Die Argumente sind vollständig ausgetauscht, eine Einigung ist nicht in Sicht.
Die Simulation von Welten im Rollenspiel über Zufallstabellen oder andere Hilfsmittel mag der kreativen Simulation förderlich sein, aber sie kostet Zeit. Man kann diese Zeit minimieren, aber das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Schneller ist in jedem Fall der Gedanke des SL. So ähnlich verhält es sich mit herausforderungsorientiertem Spiel. Das Nachschlagen von Verwundungen, berittenem Kampf, Giftschaden, kritischen Treffern oder Sonderfähigkeiten ist fester Bestandteil des Spiels, kostet aber Zeit. Mir ist in solchen Fällen zumeist lieber, wenn der SL handwedelt. Wenn er dabei an den Würfeln drehen muss, nehme ich das gerne in Kauf.Du schreibst viel Richtiges, aber ab diesem Punkt kann ich dir nicht mehr folgen. Ich sehe einfach nicht, wo mir hier (als SL gesprochen) Würfeldrehen einen Gewinn an irgend etwas bringt.
Warum gelangen aufgeklärte Rollenspieler zu so drastisch unterschiedlichen Bewertungen der Nützlichkeit und Angemessenheit der goldenen Regel im Rollenspiel?
massive Missbrauchsmöglichkeiten
Dafür brauche ich als Spielleiter allerdings keine regel die es mir erlaubt.
Ich habe das heimliche Würfeldrehen und Regelbrechen bisher ausschließlich mit der Zielsetzung der Durchsetzung der eigenen Storypräferenzen erlebt.Würfel drehen wird häufig damit begründet, dass es den Spielern zugute kommt - z.B. sei es ja blöd für die Spieler, wenn ihr Charakter stirbt und darum sei es besser, wenn der Charakter überlebt. Gerne wird dann mit sehr simplen Beispielen gearbeitet, z.B.: Der SC springt über eine Schlucht. Die Probe misslingt um 1 Punkt. Anstatt den Charakter sterben zu lassen, schenkt man ihm den einen Punkt, damit er doch überlebt. Spieler ist glücklich, Story super. Beispiele dieser Art ignorieren folgende Elemente:
Ich habe das heimliche Würfeldrehen und Regelbrechen bisher ausschließlich mit der Zielsetzung der Durchsetzung der eigenen Storypräferenzen erlebt.Das markierte ist nicht zwangsläufig dasselbe, es sei denn, man definiert Würfeldrehen schon als Regelbruch, wobei man es dann ja nicht separat aufführen müsste.
Und während du mit dem Bruch durch Metaelementen wie Fate usw Recht hast, wirkt für mich der (auch drohende) Bruch der Spielregeln ähnlich störend aus. Ich muss mich ständig parallel mitfragen: Was könnte der Spielleiter da abseits der bestehenden Spielweltrealität noch so gerade vorhaben, was ich bei meinen Spielentscheidungen berücksichtigen muss, um nicht vor die Pumpe/Schiene zu laufen?
Spannender Artikel, schöne Übertragung. Hat mir gedanklich was gebracht.
Ich fühle mich allerdings in der Einleitung nicht repräsentiert: Ich habe gegen Würfeldrehen gestimmt, würde aber rulings, Handwedeln und brachiale SL-Eingriffe nicht kategorisch ausschließen. Aber eben durch genau das, dass der SL sagt "Tatsächlich passiert aber das", aus genau dem Grunde, den du ansprichst: Weil es in der Welt Sinn ergibt, d.h. man kommt nicht in den den SoD-Bereich gemäßg Tolkiens Essay. Natürlich setzt das voraus, dass der SL dieses "Sinn ergeben" für alle Spieler halbwegs trifft.
Warum ich trotzdem die Würfel nicht drehe, gehört nicht zum Topic, das schreibe ich in den Mutter-Thread.
Das markierte ist nicht zwangsläufig dasselbe, es sei denn, man definiert Würfeldrehen schon als Regelbruch, wobei man es dann ja nicht separat aufführen müsste.
Wenn ich "Würfel drehe" (Erläuterung, wie ich dies meine, habe ich im anderen Thread geschrieben), passiert dies innerhalb der Regeln. Z. B. einem Gegner mehr HP zu geben, ohne sein von den Regeln vorgegebenes Limit zu überschreiben, ist für mich kein Regelbruch. Im Fähigkeiten zu geben, Werte anzupassen, ohne es ad absurdum zu führen, bricht nicht die in den entsprechenden Büchern veröffentlichten Regeln.
Das ist ein Punkt den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich empfinde railroading als Spieler ebenfalls nervig, aber ich hatte noch nie Angst, dass ich dem SL auf den Leim gehe und nun seine Story spielen "muss". Ich gehöre nun auch zu der Fraktion die dem SL gerne die Storyhoheit zuspricht, aber ich habe es wirklich nie verstanden, warum manche Spieler Angst haben in ebendiese Story zu stolpern (Stichwort Illusionismus)? Vielleicht eine Frage des bevorzugten Spielstils, aber ich freue mich über nette Stories, vor allem dann wenn sich der SL die Mühe gemacht hat meinen Charakter bei dessen Interessen abzuholen. Für mich ist der Weg zur Schiene der entscheidende, weniger ob es eine Schiene gibt.
@ Marzaan, Bobibob, Narr: Ihr solltet Euch dann vielleicht mal fragen, weshalb 40% der SL hier im Forum dennoch an den Würfeln drehen. Eure Antwort lautet implizit oder explizit: Idioten, die die Wahrheit nicht erkennen. Ich halte diesen Gedankengang für einen echten Bumerang und habe deshalb ein paar Gedanken entwickelt, die die Welt schlicht besser erklären.
Vereinfacht gesagt: Lieber ein flüssiges Spiel mit goldener Regel als korrektes Vorgehen mit den entsprechenden Verzögerungen.
Das Problem ist doch ganz einfach.Das ist ein wunderbare empirische Ergänzung. Man kann sich natürlich trotzdem vorsichtig an eine Ausleuchtung der geronnenen jeweiligen Erfahrungswelten machen.
Die Leute denken das ihr persönliche Einstellung auf überzeugenden Argumenten beruht.
Vielmehr hatten sie die Einstellung schon vor den Argumenten.
Und letztendlich entscheided die Einstellung darüber welche Argumente sie überzeugend finden.
Jeder von uns hat innerhalb und außerhalb des Hobbies Erfahrungen gemacht die seine emotionale Reaktion zu diesem Thema formen. Jeder hat eine Meinung dazu wie bindend Regeln sein sollten, weil uns Regeln im täglichen Leben begegnen. Der eine übertritt sie regelmäßig, der andere regt sich über diejenigen auf die sie täglich übertreten (weil er vielleicht mal Opfer einer solchen Übertretung war). Jeder hat eine Meinung zur Ehrlichkeit. Und je nachdem ob man gelogen hat oder belogen wurde, ob man von sich spontan ändernden Regeln profitiert hat oder sie einem geschadet haben, hat man an dieser Stelle halt eine andere Einstellung. Im Grunde reicht ein schlechter Spielleiter der die goldene Regel missbraucht um einen noch Jahre später zu beeinflussen. Genau so wie eine Serie von positiven Erfahrungen zu dem Thema die Einstellung beeinflusst.
Und genau deshalb kann man das nicht ausdiskutieren.
...
@ Marzaan, Bobibob, Narr: Ihr solltet Euch dann vielleicht mal fragen, weshalb 40% der SL hier im Forum dennoch an den Würfeln drehen. Eure Antwort lautet implizit oder explizit: Idioten, die die Wahrheit nicht erkennen. Ich halte diesen Gedankengang für einen echten Bumerang und habe deshalb ein paar Gedanken entwickelt, die die Welt schlicht besser erklären.
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- Wieso verlangt der Spielleiter überhaupt Proben, bei denen er nicht bereit ist die Konsequenz zu tragen, wenn 99% der Spiele ohnehin es dem Spielleiter auferlegen zu entscheiden, ob er überhaupt eine Probe verlangt?
- Und wenn er verlangt, wieso legt er eine mögliche Konsequenz fest (den Tod des SC), die er nicht bereit zu tragen ist?
Die goldene Regel ist extrem explizit nicht Teil dieser Prinzipien. Diese Sichtweise hat sich sehr weit verbreitet und gilt im Tanelorn eigentlich als Konsens. Nicht erklärlich bleiben jedoch diejenigen Gruppen, die sich trotz kompetenter, motivierter Beteiligter wieder abgewandt haben von der reinen Lehre. Mittlerweile geben tatsächlich wieder 40% der Leute an, dass sie als SL an Würfeln drehen.
@ Marzaan, Bobibob, Narr: Ihr solltet Euch dann vielleicht mal fragen, weshalb 40% der SL hier im Forum dennoch an den Würfeln drehen. Eure Antwort lautet implizit oder explizit: Idioten, die die Wahrheit nicht erkennen. Ich halte diesen Gedankengang für einen echten Bumerang und habe deshalb ein paar Gedanken entwickelt, die die Welt schlicht besser erklären.Naja, ich habe ja über mich geschrieben und auch geschrieben, dass ich viele Fragen dazu habe, die mir beantwortet werden müssten. Wer in meiner Runde würfeldrehen will oder möchte, dass ich als SL würfeldrehe, muss mir halt diese Fragen beantworten können - das kann aber leider meist niemand. Runden, die Würfeldrehen und damit zufrieden sind, kann es ruhig geben und ich glaube auch, dass die Spaß damit haben können - als Idioten würde ich sie niemals bezeichnen. Durchaus würde ich aber von unterschiedlicher Kompetenz im Spielen sprechen. So wie es Leute gibt, die besser (oder anders) Fußball spielen können oder Schach oder Call of Duty gibt es auch Leute, die besser (oder anders) Rollenspiel spielen können. Das ist aber etwas völlig anderes als die Frage, ob es Spaß macht und wer jemanden als Idiot oder Arschloch bezeichnet, weil jemand weniger gut spielt (oder besser: anders spielt), der hat den Schuss nicht gehört. Rollenspiel ist auch keine Religion und man muss Andersspielende nicht zu Häretikern erklären.
@Marzaan:
Du gehst davon aus, dass Spieler nur aus Unvermögen oder Faulheit eine Auseinandersetzung mit dem System meiden. Das ist eine Fehlannahme. Manche Spieler möchten eben, dass für ein mögichst immersives Spielerlebnis die "Spiel-Engine" möglichst verdeckt läuft. Und dann wird der Spielleiter eben nicht nur als Moderator zwischen Weltensimulation und Spielern oder als Moderator zwischen den verschiedenen Spielern benötigt, sondern greift selbst als "Geschichtenerzähler" mit umfassenden Rechten ein. Ich kenne genug Spieler, die das wollen und auch so oder so ähnlich formuliert haben.
Das ist nicht jedermanns Sache, meine auch nicht (mehr). Allerdings ist die Vehemenz, mit der du da drauf prügelst auch kaum zu rechtfertigen.
Das Problem ist doch ganz einfach.
Die Leute denken das ihr persönliche Einstellung auf überzeugenden Argumenten beruht.
Vielmehr hatten sie die Einstellung schon vor den Argumenten.
Und letztendlich entscheided die Einstellung darüber welche Argumente sie überzeugend finden.
Jeder von uns hat innerhalb und außerhalb des Hobbies Erfahrungen gemacht die seine emotionale Reaktion zu diesem Thema formen. Jeder hat eine Meinung dazu wie bindend Regeln sein sollten, weil uns Regeln im täglichen Leben begegnen. Der eine übertritt sie regelmäßig, der andere regt sich über diejenigen auf die sie täglich übertreten (weil er vielleicht mal Opfer einer solchen Übertretung war). Jeder hat eine Meinung zur Ehrlichkeit. Und je nachdem ob man gelogen hat oder belogen wurde, ob man von sich spontan ändernden Regeln profitiert hat oder sie einem geschadet haben, hat man an dieser Stelle halt eine andere Einstellung. Im Grunde reicht ein schlechter Spielleiter der die goldene Regel missbraucht um einen noch Jahre später zu beeinflussen. Genau so wie eine Serie von positiven Erfahrungen zu dem Thema die Einstellung beeinflusst.
Und genau deshalb kann man das nicht ausdiskutieren.
Was macht das Spiel mit Wechsel auf die Meta-Ebene attraktiv? Für mich:
- Es spart Zeit beim Spielen. Wenn man sich auf der Meta-Ebene verständigt, ist es viel leichter, festzustellen, ob eine Szene jetzt noch für irgendjemanden interessant sind, wann der Zeitpunkt zum Würfeln gekommen ist und zu welchen Stakes. Man kriegt mehr Story pro Spielsitzung dabei raus.
Wobei ich hier betonen möchte, dass die Einstellung zu Regeln in der Realität und die Einstellung zu Regeln im Rollenspiel gänzlich andere sein können, insbesondere hinsichtlich ihrer Wichtung.Manche Leute lügen gerne aus Harmoniegrunden, wie man hört :) es geht ja am Ende um die Gewichtung bestimmter Werte, Ethik und so. Muss man nicht 1-zu-1 übersetzen, aber das man seine gemachten Erfahrung durch eine Vorstellung der Welt erklärt haben möchte und dass auf andere überträgt ist ja tatsächlich normal.
Aus deinem Post könnte man stark übertrieben schließen: "Wer gerne lügt, der dreht auch gerne Würfel!", was sicher nicht beabsichtigt war.
Ich beispielsweise drehe eher der Harmonie (im weitesten Sinne wegen). Wieder andere aus anderen Gründen.
Aber deine anderen Kernaussagen fand ich sehr schön!
Würfel drehen muss man ja nur dann, wenn man tricksen will, ohne dass die anderen es merken, ob nun zum Wohle der SoD oder was auch immer. Das war vielleicht irgendwann mal effektiv, aber so erfahren, wie wir alle inzwischen nun sind, ist das doch eher etwas albern, zu denken, dass man damit wirklich noch jemanden an der Nase rumführen kann. Dann kann doch genauso gut sagen, das würfel ich jetzt gar nicht erst, weil ich ein bestimmtes Ergebnis haben möchte. Oder?Wenn ich es richtig verstehe, geht es ja um die goldene Regel im Allgemeinen und die bezieht sich nicht nur auf das Würfel drehen.
Aus deinem Post könnte man stark übertrieben schließen: "Wer gerne lügt, der dreht auch gerne Würfel!", was sicher nicht beabsichtigt war. Ich beispielsweise drehe eher der Harmonie (im weitesten Sinne wegen).
Ich lüge im privaten Umfeld, würde aber keine Würfel drehen!Und wie soll ich den Rest jetzt glauben hier??? ;)
Wenn ich es richtig verstehe, geht es ja um die goldene Regel im Allgemeinen und die bezieht sich nicht nur auf das Würfel drehen.Siehe meine Überlegung mit Rumpel im anderen Thread: Für manche Spieler sind die Würfel eher teil der fiktiven Spielrealität als der unseren, daher nicht davon betroffen!
Ich würde sogar sagen dass es Spieler gibt, die felsenfest verneinen würden, dass die goldene Regel das Drehen von Würfeln erlaubt :).
Eher nein. Wenn ich drehe, tue ich das bewusst, um einen von drei Fällen zu erreichen
[...]
3) Spannung/Dramaturgie/Suspension of Belief in exakt diesem Moment zu unterstützen (der häufigste Fall)
Ich lüge nicht, ich erzähle eine Geschichte.
...
Ähnlich ist es mit der SoD: Wenn die SL offen würfelt, und es fällt ein Extrem-Ergebnis, dann kann ich das problemlos akzeptieren. Wenn die Würfeldreher-SL hinter dem Schirm würfelt und dann erzählt: "Ja, da hat er halt die 100 gewürfelt, und deshalb passiert jetzt...", dann ist das für mich immer seltsam (mir fällt gerade kein besseres Wort ein).
...
Im Idealfall bekommst Du von Deiner Gruppe ein Mandat um zu lügen: "Dreh die Würfel, brech die Regeln, aber erzähl uns nichts davon, damit wir eine spannende Geschichte erleben können und die Suspension of disbelieve hält."
...
@ Pyromancer
Meine "Ur-Erfahrungen" sind gar nicht mal so verschieden von deinen.
Sehr wohl sind aber meine Erfahrungen der letzten Jahre diametral andere. Wir haben das Instrument nur verfeinert, statt abgeschafft.
Es waren tierisch spannende Abenteuer dabei.
Wenn aber ein SL ein Abenteuer verkorkst hatte, lag es nie an der "Nachkorrektur". In manchen Fällen hätte die aber auch nichts mehr retten können.
Und Spannung generiere ich weder als SL noch als Spieler aus Heldentod. Im Gegenteil. Was ich aber spannender finde, wesentlich spannender, sind Verletzungen, Schmerz, Sichaufräppeln.
Mit dieser Definition kann ich leben. Finde "lügen" nur zu negativ konnotiert.
"Illusion" passt vielleicht besser.
Auf der anderen Seite schaffen alle SL eine "Illusion".
Wir verwenden nur unterschiedliche Werkzeuge.
Ich fände es unheimlich hilfreich, wenn du (an anderer Stelle, nicht hier! Am besten in einem extra Thread im Spielleiter-Bereich) mal im Detail beschreibst und erklärst, wie du das Werkzeug "Würfeldrehen" effektiv einsetzt - am besten mit konkreten Beispielen vom Spieltisch.Gerne!
Gerne!
Was rein subjektives wie "Würfeldrehen nach Trollstime"? oder lieber "Wann dreht ihr Würfel?"
Mit dem skizzierten Gedankengang kann ich nun viele hitzige Onlinediskussionen und das bisweilen existierende, gegenseitige Unverständnis besser nachvollziehen. Vielleicht geht es Euch ja ebenso.Ja, tut es!
@Der Narr: In Anlehung an eine schöne Forensignatur hier: Jemandem zu erklären warum er schlechter fantasiespielt als du, ist, als würdest du deinem besten Freund erklären, warum genau seine Freundin hässlich ist: Du hast vielleicht deine Gründe, vielleicht hast du sogar recht, aber am Ende bist du halt trotzdem ein Arsch :). Will sagen, damit verbrennst du völlig klar jede Diskussion.
Nö aus meiner Sicht: Glückspilze die in [extrem] homogenen Gruppen spielen.
- Was ist, wenn die Probe um mehr als 1 Punkt misslingt? Wäre der Spieler dann nicht auch glücklicher, wenn er noch überlebt? Wo ziehe ich die Grenze? Und ist die Grenze systemunabhängig, um 1 Punkt daneben kann ja je nach System unterschiedliches bedeuten.
- Was ist mit Neid unter Spielern? Es wird ja eine Regel gebrochen, das ist erstmal eine unfaire (hier: positiv unfaire) Behandlung eines Spielers. Wieso kriegt der das und nicht ich? Immerhin bin ich, der das nicht bekommen hat, ja im Recht (ich habe die Regeln auf meiner Seite!).
- Wieso ist es besser für die Story, dass der Spielercharakter überlebt? Vielleicht ist die interessantere Story ja, dass die anderen Spielercharaktere mit dem Verlust und der Trauer umgehen müssen. Wer entscheidet wie was besser für die Story ist und wer entscheidet, wann und wie man Regeln zugunsten Story außer Kraft setzt?
- Wieso verlangt der Spielleiter überhaupt Proben, bei denen er nicht bereit ist die Konsequenz zu tragen, wenn 99% der Spiele ohnehin es dem Spielleiter auferlegen zu entscheiden, ob er überhaupt eine Probe verlangt?
- Und wenn er verlangt, wieso legt er eine mögliche Konsequenz fest (den Tod des SC), die er nicht bereit zu tragen ist?
Es gibt genug Leute, die das nämlich nicht machen und direkt losspielen wollten. Habe ich auch schon gehabt, früher auch genau so gemacht. Die meisten Leute in der Richtung sind dann aber mit dem starken SL zufrieden. Es ist halt eine andere Spielweise.Ist ja auch die Frage, spielt man einen One-Shot oder eine Kampagne.
Ich fände es unheimlich hilfreich, wenn du (an anderer Stelle, nicht hier! Am besten in einem extra Thread im Spielleiter-Bereich) mal im Detail beschreibst und erklärst, wie du das Werkzeug "Würfeldrehen" effektiv einsetzt - am besten mit konkreten Beispielen vom Spieltisch.
Könnte es sein, dass eine Gruppe von potentiellen SLs, die allesamt sehr individuelle Vorstellungen von guten Geschichten haben, mit einem sehr autark agierenden SL weniger gut klarkommt als eine Gruppe von Nur-Spielern, die dem SL dankbar sind, dass er sich so viele Gedanken über eine "gute" Geschichte gemacht hat?
Das bedeutet auch, dass ich überhaupt keine Probleme damit habe, die Bestimmungshoheit über meinen Charakter o. ä. abzugeben. Der SL soll ruhig railroaden, Würfel drehen und alles machen dürfen, damit wir zusammen ne gute Zeit haben. Und das hab ich so eigentlich auch bei anderen SLs bemerkt, mit denen ich als Spieler in einer Gruppe gespielt habe.Hm ... vielleicht gilt das weiter oben vorgebrachte Argument mit den homogenen Gruppen.
Vermis Anmerkung zum Thema Metagaming ist allerdings auf vergleichbarem Niveau.
... aber die Goldene Regel habe ich zu oft in der Art "Ähm ... ja ... also eigentlich würde deine Aktion laut Regeln klappen, aber zum Wohle der Story klappt das jetzt mal nicht". Und da hab ich mittlerweile nicht mal den Ansatz einer Lunte, da geh ich sofort hoch. ;)
Was ist mit dem umgekehrten Fall?
Mal eine Verständnisfrage / steile These:
Braucht man eine goldene Regel/Würfeldrehen eigentlich nur in simulierenden Systemen?
Ich mache das nicht, aber bei mir wird auch praktisch nicht simuliert. Ich habe gerade den Eindruck, dass hier ein Mechanismus besprochen wird, der eigentlich besagt: Lieber SL, du bist Gralshüter der Spielweltkoherenz. Wenn unsere Regeln in ihrer Weltensimulation etwas unsinniges / deine Story störendes produzieren, dann darfst du das (offen/verdeckt) abändern.
Was denkt ihr?
Ein stilles "Reingleiten" auf die Schiene wäre da wohl tasächlich das, was als erfolgreicher Illusionismus bis zu einem Misserfolg erst gar nicht wahrgenommen wird und wenn erst nachträglich ggf zu Frust führt. Aber im Spiel selbst erst einmal bis dahin unerkannt bleibt.
In meinem Fall oben hat es schon die ersten harten Kontakte mit der Schiene und folgend wenigstens Desorientierung gegeben.
Was ist mit dem umgekehrten Fall?Musste ich jetzt mal drüber nachdenken, aber im Grunde kommen wir wieder auf die gleiche Frage: Was ist eine "bessere" Story? Und wer entscheidet, was die "bessere" Story ist?
"Ähm ... ja ... also eigentlich würde deine Aktion laut Regeln nicht klappen, aber zum Wohle der Story klappt das jetzt mal ..."
Empfindest du das als besser? (Frage nach der subjektiven Einschätzung)
(Das ist nämlich ein Teilgebiet, bei dem ich mir selbst nicht immer sicher bin. Aber in letzter Zeit praktizieren wir das sehr vorsichtig so)
Kann man sich darauf einigen, dass beides nur ein Thema für Systeme mit Task Resolution (statt Scene Resolution) ist?
Ich würde da aber auch noch die Rückfrage stellen wollen, ob Ermächtigungen des SL im Rahmen des Regelwerks (z.B. OSR-Spiele: der SL soll Rulings treffen, Fate: Der SL darf Ideen der Spieler mit einem Veto kontern, in beiden Fällen natürlich nur zum Wohl des Spieles, wobei jeweils unterschiedliche Vorstellungen davon herrschen können, was jeweils das Wohl des Spieles genau ist) auch unter die goldene Regel fallen.
Man kann die Geschichte grundsätzlich mitgestalten, aber das Ziel ist dabei nicht, den Plot mit den eigenen Ideen voran zu treiben, sondern sich von der von der Spielleitung erzählten Geschichte voran treiben zu lassen und mit dieser Geschichte zu interagieren.
Okay ... aber das ist wirklich überhaupt nicht meine Art zu spielen und das macht wiederum imho klar, warum so viele Leute gegen Würfeldrehen sind. Es ist eine sehr spezielle Art, Rollenspiel zu spielen.
Ich würde ja behaupten, dass das eine sehr weit verbreitete Art ist, Rollenspiel zu spielen. Der SL gibt die Story vor, die Spieler folgen ihr.+1
Ich würde ja behaupten, dass das eine sehr weit verbreitete Art ist, Rollenspiel zu spielen. Der SL gibt die Story vor, die Spieler folgen ihr.Nach meinen Erfahrungen würde ich sagen: Du hast absolut recht. ;)
... ist meine klare Aversion gegen die andere Aktion wohl darin begründet, dass ich sie live und in Farbe so oft "genießen" durfte, dass ich sie nur noch hasse, während ich es glaub ich nur ein- oder zweimal erlebt habe, dass ein SL seine Meinung zu dem nötigen Würfelwurf geändert hat, wenn man gescheitert ist.In unserer Anfangszeit kam der andere Fall noch häufiger vor, heute kaum noch*.
Ich bemühe mich mal, Licht ins Dunkel zu bringen.und der Rest dieses Beitrags.
Ich würde ja behaupten, dass das eine sehr weit verbreitete Art ist, Rollenspiel zu spielen. Der SL gibt die Story vor, die Spieler folgen ihr.
@ Crimson: Ganz genau. Ja.
Nur das hier würde ich deutlich abgeschwächter formulieren:
Allerdings habe ich mehrere Jahre in einer fantastischen Runde unter einem SL genießen dürfen, der das so extrem betrieben hat, wie Du andeutet. Wahnsinnig viel RailroadingAnteil, aber unfassbar geil. Der Typ hat seine interaktiven Filme mit so wahnsinnig viel Energie, Charisma, Kreativität und shauspielerischer Brillanz über Jahre durchgezogen, dass ich mich jede Woche aufs Neue tierisch auf die Runde gefreut habe. Diese Runden waren aber so geil WEGEN und nicht trotz Railroading und Würfeldrehen...
Naja, ich habe ja über mich geschrieben und auch geschrieben, dass ich viele Fragen dazu habe, die mir beantwortet werden müssten. Wer in meiner Runde würfeldrehen will oder möchte, dass ich als SL würfeldrehe, muss mir halt diese Fragen beantworten können - das kann aber leider meist niemand. Runden, die Würfeldrehen und damit zufrieden sind, kann es ruhig geben und ich glaube auch, dass die Spaß damit haben können - als Idioten würde ich sie niemals bezeichnen. Durchaus würde ich aber von unterschiedlicher Kompetenz im Spielen sprechen. So wie es Leute gibt, die besser (oder anders) Fußball spielen können oder Schach oder Call of Duty gibt es auch Leute, die besser (oder anders) Rollenspiel spielen können. Das ist aber etwas völlig anderes als die Frage, ob es Spaß macht und wer jemanden als Idiot oder Arschloch bezeichnet, weil jemand weniger gut spielt (oder besser: anders spielt), der hat den Schuss nicht gehört. Rollenspiel ist auch keine Religion und man muss Andersspielende nicht zu Häretikern erklären.
Spieler haben ja auch sehr unterschiedliche Spaßquellen. Ich würde jemanden nicht als Idioten bezeichnen, nur weil er eine andere Spaßquelle hat. Daher sehe ich mich da nicht von einem Bumerang getroffen. Dass die Andersspielenden Arschlöcher und Idioten sind, hast ja du geschrieben und ich sehe das ehrlich nicht in meinem Post :).
Nach all den Jahren und inzwischen einer gefestigten Welt und nicht nur Abenteuerfragmenten im Kopf hat sich das verfeinert. Meine Spieler dürfen (und können dank genügend Material auch meist) machen was sie möchten. Aber zugleich gibt es Zusammenhänge und Geheimnisse zu entdecken, wenn man seine Nase tiefer in etwas hinein steckt. Es mag Situationen geben, durch die die Spieler in eine spannende Geschichte (Abenteuer, ich spreche liebet von Erlebnis) hinein rutschen. Den Anstoß dazu kann ein Handeln der Spieler sein (Zufall, Neugierde …), das kann aber auch ein Schubs von mir sein (dem man sich je nach Situation mit mehr oder weniger Sturheit natürlich auch widersetzen kann und der meist kommt, wenn ich das Gefühl habe meine Freunde hätten gerne mal wieder einen konkreten Aufhänger für eine Geschichte). Früher waren diese Schubser häufiger, offensichtlicher und auch zwingend notwendig, denn an vielen "freien" Weggabelungen waren 2 von vier Abzweigungen leider nach kurzer Zeit durch ein "Vorsicht Baustelle" Schild blockiert. Dass ich nicht alles ausgearbeitet oder auch für Improvisation grob skizziert parat hatte wussten auch die Spieler und in stillem Einvernehmen haben Sie sich dann auch schubsen lassen.Das ist in meinen Augen so ziemlich das genaue Gegenteil von "Der SL gibt die Story vor und die Spieler folgen ihr". :o
Nach solchen Erlebnissen kann ich das auch gut nachvollziehen.
Allerdings gruselt's mir immer mehr ob der anscheinend nicht gerade kleinen Schar von Spielleitern, die da draußen die Jünger vom rechten Pfade abbrachten (Ironie!).
Aber positiv betrachtet: So lange es einem nicht das ganze Hobby verhagelt …