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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Ars Magica => Thema gestartet von: Azanael am 14.05.2015 | 23:25

Titel: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Azanael am 14.05.2015 | 23:25
Hi,

hier nun die offizielle Ankündigung von AG:
http://blog.atlas-games.com/2015/05/futura-artis-magicae-future-of-ars.html (http://blog.atlas-games.com/2015/05/futura-artis-magicae-future-of-ars.html)

Kurz zum Inhalt:
Es gibt noch drei Bände für AM5, mit dem letzten (Dies Irae), das Anfang 2016 angekündigt ist, wird AM5 beendet. Danach gibts dann noch Nachfolgeprodukte, welche Ars Magica als Thema haben, aber keinen Bezug zum Rollenspielsystem. Wann und ob Ars Magica 6te Edition erscheinen wird, steht auch noch in den Sternen.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 14.05.2015 | 23:49
Tja. Irgendwie bedauerlich, wenn auch halbwegs verständlich: Es gibt wirklich schon sehr viel Material für die 5. Edition.

Und dass es eine Weile brauchen wird, bis eine sinnvolle 6. Edition entsteht kann ich mir auch vorstellen. Ich halte die 5. Edition für ziemlich perfekt. Was soll nach dieser 5. Edition noch kommen?

Trotzdem fühle ich mich gerade so, als wäre ein Teil von mir gestorben. Ich spiele dieses Spiel schon seit 22 Jahren. Jetzt geht es möglicherweise seinem Ende entgegen. Ich bin traurig.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Azanael am 15.05.2015 | 00:02
Naja, von der vierten zur fünften Edition hats ja auch etwas gedauert ;-) Und ich denke aber auch, dass man mit dem bestehenden Material noch einige Jahre gut spielen kann. Zudem gibts ja vermutlich noch genug Fanarbeit und hoffentlich macht das Subrosa-Magazin noch weiter :-)
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: TeichDragon am 15.05.2015 | 00:31
Woah... V5 schien der heilige Gral und DAS fertige RPG zu sein.
(Also DAS fertige RPG die diese Art von Rollenspiel möchten.)

Ich bin gespannt was man da jetzt rausholen will.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Bad Horse am 15.05.2015 | 00:33
Chiarina: Wir spielen seit 18 Jahren mit der 4. Edition. Ars Magica ist eigentlich kein Spiel, das kaputt geht, wenn es keinen neuen Output gibt. :)

TeichDragon: Das ist ziemlich subjektiv. Mir gefällt die 4. Edition besser, insofern denke ich mal, da geht schon noch was.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Azanael am 15.05.2015 | 02:25
Auch wenn ich ein klarer Vertreter der 5ten Edition bin, denke ich auch, dass gerade ein so "erwachsenes" Rollenspiel wie Ars Magica keine 4 Bände pro Jahr benötigt, um weiterhin spielbar zu sein. Letztlich ist es ja doch sehr Bundzentriert und da findet man ja zahlreiche Abenteuerideen. Und es sind ja mittlerweile alle Tribunale abgedeckt (wenngleich mir auch ein "update" für das ein oder andere durchaus gefallen hätte).
Meine Schwester meistert auch AM, ohne auch nur die neuesten Bände für AM angesehen zu haben (RoP: Faeries war wohl das letzte, was sie wegen eines Charakters sich ansah).
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Selganor [n/a] am 15.05.2015 | 06:23
Und dass es eine Weile brauchen wird, bis eine sinnvolle 6. Edition entsteht kann ich mir auch vorstellen. Ich halte die 5. Edition für ziemlich perfekt. Was soll nach dieser 5. Edition noch kommen?
Du kannst ja einen "Wie sollte Ars Magica 6th Edition aussehen?"-Thread machen?
Zitat
Trotzdem fühle ich mich gerade so, als wäre ein Teil von mir gestorben. Ich spiele dieses Spiel schon seit 22 Jahren. Jetzt geht es möglicherweise seinem Ende entgegen. Ich bin traurig.
Bloss weil es fuer ein Spiel kein neues Material mehr gibt heisst das noch nicht, dass es das Spiel nicht mehr gibt.
Irgendwie scheint das ein modernes Phaenomen zu sein, dass Systeme regelmaessig neue Sachen "brauchen" damit sie noch als "lebendig" gelten.
Ich dachte bisher immer, ein System braucht Spieler die es spielen um zu "leben" ;D
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 15.05.2015 | 09:54

Irgendwie scheint das ein modernes Phaenomen zu sein, dass Systeme regelmaessig neue Sachen "brauchen" damit sie noch als "lebendig" gelten.
Ich dachte bisher immer, ein System braucht Spieler die es spielen um zu "leben" ;D

Jau, manche denken anscheinend, ein Rollenspiel ist wie ein PC-Betriebssystem und braucht regelmäßige Updates.  ;D

Ich selber spiele immer noch Star Wars D6 und ARs Magica 3rd Edition, und irgendwie wollen die bei mir und meinen Mitspielern nicht sterben - machen wir was falsch?  ;)
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 15.05.2015 | 23:24
Oh Mann... dann habt ihr eben kein Verständnis. Ist mir auch Wurscht!

Natürlich werde ich weiter Ars Magica spielen!

Ich habe zwei Ars Magica Runden. Die eine ist 22 Jahre alt, die andere 1 1/2 Jahre. Warum soll ich mein Leben ändern, nur weil die 5. Edition eingestellt wurde? Mit beiden Runden habe ich noch Großes vor. Ich habe einen stressigen Job und der Output von 4 dieser Ars Magica 5th edition Quellenbücher pro Jahr war für mich halbwegs atemberaubend. Ich hatte so meine Mühe, auf dem Laufenden zu bleiben (so einigermaßen ist es mir gelungen, denke ich). Für meine beiden Sagas habe ich eine Auswahl treffen müssen. Ars Magica ist (faszinierenderweise) ein System, das dir mehr bietet als du in einer Saga haben kannst. Du musst eine Auswahl treffen. Du kannst nicht in einer Saga in der spanischen Reconquista kämpfen, die Existenz des mysteriösen skandinavischen "Order of Odin" erforschen und auch noch Handelsexpeditionen entlang der Seidenstraße nachgehen. Es wird dir auch nicht gelingen, in einer Saga alle möglichen Mystery Cults einzubauen, die die Linie so vorschlägt. (Stones: "You can´t always get what you want").

Für mich waren diese Quellenbände daher auch immer eher Anregungen, weniger fixe Aussagen zu einer konkreten Spielweltrealität. Wenn ihr Zeit und Muße habt könnt ihr euch ja mal auf die Suche nach Diskussionen über die Organisation des Hauses Bjornaer begeben... die funktioniert auf das gesamte Gebiet des Hermesordens bezogen nicht wirklich - wenn ich davon aber in meiner Saga zumindest Teile verwirklicht bekomme, dann habe ich eine faszinierende Basis für ein spannendes Haus. Bei meiner jüngeren Saga habe ich deshalb auch ganz zu Beginn überlegt: "Was für Zusatzelemente aus den Quellenbüchern sollen Wirklichkeit werden?". Die Folge sind etliche Kapitel, die in meinen Sagas keine Rolle spielen. Nicht weil sie schlecht wären, sondern weil sie einfach nicht ganz so gut in unsere Spielrealität hineinpassen.

Es gibt angesichts der Fülle an Material wohl beides: Anregungen für etliche neue Sagaideen und Material für bereits laufende Sagas. Ich denke, ich kann beide Sagas ohne Probleme noch 15 Jahre weiterspielen, ohne dass das Gefühl aufkäme, dass ich jetzt zwecks Entwicklung neuer Ideen mal ein neues Quellenbuch gebrauchen könnte. Dass die 5. Edition jetzt zuende geht, ist irgendwie auch eine Gelegenheit, aufzuarbeiten, was da in den letzten Jahren an mir vorbeigerauscht ist. Und 2030 AD bin ich dann in meinen 60ern. Wir werden sehen, ob ich dann noch eine dritte Ars Magica Runde aufmache!  8)

Es gibt nur eines, was ich im schlechtesten Fall vermissen werde: Diesen Gang zum Laden meines Vertrauens, ich hole den neuesten Quellenband ab, blättere ihn  in der U-Bahn durch, lese ihn im Verlauf des nächsten Monats, denke mir: Yes! Was für geile/hilfreiche/abgedrehte neue Ideen! Dann der kleine Klick zum Atlas Games Forum, in dem die ganzen Wahnsinnigen bereits jedes kleinste Detail unter die Lupe genommen haben. Und letztlich der Blick auf mich selbst - als Teil dieser kleinen, erstaunlichen Subkultur.

NATÜRLICH WIRD WEITERGESPIELT (das steht überhaupt nicht zur Debatte)! Aber dieses Gefühl, viermal im Jahr Bewusstseinserweiterung erfahren zu dürfen, zusammenhängend mit dieser Community-Erfahrung, das werde ich schon ein bisschen vermissen. Nachvollziehbar, oder etwa nicht?
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Bad Horse am 16.05.2015 | 01:46
Okay, wenn du das so erklärt, ist es natürlich nachvollziehbar. Ich habe mein letztes Quellenbuch im letzten Jahrtausend gekauftt - ich hatte schon selber so viel definiert (ich hatte zu viel Zeit!) und die neuen Bände haben mir nicht wirklich viel gebracht.  :-\

...dafür hab ich letztes Jahr eine Bildungsreise nach Prag unternommen, weil da der Tochterbund unserer Magier hin soll.  :D

Ich fand es schon immer toll an Ars, dass ich da eigentlich keine Quellenbände brauche, sondern auch ein Geschichtsbuch oder Wikipedia-Einträge verwenden kann.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 16.05.2015 | 03:38
Zitat von: Bad Horse
Ich fand es schon immer toll an Ars, dass ich da eigentlich keine Quellenbände brauche, sondern auch ein Geschichtsbuch oder Wikipedia-Einträge verwenden kann.

Das ist auch toll! Ich handhabe es auch so und ziehe viele Inspirationen aus der realhistorischen Vergangenheit! Vollkommene Zustimmung!
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Egiltane am 16.05.2015 | 23:56
Irgendwie scheint das ein modernes Phaenomen zu sein, dass Systeme regelmaessig neue Sachen "brauchen" damit sie noch als "lebendig" gelten.
Ich dachte bisher immer, ein System braucht Spieler die es spielen um zu "leben" ;D

Vermutlich gibt es mehrere Perspektiven, den Sachverhalt zu betrachten. Als intrinsisch motivierter ArM-Enthusiast stimme ich vorbehaltlos zu. Die Tatsache, dass ein lieb gewonnener Zeitvertreib nicht nur individuell reflektiert, sondern überdies in einer Gruppe praktiziert und gelebt wird, deutet gleichsam auf animus wie auch auf spiritus hin. Im neuen Testament unserer westlichen Lieblingsreligion geht Mat 18, 20 sogar ein Stück weiter: »ubi enim sunt duo vel tres congregati in nomine meo ibi sum in medio eorum« (ich zitiere explizit nicht die Luther’sche Variante, um kanonisch zu bleiben).

Andererseits stellt sich bei einer etwaigen Stagnation des Produktstroms bei Atlas Games unweigerlich die Frage, inwieweit dies mittelfristige Auswirkungen auf die Vitalität des Produkts hat. Der Terminus »Vitalität« verkörpert im letzteren Fall die Auswirkungen auf das Klientel, also letztlich die Gemeinde der Spielenden, die ihm die oben beschriebene Lebendigkeit verleihen. Meine Vermutung ist, dass sich das Altersgefüge der Spielerschaft noch ein gutes Stück weiter nach oben verschiebt, während sich jüngere Generationen mangels nachströmender Produkte mit größeren Hürden hinsichtlich des Einstiegs konfrontiert sehen. Sofern man Stasis und Statik als Antithese von Dynamik ansieht, die ihrerseits oft als Voraussetzung für Vitalität genannt werden, mag Stagnation letzterer schaden.

Die in diesem Thread genannten bemerkenswerten Zahlen für die Beständigkeit von ArM-Spielgruppen scheinen mir diese These zu nähren, ohne sie vollständig empirisch belegen zu können, ebenso wie sie etwaige Gruppendynamik außer acht lassen.

Ob sich die Entwicklung für den Einzelnen als gut oder schlecht herausstellt, hängt freilich stark von den jeweiligen persönlichen Erwartungen ab.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Sashael am 17.05.2015 | 08:56
Im neuen Testament unserer westlichen Lieblingsreligion geht Mat 18, 20 sogar ein Stück weiter: »ubi enim sunt duo vel tres congregati in nomine meo ibi sum in medio eorum« (ich zitiere explizit nicht die Luther’sche Variante, um kanonisch zu bleiben).
Was??? Bitte deutsch, ich kann kein Latein.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 17.05.2015 | 09:31
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich unter ihnen (oder so ähnlich).

Dass ich mich beim Ars Magica Spielen im Namen Gottes mit meinem Freunden versammele, ist allerdings ´ne steile These.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Azanael am 17.05.2015 | 13:46
Naja, also ich hab auch ein paar Semester soziale Arbeit (inklusive Philosophie und Soziologie), aber so... einzigartig... hätte ich mich nicht ausgedrückt.

Dennoch muss auch ich sagen: Zum einen hab ich mich immer wieder sehr gefreut, sobald ein neues Buch für Ars Magica erschienen ist, bzw. angekündigt wurde (besonders bei Büchern, die eher "universeller Natur" waren, wie die RoP-Reihe, Magi of Hermes, Ancient Magic, City & Guild, Hermetic Projects, usw. - im Gegensatz zu den sehr exotischen Büchern oder jene, die außerhalb des mystischen Europa spielen, wie  Faith and Flame). Denn dann gabs wieder neue Anregungen -sei es für Zaubersprüche, Objekte, Magieformen (welche sich integrieren lassen), Abenteuerideen, usw. Das fällt jetzt weg.
Vorteil ist jetzt natürlich, dass ich zum einen mir die 120 Euro im Jahr spare (was mir jetzt nicht wirklich weh getan hat bislang) und ich endlich mit dem Übersetzen nach komme. Für meine Spielgruppe macht es keinen großen Unterschied. Die nutzte vor allem das GRW, die Houses of Hermes und Realms of Power. Und da Ars Magica das Lieblingssystem meiner Mutter ist (seit zwei Jahrzehnten), werden wir es wohl auch noch lange weiterspielen.

Von daher denke ich, dass vor allem im US-Amerikanischen Raum bei vermutlich eher jüngeren Spielern die Anzahl an Runden abnehmen wird (da sie nicht neu gefixed werden sozusagen), hier in Deutschland wird sich aber an der Ars Magica Spiellandschaft nur eher wenig ändern. Ich hatte es immer schon als sehr reifes Spiel gesehen, das jetzt nicht unbedingt den Einsteiger fesseln wird. Auch die Tatsache, dass die 5te Edition leider nie übersetzt wurde, hat wohl das seinige dazu beigetragen, dass einige Online-Händler es auch nicht ins Programm mit aufgenommen haben. Also werden die "alten Hasen" weiterspielen und neue Spieler wird es - wenn überhaupt" nur ausgesprochen vereinzelt finden in Zukunft nach 2016.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Egiltane am 17.05.2015 | 14:01
Zitat
Dass ich mich beim Ars Magica Spielen im Namen Gottes mit meinem Freunden versammele, ist allerdings ´ne steile These.

Vorsicht: »in nomine meo« bedeutet für sich alleine stehend keinesfalls im Namen Gottes. Diese Assoziation erwächst bestenfalls aufgrund der Platzierung innerhalb des Matthäus-Evangeliums, das hier schlichtweg angeführt wurde, um einen kanonischen Zusammenhang herzustellen.

Im Grunde genommen liesse sich dieses Zitat auf jeden artverwandten Sachverhalt übertragen — beispielsweise auch darauf, dass sich tausende von Gläubigen vor Leinwänden und Fernsehgeräten versammeln, um der gemeinsamen Sache einer Fussballweltmeisterschaft zu huldigen: spiritus.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Thandbar am 17.05.2015 | 14:40
Und dass es eine Weile brauchen wird, bis eine sinnvolle 6. Edition entsteht kann ich mir auch vorstellen. Ich halte die 5. Edition für ziemlich perfekt. Was soll nach dieser 5. Edition noch kommen?

Naja, ich würde mir mal ein interessantes/brauchbares Kampfsystem für Nichtmagier wünschen.  :)
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Bad Horse am 17.05.2015 | 17:11
Naja, ich würde mir mal ein interessantes/brauchbares Kampfsystem für Nichtmagier wünschen.  :)

Das wäre in der Tat schön.  :d
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Egiltane am 17.05.2015 | 22:30
Als Antwort auf die Frage nach einem interessanteren Kampfsystem verweise ich auf die ersten Abschnitte des Einführungskapitels des Regelwerks: Ars Magica ist ein Spiel, dass sich im Kern mit dem Leben und Wirken von Magiern auseinandersetzt (ArM5, p. 4). Es beziet am Rande zusätzlich andere Charaktertypen mit ein, namentlich Companions und Grogs, räumt diesen jedoch schlichtweg nicht den selben Stellenwert oder Handlungsspielraum ein wie den Magiern. Magier brüten in Laboren. Magier bestimmen die Geschicke des Bundes. Magier betreiben (hermetische) Politik. Magier ringen mit übernatürlichen Kreaturen. Magier erreichen eine Lebenserwartung von 130+ Jahren, in deren Verlauf sie mechanisch und narrativ zu interessanten Protagonisten heranreifen.

Das heißt nicht, dass Companions nicht ab und an ebenfalls Spotlight erhalten oder, wie im Falle ersterer, nicht auch kurzzeitig im Mittelpunkt der Ereignisse stehen können. Letzten Endes sind beide jedoch konzeptionell auf die Ebene von »supportive cast« degradiert, was sich auch mechanisch konsequent durch sämtliche Ebenen des Spiels zieht. Sie treten insbesondere dann in Erscheinung, wenn es Magier nicht können oder wollen. Sie sorgen in Folge von Troupe-style-play für ein kontinuierliches, kurzweiliges Game-Play, ohne dass Spieler, deren Magier sich für mehrere Seasons in ihrem sanctum einschließen, vom Spiel ausgeschlossen wären. Doch sie verkörpern typischer Weise über längere Zeiträume hinweg nicht die tragenden Elemente des Spiels.

(ArM5, p. 4) spricht explizit von unterschiedlichen Machtstufen zwischen Magiern und dem Rest der Welt. So begnadet ein Grog auch mit seiner zweihändigen Axt umzugehen vermag, wird ihm ein Magus mit Cr(Re)Te auf vergleichsweise niedrigem Level kaum nachstehen, oder ihm aufgrund des kreativen Einsatzes von diversen komplementären Effekten gar überlegen sein. Spezialisten, wie es selbst frisch gebackene Flambeau oftmals zu sein pflegen, bedürfen an dieser Stelle wohl kaum expliziter Erwähnung. Selbst Mythic Companions agieren mangels Der Gabe konzeptionell eher begleitend, ergänzend oder bestenfalls zeitweise substituierend.

Die Möglichkeiten des Troupe-style-play verführen durch die Einbindung komplementärer Protagonisten zuweilen zu einer simulationistisch ausgerichteten Herangehensweise, die zwar, aus einem bestimmten Blickwinkel heraus betrachtet, nachvollziehbar ist, andererseits jedoch ein Stück weit an der zentralen Zielvorgabe des Game-designs vorbeigeht. Dennoch wird dieser Wunsch vergleichsweise oft innerhalb der Spielergemeinde laut. Dem gegenüber kam mir niemals ein Mitspieler zu Ohren, der sich darüber beklagte, dass ein {Custos, Ghul} bei {M:tA (https://en.wikipedia.org/wiki/Mage:_The_Ascension), V:tM (https://en.wikipedia.org/wiki/Vampire:_The_Masquerade)} zu wenig Handlungsspielraum besäße. Auch hier liegen die Geschicke der (Spiel-)Welt evidenter Weise in den Händen der {Erwachten, Cainiten}.

Wenn die einzige Möglichkeit eines unbe-Gab’ten Charakters darin besteht, sich im Kampf auszuzeichnen, scheint mir dies auf eine recht eindimensionale Ausrichtung des zu Grunde liegenden Charakterkonzepts hinzudeuten, was im Falle von Grogs durchaus intendiert sein mag. Ob es Sinn macht, mechanische Grundlagen dafür zu schaffen, dass ein solcher Charakter länger oder intensiver im Spotlight steht, halte ich aus den obigen Gründen für fraglich.

Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 18.05.2015 | 00:25
Zitat von: Egiltane
Vorsicht: »in nomine meo« bedeutet für sich alleine stehend keinesfalls im Namen Gottes. Diese Assoziation erwächst bestenfalls aufgrund der Platzierung innerhalb des Matthäus-Evangeliums, das hier schlichtweg angeführt wurde, um einen kanonischen Zusammenhang herzustellen.

Du meine Güte! Bekommt man hier eigentlich jeden feuchten Kehricht im Mund herumgedreht?

Das ist das, was ich unter Matthäus 18, 19-20 finde, wenn ich völlig untheologisch laienhaft im Netz herumgoogele:

Zitat
Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Wer spricht denn hier, bitteschön? Kein Fußballmoderator und auch kein Rollenspielleiter, denke ich. Es ist Jesus. Und wenn ich mich nicht ganz vertue, spricht er zu seinen Jüngern, um sie über seinen drohenden Tod hinwegzutrösten.

Wenn ich hier im Tanelorn einen Beitrag schreibe, möchte ich auch nicht, dass ein einzelner Satz herausgenommen, in seiner gesamten potentiellen Bedeutungsvielfalt interpretiert und dadurch in seiner ursprünglichen Aussageabsicht annulliert wird. Dasselbe Recht könnte man bitteschön auch Jesus zugestehen. (Jungejunge. In einem deutschen Rollenspielforum ein unübersetztes lateinisches Bibelzitat anzuführen und sich dann auch noch auf irgendwelche Spitzfindigkeiten in der Auslegung zu kaprizieren... das finde ich einfach... ohne Worte.)

So. Und nun, lieber Egiltane, pflichte ich deinem letzten Beitrag zu. Ich bin vollkommen deiner Meinung (aber auch hier, denke ich, kann man´s einfacher ausdrücken: "Es geht um die Magi! Wozu also ein spannendes Kampfsystem?").

Wenn man die Zusatzkampfregeln aus "Lords of Men" hinzunimmt, kann man relativ spannend kämpfen. Unser vorletzter Kampf nach diesen Regeln war hart und von den Grogs und Companions fiel ein Charakter nach dem anderen wegen der Hiebe der gegnerischen Ordensritter aus. Zudem war nur ein Magus anwesend. Meine Spieler schauten zunehmend verkniffen. Ich sagte ihnen: "Hey! Nicht aufgeben! Ihr habt doch noch einen Magus!" Dieser Magus hat dann innerhalb von drei Kampfrunden alle gegnerischen Ordensritter außer Gefecht gesetzt. Darum geht´s. Ob du ein lahmes Kampfsystem verwendest oder ein spannendes: Die Magi sind die Chefs! Es geht nicht um den Kampf, es geht um die Magie (sogar im Kampf).
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Thandbar am 18.05.2015 | 02:09
Als Antwort auf die Frage nach einem interessanteren Kampfsystem verweise ich auf die ersten Abschnitte des Einführungskapitels des Regelwerks: Ars Magica ist ein Spiel, dass sich im Kern mit dem Leben und Wirken von Magiern auseinandersetzt (ArM5, p. 4). 

Ich finde es toll, dass Du so ausführlich geantwortet hast, aber mir geht es nicht um Machtgefälle, Spotlight oder Simulationismus. (Ich habe übrigens auch nur einmal Ars Magica gespielt, weshalb ich auf inhaltlich vertiefter Ebene überhaupt nicht mitreden kann.)
Aber insgesamt kam mir das Kampfsystem einfach schlecht designt vor. Manchmal möchte ja vielleicht auch ein Magier sich ein Schwert verzaubern, um damit einen Gargoyle anzugreifen. Und wenn dabei auch ein bisschen taktischer Tiefgang dabei ist, ist das ja auch nur ein Bonus.

Eine neue Edition könnte sich in meinen Augen dadurch auszeichnen, dass diese Elemente des Spiels besser funktionieren und sich interessanter spielen lassen. Das heißt ja nicht, dass man dadurch eine totale Umgewichtung der Core Story erwirken wollte. Vielleicht könnte man das Kampfsystem sogar gleichzeitig funktionaler machen und noch dazu beschleunigen. 
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Bad Horse am 18.05.2015 | 02:15
Vielleicht machen wir das ja falsch, aber wir spielen nicht primär Magier, sondern Charaktere. Der Fokus liegt bei uns auch eher auf dem Bund an sich und nicht nur auf den Magiern - ja, das sind natürlich die wichtigsten Charaktere, und die haben auch mehr Optionen. Aber die anderen Charaktere (gerade die Consortis) sind ja nicht nur Beiwerk, sonst würde es sie nicht geben - sonst würde man nur mit Magiern und Grogs spielen.
Zumindest meine Spieler wollen auch mal einen anderen Charakter als nur den Magier spielen wollen, und der sollte dann auch entsprechend interessant sein.

Außerdem ist nicht jeder Magier auf kämpferische Fähigkeiten fokussiert und kann drei Ordenskrieger in drei Runden ausschalten. Zumal diese Ordenskrieger ja während dieser drei Runden offensichtlich mit etwas anderem beschäftigt waren als damit, sich um den Magier zu kümmern.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 18.05.2015 | 02:30
Zitat von: Bad Horse
Vielleicht machen wir das ja falsch, aber wir spielen nicht primär Magier, sondern Charaktere.

Solange ihr dabei nicht damit hadert, mit den Companions oder Grogs weniger ausrichten zu können als mit den Magi, dürfte das kein Problem sein.

Meine beiden Runde sind ziemlich unterschiedlich:
Die eine hat sich darauf geeinigt, dass auf jede Troupe nur ein Magus und ein Companion mitzieht. Das bedeutet bei einer Runde von 6 Spielern: 4 von ihnen spielen einfach nur Grogs. Diese Grogs sind den Spielern auch Figur für Figur zugeteilt. In dieser Runde geht es nur sehr sekundär um Power. Der einzelne Magus hat die Chance sich zu beweisen. Die Grogs und Companions haben ihren Spaß. Das ist die Ars Magica Runde, die am ehesten einer daily soap ähnelt: Es geht zwar auch um die großen Abenteuer, aber in relativ großem Rahmen auch um die Gespräche zwischen Küchenmagd (Grog) und Stallbursche (Grog).
Die andere Runde findet es nicht so toll einfach nur einen Grog zu spielen. Für die fängt der Spaß bei den Companions an, je mehr Magus, desto besser. Hier geht es zumindest manchmal schon um Power. Hier wollen die Spieler historische Zusammenhänge möglichst entscheidend mitgestalten. Es geht auch darum, in bestimmten politischen Situationen das Sagen zu haben. Warum auch nicht?

Ich möchte beide Runden nicht missen und bin dankbar für die unterschiedlichen Spielerfahrungen mit dem gleichen System.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Timberwere am 18.05.2015 | 10:10
In unserer Runde machen wir gar keinen großen Unterschied zwischen Magiern und Companions. Es zieht auf Abenteuer mit, wer sich für eine bestimmte Aufgabe am besten eignet, und da kann es auch schon mal vorkommen, dass die Gruppe ausschließlich aus Consortes besteht, ein andermal ausschließlich aus Magi. Grogs spielen wir interessanterweise so gut wie gar nicht selbst, die laufen halt als NSCs mit und fallen meistens in der Erzählung oder unserer Vorstellung fast völlig unter den Tisch. Unsere Kämpfe (nicht dass es sonderlich viele waren) haben wir bislang noch immer ohne Grogs bestanden bekommen.

Aber ich stimme zu, das Kampfsystem ist ein wenig... eigen. Vielleicht ist auch das der Grund, warum wir in den Jahren bislang eher wenig gekämpft haben.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Thandbar am 18.05.2015 | 11:18
Jau, manche denken anscheinend, ein Rollenspiel ist wie ein PC-Betriebssystem und braucht regelmäßige Updates.  ;D

Mal eine Gegenthese: Rollenspieldesign hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, man ist selbstreflektierter geworden im Betrachten von dem, was Systeme können und leisten sollen, und anspruchsvoller, wenn es um das Playtesten dieser Systeme geht.

Mein Eindruck ist - und es werden jetzt wohl alle AM-Fans die Hände über dem Kopf zusammenschlagen -, dass man es Ars Magica durchaus anmerkt, dass der Zahn der Zeit mehrmals mit dem Trecker drübergefahren ist. Natürlich kann ich da komplett danebenliegen, weil ich das System nicht gut genug kenne. :D
Aber ich finde schon, dass an so Sachen wie dem Merit/Flaw-System und der seltsamen Feinkörnigkeit in Bereichen, die man gar nicht braucht, und die Zähigkeit in Gebieten, die angeblich so unwichtig sind (Kampf) sich doch eine gewisse Unzeitgemäßheit feststellen lässt. Vielleicht lassen sich auch bei den Zaubern einige Redundanzen totkloppen, das weiß ich nicht so genau.

Ich denke, dass ein modernerer Designansatz das Spiel an einigen Stellen vor allen Dingen vereinfachen, leichter zugänglich machen würde. Das Grundregelwerk sollte meiner Meinung nach Neulingen schneller offenbaren, wie man es eigentlich spielen sollte. Ohne Einweisung von Leuten, die Ars Magica schon sehr genau kennen, fand ich dessen Lektüre ehrlich gesagt etwas verwirrend. 
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: 6 am 18.05.2015 | 11:31
Sicherlich könnte man bei AM einiges reformieren. Allerdings sollten dabei immer die Kernkompetenzen des Settings im Auge behalten werden und das sind:
- Magier
- Bund (und damit Troupstyle)
- historisches Mittelalter

Das Kampfsystem ist sicherlich überarbeitungswürdig (weil viel zu kompliziert). Das Lern- und Erfahrungssystem und auch das Magiesystem selber dagegen sind passend zu den Kernkompetenzen auf der Höhe der Zeit. Bei dem Merits/Flaw-System sehe ich momentan keine gangbare Alternative. Mit einem (wie auch immer gestalteten) Aspektesystem würde Dir die (ich nenns mal) Bundverwaltung um die Ohren fliegen.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Egiltane am 18.05.2015 | 22:13
Mal eine Gegenthese: Rollenspieldesign hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, man ist selbstreflektierter geworden im Betrachten von dem, was Systeme können und leisten sollen, und anspruchsvoller, wenn es um das Playtesten dieser Systeme geht.

Bedeutet das, dass man Ars Magica-Produkten gemeinhin nachsagt, sie seien unzureichend ge-playtest'et? Oder steht diese Aussage losgelöst von Ars Magica im Raum?

Zitat
Mein Eindruck ist - und es werden jetzt wohl alle AM-Fans die Hände über dem Kopf zusammenschlagen -, dass man es Ars Magica durchaus anmerkt, dass der Zahn der Zeit mehrmals mit dem Trecker drübergefahren ist. Natürlich kann ich da komplett danebenliegen, weil ich das System nicht gut genug kenne. :D
Aber ich finde schon, dass an so Sachen wie dem Merit/Flaw-System und der seltsamen Feinkörnigkeit in Bereichen, die man gar nicht braucht, und die Zähigkeit in Gebieten, die angeblich so unwichtig sind (Kampf) sich doch eine gewisse Unzeitgemäßheit feststellen lässt. Vielleicht lassen sich auch bei den Zaubern einige Redundanzen totkloppen, das weiß ich nicht so genau.

Es sei mir folgende Verständnisfrage gestattet, die nicht etwa auf Zynismus, sondern ernsthaftem Interesse meinerseits begründet ist: Welche Eigenschaften zeichnen ein modernes Rollenspielsystem konkret aus? Welche Aspekte sind es, die ihm zu einem modernen, zeitgemäßem Design verhelfen? Verstehe ich es richtig, dass beispielsweise Detailreichtum heute nicht mehr als zeitgemäß gilt? Falls ja, lässt sich dies Genre-übergreifend konstatieren? Gibt es hierfür Spezifikationen, Normen oder Metriken? Falls ja, welches Gremium oder welcher Personenkreis legt sie fest? Unterliegen sie kulturellen oder sozialen Varianzen, d. h. ist zu erwarten, dass in Amerika, Europa und Asien unterschiedliche Märkte bedient werden müssen, um den jeweiligen Erwartungswerten zu genügen? Ich betone nochmals, dass es mir nicht darum geht, die ursprüngliche Aussage ins Lächerliche zu ziehen, sondern ich vielmehr ernsthaft darum bemüht bin, mögliche Zukunftsperspektiven auszuloten. Um diesen Thread nicht unnötig aufzufasern, nehme ich gerne mit entsprechenden Quellen verlieb.

Es wurde im Laufe der Jahrzehnte seitens der Fan-Gemeinde mehrfach versucht, Ars Magica in Gänze oder in Teilen zu modifizieren. Zuweilen wurde versucht, das Magiesystem auf andere Settings zu portieren. Andere Gemüter fühlten sich in der Reichhaltigkeit des Settings zu Hause und strebten danach, es mit leichtgewichtigeren Regelmechaniken zu bespielen. All diesen Bestrebungen, so lobenswert sie im Ansatz ihrer jeweiligen Kreativität auch gewesen sein mögen, lag (meiner persönlichen, gänzlich subjektiven Einschätzung nach) ein Makel in Form mangelnden Weitblicks für die systeminheränte Kohäsion zu Grunde. Zeit, Magie, Symbolismus, Religion, Limits, Powers, Virtues/Flaws, Skills, Realgeschichtliches, Politik, Kultur und Geographie sind eng mit einander verzahnt und entsprechend austariert. Ein solch fragiles Kartenhaus umzuschichten und dabei eine möglichst kleine Zahl involvierter Parteien bzw. Rezipienten vor den Kopf zu stoßen, halte ich keinesfalls für trivial. Dennoch wäre ich neugierig, ob das Unterfangen gelingen könnte.

Zitat
Ich denke, dass ein modernerer Designansatz das Spiel an einigen Stellen vor allen Dingen vereinfachen, leichter zugänglich machen würde. Das Grundregelwerk sollte meiner Meinung nach Neulingen schneller offenbaren, wie man es eigentlich spielen sollte. Ohne Einweisung von Leuten, die Ars Magica schon sehr genau kennen, fand ich dessen Lektüre ehrlich gesagt etwas verwirrend.

Ich sehe die Problematik durchaus, und sei es nur aus marktpolitischer Perspektive. Meine Befürchtung ist bzw. wäre, dass jede Form erweiterter Zugänglichkeit notwendiger Weise mit einer Verflachung und damit letztlich geringerer atmosphärischer Tiefe des Spiels einherginge. Damit meine ich nicht Trivialisierung oder Bagatellisierung eines in der Tradition verhafteten Produkts, sondern vielmehr eine Abkehr von den zentralen Werten, die ArM zu etwas Besonderem machen.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Thandbar am 19.05.2015 | 15:16
Bedeutet das, dass man Ars Magica-Produkten gemeinhin nachsagt, sie seien unzureichend ge-playtest'et? Oder steht diese Aussage losgelöst von Ars Magica im Raum?

Ich habe Ars Magica nicht damit gemeint, und kenne das Spiel in all seinen Editionen auch gar nicht genug, um das bewerten zu können.

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  Welche Eigenschaften zeichnen ein modernes Rollenspielsystem konkret aus?

Ich glaube, da erwartest Du eine Art von Antwort, die seitenweise Tanelorn-Material mal eben einfach so klären und zusammenfassen würde. Das kann ich natürlich nicht leisten. Es scheint mir aber doch so zu sein, dass der Trend in Richtung schlankerer, eleganter Systeme geht und bestimmte Systemelemente eher als altmodisch und andere als modern empfunden werden. Nach meinem Eindruck gehört "Merit/Flaw" in die erste Kategorie, narrative "Bennies" in die zweite.   

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Ein solch fragiles Kartenhaus umzuschichten und dabei eine möglichst kleine Zahl involvierter Parteien bzw. Rezipienten vor den Kopf zu stoßen, halte ich keinesfalls für trivial. Dennoch wäre ich neugierig, ob das Unterfangen gelingen könnte.

Ja, absolut. WotC hatte ja auch versucht, mit der vierten Edition einfach eine möglichst 'moderne' D&D-Version herzustellen, und die Spieler sind ihnen einfach davongelaufen. Und Legend of the Five Rings schleppt allein aus Traditionsgründen sein eigenes Merit/Flaw-System mit sich herum. (Wobei man natürlich auch die Meinung vertreten kann, dass man ein solches System braucht, um bestimmte Sachen wie die Modifikationen des 'Status' innerhalb der rokuganischen Gesellschaft korrekt darstellen zu können.)

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Ich sehe die Problematik durchaus, und sei es nur aus marktpolitischer Perspektive. Meine Befürchtung ist bzw. wäre, dass jede Form erweiterter Zugänglichkeit notwendiger Weise mit einer Verflachung und damit letztlich geringerer atmosphärischer Tiefe des Spiels einherginge.

Hm, ich finde nicht, dass Zugänglichkeit und Tiefe einander notwendig ausschließen, solange man nicht zugunsten eines falsch verstandenen Ideals der Vereinfachung wesentliche Elemente des Spiels opfert. (Ein Beispiel, wo das meiner Meinung nach geschehen war, ist das runtergekürzte Gesinnungssystem von D&D 4E, wo unter dieser Simplifizierung das ganze Multiversum plötzlich zusammenschrumpfte.)
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Azanael am 20.05.2015 | 00:29
HI,

also klar, das Kampfsystem sollte überarbeitet werden - könnte aber sicherlich auch mit einem Werk gelingen ,das nur ein paar Seiten lang ist oder als Sub Rosa Artikel. Das Magiesystem sollte mehr oder weniger unangetastet bleiben. Bei den Tugenden und Schwächen könnte man sicherlich einiges reduzieren - es nahm ja bis zuletzt schon Massen wie zu Vampire-Zeiten an ;-) Besonders die Persönlichkeitszüge finde ich immer etwas... unhandlich.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Egiltane am 20.05.2015 | 13:29
Danke für den Versuch der Klarstellung.

Ich glaube, da erwartest Du eine Art von Antwort, die seitenweise Tanelorn-Material mal eben einfach so klären und zusammenfassen würde. Das kann ich natürlich nicht leisten.

Es ging mir weniger um das Aufarbeiten und Zusammenfassen, sondern lediglich um die entsprechenden Quellen im Netz, sei es hier im Forum oder andernorts. Ich kann versuchen, mir diese Quellen selbst zusammen zu suchen, laufe dann jedoch wie bei einer Literaturrecherche Gefahr, Essentielles zu übersehen oder am Ende ein unzureichendes Portfolio zusammen getragen zu haben.

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Es scheint mir aber doch so zu sein, dass der Trend in Richtung schlankerer, eleganter Systeme geht und bestimmte Systemelemente eher als altmodisch und andere als modern empfunden werden.

Die Eigenschaft »schlank« in Bezug auf einen Regelsatz vermag ich nachzuvollziehen. Was aber bedeutet in diesem Kontext »elegant«? Der Begriff scheint mir ähnlich subjektiv ausgeprägt wie die Adjektive »ästhetisch« oder »schön«.

Ars Magica wurde in der Vergangenheit mehrfach mit dem bereits genannten M:tA (https://en.wikipedia.org/wiki/Mage:_The_Ascension) in Verbindung gebracht, was (technisch gesehen) im wesentlichen dem Umstand des freien Magiesystems geschuldet sein mag. Der Hauptvorwurf der ArM-Jünger gegenüber Mage war meist, dass sich Letzteres zu sehr oder zu oft auf Handwaving (https://en.wikipedia.org/wiki/Handwaving) verlässt, während ArM in der Lage sei, eine grössere Bandbreite an Situationen mechanisch nachvollziehbar abzubilden. Um dies bewerkstelligen zu können, so die Argumentation, bedürfe das zu Grunde liegende Regelgerüst einer gewissen Grundkomplexität.

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Nach meinem Eindruck gehört "Merit/Flaw" in die erste Kategorie, narrative "Bennies" in die zweite.

Confidence bei ArM kommt narrativ getriebenen Spieloptionen möglicherweise noch am nächsten. Der wesentliche Unterschied dürfte in dem eher zähen Zyklus des Refresh liegen. Dies führte in den mir bekannten Sagas jenseits von One-Shots dazu, dass Confidence spielerseitig kaum genutzt wird. Ein weiterer Unterschied dürfte die (nach kanonischem Standard) weitestgehend mechanische Ausrichtung der entsprechenden Regeloption sein.

Flaws schlagen (zumindest implizit) in eine ähnliche Kerbe. Indem ich einen entsprechenden Flaw wähle, gebe ich meinem SG ein dediziertes Instrument an die Hand, meinen alter ego packen und involvieren zu können, während ich andernorts aufgrund eines kompensierenden Virtues proaktiv triumphieren kann. Das Fixieren auf bestimmte Sachverhalte machen Virtues/Flaws aus Sicht des Spielers besser und gleichzeitig schlechter steuerbar als Bennies et al.

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Und Legend of the Five Rings schleppt allein aus Traditionsgründen sein eigenes Merit/Flaw-System mit sich herum. (Wobei man natürlich auch die Meinung vertreten kann, dass man ein solches System braucht, um bestimmte Sachen wie die Modifikationen des 'Status' innerhalb der rokuganischen Gesellschaft korrekt darstellen zu können.)

Manch einer würde argumentieren, dass Merits/Flaws ein grösseres Mass an Individualisierung gestatten, zumal sie aus dem generischen Point-Buy-Pool gespeist werden. Im Falle von Flaws rät L5R von jeher zu Vorsicht.

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Hm, ich finde nicht, dass Zugänglichkeit und Tiefe einander notwendig ausschließen, solange man nicht zugunsten eines falsch verstandenen Ideals der Vereinfachung wesentliche Elemente des Spiels opfert. (Ein Beispiel, wo das meiner Meinung nach geschehen war, ist das runtergekürzte Gesinnungssystem von D&D 4E, wo unter dieser Simplifizierung das ganze Multiversum plötzlich zusammenschrumpfte.)

Bedeutet dies, dass Regelsystem und Hintergrund in Bezug auf ihre Schlankheit entkoppelt sind, d. h. ein modernes System eine schlanke Regelmechanik mit einem detaillierten Hintergrund kombinieren darf? Falls ja, führt uns das unweigerlich zum Punkt der Zugänglichkeit zurück: es fällt mir schwer, einen frisch gebackenen Magus ins Rennen zu schicken, ohne ihm vorher ein grundlegendes Verständnis über die ihn umgebende, ausgesprochen komplexe Welt gegeben zu haben. Das würde selbst bei einem Bjornaer mit Feral Upbringing kaum funktionieren, von einem engagierten Guernicus ganz zu schweigen.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: 6 am 20.05.2015 | 13:44
Die Verbindung zu MtA kannste hier vergessen. Erstens ist MtA regeltechnisch alles andere als "modern" und zweitens ist das dicke Problem an dem Magiesystem von Mage, dass es stark philosophisch geprägt ist und damit jenseits der Schwammigkeit der Regelbegriffe auch noch extrem schwer zugänglich ist.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Thandbar am 20.05.2015 | 16:44
Meinst Du mit der Abkürzung Awakening oder Ascension? Oder beide? Awakening war für mich so ein Fall, wo ich bei der Lektüre des Grundregelwerks wirklich überfordert war, wie man das spielen sollte.

Übrigens wollte ich noch hinzufügen, dass mir die Diskussion eine verdammte Lust auf Ars Magica gemacht hat.  :d
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: 6 am 20.05.2015 | 18:36
Ich meinte Ascension.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Selganor [n/a] am 20.05.2015 | 18:38
Übrigens wollte ich noch hinzufügen, dass mir die Diskussion eine verdammte Lust auf Ars Magica gemacht hat.  :d
Dann lad dir von der Atlas-Games Seite die 4th Edition kostenlos runter (wenn du sie nicht schon hast), dazu "Promises, Promises" und "Nigrasaxa", schnapp dir ein paar Spieler und probiere so (kostenlos) aus, ob die Gruppe mit Ars was anfangen kann ;)
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 29.07.2015 | 11:20
Atlas Games hat einen einstündigen Vortrag auf der nächsten Gen Con angekündigt (1. 8.), in dem dargestellt werden soll, wie sich der Stab die Zukunft von Ars Magica vorstellt. Dazu gehört wohl auch eine Gumshoe-Adaption für das Mythic Europe Setting von Ars Magica, die Ideen sind aber - so ausdrücklich die Ankündigung - "not limited to" Gumshoe. Man darf gespannt sein.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 2.08.2015 | 18:00
O.K., Timothy Ferguson, einer der Ars Magica Autoren, hat sich das Ars Magica Referat auf dem Gen Con anscheinend angehört und den Inhalt im Atlas Games Forum veröffentlicht. Hier eine Übersetzung meinerseits
- Es gab keine konkreten Ankündigungen von vielversprechenden neuen Produkten (tentpoles) für Ars Magica
- Es gibt keine konkreten Überlegungen für eine sechste Edition und die Diskussionen darüber können sich gut und gerne noch ein Jahr lang bis zum nächsten Gen Con hinziehen.
- Ars Magica wirft nicht genug Geld ab, um sich aus eigener Kraft tragen zu können. Die Linie ist auf Unterstützung aus den anderen Produkten von Atlas Games angewiesen.
- Das Modell der Quellenbücher trägt sich nicht mehr und wird zukünftig durch für sich selbst stehende Werke (standalone works) ersetzt.
- Einige der für sich selbst stehenden Werke werden gedruckt werden, viele aber auch nicht.
- Kickstarter wird es öfter geben.
- Die für sich selbst stehenden Werke werden sich nicht zwingend auf eine gemeinsame Welt beziehen. Einige werden sich auf Mythic Europe, das bisherige Ars Magica Setting, beziehen, andere nicht. Die Veröffentlichungen werden auch nicht zwangsläufig inhaltlich miteinander verknüpft sein.
- Atlas Games bemüht sich derzeit um Online Unterstützung (hinsichtlich Feng Shui 2 gab es wohl einen halbwegs zufriedenstellenden Erfolg), hat in dem Bereich aber nicht allzu große Kenntnisse und einiges aufzuholen.
- Atlas Games will wissen, was die Fans wollen, ob es nun eine 6. Edition ist oder irgendwelches Quellenmaterial, und bittet um emails.

Soweit der Bericht von Timothy Ferguson. Die Ehrlichkeit, mit der hier kommuniziert wird, rührt mich ja an. Leider kann man sich dafür nichts kaufen. Wer wie ich mit überhaupt nichts mehr gerechnet hat, behält immerhin im Hinterkopf, dass es möglicherweise zumindest irgendwelche Veröffentlichungen geben könnte... wie auch immer die aussehen werden.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Selganor [n/a] am 2.08.2015 | 18:28
Hast du zufaellig noch irgendwo den Link zum Beitrag?
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 2.08.2015 | 18:32
Hier. bitte sehr:

http://forum.atlas-games.com/viewtopic.php?f=4&t=31363
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: TeichDragon am 2.08.2015 | 18:42
Das klingt ja alles nicht sonderlich prall  :o
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 2.08.2015 | 18:53
Aber auch nicht wirklich überraschend, oder? So wirklich präsent und aktiv schien mir AM schon seit ein paar Jahren nicht mehr zu sein.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 2.08.2015 | 19:04
Inzwischen ist es nicht mehr überraschend (siehe dieser Strang!). Ursprünglich war ich aber schon verwundert. Immerhin haben Atlas Games bis jetzt über mehr als 10 Jahre hinweg vier hochwertige Quellenbücher pro Jahr für Ars Magica herausgebracht, und zwar mit einer terminlichen und qualitativen Zuverlässigkeit bei der sich andere Verlage eine Scheibe abschneiden können. Es war eher so, dass ich mich jahrelang gefragt habe: "Wie machen die das nur?" Nun erfahren wir, dass die Puste nachlässt. Tja...
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Die Falkin am 11.01.2017 | 17:25
Gibt es hier eigentlich News?
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 11.01.2017 | 19:16
Es gibt Versuche von Atlas Games andere Rollenspiele mit dem "Mythic Europe" Setting zu verknüpfen. Es sind zwei Fiasco-Playsets herausgekommen, die auf der Ars Magica Welt spielen. Außerdem ist eine Gumshoe-Version für die Ars Magica Welt in Arbeit.

Der Verlag betrachtet mit Abschluss der 5. Edition das Spiel als komplett und (zumindest vorläufig) als nicht verbesserungsbedürftig. Daher ist derzeit auch keine 6. Edition geplant.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 22.08.2017 | 23:56
In einem Bericht im Atlas Games Forum über ein Ars Magica Podium auf der GenCon kann man lesen, dass die Veranstalter geäußert hätten: "Ars Magica 6th Edition is not yet more than a concept on the horizon". Das ist zwar wenig, bisher hieß es aber recht kategorisch, eine 6. Edition werde nicht angestrebt. Nun wird immerhin konzipiert. Das war mir dann doch eine kurze Erwähnung wert.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: fivebucks am 23.08.2017 | 01:06
Interessant!
Mehr weiß man noch nicht?
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Chiarina am 23.08.2017 | 01:13
Nein. Und wenn ich mal ehrlich bin, dann glaube ich, dass das noch mindestens 3 Jahre dauert, bis wir wissen, wie die nähere Zukunft von Ars Magica aussieht. Aber immerhin... vielleicht gibt es eine Zukunft... wer weiß? Bis es soweit ist, spiele ich jedenfalls noch ein wenig die 5. Edition... auch kein Problem.
Titel: Re: Das Ende von Ars Magica 5te Edition naht...
Beitrag von: Jiyu am 23.08.2017 | 20:05
Dazu passend vielleicht der Hinweis auf zwei aktuelle Bundles of Holding: