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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Fredi der Elch am 30.01.2004 | 10:11

Titel: Narrativismus Essay
Beitrag von: Fredi der Elch am 30.01.2004 | 10:11
Für die paar Einzelnen, die es interessiert: Viel haben wir uns hier in die Haare gekriegt über den Begriff Narrativismus und darüber, dass sich Ron Edwards nicht ausdrücken kann. Jetzt ist das Essay fertig, in dem er den Begriff und alles Mögliche andere erklärt. Also nur für den Fall...

http://www.indie-rpgs.com/_articles/narr_essay.html

Und nein, ich kann es nicht lassen. ;D
Diskussion erwünscht...?

Fredi
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Selganor [n/a] am 30.01.2004 | 10:27
Warum gehst du nicht mit gutem Beispiel voran und gibst erstmal DEINE Meinung zu diesem Essay? ;)

(Und Ausreden wie "Ich wollte euch mit meiner Meinung nicht beeinflussen..." zaehlen nicht)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Fredi der Elch am 30.01.2004 | 10:41
(Und Ausreden wie "Ich wollte euch mit meiner Meinung nicht beeinflussen zaehlen nicht...")
Ähhh... Was ist mit der Ausrede: "Ich habs auch noch nicht gelesen"...? 8) Meine Meinung kommt aber bald (ich lese, ich lese...)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Boba Fett am 30.01.2004 | 10:46
Diskussion erwünscht...?

Beschränkt auf einem Thread?
Gerne! 8)

(werde aber leider erst in den nächsten Tagen dazu kommen, das durchzulesen)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Selganor [n/a] am 30.01.2004 | 10:46
Bei ueber 30(!) Seiten auch kein Wunder.
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Jestocost am 30.01.2004 | 11:05
Ich hab ihn mal überflogen. Und picke mir jetzt ganz dreist die Sachen raus, die mir auf den ersten Blick aufgefallen sind.

Was ich sehr interessant finde, ist Ron Edwards Betonung, dass das Setting durch die Spieler (inklusive SL) erst während des Spielens wirklich entsteht. Das hat mir am Beispiel von Over the Edge eingeleuchtet. Im Regelwerk steht zwar ein ganzes Setting drin, aber wie die Spieler in Zusammenarbeit mit dem SL das Setting selbst gestalten können, darüber schweigt sich das Buch aus.

Und meine Erfahrungen sagen mir, dass mir während des Spiels erst die besten Ideen für das Spiel kommen. Nur liest man das nirgendwo.
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Schwules Lesbenpony am 30.01.2004 | 12:48
Im Großen, halte ich es für gelungen, da es die Grundidee des Narrativismus wesentlich besser und umfangreicher darstellt und vor allem zu S und G abgrenzt als bisherige Beiträge.

Wie immer, denke ich, könnte er sich etwas klarer ausdrücken! Ich will darauf aber nicht allzu sehr herumhacken, da es grundsätzlich besser geworden ist.
Zudem ist das eh für die meisten theoretisches Neuland, oft mit emotionaler Ablehnung belegt und auch noch in einer Fremdsprache, was das Einarbeiten nicht unbedingt einfach macht.

Schon in den Vorüberlegungen zu diesem Essay fand ich den Grundgedanken, den ganzen GNS-Kram in die gestaffelte Form '[Social Contract [Exploration [Creative Agenda --> [Techniques [Ephemera]]]]]' zu bringen, sehr gelungen.
Damit ist mir vieles klarer geworden, vor allem die Beziehungen unter den einzelnen Komponenten. Auch werden hier die unterschiedlichen 'Creative Agendas' noch einmal eindeutig auf eine Stufe gestellt, und klar gemacht, dass verschiedene Spieltechniken nicht unbedingt eine Aussage über die gewählte 'Creative Agenda' machen.

Das Auseinanderfriemeln von 'Story' und 'Story Now' war dringend notwendig. IMO scheitert das Verständnis des Begriffs Narativismus meistens an dem Begriff "Story". Die meisten Rollenspieler wollen sich nicht vorwerfen lassen, sie würden sich nicht um eine Story in ihrem Spiel kümmern. Wo kämen wir denn da hin! Dann wären sie ja alle nur 'Munchkins' oder 'Powergamer'.
Dass das hiermit nicht gemeint ist, lässt sich oft - neben der Prämisse - sehr schwer vermitteln. Da sind die Begriffe 'transcript' und 'addressing' wesentlich gelungener.

Dann die alte 'Prämisse'. Es freut mich, dass dieser 'ethische und morale Probleme ansprechen'-Teil aus dem vorherigen Essay diesmal raus ist. Das hat nur bei einem Begriff, mit dem sich fast alle schwer tun, unnötig für Verwirrung gesorgt. 'Problematische menschliche Themen ansprechen' gefällt mir da schon wesentlich besser. Es ist allerdings immer noch der Teil, in dem die komplizierte und ein wenig unstrukturierte Art des Autors sich auszudrücken mir besonders auffällt.
Was ich ihm aber zu Gute halten muss, ist die Abgrenzung von 'ansprechen der Prämisse beim Rollenspiel' und 'etwas im Rollenspiel nachahmen'. Er versucht noch einmal deutlicher den Simulationismus vom Narrativismus abzugrenzen und sonst noch ein paar Missverständisse (mein Favorit ist hier eindeutig Storyteller) auszuräumen. Ich weiß zwar nicht, wie der Begriff 'pastiche' im Englischen belegt ist, im Deutschen wird er sich keine Freunde mit 'Immitation' machen.

Die weiteren Ausführungen zu den Techniken, dem Protagonismus, Erzählstrukturen, dem System, etc. habe ich bisher nur überflogen, weil sie im Prinzip 'nur' Überarbeitungen anderer Beiträge im Forge-Forum sind. Sie sollen alle dem besseren Verständnis von Narrativismus dienen. Für mich haben sie ein 'runderes' Bild davon abgegeben.

Stellenweise problematisch finde ich den Teil über dysfunktionales, narrativistisches Spielen. Prinzipiell würde ich ihm da zustimmen. Allerdings habe ich ein wenig das Gefühl, dass er sich hier stellenweise zu weit aus dem Fenster lehnt, in seiner Art diese Dysfunktionen zu beschreiben. Das hätte man auch höflicher machen können.

Die Ideen zum Systemdesign fand ich nett, zumal ich mich mit meinem "Pool" durchaus mit solchen Themen schon beschäftigt habe.

Die Frage am Ende finde ich lau. Was soll ich denn dazu sagen? Das ist doch keine Herausforderung, wie bei den beiden anderen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er selbst so ein N-Junkie ist. ;)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Gast am 1.02.2004 | 17:16
Endlich ist der lang erwartete Essay zur mysteriösesten Spielweise des GNS Modells da. Oft wird ja auch gemunkelt Narrativism sei nicht viel mehr als der 'Spiele wie Ron Edwards'-Modus, mal sehen... ich bin noch lesen  8)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Fredi der Elch am 2.02.2004 | 10:40
So, am Wochenende habe ich endlich mal das Narr-Essay gelesen. Ich muss sagen, dass ich mir etwas meh erwartet hätte. Das kann aber vor allem daran liegen, dass nicht viel Neues drin stehet, was man nicht bei regelmässiger Lektüre des Forge-Forums auch gewusst hätte.

Ansonsten kann ich mich nur Caynreth anschließen: Story und Story Now sind endlich sauberer getrennt, Prämisse besser definiert und die Gesamttheorie (der Teil neben dem G, N und S) ist endlich auch mal dargestellt (auch wenn viel zu kurz und etwas unklar).
Ich finde weiterhin, dass das "impossible Thing before Breakfast" endlich mal zusammenfassend und gut dargestellt ist. Man fragt sich als GM da schon, wie man es selber denn so hält.

Alles in Allem: Guter Artikel, könnte noch etwas verständlicher (und kürzer) sein.

Fredi
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Wawoozle am 2.02.2004 | 11:21
Jo nett... jetzt sollte er nur Narrativismus endlich in Flox umbenennen (wie schon vorgeschlagen :) ), dann würde es auch passen ;)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Fredi der Elch am 2.02.2004 | 11:24
Jo nett... jetzt sollte er nur Narrativismus endlich in Flox umbenennen (wie schon vorgeschlagen :) ), dann würde es auch passen ;)
Da is was dran. Premiseism wäre noch passender. Aber kann doch keiner aussprechen (ich habs versucht, jetzt ist meine Tastatur nass...)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Gast am 3.02.2004 | 15:51
Wie wärs mit Distributed Authoring?
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Fredi der Elch am 3.02.2004 | 16:12
Wie wärs mit Distributed Authoring?
Ne, ne. Dann denken wieder alle, dass Stance oder Player Empowerment eine Rolle spielt. Das gibt Gemetzel... ;)
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Gast am 4.02.2004 | 00:19
Denn eben Ergiism nach Lajos Egri dem Autor von "The Art of Dramatic Writing", dem Buch wo Ron Edwards seinen Narrativismus her hat... apropos, hat eigentlich schon jmd von euch gegoogelt was es mit diesem Egri aus sich hat, und vorallem was der in seinem angestammten Fachgebiet für einen Ruf hat? Wäre noch intressant. *gleichaufmeineellenlangetodolistesetze*
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.02.2004 | 08:02
Das besagte "The Art of Dramatic Writing" von Lajos Egri ist eines der grundliegenden Werke der Nachkriegszeit (erschienen 1946), die sich mit dramatischer Literatur in einer theoretischen (ich will jetzt nicht sagen wissenschaftlichen) Weise auseinander setzen. Darin wird unter anderem die Idee von der "Tyrannei der Prämisse" (meines Wissens erstmals) formuliert, die den Motor jeder spannenden Geschichte eben in der Prämisse sieht. Wobei Prämisse nach Egri keine Fragestellung oder ein offener Konflikt ist, sondern eine feststehende Aussage, die durch die Geschichte bewiesen wird. Dass Ron Edwards (jedenfalls bislang, hab den neuen Artikel nicht gelesen) statt dessen auf eine offene Fragestellung abstellt, liegt wohl an der unterschiedlichen Erzählstruktur des Rollenspiels (offener Konfliktausgang und so). Fragt sich allerdings, ob er sich damit so einfach auf Egri berufen kann, oder ob er nicht vielmehr in der Retrospektive auf die Aussage der durch das Spiel entstandenen Handlung abstellen müsste. Wie dem auch sei.

Die Idee der "Tyrannei der Prämisse" ist bis heute unter Literaturwissenschaftlern (wenn man das denn Wissenschaft nennen kann) umstritten, meines Wissens aber so was wie die "herrschende Lehre". Ich persönlich finde die Idee ja bekanntlich überhaupt nicht überzeugend, wobei ich zugeben muss, dass ich Egri selbst nicht gelesen habe, sondern nur über ihn.
Titel: Re:Narrativismus Essay
Beitrag von: Gast am 4.02.2004 | 12:18
Habt Tausendank, Lord Verminaard, für diese prompte allerwohlhesindegefälligste Antwort.