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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Sehen => Thema gestartet von: Gast am 28.01.2004 | 11:19

Titel: Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Gast am 28.01.2004 | 11:19
http://www.rp-online.de/public/article/magazin/film/news/34827
 
Düsseldorf (rpo). "Da stelle mer uns janz dumm", ist der wohl berühmteste Satz der "Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Der Film hat auch sechzig Jahre nach seiner Uraufführung 1944 nichts von seinem Reiz verloren. Aller Kritik zum Trotz, es handele sich um NS-Propaganda.

Tatsächlich wurde die "Feuerzangenbowle" auf Betreiben des Nazi-Bildungsministers Bernhard Rust zunächst verboten. Erst eine Fürsprache des Haupdarstellers Heinz Rühmann führte dazu, dass Propagandaminister Göbbels sich den Film ansah.

Das Ergebnis ist bekannt: Die Feuerzangenbowle wurde aufgeführt und schnell zur erfolgreichsten Komödie des Dritten Reichs. Doch obwohl der Film in die Strategie der NS-Diktatur passte, die Bevölkerung von ihrem Elend abzulenken, bezieht er seinen Charme aus Rühmanns Spielweise und der Situationskomik.

Schon der Plot bietet genügend komische Spannung: Der Schriftsteller Hans Pfeiffer ist von einem Privatlehrer unterrichtet worden. Er kann bei einem Männerabend keine lustigen Geschichten aus seiner Schulzeit beitragen.

Nach einigen Gläsern Feuerzangenbowle wird beschlossen, dass Hans noch einmal die Schulbank drücken muss. Anstelle seines jüngeren Bruders holt Hans Pfeiffer nun die Streiche der Pennälerzeit nach und wird zum Lehrerschreck. Nebenbei findet er die Liebe seines Lebens.

Ein nicht zu unterschätzender Erfolgsgrund liegt allerdings bereits Heinrich Spoerls Roman zugrunde: Der Wunsch, die eigene Jugend noch einmal besser erleben zu können. Ein Wunsch, den ganz besonders die Kriegsjugend hatte. Einige der jugendlichen Darsteller selbst konnten  diesen Traum nicht mehr träumen. Sie waren nach Abschluss der Dreharbeiten im Krieg gefallen.
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Roland am 28.01.2004 | 11:24
Ich kann mit dem Film bis heute nicht viel anfangen, mir fehlt wohl der Wunsch meine Jugend noch einmal erleben zu wollen.  :'(
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: bolverk am 28.01.2004 | 12:36
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Gast am 28.01.2004 | 18:07
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???

Das steht da nirgends... ::) Aus dem bisschen Bericht kann man so einen schluss imho nicht ziehen. Ausser man liest regelmäßig und nur die BLIND-Zeitung und besucht einen elaborierten Stammtisch... ;D
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Vandal Savage am 29.01.2004 | 11:02
Ich hab damals schon gestaunt, was für lustige Filme die Deutschen 1944 (wos ja schon steil bergab ging) noch machen konnten.

Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Kaymac am 29.01.2004 | 11:12
Interessant ist auch das die Romanvorlage von Heinrich Spoerl stammt, der ja gerade im "Maulkorb" sich über die bierernste Obrigkeitshörigkeit der Deutschen lustig macht.
Er war nicht gerade sehr beliebt bei den NS-Leuten!
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: 6 am 29.01.2004 | 12:20
Auch interessant finde ich, dass der Film "nur" ein Remake eines älteren Filmes ist, in dem Heinz Rühmann die gleiche Rolle spielte... *g*
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Meister Analion am 29.01.2004 | 16:40
Das Original ist aber lange nicht so gut ;D
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Joerg.D am 29.01.2004 | 16:42
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: bolverk am 29.01.2004 | 16:46
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???

Das steht da nirgends... ::) Aus dem bisschen Bericht kann man so einen schluss imho nicht ziehen. Ausser man liest regelmäßig und nur die BLIND-Zeitung und besucht einen elaborierten Stammtisch... ;D


also hab ichs nicht richtig verstanden...sorry, hab den text nur sehr flüchtig gelesen  ::)
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: Meister Analion am 29.01.2004 | 16:50
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: lunatic_Angel am 29.01.2004 | 16:54
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D
Also wenn Propagande dann eher in die Richtung gehend, dass man das Volk ablenken wollte
Titel: Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
Beitrag von: 6 am 29.01.2004 | 17:01
@Juhanito: Ich habe da was gefunden:
Zitat
Auf der Ebene der vorgeführten Werte ist die Feuerzangenbowle aber durchaus ein Beispiel für NS-konforme ideologische Prozesse im Film. Die späten Schulstreiche des Doktor Pfeiffer sind ein Musterbeispiel dafür, wie eine harmlose Aufmüpfigkeit oder scheinbare Rebellion als eine notwendige Stufe bei der Integration in Autoritätshierarchien funktioniert. Der Bildungsprozeß der Hauptfigur gestaltet sich als Regression in die Jugendzeit. Seine Einbindung in die kleinbürgerliche Familie setzt voraus, daß er seine vorherige (erwachsene) Identität aufgibt, die dann als Angeberei gepaart mit Großstadtallüren diskreditiert wird.

Der Film verfolgt eine Doppelstrategie, indem er einerseits die Überlegenheit der Figur durch die gelungenen Streiche vorführt (Pfeiffer erscheint dabei als Führerfigur und als einer, dem alles gelingt), andererseits diese Figur verharmlost, indem die gegebene Autorität letztlich anerkannt wird. Die Streiche funktionieren nur, solange die Rollen der Schüler und Lehrer und das Autoritätsgefälle zwischen ihnen fest und klar definiert sind. Die Streiche gehören auch zum System, wie der etwas jüngere Lehrer, der den Typ einer NS-Führerfigur verkörpert, deutlich macht. Die Komik im Film entwickelt nie den Biß, die Autoritätsstrukturen selbst anzugreifen. Er hält sich bei individuellen Eigenarten und vor allem bei der Figur Pfeiffers auf. Ein Wunsch nach persönlicher Überlegenheit kann ruhig auf Pfeiffer projiziert werden, denn er wird grundsätzlich nie die Autorität untergraben, weil er schon von vornherein zu denen "oben" gehört. Mit seinen Büchern und Titeln steht er sogar "über" den Lehrern. Seine Maskerade als Schüler, die die Hauptquelle der Witze im Film hergibt, garantiert für ihre Harmlosigkeit. Die Witze sind "Ventile [...] aus denen der angehende junge Deutsche seine anarchistische Luft abläßt" – das passt sich nahtlos in Goebbels Konzept der sich als unpolitisch tarnenden Unterhaltung ein.

Nebenbei liefert der Film eine klassische Bestätigung von Moralvorstellungen und Geschlechterrollen, vor allem in der Konfrontation der "mondänen" Großstadtdame (sprich "Hure") mit dem "natürlichen", "unschuldigen" Mädchen, das "eine Frau zum Heiraten" wird. Hierin findet sich wieder die typische Bändigung der Erotik, sowohl bei der Frau als auch bei dem Mann, der erst lernen muß, heiratswillig zu werden. solche Stereotypen, die Autorität, Stand und Geschlechterrollen bestätigen, finden sich fast durchgängig in den Filmen der NS-Zeit. Sie dienen dazu, Wünsche – z.B. nach Rebellion, nach individueller Erfüllung – anzusprechen, sie umzuleiten und einzudämmen.
(Quelle:http://www.bildung.hessen.de/mversuch/tv-weiser/fzb/fzb_int.htm (http://www.bildung.hessen.de/mversuch/tv-weiser/fzb/fzb_int.htm))