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[Night´s Black Agents] Unto the fourth generation

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Chiarina:
Die eine Night´s Black Agents Runde ist eine organisatorische Katastrophe, die andere aber ist meine alte Hausrunde und trifft sich (fast) immer einmal im Monat. Vielleicht nicht die spritzigste Runde, aber auch sie ist für ein paar Überraschungen gut... und vor allem sind die Spieler inzwischen einigermaßen experimentierfreudig. Nach langen Jahren Midgard und etwa 2 Jahren Fate haben wir drei Sitzungen Fear Itself gespielt. Das Gumshoe-System wurde hier interessanterweise relativ wohlwollend aufgenommen, so dass wir ihm nun eine größere Chance geben. Natürlich ist es alles andere als sicher, ob wir so ein wahnwitziges Unterfangen wie die „Unto the fourth generation“ Kampagne aus dem Dracula Dossier wirklich durchspielen werden, aber je länger ich darüber nachgedacht habe, kam ich zum Schluss: Wenn überhaupt, dann mit dieser soliden, beständigen Runde. Und wenn´s nicht komplett klappt, dann war eben der Weg das Ziel. Gespielt wird die Geschichte der englischen Geheimdienstabteilung Edom. Die Abenteuer werden zeitlich relativ große Abstände aufweisen, die Charaktere infolgedessen schneller altern und schon deshalb häufiger wechseln. Die Abenteuer, die wir spielen, richten sich nach den Stationen von "Unto the fourth generation", ansonsten stammen sie aus The Edom Files, anderen Night´s Black Agents Veröffentlichungen, konvertierten Abenteuern für Esoterrorists, konvertierten Abenteuern aus den geläuterten cthulhoiden Horror Rezis, hin und wieder werde ich auch mal ein selbst geschriebenes Abenteuer einfügen. Am Ende steht als krönender Abschluss das Dracula Dossier... Hybris? Naja. Ich betrachte das Vorhaben mit Humor und sehe es als meinen Beitrag an, im Luther-Jahr ein Apfelbäumchen zu pflanzen!

Chiarina:
Stoker: First Blood / 1. Sitzung
1877, Start in Konstantinopel

Beteiligte Agenten:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, Mitglied des X-Clubs, 23 Jahre)
Colonel Frederick Burnaby (britischer Armeeoffizier, 35 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 25 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologie-Studentin, 27 Jahre)
Kerem Amanoglu (ottomanischer Soldat, 22 Jahre)

Wichtige Verbündete:
Mr. Árman Vámbéry (ungarischer Linguist, 45 Jahre)
Mr. Archibald Forbes (britischer Journalist, 39 Jahre)


Hohe Pforte, Konstantinopel

Colonel Frederick Burnaby ist ein Mann mit vielen Gesichtern: Der ehemalige Kavallerist ist begeisterter Ballonfahrer, war in verschiedenen Kriegen als Kriegsberichterstatter tätig und hält sich derzeit in Konstantinopel auf. Hier arbeitet er vorgeblich für die britische Hilfsorganisation für kranke und verwundete türkische Soldaten, die „Stafford House Commission“ (eine Abteilung des britischen roten Kreuzes). In Wahrheit ist das aber nur eine Tarnung für Fredericks Arbeit als Agent in den Diensten des britischen Auswärtigen Amtes.

Burnaby erhält eines Tages eine Einladung Osman Hamdi Beys, eines Beamten der ottomanischen Regierung. Nachdem er die Hohe Pforte passiert hat und zu ein paar Nebengebäuden des Sultanspalastes gelangt ist, macht er in dessen Büro die Bekanntschaft Mr. Árman Vámbérys, eines ungarischen Linguisten, und Mr. Archibald Forbes, eines britischen Journalisten. Osman Hamdi Bey begrüßt die drei Männer, lässt ihnen einen bitteren Kaffee servieren und beginnt ein lockeres Gespräch mit seinen Gästen über deren Eindrücke von Konstantinopel. Das Büro von Osman Hamdi Bey zeugt von einem kulturinteressierten Menschen: an den Wänden hängen impressionistische Gemälde, in drei Schaukästen sind archäologische Fundstücke präsentiert. Der Gastgeber raucht eine stinkende türkische Zigarette und streicht sich beim Sprechen öfter gedankenvoll seinen Bart. Seine Gäste erfahren schließlich interessante Dinge über den gegenwärtig stattfindenden russisch-türkischen Krieg: Die Russen mobilisieren in Rumänien ihre Truppen, um das Ottomanische Imperium anzugreifen. Osman Hamdi Bey vergleicht den Vorgang mit einem „modernen Kreuzzug“. Die Türkei ist scheinbar nicht gut auf einen Krieg vorbereitet und braucht britische Unterstützung. Leider ist die öffentliche Meinung der Briten über die Türkei derzeit gegen das Ottomanische Imperium gerichtet. Das liegt an der türkischen Besetzung Bulgariens: Im letzten Jahr sind Berichte über Grausamkeiten nach London gelangt, die türkische Soldaten bei der Unterdrückung eines bulgarischen Aufstands verübt haben sollen. Osman Hamdi Bey hat inzwischen allerdings erfahren, dass in einer Höhle in der Nähe der bulgarischen Stadt Tirnova auch türkische Bürger massakriert worden seien. Es gebe außerdem einen Gefangenen des ottomanischen Imperiums, der bereits in der Höhle gewesen sei und sich dort auskennt. Osman Hamdi Bey versucht seine drei Gäste zu einer Expedition zu überreden: Er braucht sie als unparteiische Beobachter, die seinen Hinweisen nachgehen und sie bei ihrer Rückkehr eidesstattlich bestätigen. Auch andere Berichte über Gewalt an Moslems im Gebiet seien hilfreich. Wenn seine Gäste in diesen Auftrag einwilligen, wird es Osman Hamdi Bey einrichten, dass der erwähnte ortskundige Gefangene an einem bequemen Ort auf ihrer Route zur Expedition dazu stoßen kann. Osman Hamdi Bey hofft, dass der Bericht der Expedition das Bild, das das vereinigte Königreich vom Ottomanischen Imperium hat, korrigieren kann. Wenn klar wird, dass die Türken nicht nur Täter, sondern ebenso Opfer wie alle anderen sind, entschließt sich das vereinigte Königreich vielleicht, seine Schiffe und Truppen dem Ottomanischen Imperium zu Hilfe gegen die Russen zu schicken.

Mit Burnaby trifft Osman Hamdi Bey auf einen Kenner der Materie: der Offizier weiß, dass die britischen Interessen im Mittelmeer und weiter östlich erheblich gefährdet wären, wenn es Russland gelänge, die ottomanische Hauptstadt Konstantinopel einzunehmen. Die russische Schwarzmeerflotte wäre dann nämlich in der Lage, durch die Dardanellen zu segeln, in das ägäische Meer vorzustoßen und von da aus Ägypten und sogar Gibraltar zu bedrohen. Von daher kommt ihm Osman Hamdi Beys Vorschlag nicht ungelegen. Zwar scheint ihm sein Gastgeber lediglich der mittleren Führungsebene anzugehören. Wenn sich aber dessen Versuche, sich bei seinen Vorgesetzten einzuschmeicheln mit den Interessen des britischen Königshauses vereinbaren lassen, dann kann der abenteuerlustige Burnaby nicht erkennen, was der Expedition eigentlich noch im Weg stehen könnte.

Auch seine neuen Bekannten scheinen Interesse an der Sache zu haben. Vámbéry lernt er als sprachkundigen und genialen Reisenden kennen, der tiefe Einblicke in die islamische Welt gewinnen konnte. Forbes scheint begierig darauf zu sein, in einer sensationellen Story London die Wahrheit über den russisch-türkischen Krieg zu verkünden.

Nach der Zusage seiner drei Gäste, merkt Osman Hamdi Bey an, die Expedition führe in gefährliches Gebiet. Die rumänisch-bulgarische Front sei nicht weit. Vielleicht sei daher die Teilnahme eines Mediziners angebracht. Außerdem sei ja eine Höhle das Ziel der Reise. Von daher wäre vielleicht auch noch hilfreich, wenn ein Geologe oder Höhlenkundler mit von der Partie wäre.

Burnaby hat Glück: Er hat in der „Stafford House Comission“ einen jungen anglo-irischen Arzt namens George Stoker kennengelernt, den er noch am selben Abend sprechen kann. Er erzählt dem Mann von der Expedition und erhält eine Zusage. Wie es der Zufall will, bereitet Stoker sowieso schon eine Reise in das Gebiet vor: Er ist seit kurzer Zeit Mitglied der neu gegründeten Gesellschaft des roten Halbmondes und wurde von ihr beauftragt, in Shipka in Frontnähe eine Ambulanzeinheit zu leiten. Shipka ist unweit von Tirnova gelegen und das ist letztlich der Grund, warum Stoker zusagt.

Und Burnaby hat noch mehr Glück: Er erzählt Stoker von der Höhle, die das Ziel der Expedition ist und erfährt, dass Stoker gemeinsam mit dem jungen Geologen Andrew F. Crosse Mitglied im Londoner X-Club ist. Dieser Club ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern, scheinbar alles überzeugte Darwinisten, die sich „ungebunden von religiösen Dogmen“ einmal im Monat im Londoner St. George´s Hotel zum Abendessen treffen (vorausgesetzt natürlich, dass sie sich in London aufhalten). Wie es der Zufall will, befindet sich Andrew F. Crosse derzeit in Konstantinopel. George Stoker verspricht Burnaby, den Geologen am folgenden Abend in den diplomatischen Club Konstantinopels mitzubringen. Burnaby will für diese Gelegenheit ein Treffen aller Expeditionsteilnehmer organisieren.

Das Treffen kommt zustande und Andrew F. Crosse stellt sich als reisefreudiger Abenteurer ohne wirkliche Verpflichtungen heraus. Die Aussicht, in ein geologisch nur schwach erforschtes Gebiet zu reisen, dort eine Höhle erkunden und dabei auch noch seinen Freund George Stoker begleiten zu können, lässt ihn schnell zustimmen.

Die eigentliche Attraktion des Abends ist aber eine junge Amerikanerin, die einen Tisch weiter sitzt und in einem Buch über archäologische Höhlenfunde liest. Burnaby – etwas irritiert – bemüht sich um ein unverfängliches Gespräch und wird mehrfach vor den Kopf gestoßen. Miss Annie Smith Peck erweist sich als... gänzlich unbritisch. Im Gespräch muss sich Burnaby einiges anhören: Nein, Archäologie ist keine Männersache, sie sei hier in Konstantinopel um Wissen über untergegangene Kulturen zu sammeln und in den Vereinigten Staaten zu verbreiten, es sei wichtig, dass sich Amerika um eine eigenständige Forschung bemühe und seine Abhängigkeit von der europäischen Forschung endlich abstreifen kann. Der perplexe Burnaby erfährt außerdem, dass Miss Annie Smith Peck davon ausgeht, in den Höhlen Kleinasiens und auf dem Balkan Zeugnisse vergangener Kulturen zu entdecken, von denen in der Gegenwart nichts mehr bekannt ist. Während der junge Geologe Andrew F. Crosse dem Monolog der Amerikanerin interessiert zuhört, nimmt Burnaby eine defensive Haltung ein: Was Smith Peck erzähle sei ja gut und schön, im erwähnten Gebiet herrsche derzeit aber ein bitterer Krieg, in dem eine Dame nichts zu suchen habe. Smith Peck fragt den Armeeoffizier, ob er an ihren Fähigkeiten zweifele worauf Burnaby, einer derart direkten Person im Gespräch nicht gewachsen, peinlich berührt schweigt. Miss Annie Smith Peck behauptet, dass Frauen in der Regel subtilere Methoden kennen als Männer – und daraufhin drückt sie Burnaby dessen Taschenuhr in die Hand, die sie ihm offensichtlich vor wenigen Augenblicken unbemerkt entwendet hat. Burnaby ist fassungslos – so ein tolldreistes Weibsstück ist ihm noch nie begegnet. Die anderen Expeditionsteilnehmer beäugen die Dame aber mit Interesse und der junge Geologe Andrew F. Crosse sagt schließlich: „...sie könnte uns um eine alternative Sichtweise bereichern!“ Noch bevor Annie Smith Peck erfährt, worum es überhaupt geht, entsteht eine Diskussion, ob man es verantworten könne, eine Dame ohne zwingende Notwendigkeit in ein Kriegsgebiet zu bringen. Besagte Dame bleibt auch jetzt nicht untätig und bekommt heraus, was die Expeditionsteilnehmer vorhaben. Ein wenig muss sie schlucken. Das Vorhaben klingt wahrhaftig nicht allzu attraktiv. Schließlich aber siegt die Neugier angesichts einer unbekannten Höhle und vor allem der Drang, sich gegenüber den chauvinistischen Briten zu beweisen. Zuletzt lenkt Burnaby ein. Mit den Worten, sie werde schon sehen, was sie mit ihrer Dickköpfigkeit erreiche, stimmt er der Teilnahme Annie Smith Pecks an der Expedition zu.

Wenige Tage später verfrachten die Expeditionsteilnehmer ihre Ausrüstung in einen Zug und fahren von Konstantinopel ins 160 Kilometer entfernte Adrianopel, wo der Zug über Nacht Halt macht. Noch 65 Kilometer weiter verlassen sie mittags den Zug in einem kleinen Dorf namens Hermanli. Es liegt am Fuß einer steilen, gewundenen Straße, die über das Gebirge nach Tirnova, dem Ziel ihrer Reise, führt. Hier entladen sie ihr Gepäck und werden von einem raubeinigen und ruppigen Baschi-Bozuk (irreguläre Infanterie) Anführer namens Demir Kozen Akinji begrüßt. Sein Trupp besteht aus 6 Reitern und einem Gefangenen namens Kerem Amanoglu. Dieses Zusammentreffen ist vom Auftraggeber der Expedition, Osman Hamdi Bey, organisiert worden.

Zuallererst befragen Burnaby und Crosse den Gefangenen. Kerem Amanoglu berichtet, er sei vor etwa einem Jahr Mitglied eines Trupps Baschi-Bozuks gewesen, der nach Tirnova abgeordert wurde, um den dortigen bulgarischen Aufstand niederzuschlagen. Bei einem Hinterhalt bulgarischer Rebellen im bewaldeten Hügelland in der Nähe der Stadt starben seinen Worten zufolge alle Kameraden Kerems. Er selbst konnte aber fliehen, stieß dabei auf eine nahe Höhle und suchte dort Zuflucht. In dieser Höhle sah Kerem Amanoglu unheimliche Felsformationen und fand dann viele Tote, die unnatürlich verrenkt auf dem Boden lagen. Ihre Hände waren gefesselt und ihre Kehlen aufgeschlitzt. Burnaby und Crosse fragen Kerem Amanoglu daraufhin, warum er ein Gefangener sei. Der Mann schluckt ein wenig und berichtet dann, er habe die Höhle nach Entdeckung der vielen Toten entsetzt verlassen, sei dann nach verschiedenen Abenteuern im Hauptquartier des Trupps von Salim Pascha in Osmanbazar angelangt und dort unglücklicherweise für Feigheit und Fahnenflucht verurteilt worden. Was die Zukunft für ihn bereithält, das wisse nur Allah.

Nach dem Verhör nehmen die Expeditionsteilnehmer die Pferde entgegen, die ihnen die Baschi-Bozuks von Demir Kozen Akinji mitgebracht haben und der Ritt beginnt. Die Straße schlängelt sich aufwärts durch die Hügel und wird steiler, je näher sie den Bergen kommt. Das erste Ziel ist die etwa 50 Kilometer entfernt liegende Ortschaft Jeni-Zagra. Demir Kozen Akinji möchte diesen Ort nach Möglichkeit noch vor einbrechender Nacht erreichen und legt deshalb ein äußerst strapaziöses Tempo vor, bei dem der Gefangene Kerem Amanoglu allerdings nicht mithalten kann. Burnaby verlangt daraufhin, den Gefangenen in Zukunft ungefesselt reiten zu lassen, was der Baschi-Bozuk-Anführer gestattet, vorausgesetzt, der britische Armeeoffizier übernehme die Verantwortung für den Gefangenen. Trotz allem hat die Gruppe bereits zu viel Zeit verloren und eine Nacht im Freien wird unausweichlich. Demir Kozen Akinji errichtet unter Beschwerden, wilden Gesten und finsteren Blicken mit seinen Männern ein Lager am Wegesrand. Am Abend müssen viele Expeditionsteilnehmer feststellen, dass ihre Beschützer eine grobe Direktheit und fremdartige Gewohnheiten besitzen. Die vielen Flüche, das häufige Ausspucken einer Art von Kautabak und verschiedene obszöne Gesten lassen einige Expeditionsteilnehmer außer Fassung geraten.

Die Expeditionsteilnehmer beschließen, nicht auf die Wache der Türken zu vertrauen, sondern selbst den Schutz der Expedition in die Hand zu nehmen. Kaum haben sie sich aber notdürftig in ihr Feldlager gebettet, ist Wolfsheulen zu vernehmen, das die Reisenden die gesamte Nacht über unterhält. Immer wieder klammern sich die Expeditionsteilnehmer an persönliche Erinnerungsstücke und denken an Vertraute und Verwandte, was ihnen die nächtlichen Qualen etwas leichter macht. Arg erwischt es aber dennoch George Stoker und Kerem Amanoglu, die unter neu erwachten, verborgenen Ängsten und bösen Träumen leiden. In der Wache, die Andrew F. Crosse hält, wird zudem eine Gestalt sichtbar, die heimlich um das Lager herumschleicht. Als Crosse sie anruft, verschwindet sie schnell im Gebüsch. Der junge Geologe wendet sich daraufhin an die Baschi-Bozuk und befragt diese, ob sie die Gestalt ebenfalls gesehen haben. Die Verständigung ist allerdings nicht einfach und letztlich bleibt es dabei, dass die türkischen Reiter versichern, wachsam zu sein und irgendetwas von „Drachenbrüdern“ plaudern. Andrew F. Crosse nimmt an, dass es sich um eine lokale Räuberbande handelt und geht wieder auf seinen Posten. Ansonsten verstreicht die Nacht ereignislos und im Laufe des nächsten Vormittags erreicht die Expedition Jeni-Zagra.

Vor Ort haben die Charaktere eine Entscheidung zu treffen. Demir Kozen Akinji empfiehlt den Expeditionsteilnehmern, den längeren aber einfacheren Weg über Eski-Zagra und den Shipka-Pass über die Berge nach Tirnova zu nehmen. Die Alternative liegt in der direkteren, aber schwierigeren Hainkoi-Passstraße. In typischer Kolonialherrenmanier beschließen die Expeditionsteilnehmer, trotz gegenteiliger Empfehlung die direktere Route zu nehmen.

Parageröchel:
Viel passiert ist eigentlich noch gar nicht, was daran lag, dass Gumshoe hier zwar schon ein wenig bekannt, Night´s Black Agents aber neu war. So gab es an einigen Stellen ein paar Regelexkursionen. Ansonsten stand der Abend vorrangig unter dem Aspekt der Gruppenzusammenführung. Auch das hat eine Weile gebraucht, aber auf diese Weise hat jeder einen eigenen Auftritt bekommen, was auch ´ne schöne Sache war. Die Spieler haben sich die vorgegebenen Charaktere untereinander aufgeteilt. Wir sind diesmal ziemlich geschlechtervertauscht unterwegs: Major George Stoker und Colonel Frederick Burnaby werden von Spielerinnen gespielt, Miss Annie Smith Peck dafür von einem Spieler. Ich finde, zumindest diesmal hat das unser Spiel bereichert. Es war interessant, zu beobachten, wie unsere Spielerin den überheblichen und etwas chauvinistischen Burnaby gespielt hat und es war lustig zu sehen, wie unser Spieler die selbstbewusste Annie Smith Peck noch ein Stückchen weiter ausgereizt hat, bis sie fast zur Suffragette wurde. Ihr Auftritt im diplomatischen Club Konstantinopels war sicherlich der Höhepunkt des Abends. Die Investigationsarbeit der Spieler könnte noch etwas intensiver sein (ist aber nicht so schlimm, wir spielen ja Gumshoe), die Refresh-Regeln haben sie schon ganz gut drin. Die Sonderfertigkeiten für viktorianische Abenteurer, die ich dann auch noch(wie alles andere auch) ins Deutsche übersetzt habe, bereiten manchmal noch ein wenig Nachschlagarbeit. Im Großen und Ganzen geht´s aber noch. Alles in allem hat der Abend wohl gefallen. In einem Monat geht´s weiter.

LushWoods:
Danke für's aufschreiben und teilen, ich lese gerne mit  :d

Chiarina:
Stoker: First Blood / 2. Sitzung
1877, Über den Shipka-Pass in die Höhle des Teufels

Beteiligte Agenten:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, Mitglied des X-Clubs, 23 Jahre)
Colonel Frederick Burnaby (britischer Armeeoffizier, 35 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 25 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologie-Studentin, 27 Jahre)
Kerem Amanoglu (ottomanischer Soldat, 22 Jahre)

Wichtige Verbündete:
Mr. Árman Vámbéry (ungarischer Linguist, 45 Jahre)
Mr. Archibald Forbes (britischer Journalist, 39 Jahre)


Blick auf Tirnova, vom Gebirge aus

Kurz vor dem Aufbruch in Richtung Gebirge werden Bedenken hinsichtlich der weiteren Planung laut: Miss Annie Smith Peck wäre nicht undankbar, wenn die Männer die leichtere Route nähmen. Major George Stoker steht nach dieser Expedition die Leitung eines Militärlazaretts am Shipka-Pass bevor. Wenn die Expedition an dieser Stelle das Gebirge überquert, könnte er schon einmal das im Bau befindliche Lazarett in Augenschein nehmen. Außerdem vermutet er, dass sich aus diesem Grund Briten dort befinden. Dieses Argument bringt schließlich die Entscheidung: nach ihrer Rast in Jeni-Zagra wählt die Gruppe im letzten Moment doch den leichteren Weg. Am Abend des Tages ist über eine bequeme Straße Eski-Zagra erreicht, die letzte nennenswerte Siedlung vor der Überquerung des Gebirges.

Am nächsten Tag beginnt der Aufstieg und Shipka kommt zur Mittagszeit in Sicht. Das Bergdorf ist eher enttäuschend. Stokers zukünftiges Militärlazarett befindet sich noch im Bau. Der Expedition wird aber deutlich, warum an diesem Ort ein Lazarett gebaut wird: Über den Shipka-Pass gelangen viele Flüchtlinge aus dem Norden in den Süden und die türkische Regierung hat tausende von Soldaten am Pass stationiert. Offenbar soll hier der russische Vorstoß gestoppt werden. Bei einer Befragung der Flüchtlinge erfahren die Expeditionsteilnehmer von den Zielen der Bevölkerung: Die meisten fliehen in den Süden nach Rumelia oder Istanbul, einige auch in die Vierecksfestungen im Osten. Die Alten und Schwachen seien zu dem timur (Lehnsgut) von Ekim Dal – möge Gott im Himmel ihm seinen Segen geben – geflohen. Dort hat seine Witwe den Bedürftigen ein paar Meilen vor Tirnova die Tore geöffnet. Die Villa von Ekim Dal sei allerdings nicht gerade stark befestigt. Spätestens nach den Gesprächen mit den Flüchtlingen wissen die Expeditionsteilnehmer, dass sie nicht allzu großzügig mit ihrer Zeit umgehen sollten: Niemand hat ein Interesse daran, den herannahenden russischen Truppen in die Quere zu kommen. Die Reisenden ziehen weiter und müssen sich am Ende des Tages unter freiem Himmel ein Nachtlager errichten. Beim Abstieg ist immer wieder der Donner der russischen Artillerie zu hören: Die Russen bombardieren die Donaufestungen der Türken. Am folgenden Tag erreicht die Expedition Tirnova kurz vor der Mittagszeit.

Die Stadt ist in heilloses Chaos gestürzt. Der russische Angriff steht unmittelbar bevor, schon beschießen erste Geschütze die Stadtmauern, während sich die russischen Truppen in einiger Entfernung sammeln. Die Charaktere halten sich nicht lang auf und weisen den Gefangenen Kerem Amanoglu an, er möge sie zu der Höhle führen, von der er erzählt habe.  Auf dem Weg dorthin erklären die Baschi-Bozuks, dass die Höhle ein böser Ort sei: Es gebe dort übelkeiterregende Schwefelquellen und immer hätten dort schlimme Gesetzlose ihr Versteck gehabt. Die Baschi-Bozuks hätten jedenfalls keine Lust, dort hinein mitzukommen. Mit einem wissenden Blick gibt Colonel Frederick Burnaby seinen Mitreisenden zu verstehen, dass das von diesen Strauchdieben auch nicht anders zu erwarten war. England und seine Freunde müssten die Angelegenheit dann eben selbst in die Hand nehmen. Nur der Anführer der Baschi-Bozuks, Derem Kozen Akinji, konnte sich mit der Feigheit seiner Männer nicht so einfach zufrieden geben. Er ordnete an, dass sie den Höhleneingang bewachen sollten und versprach den Expeditionsteilnehmern, dass zumindest er selbst mit in die Höhle kommen will.

Dann beginnt die Höhlenexpedition. Die Gruppe erreicht einen muldenförmigen Bereich mit ein paar Stalagmiten und Stalagtiten. Hier lagen vor etwa einem Jahr laut Kerem Amanoglu die Toten. Heute ist davon allerdings nichts mehr zu sehen. Immerhin macht Crosse ein paar interessante Entdeckungen. Das Gestein besitzt offenbar einen hohen Eisengehalt und außerdem sind in der Höhle Zeichen von tektonischer Aktivität zu erkennen. An den Wänden befinden sich Risse, die nicht älter als 5 Jahre sind. Sie sehen nach Gesteinsbewegungen oder leichten Erdbeben aus. Stoker entdeckt in einem der Risse ein paar Holzperlen, die Vámbéry als Mishaba (Gebetsperlen, die hauptsächlich von Sufis verwendet werden, um die Tashib – kurze Gebete – Fatimas zu sprechen und die die 99 Namen Gottes symbolisieren) identifiziert. Crosse fällt schließlich noch ein Bereich in der Mulde auf, durch den eine Art Rinne führt, deren Seitenwände wie blutroter Marmor aussehen – das Gestein ist allerdings brüchiger und bröckelt leicht, was für Marmor sehr untypisch ist.

Hinter dem muldenförmigen Bereich befindet sich eine eindrucksvolle Tropfsteinhöhle. Vámbéry entdeckt hier hinter einem Stalagmiten versteckt einen alten, blutverschmierten, wasserfleckigen Koran.

George Stoker erkundet einen abwärts führenden Gang, an dessen Ende ein steiler Schacht abwärts führt, der sich nach einem Dutzend Metern auch noch zu verengen scheint. Stoker beschließt, diesen Fluchtweg nur in Betracht zu ziehen, wenn die Verzweiflung groß ist.

Kerem Amanoglu erforscht mit Miss Annie Smith Peck einen aufwärts führenden Gang und erreicht eine Sinterhöhle, deren Wände und Boden teilweise von rostfarben-orangenen Mineralien bedeckt sind. Stellenweise macht die Höhle den Eindruck eines versteinerten Pilzgartens. In der Mitte der Höhle kann die Archäologin eine uralte Feuerstelle ausfindig machen. Amanoglu findet in einer Höhlenecke ein Sinkloch. Dessen Boden lässt sich nicht erkennen. Ein hinabgeworfener Stein offenbart jedoch eine Tiefe von vielleicht 20 oder 30 Metern, unten befindet sich Wasser. Von dieser Höhle aus lässt sich über eine etwa 6 Meter hohe Klippe ein Blick hinab zur tiefer gelegenen Tropfsteinhöhle werfen. Und was Annie Smith Peck und Kerem Amanoglu dort zu sehen bekommen, ist furchteinflößend.

Colonel Burnaby, der die Tropfsteinhöhle noch ein wenig weiter untersucht, wird plötzlich von einem schauerlichen, eingefallen, völlig barbarisch aussehenden menschenähnlichen Wesen angegriffen. Es haut blitzschnell mit gefährlichen Klauen nach Burnaby und hat sich schon wenig später blitzschnell mit seinen Zähnen in dessen Schulter verbissen. Zwei weitere dieser abscheulichen Kreaturen erscheinen an anderen Stellen der Tropfsteinhöhle und des Eingangsbereiches. Die Expeditionsteilnehmer geben ihr Bestes: Burnaby und der nahe bei ihm befindliche Stoker feuern ihre Schusswaffen ab, An anderer Stelle sind Crosse und Vámbéry beschäftigt, sich mit einem weiteren Gegner auseinanderzusetzen, der dritte Gegner wird von Forbes und Derem Kozen Akinji bekämpft.

Im Verlauf des Kampfes wird Colonel Burnaby verletzt und verliert das Bewusstsein. Noch schlimmer erwischt es Demir Kozen Akinji: Auch er verliert das Bewusstsein und ist dem Tode nahe. Mit einiger Mühe gelingt es den übrigen, die Gegner, die sich als überraschend zäh erweisen, zu vernichten. Stoker verlässt dabei das Kampfgeschehen, um Colonel Burnaby das Bewusstsein zurück zu verleihen und ihm soweit gut zuzusprechen, dass er sich von selbst fortbewegen kann.

Kaum sind die Gegner bezwungen, raschelt es erneut im Eingangsbereich der Höhle. Schatten streichen an den Wänden entlang, weitere Gegner lauern auf die Expeditionsteilnehmer. Stoker realisiert als erster die Lage und ruft „Flucht“. Da der Höhlenausgang versperrt ist, gibt es dafür im Moment zwei Möglichkeiten: Ein tollkühner Sprung in das Sinkloch oder ein halsbrecherisches Hinabklettern des Schachtes... beides keine angenehmen Aussichten, aber vielleicht doch besser als der Kampf gegen weitere dieser zähen Monstren.

Parageröchel: Der Übergang über das Gebirge war unproblematisch und eine ganz nette Reiseepisode. Die Regeln im Abenteuer musste ich mir vorher ganz genau anschauen, dann aber ging´s reibungslos. Der Kampf lief diesmal aber irgendwie nicht rund. Ich muss nochmal genau überlegen, wie ich das zukünftig organisiere. Das waren 4 Charaktere, die von den Spielern geführt wurden. Ich habe die 3 Gegner geführt und vier Nichtspielercharaktere, die auf Seiten der Spieler gekämpft haben. Das hat mich doch etwas gestresst. Ich muss außerdem sagen, dass ich von der Aussichtlosigkeit etwas überrascht war. Meine Spieler haben den Fehler gemacht, alle Baschi-Bozuks draußen vor der Höhle zu lassen. Die hätten sie gut gebrauchen können. Letztlich habe ich aber nur 3 Ghule eingesetzt, an Iblis Akbar war gar nicht zu denken. Die Ghule sind aufgrund ihrer harten Rüstung für die Schützen der Gruppe nur schwer auszuschalten. Und die Spezialfertigkeiten der vorgefertigten Charaktere sind zwar nett, reichten aber zumindest bei uns nicht aus. So wird beim nächsten Mal wohl die Flucht angetreten... warum auch nicht?

@ LushWoods: Danke für dein Interesse. Freut mich!

LushWoods:
Ich bediene mich gerne eines einfachen und plumpen Tricks um mehrere freundliche NPCs in einem Kampf einfließen zu lassen ohne irgendwelche Massenkampfregeln zu verwenden oder mich mit jedem einzeln zu befassen:
Freundliche NPCs geben einfach Boni für die PCs. Bei GUMSHOE könnte man einfach z.B. pro NPC für jeden PC einen zusätzlichen Punkt für einen oder mehrere Kampf Abilities vergeben.
Und wenn defensiv Punkte ausgegeben werden heißt das das NPCs verletzt werden oder sterben.

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