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Pen & Paper - Spielsysteme => Fate => Thema gestartet von: Blizzard am 14.05.2016 | 11:30

Titel: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 14.05.2016 | 11:30
Nachdem ich ja lange einen Bogen um Fate gemacht habe, hat mich jetzt doch die Neugier gepackt, und ich würde das gerne mal ausprobieren wollen. Angeregt wurde mein Interesse nicht zuletzt durch Mindjammer & The Demolished One's.

Da ich aber bislang noch keine Erfahrung mit Fate gemacht habe, habe ich beschlossen, mich erstmal vorab ein wenig zu informieren und habe mir zu diesem Zweck ein paar Sachen im Netz durchgelesen und angeschaut, u.a. das Einführungsvideo (https://www.youtube.com/watch?v=9IgWYZ5GTnc)von Clawdeen & Narrenspiel. Jetzt hätte ich da noch ein paar Fragen:

- FATE ist ein Baukasten-bzw. Universalsystem so wie Savage Worlds. Der Fokus liegt allerdings auf Dramatik & narrativem Gameplay & Player Empowerment. Die Charaktere sind LTL(Larger than Life)- Helden, reiten sich richtig in die Bredouille und stehen am Ende als "strahlende" Sieger da. Die Aspektpunkte dienen quasi als "Gummipunkte". Habe ich das soweit richtig verstanden? Und ist der Spielstil dann auch eher cinematisch (weil das Ganze erinnert mich schon stark an 7teSee)oder kann es da auch hard n' gritty zur Sache gehen?

-nach der obigen Beschreibung ist FATE dann auch eher freeform(ig) und eher nichts für SIMulationisten,oder?

-Wie feinkörnig ist das Skillsystem in FATE?

-wie tödlich ist FATE bzw. wie hoch ist die Charaktersterblichkeit in FATE?

-Dann gibt es ja ca. drölfdutzend Regelwerke (FATE, FATE Acc., FATE Core, Turbo FATE, etc.)...welches davon eignet sich denn am besten? Und wenn ich jetzt Mindjammer/The Demolished One's oder andere (fertige) Kaufsettings für FATE spiele, sind da denn alle wichtigen Regeln schon mit drin oder brauche ich dafür eines der Grundregelwerke?

Besten Dank im Voraus. :)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Ucalegon am 14.05.2016 | 11:56
-wie tödlich ist FATE bzw. wie hoch ist die Charaktersterblichkeit in FATE?

Die Frage nach der Tödlichkeit stellt sich meiner Erfahrung nach bei FATE nicht wirklich. Das Buch sagt dazu:

Zitat
Das bedeutet jedoch nicht, dass es überhaupt keinen Charaktertod gibt. Wir empfehlen
nur, dass du dir diese Option für Konflikte aufhebst, die besonders dramatisch,
sehr zentral oder bedeutend für den Charakter sind. Mit anderen Worten, Konflikte,
bei denen der Charakter bewusst und gewollt das Risiko eingeht, zu sterben. Spieler
und SL, besprecht das in der Gruppe, sobald ihr das Gefühl habt, dass ein solcher
Konflikt besteht oder entstehen könnte.
Zum Schluss: Wenn du in einer Gruppe mitspielst, die die Regeln hart auslegt und
bei der du damit rechnen musst, dass der Charakter stirbt, wenn er ausgeschaltet wird,
dann sorge dafür, dass allen klar ist, welcher Gegner bereit und willens ist, jemanden
umzubringen. SL, bei einer solchen Spielweise musst du sicherstellen, dass alle Spieler
wissen, wie ernst es ein NSC meint und das Aufgeben eine Möglichkeit ist, den Charakter
am Leben zu erhalten. - S. 176 FC

Und wenn ich jetzt Mindjammer/The Demolished One's oder andere (fertige) Kaufsettings für FATE spiele, sind da denn alle wichtigen Regeln schon mit drin oder brauche ich dafür eines der Grundregelwerke?

In Mindjammer sind alle Regeln drin, wobei ich trotzdem auf jeden Fall empfehlen würde, mit einem einfacheren Setting bzw. FATE Core vanilla anzufangen, um erstmal ein Gefühl für das System zu kriegen. Mindjammer ist ein riesiger SF-Baukasten und hat für ein FATE-Spiel viel mechanischen Kleinkram, dessen Relevanz manchmal schwer einzuschätzen ist iSv "was brauche ich wann".
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chiarina am 14.05.2016 | 11:58
Den Fokus auf Dramatik, narrativem Gameplay und Player Empowerment würde ich auch so sehen. Larger than Life ist in Ordnung, geht möglicherweise mit Fate Core auch am besten, aber das ist wirklich nicht die einzige Möglichkeit. Hard´n´gritty ist durchaus drin. Wie du selbst sagst, ist das Ganze ein Baukastensystem. Es gibt auch Möglichkeiten, das System hard´n´gritty zu gestalten. Helden, die sich in die Bredouille reiten und hinterher als strahlende Sieger dastehen... naja, also um ehrlich zu sein habe ich die strahlenden Sieger bei Fate sehr selten erlebt. In die Bredouille reiten sie sich möglicherweise etwas öfter als das in anderen Systemen der Fall ist... und sie kommen oft auch irgendwie wieder da heraus.... aber strahlende Sieger? Kann sein, muss aber nicht.

Ja, Simulationisten werden es nicht leicht mit Fate haben. Freeform ist aber auch nicht das richtige Wort. Es gibt durchaus einige feste Regeln. Die wollen aber nicht bestimmen, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand trifft oder vom einen Dach zum andern springt... zumindest steht das nicht im Fokus. Die Regeln wollen vor allem sicherstellen, dass dramatische Situationen entstehen, so könnte man´s vielleicht sagen.

In Fate Core gibt es ein Skillsystem, das ist ziemlich grob. In Turbo Fate gibt es kein Skillsystem.

Fate ist für die Spielercharaktere nicht so tödlich. Es gibt durchaus die Möglichkeit, ganz auf einen Charaktertod zu verzichten. Ob das hinderlich für den Spielspaß ist, wenn das von vornherein deutlich wird, muss wohl jede Runde selbst entscheiden. Im Großen und Ganzen unterstützen die Regeln, dass Spielercharaktere gefangen oder kampfunfähig werden und bieten Möglichkeiten, den Charaktertod zu vermeiden - stärker als manch anderes System.

Wir haben nach einer langen Zeit mit Midgard mit Fate Core angefangen. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber bei Turbo Fate wäre das Wasser möglicherweise noch kälter gewesen (by the way: Fate Accelerated IST Turbo Fate, nur in Englisch). Mindjammer kenne ich nicht, man liest hier im Forum aber öfter, dass das eine relativ crunchige Fate-Version ist. Um Fate einfach mal kennenzulernen würde ich (bei experimentierfreudigen Spielern) Turbofate empfehlen. Wenn es traditionsbewusste Spieler sind, die sich freuen, wenn sie wenigstens mal eine vertraut klingende Fertigkeitenliste sehen, dann ist Fate Core das Richtige für euch.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 14.05.2016 | 16:13
Die Frage nach der Tödlichkeit stellt sich meiner Erfahrung nach bei FATE nicht wirklich. Das Buch sagt dazu:...
Ok, so was in der Richtung habe ich mir schon gedacht. Was entgegnet man als SL denn Spielern, die FATE nicht kennen, es aber doof finden, dass der Charakter nicht-wie in anderen Systemen- "einfach so" sterben kann?

Um Fate einfach mal kennenzulernen würde ich (bei experimentierfreudigen Spielern) Turbofate empfehlen. Wenn es traditionsbewusste Spieler sind, die sich freuen, wenn sie wenigstens mal eine vertraut klingende Fertigkeitenliste sehen, dann ist Fate Core das Richtige für euch.
Ok, dann wird es wohl eher Fate Core werden. Danke einstweilen für die Infos.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 14.05.2016 | 16:42
Was entgegnet man als SL denn Spielern, die FATE nicht kennen, es aber doof finden, dass der Charakter nicht-wie in anderen Systemen- "einfach so" sterben kann?

Genau das, was in der oben genannten Textstelle steht: "Wenn du in einer Gruppe mitspielst, die die Regeln hart auslegt und bei der du damit rechnen musst, dass der Charakter stirbt, wenn er ausgeschaltet wird, dann sorge dafür, dass allen klar ist, welcher Gegner bereit und willens ist, jemanden umzubringen."

SC töten ist eine Spielregel und ein Spielstil. Fate lässt sich an viele Spielstile mit wirklich wenig Aufwand anpassen. In vielen Fällen reicht es mal mit der Gruppe darüber gesprochen zu haben. Zum Beispiel kommt Skalierung oft nicht aus den Regeln sondern aus dem Vorstellungsraum. Der höchste Wert für Start-SC in Aether Sea ist +3 in einem Approach. In Gods&Monsters auch. Nur wo ich bei dem einen mit dem Wert Forceful +3 eine Kneipenschlägerei für mich entscheide, lasse ich im anderen ein feindliche Stadt von einem Vulkan zerstören.

Genauso sieht es beim Sterben aus: Wie wollen wir damit umgehen? Wenn dann alle sagen, dass sie gerne ihre SC sterben lassen wollen, wenn sie ausgeschaltet werden, dann soll es so sein. Da braucht es keine Regeländerung oder -ergänzung. Nur die Einigung, welches Genre du wie spielen möchtest, nimmt dir hier nicht das System ab. Bei Superhelden macht das wenig Sinn, bei einem Setting, das eher Grim&Gritty ist, erscheint das schon fieser. Dann nimmst du noch Stress aus der Rechnung bzw. spielst mit "tödlichem Schaden"1, schon wird es sehr schnell sehr bitter.

Dafür hat Fate mit Kapitulieren / Concede eine Mechanik, die das Erreichen von Teilzielen oder einen Rückzug aus der Szene ermöglicht, um das Schlimmste zu vermeiden. Der Gegner bekommt aber erst ein Mal, was er möchte. Es ist also durchaus möglich relativ tödlich zu spielen (nicht OSR-Level-0-Grind-tödlich, das ist echt kein Fateding), während gleichzeitig die Spieler trotzdem viele Fäden in der Hand behalten.

Ich kann dir noch ein paar Links empfehlen:
Die Fate SRD (http://fate-srd.com) ist ziemlich klar. Ich habe den Kram in Buchform hier, aber wenn ich schnell was nachschauen will, nehme ich die SRD. Gibt es auch auf Deutsch. (http://srd.faterpg.de) Dafür lohnt es sich sehr, auf der Startseite der englischen Version nach unten zu scrollen. Links, Links, Links...

"Aber wenn ich in Deckung bin, dann sollte das doch immer wirken." - "Wieso gibt es für die Dunkelheit jetzt keinen Abzug?" - "Ich finde das doof, wenn ein Bonus nur wirkt, wenn ich einen Fatepunkt ausgebe." - Richard’s Guide to Blocks and Obstacles in Fate Core (http://www.faterpg.com/2013/richards-guide-to-blocks-and-obstacles-in-fate-core/) und The Not-So-Hidden Logic of Paying to Invoke Aspects (https://plus.google.com/+RobertHanz/posts/EDqaCxsjobL)

Jeeeeeede Menge offizieller Settings, die bei DriveThru als Pay what you want zu finden sind: Fate Worlds and Adventures (http://www.evilhat.com/home/fate-worlds-and-adventures/).

1 "Lethal damage" ist aus War of Ashes. Wenn du Schaden aus einer besonders gefährlichen Quelle bekommst (sehr großer, starker Gegner wie z.B. ein Drache, magische Waffen, Gifte etc.), dann können die Shifts nur durch Konsequenzen weggedrückt werden. Keine Konsequenzen? Ausgeschaltet. Stress gibt es nur für "normalen" Schaden.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: D. Athair am 15.05.2016 | 02:12
Ja, Simulationisten werden es nicht leicht mit Fate haben. Freeform ist aber auch nicht das richtige Wort. Es gibt durchaus einige feste Regeln. Die wollen aber nicht bestimmen, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand trifft oder vom einen Dach zum andern springt... zumindest steht das nicht im Fokus. Die Regeln wollen vor allem sicherstellen, dass dramatische Situationen entstehen, so könnte man´s vielleicht sagen.
Das trifft es mMn ganz gut.

Ich will kurz versuchen zu beschreiben, worin Fate sich von Freiform-Spielen (Everway, Amber/Lords of Gossamer & Shadow, Daidalos, Idee!, Abenteuer!) wesentlich unterscheidet:
Chiarina hat schon Wichtiges gesagt: FATE/Fate hat feste Regeln. Die beziehen sich besonders (am ehesten vergleichbar mit sog. "Story Games") auf Storymechanismen. Also Erzählrechte, Storyentwicklung (Szenen), Player Empowerment, usw. Spieler entscheiden - über den Einsatz von Spielregeln (Fate-Punkte, Aspekte, Consequences, ...) mit, wann und wo daramatische Situationen entstehen. Das bedeutet: Mehr als in anderen Spielen wechseln Spieler zwischen "actor stance" und "author stance".

Im Freiform-Spiel wird nicht mit solchen "Story-Regeln" operiert. Hier entfaltet sich eine Geschichte eher assoziativ (z.B. wenn für Proben "Bildkarten" eingesetzt werden). Grundsätzlich ist es möglich, dass Spieler in "actor stance" bleiben, und trotzdem Vorschläge machen können, wie eine Szene oder ein Konflikt aufgelöst wird. (Was dewegen möglich ust, weil Spieler hier "nur" ihre Gedankenblitze kommunizieren und mehr nicht.) Eine recht passende Beschreibung ist mMn:
Zitat
"GM uses descriptions that let the players make in-character decisions, which the GM can resolve without dice." (Quelle (https://forum.rpg.net/showthread.php?229413-I-say-Freeform-You-think-what&p=4886790#post4886790))
Was mir noch wichtig scheint ist, dass Freiform ganz stark auf "Konsens-Arbeit" (vor während und nach dem Spiel) basiert. Das heißt: Bindende Spielregeln sind, was (gerade) Konsens ist. Als zentrale Frage könnte man vielleicht formulieren: "Passt das noch in unseren gemeinsamen Vorstellungsraum - von Setting, Regeln, Genre, Story?" (Bei Fate übernimmt an der Stelle das Regelwerk vieles.)

Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Ucalegon am 15.05.2016 | 02:54
Was mir noch wichtig scheint ist, dass Freiform ganz stark auf "Konsens-Arbeit" (vor während und nach dem Spiel) basiert. Das heißt: Bindende Spielregeln sind, was (gerade) Konsens ist. Als zentrale Frage könnte man vielleicht formulieren: "Passt das noch in unseren gemeinsamen Vorstellungsraum - von Setting, Regeln, Genre, Story?" (Bei Fate übernimmt an der Stelle das Regelwerk vieles.)

Also wenn Konsens nicht der springende Punkt an FATE ist, dann weiß ich auch nicht...  :o
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 15.05.2016 | 11:45
Als zentrale Frage könnte man vielleicht formulieren: "Passt das noch in unseren gemeinsamen Vorstellungsraum - von Setting, Regeln, Genre, Story?" (Bei Fate übernimmt an der Stelle das Regelwerk vieles.)

Wie denn das? Nehmen wir mal FAE. Ich erschaffe gegen jemanden kraftvoll einen Vorteil Ströme aus Feuer .

Wie kam es dazu?
- Lumen, die Göttin der Herdglut, weckt die Kräfte des Erdfeuers, um eine Armee von der Stadt fernzuhalten, in der ihr Tempel steht.
- Feldwebel Steinhagen zündet die Pilotflamme am Flammenwerfer und geht frisch ans Werk.
- Montana Smith wirft ein paar harte Spirituosen über die Theke und sein Benzinfeuerzeug hinterher.

Das alles muss die Gruppe im Prinzip vorher klären. Dann kommt Fate, du entscheidest mit deiner Gruppe, welche Fertigkeiten bzw. Methoden, welche Stunts und Aspekte du rein fütterst. Dann Probe. Und die Interpretationen des Ergebnis sind schon wieder von der Gruppe abhängig. Fate sagt dir nur, wo du das Ergebnis auf einer Erfolgsskala von "Voll vergeigt!" bis "Wow! Großartig!" einsortieren sollst.

Das ist ja eine der Stellen, mit der viele Spieler ein Problem beim Übergang von klassischen Systemen haben. Ich kann in meine Zauberliste nach passenden Flammenzaubern, in der Waffentabelle und den passenden Zusatzregeln für die brennende Landschaft oder nach den Regeln für improvisierte Brandsätze schauen und erhalte eine direkte Antwort, die auch die Narration und die weiteren Auswirkungen klar definiert.

Fate gibt dir nur: "Ok, du hast da jetzt diesen Vorteil und kannst den noch ein paar Mal frei einsetzen." Ob du dich jetzt dran machst, die feindliche Armee mit den Lavaströmen in Asche zu verwandeln (Angriff), die ausgebrannten MG-Nester deiner Einheit den nötigen Freiraum geben, um nicht im Kreuzfeuer zerlegt zu werden (Verteidigung) oder du einen eleganten Abgang machst (Überwinden) sagt dir auch hier nicht das System, sondern die freie Narration drumherum.

Fate liefert eben gerade wenig zum Vorstellungsraum, sondern bietet dir nur einen Resolutionsmechanismus, den du nach Gruppenkonsens nutzen kannst, wenn das Ergebnis einer Aktion unklar ist. Interpretationen von Vorher und Nachher sind aber Gruppenkonsens und der Verzicht auf eines der beiden und das Verweilen im abstrakten "Ich erzeuge einen Vorteil..." ursächlich für ein sehr oft auftretendes Problem mit dem System.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: D. Athair am 15.05.2016 | 13:02
... ich glaube ich verstehe den Einwand.

Dennoch: In meinen Augen treten die Resolutionsmechanismen und andere Regeln (Aspekte, Skills) in Bezug auf die gemeinsame Vorstellung als Moderatation im Spielgeschehen auf. Sie begleiten das Aushandeln. Setzten Fix- und Orientierungspunkte. Im Freiform-Spiel sind Tragweite, Resolution, Wirkung, ... potentiell immer auch Verhandlungsgegenstand. Hier tritt nur die Spielleitung (normalerweise eine Person, das können aber auch alle oder mehrere sein) moderierend auf.

Das wäre jedenfalls mein Erklärungsversuch.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 15.05.2016 | 14:04
Ich glaube, das passt zusammen, was wir gerade schreiben. Bei Fate bekomme ich ja einen Wert auf der Skala der Tragweite als Ergebnis. Das muss dann wieder interpretiert werden.

Wobei meine Aussage auch nicht stimmt, dass einem Fate nichts über den Vorstellungsraum sagt. im Prinzip sind die Aspekte ein großer Komplex zum Zusammenbringen der einzelnen Vorstellungsräume. Du kriegst also nicht: "So sieht der Vorstellungsraum aus." Eher eine Anleitung: "So erklärt ihr eurem Tischnachbarn euren Vorstellungsraum."
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 15.05.2016 | 18:13
Okay, ich denke damit habe ich schon so eine ungefähre Vorstellung von Fate und wie es sich wohl spielt. Danke. Und da ich ja persönlich gegen ein bisschen SIM nix einzuwenden habe, aber sonst eher aus der narrativen Ecke stamme sollte vermutlich einigermaßen meine Kragenweite sein.

Hm...worin unterscheiden sich denn Fate Handbuch(System Toolkit) & Fate Core?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Marko am 15.05.2016 | 18:38
Fate Core ist das Grundregelwerk, das Handbuch ist ein Handbuch, das verschiedene Stellschrauben und Optionen aufzeigt, mit denen man Fate Core seinem Spielziel anpassen kann.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: nobody@home am 15.05.2016 | 18:42
Hm...worin unterscheiden sich denn Fate Handbuch(System Toolkit) & Fate Core?

Fate Core ist das eigentliche Regelbuch. Das Handbuch vertieft dann das Ganze mit weiteren Regelideen und -erklärungen und enthält insbesondere ein etwas längeres Kapitel zum Spezialthema Zauberei.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Lichtbringer am 15.05.2016 | 19:01
Hm...worin unterscheiden sich denn Fate Handbuch(System Toolkit) & Fate Core?

Das sind tatsächlich drei unterschiedliche Produkte.
Wie meine Vorredner schrieben, ist Core das Grundregelwerk.
Das System Toolkot sollte ursprünglich ein reines Extra mit Magieregeln werden, das dann mehr und mehr wuchs. (Meiner Ansicht nach ist es ironischerweise ein gutes Produkt, von dem die Magieregeln, für die es ursprünglich da war, am schwächsten sind.)
Das deutsche Handbuch enthält zusätzlich zur Übersetzung noch mehrere weitere Texte, die durchaus empfehlenswert sind. (Ironischerweise unter anderem ein Magiesystem, das etwas taugt.)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: nobody@home am 15.05.2016 | 19:11
Das deutsche Handbuch enthält zusätzlich zur Übersetzung noch mehrere weitere Texte, die durchaus empfehlenswert sind. (Ironischerweise unter anderem ein Magiesystem, das etwas taugt.)

Wobei die Zusatztexte im Prinzip einfach nur Übersetzungen einiger kurzer Gratisdownloads von der Evil Hat-Website sind, die ins englische Toolkit nicht noch einmal separat aufgenommen wurden. D.h., der Zusatzwert ergibt sich da wirklich in erster Linie für deutsche Leser durch die Übersetzung.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 16.05.2016 | 10:43
... das Handbuch ist ein Handbuch, das verschiedene Stellschrauben und Optionen aufzeigt, mit denen man Fate Core seinem Spielziel anpassen kann.
Das braucht man jetzt aber nicht zwingend, oder?

Und hat schon jemand Erfahrung mit Psi-Punk oder Full Moon gemacht und kann dazu was sagen?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 16.05.2016 | 10:57
1) Nein, du brauchst es nicht. Aber es ist an ein paar Stellen ganz hilfreich, nicht unbedingt weil alle Regeländerungen in deinem Spiel Sinn machen, sondern weil sie was über die Stellräder und Knöpfe in Fate erzählen. Tatsächlich spiele ich zum Beispiel meistens fast Rules as Written mit minimalen Ergänzungen.

2) Kenne ich nicht.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Ucalegon am 16.05.2016 | 12:00
Und hat schon jemand Erfahrung mit Psi-Punk oder Full Moon gemacht und kann dazu was sagen?

Full Moon ist noch für Fate 3 (wie Dresden Files oder Diaspora). Fand ich beim Lesen ziemlich unspektakulär. Diaspora ist deutlich besser.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: D. Athair am 16.05.2016 | 13:13
... und Psi-Punk ist gar kein Fate. Das verwendet als Regel-Engine dessen Urvater, Fudge.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 16.05.2016 | 17:12
... und Psi-Punk ist gar kein Fate. Das verwendet als Regel-Engine dessen Urvater, Fudge.
...und was heißt das bzw. wo sind da die Unterschiede?

Und was würdet ihr (die FATE-Kenner) sagen: Was bzw. worin liegen die Vorteile/Stärken bzw. Nachteile/Schwächen von FATE -auch im Vergleich zu anderen Universalsystemen wie z.B. Savage Worlds (GURPS kenne ich zu schlecht) aber eben auch im Vergleich zu anderen Systemen ganz allgemein?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: nobody@home am 16.05.2016 | 19:08
...und was heißt das bzw. wo sind da die Unterschiede?

Fate hat mal als Fudge-Variante angefangen, sich aber inzwischen so weit davon wegentwickelt, daß die beiden eigentlich nur noch die Spezialwürfel und eine sichtbar verwandte (aber nicht identische) Skala für Fertigkeiten gemeinsam haben. Fudge ist vom Ansatz her eher leichtgewichtig-simulationistisch angelegt -- auch wenn einige wenige Teile wie etwa die Skalierungsregeln etwas mathematischer daherkommen -- und unterscheidet noch recht GURPS-artig zwischen Attributen, Fertigkeiten, und "klassischen" Vor- und Nachteilen ("gifts" bzw. "flaws"). Aspekte sind in Fudge natürlich noch nicht erfunden, und Fudge-Punkte sind eine optionale Zusatzregel, deren Details auszuarbeiten im Zweifelsfall beim Spielleiter liegt, keine zentrale Ressource wie die Fate-Punkte bei Fate.

Was Fudge und speziell Fate Core noch gemeinsam haben, ist, daß sie gewissermaßen beide "Bausätze" sind, wobei man im Zweifelsfall bei Fudge etwas mehr Arbeit investieren muß, um loslegen zu können -- die Grundregeln bestehen zu einem noch größeren Teil als bei Fate eher aus Vorschlägen, wie man gewisse Dinge wie z.B. Kämpfe und Schaden beispielsweise abhandeln könnte.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 17.05.2016 | 11:30
In Fate Core gibt es ein Skillsystem, das ist ziemlich grob.
Wie grob bzw. wie klassisch ist denn das Skillsystem in Fate Core? Mich beschleicht nämlich so ein bisschen das ungute Gefühl, dass FATE (für mich) evtl. doch zu freeformig sein könnte. Von daher werde ich mir Fudge vielleicht auch mal zu Gemüte führen...
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LushWoods am 17.05.2016 | 11:35
Wie grob bzw. wie klassisch ist denn das Skillsystem in Fate Core? Mich beschleicht nämlich so ein bisschen das ungute Gefühl, dass FATE (für mich) evtl. doch zu freeformig sein könnte. Von daher werde ich mir Fudge vielleicht auch mal zu Gemüte führen...

Probier mal "Strands of FATE".
Das spiele nwir gerade mit Nova Praxis.
Das baut auf dem guten Regelkern von FATE auf, streicht aber ein paar zu "freeformige" Sachen und benutzt grundsätzlich traditionellere Elemente, wie Ausrüstungsregeln z.B.
Is ne Mischun gaus FATE und traditionelleren, geradlinigeren Systemen. Kommt uns sehr entgegen.

Es wurde hier mal als FATE meets GURPS beschrieben, das is aber Schmarrn. Komplett übertrieben.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 17.05.2016 | 11:39
Probier mal "Strands of FATE".
Das spiele nwir gerade mit Nova Praxis.
Das baut auf dem guten Regelkern von FATE auf, streicht aber ein paar zu "freeformige" Sachen und benutzt grundsätzlich traditionellere Elemente, wie Ausrüstungsregeln z.B.
Is ne Mischun gaus FATE und traditionelleren, geradlinigeren Systemen. Kommt uns sehr entgegen.

Es wurde hier mal als FATE meets GURPS beschrieben, das is aber Schmarrn. Komplett übertrieben.
Hm, das hört sich doch gut an, das werde ich mir mal anschauen. Danke. :d

Das gibt's aber nicht auf deutsch, oder?

Edit:
Zitat
Das spiele nwir gerade mit Nova Praxis.
Ist das bei Nova Praxis mit drin bzw. der Regelkern von Nova Praxis oder spielt ihr Nova Praxis mit Strands of FATE?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LushWoods am 17.05.2016 | 12:00
Nein, nicht das ich wüsste.

Es gibt noch ein Zusatzbuch das wohl mehr "Powers" bringt.
Also wohl Beispiele für bewegliche Elemente wie Aspects, Stunts, usw.
Bin ich mir aber nicht sicher was genau da drin ist.

Der Regelkern ist bei NP enthalten, das Spiel ist komplett.
Ich hab also SoF nicht und weiß auch nicht inwiefern das Gerüst in NP sich von SoF-Core unterscheidet, wenn überhaupt.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 17.05.2016 | 12:27
Das spiele nwir gerade mit Nova Praxis.
Und wie ist Nova Praxis so?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: nobody@home am 17.05.2016 | 12:29
Wie grob bzw. wie klassisch ist denn das Skillsystem in Fate Core? Mich beschleicht nämlich so ein bisschen das ungute Gefühl, dass FATE (für mich) evtl. doch zu freeformig sein könnte. Von daher werde ich mir Fudge vielleicht auch mal zu Gemüte führen...

Grundsätzlich ist Fate bei Skills recht flexibel. Fate Core hat eine ganz solide Beispielliste von 18 relativ "breiten" Fertigkeiten, mit der man durchaus erst mal anfangen oder die man alternativ nach eigenem Geschmack etwas anpassen kann (es gibt Settings und Regelerweiterungen, die genau das tun); im Einzelnen sind das in der deutschen Fassung

-- Athletik
-- Charisma
-- Diebeskunst
-- Empathie
-- Fahren
-- Handwerk
-- Heimlichkeit
-- Kämpfen
-- Kontakte
-- Kraft
-- Nachforschung
-- Provozieren
-- Ressourcen
-- Schießen
-- Täuschung
-- Wahrnehmung
-- Wille
-- Wissen

Es gibt also beispielsweise keine separaten Fertigkeiten für Pistole, Gewehr, Bogen, Steine werfen und Bordkanone; das fällt erst mal alles unter "Schießen", und eventuelle Spezialisierungen lassen sich dann, wenn man sie wirklich haben will und nicht nur denkt, daß man sie eben "realistischerweise" haben müßte, über Aspekte oder Stunts abbilden.

Soviel zur Breite der Fertigkeiten; daneben gibt's noch die Bewertungsskala. Startspielercharaktere haben eine Fertigkeit auf Großartig (+4), zwei auf Gut (+3), drei auf Ordentlich (+2), vier auf Durchschnittlich (+1) -- das sind bis jetzt insgesamt zehn von achtzehn --, und alles weitere auf Mäßig (+0). Da der 4WF-Wurf näherungsweise eine Glockenkurve von -4 bis +4 ergibt und die Ergebnisse in Core normalerweise nicht rein binär sind (Abstufung Fehlschlag < Gleichstand < Erfolg < voller Erfolg), machen ein, zwei Punkte Unterschied oft schon gut bemerkbar etwas aus, das System ist also auch in dieser Beziehung deutlich "grobkörniger" als ein "klassisch" 3W6- oder W20-basiertes.

(Daneben ist es natürlich mit den Fertigkeiten alleine nicht getan. Ein Aspekteinsatz oder ein Stuntbonus in der passenden Situation kann auch mal schnell mit +2 zu Buche schlagen, was auf einer so vergleichsweise "engen" Skala dann ebenfalls einen entsprechenden größeren Ruck bedeutet als z.B. bei einem klassischen D&D-W20-Wurf.)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 17.05.2016 | 12:35
@nobody@home:

Vielen Dank für die Aufschlüsselung &Erklärung der Skills in Fate Core. :)

Probier mal "Strands of FATE".
Grade gesehen: Das (Grund)Regelwerk von Strands of FATE hat läppische 501 Seiten... :o
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LushWoods am 17.05.2016 | 13:00
Grade gesehen: Das (Grund)Regelwerk von Strands of FATE hat läppische 501 Seiten... :o

Wie gesagt, ich kenne nur die Nova Praxis Variante und die is sehr schlank.
So wie ich das sehe is SoF ein Baukasten. Und wenn du mal die Seitenzahl von FATE Core + Tollkit zusammennimmst, wird das auch nicht sehr viel weniger sein, vermute ich.

Die Unterschiede zu Core sind hauptsächlich folgende:
Keine Boosts -> macht das System sogar schneller. Es gibt stattdessen ein traditionelles Great Success/Great Failure System wenn mann viele Erfolge über bzw. unter der geforderten Schwierigkeit liegt.
Ein paar Skills mehr da die Skills etwas weniger breit gefächert sind -> Die zu vergebenden Levels sind aber angepasst und ausreichend.
Einfachere Stress Resolution (aka "Damage System") -> Es wird einfach von links nach rechts abgehakt.
Keine Kampagnen-/Storyaspekte.
Weniger Gewichtung auf Szenenaspekte.
Generell Ausrüstungsregeln (inkl. Ausrüstungsaspekte) -> nicht optional wie bei FATE Core.
Und noch ein paar Kleinigkeiten mehr.


Was gleich ist:
Personenaspekte.
Stunts.
Das Würfelsystem an sich.

Insgesamt ist es weniger "kreativ", dadurch aber schneller.
Dafür gibt es eben Ausrüstungsregeln.

Edit: Nova Praxis gefällt uns sehr gut. Wenn man sich nicht in den massiven Background von Eclipse Phase einwühlen möchte, aber trotzdem ein sehr ähnliches Setting bespielen will, is es genau das Richtige. Ausrüstungsregeln und ein passender Katalog dazu passen hervorragend in das Setting, aber ohne so auszuarten wie bei Shadowrun oder Interface Zero.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 17.05.2016 | 13:10
Danke LW für die ausführliche Erklärung!

Ich werde mich jetzt erstmal ein bisschen in Fate Core einlesen. Aber nach dem, was du zu SoF schreibst , klingt das danach, als ob das eher zu meinem Spiel-/Leitstil passen würde. :P
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.05.2016 | 12:13
-sorry für Doppelpost aber:

Wie funktioniert das denn mit Erfahrungspunkten/Charakterentwicklung in FATE?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 18.05.2016 | 12:26
Mit Milestones (SRD (http://fate-srd.com/fate-core/advancement-change)).

Das sind Zeitpunkte in der Kampagne.
- Du hast ein bisschen was geschafft, z.B. ein Zwischenziel in einem größeren Szenario (grob jeder Spielabend)? Kleiner Meilenstein: ändere was an Aspekten oder Fertigkeiten, um die Veränderungen deines SC darzutellen. Du änderst dich, wirst aber nicht stärker.
- Du hast einen signifikanten Plotpunkt oder ein Szenario abgeschlossen (grob alle zwei, drei Sessions)? Signifikanter Meilenstein. Alles von oben plus ein Skillpunkt! Und du wirst endlich diese doofe schwere Konsequenz los. Insgesamt eine leichte Verbesserung, aber du darfst meistens nicht an deine definierende Hauptfertigkeit dran, weil die eh schon am Maximum ist.
- Kampagnenabschluss! Massiver Umbruch! Großer Meilenstein! Alles von oben UND Heilung einer extremen Konsequenz UND Refresh +1 UND mit dem Skillpunkt darfst du über das Kampagnenmaximum (bzw. das geht nach oben) UND du darfst dein High Concept ändern. Das macht dich oft merklich stärker, immerhin geht eine Fertigkeit vielleicht von +4 zu +5. Dazu ein Stunt mehr. Außerdem ändern sich Kampagnenaspekte u.ä. gleich mit.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Duck am 18.05.2016 | 12:43
Generell sei gesagt, dass Fate horizontale Charakterentwicklung1 sehr gut unterstützt, vertikale Charakterentwicklung aber eher weniger. Im Verlauf einiger Meilensteine (s. Chruschtschows Post) können Charaktere durchaus stärker werden; einen Aufstieg vom Dorftrottel zum Halbgott wird man damit aber kaum umsetzen können2.


1 Damit meine ich eine Veränderung des Charakters, ohne dass er in Spielwerten gesehen stärker wird. Ein Beispiel: Wäre Luke Skywalker ein Fate-Charakter, dann könnte er zu Beginn von Episode IV den Aspekt "Darth Vader hat meinen Vater umgebracht" haben. In Episode V ändert sich dieser Aspekt zu "Darth Vader ist mein Vater".

2 Die Fate-Lösung wäre in diesem Fall wohl eher, die Spielwerte konstant zu lassen und stattdessen die fiktionale Entsprechung laufend anzupassen. Sprich, mit einem Würfelergebnis von +2 könnte man am Ende einer Kampagne ganz andere Dinge erreichen als noch am Anfang. Das dürfte aber nicht dem entsprechen, was die meisten Spieler unter "Aufstieg" verstehen.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 18.05.2016 | 12:59
Da spielen halt auch die Designprämissen von Fate rein. Vor allem eben kompetente SC. Das Spiel funktioniert deutlich besser, wenn man davon ausgeht, dass der Fechter der Gruppe kein Level 1-Kleinstkrieger ist, sondern eher der Fechtlehrer des Prinzen.

Und ich finde das persönlich auch ganz witzig. So kann ich halt darstellen, dass selbiger Fechtlehrer vielleicht auf Grund irgendeiner Entwicklung weniger fechtet und mehr intrigiert. Da hat er nicht mehr die Zeit zum Üben, wenn er am Hofe viel Zeit für Networking aufwendet. Fate unterstützt bei den kleinen, entsprechend häufigen Meilensteinen, dass ich in einer Fertigkeit auf Kosten einer anderen besser werde.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.05.2016 | 13:31
- Du hast ein bisschen was geschafft, z.B. ein Zwischenziel in einem größeren Szenario (grob jeder Spielabend)? Kleiner Meilenstein: ändere was an Aspekten oder Fertigkeiten, um die Veränderungen deines SC darzutellen. Du änderst dich, wirst aber nicht stärker.


1 Damit meine ich eine Veränderung des Charakters, ohne dass er in Spielwerten gesehen stärker wird. Ein Beispiel: Wäre Luke Skywalker ein Fate-Charakter, dann könnte er zu Beginn von Episode IV den Aspekt "Darth Vader hat meinen Vater umgebracht" haben. In Episode V ändert sich dieser Aspekt zu "Darth Vader ist mein Vater".

...also wenn ich das richtig verstanden habe(?): Eine menschliche bzw. Wesensveränderung des Charakters und keine mechanische oder klassische Veränderung des Charakters in Form von besseren Werten bzw. einer Steigerung der Werte? Aber welche spiel-und regeltechnischen Auswirkungen hat denn dann so ein kleiner Meilenstein? Im Falle von Duck's Beispiel mit Darth Vader wäre das ja lediglich ein "Erkenntnisgewinn" oder auch "Informationsgewinn"(und jetzt nichts, was ich unbedingt als Verbesserung des Charakters bezeichnen würde)-aber sonst?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 18.05.2016 | 13:37
Fate ist nicht D&D. Personen in Geschichten erleben Dinge. Diese Dinge verändern sie, aber machen sie nicht unbedingt besser. Der Fechtmeister könnte zum Beispiel Kämpfen +4 auf +3 setzen, während Kontakte +3 auf +4 steigt. Das wäre halt ein Nachvollziehen des veränderten Verhaltens des SC in spieltechnischen Werten. Dafür sind kleine Meilensteine da.

Genauso sind Aspekte ja eine Möglichkeit das veränderte Spiel eines SC durch seinen Spieler zu kommunizieren. Mein Parawissenschaftler in meiner laufenden Runde wird auch sukzessive düsterer. Mittlerweile heißt dann auch einer seiner Aspekte "Da draußen herrscht Krieg! Wieder!" Der alte Aspekt war da friedlicher. Und Einsätze dieses Aspekt geben der Narration dann natürlich auch eine andere Richtung.

Genauso wie Luke erst nach Episode V auf Vaders Katharsis, nicht seinen Tod hinarbeitet.

Dazu kommt, dass kleine Meilensteine super zur Goldenen Regel passen. Dein SC ist ja nicht der Datensatz auf deinem Charakterblatt, sondern das ist eine Gestalt in einer Geschichte, die vor allem erst ein Mal irgendwo in deiner Vorstellung existiert. Und mit dem Charakterblatt zeigst du deinen Mitspielern und der SL, was dir an der Prraon wichtig ist, was du angespielt haben möchtest, durch Weglassung auch was nicht nicht angespielt werden sollte etc. Und dieser Blickwinkel kann sich sehr im Laufe des Spiels ändern. Also vollziehe ich das mit den Aspekten nach.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: nobody@home am 18.05.2016 | 13:41
...also wenn ich das richtig verstanden habe(?): Eine menschliche bzw. Wesensveränderung des Charakters und keine mechanische oder klassische Veränderung des Charakters in Form von besseren Werten bzw. einer Steigerung der Werte? Aber welche spiel-und regeltechnischen Auswirkungen hat denn dann so ein kleiner Meilenstein? Im Falle von Duck's Beispiel mit Darth Vader wäre das ja lediglich ein "Erkenntnisgewinn" oder auch "Informationsgewinn"(und jetzt nichts, was ich unbedingt als Verbesserung des Charakters bezeichnen würde)-aber sonst?

Bei Erreichen eines kleinen Meilensteins kann der Spieler die Werte in zwei Fertigkeiten vertauschen oder einen vorhandenen Aspekt oder Stunt gegen einen neuen auswechseln. (Alternativ kann er auch einen neuen Stunt kaufen, solange noch freie Erholungsrate dafür da ist -- die geht dann halt entsprechend runter.) Es ist also richtig, daß sich der Charakter da nicht in Richtung "aufwärts durch strikten Machtgewinn" weiterentwickelt; er kann sich aber durchaus an neue Kampagnenentwicklungen anpassen und evtl. alten "Ballast" loswerden.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Kampfwurst am 18.05.2016 | 13:44
...also wenn ich das richtig verstanden habe(?): Eine menschliche bzw. Wesensveränderung des Charakters und keine mechanische oder klassische Veränderung des Charakters in Form von besseren Werten bzw. einer Steigerung der Werte? Aber welche spiel-und regeltechnischen Auswirkungen hat denn dann so ein kleiner Meilenstein? Im Falle von Duck's Beispiel mit Darth Vader wäre das ja lediglich ein "Erkenntnisgewinn" oder auch "Informationsgewinn"(und jetzt nichts, was ich unbedingt als Verbesserung des Charakters bezeichnen würde)-aber sonst?
Duck's zweiter Punkt ist da sicher auch wichtig. Durch setzen eines Durchschnittslevels kannst du sehr viel erreichen. Ich könnte z.B. ein Fate Spiel aufsetzen, in dem man mit einer Fertigkeit von +1 mühelos eine Stadt vernichten kann. Oder eines, in dem man mit einer Fertigkeit von +4 Mühe hat mit einer Ratte fertig zu werden.

Fate ist eher ein relatives, denn ein absolutes Spiel. Je nachdem wie du die Umwelt beschreibst, können die gleichen Spielerwerte unterschiedliche Auswirkungen haben. Das ist dann meist durch die Charakteraspekte beschrieben. Wenn deine Spieler also eine Weile spielen und ihre Aspekte von "blutiger Anfänger" zum "narbenüberzogener Veteran" ändern, weil das eben mit dem was erlebt wurde Sinn macht, dann kannst du den Gegner, den du am Anfang als deren Nemesis hingestellt hast, jetzt als Gruppe von 10 als Mook hinstellen, die ein Spielercharakter locker alleine fertig macht.

Diese Art des Aufstiegs ist sehr ungewöhnlich und manchmal schwer nachvollziehbar, aber sie funktioniert tatsächlich ganz gut. Vorallem erlaubt es einen Aufstieg neben den Fertigkeitsboni. Diese werden damit nicht obsolet, denn mit höheren Werten kann man z.B. auch mal öfter volle Erfolge erzielen, und die großen Endbosse dürfen auch schonmal höhere Werte haben, aber sie sind nicht die einzige Stellschraube im Spiel.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 18.05.2016 | 13:53
Die Fatemacher sind anscheinend auch keine Freunde von Nullsummenspielen, wie sie in klassischen Rollenspielen gerne vorkommen. Ihr habt jetzt tolle magische Waffen und Rüstungen mit +X? Wunderbar, die braucht ihr jetzt auch für die größeren, bunteren Monster, die mehr XP geben. Die braucht ihr nämlich wiederum, um die größeren Abstände zwischen den Stufen trotzdem in der gleichen Zeit zu überbrücken... Was einem in manchem System als Progression verkauft wird, heißt anderswo Tretmühle. Dann kann es auch konsequenterweise weg gelassen werden.

(Und ja, das ist überzeichnet. Und größere Zahlen haben auch ihren Reiz. Und ich habe so auch schon mit viel Spaß dran gespielt. ;))
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.05.2016 | 14:09
Ah, vielen Dank erstmal für die Antworten! :) :d

Dadurch
Fate ist nicht D&D. Personen in Geschichten erleben Dinge. Diese Dinge verändern sie, aber machen sie nicht unbedingt besser. Der Fechtmeister könnte zum Beispiel Kämpfen +4 auf +3 setzen, während Kontakte +3 auf +4 steigt. Das wäre halt ein Nachvollziehen des veränderten Verhaltens des SC in spieltechnischen Werten. Dafür sind kleine Meilensteine da.

Genauso sind Aspekte ja eine Möglichkeit das veränderte Spiel eines SC durch seinen Spieler zu kommunizieren. Mein Parawissenschaftler in meiner laufenden Runde wird auch sukzessive düsterer. Mittlerweile heißt dann auch einer seiner Aspekte "Da draußen herrscht Krieg! Wieder!" Der alte Aspekt war da friedlicher. Und Einsätze dieses Aspekt geben der Narration dann natürlich auch eine andere Richtung.

und dadurch
Bei Erreichen eines kleinen Meilensteins kann der Spieler die Werte in zwei Fertigkeiten vertauschen oder einen vorhandenen Aspekt oder Stunt gegen einen neuen auswechseln. (Alternativ kann er auch einen neuen Stunt kaufen, solange noch freie Erholungsrate dafür da ist -- die geht dann halt entsprechend runter.) Es ist also richtig, daß sich der Charakter da nicht in Richtung "aufwärts durch strikten Machtgewinn" weiterentwickelt; er kann sich aber durchaus an neue Kampagnenentwicklungen anpassen und evtl. alten "Ballast" loswerden.
ist es um einiges klarer bzw verständlicher geworden. Danke. :d

Diese Art des Aufstiegs ist sehr ungewöhnlich und manchmal schwer nachvollziehbar...
Ich denke das ist der springenden Punkt an der Sache.  Aber gut. Ich werde mich jetzt erstmal einlesen...und ich muss das wohl einfach mal in der Praxis ausprobieren/erleben.
Hmm...hat nicht zufälliger Weise jemand Lust auf ein FATE-Forenspiel (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98346.0.html)?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Kampfwurst am 18.05.2016 | 14:19
Für ein Forenspiel hab ich gerade keine Kapazitäten frei. Wenn du bei G+ bist, dann ließe sich ggf. mal eine Hangout Runde initiieren, mit der man dir das System einmal in der Praxis näher bringen könnte. Dauert nicht ganz so lang wie das durchschnittliche Forenspiel. ;)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Hieronymus Röder am 18.05.2016 | 16:39
...FATE-Forenspiel (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98346.0.html)?

Wir stricken gerade ne Gruppe zusammen, http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98347.0.html (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98347.0.html), schau mal.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.05.2016 | 17:15
Wenn du bei G+ bist, dann ließe sich ggf. mal eine Hangout Runde initiieren, mit der man dir das System einmal in der Praxis näher bringen könnte.

Danke für das Angebot aber ich bin nicht bei G+.

Wir stricken gerade ne Gruppe zusammen,http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98347.0.html (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98347.0.html), schau mal.
Auch hier: Danke für das Angebot. Aber ich habe kein TS(3), kenne Malmsturm nicht und zudem sind DI&DO-abend schlecht.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chiarina am 18.05.2016 | 17:55
Es gibt übrigens auch schon ein Tanelorn-Fate-Forenspiel. Hier:

http://www.tanelorn.net/index.php/board,487.0.html (http://www.tanelorn.net/index.php/board,487.0.html)

Das macht Dragon. Ich bekomme zwar nicht alles mit, aber hin und wieder schaue ich mal rein und finde ganz gut, was ich da lese. Die drei, die da schreiben, machen kein großes Aufheben um ihr Spiel, es geht auch eher langsam, aber beständig und ohne Ermüdungserscheinungen. Ich habe den Eindruck, das Spiel läuft ganz gut.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.05.2016 | 21:49
Es gibt übrigens auch schon ein Tanelorn-Fate-Forenspiel...
Das kenne ich bereits, aber danke. Das ist für mich schon zu weit fortgeschritten und abgesehen davon reizt mich das Setting nicht, das die da bespielen.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.08.2016 | 21:52
sorry für die Threadnekromantie...aber:

In Vorbereitung auf eine Runde (meine erste FATE-Runde btw. ;))lese ich mich gerade durch The Demolished Ones. Und ich weiß nicht, ob ich das mit dem SchaStress richtig verstanden habe.

Vielleicht an einem Bsp.(und wir nehmen jetzt einfach mal an, dass der Spieler von Charakter A keine Konsequenzen nimmt, um den Stress zu reduzieren): Charakter A kämpft gegen ein Monster und erhält 3 Stress. Jetzt füllt der Spieler von Charakter A die Stressbox mit dem Wert (3) aus. In der nächsten Runde bekommt Char A nochmal 3 Stress und muss ja dann (wenn ich das richtig verstanden habe)die Box mit dem Wert 4 ausfüllen. In Runde 3 gibt es nochmal 3 Stress...und dann würde Char A(theoretisch) aus dem Spiel genommen.Oder?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 18.08.2016 | 22:03
Ich versuche das immer aus dem folgenden Blickwinkel zu betrachten: Du bekommst einen Treffer mit einem bestimmten Wert (Shifts) ab. Sagen wir 5. Stress und Konsequenzen reduzieren diesen Treffer. Dein Ziel ist den Treffer auf 0 oder niedriger zu bringen. Wenn du das nicht kannst, bist du ausgeschaltet (taken out). Im Normalfall darfst dazu eine Stressbox ankreuzen und soviele Konsequenzen nehmen wir du möchstest.

In der Standardkonfiguration hättest du mehrere Möglichkeiten den 5er Treffer wegzustecken:
- Stressbox 4 + eine leichte Konsequenz
- Stressbox 3 + eine leichte Konsequenz
- Stressbox 2 + eine mittlere Konsequenz
- Stressbox 2 + zwei leichte Konsequenzen
- Stressbox 1 + eine mittlere Konsequenz
- eine schwere Konsequenz
- eine leichte + eine mittlere Konsequenz
- usw..

Wenn du Stress und Konsequenzen als Ressourcen betrachtest, die du verbrauchen kannst um nicht ausgeschaltet zu werden, wird das dann glaube ich klar.

In deinem Beispiel:

Du erleidest einen 3er Treffer. Du nimmst die 3er Stressbox um den weg zu stecken.
In der nächsten Runde erleidest du wieder einen 3er Treffer. Die 3er Stressbox hast du verbraucht. Jetzt hast du mehrere Möglichkeiten:
 - 4er stressbox
- 2er Stressbox + leichte Konsequenz
- 1er Stressbox + leichte Konsequenz
- eine mittlere Konsequenz
- eine schwere Konsequenz
- usw.

Nicht alle Kombination sind natürlich ideal.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.08.2016 | 22:26
Also in TDO ist das iwie ein bisschen anders (erklärt):

Du kannst, um Stress zu reduzieren, maximal 3 Konsequenzen nehmen: 1x minor, 1x moderate und 1x severe. Da steht aber nichts davon, dass ich beim zweiten 3er Treffer auf Stressbox 2+leichte Konsequenz gehen kann.  Beim zweiten 3er Treffer könnte ich eine minor Consequence nehmen und aus dem 3er Treffer wird nur noch ein 1er Treffer-und dann würde ich da eben entsprechend Stressbox 1 ausfüllen (sofern die noch frei wäre).

Wer hat doch gleich nochmal behauptet, FATE wäre einfach? ::)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 18.08.2016 | 22:52
...
Wer hat doch gleich nochmal behauptet, FATE wäre einfach? ::)

FATE ist so semi-einfach. Was es kompliziert macht ist, dass jede FATE Inkarnation bestimmte Dinge im Detail anders macht. Ähnlich wie Linux mit den 1000+ Distributionen, wenn man so möchte.

Der Fate Core Standard ist wie folgt:
- Stressboxen reduzieren den Treffer um den Wert der Box (also 1, 2 , 3 oder 4)
- Konsequenzen reduzieren den Treffer um 2/4/6 (leicht/mittel/schwer)
- Bei einem Treffer darfst du eine Stressbox nehmen und soviel Konsequenzen wie du möchtest (soforn sie nicht belegt sind)
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.08.2016 | 23:01
Der Fate Core Standard ist wie folgt:
- Stressboxen reduzieren den Treffer um den Wert der Box (also 1, 2 , 3 oder 4)
- Konsequenzen reduzieren den Treffer um 2/4/6 (leicht/mittel/schwer)
- Bei einem Treffer darfst du eine Stressbox nehmen und soviel Konsequenzen wie du möchtest (soforn sie nicht belegt sind)
Ok. Bei  TDO stimmt lediglich der zweite Punkt überein. Aber gut, ist wohl Absicht, schließlich haben wir hier ja auch psychodelischen Survival-Horror. Von daher werde ich mich jetzt erstmal an das von TDO vorgegebene Regelwerk halten.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 18.08.2016 | 23:09
Ok. Bei  TDO stimmt lediglich der zweite Punkt überein. Aber gut, ist wohl Absicht, schließlich haben wir hier ja auch psychodelischen Survival-Horror. Von daher werde ich mich jetzt erstmal an das von TDO vorgegebene Regelwerk halten.

Und selbst wenn du es falsch interpretiert haben solltest, wird sich die Realität schon nicht auflösen  :ctlu:
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 18.08.2016 | 23:15
Und selbst wenn du es falsch interpretiert haben solltest, wird sich die Realität schon nicht auflösen  :ctlu:
Den Satz klau'ich mir fürs Abenteuer. >;D
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 18.08.2016 | 23:40
Borstis Methode ist nur ein anderer Weg, um den Stress zu interpretieren. Ob ich jetzt einen Treffer mit 3 Erfolgsstufen auf 0 reduziere, indem ich maximal ein Stresskästchen und beliebige Konsequenzen nutze oder indem ich beliebige Konsequenzen nutze, um den restlichen Stress auf der Leiste zu markieren, ist das (fast) gleiche. Freiwillig eine höhere Stressbox zu nehmen, ist tatsächlich auch Fate Core nach nicht vorgesehen. Sprich bei einem 3er Treffer nimmst du nur die leichte Konsequenz und die 2er Box, wenn die 1er schon markiert ist. Borsti müsste für eine identische Regel mit gleicher Wirkung noch ergänzen: aber nie mehr Stress als nötig ankreuzen.

Mal ein Beispiel. Nok-Nok, der Barbar (Physis 4) wird anständig verprügelt. Der Kerl hat 4 physische Stressboxen und beginnt einzustecken. OOOO Leicht Mittel Schwer

Treffer 1: 5 Erfolgsstufen
Nok hat keine 5er Box, muss also eine Konsequenz zum Reduzieren nehmen.
Leicht -> 3 Stress
Mittel -> 1 Stress
Leicht + Mittel oder Schwer -> kein Stress.
Ich nehme mal Option 1: OOXO Leicht Mittel Schwer

Treffer 2: Mist, wieder 5 Erfolgsstufen
Damit fallen nun die Optionen mit den leichten Konsequenzen raus. Nok-Nok nimmt die mittlere.
XOXO Leicht Mittel Schwer

Treffer 3: 3 Erfolgsstufen
Der 3er ist voll, zum Reduzieren ist nur die schwere da. Also lieber die 4er ankreuzen.
XOXX Leicht Mittel Schwer

Treffer 4: Noch ein Mal 3 Erfolgsstufen
Das ist aber mal gemein. Nok-Nok hat keine Stressbox, die er ankreuzen kann, weil es ja immer die gleiche oder nächsthöhere freie Box sein muss. Eine 5er Box würde hier helfen, aber da ist keine. Also bleibt nur eine Option übrig, die schwere 6er Konsequenz. (Kann passieren. Ein Endboss-NSC hat die schwere bei mir letzte Woche mit einem Treffer mit einer Erfolgsstufe gefüllt bekommen, weil alles andere voll war.)
XOXX Leicht Mittel Schwer

Und damit kann Nok-Nok nur noch einen Treffer mit einem oder zwei Stress vertragen, ohne ausgeschaltet zu werden. In allen anderen Fällen kann er nicht ankreuzen und wird raus gekegelt.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 18.08.2016 | 23:52
Borstis Methode ist nur ein anderer Weg, um den Stress zu interpretieren. Ob ich jetzt einen Treffer mit 3 Erfolgsstufen auf 0 reduziere, indem ich maximal ein Stresskästchen und beliebige Konsequenzen nutze oder indem ich beliebige Konsequenzen nutze, um den restlichen Stress auf der Leiste zu markieren, ist das (fast) gleiche. Freiwillig eine höhere Stressbox zu nehmen, ist tatsächlich auch Fate Core nach nicht vorgesehen. Sprich bei einem 3er Treffer nimmst du nur die leichte Konsequenz und die 2er Box, wenn die 1er schon markiert ist. Borsti müsste für eine identische Regel mit gleicher Wirkung noch ergänzen: aber nie mehr Stress als nötig ankreuzen.

Man kann durchaus mehr ankreuzen als nötig, aber dann ist man halt dumm  >;D
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 19.08.2016 | 07:57
Zunächst mal vielen Dank @Chruschtschow für die ausführliche Erläuterung. :d Jetzt ist das Ganze schon etwas verständlicher.

Also stellt sich bei FATE im Endeffekt nur die Frage: Nehme ich den totalen Stress oder kann ich ihn -durch Konsequenzen-mindern und umverteilen?

Treffer 4: Noch ein Mal 3 Erfolgsstufen
Das ist aber mal gemein. Nok-Nok hat keine Stressbox, die er ankreuzen kann, weil es ja immer die gleiche oder nächsthöhere freie Box sein muss.
Okay, nur noch mal zum Verständnis: Angenommen Nok-Nok hat in der ersten Kampfrunde 3 Stress kassiert. Und nimmt die auch , ohne Konsequenz. Der Spieler von Nok-Nok markiert das entsprechend in seiner 3er -Stressbox. Nächste Runde kassiert er nochmal 3 Stress. Die 3er-Box ist schon voll. Also müsste er-nachdem was du oben schreibst-ja jetzt auf die 4er-Box gehen, da es ja die nächsthöhere freie Box wäre (aber damit hätte er ja sozusagen 1 Stress "verschwendet"?).  Dann würde das hier

Sprich bei einem 3er Treffer nimmst du nur die leichte Konsequenz und die 2er Box, wenn die 1er schon markiert ist.
ja nicht mehr gehen/möglich sein-oder doch?

andere Frage noch zum Thema Konsequenzen: Haben Konsequenzen auch mechanische bzw. regeltechnische Nachteile? Irgendwie finde ich da nur, dass die schwerer zu heilen sind als Stress, aber sonst...?
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Sülman Ibn Rashid am 19.08.2016 | 08:03
Konsequenzen sind wie Aspekte, können also gereizt werden. Das wirkt sich dann schon mechanisch aus.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 19.08.2016 | 09:23
Konsequenzen sind wie Aspekte, können also gereizt werden. Das wirkt sich dann schon mechanisch aus.
Und wie? (sorry, in TDO finde ich iwie nichts darüber). Ich vermute mal, es gibt einen Abzug auf Würfelwürfe in Höhe der (höchsten) Konsequenz? Wäre zumindest logisch.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Marduk am 19.08.2016 | 09:36
Und wie? (sorry, in TDO finde ich iwie nichts darüber). Ich vermute mal, es gibt einen Abzug auf Würfelwürfe in Höhe der (höchsten) Konsequenz? Wäre zumindest logisch.

Das läuft wie mit allen anderen Aspekten. Wenn dein Gegner die Konsequenz nutzen kann, kann er gegen einen Fatepunkt sich ein +2 geben oder du könntest z.B. gezwungen sein eine Overcome Aktion zu machen u.ä. Hängt von der Konsequenz und Situation ab.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 19.08.2016 | 10:55
Und wie? (sorry, in TDO finde ich iwie nichts darüber). Ich vermute mal, es gibt einen Abzug auf Würfelwürfe in Höhe der (höchsten) Konsequenz? Wäre zumindest logisch.

Konsequenzen sind wie andere Aspekte:

- Sie sind wahr, d.h. du musst sie in der Geschichte berücksichtigen. Also kein sprinten mit gebrochenen Beinen. Sie schränken ein, was du in der Geschichte plausibel für Handlungen beschreiben kannst.

- Du kannst sie einsetzen (invoke), d.h. für einen Fatepunkt und bei passender Narration bekommst du einen +2 Bonus oder reroll auf den Wurf. Da Konsequenzen normalerweise negativ formuliert werden, passiert das aber eher selten.

- Sie können gegen dich eingesetzt (invoke) werden, d.h. du bekommst am Ende der Szene/des Konflikts einen Fatepunkte und die Opposition muss einen Fatepunkt zahlen und erhält dafür +2 auf einen Wurf oder reroll.

- Du kannst sie reizen (compel), du bekommst einen Fatepunkt und in der Geschichte tritt eine Komplikation auf.

- Aspekte könne Hindernisse (obstacle) sein, d.h. sie sind ein Hinweis für den SL eine Überwinden (overcome) Aktion für bestimmte Handlungen zu fordern, wo vorher vielleicht keine nötig gewesen wäre.

Außerdem kommen Konsequenzen mit einem freien Einsatz (free invoke) für denjenigen, der sie erzeugt hat, daher. Normalerweise also für die Bösewichte, die deinem Char einen auf die Nase gegeben haben.

EDIT:

Da siehst du dann auch den großen Unterschied zu Stress. Stress hat bis auf ein bisschen "Fluff" keine großen Auswirkungen auf die Fiktion. Stress ist nur der Pacing Mechanismus bis du Nachteile/Konsequenzen in der Fiktion erleidest oder deine Handlungsfähigkeit in der Szene verlierst, weil du ausgeschaltet (taken out) wirst.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Chruschtschow am 19.08.2016 | 12:59
Also stellt sich bei FATE im Endeffekt nur die Frage: Nehme ich den totalen Stress oder kann ich ihn -durch Konsequenzen-mindern und umverteilen?

Im Prinzip genau das. Der härteste Treffer, den Nok-Nok ganz frisch aushalten kann, hätte 16 Erfolgsstufen. 16 - 2 (leichte K.) - 4 (mittlere K.) - 6 (schwere K.) = 4, also 4er Kästchen. Bei einem 17er Treffer gäbe es kein Kästchen mehr, das er noch ankreuzen könnte. Übrigens muss Nok-Nok dann gar keine Konsequenz nehmen. Ausgeschaltet ist ausgeschaltet, egal ob mit 5 oder 17 Erfolgsstufen.

Meistens hat man ein bisschen Verschnitt, weil man nicht alles auf ein Mal an Schaden bekommt. Dann muss halt mal eine schwere Konsequenz für eine Erfolgsstufe genommen werden, weil alle Fatepunkte durch und alle Kästchen und anderen Konsequenzen schon voll sind. Das zeigt sich sehr schnell bei Charakteren mit kurzem Stressbalken.

Mein Dr. Schollenrieder hat physisch da nur zwei anzubieten. Stress ist nach der Szene weg, aber der muss schnell mal eine Konsequenz nehmen. Und die trägt sich von Szene zu Szene weiter. Drum liegt der auch gerade mit verstauchtem Arm (leichte Konsequenz durch Autounfall), grün und blauem Gesicht (war mittlere Konsequenz, ist aber schon am Heilen) und einer gebrochenen Hüfte (das war gerade eben die Decke) im Reichstag in Berlin '81. Der Arm und die Hüfte legen mir da schon so viele Probleme in den Weg, ohne dass die harte mechanische Auswirkungen haben, dass ich da schon recht kreativ werden muss, um noch überhaupt was anzustellen.

Okay, nur noch mal zum Verständnis: Angenommen Nok-Nok hat in der ersten Kampfrunde 3 Stress kassiert. Und nimmt die auch , ohne Konsequenz. Der Spieler von Nok-Nok markiert das entsprechend in seiner 3er -Stressbox. Nächste Runde kassiert er nochmal 3 Stress.

Nok-Nok hat also 00X0 Leicht Mittel Schwer. Dann hat er jetzt im Prinzip folgende (sinnvolle) Möglichkeiten bei einem weiteren Treffer mit 3 Erfolgsstufen:

1) Er nimmt den vollen Schaden als Stress. Dann geht das ins 4er Kästchen, weil das 3er voll ist.
00XX Leicht Mittel Schwer

2) Er nimmt eine leichte Konsequenz. Der Stress sinkt um zwei Stufen für die Konsequenz, also bleibt eine Erfolgsstufe übrig.
X0X0 Leicht Mittel Schwer

3) Er nimmt eine mittlere Konsequenz. Der Stress sinkt um vier Stufen für die Konsequenz, also bleibt nichts übrig.
00X0 Leicht Mittel Schwer

Zu den Konsequenzen wurden die meisten wichtigen Sachen ja schon gesagt. In Richard’s Guide to Blocks and Obstacles in Fate Core (http://www.faterpg.com/2013/richards-guide-to-blocks-and-obstacles-in-fate-core/) wird noch ein Mal schön aufgedröselt, wie Aspekte einem SC im Weg stehen können.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: Blizzard am 22.08.2016 | 11:02
Nochmal ein Dankeschön an dieser Stelle für die zahlreichen ausführlichen Antworten &Erklärungen. Nachdem ich mich jetzt etwas tiefer in TDO und ein kleines bisschen in FateCore eingelesen habe, muss ich sagen: Ich (be)fürchte, dass FATE nichts für mich ist. Besser gesagt: Dass die FATE-Regeln nichts für mich sind. FATE hat wie SW ein paar coole Settings, aber die Regeln sind einfach nichts für mich.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 22.08.2016 | 11:19
Nochmal ein Dankeschön an dieser Stelle für die zahlreichen ausführlichen Antworten &Erklärungen. Nachdem ich mich jetzt etwas tiefer in TDO und ein kleines bisschen in FateCore eingelesen habe, muss ich sagen: Ich (be)fürchte, dass FATE nichts für mich ist. Besser gesagt: Dass die FATE-Regeln nichts für mich sind. FATE hat wie SW ein paar coole Settings, aber die Regeln sind einfach nichts für mich.

Ich würde dir wärmstens empfehlen auf ner z.B. ner Con mal zu schauen, ob du einen erfahren Fate Spielleiter findest und es einfach mal testzuspielen. Danach darfst du dir gerne ein Urteil bilden :D

Fate liest sich nach meiner persönlichen Erfahrung anders als es sich spielt.
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LushWoods am 6.09.2016 | 14:03
Als Nachtrag ... ich hab letztens eine schöne Aussage im Netz gefunden, die meine Meinung gut wiederspiegelt:
"IMHO Fate is easier to learn for people who have tried no other RPG (or RPG inspired mediums like RPG videogames), because they have less to unlearn."
Titel: Re: FATE-Fragen eines Newbies
Beitrag von: LordBorsti am 6.09.2016 | 14:32
Als Nachtrag ... ich hab letztens eine schöne Aussage im Netz gefunden, die meine Meinung gut wiederspiegelt:
"IMHO Fate is easier to learn for people who have tried no other RPG (or RPG inspired mediums like RPG videogames), because they have less to unlearn."

Die Erfahrung hab ich auch gemacht. RPG-Neulinge verstehen Fate eigentlich ziemlich schnell.