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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: nobody@home am 27.08.2016 | 10:30

Titel: Charakterbeschreibung; war: Illusionismus?
Beitrag von: nobody@home am 27.08.2016 | 10:30
Kann man machen. Gefällt mir dann trotzdem nicht. Dieser Ansatz geht davon aus, dass der Charakterbogen so eine Art Beschreibung ist, auf die man im Bedarfsfall zurückgreift. Das halte ich für verfehlt. Ich will einen Charakterbogen als Interface. Es muss vorher klar sein, wann man welchen Knopf drücken kann. Und diese Knöpfe sind bitte wohl unterschieden, wirksam und anschaulich.

Das Abrichten in dem Spiel, aus dem das Beispiel kommt, ist eben nichts davon.

...äh, wie bitte? wtf? Natürlich ist der Charakterbogen eine Beschreibung; das ist ja erst mal seine eigentliche Grundaufgabe. Ich meine, okay, daß diese Beschreibung dann bitteschön auch hinreichend klar und genau sein sollte, um im Spiel sinnvoll verwendet werden zu können, kann ich sofort nachvollziehen...in welcher Beziehung das dann allerdings zu der Forderung nach "Knöpfen" steht und wieso eine Beschreibung nicht Teil der Benutzerschnittstelle sein können sollte, entzieht sich mir im Moment.

Inwieweit man sich mit Abrichten nun innerhalb von ein paar Minuten ein Team neuer Reitkrokodile zusammenstellen können soll, hängt für mich stark vom Setting ab. Man findet zumindest im Reich der Fiktion hier und da ja durchaus hyperkompetente Tierbändiger -- also, gibt's die auch in dieser Spielwelt? Wenn ja, dann ist es nur eine Frage davon, ob der bewußte SC tatsächlich selber gut genug ist (kann die Frage beinhalten, ob diese Leute das dann auch nur mit Abrichten machen oder ob sie dabei zusätzlich den "Ich Magie, ich gewinnen!"-Knopf drücken); wenn nein, auch in Ordnung, aber dann sollte man solche Leute auch nicht irgendwann als Nichtspielercharaktere auftreten lassen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Suro am 27.08.2016 | 10:47
Er wird sicher selbst darauf antworten, ich nehme aber an, 1of3 geht es darum, dass die "Werte" bzw. ansonsten eindeutig (auch) mechanisch relevanten Elemente auf einem Charakterbogen dahingehend klar sind, was man mit ihnen tun kann - und das man auch wirklich mit allen diesen Dingen etwas im Spiel anfangen kann; und auch - wenn es sich um Dinge einer Kategorie handelt (bspw. Fertigkeiten) - einigermaßen gleich viel.

Was ich persönlich nämlich auch nicht so schön finde sind Charakterbögen, bei denen die Funktion des Beschreibens und der Funktion für das Spiel "ungut" vermengt ist, z.B. wenn in einem Zombie-Apokalypse-Spiel (hallo AFMBE) Tanzen mit Spezialisierung Ballett und Nahkampfwaffen in der selben Liste stehen. Das eine wird in 90% der Fälle nur für eine Beschreibung des Charakters gut sein, dass andere ist ein vermutlich essentieller Wert für das gesamte Spielgeschehen - und die Punkte kommen auch noch aus dem selben Pool.

Ich glaube niemand hat etwas gegen einen Kasten, an dem Beschreibung steht. Auch eine Fertigkeitenliste, die sowohl beschreibenden Charakter als auch Einfluss auf die "mechanische Seite" des Spiels hat, kann gut sein, wenn beide Funktionen jeweils für jede einzelne Fertigkeit "wohl unterschieden, wirksam und anschaulich" sind.

Aber das nur meine Interpretation.

Edit: "Beschreibung" kann durchaus auch eine Funktion sein. Aber bitte nicht "so eine Art Beschreibung" für den "Bedarfsfall".
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: 1of3 am 27.08.2016 | 11:10
...äh, wie bitte? wtf? Natürlich ist der Charakterbogen eine Beschreibung; das ist ja erst mal seine eigentliche Grundaufgabe.

Der Charakterbogen hat erstmal nichts mit dem Charakter zu tun. Es ist eine Sammlung von Mechanismen, die ich auslösen kann, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Und für gewöhnlich beschreibt er auch irgendwie einen Charakter. Wobei z.B. dann so Fatepunkte nicht zum Charakter gehören, aber trotzdem auf dem "Charakterblatt" notiert werden.

Du gehst jetzt quasi vom Spieler aus. Der Spieler sieht: "Oh, ich kann mir hier einen Charakter bauen. Der ist so und so und kann das und das." Aber das ist nicht die Aufgabe, die der Charakterbogen im Gesamtsystem hat. Es ist die Schnittstelle zwischen Spieler und Spiel. Der Spieler darf das gerne für eine Beschreibung seines Charakters halten. Aber der Charakterbogen muss ihn durch das Spiel führen: Der Bogen beschreibt also nicht den Charakter, sondern das Spiel.

Wenn du ein Spiel schreibst, machst du also keine Charakterbeschreibungen. Du machst ein Spieler-Interface, das wie ein Charakter aussieht. Du kannst entsprechend auch Charakterbögen für andere Entitäten machen. Städte, Fahrzeuge, Totemgeister alles schon da gewesen. Jedesmal ist ein Interface, das gewisse Aktionen ermöglichst.

Du kannst auch ganz ohne Charakterbogen ein Rollenspiel machen. In Bacchanal ist dein Interface dein "Weinglas", indem du gewisse Würfel sammelst, die für NSCs stehen, die mit dir rumhängen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 27.08.2016 | 11:20
Den Charakter als Schnittstelle beschreibt auch Falcon in seinem Schildwacht-Rollenspiel. Für den sind dann z.B. aber so etwas wie Fatepunkte auch ein Bruch, d.h. eine ganz andere Schnittstelle als der Charaktere. Wahres, echtes Rollenspiel hat man dann nur, wenn der Charakter die einzige Schnittstelle ist. Vielleicht ist das tatsächlich sogar die Definition klassischen Rollenspiels im Unterschied zu Story-Games und ihre Meta-Ressourcen. Die sog. Meta-Ressourcen sind ja teil des Spiels und gar nicht "meta" im eigentlichen Sinne, aber sie bieten eine Schnittstelle, die zwar nicht "über den Charakter hinaus" geht (was eine Wertigkeit implizieren würde), sondern die eben zusätzlich zum Charakter auftritt. Man könnte das Blatt, das nicht nur den Charakter aufführt, sondern auch andere Werte, vielleicht zutreffender als Spielblatt bezeichnen.

Allerdings bin ich der Meinung, dass nicht alles was mit Wert aufgeführt ist, spielrelevant ("Crunch") sein muss. Auch der womöglich auf einem Charakterblatt aufgeführte Fluff kann jederzeit relevant werden und in eine Spielmechanik eingebettet (hier verweise ich erneut auf das Gespräch zwischen Zak S und John Wick, wo erklärt wird, wie dies vonstatten geht).
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 11:41
Der Charakterbogen hat erstmal nichts mit dem Charakter zu tun. Es ist eine Sammlung von Mechanismen, die ich auslösen kann, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen.

Insbesondere ersten Satz halte ich für ziemlich gewagt bis unhaltbar. In klassischen Rollenspielen (das Zeug was auch heutzutage fast ausschließlich gespielt wird) hält der Charakterbogen sowohl deskriptive als auch mechanische Eigenheiten des Spielercharakters fest. Auslösbare Mechanismen sind das überhaupt nicht in allen Fällen. Das wären Zaubersprüche und sagen wir Angriffe, aber Attribute und Skills sind das nicht immer und Dinge wie physische Beschreibung, Familienstand, Religion, Volkszugehörigkeit schon gar nicht.

Der Charakterbogen sammelt alle zentralen Infos zur Interaktion des Charakters mit der Hintergrundswelt und dem Regelwerk und er beinhaltet auch fast immer einen deskriptiven Teil, der ihn sozusagen zu einem Teil des Hintergrundswelt macht.

So gesehen hat er erstmal alles mit dem Charakter zu tun.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 12:42
Zu den Krokodilen:
Ach, da machen doch alle Mist. Die SL labert und blubbert über den schmatzenden Sumpf, bis sie sagt, dass ein Spieler sich angestrengt seines Kettenhemdes entledigt. Der verneint, ist angekackt und kommt auf die brillante Idee sich ein Tragekroko (kein Reitkroko) fürs Kettenhemd zuzulegen. Da hätte der eine vielleicht nal früher fragen sollen, ob er denn seine SC in langatmigen Beschreibungen gleich mitlenken darf und die anderen hätten irgendwann mal den freundlichen Hinweis geben können, dass sie etwas mehr Einfluss hätten.

Zum Charakterblatt:
Beides und in unterschiedlicher Ausprägung. Nehmen wir mal ein D&D3.5-Charakterblatt. Jau, ganz oben stehen Größe, Herkunft, Augenfarbe, Geburtstag, Tralala. Wenig Platz dafür, aber immerhin ganz oben. Ich habe zu viele SC-Blätter gesehen, die für im Spiel gut funktionierende SC standen, bei denen gerade mal der Name und sonst nur die Felder ausgefüllt waren, die Regelrelevanz hatten (Volk, Herkunft, Klasse). Da liegt der Hauptsugenmerk sicher auf Interface. Don't Rest Your Head möchte gerne viel Text auf'm Blatt und ist sicher eher dazu da, den Mitspielern zu erzählen, was das für ein Typ ist. Und die Fate -Aspekte liegen irgendwo dazwischen, denn sie formen ein Bild vom SC und können durch Fate-Punkte Effekte im Regelkomplex auslösen.

Es sei denn 1of3 meint mit Spiel auch die gesamte Kommunikation mit den Mitspielern. Dann ist Spiel natürlich so weit gefasst, dass die Beschreibung des SC auch Teil davon ist. ;)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 27.08.2016 | 16:20
Der Charakterbogen hat erstmal nichts mit dem Charakter zu tun. Es ist eine Sammlung von Mechanismen, die ich auslösen kann, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen

Du gehst jetzt quasi vom Spieler aus. Der Spieler sieht: "Oh, ich kann mir hier einen Charakter bauen. Der ist so und so und kann das und das." Aber das ist nicht die Aufgabe, die der Charakterbogen im Gesamtsystem hat. Es ist die Schnittstelle zwischen Spieler und Spiel. Der Spieler darf das gerne für eine Beschreibung seines Charakters halten. Aber der Charakterbogen muss ihn durch das Spiel führen: Der Bogen beschreibt also nicht den Charakter, sondern das Spiel.

Wenn du ein Spiel schreibst, machst du also keine Charakterbeschreibungen. Du machst ein Spieler-Interface, das wie ein Charakter aussieht. Du kannst entsprechend auch Charakterbögen für andere Entitäten machen. Städte, Fahrzeuge, Totemgeister alles schon da gewesen. Jedesmal ist ein Interface, das gewisse Aktionen ermöglichst.
Für ein Brettspiel würde ich dir zustimmen. Ich will aber kein Brettspiel.

Ein Charakterblatt ist das, was Spieler auf jeden Fall am Anfang der Runde sehen, um sich an ihren Charakter zu erinnern.

Meine Meinung dazu: Genau wie ein Rollenspiel nicht nur ein Brettspiel ist, ist auch ein Charakterbogen nicht nur eine Schnittstelle zu den Regeln.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: 1of3 am 27.08.2016 | 16:28
Nicht zu den Regeln, jedenfalls nicht wie du jetzt Regeln denkst. Hintergrund ist auch Regel. Alles ist Regel. Und wenn Hintergrund wichtig ist, wird der hoffentlich durch dieses Blatt deutlich. Wenn es für das Spiel wichtig ist, wie die 11,5 Götter heißen und was die machen, soll die machen, gehört das da hin. Die Frage ist dann natürlich, warum müssen das gerade 11,5 sein. Hintergrund hat, weil er Regel ist, eben kein Vorrecht vor dem Rest des Systems.

Merke: Regelarmes hat notwendig ganz wenig Hintergrund.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 27.08.2016 | 16:32
Nicht zu den Regeln, jedenfalls nicht wie du jetzt Regeln denkst. Hintergrund ist auch Regel. Alles ist Regel. Und wenn Hintergrund wichtig ist, wird der hoffentlich durch dieses Blatt deutlich. Wenn es für das Spiel wichtig ist, wie die 11,5 Götter heißen und was die machen, soll die machen, gehört das da hin. Die Frage ist dann natürlich, warum müssen das gerade 11,5 sein. Hintergrund hat, weil er Regel ist, eben kein Vorrecht vor dem Rest des Systems.

Merke: Regelarmes hat notwendig ganz wenig Hintergrund.
Das sehe ich anders. Genau wie es tolle Spielabende gibt, an denen kaum gewürfelt wird und Charakterwerte unwichtig bleiben, gibt es auch tolle Hintergründe, zu denen es kaum Regeln braucht.

Ich habe immernoch den Eindruck, dass du von einem Brettspiel sprichst, in dem der Rahmen des Spiels eindeutig abgesteckt und für alle Runden gleich ist. Das ist aber gerade nicht meine Erfahrung mit Rollenspielen — und ganz besonders nicht mit den intensivsten Runden, die ich bisher erlebt habe.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: 1of3 am 27.08.2016 | 16:35
Nein. Die Information über die Hintergrundwelt ist selbst eine Regel. Sie verhält sich äquivalent. Wenn ich wissen muss, wer Königin in Schnackpuck ist, ist genau das gleiche als wenn ich wissen muss, wie ein Angriffswurf funktioniert.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 27.08.2016 | 16:43
Nein. Die Information über die Hintergrundwelt ist selbst eine Regel. Sie verhält sich äquivalent. Wenn ich wissen muss, wer Königin in Schnackpuck ist, ist genau das gleiche als wenn ich wissen muss, wie ein Angriffswurf funktioniert.
Die Logik greift für mich nicht: Wie ein Angriffswurf funktioniert müssen alle wissen. Wie die Königin heißt, müssen nicht alle wissen. Es reicht meist, dass das als Inspiration zur Verfügung steht. Für die meisten Runden ist der Großteil des Hintergrunds unwichtig — bis sie damit konfrontiert werden und froh sind, dass die SL sich nicht alle Details aus den Fingern saugen musste.

Und die Information über die Hintergrundwelt hat nicht immer klare Auswirkungen. Wenn ich nicht selbst die Königin von Schnackpuck bin und mein Gegenüber auch nicht, ist nicht definiert wie die Nennung des Namens der Königin die Szene ändern wird. Das hängt an sehr vielen subtilen Details. Im Gegensatz dazu ist klar definiert, wie sich die Szene ändert, wenn ich einen Angriff ansage.

PS: @1of3: Irgendwie ist unsere Diskussion unbefriedigend. Zu viele unklare Konzepte, zu viel undefiniertes. Wir setzen Aussagen ab, ohne sie angreifbar zu machen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: 6 am 27.08.2016 | 16:47
Nur am Rande und OT:
Für ein Brettspiel würde ich dir zustimmen.
Sogar als passionierter Brettspieler muss ich die Erklärung des Charakterbogens als reine Schnittstelle zu den Regeln ablehnen. Es gibt jenseits der reinen Spielwerte auf verschiedenen Spielmatten oder Spielervorlagen auch eine Menge Informationen, deren Aufgabe jenseits der normalen Regelmechanismen liegen.
Aber das wirklich nur als Einwurf.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Isegrim am 27.08.2016 | 16:50
Was meinst du mit "Informationen über die Hintergrundwelt", 1of3? Allgemeine Infos, oder Infos, die den entsprechenden Charakter besonders betreffen? (und evtl auch auf dem Bogen erwähnt werden; wenn da steht, der Charakter ist "Priester des Großen Mumpitz" wäre es gut, eine Vorstellung zu haben, wer Der Große Mumpitz ist)

Wer König von Wasweißich ist, muss man nicht wissen. Vielleicht ist es sogar ein entscheidender Punkt, es nicht zu wissen.

Die Angriffregeln muss man theoretisch auch nicht kennen; es erleichtert aber vieles, und schont va die Nerven von SL und Mitspielern, wenn es nicht jede Kampfrunde wiederholt erklärt werden muss...
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 27.08.2016 | 17:02
1of3 hat einen ganzheitlichen Ansatz:
Er betrachtet das Spiel als ganzes. Am Beispiel DSA:
-- Hintergrund = Aventurien + Dorf Sjepengurken + Graf von Sjepengurken + Geist, der auf dem Klo wohnt + Grund, warum der Geist auf dem Klo wohnt
-- Regeln mit Ingame-Entsprechung = AT berechnet sich so und so + Vom Schaden darfst du deine Rüstung abziehen + Werte von Geistern + Zauber zum Binden von Geistern an Aborten
-- Regeln ohne Ingame-Entsprechung = Stufenaufstiege (DSA2+3), Erfahrungspunkte, Schicksalspunkte, "Dur darfst nur EINEN Helden führen".

Vereinfacht...
Oder auch: "Wie spiele ich und WO spiele ich und WAS spiele ich überhaupt" begreift 1of3 als ein Sammelsurium an Regeln.
Bei dieser Definition hätte er den recht. Der Charakterbogen stellt dar, WIE ich an dem Spiel teil haben darf.

Das Missverständnis liegt darin begründet, dass die meisten anderen "Regel" anders definieren.

Wäre ja jetzt geklärt...
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 18:21
Selbst wenn man das jetzt mal so annimmt bleibt insbesondere Satz 1 von Beitrag 106 in meinen Augen falsch.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2016 | 18:35
Vielleicht ist das unglücklich formuliert.

Grundsätzlich geht es ja darum, wie der SPIELER auf das Spiel zugreifen und dies beeinflussen kann. Jetzt ist es hilfreich, ein Blatt zu haben, wo draufsteht, wie der konkrete Spieler auf das Spiel Einfluss nehmen kann.

In klassischen Rollenspielen gibt es genau eine Möglichkeit, wie der Spieler auf das Spiel Einfluss ausüben kann: Über den SC.

Ein Blatt, der den SC beschreibt, erklärt im klassischen RPG also auch, wie der Spieler Einfluss auf das Spiel nehmen kann. Und ein Bogen, der beschreibt, wie der Spieler Einfluss nehmen kann, beschreibt im klassischen RPG also auch den SC. (Spieler-Einfluss-Bogen und Charakter-Beschreibungs-Bogen sind im klassischen RPG also identisch.)

Mittlerweile gibt es aber eine Vielzahl von RPGs, in denen der Spieler auch abseits des SCs Einfluss auf das Spiel nehmen kann (z.B. über Schicksalspunkte). Das Blatt Papier, wo diese spielbeeinflussenden Werte draufstehen, heißt aber immernoch Charakterbogen, obwohl dort Werte draufstehen, die mit dem SC nichts zu tun haben.

Andererseits gibt es auch viele EIgenschaften, die den SC beschreiben, aber keinen Einfluss auf das Spiel haben. (Lieblingsessen des SCs, Anzahl Geschwister, Namen der Eltern, 1. Jugendliebe etc.) All diese Sachen stehen nciht auf dem Charakterbogen, aber beschreiben den SC.

Zusammenfassung:
Auf dem Charakterbogen stehen alle Sachen, mit denen der Spieler das Spiel beeinflussen kann. Sogar die Sachen, die nichts mit dem SC zu tun haben (z.B. Schicksalspunkte).
Auf dem Charakterbogen stehen in der Regel keine Sachen, die keinen Einfluss auf das Spiel haben. Selbst dann nicht, wenn sie den SC beschreiben (z.B. Lieblingsessen des SCs, Anzahl Geschwister, Namen der Eltern, 1. Jugendliebe etc.)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:00
Warum haben Schicksalspunkte nichts mit dem SC zu tun?
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2016 | 19:02
Weil nicht der SC, sondern der Spieler die Schicksalspunkte ausgibt.

Weil nicht der SC, sondern der Spieler sagt: "Ich möchte jetzt, dass dort ein Gewehr hinter dem Tresen hängt."
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:27
Ich kenne fate points aus den Warhammer - Spielen und da funktionieren sie anders. Allein der Name deutet ja eine enge Verbundenheit mit dem Charakter an.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 19:34
Dann lieber Fate-Punkte bei Fate? Was soll da die ingame-Entsprechung sein? "Gut, dass ich mein Schlüsselbund verlegt habe, um meine Schusseligkeit zu reizen," dachte sich der Scharfschütze und bekam noch einen Bonus von +2. Wohlgemerkt nachdem er das (vermeintliche) Ergebnis seines Schusses sah und unzufrieden war. Wer Fate-Punkte nicht als Spieler- sondern als SC-Ressource sieht, legt sich viele Steine beim Spiel in den Weg.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:36
Mit Fate verlassen wir das was ich klassisches Rollenspiel nennen würde.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 19:40
Achso, wir reden wieder nur von "richtigen" Rollenspielen. Als ob Klassen, Hitpoints und XP nicht sehr abstrakte Dinge wären, die nur sehr eingeschränkt mit der Realität zu tun hätten und im Verständnis der gespielten Gestalt nur eingeschränkt Entsprechungen finden. Ich habe halt ein sehr extremes Beispiel rausgesucht. *augenrollen*
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:45
Hab ich nicht gesagt. Halt "andere" Rollenspiele. Da können dann auch auf dem "Charakterbogen" gerne jede Menge Infos versammelt sein, die "mit dem Charakter erst mal gar nichts zu tun haben".

Eventuell sollte man ihn dann umbenennen?? 😬
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 19:47
Sorry, hatte noch einen Edit nachgeschoben.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:47
Jetzt hast du editiert. Und hast die goalposts bewegt. Erst ging es um den Charakter (mit dem XP und HP natürlich jede Menge zu tun haben!), jetzt auf einmal um "Realität".
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 19:53
Ingame-Realität. Es geht darum, ob es um Sachen geht, die eher zum SC gehören oder eher eine Metrik für den Spieler darstellen. Spätestens die Interpretation von Hitpoints hinkt doch hinten und vorne, wenn ich sie vom SC aus interpretiere. Was soll das sein? Blut? Dicke Knochen? Weghüpffähigkeit? Ich kenne genug Ansätze, die eher schlecht klappen. Das betrifft auch D&D und klassischer kann's wohl kaum werden. Hitpoints sind ein Wert, der dem Spieler was über die Standfestigkeit seines SC sagt als Folge eines abstrakten  Verständnisses von Erfahrung, das gleichermaßen nur schlecht vom SC als Gestalt in der Spielwelt sondern selbst als Information auf einer Metaebene besteht.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2016 | 19:55
Mit Fate verlassen wir das was ich klassisches Rollenspiel nennen würde.
Richtig.

Denn ich schrieb ja bereits: Im klassischen Rollenspiel kannst du nur über deinen Charakter Einfluss auf das Spiel ausüben.
Erst mit den neuen Rollenspielen kam die Möglichkeit auf, auch außerhalb des SC Einfluss auf das Spiel auszuüben.

Wenn du daher Beispiele für dieses "außerhalb des SCs Einfluss ausüben" willst, müssen diese Beispiele zwingend aus dem nicht-klassischen Bereich kommen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:56
Jetzt argumentierst du mit dem Abstraktionsgrad der Regeln, das ist wieder eine neue Baustelle. So kommen wir auf keinen grünen Zweig.

Edit: diese Replik geht an Chruschtschow
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 19:59
Dir habe ich auch nicht widersprochen, Eulenspiegel, sondern 1of3.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.08.2016 | 21:02


Jetzt argumentierst du mit dem Abstraktionsgrad der Regeln, das ist wieder eine neue Baustelle. So kommen wir auf keinen grünen Zweig.

Doch, klar. Je abstrakter die Metrik, desto weniger kann ich sie einem konkreten Sein oder Handeln des SC zuschreiben und umso mehr ist sie nur ein Mittel, das Spieler und Spielwelt in Beziehung setzt.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 27.08.2016 | 21:07
Solange der entsprechende Wert irgendwie, wie abstrakt auch immer, mit dem Charakter an sich (seinen Eigrnschaften) in Beziehung steht macht das für mich keinen Unterschied.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: YY am 27.08.2016 | 21:10
(Parallel zu Samael)

Und trotzdem sind gerade HP untrennbar mit dem SC verbunden. Auch bei unbekannten Monstern sind die HP eine der wichtigsten Messgrößen.

Das Spielchen kann man mit Saves und AC genau so treiben - das ist alles sehr abstrakt, aber (auch regelseitig) eindeutig dem "Träger" zugeordnet.
Dass all diese Werte sehr schwammig definiert sind und teils nur mit Mühe in ein konkretes ingame-Geschehen "übersetzt" werden können, löst sie kein bisschen vom zugehörigen (N)SC.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 27.08.2016 | 21:30
Andererseits gibt es auch viele EIgenschaften, die den SC beschreiben, aber keinen Einfluss auf das Spiel haben. (Lieblingsessen des SCs, Anzahl Geschwister, Namen der Eltern, 1. Jugendliebe etc.) All diese Sachen stehen nciht auf dem Charakterbogen, aber beschreiben den SC.

Zusammenfassung:
Auf dem Charakterbogen stehen alle Sachen, mit denen der Spieler das Spiel beeinflussen kann. Sogar die Sachen, die nichts mit dem SC zu tun haben (z.B. Schicksalspunkte).
Auf dem Charakterbogen stehen in der Regel keine Sachen, die keinen Einfluss auf das Spiel haben. Selbst dann nicht, wenn sie den SC beschreiben (z.B. Lieblingsessen des SCs, Anzahl Geschwister, Namen der Eltern, 1. Jugendliebe etc.)
Fasst du „Einfluss auf das Spiel“ so weit, dass auch die Haarfarbe Einfluss auf das Spiel hat? Sie ist für die Beschreibung des SCs um Spieltisch sehr nützlich, aber für die Beeinflussung der Spielwelt in den meisten Fällen irrelevant.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 27.08.2016 | 22:37
Die Frage um das Charakterblatt, den Charakter als Interface, Einfluss auf das Spiel usw. ist total spannend, aber auch fernab des Threadthemas. Eventuell sollte dies herausgetrennt werden.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2016 | 22:49
Fasst du „Einfluss auf das Spiel“ so weit, dass auch die Haarfarbe Einfluss auf das Spiel hat? Sie ist für die Beschreibung des SCs um Spieltisch sehr nützlich, aber für die Beeinflussung der Spielwelt in den meisten Fällen irrelevant.
Kommt natürlich auf das konkrete System an. Aber in den meisten Systemen hat die Haarfarbe keinen Einfluss auf das System.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Isegrim am 27.08.2016 | 23:34
Um wieder auf den Einwurf von 1of3, wenn auch nicht auf das Thread-Thema zurück zu kommen: Wenn in Hintergrundbuch XY steht, dass die hinerwädlerischen Bewohner von Hinterwäldlerhausen jeden Pflaumensonntag Rothaarige den den Ohren aufhängen, und du schlägst just da mit deinem Charakter Iwan dem Rothaarigen auf...

In dem Sinne (kA, ob ich 1of3 da richtig interpretiere) sind Hintergrundbeschreibungen auch Regeln. Ich halte es nicht unbedingt für sinnvoll, das unter dem gleichen Begriff zu subsumieren, aber kann man machen.

Was mir bei den Beiträgen zum Charakterbogen auffällt: Für manche sind Regeln inkl Charakterdaten ein Vehikel, ein Mittel zum Zweck, dass mehr oder minder jederzeit manipuliert werden kann, wenn das dem schwer bestimmbaren Hauptzweck "Spaß haben" nicht im Wege steht. Andere wollen ein verlässliches System mit klaren Handlungsoptionen, ob diese nun Metagame-Anteile umfassen oder nicht.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 27.08.2016 | 23:59
Kommt natürlich auf das konkrete System an. Aber in den meisten Systemen hat die Haarfarbe keinen Einfluss auf das System.
Heißt das, deiner Meinung nach gehört die Haarfarbe nicht auf das Charakterblatt?

Ich denke, sie gehört auf das Charakterblatt, weil sie für die Spieltisch-Ebene wichtig ist: Dadurch wird es leichter, wieder in den eigenen Charakter zu finden und sich die Charaktere der anderen vorzustellen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 00:04
Ja, ich denke, die Haarfarbe gehört nicht auf das Charblatt. Meines Erachtens ist die Haarfarbe in etwa so wichtig wie die Hautfarbe.

Wenn man Sachen haben möchte, die einem helfen, in den Charakter hineinzufinden, würde ich eher so Felder wie "Lieblingshobby" oder "Lebensmotto" auf den Charbogen vermerken.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 28.08.2016 | 00:49
Ja, ich denke, die Haarfarbe gehört nicht auf das Charblatt. Meines Erachtens ist die Haarfarbe in etwa so wichtig wie die Hautfarbe.

Wenn man Sachen haben möchte, die einem helfen, in den Charakter hineinzufinden, würde ich eher so Felder wie "Lieblingshobby" oder "Lebensmotto" auf den Charbogen vermerken.
Wenn die Spielerin oder der Spieler die Haarfarbe in der Beschreibung häufig nutzt („Wie siehst du aus?“ — „Ein Rothaariger Hühne mit Barbarenstreitaxt“), dann sollte sie auf das Charakterblatt.

Lebensmotto steht auf meinem aktuellen Entwurf für ein Charblatt übrigens wirklich drauf ☺
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 28.08.2016 | 10:56
Die Haarfarbe kann aber jederzeit wichtig werden, z.B. wenn es einen Serienmörder gibt, der Rothaarige tötet, aber auch bei der Identifizierung der Herkunft des Charakters. Hautfarben und Haarfarben sind in den meisten Settings über die Welt ungleich verteilt. Wir spielen gerade z.B. ein Setting, in dem Hautfarben ähnlich wie auf der Erde verteilt sind. In unserer Region haben die Menschen einen dunklen, "südländischen" Ton (tatsächlich ist es bei uns im Norden wärmer und im Süden kühler, weil wir auf der Südhalbkugel eines Planeten spielen). Treten nun Menschen mit heller Haut und roten Haaren auf, werden diese schnell als Fremde erkannt. Bei bestimmten Personen kann dies auch zu Abzügen auf Charisma-Würfe führen. Wir haben davor lange in einer Region gespielt, in der die Einheimischen alle Fremden als "Barbaren" gesehen haben (egal, wie zivilisiert die vielleicht waren). Die hatten dann auch weniger Rechte (solang sie nicht irgendwo Bürgerrechte erworben hatten - theoretisch hatte jeder Barbar die Möglichkeit, zu höchsten Würden aufzusteigen). Da spielten dann Haut- und Haarfarbe vom Setting her eine integrale Rolle.

In DSA z.B. ist es ähnlich, nur dass da Haut- und Haarfarben auch kumuliert werden unter den Rassen (DSA4-Begriff!) bzw. Völkern, also es reicht auf dem Charakterblatt etwas wie "Moha" oder "Tulamide" stehen zu haben, damit die Zuordnung als Fremder stattfinden kann. Aber in DSA gibt es auch nur ein Volk schwarzer Menschen (Utulus), bei uns gibt es halt mehrere schwarze Völker (z.B. auch eine Hochzivilisation, eines der mächtigsten Reiche des Settings - nicht nur Wilde auf irgendwelchen abgelegenen Menschen) und es soll dann irgendwie auch Spielerleistung sein, herauszufinden, wozu jemand gehört (wenn es sie interessiert) bzw. Spieler sollen auch Vorurteile erfahren können. Und dazu wäre es kontraproduktiv, wenn alle ihre Herkunft an die Stirn geklebt hätten.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 16:38
In DSA z.B. ist es ähnlich, nur dass da Haut- und Haarfarben auch kumuliert werden unter den Rassen (DSA4-Begriff!) bzw. Völkern, also es reicht auf dem Charakterblatt etwas wie "Moha" oder "Tulamide" stehen zu haben, damit die Zuordnung als Fremder stattfinden kann.
Also "Tulamide" sagt noch nichts über die Haarfarbe aus. Die Haarfarben bei Tulamiden reichen von schwarz bis blond und können sogar rot sein. - Das lässt sich in DSA 4 sogar auswürfeln.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 28.08.2016 | 19:38
Zitat
Ja, ich denke, die Haarfarbe gehört nicht auf das Charblatt. Meines Erachtens ist die Haarfarbe in etwa so wichtig wie die Hautfarbe.

Wenn man Sachen haben möchte, die einem helfen, in den Charakter hineinzufinden, würde ich eher so Felder wie "Lieblingshobby" oder "Lebensmotto" auf den Charbogen vermerken.
:o
Jetzt echt?
Ich kenne keinen Spieler, dem das Aussehen seines Charakters egal wäre. Es geht doch auch um das Kopfkino.
Sowohl als SL als auch als Spieler möchte ich gerne wissen, wie die Figuren aussehen.

Ein Tulamide ist sicher kein "Bleichgesicht" und wird in nördlichen Breiten sicher unter den Einheimischen auffallen. Was ja im Plot auch Spielspaß bringt.
(Ich denke da zum Beispiel an den Film "Robin Hood König der Diebe" mit Kevin Kostner , wo der "Maure" was Besonderes war. Nicht nur wegen seiner Haut und Haarfarbe, sondern auch wegen seiner  Kultur und dem fremden Glauben. Er war immer für Überraschungen gut.)
Besondere Äußere Merkmale wie "rotes oder weißes Haar", "Narben", Körpergrößen und Formen" , "Kleidung und Frisur" sind ja auch ein Ausdruck des Charakters, der finde ich nicht weniger wichtig ist, als die Motivation, und diese auch teilweise ausdrückt.
Auch der Hintergrund der Figur lässt sich dadurch verdeutlichen, wenn man möchte. "Schäbige Klamotten oder feine Fummel",
oder kleine Details : Feine Fummel am Leib, aber dazu ungepflegte, rauhe Hände oder umgekehrt schäbige Klamotten aber Hände, die noch nie etwas gearbeitet haben. (Sherlock Holmes lässt grüßen ;))


Zum Illusionismus im Allgemeinen: "Wenn ich schon beschi**en werde. Dann bitte so, dass es mir als Spieler nicht auffällt."
(Wenn ich grundsätzlich die Wahl habe, aber Ausnahmen nicht die Regel sind, ist Illusionismus bestenfalls eine Art "Tippex"in der Geschichte. Es muß halt gut gemacht sein.Deckend aber nicht zu dick oder gar bröckelnd.)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: 1of3 am 28.08.2016 | 19:48
:o
Jetzt echt?
Ich kenne keinen Spieler, dem das Aussehen seines Charakters egal wäre. Es geht doch auch um das Kopfkino.
Sowohl als SL als auch als Spieler möchte ich gerne wissen, wie die Figuren aussehen.

Frag mal, deine Mitspieler, ob sie deinen Charakter und die der jeweils anderen Spieler beschreiben können, so mit Haar und Augenfarbe. Das könnte witzig werden.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 28.08.2016 | 19:51
Zitat
Frag mal, deine Mitspieler, ob sie deinen Charakter und die der jeweils anderen Spieler beschreiben können, so mit Haar und Augenfarbe. Das könnte witzig werden.
Ich zeichne sie immer.  ;)
Meine zumindest. Aber Beschreiben geht auch.
Manchmal wissen die Spieler genau was die Figuren anhaben und wie die Waffen aussehen.
Aber ab dem Kopf hört es auf. -Was sich anbietet ist unter Umständen auch ein Griff in die Schauspielerkiste:
Sieht so ähnlich aus wie Orlando Bloom, oder ist mehr der Typ Schwarzenegger usw.
Dann hat man schon mal ein Gesicht.
(Das macht ihr bei NSC doch sicher auch so, oder?  - Eine Beschreibung, ist finde ich wichtig)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 21:57
Eine Beschreibung, ist finde ich wichtig)
Es ist wichtig, dass ich den Spielern eine Beschreibung liefere. Aber es ist nicht wichtig, dass auf dem Charbogen extra mehrere Felder für Beschreibungen vorhanden sind.

Ob ich ein Schwert oder eine Axt habe, kann mitunter wichtig sein. Das sollte auf dem Charakterblatt vermerkt sein. Aber ob ich nun braune oder schwarze Haare habe, ist nicht so wichtig, dass es auf den Charakterbogen gehört. - Wenn du es bei der Vorstellung deines SCs erzählst: Gerne. Aber dafür musst du keinen Platz auf dem Charbogen reservieren.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 22:02
Ist aber fast immer der Fall.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 28.08.2016 | 22:07
Wenn du es bei der Vorstellung deines SCs erzählst: Gerne. Aber dafür musst du keinen Platz auf dem Charbogen reservieren.
Es auf dem Charakterbogen zu notieren hilft mir allerdings bei der Beschreibung. Und dafür ist der Charakterbogen eben auch da: Um die Interaktion a Spieltisch zu erleichtern. Wobei ich auch finde, dass Platz für Zeichnungen zu den Elementaren Bestandteilen eines Charbogen gehört.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Wulfhelm am 28.08.2016 | 22:10
Charakterbögen haben sehr, sehr wenig Platz und Papier ist wertvoll! Da kann man nun wirklich nicht alles draufschreiben, und eine Zeile, auf der man Haar- und Augenfarbe oder was einem sonst so zum Aussehen einfällt, unterbringt, ist doch in der Regel sinnvoller für nochmal 10 Zahlenwerte verwendet.  :P
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: YY am 28.08.2016 | 22:11
Man könnte das Aussehen ja mit einem Zahlenschlüssel platzsparend notieren  ~;D
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Wulfhelm am 28.08.2016 | 22:21
Ich glaube, dafür hat noch nicht mal Traveller eine Optionalregel. Aber ich bin mir ganz ernsthaft nicht sicher.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 22:28
Mal ehrlich: Wenn sich nichtmal der Spieler selber merken kann, dass er einen muskelbepackten rothaarigen, lendenschurztragenden Typen spielt, dann muss er das wirklich nicht aufschreiben.

Entweder eine optische Eigenschaft ist wichtig: Dann kenne ich sie von meinem SC auch ohne dass ich sie aufschreibe.
Oder nichtmal ich selber kann mir diese Eigenschaft meines SCs merken. - Dann sollte ich mir wirklich die Frage stellen, wie wichtig die Eigenschaft ist. Wenn ich mir nichtmal selber merken kann, welche Haarfarbe mein SC hat, wie lange werden sich wohl meine Mitspieler oder der SL die Haarfarbe merken?

Hinzu kommt noch der Kult um das Aussehen: Ich denke, dass es eher auf die inneren Werte ankommt. Wie der Charakter von einem SC aussieht. Die Äußerlichkeiten einer Person sollten da eher zweitrangig sein.

Aber ich feile gerade an einem neuartigen Charakterbogen. Er enthält die folgenden Felder:
- Größe
- Gewicht
- Statur
- Maße (Brust-, Taillen, Hüftumfang)
- Schuhgröße
- Hautfarbe
- Haarfarbe
- Augenfarbe
- Frisur
- Bart
- Anzahl Leberflecken
- Hauttyp (sonnengegärbte Haut, samtfeine Haut, gepuderte Haut etc.)

Und als abgeleitete Größen dann den BMI.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Wulfhelm am 28.08.2016 | 22:30
Anyway: Dieses Thema sollte mal ausgelagert werden, aber... meiner Meinung nach gibt es heutzutage keine sinnvolle Ausrede mehr, seine Figur nicht auch visuell zu charakterisieren, weil man innert 5 Minuten durch Google ein Bild finden kann, das passt. Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich das bei einem meiner Charaktere bisher auch versäumt habe, aber in der Zeit, in der ich über diesen Thread nachgedacht habe, habe ich es flugs nachgeholt.

Bei meiner momentanen Kampagne mache ich es als SL so, dass ich alle vorgefertigten, auch nur ein bißchen wichtigen NSC in ein Aufdeck-Handout packe, wo sie alle neben ein paar Daten und einem Wappen, das ihre Zugehörigkeit zu im Spiel vorkommenden Gruppierungen verdeutlicht, auch ein Porträt (von Deviantart, Bilder mehr oder minder unbekannter Schauspieler, Sportler etc. whatever), das mMn ganz gut passt, bekommen. So kann man wenigstens ein paar NSC wirklich in den Köpfen der Leute verankern.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 22:35
Euli, ist dein Argument (um zu unterstützen, dass ein Charakterbogen eine rein regeltechnische Schnittstelle ist, und mit dem Charakterhintergrund "erst mal gar nichts zu tun hat"), jetzt ernsthaft, dass man den hintergrundrelevanten Kram (sei es das äußere Erscheinungsbild, Familienbeziehungen, Feinde und Verbündete, Charakterzüge, Macken etc.) ja eh im Kopf hat, und es daher lächerlich (dahin zielt offenbar dein letzter Beitrag) ist, sich das zu notieren?

Nur dass ich das richtig verstehe.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 22:40
Nein, mein Argument ist, dass die charakterbezogenen Werte, die keinen Einfluss auf das Spiel haben, nicht auf dem Charbogen stehen.

In den letzten Posts ging es eher um die Frage, was man alles aufschreiben oder bildlich vor sich haben muss. - Die Beantwortung dieser Fragestellung aber bitte nicht als Argument für die vorherige Fragestellung verstehen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 22:47
Haarfarbe hat glaube ich in meinen fast 25 Jahren Rollenspielkarriere noch nie Einfluss aufs Spiel gehabt, steht aber trotzdem auf vielen Charakterbögen drauf. Da wärst du also widerlegt.

Man könnte natürlich jetzt anzweifeln ob das sinnvoll ist, dass solche Sachen draufstehen bzw. sich Gedanken machen warum sie es oft eben doch tun.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 28.08.2016 | 22:51
Mal ehrlich: Wenn sich nichtmal der Spieler selber merken kann, dass er einen muskelbepackten rothaarigen, lendenschurztragenden Typen spielt, dann muss er das wirklich nicht aufschreiben.
Du hast offensichtlich noch niemals deinen Charakterbogen dem Spielleiter gegeben, damit er alle relevanten Informationen zum Charakter einsehen kann.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 22:55
Haarfarbe hat glaube ich in meinen fast 25 Jahren Rollenspielkarriere noch nie Einfluss aufs Spiel gehabt, steht aber trotzdem auf vielen Charakterbögen drauf. Da wärst du also widerlegt.
Also laut der Aussage von einigen Leuten hier hat die Haarfarbe einen Einfluss auf das Spiel: #143 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,99515.msg134408596.html#msg134408596) , #145 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,99515.msg134408704.html#msg134408704)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 22:55
Ja, gut offenbar kann man darüber dann sogar geteilter Meinung sein. Warum die physische Beschreibung des Charakters fast immer auf dem Charakterblatt steht hat aber andere Gründe denke ich.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 28.08.2016 | 22:57
Der Einfluss auf das Spiel ist spätestens dann da, wenn ein Spieler seinen SC beschreibt und dabei die Haarfarbe erwähnt.

Wenn man in 25 Jahren Rollenspiel noch nicht ein Mal die Haarfarbe eines SC erwähnt hat, dann hatte die Haarfarbe in der Tat keinen Einfluss.

Es kann natürlich Runden geben, in denen so etwas einen Einfluss hat und andere, in denen es keinen Einfluss hat. In vielen Rollenspielen wird ja ein "zuviel" an Informationen aufgenommen, was doch überhaupt nicht schadet: Man kann ja ignorieren, was man nicht braucht, im schlimmsten Fall sind da ein paar Einträge auf dem Charakterbogen verschwendet. Für Spieler, die sich viel Gedanken um das Aussehen ihres Charakters machen (=Einfluss auf das Spiel), ist es ja auch wichtig solche beschreibenden Dinge auf dem Charakterbogen aufzunehmen. Man kann sogar sagen: Wenn ein Spieler einen Wert wie "Haarfarbe" nur einträgt, weil es auf dem Charakterbogen steht, dann hat es genau in dem Moment Einfluss auf das Spiel.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 22:58
@ Samael
Also von "fast immer" würde ich nicht sprechen. Ich kenne mehr Spiele, bei denen die physische Beschreibung nicht auf dem Charakterbogen steht als andersrum. (Außer man wertet "Stärke" oder "Charisma" jetzt als physische Beschreibung.)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 23:03
Kann man jetzt schwer überprüfen diese Behauptung. Bei den beliebtesten und gängigsten Systemen in D ist sie jedenfalls drauf (DSA, D&D, Shadowrun, Cthulhu, Splittermond).
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Sethomancer am 28.08.2016 | 23:07
Wenn man mal überlegt wieviele Spieler sich gerne Bilder raussuchen oder anfertigen um das Aussehen ihreas Charakters den Mitspielern gegenüber zu verdeutlichen, bzw. ihre optische Vorstellung mit den anderen teilen wollen, scheint die Beschreibung doch irgendwie wichtig zu sein.
Persönlich versuche ich auch als Spieler und als SL darauf einzugehen wie andere ihren Charakter beschreiben und überlege mir wie Meine Charackter/NSCs auf das äusser reagieren. Leider machen das viele eher nicht.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 23:14
Wie gesagt, es wäre sicher eine Diskussion wert, warum selbst Dinge die mechanisch oder auch sonstwie das Spiel nur in großen Ausnahmefällen beeinflussen gewöhnlich auf dem Charakterbogen festgehalten sind. Ich bin der Ansicht, dass sie eine Funktion erfüllen die mit der behaupteten reinen "Regelschnittstellenfunktion" überhaupt nicht zu vereinbaren ist.

Dazu wäre es schön, wenn wir aus dem bekannten "Eulenspiegel-muss-unbedingt-Recht-haben-und deflektiert-die Diskussion ständig-auf-Detailfragen"-Teufelskreis aussteigen könnten.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Wulfhelm am 28.08.2016 | 23:21
Wie gesagt, es wäre sicher eine Diskussion wert, warum selbst Dinge die mechanisch oder auch sonstwie das Spiel nur in großen Ausnahmefällen beeinflussen gewöhnlich auf dem Charakterbogen festgehalten sind. Ich bin der Ansicht, dass sie eine Funktion erfüllen die mit der behaupteten reinen "Regelschnittstellenfunktion" überhaupt nicht zu vereinbaren ist.
Ich würde ja sogar behaupten, dass auch die reinen Spielwerte eine Funktion jenseits der "Regelschnittstelle" haben... auf viele der Werte meiner SC oder NSC wird niemals gewürfelt, aber sie liefern mir trotzdem wertvolle Informationen darüber, was das eigentlich für eine Person ist. Charakterisierung eben.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 23:22
Da würde ich dir zustimmen!

Diese Tatsache ist aber durchaus nicht immer unproblematisch wie bekannt sein dürfte! (-> Spielrelevante und kaum spielrelevante Werte in Systemen bei denen sie aus demselben Ressourcenpool bezahlt werden)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.08.2016 | 23:40
Dazu wäre es schön, wenn wir aus dem bekannten "Eulenspiegel-muss-unbedingt-Recht-haben-und deflektiert-die Diskussion ständig-auf-Detailfragen"-Teufelskreis aussteigen könnten.
Könntest du bitte deine Unterstellungen unterlassen? >:(

Wir hatten bereits über eine andere Fragestellung diskutiert, bevor du unbedingt mit deiner Samael-muss-unbedingt-Recht-haben Attitüde wieder auf die alte Fragestellung zurückgesprungen bist.

Das einzige, was ich mir vorwerfen lasse, ist, dass ich so dumm war, auf deine Fragen anzubeißen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 28.08.2016 | 23:40
Wenn du meinst, weiter im Text. Aber von meiner Seite erst wieder morgen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 29.08.2016 | 00:19
1. Schriftliche Fixierung vs. Erinnerung
Sachen sollten schriftlich fixiert werden, wenn unbemerkte Änderungen unbedingt verhindert werden sollten.

Beispiel 1:
Spieler1: "Mein SC hat braune Haare."
Spieler2: "Hatte dein SC letzten Spielabend nicht schwarze Haare?"
Spieler1: "Nein, er hatte schon immer braunes Haar."
*Spieler2 zuckt mit den Schultern* "In Ordnung."

Hier haben Spieler1 und Spieler2 eine unterschiedliche Vorstellung von einer Eigenschaft des SCs. Aber gleichzeitig ist das nicht besonders schlimm. Es ist letztendlich egal, ob Spieler1 oder Spieler2 sich irrt. Hatte der SC nun letzten Spielabend braune Haare? Oder werden ihm jetzt durch retconnen rückwirkend braune Haare verpasst? Es spielt eigentlich keine Rolle.

Beispiel 2:
Spieler1: "Mein SC ist extrem stark. Er hat Stärke fast auf Maximum."
Spieler2: "War dein SC nicht letztens extrem charismatisch mit Charisma fast auf Maximum?"
Spieler1: "Nein, es war schon immer die Stärke als bestes Attribut."
*Spieler2 wundert sich, dass der SC bei Intrigenabenteuern immer ein gutes Charisma hat und bei Kampfabenteuern eine gute Stärke."

Hier ist es nicht egal, worin der SC am letzten Spielabend einen hohen Wert hatte. Klar, wenn der Spieler sagt, dass er sich bei der Charaktererschaffung vertan hat und deswegen gerne rückwirkend einige Werte anpassen möchte, wird ihm das wohl kaum jemand verbieten. Aber prinzipiell gebietet es die Fairnis gegenüber den Mitspielern, dass die Wert die gleichen wie beim letzten Spielabend sind und sich nicht immer an das jeweilige Abenteuer anpassen.

Aus diesem Grund ist es schon wichtig, dass die Werte aus Beispiel 2 schriftlich fixiert sind, während die Werte aus Beispiel 1 nicht schriftlich fixiert werden müssen.

2. Blatt mit Feldern vs. Blankoblatt
Hier wird jetzt die Frage behandelt, ob manche Sachen besser auf einen Bogen mit vorgefertigter Struktur gehören. (Im Volksmund auch "Charbogen" genannt.) Oder ob man mit einem leeren Blatt Papier evtl. besser bedient ist.

Regeltechnische Werte haben häufig eine konkrete Struktur, die prinzipiell bei allen Spielern gleich sind. Daher eignet sich hier ein vorstrukturierter Bogen, der für alle Spieler gleich sind.

Daneben gibt es viele Sachen, wo sich eine schriftliche Fixierung zwar lohnt, eine spielerübergreifende Struktur aber nicht vorhanden ist. Hier ist es häufig kontraproduktiv, wenn man allen Spielern die gleiche Struktur mitsamt Feldern aufzwingt.

Beispielsweise die Charakterbeschreibung:
Spieler 1 beschreibt vielleicht den Körperbau und das Aussehen seines Charakters, da dies für Spieler 1 die wesentlichen Merkmale sind.
Spieler 2 beschreibt dagegen eher den Kleidungsstil und welche Utensilien (Fächer, Taschenuhr, Monokel etc.) der SC trägt.
Spieler 3 dagegen beschreibt lieber das Auftreten seiner Figur. (Herrisches Auftreten, spricht eine Spur zu laut, etc.)

Anderes Beispiel ist die Hintergrundgeschichte des SCs. Auch hier kann der Spieler einfach 2-3 Sätze dazu schreiben, ohne dass man dies in Felder pressen müsste.

Weiteres Beispiel sind Ortschaften:
Spieler 1 schreibt vielleicht zu jeden Ortschaften, wie groß die Ortschaft ist und die kulturellen Eigenheiten des Ortes.
Spieler 2 schreibt auf, was das Besondere an diesem Ort war und ihn von anderen Orten in der Gegend unterscheidet.
Spieler 3 schreibt auf, welche Abenteuer sie in diesem Ort erlebt haben und welche Gefallen ihnen noch geschuldet werden.
Spieler 4 schreibt auf, welche Leute sie in diesem Ort kennengelernt haben und was diese Leute können.

Weiteres Beispiel sind Story-Punkte:
Auch hier ist es sehr individuelle was für Notizen zur laufenden Kampagne sich die Leute machen: Die einen schreiben vielleicht auf, was für Ziele noch erfüllt werden müssen und streichen diese durch, sobald sie erfüllt wurden. Andere schreiben sich eher auf, was für Informationen sie bereits erhalten haben. etc.

Und klar, wenn man nicht einfach drauflosschreibt, sondern sich selber erstmal die eigene Struktur klarmacht, ist das hilfreich. Trotzdem ist man in diesen Fällen mit einem Blankopapier besser bedient, als mit einem vorstrukturierten Blatt, wo man irgendwelche Felder ausfüllen muss.

Von daher: Es gibt Sachen, für die es spielerübergreifend eine konkrete Struktur gibt, so dass alle im Prinzip die gleichen Felder auszufüllen haben. Für diese Sachen sollte es dann auch einen vorgefertigten Bogen geben.
Und es gibt Sachen, die schreibt jede Person individuell. Oder sie lassen sich nur schwer in Felder quetschen. Für diese Sachen sind Blankopapiere sinnvoller.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 29.08.2016 | 07:18
Es stellt sich die Frage, ob ihr diese Diskussion aus der Sicht eines Systemdesigners (wie sollte ein Charakterbogen sein), aus der Sicht des Beobachters (wie sind die Charakterbögen) oder aus der Sicht eines Spielers (wie habe ich Charakterbogen gerne) führt.

Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 29.08.2016 | 11:07
Also viel wichtiger als der Charakterbogen (und was da über das Erscheinungsbild der Figur steht)-ist doch das Bild im Kopf, das man zur Figur hat. Bei mir läuft da immer ein "Film" eine Art  Kopfkino im Abenteuer. Und ich möchte mir die Figur möglichst so vorstellen wie sie für den Spieler auch aussieht.
Wenn mir jemand seine Figur nicht beschreibt, dann mache ich mir entweder ein eigenes Bild, das vielleicht gar nicht stimmt.(Weil sie für den Spieler ganz anders aussieht) oder ich sehe einfach den Spieler selbst vor mir.-
Beides wäre ja nicht stimmig- also möchte ich wirklich immer, wenn ich der Figur zum ersten Mal begegne, wissen wie sich der Spieler diese vorstellt.
Wenn die Beschreibung ausbleibt- hake ich nach- da bin ich sehr dahinter- Ich frage auch notfalls nach einem Typ. Ein Googel Bild ist auch super. -Oft fangen die Spieler auch dann erst an, nach einem Bild zu suchen oder sich Gedanken zu machen, wie die Figur aussieht.
(Handy mit Internet oder nur zweiteres hat ja so gut wie Jeder Zuhause. Soviel Zeit muß sein). Manchmal höre ich auch -"ich mach mir mal Gedanken darüber und weiß es dann nächste Sitzung". Aber spätestens dann möchte ich es schon wissen.
Aus dem einfachen Grund, weil  ich mir kein falsches Bild von der Figur machen will.
Idealesweise wird die Beschreibung dann auch auf dem Charakterblatt vermerkt. Notfalls schreibe ich mir es auch selbst auf, wenn der Spieler es sich nicht auf dem Bogen einträgt.

Das Aussehen einer Figur hat schon Einfluß. Wenn in der Stadt mal ein "Narbengesichtiger Mann" gesucht wird, und ein Charakter hat eine mitten im Gesicht-steht er damit automatisch auf der Fahndungsliste. Eine "rothaarige Heldin" ist zumindest in manchen Systemen als Hexe verdächtig und extreme Schönheit beziehungweise Hässlichkeit wirkt zumindest auf das andere Geschlecht, und darum auch auf die Art und Weise wie es auf den jeweiligen Helden reagiert.


Viele Grüße!
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 29.08.2016 | 11:11
Wenn ich mich als SL in meiner Vorstellung vom Charakter des Spieler geirrt habe, dann habe ich mich halt geirrt.
Das ist nichts schlimmes!
Anders würde ich nur verfahren, wenn der Spieler nur aus Faulheit/Feigheit sagt "Ne, mein Char ist aber so und so und überhaupt, das kann gar gar nicht sein, weil hü und hott".
Ja, kommt selten und vor und Ja auch der faule SL, der sich nicht genug Gedanken gemacht hat, kommt vor.

Diplomatische Lösungen bevorzuge ich mittlerweile.
"Komm dem Spieler entgegen, dann kommt er dir entgegen" hilft meist.

Wenn ich hingegen für einen speziellen Plot genauere Angaben brauche, sage ich das meist vorher genau so.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 29.08.2016 | 11:41
Zitat
Wenn ich mich als SL in meiner Vorstellung vom Charakter des Spieler geirrt habe, dann habe ich mich halt geirrt.

Wenn ich als Spieler wirklich sicher gehen will, dass meine Mitspieler wissen, wie mein  Charakter für mich aussieht, muß ich mir wenigstens etwas Mühe machen. D.h. ich google nach einem Bild, zeichne selbst oder beschreibe ihn möglichst gut.
Wenn ich das gar nicht mache, darf ich mich  auch nicht ärgern wenn jeder Spieler und auch der SL ein anderes, falsches Bild hat, oder statt der Figur einfach den Spieler vor sich sieht. Ist dann quasi wie LARP nur mit Würfeln ;D.
Ohne " inneres Bild" ist das Kopfkino außerdem weniger "plastisch"sondern die Figuren wirken in der Vorstellung eher schwammig. 
Man kann sich ohne ein Gesicht der Figur auch keinen Gesichtsausdruck des Charakters vorstellen und wie sich darauf Emotionen zeigen.
Man sieht automatisch den Spieler vorsich oder eben das sehr schwammige Bild, dass man sich selbst von der Figur gemacht hat.

Für eine perfekte "Illusion" sollte das Bild so "plastisch" wie möglich sein. Das gilt auch für die Welt.
= Fantasyrealismus. - Ich kann nichts "verkaufen", was ich nicht habe.
Im Grund verkaufen wir als SL-Figuren, Emotionen, und vor allem Bilder. Und die Spieler kaufen uns diese nur ab, wenn sie innerhalb der Welt im Kopf greifbar und plausibel sind.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 29.08.2016 | 11:56
Wenn ich als Spieler wirklich sicher gehen will, dass meine Mitspieler wissen, wie mein  Charakter für mich aussieht, muß ich mir wenigstens etwas Mühe machen. D.h. ich google nach einem Bild, zeichne selbst oder beschreibe ihn möglichst gut.
Wenn ich das gar nicht mache, darf ich mich  auch nicht ärgern wenn jeder Spieler und auch der SL ein anderes, falsches Bild hat, oder statt der Figur einfach den Spieler vor sich sieht. Ist dann quasi wie LARP nur mit Würfeln ;D.
Ohne " inneres Bild" ist das Kopfkino außerdem weniger "plastisch"sondern die Figuren wirken in der Vorstellung eher schwammig. 
Man kann sich ohne ein Gesicht der Figur auch keinen Gesichtsausdruck des Charakters vorstellen und wie sich darauf Emotionen zeigen.
Man sieht automatisch den Spieler vorsich oder eben das sehr schwammige Bild, dass man sich selbst von der Figur gemacht hat.

Für eine perfekte "Illusion" sollte das Bild so "plastisch" wie möglich sein. Das gilt auch für die Welt.
= Fantasyrealismus. - Ich kann nichts "verkaufen", was ich nicht habe.
Im Grund verkaufen wir als SL-Figuren, Emotionen, und vor allem Bilder. Und die Spieler kaufen uns diese nur ab, wenn sie innerhalb der Welt im Kopf greifbar und plausibel sind.

Manchmal habe ich nach dem ersten Abenteuer aber auch festgestellt, dass ich mir den Char plötzlich anders vorstelle als noch zu Beginn.

Ganz schlimm war das bei meinem "DSA3-Manteldunddegen"-Zweitcharakter "Testos von Teremon", der abwechselnd wie Costa Cordalis oder Thor-Hemsworth aussah. Haarfarbe = blond oder schwarz.....

Wenn ich die "Seele" meines SCs erfasst habe, ist der Rest vielleicht auch nicht so wichtig, keine Ahnung...
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 29.08.2016 | 12:22
Zitat
Manchmal habe ich nach dem ersten Abenteuer aber auch festgestellt, dass ich mir den Char plötzlich anders vorstelle als noch zu Beginn.

Ganz schlimm war das bei meinem "DSA3-Manteldunddegen"-Zweitcharakter "Testos von Teremon", der abwechselnd wie Costa Cordalis oder Thor-Hemsworth aussah. Haarfarbe = blond oder schwarz.....

Wenn ich die "Seele" meines SCs erfasst habe, ist der Rest vielleicht auch nicht so wichtig, keine Ahnung...
:D   - Naja natürlich hat Michael Jackson schon Recht , wenn er singt : It  don't matter if you're black or white!
Und natürlich sieht man nur mit dem Herzen gut.
Aber nicht alle Wesen können das. Auch in der Rollenspielwelt gibt es oberflächlichliche Wesen. Und die Liebe auf den ersten Blick Biss.
(Vielleicht hat sich der Charakter ja die Haare gefärbt, und war sich selbst nicht so sicher, welchen Look er haben wollte......)


Aber ist auf jeden Fall interessant, das es auch anders herum geht bzw. der Charakter der Figur, der sich ja im Spiel entwickelt auch das Bild verändern kann, das man von ihm hat.
Im Echten Leben können wir auch einiges Verändern, wenn wir wollen, von der Figur, zur  Haarfarbe bis zu den Kleidern.
Schon verrückt, was allein Haare und Kleider ausmachen...
Das steht ja im Prinzip auch den Figuren frei..... ;)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 29.08.2016 | 12:36
:D   - Naja natürlich hat Michael Jackson schon Recht , wenn er singt : It  don't matter if you're black or white!
Und natürlich sieht man nur mit dem Herzen gut.
Aber nicht alle Wesen können das. Auch in der Rollenspielwelt gibt es oberflächlichliche Wesen. Und die Liebe auf den ersten Blick Biss.
(Vielleicht hat sich der Charakter ja die Haare gefärbt, und war sich selbst nicht so sicher, welchen Look er haben wollte......)
;D ;D ;D

Zitat
Aber ist auf jeden Fall interessant, das es auch anders herum geht bzw. der Charakter der Figur, der sich ja im Spiel entwickelt auch das Bild verändern kann, das man von ihm hat.
Im Echten Leben können wir auch einiges Verändern, wenn wir wollen, von der Figur, zur  Haarfarbe bis zu den Kleidern.
Schon verrückt, was allein Haare und Kleider ausmachen...
Das steht ja im Prinzip auch den Figuren frei..... ;)
Joah, mein aktueller Char (DSA5), eine Art "Dachgaubenzorro" wird auch immer rachsüchtiger und abgerissener und härter.
Im ersten Abenteuer hat er sich sogar vor nem Einbruch noch umgezogen, "weil man in dem Aufzug unmöglich einen Einbruch begehen kann oder gar ein Duell...... ui das ist aber ne Zwickmühle". Jetzt ist er schon froh, wenn man die Blutflecken von der letzten Hinrichtung nicht mehr sehen kann....
Der färbt sich allerdings auch die Haare....
Auch so genannte "schlechte Eigenschaften" können ein Problem sein, wenn man sie in dem Rollenspielsystem "festschreiben muss", der Charakter ingame aber diese Schwäche längst nicht mehr hätte (oder andere).

Mittlerweile bin ich nachträglichen Änderungen immer offener, Hauptsache das Gesamtpaket wirkt rund.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 29.08.2016 | 12:43
Zitat
Auch so genannte "schlechte Eigenschaften" können ein Problem sein, wenn man sie in dem Rollenspielsystem "festschreiben muss", der Charakter ingame aber diese Schwäche längst nicht mehr hätte (oder andere).

Mittlerweile bin ich nachträglichen Änderungen immer offener, Hauptsache das Gesamtpaket wirkt rund.

Ja geht mir auch so. Entwicklung bedeutet für mich auch, das nicht alle Merkmale festgeschrieben sind, sondern sich verändern dürfen.
Bei der Charaktererstellung geben einem gewisse Vor und Nachteil ja erstmal Profil, Was ja gut ist, aber das muß sich auch verändern dürfen.
Jemand der viel klettert überwindet vielleicht seine Höhenangst. Jemand der viel mit fremden Menschen zu tun hat, verliert evtl. seine Voreingenommenheit.
Eigentlich sind es doch die Nachteile, und ihre Überwindung, die eine echte Herausforderung für die Helden darstellen. Und nicht nur die Stärken, die noch stärker werden müssen. Em, ja und durch besonders schlechte Erfahrungen oder Entscheidungen  können die Nachteile natürlich auch stärker werden.........

Und ja auch das Aussehen kann sich in einem gewissen Rahmen verändern.
Und damit auch der Eindruck, den die Figur auf andere macht.

Zurück zum Illusionismus: Ich weiß gar nicht, ob es den "Illusionismus"  überhaupt gibt.
Ist es nicht grundsätzlich das Ziel, die Helden bei der Stange bzw. in der Story zu behalten??
Das ist ja eigentlich das Ziel der Sitzung-- gemeinsam ein Abenteuer zu meistern.
Oder ist es die Hilflosigkeit eines Spielleiters, der keine Lust auf Seiten oder Umwege der Helden hat?
Negativer Illusionismus ist für mich ein offensichtliches, häufig angewendetes  Railroading durch den SL aus Unlust oder Hilflosigkeit.
Positiver Illusionismus ist finde ich ein nicht ersichtliches , selten angewendetes Railroading durch den SL mit dem Ziel ein gutes Abenteuer zu Spielen oder den Helden Hilfen zu geben.


Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 29.08.2016 | 13:09
"Balancing" und "allgemeines Spielgefühl"
sind noch so Argumente für mich.

Die Illusion sollte nur dann gebrochen werden, wenn andere harte Gründe dafür sprechen: "Sorry, mein Charakter funktioniert SO überhaupt nicht, kann ich den nochmal ändern?" "Ja, gerne: Don Serafino ist jetzt Zwerg und Minenarbeiter!"

Aber bei Kleinkram wie "Armbrüste statt Bogen" oder meinetwegen auch "Kann doch schwimmen" oder "der konnte mit nem Streithammer kämpfen? Nee, der hat das einfach nur ausprobiert und viel Glück gehabt, an sich ist er aber Schwertkämpfer! (Hiebwaffen durch Klingenwaffen ersetzt)"

oder andersrum: "Was bringt es dem Betroffenen an Mehrspaß?" vs "Welchen Minderspaß hat der Rest der Gruppe deswegen?"
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Issi am 29.08.2016 | 13:46
Zitat
Die Illusion sollte nur dann gebrochen werden, wenn andere harte Gründe dafür sprechen: "Sorry, mein Charakter funktioniert SO überhaupt nicht, kann ich den nochmal ändern?" "Ja, gerne: Don Serafino ist jetzt Zwerg und Minenarbeiter!"

Auch das liese sich evtuell plausibel einfädeln im nächsten Abenteuer z. B. durch eine Verwandlung. Einen Zauber.
Oder aber -die Figur schlicht und ergreifend absetzen und eine neue machen. Das wäre dann konsequent.Bei Völkern zumindest.

Von der Hexe zur Magierin ist es nicht weit. Auch hier ginge eine Umschulung. Das gleiche sollte auch für andere Charakterklassen in einem gewissen Rahmen möglich sein.

Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 29.08.2016 | 13:58


"Balancing" und "allgemeines Spielgefühl"
sind noch so Argumente für mich.

Die Illusion sollte nur dann gebrochen werden, wenn andere harte Gründe dafür sprechen: "Sorry, mein Charakter funktioniert SO überhaupt nicht, kann ich den nochmal ändern?" "Ja, gerne: Don Serafino ist jetzt Zwerg und Minenarbeiter!"
...
Auch das liese sich evtuell plausibel einfädeln im nächsten Abenteuer z. B. durch eine Verwandlung. Einen Zauber.
Oder aber -die Figur schlicht und ergreifend absetzen und eine neue machen. Das wäre dann konsequent.Bei Völkern zumindest.

Von der Hexe zur Magierin ist es nicht weit. Auch hier ginge eine Umschulung. Das gleiche sollte auch für andere Charakterklassen in einem gewissen Rahmen möglich sein.

Wenn es denn überhaupt sein muss...
Das Beispiel mit "Edelmann zu Zwerg" war bewusst extrem gewählt. Sowas krasses würde ich "retconnen", wenn keine charmantere Lösung in Sicht ist.
Viele andere Sachen würde ich nicht mal erwähnen.
"Ritter statt Söldner" = Da habt ihr euren Gefährten wohl die ganze Zeit falsch verstanden!
"Elf statt Jäger" = Leute, macht euch da keine Gedanken drüber...
"Magier statt Hexe" = Kann das ein Laie unterscheiden?
"Zyklop statt Zwerg" = Hui, ja nu... wir retconnen das jetzt einfach, ok?
"Magierakademie X statt Y" =Jetzt echt, darüber wollt ihr diskutieren?
"Assassine statt Paladin" = Fasst das letzte Abenteuer als "What if" auf: Offensichtlich hat das mit einem Paladin nicht so richtig funktioniert. Ingame hat das letzte Abenteuer mit dem Assassinen richtig gewuppt. Retcon halt.

Bevor mich aber jemand falsch versteht: Wenn es bei den krasseren Wechseln ne Ingame-Lösung gibt, die charmant ist, wähle ich die!
Je kleiner der Wechsel/die nachträglichere Änderung ist, desto schneller sag ich "War schon immer so".

Hauptsache, alle haben Spaß.

EDIT:
Ganz wichtig! In vielen Fällen ist der offizielle ingame Charakter-Wechsel ja eh die passendste Lösung.
In manchen Abenteuern geht das aber nicht.
Und bei einzelnen Aspekten des Charakters, die nachträglich geändert werden sollen, wäre auch ein "unausgesprochener Retcon" besser.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 29.08.2016 | 18:57
Von daher: Es gibt Sachen, für die es spielerübergreifend eine konkrete Struktur gibt, so dass alle im Prinzip die gleichen Felder auszufüllen haben. Für diese Sachen sollte es dann auch einen vorgefertigten Bogen geben.
Und es gibt Sachen, die schreibt jede Person individuell. Oder sie lassen sich nur schwer in Felder quetschen. Für diese Sachen sind Blankopapiere sinnvoller.
Da bin ich bei dir. Dafür haben viele Charakterbögen auch Freitextfelder. Allerdings denke ich nicht, dass das die ganze Beschreibung erfasst.

Charaktere plastisch zu beschreiben ist eine Kunst an sich, daher sollte das Rollenspiel die Spieler darin unterstützen.

„Schreib einfach auf, was wichtig ist“ liefert keinerlei Unterstützung.
„Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Rüstung, Waffen“ liefert bereits Unterstützung, wenn vielleicht auch nicht die Beste.

Das einfachste könnte eine Liste mit plastischen Merkmalen sein, aus denen man sich 3 auswählen kann. Aber auch da gibt es auch schon die Vorgabe „3 Merkmale“ — was eine sinnvolle Vorgabe für eine Beschreibung ist. Ich bin grade nicht sicher, in welchem Rollenspiel das so war, aber es war cool: Auf dem Charakterbogen waren Listen vorgegeben, aus denen man wählen konnte. Ich habe nie eine schnellere Erschaffung erlebt.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: nobody@home am 29.08.2016 | 19:06
Das einfachste könnte eine Liste mit plastischen Merkmalen sein, aus denen man sich 3 auswählen kann. Aber auch da gibt es auch schon die Vorgabe „3 Merkmale“ — was eine sinnvolle Vorgabe für eine Beschreibung ist. Ich bin grade nicht sicher, in welchem Rollenspiel das so war, aber es war cool: Auf dem Charakterbogen waren Listen vorgegeben, aus denen man wählen konnte. Ich habe nie eine schnellere Erschaffung erlebt.

Die meisten pbtA-Spiele scheinen das zu machen. "Schnapp dir dein Playbook, pick dir aus den (kurzen) vorgefertigten Listen je ein Merkmal raus, grobe Beschreibung fertig."
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 29.08.2016 | 20:31
Es stellt sich die Frage, ob ihr diese Diskussion aus der Sicht eines Systemdesigners (wie sollte ein Charakterbogen sein), aus der Sicht des Beobachters (wie sind die Charakterbögen) oder aus der Sicht eines Spielers (wie habe ich Charakterbogen gerne) führt.

Allerdings. Eulenspiegels Einlass war jetzt aus ersterer Perspektive her gedacht. Wobei er in der zweiten Hälfte des Beitrags wieder das Schlachtfeld verlagert hat und über die Form, nicht mehr die Existenz an sich, der "Fluff-Infos" auf dem Charakterdatenblatt sinniert.

Wobei ich ihm teilweise zustimme: Ein Blanko-Feld ist wohl nicht schlechter  als "Age, sex, height, hair, eyes, skin".

Andererseits bin ich mir sicher, dass man diese "Fluff-Sektion" (besserer Begriff?), intelligent gestalten und auch im Regelwerk gut unterfüttern kann (Zufallstabellen!), um einen echten Gewinn fürs Spiel gerade bei Anfängern, zu generieren. Hier ist das physische Erscheinungsbild ja nur einer von mehreren Aspekten die neben dem Werteblock einen Charakter ausmachen (Charakterzüge, Wesen / Verhalten, sozialer Status in der Hintergrundswelt / Herkunft / Familie besondere Ereignisse im bisherigen Leben etc.)

Das oft gescholtene DSA hatte in der 2./3. Ed. mal einiges an Material (über dessen Qualität ich mir nicht gamz sicher bin).
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklaue am 30.08.2016 | 12:07
Andererseits bin ich mir sicher, dass man diese "Fluff-Sektion" (besserer Begriff?), intelligent gestalten und auch im Regelwerk gut unterfüttern kann (Zufallstabellen!), um einen echten Gewinn fürs Spiel gerade bei Anfängern, zu generieren. Hier ist das physische Erscheinungsbild ja nur einer von mehreren Aspekten die neben dem Werteblock einen Charakter ausmachen (Charakterzüge, Wesen / Verhalten, sozialer Status in der Hintergrundswelt / Herkunft / Familie besondere Ereignisse im bisherigen Leben etc.)
Beyond the wall zeigt das ja gut, wie man über Zufallstabellen Hintergründe generiert.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.08.2016 | 00:16
Wenn es Zufallstabellen für Hintergründe sein sollen, dann würde ich einen Lifepath wie bei Traveller empfehlen.

Alternativ hilft es, ein paar Fragen zu beantworten:
1) Was ist das kurzfristige Ziel deines Charakters?
2) Was ist das langfristige Ziel deines Charakters?
3) Welche Person/Sache/Organisation ist deinem SC besonders wichtig?
4) Wer ist die Nemesis deines Charakters? (Das muss kein klassischer Todfeind sein. Der Arbeitskollege, mit dem man um die Beförderung konkurriert, kann auch eine Nemesis sein. Evtl. ist auch der neue Freund deiner Ex-Frau und der Stiefvater deiner Kinder deine Nemesis. - Obwohl die Person eigentlich ganz nett ist, hasst du sie trotzdem abgrundtief.)
5) Was ist das Lebensmotto deines Charakters?
6) Die größte Tugend deines Charakters?
7) Das größte Laster deines Charakters?
8) Wieso zieht dein Charakter auf Abenteuer aus und macht nicht die normale Arbeit, die 99% der Bevölkerung tun?
9) Nenne ein besonderes Ereignis in der Vergangenheit deines SCs, auf das er besonders stolz ist.
10) Nenne ein Markenzeichen deines SCs.

Und als optionale Kür:
11) Schreibe eine Hintergrundgeschichte aus maximal drei Sätzen. Diese Hintergrundgeschichte muss mindestens drei der obigen Fragen beantworten. (Diese Aufgabe ist nur optional, da sie besonders für Anfänger sehr schwer ist. - Wenn einem diese Aufgabe aber gelingt, hat man einen spannenden Hintergrund.)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 31.08.2016 | 08:20
Der Witz ist:
Es gibt nicht die EINE Methode!

Je nach Spieler oder auch nur Charakter kann das der letzte Mist oder das Gelbe vom Ei sein.
Kurzbeschreibungen sind manchmal zu kurz.
Langbeschreibungen oder auch nur die "12 Fragen" neigen teilweise zur Verzettelung und einer Festschreibung, die man zwei Tage später vielleicht wieder als unpassend ansieht.

Ich würde da intuitiver und individueller rangehen:
"Was sind die wichtigsten Merkmale deines Charakters aus deiner subjektiven Sicht?"
oder "Stell deinen Charakter mal gerade vor! So lang oder kurz, wie du möchtest!"
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.08.2016 | 08:29
Ich würde da intuitiver und individueller rangehen:
"Was sind die wichtigsten Merkmale deines Charakters aus deiner subjektiven Sicht?"
oder "Stell deinen Charakter mal gerade vor! So lang oder kurz, wie du möchtest!"
Gerade bei der Methode habe ich erlebt, dass das Ergebnis nicht wirklich optimal ist.
Bei der ersten Methode kommt dann häufig etwas wie: "Er ist groß und breitschultrig, hat schwarzes Haar und trägt eine fette Axt." ... Na toll, ist zwar schonmal ein Anfang, hilft mir aber jetzt nicht so viel weiter.

Und beim zweiten ist mir passiert, dass mir der Spieler eine mehrseitige Hintergrundgeschichte in die Hand gedrückt hat und erwartet hat, dass ich sie durchlese. Wobei die Hintergrundgeschichte nur aus langweiligen inhaltslosen Zeug bestand.

Manchmal können durchaus brauchbare Infos herauskommen. - Häufig aber eher nicht.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 31.08.2016 | 09:03
Bei Beyond the Wall ist es sehr interessant gemacht, weil es auch die SC untereinander verknüpft. Auch ein rudimentäres Beispiel ist in Rogue Trader zu finden. Jeweils dann sehr auf das System bzw. den Spielinhalt abgestimmt.

Gab es bei L5R nicht auch so etwas?
Kennt jemand vielleicht eine generische Spielhilfe, die sich mit Erzeugung von Charakterhintergrund beschäftigt?


Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 31.08.2016 | 09:04
Gerade bei der Methode habe ich erlebt, dass das Ergebnis nicht wirklich optimal ist.
Bei der ersten Methode kommt dann häufig etwas wie: "Er ist groß und breitschultrig, hat schwarzes Haar und trägt eine fette Axt." ... Na toll, ist zwar schonmal ein Anfang, hilft mir aber jetzt nicht so viel weiter.

Und beim zweiten ist mir passiert, dass mir der Spieler eine mehrseitige Hintergrundgeschichte in die Hand gedrückt hat und erwartet hat, dass ich sie durchlese. Wobei die Hintergrundgeschichte nur aus langweiligen inhaltslosen Zeug bestand.

Manchmal können durchaus brauchbare Infos herauskommen. - Häufig aber eher nicht.

Das sagte ich doch irgendwie. Eben gerade deshalb bin ich kein Freund von vorgeschriebenen Methoden... hm .... aber sei es drum:

Was ist deine individuelle Lieblingsmethode?
Und welche würdest du deinen Spielern raten?
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: nobody@home am 31.08.2016 | 09:30
Und ganz unabhängig von der Methode kann man immer an den einen oder anderen "develop in play"-Spieler geraten, der zu Beginn einer Kampagne selber schlicht noch gar nicht weiß (und vielleicht auf Nachfrage nicht mal wissen will), wer sein Charakter nun eigentlich genau ist, weil das für ihn nun mal am besten funzt, wenn sich die Details erst auf schön "natürliche" Weise im Kampagnenverlauf ergeben -- dem kann man dann unter Umständen lange die Würmer schon bei Spielstart aus der Nase zu ziehen versuchen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Der Nârr am 31.08.2016 | 09:41
Ich verstehe überhaupt nicht mehr, worum es eigentlich noch geht.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Samael am 31.08.2016 | 09:52
Jedenfalls nicht mehr um Illusionismus. Es wurde ja auch schon eine Teilung des Fadens angeregt.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Greifenklause am 31.08.2016 | 10:24
Fällt mir auch gerade auf.
Kann mal lieber jemand "Wie sollte eine Charakterbeschreibung laufen?" abklemmen, falls wir den Nebenfaden hier nicht begraben wollen.
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: ArneBab am 31.08.2016 | 14:57
Die meisten pbtA-Spiele scheinen das zu machen. "Schnapp dir dein Playbook, pick dir aus den (kurzen) vorgefertigten Listen je ein Merkmal raus, grobe Beschreibung fertig."
Das klingt klasse (und so wie das was wir gespielt haben).

Ich wäre auch für eine Auftrennung des Fadens, ich finde Charbeschreibung nämlich spannend (und es ist was, an dem ich zur Zeit aktiv bastle :))
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Bad Horse am 4.09.2016 | 12:58
Wenn mir jemand, der den Thread verfolgt hat, sagt, wo die andere Diskussion anfängt, würde ich das teilen und dann ins Allgemeine schieben (das ist doch eher eine praktische Geschichte). :)
Titel: Re: Re: Illusionismus immer negativ behaftet?
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.09.2016 | 13:26
Es hat mit Post #100 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,99515.msg134408359.html#msg134408359) angefangen. Und dann ab Post #104 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,99515.msg134408366.html#msg134408366).
(#101 - #103 waren noch ontopic.)
Titel: Re: Charakterbeschreibung; war: Illusionismus?
Beitrag von: Bad Horse am 4.09.2016 | 13:38
Danke. Ich habe das Thema mal aus der Illusionismus-Debatte abgetrennt und verschoben.
Titel: Re: Charakterbeschreibung; war: Illusionismus?
Beitrag von: ArneBab am 4.09.2016 | 16:07
Danke. Ich habe das Thema mal aus der Illusionismus-Debatte abgetrennt und verschoben.
Danke!