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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: blut_und_glas am 1.04.2015 | 21:31

Titel: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: blut_und_glas am 1.04.2015 | 21:31
Ich kann mit Spielberichten nicht viel anfangen. Ich lese sie kaum. Und ich schreibe sie nicht.
Letzteres hat sich eher zufällig vor ein paar Wochen geändert, als wir angefangen haben für den "Hausgebrauch" gedachte Spielrundennotizen ein wenig stärker aufzubereiten und zwecks besserer Organisation in einem Blog abgelegt haben (für ein Kampagnenwiki waren wir schlichtweg zu faul und das Blog hatten wir sowieso schon).
Daraufhin musste ich feststellen, das diese Berichte scheinbar tatsächlich von irgendwelchen Leuten, die nicht bei der Runde mitspielen, gelesen werden (und nicht bloss an- und wieder weggeklickt). :o
Mir ist das schlicht unverständlich.

Wer liest Spielberichten/Diaries anderer Spielrunden? Und warum?

Gerne auch konkret, was sind Eigenschaften/Elemente, die einen Spielbericht interessant/lesenswert machen? Was zieht euch als "Fremdleser" an einem Diary an? Wie "sollte" es aus eurer Perspektive aussehen? (Und wie nicht?)

Mir scheint das Ganze ein Buch mit sieben Siegeln.

mfG
jdw

PS: Ich habe das mal unter Allgemein abgelegt, da ich den Diary of Sessions-Channel so verstehe, dass dort nur die eigentlichen Diaries hineinsollen?
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Talasha am 1.04.2015 | 21:35
Wieso nicht? Ob ich nun <"hier zufälligen Ramschroman aus dem passenden Genre einfügen">-lese oder einen Spielbericht ist doch Jacke wie Hose.
Nur kann ich mir beim Spielbericht vielleicht etwas abkucken ob als Meister oder als Spieler.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Skyrock am 1.04.2015 | 21:36
Spielrundenberichte für den Hausgebrauch (als Gedächtnis- und Faktenstütze) sind nützlich bei einer fortlaufenden Kampagne, und ich lese gerne Berichte zu Runden an denen ich selbst beteiligt war.

Die Runden fremder Leute sind dagegen meist unspannend. So ähnlich, wie eine Soundtrack-CD zu hören oder eine Filmverromanung zu lesen zu der man den Film nicht gesehen hat und sich niemals anschauen wird.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Bad Horse am 1.04.2015 | 21:40
Ich schreibe sie, weil ich ein relativ schlechtes Gedächtnis für Geschichten habe - ich brauche einen Mitschrieb, um zu wissen, was irgendwann mal passiert ist. Ich neige auch zu jahrelangen Kampagnen, da ist es manchmal ganz lustig, einen alten NSC oder eine alte Location wieder rauszukramen. ;)

Am häufigsten lese ich Diarys aus Runden, bei denen ich dabei war. Wenn die dann auch noch als Point-of-View-Erzählung aufbereitet und gut geschrieben sind - umso besser. Ich finde es da interessant, wie die Sitzung auf andere Leute gewirkt hat.

Wenn ich Diarys völlig fremdlese, dann hat das verschiedene Gründe:
- ich finde den Schreiber interessant und möchte wissen, was er zu erzählen hat
- ich finde das System interessant und möchte wissen, was man so damit spielt
- ich finde den Titel irgendwie interessant und will wissen, was da los ist
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: D. Athair am 1.04.2015 | 21:49
... ich lese gerne Spielberichte, wenn ich entweder:

a) Das geleitete Abenteuer gespielt oder gelesen habe - oder wenn ich es noch leiten will.

Oder:
b) Wenn zumindest ein paar Spielmechanismen darin deutlich werden. (Der Spielbericht hat also in dem Fall entweder die Funktion einer ergänzenden Regelerklärung oder transportiert eine mögliche Art das Spiel zu spielen. Das hat Auswirkungen auf meine Kaufentscheidungen oder auf das An-den-Spieltisch-Bringen/wieder verkaufen.)
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Weltengeist am 1.04.2015 | 21:54
Im Wesentlichen schreibe ich Diaries für den Gebrauch der eigenen Gruppe, z.B. damit man sich bei einmal Spielen im Monat noch erinnern kann, was letztes Mal los war oder damit man nach 3 Jahren Kampagne zurückblättern kann, wie alles angefangen hat. Ich freue mich aber natürlich, wenn es auch Externe interessiert, und manchmal scheint das tatsächlich der Fall zu sein.

Anderer Leute Diaries lese ich nur gelegentlich, weil es dem Verfasser irgendwie gelungen ist, mein Interesse zu wecken. Drei Gründe, die mir einfallen:
1) Die Story an sich interessiert mich, z.B.: "Hey, der Titel klingt ja mal interessant" oder "Ach sieh an, da spielt jemand Königsmacher, mal schauen wie die das umsetzen...".
2) Manchmal geht es mir auch um die Metainformationen. Dies ist z.B. bei Hotzenplotzens Mega-DSA-Kampagne der Fall - da interessiert mich einfach, wie jemand sämtliche wichtigen Abenteuer der DSA-Geschichte zu einer fortlaufenden Kampagne verwurstet, ohne sich in permanente Widersprüche zu verwickeln ;).
3) Und ganz ganz selten kommt auch noch der Fall vor, dass ich einfach die Spieler zur Kampagne kenne und wissen will, was die gerade so treiben.

Alles, was dagegen mit Regeln zu tun hat, interessiert mich (wie auch sonst im Rollenspiel) herzlich wenig ;D.

Meist sind Diaries übrigens schnell gelesen, die wenigsten schreiben da ja 20 Normseiten pro Spielsitzung. Und bevor ich jetzt vor lauter Prokrastenationsverzweiflung anfange, irgendwelche Forenspiele zu spielen, lese ich eher mal ein Gruppentagebuch ;).
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Anastylos am 1.04.2015 | 22:09
Man kann aus Spielberichten Anregungen für die eigene Kampagne bekommen und vielleicht auch einen Einblick in andere Regelwerke und Settings.
Allerdings lese ich das trotzdem selten.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Edwin am 1.04.2015 | 22:19
Ich lese (fremde) Diaries einerseits weil ich wissen will wie bestimmte Systeme funktioniert haben.

Außerdem mag ich es wenn Spieler und Spielleiter aus tatsächlichen Runden berichten, wie sie das Spiel erlebt haben und warum sie so und so gehandelt haben.

Ingame geschriebene Diaries interessieren mich überhaupt micht, metaüberlegungen dagegen sehr.

Gute Diaries stellen für mich das (nützliche) Gegenstück zu den häufig unterhaltsamen, aber fruchtlosen allgemeinen Diskussionen auf den anderen Boards dar.



Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Feuersänger am 1.04.2015 | 23:00
Ich habe irgendwann mal angefangen, Diaries zu schreiben, in 1. Linie um  für meinen eigenen Gebrauch zu dokumentieren, was ich wann im Rollenspiel erlebt habe. Und sie hier ins Forum eingestellt mehr oder weniger weil es damals noch keine Clouds gab.
Teilweise aber auch, um zu beschreiben wie ein bestimmtes System funktioniert.

Dann habe ich gemerkt, dass andere Leute die anscheinend auch gerne lesen. Ich bin auch schon von diversen Leuten (keine Mitspieler) animiert bzw gefragt worden, ob ich mal wieder ein Diary mache. Nicht zuletzt deshalb habe ich für unsere RHoD-Kampagne wieder eins angefangen.

Dabei muss ich ehrlich sagen, dass mich anderer Leute Diaries meist anöden. Weil sie meist viel zu schwurbelig und langatmig geschrieben sind. Gerade die in 1. Person aus Charaktersicht geschriebenen sind meistens einfach nur fad. Ich selber versuche daher, mich so konzis wie möglich zu fassen.
Aber nach wie vor gilt, dass ich sie zuvörderst als Gedächtnisstütze für mich schreibe.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Noir am 1.04.2015 | 23:09
Ich lese Diarys fremder Gruppen immer dann, wenn es um ein Spiel oder ein Abenteuer geht, das ich selbst gerne mal leiten möchte oder die ich als Spieler/Spielleiter in einer Gruppe gespielt habe und wissen möchte, ob und wie es bei anderen Gruppen funktioniert hat.

Lesen nur weil sie "so spannend und interessand sind" ... ne ... das würde ich auch nicht.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Teylen am 1.04.2015 | 23:32
Ich persönlich schreibe mitunter recht gerne Spielberichte, gerade wenn ich leite.
Das heißt es hilft mir den Abend nochmal Revue passieren zu lassen, verschiedene Sachen zu bedenken und es zu teilen. Es dient mitunter auch als Kommunikationsmittel zu anderen Personen die Spielberichte lesen und entsprechendes Feedback geben und mitunter wird es von der Gruppe aufgenommen. Das heißt neben der Geschichte die man erspielt hat kann man es als Mittel nutzen Verständnisfragen zu stellen und zu klären. Es stellt auch etwas das System vor.
Allgemein brauche ich Diaries nicht als Gedächtnisstütze. Ich habe ein recht gutes Erinnerungsvermögen und brauche daher bei den Spielberichten nicht unbedingt Notizen. (Am ehesten noch für sowas wie Namen, kleinere Details - wenn es einer mitgeschrieben hat - und beim letzten Diary habe ich mir die Fragen der Gruppe notiert)
Aktuell wären da Blades in the Dark Runde 1 (https://teylen.wordpress.com/2015/03/22/actual-play-report-blades-in-the-dark/) und Blades in the Dark Runde 2 (https://teylen.wordpress.com/2015/03/30/actual-play-blades-in-the-dark-the-chroniclers-ii/). Das schreiben geht in der Regel in unter einer Stunde und ist entspannend und das positive Feedback ist auch angenehm.

Wer liest Spielberichten/Diaries anderer Spielrunden? Und warum?
Ich lese derzeit alle Actual Plays die zu Blades in the Dark in der entsprechenden Gruppe veröffentlicht werden.
Mich interessiert wie andere Gruppen das System einsetzen und ich nutze es um zu versuchen einerseits offen für anderen Input zu bleiben, andererseits mir das ein oder andere abzuschauen und weil mich Fragen interessieren die auf andere kommen.

Für mich ist ein Spielbericht vorallem dann interessant wenn er nicht nur das Spielgeschehen wieder gibt sondern erkennen läßt was an Mechaniken genutzt wurde und wie.
Sofern das nicht enthalten ist mag ich doch gerne eine übergreifende Perspektive haben sowie die Eindrücke des Spielers oder Spielleiters welche das Spiel beschreibt.
Oftmals mag ich nicht unbedingt so sehr beobachten welche Abenteuer die Gruppen erleben, sondern wie sie das System nutzen. Wobei mitunter auch Settingdetails interessant sind.

Dementsprechend versuche ich die eigenen APs zu gestalten - und das Feedback hierbei war unter anderem auch das gerade die Kommentierungen Spaß machen.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Sternenschwester am 2.04.2015 | 09:28
Ich schreibe Charaktertagebücher auf Papier nur für den privaten Gebrauch. Mich interessiert sehr die psychologische Entwicklung meiner Charaktere und die lässt sich auf die Art und Weise recht gut dokumentieren und im Niederschreiben klarer erkennen.

Tagebücher anderer Runden lese ich meist, wenn ich die entsprechenden Abenteuer selber leite oder leiten möchte um verschiedene Sichtweisen der Umsetzung zu bekommen, Interpretationen von NSC, Beschreibungen von Örtlichkeiten, Umgang mit kreativen Spielerideen.

Ganz selten spricht mich auch einfach mal ein Titel an und ich lese etwas völlig anderes. Ich lese auch Fanfiction. Das tut sich von der Qualität nicht viel, da ist alles dabei, von Leuten die keine graden Sätze zustande bringen bis hin zu Menschen die Sprache studiert zu haben scheinen. Zu Ende lese ich nur letztere Werke. :-)
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Infernal Teddy am 2.04.2015 | 10:08
Ich müßte mal Caninus fragen was ihre Motivation war. Ich glaube, ursprünglich sollte das eine Gedächtnishilfe sein.

So ähnlich, wie eine Soundtrack-CD zu hören ... zu der man den Film nicht gesehen hat

Ich sammle gute Soundtracks, auch wenn ich den film nicht gesehen habe und nie sehen werde ;)
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Hunter9000 am 2.04.2015 | 10:23
Ich lese die Spielberichte anderer Gruppen, wenn diese das gleiche Kaufabenteuer spielen wie ich. Dann sehe ich, was andere SL ergänzt oder weggelassen haben, welche Probeleme aufgetreten sind und auf welche abstrusen Lösungsansätze die Spieler gekommen sind.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Greifenklaue am 2.04.2015 | 10:33
Wer liest Spielberichten/Diaries anderer Spielrunden? Und warum?
Wenn ich das Abenteuer leite, lese ich sowas durchaus auch zur Vorbereitung, zum anderen ab und an mal hinterher von selbst erlebten Abenteuern, z.B. wie hat die und die Gruppe die und die Stelle umschifft.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: 1of3 am 2.04.2015 | 10:46
Was hier schon gesagt wurde, um Spiele und Produkte kennen zu lernen. Dazu muss dann neben der fiktiven Handlung auch die Benutzung und Mechanik im Bericht sein.

Das gilt entsprechend, wenn ich so anderer Leute Tricks und Methoden kennen lernen kann.

Runden vom :T:reffen les ich auch, wenn darüber im Burghof gesprochen wurde.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Nevermind am 2.04.2015 | 10:59
Bei mir gibt es verschiedene Gründe Spielrundenberichte zu lesen:


1. Wie wird das Abenteuer/die Kampagne umgesetzt, gerade bei Sachen wie Kingmaker wo man sehr viel Variation hat.
2. Systemumsetzung
3. In seltenen Fällen, um mich am Leiden der Spieler zu erfreuen. (Zuletzt eine Kingmakerrunde in der eine Bekannte mitspielte, die 'kleinere' Schwächen und Logiklücken hatte)

Ansonsten liebe ich es als SL die Reflektion meiner Spieler zu lesen, weil man damit auch erkennt, wie Spieler die Szenen/NSC wahrgenommen haben.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Hotzenplot am 2.04.2015 | 11:11
Ich lese fremde diarys gerne, ich schreibe sie auch selbst gerne und stelle sie dann in letzter Zeit der Allgemeinheit zur Verfügung.

Die Gründe dafür wurden zumeist schon genannt:

Für das Schreiben (mache ich nur, wenn ich SL bin)
- Gedächtnisstütze und Nachschlagewerk für mich und die Runde
- weil ich glaube, das manche meine diarys aus den gleichen Gründen lesen wie ich ihre (s. u.)
Spezialgrund für mein DSA-Diary, da insbesondere Phileasson und hoffentlich später G7: Ich hoffe, dass ich anderen SLs und Spielern, die diese DSA-Kampagnen mit den typischen Problemen ihrer Zeit (railroad ick hör dir trapsen) auch spielen (wollen), zeigen kann, wie man damit viel Spaß haben kann. Ja, das klingt vielleicht oberlehrerhaft, aber wenn ich das Klagen über diese Kampagnen (und das System) in den einschlägigen Foren lese, dann möchte ich denen schon gerne zeigen, was man alles machen kann, damit es flutscht.  ;)

Für das Lesen
- ich möchte wissen, wie andere Leute mit diesem oder jenem offiziellen Abenteuer umgegangen sind
- ich möchte wissen, wie andere Runden bestimmte Konflikte (im Metabereich) angehen
- ich möchte wissen, wie dieses oder jenes System nun funktioniert hat
- wenn es gut geschrieben ist, lese ich es auch gerne wie ich einen Roman oder so lesen würde
- ich interessiere mich für die Charaktere in anderen Runden

Aus o. g. Gründen lese ich deshalb am liebsten diaries, in der auch etwas über die Spielmechanik, Gruppenkonflikte etc. gesagt wird und am wenigsten lese ich diaries, in denen ein Charakter autobiographisch langweiliges Zeug von sich gibt.
Ach und so bierernste diaries lese ich auch ungern. Da kommt es unterbewusst so rüber, als würden da alle streng am Tisch hocken und ein "serious game" spielen.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Auribiel am 2.04.2015 | 12:04
Ich verfasse als SL gerne selbst Spielberichte, da ich über ein Gedächtnis wie ein Sieb verfüge und nichts wichtiges vergessen will.

Außerdem lese ich hier im Forum gerne die Spielberichte der berüchtigten "Hühner-Runde" mit, da mir die umgesetzten Settings und "Abenteuer" so gut gefallen - und ich den Schreibstil sehr schätze. =^.^= Besser als so mancher Fantasy-Roman auf dem Markt!  :d
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: sindar am 2.04.2015 | 15:50
Spielberichte anderer Runden koennen einfach schoene Geschichten sein. Als solche lese ich sie schon mal ganz gerne.
Ich lerne auch ganz gerne mal was ueber andere Settings und / oder Systeme. Wenn ich das anhand eines Spielberichtes tun kann, gefaellt mir das. Tue ich mich irgendwie leichter als damit, einen Settingband (oder, schlimmer noch, ein Regelwerk) zu lesen.)
Ich lese auch ganz gerne mal, wie andere Leute Rollenspiel betreiben. Ich habe einen bestimmten, sehr stark bevorzugten Stil (plotorientiert, actionreich, gerne auch mit kreativen Problemloesungen, auch wenn ich darin fuerchterlich schlecht bin :-[). Wenn ich etwas anderes spielen muesste, wuerde mich das sehr anstrengen. Darueber zu lesen, finde ich wesentlich entspannender, und ich kann trotzdem einen guten Eindruk davon bekommen, was man damit alles anstellen kann. Blick ueber den Tellerrand sozusagen.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Harry am 2.04.2015 | 16:26
Wer liest Spielberichten/Diaries anderer Spielrunden? Und warum?

Hier, ich auch. Und nicht nur das, ich höre auch gerne "Actual Play"-Mitschnitte anderer Gruppen als Podcast, auf dem Radweg zur Arbeit, bei der Hausarbeit usw.. Oder ich höre auf der Drachenzwinge bei Online-Runden zu. Alles aus den gleichen Motivationen heraus:

Neugierde. Ich finde eine Unmenge Rollenspielsysteme, -Abenteuer, -Spielstile, -Settings und -Ideen interessant, weiß aber ganz genau dass ich nie im Leben dazu kommen werde das alles selber zu spielen. So kann ich in alles mal "reinschnuppern". Ist ein bisschen wie das Lesen von Abenteuer- oder Settingbänden, obwohl ich weiß dass ich das nicht spielleiten werde.
Und es hilft mir, mich zu entscheiden: Au ja, SCUP muss ich unbedingt mal spielleiten, das geht noch vor 13th Age!
Voyeurismus Interesse an den Spieler/innen . Mich interessiert, wie die Spieler/innen ticken, wie die drauf sind, was denen beim Spiel wichtig ist. Außerdem haben die oft Ideen, auf die ich nicht käme. Das führt zum nächsten Punkt:
Es sind verdammt gute Geschichten dabei. Klar gibt es langweilige Spielberichte oder solche, die mich nicht ansprechen. Die lese ich dann nur quer oder gar nicht. Aber viele davon sind einfach gut. Gut geschrieben, gut erzählt, spannend, überraschend.

Kurze Berichte lese ich lieber als lange, und solche aus Charakterperspektive eher weniger gerne als solche, die aus der "Erzählerperspektive" geschrieben sind. Persönliche Vorliebe.

LG,
H.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Timberwere am 3.04.2015 | 15:55
Ich schreibe ziemlich viele Diaries (mein Blog besteht sogar zu 95% genau daraus), und ich lese auch gerne die Diaries anderer Leute - wobei ich da allerdings an gut geschriebenen, spannenden Geschichten länger verweile als an Berichten, die entweder schlecht geschrieben sind oder gar zu sachlich-nüchtern-trocken.

Bei mir fing die ganze Diary-Schreiberei vor Jahren damit an, dass ich hier im Forum irgendwo erwähnt hatte, dass ich in World of Warcraft gerne und viel Rollenspiel betreibe, und sich jemand dafür interessierte, wie das denn so funktioniert. Also schrieb ich die Erlebnisse eines meiner WoW-Charaktere in Erzählungsform, aber mit einigen Regel- und Spielengine-bezogenen Metaeinschüben, als mein erstes Diary nieder.
Dann planten wir eine P&P-Nachwuchsrunde mit Teenagern, was hier im Forum zu einem gewissen Interesse an unserer "Jugendförderung" führte und ein paar Leute gerne wissen wollten, wie es sich mit den Kids so spielte. Also begann ich auch hierfür ein Diary.
Ein weiteres Diary ergab sich, als eine Mitspielerin unserer wöchentlichen Runde zum Studieren wegzog, aber unendlich gerne Ars Magica mitgespielt hätte, womit wir gerade anfangen wollten. Also versprach ich ihr, sie wenigstens mittels eines Diarys auf dem Laufenden zu halten.

Alles weitere ergab sich dann. Ich stellte fest, dass mir das Diary-Schreiben riesigen Spaß macht und dass ich gerne versuche, jedem Diary seine eigene "Stimme" zu geben, wie es halt zur Stimmung der Runde passt. Mal gnadenlos subjektiv aus der Ego-Perspektive meines Charakters, mal ebenso subjektiv und regelarm, aber in der dritten Person, manchmal an den Stil eines Märchens oder einer Saga angelehnt (soweit ich das denn hinbekomme), und manchmal eher neutral und mit Meta-Erklärungen aus der Draufsicht von oben.

Einmal ist es mir sogar passiert, dass ich erst durch das Diary eine Runde für mich gewissermaßen zu einem befriedigenden Abschluss bringen konnte. Die Runde war eigentlich sehr cool gewesen, endete aber leider mit einem ziemlichen Antiklimax und völlig in der Luft hängend. Das war für mich ziemlich frustrierend und ging mir noch längere Zeit nicht aus dem Kopf. Erst als ich mich dann hinsetzte und für die Runde ein Diary aus der Ego-Perspektive schrieb, in der eben das Berichtete im Tagebuch des Charakters zu finden war und in der Erzählung eben der Bericht auf der letzten Seite und mit den letzten Zeilen des Tagebuches endete und der Leser im Ungewissen blieb, ob es je einen weiteren Tagebuchband gegeben habe, war das für mich gewissermaßen ein Schlussstrich, der mich mit der eigentlich ja doch tollen Runde wieder "versöhnte".


tl:dr - es macht mir riesigen Spaß, Diaries zu schreiben; das ist gewissermaßen mein Kreativitätsventil, wenn mir keine Ideen für eigene Geschichten einfallen wollen. Und ich finde es richtig toll, wenn andere Leute sich auch dafür interessieren und mitlesen.

Was das Lesen angeht, habe ich es ja eingangs schon erwähnt: Die Diaries fremder Runden lese ich gerne und schaue zumindest in die meisten kurz rein - hängen bleibe ich dann aber nur, wenn sie gut geschrieben sind.
Und bei den Diaries aus unseren eigenen Runden lese ich gerne später nochmal nach, was da eigentlich genau gelaufen ist.
Titel: Re: Spielberichte: Warum?
Beitrag von: Mentor am 3.04.2015 | 16:18
Ich lese Spielberichte anderer nur dann, wenn sie meine Spiele spielen. Der Grund ist naheliegend: Feedback. Für mehr hab ich kaum Zeit und Lust.

Umgekehrt schreibe ich für alle meine Runden als SL oder Spieler Zusammenfassungen und sammle die in einem Wiki. Ich erwarte nicht, dass sich für die wer interessiert, finde es aber schön, selbst nachzulesen, was wir vor 5 Jahren erlebt haben. Nachdem da keine Geheimnisse drinnen stehen, stelle ich sie ins Netz, weil vielleicht ergoogelt es ja doch wer - wobei mir es egal ist, ob oder ob nicht :) Wobei ich mich bemühe, Zusammenfassungen neutral zu verfassen, also nicht als Charaktertagebuch, da ich Laber-Orgien aus der Egoperspektive nicht mag.