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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Ubiquity => Thema gestartet von: Ludovico am 26.01.2016 | 17:05

Titel: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 26.01.2016 | 17:05
Ich hab es in einem vorigen Post zwar selbst geschrieben, dass Ubiquity eher pulpig sei, aber kurz darauf stellt sich mir die Frage, wieso das der Fall sein soll.
Den Anfang hat es mit HEX genommen, was tatsächlich Pulp in Reinform ist und Quantum Black scheint in eine ähnliche Kerbe zu stoßen.
Aber was ist mit den anderen Spielen?
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 26.01.2016 | 17:26
Die anderen veröffentlichten Settings sind zumeist bislang auch pulpig - was mich etwas ärgert, da das nichts mit dem System an sich zu tun hat. Das ist nämlich durchaus Shadowrun und WoD ähnlich, die beide kaum pulpig zu nennen sind. Mit zwei drei kleineren Stellschrauben hat man das an Horror angepasst (es gibt ja sogar schon ganz passable Horror- und Sanity-Regeln!).

Die Stellschrauben sind auch schon selbst in HEX angedacht: Anderer Umgang mit Stilpunkten ist das einfachste: Mehr Punkte für weniger Bonuswürfel udn schon ist es härter. Und anderswo gibt es (iirc "Guide to Gothic Horror")

Ich denke, es ist ein Rückschluss von den bisherigen Settings auf das System, und das wird ihm einfach nicht gerecht.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 26.01.2016 | 17:38
Die anderen veröffentlichten Settings sind zumeist bislang auch pulpig - was mich etwas ärgert, da das nichts mit dem System an sich zu tun hat. Das ist nämlich durchaus Shadowrun und WoD ähnlich, die beide kaum pulpig zu nennen sind. Mit zwei drei kleineren Stellschrauben hat man das an Horror angepasst (es gibt ja sogar schon ganz passable Horror- und Sanity-Regeln!).

Die Stellschrauben sind auch schon selbst in HEX angedacht: Anderer Umgang mit Stilpunkten ist das einfachste: Mehr Punkte für weniger Bonuswürfel udn schon ist es härter. Und anderswo gibt es (iirc "Guide to Gothic Horror")

Ich denke, es ist ein Rückschluss von den bisherigen Settings auf das System, und das wird ihm einfach nicht gerecht.

Bei HEX stimm ich ja zu, aber bei den anderen Settings tu ich mich etwas schwer.
AfO wird gerne in die Mantel und Degen-Ecke geschoben (ich sehe es eher bei Sword and Sorcery), Space 1889 ist eher ein historisches Rollenspiel mit Steampunk-Elementen (es könnte pulpig sein, aber die Ausarbeitung spricht eher dagegen), Desolation hat auch nicht viel mit Pulp zu tun. Die League of Adventures kann ich nun recht schlecht beurteilen.
Ich sehe da irgendwie nicht sonderlich viel Rückhalt für die Behauptung, dass Ubiquity-Settings vor allem Pulp-Settings seien (es sei denn, man zieht die Wiki-Definition (https://de.wikipedia.org/wiki/Pulp-Magazin) hinzu, aber dann wären über die Hälfte aller Rollenspiele Pulp-Spiele. 
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Der Nârr am 26.01.2016 | 17:51
Ich finde Ubiquity ziemlich realistisch mit seinen unendlich langen Skill-Listen und relativ fein granulierten Regeln usw. Habe es darum nach kurzem Ausprobieren nicht weiter verfolgt, mir fehlte nämlich eben gerade der Pulp im System.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: aikar am 26.01.2016 | 18:39
Ich finde Ubiquity ziemlich realistisch mit seinen unendlich langen Skill-Listen und relativ fein granulierten Regeln usw. Habe es darum nach kurzem Ausprobieren nicht weiter verfolgt, mir fehlte nämlich eben gerade der Pulp im System.
+1. Deswegen verstehe ich auch nicht den immer wiederkehrenden Vergleich Ubiquity vs. Savage Worlds. Die beiden fühlen sich für mich einfach völlig unterschiedlich an.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Althalus am 27.01.2016 | 08:59
Kommt mal wieder drauf an, wie man "Pulp" definiert.  ;)
Wenn man sich an den literarischen Vertretern wie Rice Burroughs und die Doc Savage Reihe orientiert, geht's vor allem um exotische Orte, uralte Geheimnisse, finsterste Machenschaften und Helden, die Larger-than-life sind. Und das alles macht Ubiquity ziemlich gut.
Aber das System unterstützt das zwar, macht es aber halt nicht aus - das muss das Setting leisten. Und scheinbar sind die Autoren doch recht "pulpig" unterwegs, denn prinzipiell könnte man wohl jede Art von Setting machen.
Zitat
AfO wird gerne in die Mantel und Degen-Ecke geschoben
Demnach M&D auch nur eine Spielart von "Pulp" ist ... oder gehört das Schwingen von Lüstern neuerdings zu realistischem Kampf?  ;)
Zitat
Space 1889 ist eher ein historisches Rollenspiel mit Steampunk-Elementen
Kommt auch drauf an, WIE man es spielt. Ich hab jede Menge Feuergefechte in meiner Runde und menschliche Wissenschaftler, die mal eben die uralte Mars-Technologie reparieren ... Wenn man sich aber komplett an die Bücher hält, wird's ohnehin ein Wettbewerb, wer den steifsten Charakter spielen kann ...  ;)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Boba Fett am 27.01.2016 | 09:17
Ich finde, grundsätzlich kann man keinem Regelkernsystem eine "Pulpigkeit" (oder andere Genrezugehörigkeiten) zuschreiben.
Denn sie lassen sich eigentlich immer auch für andere Genres verwenden.
Solche Attribute sind Setting-spezifisch, aber nicht Spielregeln spezifisch.
Ubiquity EIGNET sich gut für pulpige Settings, aber es eignet sich auch für anderes.
Daher: nicht pulpig
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: LushWoods am 27.01.2016 | 09:23
Ich hab mal woanders geschrieben das sich beide System für mich ähnlich und durchaus pulpig "anfühlen".
Das is aber eine rein subjektive Wahrnehmung die wohl tatsächlich zum Großteil von den veröffentlichten Settings herkommt.
Wenn man beide Systeme für sich genommen genauer betrachtet kann man damit, wie der HEXer schon sagt, sicher auch andere Settings gut darstellen.
Dieses neue Urban Fantasy/Horror Ding kann da sicher etwas dazu beitragen das die Möglichkeiten von Ubiquity transparenter werden.
Und dann werden auch bestimmt unpulpigere Settings folgen.

Edit: Quantum Black war's  :)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: KhornedBeef am 27.01.2016 | 09:31
Ich finde, grundsätzlich kann man keinem Regelkernsystem eine "Pulpigkeit" (oder andere Genrezugehörigkeiten) zuschreiben.
Denn sie lassen sich eigentlich immer auch für andere Genres verwenden.
Solche Attribute sind Setting-spezifisch, aber nicht Spielregeln spezifisch.
Ubiquity EIGNET sich gut für pulpige Settings, aber es eignet sich auch für anderes.
Daher: nicht pulpig
Da muss ich mal dazwischenjeinen. Manche Regelwerke machen es einem schon schwerer, bestimmte Genres nicht zu spielen. Barbarians of Lemuria z.B. ist ja auf pulpige Spielweise auch dadurch zugeschnitten, dass vieles so locker und "ja, wenns passt" geregelt ist. Magie? Macht...worauf du Lust hast, brauchst bloß zwei Minotaurenhörner und eine unberührte Waldlichtung im Neumondschein...Stell dir vor du wolltest damit Shadowrun spielen.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Deep_Impact am 27.01.2016 | 09:38
Macht Pulp denn die unschärfe der Regeln aus? Vielleicht müsste man einmal klar definieren, was Pulp im Rollenspiel zwingend ausmacht. (Pulp als Trivial oder Schund?).

Generell glaube ich, dass Ubiquity für vieles zu gebrauchen ist und nicht nur für das Darstellen eines Stiles, den das beginnende 20igste Jahrhundert geprägt hat. Für alles und jedes aber glaube nicht. Spiele die einen hohen Grad an technischer Verliebtheit und Diversität erfordern, wären glaube nicht das richtige, auch wenn die Waffen in AfO z. B. schon recht feingliedrig sein mögen.

Ob Quantum Black nun ein Quanten-Sprung in der Entwicklung darstellt mag ich noch nicht beurteilen. Aber es scheint eher wie bei SW zu sein. Action ist regeltechnisch eher im Vordergrund. Charakterentwicklung und Rollenspiel muss schon von den Spielern kommen. Unter der Voraussetzung kann man mit Ubiquity natürlich fast alles spielen...
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Der Nârr am 27.01.2016 | 09:40
BoL-Shadowrun: Es wäre dann ein pulpiges Shadowrun. Halt weniger realistisches Shadowrun mit viel Geplane, sondern mehr locker einfaches rumgeballere und Gehacke. Fände ich ehrlich gesagt ziemlich cool!

Und das ist es übrigens, was mir bei Ubiquity fehlt. Das ist alles so festgezurrt! Ein bisschen wie Gurps halt. Da kann ich ja auch jeden noch so pulpigen Charakter detailliert nachbauen und die Leute können dann auch pulp-taugliche Stunts hinlegen usw., weil sie die Werte dafür haben.

Aber von einem pulpigen System würde ich sprechen, wenn das System selbst durch seine Spielweise auch das Genre widerspiegelt.

Ich finde ja, dass Cortex+ sehr pulpig sein kann. Nehmen wir Firefly. Die Charaktere sind extrem stereotyp und klischeebeladen, einfach weil bestimmte Charakterzüge - die Distinctions - auch immer wieder zur Schau gestellt werden und den Charakter massiv prägen. Aber in Ubiquity, naja, da habe ich diese Liste von Talenten usw., und muss mich da durcharbeiten und da wird schnell ein Grad an Komplexität erreicht, den ich für Pulp als zu hoch empfinde.

Ein Pulp-System muss ja nicht gleich total schwammig sein. Aber ich möchte, dass es mit Klischees und Stereotypen arbeitet. Die Charaktere müssen nur schablonenartig bestimmt sein usw.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 27.01.2016 | 09:46
Ich muss sagen, dass mich die Meinungen durchaus überraschen. Nicht, weil ich es anders sähe, sondern weil ich bislang den Eindruck hatte, es sei von der allgemeinen Wahrnehmung recht fest in der Pulp Ecke. Interessantes Feedback! :)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Boba Fett am 27.01.2016 | 09:46
Manche Regelwerke machen es einem schon schwerer, bestimmte Genres nicht zu spielen.

Dagegen widerspricht meine Aussage oben in keiner Weise.
Deine Aussage dreht sich um "nicht-Eignung", nicht um verkörpern typischer Genre-Merkmale.
Und Grundregelmechaniken eignen sich sicherlich für bestimmte Genres oder eben auch nicht, aber sie verkörpern keine Genre-Merkmale. (meine These)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 27.01.2016 | 09:51
Ich finde, grundsätzlich kann man keinem Regelkernsystem eine "Pulpigkeit" (oder andere Genrezugehörigkeiten) zuschreiben.
Denn sie lassen sich eigentlich immer auch für andere Genres verwenden.
Solche Attribute sind Setting-spezifisch, aber nicht Spielregeln spezifisch.
Ubiquity EIGNET sich gut für pulpige Settings, aber es eignet sich auch für anderes.
Daher: nicht pulpig

+1
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: KhornedBeef am 27.01.2016 | 09:54
Macht Pulp denn die unschärfe der Regeln aus? Vielleicht müsste man einmal klar definieren, was Pulp im Rollenspiel zwingend ausmacht. (Pulp als Trivial oder Schund?).
[...]
In der Tat ist da eher ein gewisse Begriffsunschärfe in meine Kopf ;) deswegen habe ich nochmal Ursprungsforschung gemacht. Die Antwort ist: Ja, ursprünglich schon https://de.wikipedia.org/wiki/Pulp-Magazin
Genauer gesprochen, Pulp ist vermeintlicher Schund. Bunte, schamlose sensationalistische Geschichten, bei den Eltern ihren Kinder sagen "lies doch mal ein vernünftiges Buch!".
Aber auch Indiana Jones ist Pulp. Pulp muss nicht schlecht heißen.
Das ist jetzt alles aus literarischer Sicht. In den Rollenspielbereich ist sicherlich der Teil mit den wilden Storys eingegangen, die sich nicht um "Realismus" scheren, wenn dafür ein brustbehaarter Abenteuer dinosaurierreitend eine stolze Amazon von einer auf Lava schwimmenden Gesteinsscholle retten kann, bevor der Lavafall kommt.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Deep_Impact am 27.01.2016 | 09:58
Das ist jetzt alles aus literarischer Sicht. In den Rollenspielbereich ist sicherlich der Teil mit den wilden Storys eingegangen, die sich nicht um "Realismus" scheren, wenn dafür ein brustbehaarter Abenteuer dinosaurierreitend eine stolze Amazon von einer auf Lava schwimmenden Gesteinsscholle retten kann, bevor der Lavafall kommt.

Also ist Star Wars auch Pulp :)

Aber es ging ja auch in der Ursprungsfrage nicht darum, ob Ubiquity ein Universalsystem wäre, sondern ob es mehr als Pulp ist. Und da ist die Antwort definitiv: Ja.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: nobody@home am 27.01.2016 | 10:37
Also ist Star Wars auch Pulp :)

Hat irgendjemand je etwas anderes behauptet? ;)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Althalus am 27.01.2016 | 10:42
Zitat
Also ist Star Wars auch Pulp :)
Aber definitiv. Der Unterschied ist halt, dass viele Sachen durch die Macht erklärt werden. Wenn Jedi mal eben aus fliegenden Gunships abspringen, machen sie nix Neues - aber man erklärt ihr Überleben halt durch die Macht.  :D
Oder Hans Stormtrooper-Scheuchen ... Noch pulpiger geht's eigentlich nicht.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Deep_Impact am 27.01.2016 | 10:50
Könnte man sagen "Larger-than-live ohne Übermenschen zu sein"?

Finde das passt auf Solomon Kane, Indy, Tarzan oder Zorro ganz gut. Midi-Chlorianer :P lassen wir mal aussen vor.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: KhornedBeef am 27.01.2016 | 10:55
Könnte man sagen "Larger-than-live ohne Übermenschen zu sein"?

Finde das passt auf Solomon Kane, Indy, Tarzan oder Zorro ganz gut. Midi-Chlorianer :P lassen wir mal aussen vor.
Solomon Kane ist nicht nur Übermensch sondern auch Superheld. Seine Superkraft ist "Ganz furchbar sauer auf das unheilige Böse sein"
Sonst aber gar nicht so verkehrt. Oder auch: Meine Brusthaare sind mein Plotarmor.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: aikar am 27.01.2016 | 12:43
In den Rollenspielbereich ist sicherlich der Teil mit den wilden Storys eingegangen, die sich nicht um "Realismus" scheren, wenn dafür ein brustbehaarter Abenteuer dinosaurierreitend eine stolze Amazon von einer auf Lava schwimmenden Gesteinsscholle retten kann, bevor der Lavafall kommt.
Jap. Ich verbinde mit pulpigem Spiel vor allem

Die meisten Hollywood-Actionkracher sind für mich Pulp. Und Star Wars definitiv.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 27.01.2016 | 14:03
Gegen eine Pulplastigkeit von Ubiquity spräche demnach die Tödlichkeit des Systems.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 27.01.2016 | 14:13
Ja, schon. Kommt aber drauf an: Wenn du z. B. einfach 2 Würfel für einen Stilpunkt an Bonus gibst, wird das System schon deutlich weniger tödlich. Drehst dus andersrum, so dass du 2 Stilpunkte ausgeben muss, um 1 Bonuswürfel zu bekommen, wird es härter. Ist auch schon im GRW so vorgesehen ("Style Point Options", S. 113). In einem Setting wie Desolation würde ich z. B. eher 2 Stilpunkte für 1 Bonuswürfel anpeilen...
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 27.01.2016 | 14:25
Du meinst das HEX-GRW?
Nun, Desolation sagt per Default 1 SP = 1 Bonuswürfel. Das passt auch. Das ist schon so recht heftig. Wenn meine Runde mehr mit Kampf zu tun hätte, dann wären die Charaktere sicher schon mal durchgetauscht.

Also kann man Ubiquity pulpig spielen, muss aber nicht. Es fördert den Spielstil nicht sonderlich, kann ihn aber fördern.
Quasi also was Boba sagt.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Lichtbringer am 27.01.2016 | 14:42
Ich vermute, das "pulpige" Spielgefühl stammt bei Ubiquity und Savage Worlds von der gleichen Eigenschaft der Würfelmechanismen: Bei beiden Systemen ist die Varianz sehr groß und steigt bei steigender Fähigkeit auch sehr drastisch an.
Das sorgt einerseits für die extremen Siege und Niederlagen, die man mit Pulp verbindet, und andererseits widerspricht es unserer Intuition dermaßen, dass jedes Gefühl von Realismus im Keim erstickt wird.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Ludovico am 27.01.2016 | 14:43
Die Varianz ist bei Ubiquity groß?  :o
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 27.01.2016 | 14:47
Nee, das seh ich nicht so. SaWo ist linear und explodierend, hat meiner Meinung nach also eine viel höhere Varianz, als Ubiquity, dass ein 50:50 Poolsystem ist und einer Normalverteilung folgt.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Deep_Impact am 27.01.2016 | 14:48
Eigentlich nicht, der Ergebnisse sind so gar reichlich berechenbar.

Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: alexandro am 28.01.2016 | 06:27
Wenn man der Empfehlung folgt, Schergen nicht zu würfeln, sondern für sie Durchschnittwerte zu verwenden (die einzige Möglichkeit, wie man bei Ubiquity Kämpfe mit vielen Beteiligten einigermaßen schnell abwickeln kann), dann ist die Varianz nicht nur gering - sie ist praktisch fast nicht mehr vorhanden.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 28.01.2016 | 07:18
Joah, stimmt schon. Massenkämpfe sind mit den Grundregeln nicht so wirklich vorgesehen. Im "Revelations of Mars" gibt es da aber inzwischen einen kleinen ersten Ansatz.

Schön ist aber an der 50:50 Verteilung, dass man ohne Hirnschmalz einfach sagen kann, dass NSCs nur Teile ihrer Fertigkeit würfeln. Wenn ein NSC beispielsweise einen Wert von 8 (Ø 4) hat, so kann man ja leicht sagen, dass man stattdessen Ø 3 und zwei Würfel nimmt. Ja, das macht es wieder weniger schnell, aber bei Auseinandersetzungen mit wenigen NSC kann man so die Zufälligkeit beliebig skalieren, ohne das System zu verzerren. Ich kenne kein anderes System, bei dem das so problemlos geht.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: nobody@home am 28.01.2016 | 08:20
Schön ist aber an der 50:50 Verteilung, dass man ohne Hirnschmalz einfach sagen kann, dass NSCs nur Teile ihrer Fertigkeit würfeln. Wenn ein NSC beispielsweise einen Wert von 8 (Ø 4) hat, so kann man ja leicht sagen, dass man stattdessen Ø 3 und zwei Würfel nimmt. Ja, das macht es wieder weniger schnell, aber bei Auseinandersetzungen mit wenigen NSC kann man so die Zufälligkeit beliebig skalieren, ohne das System zu verzerren. Ich kenne kein anderes System, bei dem das so problemlos geht.

Na ja, im Prinzip kann man das mit Fudge und Fate auch recht einfach machen, wenn man unbedingt möchte. Natürlich könnte man da jetzt hergehen und sagen "jaaaa, Spezialwürfel verwenden, bei denen unabhängig von der Anzahl als Erwartungswert 0 herauskommt und sich nur die Streuung ändert, ist ja auch gemogelt!"... ;)

Aber das hier ist ein Ubiquity-Thread, also bin ich auch schon wieder still. :)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 28.01.2016 | 08:49
Nö, stimmt schon. So ähnlich geht das bei Fate auch. Und es ist doch schön, wenn man Streuung so einfach skalieren kann. :) Aber ansonsten fallen mir nciht so viele Systeme ein, bei denen das einfach und nachvollziehbar ginge.
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: Achamanian am 28.01.2016 | 08:55

Schön ist aber an der 50:50 Verteilung, dass man ohne Hirnschmalz einfach sagen kann, dass NSCs nur Teile ihrer Fertigkeit würfeln. Wenn ein NSC beispielsweise einen Wert von 8 (Ø 4) hat, so kann man ja leicht sagen, dass man stattdessen Ø 3 und zwei Würfel nimmt. Ja, das macht es wieder weniger schnell, aber bei Auseinandersetzungen mit wenigen NSC kann man so die Zufälligkeit beliebig skalieren, ohne das System zu verzerren. Ich kenne kein anderes System, bei dem das so problemlos geht.

Das finde ich auch einen interessanten Ubi-Aspekt, und da scheint mir auch der große Unterschied zu SW zu legen, das eher das Gegenteil macht - da haben Fähigere das größere Potenzial, können aber doch auch mit einiger Wahrscheinlichkeit ganz mies würfeln (bzw. auch die Unfähigen können durch die explodierenden Würfel gewaltige Ergebnisse erzielen).

Ich gucke mir gerade beide Systeme im Vergleich an und würde da auch sagen, dass SW im Action-Sinne durchaus pulpiger ist - ich würde damit z.B. nie ein Hard-SF-Setting bespielen. Mit Ubiquity kann ich mir das dagegen problemlos vorstellen.

Auf einer anderen Ebene ist Ubiquity ein bisschen pulpig durch die Style-Points, durch die ja das Ausspielen des Charakterkonzepts belohnt wird. Das verbinde ich mit Pulp, weil es m.E. geradlinige Figuren fördert, die erwartungsgemäß handeln und letztendlich gewinnen, wenn und weil sie ihrem Archetyp treu bleiben. Das passt in Pulp-Erzähltraditionen. Auf der Ebene ist das pulpigste System von allen für mich aber sowieso Fate. (Während mein drittes aktuell im Test befindliches System, Burning Wheel, es da tendenziell andersrum macht und eine größere Belohnung dafür gibt, in Konflikt mit den "Beliefs" des eigenen SC zu treten als dafür, ihnen treu zu bleiben.)
Titel: Re: Wieso ist Ubiquity pulpig?
Beitrag von: eldaen am 28.01.2016 | 09:11
Auf einer anderen Ebene ist Ubiquity ein bisschen pulpig durch die Style-Points, durch die ja das Ausspielen des Charakterkonzepts belohnt wird.
[…]
(Während mein drittes aktuell im Test befindliches System, Burning Wheel, es da tendenziell andersrum macht und eine größere Belohnung dafür gibt, in Konflikt mit den "Beliefs" des eigenen SC zu treten als dafür, ihnen treu zu bleiben.)

Oooh... schicker Ansatz! :D Das klaue ich mir mal für ein düstereres Ubi Setting. Geht ja ohne Probleme, stilpunkte einfach andersherum zu vergeben. Danke für den Tip!