Autor Thema: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - Sa., 17.09.1927  (Gelesen 4178 mal)

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[SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - Sa., 17.09.1927
« am: 27.08.2018 | 09:43 »
Samstag, 17. Sept. 1927


IM EINGANGSBEREICH DES HAUSES

Als Ihr nach Hause kommt und die Tür aufschliesst, seht Ihr einen Brief am Boden liegen, der offensichtlich unter der Tür durchgeschoben wurde.

Darauf geschrieben, in etwas krakeliger Handschrift, steht:

                                  z.Hd. Hr. Anton
« Letzte Änderung: 11.09.2018 | 21:18 von Der Läuterer »
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- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #1 am: 27.08.2018 | 10:33 »
IM EINGANGSBEREICH DES HAUSES

Verwirrt betrachte ich den Brief am Boden. Die Dienstbotenpost hat hier eigentlich nichts zu suchen. Verlegen murmele ich: "Entschuldigung ... ich habe keine Ahnung ..."

Dann lasse ich den Brief in der Innentasche meines Jackets verschwinden und gebe mich wieder dienstbeflissen: "Wenn Sie den Wagen nicht weiter benötigen, würde ich ihn in die Garage stellen?"

Gleichzeitig zermartere ich mir das Gehirn, von wem der Brief stammen könnte.

Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #2 am: 27.08.2018 | 12:18 »
AM KAISERDAMM

Kaum dass die Motorengeräusche des Mercedes W 03 verklungen sind, ziehe ich den Brief wieder aus der Tasche und reiße ungeduldig das Covert auf. Im Halbdunkle der Garage lese ich zuerst die Unterschrift und dann die knappen Worte von Trudi:

Tachchien Herr Anton,
gegen Mittag habe ich Frau von Eisenstein im Wohnzimmer
aufgefunden. Tot. Vor dem Mittagessen.
Schrecklich. Es hätte mich beinahe der Schlag getroffen.
Der Arzt war hier. Er sagte etwas von Überbeanspruchung.
Es ist wohl doch ein Fall für meinen guten Sherlock Holmes.
Ne Verschwörung mit Doppelmord und russischen Spionen.
Ihre Trudi


Ich brauche einen Augenblick, um die Nachricht zu verdauen. Dann schwirren die wildesten Gedanken durch meinen Kopf:

"Ein Mord? ... Dieser Doktor Degebach hat sie als letzter untersucht. Warum hat er nichts gefunden? Oder hat er ihr irgendein Mittel verabreicht, das zum Tod geführt hat? Aber warum sollte er? ... Ein schlichter Zufall? Die arme Frau war stark mitgenommen, aber doch nicht so sehr, dass man hiermit gerechnet hätte. Ein wenig Riechsalz reichte aus, ihre Lebensgeister zu wecken. ... Und Krassimir? Nein, dann wäre die Leiche wohl ebenfalls mumifiziert gewesen. Der Russe war zum Zeitpunkt des Todeseintritts irgendwann kurz vor Mittag zudem in der Sternwarte. ... Kirill und Blumberg waren auch in der Sternwarte. ... Ich denke, Trudi kann ich getrost ausschließen. Ihr Gemüt ist kaum das einer Mörderin! ... Was ist mit der Familie? ... Lydia? Die soll sich in Britisch Indien aufhalten. Entspricht das der Wahrheit? ... Lydias Päckchen? Frau Lohenstein hatte es auch in der Hand und ihr ist nichts geschehen ... nun ja, NOCH nicht? ... Was ist mit diesem verknöcherten Pastor ... Hieronymus von Eisenstein? ... Ob Hieronymus selbst körperlich zu einem Mord in der Lage wäre? In jedem Fall könnte es sein Diener, dieser ... Bastian. Hieronymus schien seinen verstorbenen Bruder zu hassen ... offensichtlich ganz im Gegensatz zu seinen Empfindungen für Lydia. Aber es gab keinen Hinweis auf einen Groll gegen Elfriede von Eisenstein, des Professors zweite Frau. Warum sollte er sie töten wollen? Das Erbe des Professors dürfte wohl kaum ein Motiv darstellen ... Wer aus der Familie ist garnicht zur Beerdigung erschienen? ... Dann gab es da noch dieses ominöse Mädchen mit den langen Beinen, dessen Verbleib ungeklärt ist. Vielleicht lebt das Mädchen garnicht mehr. Nun, vom Professor geschwängert und dann fallen gelassen könnte so ein junges Ding schon Rachegelüste entwickeln, wäre tatsächlich Liebe im Spiel gewesen. Aber so etwas entlädt sich doch eher sofort und nicht erst nach Jahren?"

Eines nach dem anderen ziehen die Gesichter der Trauergäste vor meinen inneren Augen vorüber, aber ich bleibe ratlos.

"Nun, ich sollte die Lohensteins wohl informieren", entscheide ich. Ich verschließe die Garage und kehre in die Stadtvilla zurück. Die Lohensteins sitzen bei einer Tasse Tee im Salon und warten darauf, dass das Mädchen das Essen serviert hat. Beide scheinen ihren jeweiligen Gedanken nachzuhängen und es fällt nicht schwer zu erraten, dass es dabei um die Geschehnisse des Vormittags geht. Nur ein gelegentliches Klappern des Geschirrs durchbricht die Stille. Ich räuspere mich und bleibe mit der Mütze in den Händen an der Tür des Salons stehen. Als die Lohensteins fragend von ihren Tassen aufschauen, beginne ich meinen Bericht:

"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Witwe Elfriede von Eisenstein heute Vormittag überraschend verstorben ist. Die Haushälterin, das Fräulein Massmann, hat sie im Wohnzimmer aufgefunden. ... Die jüngsten Ereignisse scheinen ihr Herz überfordert zu haben. ... So sagt wohl der Arzt. ..."

Meine Stimme verrät wohl die Zweifel an der Diagnose des Arztes. Aber stehen mir solche Verdächtigungen zu? Verlegen senke ich den Blick.
« Letzte Änderung: 27.08.2018 | 17:50 von Joran »

Offline Katharina

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #3 am: 27.08.2018 | 21:53 »
AM KAISERDAMM

Schweigend sitze ich Wagen, während Herr Hempel uns nach Hause fährt. In meinem Kopf sind tausende Gedanken und zugleich: Nichts. Wie in Trance steige ich aus, den Gesichtsausdruck ausdruckslos, den Mantel fest um den Körper gewickelt, obwohl es eigentlich gar nicht so kalt ist. Im Haus angekommen, bleibe ich erst einmal im Vorraum stehen. Achtlos drücke ich Irmi, der guten Seele des Hauses, meinen Mantel in die Hand und lasse mir von ihr Hausschuhe reichen. Herrn Hempel, der irgendwelche Fragen stellt, bekomme ich dabei gar nicht wirklich mit und murmel lediglich ein "Jaja" als er mich so ansieht als würde er eine Antwort auf das was er eben gesagt hat - was war das noch einmal? - erwarten.

Dann will ich mich schon auf den Weg in den Lesesaal machen, da mich der Gedanke nicht loslässt, in den frühromantischen Erzählungen bereits einmal von einem solchen Leuchten in den Augen gelesen zu haben. Doch in diesem Moment packt Hans meine Hand. Ich zucke zusammen, so kalt sind seine Finger. Jetzt fällt mir auch erst auf, wie blass er ist.

"Frau Irmi, könnten Sie bitte Tee anrichten und eine Decke bringen!" Während die rundliche Frau sofort ans Werk geht, führe ich Hans langsam in die Küche, wo es - nachdem niemand den Kamin im Salon angeheizt hat - wohl am wärmsten ist. Langsam lasse ich meinen Mann auf den Stuhl gleiten und nehme schweigend seine Hände in meine, als Irmi auch schon zwei dampfende Tassen vor uns abstellt.

In diesem Moment platzt Herr Hempel herein und beginnt zu erzählen. Als er den Tod erwähnt, schlage ich die Hand vor den Mund. "Die gute Frau.", bringe ich schließlich hervor, "Es war wohl alles zu viel für sie. Wie furchtbar!" Ich brauche einige Augenblicke um mich zu sammeln, während Hans ausdruckslos vor sich hinstarrt, so als hätte das Gesagte gar nicht mitbekommen. "Irmi, richten Sie bitte schwarze Abendkleidung her. Herr Hempel, können Sie Blumen besorgen? Ich möchte der Familie heute noch kondolieren." Kurz zögere ich, denke nach und ergänze schließlich: "Woher wissen Sie eigentlich von dem Todesfall? Und...wollten Sie vorher etwas andeuten?"
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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #4 am: 27.08.2018 | 22:52 »
AM KAISERDAMM

"Die Trudi ... Fräulein Massmann ... war so freundlich, mich zu informieren. Sie dachte wohl, dass Sie möglichst schnell informiert werden sollten? ... Aber sie konnte ja als Haushälterin nicht der Familie zuvorkommen und Ihnen eine Karte schicken! ... Die arme treue Seele sitzt da jetzt ja ganz alleine in dem düsteren, kalten Haus."

Etwas unsicher wage ich mich vor: "Was die Frau von Eisenstein angeht bin ich ein wenig verwundert und beunruhigt. Ich bin eine Weile Ambulanzen gefahren, wie Sie wissen. Im Krieg und auch danach. ... Sicher, ich habe keine besondere Erfahrung mit dem Gemüt solcher feinen Damen von Stand, aber die Witwe wirkte auf mich doch noch ganz ansehnlich ..." Ich schlucke angesichts meiner unglücklichen - wenngleich zutreffenden - Wortwahl und versuche den Bogen noch zu bekommen: "Ich meine, ein wenig Riechsalz und die gute Frau war soweit wieder hergestellt. Tatsächlich war vor allem das etwas zu enge Kleid verantwortlich für die Ohnmacht, wenn Sie mich nach meiner unmaßgeblichen Meinung fragen. Das hat ihr die Luft abgeschnürt. Als der Doktor Degebach kam, hatte ich schon alles ... naja ... Ich bin selbstverständlich kein Arzt. Aber auch der Doktor Degebach hat doch nichts ernsthaftes festgestellt. ... Da ist es doch ungewöhnlich, dass die feine Dame einen Tag später einfach tot umfällt! ..."

"Ich will nichts andeuten", versuche ich mich zu rechtfertigen. "Ich mache mir nur Sorgen. Vermutlich würde ich mir garkeine Gedanken machen, wären da nicht all diese weiteren Verwicklungen um den seligen Professor von Eisenstein ... mit der Sternwarte und den Finanzen und den Russen und dem Mädchen und so. Hinzu kommen die ganzen weiteren Toten: der Wachmann, die beiden Lupensammler und Kirill. ... Möglicherweise lag es ja auch an diesem Päckchen, dass die Witwe Ihnen gezeigt hat ... Wer weiß welche Krankheiten aus den Tropen da mitgeschickt worden sind?" Ich werfe der Frau Professor einen vorsichtigen, zugleich aber auch besorgten Blick zu.

Ich muss an die Verwandlungen denken, die mit Krassimirs Opfern vonstatten gingen. Offenbar blieb der Witwe dieses Los der Mumifizierung erspart. Die eine Todesursache hat mit der anderen scheinbar nichts zu tun. Der Gedanke führt mich jedoch zu etwas anderem und lässt mich über meine Tasche streichen.

"Aber da ist noch etwas ..." Ich zögere, bevor ich weiterspreche. "Als ich im Park war, habe ich die Stelle gesucht, an der der tote Wachmann der Sternwarte gefunden wurde. ... Sie erinnern sich an den Hund in der Sternwarte ... Fritzchen? ... Der gute hat schon den Wachmann entdeckt und war jetzt wieder dort im Schilf unterwegs. Fritzchen hatte offensichtlich etwas gefunden. Er bellte und war ganz aufgeregt. Ich habe nachgesehen ... und das hier gefunden."

Zögernd ziehe ich das Butterbrotspapier aus der Tasche Es riecht nach einer Mischung aus Wurst und Morast, ist ein wenig fettig, verknittert und um den länglichen Inhalt gerollt. Die Situation erscheint mir gänzlich absurd, wie ich da mit dem verpackten Finger in der Tür stehe und der Frau Professor zum Tee ein Leichenteil in Butterbrotspapier präsentiere. "Den kann ich unmöglich jetzt einfach so auf neben die Teekanne zum Gebäck legen!" Ich wickle das kleine wurstförmige Päckchen nicht aus, sondern verharre in der Bewegung.

"Das ist ein Finger des Wachmanns. Er ist ... mumifziert, ... wie der Mann mit der Brille in der Sternwarte ... Kirill vermute ich ... und wie die Arme des Studiosus." Ich starre auf das gleichsam abstoßende und faszinierende Beweisstück in meiner Hand, als könnte ich durch das Papier hindurchblicken. "... Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte ihn doch schlecht einfach im Matsch liegen lassen? Immerhin gehörte er zu einem Menschen, Gott hab ihn selig. Ich dachte, ich bringe das später auf den Friedhof oder so. ... In der Sternwarte habe ich ihn über die ganze Aufregung dann vergessen. Sonst hätte ich ihn der Polizei gegeben. ..." Langsam taste ich mich über die Lüge zu meinem wahren Plan vor, den ich selbst aber nicht realisieren kann. Dafür sind Kontakte zu den richtigen Leuten nötig. Kontakte, über die die Lohensteins im Unterschied zu mir vielleicht verfügen. Doktor Degebach sollte eine ganz besonderes eigenes Interesse an einer Untersuchung haben. Nur würde der mich kaum ernst nehmen. "Aber vielleicht könnte man ihn auch ... von einem Fachmann ... untersuchen lassen? ... Damit es nicht noch mehr Tote gibt?"

"Wenn das falsch war ... bringe ich ihn gleich zur Polizei ... oder zum Pastor?"

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #5 am: 28.08.2018 | 13:39 »
Agathe
AM KAISERDAMM

Hans, als ein besonnener, gelassener Mann bekannt, verdreht die Augen und seufzt "Oh nein, nicht erneut. Das wird ja langsam zur Epidemie."

"Müssen wir da wirklich heute noch mal hin, Agathe? Wir haben doch nun wirklich einen anstrengenden Tag hinter uns." Hans wirkt leicht genervt.

"Warten wir besser ab. Du schreibst eine Kondolenz-Karte und morgen schicken wir Anton an der Gärtnerei am Friedhof vorbei. Er soll einen Strauss besorgen und dann alles im Haus der Eisensteins vorbeibringen. Was hältst Du davon?"
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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #6 am: 28.08.2018 | 13:55 »
AM KAISERDAMM

Verdutzt und etwas verloren stehe ich im Türrahmen mit dem grausigen Fund in der Hand. "Blumen? Kondulenzkarte? Hat er nicht verstanden, was ich gerade erzählt habe ... was ich hier in der Hand halte? ... Ein Schock vielleicht? Oder ... Angst?" Fragend wandert mein Blick zu Agathe Lohenstein.

"Es ist nicht so, dass ich wild darauf wäre, einen Fuß in dieses Wohnzimmer mit seinen starrenden Geistern vergangener Tage zu setzen. Aber die Todesfälle scheinen sich im Umfeld des Professors von Eisenstein auszubreiten wie eine Wucherung ... scheinbar wahllos, was die Auswahl der Opfer betriff. Frau Lohenstein hat das Päckchen untersucht. Ich habe Krassimir angegriffen. Wer kann sagen, ob nicht bald auch in diesem Haus der Tod Einzug hält? ... In der Sternwarte wäre es schon fast so weit gewesen."

Offline Der Läuterer

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #7 am: 28.08.2018 | 18:38 »
Anton
AM KAISERDAMM

"Schauen Sie nicht so überrascht drein, Anton." Hans reibt seine Hände, als wolle er sie waschen.


"Kaufen Sie ein paar Weisse Lilien oder einen Strauss Nelken. Gehen Sie auf eine Wiese und pflücken Sie Margeriten. Wenn Ihnen sonst nichts einfällt, nehmen Sie Irmi mit. Sie wird schon wissen, was passend ist."

Prüfend betastet Hans die Finger seiner linken Hand, als wolle er kontrollieren, ob noch alle gesund sind und bewegt sie schnell hin und her. "Ich werde mich zurückzuziehen. Ich habe Kopfschmerzen."

"Sagen Sie Irmi bitte, sie möge kein Abendessen für mich richten. Ich habe keinen Hunger."

Er geht zur Treppe und wendet den Kopf zurück. "Diese Konferenz der Physiker... Von wann bis wann sollte die stattfinden?"

"Agathe? Ich würde gerne noch einen Blick in dieses Buch werfen, das Du von den Eisensteins mitgebracht hast. Ist es Dir recht?"
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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #8 am: 28.08.2018 | 22:32 »
AM KAISERDAMM

"Was ist das!?" bricht es aus mir hervor, als Herr Hempel dieses Stück Fleisch hervor holt und ich stolpere kurz nach hinten, bevor ich mich wieder gefangen habe. "Ich bitte Sie, packen Sie das wieder ein. Wir sind beim Essen!" Zunächst scheine ich Antons Worte kaum zu registrieren, mein Blick bleibt auf dem Stück Fleisch gefangen. Als ich Herrn Hempel schließlich wieder anblicke, zögere ich kurz und werfe Hans einen kurzen Seitenblick zu, bevor ich mit gedämpfter Stimme, an Herrn Hempel gewandt fortfahre: "Packen Sie den Finger gut ein. Ich werde einen Brief für Dr. Degelbach aufsetzen, damit er sich das ansieht. Zur Polizei können wir ihn dann immer noch bringen, aber weiß damit womöglich nichts anzufangen."

Hans scheint von den letzten Sätzen gar nichts mitbekommen zu haben. Er ist wohl noch müder als gedacht. "Ich weiß nicht", antworte ich ihm, als er von dem Kondolenzbesuch zu sprechen beginnt. Ich zögere, da es neben Pflichtbewusstsein auch meine Neugier war, die mich zu einem Kondolenzbesuch motiviert hätten, "Aber wenn du meinst, ich kenne Familie Eisenstein ja kaum. Und immerhin wissen wir ja offiziell noch gar nichts von dem Trauerfall." Mein Blick wandert zu Anton. "Herr Hempel, bitte seien Sie in dem Fall so zuvorkommend und bringen der Familie Blumen und richtigen Sie unseres aufrichtiges Mitgefühl aus. Und...wenn Sie noch etwas zu dem Vorfall hören, lassen Sie es mich bitte wissen." Ich unterbreche mich kurz selbst, stutze und füge dann rasch hinzu: "Ich meine nicht, dass Sie neugierig sein sollen. Nicht, dass Sie mich da falsch verstehen."

Dann wandert mein Blick wieder zu Hans, der sich unbedarft erhebt und meine Aufmerksamkeit beansprucht. Können wir denn heute nie zur Ruhe kommen? "Hans, es ist ein Buch zu den Sternen, ich weiß nicht, ob es dir viel Freude bereitet. Und, es wühlt einen ziemlich auf. Vielleicht solltest du aber zunächst eine Weile schlafen? Ich werde es dir in der Zwischenzeit auf deinen Arbeitstisch legen, in Ordnung? Und was die Konferenz betrifft..." Ich werfe einen hilflosen Blick in die Runde. "Ich denke, ich habe es irgendwo notiert. Ich werde nachsehen."
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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #9 am: 29.08.2018 | 00:13 »
Agathe
AM KAISERDAMM

"Ich weiss, dass es von der Sternenkunde handelt, Liebling. Es sind viele Rätsel auf einmal, die sich uns eröffnet haben. Vielleicht löst das Buch ja ein paar davon."


"Das Ganze geht uns zwar nichts an, aber es bewegt mich dennoch."

Gedankenversunken fügt er leiser hinzu. "Und jetzt gehört dem dürren Mann Gottes vermutlich das Haus. Ihm und den Kindern in der Fremde."

Dann wieder mit fester Stimme "Streichen Sie den Blumenkauf, Anton. Der dürre Mann Gottes benötig keine Blumen."

"Ich ziehe mich zurück und nehme noch ein Schlafmittel. Gute Nacht."
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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #10 am: 29.08.2018 | 01:26 »
AM KAISERDAMM

Ungeachtet ihrer Worte scheint das Objekt bei Agathe Lohenstein ähnlich widersprüchliche Gefühle auszulösen wie bei mir … eine morbide Faszination. "Nun, mit meine Bildern aus Blut ist es nicht wirklich vergleichbar, aber … dennoch … hat das Ding eine … Ausstrahlung. Agathe starrt es an, als ginge es ihr wie mir, als vermeinte sie, den Finger durch sein Leichentuch aus Butterbrotpapier hindurch sehen zu können." Noch gerade rechtzeitig gelingt es mir, ein verschwörerisches Grinsen zu unterdrücken. Verlegen lasse ich den verpackten Finger wieder in meiner Tasche verschwinden.

Ich atme auf, als der Professor seinen Auftrag, Blumen zu liefern, zurückzieht. Denn ich wüsste nicht, an wen ich unter welcher Anschrift Blumen liefern sollte. Das Haus der von Eisensteins dürfte nun - mit Ausnahme von Trudi - verwaist sein.

"Der dürre Mann Gottes? … Und seit wann interessiert sich der Professor für die Höhenflüge der Physik?" Auch der Professor scheint mir wie ausgewechselt. "Die Ereignisse müssen ihn sehr mitgenommen haben", entscheide ich. Ohne so recht darüber nachzudenken rezitiere ich halblaut aus der Erinnerung die Nachricht über den Physiker-Kongress aus der Zeitung:

    "Vorträge und Lesungen werden von Montag bis Donnerstag, zwischen 09.00 Uhr und 18.00 Uhr im Hotel Esplanade stattfinden. Ab 20.00 Uhr wird das Hotel für die Öffentlichkeit geschlossen sein."

Für solche völlig belanglosen Details habe ich ein Gedächtnis. Nicht dass es mir jemals genutzt hätte...

Dann trete ich aus der Tür in den Salon, um den Professor passieren zu lassen. Ich blicke meinem Chef verunsichert nach, bis er aus meinem Sichtfeld verschwindet. Dann wende ich mich wieder Agathe Lohenstein zu. Ich bin verwirrt. Mir ist, als würde ich heute eine ganz neue Seite der Lohensteins kennenlernen … jenseits der gesetzten Bourgeoisie … und viel … unterschiedlicher. … Ist hier noch irgendetwas unausgesprochen? Was erwarte ich von Agathe Lohenstein? Eine verschwörerische Geste? Eine heimliche Fahrt zum Haus der von Eisensteins? Eine gemeinsame akribische Untersuchung des Leichenteils in stillem Einvernehmen über die Faszination des Todes? … Ich kann nicht sagen, was mich zurückhält, aber gehen kann ich jedenfalls noch nicht. Meine Füße scheinen wie angenagelt. Es braucht ein Wort, eine abweisende Geste oder auch nur eine lange genug andauernde Missachtung, um meine Starre zu durchbrechen.
« Letzte Änderung: 29.08.2018 | 01:31 von Joran »

Offline Katharina

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #11 am: 29.08.2018 | 22:38 »
AM KAISERDAMM

"Vielen Dank, Herr Hempel", antworte ich, während mir die genauen Daten schon wieder zu entfallen scheinen. "Magst du dort am Montag hinschauen, Hans? Nachdem 'Der letzte Schrei', mein jüngster Roman noch immer beim Lektor ist, hätte ich gut Zeit für einen Besuch."

Während ich auf eine Antwort warte, schweift mein Blick zwischen dem mittlerweile kalten Tee und dem Strauß Blumen auf dem Tisch - sahen Sie vor wenigen Minuten nicht noch frischer aus? - hin und her.

"Die Kinder in der Ferne? Was soll das sein, Hans?" Irritiert und besorgt blicke ich meinem Gatten hinterher, als dieser sich daraufhin schweigend umdreht und geht. Einen Moment stehe ich einfach nur da, dann fällt mein Blick auf den wartenden Herrn Hempel.

"Ach ja, jetzt hätte ich es in der Aufregung fast vergessen. Vielen Dank, Herr Hempel. Vielen Dank, dass Sie...nun, dass Sie uns heute das Leben gerettet haben!" Ich blicke ihn an, nicht ganz sicher, ob meine Worte nich übertrieben sind. Aber hatte er nicht tatsächlich genau das getan?
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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #12 am: 29.08.2018 | 23:31 »
Agathe
AM KAISERDAMM

Hans ist schon fast aus der Tür raus, da dreht er sich auf der Schwelle noch kurz um. "Ich meinte Eisensteins Sohn und dessen Tochter. Lydia? Ich glaube sie heisst Lydia."
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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #13 am: 30.08.2018 | 10:44 »
AM KAISERDAMM

Der Dank überrascht mich und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich hoffe, dass Agathe Lohenstein meine grobschlächtige Mimik inzwischen deuten kann. Dann nicke ich kurz.

"Wenn ich noch etwas tun kann, stehe ich zu Ihrer Verfügung."

Von diesem Moment an ist es für mich Agathe Lohenstein, die das Heft in der Hand hält. Etwas an dem Verhalten des Professors hat mein Misstrauen geweckt. "Was interessiert es ihn, wem das dürftige Erbe der von Eisensteins zufällt? Warum sollte es den Kindern vorenthalten werden, nur weil sie sich im Ausland befinden? Wer außer Lydia befindet sich denn noch 'in der Fremde'? Und wer will schon dieses düstere, verkommene Haus mit seinen mottenkugelvernebelten Erinnerung ... außer, um es schnellstmöglich zu versilbern?" Als ich mich bereits herumzudrehen begonnen habe, um in der Küche den Auftrag des Professors auszuführen, halte ich noch einmal inne und fasse Mut, jetzt wo ich Agathe Lohenstein alleine sprechen kann.

"Was werden Sie nun tun?" Und ich meine in diesem Augenblick ganz konkret Agathe, nicht auch Hans. "Wir scheinen da in eine wirklich schlimme Sache hereingeraten zu sein. Schrecklich und ... unglaublich. Wäre es besser ... und sicherer, die Angelegenheit den Behörden zu überlassen? ... Aber wäre ein preußischer Beamter bereit zu glauben, was wir gesehen haben? ... Und könnte er es beenden? ..." "Was würde es nützen, Krassimir wieder einzusperren? Irgendwann würde es von neuem beginnen! Solange Krassimir lebt und ... seine Augen diese leuchtende Pforte in seinem Kopf öffnen ..., wird niemand sicher sein." "Es ist nicht meine Art, in der dreckigen Wäsche anderer zu wühlen", nehme ich es mit der Wahrheit nicht so genau, "aber wenn ich eines im Krieg gelernt habe, dann ist es, dass nur diejenigen überleben, die der Gefahr aus dem Weg gehen oder ihr zuvorkommen. Gräben ausheben, sich verstecken, ausharren und warten bringt früher oder später den Tod."
« Letzte Änderung: 1.09.2018 | 16:37 von Joran »

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #14 am: 1.09.2018 | 15:32 »
AM KAISERDAMM

"Aber, die Polizeit ermittelt doch ohnehin bereits.", antworte ich Herrn Hempel, während ich ihn noch ein wenig verständnislos anblicke. "Dass ich mich mit einzelnen Fragen, die aufgetaucht sind, noch weiter beschäftigen möchte, liegt nicht daran, dass ich Miss Marple spielen möchte. Es ist eher Neugier und, wenn Sie so wollen, auch berufliches Interesse. Mystische Geschichten und Kriminalromane gehen schließlich sehr gut, im Moment." Als Herr Hempel weiterspricht, nimmt mein Gesicht jedoch einen zusehends besorgteren Ausdruck an. "Sie meinen, wir könnten in Gefahr sein? Aber, was würde dieser Russe denn von uns wollen?" Ich blicke mich um, stelle aber fest, dass Hans den Raum bereits verlassen hat. Mein Blick bleibt einen Augenblick an den großen Fenstern hängen, durch die Krassimir wohl problemlos in das Haus eindringen könnte. "Hören Sie, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie wir plötzlich das Ziel eines russischen Serienmörders werden könnte. Aber ich verstehe auch nicht viel vom Krieg. Was würden Sie denn vorschlagen?"
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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #15 am: 1.09.2018 | 17:09 »
AM KAISERDAMM

Vielleicht habe ich es mit diesem martialischen Vergleich übertrieben. Aber Agathe Lohenstein hat gesehen, wozu Krassimir fähig ist ... jedenfalls einen Teil. Und ich traue mich auch noch nicht, ihr von dem Stillstand der Zeit zu berichten, solange ich mir nicht sicher bin, dass sie mir glauben würde.

"Nun, ich bin mir nicht sicher, ob wir es nur mit einem russischen Serienmörder zu tun haben. Die von Eisensteins sind auf eine ganz andere Weise gestorben als der Wachmann der Sternwarte oder Kirill oder die Lumpensammler. Bei den von Eisensteins gab es keine ... Mumifizierung. Außerdem dürfte Professor von Eisenstein gestorben sein, bevor Krassimir aus der Anstalt ausgebrochen ist. ... Das gilt merkwürdigerweise allerdings auch für den Wachmann. Das ist eine der Sachen, die ich mir nicht erklären kann."

"Es könnte irgendein Zusammenhang zu diesem Päckchen von Lydia und dem Tod der von Eisensteins bestehen. Eine Tropenkrankheit? Ein Gift? Ein eingeschlepptes Tier? ... Hat die Witwe nicht Ihnen Lydias Päckchen gezeigt? Und einen Tag später ist sie wie ihr Mann verstorben. Sie haben das Päckchen auch begutachtet ... Ich habe keine Ahnung. Sollten Sie sich vielleicht ... untersuchen lassen? Um ganz sicher zu gehen? Ihr Gatte war mit Herrn von Eisenstein befreundet. Und sie haben dieses merkwürdige Buch aus der Bibliothek mitgenommen. Was wenn es um dieses Buch geht? Oder irgendewtas, was darin verborgen ist? ... Nun, vermutlich geht meine Phantasie mit mir durch. ... Sie haben recht."

"Und doch ... da waren noch weitere Dinge, die ich gesehen habe ... merkwürdige Dinge ... im Wohnzimmer der von Eisensteins ... und bei dem Unfall auf der Straße ... direkt hier vor dem Haus. Haben Sie nichts merkwürdiges wahrgenommen? Dieses merkwürdige ... Beben ... das kam und ging, ohne dass man noch etwas von den Verwerfungen des Pflasters sehen könnte? Oder die ... Verletzung? Die Verformung des Wagen? ... Warum geschah das gerade hier?"

"Auch in der Sternwarte habe ich Dinge GESEHEN, die NICHT sein können. Niemand würde mir das glauben! ... Wer würde uns überhaupt abnehmen, was in der Sternwarte tatsächlich passiert ist? ... Nehmen Sie nur dieses Licht aus den Augen ... dieses kalte Licht ... von einem fernen Ort. ... Haben Sie der Polizei davon erzählt, Frau Lohenstein? Ich habe es lieber gelassen. Will ja nicht in der Klapse landen."

"Ich habe mich immer auf meine Instinkte verlassen ... im Krieg ... und das hat mir mehr als einmal das Leben gerettet. Und meine Instinkte schlagen im Augenblick Alarm. Nur verstehe ich nicht, warum. Etwas sagt mir, dass das hier noch nicht vorbei ist. ... Ich wäre gerne vorbereitet, wenn das überhaupt möglich ist."

Ich merke, wie meine Sorge mit jedem Wort wächst. Während ich ausspreche, was mich bewegt, beginnen sich zwischen den vielen Einzelinformationen Fäden zu spannen, die ein gewaltiges, schreckliches Bild erahnen lassen. Aber noch kann ich es nicht greifen. Aber ich weiß, dass es mehr und mehr Form annehmen wird und dass weitere Teile hinzugefügt werden, vielleicht gerade in diesem Augenblick. Bis die Fäden ein Netz ergeben, dem man nicht mehr entrinnen können wird. Und ich beginne zu ahnen, dass alleine meine Fäuste kaum ausreichen werden, um mich zu schützen. Ich bin verwirrt. Ich muss mich erst einmal sammeln und will mich auch nicht um Kopf und Kragen reden.

"Nun, vielleicht sieht die Welt morgen auch schon wieder ganz anders aus. ... Es tut mir leid, wenn ich Sie besorgt haben sollte. Es ist vermutlich einfach ein wenig zu viel passiert an den letzten beiden Tagen."

"Ich werde jetzt erst einmal Irmi den Wunsch Ihres Gatten ausrichten. ... Wenn ich noch etwas für Sie erledigen soll, rufen Sie mich."

Dann begebe ich mich in die Küche, um Irmi die Weisung des Professors auszurichten.

Offline Der Läuterer

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #16 am: 1.09.2018 | 22:47 »
Agathe
AM KAISERDAMM

Als Du schlussendlich müde, von diesem aufregenden und anstrengenden Tag, zu Bett gehst, merkst Du, wie schwer Deine Beine geworden sind. Deine Schuhe scheinen leicht am Teppich zu kleben.
Im Halbdunkel des Zimmers erscheint der Flor des Teppichs länger als gewöhnlich zu sein. Eine optische Täuschung. Sicherlich.

Die Treppe nach oben zum Schlafzimmer scheint ebenfalls leicht verändert. Das harte Holz der Stufen schwingt nach, als würdest Du mit jedem neuen Schritt auf Gummi treten. Kein Laut ist zu hören.

Bei Euch im Haus sind die 12. und 13. Stufe dieser Treppe dafür bekannt und berüchtigt, laut zu knarren wenn sie betreten werden.
Hans scherzt bisweilen, dass niemand einen Wachhund bräuchte, der eine so laut kreischende Treppe sein eigen nennt.

Wenn Mirjam früh morgens oder spät abends die Treppe hoch kommt oder herunter geht, dann läuft sie stets ganz dicht an der Wand, was das Geräusch beträchtlich dämpft, um die Herrschaft oben nicht zu stören.

Du bist von der Treppe so fasziniert und abgelenkt, dass Du völlig vergisst, dass Hans oben sicherlich bereits schläft. Du hast gerade den Fuss auf die Stufe gesetzt und belastest ihn unwillkürlich mit Gewicht, als das Geräusch an Deine Ohren dringt.

Es ist das Geräusch von knackendem Eis; als hättest Du eine nicht tragfähige Eisfläche betreten.
« Letzte Änderung: 1.09.2018 | 22:52 von Der Läuterer »
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Offline Katharina

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #17 am: 3.09.2018 | 22:22 »
AM KAISERDAMM


Meine Mine erstarrt, während ich Anton lausche, wie er schonungslos ausspricht, was passiert ist. Kurz bin ich versucht, ihm zu berichten, wie auch für mich die Zeit stehen geblieben ist und zögere einen Augenblick, bevor ich antworte. Schließlich habe ich mich jeder wieder gefasst: "Herr Hempel, es war alles sehr viel heute. Ich...nun, ich bin mir noch nicht bei allem sicher, wie es einzuordnen ist, aber es wird sich eine Erklärung finden lassen. Und vielleicht sieht morgen, wenn die Sonne wieder schient, wirklich schon alles ganz anders aus." Ich versuche mich an einem Lächeln, was jedoch nicht ganz funktioniert. "Vielleicht können Sie sich aber morgen trotzdem einmal erkundigen, ob man vor den großen Fenster im Erdgeschoss nicht Metallgitter anbringen lassen kann?"

Anschließend verabschiede ich mich und begebe mich in den Lesesaal, wo ich meine Sammlung an Gruselgeschichten des 19. Jahrhunderts durchgehe und hoffe etwas zu finden, das mit den Ereignissen der letzten Stunden zu tun hat. Diese seltsame Farbe, die Mumifizierungen, das Anhalten der Zeit - irgendjemand hat doch bestimmt schon dazu geschrieben. Als ich schließlich fündig werde, setze ich mich jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, in den großen Lesesessel, da ich die Augen ohnehin kaum noch offen halten kann. Stattdessen beschließe ich, das Buch mit ins Bett zu nehmen.

Gähnend öffne ich die Türe zum Treppenhaus und setze langsam einen Schritt vor den anderen. Als mir auffällt, wie seltsam die Treppe wirkt, halte ich ein. Mit zugekniffenen Augen starre ich in die Dunkelheit, kann aber nichts seltsames ausmachen. Auch an meine Ohren dringt nur das schnelle Pochen meines eigenen Herzes. Also rede ich mir selbst Mut zu, denke daran, dass ich mich gleich an Hans kuscheln kann und haste die Treppe nach oben. Als ich das Geräusch von Eis höre, beschleunige ich mein Tempo nur noch mehr.
Leitet derzeit: Symbaroum, Cthulhu und (unregelmäßig) Oneshots in Indie-Systemen
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Offline Der Läuterer

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm
« Antwort #18 am: 3.09.2018 | 22:59 »
Agathe
AM KAISERDAMM

Bevor Du zu Bett gehst, schaust Du noch in Hans' Schlafzimmer. Die Verbindungstür zwischen beiden Zimmern öffnet sich ohne einen Laut. Das Zimmer liegt im Dunkeln ruhig vor Dir. Dein Mann schläft bereits tief und fest.

Als Du die Tür gerade wieder schliessen willst, fällt Dir im schwachen Licht des Mondes auf, dass das Buch aufgeschlagen auf seiner Bettdecke liegt; mit dem Buchrücken nach oben. Er muss wohl während der Lektüre eingeschlafen sein.

Hans muss sich das Buch unbemerkt geholt haben. Und dazu musste er an Dir vorbei; er muss durch den Lesesaal gekommen und gegangen sein, als Du dort warst. Doch Du hast ihn nicht bemerkt.
« Letzte Änderung: 4.09.2018 | 12:49 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - Sa., 17.09.1927
« Antwort #19 am: 20.09.2018 | 10:46 »
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