Fazit
Numenera ähnelt dem Charakterbogen am Ende des Grundregelwerks – eigenwillig, etwas unübersichtlich und voller gut gemeinter Ideen. Als Storyteller gefallen mir die Möglichkeiten und Schauplätze verfallener Zivilisationen und die Geheimnisse der Numenera. Dabei wird das Bizarre und Fremdartige zum Thema erhoben. Eine einheitliche Stimmung und eine weniger absurde Ninth World hätten dem Spiel aber gut getan. Genetisch gezüchtete Kriegsmotten und Pseudo-Dinosaurier wirken einfach nur kitschig.
Wer ansonsten große Überraschungen von Numenera erwartet hat, oder auf ein zweites Planescape gehofft hat, wird enttäuscht werden. Viele Elemente sind nur Science-Fantasy-Übertragungen bekannter Sonderfähigkeiten, Klassen, Klischees und Stereotypen. Besonders die Länder von Standfast hätten abwechslungsreicher gehalten und die Fraktionen mehr ausgestaltet werden können.
Je öfter ich Numenera lese, desto mehr muss ich mir eingestehen, dass mich nur die Idee des Settings begeistert hat. Ich möchte mit einem Nano in alten Ruinen nach verborgenen Artefakten suchen, Cypher aus rostigen Maschinen stehlen und eine kleine Ahnung der untergegangenen Zivilisationen erhaschen. Doch genau hier gibt mir Numenera zu wenig an Informationen und Metaplot. Weit besser funktioniert es als bizarrer Hintergrund für Spielleiter mit eigenen Ideen, als Fantasy-Setting mit Zukunftsanstrich und für Spieler mit Sehnsucht nach Abwechslung.
Abschließendes Fazit
Ich bin froh, dass Numenera mit den Orkenspaltern und dem Uhrwerk-Verlag ein so großartiges Team für die deutsche Übersetzung und Veröffentlichung gefunden hat. Das Endprodukt ist des Originals mehr als würdig, die lange Wartezeit schnell vergessen. Die wenigen Kritikpunkte stehen einem hochwertigen, professionellen Produkt gegenüber und mindern die Einsetzbarkeit des Systems in keinster Weise. Inhaltlich ist hier wirklich alles gut gegangen. Mit der Box erhält der Käufer ein umfassendes Einstiegsset, mit dem man eine ganze Weile spielen kann. Allein die zahlreichen fertigen Abenteuer sorgen für genug Stoff für dutzende Spielabende.
Ich würde mir sehr wünschen, dass zukünftige Numenera-Produkte auf Deutsch den vorgelegten Qualitätsstandard halten können. Vor allem wünsche ich mir aber, das der Uhrwerk-Verlag einen Zahn zulegt, was die Veröffentlichungen angeht. Auch hoffe ich, dass es ein wenig mehr Werbung, Demo-Spielrunden, Begleitartikel / Werkstattberichte von der Verlagsseite gibt. Bisher ist Nurmenra in Deutschland meiner Empfindung nach ein ziemliches Nischenprodukt und verdient es allemal, bekannter gemacht zu werden.
Numenera an sich ist ein fantastisches Spiel mit sehr interessantem Setting und einem der Einsteigerfreundlichsten Systemen die ich je gesehen habe. Die 9te Welt und der gesamte Flair des Spiels ist stark von Entdeckung und wundersamen Beschreibungen geprägt, welche zwar stets die Fantasie anregen, einen aber auch gerne ein wenig im dunkeln lassen. Hierdurch schafft das Setting es, sich immer eine gewisse Mystik zu bewahren. Ein hervorragender Mix aus Sci-Fi und Fantasie in dem im Grunde für jeden Geschmack und jede Spielart etwas dabei ist. Man merkt deutlich Monte Cooks Handschrift, welcher die Rollenspielwelt ja schon mit dem D&D Setting "Planescape" bereichert hat.
Sowohl ich als auch meine Spieler sind begeistert.
Fazit:
Es ist auf jeden Fall eine Menge Material die man in seiner Numenera-Box geliefert bekommt. Aber lohnt es sich denn auch? Mir gefällt das Cypher-System, zumindest in der Form wie es in Numenera präsentiert wird – wobei ich zugeben muss das ich es noch nicht antesten konnte. Von der Lektüre her ist es auf jeden Fall ein schönes, schnelles und elegantes System mit viel Potenzial, auch wenn man den Einfluss von Fate schon sehen kann, aber in meinen Augen sind in den letzten Jahren alle Spiele bis zu einem gewissen Punkt auch Reaktionen auf Fate gewesen. Vom Setting her liest es sich zumindest im Grundregelwerk noch ein wenig zu sehr wie „D&D mit mehr Science Fantasy-Elementen“, aber irgendwo muss man ja den Kunden abholen, zumal ich den Eindruck habe, das Spiel hätte sich mit späteren Erscheinungen etwas davon gelöst – ein Eindruck, welcher auch auf die in der Box enthaltenen Kreaturenkarten basiert. Interessante und einfache Regeln, ein spannendes Setting und jede Menge Zusatzmaterial in einer stabilen Box, das klingt doch schon fast nach einem rundum-sorglos-Paket, oder, einem perfekten Geschenk für einen neuen Rollenspieler? Fast.
Und damit sind wir auch schon bei meinen Kritikpunkten angekommen. Die erste und entscheidendere Kritik muss ich Monte Cook, dem Autor des Spiels, zu Füßen legen. Eigentlich hat er mit dem Cypher-System und Numenera ein fast perfektes Einsteigerrollenspiel geschaffen, mit dem man wunderbar neue Spieler erreichen könnte, oder denen man das Spiel einfach schenken könnte. Leider wurde sowohl am „Einführung ins Rollenspiel“-Text (Den ich ehrlich gesagt genau wie die Meisten von Euch mittlerweile überfliege oder überblättere) gespart, als auch an den Spielleitertipps. Hier wäre mehr eben doch deutlich mehr gewesen, und die Tatsache das Monte sich hier an erfahrene Spielleiter wendet schadet dem Produkt bzw. dessen Vermarktbarkeit an Neulinge, und das ist schade. Mein zweiter Kritikpunkt orientiert sich eher am Uhrwerk Verlag, und ich nicht ganz so ernst gemeint, aber: Leute, das ist das Rundum Sorglos Paket par excellence, hätten da nicht als Stretchgoal noch ein paar Würfel dabei sein können?
Final muss ich aber sagen das Numenera ein fantastisches Produkt ist. Die Übersetzung ist sehr gut, nur an ein oder zwei Stellen wirkt sie etwas holprig, wie beim Satz der den Charakter definiert – im Original „I am an adjective noun who verbs.” während die Übersetzung daraus „Ich bin ein Adjektiv, Substantiv und verbe“ macht, was sich als Satz auf diese Weise etwas unbequem macht. Dadurch wird aus „I am a quick Glaive who…“ „Ich bin schnell, Glaive und…“, was für mein Sprachgefühl einfach nicht schön ist, aber das ist jetzt wirklich Haarspalterei. Ich bleibe dabei, wenn man sich dieses Jahr nur ein Rollenspiel auf Deutsch zulegt sollte es Beyond the Wall sein, aber wer sich ein zweites zulegen will und auf weird Science Fantasy mit einfachem System steht (Oder sich neben Malmsturm noch ein drittes zulegen will) ist definitiv mit Numenera gut bedient. Absolute Kaufempfehlung!
Fazit
Bei Numenera sagt mir die Welt mehr zu als die Regeln. Diese versuchen, den offenen Ansatz stark in ein Klassen-System zu quetschen. Tatsächlich dürfte sich das Spiel eher mit anderen Systemen eignen, besonders FATE. Dafür bietet die Box einen großen Umfang. Da diese ausverkauft ist, müssen neue Spieler auf die einzelnen Bücher zurück greifen.
Am Ende gibt es 16 von 20 Sterne.
„Numenera“ hat durchaus seinen Reiz und seine Berechtigung, gerade weil der Hintergrund sehr liebevoll und glaubwürdig entworfen wurde, allerdings verlangt das System von den Spielern auch, sich ein wenig von Werten und ausgefeilten Fertigkeitstabellen zu lösen, sondern sich mehr dem individuell geprägten Erzählspiel zu öffnen. Daher ist es immens wichtig, dass mal aufeinander eingespielt ist und der Spielleiter genug Durchsetzungsvermögen und Erfahrung hat, um alle Wünsche und Ideen unter einen Hut zu bringen.
Außerdem kommt Monte Cook hier den Spielern entgegen, die sich nicht gerne auf ein Genre festlegen wollen und SF mit Fantasy und Horror mischen wollen.
MEINE WERTUNG
3,75 von 5 Zukunftswelten