Konsens. Sonst gab es aber wirklich fast nichts. Unser allererstes Abenteuer war damals ein Dungeon. Der Aufhänger hieß einfach: Holt da irgendwas raus (ich habe vergessen, was) und dann nichts wie weg! Als die Charaktere dann draußen waren, fragten wir uns: Und jetzt? Wo sind wir eigentlich? Der nächste Spielleiter hat uns dann in eine Stadt geführt. Da gab es schon etwas mehr Informationen zum Setting.

Chiarina.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: bobibob bobsen am 30.10.2014 | 13:15
Zitat
Aber vielleicht meinst du das ja mit dem, was du über Charakterbau schreibst.

ja genau beim Charakterbau unterhält man sich ja idealer weise grob darüber in welche Richtung es gehen sollte. Wobei ich auch schon mal versucht habe das Konzept Sechseck Welt (von Jack L. Chalker) umzusetzen.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Rhylthar am 30.10.2014 | 18:14
Äh. Was soll denn eine Runde nur mit z.B. den FARE Core-Regeln anfangen?
Nicht FATE, aber OD&D damals. Wir hatten nur das Regelwerk und der SL ein paar Abenteuer. Die wurden quasi nur aneinander gereiht.

Heute würde mir das nicht mehr im Ansatz genügen, aber damals war es okay.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: kalgani am 31.10.2014 | 12:46
"früher" gab es wirklich nix zwischen den dungeons die man aufräumen sollte...
aber früher gab es auch noch sprit mit blei drinne.

von daher sollte man von einem aktuellen stand ausgehen und sehen das es reines dungeoncrawl
ohne verbindung zwischen diesen "stages" nur noch absolute randerscheinung gibt.
sind imho auch kein rollenspiel, sondern kooperatives monsterschnetzeln.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Arkam am 4.11.2014 | 21:17
Hallo zusammen,

ich habe das "Früher" mit DSA 1 mitgemacht. Da gab es in den Vorgeschichten zu den Dungeons dann durchaus einen Hintergrund. Schon im Abenteuer aus der Basisbox bekam man Havena als düstere Hafenstadt präsentiert und auch später kamen immer wieder Teile eines Hintergrunds hinzu. Etwa die Information das Dämonen Aventurien übernehmen wollten aus "Das Schiff der verlorenen Seelen" oder die Information das es im Süden einen Dschungel und Echsenmenschen gab aus "Die sieben magischen Kelche". Diese Informationen reichten aus um sich ein grobes Aventurien zu zimmern. Mehr wurde auch erst notwendig als Wildnis- und Stadtabenteuer aufkamen.
Ich denke ein solches Minimalsetting kann man sich ohne große Probleme wirklich selbst schaffen indem man einfach die Versatzstücke seiner jeweiligen Lieblingsmedien nimmt.

Gruß Jochen
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Wormys_Queue am 4.11.2014 | 22:01
Welchen positiven oder negativen Einfluss haben Settingbücher auf die DIY-Haltung?

Bei mir ist er eher positiv. Ich bin ja mehr so der Story (oder meinethalben Plot-)Mensch, und beim Lesen eines Settingbuches springen mich die Ideen für Abenteuer geradzu an, da reicht oft ein unbedeutender Nebensatz für eine halbe Kampagne. Ich versuche das gerade, auf eine Welt der Marke Eigenbau zu übertragen, da fällt mir das aber deutlich schwerer, einfach weil von der Welt bisher nur grobe Grundzüge in meinem Kopf sind.


Zitat
Braucht man Settingbände zum Spielen?
Sind Settingpublikationen überbewertet?

Ich bin ja eher übers Lesen zum Rollenspiel geraten. Und von Anfang an war es mein Wunsch, in so reich ausgestatteten Settings wie Mittelerde zu spielen. Das hat sich bis heute erhalten, weswegen die Settingpolitik für mich ein ganz gewichtiger Grund ist, mich für oder gegen ein System zu entscheiden. Ich hole mir zwar auch mal ein System rein aus Neugier, aber ohne die Unterstützung eines Settings, dass ich interessant finde, hat die Neugier meist eine ziemlich kurze Halbwertzeit.

Andererseits kaufe ich mir regelmäßig Settingbücher ohne überhaupt die Absicht zu haben, in dem Setting zu spielen, sondern einfach nur, um die vielen Ideen (s.o) zu klauen. Insoweit kann man Settingpublikationen meiner Meinung nach gar nicht hoch genug bewerten.
Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: mattenwilly am 6.11.2014 | 18:38
"früher" gab es wirklich nix zwischen den dungeons die man aufräumen sollte...
aber früher gab es auch noch sprit mit blei drinne.

von daher sollte man von einem aktuellen stand ausgehen und sehen das es reines dungeoncrawl
ohne verbindung zwischen diesen "stages" nur noch absolute randerscheinung gibt.
sind imho auch kein rollenspiel, sondern kooperatives monsterschnetzeln.

Früher, also so ab 1977/78 gab es Traveller. Das ist wohl eines der größten Settings das es gibt. Und eines das zumindest in den meisten Versionen (CT, Mega, TNE, T20) IMHO zeigt wie man mit relativ groben Strichen und zurückhaltender Detailierung ein relativ rundes Setting schafft ohne der Gruppe ein Korsett anzulegen. Das von modernen (Mungo) Traveller Fans oft kritisierte Fehlen des letzten Details (WIE dichtet der Anzug, gibt es Nanosch... etc) macht dabei den Reiz aus. Es ist eben Sache der Gruppe/des SL das (wenn interessant - oft ist es das nicht) ggf. festzulegen (Meine Raumanzüge verwenden getrocknete und pulverisierte Hiver in wässriger Lösung als Dichtmasse). Das kann in den Foren zu Diskussionen führen und die jüngeren "Vollkasko" Spieler haben da ggf. ihre Probleme und führen dann zu "überdefiniton" (Mungo, T5) von Elementen und/oder Setting.

2300AD zeigt es in kleinerem Massstab ebenfalls. Auch hier bleiben viele Nebendetails offen so das jede Gruppe ihren "Filter" über das generelle Setting legen kann.

Ein drittes Beispiel ist CP2020, auch hier wird in den (leider nicht übersetzen) Setting-Büchern genug Detail geliefert um loszuspielen aber nicht genug um den "nicht an den Stein treten, über den muss <DSA Bösewicht> laut <Band xyz> nächstes Jahr stolpern" Effekt zu haben.

Titel: Re: Settings/Settingbände sind überbewertet?
Beitrag von: Bad Horse am 6.11.2014 | 18:46
Das mag schon sein, dass es auch früher Settings gab.

Aber als ich angefangen habe, hat uns eigentlich gar nicht interessiert, was zwischen den Dungeons war - Hauptsache, Fallen, Monster und Schätze.  ;)